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In Frankfurt beginnen drei spektakuläre Prozesse

(Katrin Bischoff) FRANKFURT (ODER). Was für Men­schen müssen das sein, die zwei wehrlose Män­ner bei lebendi­gem Leibe ver­bren­nen? Diese Frage soll an diesem Dien­stag ein psy­chi­a­trisch­er Gutachter vor dem Landgericht in Frank­furt (Oder) beant­worten. Dort müssen sich seit Dezem­ber zwei 30 und 40 Jahre alte mut­maßliche Mörder und ihre zwei 36 und 20 Jahre alte Helfer ver­ant­worten. Die Angeklagten sollen am 17. Mai 2004 in Buck­ow (Märkisch-Oder­land) nach einem Zechge­lage in die Woh­nung ihrer Opfer einge­drun­gen sein, einen der Män­ner bewusst­los gefoltert und ihn zusam­men mit seinem Fre­und, der mit der Polizei gedro­ht hat­te, in einem Wald angezün­det haben. Tat­mo­tiv: Die mut­maßlichen Mörder woll­ten das eine Opfer für eine ange­bliche Verge­wal­ti­gung bestrafen. Unklar ist, ob der Vor­sitzende Richter Andreas Dielitz schon am 9. Feb­ru­ar das Urteil verkün­den wird. 

Noch zwei weit­ere eben­so grausame Ver­brechen ste­hen in den näch­sten zwei Wochen in Frank­furt zur Ver­hand­lung an — auch dort führt Dielitz den Vor­sitz. So begin­nt am 10. Feb­ru­ar der Prozess gegen drei 21, 23 und 29 Jahre alte Män­ner und zwei 25 und 21 Jahre alte Frauen. Nach Angaben eines Gerichtssprech­ers vom Mon­tag sollen sie am 5. Juni 2004 einen 23-jähri­gen Mann verge­waltigt und in Todes­ge­fahr gebracht haben. Die Peiniger über­fie­len Gun­nar S. auf der Straße, ver­schleppten ihn in eine Woh­nung und folterten ihn. Laut Anklage zwan­gen sie ihn, Vogelkot zu essen und Spülmit­tel zu trinken. Sie trak­tierten ihn mit einem Bügeleisen, drück­ten glühende Zigaret­ten auf ihm aus und verge­waltigten ihn mit diversen Gegen­stän­den. “Die Tor­tur dauerte zweiein­halb Stun­den”, so der Gerichtssprecher. 

Ärzte stell­ten bei Gun­nar S. Rip­pen­brüche, Ver­bren­nun­gen und einen Dar­m­durch­bruch fest. Ein kün­stlich­er Dar­maus­gang musste gelegt wer­den. “Ohne Oper­a­tion wäre er mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahrschein­lichkeit verblutet”, sagte der Sprech­er. Rache nan­nten die Män­ner, die stadt­bekan­nte Neon­azis sein sollen, als Motiv. “Das Opfer soll sich ein­er Frau sex­uell genähert haben. Und das störte wohl den 29-jähri­gen Angeklagten”, so der Gerichtssprech­er. Das Urteil soll am 11. März gesprochen wer­den. Laut Opfer­per­spek­tive ist Gun­nar S. seit dem Über­fall psy­chisch am Ende. Er werde die Tat wohl niemals verkraften. 

Mann in Brand gesteckt 

Am 15. Feb­ru­ar begin­nt der Prozess gegen zwei 19 und 23 Jahre alte Män­ner aus Beeskow (Oder-Spree) wegen ver­sucht­en Mordes. Sie sollen laut Gericht am 16. Juni 2004 “heimtück­isch, grausam und aus niederen Beweg­grün­den” ver­sucht haben, einen Obdachlosen zu töten. Jür­gen W. lag auf ein­er Bank im Beeskow­er Stadt­park. Die Angeklagten sollen den schlafend­en Mann nach Geld durch­sucht haben. “Aus Verärgerung darüber, dass sie nichts fan­den, beschlossen sie, ihr Opfer zu töten”, so der Sprech­er. Zuerst hät­ten die Angeklagten vorge­habt, den 35-Jähri­gen mit einem Schrauben­zieher zu erstechen. Doch dann habe man sich geeinigt, das arglose Opfer in Brand zu steck­en. Die Män­ner sollen die Flam­men ihrer Feuerzeuge an den aus syn­thetis­chem Mate­r­i­al beste­hen­den und damit leicht ent­flamm­baren Anorak von Jür­gen W. gehal­ten haben. “Die Angeklagten sahen noch, wie das Feuer den gesamten Oberkör­p­er erfasste”, so der Gerichtssprech­er. Ein Zeuge hat­te die Flam­men mit ein­er Jacke erstickt. Jür­gen W. erlitt schwere Ver­bren­nun­gen. 35 Prozent der Haut seines Oberkör­pers ver­bran­nten. Das Urteil soll am 15. März fallen.

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Nie vergessen: Schuldig sind wir”

(Heike Mild­ner, MOZ) Letschin. Wie haben Sie das Ende des Krieges vor 60 Jahren in der Oder­re­gion erlebt? Was bewegt Sie heute, wenn Sie an das Jahr 1945 denken? — fra­gen wir in unser­er Serie “60 Jahre danach”. Heute sind wir im Gespräch mit Ursu­la Fis­ch­er aus Sydowswiese über diese schwere Zeit.

Am 31. Jan­u­ar 1945 hütet Ursu­la Fis­ch­er mit hohem Fieber zu Hause in Sydowswiese das Bett. Eigentlich sollte sie jet­zt, wie schon im ver­gan­genen Kriegs­jahr, in der Heeres­mu­ni­tion­sanstalt Son­nen­burg Flu­gab­wehrgranat­en für den Kampf um den End­sieg drehen. Doch die 19-Jährige hat­te Schar­lach bekom­men, war ins Küstriner Lazarett gebracht und von dort nach Hause geschickt wor­den. Bis Gol­zow hat­te sie ein Wehrma­chts-LKW mitgenom­men. Von Gol­zow bis Sydowswiese war sie zu Fuß über die Felder gegan­gen. Ihre Eltern fie­len aus allen Wolken, als ihre Tochter Mitte Jan­u­ar auf ein­mal fiebernd und entkräftet vor der Tür stand. 

In Son­nen­burg habe sie erlebt, wie Deutsche mit Men­schen umgin­gen, die nicht deutsch, nicht blond und nicht blauäugig waren. Vor ihren Augen hat­te damals ein Auf­se­her der Heeres­mu­ni­tion­sanstalt eine junge Zwangsar­bei­t­erin geschla­gen und zu Tode getreten. Weil ihr etwas vom Tisch gefall­en war. Die deutschen dien­stverpflichteten Frauen, die mit den Zwangsar­bei­t­erin­nen gemein­sam an dem Tisch arbeit­eten, wur­den angewiesen, kein Mitleid zu haben. Ursu­la Fis­ch­er kamen damals erste Zweifel an dem, was ihr beim Bund Deutsch­er Mäd­chen über die “Her­ren­rasse” gepredigt wor­den war. 

Son­nen­burg ist nun knapp zwei Wochen her, die junge Frau kämpft mit dem Schar­lach. Die Russen sind noch weit, glaubt man den Nachricht­en aus dem Volk­sempfänger. An diesem 31. Jan­u­ar machen sich Ursu­las Vater und zwei andere Män­ner aus dem Dorf mit dem Rad auf den Weg nach Kienitz. Auf der östlichen Oder­seite wollen sie Baum­stubben zum Feuer­ma­chen roden. Die drei trauen ihren Augen kaum, als sie in Kienitz auf Sol­dat­en in der Uni­form der Roten Armee tre­f­fen — Spitzen der 5. Stoßarmee, erfährt man heute aus Geschichts­büch­ern. Die sagen etwas von “Damoi” zu den Sydowswiesern, sie sollen wieder nach Hause gehen. Dort glaubt ihnen kein­er so recht, was sie soeben gese­hen haben. Ein Wehrma­cht­sof­fizier auf Fron­turlaub in Kienitz benachrichtigt per Tele­fon das Oberkom­man­do der Wehrma­cht. Wer weiß, wie die Geschichte ohne diesen Anruf ver­laufen wäre … 

Wenn Ursu­la Fis­ch­er erzählt, rückt, was nun 60 Jahre her ist, in greif­bare Nähe, wird fass­bar. Die zier­liche Frau, die ver­schmitzt lächelt, wenn man sich über die Zahl ihrer Leben­s­jahre ver­wun­dert zeigt, hat ein gutes Gedächt­nis und ist eine geübte Erzäh­lerin, die über den Fort­gang der Ereignisse nicht erst lange grü­beln muss. 

Sie schildert die Odyssee der Fis­ch­ers nach der Räu­mung von Sydowswiese. In ein­er Woche wür­den sie die Russen wieder über die Oder getrieben haben, war von den Sol­dat­en zu hören. Einige Sydowswieser kamen bei Ver­wandten unter, die Fis­ch­ers fol­gten mit anderen der Route, die die deutschen Strate­gen ihnen nach und nach zuwiesen. Zuerst ging es nach Buschdorf. “Meine Mut­ter hat mich auf meinen Rodelschlit­ten geset­zt und bis Buschdorf gezo­gen.” Eine Decke im Rück­en und eine kleine Tasche war alles, was sie mit­nah­men. Die 19-Jährige hat­te immer noch hohes Fieber. Geflüchtet, ver­trieben, evakuiert? Schw­er zu sagen, meint Ursu­la Fis­ch­er, auch nach 60 Jahren. 

Von Buschdorf zog die Fam­i­lie weit­er nach Worin und von dort nach Münchehofe. Ihr Vater sei dann noch zum Volkssturm nach Müncheberg ein­berufen wor­den. Ursu­la Fis­ch­er blieb mit ihrer Mut­ter und ein­er anderen Sydowswieserin und deren Tochter zusam­men. Per Son­derzug von Treb­nitz aus gelangten sie nach Glöwen, eine Sta­tion vor Wit­ten­berge und mit einem Pfer­de­fuhrw­erk weit­er nach Söl­lentin in der Prig­nitz. Dort kamen sie bei ein­er Bauern­fam­i­lie unter. Nach den Massen­quartieren der let­zten Wochen sei es den Vieren bis zum ersten Mai dort recht gut gegan­gen, erin­nert sich Ursu­la Fis­ch­er. Doch inzwis­chen waren in Söl­lentin die Russen mit weißen Fah­nen emp­fan­gen wor­den. Am 1. Mai befahlen sie den Flüchtlin­gen die Rück­kehr in ihre Heimat­dör­fer, sofern diese östlich der Oder lägen. 

Zu Fuß macht­en sich die Sydowswieser von Söl­lentin auf den Weg nach Hause, ruht­en sich unter freiem Him­mel oder in Sche­unen aus, ernährten sich von Rhabar­ber und Brennnes­seln, hat­ten immer Hunger. Manch­mal schlossen sich ihnen andere an, dann wieder liefen sie zu viert. Ein­mal habe sie, als sie durch ein Dorf liefen, ein rus­sis­ch­er Sol­dat zu sich gerufen. Alle befürchteten das Schlimm­ste. Schließlich hörte man immer wieder von Verge­wal­ti­gun­gen. Doch die junge Frau kam unversehrt und mit Brot und einem Stück Speck wieder. “Schein­bar hab ich so elend aus­ge­se­hen von dem Schar­lach …”, bemerkt Ursu­la Fis­ch­er trock­en. Solche Erleb­nisse prä­gen sich ein. 

Am 9. Mai endet der lange Fuß­marsch mit zer­fet­zten Schuhen und kaput­ten Füßen. Als sie den Letschin­er Kirch­turm gese­hen habe, habe sie auch wieder laufen kön­nen. In Letschin beka­men die Hun­gri­gen ein Brot von der Bäck­erei in der Ursu­la Fis­ch­er vor dem Krieg Lehrling gewe­sen war und zogen weit­er nach Sydowswiese. 

Dort war kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. In der Früh­lingsluft lag Leichengeruch. Das erste, was die Heimgekomme­nen tat­en, war, die Gefal­l­enen zu begraben. Dann kam der Typhus. Wenn sie heute die Berichte von der Flutkatas­tro­phe höre, wisse sie nur zu gut, wovon die Rede sei, meint Ursu­la Fischer. 

In den ersten Tagen hat­ten die Heimkehrer wed­er Stre­ich­hölz­er noch Feuerzeug. Was da ist, wird roh gegessen. Kein warmes Wass­er, um sich ein­mal richtig zu waschen, kein warmes Getränk. Die Russen teilen die Deutschen zur Arbeit ein. Die Zick­za­ck­gräben auf dem Deich wer­den zugeschaufelt. Wer arbeit­et, bekommt Brot. Ursu­la Fis­ch­er und andere Frauen schla­gen Pflöcke in den Boden und ziehen Markierungsleinen bei einem rus­sis­chen Minen­suchkom­man­do. Als sich ein­er der Sol­dat­en in der Pause eine Zigarette anzün­det, machen die Helferin­nen große Augen. Der Sol­dat braucht ein biss­chen, bis er begreift, dass es um sein Feuerzeug geht. Und er über­lässt es ihnen. Dieses Feuerzeug hät­ten sie gehütet wie ein Geschenk. Kein Geschenk des Him­mels, son­dern eins der vor­dem ver­has­sten Russen. Auch das prägt sich ein. 

Fragt man Ursu­la Fis­ch­er nach ihrem Leben vor 60 Jahren, klagt sie nicht, sie schildert. Auch wenn es eben­so ent­behrungsre­ich war wie das ander­er ihrer Gen­er­a­tion. Sie sage nur, was sie selb­st erlebt habe, auch wenn andere sie vielle­icht für bek­loppt hiel­ten, meint Ursu­la Fis­ch­er kampfes­lustig. Auch die Deutschen hät­ten gelit­ten. Aber man dürfe nicht vergessen, dass sie den Krieg begonnen und viel Leid über andere Völk­er gebracht haben. Das sagt sie auch denen, die das heute nicht oder nicht mehr hören wollen.

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Erinnerung nicht verwässern!

(Doris Steinkraus, MOZ) SEELOW Rund 300 Gäste nah­men gestern an ein­er wis­senschaftlichen Kon­ferenz im Kreiskul­turhaus teil, mit der in Märkisch-Oder­land offiziell der Ver­anstal­tungsreigen zum Ende des Zweit­en Weltkrieges eröffnet wurde. Gast­ge­ber waren der Land­kreis und die Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bildung. 

Zu DDR-Zeit­en habe es zweifel­los eine zu ein­seit­ig aus­gerichtete Betra­ch­tung auf die Ereignisse gegeben. Doch eine Vok­a­bel wollte der Präsi­dent des Land­tages, Gunter Fritsch, mit Blick auf 60 Jahre Kriegsende ganz offiziell genan­nt wis­sen — Befreiung. Deutsch­land, Europa und die Welt sei von dem men­schen­ver­achte­tenden Naziregime befre­it wor­den. Diese his­torische Tat­sache sollte nie­mand aus­blenden. “Erin­nerung darf nicht ver­wässert oder über­lagert wer­den”, mah­nte Fritsch mit Blick auf die Ereignisse im säch­sis­chen Land­tag. Es werde immer Kon­flik­te in der Welt geben. Sie gewalt­frei zu lösen, sei eine Fähigkeit, die Men­schen erler­nen müssten. “Und es ist unsere Auf­gabe, der Jugend unsere Erfahrun­gen weiterzugeben.” 

Gunter Fritsch erin­nerte daran, dass bis heute Tausende Gefal­l­ene unter­schiedlich­er Nation­al­itäten in märkischem Boden ver­schar­rt liegen. Er würdigte die jahrzehn­te­lange Arbeit des Umbet­ters Erwin Kowalke aus Buck­ow, “der es sich zur Leben­sauf­gabe gemacht hat, den unzäh­li­gen Namen­losen eine Iden­tität zu geben”. Der amtierende Lan­drat Michael Bonin machte deut­lich, dass der 60. Jahrestag die let­zte Möglichkeit darstelle, mit Men­schen, die das schreck­liche Geschehen bewusst miter­lebt haben, ins Gespräch zu kom­men. Bonin zitierte Richard von Weizsäck­er, der schon vor 20 Jahren mah­nte: “Wer vor der Ver­gan­gen­heit die Augen ver­schließt, wird blind für die Gegenwart.” 

In den Vorträ­gen des Tages wurde die strate­gis­che Bedeu­tung der einzel­nen Aktio­nen sowohl der Roten Armee als auch der Wehrma­cht und der Alli­ierten deut­lich. Längst sei den Gen­erälen der Wehrma­cht klar gewe­sen, dass der Tag der Nieder­lage naht. Pro­fes­sor Dr. Rolf-Dieter Müller vom Mil­itärgeschichtlichen Forschungsamt Pots­dam ließ die Ereignisse Revue passieren. Im Jan­u­ar 1945 hat­te sich die Weich­sellinie aufgelöst. Die Ver­bände der Wehrma­cht zogen sich zur Oder­lin­ie zurück. In erbit­terten Gefecht­en wur­den der Roten Armee schwere Ver­luste beigebracht. 

Die große Offen­sive, die am 16. April mit der Erstür­mung der Seelow­er Höhen begann, hätte jedoch ganz offen­sichtlich nicht so ver­lus­tre­ich sein müssen, wie sie let­ztlich war. Das machte Müllers His­torik­er-Kol­lege Kurt Arlt vom gle­ichen Insti­tut in seinem Vor­trag deut­lich. “Mit der Schlacht um die Seelow­er Höhen erwarb sich die Rote Armee kein Ruhmes­blatt”, stellte Arlt klar. Und belegte es mit inter­es­san­ten Details. Gen­er­al Shukow wollte bere­its im Feb­ru­ar den großen Angriff starten. Das jedoch lehnte Stal­in mit seinem Stab ab. Man wollte den Angriff auf sichere Füße stellen. Dass die Schlacht um die Seelow­er Höhen oft im Schat­ten der Berlin­er Ereignisse stand, habe schlichtweg auch mit der wenig ruhm­re­ichen Kampf­führung Shukows zu tun gehabt. Schon 1946 habe es eine Kon­ferenz gegeben, in der man über die immensen Opfer bei dieser Oper­a­tion referierte. Es sei deut­lich gewor­den, dass hier viele fehler­hafte Entschei­dun­gen getrof­fen wur­den, die zusät­zliche Tote bescherten und die nor­maler­weise Fälle für ein Kriegs­gericht waren. Arlt nan­nte Beispiele. Shukow habe eine völ­lig überdi­men­sion­ierte Dichte an Men­schen und Gerät auf­marschieren lassen. So fehlte den Panz­ern die nötige Bewe­gungs­frei­heit. Mitunter wurde die eigene Infan­terie über­fahren wie auch Bomber der Roten Armee eigene Stel­lun­gen trafen, weil die Aufk­lärung mehr als man­gel­haft war. 

Auch der Ein­satz der Flakschein­wer­fer stelle sich als unsin­nige — deshalb wohl auch ein­ma­lige — Aktion dar. Shukow wollte damit mil­itärisches Neu­land betreten, fand aber in den eige­nen Rei­hen viele Kri­tik­er. Die Schein­wer­fer soll­ten die deutschen Stel­lun­gen auf den Seelow­er Höhen bloß stellen. In Wirk­lichkeit sorgten die unzäh­li­gen Granat- und Geschos­sein­schläge für undurch­dringliche Wolken aus Rauch und Staub, die die Sicht sog­ar noch erschwerten. 

In kein­er anderen Schlacht des Krieges, wed­er bei Stal­in­grad noch bei Moskau oder Kursk, habe es so hohe Tages-Ver­luste gegeben wie bei der Oper­a­tion Berlin, so der His­torik­er. Im Durch­schnitt star­ben täglich mehr als 15 700 Sol­dat­en oder wur­den ver­let­zt. Shukows Armee hat­te mehr als 200 000 Tote zu bekla­gen, mehr als 150 000 wur­den ver­let­zt. Und das seien nur die von der Gen­er­al­ität eingeräumten Ver­luste. Gut möglich, dass sie noch höher waren. Alles in allem sei diese let­zte große Schlacht keine Meis­ter­leis­tung der sow­jetis­chen Kriegs­führung gewe­sen und habe wohl auch deshalb nie so im Mit­telpunkt gestanden. 

Der Leit­er des Deutsch-Rus­sis­chen Muse­ums Berlin-Karl­shorst, Dr. Peter Jahn, deut­lich, wie sich die Erin­nerung an den Krieg auch in der Sow­je­tu­nion gewan­delt hat. So lange Stal­in lebte, war er der große Lenker, dann war es das Volk. Heute jedoch sehe man das Agieren der Roten Armee dif­feren­ziert, räume ein, dass es Straf­batail­lone und viele Über­griffe auf die deutsche Zivil­bevölkerung gab. Bis heute eine jedoch der Sieg der Roten Armee über Hitlerdeutsch­land die Völk­er der ein­sti­gen Sow­je­tu­nion. Junge Braut­leute wür­den bis heute an den Kriegs­denkmälern Kränze nieder leg­en. Zu der Kon­ferenz waren alle weit­er­führen­den Schulen des Kreis­es ein­ge­laden. Lediglich das Ober­stufen­zen­trum Märkisch-Oder­land nutzte das Ange­bot. Eine kleine Gruppe ver­fol­gte die Kon­ferenz, wobei beson­ders der erste sehr wis­senschaftlich gehal­tene Vor­trag schwere Kost bedeutete. Er set­zte viel Detailken­nt­nis voraus. 

Zu den Gästen gehörten neben Vertretern zahlre­ich­er Insti­tu­tio­nen und Ein­rich­tun­gen Vertreter der Botschaft der Rus­sis­chen Förder­a­tion und des Rus­sis­ches Haus­es für Kul­tur in Berlin. Auch der Vize-Lan­drat des pol­nis­chen Part­nerkreis­es Mys­li­borz nahm an der Kon­ferenz teil. Beim Sturm auf die Seelow­er Höhen agierten rund 9000 Sol­dat­en der Pol­nis­chen Armee. Etwa 5000 fan­den den Tod. 

Teil­nehmer ver­wiesen auf die Notwendigkeit kor­rek­ter For­mulierun­gen. So sei im Zusam­men­hang der Schlacht­en immer wieder von rus­sis­chen Sol­dat­en und der rus­sis­chen Armee die Rede. Solch eine For­mulierung schließe die Beteili­gung der vie­len anderen Nation­al­itäten — von Ukrain­ern über Weißrussen bis hin zu Mol­daviern aus. Gekämpft hat die Rote Armee bzw. Sol­dat­en der Sowjetunion. 

Für den organ­isatorischen Part des Tages zeich­nete die Kul­tur GmbH ver­ant­wortlich. Das Team des Kul­turhaus­es wurde dabei von Auszu­bilde­nen der Kreisver­wal­tung und des Tech­nis­chen Hil­f­swerkes unterstützt. 

Als Rotarmist zurück nach Berlin

Seelow (dos/MOZ) Zu den weni­gen noch leben­den Zeitzeu­gen, die die Schlacht um die Seelow­er Höhen als Sol­dat miter­lebten, gehört der am 21. Juni 1924 in Berlin geborene Ste­fan Doern­berg. Der heute 80-Jährige nahm gestern an der Kon­ferenz in Seelow teil. Doern­bergs Fam­i­lie musste während der Naz­i­herrschaft ins Exil gehen. Ste­fan Doern­berg machte 1941 in Moskau das Abitur. Am Tag des Über­falls Deutsch­lands auf die Sow­je­tu­nion meldete er sich am 22. Juni 1941 frei­willig bei der Roten Armee. Er nahm als Leut­nant der 8. Gardearmee an den Kämpfen um Seelow teil. 

Er wirk­te seit Beginn der 60er Jahre in der Friedens­be­we­gung der DDR, wurde 1971 Gen­er­alsekretär des DDR-Komi­tees für €päis­che Sicher­heit und Zusam­me­nar­beit, später dessen Präsi­dent. Von 1990 an wirk­te er im Deutschen Komi­tee für €päis­che Sicher­heit und Zusam­me­nar­beit bis zu dessen Auflö­sung im Jahre 2000 mit. 

Er war Mit­glied des Beirates der Geden
kstätte Seelow, der sich in die inhaltliche Umstruk­turierung der Gedenkstätte ein­brachte. Über seine ungewöhn­liche Heimkehr vor 60 Jahren in sein Heimat­land berichtet Pro­fes­sor Ste­fan Doern­berg u.a. in der Rei­he “Seelow­er Hefte”. Im Teil 3 “Moskau-Seelow-Berlin” schildert er die Ereignisse von damals, set­zt sich dabei auch mit The­men wie Verge­wal­ti­gung oder Plün­derun­gen durch die Rote Armee auseinan­der. Das Heft ist in der Gedenkstätte erhältlich.Seelow/Neuhardenberg (dos/MOZ) “Oder­land. Rein­er Tisch” ist der Titel ein­er Ausstel­lung der schwedis­chen Bild­hauerin Han­na Sjöberg. Sie wird am 25. Feb­ru­ar um 18 Uhr im Kreiskul­turhaus Seelow eröffnet. Die Kün­st­lerin hat sich in ein­er ähn­lichen Ausstel­lung 1995 im Kun­st­spe­ich­er Frieder­s­dorf schon ein­mal mit der Prob­lematik der Vertrei­bung auseinan­derge­set­zt. Ihre ungewöhn­liche Insze­nierung von Erin­nerung galt der einst blühen­den preußis­chen Stadt Küstrin. “Ein Tisch für Küstrin” hat­te sie ihre viel­beachtete Ausstel­lung über­schrieben. Im Schloss Neuhard­en­berg wid­met sich die Ausstel­lung “Boden­funde. Oder­land” vom 20. März bis zum 8. Mai eben­falls der The­matik Kriegsende und die Fol­gen. Bei­de Ausstel­lun­gen wer­den von der Sparkasse Märkisch-Oder­land unterstützt.

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Einmarsch der Russen”

Neuhard­en­berg. Wie haben Sie das Ende des Krieges vor 60 Jahren in der Oder­re­gion erlebt? Was bewegt Sie heute, wenn Sie an das Jahr 1945 denken? — fra­gen wir in unser­er Serie “60 Jahre danach”. Heute berichtet Käthe Dumke aus Neuhardenberg. 

Als Neun­jährige erlebte ich, wie die Russen am 31. Jan­u­ar 1945 in Kienitz ein­marschierten. Ich wollte um 7.45 Uhr zur Schule gehen, als eine Frau aus dem Dorf kam und immer rief, die Russen sind da. Wir sahen, wie sie auf der Straße nach Kienitz/Nord marschierten. 

Ich hat­te nur noch ein­mal pro Woche Unter­richt, da unsere Schule voller Flüchtlinge aus Ost­preußen war. Auch im Hafen lagen viele Kähne, die seit Anfang Dezem­ber, die auf­grund des starken Frostes und der Vereisung der Schiff­fahrtswege, nicht mehr weit­er fahren kon­nten. Meine Mut­ter ver­suchte vor­mit­tags mehrmals zum Bäck­er durchzukom­men, da sie noch Brot­marken hat­te und es war der 31. Zwis­chen 12 und 12.30 Uhr gelang es ihr. 

In dieser Zeit kon­nte mein Vater von Voßberg (Zuck­er­fab­rik) nach Hause. Dort wurde angerufen, dass die Russen in Kienitz sind und er wollte bei sein­er Fam­i­lie sein. Am Nach­mit­tag kamen die ersten Russen und durch­sucht­en unser Haus. 

Am 1. Feb­ru­ar 1945 quartierten sie sich bei uns ein, beset­zten Wohn- und Schlafz­im­mer. Wir drei saßen in der Küche. In der Nacht vom 1. zum 2. Feb­ru­ar rück­te das Deutsche Mil­itär bis zum Bahn­hof vor und schoss auf das Dorf. Die Russen flüchteten aus unserem Hau, und wir auch. Drei Häuser weit­er, bei Bekan­nten, fan­den wir Auf­nahme. Dort mussten wir am 3. Feb­ru­ar auch raus. 

Mein Vater kam auf die Idee, wir ver­suchen nach Groß Neuen­dorf zu flücht­en. Als wir mit unserem Hand­wa­gen an der Müh­le in Kienitz waren, wur­den wir von den Russen zurück geholt. Wir Kinder wur­den von den Eltern getren­nt und wein­ten furcht­bar. Unsere Müt­ter kamen wieder, aber nicht die Väter. Wir zogen zurück ins Dorf in die Nähe der Schule. In dieser Nacht wurde unser Ort von deutschen Fliegern bom­bardiert. Das Haup­tquarti­er der Russen lag in der Schule. Unsere Müt­ter mussten dort für die Russen kochen. Am 5. Feb­ru­ar haben uns die Russen ger­at­en, den Ort in Rich­tung Osten zu ver­lassen, da es jet­zt Kampfge­bi­et werde. 

Am 6. Feb­ru­ar sind wir mit Hand­wa­gen über die Oder. Das Wass­er stand schon auf dem Eis, denn inszwis­chen hat­te Tauwet­ter einge­set­zt. Mit nassen Füßen musste ich an diesem Tag 14 Kilo­me­ter laufen. Als wir zur Oder zogen, kamen schon wieder deutsche Flieger und war­fen Bomben, vor allem die Kähne im Hafen waren betrof­fen. Dor­thin hat­ten sich auch viele Kien­itzer geflüchtet. 

Am 7. Feb­ru­ar hat uns mein Vater wieder gefun­den. Er war schon am 4. Feb­ru­ar über die Oder im Glauben, wir wären schon rüber. Er war dann bis zum 22. Feb­ru­ar noch bei uns. Dann wurde er von den Russen mit genom­men, und ich habe bis heute noch kein Leben­sze­ichen von ihm. Wir mussten dann bis Landsberg/Warthe flücht­en. Alle Sta­tio­nen hier aufzuzählen, würde wahrschein­lich den Rah­men sprengen. 

Anfang April, gle­ich nach Ostern, macht­en wir uns auf die Rück­reise in Rich­tung Heimat, immer mit unserem Hand­wa­gen. Unter­wegs warn­ten uns die Russen: nix Odra, Krieg. Wir woll­ten das gar nicht glauben. Viel mehr über­legten unsere Müt­ter wie wir wohl über die Oder kom­men. Dann erfuhren wir, dass bei Kienitz eine Brücke gebaut war, und so kamen wir Kinder mit unseren Müt­tern am 28. April 1945 in einem völ­lig zer­störtem Kienitz an. Nichts ahnend, dass der Krieg noch gar nicht zu Ende ist. Unser Haus war unbe­wohn­bar. Wir kon­nten bei Bekan­nten wohnen.

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Kameruner überfallen

Zwei Stu­den­ten aus Kamerun sind am Son­ntag in Cot­tbus von vier Jugendlichen über­fall­en wor­den. Nach Ver­lassen ein­er Dis­co waren die bei­den 23- und 25-jähri­gen Stu­den­ten der Uni Cot­tbus von ein­er Gruppe Jugendlich­er ange­grif­f­en, geschla­gen und getreten wor­den, so die Polizei gestern. Ermit­tlun­gen wur­den eingeleitet.

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Bullen gegen Schulschwänzer

Pots­dam (dpa/MOZ, 29.01.) Der innen­poli­tis­che Sprech­er der CDU-Frak­tion im bran­den­bur­gis­chen Land­tag, Sven Petke, hat erneut den Ein­satz der Polizei gegen Schulschwänz­er gefordert. Dies sei zur Durch­set­zung der Schulpflicht nötig, sagte Petke am Sam­stag. Er begrüßte aus­drück­lich, dass auch Berlins Schulse­n­a­tor Klaus Böger (SPD) ein Vorge­hen der Polizei gegen Schulschwänz­er befür­wortet. Anlass kön­nte laut Böger die bewusste Unter­stützung des Schulschwänzens durch Eltern sein. 

“Die Polizei ist die let­zte Wahl, aber man darf dies auch nicht scheuen”, sagte Böger und ver­wies auf einen “harten Kern von Schulschwänz­ern”, die bere­its Straftat­en began­gen hät­ten. “Wie in Berlin haben wir auch in Bran­den­burg ein großes Prob­lem mit Schulschwänzen und Jugend­krim­i­nal­ität”, stellte Petke fest. “Schulschwänzen ist in vie­len Fällen der Ein­stieg von Kindern und Jugendlichen in eine krim­inelle Lauf­bahn.” Die Lan­desregierung müsse hier ver­stärkt Gegen­maß­nah­men treffen. 

Noch immer lägen für das Land keine ver­lässlichen Dat­en zum Schulschwänzen vor, kri­tisierte Petke, der auch CDU-Gen­er­alsekretär ist. “Tat­sache ist, dass die Polizei in Bran­den­burg in jedem Jahr tausende Schüler während der Schulzeit bei der Bege­hung von Straftat­en fest­stellt. Diese staatliche Unwis­senheit kann nicht länger hin­genom­men wer­den.” Der Innen­ex­perte trat für eine enge Part­ner­schaft zwis­chen Polizei, Schule und Jugendämtern ein.

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Beifall für klare Botschaft

(MAZ, Fred Has­sel­mann) BELZIG So langsam wie der vor­bere­it­ete Glüh­wein in dem Kübel am Versorgungsstand
allmäh­lich heiß wurde, füllte sich peu a peu auch der Mark­t­platz am späten
Sonnabend­nach­mit­tag. Waren die Belziger von engagierten Bürg­ern der Stadt
eigentlich zu ein­er rock­i­gen Bene­fiz-Ver­anstal­tung für die Opfer der
Flutkatas­tro­phe aufge­fordert wor­den, hat­te das Ereig­nis angesichts der für
den gestri­gen Son­ntag angemelde­ten Demon­stra­tion der “Preußis­chen
Aktions­front” eine neue Dimen­sion erhalten. 

Plöt­zlich galt es, nicht nur so viel wie möglich Spenden für die Opfer einer
der ver­heerend­sten Naturkatas­tro­phen in der Men­schheits­geschichte zu
sam­meln. Es wur­den nun auch Unter­schriften des Protestes gegen all jene
Unverbesser­lichen gesam­melt, die die von Hitler angezettelte und von
Men­schen­hand und ‑köpfen ges­teuerte und zu ver­ant­wor­tende Katas­tro­phe noch
heute ver­harm­losen. “Nie wieder Faschis­mus”, war unter anderem auf einem
Trans­par­ent zu lesen, das an diesem Tag zur nach­den­klichen und bekennenden
Deko­ra­tion auf der Bühne und am Bürg­er­büro wurde. Spon­tan hatten
Bürg­er­meis­ter Peter Kiep (SPD) und Pro­fes­sor Götz Dieck­mann, städtischer
Koor­di­na­tor gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus, reagiert und die Chance
ergrif­f­en, die Belziger zum Protest zu aktivieren. Während im warmen
Bürg­er­büro und an kalten Ste­htis­chen auf dem Mark­t­platz die noch aus dem
Vor­jahr stam­menden, aber immer noch aktuellen Unterschriftenlisten
aus­la­gen — es kamen weit­ere zu den bere­its rund 500 dazu -, äußerte
Bürg­er­meis­ter Peter Kiep in sein­er Rede Unver­ständ­nis darüber, dass die
Jus­tiz Belzigs Straßen immer wieder für den “Auftrieb Rechts­gesin­nter” frei
gibt, obwohl die große Mehrheit der Bevölkerung dies klar ablehne. Kiep
kündigte an, sich an die Spitze des Protestes zu stellen. Für seine Rede
bekam er Beifall und anerken­nende Worte. Da das The­ma Recht­sex­trem­is­mus auch
60 Jahre nach der Befreiung von Konzen­tra­tionslagern wie Auschwitz und dem
Ende des Zweit­en Weltkrieges immer noch oder wieder aktuell ist, holte
Diskjock­ey Jür­gen Dit­tbern­er einen alten Titel der Köl­ner Gruppe “BAP” aus
der Plat­tenkiste. Beim Lied “Kristall­nacht” lief es so manchem eiskalt den
Rück­en herunter. Und das nicht nur wegen der ungemütlichen Tem­per­a­turen an
diesem Januartag. 

So, als hät­ten sie die ein­deutige Botschaft der Belziger vom Vortag
ver­nom­men und ver­standen — das allerd­ings wäre reines Wun­schdenken -, rief
der Anmelder der Demo gestern früh um 7.07 Uhr bei der Polizei an und sagte
die Aktion ab. Ange­blich aus Krankheits­grün­den, wie es hieß. 

“Sowohl Polizei als auch Bun­des­gren­zschutz haben keine Per­so­n­en in Belzig
oder auf der Anreise dor­thin fest­gestellt, die an der Demo hät­ten teilnehmen
wollen”, sagte Polizeis­prech­er Torsten Ringel. Auch Hans Schulze,
amtieren­der Leit­er der Belziger Wache, bestätigte auf Anfrage der MAZ, dass
nach der Absage auch der Polizeiein­satz gegen Mit­tag als been­det galt.

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Rechte Parolen von Punks gerufen

(Juri Eber) Am Fre­itag, den 28. Jan­u­ar lief eine Gruppe Nazi-PunkerIn­nen grölend durch die Straßen von Wüns­dorf. Sie skandierten die Parolen “Juden Raus” und “Sieg Heil”. Sie woll­ten “provozieren” und eh sei alles nur “iro­nisch” gemeint, äußerten sie sich später. Doch Ironie und provozieren gabs nicht, den außer zwei Per­so­n­en fiel der “Spaß” nie­man­dem auf. Die deutsche Volks­ge­mein­schaft schaute zu und set­zte den Nazi-PunkerIn­nen nichts ent­ge­gen. Ob aus Angst oder Zus­tim­mung ist ungewiss.

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Gedenken in Bernau

Anlässlich des 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birke­nau wurde auch in Bernau/bei Berlin den unzäh­li­gen Opfern der Shoa, dem deutschen Ver­nich­tung­spro­jekt, gedacht.

(Autonome Jugen­dan­tifa Bernau auf Indy­media) Offizielle Vertreter der Stadt und einige Mit­glieder des Net­zw­erkes für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit legten um 11 Uhr am Bernauer Denkmal für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus einen Kranz nieder. Es waren vor allem ältere Men­schen, die sich einen Augen­blick Zeit nah­men um dem Gedenken beizu­wohnen, eben­so wie junge Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten der Autonomen Jugen­dan­tifa Bernau [AJAB].

Diese waren mit ihrem Trans­par­ent „Gegen jeden Anti­semitismus — Save Israel“ anwe­send um den größ­ten­teils jüdis­chen Opfern zu gedenken. Darüber hin­aus mah­n­ten sie den weltweit erstark­enden Anti­semitismus und drück­ten ihre Sol­i­dar­ität mit Israel aus, der Staat, der auch in Bernau auf wenig Sym­pa­thie zu stoßen scheint.
Nach­dem am let­zten Sam­stag während ein­er Kundge­bung gegen den par­al­lel stat­tfind­en­den Nazi­auf­marsch dem einzi­gen Träger ein­er Israel-Fahne diese entris­sen wurde, kam es dies­mal zu keinen weit­eren Zwischenfällen. 

Was bleibt ist jedoch eine Frage: Wie kann in einem Land, in dem Anti­semitismus beina­he zum guten Ton gehört, ein Gedenken an die Opfer der deutschen Ver­nich­tungswut glaub­würdig sein? In einem Land, in dem geschichtliche Aufar­beitung nur zum Schein vol­l­zo­gen wird und Gedenken, wie das heutige miss­braucht wer­den, um sich selb­st in ein besseres Licht zu rück­en. In einem Land, das heute voller Stolz von einem “Wir” redet und mit einem “Schlussstrich” alle Grausamkeit­en der Ver­gan­gen­heit auszublenden ver­sucht. Einem Land, das Schuld an dem größten Ver­brechen der Men­schheits­geschichte hat. Anti­semitismus ist heute wie damals deutsche Real­ität. Die einzige Antwort die für uns junge AntifaschistIn­nen in Frage kom­men kann ist nicht nur Anti­semitismus, son­dern auch die deutschen Zustände zu bekämpfen. 

FIGHT ANTISEMITISM! DELETE GERMANY!

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Mit aller Härte gegen die Täter

(PNN, 31.1.) Innen­stadt — Am 31. Jan­u­ar unterze­ich­nete Gen­er­alfeld­marschall Paulus in Stalingrad
die bedin­gungslose Kapit­u­la­tion der 6. deutschen Armee. Auch in diesem Jahr gedachte
die antifaschis­tis­che Jugend­gruppe „progress“ des Sieges der Roten Armee in
dieser mörderischen Schlacht. Am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof Bass­in­platz hat­ten sich
dazu gestern Nach­mit­tag neben gut 20 Schülern und Stu­den­ten der Gruppe auch einige
in Pots­dam lebende rus­sis­che Staats­bürg­er einge­fun­den. Die Jugendlichen legten
Blu­menge­binde an den Gräbern der auf dem Bass­in­platz bestat­teten sowjetischen
Sol­dat­en nieder. 

Die Gedenkansprache hielt Mar­tin Müller von der Arbeits­ge­mein­schaft Antirassismus
der Fach­hochschule. Der Stu­dent, der sein Äußeres dem Rev­o­lu­tionär Lenin
angepasst hat, fuhr schw­eres Geschütz auf. Die Schlacht von Stal­in­grad ste­he als
Sym­bol für die Härte, die im Kampf gegen den Nation­al­sozial­is­mus notwendig gewesen
sei. Darin liege auch die Berech­ti­gung der alli­ierten Bombe­nan­griffe auf deutsche
Städte, darunter am 14. April 1945 auf Pots­dam. Sie seien notwendig gewe­sen, um den
Wider­stand der Deutschen zu brechen, die das NS-Sys­tem fanatisch vertei­digt hätten. 

Keine Gnade also für die Großväter. Auch „progress“ zählt sie, wie der
Abi­turi­ent Marek Win­ter als Sprech­er gegenüber den PNN bekräftigte, durch­weg zu
den „Tätern“, die an der Ermor­dung von Mil­lio­nen Juden und Zivilisten
mitschuldig waren. „Es gilt auch 60 Jahre nach Kriegsende unver­söhn­lich an der
Unter­schei­dung zwis­chen den deutschen Ver­brech­ern und jenen, die deren Tun gewaltsam
been­de­ten, festzuhal­ten.“ Die offizielle deutsche Poli­tik ver­wis­che den Gegensatz
zwis­chen Opfern und Tätern. 

In diesem Zusam­men­hang wandte sich Müller scharf gegen Gedenksteine für die
Ver­triebe­nen, die er „nation­al­sozial­is­tis­che Kol­lab­o­ra­teure“ nan­nte. Ebenso
vehe­ment verurteilte er die Bemühun­gen um einen Wieder­auf­bau der Potsdamer
Gar­nisonkirche durch die „faschis­tis­chen Offiziere“ der Traditionsgemeinschaft
Glock­en­spiel, von Poli­tik­ern der CDU und SPD, durch den Indus­trieclub Pots­dam und
die Evan­ge­lis­che Kirche. In seinen Augen sind sie eine Mis­chung von „Mob und
Elite“. 

Als Begleit­musik für die Kundge­bung hat­te „progress“ u.a. eine Hymne
aus­gewählt, in der es (ins Deutsche über­set­zt) über die Sow­je­tu­nion zur Zeit des
stal­in­is­tis­chen Ter­rors heißt: „Denn es gibt kein andres Land auf Erden, wo das
Herz so frei dem Men­schen schlägt.“ E. Hoh 

Inforiot