(Katrin Bischoff) FRANKFURT (ODER). Was für Menschen müssen das sein, die zwei wehrlose Männer bei lebendigem Leibe verbrennen? Diese Frage soll an diesem Dienstag ein psychiatrischer Gutachter vor dem Landgericht in Frankfurt (Oder) beantworten. Dort müssen sich seit Dezember zwei 30 und 40 Jahre alte mutmaßliche Mörder und ihre zwei 36 und 20 Jahre alte Helfer verantworten. Die Angeklagten sollen am 17. Mai 2004 in Buckow (Märkisch-Oderland) nach einem Zechgelage in die Wohnung ihrer Opfer eingedrungen sein, einen der Männer bewusstlos gefoltert und ihn zusammen mit seinem Freund, der mit der Polizei gedroht hatte, in einem Wald angezündet haben. Tatmotiv: Die mutmaßlichen Mörder wollten das eine Opfer für eine angebliche Vergewaltigung bestrafen. Unklar ist, ob der Vorsitzende Richter Andreas Dielitz schon am 9. Februar das Urteil verkünden wird.
Noch zwei weitere ebenso grausame Verbrechen stehen in den nächsten zwei Wochen in Frankfurt zur Verhandlung an — auch dort führt Dielitz den Vorsitz. So beginnt am 10. Februar der Prozess gegen drei 21, 23 und 29 Jahre alte Männer und zwei 25 und 21 Jahre alte Frauen. Nach Angaben eines Gerichtssprechers vom Montag sollen sie am 5. Juni 2004 einen 23-jährigen Mann vergewaltigt und in Todesgefahr gebracht haben. Die Peiniger überfielen Gunnar S. auf der Straße, verschleppten ihn in eine Wohnung und folterten ihn. Laut Anklage zwangen sie ihn, Vogelkot zu essen und Spülmittel zu trinken. Sie traktierten ihn mit einem Bügeleisen, drückten glühende Zigaretten auf ihm aus und vergewaltigten ihn mit diversen Gegenständen. “Die Tortur dauerte zweieinhalb Stunden”, so der Gerichtssprecher.
Ärzte stellten bei Gunnar S. Rippenbrüche, Verbrennungen und einen Darmdurchbruch fest. Ein künstlicher Darmausgang musste gelegt werden. “Ohne Operation wäre er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verblutet”, sagte der Sprecher. Rache nannten die Männer, die stadtbekannte Neonazis sein sollen, als Motiv. “Das Opfer soll sich einer Frau sexuell genähert haben. Und das störte wohl den 29-jährigen Angeklagten”, so der Gerichtssprecher. Das Urteil soll am 11. März gesprochen werden. Laut Opferperspektive ist Gunnar S. seit dem Überfall psychisch am Ende. Er werde die Tat wohl niemals verkraften.
Mann in Brand gesteckt
Am 15. Februar beginnt der Prozess gegen zwei 19 und 23 Jahre alte Männer aus Beeskow (Oder-Spree) wegen versuchten Mordes. Sie sollen laut Gericht am 16. Juni 2004 “heimtückisch, grausam und aus niederen Beweggründen” versucht haben, einen Obdachlosen zu töten. Jürgen W. lag auf einer Bank im Beeskower Stadtpark. Die Angeklagten sollen den schlafenden Mann nach Geld durchsucht haben. “Aus Verärgerung darüber, dass sie nichts fanden, beschlossen sie, ihr Opfer zu töten”, so der Sprecher. Zuerst hätten die Angeklagten vorgehabt, den 35-Jährigen mit einem Schraubenzieher zu erstechen. Doch dann habe man sich geeinigt, das arglose Opfer in Brand zu stecken. Die Männer sollen die Flammen ihrer Feuerzeuge an den aus synthetischem Material bestehenden und damit leicht entflammbaren Anorak von Jürgen W. gehalten haben. “Die Angeklagten sahen noch, wie das Feuer den gesamten Oberkörper erfasste”, so der Gerichtssprecher. Ein Zeuge hatte die Flammen mit einer Jacke erstickt. Jürgen W. erlitt schwere Verbrennungen. 35 Prozent der Haut seines Oberkörpers verbrannten. Das Urteil soll am 15. März fallen.