INFORIOT Ahrensdorf- Am Samstag, dem 29.01.2005, versuchten ca. 5 bis 10 jugendliche Neonazis Zugang zu einer privaten Geburtstagsparty im Ahrensdorfer Jugendclub zu erlangen. Nachdem ihnen dieser von den Veranstaltern verwehrt wurde, begannen sie anderen Gästen den Eintritt zu versperren und
zu beleidigen. Als es zu Rangeleien kam, rief ein Betroffener die Polizei. Diese erschien mit vier BeamtInnen und verwies die sichtlich angetrunkenen und aggressiven Rechtsextremen des Platzes.
Monat: Januar 2005
Gespräche mit Asylbewerbern
RATHENOW Regelmäßige Gesprächsrunden sollen künftig das Vertrauen zwischen den in
Rathenow (Havelland) untergebrachten Asylbewerbern und der dortigen
Heimleitung wiederherstellen. Das Verhältnis war massiv erschüttert worden,
nachdem die Ausländer die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Träger des Heims
beschuldigt hatten, an seine Bewohner gerichtete Post zu öffnen und
unberechtigt Zimmer von Heimbewohnern zu betreten. An den jetzt vereinbarten
Gesprächen sollen auch Kirchenvertreter und der Verein “Opferperspektive”
teilnehmen.
Neuer Ausländerbeirat gewählt
1925 Frankfurtern ohne deutschen Pass konnten am Sonntag im Rathausfoyer den
neuen Ausländerbeirat wählen. Aufgabe des nun bis 2010 amtierenden
neunköpfigen Gremiums ist es, die Belange von Ausländern gegenüber der
Stadtverwaltung zu vertreten und sich für ihre Integration ins städtische
Leben einzusetzen.
Integration ist auch ein wichtiges Anliegen von Antonio Herrera. Nicht
zuletzt deshalb hat der Ex-Kubaner, der seit zehn Jahren in Frankfurt lebt
und inzwischen eingebürgert ist, seine aus Peru stammende Frau Carmen Carron
ins Rathaus begleitet. Herrera, der wie alle Deutschen nicht wahlberechtigt
war, wünscht sich noch mehr Unterstützung für Ausländer in Frankfurt. Als
wichtigstes Integrationsinstrument dafür sieht er die Sprache an. “Man kann
sich nicht isolieren”, ist er überzeugt und regt darum neue und
erschwinglichere Sprachkursangebote etwa durch arbeitslose Deutschlehrer an.
Themen wie diese könnten auch den neuen Ausländerbeirat beschäftigen.
Wahlvorsteher Michael Schulze und seine elf Mitstreiter hatten im Blick,
dass sämtliche Formalien bei der Wahl eingehalten wurden. Jeder
Wahlberechtigte hatte drei Stimmen, neun Kandidaten standen zur Wahl.
Enttäuscht zeigten sich die Organisatoren darüber, dass die
Informationsveranstaltungen zur Vorstellung der Kandidaten kaum besucht
worden waren.
Mit Hakenkreuzen geschändet
(MAZ, 29.1., Anke Fiebranz, Stefan Kuschel) FALKENSEE Dass die Täter in der Nacht zum 27. Januar im Geschichtspark Falkensee
zuschlugen, war kein Zufall. Sie wollten, dass ihre neonazistischen Spuren
genau an dem Tag gefunden werden, an dem die Welt der Opfer des
Konzentrationslagers Auschwitz gedachte. Das Vernichtungslager war am
Donnerstag vor 60 Jahren durch die Sowjetarmee befreit worden.
Die Unbekannten, die in dieser Woche in Falkensee ihr Unwesen trieben,
schändeten den Obelisken, der an die Opfer des Außenlagers des ehemaligen KZ
Sachsenhausen erinnert, mit Hakenkreuzen und klebten Din-A4-Blätter mit
antisemitischen Parolen auf einen Gedenkstein. Diese Aktion sei
zielgerichtet gewesen und stehe in direktem Zusammenhang mit dem Gedenken an
die Opfer der Nationalsozialisten, zeigte sich Horst Seferens, Sprecher der
Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, überzeugt. Die Täter wollten gerade
diese Opfer treffen: Das ehemalige KZ-Außenlager in Falkensee ist ein Ort,
an den Überlebende mit ihren schmerzlichen Erinnerungen in all den
Jahrzehnten nach dem Krieg immer wieder zurückkehrten. Auch von den 500
ehemaligen Häftlingen, die man Mitte April zu den Veranstaltungen zum 60.
Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen erwartet, werden nicht wenige
den Geschichtspark aufsuchen, machte Seferens deutlich. In Falkensee
herrscht derweil Entsetzen über den rechtsgerichteten Anschlag. “Darüber
kann man nur empört sein, das ist grausam”, sagte PDS-Fraktionschefin
Rosemarie Thürling. Sie schließt nicht aus, dass die Tat im Geschichtspark
eine “Gegenreaktion” sein könnte auf die umfangreiche und nach ihrer Ansicht
mitunter überfrachtete Berichterstattung in den Medien zum 60. Jahrestag der
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. “Ich bin wirklich entsetzt
darüber, dass das ausgerechnet in dieser Zeit passiert ist”, sagte Erhard
Stenzel, Vorsitzender der PDS Falkensee und im Zweiten Weltkrieg
Widerstandskämpfer in der französischen Résistance.
“Ich bin der Meinung, dass gegenüber dem Rechtsextremismus und den Neonazis
eine härtere Gangart eingeschlagen werden muss”, so der 79-Jährige. Es könne
nicht sein, dass Neonazis in deutschen Parlamenten sitzen und durch das
Brandenburger Tor marschieren. “Ich verurteile das auf das Schärfste.”
Nach dem Anschlag in Falkensee ermittelt die Kripo unter anderem wegen des
Verdachts der Volksverhetzung. Zeugen, die in der Nacht zum 27. Januar
Beobachtungen in der Nähe des Geschichtsparkes gemacht haben, die mit der
Tat zusammenhängen könnten, sollen sich unter (07 00) 33 33 03 31 oder unter
www.internetwache.brandenburg.de melden.
Wünsdorf — Der Schein der Taschenlampe erhellt Betonwände im Halbdunkel, aus denen achtlos herausgerissene Kabel hängen. Aus bloßem Mauerwerk ragen verrostete Eisenhalterungen hervor, und auf dem Boden stehen alte Holzkisten mit russischer Schrift. Der ehemalige Luftverteidigungsbunker “UK 20” der russischen Streitkräfte in Wünsdorf südlich von Berlin verrät auf den ersten Blick nichts von seiner früheren Bedeutung.
“Hier hingen Bildschirme, mit denen die sowjetischen Streitkräfte über Radar den gesamten deutschen Luftraum kontrollierten”, sagt Werner Borchert, Geschäftsführer der Bücherstadt Tourismus GmbH in Wünsdorf (Teltow-Fläming), und deutet auf eine etwa 15 Meter lange Wand. Die Sowjetarmee hatte in der Waldsiedlung zu DDR-Zeiten ihr Hauptquartier.
Erstmals seit dem Abzug der russischen Truppen vor elf Jahren ist der ehemalige Luftverteidigungsbunker wieder für die öffentlichkeit zugänglich. Führungen durch die insgesamt 55 Hektar großen Anlagen organisiert die Bücherstadt. Der Gang durch die Stollen, Keller und Schächte ist ein Höhepunkt im diesjährigen Programm. Schwerpunkt aller Veranstaltungen soll der 60. Jahrestag zum Kriegsende am 8. Mai 1945 sein.
“In Wünsdorf begann mit der Stationierung eines Panzerregiments die Vorbereitung der Wehrmacht auf den Zweiten Weltkrieg”, erläutert Borchert. Auf dem Gelände hatte seit Ende der 30er Jahre das Oberkommando des deutschen Heeres (OKH) sein Hauptquartier, von 1953 bis 1994 war es dann der Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte.
Führungen unter Titeln wie “Vier-Bunker-Tour mit Lagerfeuer und Feldverpflegung” sollen Besuchern den Ausflug nach Wünsdorf schmackhaft machen. Nach dem Abstieg in die Unterwelt servieren die Veranstalter Soldateneintopf aus der Gulaschkanone. Die Tour “Auf den Spuren der Russen” führt in den Luftverteidigungsbunker UK 20, den Ausbildungsbunker “Panzir” und endet in der Offizierssauna. Ein weiterer Höhepunkt soll im April ein Seminar zum Thema “Deutsche Kriegsbunker als Friedensdenkmal im vereinten Europa” mit Vertretern aus Polen und Rußland werden. Zum Gedenken an die Opfer des Krieges ist ein Feldgottesdienst vorgesehen.
Neben den düsteren Bauten bietet Wünsdorf — nach eigenen Angaben Deutschlands größte Bücherstadt — 350 000 Bücher aller Wissensgebiete. “Wir merken, daß das Ensemble aus alten Büchern und Bunkern funktioniert”, meint Geschäftsführer Borchert. 35 000 Besucher kamen im vergangenen Jahr, um sich die alten Anlagen anzugucken und in den insgesamt fünf Antiquariaten in alten Büchern zu stöbern. Die sichtbarste Verbindung von Bunkern und Büchern ist am 1. Februar mit der Eröffnung einer militärhistorischen Buchhandlung geplant.
Der Wehrmachts-Nachrichtenbunker “Zeppelin”, der anschließend zur Kommandozentrale der sowjetischen Streitkräfte umgebaut wurde, ist noch vollständig erhalten; bis zu 20 Meter tief geht es unter die Erde. Noch in diesem Jahr soll hier alte Nachrichten- und Funktechnik der Wehrmacht in die leeren Räume zurückkehren, um Besuchern einen authentischeren Eindruck von der frühren Atmosphäre in den Schutzkellern zu vermitteln.
Stolz weist Borchert auf die trockenen Wände und Räume. Seit Jahresbeginn ist das von den Sowjets eingebaute Lüftungssystem wieder in Betrieb und sorgt für ein deutlich angenehmeres Klima in den alten Schächten. Darüber hinaus wurden kürzlich weitere Ausgänge aus dem Labyrinth für Besucher geöffnet. dpa
Bunker und Bücher im Internet:
Platzeck für Gebühren
(CHRISTOPH SEILS) Berlin · 28. Januar · Er werde in den kommenden Tagen den Versuch machen, sich mit seinen sozialdemokratischen Länderkollegen “auf eine einheitliches, abgestimmten Vorgehen” zu verständigen, sagte Platzeck der FR. Er verlässt damit die unter SPD-Bildungspolitikern verabredete Linie, am gebührenfreien Erststudium festzuhalten. Brandenburg werde bei den Gebühren “kein Vorreiter sein”, erklärte Platzeck. Aber sowohl er als auch seine Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) seien “von dieser Welt”.
Die Handlungskompetenz liege jetzt auf Länderebene, so Platzeck, “und da sehen wir ganz klar, wohin die Post abgeht”. Um zu verhindern, dass sich die Länder zukünftig gegenseitig ausstechen und für ein Land wie Brandenburg nur noch Reaktionsmöglichkeiten blieben, sollten die 16 Bundesländer versuchen, “ob sie sich nicht auf ein abgestimmtes Vorgehen verständigen können”. Er warnte vor einem “unüberschaubaren Flickenteppich” und “nicht berechenbaren Wanderungsbewegungen”. “Deutschland sollte bei Studiengebühren ein einigermaßen überschaubares und von gleichen Richtlinien ausgehendes System haben”, meinte Platzeck.
“Sozialverträglich gestalten”
Sein Einsatz werde dahin gehen, “dass wir möglichst bundeseinheitliche sozialverträgliche Regelungen schaffen”. Gebühren dürften junge Menschen nicht vom Studieren abhalten, Darlehen nur zurückgezahlt werden müssen, wenn die Studenten anschließend einen Beruf mit einer entsprechenden Entlohnung gefunden haben.
Dagegen unterstützt Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) den Vorschlag aus Rheinland-Pfalz. Nach Schweizer Vorbild solle für einen Studienplatz das Bundesland zahlen, aus dem der Studierende stamme.
Potsdam — Demonstrationen an den KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück, dem Soldatenfriedhof in Halbe und anderen Orten mit besonderer historischer Bedeutung sollen nach Vorstellung der SPD-Landtagsfraktion eingeschränkt werden. Die Länder müßten dafür das Recht erhalten, selbständig befriedete Bezirke festzulegen, in denen das Versammlungsrecht besonders strenge Auflagen zuläßt, erklärte Innenexperte Werner-Siegwart Schippel. Es müßten alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um zu verhindern, daß Rechtsextreme an Orten des Gedenkens an die Verbrechen des Nationalsozialismus demonstrieren können. epd
Schwedt (dir/MOZ) 60 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges soll mit einer Sonderausstellung an die Kriegsereignisse in und um Schwedt erinnert werden. Zur Eröffnung am Sonntag, dem 30. Januar, um 15 Uhr wird André Vogel eine Einführung in die Ausstellung geben. Elisabeth Zwieg, Schauspielerin der ubs., liest “Wir wollten eigentlich nicht fliehen … — aus Erinnerungsberichten Schwedter Bürger”. Einen persönlichen Rückblick auf die Geschehnisse im Jahr 1945 hält Dietrich Plath. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.
Im Mittelpunkt stehen vor allem die letzten Kriegsmonate im Jahr 1945. Die Darstellung der militärischen Aktionen wie der “Schwedter Brückenkopf” und die Auswirkungen der Kamphandlungen auf die Zivilbevölkerung zeigen eine zunehmende Verflechtung der Ereignisse und die sich anbahnende Katastrophe. Erschütternde Tagebuchaufzeichnungen, Kalendernotizen, Briefe, Fotos und Dokumente sowie Waffen und andere Kriegszeugnisse lassen die letzten Tage in Schwedt vor dem Einmarsch der sowjetischen Armee noch einmal in ihrer ganzen Härte lebendig werden.
Auch heutige Berichte Schwedter Bürger über diese Zeit zeigen: Das Leid und die Not in den Wochen schlimmster Bedrückung sind nicht vergessen. Immer wieder auftretende Munitionsfunde machen zusätzlich bewusst, dass die Spuren des Krieges bis in die heutige Zeit führen.
Die Ausstellung wird erarbeitet von den Mitarbeiterinnen des Schwedter Stadtmuseums in enger Zusammenarbeit mit André Vogel, Kampfmittelbeseitiger beim Munitionsbergungsdienst des Landes Brandenburg, der sich privat intensiv mit der Militärgeschichte besonders im Schwedter Raum beschäftigt.
Bewegendes Gedenken
Rüdersdorf (Iv./MOZ) Mit einer sehr persönlich gehaltenen und bewegenden Veranstaltung auf dem Friedhof neben der Kalkberger Kirche gedachten gestern Nachmittag Rüdersdorfer der Holocaust-Opfer. Bürgermeister André Schaller hatte dazu eingeladen. Ilse Panzer (83) sprach über ihren Vater Willi Skamira, der am 22. Januar 1945 von den Nazis mit dem Fallbeil hingerichtet worden war. “Wir stehen hier am Mahnmal nicht in Nostalgie versunken”, sagte sie, obwohl die Ereignisse von vor 60 Jahren noch immer frisch im Gedächtnis seien. “Wir müssen heute Antworten für die Jugend haben, die fragt: Wie konnte es 1933 dazu kommen?”, mahnte sie.
Der Gedenkstein auf dem Kalkberger Friedhof, neben dem im September 1945 die Urne von Skamira beigesetzt worden war, trägt auch eine französische Aufschrift. Damals: Ein französischer Gefangener hatte im Brandenburger Zuchthaus für Willi Skamira Tabak gesammelt — eine Freundschaftstat. Heute: “Mit der Städtepartnerschaft mit Pierrefitte haben wir auch auf kommunaler Ebene zur Freundschaft gefunden”, sagte Ilse Panzer und berichtete von einem Erlebnis zum dortigen 60. Jahrestag der Befreiung, als sie eine neue Freundin fand. “Die internationale Solidarität ist das Band von gestern und heute. Der Krieg hatte unsere Völker verfeindet, heute sind wir Freunde.”
Erinnern für die Zukunft
Mehr als 150 Frankfurter aus mehreren Generationen, Parteien und Glaubensrichtungen erlebten am Donnerstag in der Konzerthalle die Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Stadtverordnetenvorsteher Volker Starke (CDU) und Bürgermeisterin Katja Wolle (SPD) begrüßten mit Peter Gingold dazu einen Zeitzeugen und Widerstandskämpfer, der mit bewegenden Worten seine Erlebnisse zur Zeit des Faschismus schilderte. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es Diskussionen um diesen Redner gegeben, weil er Sprecher der von Verfassungsschützern als linksextremistisch eingeschätzten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes — Bund der Antifaschisten ist. CDU-Vertreter waren deshalb nicht gekommen.
Die Stühle im Kammermusiksaal der Konzerthalle reichten gestern Abend nicht aus. Neben vielen älteren Frankfurtern waren auch sehr viele junge Leute gekommen. Sie erlebten mit Peter Gingold sicher einen der letzten Zeitzeugen der schrecklichen Ereignisse von damals, die, so Katja Wolle, “durch das Erfahren solcher Einzelschicksale sehr viel konkreter werden, als es abstrakte und kaum fassbare Zahlen je vermitteln können”. Schon zuvor hatte die PDS erklärt, dass Gingold für sie der richtige Redner sei und gefordert, den Zeitzeugen zuzuhören, solange es sie noch gibt.
Volker Starke bezeichnete den Gedenktag auch als einen Tag des Aufbruchs, als den Versuch, es besser zu verstehen. “Denn nur wer die Vergangenheit versteht, kann sicher in die Zukunft gehen.” Doch Erinnerung, so Katja Wolle, müsse auch weh tun. Dass die Worte Peter Gingolds nicht nur ihm selbst, sondern auch vielen Anwesenden Schmerzen bereiteten, spiegelte sich auf den Gesichtern wider.