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Pole beim Einschleusen erwischt

Mon­tagabend kon­trol­lierte eine BGS-Streife hin­ter Jäm­litz ein Pkw AX Citroen
mit pol­nis­chen Kennze­ichen. Außer dem 26-jähri­gen pol­nis­chen Kraftfahrer
waren noch vier Pak­istani im Alter von 22 bis 30 Jahren im Auto. Diese
hat­ten kein­er­lei Ausweis­doku­mente dabei. 

Der pol­nis­che Fahrer wurde wegen des Ver­dachts des Ein­schleusens von
Aus­län­dern nach Deutsch­land vor­läu­fig festgenommen. 

Er wurde dem zuständi­gen Ermit­tlungsrichter am Amts­gericht Görlitz
vorge­führt. Dieser erließ auf Antrag der Staat­san­waltschaft Gör­litz dann
Haft­be­fehl. Am gestri­gen Tag erfol­gte die Ein­liefer­ung des Mannes in die
Jus­tizvol­lzugsanstalt Görlitz.

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Noch heute leugnen der Kriegsschuld

Letschin (MOZ) Im Zusam­men­hang mit der MOZ-Berichter­stat­tung zur Kreissynode
am ver­gan­genen Woch­enende in Letschin ist es zu einem Missverständnis
gekom­men. In unserem Beitrag “Kirchenkreis vor Bewährungsprobe”
(Mon­ta­gaus­gabe) hat­ten wir Superinden­tent Roland Kühne falsch zitiert, dass
zur vollen Wahrheit auch gehöre, dass Eltern und Großel­tern der heutigen
Neon­azis, zum Teil als ehe­ma­lige Ver­triebe, nach wie vor die deutsche
Kriegss­chuld leugnen.

Richtig ist, dass Super­in­ten­dent Kühne an Beispie­len deut­lich zu machen
ver­suchte, dass aus heuti­gen Gesprächen ables­bar ist, dass nach wie vor
deutsche Kriegss­chuld geleugnet und den Juden eine Mitschuld zugewiesen
werde. Zudem wür­den für die soziale Krise, die Arbeit­slosigkeit und sinkende
Renten oft Aus­län­der ver­ant­wortlich gemacht. Der Ver­weis Kühnes auf die
Eltern- und Großel­tern­gener­a­tion war all­ge­mein­er Art, ohne daraus
anzuleit­en, dass es sich “zum Teil” um ehe­ma­lige Ver­triebene han­delt. Von
Ver­triebe­nen sprach Super­in­ten­dent Kühne allein mit Ver­weis, dass auch in
sein­er Fam­i­lie das Ver­triebe­nen­schick­sal durch­lebt wurde. Vertriebene
kön­nten auch heute noch nicht ver­ste­hen, dass sie die Haupt­last der
Kriegss­chuld der Deutschen zu trä­gen hätten.

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Kritik an “Nachbau”

Vor der Lan­dessyn­ode der Evan­ge­lis­chen Kirche Berlin-Bran­den­burg hat sich
die Frak­tion Die Andere gegen das Nutzungskonzept für die Garnisonkirche
gewandt, berichtete Frak­tion­s­geschäfts­führer Falk Richter gestern. In einem
Schreiben habe Frak­tionsvertreter Wol­fram Mey­er­höfer die Synodalen
aufge­fordert, auf die “Errich­tung ein­er Gar­nisonkirchkopie zu verzichten”.
Mey­er­höfer, Mit­glied im Beirat Pots­damer Mitte, halte es für wenig
ein­leuch­t­end, “für ein neu zu errich­t­en­des Ver­söh­nungszen­trum ausgerechnet
die Kopie ein­er Mil­itärkapelle zu bauen”. In seinem Schreiben kritisierte
Mey­er­höfer, “das vorgeschla­gene nachträgliche Abkratzen der Waf­fen” wirke
wie eine hil­flose Entschuldigung, so Richter. Mey­er­höfer plädiert dafür, ein
Ver­söh­nungszen­trum möglichst bald und unab­hängig von einem Neubau zu
erricht­en. Er fordert, einen Neubau nach den Bedürfnis­sen eines
Ver­söh­nungszen­trums zu pla­nen, statt “ein Ver­söh­nungszen­trum in die
Bedürfnisse eines Nach­baus zu pressen”.

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Neonazi-Vereinigung verboten

(BM)Potsdam — Erst­mals in sein­er fast fün­fjähri­gen Amt­szeit hat Innenminister
Jörg Schön­bohm eine recht­sex­trem­istis­che Kam­er­ad­schaft ver­boten. Es handelt
sich um den Vere­in “Hauptvolk” und deren Unter­gliederung “Sturm 27”. Mehr
als 300 Beamte haben gestern ab 5 Uhr früh über 40 Objek­te im Havelland
sowie in Sach­sen-Anhalt und Nieder­sachen durch­sucht und umfangreiches
Mate­r­i­al sichergestellt. In 34 Woh­nun­gen trafen die Beamten der
Polizeiprä­si­di­en Pots­dam und Frank­furt (Oder), des Ver­fas­sungss­chutzes sowie
des Lan­deskrim­i­nalamtes die Bewohn­er an, die übri­gen Woh­nun­gen wur­den durch
den Schlüs­sel­dienst geöffnet. Sichergestellt wur­den neben Hun­derten CDs mit
recht­sex­tremer Musik neon­azis­tis­che Pro­pa­gan­da-Schriften, NS-Devotionalien
sowie Schreckschußwaf­fen und ein Bajonett. 

“Zweck und Tätigkeit der Kam­er­ad­schaft Hauptvolk und deren Untergliederung
richtet sich gegen die ver­fas­sungsmäßige Ord­nung und den Gedanken der
Völk­erver­ständi­gung”, begrün­dete Schön­bohm das Verbot. 

Laut Ver­fas­sungss­chutzchefin Win­friede Schreiber weist die Kameradschaft
Nähe und Wesensver­wandtschaft zum Nation­al­sozial­is­mus auf. In eigenen
Veröf­fentlichun­gen hät­ten sich die Anhänger der Kam­er­ad­schaft selb­st als
Nation­al­sozial­is­ten beze­ich­net und wieder­holt Vertreter des NS-Regimes
zitiert. Nach Angaben des Innen­min­is­teri­ums waren Mit­glieder der
Kam­er­ad­schaft auch an Über­fällen auf einen linken Jugend­club und auf
alter­na­tive Jugendliche in Rathenow beteiligt. Recht­sex­treme wie Mau­rice K.,
Daniel K., Jens R. und Chris­t­ian W. waren zudem 2002 als Wach­schutzmän­ner in
einem Asyl­be­wer­ber­heim der Arbeit­er­wohlfahrt in Rathenow tätig und sollen
Verbindun­gen ins Rotlicht­m­i­lieu haben. Im Auf­trag der Sicher­heits­fir­ma Z.
sollen sie auch Besuche von Bay­erns Min­is­ter­präsi­dent Edmund Stoiber und
Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm abgesichert haben. 

Die Ver­fas­sungss­chutzchefin nan­nte vor allem die Aktiv­ität der
recht­sex­trem­istis­chen Musik­szene besorgnis­er­re­gend: Auch “Hauptvolk” habe
über CDs ihre Parolen unter den Jugendlichen ver­bre­it­et. Die Kameradschaft
habe sich sog­ar als Fußball­team in Rathenow engagiert. Mehrere Mitglieder
vom “Hauptvolk” spiel­ten lange Zeit beim BSC Rathenow II sowie bei der BSG
Ein­heit Bamme/Gräningen (2. Kreisklasse). Die recht­en Kick­er organisierten
in Bran­den­burg mehrere “Nationale Fußballturniere”. 

In der Kam­er­ad­schaft und ihrer Unter­gliederung waren rund 60 Personen
organ­isiert. Die Gruppe ent­stand etwa 2000 aus dem Kern der
recht­sex­trem­istis­chen Szene in Rathenow/Premnitz. Regelmäßig trat­en die
Mit­glieder durch die Klei­dung deut­lich sicht­bar als Ver­band auf.
Vere­in­sze­ichen war ein alt­deutsch­er Schriftzug “Hauptvolk”. Der Name “Sturm
27″ lehnt sich an die zur Nazi-Zeit in der Region Rathenow aktive SA-Brigade
27 an. 

Recht­sex­treme Kam­er­ad­schaft verboten

41 Woh­nun­gen im Havel­land durch­sucht / “Hauptvolk” hat­te mehr als 60
Mitglieder

(Berlin­er Zeitung)POTSDAM. Mehr als 300 Polizeibeamte haben am Dien­stag­mor­gen 41 Woh­nun­gen im
Land­kreis Havel­land sowie in Sach­sen-Anhalt durch­sucht. Der Großeinsatz
richtete sich gegen die recht­sex­trem­istis­che “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” und
ihre Unter­gliederung “Sturm 27”. Gegen bei­de Grup­pen hat­te Innenminister
Jörg Schön­bohm (CDU) zuvor eine Ver­botsver­fü­gung nach dem Vereinsrecht
erlassen. Die Aktiv­itäten der Kam­er­ad­schaft richteten sich gegen die
ver­fas­sungsmäßige Ord­nung und den Gedanken der Völk­erver­ständi­gung, sagte
Schön­bohm: “Mit dem Ver­bot set­zen wir ein ein­deutiges Sig­nal im Kampf gegen
den Rechtsextremismus.” 

Bei den Durch­suchun­gen, die sich auf die Städte Rathenow und Premnitz
konzen­tri­erten, beschlagnahmte die Polizei umfangreiches
nation­al­sozial­is­tis­ches Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al. In den Schriften seien
promi­nente Nazis ver­her­rlicht und Juden verunglimpft wor­den, sagte
Schön­bohm. Auch Schreckschuss­waf­fen, die derzeit noch genauer untersucht
wer­den, wur­den gefun­den. Fern­er mehr als 100 Musik-CDs mit
recht­sex­trem­istis­chen Tex­ten sowie T‑Shirts, Mützen und Schlüsselanhänger,
die in weißer, alt­deutsch­er Schrift die Auf­schrift “Hauptvolk” tragen. 

Der Pots­damer Polizeipräsi­dent Bruno Küp­pers nan­nte es “ein­ma­lig”, dass die
Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft mit diesen Klei­dungsstück­en “so offen, mit
Stolz geschwell­ter Brust rumge­laufen sind”. Auch mit Tätowierun­gen hätten
sich die Mit­glieder zu der Kam­er­ad­schaft bekan­nt. Die Polizei stellte auch
Plas­tik­tüten mit größeren Geld­be­trä­gen — ins­ge­samt etwa 2 000 Euro — sicher.
Dies könne ein Beleg dafür sein, dass Mit­glieds­beiträge erhoben wurden,
sagte Küp­pers. Ob und welche strafrechtlichen Schritte gegen Einzelne
ein­geleit­et wer­den, könne erst nach Auswer­tung der beschlagnahmten
Gegen­stände bew­ertet werden. 

Der Ver­fas­sungss­chutz geht davon aus, dass der “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” und
dem “Sturm 27” mehr als 60 männliche Mit­glieder im Alter bis Mitte 20
ange­hörten. “Hauptvolk” sei ihrer Behörde seit etwa vier Jahren bekannt,
sagte Ver­fas­sungss­chutz-Chefin Win­friede Schreiber. Die Indizien für
ver­fas­sungswidrige Bestre­bun­gen hät­ten sich mehr und mehr verdichtet. Zudem
sei erst in jün­ger­er Zeit deut­lich gewor­den, dass der als aggres­siv­er und
gewalt­tätiger gel­tende “Sturm 27” eine Unter­grup­pierung sei. Der Name ist
abgeleit­et von der im Drit­ten Reich im Raum Rathenow aktiv­en SA-Brigade 27.
Dort seien vor allem Jugendliche aktiv gewe­sen, sagte Schreiber. Auch eine
eigene Fußball­mannschaft sei unter­hal­ten wor­den. Auf Ver­net­zun­gen mit
anderen recht­sex­tremen Grup­pierun­gen habe ihre Behörde keine Hin­weise, so
Schreiber. Zu der Zahl rechter Kam­er­ad­schaften in Bran­den­burg wollte sie
keine Angaben machen. 

Mit dem am Dien­stag vol­l­zo­ge­nen Ver­bot ver­bi­etet das Brandenburger
Innen­min­is­teri­um zum drit­ten Mal seit Beste­hen des Lan­des eine rechtsextreme
Kam­er­ad­schaft nach dem Vere­in­srecht. Schön­bohms Vorgänger Alwin Ziel (SPD)
ging 1995 in gle­ich­er Weise gegen die “Direk­te Aktion/Mitteldeutschland
(JS)” und 1997 gegen die “Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el” vor. 

Der Vere­in und seine Mit­glieder seien in den ver­gan­genen Jahren immer wieder
durch neon­azis­tis­che Pro­pa­gan­da sowie zahlre­iche Straftat­en aufgefallen,
sagte Schön­bohm. Unter anderem seien sie an Angrif­f­en auf antifaschistische
Grup­pen in Rathenow beteiligt gewe­sen. “Die ver­fas­sungs­feindliche Betätigung
war für den Rechtsstaat nicht mehr länger hin­nehm­bar”, erk­lärte der
Innen­min­is­ter. Zugle­ich mah­nte der CDU-Poli­tik­er erneut bei Politik,
Vere­inen und Kirchen mehr gesellschaftlich­es Engage­ment gegen
recht­sex­trem­istis­che Ten­den­zen an. “Die Polizei kann Struk­turen zerschlagen,
aber nicht extrem­istis­ches Gedankengut beseit­i­gen”, sagte Schön­bohm. In
diesem Zusam­men­hang griff er die PDS an und warf ihr Dop­pelzüngigkeit vor:
Ein­er­seits fordere die Partei, den Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus zu
ver­stärken. Gle­ichzeit­ig wolle sie den Ver­fas­sungss­chutz durch empfindliche
Stre­ichun­gen schwächen. 

Braunes Net­zw­erk

(Berlin­er Zeitung)Neonazis: Bun­desweit gibt es laut Ver­fas­sungss­chutz 160 freie
Kam­er­ad­schaften von Neon­azis. In ihnen sind viele der 3 000 Neonazis
organ­isiert. Die Zahl der weniger gewalt­bere­it­en Recht­sex­trem­is­ten wird auf
10 000 geschätzt. 

Über­re­gion­al: Es gibt vier über­re­gionale Kam­er­ad­schaften — darunter das
Nationale und Soziale Aktions­bünd­nis Mit­teldeutsch­land (NSAM), das unter
anderem auch in Bran­den­burg präsent ist. 

Bran­den­burg: Im Land gibt es etwa ein Dutzend Neonazi-Kameradschaften -
ins­ge­samt sollen ihnen etwa 200 Neon­azis angehören. 

MHS: Beson­ders aktiv ist der “Märkische Heimatschutz” (MHS), der im
Nor­dosten des Lan­des ver­sucht, die Kam­er­ad­schaften zu koordinieren. 

Hochbur­gen: Kameradschaft
en haben sich auch im Havel­land, in
Pots­dam-Mit­tel­mark, in Königs Wuster­hausen, Cot­tbus, Sen­ften­berg und
Sprem­berg gebildet. 

Havel­land: Die Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” wirk­te vor allem im Kreis Havelland
und nicht wie der “Heimatschutz” in mehreren Kreisen. 

Eigene Sport­mannschaft

(Berlin­er Zeitung)RATHENOW. Die Neon­azis der “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” trat­en in Rathenow gern
öffentlich in Erschei­n­ung. Ihre eigene Fußball­mannschaft namens “Sportvolk”
spielte sog­ar in der Zweit­en Stadtli­ga. “Doch sie waren ziem­lich schlecht
und lagen auf dem let­zten Platz”, sagt ein Sprech­er der Antifa Havelland.
Auf den Straßen der Stadt sollen die Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft aber
dur­chaus “dom­i­nant” gewe­sen sein. “Viele hat­ten Angst vor ihnen”, sagte der
Antifa-Sprech­er. Die Mit­glieder bilde­ten eine “sek­tenähn­liche, gewaltbereite
Neon­azi-Gruppe”. Etwa 30 gehören zum harten Kern der Kam­er­ad­schaft, weitere
20 zur Unter­gruppe “Sturm 27”. 

Viele Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft sind laut Antifa seit 1990 in der
Neon­azi-Szene aktiv und haben sich Ende 2000 als Kam­er­ad­schaft zusammen
geschlossen. Die meis­ten seien bere­its wegen Gewalt­tat­en der Polizei
bekan­nt, verurteilt oder haben Haft­strafen abge­sessen. 2002 wurde bekannt,
dass vier Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft im Auf­trag ein­er Wach­schutz­fir­ma das
örtliche Asyl­be­wer­ber­heim bewacht­en. Nach öffentlichen Protesten wurde die
Wach­schutz­fir­ma gewechselt. 

Die Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft reis­ten zu Neonazi-Aufmärschen
oder ‑Konz­erten nach Pots­dam, Dres­den, Magde­burg und Dessau. Sie betrieben
eigene Inter­net-Seit­en, die inzwis­chen abgeschal­tet wur­den. In einer
ein­sti­gen Fab­rikhalle baut­en sie ein Kick-Box-Pro­jekt auf und fan­den vor
kurz­er Zeit in ein­er ehe­ma­li­gen Brauerei einen Prober­aum für eine eigene
Band. Die Sturm-27-Mit­glieder sollen sich zulet­zt in einem Bun­ga­low einer
Rathenow­er Klein­gartenkolonie getrof­fen haben. 

Neon­azi-Vere­in verboten

Bran­den­burg erhöht Ver­fol­gungs­druck auf die recht­sex­treme Szene

(MAZ)POTSDAM Bran­den­burg hat gestern früh die seit März 2001 im Havel­land aktive
Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” sowie deren Jugend­ver­band “Sturm 27”
ver­boten. Zeit­gle­ich durch­sucht­en mehr als 300 Polizeibeamte etwa 40
Woh­nun­gen vor­wiegend in Rathenow und Prem­nitz. Dabei wur­den hun­derte CDs mit
recht­sex­tremer Musik, Hitler-Bilder sowie zahlre­iche den Nationalsozialismus
ver­her­rlichende Gegen­stände beschlagnahmt. Scharfe Waf­fen, die nach
MAZ-Infor­ma­tion existieren sollen, wur­den nicht ent­deckt. Dem harten Kern
der Kam­er­ad­schaft rech­net das Innen­res­sort etwa 35 Neon­azis zu, weit­ere 35
dem Umfeld. 

Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) sprach in Pots­dam von einem “deut­lichen
Sig­nal im Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus”. Die verfassungswidrigen
Bestre­bun­gen sowie anti­semi­tis­chen und demokratiefeindlichen Äußerun­gen der
Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” seien für den Rechtsstaat nicht länger hinnehmbar
gewesen. 

Seit der Grün­dung der Kam­er­ad­schaft Anfang 2001 waren deren Mit­glieder nach
Erken­nt­nis­sen des Innen­min­is­teri­ums sechs­mal an Straftat­en wegen
Kör­per­ver­let­zung beteiligt. Die Angriffe richteten sich vor­wiegend gegen
linke Jugendliche, zulet­zt im August 2004, als auch Neon­azis von “Sturm 27”
in Göt­tlin (Havel­land) mit Eisen­stan­gen ein Auto von Linken attackierten.
Frem­den­feindlich motivierte Gewalt­straftat­en von “Hauptvolk”-Mitgliedern
sind seit 2001 dage­gen nicht bekan­nt. Im Land­tagswahlkampf 2004
unter­stützten Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft die neonazistische
Wäh­lerini­tia­tive “Ja zu Bran­den­burg” des früheren NPD-Landesvorsitzenden
Mario Schulz. Anführer von “Hauptvolk” ist ein wegen Körperverletzung
mehrfach vorbe­strafter Informatikstudent. 

“Wir wer­den auch kün­ftig im Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus nicht nachlassen”,
kündigte Schön­bohm an. “Für Rassen­hass gibt es in unserem Land keinen
Platz.” Ob dem­nächst weit­ere Neon­azi-Vere­ine ver­boten wer­den, ließ der
Min­is­ter offen. Beson­ders aktiv sind derzeit der “Märkische Heimatschutz”,
die “Kam­er­ad­schaft Oder-Spree” und die “Kam­er­ad­schaft Lausitzer Front
Guben”. Seit der Wende wur­den in Bran­den­burg zwei Neonazi-Organisationen
ver­boten: 1995 die “Direk­te Aktion/Mitteldeutschland” und 1997 die
“Kam­er­ad­schaft Ober­hav­el”. Trotz des hohen Ver­fol­gungs­drucks durch die
Polizei hält sich die recht­sex­treme Gewalt in Bran­den­burg seit langem auf
hohem Niveau. 2004 wur­den 105 Gewalt­tat­en reg­istri­ert, 20 Prozent mehr als
2003. 

Bran­den­burg lässt Neon­azi-Kam­er­ad­schaft hochgehen

(MOZ)Potsdam (dpa) Bran­den­burg hat mit dem Ver­bot ein­er rechtsextremistischen
Gruppe einen der größten Schläge gegen Neon­azis der ver­gan­genen Jahre in
Deutsch­lands geführt. Wenige Tage vor dem 60. Jahrestag der Befreiung der
Konzen­tra­tionslager Ravens­brück und Sach­sen­hausen wurde am Dien­stag bei
ein­er Razz­ia das Vere­insver­bot gegen die “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” und deren
Unter­gliederung “Sturm 27” vol­l­zo­gen. 300 Polizis­ten durch­sucht­en mehr als
40 Objek­te. Mit dem Ver­bot “set­zen wir ein deut­lich­es Sig­nal im Kampf gegen
den Recht­sex­trem­is­mus”, sagte Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) in Potsdam.
Der Gruppe sollen etwa 60 Mit­glieder angehören. 

Die Chefin des Ver­fas­sungss­chutzes Bran­den­burg, Win­friede Schreiber, wirft
der Kam­er­ad­schaft vor, die Wesensver­wandtschaft und Nähe zum
Nation­al­sozial­is­mus angestrebt zu haben. Die Beamten hat­ten ab dem frühen
Mor­gen vor allem in Rathenow und Umge­bung gele­gene Objek­te durch­sucht, aber
auch je eine Woh­nung in Sach­sen-Anhalt und Nieder­sach­sen. Der Verbotsantrag
gegen die im Jahr 2000 ent­standene Gruppe wurde am 6. April erlassen. 

“Die ver­fas­sungs­feindliche Betä­ti­gung der “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” und
ihrer Unter­gliederung waren für den Rechtsstaat nicht länger hinnehmbar”,
sagte Schön­bohm. In Schriften des “Hauptvolkes” schrieben die Autoren von
“wir Nation­al­sozial­is­ten” und glo­ri­fizierten die SS. Nach Angaben der
Ver­fas­sungss­chutzchefin sind die meis­ten Mit­glieder des “Hauptvolkes” junge
Män­ner, nur wenige älter als Mitte zwanzig. 

Bei den Haus­durch­suchun­gen seien mehrere hun­dert rechte Musik-CDs gefunden
wor­den, sagte Schreiber: “Musik ist das Trans­port­mit­tel, das neonazistisches
und nation­al­sozial­is­tis­ches Gedankengut in die Köpfe der Jugend
trans­portiert.” Auch Com­put­er, Schreckschuss­waf­fen, Reichskriegsflaggen,
zahlre­iche Schriften und ein Bajonett wur­den sichergestellt. Anhand des
Mate­ri­als wür­den Straftatbestände geprüft. Fes­t­nah­men gab es bish­er nicht.
Nach Schön­bohms Angaben war die Gruppe für mehrere Angriffe auf linke
Grup­pen mit Schlagstöck­en und ein­er Pis­tole verantwortlich. 

Im März waren in Berlin zwei Grup­pen mit jew­eils 10 bis 15 Mitgliedern
ver­boten wor­den, 2004 eine in Bay­ern mit 40 Aktivis­ten. Bedeu­tend war auch
das Ver­bot der “Skin­heads Säch­sis­che Schweiz” 2001. Der säch­sis­chen Gruppe
wur­den 120 Mit­glieder zugeordnet. 

Pots­dam ver­bi­etet Nazigruppe

(TAZ)Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um ver­hängt das Vere­insver­bot nach Razz­ia in
mehr als 40 Räu­men gegen “Kam­er­ad­schaft Hauptvolk” und Unter­gruppe “Sturm
27″

POTSDAM dpa/ap Schlag gegen die Bran­den­burg­er Neonazi-Szene:
Lan­desin­nen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) hat zwei gewalt­bere­ite und
anti­semi­tis­che Kam­er­ad­schaften mit ins­ge­samt 60 Mit­gliedern ver­boten. Die
Grup­pierung “Hauptvolk” und deren Unteror­gan­i­sa­tion “Sturm 27” richteten
sich gegen die ver­fas­sungsmäßige Ord­nung, den Gedanken der
Völk­erver­ständi­gung und das Strafge­setz, erk­lärte er gestern in Pots­dam. Dem
Ver­bot waren am frühen Mor­gen Durch­suchun­gen in etwa 40 Woh­nun­gen im
Havel­land west­lich von Pots­dam und in Sach­sen-Anhalt vorausgegangen. 

Die Chefin des Lan­desver­fas­sungss­chutzes, Win­friede Schreiber, wirft der
Kam­er­ad­schaft vor, die Wesensver­wandtschaft und Nähe zum Nationalsozialismus
angestrebt zu
haben. “Die ver­fas­sungs­feindliche Betä­ti­gung der
‚Kam­er­ad­schaft Hauptvolk und ihrer Unter­gliederung waren für den
Rechtsstaat nicht länger hin­nehm­bar”, so Schön­bohm. In Schriften des
“Hauptvolks” schrieben die Autoren von “wir Nation­al­sozial­is­ten” und
glo­ri­fizierten die SS. Nach Schreibers Angaben sind die Mit­glieder des
“Hauptvolks” vor allem männlich, Mitte zwanzig und jünger. 

Die Beamten hat­ten vor allem in Rathenow und Umge­bung gele­gene Objekte
durch­sucht, aber auch je eine Woh­nung in Sach­sen-Anhalt und Niedersachsen.
Der Ver­bot­santrag wurde am 6. April erlassen. Die Grup­pen waren vor vier
Jahren aus dem Kern der Neon­azi-Szene des Havel­lands rund um Rathenow
her­vorge­gan­gen. Mit dem Namen “Sturm 27” hat­ten sich die Recht­en offenbar
auf die während des NS-Regimes in der Region aktive SA-Gruppe “Brigade 27”
bezogen. 

Bei den Razz­ien seien mehrere hun­dert rechte Musik-CDs gefun­den wor­den. Auch
Com­put­er, Schreckschuss­waf­fen, Reich­skriegs­flaggen, zahlre­iche Schriften und
ein Bajonett wur­den sichergestellt. Anhand des Mate­ri­als würden
Straftatbestände geprüft. Festgenom­men wurde zunächst nie­mand. Nach
Schön­bohms Angaben war die Gruppe für mehrere Angriffe auf linke Gruppen
verantwortlich. 

Im März waren in Berlin zwei rechte Grup­pen mit je 10 bis 15 Mitgliedern
ver­boten wor­den, 2004 eine in Bay­ern mit 40 Aktivis­ten. Bedeu­tend war das
Ver­bot der “Skin­heads Säch­sis­che Schweiz” 2001. 

Schön­bohm ver­bi­etet Nazi-Gruppen

“Hauptvolk” und “Sturm 27” hat­ten rund 60 Mit­glieder im Havelland

(Tagesspiegel)Potsdam — Die recht­sex­treme Szene in der Region gerät immer stärk­er unter
Druck. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) hat die Neonazi-Kameradschaft
“Hauptvolk” ver­boten, die seit vier Jahren vor allem in Rathenow und
Umge­bung (Land­kreis Havel­land) ihr Unwe­sen trieb. Die Polizei durchsuchte
mit einem mas­siv­en Aufge­bot die Woh­nun­gen von etwa 40 Recht­sex­trem­is­ten, die
als Mit­glieder und Anhänger der Grup­pierung gel­ten. “Mit dem Ver­bot setzen
wir ein deut­lich­es Sig­nal im Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus”, sagte
Schön­bohm. Der demokratis­che Staat müsse “seine Waf­fen im Kampf gegen die
Feinde der Frei­heit kon­se­quent ein­set­zen”. Schön­bohm dank­te vor allem dem
Ver­fas­sungss­chutz, “dessen Mitar­beit­er durch aufwändi­ge und akribische
Aufk­lärung die Basis für das Ver­botsver­fahren gelegt haben”. Anfang März
hat­te bere­its Berlins Innense­n­a­tor Ehrhart Kört­ing (SPD) die Kameradschaften
“Tor” und “Berlin­er Alter­na­tive Süd-Ost” verboten. 

Das Innen­min­is­teri­um hält der Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” eine
Wesensver­wandtschaft mit dem Nation­al­sozial­is­mus vor. In Pub­lika­tio­nen mit
Namen wie “Der Land­bote” ver­her­rlichte die Grup­pierung promi­nente Nazis und
agi­tierte gegen Juden. Außer­dem wurde der Holo­caust als “Schwindel”
beze­ich­net. Im Som­mer 2002 bek­lebten Mit­glieder des “Hauptvolks” Rathenower
Straßen­schilder mit Zetteln, auf denen “Rudolf- Heß- Straße” stand. Heß war
Hitlers Stel­lvertreter in der NSDAP

Schön­bohm been­dete auch die Exis­tenz der zu der Kam­er­ad­schaft zählenden
Neon­azi-Clique “Sturm 27”. Deut­lich­er noch als “Hauptvolk” zeugt ihr Name
von brauner Gesin­nung: In Rathenow unter­hielt einst die SA eine “Brigade
27″. 

Die Staat­san­waltschaft hat in den ver­gan­genen Jahren fast die Hälfte der
unge­fähr 60 Mit­glieder von “Hauptvolk” und “Sturm 27” mit Verfahren
über­zo­gen. Dabei ging es um Pro­pa­gan­dade­lik­te und Gewalt­tat­en. So soll
min­destens ein Mit­glied von “Hauptvolk” am Über­fall von Neon­azis auf einen
jun­gen Linken in Rathenow beteiligt gewe­sen sein. Die ver­mummten Schläger
stoppten im August 2004 das Auto, in dem der Linke saß, dann wurde er
her­aus­ge­zo­gen und geprügelt. Fünf Monate zuvor attack­ierte in Göttlin
(Havel­land) ein brauner Mob, darunter Neon­azis vom “Sturm 27”, mit
Eisen­stan­gen und Steinen ein Auto, in dem Linke saßen. Die Insassen kamen
knapp mit dem Schreck­en davon. Im Mai 2003 war­fen “Sturm 27”-Mitglieder in
Rathenow Steine auf Linke. Größere Empörung gab es 2002, als bekan­nt wurde,
dass “Hauptvolk”-Mitglieder — für eine Secu­ri­ty- Fir­ma — das Rathenower
Asyl­be­wer­ber­heim bewacht­en. Flüchtlinge hat­ten Schika­nen beklagt.
Schließlich über­nahm ein anderes Unternehmen den Wachschutz. 

Das Ver­bot der Neon­azi-Grup­pen und das staatliche Vorge­hen gegen
Recht­sex­treme müssen laut Schön­bohm durch ver­stärk­tes Engage­ment in der
Gesellschaft ergänzt wer­den. “Der anhal­tende Ver­fol­gungs­druck kann
recht­sex­trem­istis­che Struk­turen zer­schla­gen, nicht aber extremistisches
Gedankengut in den Köpfen beseit­i­gen”, so der Min­is­ter. Er appel­lierte an
“Poli­tik, Kirchen, Vere­ine, aber auch Schulen und Eltern”, sie müssten “ihre
beson­dere Ver­ant­wor­tung wahrnehmen”. 

Vor dem Ver­bot des “Hauptvolks” wur­den in Bran­den­burg nur zweimal
Neon­azi-Grup­pen aufgelöst. 1995 traf es die “Direk­te
Aktion/Mitteldeutschland”, zwei Jahre später war die “Kam­er­ad­schaft
Ober­hav­el” an der Reihe. 

40 Woh­nun­gen von Neon­azis bei Razz­ia durchsucht

Min­is­ter Schön­bohm ver­bi­etet zum zweit­en Mal rechte Kameradschaft

(LR)Innenminister Jörg Schön­bohm (CDU) hat die Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk”
und deren Jugend-Unter­gliederung “Sturm 27” aus dem Havel­land ver­boten. “Die
ver­fas­sungs­feindliche Betä­ti­gung der Kam­er­ad­schaft war für den Rechtsstaat
nicht länger hin­nehm­bar”, erk­lärte Schön­bohm gestern in Pots­dam. Zuvor
hat­ten rund 300 Beamte in den frühen Mor­gen­stun­den das Ver­bot vollstreckt -
und rund 40 Woh­nun­gen der Neon­azis vor­wiegend in Rathenow und Premnitz
durch­sucht, aber auch in Sach­sen-Anhalt und Niedersachen. 

Dabei wur­den umfan­gre­iche braune Pro­pa­gan­da-Schriften und einige hundert
recht­sex­treme Musik-CD, aber auch Schreckschuss­waf­fen und die verbotene
Reich­skriegs­flagge sichergestellt. Es ist das dritte Ver­bot einer
recht­sex­trem­istis­chen Vere­ini­gung im Land Bran­den­burg seit 1990. Es sei nur
durch die “akribis­che Arbeit” des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes möglich
gewe­sen, betonte der Minister. 

Ver­fas­sungss­chutzchefin Win­friede Schreiber begrün­dete das Ver­bot damit,
dass die Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” und deren Jugend-Unter­gliederung eine
klare erkennbare “Wesensver­wandtschaft zum Nation­al­sozial­is­mus” hat­te. Dies
sei in Pub­lika­tio­nen sicht­bar, in denen gegen Juden agi­tiert und prominente
Nazis ver­her­rlicht wur­den. In einem Aufruf habe sich die Kameradschaft
selb­st als “Wir Nation­al­sozial­is­ten” beze­ich­net. Schreiber wies darauf hin,
dass das Ver­bot der Kam­er­ad­schaft auch für jed­wede Versuche,
Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tio­nen zu grün­den, vol­l­zo­gen wurde. 

Mit­glieder der Kam­er­ad­schaft waren wieder­holt durch einschlägige
recht­sex­treme Gewalt- und Pro­pa­gan­das­traftat­en aufge­fall­en. So sollen sie im
ver­gan­genen Jahr beim Über­fall auf ein Mit­glied der Rathenow­er Antifa-Szene
beteiligt gewe­sen sein, der aus seinem Auto gez­er­rt und ver­prügelt worden
war. Im Jahr 2002 sorgte die Kam­er­ad­schaft für Schlagzeilen, weil Mitglieder
als Angestellte ein­er Sich­er-heits­fir­ma für die Bewachung des
Asyl­be­wer­ber­heims in Rathenow zuständig waren und dabei Bewohn­er schikaniert
haben sollen. 

Das “Hauptvolk” ist bere­its die zweite Neon­azi-Kam­er­ad­schaft, die jet­zt im
Havel­land aus­ge­hoben wird. Kür­zlich waren bere­its die Mit­glieder der
Kam­er­ad­schaft “Freiko­rps”, die Bran­dan­schläge auf aus­ländis­che Restaurants
und Imbisse verübt hat­ten, wegen Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vereinigung
verurteilt worden. 

Der Ver­fas­sungss­chutz hat nach Angaben von Schreiber bis­lang keine Hinweise
auf Querverbindun­gen zwis­chen bei­den Organ­i­sa­tio­nen. Auch sei das Havelland
keines­falls beson­ders auf­fäl­lig. Nach dem let­zten Verfassungsschutzbericht
gibt es Neon­azi-Kam­er­ad­schaften oder ähn­liche Struk­turen auch in den Städten
Cot­tbus, Frank­furt (Oder), Fürst
enwalde, Guben, Lübben, Lübbe­nau, Potsdam,
Rathenow, Schwarzhei­de, Sprem­berg, Straus­berg, Tem­plin und Vetschau, mit
lan­desweit ins­ge­samt rund 180 Mitgliedern. 

Hin­ter­grund Neonazi-Kameradschaft 

In der Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk”, die im Jahr 2000 aus dem Kern der
recht­sex­trem­istis­chen Szene in Rathenow und Prem­nitz im Havel­land entstanden
war, waren rund 60 Neon­azis organ­isiert: Sie hat­ten eigene
Schlüs­se­lan­hänger, trat­en regelmäßig in ein­heitlichen Vere­ins-T-Shirts mit
der Auf­schrift in alt­deutsch­er Schrift “Hauptvolk” auf. Der Name “Sturm
27″ — den die Jugend-Unter­gliederung trug — lehnt sich an die im Dritten
Reich in der Region Rathenow aktive SA-Brigade 27 an.

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Geldregen für Ferienlager der RAA

Er sei ein Mann, der fast alles habe, sagt Karl Nolle über sich. Und diese
Selb­stzufrieden­heit ist die Quelle des Gel­dregens, über den sich jetzt
Kinder aus einkom­menss­chwachen Fam­i­lien Hoy­er­swer­das freuen dür­fen. Denn
anlässlich seines 60. Geburt­stags rief der SPD-Land­tagsab­ge­ord­nete zu
Spenden für drei soziale Pro­jek­te auf — eines davon ist die Aktion
«Ferienspaß im Nach­bar­land» . Gestern über­re­ichte Nolle an RAA-Chefin Helga
Nic­kich einen Scheck über 5000 Euro. 

Die «Kinder-Aktion» , wie Karl Nolle das Ferien­lager-Pro­jekt der Regionalen
Arbeitsstelle für Aus­län­der, Schulen und Jugend nen­nt, hat mit Abstand die
meis­ten Spender für sich gewon­nen. Mehr als 4500 Euro haben Freunde,
Bekan­nte und Kol­le­gen des SPD-Poli­tik­ers auf das Kon­to der RAA überwiesen -
statt Geschenken zum 60. von Nolle ( www.karl-nolle-wird-sechzig.de ). Den
Rest bis zur 5000 stock­te der Sozialdemokrat gestern spon­tan aus der eigenen
Tasche auf, «denn die Abge­ord­neten ver­di­enen ja sowieso viel zu viel — wie
man so sagt» , scherzte Nolle gestern bei der Spendenüber­gabe im Rathaus.
Daran, dass ihm die Arbeit der RAA und die Ferien­lager wichtig sind, ließ er
keinen Zweifel. Seit rund einem Jahr ste­ht der Mann aus Han­nover in Kontakt
mit Hel­ga Nic­kich, war schon früher öfter zu Gast in Hoyerswerda. 

Der Gel­dregen kommt wie gerufen. Denn: Der «Ferienspaß im Nach­bar­land» stand
in diesem Jahr auf der Kippe. 2004 fuhren nur noch 250 Kinder mit ins
Ferien­lager, weil die För­der­mit­tel nicht aus­re­icht­en, um mehr Schüler aus
einkom­menss­chwachen Fam­i­lien zu unter­stützen. In den Vor­jahren waren
zwis­chen 700 und 1000 Kinder und Jugendliche mit der RAA in die Ferien nach
Polen und Tschechien gefahren. Mit dem Geld von Karl Nolle kön­nen nun 50
Kinder soweit gefördert wer­den, dass der Elter­nan­teil auch für ärmere
Fam­i­lien erschwinglich ist, sagt Hel­ga Nic­kich. Über die Höhe des
Reise-Zuschuss­es entschei­det die RAA in jedem Fall einzeln. Bish­er gibt es
für die drei Durchgänge in den Som­mer­fe­rien 2005 schon 100 Anmel­dun­gen für
Kinder, deren Eltern die Reisekosten kom­plett allein übernehmen kön­nen, so
Nic­kich. Dass die Teil­nahme an den Ferien­lagern nicht an der knappen
Haushalt­skasse scheit­ert, ist ihr beson­ders wichtig: «Auch wenn in vielen
Fam­i­lien das Geld nicht mehr für einen Großurlaub reicht, soll­ten wenigstens
die Kinder die Möglichkeit haben, in die Ferien zu fahren.»

Zum The­ma Anmeldung 

# Die Aktion «Ferienspaß im Nach­bar­land» find­et in den Alters­grup­pen sieben
bis zwölf und 13 bis 16 Jahre statt und wird in drei Durchgängen
veranstaltet. 

# Ter­mine: 17. bis 26. Juli; 26. Juli bis 4. August; 4. bis 13. August. 

# Die Ferienob­jek­te befind­en sich in Kytlice, Dol­ni Falk­bov und Vejprty. 

# Anmel­dun­gen sind mon­tags bis mittwochs von 9 bis 12 und 13 bis 15 Uhr
sowie don­ner­stags von 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr bei der Geschäftsstelle der
RAA an der Straße des Friedens 27 in Hoy­er­swer­da möglich. Tele­fon­num­mer: 0
35 71/41 60 72. Dort gibt es auch Details zu den einzel­nen Ferienobjekten.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen sind im Inter­net unter www.raa-hoyerswerda.com zu
finden.

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Gespräche mit Zeitzeugen

BELOW Etwa 1200 ehe­ma­lige Häftlinge wer­den vom 15. bis 18. April zum 60.
Jahrestag ihrer Befreiung aus den Konzen­tra­tionslagern Ravens­brück und
Sach­sen­hausen erwartet. Zum 50. Jahrestag waren 3000 Über­lebende aus 30
Natio­nen gekommen. 

Einige wer­den auch wieder das Todes­marschmu­se­um Below besuchen. Dessen
Lei­t­erin Car­men Lange bere­it­et zwei Ver­anstal­tun­gen vor: am Fre­itag, 15.
April, und Mon­tag, 18. April. Tech­nik, Tis­che und Bänke wer­den von der Stadt
Witt­stock, auf deren Gemarkung das Muse­um liegt, gestellt. Alles andere wie
Ein­ladun­gen, Busse, Unterkun­ft, Verpfle­gung sowie im Below­er Wald ein
Festzelt übern­immt die Bran­den­bur­gis­che Gedenkstättenstiftung. 

Am Fre­itag kom­men franzö­sis­che Über­lebende mit Bussen nach Below. Sie werden
sich um 14.45 Uhr zusam­men mit Jugend­grup­pen auf einen “marsch de la vie”
(Marsch des Lebens) begeben. Er wird im Wald an der let­zten Todesmarschtafel
vorm Muse­um aus Rich­tung Witt­stock begin­nen. Die Gedenkver­anstal­tung mit
kurzen Ansprachen ist ab 15.30 Uhr geplant. Nach der Begrüßung durch
Gedenkstät­ten­lei­t­erin Car­men Lange ste­ht der Auftritt von Mau­rice Pellan,
Präsi­dent der Vere­ini­gung franzö­sis­ch­er Sach­sen­hausen-Über­leben­der, auf dem
Pro­gramm. Danach spricht die Land­tagspräsi­dentin von Mecklenburg-Vorpommern
Sylvia Brettschnei­der. Ein Röbel­er Trompeter wird “le chant de partisan”
(das Par­ti­sa­nen­lied) spie­len, bei dem franzö­sis­che Gäste mitsin­gen werden.
Die Gedenk­feier am Mon­tag, 18. April, wird gegen 11 Uhr begin­nen. Carmen
Lange begrüßt die Gäste, dann spricht Bran­den­burgs Min­is­terin für
Wis­senschaft, Forschung und Kul­tur, Johan­na Wan­ka. Wladimir K.
Woje­w­odtschenko aus der Ukraine möchte ein paar Worte sagen, danach eine
Schü­lerin aus dem Witt­stock­er Gym­na­si­um. Ein Schüler­chor wird singen,
darunter das Lied von den Moor­sol­dat­en. Dann fol­gen “Vater unser” und
Kad­disch (jüdis­ches Gebet für das See­len­heil Ver­stor­ben­er). Neben
Kranznieder­legun­gen hofft Car­men Lange, dass viele Besuch­er je eine Rose
mit­brin­gen. Die kön­nte an den etwa 80 Bäu­men im Wald abgelegt wer­den, an
denen noch heute Rinden­schnitzereien der ein­sti­gen Todes­marsch-Häftlinge zu
sehen sind. Bei Kaf­fee und Kuchen und beim Rundgang durch den Wald wird es
an bei­den Gedenk­ta­gen Gele­gen­heit geben, mit Zeitzeu­gen ins Gespräch zu
kom­men. Schü­ler­grup­pen aus Witt­stock, Dos­sow, Ger­men­dorf (bei Oranienburg),
Lübz und Pritzwalk haben sich angemeldet. Weit­ere Höhep­unk­te in der
Gedenkstätte Below sind in diesem Jahr: im Juni ein dre­itägiges Pro­jekt mit
Schülern vom Lübz­er Gym­na­si­um, bei dem eine Broschüre zu den
Baum­schnitzereien erstellt wer­den soll; Ende August/Anfang Sep­tem­ber ein
Pro­jekt mit Berlin­er Jugendlichen; am 2. Sep­tem­ber die Fahrrad­stern­fahrt von
Pritzwalk­er und Witt­stock­er Schülern, bei dem wieder Zeitzeu­gen vor Ort sein
wer­den. Car­men Lange hat ein Konzept zur Umgestal­tung der Gedenkstätte
erar­beit­et, das in den Gremien der Stiftung berat­en wer­den muss. Demnach
soll im heuti­gen Ausstel­lungs­ge­bäude vor­wiegend päd­a­gogis­che Arbeit
geleis­tet wer­den. “Die Haup­tausstel­lung sollte nach draußen ver­legt werden”,
meinte die Gedenkstät­ten­lei­t­erin . Dann wäre sie zu jed­er Zeit zu sehen.
Allerd­ings müsste sie auch entsprechend gesichert wer­den, sagte
Muse­um­slei­t­erin Car­men Lange. Ein Bran­dan­schlag aufs Todes­marschmu­se­um hatte
Anfang Sep­tem­ber 2002 für unrühm­liche Schlagzeilen gesorgt. Bei den
Ver­anstal­tun­gen ist jed­er Gast willkom­men. Car­men Lange bit­tet allerdings
Vertreter von Schulk­lassen, die einen Zeitzeu­gen befra­gen wollen, darum,
sich anzumelden. 

Todes­marschmu­se­um Below, dien­stags bis fre­itags von 9 bis 17 Uhr,
samstags/sonntags von 10 bis 17 Uhr, 039925/ 24 78.

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Wir kämpfen bis zuletzt”

Mit ein­er Kundge­bung will der Thäl­mann-Fre­un­deskreis am Sam­stag gegen den
geplanten Abriss des his­torischen KPD-Tagung­sortes in Ziegenhals
protestieren. Ihren Sprech­er Heinz Schmidt befragte Oliv­er Fis­ch­er über die
Zukun­ft der umstrit­te­nen Gedenkstätte. 

Der Abriss der Gedenkstätte scheint beschlossene Sache zu sein. Was
ver­sprechen Sie sich von dieser Demo? 

Schmidt: Moment. Die Sache ist noch lange nicht in Sack und Tüten. Es ist
nur eine Abriss­genehmi­gung mit Aufla­gen aus­ge­sprochen wor­den, bei der vom
Eigen­tümer eine Reg­istrierung und Umlagerung der Ausstel­lung ver­langt wird.
Das ist schon schlimm, aber der Eigen­tümer hat dage­gen Widerspruch
ein­gelegt. Damit ist der Bescheid aufge­hoben. Das Rin­gen geht also weiter,
nicht zulet­zt mit unser­er Protestdemonstration. 

Was haben Sie geplant? 

Schmidt: Wir tre­f­fen uns um 10 Uhr in der Königs-Wusterhausener
Bahn­hof­s­traße am Brun­nen und marschieren von dort zum Ehren­mal für die
Ver­fol­gten des Naziregimes. Von dort kön­nen die Teil­nehmer dann nach
Ziegen­hals fahren, wo eine zweite Ver­anstal­tung stat­tfind­en wird. 

Wen erwarten Sie dort? 

Schmidt: Es haben rang­ho­he Vertreter aller linken Parteien ihr Kommen
zuge­sagt. Hans Mod­row wird wahrschein­lich dort sein, soweit ich informiert
bin, kommt auch der Königs-Wuster­hausen­er Bürg­er­meis­ter Ste­fan Ludwig. 

Welche Schritte wer­den Sie darüber­hin­aus zur Ret­tung der Gedenkstätte
unternehmen? 

Schmidt: Wir haben dem Baudez­er­nen­ten des Kreis­es einen neuen Vorschlag
unter­bre­it­et, der gle­ichzeit­ig unsere Forderung nach Unan­tast­barkeit der
Gedenkstätte unterstreicht. 

Das heißt im Klartext? 

Schmidt: Wir beste­hen weit­er­hin darauf, dass die Gedenkstätte an dem
authen­tis­chen Ort bleibt. Dafür haben wir eine Lösung erar­beit­et, die den
Eigen­tümer erhe­blich bil­liger kom­men würde als eine Auslagerung. 

Und wie soll die aussehen? 

Schmidt: Die Teile, die unter Denkmalschutz und Umge­bungss­chutz stehen -
also der Raum selb­st sowie der Hof mit der Mauer — befind­en sich alle im
vorderen Teil der Anlage. Der muss ste­hen bleiben, alles andere wäre eine
Ver­nich­tung der Gedenkstätte. Den hin­teren Teil, der im Wesentlichen aus der
ehe­ma­li­gen HO-Gast­stätte beste­ht, kön­nte der Eigen­tümer aber abreißen und
dort wie geplant Häuser hinbauen. 

Daran dürfte er aber kein Inter­esse haben … 

Schmidt: Das ist wohl richtig. Aber die Entschei­dung liegt bei der Politik.
Wir wollen deshalb unseren Stand­punkt klar­ma­chen und alles Mögliche für den
Erhalt tun. Dabei wis­sen wir viele hin­ter uns. 

Wen? 

Schmidt: Natür­lich führende inter­na­tionale Antifaschis­ten. Aber auch
Promi­nente wie Täve Schur haben bere­its ihren Protest über die
Abriss­genehmi­gung bekundet. 

Aber angesichts der Entschei­dung, die bere­its ein­mal getrof­fen wurde:
Glauben Sie wirk­lich noch an einen Erfolg? 

Schmidt: Wir kämpfen bis zulet­zt. Die Schande wird jeden­falls nicht auf uns
fallen.

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Thor Steinar”-Jacken sichergestellt

ORANIENBURG Während Verkehrskon­trollen der Bere­itschaft­spolizei in der Oranienburger
Lehnitzs­traße und Sach­sen­hausen­er Straße am Mon­tag gegen 10.05 Uhr und 11.20
Uhr wur­den ein 24-Jähriger und eine 18-Jährige mit in der Öffentlichkeit
getra­ge­nen “Thor Steinar”-Jacken (mit altem Sym­bol) angetrof­fen. Die
Sich­er­stel­lung der Jack­en erfol­gte, die Ermit­tlun­gen führt die Kripo
Oranienburg.

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Razzia gegen Neonazis im Havelland

Die Bran­den­burg­er Polizei hat nach “Tagesspiegel”-Informationen rund 40
Woh­nun­gen von Mit­gliedern der Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” durchsucht.
Die Grup­pierung, die seit vier Jahren vor allem in Rathenow (Land­kreis
Havel­land) und Umge­bung aktiv sei, war zuvor von Innen­min­is­ter Jörg
Schön­bohm (CDU) ver­boten worden. 

Das Pots­damer Innen­min­is­teri­um wirft der Kam­er­ad­schaft eine
Wesensver­wand­schaft mit den Nation­al­sozial­is­ten vor. Schön­bohm habe auch die
Exis­tenz der zur Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” zäh­len­den Neon­azi-Clique “Sturm
27″ been­det, heißt es. Während des Nazi-Regimes hat­te die SA in Rathenow
eine “Brigade 27” unterhalten. 

Einzel­heit­en zu der groß angelegten Durch­suchungs-Aktion will Schön­bohm am
späten Vor­mit­tag in Pots­dam erläutern.

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Sein Schwert ist sein Schicksal

BIRMINGHAM Das Schloss müsste mal geölt wer­den. Es knar­rt wie bei einem
alten Burgver­lies. Die Tür öffnet sich mit einem Ruck. Im Gang warten
Pflegerin Cathy und Noel Mar­tin, eines der bekan­ntesten Opfer rechter
Schläger in Brandenburg. 

Seit fast neun Jahren ist der 45-Jährige vom Hals abwärts gelähmt — nach
ein­er sinnlosen Attacke durch zwei Neon­azis im bran­den­bur­gis­chen Mahlow am
16. Juni 1996. 

Reporterbe­suche hat­te er sei­ther viele. Er macht keine lan­gen Umschweife
mehr. “Hal­lo”, sagt er. “Mir geht es nicht gut. Vielle­icht werde ich bald
sterben.” 

Es ist ein Wieder­se­hen nach sieben Jahren. Damals gab er der MAZ ein langes
Inter­view über das Leben mit der furcht­baren Ver­let­zung, die seinen Körper
zu seinem Kerk­er gemacht hat. 

Wir haben zwei Stun­den Zeit, dann ist Pfer­deren­nen im Fernse­hen. Auf die
alte Lei­den­schaft aus seinem früheren Leben will er auch heute unter keinen
Umstän­den verzicht­en. “Es ist das Ren­nen in Sun­dawn. Wenn Sie beim Start
noch da sind, läuft das Fernse­hen neben­bei”, sagt er. “Ich weiß, welches
Pferd auf hartem Boden gut läuft, und welch­es lieber weichen Boden mag.”
Früher, in seinem ersten Leben, hat er gute Gewinne gemacht an den
Wettschal­tern. Heute zockt er kaum noch. “Du brauchst nicht nur Wis­sen. Du
brauchst auch viel Gefühl. Wer nichts mehr spürt, kann Pferde nicht
ein­schätzen.” Er ist härter gewor­den in diesen sieben Jahren. 

Neun Pfleger ver­sor­gen ihn Tag und Nacht. Noel Mar­tin dirigiert sie
rou­tiniert. Er braucht Cathy für jeden Zug an der Zigarette, zum Umblättern
der Zeitung, für jeden Schluck und jeden Bis­sen, den er zu sich nimmt. Nur
wenige Helfer wer­den zu Ver­traut­en. “Sie kom­men und gehen. In den letzten
drei Monat­en hat­te ich fünf neue Leute. Jedem muss ich alles wieder aufs
Neue erk­lären. Man wird darüber zum Papagei.” 

Vor sieben Jahren kon­nte man an den kräfti­gen Schul­tern noch den einst
begeis­terten Sportler ahnen. Inzwis­chen sind die Schul­tern schmal, die Arme
dünn geworden.. 

Sein rotes Ziegel­haus im britis­chen Birm­ing­ham ist seine Burg. Die meiste
Zeit ver­bringt er hier im Wohnz­im­mer neben dem Kamin. Von hier aus
tele­foniert er mit ein­er Mikro­fo­nan­lage, empfängt Besuche, betra­chtet die
Welt draußen im Fernse­hen. Ins Freie kann er nur im Som­mer, wenn es warm
ist, weil son­st seine Kör­pertem­per­atur rapi­de fällt. 

Damals, vor sieben Jahren war seine Frau Jack­ie an sein­er Seite. Eine
rot­blonde Frau mit fre­undlichem Lächeln und zupack­en­dem Wesen. Sie eine
Weiße, er ein Schwarz­er, hat­ten schon so manche Anfein­dung zusammen
durchge­s­tanden. Nach dem Angriff von Mahlow woll­ten sie sein zweites Leben
so lebenswert wie möglich gestal­ten. Sie stärk­te ihm den Rück­en, als mit
einem Schlag vor­bei war, was für ihn früher das Leben aus­machte: Arbeiten,
Laufen, Reit­en, Reisen, Tanzen, Fre­unde treffen. 

Jack­ies Grab liegt im Garten 

Dann kam im April 2000 der näch­ste harte Schlag: Jack­ie starb an Krebs. “Mit
ihr habe ich den Schlüs­sel zum Glück ver­loren”, sagt er. 

In seinem ersten Leben war er ein­er, der viele Fre­unde hat­te, der die Frauen
liebte. Seine Kol­le­gen benei­de­ten ihn um seine Fre­undin­nen und später um
seine Frau. Heute freut er sich, wenn ihm jemand ein­fach nur zuhört. Frauen
ver­ab­schieden sich dann meist mit einem Kuss auf die Wange, so kann er sie
wenig­stens ein biss­chen spüren. 

Jack­ie hat er bei sich behal­ten. Ihr Grab liegt im Garten seines Haus­es. Vom
Wohnz­im­mer aus kann er sie immer sehen. Seine Liebe­serk­lärung hat er in die
Grab­mauer meißeln lassen. Ein Glock­en­spiel bim­melt darüber. Noel Martin
lächelt, wenn er an sie denkt. “Sie bekommt jede Woche Blu­men. Manchmal
glaube ich, dass sie um mich ist.” 

Seit ihrem Tod kämpft er um so ver­bis­sener gegen innere und äußere Dämonen.
Dreimal im Jahr springt ihn gren­zen­lose Ein­samkeit an wie ein wildes Tier:
An Wei­h­nacht­en, an Jack­ies Todestag, dem 12. April und am 16. Juni, dem Tag,
an dem ihn die Neon­azis zum Krüp­pel machten. 

Er braucht dann Wochen, um das zu über­winden. Dann konzen­tri­ert er sich
wieder auf das Böse da draußen und macht mobil gegen Frem­den­hass. Sein
Schw­ert ist sein eigenes Schick­sal. Am eige­nen Beispiel will er jedem
zeigen, wohin Ras­sis­mus führt. Sein Schild sind ein­fache Lebensweisheiten,
kon­se­quent umge­set­zt: “Jed­er sollte für die anderen ein Trittstein sein,
damit sie, von Stein zu Stein, den Fluss des Lebens über­queren kön­nen. Ich
will ein Trittstein für viele sein, die den Hass überwinden.” 

2001 kehrte er im Roll­stuhl nach Mahlow zurück, an den Ort, an dem ihm das
schlimm­ste Unrecht seines Lebens zuge­fügt wurde. Er war beseelt vom
Gedanken, den Nazis zu zeigen, dass er noch da war. Tausende hat er damals
beein­druckt, weil er so klar über seine Lage reden kann. Weil er so schwer
getrof­fen wurde und trotz­dem für eine gute Sache kämpft. “Ich habe den
Rassen­hass ken­nen gel­ernt, seit ich hier in Eng­land zur Schule ging. Ich
habe mich immer gewehrt: gegen frem­den­feindliche Mitschüler, Lehrer und
Polizis­ten. Ich bin schwarz und stolz darauf, das habe ich immer allen
gezeigt. Das wird so bleiben”, sagt er. Er saß bei Beck­mann in der Talkshow,
wurde vom Sänger Mar­ius Müller-West­ern­hagen und vom Fußball­train­ers Mathias
Sam­mer unter­stützt. Er plädierte vor laufend­en Kam­eras für Tol­er­anz und
gegen Gewalt. Und wenn Reporter nach­fragten, ob er alle Deutschen hasse,
erk­lärte er kühl, dass es Ras­sis­mus über­all gebe. Und dass ihm viele
Deutschen ihr Mit­ge­fühl zeigten. 

Mit dem “Jacque­line und Noel Mar­tin-Fonds” sam­melt er Geld, um Jugendliche
aus Mahlow nach Eng­land zu holen. “Viele von ihnen haben Fre­unde, die rechts
sind. Wenn sie mich besucht haben, ver­ste­hen sie den Hass ihrer Freunde
nicht mehr. Sie fra­gen sich, wohin das führt”, sagt er. In diesem Jahr soll
eine Gruppe aus Mahlow kom­men. Ein Gegenbe­such englis­ch­er Schüler ist
geplant. Doch dafür fehlt bis­lang das Geld. * 

“Meine let­zte Frei­heit ist der Tod” 

D ie Täter von damals sind heute frei. Sie inter­essieren ihn nicht mehr.
“Das Leben wird sich um sie küm­mern”, meint er. “Sie wer­den Familien
grün­den. Vielle­icht ver­lieben sich ihre Kinder in Schwarze. Was sie dazu
wohl sagen wür­den? Diese Idee gefällt mir”, lacht er. 

Mit Jack­ie zusam­men hat­te er einst beschlossen, sich zehn Jahre auf das
Leben mit der Läh­mung einzu­lassen. “Damals war ich noch nicht bere­it zu
ster­ben. Jet­zt bin ich es”, sagt er. Und hofft, alles selb­st in der Hand zu
behal­ten. “Meine let­zte Frei­heit ist mein Tod: Ein Verzicht auf eine
leben­sret­tende Oper­a­tion, auf eine Blut­trans­fu­sion, schon kann es vorbei
sein. Ich entschei­de, wenn es so weit ist und gehe.” 

Angst vorm Ster­ben? “Ich habe Angst vorm Leben. Vor ein­er Welt voller Gewalt
und Hass. Und davor, dass ich nur noch vor mich hin vegetiere.” 

Aber er wäre nicht Noel Mar­tin, wenn er nicht doch noch einen Traum hätte:
“Ich wollte immer schon mal ein Jahr in Jamai­ka leben, der alten Heimat
mein­er Eltern. Um mich herum nur grüne Natur. Und nichts und nie­mand soll
mich dann zu etwas zwin­gen. Frei­heit? Vielle­icht gibt es das für mich im
näch­sten Leben.” 

*Wer spenden will: Der Jacque­line und Noel Mar­tin-Fonds wird vom Großen
Waisen­haus zu Pots­dam verwaltet. 

Kon­to: MBS Potsdam 

BLZ: 16050000 

Kon­to: 3502000580 

Ken­nwort Noel Martin

Inforiot