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Stadt sammelt Geld für Opfer von Brandanschlag

RHEINSBERG. Anfang 2003 eröffnete Mehmet Cimendag seinen Imbiss in
Rheins­berg. Kaum einen Monat später zün­de­ten Unbekan­nte die Reifen des
Imbiss-Wagens an. Im August 2003 fol­gte der näch­ste Bran­dan­schlag, ein
weit­er­er Ver­such im Dezem­ber. 350 Rheins­berg­er demon­stri­erten gegen die
Anschläge und für Cimendag. “Ich hat­te wieder Mut”, sagt er. Doch am
ver­gan­genen Mittwoch kurz vor 1 Uhr klin­gelte sein Tele­fon. Anwohn­er riefen
ihn an, als sie zuse­hen mussten, wie die Feuer­wehr den bren­nen­den Imbiss
löschte. “Der Schaden beträgt 19 000 Euro”, sagt er. “Ich bin jetzt
arbeit­s­los, räume die Trüm­mer weg und weiß nicht, wie ich meine Miete zahlen
soll.” 

Brandbeschle­u­niger gefunden 

Seit Dien­stag ist sich­er, dass es ein Anschlag war. “Krim­inal­tech­niker
fan­den Reste eines Brandbeschle­u­nigers”, sagt Staat­san­wältin Lolita
Lodenkäm­per. Die Ermit­tler haben nach dem Anschlag eine Beloh­nung von 2 000
Euro zur Ergrei­fung der Täter aus­geschrieben. Am Dien­stag war auch ein
Ver­sicherungsgutachter bei Cimendag. “Sie wollen 8 000 Euro zahlen”, sagt
er. 

Fast 70 Anschläge auf Imbisse von Aus­län­dern verübten Recht­sex­trem­is­ten in
Bran­den­burg seit dem Jahr 2000. Erst im März wur­den zwölf Neon­azis der
“Kam­er­ad­schaft Freiko­rps” als ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung verurteilt, weil
sie mit Anschlä­gen Imbiss-Betreiber aus dem Havel­land vertreiben wollten. 

“Seit dem Urteil gab es im Land fünf ähn­liche Anschläge”, sagt Judith Porath
vom Vere­in Opfer­per­spek­tive. Mal wur­den 20 Hak­enkreuze geschmiert und
Brand­sätze gewor­fen, mal die Besitzer belei­digt und Scheiben eingeworfen.
Gemein­sam mit der Stadt Rheins­berg und der Aus­län­der­beauf­tragten des Landes
ruft der Vere­in nun zu Spenden für Cimendag, seine Frau und den einjährigen
Sohn auf. Zwar sei deren Exis­ten­z­grund­lage zer­stört, doch die Fam­i­lie soll
der Stadt nicht den Rück­en kehren. “Der Aufruf der Stadt, die Fam­i­lie aktiv
zu unter­stützen, ist ein sehr gutes Sig­nal”, sagt Ausländerbeauftragte
Almuth Berg­er. Harte Gericht­surteile kön­nten recht­sex­treme Täter offenbar
nicht abschreck­en. “Nun ist die Gesellschaft dran und muss helfen.” 

Cimendag erzählt, dass er die Täter des zweit­en Anschlags nach deren
Verurteilung immer wieder gese­hen hat. Ein­er bekam im Schnel­lver­fahren vier
Wochen Jugen­dar­rest, der andere sieben Monate auf Bewährung — sie hat­ten vor
Gericht aus­län­der­feindliche Motive angegeben. “Ich hat­te immer Angst vor
solchen Ter­ror­is­ten”, sagt der Kurde. Nun sucht er einen Laden, denn für
einen Imbiss-Wagen bekäme er keine Ver­sicherung mehr. “Ich will hier bleiben
und nicht aufgeben. Son­st hät­ten die Täter gewonnen.”

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Rechtsradikale legten Kranz nieder

WITTSTOCK Volk­strauertag 2003: 24 Per­so­n­en aus der recht­en Szene marschieren
in Zweier-Kolonne zum Kriegerdenkmal in Dos­sow. Sie stellen sich im
Hal­bkreis auf. Schwarz-weiß-rote Fah­nen wer­den geschwenkt. Ein­er hält eine
Rede. Zwei Per­so­n­en leg­en einen Kranz vom “nationalen Widerstand
Prig­nitz-Rup­pin” für die “tapfer­en Gefal­l­enen des ersten und zweiten
Weltkrieges” nieder. Nach ein­er Schweigeminute löst sich die Versammlung
auf. 

Organ­isator dieser nicht angemelde­ten und genehmigten Ver­samm­lung war nach
Auf­fas­sung der Staat­san­waltschaft der 25-jährige Stadtverord­nete Mathias
Wirth aus Witt­stock. Der Kfz-Mechaniker hat­te wegen Ver­stoßes gegen das
Ver­samm­lungs­ge­setz einen Straf­be­fehl erhal­ten. Gestern fand die Verhandlung
vor dem Neu­rup­pin­er Amts­gericht statt. Sie endete mit einem Freispruch. 

Resig­niert hat­te Staat­san­walt Kai Clement nach drei Zeu­gen auf die Anhörung
weit­er­er verzichtet: “Es hat keinen Sinn.” Die Zeu­gen seien so katastrophal,
dass man mit ihnen nichts anfan­gen könne. Es käme nur noch ein­er in
Betra­cht. Und bei dem könne er sich an allen fünf Fin­gern abzählen, was da
her­auskomme. Näm­lich nichts, wie die vor­ange­gan­genen Befra­gun­gen zeigten.
Bei allen drei Zeu­gen war ein kollek­tiv­er Gedächt­niss­chwund einge­treten. So
schien bei Ste­fan L. “keine Ahnung” das Lieblingswort zu sein. Er wollte
Math­ias Wirth nur vom Hören und Sehen ken­nen. Mit wem er nach Dossow
gekom­men sei: “Keine Ahnung.” Wer den Kranz niedergelegt habe: “Kann ich
nicht sagen.” Worum es gegan­gen sei: “Keine Ahnung.” 

Ähn­lich auf­schlussre­ich äußerte sich der näch­ste Zeuge: “Dos­sow sagt mir
nichts.” Warum er über­haupt mit­ge­fahren sei, wenn er keinen kan­nte und nicht
wusste, worum es ging?, wollte Richter Schip­pers wis­sen. “Warum nicht? Wenn
mich ein­er zum Fußball ein­ge­laden hätte, wäre ich ja auch mitgefahren.”
Genau­so wenig trug Car­men S. zur Klärung bei: “Ich vergesse eigentlich immer
schnell wat.” Sie habe von der ganzen Aktion nichts gewusst, son­dern nur auf
Wun­sch ihres Fre­un­des ein paar Leute einge­sam­melt und nach Dos­sow gefahren.
Worüber die im Auto gere­det hät­ten, habe sie nicht inter­essiert: “Ich musste
mich auf die Straße konzen­tri­eren.” Math­ias Wirth kenne sie nur vom Sehen. 

Wer den Auf­marsch ini­ti­iert hat­te, kon­nte gestern nicht gek­lärt wer­den. Es
gebe Hin­weise auf Math­ias Wirth, so der Richter. Doch nach dem Grund­satz im
Zweifel für den Angeklagten sei Wirth freizusprechen.

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Im Sonderbus zu Gedenkveranstaltungen

Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager
Ravens­brück und Sach­sen­hausen find­en am 17. April zen­trale Gedenkfeiern
statt. Begleit­et wird dieser Jahrestag von zahlre­ichen Veranstaltungen,
Ausstel­lun­gen, Konz­erten sowie Fahrten zu ehe­ma­li­gen Außenlagern. 

Zu diesem Ereig­nis wer­den rund 1200 Über­lebende aus ganz Europa, aus Israel,
Kana­da, Aus­tralien und den USA in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
(Fürstenberg/H.) und in der Gedenkstätte und dem Muse­um Sachsenhausen
(Oranien­burg) erwartet. Dieser 60. Jahrestag zielt vor allem auf eine große
Begeg­nung der Über­leben­den und der Gen­er­a­tio­nen. Der Kreisver­band der PDS
Spree-Neiße stellt einen Bus zur Ver­fü­gung und lädt Bürg­erin­nen und Bürger
ein, gemein­sam nach Sach­sen­hausen zu fahren. Unkosten­beitrag pro Person:
fünf Euro, Abfahrt ab Sprem­berg voraus­sichtlich 10 Uhr, Ankun­ft in
Sprem­berg: voraus­sichtlich 21 Uhr. Anmeld ungen in der PDS-Geschäftsstelle
Sprem­berg, Am Markt 2 oder tele­fonisch unter (0 35 63) 20 45 bzw. 60 13 65.

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Mutige Reaktion

Wieder und immer wieder. Nach dem Angriff auf aus­ländis­che Stu­den­ten vor der
Diskothek «Sound» , ger­ade mal zwei Monate her, befasst sich die Cottbuser
Polizei mit einem neuen, ähn­lichen Fall. 

Ein junger Mann beschimpft und schlägt im Nacht­bus einen Afgha­nen, der in
Cot­tbus lebt — und hätte der Bus­fahrer nicht geis­tes­ge­gen­wär­tig reagiert,
wäre die Sit­u­a­tion sich­er weit­er eskaliert. 

Dem Bus­fahrer ist es zu ver­danken, dass die Polizei so schnell ein­griff. Es
gehört schon Mut zu dieser Reak­tion. So waren im Jahr 2001 vier junge
Cot­tbuser angeklagt, an ein­er Straßen­bahn-Hal­testelle in der Thiemstraße
einen Libane­sen ver­prügelt zu haben — vor Gericht erweck­te es den Eindruck,
als hät­ten die Zeu­gen mehr Angst vor der Aus­sage als die beschuldigten
Neon­azis vor einem Urteil. Weit­eres Beispiel: Der Vor­sitzende des «Kamerun
Stu­den­ten­vere­ins Cot­tbus» erstat­tete keine Anzeige, nach­dem ihn Jugendliche
in der Schw­er­iner Straße bedro­ht hat­ten — das nahm der Ausländerbeauftragte
für ihn in die Hand. 

Inzwis­chen scheint sich jedoch leise eine Kehrtwende im Umgang mit solchen
Über­fällen anzudeuten. Im Herb­st des ver­gan­genen Jahres scheuten ein
16-jähriger Cot­tbuser und seine Fam­i­lie nach ein­er Attacke Rechtsradikaler
nicht den Weg zur Polizei, und auch die schnelle Reak­tion des Bus­fahrers in
der Nacht zum Sonnabend zeigt, dass sich offen­bar viele Cot­tbuser nicht mehr
vom Gewalt­poten­zial dieser Schläger beein­druck­en lassen wollen. 

Mag der Aus­län­der­beauf­tragte seine Worte vom «Jar­gon des Pöbels» auch
drastisch wählen — Recht hat er. 

Schließlich scheint es dem Täter egal zu sein, dass er gegen demokratische
Regeln ver­stößt. «Was wollt ihr hier in Deutsch­land?» Diese Frage sollte er
bess­er sich selb­st stellen.

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Überfall in Cottbus

/TAZ)Bei einem ras­sis­tis­chen Über­fall in Cot­tbus ist ein 16-jähriger Afghane
Son­nta­gnacht ver­let­zt wor­den. Ein 23-jähriger Deutsch­er habe ihn in einem
Nacht­bus beschimpft und ins Gesicht geschla­gen, so die Polizei. Der Angriff
aus ein­er Vier­ergruppe Deutsch­er her­aus sei durch die schnelle Reak­tion des
Bus­fahrers gestoppt worden. 

Ras­sis­tis­ch­er Über­fall auf Afghanen

(BM)Cottbus — Ein 23jähriger hat in der Nacht zu Son­ntag in einem Omnibus einen
16jährigen Afgha­nen beschimpft und mit der Faust ins Gesicht geschla­gen. Die
Polizei geht von einem aus­län­der­feindlichen Hin­ter­grund aus.

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Suche nach dem Leck

POTSDAM Fieber­haft suchen Ermit­tler nach dem Leck, durch das eine
Com­put­er-Fest­plat­te mit brisan­ten Polizei­dat­en in die Öffentlichkeit
gelan­gen kon­nte. Der bere­its am Son­ntag von Innen­min­is­ter Jörg Schönbohm
(CDU) einge­set­zten Arbeits­gruppe wurde gestern eine Ermittlungskommission
des Polizeiprä­sid­i­ums Pots­dam an die Seite gestellt. Schön­bohm will den
Innenauss­chuss des Land­tags am Don­ner­stag informieren. Die
Staat­san­waltschaft Pots­dam ermit­telt inzwis­chen wegen des Ver­dachts der
Unter­schla­gung gegen Unbekan­nt. Eine heiße Spur gibt es aber offen­bar noch
nicht. Die Ermit­tler müssen auch der Frage nachge­hen, ob die Fest­plat­te aus
einem Com­put­er stammt, der nach MAZ-Infor­ma­tio­nen vor einem Jahr aus der
deutsch-pol­nis­chen Verbindungsstelle der Polizei in Frank­furt (Oder)
gestohlen wor­den war. 

Wie gestern berichtet, hat­te ein Stu­dent den Daten­träger im
Inter­net-Auk­tion­shaus Ebay ersteigert. Die Fest­plat­te mit einem
20-Giga­byte-Spe­ich­er enthielt unter anderem interne Alarm­pläne für besondere
Sit­u­a­tio­nen, wie Geisel­nah­men, Namen der Mitar­beit­er von Krisen­stäben und so
genan­nte Lage­bilder zur Darstel­lung sicher­heit­spoli­tis­ch­er Sit­u­a­tio­nen. Ebay
zeigte sich gestern auf MAZ-Anfrage bere­it, die Ermit­tlun­gen der Behör­den zu
unter­stützen. “Das tun wir schon aus eigen­em Inter­esse. Aber klar ist, wir
sind natür­lich nur der Mark­t­platz”, so eine Sprecherin. Über Ebay wollen die
Ermit­tler den Anbi­eter der Plat­te finden. 

Unter­dessen wächst die Kri­tik am Umgang des Innen­res­sorts mit brisantem
Mate­r­i­al. Lan­des­daten­schutzbeauf­tragter Alexan­der Dix hat seit längerem
Zweifel an der Prax­is, nicht mehr benötigte Daten­träger zu löschen und
ver­langt jet­zt Auskun­ft von Innen­min­is­ter Schön­bohm. Das vom Bun­de­samt für
Sicher­heit in der Daten­ver­ar­beitung stam­mende Ver­fahren “VS clean” stamme
aus den 90er Jahren und sei nicht mehr auf dem neuesten Stand, monierte
Dix-Sprecherin Lena Schraut gestern. Mit “VS clean” wür­den Fest­plat­ten zwar
über­schrieben, aber nicht so oft, dass eine Reak­tivierung der Dat­en absolut
unmöglich gemacht werde. Es sei höchst prob­lema­tisch, wenn — wie im
vor­liegen­den Fall — mit den Alarmierungslis­ten ver­mut­lich auch vertrauliche
Angaben über Polizeibeamte an Unbefugte gelan­gen kon­nten, so Schraut. 

Die Sprecherin des Innen­min­is­teri­ums, Dorothee Stacke, wies das zurück. Die
Berlin­er Fir­ma, die seit Jahres­be­ginn für das Innen­min­is­teri­um tätig sei,
stelle sich­er, dass die Dat­en auf aus­geson­derten Fest­plat­ten — 800 bis 1200
fall­en jährlich im Schön­bohm-Ressort an — “irrepara­bel gelöscht” wür­den. Bis
Ende 2004 lan­de­ten die Plat­ten im Schred­der oder wur­den, wie die MAZ erfuhr,
beispiel­sweise im Lan­deskrim­i­nalamt mit Mag­neten unbrauch­bar gemacht.
Min­is­teri­umssprecherin Stacke vertei­digte das bish­erige Herange­hen und
ver­wies darauf, dass bis­lang noch nicht gek­lärt sei, auf welchem Weg der
betr­e­f­fende Daten­träger in pri­vate Hände gelan­gen konnte. 

In der Staatskan­zlei hält man den Daten­skan­dal im Innen­min­is­teri­um für einen
Einzelfall. “Ein ähn­lich­er Vor­gang ist bish­er nicht bekan­nt”, sagte
Vize-Regierungssprech­er Mario Fass­ben­der. In der Lan­desregierung gebe es
eine “Aus­son­derungsrichtlin­ie” für elek­tro­n­is­che Daten­träger und IT-Technik.
Danach wür­den diese, wenn möglich, von anderen Dien­st­stellen nachgenutzt.
Denkbar sei auch eine Veräußerung über eine bundeseigene
Ver­w­er­tungs­ge­sellschaft oder die Ver­schrot­tung. Die Entschei­dung liege beim
Behördenleiter. 

Das Finanzmin­is­teri­um, das vor allem durch die Steuer­dat­en der Finanzämter
eine brisante Daten­flut ver­wal­tet, hat sich nach Angaben von
Min­is­teri­umssprech­er Ingo Deck­er bere­its vor einiger Zeit dafür entschieden,
Rech­n­er ohne Fest­plat­ten zu benutzen. Die streng ver­traulichen Dat­en würden
auf einem zen­tralen Serv­er gespe­ichert. “Wenn wir den PC mal weggeben, ist
das kein Prob­lem”, so Decker. 

Das Jus­tizmin­is­teri­um hat­te — nach eigen­er Ken­nt­nis — bis­lang noch nie ein
Leck im Sys­tem. Wenn das Min­is­teri­um Com­put­er aus­son­dert, dann wer­den die
Fest­plat­ten in ein­er Abteilung der Jus­tizvol­lzugsanstalt Sprem­berg mehrfach
gelöscht. “Keine Bange, darüber gibt es einen Ver­trag”, erklärt
Min­is­teri­umssprech­er Thomas Melz­er. Gerichte und Staat­san­waltschaften lassen
die Fest­plat­ten von Spezial­fir­men ver­nicht­en beziehungsweise löschen.

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Vier Brandanschläge in zwei Jahren

Rheins­berg — Zum vierten Mal inner­halb von zwei Jahren wurde auf seinen
Imbis­s­wa­gen ein Bran­dan­schlag verübt. Jet­zt ste­ht Mehmet Cimendag aus
Rheins­berg vor dem wirtschaftlichen Aus. In der Nacht zum vergangenen
Mittwoch war Cimendags Döner­im­biss völ­lig aus­ge­bran­nt. “Meine Arbeitsstelle
ver­sank inner­halb kurz­er Zeit in Schutt und Asche”, sagt der Kurde. Jetzt
haben die Aus­län­der­beauf­tragte des Lan­des Bran­den­burg, Almuth Berg­er, die
Rheins­berg­er Stadtver­wal­tung und der Vere­in Opfer­per­spek­tive zu Spenden für
Cimendag aufgerufen. 

Polizei und Staat­san­waltschaft gehen von Brand­s­tiftung aus. Nach­dem im
August 2003 ver­sucht wor­den war, den in der Nähe des Stadtzentrums
aufgestell­ten Imbis­s­wa­gen anzuzün­den, wur­den drei Jugendliche als Täter
ermit­telt. Bei dem Prozess im Novem­ber ver­gan­genen Jahres gaben sie als
Motiv für den Anschlag unumwun­den Aus­län­der­hass zu: “Die brauchen das hier
nicht zu verkaufen. Wir sind hier nicht im Türken­land”, sagte ein­er der
Angeklagten vor Gericht. Die drei wur­den zu Bewährungsstrafen und
gemein­nütziger Arbeit verurteilt. Für Hin­weise auf die Täter des jüngsten
Anschlags hat die Staat­san­waltschaft eine Beloh­nung von 2000 Euro
ausgesetzt. 

Schon auf ein­er Kundge­bung gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt im Feb­ru­ar 2004
waren rund 800 Euro für den seit Jahren in der Stadt leben­den Mehmet
Cimendag gesam­melt wor­den. Auch dies­mal ver­sam­melten sich am Fre­itag rund
200 Bürg­er zu ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion. Bürg­er­meis­ter Man­fred Richter
(SPD) sieht nicht nur die wirtschaftliche Exis­tenz der Fam­i­lie Cimendag — er
und seine Frau haben ein ein­jähriges Kind — bedro­ht. “In ein­er Region, die
vom Touris­mus lebt, wer­den durch solche Bran­dan­schläge auch Arbeitsplätze
gefährdet, weil Touris­ten dann unsere Stadt mei­den”, erk­lärte er.
“Brand­s­tifter und Extrem­is­ten haben bei uns nichts zu suchen.” 

Als “ermuti­gen­des Zeichen” sieht die Aus­län­der­beauf­tragte Berg­er die
Unter­stützung für Cimendag durch die Rheins­berg­er. “Sie set­zen damit ein
aktives Zeichen gegen Gewalt, Frem­den­feindlichkeit und Menschenverachtung”.
Sie ver­wies auf eine Sta­tis­tik des Vere­ins Opfer­per­spek­tive, wonach es in
Bran­den­burg seit dem Jahr 2000 mehr als 60 Anschläge auf ausländische
Imbisse gegeben hat­te. Zulet­zt waren Mit­glieder der “Kam­er­ad­schaft
Freiko­rps” zu teil­weise hohen Haft­strafen verurteilt wor­den. Sie hat­ten sich
die Vertrei­bung von Aus­län­dern aus dem Havel­land zum Ziel geset­zt und dazu
auch mehrfach Brand­sätze auf Imbisse gewor­fen. Im Umfeld der Täter wussten
oder ahn­ten viele, wer sie waren. Zur Polizei aber ging niemand. 

Und erst Ende März wieder hat­te es einen Stein­wurf auf einen Dön­er­stand in
Witt­stock gegeben, bei dem eine Scheibe zu Bruch ging. Drei junge Leute
wur­den als Täter ermit­telt. Das Amts­gericht Neu­rup­pin ord­nete auf Antrag der
Staat­san­waltschaft gegen einen 16-Jähri­gen die Unter­bringung in einer
Jugend­hil­feein­rich­tung an. Der ein­schlägig vor­be­lastete Täter hat­te bei
sein­er vor­läu­fi­gen Fes­t­nahme die türkischen Mitar­beit­er des Dönerimbisses
mit her­ab­würdi­gen­den und volksver­het­zen­den Äußerun­gen beschimpft, teilte die
Staat­san­waltschaft mit. 

Mehmet Cimendag hat­te nach den Anschlä­gen auf seinen Imbis­s­wa­gen im Jahre
2003 zwar eine kleine Ver­sicherung abgeschlossen. Doch die kann den nun
einge­trete­nen Schaden von rund 19 000 Euro nur zu rund zwei Drittel
erset­zen. Und Cimendag will keinen Imbis­s­wa­gen mehr betreiben. Die Gefahr
weit­er­er Angriffe sei ein­fach zu hoch, sagt er, ein freis­te­hen­der Wagen sei
ein zu leicht­es Ziel. Deshalb sucht er nach fes­ten und gesicherten Räumen
für einen Neube­ginn in Rheins­berg. Claus-Dieter Steyer 

Die Stadt Rheins­berg und der Vere­in Opfer­per­spek­tive haben für Mehmet
Cimendag ein Spendenkon­to ein­gerichtet: Kon­to-Num­mer 350 202 30 41,
Ban­kleitzahl 160 500 00 (Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse), Kennwort:
Rheinsberg.

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Brüder verurteilt

NEURUPPIN Wegen gefährlich­er und vorsät­zlich­er Kör­per­ver­let­zung hat gestern
das Amts­gericht Neu­rup­pin Den­nis St. aus Witt­stock zu ein­er Freiheitsstrafe
von einem Jahr und sieben Monat­en verurteilt. Der 22-Jährige war am 30. Juni
2004 an der Witt­stock­er Total-Tankstelle in eine Schlägerei unter
Jugendlichen der recht­en Szene ver­wick­elt. Dabei hat Den­nis St. einen
bere­its am Boden liegen­den Jugendlichen mit den Füßen gegen den Kopf
getreten. Der Geschädigte erlitt Blutergüsse am Kopf und schürfte sich an
den Armen und Beinen auf, ging jedoch nicht zum Arzt. 

Bei der Schlägerei mis­chte auch Manuel St., der Brud­er von Den­nis, mit. Der
20-Jährige, der derzeit wegen ein­er anderen Straftat in Untersuchungshaft
sitzt, wurde zu ein­er Jugend­strafe von acht Monat­en verurteilt. Ob diese
Strafe zur Bewährung aus­ge­set­zt wird, entschei­det das Gericht erst in sechs
Monaten. 

Beim Straf­maß gegen Den­nis St. berück­sichtigte das Amts­gericht auch eine
weit­ere Kör­per­ver­let­zung sowie eine ver­suchte Nöti­gung: Der Wittstocker
hat­te im Mai 2004 mit einem weit­eren, aber unbekan­nt gebliebe­nen Mitglied
der recht­en Szene von Witt­stock drei Per­so­n­en den Zutritt zu einer
Gast­stätte ver­wehrt. Die zwei Recht­en ver­langten Zigaret­ten. Als sie diese
nicht erhiel­ten, schlug Den­nis St. einem der drei jun­gen Män­ner mit der
Faust ins Gesicht. Ein zweit­er erhielt einen Schlag aufs Ohr, sodass sein
Trom­melfell riss.

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Synode soll gegen Konzept stimmen

INNENSTADT Die Frak­tion Die Andere forderte vom Pots­damer Kirchenkreis
wieder­holt die Ablehnung des Anfang März vorgelegten, präzisierten
Nutzungskonzeptes für eine wieder aufge­baute Gar­nisonkirche. In einem
gestern veröf­fentlicht­en Brief bit­tet der Frak­tionsvertreter im Beirat
“Pots­damer Mitte”, Wol­fram Mey­er­höfer, die Delegierten der am Sonnabend
tagen­den Kreis­syn­ode, das Konzept “zu über­denken und in dieser Form nicht
anzunehmen”. Wie berichtet soll auf der tur­nus­mäßi­gen Potsdamer
Früh­jahrssyn­ode das Nutzungskonzeptes für die Gar­nisonkirche verabschiedet
wer­den, das sowohl eine offene Stadt­teilkirche, als auch ein internationales
Ver­söh­nungszen­trum vorsieht. 

Unter­dessen hat die Pots­damer Frieden­sko­or­di­na­tion bei ihrer traditionellen
Mon­tagskundge­bung vorgeschla­gen, die bis­lang einge­sam­melte Spendengelder
nicht für den Wieder­auf­bau der Kirche, son­dern für eine neue jüdische
Syn­a­goge zu verwenden. 

In seinem anderthalb Seit­en lan­gen Brief fordert Mey­er­höfer die Synodalen
auf, bei der Errich­tung eines Ver­söh­nungszen­trums einen “echt­en Bruch zu
bauen”, also auf die Errich­tung ein­er bloßen Kopie der Gar­nisonkirche zu
verzicht­en. Die Frak­tion halte es für wenig ein­leuch­t­end, für ein neu zu
errich­t­en­des Ver­söh­nungszen­trum aus­gerech­net die Kopie ein­er Militärkirche
nachzubauen, erk­lärte die Wäh­lerge­mein­schaft gestern. Mey­er­höfer verweist
auf den Umstand, dass die Kirche völ­lig zer­stört wurde. Dies bringe nicht
nur mit sich, dass die Errich­tung ein­er Kopie städte­baulich igno­rant ist und
dass das Konzept Nutzun­gen unver­bun­den aneinan­der­rei­ht, die in vorhandenen
oder in nutzung­sori­en­tiert ent­wor­fe­nen Gebäu­den stim­miger zu verwirklichen
wären. Es bringe vor allem mit sich, dass der Nach­bau kein Bau ist, der
Gestern und Heute im Sinne ein­er Ver­söh­nung baulich interpretiert. 

Die Frak­tion “Die Andere” fordert die Syn­odalen auf, ein Versöhnungszentrum
möglichst bald und unab­hängig von einem Nach­bau zu erricht­en und einen
Neubau entsprechend den Bedürfnis­sen eines Ver­söh­nungszen­trums zu planen,
statt ein Ver­söh­nungszen­trum in die Bedürfnisse eines Nach­baus zu pressen. 

Unter­stützung in ihrer Ablehnung des Wieder­auf­baus der Gar­nisonkirche erhält
die Frak­tion durch die Pots­damer Frieden­sko­or­di­na­tion. Während der
tra­di­tionellen Mon­tagskundge­bung gestern Abend vor dem Deser­teur-Denkmal am
Platz der Ein­heit hat sich die Bünd­nis­sprecherin Mar­ti­na Rehberg für den
Neubau ein­er Syn­a­goge der jüdis­chen Gemeinde aus den Spendengeldern
aus­ge­sprochen. “Denn der Willen der Ver­söh­nung beweist sich im Hier und
Jet­zt im täglichen Leben”, so Rehberg, “dafür benötigt Pots­dam keine weitere
christliche Kirche”. Die Gar­nisonkirche als Ort der Ver­söh­nung sei durch den
Auftritt Adolf Hitlers his­torisch neg­a­tiv belastet, sagte Rehberg. Sie
befürchtet, dass das wieder aufge­baute Gotte­shaus zum Wall­fahrt­sort für
Recht­sex­treme wer­den könnte.

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Geheimpläne zum Schnäppchenpreis

(Berlin­er Zeitung)POTSDAM. Unglaubliche Panne bei Bran­den­burgs Sicher­heits­be­hör­den: Die
Fest­plat­te eines Com­put­ers des Lan­deskrim­i­nalamtes (LKA) mit streng
ver­traulichen Dat­en ist beim Inter­net-Auk­tion­shaus ebay ange­boten und von
einem Stu­den­ten aus Pots­dam, der von dem brisan­ten Inhalt nichts wusste, für
rund 20 Euro ersteigert wor­den. Der Daten­träger mit einem Spe­ich­er von
20-Giga­byte enthielt interne Alarm­pläne für “beson­dere Lagen” wie
Geisel­nah­men oder Ent­führun­gen. “Gespe­ichert war etwa die Zusammensetzung
von Krisen­stäben, die Namen der Leute, die im Ern­st­fall benachrichtigt
wer­den müssen samt Tele­fon­num­mern”, sagte Andreas Schus­ter, Lan­deschef der
Gew­erkschaft der Polizei (GdP), am Son­ntag der Berlin­er Zeitung. Zudem
enthielt die Fest­plat­te Auswer­tun­gen früher­er Geisel­nah­men, die als
“Ver­schlusssache — Nur für den Dien­st­ge­brauch” deklar­i­ert waren und
nor­maler­weise nur der LKA-Spitze, Bran­den­burgs Polizeiführung und dem Stab
um Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) zur Ver­fü­gung ste­hen sollten. 

Krim­ineller Hintergrund? 

Seit diesem Jahr wer­den die nicht mehr benötigten Fest­plat­ten aus Rechnern
der Lan­des­be­hör­den nicht mehr ver­nichtet, son­dern zum Verkauf zu Gun­sten der
Lan­deskasse ange­boten. Zuvor wer­den die Dat­en von ein­er Spezialfirma
gelöscht. “Wir kön­nen uns das derzeit auch nicht erk­lären, wie die
Fest­plat­te zu ebay gelan­gen kon­nte”, sagte Dorothée Stacke, die Sprecherin
des Innen­min­is­teri­ums, am Son­ntag. Das Innen­min­is­teri­um hat nun eilig eine
Arbeits­gruppe einge­set­zt, die klären soll, wie es zu dieser Panne kommen
kon­nte. Man werde voraus­sichtlich am Mon­tag Anzeige gegen Unbekannt
erstat­ten, so die Sprecherin. 

Der CDU-Innen­ex­perte Sven Petke ver­mutet “einen krim­inellen Hintergrund”.
Wom­öglich habe jemand einen alten Com­put­er entwen­det und ver­sucht, das Gerät
via ebay zu Geld zu machen. Zu klären sei, welche Ver­ant­wor­tung die Firma
trage, die mit der Unken­ntlich­machung der Dat­en beauf­tragt wor­den sei. Nach
Angaben des LKA ist die Abteilung Zen­trale Dienst der Polizei für die
Auf­tragsver­gabe an Pri­vat­fir­men ver­ant­wortlich — dort ist aber keine
Fest­plat­te als ver­misst gemeldet worden. 

Welche Fir­ma mit dem Löschen der rel­e­van­ten Dat­en beauf­tragt wor­den ist,
kon­nte das LKA am Son­ntag nicht sagen. CDU-Innen­poli­tik­er Petke betonte
aber, dass es sich bei dem Ver­merk “Nur für den Dien­st­ge­brauch” um die “mit
Abstand schwäch­ste Geheimhal­tungsstufe” im inter­nen Dienst handele.
Wesentlich brisan­ter seien die Ver­merke “Ver­traulich” oder gar “Streng
geheim”. 

Der SPD-Innen­poli­tik­er Wern­er-Sieg­wart Schip­pel forderte Min­is­ter Schönbohm
auf, am Don­ner­stag im Innenauss­chuss des Land­tages Rede und Antwort zum
Fest­plat­ten-Skan­dal zu ste­hen. “Dieser laxe Umgang mit sen­si­blen Dat­en ist
eine Riesen­schweinerei”, sagte Schip­pel. Für ihn sei es unbe­grei­flich, dass
diese Fest­plat­ten über­haupt aus der Hand gegeben wer­den. “Diese Dat­en müssen
zer­stört wer­den”, sagte Schip­pel. Auch Hans-Jür­gen Schar­fen­berg (PDS),
Vor­sitzen­der des Innenauss­chuss­es im Pots­damer Land­tag, ver­langt zügige
Auskun­ft von Schön­bohm. “Der Daten­schutz muss im Zweifels­fall über
Gesicht­spunk­te der Haushaltssanierung gestellt wer­den”, sagte Scharfenberg.
Bere­its der Lan­des­daten­schutzbeauf­tragte habe darauf hingewiesen, dass die
Tech­niken zur Löschung von Dat­en keine hun­dert­prozentige Sicher­heit böten.
Schön­bohm selb­st hielt sich am Son­ntag mit Äußerun­gen zurück — offenbar
fehlt ihm derzeit noch der Durchblick. 

GdP-Lan­deschef Schus­ter sagte, es sei der “größte Blödsinn” gewesen,
gebrauchte Fest­plat­ten mit polizeilichen Dat­en nicht mehr zu zerstören,
son­dern nur zu löschen und sie zum Verkauf anzu­bi­eten. “Es ist unglaublich,
dass wir für 20 Euro eine Fest­plat­te mit hochsen­si­blen Dat­en verkloppen.”
Der­ar­tige Fest­plat­ten enthiel­ten auch immer per­sön­liche Dat­en. “Und jeder
Com­put­er­f­reak kann bestäti­gen, dass gelöschte Dat­en immer wieder reaktiviert
wer­den kön­nen”, sagte der GdP-Lan­deschef. Das Argu­ment, es han­dele sich um
alte Pläne aus dem vorigen Jahr, ließ Schus­ter nicht gel­ten. “Die
Grund­schemen sind immer gle­ich, und bei den zu benachrichti­gen­den Leuten hat
sich seit 2004 nicht viel geändert.” 

Neuer Datenschutzbeauftragter 

Laut Schus­ter kön­nte die Fest­plat­te, ger­ate sie in falsche Hände, für
Krim­inelle eine regel­rechte Anleitung für Straftat­en sein. “Geisel­nehmer und
Ent­führer kön­nten sich damit per­fekt vor­bere­it­en, sie wis­sen, welche
Maß­nah­men gegen sie ergrif­f­en wer­den”, sagte Schus­ter. Er fordere, dass die
Daten­träger wie bis Ende 2004 geschehen, weit­er­hin ver­nichtet wür­den. “Nur
das ist sich­er”, so Schuster. 

Brisant ist der Fall auch deshalb, weil Schön­bohm in der Ver­gan­gen­heit schon
häu­figer mit Bran­den­burgs schei­den­dem Daten­schützer Alexan­der Dix aneinander
ger­at­en war. Dix hat­te ihm zu lax­en Umgang mit sen­si­blen Dat­en vorgeworfen.
Noch in diesem Monat soll die Nach­folge für Dix entsch­ieden wer­den. Dabei
geht auch ein Kan­di­dat Schön­bohms ins Rennen. 

Dat­en-Skan­dal im Innenministerium

Stu­dent ersteigert brisante Festplatte

(MAZ)POTSDAM Getreu dem Werbeslo­gan des Inter­net-Auk­tion­shaus­es Ebay “Drei, zwei,
eins — meins” hat ein Pots­damer Stu­dent vor vier Wochen zum Schnäppchenpreis
dur­chaus brisantes Mate­r­i­al in seinen Besitz brin­gen kön­nen. Nach einem
Bericht des “Spiegel” erwarb der Mann, ohne vom ver­traulichen Inhalt zu
wis­sen, für knapp 20 Euro eine Com­put­er-Fest­plat­te mit geheimen Dat­en der
bran­den­bur­gis­chen Polizei. Der Presse­bericht löste am ver­gan­genen Wochenende
im Pots­damer Innen­min­is­teri­um hek­tis­che Betrieb­samkeit aus. 

Min­is­teri­umssprecherin Dorothee Stacke wollte den Bericht zunächst nicht
bestäti­gen, kündigte aber eine Unter­suchung an. Min­is­ter Jörg Schönbohm
(CDU) habe eine Arbeits­gruppe einge­set­zt, die Krim­i­nalpolizei ermit­tle, so
Stacke. Am heuti­gen Mon­tag soll Anzeige gegen Unbekan­nt erstat­tet wer­den. Es
müsse gek­lärt wer­den, inwieweit möglicher­weise ein Ver­sagen von Fremdfirmen
vor­liege oder krim­inelle Energie im Spiel sei. 

In jedem Fall hat das Innen­min­is­teri­um wohl ein Prob­lem, denn jährlich
wan­dern 800 bis 1200 Fest­plat­ten des Haus­es in den Schrott. Sollte das
Mate­r­i­al durch die schlampige Arbeit ein­er Fremd­fir­ma mit nicht gelöschten
Dat­en zur Ver­steigerung gelangt sein, dann stellt sich die Frage, ob die
Ver­nich­tung der brisan­ten Plat­ten über­haupt von Dien­stleis­tern erledigt
wer­den kann. 

Bis Ende 2004 wur­den die Fest­plat­ten aus den Polizeicomputern
zer­schred­dert — auch durch speziell beauf­tragte Fir­men. Seit Anfang dieses
Jahres wer­den die Daten­träger nach einem vom Bun­de­samt für Sicher­heit in der
Daten­ver­ar­beitung lizen­sierten Ver­fahren durch “mit Bedacht ausgewählte
Fir­men irrepara­bel gelöscht”, wie Min­is­teri­umssprecherin Stacke sagte. 

Der gebrauchte Daten­träger mit 20 Giga­byte Spe­ich­er enthält offen­bar interne
Alarm­pläne für “beson­dere Lagen” wie Geisel­nah­men oder Entführungen,
Namenslis­ten für die Beset­zung von Krisen­stäben, Einsatzbefehle
und ‑analy­sen sowie so genan­nte Lan­deslage­bilder, in denen die
sicher­heit­spoli­tis­che Sit­u­a­tion dargestellt wird. Solche Lage­bilder sind als
“Ver­schlusssache — Nur für den Dien­st­ge­brauch” deklar­i­ert und stehen
nor­maler­weise nur der Spitze des Lan­deskrim­i­nalamtes, der Polizeiführung und
dem Stab um Schön­bohm zur Ein­sicht zur Verfügung. 

Der Lan­deschef der Gew­erkschaft der Polizei, Andreas Schus­ter, hält es für
“skan­dalös”, dass “Fest­plat­ten mit hochsen­si­blen Dat­en” nicht mehr
voll­ständig ver­nichtet wer­den. Nur um ein paar Euro zu ver­di­enen, werde ein
unver­ant­wortlich hohes Risiko einge­gan­gen, so Schus­ter gestern gegenüber
MAZ. “Wi
r wis­sen doch gar nicht, wie zuver­läs­sig diese Fremdfirmen
arbeit­en.” Im Übri­gen sei es tech­nisch möglich, gelöschte Dat­en zu
rekonstruieren. 

Die PDS-Land­tags­frak­tion sprach der­weil von einem “sicher­heit­spoli­tis­chen
Skan­dal”. Ihr innen­poli­tis­ch­er Sprech­er Hans-Jür­gen Schar­fen­berg verlangte
vom Innen­min­is­ter eine Stel­lung­nahme im par­la­men­tarischen Innenausschuss.
Schar­fen­berg erin­nerte daran, dass der Daten­schutzbeauf­tragte des Lan­des in
seinem let­zten Tätigkeits­bericht darauf hingewiesen habe, dass die Techniken
zur Daten­löschung keine 100prozentige Sicher­heit böten. 

Dage­gen rief der innen­poli­tis­che Sprech­er der CDU-Frak­tion, Sven Petke, dazu
auf, zunächst die Unter­suchung abzuwarten. “Natür­lich hätte das nicht
passieren dür­fen”, so Petke. Aber es sei bis­lang auch kein tatsächlicher
Schaden einge­treten. Sollte es Ver­säum­nisse oder Schlam­perei geben, müssten
die nöti­gen Kon­se­quen­zen gezo­gen werden. 

Polizei­dat­en bei ebay

Geheimes Schnäp­pchen

(Spiegel Online)Ein Pots­damer Stu­dent hat für 20 Euro eine Fest­plat­te der Polizei ersteigert. Sein Über­raschungs­fund: brisante Infor­ma­tio­nen wie interne Alarm­pläne und Namen­lis­ten von Krisen­stäben. Das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um rät­selt noch, warum die Dat­en nicht gelöscht wurden. 

Fest­plat­ten-Schrott: Schred­dern ist sicherer
Pots­dam — Das Inter­net-Auk­tion­shaus Ebay ist stets für beson­dere Schnäp­pchen gut. Nach Infor­ma­tio­nen des SPIEGEL hat ein Pots­damer Stu­dent dort kür­zlich für 20 Euro die aus­rang­ierte Fest­plat­te eines Polize­icom­put­ers ersteigert — dass er dabei an geheime Dat­en kam, ist ganz sich­er nicht im Sinne der Bran­den­burg­er Polizei als bish­eriger Besitzer. 

Völ­lig über­rascht reagierte deshalb das Pots­damer Innen­min­is­teri­um auf die Mel­dung auf SPIEGEL ONLINE, wonach der Daten­träger mit 20 Giga­byte Spe­ich­er zum Beispiel interne Alarm­pläne für “beson­dere Lagen” wie Geisel­nah­men oder Ent­führun­gen sowie Namenslis­ten für die Beset­zung von Krisen­stäben enthält. “Wir kön­nen uns das zurzeit nicht erk­lären”, sagte Min­is­teri­umssprecherin Dorothee Stacke. Eine eilig einge­set­zte Arbeits­gruppe soll nun klären, wie die Fest­plat­te zu Ebay kam. Stacke: “Die arbeit­en mit Hochdruck.” 

Der Weit­er­verkauf sen­si­bler Daten­träger allerd­ings ist in Bran­den­burg mit­tler­weile All­t­ag. Bis Ende 2004 noch wur­den die Fest­plat­ten der Ermit­tler geschred­dert, wenn sie nicht mehr gebraucht wur­den. Die darauf enthal­te­nen Dat­en kon­nten so — anders als bei kon­ven­tionell gelöscht­en Laufw­erken — auch von find­i­gen Com­put­er­spezial­is­ten nicht rekon­stru­iert wer­den. Seit Beginn dieses Jahres nun wer­den die Plat­ten zunächst per Spezialver­fahren gelöscht und anschließend zum Verkauf ange­boten. Der Erlös kommt der Lan­deskasse zugute. 

Tech­nis­ches Ver­sagen oder krim­inelle Energie? 

Das dabei ange­wandte Löschver­fahren sei zuver­läs­sig und vom Bun­de­samt für Sicher­heit in der Daten­ver­ar­beitung anerkan­nt, erk­lärte Stacke. Die Fir­ma habe Erfahrung auf dem Gebi­et und ver­nichte “viel sen­si­blere Dat­en” als die aus dem Pots­damer Innen­min­is­teri­um. “Wir entsor­gen pro Jahr 800 bis 1200 Fest­plat­ten”, erläuterte Stacke. 

Mit dem Verkauf der bere­inigten Daten­träger hat­te Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm eine neue Ein­nah­me­quelle ent­deckt. Denn der CDU-Poli­tik­er will nur ungern bei seinen Polizis­ten kürzen, obwohl Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck dem gesamten Kabi­nett wegen der leeren Lan­deskassen einen stren­gen Sparkus verord­net hat. Auch ein geplanter Umtausch der grü­nen in blaue Uni­for­men kostet Geld. 

Den Weg der offen­bar nicht gelöscht­en Fest­plat­te zur Inter­ne­tauk­tion will das Innen­min­is­teri­um nun schnell aufk­lären. Ein Dieb­stahl ist Stacke zufolge zumin­d­est bis­lang nicht reg­istri­ert wor­den. Der Fehler scheint also bei der beauf­tragten Löschfir­ma zu liegen. “Wir wer­den nach­prüfen, ob dort tech­nis­ches Ver­sagen vor­lag oder krim­inelle Energie dahin­ter steck­te”, kündigte Stacke an. Zumin­d­est der Verkäufer wird sich schnell ermit­teln lassen. “Ebay ist in solchen Fällen sehr koop­er­a­tions­bere­it”, sagte die Ministeriumssprecherin. 

Eine noch größere Panne hat­te sich vor eini­gen Jahren das Thüringer Innen­min­is­teri­um geleis­tet. Dort waren Com­put­er des Ver­fas­sungss­chutzes gestohlen wor­den, die während des Min­is­teri­um­sumzuges in ein­er Garage lagerten. Darauf befan­den sich unter anderem Namen von V‑Männern der Geheim­di­en­stler in der Neon­azis-Szene. Dass sich auch solche brisan­ten Infor­ma­tio­nen auf der Bran­den­burg­er Polizei-Fest­plat­te befind­en, schloss das Pots­damer Innen­min­is­teri­um aber aus.

Inforiot