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Radeln gegen das Vergessen

MAHLOW Am Son­ntag startet Volk­er von Mallinck­rodt am Stuttgarter Rathaus
seine Tour quer durch Deutsch­land. Der Reichen­bach­er wieder­holt damit seine
Aktion von vor drei Jahren. Nach knapp 800 Kilo­me­tern mit verschiedenen
Zwis­chen­sta­tio­nen will er am Mon­tag, dem 9. Mai, zwis­chen 17 und 18 Uhr in
Mahlow, am Vere­in­shaus, ankommen. 

Den Ort ken­nt “der arme Poet, Maler und Schrift­steller”, so beschreibt er
sich sel­ber — seit dem 16. Juni 1996. Seit dem Tag, an dem Noël Mar­tin, der
far­bige britis­che Bauar­beit­er, Opfer ein­er bru­tal­en, fremdenfeindlichen
Gewalt­tat in Mahlow wurde, kann der heute 65-Jährige nicht mehr ruhig
schlafen. Das Schick­sal von Noël Mar­tin, seit­dem quer­schnitts­gelähmt, vom
Nack­en an bewe­gung­sun­fähig und Tag und Nacht auf Hil­fe angewiesen, lässt ihn
nicht los. Deshalb set­zte er sich im Mai 2002 aufs Rad, und in diesem Jahr
will er gegen das Vergessen stram­peln. Zehn Mit­stre­it­er hat er dies­mal an
sein­er Seite, darunter zwei Frauen. 

Seit eini­gen Monat­en macht Volk­er von Mallinck­rodt nichts anderes, als diese
Fahrt gegen den Frem­den­hass vorzu­bere­it­en. Er hat alle Bürg­er­meis­ter in den
Orten angeschrieben, wo Halt gemacht wird, küm­mert sich um Plakate und
Fly­er, um Spon­soren, hat Promi­nente angeschrieben, will als Talk-Gast im
Fernse­hen das The­ma ansprechen und erhofft sich unter­wegs weitere
Mit­stre­it­er. “Ich kämpfe wie Blüch­er gegen Napoleon”, charak­ter­isierte der
Mann seine Bemühun­gen und hat seine gesamte Barschaft in die Tour
investiert. “Doch das Leid von Noël Mar­tin macht mich stark.” 

Er habe geweint, als er kür­zlich in der MAZ den Beitrag über den am
Roll­stuhl gefes­sel­ten Briten las, ges­tand er. Als er dadurch erfuhr, dass
Noël Mar­tin in seinem Haus in Birm­ing­ham eigentlich nur noch einen Wunsch
hat — ein­mal noch sein Heimat­land Jamai­ka zu sehen. “Mein größter Traum ist
nun, ihm seinen Wun­sch mit Hil­fe von Spenden erfüllen zu kön­nen”, sagte
Volk­er von Mallinck­rodt gegenüber der MAZ. Dafür will er unter­wegs sammeln. 

Ob ihm das gelingt? Ob er in den Etap­penorten — unter anderem in Schwäbisch
Hall, Sel­b­itz, Gera und Lübben — wie auch im Zielort offene Herzen für das
Anliegen find­et? “Noch habe ich keine Reak­tion auf meine Schreiben an den
Bürg­er­meis­ter und die Ini­tia­tive in Mahlow erhal­ten”, hofft der engagierte
Rent­ner den­noch auf einen dem Anlass entsprechen­den würdi­gen Empfang.

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Partisanin Sofia Timofejewna Domant besuchte Jugendtreff „Dosto”

Grüße des Bürg­er­meis­ters und der Vet­er­a­nen des „Großen Vater­ländis­chen Krieges” aus Novosi­birsk überbracht.

Im gefüll­ten, etwas zu eng gewor­de­nen Konz­er­traum des Jugendtr­e­ffs Dos­to in
Bernau fand am 27.April 2005 eine span­nende und infor­ma­tive Ver­anstal­tung mit
ein­er ehe­ma­li­gen Par­ti­sa­nenkämpferin statt. Sofia Tim­o­fe­jew­na Domant
berichtete sichtlich bewegt von ihren Erin­nerun­gen an den Zweit­en Weltkrieg,
vom faschis­tis­chen deutschen Besatzung­ster­ror und ihren Kämpfen in der
Partisaneneinheit.

Viele Fra­gen der Jugendlichen musste Sofia Tim­o­fe­jew­na während des mehr als
zweistündi­gen Gesprächs im Jugendtr­e­ff beant­worten. Einige der Zuhör­er sind
heute genau­so alt wie Frau Domant im Jahr 1941 war, als sie mit 16 Jahren
gezwun­gen wurde mit der Waffe in der Hand ihr Leben zu vertei­di­gen. Alles war
im Jugendtr­e­ff von Inter­esse: das all­ge­meine Leben als Par­ti­sanin, die
Schwierigkeit­en viel­er Über­leben­der zwis­chen „deutsch” und „faschis­tisch”
unter­schei­den zu ler­nen, die Erfahrung mit der Waffe zu kämpfen und einen
Umgang damit zu find­en getötet zu haben, Hunger zu erleben und die Freude in
der Par­ti­sanenein­heit über jede gelun­gene Aktion.
Sofia Tim­o­fe­jew­na betonte wieder­holt ihren Wun­sch und ihre Hoff­nung, dass
allen ihr nach­fol­gen­den Gen­er­a­tio­nen diese Erfahrun­gen von Krieg, Zerstörung
und Hunger erspart bleiben.

Frau Domant über­brachte her­zliche Grüße von den Vet­eranin­nen und Veteranen
der Roten Armee ihrer Heimat­stadt Novosi­birsk und dem Bürg­er­meis­ter der
Stadt Novosi­birsk W.F. Gorodez­ki nach Bernau. Sie wün­schte den
antifaschis­tis­chen jun­gen Men­schen in Deutsch­land Erfolg in ihrem wichtigen
gesellschaftlichen Engage­ment und Glück und Zufrieden­heit im persönlichen
Leben.

Im Anschluss erlebte Frau Tim­o­fe­jew­na den Auf­marsch rechtsextremistischer
Kam­er­ad­schaften in Bernau. Erschrock­en und gefasst zugle­ich nahm sie zur
Ken­nt­nis, welch­es Gesicht Neo­faschis­mus in Bernau annehmen kann. Sie
erkundigte sich nach dem Organ­isierungs­grad, den poli­tis­chen Absicht­en, der
Struk­tur und der Bewaffnung recht­sex­trem­istis­ch­er Grup­pen in Deutschland.
Danach bekräftigte sie ihre Wün­sche, dass die antifaschis­tis­chen Bemühungen
aller fried­lieben­den Deutschen erfol­gre­ich sein mögen.

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Enttäuschte Jugend wandert aus

(ND, Christoph Schulze) Mit gepack­ten Kof­fern ging es per Zug von Pots­dam nach Berlin: Rund 30 Vertreter Bran­den­burg­er Jugend­ver­bände nah­men am Mittwoch sym­bol­isch Abschied von ihrer Heimat, um in die Haupt­stadt auszuwandern. 

Der Grund für die Protes­tak­tion am Pots­damer Haupt­bahn­hof in Sichtweite des Land­tags­ge­bäudes auf dem Brauhaus­berg: Das Bil­dungsmin­is­teri­um plant seit Monat­en mas­sive finanzielle Ein­schnitte in den Lan­desju­gend­plan. Das ohne­hin schmal aus­ges­tat­tete Bud­get für die Jugen­dar­beit soll weit­er zusam­mengeschmolzen wer­den, in den kom­menden zwei Jahren um zweiein­halb Mil­lio­nen Euro. Seit 1999 hät­ten sich– wenn die Lan­desregierung ihre Pläne umset­zt– die Aus­gaben für die Jugend um 57 Prozent ver­ringert. So würde die drama­tis­che Abwan­derung von jun­gen Men­schen aus der Region noch beschle­u­nigt, weil zahlre­iche attrak­tive Ange­bote ersat­z­los weg­fall­en wür­den, befürcht­en die Jugendverbände. 

»Die Lan­despoli­tik spart sich ein­fach die Jugend«, empörte sich Alexan­der Fis­ch­er, Vor­standsmit­glied im Bran­den­burg­er Lan­desju­gen­dring (LJR), in dem 33 Ver­bände zusammenarbeiten.
»In anderen Bun­deslän­dern ist nicht alles rosig, aber dort weiß man Jugen­dar­beit zu schätzen«, begrün­de­ten die Jugend­ver­bände am Mittwoch ihre Auswan­derungsak­tion. »Hier haben wir kaum noch eine Per­spek­tive. In Bran­den­burg scheinen kurzfristig gedachte Spar­vorhaben Vor­rang zu haben vor nach­halti­gen Investi­tio­nen in die Jugen­dar­beit als Standortpolitik.« 

Allein in der außer­schulis­chen Jugend­bil­dung sollen 200000 Euro gestrichen wer­den. Nur noch 11000 anstatt wie im Vor­jahr 16000 Jugendliche kön­nten dann von den Ange­boten prof­i­tieren. Zum Beispiel Bil­dungsar­beit gegen Ras­sis­mus und Recht­sex­trem­is­mus seien betrof­fen, heißt es.
Weit­er­hin unsich­er ist auch, was aus dem 610-Stellen-Pro­gramm für die Jugend­sozialar­beit wer­den soll. Zeitweise kur­sierten Gerüchte, dass es auf 420 Stellen zusam­mengestrichen wer­den soll. Eine Entschei­dung über die Aus­gestal­tung des Lan­desju­gend­plans wird spätestens am 20. Mai im Land­tag fall­en, wenn das Par­la­ment über den Dop­pel­haushalt 2005/2006 befind­et. Bis dahin wer­den an die Jugend­ver­bände kein­er­lei Gelder aus­gezahlt: »Viele Ver­bände leben zurzeit von Rück­la­gen oder auf Pump«, so Melanie Benke, Ref­er­entin beim Landesjugendring. 

Konkret sei durch die Kürzun­gen auch mit der Schließung von Jugen­dein­rich­tun­gen zu rech­nen. Beispiel­sweise dem »Klab« in Luck­en­walde dro­he das Aus. Der Klub wird vom Arbeit­er­ju­gend­ver­band »Die Falken« betrieben. Bish­er küm­mert sich im »Klab« ein Sozialar­beit­er um die jun­gen Men­schen. Der Sozialar­beit­er hat schon jet­zt nur eine Dreivier­tel-Stelle, die nun auch gefährdet ist. 

Mehr Infos: www.ljr-brandenburg.de

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Etwa 120 Nazis marschierten durch Bernau

Etwa 120 Nazis marschierten durch Bernau. Auf­fäl­lig war, dass fast nie­mand aus Bernau dabei war. Zu sehen waren der Märkische Heimatschutz und die Leute von der inzwis­chen ver­bote­nen BASO. Ins­beson­dere bei der Kundge­bung der Nazis auf dem Mark­t­platz kam es immer wieder zu mas­siv­en Störun­gen. Jugendliche AntifaschistIn­nen und Leute vom Bünd­nis für Weltof­fen­heit und Tol­er­anz protestierten gegen die Nazis, trotz der extrem kurzen Mobil­isierungszeitins­ge­samt etwa 100. Eine beson­ders enge Koop­er­a­tion war dabei zwis­chen der Pots­damer Bere­itschaft­spolizei und den Naziord­nern zu beobacht­en. Die Naziord­ner zeigten auf einze­len Antif­schistIn­nen die dann prompt von der Polizei als “Stör­er” ent­fer­nt wur­den. Dabei kam es zu min­d­est ein­er Inge­wahrsam­nahme und einem Ermit­tlungsver­fahren wegen Wider­standes gegen Voll­streck­ungs­beamte und Störung ein­er Ver­samm­lung. Kurz vor dem Nazi­auf­marsch fand im Jugendtr­e­ff eine span­nende und gut besuchte Ver­anstal­tung mit ein­er rus­sis­chen Par­ti­sanin statt, die über ihre Erfahrun­gen im Kampf gegen die deutschen Nazis berichtete.

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Aktionstag aus Solidarität mit der Besetzung

(Infori­ot) Anonym per E‑Mail wurde uns fol­gen­der Aufruf zugesandt

Auf­grund der Räu­mung des beset­zten Haus­es in Frankfurt/Oder, rufen wir auf,
Berlin- und Bran­den­burg­weit am Fre­itag den 29.04.05 eurem Wider­stand gegen
diese Räu­mung freien Lauf zu lassen. Wir soll­ten unser­er Sol­i­dar­ität mit den
Frank­furter Beset­zerIn­nen offen und öffentlich Aus­druck ver­lei­hen, sei es in
Bernau, Fin­ster­walde, Neu­rup­pin, Lübben, Luck­au oder Hen­nings­dorf, sei es
durch Beset­zun­gen, Scheinbe­set­zun­gen, Spon­tandemos und weit­ere Aktionen. 

Zweck ist es, das leer­ste­hende Häuser sin­nvoll von Men­schen welche sie
brauchen, genutzt wer­den kön­nen. In FFO sollte zum Beispiel ein soziales
Zen­trum ein­gerichtet wer­den, welch­es wichtig für die Frank­furter Jugend ist.
In vie­len Orten in Bran­den­burg fehlt es an freien Ein­rich­tun­gen für
Jugendliche, es ist also nicht nur in FFO nötig sich diesen Freiraum zu
beschaffen.

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Hitler-Gruß gezeigt

Ein 19-Jähriger befand sich am Dien­stag gegen 15.40 Uhr, mit weiteren
Fußgängern an der Fußgänger­am­pel des Erkn­er­an­er Bahn­hofes, als ein
29-Jähriger mit noch zwei weit­eren Per­so­n­en auf die Gruppe zukam und einen
18-Jähri­gen auf­forderte, sich die Haare schnei­den zu lassen. Der 19-Jährige
mis­chte sich ein und forderte die drei auf, sie in Ruhe zu lassen. Zur
Antwort bekam er einen Kopf­s­toß vom 29-Jähri­gen unter das linke Auge. Als
die Fußgänger­am­pel auf “Grün” schal­tete und der 19-Jährige mit dem
18-Jähri­gen die Straße über­queren wollte, erhob der 29-Jährige die rechte
Hand zum Hit­ler­gruß und rief laut “Heil Hitler”. Anschließend entfernten
sich der 29-Jährige und seine zwei Begleit­er in unbekan­nte Richtung.

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Brandsatz war Ursache für Schwelbrand

RATHENOW Der in der Nacht zum Mon­tag in einem Lokal am Rathenower
Nord­bahn­hof aus­ge­broch­ene Schwel­brand geht auf einen Bran­dan­schlag zurück.
Dies bestätigte gestern das Pots­damer Polizeiprä­sid­i­um auf Anfrage der MAZ.
Unbekan­nte Täter hat­ten einen Brand­satz durch ein Fen­ster der “Pizze­ria
Roma” geschleud­ert. Zu den Motiv­en der Tat tappt die Polizei noch im
Dunkeln. Da es sich bei dem Betreiber der Pizze­ria um einen Inder handelt,
will die Polizei einen frem­den­feindlichen Hin­ter­grund der Tat nicht
auss­chließen. Einem Sprech­er des Polizeiprä­sid­i­ums zufolge gebe es für eine
aus­län­der­feindlich oder recht­sex­trem­istisch motivierte Straftat bis­lang aber
keine Hin­weise. Am Tatort seien kein Beken­ner­schreiben oder andere Hinweise
gefun­den wor­den, welche auf das Motiv der Täter hindeuten. 

Der Schwel­brand war am Mon­tag­mor­gen von der Köchin des Lokals entdeckt
wor­den. Sie alarmierte Feuer­wehr und Polizei. Der Inhab­er des Lokals hatte
offen­bar Glück im Unglück: Der Brand­satz entzün­dete nur einen Schwelbrand.
Trotz­dem sind die Schä­den in dem Gas­tronomiebe­trieb beträchtlich. Der
gesamte Gas­traum ist mit ein­er dick­en Rußschicht über­zo­gen. Wie die MAZ
gestern erfuhr, soll es bere­its vor dem Bran­dan­schlag zu einem Zwischenfall
gekom­men sein. Am Sam­stag split­terte eine Scheibe, als Unbekan­nte einen
Pflaster­stein in das Büro der Pizze­ria schleuderten.

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Flakscheinwerfer nur in Augenhöhe

In Pots­dam ist der Ein­satz von Such­schein­wer­fern der Flu­gab­wehr nur
zuläs­sig, wenn sie wie Straßen­later­nen nach unten leucht­en. Das geht aus
einem Schreiben des städtis­chen Verkehrsamtes her­vor, bei dem die Erlaubnis
solch­er Strahler für eine poli­tis­che Aktion beantragt wurde. Das Amt
begrün­det die Ein­schränkung mit der nahen Stern­warte: “Zur Ver­mei­dung von
Störun­gen der astronomis­chen Beobach­tun­gen durch Aufhel­lung des
Nachthim­mels” stell­ten sich “beson­dere Anforderun­gen an die Beleuch­tung des
öffentlichen Raumes”. Deshalb sei “eine Anstrahlung von Objek­ten nur von
oben nach unten zuläs­sig und genehmigungsfähig”. 

Beim Ein­satz der Leucht­en am Boden, auch das ist erwäh­nt, sei “darauf zu
acht­en, dass eine Beein­träch­ti­gung der Verkehrsteil­nehmer durch Blendung
aus­geschlossen ist”. 

Ver­fasst wurde das Amtspa­pi­er am 14. April, dem 60. Jahrestag des
ver­heeren­den Bombe­nan­griffs auf Pots­dam, das ist sich­er ein Zufall und
den­noch beziehungsre­ich. Schließlich han­delt es sich bei dem geplanten
Licht­spiel um einen Teil der Aktion “Das Begräb­nis oder Die himmlischen
Vier”, mit der ein linkes Bünd­nis vom 7. bis zum 9. Mai in Berlin und
Pots­dam den 60. Jahrestag der Befreiung Deutsch­lands feiern will. 

Das Begräb­nis spielt auf Brechts Gedicht “Leg­ende vom toten Sol­dat­en” an,
der am 9. Mai am Gar­nisonkirch-Glock­en­spiel seine let­zte Ruh­estätte finden
soll. “Die himm­lis­chen Vier” meint die Siegermächte Frankreich,
Großbri­tan­nien, UdSSR und USA, die laut Ver­anstal­ter auch jew­eils mit
Vet­er­a­nen vertreten sind. 

Zur geplanten Per­for­mance gehört auch der Ein­satz eines Bombers, der über
Pots­dam aber erfreulicher­weise nur Flug­blät­ter abw­er­fen soll, während am
Boden mit Sire­nenge­heul und dem Ein­satz besagter Such­schein­wer­fer ein
Fliegeralarm simuliert würde. 

Die Stadt ging schon vor einein­halb Jahren auf Abstand, als das ganze
erst­mals auf den Tisch kam: “Mit viel Mühe haben Sie sich eine Projektidee
erdacht. Die Durch­führung sehe ich in Pots­dam jedoch als sehr kri­tisch an”,
schrieb am 8. Okto­ber 2003 Kul­tur­dez­er­nentin Gabriele Fischer. 

Und Wieland Eschen­burg als dama­liger Chef des Oberbürgermeisterbüros
bekräftigte am 28. Novem­ber 2003: “Ich (…) teile Ihnen nochmals mit, dass
Sie seit­ens der zuständi­gen Kul­turver­wal­tung und seit­ens des
Ober­bürg­er­meis­ters für die Durch­führung dieses Pro­jek­tes mit keiner
Unter­stützung rech­nen dür­fen. Ich gehe davon aus, dass Sie auch im Kreis der
Stadtverord­neten für Ihr Vorhaben keine Mehrheit find­en werden.” 

Mit dieser Ein­schätzung hat­te der OB-Bürochef sich­er Recht, denn das Thema
schaffte es kurz darauf nicht ein­mal auf die Tage­sor­d­nung des
Kulturausschusses. 

Die schroff klin­gen­den Absagen bezo­gen sich noch nicht auf Anträge
irgen­dein­er Art, son­dern auf den Wun­sch der Ver­anstal­ter nach Beteiligung
der Stadt: “Hier­mit schicke ich Ihnen einen Vorschlag, bei dem ich mir die
Mitwirkung der Stadt wün­sche und gut vorstellen kann”, hieß es in einem
ersten dieser Schreiben. 

Beim Genehmi­gungsver­fahren hät­ten die Ver­anstal­ter die Mühlen der Verwaltung
wohl gern umgan­gen. Das Polizeiprä­sid­i­um jedoch, das die Ver­anstal­tung nach
Ver­samm­lungsrecht genehmi­gen kön­nte, sieht sich dazu einstweilen
außer­stande, weil deren “Haup­tau­gen­merk (…) ein­deutig auf dem Gebi­et der
kün­st­lerischen Darstel­lung” liege. 

Ersatzweise wird den Ver­anstal­tern von der Polizei emp­fohlen, “die
erforder­lichen Erlaub­nisse bei den zuständi­gen Behör­den” einzu­holen, die zum
über­wiegen­den Teil zur Stadtver­wal­tung gehören. 

Per Eilantrag will das Aktions­büro jet­zt vom Ver­wal­tungs­gericht feststellen
lassen, dass doch die Polizei und nicht die Stadt für das
Genehmi­gungsver­fahren zuständig ist. Wie die Sache nun aus­ge­gan­gen ist, wird
man am späteren Abend des 8. Mai auch an der Ein­stel­lung der
Flakschein­wer­fer studieren kön­nen: Sind sie aus? Leucht­en sie? Und wenn sie
leucht­en, wohin?

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«Die hören oft nur, was sie hören wollen»

In ein­er Woche geht im Forster Kreishaus eine Ausstel­lung über Recht­sex­trem­is­mus zu Ende. Schulen aus dem Spree-Neiße-Kreis nutzten die Möglichkeit,
Jugendliche mit Infor­ma­tio­nen über Recht­sex­trem­is­mus zu kon­fron­tieren. Nicht
alles, wovor der Ver­fas­sungss­chutz warnt, find­en Lausitzer Schüler schlimm. 

«Hört sich gar nicht so schlecht an im ersten Moment» , sagt Man­fred*. «Die
Musik ist ruhig, der Typ auf der CD sieht auch nicht gefährlich aus, aber
der Text ist, wenn man genau hin­hört, richtig krass.» Man­fred ist vierzehn
Jahre alt und mit sein­er acht­en Klasse ein­er Gesamtschule in Forst an diesem
Vor­mit­tag in der Ausstel­lung «Die braune Falle» im Forster Kreishaus
unter­wegs. Das Lied, das ihm im ersten Moment so harm­los erschien, ist von
einem recht­sradikalen Lie­der­ma­ch­er, der in fast jedem
Ver­fas­sungss­chutzbericht auf­taucht. Musik, so Ver­fas­sungss­chützer, ist für
Jugendliche die Ein­stiegs­droge Num­mer eins in die braune Szene. Drei
typ­is­che Musik­beispiele laufen in der Ausstel­lung über Kopfhör­er als
End­loss­chleife. Man­fred hört so etwas zum ersten Mal. 

Das Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz hat die Wan­der­ausstel­lung konzipiert,
die in diesem Jahr nur in den östlichen Bun­deslän­dern unter­wegs ist. In
Forst haben in den ver­gan­genen zwei Wochen über sechzehn Schulk­lassen die
Tafeln und Mul­ti­me­di­awände angeschaut und Videos angek­lickt. Von Schülern
der acht­en Klassen bis zu Azu­bis, von Gesamtschulen und Gym­nasien bis zu
Oberstufenzentren. 

Eine halbe Stunde nach der acht­en Klasse kom­men an diesem Vormittag
ange­hende Mecha­tron­iker vom Ober­stufen­zen­trum in Forst in die
Extrem­is­musausstel­lung. Sie ste­hen kurz vor der Gesel­len­prü­fung. Vie­len von
ihnen ist recht­sradikale Musik offen­sichtlich nicht fremd. «Sehr junge
Jugendliche kann man damit bes­timmt ansprechen» , sagt Robert, ein­er der
Azu­bis. Namen bekan­nter Nazirock­bands kann er aufzählen. Eine «poli­tisch
rechte Mei­n­ung» find­et er auch nicht verkehrt. «Will­ste mal sehen, was in
Hoy­er­swer­da los war» , lockt ihn ein ander­er Lehrling vor eine Videowand.
Dort laufen kurze Film­se­quen­zen über recht­sradikale Gewalttaten. 

Offene Ausländerfeindlichkeit 

Während Namen und Jahreszahlen von frem­den­feindlichen Über­grif­f­en über den
Bild­schirm flim­mern und im Hin­ter­grund das bren­nende Asyl­be­wer­ber­heim in
Ros­tock zu sehen ist, machen Robert und einige andere aus seiner
Aus­bil­dungsklasse keinen Hehl daraus, dass auch sie der Mei­n­ung sind, dass
zu viele Aus­län­der in der Lausitz leben. Kein­er der jun­gen Män­ner trägt
Klei­dung, die auf eine recht­sex­treme Gesin­nung hin­weist. «Mein Kumpel wurde
in Kamenz im Bus von fünf Türken mit einem Mess­er bedro­ht» , sagt Christian.
Sebas­t­ian beklagt, dass ihn Türken in Sen­ften­berg verspot­tet hät­ten, weil er
einen Kinder­wa­gen durch die Stadt schob. «Ich denke, dass Deutsch­land so
viele Aus­län­der herein­lässt, um etwas gutzu­machen, aber das passt heute
nicht mehr in die Welt» , fügt er hinzu. Den Aus­län­der­an­teil in der Region
schätzt der ange­hende Fachar­beit­er auf 30 bis 40 Prozent. 

Hart­mut Diet­ze, der bei den Azu­bis poli­tis­che Bil­dung unterrichtet,
schüt­telt den Kopf. Er hat mit der Klasse über die Geschichte der
Gas­tar­beit­er in der Bun­desre­pub­lik disku­tiert und ihnen auch erk­lärt, dass
in Bran­den­burg weniger als drei Prozent Aus­län­der leben und die
Aus­län­der­feindlichkeit ger­ade meist da auftritt, wo es kaum Fremde gibt.
«Die Jugendlichen hören oft nur das, was sie hören wollen» , beklagt der
Lehrer. «Die geben gern anderen die Schuld, wenn sie Prob­leme haben, zum
Beispiel den Ausländern.» 

Schüler hät­ten auch schon recht­sradikale Büch­er in seinen Unterricht
mit­ge­bracht, trotz­dem resig­niert er nicht: «Wir sind doch die Let­zten, die
mit den Jugendlichen über­haupt noch reden.» Irgend jemand müsse denen doch
sagen, was an ihren Auf­fas­sun­gen falsch sei. «Ich lasse so etwas nicht
ein­fach ste­hen» , ver­sichert der Berufsschullehrer. 

Dass es mit eini­gen sein­er Schüler noch viel zu disku­tieren gibt, zeigt
deren Mei­n­ung über die Nazidik­tatur. «Hitler hat­te ja Mil­lio­nen Anhänger, da
kann der doch nicht dumm gewe­sen sein» , sagt Robert. Sebas­t­ian stimmt ihm
zu: «Der hat durchge­zo­gen, was er wollte und da haben genug mit­gemacht.» Bei
der Demokratie, die es jet­zt gibt, wür­den alle nur immer in alles
hineinre­den, fügt ein ander­er Azu­bi hinzu: «Wenn ein­er sagt, wo es lang
geht, dann wird wenig­stens was draus.» Die Umste­hen­den nicken. 

Von der Mut­ter gelernt 

Während die ange­hen­den Mecha tron­iker sich noch die Ausstel­lung anschauen,
ver­sucht nebe­nan Katrin Bur­chardt von der Regionalen Arbeitsstelle für
Aus­län­der­fra­gen, mit den Achtk­lässlern über das Gese­hene zu reden. «Das war
sehr schw­er» , sagt sie hin­ter­her, «da fehlt noch viel.» Der
Nation­al­sozial­is­mus stand für die Gesamtschüler noch nicht auf dem Lehrplan.
Ander­er­seits seien Vierzehn­jährige schon dur­chaus Ziel­gruppe bei der
Anwer­bung für die recht­sradikale Szene. 

Anke* fand die Ausstel­lung «cool» . «Weil ich sel­ber eine rechte Meinung
habe» , sagt die Vierzehn­jährige selb­st­be­wusst. «Aus­län­der leben hier auf
unsere Kosten» , behauptet sie. Das habe ihr ihre Mut­ter erk­lärt. An dieser
Überzeu­gung habe auch der Ausstel­lungs­be­such nichts geän­dert. Ihre Haltung
zu Recht­sex­trem­is­ten ist zwiespältig. Gewalt lehnt die Vierzehn­jährige ab,
die aus­län­der­feindliche Hal­tung nicht: «Ich finde es gut, dass die ihre
Mei­n­ung sagen und sich nicht ver­steck­en.» (*Namen geändert)

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Nazialarm in Bernau!!!

Beginn des Auf­marsches soll um 19 Uhr am Bahn­hofsvor­platz sein. Kein Fuss­bre­it den Faschisten!

Inforiot