(MAZ, 10.5.) MÜHLENBECK “Friede ist wie ein Baum”, sagt Steven Dageförde aus der Klasse
9a der Mühlenbecker Gesamtschule. Am Gedenkstein neben der Kirche trug der
Schüler gestern ein Gedicht von Volker Kuthe vor. Er fand sich am Vormittag
mit Vertretern der 7. bis 9. Klassenstufe auf dem Dorfanger ein, um an das
Kriegsende vor 60 Jahren zu erinnern. “Ruhm und Ehre den Kämpfern gegen
Faschismus” ist auf dem Gedenkstein zu lesen. Zu Beginn der Zeremonie hatte
Bürgermeister Klaus Brietzke (CDU) einen Kranz niedergelegt. In einer
Ansprache erinnerte er an die Kriegstoten und wandte sich an die
Jugendlichen: “Was geht uns das heute an?” Schmierereien würden zeigen, dass
rechtsradikales Gedankengut auch im Mühlenbecker Land kursiere. Derartiges
jedoch dürfe nie wieder die Politik bestimmen.
Monat: Mai 2005
Die stillen Neonazis vom Lande
(MAZ, 10.5.) POTSDAM/BERLIN Dass etwa 6000 bürgerliche und linke Demonstranten am Sonntag
einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD in Berlin verhinderten, bedeutet
keine gravierende Schwächung der Neonazis. “Gegen sie hat die Gesellschaft
noch lange nicht gewonnen, denn rechtsextreme Gedanken verbreiten sich
längst bis in ihre Mitte”, warnte Brandenburgs SPD-Fraktionsvorsitzender
Günter Baaske — “und das nicht dumpf, glatzköpfig und in Springerstiefeln,
sondern aalglatt und mit Krawatte.”
In zahlreichen ländlichen Regionen Brandenburgs vollzieht sich dies
schleichend. “Es ist ein stiller Rechtsextremismus”, sagt Ray Kokoschko vom
Mobilen Beratungsteam (MBT). Redegewandte, nicht unsympathisch wirkende
Führungskader der NPD ziehen aufs Dorf und “geben dort den netten Menschen
von nebenan”. Sie treten bei Faschingsfesten auf, engagieren sich sozial in
Jugendklubs und Ortsvereinen der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei treten die
Protagonisten der rechtsextremen Partei nicht in ihrer bekannten
aggressiv-martialischen Art auf, sondern argumentieren soziale
Brennpunktthemen aus dem Blickwinkel der Bürger. Die Hemmschwellen, die
viele Dorfbewohner gegenüber rechtsextremen Organisationen in der Regel
haben, sollen auf diese Weise fallen.
Der Erfolg dieser Strategie hat sich besonders eklatant in Sachsen gezeigt.
Mehr als zehn Jahre hätten sich NPD-Anhänger dort als leutselige Bürger in
den Kommunen “eingenistet”, erinnert MBT-Mitarbeiter Kokoschko. Das mit
knapp zehn Prozent überraschend gute Abschneiden der sächsischen NPD bei der
Landtagswahl 2004 hatte eine lange Vorbereitungsphase. Für Brandenburg lasse
sich ähnliches nachweisen. Auch im Märkischen lägen die Wahlerfolge
rechtsextremer Parteien dort merklich höher, wo bieder erscheinende Neonazis
aufs flache Land gezogen sind.
Wie SPD-Fraktionschef Baaske (“ein guter Tag für die wehrhafte Demokratie”)
würdigt auch der Politologe und Rechtsextremismusforscher Dietmar
Sturzbecher die Wirkung des Berliner Beispiels. “Aber solche Aktionen haben
ihre Grenzen, man kann nicht jeden Tag Gegendemonstrationen durchführen.” Da
sich zudem Neonazis nicht durch besonders rationales Verhalten
auszeichneten, sei zu erwarten, dass sie nach dem Rückschlag von Sonntag
nicht frustriert den ideologischen Rückzug antreten werden.
Unabhängig von bisweilen erfolgreichen Gegendemonstrationen von Demokraten
fordert Sturzbecker einen langfristigen Lösungsansatz: “Das
zivilgesellschaftliche Engagement muss in den Schulalltag integriert werden
und auch im Kleinen funktionieren.”
Wie beschwerlich der Weg zu einer couragierten Zivilgeschaft ist, die sich
gegen Neonazis engagiert, zeigte sich deutlich am Volkstrauertag 2004 in
Halbe. 2500 Demokraten würden sich den erwarteten 800 Neonazis in den Weg
stellen, hofften die Initiatoren der Gegenkundgebung. Am Ende kamen 1600
Rechtsextremisten und 400 Demokraten — die Enttäuschung war groß.
Dennoch steht zivilgesellschaftliches Engagement in Brandenburg nicht am
Anfang. Es habe sich inzwischen in etlichen Kommunen etabliert, betont
MBT-Mitarbeiterin Andrea Nienhuisen. Vorbildhafte Aktivitäten gebe es in
Fürstenwalde, Halbe und im Kreis Märkisch-Oderland. “Ich habe den Eindruck”,
sagt Nienhuisen, “dass die Menschen wach werden.”
(LR, 9.5.) Etwa einhundert geladene Gästen aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem
Leben begrüßte Kreistagsvorsitzender Michael Haidan (CDU) zur
Gedenkveranstaltung gestern im Kreishaus. Landrat Dieter Friese (SPD)
erklärte in seiner Rede, dass mit dem 8.Mai 1945 zwar der Krieg und
“unermessliches Leid in Europa endlich ihr Ende” gefunden hätten — “das
Leiden nicht” . Er erinnerte an die Atombombenabwürfe in Japan und die
“größte Vertreibungsaktion, die es infolge eines Krieges in der Geschichte
der Menschheit gegeben hatte” . Die deutsch-polnische Grenze bezeichnete
Friese — dessen Eltern aus den Sudeten vertrieben wurden — als “eine
heilende Narbe der Geschichte” . Zusammenleben in einem freien Europa heiße
heute, Menschen dort eine unangefochtene Sicherheit für die Zukunft zu
geben, wo sie das Schicksal nach dem Krieg hingetrieben habe. Friese warnte
vor der Gefahr des Vergessens.
Dieser Aspekt fand sich auch in der Rede des Berliner Politologen und
Rechtsextremismus-Experten Hajo Funke wieder, der die Aspekte einer “Ethik
der Erinnerung” beschrieb, die auf die Gegenwart ziele. Damit nahm Funke
Bezug auf Veteranen-Treffen in Spremberg, wo “skandalös genug — auf die
SS-Formel ‚Unsere Ehre heißt Treue′ zurückgegriffen” wurde.
(LR, 9.5.) Auf den sowjetischen Ehrenfriedhöfen in Forst und in Döbern wurde gestern
der Opfer der Zweiten Weltkrieges gedacht. In Döbern waren Vertreter aus
Politik, Kirchen, Vereinen und der Schule zu der offiziellen
Gedenkveranstaltung der Stadt gekommen.
Das Spremberger Bläserquintetts und der Männerchor bildeten des
musikalischen Rahmen. Bürgermeister Eberhard Koch (FDP) erinnerte an die
Leiden und Opfer von Andersdenkenden, Juden, Christen, Sinti und Roma sowie
der Zwangsarbeiter aus allen Teilen Europas. Nach Stalingrad sei das
Kriegsgeschehen in das Land zurückgekehrt, von dem aus es seinen Anfang
nahm. Koch gedachte insbesondere der jungen Soldaten, die das Ende des
Krieges vor Augen hatten und nun fern der Heimat in Döberner Erde ruhen.
Gleiches träfe auch für die jungen deutschen Soldaten zu, die unweit des
Ehrenmals auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe fanden. Koch appellierte an die
Jugend, sich mit den Ereignissen zu befassen, denn um den Krieg zu hassen,
müsse man wissen, was Krieg sei.
In Forst hatte der Verband der Verfolgten der Naziregimes / Bund des
Antifaschisten (VVN/BdA) die Gedenkveranstaltung auf dem sowjetischen
Ehrenfriedhof an der Frankfurter Straße organisiert. Für die Forster
Stadtverwaltung und die CDU-Fraktion sprach Peter Hans, für die PDS-Fraktion
Ingo Paeschke und für die SPD-Fraktion Helmut Ließ.
Zuvor hatte der VVN/BdA am Denkmal für hingerichtete Wehrmachtsangehörige
sowie am Grab eines polnischen Zwangsarbeiters in Bohrau Blumen
niedergelegt. Der Vorsitzende des VVN/BDA, der Theologe Heinrich Fink, wird
am 20. Mai um 18.30 Uhr in der Grundschule am Pestalozziplatz über die
Gründe des Holocaust sprechen.
(LR, 9.5.) 1937 wurde den Sorben der Gebrauch der Muttersprache untersagt, jegliche
Pressearbeit verboten und sorbische Institutionen wie die Domowina und die
wissenschaftliche Gesellschaft “Masica Serbska” zwangsweise aufgelöst.
Zudem erfolgte die Umbenennung von mehr als 100 Ortschaften, die ihren
angestammten sorbischen Namen aufgeben mussten. Drei Jahre später wird in
einem geheimen Dossier des SS-Sicherheitsdienstes mitgeteilt, dass die
Mehrheit der Wenden sich zum Nationalsozialismus bekennt; trotzdem sei es
notwendig, die wendische Sprache auszurotten.
Und was geschah nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus” Im Mai
1945 kann sich die Domowina wieder in Bautzen etablieren, ein Jahr später
wird sie auch in der Niederlausitz wieder gegründet. Die Rechte der Sorben
in Sachsen und Brandenburg werden durch Gesetze und Verordnungen geregelt,
aber wie wurden sie umgesetzt” Schulen werden eröffnet, Vereine unterstützt,
Verlage publizieren in sorbischer Sprache. Und doch verschwinden die
Trachtenträger aus dem Alltag, geht viel historisches Wissen verloren.
Dr. Peter Schurmann von der Zweigstelle für Niedersorbische Forschungen und
Steffen Krestin, Leiter der Stadtgeschichtlichen Sammlungen, wollen in der
RUNDSCHAU-Reihe “Geschichten zur Stadtgeschichte” am Dienstag, 10. Mai,
19.30 Uhr, im Zelig (Friedrich-Ebert-Straße) einigen Spuren nachgehen.
(LR, 9.5.) Am russischen Ehrenhain auf dem Südfriedhof ist gestern des Kriegsendes und
der Befreiung vom Nazi-Regime vor 60 Jahren gedacht worden. Die Cottbuser
Oberbürgermeisterin Karin Rätzel (parteilos) erinnerte dabei an die
moralische Verantwortung aller, ein Vergessen der schrecklichen Geschehnisse
nicht zuzulassen. Auch bei einem Gottesdienst in der Oberkirche sowie im
Forster Kreishaus wurde der Tag der Befreiung gewürdigt.
Der älteste Teilnehmer auf dem Südfriedhof war der 90-jährige Kurt Konarkse
aus Cottbus: “Ich habe den ganzen Krieg erlebt, an der Ostfront und in der
Ardennen-Schlacht. Ich bin froh, überlebt zu haben.” Die Schrecken des
Krieges dürften nicht vergessen werden. Er rede darüber oft in der Familie,
um die Erinnerung wach zu halten.
Vor mehr als 200 Teilnehmern erklärte Karin Rätzel, der Ort des Gedenkens
sei bewusst gewählt, “denn die Völker der ehemaligen Sowjetunion haben die
Hauptlast des Krieges getragen” . Die Gräber erinnerten an Menschen, die bei
den Kämpfen um Cottbus im April 1945 ihr Leben verloren, sowohl auf Seiten
der Roten Armee als auch auf Seiten der Cottbuser, “die Panzersperren,
Bunker und Schützengräben anlegen mussten, denen als Rentner oder Kinder
sinnlos der Gebrauch von Panzerfäusten angewiesen wurde” . Am 22. April 1945
war in Cottbus der Krieg zu Ende.
Kein Ende aber dürfe die Erinnerung haben, so Karin Rätzel. “Wir haben die
Pflicht, den heranwachsenden Generationen deutlich zu machen, wohin rechtes
Gedankengut, wohin Intoleranz, Menschenverachtung und Demokratie-Unfähigkeit
führen. Krieg kehrt immer dahin zurück, wo er hergekommen war.”
Cottbus habe das Versprechen eingelöst, die seit 1992 schrittweise
verlassenen Anlagen der Sowjetarmee in der Stadt friedlich zu nutzen. So sei
beispielsweise auf dem Gelände der Panzerkaserne das Südeck mit
Vattenfall-Hauptsitz, dem Behördenzentrum und Gewerbe entstanden, die
Sachsendorfer Kaserne diene heute mit der Fachhochschule der Bildung und in
der Bauhaus-Schule in der August-Bebel-Straße lernen Kinder.
Anatoli Blinow von der russischen Botschaft in Berlin bezifferte die Zahl
der sowjetischen Opfer im Zweiten Weltkrieg auf 27 Millionen Menschen:
“Dieser Tag ist ein Meilenstein in den Beziehungen zwischen Russland und
Deutschland. Er dient dem Erinnern, ist aber auch Voraussetzung für
friedliche Zusammenarbeit und Zusammenleben.”
Mit Ausschnitten aus Mozarts Requiem und Video-Sequenzen wurde im Forster
Kreishaus des Kriegsendes gedacht. Landrat Dieter Friese (SPD) erklärte,
dass mit dem 8. Mai 1945 zwar der Krieg und “unermessliches Leid in Europa
endlich sein Ende” gefunden habe — “das Leiden nicht” . Er erinnerte unter
anderem an die “größte Vertreibungsaktion, die es jemals infolge eines
Krieges in der Geschichte der Menschheit gegeben hatte” . Die
deutsch-polnische Grenze, an der man den Tag begehe, bezeichnete Friese -
dessen Eltern aus Sudeten vertrieben wurden — als “eine heilende Narbe der
Geschichte” . Zusammenleben in einem freien Europa heiße heute, Menschen
dort eine dauerhafte unangefochtene Sicherheit für die Zukunft zu geben, wo
sie das Schicksal nach dem Krieg hingetrieben habe.
Zu den jüngsten Besuchern auf dem Cottbuser Südfriedhof zählte die
17-jährige Tanja Wokujewa aus Moskau, zurzeit Austauschschülerin am
Schmellwitzer Humboldt-Gymnasium: “Ich wollte schauen, wie hier der Tag der
Befreiung begangen wird. Bei uns gibt es Paraden mit Technik und vie len,
vielen Menschen.”
Ihre Cottbuser Altersgefährten fehlten gestern komplett.
Gedenken an das Kriegsende
(LR, 9.5.) Die Lausitzer gedachten gestern in zahlreichen Veranstaltungen dem Ende des
Zweiten Weltkrieges. Vie lerorts wurden an den Gedenkstätten Kränze
niedergelegt. In Cottbus erinnerten 200 Menschen auf dem Südfriedhof an die
Opfer des Krieges. Auch in Forst wurde der Toten gedacht.
In der Neiße-Stadt stand die Front fast zwei Monate lang. Bei den Kämpfen
wurden 1945 drei Viertel von Forst zerstört. Im polnischen Gubin wurde am
Mittag ein Gedenkstein für die Opfer des Krieges enthüllt. Daran nahm auch
Gubens Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner teil. Am Abend versammelten sich
Christen in der Gubener Klosterkirche unter dem Motto “Frieden im Land” .
In Sedlitz setzten Jugendliche in einem Gottesdienst mit weißen Rosen ein
Zeichen der Erinnerung. In Lübbenau hatte ein Forum gegen Rechtsextremismus
zu der Aktion “Meine weiße Rose für Menschlichkeit” aufgerufen. Dazu waren
fast überall in der Altstadt weiße Rosen erhältlich. In Herzberg ludt die
evangelische Kirche in St. Marien zu einer Lesung von Nachkriegsliteratur
ein, die mit Orgelmusik untermalt wurde. Bereits am Vorabend des Tages der
Befreiung besuchten der Nehesdorfer Pfarrer Klaus Geese und seine
Konfirmanden aus Finsterwalde Süd und Staupitz die Gedenkstätte des
verlorenen Zuges in Tröbitz und den jüdischen Friedhof.
In Luckau wurde nach jahrelangem Rechtsstreit mit der Künstlerin gestern das
Mahnmal für die Opfer von Gewalt auf dem Bebelplatz in einer bewegenden
Feierstunde eingeweiht. Daran nahmen auch Pfadfinderinnen aus der polnischen
Partnerstadt Slawa teil, die mit einer Delegation von Veteranen nach Luckau
gekommen waren.
In Lübben fand eine Gedenkveranstaltung auf der Schlossinsel statt. Im
Anschluss wurde die Veranstaltung mit einem Vortrag des Lübbener Historikers
Rolf Ebert fortgesetzt.
In Trebendorf gedachten die Menschen auf dem sanierten russischen
Ehrenfriedhof der Gefallenen. An der Veranstaltung nahm auch die Konsulin
der Russischen Förderation in Sachsen, Valentina Guchkowa, teil. Sie dankte
den Trebendorfern für den Erhalt der 106 Gräber. Dort sollen etwa 500
gefallene russische Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. In
Hoyerswerda, Lauta und Bernsdorf gedachten zahlreiche Menschen des 8. Mai
1945.
Gedenken der Opfer des Krieges
(MOZ, 9.5.) Schwedt (MOZ) Gestern jährte sich zum 60. Mal der Tag, an dem der Zweite
Weltkrieg in Deutschland endete. In der Uckermark fanden aus diesem Anlass
in Schwedt, Angermünde, Prenzlau, Gartz und Wartin Gedenkveranstaltungen mit
Kranzniederlegungen statt.
Von Antje Scherer
“Meine Generation trägt dafür die volle Verantwortung. Ich schäme mich, an
Mord und Zerstörung beteiligt gewesen zu sein” sagte Friedrich Selinger, den
viele in Schwedt Fritz nennen. Er hat zehn Jahre seines Lebens an den Krieg
verloren, fünf davon in der Wehrmacht, fünf in russischer Gefangenschaft.
“Da hatte ich Zeit nachzudenken” sagt er. Von den 160 Kameraden seiner
Kompanie sind am Ende sieben übrig geblieben, drei davon verkrüppelt.
Was im Zweiten Weltkrieg geschah, “sei durch keine Entschuldigung aus der
Welt zu schaffen”. Unsere Verantwortung bestehe aber darin, die Erinnerung
wach zu halten, sagte Selinger gestern am sowjetischen Mahnmal auf dem Neuen
Friedhof in Schwedt. Etwa 80 Bürger Schwedts und Vertreter von PDS, SPD,
BfS, Attac, DGB und weitere hatten sich versammelt. Unter ihnen auch Mike
Bischoff, Landtagsabgeordneter der SPD und Dezernent Lutz Herrmann.
Auch die jüngere Generation war durch einen Schüler des Gauß-Gymnasiums
vertreten, der über die Toten von Chojna sprach. “Ihr Menschen pflanzt in
eure Seelen den Namen des Friedens”, endete seine Ansprache. Drei Trompeter
der Musikschule Schwedt begleiteten das Gedenken.
Sehr berührend sprach anschließend Inge Heinemann über ihren bereits
verstorbenen Mann, der seines jüdischen Vaters wegen verfolgt wurde. “Das
darf sich niemals wiederholen” sagte die 85-Jährige.
Auch in Angermünde fanden sich an diesem Tag Vertreter von PDS und SPD und
Bürger der Stadt zusammen, um im Friedenspark der gefallenen sowjetischen
Soldaten zu gedenken. Sie legten auch am Mahnmal für alle Opfer des zweiten
Weltkrieges Blumen nieder.
Außerdem fanden in Prenzlau, Gartz und Wartin Gedenkveranstaltungen mit
Kranzniederlegungen statt. In Prenzlau hatte ein breites Bündnis aus
Stadtverwaltung, Mitgliedern aller Parteien, der Kirche, Lehrern,
Jugendlichen und anderen den Aufruf zum 60. Jahrestag der Befreiung
unterschrieben. Es wurden am Sowjetischen Ehrenmal, am VVN-Ehrenmal und am
Jüdischen Friedhof Kränze niedergelegt. In Gartz legte dagegen nur die PDS
Blumen an den Denkmälern für die sowjetischen und die deutschen Soldaten
nieder.
Der Toten des Weltkriegs gedacht
(MAZ, 9.5.) JÜTERBOG “Ruhm und Ehre den Helden der Sowjetarmee 1941 — 1945” steht auf
der Mauer des Soldatenfriedhofs am Jüterboger Dammtor.
Dort versammelten sich gestern knapp zwei Dutzend Leute, vorwiegend
PDS-Mitglieder, um der toten Soldaten des Zweiten Weltkriegs zu gedenken.
Maritta Böttcher, Vorsitzende der Jüterboger PDS-Fraktion der
Stadtverordnetenversammlung, hielt eine kurze Rede. Darin ging sie auf die
Debatte ein, ob der 8. Mai der Tag der Niederlage oder der Tag der Befreiung
ist. “Für die PDS ist es der Tag der Befreiung”, stellte sie klar. Denn
viele seien aus Zuchthäusern, Gefängnissen und Vernichtungslagern befreit
worden. “Zur Befreiung gibt es kein sowohl als auch”, sagte sie.
Dennoch nahm sie Bezug auf die Hoffnungen und Ängste, auf Flucht und
Neubeginn, die für das Kriegsende eben auch prägend waren. “Wer über 1945
spricht, darf über 1933 nicht schweigen”, so Maritta Böttcher, die lobte,
dass der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker diese Auffassung
öffentlich vertreten habe.
Damit kam die Genossin auf die aktuelle Politik zu sprechen. In der dürfe es
keine gemeinsamen Auftritte mit Rechtsradikalen geben. Denn Faschismus sei
keine Meinung, “Faschismus ist ein Verbrechen. Deutschland braucht keinen
starken Führer. Deutschland braucht eine starke Demokratie”, schloss sie.
Gemeinsam mit Reinhard Fromm legte sie ein rotweißes Blumengebinde nieder.
Ein Strauß lag bereits am Denkmal, ein zweiter kam noch hinzu.
Ein Kreis um die Friedenseiche
(MAZ, 9.5.) KYRITZ “Wir gegen rechts” — unter dieser Losung haben sich gestern etwa 100
Demonstranten auf dem Kyritzer Marktplatz versammelt. Zu ihnen sprach Carmen
Lange, Leiterin des Todesmarschmuseums im Belower Wald bei Wittstock. Sie
erinnerte an den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 60 Jahren, an
das Ende des Krieges und an die Millionen Toten. Man sollte auch der
Überlebenden gedenken, deren Leben nie wieder so war wie es vorher war,
meinte Carmen Lange.
Die Leiterin des Todesmarschmuseums erinnerte dann an den Todesmarsch der
KZ-Häftlinge von Sachsenhausen, an ihr Schicksal im Belower Wald. Die
Häftlinge seien durch viele Dörfer gezogen. Sie wurden von tausenden
Menschen gesehen. Einige halfen, indem sie ihnen zu trinken gaben, andere
bespuckten die Häftlinge. Doch die meisten Leute sahen weg, Das sollte man
heute, angesichts neonazistischer Tendenzen, auf keinen Fall mehr tun.
“Die Gleichgültigkeit, die damals viele Leute ausstrahlten, darf nie mehr
zugelassen werden”, sagte Carmen Lange. Das Wort ergriff auch die Stadt- und
Kreistagsabgeordnete Rita Büchner (PDS). Antifaschismus müsse man leben, das
könne man auch mit der Teilnahme an dieser Demonstration, so ihr Resümee.
Die Demonstranten zogen dann durch die Stadt. Anschließend bildete man einen
Kreis um die Friedenseiche und ließ Tauben fliegen.