Eine Zeugin informierte am Mittwoch gegen 2.:20 Uhr, die Polizei, dass in
der Johannes‑R.-Becher-Straße in Fürstenwalde rechtsgerichtete Lieder
abgespielt werden. Vor Ort trafen die Beamten vier Männer an. Im CD-Player
befanden sich zwei Tonträger verbotener rechtsradikaler Gruppen. Diese und
weitere CDs wurde sichergestellt. Die Beschuldigten (20, 23, 30, 49) waren
stark betrunken. Bis auf einen waren sie der Polizei u.a. wegen rechter
Straftaten und Eigentumsdelikten bekannt. Die vier Beschuldigten wurden in
Gewahrsam genommen.
Monat: Juni 2005
(Michael Maurer, 09.06.2005, Indymedia)
Aufruf zur 1. gemeinsamen Brandenburger Montagsdemonstration in 14913 Jüterbog!
Wir, die Montagsdemonstranten aus ganz Brandenburg rufen Sie auf, zusammen mit uns, an der 1. gemeinsamen Brandenburger Montagsdemonstration teilzunehmen.
Die Kundgebung findet unter dem Motto “Nicht einsam — Gemeinsam gegen den Sozialabbau” am 2. Juli 2005 von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr in 14913 Jüterbog auf dem Marktplatz statt.
Es sprechen zu Ihnen:
Prof.Peter Grottian (FU-Berlin, Sozialforum Berlin)
und viele Betroffene aus den Städten.
Es rufen auf, die Organisatoren der Montagsdemos und Sozialbündnisse aus den Städten:
Jüterbog, Senftenberg, Angermünde, Eberswalde, Finsterwalde, Eisenhüttenstadt, Frankfurt (Oder), Königs-Wusterhausen, Elsterwerda, Forst, Bad Freienwalde, Potsdam, Erkner, Storkow, Spremberg, Kyritz, Brandenburg an der Havel, Zossen, Hoyerswerda und Berlin
Ablauf:
14:00 bis 15:00 Auftaktkundgebung auf dem Marktplatz
ca. 15:00 bis 16:00 Uhr Demonstration um die Jüterboger Altstadt
ca. 16:00 bis 17:00 Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz
Mit solidarischen Grüßen
Michael Maurer
Original-Artikel mit Plakatbild findet Ihr hier.
(Jens Sell, MOZ) Strausberg — Das neue Asylbewerberheim in der Wriezener Straße ist empfangsbereit. Rund 170 Zuwanderer sollen aus den Gebäuden im Roten Luch bei Waldsieversdorf umziehen. In der Umgebung des ehemaligen Arbeitsamtes gibt es allerdings Bedenken, ob das Zusammenleben reibungslos funktionieren werde. Die Wohnungsbaugenossenschaft sieht mit Sorge auf die Zuwegung über die Fritz-Reuter-Straße.
Siegfried Jendreizik legt die Stirn in Falten, wenn er vom Hof seines Wohnhauses auf das Nachbargrundstück blickt. Seit fünf Jahren wohnt der frühere Buckower Lokführer in der Strausberger Fritz-Reuter-Straße. Die Wohnungsbaugenossenschaft Aufbau hat eines des früheren Offiziershäuser saniert und um einen zweiten modernen Flügel erweitert. In den Wohnungen leben überwiegend Senioren-Ehepaare. Deshalb auch ist der kleine Spielplatz in einer Ecke des gepflegten Hofes offenkundig unbenutzt. Den früheren Sandkasten hat die Genossenschaft durch eine Kunststoffmuschel ersetzt. Dort spielen nur ab und zu Enkelkinder der Bewohner.
Siegfried Jendreiziks Blick schweift über den seitlichen Zaun, wo hohes Gras ungehemmt wächst. Nicht vollständig ist das Gras so hoch. Ein Streifen vor einem nur mit Draht gesicherten zweiflügligen Tor zur oberhalb gelegenen Treppe ist gemäht und deutet den Verlauf eines Weges an. Die Treppe führt vor das erste Arbeitsamt, das in Strausberg nach der Wende eingerichtet wurde.
Dort soll nach dem Willen des Landkreises das Asylbewerberheim einziehen. “Es gibt den Antrag zur Umwidmung zu einer Wohnstätte für Zuwanderer”, hatte Stadtplanungschef Thomas Elsner am Dienstagabend die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses der Stadtverordnetenversammlung unter dem Punkt Verschiedenes informiert. Planungsrechtlich sei dies zulässig. Die Zuwegung sei sicher über die Wriezener Straße und die Zufahrt zum Ledigenwohnheim der Bundeswehr vorgesehen, so der Stadtplaner.
Klaus Weinzierl vom Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft sieht hingegen den gemähten Streifen auf dem Nachbargrundstück, das an die Fritz-Reuter-Straße grenzt, mit Sorge: “Wir fürchten um die Wohnqualität an diesem Standort, wenn der Zugang zum geplanten Heim über diese Wiese erfolgen soll.” Der Aufsichtsrat der Genossenschaft habe sich deshalb schriftlich mit Anfragen an den Landrat gewandt. Schon vor Jahren habe sich die Genossenschaft um den Kauf des Nachbargrundstücks beim Bundesvermögensamt beworben. Sie hätte gern ein weiteres Wohnhaus an die Fritz-Reuter-Straße gebaut. Jetzt seien wohl alle Chancen verflogen, vermutet Weinzierl. Den Standort für das Zuwandererheim hält er für ungeeignet: “Wir sind der Meinung, dass eine solche Einrichtung nicht ins Zentrum der Stadt gehört. Nicht nur unsere Mieter fürchten um ihre Ruhe. Das Oberstufenzentrum mit seinen Tausenden Schülern kann auch zu Konflikten führen.” Siegfried Jendreizik betont, grundsätzlich keine Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern zu haben. Doch sagt er sich, wenn erst einmal das Tor im Zaun offen stehe, würden auch hunderte OSZ-Schüler über das Grundstück zur Schule ziehen.
Edelgard Neukirch vom Sozialpark Märkisch-Oderland, der das Heim betreiben soll, ist offen für die Bedenken der Anwohner: “Wir werden, wenn das Haus eröffnet ist, einen Tag der offenen Tür veranstalten und die Bürger dazu einladen.” Im direkten Gespräch könne man Vorbehalte am besten abbauen. Wann das sein wird, hänge unter anderem von der Genehmigung der Umwidmung ab. Der Sozialpark hat schon in den Umbau der früheren Behörde zur Wohnstätte investiert. Jetzt seien noch Auflagen in arbeitsschutz- und brandschutzrechtlicher Hinsicht zu erfüllen.
Der Sozialpark kehrt mit dem Heim an eine frühere Wirkungsstätte zurück. Die kleine Villa neben dem Amtsgebäude war einst sein Sitz.
Zwischen Unkraut und Schmierereien
(Stefan Lötsch, MOZ) Fürstenwalde — Das Unkraut sprießt, der Beton ist teilweise beschmiert, lange lag ein verrotteter Kranz im Blumenbeet, die Feuerschalen sind verrostet, die Gewächse im Hochbeet keine Freude: Die Grabstätten für russische Gefallene samt Gedenkstätte auf den Ottomar-Geschke-Platz sind keine Zier, Abhilfe auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Für die Sanierung, für die es schon fertige Pläne gibt, fehlt das Geld.
Im Gegensatz zur auf Hochglanz rausgeputzten Südspitze — der heutige Platz am Stern — führt die Nordspitze des Ottomar-Geschke-Platzes ein Aschenputtel-Dasein. Lediglich bei Gedenkfeiern, wie zum Beispiel kürzlich zum Kriegsende am 8. Mai, kommt die Fläche in den Blick — und das eher negativ. So machte Maria Meinl (PDS) jüngst im Stadtentwicklungsausschuss darauf aufmerksam, dass die Gedenkstätte einen sehr unordentlichen und ungepflegten Eindruck mache.
Dabei handelt es sich nicht nur — je nach Geschmack — um ein architektonisch nicht sonderlich gelungenes Denkmal, sondern um eine Grabstätte. In den Hochbeeten an der Seite zur Dr.-Wilhelm-Külz-Straße liegen 366 Soldaten der Roten Armee begraben, die beim Kämpfen um Fürstenwalde gefallen sind. Das städtische Wegeleitsystem macht darauf nicht aufmerksam, lediglich wer russisch kann, erfährt weniges darüber auf dem Stein.
Areals und Grabstellen werden regelmäßig gepflegt, sagt Stadt-Sprecherin Anne-Gret Trilling. Laut Pflegeplan ist der Betriebshof im Auftrag der Stadt von März bis September jeweils in der 2. Woche auf dem Geschkeplatz unterwegs, um dort zu reinigen und zu pflegen.
Eine generelle Umgestaltung des Platzes und der Anlage ist derweil in nächster Zeit nicht zu erwarten. Zwar gibt es fortgeschrittene Pläne, die auch schon im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt wurden. Unter anderem sollte die hässliche Betonwand zur Robert-Havemann-Straße hin verschwinden, ebenso die Tribüne vor der Mauer. Für die Realisierung fehlt aber das Geld. Eine Umbettung der sterblichen Überreste kommt allerdings nicht infrage, dagegen hatten sich die zuständigen Stellen ausgesprochen.
Insgesamt 2114 Gefallene des 2. Weltkrieges sind an fünf Stellen in der Stadt Fürstenwalde beerdigt, weiß Günter Kuhn, Superintendent i.R und Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der größte Soldatenfriedhof mit 668 Soldaten, aber auch Zivilisten, ist an der Hegelstraße. Dort finden auch jährlich zum Volkstrauertag Veranstaltungen statt.
Daneben liegen rund 500 Soldaten der Roten Armee im Stadtpark. 408 deutsche Soldaten und 141 anderer Nationalitäten sind auf dem “Soldatenberg” auf dem Neuen Friedhof bestattet. Erst vor einigen Jahren hatte Günter Kuhn noch auf dem Süd-Friedhof ein Grab mit 17 Toten entdeckt, darunter auch Soldaten.
Potsdam (ddp) Die Landesmittel für die Betreuung von Gewaltopfern müssen laut Justizministerin Beate Blechinger (CDU) neu verteilt werden. Blechinger sagte am Donnerstag im Potsdamer Landtag, der diesbezügliche Topf sei mit 45 000 Euro im Jahr “viel zu klein”. Demnächst sollten die Hilfsorganisationen Fördermittel nur noch nach Antragstellung zugewiesen bekommen und nicht mehr vorab als Pauschalsumme. Grünen-Landeschef Joachim Gessinger warf der Ministerin daraufhin Versagen in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus vor.
Es komme darauf an, die geringen Mittel so effektiv wie möglich einzusetzen, sagte Blechinger. Wo und wie viel Geld ausgegeben werde, “hängt von der konkreten Situation der Opfer ab”. Nach Blechingers Worten hat der Verein Opferperspektive flächendeckend ein Netz von Beratungsstellen aufgebaut und erhält bislang den größten Anteil des Geldes.
Gessinger warf Blechinger vor, “die Hilfe für die Opfer rechtsextremer Gewalttaten zu behindern”. Dem Verein Opferperspektive solle offenbar die finanzielle Grundlage entzogen werden. Die bundesweite und für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnete Organisation erhalte Gelder aus den Programmen der Bundesregierung, die aber mit Landesmitteln kofinanziert werden müssen.
Halbe: Ausschreitungen befürchtet
(Gudrun Mallwitz, Berliner Morgenpost) Potsdam — Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) rechnet bei dem von Neonazis für den 18. Juni geplanten Aufmarsch nahe des Soldatenfriedhofs in Halbe (Dahme-Spreewald) mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Rechts- und Linksextremen. Er müsse davon ausgegangen werden, daß die gewaltbereite Szene aus Berlin anreise. Der Minister kündigte den Einsatz von mehr als 1000 Polizisten an. Er habe beim Bundesgrenzschutz Verstärkung angefordert.
Denn zeitgleich werden für eine Veranstaltung mit der Musikband “Böhse Onkelz” auf dem Lausitzring zahlreiche Polizeikräfte benötigt. Dort erwartet Brandenburg vom 15. bis 19. Juni rund 150 000 Besucher. Sorgen bereitet Schönbohm in Halbe nach eigener Aussage vor allem die Gegendemonstration, die den Aufmarsch von 200 bis 300 angemeldeten Neonazis in seinen Augen aufwerten könnte. Bei der jüngsten Aktion von etwa 1600 Neonazis in Halbe und “nur” rund 400 Gegendemonstranten hatte er noch die geringe Beteiligung von Demokraten beklagt. Doch dieses Mal hat das lokale “Aktionsbündnis gegen Heldengedenken und Naziaufmärsche in Halbe” zum Protest aufgerufen — ein Zusammenschluß von Vereinigungen und Parteien, von denen vier vom Verfassungsschutz beobachtet werden, darunter die DKP, die DKP Ost, Attac und VVN. Mitglied sind aber auch SPD- und PDS-Mitglieder, die DGB-Jugend und der Verein für Bildung, Kultur, Tourismus und Gewerbe im Schenkenländchen. Hatte Schönbohm ursprünglich wohl selbst seine Teilnahme erwogen, so entschied die CDU-Fraktion, den Aufruf zur Demonstration nicht zu unterstützen. Damit brachte sie offenbar nicht nur ihn, sondern auch Kulturministerin Johanna Wanka in die Bredouille, die als Kreischefin der Partei bisher keine Ablehnung signalisiert hatte. Schönbohm geriet zunehmend ins Schlingern: Vor zwei Tagen erklärte er noch, keinesfalls werde er “hinter der KPD-Fahne hermarschieren”. Gestern ließ er je nach Lage offen, ob er mit demonstriert. Er werde mit der Polizei in Halbe sein, sagte er im Landtag.
Regierungschef Matthias Platzeck will wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (beide SPD) teilnehmen. Auch Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) rief zur Unterstützung des Aktionsbündnisses auf.
SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness warf Schönbohm vor, die Union wolle ihre gespaltene Haltung zu Demonstrationen überdecken. “Wie in Berlin am 8. Mai vor dem Brandenburger Tor müssen so viele Menschen nach Halbe kommen, daß die Neonazis nicht mehr zu sehen sind.” In Halbe macht sich indes Frust über den Streit in der Regierung breit. Die Einwohner hatten damit gerechnet, daß das von der Landesregierung beschlossene Gedenkstättengesetz den Ort vor den Aufmärschen schützt. Doch wird damit nur verhindert, daß die Neonazis sich auf oder vor dem Soldatenfriedhof versammeln. Der Aufmarsch gilt als Testlauf nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes.
“Man sollte die Gewalt nicht herbei reden”
Haltung zu Nazi-Aufmarsch in der CDU umstritten
(Andrea Beyerlein, Berliner Zeitung) POTSDAM. Carl-Heinz Klingmüller ist stellvertretender CDU-Kreischef in Dahme-Spreewald und Beigeordneter für Wirtschaft, Finanzen und öffentliche Sicherheit im Landratsamt. Für ihn steht außer Frage, dass er am 18. Juni gemeinsam mit Parteifreunden gegen den Neonazi-Aufmarsch in Halbe demonstrieren wird. Angst vor gewalttätigen Auseinandersetzungen hat er nicht: “Das gab es hier in all den Jahren noch nie. Das hat unsere Polizei immer hervorragend hinbekommen.” Doch sein CDU-Landeschef, Innenminister Jörg Schönbohm, hat am Donnerstag vor dem Landtag ganz andere Szenarien an die Wand gemalt. Klingmüller kann das nicht verstehen: “Für unsere Sache ist das nicht hilfreich. Man sollte die Gewalt nicht herbeireden.”
“Unsere Sache”, das bedeutet für Klingmüller, “dass möglichst viele aus der Zivilgesellschaft zeigen: Ich bin gegen diesen Spuk”. Als im Herbst 2004 am Volkstrauertag 1 500 Neonazis nahezu unbehelligt von Gegendemonstranten in Halbe aufmarschierten, hatte sich Schönbohm noch ganz ähnlich geäußert.
Inzwischen ist ein Aktionsbündnis gegen Heldengedenken und Naziaufmärsche entstanden. Waren zunächst PDS und DKP die treibenden Kräfte, so wird die Basis jetzt immer breiter. Nicht nur der Kreistag hat geschlossen seine Unterstützung erklärt, auch 20 Gemeindevertretungen und die Gewerbetreibenden aus Teupitz, sogar der Trink- und Abwasserzweckverband, sagt Mitinitiatorin Karin Weber, Landtagsabgeordnete der PDS.
Zu Beginn der Parlamentssitzung am Donnerstag hat auch Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) zur Teilnahme an der Gegendemonstration aufgerufen und zählte eine Fülle von Unterstützern vom Gewerkschaftsbund über Evangelische Kirche, AWO, DRK IHK, Handwerkskammer bis hin zu Landessportbund und Landeselternrat auf. “Ich glaube, dass alle, die teilnehmen, in guter Gesellschaft sind”, sagte Fritsch. “Wenn es brennt, wird gelöscht und nicht gefragt, wer noch mit löschen hilft.”
Kurz darauf erklärte Schönbohm vor dem Landtag, dass dem örtlichen Aktionsbündnis vier Organisationen angehörten, die vom Verfassungsschutz beobachtet würden und warnte vor der Teilnahme gewaltbereiter, autonomer Gruppen aus Berlin. Und er beklagte, dass das Ziel verfolgt werde, die Neonazidemonstration zu verhindern. “Damit gerät die Polizei bedauerlicherweise wieder zwischen die Fronten.”
Genau das aber ist dem Innenminister jetzt selbst widerfahren. Zunächst hatte Schönbohm sogar einen eigenen Auftritt bei der Gegendemonstration nicht ausgeschlossen. Doch seit sein Fraktionschef Thomas Lunacek diese Woche jede Unterstützung der Veranstaltung kategorisch ablehnte, rudert der CDU-Chef zurück: “Ich laufe doch nicht hinter der Fahne der DKP.” Ähnlich geht es Kulturministerin Johanna Wanka, der CDU-Chefin von Dahme-Spreewald. Von der Idee, die Mitglieder ihres Kreisverbandes zum Demonstrieren aufzurufen, ist sie wieder abgerückt. Zumindest aber wagt sie noch den Satz: “Es gibt kein gutes Bild, wenn wir uns ausgrenzen.”
Aus Sicht von SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness ist das schon geschehen: “Es gibt ein breites Bündnis gegen den Neonazi-Aufmarsch — nur die CDU ist nicht dabei.” Dabei gehe es darum, zu verhindern, dass Halbe zum Wallfahrtsort für Rechtsradikale wird — “Halbe ist unser Brandenburger Tor”. Bei der SPD wächst der Unmut gegenüber dem Regierungspartner. Christoph Schulze, parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer, kritisiert, dass es in der Debatte um den Umgang mit dem Rechtsextremismus ständig zu völlig überflüssigen Reibereien komme.
Nazi-Aufmarsch in Halbe: CDU streitet um Gegendemo
(ma/thm, Tagespiegel) Potsdam — Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) befürchtet am 18. Juni in Halbe gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und linken Gegendemonstranten. Der Minister kündigte am Donnerstag den Einsatz von rund 1000 Polizisten und „konsequente Vorkontrollen“ von Anreisenden an, da unter anderem gewaltbereite Autonome aus Berlin erwartet würden. Schönbohm will persönlich den Großeinsatz der Polizei in Halbe beaufsichtigen.
Zwar sei der angekündigte Aufmarsch von Neonazis nahe des Soldatenfriedhofes „widerlich“, sagte Schönbohm, der auch CDU-Landeschef ist. Doch lehnte er erneut eine Teilnahme der Union an der Gegendemonstration strikt ab, zu der ein lokales Aktionsbündnis aufgerufen hat. „Ich habe nicht die Absicht, hinter der Fahne der DKP herzulaufen“, so Schönbohm wörtlich. „Es gibt ein Demonstrationsrecht, aber kei
ne Demonstrationspflicht.“
Die Ankündigung der Wissenschaftsministerin und CDU-Kreischefin von Dahme-Spreewald Johanna Wanka, ihren Kreisverband zur Teilnahme an der Gegendemonstration aufrufen zu wollen, löste in der Parteispitze Verärgerung aus. Schönbohm führte ein Gespräch mit Wanka. Er gehe davon aus, dass es „keinen Aufruf“ Wankas an die CDU-Basis geben werde, erklärte Generalsekretär Sven Petke. Wanka sagte jedoch dem Tagesspiegel,sie bleibe bei ihrer Ansicht: „Wenn es eine vernünftige Gegendemonstration gibt, sollte sich die CDU nicht ausgrenzen“. Allerdings äußerte sich auch Wanka besorgt über die drohende Eskalation. CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek bestätigte, dass es in der Union unterschiedliche Ansichten zur Teilnahme an der Gegendemonstration gebe. „Die CDU ist keine Einheitspartei.“
Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) rief im Landtag – zum Missfallen der Union – ausdrücklich zur Teilnahme an der Gegendemonstration auf. Er hob hervor, dass zu den Initiatoren auch DGB, Arbeiterwohlfahrt, evangelische Kirche, DRK, Anglerverband und Landessportbund gehören. Fritsch: „Wenn es brennt, wird gelöscht und nicht gefragt, wer beim Löschen hilft.“
Halbe: Fritsch ruft zu Teilnahme auf
Präsident weist CDU-Bedenken zurück
(IGOR GÖLDNER, MAZ) POTSDAM Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) hat ungeachtet der Bedenken aus der CDU zur Teilnahme an der Gegendemonstration am 18. Juni in Halbe (Dahme-Spreewald) aufgerufen. In einer Erklärung zu Beginn der gestrigen Landtagssitzung erinnerte Fritsch an den 8. Mai in Berlin, wo Tausende Demokraten einen Neonazi-Aufzug verhindert hätten. “Dem wollen wir uns anschließen”, sagte er. Der angekündigte Neonazi-Aufmarsch am 18. Juni müsse verhindert werden, forderte Fritsch und appellierte an die Abgeordneten, sich dem Protest anzuschließen.
Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) warnte indes gestern erneut davor, dass sich an der Gegendemonstration auch antidemokratische und gewaltbereite Kräfte beteiligen könnten. Unter den Anmeldern seien auch vier Organisationen, die in Verfassungsschutzberichten erwähnt seien. Die CDU werde sich deshalb nicht anschließen. “Ich werde nicht einer Fahne der DKP hinterher laufen”, betonte Schönbohm.
Der Landtagspräsident wies diese Bedenken zurück und sagte: “Wenn es brennt wird gelöscht und nicht gefragt, wer noch mit Löschen hilft.” Das lokale Aktionsbündnis werde unterstützt vom DGB, dem Sportbund, der Industrie- und Handelskammer, den Kirchen, dem DRK sowie von Parteien und Vereinigungen.
Die PDS-Abgeordnete Karin Weber, die selbst dem Aktionsbündnis angehört, sagte, den Anmeldern der Gegendemonstration gehe es um gewaltfreie Auseinandersetzung mit Rechtsextremen. Halbe dürfe nicht zum Wallfahrtsort der Rechtsextremen werden. Die SPD-Abgeordnete Sylvia Lehmann, die auch dem Bündnis angehört, sagte, die Anmelder der Gegendemonstration seien “aufgeschlossene Menschen und keine Chaoten”. Es müsse alles unternommen werden, damit der 18. Juni gewaltfrei bleibe.
Neonazis haben in unmittelbarer Nähe zum Soldatenfriedhof in Halbe am 18. Juni einen Aufmarsch angemeldet. Das Motto lautet: “Ruhm und Ehre den deutschen Frontsoldaten und Opfern kommunistischer Gewaltherrschaft”. Angemeldet sind “rund 200 bis 300 Personen”.
Die Polizei geht davon aus, dass unter den Gegendemonstranten gewaltbereite Teilnehmer zu erwarten sind, unter anderem vom “schwarzen Block” Berliner Autonome. Das Polizeipräsidium in Frankfurt (Oder) werde rund 1000 Polizisten aufbieten. Schönbohm wies darauf hin, dass die Polizei Hilfe aus anderen Ländern erhält. Am gleichen Tag findet am Lausitzring ein Rockkonzert mit 140 000 Teilnehmern statt, wo ebenfalls die Polizei gefordert sei.
Die Potsdamer Linke hat sich für den letzten Verhandlungstag gegen die
Nazischläger aus Berlin Brandenburg einen ganz besonderen Empfang
ausgedacht.
Am Montag, den 13. Juni um 9 Uhr, Saal 204, findet der letzte Prozesstag
gegen die rechtsextreme Rasselbande aus Berlin- Brandenburg statt. Der
dritte Nazi ist mangels Beweisen schon beim letzten Mal frei gesprochen
worden. Am Montag wird schließlich das Urteil gegen die anderen beiden Täter
gesprochen. Wie schon bei den letzten Prozessen ist mit einem Nazimob zu
rechnen, der nicht gerade schüchtern ist. Da auch die deutsche Justiz mit
diesen dissozialen Geschöpfen etwas überfordert scheint, müssen wir die
Demokraten an ihre Pflicht erinnern.
Erscheint zahlreich!
Steht den Opfern von rechter Gewalt zur Seite!
Beteiligt euch an unseren überaus kreativen Protestaktionen!
Nazigrusel im Dickicht
Möchte man so etwas? Dass alle Welt plötzlich weiß, auf dem
Nachbargrundstück haben die Nazis tausendfachen Mord beschlossen? Der Name
des Heimatdorfes fortan mit diesem Makel behaftet ist? Vielleicht am Ende
noch Neonazis dorthin pilgern? Journalisten unangenehme Fragen stellen und
irgendjemand von nebenan in die laufenden Kameras Sätze sagt, wie: “Die
waren doch ganz nett, eigentlich”. Lieber nicht. Oder doch? Schließlich
könnten ja auch amerikanische Touristen Geld in die Gemeindekasse spülen.
Wer alle Orte nationalsozialistischer Selbstdarstellung auf einer
Deutschlandkarte markieren wollte, erhielte ein schwarzes Blatt, sagen der
Spiegel-Journalist Hilmar Schmundt und der Juniorprofessor Stephan Porombka
in ihrem Sammelband, den sie “Böse Orte” genannt haben und aus dem am
Dienstagabend unter anderem Henryk M. Broder und Jana Simon im Haus der
Brandenburgisch-Preußischen Geschichte lasen. Die Autoren pilgerten, wie
jährlich Millionen verschämter Touristen, zum Führerbunker, zu den
Fundamenten von Adolf Hitlers Berghof auf dem Obersalzberg, nach Carinhall
in der Schorfheide und den dickichtbewehrten Kilometersteinen der
Reichsautobahn. Sie entdeckten ein “wildes Gedenken”, dass noch nicht durch
Dokumentationszentren gezähmt ist und “böse Orte”, die investorenfreundliche
Bürgermeister und allein gelassene Lokalhistoriker in Streit geraten lassen.
Für die Herausgeber könnte diese Irritation Erinnern wachhalten. Auch wenn
Broder, erklärter Gegner des neuen Holocaust-Mahnmals, nach der Lesung vom
“Fluch der Erinnerung” sprach und für das Vergessen plädierte.
Schönbohm fürchtet in Halbe Gewalt
POTSDAM Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat davor gewarnt, dass aus den
Reihen der angemeldeten Gegendemonstranten am 18. Juni in Halbe Gewalt
ausgehen könnte. Er hielt dem Koalitionspartner SPD vor, sich vorzeitig auf
eine Unterstützung des lokalen Aktionsbündnisses festgelegt zu haben. Auch
der gewaltbereite “schwarze Block” von Autonomen aus Berlin sowie einige
antidemokratische Kräfte, die der Verfassungsschutz beobachte, hätten sich
angesagt. Damit werde die polizeiliche Lage immer schwieriger, so Schönbohm.
Das Motto der linken Gegendemonstration laute: “Naziaufmarsch stoppen”.
Am 18. Juni ist in Halbe (Dahme-Spreewald) eine Neonazi-Kundgebung mit 200
bis 300 Teilnehmern angemeldet worden. Im Gegenzug plant ein Aktionsbündnis,
zu dem 15 Parteien, Verbände und Vereine gehören, eine Gegendemonstration.
In der SPD/CDU-Koalition gibt es nach wie vor gegensätzliche Auffassungen,
wie mit dem Neonazi-Aufmarsch umgegangen werden soll. Schönbohm lehnt
inzwischen eine anfangs erwogene Teilnahme an der Gegendemonstration ab.
“Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein CDU-Mann hinter einer DKP-Fahne
herrennt.” SPD und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), der in Halbe
eine Rede halten wolle, seien gut beraten, sich vorher sachkundig zu machen.
Schönbohm brachte in diesem Zusammenhang eine vom lokalen Aktionsbündnis
unabhängige Gegendemonstration ins Gespräch, an der sich SPD und CDU
gleichermaßen beteiligen könnten. Diese könnte vom landesweiten
Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus und Gewalt angemeldet werden. Doch
eine solche friedliche Demonstration sei jetzt noch schwer möglich, meinte
Schönbohm. SPD-Fraktionschef Günter Baaske begrüßte die Idee. Allerdings
habe die SPD bereits ihre Unterstützung der lokalen Akteure zugesagt.
Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) will heute im Landtag den Appell des
lokalen Aktionsbündnisses verteilen und eine Erklärung abgeben.
Behinderter misshandelt
Montagnacht wurde ein 21-jähriger behinderter Eberswalder von
unbekannten Tätern misshandelt. Ihm wurde blaue Farbe ins Gesicht
geschmiert, ein Hakenkreuz auf die rechte Hand gezeichnet, die Hose
zerrissen und Ketschup und Senf auf den Kopf und auf die Bekleidung
geschüttet.
Die Polizei konnte am Dienstag die Tatumstände erhellen. Der Geschädigte
entzog sich am Montag seiner Betreuung und traf einen ihm bekannten
23-jährigen getroffen. Mit diesem ging er in dessen Wohnung, wo am Abend
mit vier weiteren jungen Männern (18 bis 20) Alkohol und
Betäubungsmittel konsumiert wurden. Den 21-Jährigen auf diese Weise zu
behandeln, sollte ein Gag sein, gab einer der Täter zum Motiv an. Die
Beschuldigten selbst fühlen sich dem linken Spektrum zugehörig. Die fünf
Tatverdächtigen aus Eberswalde sind der Polizei bekannt. Die
Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an.