Unbekannte Täter sprühten mit schwarzer Farbe im Bereich der Fröbelpromenade
in Frankfurt (Oder) (Durchgänge 5/6, Durchgänge 8/9 und der Giebelseite der
Haus-Nr. 15) mehrere Hakenkreuze, SS-Runen und Schriftzüge wie “Sieg Heil”
und “Jude verrecke”. Die Größen der Zeichen und Schriftzüge lagen zwischen
0,40 x 0,50 m und 2,5 x 2,5m. Der Sachverhalt wurde bei der Polizei am
Montagabend bekannt. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen wurden
eingeleitet.
Monat: September 2005
BRANDENBURG/H. Das als rechtsextremes Erkennungszeichen verbotene Logo der
Bekleidungsmarke “Thor Steinar” ist nun doch legal. Der 1. Strafsenat des
Brandenburgischen Oberlandesgerichtes hat gestern rechtskräftig entschieden,
dass das Logo kein verbotenes verfassungswidriges Kennzeichen sei.
Die Marke “Thor Steinar” der Firma Mediatex aus Zeesen (Dahme-Spreewald) war
seit 2004 in die Kritik geraten, weil das Logo an SS-Runen erinnern konnte.
Vor fast einem Jahr hatte das Amtsgericht Prenzlau das Tragen der Kleidung
erstmals unter Strafe gestellt. Eine 23-jährige Frau wurde auf Antrag der
Staatsanwaltschaft Neuruppin zu 300 Euro Geldstrafe verurteilt.
Schon seit März 2004 hatte die Polizei begonnen, gegen Verwender des Logos
Strafverfahren einzuleiten. “Dass sich in unserem Land Rechtsextremisten
offen mit dem Symbol der Waffen-SS schmücken, kann nicht toleriert werden”,
erklärte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU). Unter den 1089 politisch
motivierten Straftaten im ersten Halbjahr 2005 standen 205 im Zusammenhang
mit dem Logo.
Das Oberlandesgericht konnte jedoch nicht erkennen, dass ein
“durchschnittlicher, nicht genau prüfender Betrachter” in dem Logo SS-Runen
erblicke. Durch eine weitere öffentliche Debatte könne sich die
Betrachtungsweise aber so verändern, dass das Logo mit
nationalsozialistischen Symbolen assoziiert werde. Damit könne dann ein
Straftatbestand erfüllt sein. Der Senat betonte, dass “Thor
Steinar”-Textilien “durch ihre verwendeten Aufschriften gerade Personen der
rechtsextremen Szene ansprechen würden”.
Gericht: “Thor Steinar”-Logo nicht verfassungswidrig (RBB-online)
Das in der rechtsextremistische Szene beliebte ehemalige Logo der Marke “Thor Steinar” ist nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Brandenburg nicht verfassungswidrig. Damit verwarf das Gericht am Montag die Revision der Staatsanwaltschaft gegen ein gleich lautendes Urteil des Amtsgerichts Potsdam.
Das Gericht hatte zu entscheiden, ob das auf einem Schlüsselband aufgedruckte Markenlogo “Thor Steinar” einem verfassungswidrigen Kennzeichen zum Verwechseln ähnlich sieht. Bei dem in Wappenform gestalteten Markenlogo handle es sich nicht um ein Kennzeichen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation, und es sehe auch einem derartigen Kennzeichen nicht zum Verwechseln ähnlich, hieß es in der mündlichen Urteilsbegründung.
Der Senat verkenne nicht, dass die Textilien der Marke durch ihre farbliche Gestaltung und verwendeten Aufschriften gerade Personen der rechtsextremen Szene anspreche. Derzeit sei noch davon auszugehen, dass das Markenlogo — ähnlich der Assoziation der Zahl “88” mit dem Gruß “Heil Hitler!” — lediglich in rechtsextremen oder in polizeilichen oder juristischen Kreisen bekannt ist.
Die Generalstaatsanwaltschaft Brandenburg hatte das Verfahren im vergangenen Jahr eingeleitet, da das Runen-Logo von Thor Steinar Symbolen des NS-Regimes zum Verwechseln ähnele. Das Landgericht Neuruppin hatte im November 2004 und das Landgericht Potsdam im Februar 2005 das Verbot des Logos bestätigt.
In den ersten acht Monaten dieses Jahres zählte das Innenministerium 257 Verfahren wegen Tragens dieses Symbols. Die Marke hat das Logo inzwischen geändert.
Am Samstagabend machten die Beamten der Bundespolizeiinspektionen in Guben
und Forst mit dem Polizeischutzbereich Cottbus/ Spree-Neiße einen großen
Fang. Gegen 21.30 Uhr fielen ihnen zwei Wagen auf, die von der Grenze in
Richtung Cottbus unterwegs waren.
Am Stadtrand dann das Aus für die drei Insassen eines der beiden Wagen: Nach
einer Kontrolle mussten die Polizeibeamten feststellen, dass die Insassen
unerlaubt über die Neiße nach Deutschland eingereist waren. Neben dem
34-jährigen Fahrer aus Polen ergriffen die Beamten einen 24-jährigen Russen,
seine 26-jährige Frau und deren siebenjährige Tochter. Alle drei hatten zwar
ihre russischen Inlandspässe dabei, nicht aber eine deutsche
Aufenthaltsgenehmigung.
Zur gleichen Zeit stoppten die Polizisten auf der B‑112, in der Nähe von
Klein Gastrose, ein zweites Auto. Der 20-jährigen Fahrer aus Polen hatte
vier Ukrainerinnen dabei. Auch sie besaßen keine Aufenthaltsgenehmigung.
Die Ertappten wurden von den Bundespolizisten in Gewahrsam genommen und
wegen des Verdachts auf unerlaubter Einreise und Beihilfe zur unerlaubten
Einreise angezeigt. Die beiden Wagen wurden derweil sichergestellt.
Die beiden polnischen Fahrer wurden auf Beschluss des Haftrichters in die
Justizvollzugsanstalt Cottbus eingeliefert. Die anderen wurden nach Polen
abgeschoben.
Demo gegen Neonazi-Laden
HENNIGSDORF Die alljährlich in Hennigsdorf stattfindende Antirassismusdemo
hat diesmal ein konkretes Ziel. Die Organisatoren der Veranstaltung, die am
kommenden Sonnabend stattfinden soll, fordern die Schließung eines Geschäfts
in der Hauptstraße 27, das als Treffpunkt der rechtsradikalen Szene bekannt
ist. In dem Laden “On the Streets” werden Bekleidung mit rechtsradikaler
Symbolik und einschlägige Musik-CDs verkauft.
Mehrmals gab es bereits polizeiliche Durchsuchungen. Mitte Dezember
vergangenen Jahres waren Berliner Beamte in Hennigsdorf im Einsatz und
beschlagnahmen kartonweise CDs von Neonazi-Bands wie “Spreegeschwader” und
“Deutsch Stolz Treu”, deren Texte als volksverhetzend eingestuft sind.
Gegen ähnliche Läden in Berlin hatte es in diesem Jahr bereit mehrere
Protestaktionen der Kampagne “We will rock you!” gegeben. Auch das Geschäft
in der Hennigsdorfer Hauptstraße wurde dabei ins Visier genommen. So hatten
Berliner Antifa-Gruppen Mitte August zu einer Demonstration vor dem Sitz der
Areal-Bank in Charlottenburg aufgerufen. Sie ist die derzeitige Eigentümerin
der zwangsverwalteten Immobile in der Hennigsdorfer Hauptstraße 23. Auch die
Initiatoren der diesjährigen Antirassismusdemo in Hennigsdorf fordern, den
Mietvertrag mit den Betreibern von “On the Streets” zu beenden. Als
Nachmieter stünde die Initiative für ein soziokulturelles Zentrum, das in
Hennigsdorf seit langem gefordert wird, zur Verfügung, heißt es.
Die Antirassismusdemo beginnt Sonnabend um 15 Uhr auf dem Postplatz und wird
voraussichtlich an dem Geschäft in der Hauptstraße vorbeiführen. In den
Vorjahren war es der Polizei gelungen, durch ein Großaufgebot an Beamten
eine direkte Konfrontation zu verhindern. Das dürfte diesmal schwierig
werden. Denn die Rechtsextremen haben indirekt zu einer Gegenveranstaltung
aufgerufen. Im Internet wirbt der Laden mit einem Sonderverkauf am
Sonnabend. Im Anschluss daran bestehe die Möglichkeit, “in Hennigsdorf
gemütlich ein Bier trinken zu gehen”, heißt es weiter und es folgt der
Aufruf, sich in größeren Gruppen zu bewegen, “wenn Ihr Euch das beschauliche
Hennigsdorf anseht”.
Sorgen macht man sich inzwischen bei der brandenburgischen CDU. Die will
ihre landesweite Abschlussveranstaltung mit Jörg Schönbohm zum
Bundestagswahlkampf am Sonnabend ausgerechnet auf dem Postplatz
veranstalten — von 11 bis 14 Uhr, einschließlich einem großen Kinderfest, zu
dem die örtliche CDU einlädt.
Frevel am Denkmal
ELSTAL Joachim Stein wollte seinen Augen nicht trauen. Die Blumen waren
verschwunden, als er am späten Sonnabendnachmittag noch einmal am
Gedenkstein für Opfer des Faschismus in Elstal vorbeikam. Das Gebinde, das
erst am Vormittag anlässlich des “Tages der Erinnerung, Mahnung und
Begegnung” von örtlichen PDS-Mitgliedern und Sympathisanten niedergelegt
worden war, fand er im Regenrückhaltebecken wieder. Das Mahnmal war außerdem
beschmiert worden. “Mit Kuchen”, schilderte der Elstaler. “Ein schlimmes
Bild”, fand der langjährige PDS-Kommunalpolitiker. “Diese Tat war kein
Dummejungenstreich, sondern eine gezielte Provokation”, vermutet Stein. Die
PDS Elstal hat Anzeige erstattet.
Wer wirklich hinter dem Frevel steckt, ist bislang unklar. Die Polizei
ermittelt. Bislang gebe es noch keine Hinweise auf die Täter, sagte
Polizeisprecher Dietmar Keck gestern. Auch die Gemeinde Wustermark, in deren
Eigentum sich das erst 2005 restaurierte Denkmal befindet, prüft derzeit, ob
und inwieweit die Tat strafrechtlich relevant ist. “Sollte sich dies
herausstellen, werden wir Anzeige erstatten”, so Bürgermeister Bernd Drees
(SPD).
Das Denkmal ist zwei Personen, Ernst Walter und Rudi Nowak, gewidmet. Zwei
Männer, die gleich zu Beginn der Hitlerzeit zu Tode kamen, erinnert Joachim
Stein. “Die Schändung des Denkmals bedeutet daher nicht nur einen
finanziellen Verlust, sondern im Besonderen die Beschmutzung der Biografien
der Toten.” Es sei nicht ausgeschlossen, dass Jugendliche hinter der Tat
stünden. In den Elternhäusern und Schulen müsse mehr getan werden, um die
Geschichte Deutschlands bis in die heutigen Tage realistisch aufzuarbeiten,
fordert er.
Auch in der Gemeindeverwaltung Wustermark zeigte man sich von dem Vorfall
betroffen. Bürgermeister Drees wies aus aktuellem Anlass darauf hin, dass es
um so wichtiger sei, das sanierte Denkmal der Öffentlichkeit mit einer
Widmung zu übergeben. Wie es entstand und warum es den Männern gewidmet ist,
sei zu großen Teilen unbekannt. Auf der letzten Gemeindevertretersitzung
habe er angeregt, mit Hilfe von Fachleuten Näheres herauszufinden.
Dass sich die Suche tatsächlich schwierig gestaltet, haben die
ehrenamtlichen Geschichtsforscher vom Verein Historia Elstal schon seit
längerem erkannt. Anlässlich des 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus
hatten sie sich jüngst mit Ernst Walter und Rudi Nowak befasst, nach denen
Straßen in Elstal benannt sind. Ernst Walter, aus Rohrbeck-Ausbau stammend,
starb im Mai 1933 bei Velten in einem SA-Außenlager nach Folterungen. Seine
Leiche wurde nach Elstal überführt und dort bestattet. Allerdings ist der
Anlass der Verhaftung Walters bis heute unbekannt.
Über Rudi Nowak haben die Historia-Leute bislang wenig herausgefunden. Es
gebe Hinweise darauf, dass es sich um den ersten Bürgermeister Elstals,
einen SPD-Mann, handeln könnte. Andererseits war im Einwohnerverzeichnis von
1931 niemand mit diesem Namen verzeichnet.
“Nette Jungs” und Neonazis
POTSDAM Der Bundestagswahlkampf der rechtsextremen NPD ist in diesem Jahr
durch eine Besonderheit gekennzeichnet. NPD-Spitzenkandidat für Brandenburg
ist der Landesvorsitzende der DVU, Sigmar-Peter Schuldt. Der 55-jährige
Ökonom aus Groß Kreutz in Potsdam-Mittelmark ist zugleich parlamentarischer
Geschäftsführer der DVU im Landtag.
Hintergrund dieser Kooperation ist der so genannte Deutschland-Pakt der
beiden rechtsextremen Parteien vom 15. Januar 2005. Die Bundesvorsitzenden
der DVU und NPD — der Verleger und Multimillionär Gerhard Frey sowie der
ehemalige Bundeswehroffizier und Politikwissenschaftler Udo Voigt — hatten
vereinbart, dass von den beiden Parteien bei der nächsten Bundestagswahl
allein die NPD und bei der nächsten Europawahl nur die DVU antrete.
“Es ist unser Ziel, die BRD ebenso abzuwickeln, wie das Volk vor fünfzehn
Jahren die DDR abgewickelt hat. Dies geht offensichtlich auch über die
Wahlurne”, hatte NPD-Chef Voigt im Herbst 2004 in einem Interview die
Zielrichtung vorgegeben.
Er habe “keine Differenzen” mit der NPD, versicherte DVU-Landeschef Schuldt
gestern der MAZ. “Ich bin als Kandidat der NPD angetreten und akzeptiere das
Wahlprogramm.” Eine Fusion beider Parteien sei eventuell “irgendwann
möglich, aber jetzt noch nicht”. Schon gegenwärtig sei eine “sehr gute
Zusammenarbeit” von DVU, NPD und Kameradschaften bei der Verteilung von
bisher 800 000 Flugblättern und Wahlkampfzeitungen in Brandenburg erkennbar.
Probleme mit den laut Verfassungsschutz neonazistischen Kameradschaften hat
Schuldt nach eigenen Worten nicht — offenbar auch nicht mit dem “Märkischen
Heimatschutz”. Auch deren Mitglieder unterstützen nach Auskunft von
NPD-Sprecher Thomas Salomon die NPD beim Verteilen von Flugblättern und
Aufhängen von Plakaten. “Die Mehrheit der Kameradschaften unterstützt uns”,
sagt Salomon. Bei den Kameradschaftsmitgliedern handele es sich oft um
“nette Jungs”. “Typen, die von ihrer Charakterstruktur zum Hakenkreuzzeigen
neigen”, würden als Wahlkampfunterstützer allerdings nicht in Erscheinung
treten. Nach Erkenntnissen des brandenburgischen Verfassungsschutzes besteht
die Ideologie des “Märkische Heimatschutzes” aus einer Mixtur von
“Antisemitismus, Rassismus und Verherrlichung des Nationalsozialismus”. Auch
ehemalige Mitglieder der verbotenen Kameradschaft “Hauptvolk” aus dem Raum
Rathenow in Oberhavel sind nach Informationen der MAZ für die NPD als
Wahlkampfhelfer aktiv.
Die durch Sigmar-Peter Schuldts Spitzenkandidatur offenkundige Nähe zur NPD
und zu neonazistischen Kameradschaften ist manchen DVU-Politikern nicht
geheuer. Schon im November 2004 — nach einem ersten auf Bundesebene
beschlossenen Bündnis, das zunächst nur für die Landtagswahlen in
Brandenburg und Sachsen galt — hatte Brandenburgs stellvertretender
DVU-Fraktionsvorsitzender, Michael Claus, den Pakt abgelehnt. Claus
kritisierte die radikalen Ansichten der NPD und das Erscheinungsbild der
Neonazi-Partei. “Wir haben solche Leute nicht in der Partei”, setzte sich
Claus mit Blick auf die ihm suspekten Kameradschaften von der NPD ab. Bei
Fraktionschefin Liane Hesselbarth fand Claus jedoch keine Unterstützung.
Erst in diesem Jahr wurde bekannt, dass Hesselbarths Sohn, der im
elterlichen Haus in Strausberg wohnt, der im Juli 2005 verbotenen
Neonazi-Organisation “ANSDAPO” angehörte.
Der offenkundigen Sympathie seiner Parteispitze für die NPD zum Trotz hat
sich der DVU-Landtagsabgeordnete Markus Nonninger gestern erneut von der NPD
distanziert. “Die Skepsis gegenüber dem Pakt mit der NPD ist bei mir nicht
verflogen”, sagte der 34-jährige Chemielaborant. Er habe auch keine Minute
Zeit gefunden, um die NPD in deren Wahlkampf zu unterstützen. Eine Fusion
beider Parteien sei für ihn unvorstellbar. Er plädiere für Meinungs- und
Versammlungsfreiheit, sagte Nonninger, während die NPD “das System
revolutionieren”, dieses Grundrecht also abschaffen wolle.
Eine Wahlempfehlung für die NPD und somit für seinen Landesvorsitzenden
Schuldt will Nonninger nicht abgeben. “Ich gebe grundsätzlich keine
Wahlempfehlungen ab”, sagt er, “Gott sei Dank haben wir freie und geheime
Wahlen.”
RATHENOW Der Vorsitzende der CDU Havelland, hat in einer Pressemitteilung “die
Radikalisierung im Wahlkampf” beklagt.
Unbekannte hatten in der Nacht zu Montag einen Pflasterstein gegen die
Fensterscheibe des CDU-Bürgerzentrums in der Goethestraße von Rathenow geworfen und
Parolen an eine Wand geschmiert, die nach Ansicht von Dombrowski “der linken Szene”
zuzuordnen sind.
Die CDU erstattete Anzeige. Dieter Dombrowski rief alle Mitbewerber im Wahlkampf
auf, sachlich zu bleiben und sich zum Rechtsstaat zu bekennen. “Es darf nicht der
Eindruck entstehen”, so der CDU-Vorsitzende, “dass Gewalt als eine Art des Protestes
toleriert wird.”
Anzeige erstattete auch die NPD, nachdem Unbekannte eine große Zahl von NPD-Plakaten
in Rathenow entfernt und gestohlen hatten. NPD-Pressesprecher Thomas Salomon hat
dabei konkret die Antifa Westhavelland in Verdacht.
Auf einer Internetseite seien die gestohlenen NPD-Plakate abgebildet worden. Zudem,
so Salomon, “brüste” sich die Antifa auf der Internetseite, sie habe die Wahlplakate
gestohlen.
Tatsächlich ist ein Bild mit abmontierten NPD-Plakaten auf der Internetseite zu
sehen. Allerdings heißt es im Text auf der Webseite dazu lediglich, die Plakate an
den Bundesstraßen 188 und 102 seien “von Unbekannten” entfernt worden.
Eisenhüttenstadt — Am 12.09.05, in den späten Nachmittagsstunden, erstattete ein 19-jähriger polnischer Schüler bei der Polizei in Eisenhüttenstadt Anzeige gegen einen gleichaltrigen Mitbewohner eines Wohnheimes in der Karl-Marx-Straße in Eisenhüttenstadt. Nach Angaben des polnischen Schülers, an einem Gymnasium lernt, wurde er von dem Beschuldigten in einem verbalen Streit auf dem Flur des Wohnheimes als „Jude“, polnischer Lappen und „Scheißpole“ beschimpft und letztlich mit einen Tritt an den Kopf auf den Fußboden geworfen. Dort wurde er von dem Beschuldigten und einem 18-jährigen Mittäter mit Schlägen und Tritten traktiert. Das Erscheinen eines Erziehers hat die Angriffe beendet.
Einige Zeit später, als sich der Schüler zur Polizei begeben wollte, wurde er am Fahrstuhl vom 19-Jährigen erneut beleidigt, mit Bier begossen und mit einer Bierflasche geschlagen. Der Erzieher erschien erneut und beendete die Angriffe und verständigte die Polizei und einen Rettungswagen.
Die Polizei verbrachte beide Beschuldigte auf die Wache. Hier wurde ein Atemalkoholwert von 1,55 Promille beim 19-jährigen Azubi aus Schwedt und 0.93 Promille beim 18-jähigen Azubi aus Gellmersdorf (MOL) festgestellt.
Gegen beide ist zwischenzeitlich ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung eingeleitet worden. Es wird ermittelt.
Nazis planen Ausschreitungen
Am kommenden Samstag startet um 15 Uhr am Hennigsdorfer Bahnhofsvorplatz eine Demonstration gegen den Naziladen “On the Streets”. Dieser wird vom Frontmann der Naziband “Spreegeschwader”, Alexander Gast, betrieben. “Spreegeschwader” sind u.a. als Vorband der als kriminelle Vereinigung verbotenen Naziband “Landser” einschlägig bekannt. Von den Kunden des “On the Streets” gehen ständig Übergriffe auf die Bewohner des in der Nähe gelegenen Asylbewerberheims aus.
Die rechte Szene ruft am Tag der Antifa — Demo ebenfalls dazu auf nach Hennigsdorf zu kommen. Der Naziladen “On the Streets” organisiert einen “Großen Sonderverkauf” mit Rabatten für rechte Fanartikel und Nazi Musik CDs, um ihr Klientel noch besser zu mobilisieren. Die Betreiber des “On the Streets” fordern ihre Anhänger dazu auf, “… im Anschluss an den Sonderverkauf, in Hennigsdorf gemütlich ein Bier trinken zu gehen.”.
Was die Nazis damit meinen, zeigte sich am 25.09.2004 im sächsischen Chemnitz: Dort kam es zu schweren Ausschreitungen, bei denen 150 Nazis eine antifaschistische Demonstration gegen den örtlichen Naziladen angriffen. Die Ladenbetreiber hatten ebenfalls einen “Sonderverkauf” und Bierausschank organisiert.
Am Samstag will die Kampagne “We will rock you!” mit einer lauten, bunten und entschlossenen Demonstration gegen rechten Lifestyle und die deutsche Asylpolitik ein Zeichen setzen: So wurde ein Aktivist der Flüchtlingsinitiative Brandenburg (FIB), die diese Demonstration mitorganisiert, am 5.9. 2005 nach Kamerun abgeschoben. Das autoritär-diktatorisch Regime Kameruns ist für Menschen-rechtsverletzungen, Folter und Mord an Oppositionellen bekannt.
Die Ladenfläche des “On the Streets”
befindet sich derzeit in Zwangsverwaltung. Eigentümerin ist die im MDAX gelistete Wiesbadener Aareal-Bank.
Bei einer Kündigung des Mietvertrages durch die Eigentümerin steht als Nachmieterin die Initiative für ein soziokulturelles Zentrum in Hennigsdorf zur Verfügung.
Infotelefon
0170 733 65 27
Die Lage spitzt sich zu
(Red.action Königs Wusterhausen) Am vergangenen Freitag, 09.09.2005, kam es in Königs Wusterhausen zu einem
spontanen Aufmarsch von etwa 30 Neonazis. Zuvor hatten sie eine
Wahlkampfveranstaltung der SPD mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias
Platzeck gestört.
Die Rechtsradikalen riefen Parolen. Mit diesen drohten sie indirekt auch den
lokalen AntifaschistInnen. „Königs Wusterhausen, wir sind da! Eure
Anti-Antifa.“, hallte durch die leeren Straßen der Stadt.
Zuvor hatten lokale AntifaschistInnen eine Broschüre herausgegeben, in der
sie Teile der Neonazi-Szene aus Königs Wusterhausen aufdeckten.
„Seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass sich einige Rechtsextreme in
Königs Wusterhausen organisieren“, weiß Saskia Klein, eine Sprecherin der
Antifagruppe red.action Königs Wusterhausen. „2005 sind ihre Aktivitäten auf
einem neuen Höchststand angelangt. Die Rechten sind in der Neonaziszene in
Berlin und Brandenburg anerkannt und integriert. Bei der
Spontandemonstration am Freitag hatten sie Unterstützung aus Berlin.“, so
Klein weiter.
Die Brandenburger hatten unlängst ihren Berliner „Kameraden“ geholfen:
Sowohl für eine Demonstration am 3. September 2005 in Berlin, als auch für
das so genannte Hess-Gedenken hatten sie in Königs Wusterhausen mit
Aufklebern und Plakaten mobilisiert.
Weitere Aktionen der Neonazis sind bereits geplant: Am 17. September 2005
wollen sie wiederholt in Halbe aufmarschieren.