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Überqualifizierte raus!

Frank­furt an der Oder wirbt gerne mit sein­er Weltof­fen­heit. Studierende der Europa-Uni­ver­sität will die Stadt jedoch schnell loswer­den, wenn sie ihr Studi­um abgeschlossen haben. von kamil majchrzak

Als Naht­stelle zwis­chen West- und Ost€pa beze­ich­net Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Patzelt (CDU) gerne die Stadt Frank­furt an der Oder. »Dies ver­half der Stadt zu ihrer Weltof­fen­heit, die auch heute noch zu spüren ist«, sagte er in einem Gruß­wort. Zu spüren beka­men die beson­dere Art der Weltof­fen­heit vor allem aus­ländis­che Stu­den­ten der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na und Zuwan­der­er aus Afri­ka, die seit Anfang der neun­ziger Jahre in der deutsch-pol­nis­chen Gren­zs­tadt immer wieder zum Ziel aus­län­der­feindlich­er Über­griffe wurden.

Unter Studieren­den, Dok­toran­den und Flüchtlin­gen ist auch die Frank­furter Aus­län­der­be­hörde berüchtigt. Am 23. März stürzte sich der Keni­an­er Joseph M. vor den Augen sein­er Ver­lobten Elke H. aus Angst vor der Abschiebung aus dem ersten Stock der Aus­län­der­be­hörde. Seit­dem ist er quer­schnitts­gelähmt. Das Paar hat­te für den 17. März beim Standesamt einen Trau­ung­ster­min erhal­ten. Doch bere­its am 15. März wurde ein Flugtick­et nach Kenia gebucht, um der Eheschließung mit ein­er Abschiebung zuvorzukommen.

Seit Anfang 1993 sind ein­er Doku­men­ta­tion der Anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive (Ari) zufolge min­destens 162 Men­schen auf dem Weg in die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land umgekom­men, darunter allein 121 Per­so­n­en an der deutschen Ost­gren­ze. Die Toten wer­den von den Ver­ant­wortlichen gerne ver­schwiegen. Und über den Umgang, den die Aus­län­der­be­hörde mit Zuwan­der­ern pflegt, wird auch kaum gesprochen. Die Sorge der Ver­ant­wortlichen gilt, wie so oft, vor allem dem Image der Kleist­stadt, das darunter lei­den kön­nte, wenn bekan­nt wird, wie hier mit Men­schen umge­gan­gen wird.

Etwa mit dem ukrainis­chen Wis­senschaftler Igor Pana­siuk. Sofort nach dem Abschluss seines Studi­ums der Kul­tur­wis­senschaft an der Viad­ri­na vor drei Jahren habe ihn die zuständi­ge Bear­bei­t­erin der Aus­län­der­be­hörde dazu aufge­fordert, seine »Sachen zu pack­en«. Auf sein ger­ade bewil­ligtes Begabten­stipendi­um für die Dok­torar­beit könne er verzicht­en, habe ihm die Sach­bear­bei­t­erin Bartschat damals gesagt.

Ähn­lich erg­ing es eini­gen pol­nis­chen Dok­toran­den, die kurz vor dem Beitritt Polens zur Europäis­chen Union am 1. Mai 2004 aufge­fordert wur­den, Deutsch­land zu ver­lassen. »Seit Anfang meines Studi­ums 1995 hat­te ich nur Prob­leme mit dieser Behörde«, sagt Leszek M. »Es kam auch zu amüsan­ten Szenen. Frau Bartschat forderte mich auf, meine Woh­nungss­chlüs­sel abzugeben, um zu über­prüfen, ob ich denn wirk­lich meinen Dok­tor in Frank­furt mache«, erzählt er. »Für uns hat sich die Lage nach dem EU-Beitritt leicht entspan­nt. Doch umso stärk­er richtet sich nun der Ras­sis­mus der Behör­den gegen Ost€päer und Aus­län­der, die keinen Studieren­de­nausweis besitzen«, erzählt die Polin Agniesz­ka G., die einen Mas­ter­stu­di­en­gang absolviert.

Igor Pana­siuk vertei­digte inzwis­chen seine Dok­torar­beit über kul­turelle Aspek­te der Lit­er­aturüber­set­zung und fand eine Stelle als Über­set­zer. Damit hofft er nun, auch seine Habil­i­ta­tion an der Viad­ri­na finanzieren zu kön­nen. Sein Pro­fes­sor, Hart­mut Schröder, ist von ihm begeis­tert. »Igor Pana­siuk schreibt seine Habil­i­ta­tion über kog­ni­tiv-psy­cholin­guis­tis­che Grund­la­gen ein­er kul­tur­wis­senschaftlichen Über­set­zungs­the­o­rie. Er hat bei mir bere­its seine Dok­torar­beit mit sehr gutem Ergeb­nis abgeschlossen. Ein sehr engagiert­er Kol­lege, der sehr viel Pos­i­tives an der Viad­ri­na angestoßen hat«, erzählt er.

Die Aus­län­der­be­hörde bezweifelte bis­lang die Ern­sthaftigkeit des Jobange­bots, das die Über­set­zungs­fir­ma Pex Pana­siuk gemacht hat, obwohl deren Leit­er Romuald Pacak per­sön­lich bei der Aus­län­der­be­hörde vor­sprach. »Ange­blich sei ich für diese Stelle überqual­i­fiziert«, sagt Pana­siuk. Er befürchtet, dass er nach Ablauf sein­er Aufen­thalt­ser­laub­nis am 28. Sep­tem­ber abgeschoben wird. An diesem Tag hat er auch einen Ter­min bei der Behörde. »Dass ich einen Ter­min bei der Aus­län­der­be­hörde aus­gerech­net am Tag des Ablaufs des Visums bekom­men habe, ist inhu­man an sich. Ich werde bis zum Schluss im Unklaren darüber gelassen, was mit mir passiert«, kri­tisiert er die Behör­den. Das Ver­fahren, die Leute für den Tag vorzu­laden, an dem ihr Visum abläuft, wird seit mehreren Jahren ange­wandt, offen­bar um die Betrof­fe­nen zu verunsichern.

Der Aus­län­der­beirat Robin Kendon hat während sein­er sech­sjähri­gen Amt­szeit viele Fälle ken­nen gel­ernt, in denen ihm das Vorge­hen der Aus­län­der­be­hörde äußerst frag­würdig erschien. »Aus­län­der, die eine Aufen­thalt­ser­laub­nis wollen, wer­den immer wieder hinge­hal­ten; hat man ger­ade einen Nach­weis erbracht, wird ein neuer ver­langt. Die Aus­län­der­be­hörde ver­steckt sich oft hin­ter der Aus­sage, sie habe so han­deln müssen, weil die Para­grafen es so bes­timmten – als ob es keinen Ermessensspiel­raum gebe.«

Eine Rück­kehr in seine Heimat­stadt Chmel­nizk­ij würde Pana­siuk sehr schw­er fall­en. »Ich lebe seit zwölf Jahren in Deutsch­land, habe hier Fre­unde, eine Woh­nung, Arbeit, mein ganzes Leben.« Er ver­suchte bere­its, seinen Dok­tor­ti­tel in der Ukraine anerken­nen zu lassen. »Ohne ein deftiges Schmiergeld läuft hier nichts«, erzählt er. Ein befre­un­de­ter Wis­senschaftler ver­suchte den Umweg über Rus­s­land und ließ seinen deutschen Dok­tor­ti­tel in Interkul­tureller Kom­mu­nika­tion in Moskau anerken­nen. Doch nach der so genan­nten Orangenen Rev­o­lu­tion sind in der Ukraine auch rus­sis­che Diplome anerken­nungspflichtig. »Die so genan­nte Rev­o­lu­tion brachte bis­lang nur die Frei­heit, dass Kor­rup­tion zum ersten Mal im Fernse­hen the­ma­tisiert wird und die jew­eili­gen Preise gle­ich mit genan­nt wer­den«, fügt Pana­siuk bit­ter hinzu.

Er ver­suchte sein Glück auch in Polen. An den dor­ti­gen Uni­ver­sitäten waren Wis­senschaftler aus dem Osten bis­lang gern gese­hen. Seit dem Amt­santritt der Gebrüder Kaczyn­s­ki hat das Bil­dungsmin­is­teri­um jedoch prak­tisch einen Ein­stel­lungsstopp ver­hängt. »Falls ich aus Frank­furt abgeschoben werde, bleibt mir nichts anderes übrig, dann muss ich als nicht pro­movierte Lehrkraft für 90 Euro im Monat an ein­er ukrainis­chen Uni­ver­sität Deutsch unter­richt­en«, erzählt er.

Frank­furt an der Oder wirbt seit Jahren mit der Aktion »Fre­undlich­es Frank­furt«. Aufk­le­ber mit dem Slo­gan kleben auf Fahrzeu­gen der Bun­de­spolizei passender­weise gle­ich neben der BGS-Hot­line. Unter dieser Num­mer kön­nen »auf­fäl­lige, aus­ländisch ausse­hende Per­so­n­en im Gren­zge­bi­et« gemeldet wer­den. Dem­nächst vielle­icht auch Wis­senschaftler an den Uni­ver­sitäten, die durch ihre Überqual­i­fika­tion auf­fäl­lig gewor­den sind. 

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Fernsehprogramm: Noel Martin und Jörg Schönbohm heute Abend auf ARD

Men­schen bei Mais­chberg­er” am Dien­stag, 19. Sep­tem­ber 2006, 22.45 Uhr

Gäste: Noël Mar­tin (Neon­azi-Opfer)

Jörg Schön­bohm (Innen­min­is­ter von Brandenburg) 

Michel Fried­man (Jour­nal­ist)

Noël Mar­tin Vor zehn Jahren wurde der jamaikanis­che Bauar­beit­er im bran­den­bur­gis­chen Mahlow Opfer eines Angriffs von Neon­azis. Seit­dem ist er quer­schnitts­gelähmt. Großes Auf­se­hen erregte jet­zt seine Ankündi­gung, sich in einem Jahr das Leben nehmen zu wollen. Mar­tin wirft der Bun­desregierung vor, nicht hart genug gegen Recht­sradikale vorzuge­hen. Er fordert ein NPD-Verbot. 

Jörg Schön­bohm Der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter (CDU) plädiert für die Auf­nahme von recht­sex­trem­istis­chen Gewalt­tätern in die geplante Anti-Ter­ror-Datei von Bund und Län­dern. Zugle­ich warnt er davor, sein Bun­des­land als frem­den­feindlich abzustempeln. 

Michel Fried­man “Die Gewalt der Recht­en hat eine andere Qual­ität erre­icht”, sagt der Jour­nal­ist und frühere Vize-Präsi­dent des “Zen­tral­rats der Juden in Deutsch­lands”. Die NPD hülle sich “in einen sozialen Deck­man­tel” und gebe sich bürg­er­nah und bieder, um Protest­wäh­ler auf ihre Seite zu ziehen. “Dabei greift sie die Demokratie direkt an”, so der Jurist mit Blick auf die jüng­sten Attack­en gegen Wahlkampf­stände ander­er Parteien. 

In Zusam­me­nar­beit der Pro GmbH und Vin­cent Berlin GmbH im Auf­trag des WDR (Redak­tion: Carsten Wiese) Pressekon­takt: POSITION Insti­tut für Kom­mu­nika­tion Michael Mohr Tel.: 0221 / 931806 — 50, Fax 0221 / 33180 — 74

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GEW: Neues Schulgesetz ist Rückschritt

Die Bil­dungspoli­tik in Bran­den­burg sorgt weit­er für hefti­gen Stre­it. Scharfe Kri­tik am Entwurf für die Schulge­setz-Nov­el­le kam gestern von der Gew­erkschaft Erziehung und Wis­senschaft (GEW). »Die vorge­se­henen Änderun­gen zeigen die Konzep­tion­slosigkeit der Regierung«, sagte GEW-Lan­deschef Gün­ther Fuchs in Pots­dam. »Das neue Gesetz ist ein Rückschritt und wir lehnen es deshalb ab.«
Es han­dle sich seit 1990 bere­its um die 16. Nov­el­le. »Hier ist Bran­den­burg bun­desweit­er Spitzen­re­it­er«, meinte Fuchs. Angesichts schlechter PISA-Erg­benisse wird immer wieder geän­dert und nachgebessert. Doch der Nutzen für das Schul­sys­tem bleibe lei­der aus. Der von den Koali­tiospart­nern SPD und CDU vere­in­barte Geset­zen­twurf soll im Dezem­ber vom Land­tag ver­ab­schiedet wer­den und mit Beginn des näch­sten Schul­jahres 2007/2008 in Kraft treten. Bis Novem­ber sind vier Anhörun­gen von Gew­erkschaften, Ver­bän­den und Inter­es­sen­grup­pen im Par­la­ment vorge­se­hen. Die erste startet bere­its am kom­menden Donnerstag.
Die GEW lehnt beson­ders die geplante Ein­führung der so genan­nten Leis­tungs- und Begabten­klassen ab. »Damit find­et eine noch zeit­igere schulis­che und auch soziale Selek­tion der Kinder statt«, betonte Fuchs. Geplant sind lan­desweit bis zu 35 solch­er Klassen für beson­ders leis­tungsstarke Schüler. Sie führen bere­its ab der fün­ften Klasse nach zwölf Jahren zum Abitur. »Damit wird die sech­sjährige Grund­schule in Bran­den­burg mit­tel­fristig zur Dis­po­si­tion gestellt«, erk­lärte Fuchs.

»Die GEW plädiert für ein min­destens achtjähriges gemein­sames Ler­nen aller Kinder in ein­er Schule.« Den Erfolg dieses Konzepts bestätigten beispiel­sweise das Schul­sys­tem in Finn­land und inzwis­chen auch mehrere Schulen in Deutsch­land, die auf diese erfol­gre­iche Strate­gie set­zten. Trotz des neuen Geset­zes komme es auch kün­ftig beson­ders in den ländlichen Regio­nen zu weit­eren Schulschließun­gen. »Die Wege der Schüler zum Untericht wer­den damit immer länger«, klagte Fuchs. Die Lan­desregierung habe offen­bar keine Lösungen.

Zu kurz kämen indi­vidu­elle Förderange­bote. Das Land Bran­den­burg hat im Bun­desver­gle­ich die niedrig­sten Aus­gaben für Bil­dung«, monierte Fuchs. Es fehle beson­ders an Lehrern. Bis 2008 gebe es ein Defiz­it von 800 Lehrerstellen. Dieser Man­gel werde sich dann weit­er ver­schär­fen. Bis 2010 steige der Ein­stel­lungs­be­darf auf 1400 Päd­gogen. Doch die Kapaz­ität für die Aus­bil­dung neuer Lehrer sei viel zu ger­ing. Die Folge seien immer größere Klassen mit bis zu 30 Kindern.
Abgelehnt wird das neue Schulge­setz auch von der Linkspartei.PDS. »Die Nov­el­le hat keine Antwort auf die drän­gen­den Prob­leme parat«, sagte deren Bil­dung­sex­per­tin Ger­rit Große. »Auch das Haup­tan­liegen der Bil­dungsre­form, den Unter­richt bess­er und effek­tiv­er zu gestal­ten, wird mit der Nov­el­le nicht gelöst.« Der Geset­zen­twurf trage die Hand­schrift der CDU. Diese habe beispiel­sweise auch die Leis­tungs- und Begabten­klassen gegen den anfänglichen Wider­stand des Koali­tion­spart­ners SPD durchgesetzt.

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Betrunkener beschimpfte Pakistani

Ermit­tlun­gen zum Ver­dacht eines aus­län­der­feindlichen Hin­ter­grunds führt die Polizei nach einem Vor­fall am Fre­itag­mit­tag in Pots­dam. Ein Zeuge hat­te gegen 13.30 Uhr eine Auseinan­der­set­zung zwis­chen zwei Radlern in der Leipziger Straße gemeldet. Nach Aus­sagen des einen Radlers, eines in Pots­dam leben­den Pak­istani, war er von einem alko­holisierten Mann genötigt und belei­digt wor­den. Der unter 1,62 Promille ste­hende 43-jährige Pots­damer hat­te den anderen Radler an der Weit­er­fahrt gehin­dert und ihn ver­bal belei­digt. Als der Pak­istani den Pots­damer nach dem Grund seines Ver­hal­tens fragte, beschimpfte der ihn als Aus­län­der. Der Pak­istani rief mit Hil­fe des Zeu­gen die Polizei, die den Alko­holisierten in Polizeige­wahrsam nahm.

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Schleuser aufgeflogen

Im Ver­lauf der Nacht zu Son­ntag beobachteten die Bun­de­spolizis­ten nach Hin­weisen des pol­nis­chen Gren­zschutzes eine einzelne Per­son nahe der Ortschaft N€chlitz. Es wurde ver­mutet, das der Mann uner­laubt die Grüne Gren­ze über­schrit­ten hat­te und uner­laubt in das Bun­des­ge­bi­et ein­gereist war. Schließlich kon­nten ein hol­ländis­ch­er Staat­sange­höriger und wenig später eine rus­sis­che Staat­san­gen­hörige an der B 2 ange­hal­ten und kon­trol­liert werden. 

Die Russin kon­nte für den Aufen­thalt in Deutsch­land nicht die erforder­lichen Doku­mente vor­legen. Da sie als solche jedoch für die Ein­reise nach Deutsch­land grund­sät­zlich einen Reisep­a­ss und ein Visum benötigt, erhärtete sich der Ver­dacht der uner­laubten Ein­reise in das Bun­des­ge­bi­et. Gegen den Hol­län­der ent­stand der Ver­dacht der Bei­hil­fe zur uner­laubten Ein­reise. Gegen bei­de Per­so­n­en wurde Strafanzeige erstat­tet. Die Russin wird nach Abschluss aller polizeilichen Maß­nah­men nach Polen zurück­geschoben und der Hol­län­der wurde auf freien Fuß gesetzt.

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Polizei verhinderte Eskalation

Die Polizei ver­hin­derte am Son­ntag­mor­gen am Pots­damer Haupt­bahn­hof eine tätliche Auseinan­der­set­zung zwis­chen zwei Grup­pierun­gen. Kurz vor 3 Uhr meldete ein Zeuge einen Stre­it zwis­chen zwei Grup­pen von Per­so­n­en, die nach dem äußeren Erschei­n­ungs­bild der recht­en bzw. linken Szene zuzurech­nen seien. Beamte der Polizei­wache Pots­dam-Mitte, der Lan­de­sein­satzein­heit und der Bun­de­spolizei tren­nten die Stre­i­t­en­den und nah­men ihre Per­son­alien auf. Es han­delte sich dabei um etwa 25 männliche und weib­liche Per­so­n­en im Alter von 16 bis 38 Jahren aus ver­schiede­nen Pots­damer Ort­steilen. Anschließend wur­den allen Beteiligten Platzver­weise erteilt, denen sie nachkamen.

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Der elfte Prozesstag im Potsdamer Antifa-Verfahren

Zunächst wurde heute der Zeuge Robert Manzke weit­er­be­fragt, dabei gab dieser an in
der Nacht des 18.06.05 bei den Tätern keine Base­caps, Son­nebrillen, Tüch­er oder
Kapuzen gese­hen zu haben, sie wären alle­samt mit Stur­m­masken ver­mummt gewe­sen. Auch
Julia hätte eine solche getra­gen, an eine Brille kon­nte er sich in diesem
Zusam­men­hang nicht erin­nern. Manzke hätte sie nach eige­nen Angaben danach auch noch
ein­mal in hellerer Klei­dung vor dem Polizeiau­to ste­hen gese­hen. Auf Nach­frage der
Anwälte berichtete er, dass er sich mit den anderen Angestell­ten über den Fall
mehrfach unter­hal­ten hätte.
Hier­nach sagte der Zeuge Jörg Jansa aus, er gab an zur Tatzeit am Tre­sen des Lokals
See­blick ges­tanden zu haben und sah von dort aus wie 4–5 dunkel glei­dete und
ver­mummte Per­so­n­en hin­ter ein­er einzel­nen Per­son hin­ter­herg­er­an­nt seien. Alle hätten
mit Totschlägern auf das Opfer eingeprügelt, es wäre alles sehr schnell gegan­gen und
hätte auf ihn- einen ehe­ma­li­gen Hooli­gan- sehr dur­chor­gan­isiert gewirkt. Dann sei
sein Bekan­nter Manzke hin­ter den Tätern herg­er­an­nt und hätte einen gestellt,
daraufhin seien die anderen Täter zurück­gekom­men und hät­ten ver­sucht den
Fest­ge­hal­te­nen zu befreien. Jansa ist nach eigen­er Aus­sage seinem Bekan­nten zur
Hil­fe geeilt und hätte die anderen Per­so­n­en weggeschub­st. Daraufhin hätte Julia ihm
mit einem “Telesko­prohrschläger” auf den Ober­arm gehauen, dage­gen habe er sich dann
gewehrt und diese auf die Brust gehauen. Julia hätte sich dann ihre Ski­maske vom
Kopf geris­sen und ihn ange­brüllt und mit ein­er Anzeige gedro­ht. Die ganze Situation
beschrieb er als ein “völ­liges Durcheinan­der”. Als schließlich die Polizei eintraf
musste er seine Per­son­alien angeben und einen Atemalko­holtest machen [1 Promille].
Julia hätte er dann auch wieder gese­hen, diese wäre vol­lkom­men umge­zo­gen zum
Polizei­wa­gen geschlendert. 

Als let­zte Zeu­g­in vor der 1‑monatigen Unter­brechung sagte dann Wenke Müller aus.
Diese war zur Tatzeit Geschäfts­führerin der Gast­stät­ten See­blick und Barokoko und
hätte vor der Tür gesessen als 1 Per­son um die Ecke des Cafe Hei­der ger­an­nt kam und
dieser 4–5 weit­ere Per­so­n­en gefol­gt sind. Let­ztere seien alle­samt mit Skimasken
ver­mummt und dunkel gek­lei­det gewe­sen, sie hät­ten dann 3–4 Minuten lang sehr heftig
mit Teleskop­schlagstöck­en auf den Kopf des Opfers eingeschla­gen. Danach seien sie in
Rich­tung Hege­lallee geflüchtet. Jansa, Manzke und andere Per­so­n­en seien dann
hin­ter­herg­er­an­nt und hät­ten mehrere der Flüch­t­en­den gestellt. Im Großen und Ganzen
hät­ten dann 15–20 Per­so­n­en ein einziges Tohuwabo­hu gebildet. Hier­nach hätte sie sich
dann in die Gast­stätte begeben um die Polizei und den Kranken­wa­gen zu
benachrichtigen. 

Am Ende dieses Prozesstages wurde dann von Stef­fen Sauer ein Beweismittelantrag
ein­gre­icht. Dieser umfasst eine von Julia geschriebene e‑mail in der diese den
Her­gang aus ihrer Sicht beschrieb. Am Abend des 18.06.05 sei sie mit den Angeklagten
R.D. und I.K. auf der Friedrich-Ebert-Straße in Rich­tung Imbiss unter­wegs gewesen,
als sie einen Tumult am Nauen­er Tor bemerk­ten. In diese Rich­tung hät­ten sich die
drei dann begeben, da dort eine recht junge Per­son von mehreren kräftiger gebauten
Män­nern mal­tretiert wurde. Für Julia und die anderen sah dies aus wie ein Übergriff,
weswe­gen sie ver­sucht­en einzu­greifen. Dabei wurde Julias Kopf, laut der email, von
Jörg Jansa nach unten gedrückt, während dieser mehrfach mit dem Knie dagegentrat.
Als sie dies der ein­tr­e­f­fend­en Polizei mit­teilen wollte, sei daraufhin nichts
passiert, stattdessen wur­den sie und zwei weit­ere Per­so­n­en in Gewahrsam genommen. 

Der Prozess wurde heute für einen Monat unter­brochen und wird am
16. Novem­ber um 9.00 am Landgericht fort­ge­set­zt werden. 

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Die Kreide im Hals

In Prem­nitz ist seit dieser Woche offen­bar eine weit­ere recht­sex­trem­istis­che Grup­pierung aktiv, die der Region, laut Selb­st­darstel­lung, ein­mal mehr eine Vision von Volks­ge­mein­schaft, “nationalen Sozial­is­mus” und ähn­lichen Übelkeit­en auf­drück­en will.
Das Pro­jekt nen­nt sich offiziell “Nationaler Wider­stand Prem­nitz” und ist somit zumin­d­est nicht namentlich durch Machen­schaften im ille­galen oder hal­ble­galen Bere­ich vor­be­lastet. Das sich unter diesem Label bekan­nte Recht­sex­trem­is­ten ver­ber­gen, ist jedoch mehr als wahrschein­lich, da sich Mit­glieder der Grup­pierung “Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz” sich bere­its freimütig zu diesem neuen Pro­jekt bekannten.
Die Wort­gruppe “Jung, weiß und stolz”, die den Besuch­er bere­its auf der Start­seite ins Auge fällt, deutet aber auch auf die Involvierung von Mit­gliedern der Kam­er­ad­schaft “Hauptvolk” bzw. der enge Kon­takt und die Wesensver­wandtschaft der Gruppe zu dieser ver­bote­nen Vere­ini­gung hin.

Bemerkenswert ist auch der erste bekan­nte Ver­such von Recht­sex­trem­is­ten in der Region sich unter der Rubrik “Wer wir sind” eine Art Satzung zu geben, mit der deren Wirken und deren Ziele schriftlich man­i­festiert wer­den sollen. Allerd­ings wurde sich dabei allzu offen­sichtlich ander­er Quellen bedi­ent, wom­it die Gruppe nicht ein­mal dem Ein­leitungsz­i­tat auf der Start­seite: “Nach­denken statt Nachre­den” treu bleibt.

Beson­ders inter­es­sant ist in jen­er Selb­st­darstel­lung aber die Aus­sage, dass sich der “Nationale Wider­stand Prem­nitz” in der Wahl sein­er Mit­tel “natür­lich völ­lig friedlich” und “gewalt­frei” gibt, obwohl diese Schutzbe­haup­tung doch schon vom Sym­bol der Grup­pierung, eine Per­son, die unter der Über­schrift “Good Night left Side”, mit einem HC für “Hate­core” auf dem Oberkör­p­er eine andere Per­son mit einem roten Stern wahlweise tritt oder mit einem Stuhl trak­tiert, kon­terkari­ert wird.

Und das solche Gewalt­szenen ent­ge­gen den Heucheleien des “Nationalen Wider­standes Prem­nitz” wed­er friedlich ablaufen, noch reine jugend­typ­is­che Fan­tasien sind, bewies ein Teil der Gruppe am gestri­gen Samstagmorgen.
Gegen 3.00 Uhr schlichen sich ca. 15 zum Teil ver­mummte Recht­sex­trem­is­ten in Rich­tung eine eher alter­na­tiv­en Diskothek am Friedrich Ebert Ring. Dort grif­f­en sie, von einem abge­dunkel­ten Weg kom­mend, hin­ter­rücks eine Gruppe alter­na­tiv­er Jugendlich­er — im Jar­gon des “Nationalen Wider­standes Prem­nitz” ver­meintlich “ver­wirrte rote Mei­n­ungsan­tifaschis­ten” und “Feinde unseres Volkes” — an, die vor der Diskothek ver­weil­ten und ver­let­zten dabei u.a. einen jun­gen Mann der­art, dass er in der Ret­tungsstelle behan­delt wer­den musste. Bei dem Angriff wur­den zu dem Flaschen und Steine von den Recht­sex­trem­is­ten gewor­fen und Fahrräder demoliert. Die Ange­grif­f­e­nen, darunter auch junge Frauen, blieb nur der Rück­zug in die Diskothek, die nun eben­falls mit Wurf­ma­te­r­i­al attack­iert wurde. Die Türste­her ver­ständigten schließlich die Polizei.
Drei mut­maßliche Mit­glieder der Grup­pierung “Nationale Sozial­is­ten Prem­nitz” / “Nationaler Wider­stand Prem­nitz” und zwei Mit­glieder der “Anti Antifa Rathenow” wur­den bei dem Angriff erkan­nt. Gegen sie wird nun wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ermittelt.

weit­ere Infos hier

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Ein halbes Jahrzehnt Inforiot

In diesem Herb­st wird Infori­ot als Web­por­tal für alter­na­tive Kul­tur und linke Poli­tik im Land Bran­den­burg fünf Jahre alt. Um das zu feiern, gibts eine Geburtstagsparty: 

Kuze (Her­mann-Elflein-Str. 10)

Potsdam

Sam­stag, 23. Sep­tem­ber 2006

Ab 21 Uhr 

Auf der Bühne (ab 22 Uhr pünktlich!):

Anti­tain­ment (Kurort-Crust, Frankfurt/Main)

SDP — Stonedeaf­pro­duc­tion (Hiphop, Berlin)

Nach den Bands feine Elec­tro-Dis­co von den DJanes Plüschgeknis­ter & Pat­sy Stone.

Neben­her und zwis­chen­durch: Cock­tails, Infos und Überraschungen. 

Dass wir es seit doch recht langer Zeit schaf­fen, die Öffentlichkeit über drän­gende Prob­leme im Land Bran­den­burg zu informieren, linke Ini­tia­tiv­en zu unter­stützen und zu ver­net­zen und auch einen virtuellen Raum für Sub­kul­turen im Land bieten — darauf wollen wir am 23. Sep­tem­ber anstoßen.

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… und die Schlapphüte schreiben ab

»Das Bild, das wir vom Land Bran­den­burg zeich­nen, ist schon ein radikal neg­a­tives. Aber so sieht nun ein­mal auch ein Stück weit die Real­ität aus. Wir sind Imageschädlinge – aus Überzeu­gung.« Sven­ja Rinks heißt die junge Frau, die so redet. Sie ist Mitar­bei­t­erin bei Infori­ot, einem Inter­net-Por­tal für linke Poli­tik in Bran­den­burg, das dieser Tage den fün­ften Geburt­stag feiert.

Rechte Gewalt, Sozial­ab­bau, Demokratiede­fizite, Skan­dale um den Ver­fas­sungss­chutz, Ras­sis­mus im All­t­ag und in Behör­den: »Unser Ziel von Anfang an war es, den Fin­ger in die Wun­den zu leg­en und so zu zeigen, dass Wider­stand nötig ist«, sagt die 24-jährige Rinks. Das Adressverze­ich­nis link­er Grup­pen, die Mel­dun­gen und vor allem der Ter­minkalen­der zeigen die Aktiv­itäten außer­par­la­men­tarisch­er Link­er im Bun­des­land auf. Hier find­et auch Poli­tis­ches aus Sub­kul­turen wie der Punkszene seinen Platz. Die Nachricht­en wiederum bein­hal­ten einen umfan­gre­ichen Press­espiegel mit mit­tler­weile fast 9000 Ein­trä­gen. Von dieser Doku­men­ta­tions­freude ist wohl auch der Name des Pro­jek­ts inspiri­ert. »Infori­ot« ist eine Wortschöp­fung aus dem Englis­chen und bedeutet soviel wie »Infor­ma­tion­sauf­s­tand«.

Ges­tartet wurde Infori­ot im Sep­tem­ber 2001 von ein­er kleinen Antifa­gruppe in Neu­rup­pin. Inzwis­chen ist die Redak­tion­s­gruppe auf acht Per­so­n­en angewach­sen, die in ver­schiede­nen Städten leben und sich vor allem per E‑Mail koor­dinieren. Auch wenn die meis­ten Redak­teure aus Angst vor Angrif­f­en aus der recht­en Szene Wert auf Anonymität leg­en, ist soviel zu erfahren: die Män­ner sind in der Überzahl, sind unter 30 Jahren alt, viele auch ander­weit­ig poli­tisch aktiv und nur wenige sind Mit­glied ein­er Partei. Gear­beit­et wird gän­zlich unbezahlt. Selb­st die Kosten für den tech­nis­chen Betrieb müssen pri­vat oder über Spenden finanziert werden.

Sven­ja Rinks war schon in den Anfangsta­gen in Neu­rup­pin dabei und studiert mit­tler­weile in Pots­dam. »Infori­ot macht mir immer noch Spaß, auch wenn es viel Zeit kostet. Vor allem die vie­len Reak­tio­nen auf unsere Artikel machen Mut. Offen­sichtlich schätzen viele Leute unsere Arbeit.« Im Schnitt durch­stöbern derzeit täglich 3000 Besuch­er die Infori­ot-Seit­en, Ten­denz steigend. In fünf Jahren waren es ins­ge­samt zweiein­halb Millionen.

»Wir sind schnell, unsere Infor­ma­tio­nen sind gratis für jeden mit Inter­ne­tan­schluss erre­ich­bar, und vor allem bear­beit­en wir natür­lich rel­e­vante The­men«, erk­lärt sich Rinks den Erfolg. Die Kon­ti­nu­ität schaffe auch Ver­trauen im Pub­likum. Schon öfter hät­ten sich etwa Schulk­lassen nach der Sicher­heit­slage in Bran­den­burg­er Städten erkundigt – ob die rechte Szene so stark sei, dass ein Klasse­naus­flug mit dunkel­häuti­gen Schülern gefährlich sein könnte.

Dass linkes und antifaschis­tis­ches Engage­ment in Bran­den­burg nicht uneingeschränkt auf Wohlwollen stößt, hat die Infori­ot-Redak­tion schnell gel­ernt. »Gle­ich nach unser­er Grün­dung wur­den wir in den Ver­fas­sungss­chutz-Bericht­en als ›link­sex­trem‹ gebrand­markt«, so Rinks. Lachend fügt sie hinzu: »Ein­schätzun­gen zur Neon­aziszene pin­seln die Ver­fas­sungss­chützer trotz­dem gerne mal von unser­er Seite ab.«

Geburt­stagspar­ty am 23.9. ab 21 Uhr im Kuze, Her­rmann-Elflein-Str. 10, Pots­dam, Ein­tritt zwis­chen 4 und 6 Euro, www.inforiot.de.

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