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Haftbefehl nach Schlägerei

Rathenow: *Unter­suchung­shaft wurde am Woch­enende gegen einen jun­gen Mann ange­ord­net, der am Fre­itag an ein­er Schlägerei im Friedrich-Ebert-Ring beteiligt war. 

Gegen 22.30 Uhr war an diesem Abend bei der Polizei die Mel­dung über eine Auseinan­der­set­zung zwis­chen zwei Grup­pen junger Leute einge­gan­gen. Ein­satzkräfte stell­ten am Ort noch etwa 20 Per­so­n­en fest, weit­ere waren beim Erscheinen der Beamten geflüchtet. Um weit­ere Auseinan­der­set­zun­gen zu ver­hin­dern, nahm die Polizei acht Per­so­n­en in Gewahrsam. Sieben der Jugendlichen bzw. jun­gen Män­ner (16 bis 20) sind der Polizei durch ver­schiedene Straftat­en, u. a. Gewalt­de­lik­te und rechte Pro­pa­gan­da, bekan­nt. Gegen einen 18-Jähri­gen erließ das Amts­gericht Bran­den­burg auf Antrag der Pots­damer Staat­san­waltschaft am Sam­stag Haftbefehl. 

Der Verdächtige war bere­its mehrfach durch rechte Gewalt­tat­en aufge­fall­en, zulet­zt bei ein­er tätlichen Auseinan­der­set­zung am frühen Mor­gen des 16. Sep­tem­ber in Rathenow. Der junge Mann befind­et sich inzwis­chen in ein­er Jus­tizvol­lzugsanstalt. Die Ermit­tlun­gen zum Ver­dacht des Land­friedens­bruchs dauern an. 

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Antifaschistische Demonstration in Hennigsdorf

INFORIOT Am Son­ntag demon­stri­erten ca. 200 Leute gegen den Neon­azi-Musik-Laden “On the Streets” in Hennigsdorf. 

Neben vie­len antfaschis­tis­chen Jugendlichen nah­men auch einige ältere Hen­nigs­dor­fer Bürger_innen an der Demo teil. Die von der HAI (Hen­nigs­dor­fer Antifaschist­siche Ini­tia­tive) organ­isierte Demo ver­lief soweit friedlich, am Rand kam es einige Male zu Pöbeleien durch Nazis. Teil­weise fotografierten sie die Demo ab. 

Der Laden “On the Streets” zog nach ein­er Demo im let­zten Jahr einge Straßen weit­er, nach­dem der Ver­mi­eter dem Inhab­er des Ladens, Sänger der Neon­az­iband Spreegeschwad­er Alexan­der Gast, gekündigt hat­te. Selb­st­be­wusst posierte dieser am Fen­ster, als die Demo vorbeizog. 

In den Rede­be­trä­gen der HAI hieß es, dass der Laden mit­tler­weile auch “unpoli­tis­che bis links­gerichtete Bands” vertreibt und auch von ganz “nor­malen Jugendlichen” besucht würde. Außer­dem komme es vor allem am Hen­nigs­dor­fer Gym­na­si­um immer wieder zu Über­grif­f­en und Pöbeleien gegen linke Jugendliche und Migrant_innen durch Neon­azis. Vor weni­gen Wochen erst wur­den in Hen­nigs­dorf mehrere Stolper­steine entwen­det, die an eine im NS ver­fol­gte jüdis­che Fam­i­lie erinnerten. 

Mehr Infos:


Bericht der AAGB mit Fotos


Aufruf zur Demo

Fotos: Copy­right bei Juri Eber/Agentur Ahron

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Courage gezeigt gegen “Heil Hitler”-Rufer

Fin­ster­walde (Elbe-Elster) In der Nacht zum Fre­itag wurde ein Mann in Fin­ster­walde von einem “Heil Hitler”-Rufer belästigt und anschließend bedro­ht. Er befand sich auf dem Heimweg von ein­er Gast­stätte, als er von einem Unbekan­nten mit den Worten “Heil Hitler” ange­sprochen wurde. De Mann ver­bat sich solche Äußerun­gen. Daraufhin forderte der Täter andere Per­so­n­en, die sich in einem Auto befan­den, auf, sich den Mann “zu schnap­pen”. Er kon­nte sich in seine Woh­nung flücht­en. Als er die Tür hin­ter sich geschlossen hat­te, bemerk­te er, wie von außen gegen die Haustür getreten wurde. Dabei wurde die Hau­sein­gangstür beschädigt.

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Antifaschisten wird “Zerstörung” versprochen

Durch die Ein­ladun­gen von Lit­er­at­en aus aller Welt im Rah­men der Kleist-Fest­tage, ver­sucht Frank­furt (Oder) ein­mal mehr ein fre­undlich­es und weltof­fenes Image zu erlan­gen. Lei­der wird dieses Bestreben nicht von allen Einwohner_innen der Stadt geteilt. 

Am Abend des 20.10. wur­den drei antifaschis­tisch ori­en­tierte Jugendliche von zwei Nazis angepö­belt, als „Punker“ beze­ich­net und mit ein­er Bier­flasche bewor­fen, die auch einen der Ange­grif­f­e­nen am Rück­en traf. Durch das schnelle Han­deln der Antifaschis­ten kon­nte Schlim­meres ver­hin­dert wer­den und die Polizei die bei­den Straftäter in der Nähe des Strafortes auffind­en. Der von der Bier­flasche getrof­fene Jugendliche erstat­te Anzeige wegen schw­er­er Kör­per­ver­let­zung und wurde deshalb mit auf die Polizei­wache genom­men. Die bei­den anderen Antifaschis­ten entschlossen sich, im Warter­aum der Wache auf ihren Fre­und zu warten. 

Lei­der wurde die Polizei­wache während dieser Zeit immer mas­siv­er von recht­sex­tremen Jugendlichen belagert, die sich sog­ar Zugang zum Warter­aum der Wache ver­schaf­fen kon­nten. Dort dro­ht­en sie den bei­den Antifaschis­ten damit, dass wenn sie Anzeige gegen ihren Fre­und erstat­ten soll­ten, „in Frank­furt was los sein wird“, und ver­sprachen deren „Zer­störung“. Auch die Polizeibeamten bemerk­ten den Vor­fall und erteil­ten den recht­sex­tremen Jugendlichen Platzver­weise. Zudem wurde Anzeige wegen Bedro­hung gegen einen Jugendlichen erstat­tet. Auch dieser kon­nte von der Polizei reg­istri­ert werden. 

Dieser Vor­fall zeigt, dass Frank­furt (Oder) ein mas­sives Prob­lem mit recht­sex­tremer Gewalt hat. Diese Gewalt äußert sich nicht nur durch Kör­per­ver­let­zun­gen, son­dern auch mit der Andro­hung der „Zer­störung“ der Augen­zeu­gen, die Zivil­courage gegen den recht­en Spuk leisten. 

Wir, die Opfer dieses Vor­fall­es, fordern jede_n auf, sich aktiv gegen recht­sex­trem­istis­ches Gedankengut und gegen recht­sex­trem­istis­che Gewalt einzusetzten.

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Kommunistischer Jugendverband verboten

Am ver­gan­genen Mon­tag, dem 16.10.2006, hat die tschechis­che Regierung den
“Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band der tschechis­chen Repub­lik” (KSM) ver­boten und für
aufgelöst erk­lärt. Nach den bish­eri­gen Vorstößen antikom­mu­nis­tis­ch­er Het­ze in
Tschechien wie dem Ver­bot des Tra­gens von Ham­mer und Sichel-Sym­bol­en oder der
ver­sucht­en Gle­ich­set­zung der Begriffe “Faschis­mus” und “Kom­mu­nis­mus”, stellt das
Ver­bot des KSM einen neuen Höhep­unkt der Ver­fol­gung link­er Kräfte dar.
Grund für das Ver­bot ist laut dem Schreiben des tschechis­chen Innenministeriums
expliz­it die pro­gram­ma­tis­che Aus­sage des Jugend­ver­ban­des, dass der Pri­vatbe­sitz an
den Pro­duk­tion­s­mit­teln durch den kollek­tiv­en Besitz aller Men­schen abgelöst werden
muß. Das stellt weit über “kom­mu­nis­tis­che” Kreise hin­aus eine Grund­forderung linker
Kräfte auch in Deutsch­land dar, um eine unter­drück­ungs- und ausbeutungsfreie
Gesellschaft schaf­fen zu können.
Auch zeigt das Ver­bot des KSM durch das tschechis­che Innen­min­is­teri­um eines
deut­lich: Die Repres­sion­sor­gane des bürg­er­lichen Staates sind nicht potentielle
Ver­bün­dete im Kampf für eine unter­drück­ungs­freie Gesellschaft, son­dern ergreifen in
ver­schärften Sit­u­a­tio­nen jede Möglichkeit, gegen pro­gres­sive gesellschaftliche
Kräfte vorzuge­hen — not­falls auch, indem sie vorhan­dene bürg­er­liche Rechte
aushöhlen. Das zeigte schon das Ver­bot des Roten Fron­tkämpfer­bun­des Ende der 20er
Jahre und das Ver­bot der KPD in den 50er Jahren in Deutsch­land und das zeigt auch
das jet­zige Ver­bot der KSM in Tschechien mit aller Deutlichkeit. 

Trotz beste­hen­der inhaltlich­er Unter­schiede und trotz kri­tis­ch­er Betra­ch­tung der
Geschichte des KSM wollen wir unsere aus­drück­liche Sol­i­dar­ität mit den vom Verbot
betrof­fe­nen jugendlichen GenossIn­nen in Tschechien zum Aus­druck brin­gen und fordern
die sofor­tige Aufhe­bung des Verbotes.
Hoch die gren­zen­lose Solidarität! 

Autonome Antifaschis­tis­che Linke Potsdam 

Weit­ere Infor­ma­tio­nen sowie eine Unter­schriftenkam­pagne gegen das Ver­bot hier.

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200 bei Antifademo in Hennigsdorf

Auf­grund steigen­den recht­sradikalen Aktiv­itäten und Über­grif­f­en von Neo-Nazis in Hen­nings­dorf fand am 22.10.2006 eine Antifade­mo statt.

(AAGB auf Indy­media, dort auch mehr Bilder)
So eröffnete vor einiger Zeit das Geschäft “On the streets”, welch­es Klei­dung und CD´s für Rechts­gesin­nte verkauft.
Ein alter­na­tiv­er Jugendlich­er wurde mehrfach von Neo-Nazis auf der Straße und vor allem in der Schule ange­grif­f­en. Nicht nur er ist Opfer der Faschis­ten auf sein­er Schule. Auf einem Bahn­hof bekam ein junger Punk ein Tritt mit Springer­stiefeln ins Gesicht. Ein Flüchtling erzählte, dass für ihn und die Men­schen aus dem Heim kein Tag verge­ht, wo er nicht von Nazis angepöpelt, belei­digt oder sog­ar ange­grif­f­en wird. Außer­dem waren häu­figer Nazis­chmier­ereien zu sehn, unter anderem auf einem sow­jetis­chen Denkmal und nach der Sanierung der oben erwäh­n­ten Schule waren mas­sig Nazis­chriftzüge und Hak­enkreuze zu sehn. Vier Stolper­steine die an die jüdis­chen Opfer der NS-Zeit erin­nern soll­ten, wur­den auch entwendet.

Pos­i­tiv zu erwäh­nen ist aber, dass die Stadt wil­lens ist, sich mit dem Prob­lem zu beschäfti­gen. Sie will vor allem ein Ort schaf­fen, wo man nicht von Nazis gen­ervt wird. Im einzi­gen alter­na­tiv­en Jugend­club lassen sich neuerd­ings des Öfteren Bone­heads blick­en. Der Bürg­er­meis­ter nahm an der Demo teil.

Wir kamen 14:00 Uhr Gesund­brun­nen an und waren ver­wun­dert, dass sich bis 15:00 Uhr nur 15 Leute ange­sam­melt hat­ten, die an der Demo teil­nehmen woll­ten (14:30 Gesund­brun­nen war der offizielle Tre­ff­punkt der berlin­er Antifa). An der Demo sel­ber nah­men ca. 200 Men­schen teil und ca. 50 Leute kamen während der laufend­en Demo hinzu. Die Atmo­sphäre war kämpferisch, wenn auch friedlich. Die Parolen wur­den laut­stark gebrüllt.

Als der Demozug vor dem Nazish­op “On the streets” anhielt für eine Kundge­bung, hat­ten wir die Ehre den Sänger von Spreegeschwad­er und seine Kam­er­aden zu sehn (So wurde es von uns ver­nom­men das dieser vom Laut­sprecher­wa­gen verkün­det wor­den ist). Sie lehn­ten sich aus einem Fen­ster über “On the Streets” (siehe Fotos). Es wird der Zeit­punkt kom­men, wo sie sich nicht sieben Meter über uns befind­en und ihre Kom­mentare abgeben können.

Bildet Ban­den gegen Nazis. Nazigeschäfte dür­fen sich nicht hal­ten. Nicht nur in Henningsdorf.

Es waren ins­ge­samt ca. 200–250 Antifas an der Demo beteiligt. Die Polizei Anzahl schätzen wir auf ca. 200 bis 300!

Null Tol­er­anz gegenüber Nazis!

Fördert den antifaschis­tis­chen Kampf!

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Ein Lachen im Haus des Täters

Am Rande des KZ Sach­sen­hausen ließ sich der Inspek­teur der deutschen Konzen­tra­tionslager von Häftlin­gen eine Vil­la erricht­en. Heute eröffnet hier eine Jugend­begeg­nungsstätte. Der Leit­er der Gedenkstätte ver­spricht ein buntes poli­tis­ches Bil­dung­spro­gramm — und frische Denkanstöße gegen rechts. 

In der Vil­la des KZ-Inspek­teurs riecht es nach frischem Holz und Farbe. Auf dem Kamin liegen Krepp­ban­drollen neben Fan­ta-Flaschen, im Foy­er stapeln sich Kloschüs­seln. Handw­erk­er wuseln durch die Räume. Die Sonne bricht durch staubige Scheiben. Viel Zeit bleibt nicht bis zur Eröff­nung am Sam­stag. “Das schaf­fen wir schon”, macht Gün­ter Morsch sich Mut. “Die Architek­ten haben uns ver­sichert, dass sie das Haus bis zur Ein­wei­hung besen­rein übergeben”, sagt der Leit­er der Gedenkstätte Sach­sen­hausen. Jahre­lang hat er um die Vil­la gekämpft, da wer­den ein paar fehlende Leis­ten jet­zt nicht die Stim­mung verderben. 

Es ist die Vil­la von Theodor Eicke, dem Inspek­teur der NS-Konzen­tra­tionslager, in der heute die Jugend­begeg­nungsstätte Haus Szczy­p­i­ors­ki” eröffnet. Ein grau ver­putztes Gebäude inmit­ten herb­stlich gefärbter Eichen. Ein Haus, von dessen Balkon aus man auf die Barack­en des ehe­ma­li­gen KZ Sach­sen­hausen blickt. Jenes KZ am Rande Berlins, das 1936 als “Muster­lager” der SS gebaut wurde. 

In den Räu­men des Schreibtis­chtäters Eicke wer­den kün­ftig Jugend­grup­pen aus aller Welt und Schulk­lassen über die Ver­brechen der Nazis debat­tieren. In dem parkähn­lichen Garten wer­den sie Vol­ley­ball spie­len, am ver­fal­l­enen Brun­nen über Gott und die Welt plaud­ern. Aber geht das über­haupt? An einem Ort, an dem Drangsalierung, Folter und massen­hafter Mord ver­wal­tet wur­den? Gedenkstät­ten-Chef Morsch ist sich sich­er, dass das funk­tion­iert. “Wir haben diesen Ort als Chance begrif­f­en”, sagt der 54-Jährige, der auch die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten leit­et. “Ler­nen am authen­tis­chen Ort” nen­nt er das. Auch ganz per­sön­lich habe er seit 1994 den Plan vor­angetrieben, aus der Täter­vil­la eine Jugend­begeg­nungsstätte zu machen. Im Deutschen Jugend­her­bergswerk (DJH) fand er einen Part­ner, der sich um den Unter­halt des Haus­es küm­mern kon­nte. Im Sep­tem­ber 2005 schließlich stand er mit Über­leben­den des KZ und dem pol­nis­chen Botschafter vor der Eicke-Vil­la: Der erste Spaten­stich zum Umbau war getan. 

67 Jahre vorher, 1938, waren es Häftlinge des KZ, die die Inspek­teursvil­la erricht­en mussten. Ein herrschaftlich­es Haus sollte es sein: Kamine, Par­kett aus Eiche, zwei mächtige Balkone. Das Are­al hat­te sich Eicke schon beim Auf­bau des Lagers frei­hal­ten lassen: ein mehrere Fußballfelder großes Grund­stück in einem Eichen­hain. Mit sein­er Frau und der Fam­i­lie sein­er Tochter wohnte Eicke hier, zum Lager ritt er auf dem Pferd. 

Nicht weit hin­ter Eick­es Garten­mauer standen die Barack­en der Gefan­genen. Über 200.000 Men­schen waren in Sach­sen­hausen interniert, mehrere zehn­tausend star­ben an Folter, Erschöp­fung oder Krankheit. Allein im Herb­st 1941 ließ die KZ-Leitung mehr als 10.000 sow­jetis­che Kriegs­ge­fan­gene in ein­er Genickschus­san­lage hinrichten. 

Eicke, Chef der SS-Totenkopfver­bände, hat­te Sach­sen­hausen als “Muster­lager” der deutschen KZ erricht­en lassen. Sein Chef Hein­rich Himm­ler war beein­druckt von den vielfälti­gen Ideen, wie man die Häftlinge in Schach hal­ten kon­nte: durch gegen­seit­iges Ausspie­len der Gefan­genen­grup­pen, durch den bedin­gungslosen Drill der Wach­leute. Dass man ihn zum Inspek­teur des Konzen­tra­tionslager­we­sens ernan­nt hat­te, war auch der Dank dafür, dass Eicke per­sön­lich den SA-Führer Ernst Röhm ermordet hat­te. Seine steile Kar­riere endete im Feb­ru­ar 1943 — mit dem Abschuss seines Kampf­fliegers in Russland. 

Viel wird es nicht sein, was in der Jugend­begeg­nungsstätte noch an den SS-Mann Eicke erin­nert. In küh­lem Türkis wur­den die Zwei- und Vier­bettz­im­mer der Her­berge gestrichen, im Keller find­et sich eine Mediathek mit Com­put­ern und Vide­olein­wand. “Wir woll­ten einen Ort des Ler­nens ohne emo­tionale Über­wäl­ti­gung”, sagt Gün­ter Morsch. Und Mar­cus Hirschberg, Medi­en­ref­er­ent des DJH Berlin-Bran­den­burg, bekräftigt: “Hier darf auch mal gelacht werden.” 

Wer genau hin­schaut, wird allerd­ings die geschichtliche Dimen­sion des Haus­es erken­nen: “Ernesto”, “John”, “Vos­sel” und viele andere Namen ste­hen in zartem Grau an den Wän­den des Zim­mers zur Ter­rasse. Namen von Häftlin­gen, die im KZ ihr Leben ließen. Für jede Nation­al­ität der Opfer ein Name. “Natür­lich zieht die Geschichte mit ins Haus ein”, weiß Morsch. An der Mauer, die die Her­berge umgibt, hän­gen Infor­ma­tio­nen über Eicke, im Trep­pen­haus bauen die Handw­erk­er Vit­ri­nen auf, die vom neuen Namensge­ber des Haus­es, Andrzej Szczy­p­i­ors­ki, erzählen. 

Der Schrift­steller war Über­leben­der des KZ und bemühte sich zeitlebens um die Aussöh­nung von Deutschen und Polen. Noch zum 50. Jahrestag der Befreiung von Sach­sen­hausen sprach er hier. Szczy­p­i­ors­ki war, schwärmt Stiftungs-Chef Morsch, “ein Mann, der über nationale Gren­zen und konkrete his­torische Phasen hin­weggedacht hat.” 

Szczy­p­i­ors­ki statt Eicke — die Vil­la des Täters wird den Opfern zurück­gegeben. Der Ver­band der über­leben­den KZ-Insassen, das Inter­na­tionale Sach­sen­hausen-Komi­tee, hat­te sich wieder­holt für den Erhalt des Haus­es und für eine jugend­kul­turelle Nutzung aus­ge­sprochen. Auch war es 1997 an der Bil­dung eines Ini­tia­tivkreis­es beteiligt, der sich dieses Ziel auf die Fahne schrieb. Lan­desju­gen­dring, Kirchen, Gew­erkschaften, Anti­ras­sis­musvere­ine — sie alle woll­ten die Begeg­nungsstätte und fin­gen an, in der Vil­la zu werkeln. Wände wur­den gestal­tet, Türen aus­gewech­selt, Gelän­der gestrichen. “Hier sind bes­timmt 70 Jugend­grup­pen, beson­ders aus der Berufs­bil­dung, ein und aus gegan­gen”, erin­nert sich Morsch. 

Es war vielle­icht die let­zte Chance, den Ver­fall des Haus­es zu stop­pen. Fünf Jahre nach Ende des Zweit­en Weltkriegs wurde das Gebäude noch von der Volk­spolizei als Lazarett benutzt, später von der NVA, dann stand es leer. Erst 1993 sanierte die Gedenkstätte Sach­sen­hausen das Dach der Vil­la, vier Jahre später kamen die jun­gen Handw­erk­er des Ini­tia­tivkreis­es. Kurz vor der Eröff­nung waren sie hier nicht mehr anzutr­e­f­fen — den let­zten Schliff gaben Profis dem Haus. 

Zwis­chen Staub und Schutt ent­standen 32 Über­nach­tungsplätze. 1,25 Mil­lio­nen Euro kostete die Sanierung, finanziert vom Bun­des­fam­i­lien­min­is­teri­um und der Lan­desregierung Bran­den­burg. Das let­zte Drit­tel kam vom DJH. “Wir sind auf aus­drück­liche Bitte der Lan­desregierung die Koop­er­a­tion mit der Gedenkstätte einge­gan­gen”, sagt Thomas Seerig, Vor­standsvor­sitzen­der des DJH Berlin-Bran­den­burg. Das Her­bergswerk unter­hält bere­its auf dem Gelände des ehe­ma­li­gen KZ Ravens­brück zusam­men mit der Gedenkstätte eine Jugendunterkunft. 

“Inhaltlich lohnt sich die Her­berge auf jeden Fall, finanziell weniger”, sagt Seerig. Aber man ste­he gesellschaftlich in der Pflicht: “Dass man poli­tisch aktuell arbeit­en muss, sieht man doch an den Wahlergeb­nis­sen für NPD und DVU. Vielle­icht kann die Beschäf­ti­gung an den Täterorten etwas in den Köpfen der Men­schen verändern.” 

Gün­ter Morsch sieht das ganz ähn­lich: Tol­er­anz und Weltof­fen­heit wolle man den jugendlichen Besuch­ern sein­er Her­berge ver­mit­teln. Das Bil­dungskonzept habe man bewusst “plu­ral­is­tisch” gehal­ten, wie der Gedenkstät­ten­leit­er betont. Auch der alte Ini­tia­tivkreis für die Errich­tung der Begeg­nungsstätte wird sich hier päd­a­gogisch engagieren. Der evan­ge­lis­che Pas­tor oder die Anti-Ras­sis­mus-Ehre­namtliche — sie wer­den kün­ftig in der Vil­la Vorträge hal­ten. Zweimal jährlich wer­den inhaltliche Koor­dinierungstr­e­f­fen mit der Gedenkstätte sta
ttfind­en. “Ich bin mir sich­er, das wird eine bunte Päd­a­gogik”, freut sich Morsch. 

An diesem Woch­enende wird erst mal gefeiert. Am Son­ntag kom­men die “Offiziellen”, wie Bran­den­burgs Bil­dungsmin­is­ter Hol­ger Rup­precht, Kul­tur­min­is­terin Johan­na Wan­ka und der pol­nis­che Botschafter Marek Praw­da. Heute wer­den schon die kün­fti­gen Her­bergsnutzer ange­sprochen: mit dem The­ater­stück “Hal­lo Nazi” und Rock­konz­erten. Rock gegen rechts unter den alten Eichen des KZ-Inspek­teurs. Eine her­rliche Despektierlichkeit.

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Wieder Nazirandale in Rathenow

Am gestri­gen Abend kam es unmit­tel­bar vor der eher linksalter­na­tiv­en Diskothek “Musik­brauerei” am Friedrich Ebert Ring in Rathenow zu einem erneuten Angriff von Neon­azis auf Gäste des Musik­clubs. Im Gegen­satz zu dem heimtück­ischen Über­griff am Mor­gen des 16. Sep­tem­ber ver­sam­melten sich unge­fähr 15 Mit­glieder und Sym­pa­thisan­ten der “Anti Antifa Rathenow” und der “Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz” bere­its eine Stunde vor Ein­lass im Bere­ich der Diskothek, sam­melten Flaschen und Steine.

Als dann gegen 22.30 Uhr eine größere Gruppe von Diskogästen ver­sucht­en zu ihrem Club zu gelan­gen, ver­mummten sich die (Neo)nazis, skandierten “Good Night Left Side” und began­nen als­bald von der gegenüber­liegen­den Straßen­seite in geball­ter Kraft die gesam­melten Flaschen und Steine gezielt gegen Per­so­n­en zu wer­fen. Mehrere Jugendliche wur­den getrof­fen, jedoch nicht ern­sthaft ver­let­zt. Stattdessen wur­den mehrere Autos von Gästen der “Musik­brauerei” und des Cafe´s “Stu­dio B” zum Teil erhe­blich beschädigt.

Im Anschluss trafen Ein­satzkräfte der Polizei ein, die in der üblich unhöflichen Weise zunächst die Gäste der “Musik­brauerei” bedrängten und zur Her­aus­gabe der Per­son­alien zu nöti­gen. Erst als sich offen­bar her­ausstellte von wem die Gewalt aus­ging, wandten sich die BeamtIn­nen auch den (Neo)nazis zu und nah­men einen Teil in Gewahrsam.

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Aufruf zum “Tag der Demokraten”

Potsdam/Halbe — Mit einem “Tag der Demokrat­en” will ein parteiüber­greifend­es Bünd­nis mit Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck (SPD) an der Spitze ein Zeichen gegen Recht­sradikalis­mus set­zen. Die Bürg­er des Lan­des soll­ten am 18. Novem­ber in Halbe (Dahme-Spree­wald), wo sich seit Jahren vor dem Volk­strauertag auf Deutsch­lands größtem Sol­daten­fried­hof Recht­sex­treme zum “Heldenge­denken” ver­sam­meln, Flagge zeigen.

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Alternatives Jugendzentrum gewünscht

(Juri Eber) Unter dem Mot­to »Rechte Entwick­lun­gen stop­pen, linke Alter­na­tiv­en schaf­fen!« ver­anstal­tet die Hen­nigs­dor­fer Antifaschis­tis­che Ini­tia­tive (HAI) am Son­ntag die mit­tler­weile fün­fte Anti­ras­sis­mus­demon­stra­tion in der Stadt. Die Ini­tia­tive rech­net mit 300 Teilnehmern. 

Zen­trale Forderung ist die Schaf­fung eines alter­na­tiv­en Jugendzen­trums. »Hen­nigs­dorf braucht einen Ort, an dem man sich mit Asyl­be­wer­bern tre­f­fen kann, einen Ort, wo Nazis keinen Zutritt haben«, heißt es. Auch die Stadtverord­nete Wera Quoß (Linkspartei) befür­wortet ein solch­es Begeg­nungszen­trum. In den ver­gan­genen vier Jahren hat­te die Anti­ras­sis­mus­lob­by Hen­nigs­dorf die Demon­stra­tion organ­isiert. Sie schloss sich 2005 mit der AG gegen Rechts des Puschkin-Gym­na­si­ums zur HAI zusammen. 

Am 9. August waren vier Stolper­steine in der Hen­nigs­dor­fer Neuen­dorf­s­traße ver­schwun­den. Der Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig hat­te sie im Mai ver­legt (ND berichtete). Die ent­fer­n­ten Steine erin­nerten an die Fam­i­lie des jüdis­chen AEG-Direk­tors Ernst Blaschke, der mit sein­er Frau und zwei Töchtern im Dezem­ber 1933 vor den Nazis floh. In Spanien ver­liert sich die Spur der Familie. 

Immer wieder kommt es in Hen­nigs­dorf zu recht­en Über­grif­f­en. Ende August erlitt ein Mitar­beit­er eines Dön­er-Imbiss­es schwere Kopfver­let­zun­gen, als ihn Neon­azis angrif­f­en und mit ein­er Bier­flasche zuschlu­gen. HAI fordert erneut die Schließung des Ladens »On the Streets«, dessen Inhab­er Front­mann der Neon­az­iband »Spreegeschwad­er« ist. 

Nach der let­zten Anti­ras­sis­mus­de­mo hat­te die Hausver­wal­tung dem Mann die Räume gekündigt. Daraufhin zog er mit seinem Laden von der Haupt­straße in die Berlin­er Straße um. Hier verkauft er weit­er­hin Ton­träger mit rechter Propaganda. 

Tre­ff für die Demon­stra­tion, Son­ntag, 15 Uhr, Bahn­hof Hennigsdorf 

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