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Neonazi- Übergriff in Neuruppin

Gegen 1.00 Uhr nachts woll­ten zwei Besucherin­nen des Cafés des Jugend­wohn­pro­jek­ts Mit­ten­Drin das Gebäude ver­lassen, als sie eine Gruppe von 5 dem recht­en Spek­trum zuzuord­nen­den Men­schen bemerk­ten, die sich dem Gebäude näherten. Sie zogen sich dann hin­ter die Ein­gangstür zurück. Nun ver­sucht­en Per­so­n­en aus dieser Gruppe die Ein­gangstür einzutreten, was ihnen aber auf­grund des Dage­gen­hal­tens der Besucherin­nen nicht
gelang. Nach eini­gen Minuten gaben sie auf und zogen sich zurück. Eine der Besucherin­nen alarmierte daraufhin die WG-Bewohner­In­nen des Haus­es. Als diese dann zu der Tür kamen, war von den TäterIn­nen nichts mehr zu sehen.
Als die zwei Besucherin­nen kurz darauf abge­holt wur­den, wurde die Tür ver­schlossen und men­sch zog sich zurück, da solche Aktio­nen in let­zter Zeit gehäuft vorka­men. Man bemerk­te aber ein vollbe­set­ztes Auto mit Havel­län­der Kennze­ichen was kurz daraufhin vor­bei fuhr und aus welchem der Hit­ler­gruß gezeigt wurde. Um 2.05 Uhr wur­den die Bewohn­er der Wohnge­mein­schaft aber­mals durch das Häm­mern der Ein­dringungsver­suche, welche nun an allen drei Eingän­gen des Pro­jek­tes in Gange waren, geweckt. Ein­eR der WG-Bewohner­In­nen öffnete ein Fen­ster und ver­suchte zwei Men­schen, ein Mann und eine Frau die sich direkt vor der Ein­gangstür befan­den und ver­sucht­en diese aufzubrechen, davon abzuhal­ten. Reagiert wurde neben „Ihr lebt doch sowieso alle von Hartz 4 und wir bezahlen euch durch unser­er Steuern” und “Kommt raus aus eurem Schim­mel­loch” mit der Auf­forderung, das man herun­terkom­men solle für „…ein gewalt­freies Gespräch”. Zu dieser Zeit befan­den sich neben den bei­den nun offen­sichtlichen Neon­azis vor dem Hauptein­gang noch drei bis vier auf der Kreuzung und weit­ere zwei bis drei auf der anderen Gebäude­seite, wo diese ver­sucht­en sowohl
die Tür zum Info­cafe als auch die Hofe­in­fahrt aufzubrechen. Als der WG-Mit­be­wohn­er sich vom geöffneten Fen­ster ent­fer­nte um mit den anderen WG-Bewohner­in­nen zu berat­en was zu tun sei, wurde ein Flasche in das Gebäude gewor­fen. Als die Polizei weni­gen Minuten später ein­traf, hat­ten sich bere­its alle Neon­azis zurück gezogen.
Vernehmungen und Beweis­sicherun­gen bis in die frühen Mor­gen­stun­den fol­gten. Auch fuhr das schon
genan­nte Auto noch mehrmals vor­bei, sowie ein zweites, welch­es eben­falls ein Havel­län­der Kennze­ichen hatte.

Anzumerken wäre, dass keine Scheiben einge­wor­fen wur­den, son­dern nur ver­sucht wurde, die Eingänge zum Jugend­Wohn­Pro­jekt zu öff­nen. Weit­er­hin, dass vor dem Wurf der Glas­flasche in das Fen­ster, aus dem zuvor der WG-Bewohn­er her­auss­chaute, der Boden abgeschla­gen wurde.
Auf­grund dessen ist davon auszuge­hen das es die TäterIn­nen auss­chließlich auf Per­so­n­en­schädi­gung abge­se­hen hatten.

Auf­grund der Altersstruk­tur und der Verteilung um das Gebäude herum sowie der nicht lokalen Herkun­ft der AngreiferIn­nen ist von einem geplanten Angriff auszuge­hen. Auch die Klei­dung (Z.B.: Pullover mit ein­er in einen Ehrenkranz gefassten 88 (=HH=Heil Hitler) lässt auf einen recht­sradikalen Hin­ter­grund schließen.

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Kirchen sagen Nein zu Rechten-Aufmarsch


Die Kirchenge­mein­den haben sich erneut gegen den Auf­marsch von Recht­sex­tremen mit dem Mot­to «Men­schen­recht bricht Staat­srecht» ausgesprochen.

Offen­sichtlich gin­gen die Extrem­is­ten davon aus, dass sich in Lübben nie­mand mit Men­schen­recht­en auskenne, heißt es in der Stel­lung­nahme der Kirchen. Dabei sei bekan­nt, wohin die Poli­tik geführt habe, auf die sich die Recht­en bezö­gen: zu sechs Mil­lio­nen jüdis­chen Mor­dopfern in Konzen­tra­tionslagern und 60 Mil­lio­nen Toten auf den Schlacht­feldern des Zweit­en Weltkriegs. Bei der Beschäf­ti­gung mit der aktuellen Sta­tis­tik sei festzustellen, dass es 2005 allein Bran­den­burg 128 recht­sex­trem motivierte Straftat­en gab, in 90 Prozent der Fälle Kör­per­ver­let­zun­gen. Aber auch von ras­sis­tisch begrün­de­ten Mor­den sei die Rede. 

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Lübbener sollten nicht hinter den Gardinen stehen

«Ger­ade im Inter­esse mein­er Kinder ist es wichtig, Aktio­nen gegen Gewalt und Extrem­is­mus zu unter­stützen» , sagt Ingolf Burisch, Hand­baller der TSG Lübben, zu der Kundge­bung «Lübben beken­nt Farbe gegen Extrem­is­mus» . Sie find­et heute von 11 bis 17 Uhr auf dem Mark­t­platz statt. Lübbens Kom­mu­nalpoli­tik­er und Kirchen haben sie ini­ti­iert, weil heute Rechts- und Link­sex­trem­is­ten durch die Stadt marschieren wollen. 

Als beängsti­gend empfind­et Ingolf Burisch «die zunehmende Radikalisierung und Ver­ro­hung in Teilen unser­er Gesellschaft. Human­is­tis­che Grundw­erte müssen fes­ter Bestandteil unseres Zusam­men­lebens sein.» Sein Teamkol­lege Mirko Wolschke will heute als Hand­baller der TSG demon­stri­eren, «weil ich als Sportler gegen jede Form von Extrem­is­mus bin.» Er hoffe, dass viele Sportler zum Mark­t­platz kom­men. «Nur dadurch kann man für unsere Stadt ‚Flagge’ zeigen.»

Für Detlef Brose ist es als Lehrer, Mit­glied des Vor­stands des Touris­musvere­ins Lübben und des DRK selb­stver­ständlich, «Farbe zu beken­nen» . Er hoffe, «dass die Lübben­er nicht hin­ter den Gar­di­nen stehen.»
«Die sich dem Zug der Recht­sex­trem­is­ten anschließen, vertreten eine undemokratis­che Denkweise. Rechte Denke, Men­schen­ver­ach­tung müssen bekämpft wer­den» , sagt Ivonne Lin­de­mann , Sozialar­bei­t­erin in der Lübben­er Jugend­freizeit­ein­rich­tung «insel» .

Super­in­ten­dentin Ulrike Voigt wird heute während der Kundge­bung das Wort ergreifen. Denn sie sei «froh und dankbar dafür, dass wir in ein­er demokratis­chen Gesellschaft leben. Zu lange habe ich erlebt, dass Men­schen, die anders dacht­en und glaubten als die Herrschen­den, aus­ge­gren­zt und zum Ver­s­tum­men gebracht wur­den.» Deshalb wolle sie sich dafür ein­set­zen, «dass unsere Demokratie lebendig, offen und vielfältig bleibt» .

Das Klinikum Dahme-Spree­wald und das Lübben­er Reha-Zen­trum wer­den sich an der Kundge­bung beteili­gen, informieren ihre Geschäfts­führer Jut­ta Soulis und Jan Büch­er . Denn «wir sind für alle Men­schen da, egal welch­er Nation­al­ität, Kon­fes­sion, Haut­farbe oder poli­tis­ch­er Überzeu­gung» . Extrem­is­mus sei mit «einem enor­men Imageschaden für die Region ver­bun­den» . Die Stadt dürfe keine «no go area» wer­den. Ohne Touris­mus habe sie keine Zukun­ft. Ein weit­eres Motiv sei, dass «wir der Ver­ant­wor­tung jedem einzel­nen unser­er Mitar­beit­er gegenüber gerecht wer­den wollen» .
Der Luck­auer Haup­tauss­chuss hat­te beschlossen, den Lübben­er Demokrat­en heute zur Seite zu ste­hen. Es sei «lei­der festzustellen» , sagt Stadtverord­neter Olaf Schulze (CDU), «dass Rechts- und Link­sex­treme übers Land ziehen – Sen­ften­berg, Seelow, jet­zt Lübben. Wie lange wer­den sie das machen? Wenn sie keine Gegen­wehr erfahren, ist zu befürcht­en, dass sie sich dauer­haft festsetzen.»
«Wir haben die gemein­same Pflicht» , appel­liert Lan­drat Mar­tin Wille (SPD), «speziell hier in der Kreis­stadt Flagge zu zeigen.» Der Aufruf zur Kundge­bung gegen Extrem­is­mus wirke über die Stadt­gren­zen hin­aus, wie die «tolle Reak­tion der Luck­auer» zeige. Als «Gold wert» schätzt Wille den Ver­such von Grün-Weiß Lübben ein, ein Fußball­spiel zu ver­schieben, damit sich das Team an der Kundge­bung beteili­gen kann. Er hoffe, dass der heutige Tag «die Gemein­schaft der Demokrat­en zusam­men­schweißt» , so Wille. «Heute wer­den die Recht­en ihr Gesicht zeigen, auch die Lübben­er. Das wird hof­fentlich zu Reak­tio­nen in Fam­i­lien und im Fre­un­deskreis führen, indem die bürg­er­schaftliche Diskus­sion, mit jenen die dort mit­marschieren, beginnt.»

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Antifas und Nazis in Lübben

In Lübben fand heute eine Demon­stra­tion der Antifa auf­grund eines Nazi­auf­marsches statt, darauf reagierten Bürger_Innen mit mehreren Kundge­bun­gen “gegen Extremismus”.
Was heute in Lübben los war, hat diese Stadt so noch nicht gese­hen. Auf­grund eines dort angemelde­ten Nazi­auf­marsches gab es eine Gegen­de­mo von der „Autonomen Antifa Lübben“. An dieser linksradikalen, antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion nah­men ca. 60 Leute teil. 

Neben der Antifa-Demo gab es ab 8.00 Uhr eine Mah­nwache gegen Nazis am Bahn­hof mit ca. 80 Leuten und später ab 11.00 Uhr eine bürg­er­liche Kundge­bung mit dem Mot­to „Lübben lehnt Extrem­is­mus ab“ auf dem Mark­t­platz mit ca. 350 Leuten. 

Die Nazis, welche unter dem Mot­to „Men­schen­recht bricht Staat­srecht“ auf­marschierten, waren, nach Schätzun­gen, ca.100. Von den Nazis aus Lübben aber wur­den ger­ade mal ca.10–20 gesichtet. 

Die Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion, sowie der Nazi-Auf­marsch hat­ten als Auf­tak­tort den Bahn­hof­s­platz, welch­er von der Polizei fein säu­ber­lich in links und rechts und mitte getren­nt wurde. Ab 9.30 Uhr sam­melten sich dann auch die Leute auf der Antifa-Kundge­bung. Die war direkt zwis­chen dem Platz, wo die Nazis sich sam­melten und dem Bahn­hof­s­park­platz, kon­nten die Antifaschist_Innen diejeni­gen Nazis direkt begrüßen, welche mit dem Auto anreisten. 

Gegen elf Uhr ging die Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion dann mit Sprechchören und Musik Rich­tung Lübben­er Neustadt, die ver­meintliche Home­zone der Nazis, los. Auf dem Weg lagen über­all Schnipsel mit dem faschis­tis­chen Demo-Mot­to. Wie erwartet standen in Lübben an fast jed­er Ecke die ein­heimis­chen Nazis rum, die nicht beim Auf­marsch waren. 

Auf der Hälfte der Strecke die durch die Neustadt führte, fand eine Zwis­chenkundge­bung mit Rede­beiträ­gen statt. Hier wur­den auch die sich in der Nähe befind­en­den Nazis erst abfo­tografiert und dann aufge­fordert sich zu ver­pis­sen. Die standen aber eher inter­essiert herum und wirk­ten nicht aggressiv. 

In der sel­ben Zeit bewegte sich auch der Nazi­auf­marsch durch die Stadt. Die Nazis liefen die selbe Demo-Strecke wie die Antifa, außer einem Abstech­er durch die Alt­stadt, ent­ge­genge­set­zt. Aber dafür, dass die Demos sich nicht begeg­neten, sorgten die in fünf Hun­dertschaften der vor Ort gewe­se­nen Polizis­ten. Die Rechte Route führte sie an der Bürg­erkundge­bung vor­bei und dort kon­nten sie sich sog­ar frei bewe­gen. Es waren irgend­wann mehr Nazis auf dieser Kundge­bung am Mark­t­platz als Bürger. 

Der „rbb“ schreibt fälschlich­er Weise: „Neben ein­er Gegen­ver­anstal­tung auf dem Mark­t­platz gab es nach Ver­anstal­terangaben eine Mah­nwache sowie einen Demon­stra­tionszug durch die Stadt. Organ­isiert wur­den die Ver­anstal­tun­gen von Bürg­er­meis­ter Lothar Bret­ter­bauer (CDU) sowie Land­tagsab­ge­ord­neten und Kirchen­vertretern.“ Die Ver­all­ge­meinerung der „Ver­anstal­tun­gen“ ist für die Antifa völ­liger Blödsinn. Die Gegenkundge­bung der Bürg­er war gegen „jeden „Extrem­is­mus – egal ob links oder rechts“ und das die Nazis auf dem Mark­t­platz anscheinend geduldet wur­den, weist nur ein weit­eres Mal darauf hin, dass die Stad­to­beren mehr Angst vor „link­sex­tremen Steinew­er­fern“ hat, als sich des Naziprob­lems in der Stadt bewusst zu wer­den. Weit­er­hin hat die Antifa ihre Demo selb­st organ­isiert und nicht etwa in Absprache mit dem Bürgermeister. 

Ent­ge­gen der Hoff­nun­gen der Stad­to­beren haben der Antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion einige Leute zuge­jubelt und ein paar schlossen sich auch an. 

Die Autonome Antifa Lübben hat­te im Vor­feld wohl ver­sucht, dass „Forum gegen Gewalt, Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit“ anzus­prechen. Dieses Forum hat­te aber eher Angst vor der lokalen Antifa­gruppe und wollte nicht mit ihnen gemein­sam die Protest­form absprechen und hiel­ten als Reak­tion darauf eine Mah­nwache ab. Es gab aber auch auf der Mah­nwache einige linksradikale Antifaschist_Innen, die ein Trans­par­ent hiel­ten mit der Auf­schrift: „Extrem gegen Faschis­mus, Extrem gegen Ver­brechen, Extrem Vernün­ftig, Extrem links“. Auf der Mahmwache waren auch Leute der DKP und das bürg­er­lich-antifaschis­tis­che Halbe-Bünd­niss unter­stützte diese Mah­nwache, wollte aber auf­grund der Het­ze gegen Antifaschist_Innen nicht unter den Aufrufer ste­hen wie uns die bran­den­burg­er MdL Karin Weber von der Linkspartei.PDS ver­sicherte. Nach ihrer Mah­nwache gin­gen die Leute auf den Marktplatz. 

Dieser Tag hat gezeigt, dass von den Stad­to­beren, den Kirchen und Land­tagsab­ge­ord­neten nicht viel zu erwarten ist. Jahre­lang haben sie die Nazis ignori­ert und toleriert. Es wird ein „Extrem­is­mus­prob­lem“ kon­stru­iert, dass es in Lübben so nicht gibt. Aber ihr „Extrem­is­mus­prob­lem“ sind die Nazis und nicht etwa linksradikale Antifaschist_Innen. Dies wurde bestätigt, als nach den Demos Antifaschist_Innen gejagt wur­den. Es ist davon auszuge­hen, dass es nun­mehr, nach dem Out­ing von David Schmidt, welch­er heute bei der Jagd vorn dabei war, zu ver­mehrten Über­grif­f­en in Lübben kommt. 

Die Sicher­heit der Men­schen in Lübben ist einzig durch die Faschis­ten in der Stadt gefährdet! 

Es gab aber trotz allen „friedlichen Protestes“ auch von Seit­en des Staates Repres­sio­nen gegen Antifaschist_Innen. So beschw­erten sich einige über die zügel­losen Gewal­taus­brüche der Polizei am Rande des Nazi-Auf­marsches und beklagten sich über Prellungen. 

Fünf Minuten nach­dem die Nazis los­ge­gan­gen sind, wur­den Antifaschist_Innen die den Nazi-Auf­marsch begleit­eten bru­talst niedergeknüpelt und ein­er von ihnen in Gewahrsam genom­men und nach Königs Wuster­hausen ver­bracht! Die Per­son ist aber wieder frei. 

Eine andere Anzeige bekam eine Per­son wegen einem Küchen­mess­er das sie verse­hentlich ver­gaß aus dem Ruck­sack zu packen. 

Der Tag hat gezeigt das nochmehr antifaschis­tis­che Arbeit notwendig ist. Linksradikale haben geäussert das sie den Antifaschis­mus bekan­nter machen wollen in Lübben und statt der Volks­ge­mein­schaft der Nazis in der Bevölkerung sozial-rev­o­lu­tionäre Ideen ver­bre­it­en wollen. 

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Truck-Stop in Potsdam!


AktivistIn­nen informieren bei Coca-Cola Wei­h­nachts­markt-Aktion über die
Vor­würfe gegen den Konzern.

Viele Pots­damerin­nen und Pots­damer staunten nicht schlecht, als sie am
Fre­itag die Coca-Cola Trucks auf dem Wei­h­nachts­markt in der Brandenburger
Str./ Ecke Dor­tusstr. besucht­en. 5 Wei­h­nachtsmän­ner hiel­ten vor der Bühne
ein Trans­par­ent in die Höhe, auf dem zu lesen war: „Cola in die Suppe
spuck­en — 7 tote Gew­erkschafter und Zero Ver­ant­wor­tung“. Dazu verteilten
sie Flug­blät­ter, die über die Morde in kolumbian­is­chen Coca-Cola
Abfül­lan­la­gen und den akuten Wasser­man­gel in indis­chen Regio­nen aufgrund
von ähn­lichen Coca-Cola Fab­riken informierten. 

Dazu erk­lärt Josephine Michalke von der soeben gestarteten,
bran­den­burg­weit­en „Killer­brause“ Kam­pagne: „Wir begrüßen diese kreative
Form der Mei­n­ungsäußerung aus­drück­lich. Die Aktivistin­nen und Aktivisten
haben durch­schaut, wie ver­logen es von der Coca-Cola Com­pa­ny ist, in
Deutsch­land Kindern Wei­h­nachts­geschenke zu über­re­ichen und mit ihnen
Lieder zu sin­gen. Gle­ichzeit­ig entzieht die Fir­ma in Indi­en kinderreichen
Fam­i­lien durch eine rück­sicht­slose Umwelt­poli­tik die Lebens­grund­lage. In
Kolumbi­en zahlt der Konz­ern den durch die Morde an Gewerkschaftern
eingeschüchterten Arbei­t­erin­nen und Arbeit­ern für 11 Stun­den Arbeit
täglich nur noch ca. 150 Dol­lar im Monat.“ 

Um Bran­den­burg­erin­nen und Bran­den­burg­er bess­er über die Vorwürfe
informieren zu kön­nen, hat die Kam­pagne unter www.killerbrause.de ein
Infor­ma­tion­sportal eingerichtet. 

Bei Rück­fra­gen bitte info@killerbrause.de oder Telefonnr..

Genauere Infor­ma­tio­nen zu den Vor­wür­fen gegen Coca-Cola erhal­ten sie unter
www.killerbrause.de

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Protest gegen rechts


In Berlin, Lübben und Celle wollen sich am Sonnabend Neo­faschis­ten ver­sam­meln. Gegen­demos angekündigt

Am Sam­stag wollen Neo­faschis­ten in Berlin, Lübben und Celle marschieren. In Berlin mobil­isieren Rechte aus dem Umfeld der mil­i­tan­ten »Kam­er­ad­schaften« wie bere­its in den ver­gan­genen drei Jahren zu einem Auf­marsch für ein »nationales Jugendzen­trum« in Trep­tow-Köpenick. Sie wollen um 11 Uhr vom S‑Bahnhof Schönewei­de durch Johan­nisthal nach Rudow marschieren. Eben­falls zum S‑Bahn­hof-Schönewei­de mobil­isiert für 10.30 Uhr ein bre­ites Bünd­nis aus Bezirksini­tia­tiv­en, Schülervertre­tun­gen, Vere­inen, Parteien, Jugend­ver­bän­den und Antifa­grup­pen. Dort soll es neben einem Kul­tur­pro­gramm aktuelle Infor­ma­tio­nen zum Neon­azi­auf­marsch, dessen Route noch nicht fest­ste­ht, geben. Der Appell des Bünd­niss­es (www.mbr-berlin.de): »hal­tet euch den 9. Dezem­ber frei und zeigt den Neon­azis, daß ihr Auftreten niemals hin­genom­men wer­den wird«.

In Lübben im Spree­wald hinge­gen richtet sich der Protest gegen rechts und links. Dort ruft das neo­faschist­siche Lausitzer Aktions­bünd­nis (LAB) zu einem Auf­marsch »gegen staatliche Repres­sion« auf. 

Unter dem Mot­to »Lübben beken­nt Farbe« mobil­isieren Kom­mu­nalpoli­tik­er, Kün­stler und Kirchenge­mein­den ab elf Uhr zu ein­er Kundge­bung auf dem Mark­t­platz. Sie rufen alle Bürg­er auf, sich gegen radikales Denken und Han­deln zu beken­nen. Anlaß, so heißt es auf der Home­page der Stadt Lübben, »sind die für den 9. Dezem­ber vorge­se­henen Demon­stra­tio­nen von Recht­sex­trem­is­ten und Link­sex­tremen«. Ver­schiedene antifaschis­tis­che Grup­pen rufen dazu auf, den Neon­azi­auf­marsch, der sich um zehn Uhr am Bahn­hof formieren soll, zu ver­hin­dern (www.inforiot.de).

In Celle tre­f­fen sich Antifaschis­ten bere­its um neun Uhr auf dem Lauen­stein­platz (www.naziaufmarsch-verhindern.tk), um einen vom Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch angemelde­ten Auf­marsch zu ver­hin­dern. Für Empörung in der nieder­säch­sis­chen Stadt hat vor allem Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Bier­mann (CDU) gesorgt. Obwohl er im Novem­ber vom Stad­trat ein­stim­mig aufge­fordert wor­den war, den recht­en Auf­marsch zu ver­hin­dern, hat er das unterlassen. 

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Protest gegen Rechtsextremismus in Lübben

Mehrere hun­dert Men­schen haben am Sam­stag in Lübben ( Dahme-Spree­wald) gegen einen Auf­marsch von Neon­azis protestiert.
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Neben ein­er Gegen­ver­anstal­tung auf dem Mark­t­platz gab es nach Ver­anstal­terangaben eine Mah­nwache sowie einen Demon­stra­tionszug durch die Stadt. Organ­isiert wur­den die Ver­anstal­tun­gen von Bürg­er­meis­ter Lothar Bret­ter­bauer (CDU) sowie Land­tagsab­ge­ord­neten und Kirchenvertretern.

Mit dem Protest solle gezeigt wer­den, dass Recht­sex­trem­is­ten in der Stadt nicht erwün­scht seien, sagte der Geschäfts­führer der Stadt­mar­ket­ing GmbH, Jür­gen Höhn. Nach Polizeiangaben zogen etwa 150 Neon­azis durch Lübben. Sie seien mit einem laut­starken Pfeifkonz­ert und Buhrufen emp­fan­gen wor­den. Gle­ichzeit­ig hätte es auch einen Protest­marsch von linken Grup­pen gegeben.

Nach Angaben der Polizei ver­liefen die Ver­anstal­tun­gen weit­ge­hend frei­dlich. Es seien zwei Per­so­n­en aus der linken Szene sowie ein Neon­azi festgenom­men worden.

Stand: 09.12.2006 14:30

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Sturm Oranienburg aufgelöst

Als kleines Niko­laus-Geschenk wur­den am 6. Dezem­ber 2006 die Woh­nun­gen von sieben Mit­gliedern des recht­sex­tremen “Sturm Oranien­burg” durch­sucht. Neben Pro­pa­gan­da-Devo­tion­alien wur­den auch einige Waf­fen (Base­ballschläger, Wurfmess­er, Arm­brust…) sichergestellt. Noch am sel­ben Tag verkün­dete der Anführer der selb­ster­nan­nten “Inter­es­sen­ge­mein­schaft” Johann Mey­er die Auflö­sung des “Sturms”.

Der Sturm Oranien­burg war eine selb­ster­nan­nte Inter­es­sen­ge­mein­schaft junger Recht­sex­tremer aus Oranien­burg und Umge­bung (u.a. Vel­ten, Beetz/Sommerfeld). Gegrün­det wurde der kam­er­ad­schaft­sähn­liche Zusam­men­schluss von dem Oranien­burg­er Toni Gusek und dem Vel­tener Johann Mey­er. Let­zter­er pro­fil­ierte sich zum führen­den Kopf der Gruppe.

Die knapp zehn fes­ten Mit­glieder im Teenag­er-Alter bis Anfang 20 tru­gen ein­heitliche Shirts, Base­caps und Jack­en mit dem Auf­druck in alt­deutsch­er Schrift „Sturm Oranien­burg“ und einem Adler. Mit organ­isierten, öffentlichen Aktio­nen in Oranien­burg trat die Grup­pierung nicht in Erschei­n­ung. Die poli­tis­che Arbeit beschränk­te sich auf gemein­same Fahrten zu Demon­stra­tio­nen in Berlin und Bran­den­burg und der Pla­nung ein­er soge­nan­nten „Oranien­burg Rev­o­lu­tion Zeitung“, die aber nie erschien. Oft wurde sich ein­fach zum „Trinken“ getrof­fen, vorzugsweise in der Oranien­burg­er Kneipe „Mit­ten­drin“ oder in der Oranien­burg­er Woh­nung von Toni Gusek.

Spo­radis­che Unter­stützung erhielt der Sturm Oranien­burg von anderen Bran­den­burg­er Kam­er­ad­schaften, beispiel­sweise aus Cot­tbus. Ihr lokales Feind­bild sahen sie neben linken Oranien­burg­er Struk­turen, in der örtlichen Hip-Hop und Sprayer-Szene, mit denen Kon­flik­te auch gewalt­sam aus­ge­tra­gen wurden.

Am 6. Dezem­ber durch­suchte die Polizei die Woh­nun­gen von sieben Sturm-Mit­gliedern in Oranien­burg, Vel­ten und Krem­men. Neben der Sich­er­stel­lung von zahlre­ichem Pro­pa­gan­da-Mate­ri­alien, beschlagnahmte die Polizei auch Teleskop­schlagstöcke, Base­ballschläger, Wurfmess­er, eine Arm­brust, sowie mehrere Fah­nen. Noch am Tag der Durch­suchun­gen verkün­dete Johann Mey­er die Auflö­sung des Sturm Oranienburg.

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Lübben bekennt Farbe gegen Extremismus

Dr. Ros witha Sching­nitz (CDU) ist seit dem Jahr 1990 Stadtverord­nete in Lübben. Bere­its damals leit­ete sie als Älteste der Abge­ord­neten die kon­sti­tu­ierende Sitzung. Vie­len Lübben­ern ist sie wegen ihrer Arbeit als Kinderärztin bekannt. 

Seit der Diskus­sion der Lübben­er Stadtverord­neten wegen des bevorste­hen­den Auf­marsches der Recht­en, die sich Lübben als Demon­stra­tions­ge­bi­et am 9. Dezem­ber aus­ge­sucht haben, kreisen meine Gedanken darum, ob sich Geschichte immer und immer wieder als eine fatale Kette von Wieder­hol­un­gen, Ver­führun­gen und Irrtümern darstellen muss. Ob jede Gen­er­a­tion ihre eige­nen Erfahrun­gen machen muss und will und nichts aus der Ver­gan­gen­heit ler­nen möchte. Mein Eltern­haus hat mich geformt. Welch großen Schatz es mir ins Leben mit­gegeben hat – Tol­er­anz –, lerne ich immer wieder schätzen.

Ich darf drei Episo­den aus meinem Leben schildern, die mich nicht wenig prägten:

Erstens: Meine Eltern wider­set­zten sich hart­näck­ig dem Nation­al­sozial­is­mus, obwohl mein Vater ursprünglich alter «Stahlhelmer» , also deutschna­tion­al war. Er durfte während der Naz­izeit auf dem Gym­na­si­um nicht mehr Deutsch, nur Latein und Griechisch lehren. Trotz­dem hat­te er in unserem kleinen Saalfeld solch großen, men­schlichen Ein­fluss. Die Fre­undin mein­er Schwest­er, ein begeis­tertes BDM-Mäd­chen, die erst nach dem Abitur erfuhr, ein halb jüdis­ches Adop­tivkind zu sein, wurde durch seinen Ein­fluss nicht nach Buchen­wald trans­portiert , son­dern fast drei Jahre bis zum Kriegsende in Saalfeld bei ein­er Arbeit­skolonne einge­set­zt. Bei uns zu Hause wurde von dem Konzen­tra­tionslager gesprochen und dass Ander­s­denk­ende dort inhaftiert wur­den. Allerd­ings kon­nten wir uns Ver­brechen von der­ar­tig erschreck­en­dem Aus­maß, wie sie später bekan­nt wur­den, unmöglich vorstellen.
Nach dem Krieg hat mein Vater die Wieder­in­be­trieb­nahme des Gym­na­si­ums geleit­et und hat wegen des Man­gels an unbe­lasteten Lehrern für Mitläufer der NSDAP im Lehramt beim Min­is­teri­um gut gesprochen. Wie viel Mut, Kraft und Verzicht diese Hal­tung meinen Eltern abver­langte, kon­nte ich erst später begreifen. Mein Vater starb 1947 an totaler Erschöp­fung. Meine Mut­ter musste die Fam­i­lie durch die schw­eren Nachkriegs­jahre alleine führen.

Zweit­ens: 1953 gab es ein Ereig­nis, das mich an der Tol­er­anz des noch jun­gen DDR-Staates zum ersten Mal zweifeln ließ. Ich war Schü­lerin der zwölften Klasse und wollte das Abitur machen. Da wur­den vier mein­er Mitschüler auss­chließlich wegen ihrer Ange­hörigkeit zur Jun­gen Gemeinde der Schule ver­wiesen. Ich kon­nte meine Empörung nicht ver­hehlen und sollte nur aus diesem Grund von der Schule fliegen. Aber da hat­te man nicht mit der argu­men­ta­tiv­en Schlagfer­tigkeit mein­er Mut­ter gerech­net. Später musste ich viel zu häu­fig immer wieder erleben, wie vie­len jun­gen Men­schen allein wegen ihrer christlichen Gesin­nung ein höher­er Bil­dungsweg ver­schlossen blieb oder nur auf Umwe­gen möglich war. Ganz zu schweigen von den vie­len poli­tisch Ander­s­denk­enden und ihren oft schw­eren Lebenswegen.

Drit­tens: Nach dem Tsch­er­nobylzwis­chen­fall wurde ich zum dama­li­gen Kreis­arzt gerufen, beschimpft, und mir wurde schlimme Strafe und beru­fliche Ent­las­sung ange­dro­ht. Die Ursache: Müt­ter hat­ten mich gefragt, ob sie unbe­den­klich ihren Kindern Milch und Obst anbi­eten kön­nten. Ich hat­te zu antworten gewagt, dass ich mir hierzu erst ein­mal wis­senschaftlich sachkundi­ge Auskun­ft ein­holen müsste. Allein solch eine Äußerung reichte in einem unfreien Regime aus, um sich verdächtig zu machen.

Nun soll am 9. Dezem­ber – für alle Lübben­er erleb­bar – wieder nation­al­sozial­is­tis­ches Gedankengut sich darstellen kön­nen. In ein­er Demokratie wird so etwas ges­tat­tet! Aber nach den Erfahrun­gen während der Naz­izeit mit sys­tem­a­tis­ch­er Aus­rot­tung ganz­er Bevölkerungs­grup­pen, einem verblendet geführten Zweit­en Weltkrieg, dür­fen wir das nicht ohne Gegen­reak­tion zulassen, auch wenn unsere Demokratie Män­gel aufweist.

Ich bitte alle Lübben­er, ihre tol­er­ante, demokratis­che Hal­tung trotz aller Wenns und Abers am 9. Dezem­ber zu bekun­den und sich um 11 Uhr auf dem Mark­t­platz friedlich einzufinden. 

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Führerlos

«Märkische All­ge­meine», 11. Okto­ber 2006: Der Gewin­ner des höch­sten in Deutsch­land je aus­bezahlten Jack­pots sei ein 41-jähriger Krankenpfleger aus West­falen, teilt die fed­er­führende Land Bran­den­burg Lot­to GmbH mit. Die Reko­rd­summe von 37,6Millionen
Euro geht damit in den Westen.

EIGENTLICH WUSSTEN ANDREAS UND SEINE FREUNDE, dass etwas im Tun war. Sie hat­ten schon am Nach­mit­tag beobachtet, wie die Recht­sex­tremen sich beim «Lin­den­hof» besammelten.
«Aber wir dacht­en, die haben das Übliche im Sinn», sagt Andreas: mit dem Auto vor dem Jugend­haus aufkreuzen, Faschogebrüll, Flaschen wer­fen und so. Also küm­merten sie sich nicht weit­er darum. Sie saßen den ganzen Abend des 3. Juni 2005 draußen vor dem Jugend­haus, einst für die Direk­toren der IG Far­ben an bevorzugter Lage am See von Prem­nitz erbaut, nun zum Tre­ff­punkt für den lokalen Nach­wuchs umfunk­tion­iert. «Dann kam auf ein­mal dieser Angler und sagte uns, wir soll­ten uns ins Innere zurückziehen, da gebe es welche, die uns plattmachen wollen.»
Über ein Jahr ist sei­ther ver­gan­gen. Andreas ste­ht am sel­ben Ort wie damals der Angler. Herb­st­mor­gen, Nebel­wass­er tropft von den Buchen, grau glänzt der Seespiegel. «Der Mann hat hier gefis­cht, als sich in sein­er Nähe eine Gruppe von Glatzen ver­sam­melte und ihren Plan zu ver­han­deln begann.» Irgend­wann bemerk­ten sie den Schat­ten und riefen in die Dunkel­heit, wer immer da ste­he, er solle sich bess­er ver­pis­sen, hier werde gle­ich etwas passieren. Der Angler ging und avisierte die Polizei. Und er ging hinüber zum Jugend­haus und warnte die Jugendlichen. Schließlich sei die Polizei gekom­men und habe jene Glatzen eingepackt, die nicht davonger­an­nt waren, ein halbes Dutzend aus Prem­nitz, der Rest aus der Umge­bung, Rathenow und so, sechzehn ins­ge­samt, fährt Andreas fort. Aber die Base­ballschläger und den Ben­zinkanis­ter fand erst die Kripo, am näch­sten Tag. Dann wurde auch klar, dass das hier mehr als nur eine Raufer­ei hätte wer­den sollen. Viel mehr. Andreas ist zusam­men mit den Glatzen aufgewach­sen. Sie kämpften sich nebeneinan­der die Klet­ter­stange hoch, oder sie kan­nten sich zumin­d­est von der Strasse. Nun ist er vierundzwanzig und ein Link­er, ein Alter­na­tiv­er, eine Zecke. So beze­ich­nen ihn die Faschos, die Neon­azis, die Recht­sex­tremen von Premnitz.
Weshalb wird man hier links? Weshalb wird man rechts? Weshalb ste­ht auf Andreas´ Kapuzen­shirt «Wel­come Refugees» und nicht «White Pow­er»? – Mann, du stellst Fragen!

«Süd­deutsche Zeitung», 23. April 2006: Eine Woche nach dem ras­sis­tis­chen Über­fall auf Ermyas M. in Pots­dam hat sich dessen Gesund­heit­szu­s­tand leicht sta­bil­isiert. Die Ärzte stell­ten fest, dass er mit Unter­stützung ein­er Beat­mungs­mas­chine erste eigene Atemzüge machen kann.

DIE FAHRT VON BERLIN NACH PREMNITZ quert das Land der Hav­el mit dre­itausend Seen, gesäumt von weit­en Schil­fgürteln, darin Biber und Seeadler. Im Hin­ter­grund grüssen die roten Ziegeldäch­er der Dör­fer, ent­lang der Geleise ste­hen ver­lassene Ställe der ehe­ma­li­gen LPG, der Land­wirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften.
Nach ein­er Stunde hält der Zug. Vier der fünf Geleise sind ros­trot; das ein­stige Bahn­hofge­bäude mit der Auf­schrift «Prem­nitz Hbf» ste­ht leer. Erset­zt wird es durch ein Warte­häuschen, auf dessen Bank sich ein halbes Dutzend Per­so­n­en zusam­men­drän­gen kann. Sofern es noch so viele Reisende gibt. Dafür ist das Häuschen in der­sel­ben Glas-Stahl-Architek­tur gebaut wie das glanzvolle Regierungsvier­tel der Haupt­stadt, und es ist ein­er der weni­gen Beweise dafür, dass die Wende auch diese Ecke Bran­den­burgs erre­icht hat. Die Fir­ma «Secu­ri­ty R. Zarnikow» wache über die Ruhe der still­gelegten Schienen, besagt ein Schild.
Der Bahn­hof war einst der Umschlag­platz des Volk­seige­nen Betriebs Chemiefaser­w­erk Friedrich Engels. So hieß das Kom­bi­nat, das aus den weit­en Kiefer­n­wäldern her­aus­geschla­gen wor­den war, die gesamte Repub­lik mit Tex­tilien ver­sorgte und den Land­fleck­en Prem­nitz zur Kle­in­stadt machte. Sieben­tausend Men­schen gin­gen durch die Tore I bis IV, drei Schicht­en an sieben Tagen.
Ent­lang der Hav­el ent­standen in nur ein­und­siebzig Tagen Plat­ten­baut­en, und an der Farbe des Fluss­wassers kon­nten die Arbeit­er am Abend erken­nen, ob sie Rot, Grün oder Blau gemacht hatten.
In der Freizeit trieb man Sport beim TSV Chemie, holte den Titel als Lan­desmeis­ter im Bowl­ing, oder man sah sich im Kul­turhaus ein Stück an, das vom Prem­nitzer Zirkel schreiben­der Arbeit­er ver­fasst wor­den war: «Kalle – König der Stadt». Es han­delte von einem Halb­starken und seinem Motorrad.
Andreas startet seinen Peu­geot. «Wäre hier nicht meine Heimat, gäbe es keinen Grund zum Bleiben.» Auf der Rück­bank drän­gen sich Regi­na, Bernd und Her­bert. Auch sie gehören zur Szene der­er, die jeden Tag mit einem Gefühl der inneren Erfül­lung ins Bett gehen wollen: etwas Sin­nvolles tun, helfen, die Welt teilen, so unge­fähr. Dazu gehört, dass sie manch­mal mit der Soko Tomeg Streife fahren, der Son­derkom­mis­sion Täteror­i­en­tierte Maß­nah­men gegen recht­sex­treme Gewalt. Nun machen sie sich auf den Weg, um im Zen­trum von Prem­nitz ein paar Dön­er zu kaufen, vor­bei an der Bushal­testelle bei der Kirche, angeschrieben mit «irch», vor­bei an den gedrun­genen Fis­cher­häusern des alten Dorfteils, in den Fen­stern Porzel­lan­nippes und Kupfer­kesselchen mit Zyk­la­men, vor­bei an der großen Sporthalle mit der Auf­schrift «Objekt geschützt durch Secu­ri­ty R. Zarnikow», vor­bei an strup­pi­gen Besen, die für das taumel­nde Laub bereitstehen.
Hier wird der Herb­st nicht wegge­blasen, hier wird noch gewis­cht. Und das Zen­trum? «Das biss­chen da», sagt Andreas.
Einige neue, schneeweiß ver­putzte Häuser mit neuer Einkauf­s­pas­sage um einen neuen Platz. Ein­mal in der Woche stellen Mark­t­fahrer ihre Stände auf. Es sind haupt­säch­lich Chi­ne­sen und
Roma. Sie verkaufen vor allem Billigkleider.
Dann biegt er in die Goethe-Strasse ein, wo der «Lin­den­hof» ste­ht, der Tre­ff­punkt der Neon­azis; im Innern Glücksspielau­to­mat­en, Deutsch­land­fäh­nchen und eine Holzbar, an der ein Kind liest: «M – a – m – a». Eine Gruppe ste­ht draußen an den Zaun gelehnt, Tarn­jack­en über den Lons­dale-Shirts: «White Power».
Klar ken­nen sie Andreas´ Peu­geot, genau so, wie er ihre Autos ken­nt. Prem­nitz ist ein Dorf. Andreas fragt: «Ob wir da vorbeikommen?
» Er star­rt auf das Kopf­steinpflaster. Aber sie reagieren nicht, auch sie schauen unbe­wegt ger­adeaus, als sei die Straße leer. «24 h Notruf-Leitzen­trale», besagt die Zarnikow-Tafel vor
der Kneipe. Der «Lin­den­hof» ist nicht ein­mal eine Kneipe, er ist eine Höh­le, ein Loch.

«Märkische All­ge­meine», 30. Sep­tem­ber 2006: Im Ver­gle­ich zum
Bun­des­ge­bi­et hat die Region Havel­land mit 4,2 Prozent den höchsten
Kranken­stand. Beden­klich ist die Zahl psy­chis­ch­er Erkrankungen.
Sie stieg um 30 Prozent.

WER VOM RECHTSEXTREMISMUS IN PREMNITZ nichts spüren will, spürt nichts. Das ist Andreas und seinen Fre­un­den zu ver­danken. Seit Jahren reini­gen sie den Ort von allen Hin­weisen. Plakate reißen sie weg, Autos mit Nazi-Slo­gans wie «Meine Ehre heisst Treue» melden sie der Polizei. Aufk­le­ber ent­fer­nen sie mit Messern, Schrauben­ziehern und Fin­gernägeln. Manch­mal sind es einige wenige, manch­mal zehn; seit Anfang Jahr sind es ins­ge­samt gegen tausend: «Frei­heit für alle gefan­genen Nation­al­is­ten!», «Ein neues Deutsches Reich», «Deutsch­land uns Deutschen», «Arbeit macht frei». Einzelne sind konkret gegen bes­timmte Per­so­n­en gerichtet, etwa gegen den hör­be­hin­derten Eugen: «Eugen, du
brauchs
t kein Hörg­erät, denn mit dir will sowieso nie­mand sprechen! » Andere zeigen eine Roma-Fam­i­lie: «Wir müssen draußen bleiben.» Andreas und seine Fre­unde notieren jedes Stück und pub­lizieren die Liste samt Fotos im Inter­net. Damit nichts vergessen geht: Im KZ von Bran­den­burg, eine halbe Stunde ent­fer­nt, sind sein­erzeit im Ver­laufe der Säu­berungsak­tio­nen der Nazis 9772 behin­derte Men­schen ermordet worden.
Doch das ist nur die Ober­fläche. Nach­dem zu DDR-Zeit­en Recht­sradikalis­mus als ein aus dem West­en importiertes Phänomen gegolten und man die Anhänger auf die andere Seite der Mauer abgeschoben hat­te, fan­den in Prem­nitz drei Jahre nach der Wende die ersten Über­griffe statt. Eine Gruppe Neon­azis lauert einem jun­gen Linken auf und knüp­pelt ihn zusam­men. Der Mann muss für zwei Wochen ins Kranken­haus; die Schläger wer­den zu Geld­strafen zwis­chen 50 und 100 DM verurteilt. Die Tat spornt an, und die Szene begin­nt sich zu organ­isieren. Im Prem­nitzer Jugend­klub liegt regelmäßig das Blatt «Der Angriff» auf, eine Kopie der ein­sti­gen «Gauzeitung» der Berlin­er NSDAP, später kommt ein «9‑Punk­te-Plan zur Aus­län­der­rück­führung» dazu.
Nach weit­eren gewalt­täti­gen Attack­en set­zt die Staat­san­waltschaft die Rädels­führer für mehrere Jahre hin­ter Gitter.
Die Wirkung bleibt ger­ing. Im März 2000 drin­gen Recht­sex­treme erst­mals in den Jugend­klub ein und schla­gen ohne Vor­war­nung zu. Im Som­mer des­sel­ben Jahres wird die «Kam­er­ad­schaft Hauptvolk» gegrün­det, zu deren Pro­gramm es gehört, die Deutschen als über­legenes Volk und den Holo­caust als Schwindel zu beze­ich­nen. Im gle­ichen Zeitraum wer­den mehrere ihrer Mit­glieder vom Prem­nitzer Sicher­heit­sun­ternehmen Zarnikow angestellt.
Die im Ort all­ge­gen­wär­tige Fir­ma kon­trol­liert nicht nur die meis­ten Fir­men im Indus­triegelände, das Sta­dion, die Super­märk­te und Teile der Bah­nan­la­gen, sie übern­immt auch den Sicher­heits­di­enst an Volks­festen, und das Schild mit den bei­den Schw­ert­ern hängt sog­ar vor dem Polizeiposten. Im Havel­land beauf­sichti­gen Neon­azis das Volk, und sie bewachen die Hüter von Recht und Ord­nung; sie sind mit­ten in der Gesellschaft.
Zu laut­starken Protesten kommt es erst, als die Fir­ma den Auf­trag erhält, auch das Flüchtling­sheim im benach­barten Rathenow zu kon­trol­lieren. Der Ver­fas­sungss­chutz mis­cht sich ein, und Zarnikow sieht sich gezwun­gen, seine Leute abzuziehen. Den Neon­azis kündigt er. Am Geschäftssitz präsen­tiert er jedoch weit­er­hin Fotos, die Mit­glieder der «Kam­er­ad­schaft Hauptvolk» in den schwarzen Zarnikow-Uni­for­men zeigen. Alle seine Angestell­ten hät­ten polizeiliche Führungszeug­nisse, sagt er. «Was sie denken und am Feier­abend tun, kann ich nicht über­prüfen.» 2004 wird sein Sohn wegen eines Angriffs mit recht­sradikalem Hin­ter­grund zu zwei Wochen Jugen­dar­rest verurteilt.
Das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um hat die «Kam­er­ad­schaft Hauptvolk» inzwis­chen ver­boten. Mit dem Effekt, dass zwei neue Vere­ini­gun­gen gegrün­det wur­den, die «Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz» im Juni und der «Nationale Wider­stand Prem­nitz» im Sep­tem­ber 2006.

Bemerkung auf der Web­seite «Nationaler Wider­stand Premnitz»
anlässlich der Online-Schal­tung: «Wir wer­den die Seite natür­lich noch ver­gröSSern. Hand zum GruSS.»

IM PASSAT-KOMBI VON MIKE STAMPEHL läuft Radio Berlin-Bran­den­burg, easy lis­ten­ing am frühen Nach­mit­tag. Stam­pehl ist Wirtschafts­förder­er von Prem­nitz, studiert­er Betrieb­swis­senschafter und durch die Schule der Nationalen Volk­sarmee gegan­gen. Dass er nicht selb­st aus Prem­nitz stammt, empfind­et er als Vorteil.
Stam­pehl macht die Tour für Fir­men­vertreter, die nach gün­sti­gen Stan­dorten für Nieder­las­sun­gen suchen. Also fährt er über die Karl-Marx-Strasse ins Indus­triegelände, vor­bei an der ver­lasse­nen DDR Kindertagesstätte mit ihrem über­wucherten Spielplatz, angeschrieben mit «Kinder­stadt Neues Leben», vor­bei am Dampfrohr mit dem gesprayten Spruch «Prem­nitz muss ster­ben». Dann dreht er ab in Rich­tung der end­losen Kiefer­n­wälder, wo sich die neuen Unternehmen ange­siedelt haben, etwa die Adsor, Her­stel­lerin von Aktivkohle für High­tech-Anwen­dun­gen. Ein sen­sa­tionelles Pro­dukt, plus sechzig Arbeit­splätze. Und hier die Havel­ländis­che Zink-Druck­guss, auch sehr inno­v­a­tiv, höch­ste Präzi­sion, plus achtund­sechzig Arbeit­splätze. Und dort der Kun­st­stoff-Recy­cling­park, der das PET von Lidl und Aldi ver­ar­beit­et. Stam­pehl rech­net: «Ins­ge­samt haben wir jet­zt dreiund­vierzig Fir­men. Das ist bess­er als früher. Damals hat­ten wir nur das Kom­bi­nat, und als das ins Hus­ten kam, stand gle­ich alles auf dem Spiel. Sieben­tausend Arbeit­splätze! Wir sind durch ein tiefes Tal der Trä­nen gegan­gen, und ja, zwanzig Prozent sind immer noch arbeit­s­los, aber das heisst auch: Achtzig Prozent haben wieder zu tun! Wir sind wieder wer! Man muss, ver­dammt noch mal, ein­fach aktiv sein.»
Als Stam­pehl den Wagen wen­det, schiebt sich eine Indus­triebrache mit Unkraut vor die Wind­schutzscheibe. Hier gren­zte einst Fab­rikhalle an Fab­rikhalle, jede zehn­tausend Quadrat­meter groß, zwölf­tausend gar. Jet­zt herrscht Stille unter dem grauen Herbsthimmel.
Die Leere wird einzig durch­brochen von jenen let­zten Ruinen, bei denen man nicht weiß, wie es um die Schad­stoff­be­las­tung der Mauern ste­ht. Also rührt man sie nicht an. Tauben­schwärme kreisen um die Schlote, auf dem Asphalt liegen über­fahrene Igel: ein­er, zwei, drei. Wo sind die Men­schen, die hier einst arbeit­eten? Stam­pehl antwortet: «Wer flex­i­bel ist, der ist gegangen.»

«Märkische All­ge­meine», 21. Sep­tem­ber 2006: Nach den Wahler­fol­gen der NPD zeigten sich die Vertreter der etablierten Parteien bestürzt.
Doch zeit­gle­ich dro­ht in Bran­den­burg das «Net­zw­erk gegen rechts» zusam­men­zubrechen. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive hat seinen Mitar­beit­ern zum 31. Dezem­ber gekündigt.

BEZÜGLICH RECHTSEXTREMER ANGRIFFE ste­ht Bran­den­burg in Deutsch­land an zweito­ber­ster Stelle. Eine Befra­gung von Wahlberechtigten aus dem Jahr 2005 leuchtet den Hin­ter­grund aus. Die Reak­tio­nen auf Fest­stel­lun­gen wie «Der Nation­al­sozial­is­mus hat­te auch seine guten Seit­en» oder «Es gibt wertvolles und unwertes Leben» zeigen, dass in Bran­den­burg rund ein Vier­tel der Bevölkerung die Ide­olo­gie der Naz­izeit befür­wortet. Ein Drit­tel der Befragten wün­scht sich sog­ar eine Dik­tatur zurück: «Wir soll­ten einen Führer haben, der Deutsch­land mit stark­er Hand regiert.» Eben­so viele vertreten eine frem­den­feindliche Hal­tung, obwohl der Aus­län­der­an­teil im gesamten Bun­des­land – exklusive
Asyl­suchen­der – nur 1,9 Prozent beträgt. Zusam­menge­fasst stellen die Befrager bei zwölf Prozent der Bevölkerung ein «recht­sex­tremes Poten­zial» fest, dop­pelt so häu­fig wie in der Hauptstadt.
Geschlechtsspez­i­fis­che Unter­schiede zeigen sich kaum; jedoch find­en sich recht­sex­treme Posi­tio­nen vor allem bei Schu­la­bgängern mit tiefem Bil­dungsniveau. Bei Jugendlichen ist das Poten­zial ver­gle­ich­sweise ger­ing, es ver­dop­pelt sich bei der näch­sten Alters­gruppe, den 25- bis 34-Jähri­gen, um schließlich bei Wäh­lern und Wäh­lerin­nen im Rentenal­ter das Max­i­mum zu erreichen.
Der Nach­wuchs Bran­den­burgs exeku­tiert, was ihm am Mit­tagstisch einget­richtert wird. Weshalb gibt es Recht­sex­trem­is­mus in Prem­nitz? Was ist sein Nährbo­den? Drei Antworten aus drei Perspektiven.
Der Maler­meis­ter: Jür­gen Rit­ter wohnt am Puschkin-Weg, in einem Ein­fam­i­lien­haus, das mit seinen dick­en Tep­pichen und Nuss­baum­mö­beln Wohl­stand ver­rät. 1949 war er aus der Lager­haft in Sibirien zurück­gekehrt, heiratete und eröffnete sein Geschäft.
Rit­ter sagt: «Sechzig Stun­den am Tag h&aum
l;tten wir vor der Wende arbeit­en kön­nen, so viel gab es zu tun. Die Jugendlichen hat­ten alle ihre Aus­bil­dung und ihren Arbeit­splatz. Wer trank, wurde vom VEB aufge­fan­gen. Einziger Nachteil von damals: Wir waren einges­per­rt. Heute ist alles anders. Die Jugendlichen wis­sen gar nicht, was machen. Da ist nur Leere und Verzwei­flung. Deshalb pla­nen sie Bran­dan­schläge – wie damals.» Seine Frau Simone fügt an: «Wir nah­men uns noch Zeit für unsere Kinder. Aber wenn schon die Eltern mit dem Leben nicht zurechtkom­men, wie sollen es dann die Kinder? Heute ist die Jugend traurig.»
Der Direk­tor: Michael Schön­berg ist auch am Sam­stag im Büro. Seinen Betrieb, die Havel­ländis­che Zink-Druck­guss GmbH, hat er nach der Wende aufge­baut; für einen Ostler eine schwierige Sache, bemerkt er. Schön­berg ist ein Men­sch, der gerne lacht. In sein­er Freizeit engagiert er sich in der Jugen­dar­beit: «Das The­ma Recht­sex­trem­is­mus wird aufge­bauscht. Bei unserem let­zten Sied­lungs­fest kam die Polizei mit fünf Ein­satz­fahrzeu­gen wegen ein­er blu­ten­den Nase. Das ist völ­lig über­trieben, das sind doch alles Bagatellen. Dabei gibt es Grund für den Ärg­er. Die Neger, die hier ankom­men, erhal­ten sofort Geld. Der Aus­län­der wird auf dem Tablett getra­gen. Es gibt keine Gle­ich­berech­ti­gung. Die Deutschen ver­suchen sich gegen dieses über­triebene soziale Engage­ment zu wehren.» Genau so sei es, pflichtet eine Autoverkäuferin bei, die Schön­berg zu früh zu seinem näch­sten Ter­min bestellt hat: «Der Türke, unser Konkur­rent, kann sich erlauben, was für uns unmöglich ist. Ihm geht es hier bess­er als den Deutschen, weil er Aus­län­der ist. Was ist das für ein Land?»
Die Tex­tilin­ge­nieurin: Hilde­gard Seeger ist nur nach Prem­nitz gekom­men, weil sie aus ein­er als kap­i­tal­is­tisch gel­tenden Fam­i­lie stammt und deshalb hier­hin «eingewiesen» wurde, wie sie sagt. Sie ist in der Acryl­faser­forschung tätig und spielt Geige auf Konzertniveau.
Ihr Übungsraum befind­et sich im Kul­turhaus beim ein­sti­gen Tor II, das immer noch mit Möbeln aus der DDR-Zeit ein­gerichtet ist: «Die extremen Rich­tun­gen sind ganz gross­er Mist. Das wis­sen wir inzwis­chen doch. Hier bei uns ist die SA aufer­standen, die
Sturmabteilung der Nazis. Aber die gefährlichen Recht­sex­tremen sind nicht unsere Jugendlichen, son­dern die mit Hemd und Krawatte.
Diese Rat­ten­fänger kom­men alle aus dem West­en, alle. Sie erkan­nten das Vaku­um sofort. Wenn man den Ack­er nicht bestellt, dann wächst das Unkraut.»

«Der Tagesspiegel», 19. Sep­tem­ber 2006: Das Land Bran­den­burg stellt für die Biografie von No¨elMartin 5000 Euro bere­it. Am 16. Juni 1996 hat­ten Neon­azis den Schwarzen in seinem Auto ange­grif­f­en; sei­ther ist er vomHals abwärts gelähmt. Noel Mar­tin hat angekündigt, sich an seinem näch­sten Geburt­stag das Leben zu nehmen.

DIE GERÄUSCHE IN DER PREMNITZER NACHT stam­men von fal­l­en­den Kas­tanien, sie drin­gen aus der Bar Elfme­ter, und sie wer­den vom Wind erzeugt, der in die Rol­l­lä­den des Asia-Shops
gle­ich neben dem «Lin­den­hof» fährt. Die Läden wer­den jeden Abend herun­terge­lassen, seit die Scheiben einge­wor­fen wor­den sind. Irgend­wo startet ein Motor. In der Ferne fin­gert gelbes Licht über den reglosen Seespiegel, es kommt aus dem Jugendhaus.
Andreas und seine Fre­unde sind noch an der Arbeit. Sie haben die Möbel unter Plas­tic zusam­mengerückt und malen eine Land­schaft mit Pal­men an die Wand.
Die Welt hier ist größer gewor­den seit der Wende, die Heimat klein­er. Von den einst drei Schulen ist noch eine geöffnet. Zehn­tausend Ein­wohn­er hat­te der Ort früher, heute sind es noch achttausend.
Prem­nitz kämpft. Die ver­lasse­nen Häuser mit ihren toten Fen­stern wer­den abgeris­sen, Plat­ten­baut­en erhal­ten far­bige Balkone, und in das Umfeld des neuen Bahn­hofs hat die Ver­wal­tung 350 000 Euro investiert; nun gibt es hier sog­ar eine südliche Stim­mung ver­bre­i­t­ende Per­go­la, Eröff­nung war am 10. November.
Doch die neue Fröh­lichkeit ist wie Schminke, die die Trau­rigkeit im Gesicht des Clowns überdeckt.
Geblieben ist, wer sich in Prem­nitz begraben lassen will. Geblieben ist, wen die Zukun­ft vergessen hat. Und geblieben ist der Recht­sex­trem­is­mus: Die Wis­senschaft ver­mutet als Ursache eine Nach­wirkung der autoritären, weit­ge­hend vom Staat über­nomme­nen Erziehung der DDR-Zeit mit ihrem sehr hohen Anpas­sungs­druck bei gle­ichzeit­iger Aver­sion gegen alles Fremde. Das Ende des Staates hat ein Vaku­um hin­ter­lassen, das vom West­en wed­er materiell noch ideell genü­gend schnell aufge­füllt wer­den kon­nte, mit dem Ergeb­nis, dass die nie ganz vergessene Ide­olo­gie des Drit­ten Reich­es zur einzi­gen rasch greif­baren Ersat­zlö­sung wurde.
Zur Menge der Ori­en­tierungslosen gesellt sich die Flutwelle der Mod­ernisierungsver­lier­er. An ihnen ist die Wiedervere­ini­gung als eine Abfolge leer­er Ver­sprechen vor­beige­zo­gen. Je älter die Betrof­fe­nen, desto größer die Not. Die Verzwei­flung schlägt sich in einem sim­pli­fizierten Welt­bild mit ein­er entsprechend eindi­men­sion­alen Pro­jek­tion der Ver­ant­wor­tung nieder: Schuld an der Sit­u­a­tion ist, wer anders aussieht und anders denkt. Der Vol­lzug der Rache an den Verur­sach­ern wird dabei an die Jugend delegiert, die, überzeugt von ihrer eige­nen Min­der­w­er­tigkeit, jede Fähigkeit zur Empathie ver­liert und Anschläge von kaum vorstellbarer
Grausamkeit und Empfind­ungslosigkeit verübt.
Irgend­wo unter dem Plas­tic liegt auch die neue Hau­sor­d­nung des Jugend­haus­es. Nach dem ver­sucht­en Bran­dan­schlag im Som­mer let­zten Jahres ist sie geän­dert wor­den und besagt nun, dass «in Auswer­tung der Ereignisse vom 3. Juni» Hausver­bote aus­ge­sprochen wer­den kön­nen, und zwar gegen Per­so­n­en, die «per­ma­nent tätliche Auseinan­der­set­zun­gen haben und das Jugendzen­trum und sein Gelände als Rück­zugs­ge­bi­et anse­hen». Der Wisch macht
die Fre­unde rat­los. Regi­na bläst den Rauch an die Decke, Her­bert gäh­nt, Bernd und Andreas star­ren auf die Pal­men. Was soll das heißen? Was haben sie falsch gemacht? Wer genau ist da per­ma­nent gewalt­bere­it? Und: Ist es ihnen kün­ftig also ver­boten, in diesem Haus Schutz zu suchen, soll­ten die Faschos, die Recht­sex­tremen, die Neon­azis wieder mit Molo­tow­cock­tails am Ufer ste­hen wie im Vor­jahr? Falls ja, weshalb? Die Anklage der Staat­san­waltschaft gegen die Glatzen lautet auf Verabre­dung zum Mord.

Hin­weis: Namen und Umfeld der Per­so­n­en, die sich kri­tisch über Recht­sex­trem­is­mus äußern,
wur­den geändert. 

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