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Der Mord, die Stadt und die Folgen

Tem­plin (ipr) Seit Mitte 2007 gab es zahlre­iche Über­griffe aus der recht­en Szene Tem­plins auf junge Linke, Punker und Men­schen mit dun­kler Haut­farbe. Durch den bru­tal­en Mord an Bernd K. am 22. Juli 2008 wurde diese gewalt­tätige Szener­ie Tem­plins ans Tages­licht gez­er­rt. Ein Jahr nach der Tat scheint sich nun die Lage beruhigt zu haben. Gegenrede.info ver­sucht einen Überblick über das zurück­liegende Jahr zu geben.

Die Jus­tiz

Vier rechte Tem­plin­er Gewalt­täter sitzen derzeit in Haft. Der damals unter Bewährung ste­hende Pot­zlowtäter Sebas­t­ian F. hat­te den Anfang gemacht. Zweimal besof­fen auf dem Fahrrad erwis­cht, brachte ihn in Unter­suchung­shaft. Danach kamen zwei Kör­per­ver­let­zun­gen und ein „Heil Hitler“ ans Tages­licht. Der Richter nan­nte den kon­se­quent in Londs­dale-Klei­dung gehüll­ten Mann eine „tick­ende Zeit­bombe“ und schick­te ihn für 29 Monate ins Gefängnis.

Bernd Ks Mörder, Sven P., und dessen Mit­täter Chris­t­ian W., die in einem quälen­den, zwölf Sitzungstage andauern­den Prozess zu zehn Jahren Jugend­haft und neun Jahren und drei Monat­en Gefäng­nis verurteilt wor­den sind, haben in der ersten Juli­woche ihr schriftlich­es Urteil zugestellt bekom­men. Die Anwälte haben nun bis Anfang August Zeit, die angekündigte Revi­sion zu begründen.

Patrick K., der Mitte let­zten Jahres dem polizeilichen Druck in Tem­plin aus­gewichen war und seine Aktiv­itäten in andere Uck­er­märkische Städte wie Pren­zlau und Lychen und kurz darauf in die Unter­suchung­shaft ver­legt hat­te, darf für min­destens zwei Jahre über seine Tat­en in ein­er Zelle nachdenken.

Hinzu kommt noch der auch vor Gericht sich als Recht­sex­trem­ist beken­nende Roman A. Der mehrfach vorbe­strafte Gewalt­täter aus dem zehn Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Milmers­dorf hat­te am 10. August 2008 in Tem­plin einen 16-Jähri­gen ohne Grund zusam­menge­treten. Die Tat erregte wegen ihrer Bru­tal­ität und ihrer zeitlichen Nähe zum Mord an Bernd K. bun­desweites Auf­se­hen. Er muss für drei Jahre und sechs Monate hin­ter Gitter.

Loli­ta Lodenkäm­per, Press­esprecherin der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin, nen­nt das die Null-Tol­er­anz-Maxime ihrer Behörde und kündigt an: „Wir wer­den weit­er­hin mit hohem Ver­fol­gungs­druck und großem Engage­ment jede recht­sex­treme Straftat zügig vor Gericht bringen!“

Ein weit­er­er rechter Schläger, der das bere­its zu spüren bekom­men hat, ist Matthias M. Er hat­te es inner­halb von neun Monat­en auf acht Gewalt­tat­en gebracht und wurde im Juni diesen Jahres zu ein­er Gesamt­strafe von zwei Jahren und 6 Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Er hofft nun, dass eine Beru­fungsver­hand­lung vor dem Landgericht Neu­rup­pin, ihn vor dem Knast bewahrt.

Die Beru­fung hat­te seinem älteren Brud­er Mar­tin M. im Novem­ber 2008 schon den Haf­tantritt erspart. Seine Strafe wurde im Beru­fungsver­fahren zur Bewährung aus­ge­set­zt. Maßge­blich ver­ant­wortlich dafür war ein Brief des Kreisju­gend­wartes des Kirchenkreis­es Templin/Gransee. In diesem Brief bescheinigte er Mar­tin M. eine pos­i­tive Entwick­lung, die sog­ar dazu geführt habe, dass er Mar­tin M. für ein Rock­konz­ert in Tem­plin Ord­ner­funk­tio­nen über­tra­gen werde. Eine jährlich wiederkehrende Ver­anstal­tung im Rah­men der öku­menis­chen Friedens­dekade, die noch im 2007 von Mar­tin M. und seinen recht­en Gesin­nungsgenossen ange­grif­f­en wor­den war. Die Ver­anstal­tung ver­lief im let­zten Jahr friedlich. Und Mar­tin M. ist seit dieser Gerichtsver­hand­lung auch nicht mehr durch Gewalt­tätigkeit­en aufgefallen.

Es gab noch weit­ere Einzeltäter, die mit Bewährungsstrafen und Straf­be­fehlen belegt wor­den sind. Und es gab auch den Nach­wuchs. Ein sechzehn­jähriger Teenag­er, der das am Boden liegen­des Opfer getreten hat­te, nach­dem es von Matthias M. nierdergestreckt wor­den war. Der Bursche erhielt eine Ermah­nung, und das Ver­fahren wurde eingestellt.

Die Polizei

Für den Leit­er der Tem­plin­er Polizei­wache, Har­ald Löschke, hat sich qual­i­ta­tiv einiges in der Stadt verbessert. Die Kom­mu­nika­tion zwis­chen Bürg­er­meis­ter und Polizei funk­tion­iere mit­tler­weile gut. Nach dem Mord habe man sich alle zwei Wochen getrof­fen, im Augen­blick reiche ein Tre­f­fen alle vier Wochen, um sich über die Lage auszu­tauschen. Eines hebt er beson­ders her­vor: „Die Bürg­er nen­nen neuerd­ings ihren Namen, wenn sie bei uns anrufen, um einen Vor­fall zu melden. Das gab es vorher nicht.“ Es habe in diesem Jahr in Tem­plin eine poli­tisch motivierte Gewalt­tat gegeben, ergänzt er. Son­st lediglich ein paar rechte Propagandadelikte.

Bei der Gewalt­tat han­delte es sich um einen Angriff auf einen Reporter der „Tem­plin­er Zeitung“, den der Täter im Suff für ein Aus­län­der gehal­ten hat­te. Bei dem von Staat­san­waltschaft und Gericht zügig durchge­zo­ge­nen Ver­fahren wegen Voll­rausches attestierte der Richter dem bish­er nur wegen Trunk­en­heits­de­lik­ten aufge­fal­l­ene Täter eine latente Aus­län­der­feindlichkeit. Ein Prozess über den in der „Tem­plin­er Zeitung“ übri­gens nicht berichtet wurde.

Bere­its im Jan­u­ar hat­te Matthias M. wieder „unpoli­tisch“ zugeschla­gen, was ihm trotz­dem eine sofor­tige Vor­führung beim Haftrichter ein­brachte, der allerd­ings dem Antrag auf Unter­suchung­shaft nicht zus­timmte. Die Anklageer­he­bung in diesem Fall ste­ht kurz bevor.

Eines möchte Har­ald Löschke ganz deut­lich sagen: „Wir hal­ten die ver­stärk­ten polizeilichen Maß­nah­men, die wir im Novem­ber 2007 auf­grund der gewalt­täti­gen recht­en Szene einge­führt haben, weit­er­hin aufrecht.“ Eines werde man von ihm bes­timmt nicht mehr hören: „Wir haben diese Szene voll im Griff.“

Die Stadt

Bürg­er­meis­ter Ulrich Schoene­ich, der noch kurz nach dem Mord die rechte Szene als eine Erfind­ung der über­re­gionalen Presse gebrand­markt hat­te und dafür aus der Lan­desregierung und durch Jour­nal­is­ten mas­siv kri­tisiert wor­den war, zeigt sich heute geläutert und unter­stützt ener­gisch bürg­er­lich­es Engage­ment für Demokratie in sein­er Stadt.

Dass sich die Kom­mu­nika­tion zwis­chen Polizei und Stadtver­wal­tung verbessert habe, bestätigt auch er. Schoene­ich erin­nert an zahlre­iche Aktio­nen, die nach dem Mord ini­ti­iert wor­den sind: Das Bene­fizkonz­ert am Pub, das Demokratiefest vor den Kreistag­wahlen, zu dem Jugendliche aufgerufen hat­ten und das zu ein­er regelmäßi­gen Ver­anstal­tung wer­den soll, Ver­anstal­tun­gen der Friedrich-Ebert-Stiftung und des CDU-Bun­destagsab­ge­ord­neten Jens Köp­pen, oder eine Diskus­sion­srunde zum Umgang mit Recht­sex­tremen am Tem­plin­er Gym­na­si­um. Es gab eine nicht öffentliche Ver­anstal­tung mit Ver­fas­sungss­chutz und Stadtverord­neten und eine Schu­lung für sämtliche Mitar­beit­er der Stadtver­wal­tung in Sachen Rechtsextremismus.

Wir haben eine Stab­stelle für Demokratieen­twick­lung und Tol­er­anz geschaf­fen, die mir direkt unter­stellt ist.“ ergänzt er. „Wir beteili­gen uns seit Anfang des Jahres im Begleitauss­chuss des Lokalen Aktion­s­planes (LAP) Uck­er­mark, der im Land­kreis die Mit­tel aus dem Bun­de­spro­gramm „Vielfalt tut gut“ im Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus vergibt.“

Große Hoff­nun­gen set­zt Ulrich Schoene­ich in eine Sozial­rau­m­analyse, die mit Unter­stützung eben jenes LAP von Wis­senschaftlern in Tem­plin und seinen Ort­steilen durchge­führt wird, und für die auch von den Stadtverord­neten die notwendi­gen Gelder bewil­ligt wor­den sind.

Andere Ideen kon­nte der Bürg­er­meis­ter nicht durch­set­zen. So scheit­erte sein Ver­such, ein Alko­holver­bot an öffentlichen Plätzen der Stadt einzuführen. Die Stadtverord­neten woll­ten sein­er Logik: Die jun­gen Recht­en tre­f­fen sich an Bushal­testellen, Super­märk­ten oder Park­bänken, besaufen sich dort und schla­gen danach zu, nicht fol­gen. Seinen Vorschlag, die recht­en Schläger zu Hause zu besuchen, um mit ihnen zu sprechen, rede­ten ihn die Experten des Mobilen Beratung­steams aus. Dafür bräuchte man speziell Aus­ge­bildete Leute.

Seine Vorstel­lung, die Arbeit der fünf städtis­chen Jugen­dar­beit­er neu zu organ­isieren und deren Schw­er­punk­te auch auf die Straße zu ver­lagern, hängt in der Warteschleife, weil die bish­erige Chefin sich eine anderen Arbeit­ge­ber gesucht hat.

Die Rechte Szene

Es gibt sie noch. Man sieht die Leute im Stadt­bild, manch­mal im Out­fit autonomer Nation­al­is­ten mit Feld­mützen und Palästi­nenser­tuch. Eine Gruppe von ihnen saß anfangs im Prozess gegen Sven P. und Chris­t­ian W. Manch­mal gibt es Abends ein paar Pöbeleien in Tem­plin­er Kneipen. Das rig­orose Vorge­hen von Polizei, Staat­san­waltschaft und Gericht­en scheint Ein­druck auf die Kam­er­aden gemacht zu haben. Im Grunde hal­ten sie still. Richtig präsent sind sie nur im Netz, in Com­mu­ni­ties wie „Jappy.de“. Dort zeigen sie Fotos von Geburt­stags­feiern und anderen Par­tys, oft in Szenekleidung.

Mar­tin M., der im Jugend­klub der Kirche den braven Jun­gen mit der Klampfe spielt und vor Gericht beteuerte, er gehört nicht mehr zur recht­en Szene, zeigt sich danach im Netz als nationaler Sozial­ist, der auf Demos wie in Stral­sund den Kämpferischen mimt. In diesem Früh­jahr erschien er auf ein­er Brauch­tums­feier der 72-jähri­gen Uck­er­märkischen NPD-Kreistagsab­ge­ord­neten Irm­gard Hack. Wenn man seinem Fre­un­deskreis in der Com­mu­ni­ty ver­fol­gt, hat man die Tem­plin­er Szene recht schnell beisam­men. Auch wenn er mit­tler­weile ver­sucht, sein Pro­fil in Teilen abzusperren.

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Die Freiheit, rassistisch zu sein

INFORIOT Bald geht es für Bran­den­burgs Innen­min­is­ter in den Ruh­e­s­tand. Nach den Land­tagswahlen im Sep­tem­ber zieht sich der CDU-Recht­saußen Jörg Schön­bohm erk­lärter­maßen auf das Altenteil zurück. Poli­tisch gibt es für den Ex-Gen­er­al also nicht mehr viel zu ver­lieren. Wen wun­dert es da, dass Schön­bohm aus­gerech­net jet­zt mit einem Pam­phlet an die Öffentlichkeit tritt, das um deut­liche Worte nicht ver­legen ist: “Poli­tis­che Kor­rek­theit — Das Schlacht­feld der Tugend­wächter” ist die gut 60-seit­ige Schrift betitelt, die vor weni­gen Wochen erschien.

Das Buch würde, so urteilt die ultra­rechte “Junge Frei­heit”, “Dämon­isierung und Stig­ma­tisierung von Ander­s­denk­enden” ange­hen, welche durch über­triebene “poli­tis­che Kor­rek­theit” (PC) her­vor­rufen würde. Die neurechte Wochen­zeitung ist so begeis­tert, dass sie die Schön­bohm-Schrift sogle­ich in ihren Buchver­trieb aufgenom­men hat. Auch das Inter­net­por­tal “Bibel-wissen.de” (“Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben”) freut sich, dass der “gemäßigt-kon­ser­v­a­tive” Schön­bohm so mutig sei, die gegen­wär­tige “Sprach­normierung” endlich ein­mal anzugreifen.

Worum geht es tat­säch­lich? Schön­bohm wet­tert gegen Kri­tik, die aus­gren­zende Sprache ins Visi­er nimmt. Vorge­bliche “polit­i­cal cor­rect­ness” würde die Mei­n­ungs­frei­heit in Deutsch­land gefährden. Das The­ma ist seit Jahren schon Objekt von Tiraden aus der extremen und kon­ser­v­a­tiv­en Recht­en. Bere­its 1996 wurde von antifaschis­tis­chen Wis­senschaftler darauf aus­führlich einge­gan­gen. Zum Kom­plex hat Schön­bohm kein Iota Neues beizu­tra­gen. Er erge­ht sich in Wieder­hol­un­gen der neurechts-recht­sex­trem-kon­ser­v­a­tiv­en Stan­dards. 1994 (!) schrieb etwa die ein­deutig recht­sex­treme Zeitschrift “Nation und Europa” (Heft 7/8, S. 6ff) über “polit­i­cal cor­rect­ness” als ein­er “neuen Zen­sur” (S. 6) wie im “Orwellschen ‘1984’ ” (S. 6), von “tabuisierten The­men” (S. 8) und von “link­er PC-Inqui­si­tion” (S. 8). Schön­bohm in 2009 schreibt von “Kor­rek­theit­szen­sur” (S. 20) wie bei Orwell (S. 35), “neuen Sprachtabus” (S. 21) und “PC-Inqui­si­tion” (S. 6). Mit langem Anlauf wächst zusam­men, was zusam­men gehört.

Schön­bohm schimpft: “Es gibt keine Zen­sur mehr — Gott sei Dank! Aber es gibt den Auf­s­tand der Anständi­gen — Gott sei’s geklagt. Was wir momen­tan erleben, ist ein Amok­lauf der Poli­tis­chen Kor­rek­theit. In allen Bere­ichen infizieren uns die Gut­men­schen mit dem Betrof­fen­heitsvirus, normieren die Sprache und bes­tim­men unsere Lebensgewohnheiten.”

Was genau damit gemeint ist? Wenn Wörter wie “Neger” für ihre ras­sis­tis­che Bedeu­tung kri­tisiert wer­den, sieht Schön­bohm die Mei­n­ungs­frei­heit in Gefahr. “Dabei ist der Wor­tur­sprung eigentlich denkbar harm­los”, so der CDUler. Es stamme vom lateinis­chen “niger” und das bedeute nichts weit­er als schwarz. Dass darin notwendig der Ver­weis auf eine “negride Rasse” inbe­grif­f­en ist, erwäh­nt er nicht. Eigentlich ver­wun­der­lich, denn die Rede von ange­blichen men­schlichen Rassen sei aus Schön­bohms Sicht mit­nicht­en ras­sis­tisch. Er klagt: “ ‘Rasse’ zählt [..] zu jenen Wörtern, die in uns sofort einen Polit­i­cal-Cor­rect­ness-Reflex auslösen.”

Weit­er: “Poli­tis­che Kor­rek­theit führt dazu, daß wir unsere eigene Iden­tität aufgeben.” Welche Iden­tität ist gemeint? Die stammtisch-ras­sis­tis­che Iden­tität, die endlich, endlich wieder von “Rasse” und “Neger” reden und damit die Dinge beim Namen nen­nen darf? Genau die: “Wie oft habe ich es erlebt, daß jemand zu mir kam und sagte: ‘Sie haben ja recht, aber müssen Sie das unbe­d­ingt in aller Öffentlichkeit sagen?’ ”, berichtet Schön­bohm. Und hat so auch gle­ich die Zauber­formel gefun­den, um den bun­des­deutschen Recht­sex­trem­is­mus zu erk­lären: “Daß Recht­sex­treme in solch einem Kli­ma an Boden gewin­nen, liegt auf der Hand. Sie geben vor, die ver­meintlichen Tabus zu brechen, und schaf­fen es auf diese Weise, daß sich ein Teil der Wäh­ler nur noch von ihnen ver­standen fühlt. Nach dem Mot­to: Endlich sagt mal ein­er die Wahrheit.” Noch ein­mal in Zeitlupe: Schön­bohm sagt, dass diejeni­gen Leute an Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus schuld hät­ten, die Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus kri­tisieren. Denn dadurch füh­le sich der deutsche Michel auf den Schlips getreten und würde durch diesen PC-Tugendter­ror genötigt, DVU oder NPD zu wählen.

Ende des Jahres soll übri­gens wom­öglich ein weit­eres Buch von Schön­bohm erscheinen.

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Antifaschismus

Brandenburger Sitten in Berlin: Hitlergruß in der Disko, dann “Bordsteinkick” gegen Linken

(Quelle Indy­media: “Friedrichshain­er Bor­d­stein­kick: Neue Infos”, Namen und Bilder hier anonymisiert) Seit dem bru­tal­en Über­fall mit soge­nan­ntem „Bor­d­stein­kick“ (bekan­nt aus dem „Kinofilm Amer­i­can His­to­ry X“) am 12. Juli in Friedrichshain ver­sucht das Berlin­er LKA mit aller Macht die Tat zu rel­a­tivieren, zu ent­poli­tisieren und den ver­let­zten AntifaschistIn­nen eine Mitschuld an dem Geschehen zu geben. Ein Polizeis­prech­er ver­mutete in der Abend­schau auf rbb gar ein „good night white pride“-Logo habe zu dem Bor­d­stein­kick provoziert und die Tat mit verur­sacht. Es kam zu Haus­durch­suchun­gen und Ver­haf­tun­gen bei Antifas und Zeu­gen, von den beteiligten Neon­azis ist hinge­gen wenig zu hören. Obwohl allein deren Aus­sagen für die Ermit­tlun­gen der Berlin­er LKA gegen die linken Jun­gendlichen her­hal­ten müssen.

 

Wir stellen fest:

- Die ver­hafteten Täter gehören zu ein­er Neon­azi­gang die seit Jahren in Königs Wuster­hausen und Umge­bung gewalt­tätig agiert, sich selb­st als hun­dert­prozentige Neon­azis und Ras­sis­ten begreifen und in der Ver­gan­gen­heit immer wieder grund­los ihre Opfer attackierten.

Ein Blick in die ein­schlägi­gen sozialen Inter­net-Net­zw­erke belegt zudem:
- Diese Gruppe verkehrte regelmäßig mit anderen Berlin-Bran­den­burg­er Neon­azis in der Friedrichshain­er Diskothek „Jeton“. Hier kon­nten sie offen Neon­azi-T-Shirts zur Schau stellen und sich gegen­seit­ig mit dem Hit­ler­gruß fotografieren.

Wir wis­sen: Immer wieder grif­f­en Neon­azis nach oder vor dem Jeton-Besuch Linke, Nicht­deutsche oder Homo­sex­uelle an. Auch die Berlin­er Neon­azis Alexan­der Basil, David Gudra und Chris­t­ian W. standen erst kür­zlich für einen solchen Über­fall in Berlin vor Gericht. 

- Auch am Tattag war die Täter­gruppe mit anderen Neon­azis im bzw. vor der Diskothek Jeton. Nicht nur in der offiziellen Jeton­fo­to­gal­lerie find­en sich bekan­nte KWer Neon­azis. Par­ty­bilder bele­gen ein­deutig, kurz vor der Tat hiel­ten sich u.a. Oliv­er K. vor und im Jeton auf, Mar­cel B. sass vor dem Jeton und zeigte Pas­san­ten den Hitlergruß.

- Mar­cel B. fiel bere­its 2003 durch neon­azis­tis­che Aktiv­itäten auf. In Mit­ten­walde schmierte er Hak­enkreuze und “SKIN HASS” an eine Grund­schule. An sein­er Schule in Bestensee ließ er die Neon­azi-CD “Ziller­taler Türken­jäger” kursieren. 

Von ein­er Spon­tan­tat extrem­istis­ch­er Jugendge­walt zu sprechen ist ein Skan­dal, dass Jeton war zu kein­er Zeit zu Unrecht im Fokus von AntifaschistIn­nen. Bekan­nte Neon­azis kön­nen hier seit Jahren offen auftreten, ihre Freizeit ver­brin­gen und sich ver­net­zen. Berichte von Austeigern aus der Neon­azi-Szene und Beobach­tun­gen von Szeneken­nern haben das mehrfach belegt. Die aktuell vor­liegen­den Fotos zeigen die Tat­beteiligten kurz vor der Tat u.a. mit Hit­ler­gruß vor dem Jeton. Die gegen­teili­gen Beteuerun­gen des Jeton Betreibers Ron­ny Berkhan in sein­er Stel­lung­nahme unter http://www.jeton-berlin.de/ zeu­gen besten­falls von man­gel­n­dem Prob­lem­be­wusst­sein oder poli­tis­ch­er Naivität. 
Eines ist beim Durch­forsten der ein­schlägi­gen Fre­un­deslis­ten, Gäste­büch­er, Foto­gal­le­rien etc. auf­fäl­lig genug: 
- Alle Beteiligten verbindet der Kult um den Film „Amer­i­can His­to­ry X“, welchem der Bor­d­stein­kick entlehnt ist. Er ist selb­st­ge­nan­nter Lieblings­film, das Motiv find­et sich als Film­poster an der Zim­mer­wand, als Handy­bild­chen, Avatar oder Bild­schirm­schon­er immer wieder. Der Bor­d­stein­kick war mit Sicher­heit Teil der eige­nen Neon­azi-Iden­tität und keine spon­tane Tat, die durch ein beliebtes Antifal­o­go verur­sacht wurde. 
Wer die üblichen ras­sis­tis­chen Stan­dart­pass­wörter der Neon­aziszene ken­nt stößt im Netz bei den Tat­beteiligten bzw. deren direk­tem Umfeld auf Bilder­samm­lun­gen die einiges erah­nen lassen: Gewalt­strotzende und men­schen­ver­ach­t­ende Bild­chen gegen Linke, Far­bige und Juden, Rassen­hass, Huldigung von NS-Ver­brechen und gemein­sames Posieren mit Maschi­nengewehren und anderen schw­eren Waf­fen, Hit­ler­grüße, Neon­azidemos, Konz­erte und jede Menge „white trash“. 

Für einen entschlosse­nen Antifaschis­mus – auf die eigene Kraft ver­trauen.
Kein Ver­trauen in das Berlin­er LKA und den Berlin­er Gefälligkeitsjournalismus.
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(Anti)militarismus

Ist die Heide wirklich frei?

Auszug aus dem Sichelschmiede-Rund­schreiben Juli 2009:

Eine Weile haben wir gerät­selt, wie denn die Aus­sage von Jung nun
wirk­lich zu ver­ste­hen ist: Verzichtet die Bun­deswehr auf die Nutzung des
ehe­ma­li­gen Bom­bo­droms als Luft-Boden-Schieß­platz, oder verzichtet sie
auf das Gelände an sich? Ein Anruf bei der Press­es­telle des
Bun­desvertei­di­gungs- min­is­teri­ums brachte uns Klarheit.

Herr Matthias Mantey, Sprech­er für Wehrver­wal­tung und Fra­gen des Rechts
im BMVG, teilte uns mit: *“Das ist erst­mal ein Verzicht auf die
Nutzung als Luft-Boden-Schieß­platz. Alles weit­ere muss noch gek­lärt
wer­den”*.

Es kön­nte also dur­chaus noch passieren, dass das
Bun­desvertei­di­gungsmin­is­teri­um sich entschließt, den Platz (oder einen
Teil davon) für andere mil­itärische Zwecke zu nutzen. Falls es sich
dabei um leis­ere Aktiv­itäten han­deln würde, kön­nten sie sich evtl.
tat­säch­lich Chan­cen aus­rech­nen, damit durchzukommen.

Wir meinen, es kön­nte gut sein, als Protest­be­we­gung zügig zu ein­er Ein­schätzung zu
kom­men, wie wahrschein­lich ein solch­es Szenario ist, und ggf. noch vor
der Wahl weit­erge­hende Aus­sagen einzufordern.

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Antifaschismus

Verlängertes antifaschistisches Wochenende in Zossen

Zossen — Am Sam­stag, den 04. Juli besucht­en 150 zum größten Teil junge Men­schen das Konz­ert „Love music, hate fas­cism!” im Zossen­er E‑Werk , wobei Hip-Hop, Rock und Funkbands aus Berlin und Bran­den­burg für aus­ge­lassene Stim­mung sorgten. Das Konz­ert, welch­es von der Pro­jek­t­gruppe „Zossen wird laut! ” ver­anstal­tet wurde, richtete sich gegen faschis­tis­che Struk­turen in Tel­tow Fläming und ist als jährlich­er sub­kul­tureller Anlauf­punkt für kri­tisch alter­na­tive Jun­gendliche aus der Umge­bung zu verstehen.

In den Jahren zuvor kam es bei linksalter­na­tiv­en Ver­anstal­tun­gen bzw. Infoaben­den im E‑Werk regelmäßig zu ver­sucht­en Angrif­f­en von der lokalen Neon­aziszene, mit teil­weise bis zu 30 Per­so­n­en. Die Kam­er­ad­schaft „Freie Kräfte Tel­tow-Fläming”, kurz FKTF, war bei diesen faschis­tis­chen Aktio­nen immer die mobil­isierende Gruppe im Hin­ter­grund. Nur durch kon­se­quente antifaschis­tis­che Gege­nak­tiv­itäten und inten­siv­er Aufk­lärungsar­beit über extrem rechte Per­so­n­en und Struk­turen, kon­nte dieses Jahr ein ähn­lich­er Angriff ver­hin­dert werden.

Far­ban­griff auf die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Geicht”

Und trotz­dem wurde auch dieses mal eine kleine Gruppe von Neon­azis um Christoph Schack in Zossen beobachtet, wie diese ver­suchte Präsenz zu zeigen. Die Per­so­n­en­gruppe kon­nten zwar nicht die antifaschis­tis­che Ver­anstal­tung stören oder sich unerkan­nt unter die Besucher_Innen mis­chen, jedoch kam es nach dem Konz­ert, am frühen Mor­gen zwis­chen 4 und 5 Uhr, zu einem Far­ban­griff von Neon­azis mit brauner Farbe auf ein Haus in der Fis­ch­er­strasse 23. Dieses Haus gilt in Zossen als parteiüber­greifend­er Anlauf­punkt für Bürger_Innen, die sich in der Region gegen extrem rechte Struk­turen engagieren möcht­en und ist der offizielle Tre­ff­punkt der Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht”, die sich mit interkul­turellen Bürg­er­festen und Infoaben­den, erfol­gre­ich gegen recht­es Gedankengut zur wehr set­zt. Der Angriff ist als Reak­tion der Neon­azi­gruppe gegen das antifaschis­tis­che Konz­ert zu ver­ste­hen, welch­es sie nicht unbeant­wortet ablaufen lassen wollten.

Auf der Hauswand waren die Parolen „Volksver­räter” und „Linke Sau” zu lesen, was deut­lich macht, dass die Neon­azis nicht nur gezielt den öffentlichen Tre­ff­punkt der Bürg­erini­tia­tive angreifen woll­ten, son­dern auch ver­sucht­en einen ihrer Aktivis­ten einzuschüchtern, der in den unteren Eta­gen des Haus­es sein Geschäfts­büro hat. Es ist in diesem Zusam­men­hang nicht ver­wun­der­lich, dass am Tatort zwei Aufk­le­ber der Kam­er­ad­schaft „FKTF” gefun­den wur­den, was den Täterkreis der extrem recht­en Per­so­n­en nochmals ein­gren­zt, da alle ihre aktiv­en Mit­glieder bekan­nt sind. Obwohl die Polizei in unmit­tel­bar­er Nähe zum Haus ihr Revi­er hat und auf­grund der Erfahrun­gen aus den let­zten Jahren vorge­warnt war und Neon­azi Christoph Schack beim Ausspähen des Tatorts beobachtet wurde, kon­nte dieser Angriff nicht ver­hin­dert werden.

Neon­azis lassen nicht locker…

Als Reak­tion auf den Angriff, haben Aktivist_Innen der Bürg­erini­tia­tive am Mon­tag­mor­gen mehrere Anti-Naz­i­trans­par­ente aus dem Haus in der Fis­ch­er­strasse her­aus gehangen, wodurch die klare Botschaft ver­mit­telt wer­den sollte, dass sie sich nicht von den Neon­azis ein­schüchtern lassen wer­den. Kurze Zeit darauf zog diese Reak­tion wieder zwei junge unbekan­nte Neon­azis aus Zossen an, welche davon wohl ver­wun­dert waren und sich provoziert fühlten. Min­destens drei unab­hängige Zeu­gen haben daraufhin beobachtet wie diese Per­so­n­en ver­sucht­en, einzelne Trans­par­ente von dem Haus zu ent­fer­nen und faschis­tis­che Parolen brüll­ten. Eine Per­son mit nack­tem Oberkör­p­er, hat­te zudem ein blaues Hak­enkreuz auf dem Oberkör­p­er, was er aus Pro­voka­tion den anwe­senden Per­so­n­en beim ver­sucht­en Abreisen der Trans­par­ente zur Schau stellte. Die bei­den Neon­azis flüchteten mit Fahrrädern die Fis­ch­er­strasse ent­lang, vor­bei an der Feuer­wehr, in Rich­tung Einkauf­s­cen­ter. Kurze Zeit später wurde die Polizei über den Vor­fall informiert, welche die Lage eben­falls als unsich­er ein­stufte, da auch im Umfeld des Zossen­er Mark­t­platzes immer wieder einzelne Men­schen aus dem extrem recht­en Spek­trum beobachtet wur­den, unter anderem Christof Schack mit weib­lich­er Begleitung. Viele Aktivist_Innen der Bürg­erini­tia­tive haben an diesem Tag die Stadt Zossen als Angstraum wahrgenom­men, auf­grund von unge­hemmten Neonaziaktivitäten.

Antifaschis­tis­che Spon­tande­mo gegen Zossen­er Zustände 

Um diese faschis­tis­chen Aktiv­itäten in Zossen nicht unkom­men­tiert zu lassen und um Sol­i­dar­ität mit den betrof­fe­nen Men­schen der Bürg­erini­tia­tive zu sym­bol­isieren, wurde noch am Mon­tagabend gegen 21 Uhr eine Spon­tandemon­stra­tion in Zossen durchge­führt. Fast 40 Men­schen beteiligten sich an dieser kurzen, aber laut­starken Aktion und stell­ten unter Beweis, dass durch sol­i­darisches, gemein­sames und gen­er­a­tionsüber­greifend­es Han­deln gegen Neon­azis, die Angst vor extrem recht­en Angrif­f­en bzw. Pro­voka­tio­nen über­wun­den wer­den kann.

Einige Stadtverord­nete der recht­skon­ser­v­a­tiv­en Bürg­er­partei Plan‑B und der CDU sind in diesem Zusam­men­hang immer wieder als Vor­re­it­er eines total­i­taris­tis­chen Diskurs­es in der Region zu benen­nen, wobei eine plumpe Gle­ich­set­zung von linksradikalen Posi­tio­nen bzw. Aktiv­itäten, mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie und Prax­is durchge­führt wird. (siehe Artikel Zossen: Stadt rel­a­tiviert Nazi­ak­tiv­itäten) Das solche Posi­tio­nen, der ver­meintlich bürg­er­lichen Mitte unser­er Gesellschaft, dazu beitra­gen, dass das his­torisch ein­ma­lige Phänomen des Nation­al­sozial­is­mus und dessen zer­störerischen Fol­gen ver­harm­lost wer­den und extrem rechte Posi­tio­nen salon­fähig gemacht wer­den, ist diesen Poli­tik­ern entwed­er nicht bewusst oder nehmen sie tak­tisch in Kauf. Es ist dur­chaus sin­nvoll hier­bei von „Zossen­er Zustän­den” zu sprechen, welche es immer wieder ermöglichen, dass sich Neon­azis im Stadt­ge­bi­et ungestört bewe­gen kön­nen und anti­semi­tis­che Unternehmer wie Rain­er Link, nicht dazu aufge­fordert wer­den, ihre geschicht­sre­vi­sion­istchen Trans­par­ente von der Hauswand zu ent­fer­nen. Das jet­zt die Zeit der kle­in­städtis­chen Ruhe in Zossen vor­bei ist und das Neon­aziprob­lem der Stadt nicht mehr durch poli­tis­ches Schweigen oder durch kri­tik­lose Ver­harm­lo­sung geleugnet wer­den kann, da eine neue Qual­ität extrem rechter Gewalt erre­icht wurde, dass kön­nen selb­st recht­skon­ser­v­a­tive Poli­tik­er nicht unkom­men­tiert hinnehmen.

Des Weit­eren sehen wir die Tat­sache äußerst kri­tisch, dass ein­er Neon­azi-Grup­pierung soviel Raum in öffentlichen Medi­en wie der Märkischen All­ge­meinen Zeitung (MAZ), für ihre abstrusen Ver­schwörungs­the­o­rien und men­schen­ver­ach­t­en­den Pro­pa­gan­da gegeben wird. Eine kri­tis­che bzw. dis­tanzierte Berichter­stat­tung über Neon­azi­ak­tiv­itäten sieht anders aus.

Schlussfol­gerun­gen

Der extrem rechte Far­ban­griff von Neon­azis aus dem Umfeld der lokalen Kam­er­ad­schaft „Freie Kräfte Tel­tow-Fläming” gegen die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht”, rei­ht sich ein in eine Vielzahl faschis­tis­ch­er Aktiv­itäten und Aggres­sio­nen in der Region um Zossen. Zulet­zt ver­suchte Chris­t­ian Stef­fen, aus dem Umfeld der „FKTF”, mit zwei weit­eren Neon­azis am 20.06. in der Bahn­hof­sstraße vor der Sparkasse in Mahlow, einen alter­na­tiv­en Jugendlichen anzu­greifen und ver­fol­gten diesen, als er mit seinem Fahrrad flüchtete. Knapp eine Woche zuvor, am 14.06. griff eben­falls Chris­t­ian Stef­fen mit einem weit­eren Neon­azi am Bahn­hof Mahlow einen alter­na­tiv­en Jugendlichen an. Nach­dem der Betrof­fene angerem­pelt wurde, schlug Stef­fen ihn mit der Faust ins Gesicht. Eine Anzeige wurde erstat­tet. Auch bei ein­er Neon­azi-Kundge­bung am 11.02. in Zossen ver­sucht­en mehrere Teil­nehmer, unter anderem die „FKTF” Mit­glieder Daniel Teich und Lutz Skupin, die Gegen­demon­stran­ten anzu­greifen, scheit­erten jedoch damit bere­its an der Polizei. In der Ver­gan­gen­heit gab es auch ver­suchte Angriffe auf antifaschis­tis­che Ver­anstal­tun­gen in Rangs­dorf und Zossen. Als nicht unbe­deu­tend hinzuzufü­gen wäre, dass ein­mal mehr das „FKTF” Mit­glied Christoph Schack aus Zossen, vor dem extrem recht­en Far­ban­griff beobachtet wurde, wie er den Tatort in der Fis­ch­er­strasse ausspähte und sich auch in den Tagen danach im Umfeld des Tatorts aufhielt. Zudem sind die meis­ten Mit­glieder der „Freien Kräfte Tel­tow-Fläming” bere­its durch Gewalt­tat­en der Polizei bekan­nt.
Das sich die lokalen Neon­azis auf extrem recht­en Inter­net­seit­en, durch Pressemit­teilun­gen und in Zeitungskom­mentaren selb­st als Opfer ein­er staatlichen Ver­schwörung gegen ihre neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaft darstellen wollen, kann nicht darüber hin­wegtäuschen, dass men­schen­ver­ach­t­ende Gewalt gegen Ander­s­denk­ende, Ander­sausse­hende und antifaschis­tis­che Per­so­n­en, oft­mals bis zum Tod, ein wesentlich­es Moment faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie und Prax­is ist, wie sie unter Anderem die „FKTF” aber auch die NPD ver­tritt. Diese Organ­i­sa­tio­nen lassen sich hier­bei lück­en­los in eine faschis­tis­che Kon­ti­nu­ität ein­fü­gen, wie sie seit dem Ende des Nation­al­sozial­is­mus in Deutsch­land vorzufind­en ist. Insofern ist die Dis­tanzierung der Gruppe von diesem Far­ban­griff mehr als unglaub­würdig und spiegelt lediglich die Angst vor staatlich­er Repres­sion wieder.

Antifa heißt Angriff

Unsere Sol­i­dar­ität gilt all den­jeni­gen Grup­pen und Per­so­n­en, die sich antifaschis­tisch gegen men­schen­ver­ach­t­ende Struk­turen ein­set­zen und nicht davor zurückschreck­en, einen von All­t­agsras­sis­mus und herumziehen­den Neon­azis geprägten städtis­chen Nor­malzu­s­tand, entschlossen ent­ge­gen zutreten. Denn Faschis­mus ist keine Mei­n­ung, son­dern ein Verbrechen!

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DVU will wieder in den Landtag

Am heuti­gen Nach­mit­tag startete die so genan­nte “Deutsche Volk­sunion” (DVU) in Brandenburg/Havel ihre Wahlkampf­tournee, welche die Partei, hier und durch weit­ere geplante öffentliche Kundge­bun­gen in Cot­tbus (25. Juli), Frankfurt/Oder (9. August), Eber­swalde (23. August), Luck­en­walde (5. Sep­tem­ber), Wit­ten­berge (13. Sep­tem­ber) und Pots­dam (20. Sep­tem­ber) zu einem Wiedere­inzug in den Bran­den­bur­gis­chen Land­tag ver­helfen soll.

Diese Chan­cen wer­den jedoch landläu­fig als ger­ing bew­ertet, da zum einen die (neo)nazistische NPD nach Beendi­gung des so genan­nten “Deutsch­land­pak­tes” wieder offen gegen die DVU konkur­ri­ert und zum anderen ver­säumt wurde feste Basis­struk­turen mit einem Aktiven­po­ten­tial aufzubauen.

Den­noch ist die DVU unter dem neuen Bun­desvor­sitzen­den Matthias Faust bestrebt zum drit­ten mal mit Willen der Wäh­ler in den Bran­den­bur­gis­chen Land­tag einzuziehen.

Der erste Res­o­nanztest fiel heute Nach­mit­tag in Brandenburg/Havel allerd­ings eher recht kläglich aus. Von 100 angemelde­ten Kundgebungsteilnehmer_innen erschienen lediglich 30, darunter der Bun­desvor­sitzende, der Sach­sen-Anhal­tinis­che Lan­desvor­sitzende Ing­mar Knop, die bran­den­bur­gis­chen Land­tagsab­ge­ord­neten Liane Hes­sel­barth, Nor­bert Schulze, Markus Non­ninger und Bir­git Fech­n­er sowie der Pots­damer DVU Stadtverord­nete Mar­cel Guse.

Trotz­dem sieht sich die Partei weit­er­hin, so Bir­git Fech­n­er während ihres Rede­beitrages, als Inter­essen­vertre­tung der so genan­nten “Mehrheit des Volkes”, auch wenn bei der let­zten Wahl (Europawahl 2009) lediglich 1,7 % der Wähler_innen deren ras­sis­tis­che, anti­semi­tis­che und NS-ver­her­rlichende Parolen zustimmten.

Tat­säch­lich ziehen solche Posi­tio­nen, die an diesem Tage vor allem von dem Sach­sen-Anhal­tinis­chen DVU Lan­desvor­sitzen­den Ing­mar Knop geäußert wur­den, in erster Lin­ie Akteure aus dem (neo)nazistischen Spek­trum an, die dann, wie Chris­t­ian Worch aus Ham­burg oder Matthias Schiller von den so genan­nten “Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz”, die DVU logis­tisch oder durch Verteilung der­er Pro­pa­gan­da unterstützen.

Bürg­er­liche Bran­den­burg­er ließen sich am heuti­gen Tage hinge­gen eher für ein kurzfristig organ­isiertes Vol­ley­ball­turnier neben der DVU Kundge­bung begeis­tern, dass unter dem Mot­to eines tol­er­an­ten Bran­den­burgs stand.

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Bunt — Laut — Antifaschistisch

Bernau – Am let­zten Sam­stag, dem 11. Juli 2009, fand eine Straßen­pa­rade mit anschließen­dem Straßen­fest, unter dem Mot­to „Keine Stimme den Nazis – für eine antifaschis­tis­che Jugend­kul­tur“ in der bran­den­bur­gis­chen Prov­inz Bernau (bei Berlin) statt. Dazu aufgerufen hat­te der Jugendtr­e­ff Dos­to und die Antifaschis­tis­che Aktion Bernau zusam­men mit dem Sub­ti­val 1260 e.V. Straus­berg, der Linksju­gend [’sol­id] Bernau und dem Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit Bernau.

Die Parade zog mit 3 bunt geschmück­ten Musik­wa­gen vom Bus­bahn­hof durch die Innen­stadt bis hin zur Ober­schule am Roll­berg, wo sie in ein Straßen­fest überg­ing. Neben Rede­beiträ­gen zu ver­schiede­nen The­men wie „Nazistruk­turen“, „Extrem­is­mus“ und „Homo­pho­bie“, gab es ein umfassenden­des Live­pro­gramm von unter­schiedlichen Acts. Das Fest umfasste u.a. auch einen Skatepark, Infos­tände und eine Graffitiwand.

Mit dieser Ver­anstal­tung wurde die alter­na­tive (Jugend-)Kultur gestärkt, die sich gegen ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Denkweisen inner­halb der beste­hen­den Gesellschaft ausspricht. Weit­er­hin bleibt es die Auf­gabe dieser (Jugend-)Kultur gegen rechte Ten­den­zen sowie Homo­pho­bie und Sex­is­mus zu kämpfen.

Weit­ere Bilder fol­gen zusam­men mit den Rede­beiträge im Laufe der näch­sten Woche unter www.streetparade.tk

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Autonome Legoarmee ruft zu Straßenparade nach Bernau — Chaos vorprogrammiert?

Bernau — Zu kom­menden Sam­stag rufen diverse Grup­pen nach Bernau um an ein­er “Antifaschis­tis­chen Straßen­pa­rade sowie Straßen­fest” teilzuhaben. Darunter auch der ein­schlägig bekan­nte “Schwarze Block” der Autonomen Legoarmee. Bere­its im ver­gan­genen Jahr stürzten sie die Straßen­pa­rade ins Chaos.

Ver­mummt — als selb­ster­nan­nter “Black Bloc” (englisch: Schwarz­er Block) — führten sie damals den Demon­stra­tionszug an. Bere­its während der Demon­stra­tion, zu dem der Jugendtr­e­ff Dos­to und die Antifaschis­tis­che Aktion Bernau ein­ge­laden hat­ten, kam es zu hefti­gen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen Legoarmee und der Polizei. Wir berichtet darüber.

Wie im let­zten Jahr soll nun am 11. Juli “eine bunte, friedliche aber laute Parade samt Fest” stat­tfind­en, so die Veranstalter_innen aus Jugend- und Bürger_innenbündnissen.

 

Ob sie friedlich bleiben wird, gilt abzuwarten.

 

11. Juli // 14 Uhr Bus­bahn­hof Bernau // www.streetparade.tk

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Neonazi-Propaganda und Geschichtsrevisionismus in Gedenkstätte

INFORIOT Auf ihrer Inter­net­seite “Alter­na­tive Jugend Pots­dam” bericht­en Pots­damer Neon­azis über einen Aus­flug nach “Bres­lau” (Wroc?aw) und “Auschwitz” (O?wi?cim) zwis­chen dem 26. und 28. Juni diesen Jahres.
Nach ihren Angaben waren “ein Dutzend alter­na­tive Jugendliche aus dem Raum Pots­dam” an dieser Fahrt beteiligt.

Neben faschis­tis­chen Äußerun­gen bezüglich des Lan­des Polen (“Es stimmt einen schon nach­den­klich wenn man sieht wie viel Land uns durch fremde Gebi­et­sansprüche genom­men wurde.”) geben sie offen ihre Zweifel nach ihrem Besuch im Muse­um in Auschwitz bekannt:

Abschließend bleibt zu sagen dass das Muse­um in Auschwitz Zweifel die wir zuvor hegten nicht beheben kon­nte. Wir wollen auf keinen Fall etwas rel­a­tivieren oder abstre­it­en jedoch wollen wir unsere Sol­i­dar­ität mit den inhaftierten Revi­sion­is­ten bekun­den und fordern die Durch­set­zung der Mei­n­ungs­frei­heit auch für Mei­n­un­gen die den Holo­caust betreffen!”

Nach ihrer revi­sion­is­tis­chen Argu­men­ta­tion sehen sie beispiel­sweise “kein­er­lei Anhalt­spunk­te über die Herkun­ft”
der aus­gestell­ten Stiefel, Brillen, und Haare, son­dern wer­den diese zu “Pro­pa­gan­dazweck­en” genutzt. Eben­so sehen
sie die Gaskam­mern, die im Muse­um als Rekon­struk­tion zur Anschau­u­ung aus­geschildert sind, als indi­rek­ten Beleg
an. Abschließend bekun­den sie Sol­i­dartät für bekan­ntere Holo­caust-Leug­nen­den, unter ihnen Horst Mahler. Mahler
stand mehrfach, meist wegen Volksver­het­zung, vor Gericht, so auch im Novem­ber in Pots­dam. Im Feb­ru­ar wurde er vor dem Landgericht München zu sechs Jahren Haft verurteilt.

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Antifaschismus

Nicht ohne Widerstand: NPD zieht durch Storkow

Storkow — Einiger­maßen skur­ril mutet der Anlass an, aus dem die NPD ihre Gefol­gschaft am ver­gan­genen Sam­stag nach Storkow zu mobil­isieren ver­suchte: Der lokale Fußbal­lk­lub Ger­ma­nia wollte unter dem Mot­to “Mit Energie für Tol­er­anz” gegen das Team von Bun­desli­gaab­steiger Cot­tbus antreten (mehr). Für die NPD eine unzuläs­sige Instru­men­tal­isierung des Sports, zumal in der Hochburg Storkow, wo die Partei bei den ver­gan­genen Kre­itagswahlen in manchem Stadt­teil in der Lage war, zweis­tel­lige Ergeb­nisse einz­u­fahren. Da die NPD nach der Aufkündi­gung des Deutsch­land­pak­ts (mehr) nun auch im Land­tagswahlkampf mit­mis­chen will, scheint kein Grund mehr faden­scheinig genug, in der Mark aufzumarschieren.

Ent­ge­gen der Erwartun­gen, fan­den sich in Storkow nicht die 150 angemelde­ten, son­dern lediglich rund 80 Neon­azis aus Berlin und Bran­den­burg — unter ihnen der ehe­ma­lige Staatssekretär der DDR, Ker­sten Radz­i­mandows­ki (mehr) und Teile des Front­bann 24 (mehr) — ein, um durch die Stadt zu ziehen. Auf sein­er Route durfte sich der “nationale Wider­stand” jedoch nur sel­ten wirk­lich wilkom­men gefühlt haben: Zahlre­iche Trans­par­enten und Plakat­en, die im Vor­feld gegen den neon­azis­tis­chen Auf­marsch ange­bracht wor­den waren, säumten die Straßen. Beson­ders nahe kamen die Demonstrant_innen diesen, als sie durch die Polizei auf den Gehwe­gen der Stadt die Route ent­lang gelotst wurden.

Die tat­säch­liche Beteili­gung an antifaschis­tis­chen Gege­nak­tiv­itäten nahm sich jedoch weniger zahlre­ich aus und zeich­net ein erschreck­end pas­sives Bild der Storkow­er Bevölkerung, die, mit Wahler­fol­gen der NPD vor Ort kon­fron­tiert, sich in weit­en Teilen damit zufrieden zu geben schien, die Demon­stra­tion zu ignori­eren oder stumm zu ver­fol­gen. Jedoch begleit­ete ein zwar ver­streuter, aber nicht min­der mutiger und kraftvoll vor­ge­tra­gen­er Protest die NPD: Neben einem Ver­such die Marschroute zu block­ieren, kam es immer wieder zu laut­starken Störun­gen des NPD-Aufzugs durch Gegendemonstrat_innen.

Auch wenn die NPD in Storkow hin­ter dem selb­st­gesteck­ten Mobil­isierungsziel zurück geblieben ist, muss im Wahl­jahr 2009 mit ver­stärk­ten Aktiv­itäten gle­ich mehrerer rechter Parteien im Land Bran­den­burg gerech­net wer­den. Um effek­tiv gegen die Präsenz der Recht­en vorge­hen zu kön­nen, bedarf es eines antifaschis­tis­chen Spek­trums, das den Kampf gegen Neon­azis­mus nicht auss­chließlich im jew­eili­gen lokalen Rah­men führt. Die gegen­seit­ige Unter­stützung ist nicht nur in diesem Som­mer für die Block­ade der neon­azis­tis­chen Recht­en ele­men­tar — und Bran­den­burg immer eine Reise wert.

Inforiot