Kategorien
(Anti-)Rassismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

»Fragezeichen«-Prozess: Einstellung nach fünfeinhalb Jahren?

Auf­grund der lan­gen Ver­fahrens­dauer dro­ht, dass sich die Angeklagten Maik L., Udo L. und Sebas­t­ian K. für ihre Beteili­gung an dem bru­tal­en Über­fall nicht ver­ant­worten müssen.

Am 14. Mai 2005 sollte in dem Jugend­klub eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum The­ma Recht­sex­trem­is­mus mit anschließen­dem Konz­ert stat­tfind­en. Noch vor Ver­anstal­tungs­be­ginn drangen Rechte in den Klub ein. Die Angreifer schlu­gen und trat­en auf die Anwe­senden ein, ver­let­zten sie zum Teil schw­er und zer­störten Mobil­iar, eine Musikan­lage und Instrumente.

Zeu­ge­naus­sagen bele­gen, dass es sich bei dem Über­fall am 14. Mai 2005 um eine organ­isierte und ziel­gerichtete Tat han­delte. Auf einem Video ist zu sehen, wie sich 20–30 Per­so­n­en auf einem Park­platz sam­meln und im Lauf­schritt dem Jugend­klub näh­ern. Ein Zeuge berichtet von ein­er SMS, mit der er aufge­fordert wurde, ver­mummt zu einem Tre­ff­punkt zu kom­men, um Cot­tbus-Sach­sendorf »von der roten Pest zu befreien«.

Lange Ver­fahrens­dauer

Im Jan­u­ar 2007, einein­halb Jahre nach der Tat, erhob die Staat­san­waltschaft Anklage gegen zwölf Per­so­n­en. Ein Jahr später begann ein erster Prozess gegen zwei Angreifer vor dem Landgericht Cot­tbus. In einem abge­tren­nten Ver­fahren wur­den Heiko L. und Felix Otto W. 2008 in erster Instanz zu Haft­strafen verurteilt. Im Jan­u­ar 2009 schließlich wurde das Ver­fahren gegen Maik L., Udo L. und Sebas­t­ian K. eröffnet. Weil die Vor­sitzende Rich­terin erkrank­te, platzte der Prozess kurz vor der Urteilsverkündung.

Am 27. Sep­tem­ber 2010 begann der zweite Anlauf in diesem Prozess. Dabei über­raschte der Vor­sitzende Richter Eicke mit dem Vorschlag, die Ver­fahren gegen Maik L., Udo L. und Sebas­t­ian K. einzustellen. Die Staat­san­waltschaft kündigte an, ein­er Ein­stel­lung nur dann zuzus­tim­men, wenn sich die Angeklagten mit einem umfänglichen Geständ­nis ein­lassen würden.

Für die Geschädigten wäre eine Ein­stel­lung nicht nachvol­lziehbar. Wie der Über­fall selb­st ist die Dauer des Ver­fahrens für die jun­gen Män­ner, die zum Teil nicht mehr in Cot­tbus leben, sehr belas­tend. Das bru­tale und geplante Vorge­hen der Täter erschüt­terte nach dem Über­fall nicht nur die Geschädigten, son­dern viele Men­schen in Cot­tbus. Nun dro­ht das Ver­fahren im Sand zu ver­laufen. Dies wäre das falsche Sig­nal – an die Geschädigte, an die Täter, aber auch an alter­na­tive Jugendliche und Migran­tInnen, die noch heute rechte Angriffe fürchten.

Vor diesem Hin­ter­grund rufen Betrof­fene dazu auf, die Ver­hand­lung am 13. Okto­ber zu besuchen. Damit soll ein Sig­nal geset­zt wer­den, dass der Über­fall auf den Jugend­klub auch nach fün­fein­halb Jahren nicht vergessen ist.

Prozesster­min 13. Okto­ber 2010, 14:00 Uhr, Landgericht Cot­tbus

Infor­ma­tio­nen Gesa Köb­ber­ling
Tele­fon 0151 59100085

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Linke Aktionen vor dem 9.10. in Königs Wusterhausen

+ Zum ersten Mal keine Nazidemon­stra­tion in Königs Wuster­hausen + link­er Vor­bere­itungskreis ruft erfol­gre­ich zu linken Aktio­nen um den 9. Okto­ber auf + bre­ite Briefkas­ten-Steck-Aktio­nen in Königs Wuster­hausen und Wildau + Trans­par­ent- und Sprayak­tio­nen in der Nacht vom 7. zum 8. + weit­ere Aktion in Zeuthen am 8. Oktober +

 

// Kein Auf­marsch am 9. Okto­ber 2010 in Königs Wusterhausen //

Seit 2007 mobil­isierten Nazis aus Königs Wuster­hausen, aber auch aus anderen Teilen Bran­den­burgs, Berlins und der BRD bish­er ins­ge­samt drei Mal zu einem Auf­marsch im Herb­st in die Kle­in­stadt an der Süd-Ost­gren­ze Berlins. Am Anfang noch stärk­er durch die NPD-Struk­turen geprägt, war die let­zte erfol­gre­iche Nazidemon­stra­tion 2009 im Wesentlichen nur von so genan­nten „freien Kräften“ organ­isiert worden.

Auch für 2010 wurde mit ein­er Demon­stra­tion der Nazis gerech­net. Der linke Vor­bere­itungskreis „Nazisauf­marsch am 9. Okto­ber ver­hin­dern“ hat­te in diesem Kon­text zu ein­er antifaschis­tisch-anti­mil­i­taris­tis­chen Demon­stra­tion aufgerufen um offen­siv linke Posi­tio­nen deut­lich zu machen, aber auch um effek­tiv agieren und den Auf­marsch block­ieren zu kön­nen (vgl. [1]).

Antifaschis­tis­che Rechercheak­tiv­itäten bestätigten dann aber recht schnell, dass von Seit­en der Faschis­ten nicht zu ihrem Auf­marsch mobil­isiert wer­den wird. Ein im Inter­net veröf­fentlicht­es Pam­phlet der so genan­nten „Freien Kräfte KWh“ und die einige Tage darauf fol­gende offizielle Absage des Aufzuges bei den Behör­den ließen dann keinen Zweifel mehr an der Tat­sache: Im Okto­ber 2010 wird es keine Nazi­auf­marsch in KW geben.

// Linke Per­spek­tiv­en offen­siv darstellen //

In ein­er weit­eren Mit­teilung ließen die Faschis­ten die Öffentlichkeit in bekan­nter und damit bemerkenswert pein­lich­er Manier wis­sen, dass sie nun zu einem „Aktion­stag“ am 9. Okto­ber zwis­chen 0:00 und 24:00 aufrufen wür­den; Der linke „Vor­bere­itungskreis 9. Okto­ber“ stellte in sein­er Stel­lung­nahme vom 30. Sep­tem­ber 2010 aber recht aus­führlich „[…] klar, dass die hiesige Naziszene deut­lich hand­lung­sun­fähiger ist als noch vor eini­gen Jahren.“[2].

Weit­er­hin hat­te der Vor­bere­itungskreis in sein­er Stel­lung­nahme als Reak­tion auf die verän­derte Sit­u­a­tion angekündigt, nicht mehr zur geplanten antifaschis­tisch-anti­mil­i­taris­tis­chen Demon­stra­tion zu mobil­isieren son­dern fol­gen­den Aufruf ges­tartet: „ Unsere Stadt! Unsere Inhalte! Unsere Per­spek­tiv­en! […] Wir rufen daher zu vielfälti­gen Aktio­nen auf, die unseren antifaschis­tis­chen, anti­mil­i­taris­tis­chen und antikap­i­tal­is­tis­chen Per­spek­tiv­en dienen und für die kom­menden Proteste mobil­isieren“[2].

// Groß angelegte Briefkasten-Steckaktion //

Linke AktivistIn­nen hat­ten sich dann am 7. Okto­ber aufgemacht um mit Infor­ma­tion­s­ma­te­r­i­al auf eine rev­o­lu­tionäre Poli­tik und kom­mende Kämpfe aufmerk­sam zu machen. Ein kleines „Infopaket“, beste­hend aus drei sich inhaltlich ergänzen­den Fly­ern, wurde mehrere Tausend Mal an Haushalte in den Wohnge­bi­eten Königs Wuster­hausens und Wildaus verteilt.

Ein­er der drei Fly­er war unter der Über­schrift „Wahrnehmungen, die wir erlan­gen müssen“ direkt an die Ein­wohner­In­nen Königs Wuster­hausens und der Umge­bung gerichtet und stellte vor allem den Zusam­men­hang zwis­chen faschis­tis­ch­er Bewe­gung und Kap­i­tal­is­mus im Kon­text des Kampfes für die soziale Rev­o­lu­tion dar.

Des Weit­eren wurde der Fly­er „Cas­tor schot­tern. Atom­ausstieg ist Han­dar­beit.“ zur aktuellen „Cas­tor? Schottern!“-Kampagne genau­so in die Briefkästen gesteckt. Diese offen­sive und kon­se­quente Kam­pagne link­er Grup­pen ste­ht im Zusam­men­hang mit den anste­hen­den Protesten im Wend­land im Novem­ber 2010. Weit­er­hin enthal­ten war das Infor­ma­tions­blatt „Sparpakete stop­pen! Bun­destag belagern!“, dass über die geplante Aktion am 26. Novem­ber im Rah­men der Sozial­proteste informierte und mobil­isierten sollte.

// Trans­par­ent- und Sprühaktionen //

In der Nacht vom 7. zum 8. Okto­ber wur­den nach uns zuge­sandten Infor­ma­tio­nen von unbekan­nten linken AktivistIn­nen in Königs Wuster­hausen, aber auch im nahe gele­ge­nen Zeuthen, zahlre­iche Trans­par­ente an gut sicht­bare Stellen aufgehängt.

Auf diesen waren ver­schiedene kämpferische Parolen zu lesen, darunter „Eure Krise! Euer Krieg! Euer Kap­i­tal­is­mus!, „Für die Rev­o­lu­tion zum Über­leben!“ oder „Wäre die Welt eine Bank, so hät­tet ihr sie schon längst gerettet“. Daneben waren vielfach sowohl Anarchie‑A als auch Ham­mer und Sichel ange­bracht worden.

Des Weit­eren wur­den vor allem in Zeuthen in dieser Nacht zahlre­iche Parolen gesprüht. Auch hier­bei waren kämpferische Parolen am Präsen­testen, so vor allem „Kap­i­tal­is­mus tötet! Kap­i­tal­is­mus abschaf­fen!“ oder ein­fach „Antifa Area“.

// Aktio­nen in Zeuthen am 8. Oktober //

Am frühen Abend des 8. Okto­ber kam es dann nach ein gegan­genen Angaben im Nahe bei Königs Wuster­hausen gele­ge­nen Zeuthen zu ein­er Verteilak­tion von ökol­o­gisch und klassenkämpferischen Fly­ern auf dem dor­ti­gen S‑Bahnhof, bei der etwa 20 linke AktivistIn­nen beteiligt waren.

In diesem Zusam­men­hang muss es zu ein­er kurzen Spon­tandemon­stra­tion im Vor­feld dieser Bahn­hof­sak­tion in Zeuthen gekom­men sein. Zum aktuellen Stand unseren Infor­ma­tio­nen nach sind etwa 40 linke AktivistIn­nen eine kurze Strecke bis zum Zeuthen­er S‑Bahnhof gelaufen um deut­lich antifaschis­tis­che und linke Inhalte zu ver­mit­teln. Bere­its vor etwa einem Jahr gab es eine solche Spon­tandemon­stra­tion in Zeuthen im Kon­text von sein­erzeit aggres­siv­er auftre­tenden Nazis [3].

// Die Situation… //

Bis zum Redak­tion­ss­chluss für diesen Artikel war vom angekündigten „Aktion­stag“ der Nazis wenig zu sehen. Diese hat­ten ihre Aktio­nen in einem Mitte der Woche auf ihrer Seite pub­lizierten Artikel aber­mals auf den 9. Okto­ber „zwis­chen 0:00 und 24:00“ eingeschränkt. Lediglich in Zeuthen fan­den engagierte AntifaschistIn­nen am Mittwoch einige – passend dem herb­stlichen Wet­ter gelb und orange gefärbte – winzige Fly­er-Schnipsel mit dem äußerst sin­ni­gen Text: „Lasst uns die Spiele begin­nen – 09.10.10 in KWh – BgR KW kreativ abschal­ten! – Demokratiefeste zu Park­plätzen! Freie Kräfte KWh“ auf dem Boden um den Bahn­hof herum [4].

Aus ver­schiede­nen Quellen wurde dann bestätigt, dass die Polizeipräsens zum Abend des 8. Okto­ber in Königs Wuster­hausen mas­siv zugenom­men hat. Immer wieder durchge­führte „ver­dacht­sun­ab­hängige Kon­trollen“ sind in den Abend­stun­den für Leute, die wahlweise dem „recht­sex­trem­istis­chen“ oder „link­sex­trem­istis­chen“ Spek­trum zuge­ord­net wer­den offen­sichtlich an der Tage­sor­d­nung. Die staatlichen Repres­sion­sor­gane, darunter sog­ar Polizis­ten aus den angren­zen­den Wachen Schöne­feld und Lübben, sind hier offen­bar stark präsent um jegliche Aktiv­itäten zu unterbinden.

// …und der Aus­blick auf den 9. Okto­ber und darüber hinaus //

Trotz der Absage der Nazidemon­stra­tion zu Gun­sten des „Aktion­stages“ wird es am 9. Okto­ber selb­st wohl einen Demon­stra­tionszug des bürg­er­lichen Stadt- (bzw. Staats-) nahen Bünd­niss­es gegen Rechts (BGR) geben, der in diesem Jahr auch von der Partei „Die Linke“ unter­stützt wird und zum so genan­nten Fest der Demokratie auf dem Fontane­platz führen soll. Begin­nen soll diese kurze Demon­stra­tion um 10 Uhr und soll um 11 Uhr auf dem Fest­platz eintreffen.

Zu den bish­er gelaufe­nen linken Aktio­nen äußerte sich ein Aktivist des „Vor­bere­itungskreis­es 9. Okto­ber“ abschließend pos­i­tiv und bemerk­te: „Linke Poli­tik wird ja nicht an einem Tag gemacht und beste­ht ja nicht nur aus Aktion­is­mus. Es ist notwendig auch weit­er­hin offen­siv antifaschis­tis­che, rev­o­lu­tionäre Per­spek­tiv­en jen­seits des Kap­i­tal­is­mus zu erkämpfen. In diesem Sinne soll­ten wir uns beim Kampf auf der Straße oder im Betrieb sehen! Kap­i­tal­is­mus abschaf­fen.- Sol­i­dar­ität auf­bauen!“.

Linkes KW (8. Okto­ber 2010)

———
Ver­weise und Links:
[1] Ursprünglich­er Aufruf zur antifaschis­tisch-anti­mil­i­taris­tis­chen Demon­stra­tion
http://linkeskw.blogsport.de/2010/09/17/naziaufmarsch-blockieren-bundeswehr-aufloesen-kapitalismus-abschaffen/

[2] Stel­lung­nahme des Vor­bere­itungskreis­es vom 30. Sep­tem­ber 2010
http://linkeskw.blogsport.de/2010/09/30/stellungnahme-des-vorbereitungskreises-9-oktober/

[3] Bericht zur dama­li­gen Spon­tandemon­stra­tion in Zeuthen 2009
http://de.indymedia.org/2009/10/264209.shtml

[4] Chronik aus Zeuthen
http://zag.blogsport.de/chronik/

Bei Repres­sions­fällen:
Rote Hil­fe e.V. OG Königs Wuster­hausen
http://rotehilfekw.blogsport.de/

Kategorien
Antifaschismus

Nazidemo am 23. Oktober in Joachimsthal (Barnim)

Pin­now — Die NPD BUM plant für den 23. Okto­ber 2010 einen Aktion­stag mit Mah­nwache und anschließen­dem Aufzug in Joachim­sthal (Barn­im) unter dem Mot­to “Keine Gnade für die Täter! – Gebor­gen­heit statt Angst”. Das teilte der NPD-Kreisver­band gestern auf sein­er Web­site mit.

Die recht­sex­treme Partei greift damit erneut den Fall des Sex­u­al­straftäters Wern­er K. auf, der seit dem Früh­jahr 2008 unter ständi­ger Polizeibewachung in Joachim­sthal lebte. Im August 2009 hat­te dann das Amts­gericht Frankfurt/Oder entsch­ieden, dass die Dauer­ob­ser­va­tion der Polizei für den 51-jähri­gen K. nicht ver­längert wird.

Wern­er K. war Mitte April 2008 nach 22 Jahren Haft wegen mehrfach­er Verge­wal­ti­gung von Frauen und Kindern freigekom­men und zu Ver­wandten nach Joachim­sthal gezo­gen. Zuvor hat­te der Bun­des­gericht­shof einen Antrag auf nachträgliche Sicherungsver­wahrung wegen rechtlich­er Män­gel zurückgewiesen.

Von daher ist es natür­lich absurd, dass die NPD heute behauptet: “Während die Alt­parteien gegenüber diesen Tätern immer wieder Gnade vor Recht erge­hen lassen, fordern wir endlich effek­tiv­en Opfer­schutz.” Hier hat­te der Bun­des­gericht­shof Recht gesprochen.

Bere­its im Som­mer 2008 hat­te die NPD in Joachim­sthal eine Demon­stra­tion mit knapp 100 Leuten durchge­führt und ver­sucht, die Äng­ste der Men­schen für ihre poli­tis­chen Zwecke zu nutzen.

Dass einige Joachim­sthaler Bürg­er sich mit der Bürg­erini­tia­tive “Nach­barschaftliche Sol­i­dar­itäts­ge­mein­schaft” gegen die Anwe­sen­heit des Sex­u­al­straftäters gewehrt hat­ten, ver­schweigt die NPD vornehm. Die Ini­tia­tive hat­te sich allerd­ings auch klar und ein­deutig von den Recht­sex­trem­is­ten und ihren Aktiv­itäten distanziert.

Pro­pa­gan­da im Netz

In den Sozie­len Net­zw­erken des Inter­nets erfreut sich das The­ma “Kinder­schän­der” sehr großer Beliebtheit. Bei “jap­py” zum Beispiel präsen­tieren zahlre­iche junge Men­schen auch aus der Uck­er­mark und de Barn­im Nazi-Sprüche wie “Für Rauchen unter 18 bekommt man eine Ver­war­nung. Für unangeschnalltes Fahren eine Geld­strafe. Für Mord ein paar Jahre. Bei Ver­stoß gegen das Betäubungsmit­telge­setz ein paar Sozial­stun­den. Bei Waf­fen­han­del eine min­i­male Gefäng­nis­strafe. Doch wenn man ein Kind verge­waltigt eine sinnlose Ther­a­pie!!!” auf der Start­seite ihrer Profile.

Foren, in denen die Forderung “Höch­st­strafe für Kinder­schän­der” pos­tuliert wird, haben hohe Mit­glied­szahlen. Wenn allerd­ings die Forderung nach Todesstrafe aufgestellt wird, schrumpfen die Mit­glied­szahlen mas­siv zusammen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

VOR 20 JAHREN STARB ANDRZEJ FRATCZAK

Am 7. Okto­ber 1990 starb Andrzej Fratczak. Vor ein­er Diskothek in Lübbe­nau trat­en drei junge Deutsche den Polen zu Tode. Andrzej Fratczak führt die Liste der min­destens 137 Men­schen an, die nach aktuellen Recherchen der Zeit und des Tagesspiegels seit 1990 durch poli­tisch rechts motivierte Gewalt­tat­en in Deutsch­land ihr Leben ver­loren. Die Bun­desregierung spricht lediglich von 47 Todesopfern.

Am 16. Sep­tem­ber veröf­fentlicht­en der Berlin­er Tage­spiegel und die Wochen­zeitung Die Zeit ihre aktuellen Recherchen zur tödlichen Dimen­sion rechter Gewalt in Deutsch­land. Die Veröf­fentlichung zeigt: Bran­den­burg ist das Bun­des­land mit den meis­ten Todes­opfern seit der Vereinigung.

Min­destens 27 Men­schen kamen in der Mark durch rechte Schläger ums Leben. Unter den 27 Todes­opfern aus Bran­den­burg befind­et sich z. B. Amadeu Anto­nio. Eine Horde rechter Jugendlich­er, die Jagd auf Schwarze machte, griff ihn am 25. Novem­ber 1990 in Eber­swalde an und schlug ihn ins Koma. Er starb elf Tage später. Oder Klaus-Dieter Harms, den am 2. August 2001 zwei Rechte in sein­er Woh­nung in Wit­ten­berge zu Tode prügel­ten, weil sie ihn als »min­der­w­er­tig« ansa­hen. Das vor­erst let­zte Todes­opfer rechter Gewalt in Bran­den­burg war der alko­holkranke Bernd Köh­ler. In Tem­plin wurde er in der Nacht auf den 22. Juli 2008 von zwei Recht­en totgeprügelt.

Von der Bun­desregierung offiziell als Opfer rechter Gewalt anerkan­nt, sind lediglich neun Todes­opfer aus Bran­den­burg. Die große Mehrheit (18 Tote) wird dieser Sta­tus nicht zuerkan­nt. So etwa Math­ias S. Der 39-Jährige wurde am 23. Sep­tem­ber 1997 von einem Nazi-Skin in Cot­tbus erstochen, weil er sich gegen den 19-Jähri­gen geäußert hat­te. Aber auch Kajrat Batesov, der zusam­men mit einem Fre­und von mehreren jun­gen Män­nern getreten und ver­prügelt wurde. Anschließend wurde ihm ein 18 Kilo­gramm schw­er­er Stein auf die Brust gewor­fen. Am 23. Mai 2002 erlag er seinen Ver­let­zun­gen. Wenn ihm auch die offizielle Anerken­nung ver­sagt wird, erin­nern zumin­d­est Fre­und jährlich an Falko Lüdtke. Der 22-Jährige wurde am 31. Mai 2000 in Eber­swalde von einem Neon­azi vor ein Taxi gestoßen und überfahren.

Nicht nur für Ange­hörige und Fre­undIn­nen ist eine offizielle Anerken­nung als Opfer rechter Gewalt bei der Bewäl­ti­gung der Tat von großer Bedeu­tung. Sie ist auch ein deut­lich­es Zeichen gegenüber den TäterIn­nen und ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Ideologie.

Umso unver­ständlich­er, dass der Tod von Emil Wendt­land seit 1999 nicht mehr aufge­führt wird, nach­dem er 1993 von der Bun­desregierung als rechte Gewalt gew­ertet wurde. Drei Nazi-Skins schlu­gen den 50-jähri­gen Obdachlosen am 1. Juli 1992 in Neu­rup­pin zusam­men und erstachen ihn. Sie hat­ten sich zum »Pen­ner klatschen« verabredet.

2001 wurde ein neues Erfas­sungssys­tem rechter Straf- und Gewalt­tat­en einge­führt. Es ist erhe­blich weit­er gefasst ist. Die Behör­den sprechen jet­zt von »poli­tisch rechts motiviert­er Krim­i­nal­ität« (PMK rechts). Dabei wer­den Delik­te erfasst, bei der »die Umstände der Tat oder die Ein­stel­lung des Täters darauf schließen lassen, dass sie sich gegen eine Per­son auf­grund ihrer poli­tis­chen Ein­stel­lung, Nation­al­ität, Volk­szuge­hörigkeit, Rasse, Haut­farbe, Reli­gion, Weltan­schau­ung, Herkun­ft, sex­uellen Ori­en­tierung, Behin­derung oder ihres äußeren Erschei­n­ungs­bildes beziehungsweise ihres gesellschaftlichen Sta­tus richtet«. Die mit der Reform der Erfas­sungskri­tierien ver­bun­de­nen Hoff­nun­gen, dass sich die Löch­er in der Sta­tis­tik schließen, haben sich nicht erfüllt. Nicht anders kön­nen die Ergeb­nisse der aktuellen Recherche von Tage­spiegel und Zeit gew­ertet werden.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Offener Brief an die Landesregierung von Brandenburg

Im Jahr 2009 hat das Bun­des­land Bran­den­burg 79 beson­ders schutzbedürftige Flüchtlinge aus dem Irak und unlängst zwei weit­ere aus dem Iran zur Neuan­sied­lung aufgenom­men. Wir begrüßen diesen Schritt und hof­fen, dass dadurch auch eine Sen­si­bil­isierung für die Not­lage der anderen Flüchtlinge entste­ht, die in Bran­den­burg Asyl beantragt haben und in großer Unsicher­heit leben, weil ihnen der Flüchtlingssta­tus nicht zuerkan­nt wird, sie von Rückschiebun­gen im Dublin-II-Ver­fahren oder Wider­rufsver­fahren bedro­ht sind.

Bei der Auf­nahme der Flüchtlinge im so genan­ten Reset­tle­ment-Ver­fahren zeigte sich trotz zahlre­ich­er Unter­stützung, dass es  keine entwick­elte, belast­bare Auf­nahmestruk­tur in Bran­den­burg gibt. Es fehlen Ressourcen wie Dol­metsch­er, Beratungsstellen, ein Netz von ehre­namtlichen Begleiter/innen, die als Pat­en fungieren kön­nten, geeignete Sprachkurse oder Schulen, die erfahren, auf­nah­me­bere­it und per­son­ell aus­re­ichend aus­ges­tat­tet sind. Auch die beteiligten Insti­tu­tio­nen wie Job­cen­ter,   Gesund­heit­sein­rich­tun­gen und Krankenkassen, Woh­nungs­bauge­sellschaften, um nur einige zu nen­nen, sind nicht darauf vor­bere­it­et, Men­schen zu inte­gri­eren, die ohne Ken­nt­nisse des deutschen Sys­tems frisch ein­gereist sind. Das erschw­ert die Arbeit für alle Beteiligten – und es zeigt sich, dass die Auf­nahme von Flüchtlin­gen jen­seits des restrik­tiv­en deutschen Asylver­fahrens, sozusagen als unmit­tel­bar Gle­ich­berechtigte, langfristig zur interkul­turellen Öff­nung der Insti­tu­tio­nen beitra­gen kann, — ein­er Öff­nung, die für die Entwick­lung Bran­den­burgs all­ge­mein als drin­gend notwendig ange­se­hen wird. Dafür ist es allerd­ings notwendig, sowohl die Ank­om­menden, als auch die Insti­tu­tio­nen in diese Rich­tung zu fördern und materiell auszustatten.

 

Heute am Tag des Flüchtlings 2010 fordern wir die Lan­desregierung dazu auf,

  • weit­ere Flüchtlinge aufzunehmen,
  • auf die Bun­desregierung einzuwirken, den Nachzug von Fam­i­lien­ange­höri­gen zu ermöglichen,
  • darauf hinzuwirken, dass sich die Bun­desre­pub­lik zur regelmäßi­gen Auf­nahme beson­ders schutzbedürftiger Flüchtlinge im Reset­tle­ment-Ver­fahren verpflichtet, so wie es andere EU-Län­der bere­its seit Jahren tun.
  • die Lebenssi­t­u­a­tion der anderen Flüchtlinge, die meist über gefährliche Ein­reisewege im Asylver­fahren gekom­men sind, zu verbessern und an die Bedin­gun­gen der ein­heimis­chen Bevölkerung anzupassen.

 

Kategorien
Antifaschismus

Zwei Nazigroßveranstaltungen am Samstag im Barnim

Kat­e­gorie C im Alten Dorfkrug 

Am ver­gan­genen Sam­stag fand im „Alten Dor­fkrug“ im Bernauer Ort­steil Schönow seit langem wieder ein größeres Recht­srock­konz­ert [1] statt. Die Bre­mer Gruppe „Kat­e­gorie C“, als rechte Hooli­gan­band bekan­nt, hat­te erst wenige Stun­den vor dem Konz­ert den Ort preisgegeben.

Da die Band in der Ver­gan­gen­heit oft­mals durch Gegen­protest und Polizei an der Durch­führung ihrer Ver­anstal­tung gehin­dert wurde, hal­ten sie ihre Konz­erte bis kurz vor Beginn geheim. Im ver­gan­genen Jahr wurde ein Konz­ert der Band in Berlin durch ein Großaufge­bot der Polizei verhindert.

Etwa 250 bis 300 Konzertbesucher_innen hat­ten nach Per­so­n­enkon­trollen durch die Polizei bis kurz nach Mit­ter­nacht gefeiert. Zu Zwis­chen­fällen sei es nach Aus­sagen der Polizei nicht gekom­men. Es habe kein Grund bestanden, die Ver­anstal­tung zu unterbinden oder aufzulösen. Den­noch war die Polizei mit einem großem Aufge­bot vor Ort. Es gab Straßensper­run­gen um den „Alten Dorfkrug“.

Nach Angaben lokaler Antifaschist_innen seien unter anderem Nazis aus Berlin, Tel­tow-Fläming, Ober­hav­el, Märkisch-Oder­land und dem Barn­im, aber auch aus Rhein­land-Pfalz und Nieder­sach­sen anwe­send gewesen.

 

 

Preußen­tag in Finowfurt

Auch beim so genan­nten „Preußen­tag“ des Bran­den­burg­er NPD-Lan­desver­bands am Sam­stag war der Ver­anstal­tung­sort erst kurzfristig bekan­nt gewor­den. Bei der Suche nach einem geeigneten Ver­anstal­tung­sort hat­ten die NPD zuvor Absagen ein­steck­en müssen und let­z­tendlich auf das Grund­stück des langjähri­gen DVU-Aktivis­ten Klaus Mann in Schorfhei­de (Finow­furt) zurückgegriffen.

Die NPD wollte sich mit dem „Preußen­tag“ bewusst von den Ein­heits­feier­lichkeit­en am 3. Okto­ber abgren­zen. Unter dem Mot­to „Für eine echte  Wiedervere­ini­gung“ wollte die neon­azis­tis­che Partei „daran erin­nern, daß am 03. Okto­ber 1990 nur eine Teil­wiedervere­ini­gung stattge­fun­den hat, denn Schle­sien, Pom­mern, Ost­preußen, West­preußen, Böh­men, Mähren, das Sude­ten­land und Danzig befind­en sich noch immer unter fremder Ver­wal­tung“. Laut ihrer Inter­net­seite seien etwa 150 Gäste vor Ort gewesen.

 

[1] Im August 2008 wurde ein Fes­ti­val für den Neon­azi Michael Müller durch die Polizei aufgelöst

Kategorien
Antifaschismus

Nazi-Propaganda an linkem Jugendclub

Die Urhe­ber der Mate­ri­alien sind in den Kreisen der so genan­nten Autonomen Nation­al­is­ten zu ver­muten, welchen ver­suchen sich mit Parolen wie “Som­mer, Sonne, Wider­stand” ein betont jugendlich­es und aktion­sori­en­tiertes Image zu geben. Dabei wird bewusst auch auf Stilmit­tel der linken Jugend­kul­tur zurückgegriffen.
Auch islam­feindliche Aus­sagen, die sich an die Forderun­gen ras­sis­tis­ch­er Grup­pen wie “Pro Deutsch­land” anlehnen, waren im Ein­gangs­bere­ich der Ein­rich­tung der Falken Bran­den­burg gek­lebt wor­den, sowie einige klas­sis­che Motive der radikalen Recht­en wie der ange­bliche Mord an Hitler-Stel­lvertreter Rudolf Heß.
“Das ist nicht das erste Mal, dass wir im KLAB mit recht­sradikaler Pro­pa­gan­da zu tun haben.”, so Stef­fen Wolke, Mit­glied im Lan­desvor­stand der Falken. “Anlässlich des 60sten Jahrestages der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus wurde uns ein Plakat mit der Auf­schrift “Wir kapit­ulieren niemals!” an die Tür gek­lebt. Auch anson­sten wurde mehrmals ver­sucht Fly­er mit ein­schlägigem Inhalt in der Ein­rich­tung zu hinterlassen.”
Über den Hin­ter­grund der stadtweit­en Verteilung von ähn­lichen Aufk­le­bern kann Wolke nur mut­maßen. “In ein­er Woche woll­ten Recht­sradikale in Königs-Wuster­hausen marschieren. Der Auf­marsch wurde jedoch abge­sagt, wahrschein­lich wegen des mas­siv­en Gegen­drucks durch antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en, die auch trotz Absage eine Demon­stra­tion durch­führen wer­den. Recht­sradikale haben nun aber angekündigt, die Aktio­nen dort stören zu wollen.
Deshalb rufen wir alle auf, sich an der Demon­stra­tion am 09.10. in Königs-Wuster­hausen zu beteili­gen, Beginn ist um 10 Uhr am städtis­chen Bahnhof.”
Kategorien
Antifaschismus

Mit Steinwürfen vertreiben Dorfbewohner die Artisten

Milmers­dorf (ipr) Ver­gan­gen Fre­itag kon­nte ein klein­er Fam­i­lien­zirkus das Uck­er­märkische Milmers­dorf nur unter Polizeis­chutz ver­lassen. Anwohn­er hat­ten die Artis­ten bedro­ht, beschimpft und mit Steinen bewor­fen. Fahrzeuge und Campin­gan­hänger wur­den durch die Stein­würfe beschädigt.

Im Milmers­dorf tobte der Mob und richtete sich gegen die Artis­ten des kleinen Zirkus Hap­py, der dort am ver­gan­genen Woch­enende gastieren wollte. “Zige­uner­pack! Asoziales Pack ver­schwindet! Wir fack­eln euch die Zelte ab!” schrien etwa 20 jugendliche und erwach­sene Angreifer und schmis­sen Steine auf die Zirkuswa­gen. Auf dem Gelände befand sich nur der Zirkus­nach­wuchs 16, 14, 11 und 8 Jahre alt. Die Eltern waren im knapp 90 Kilo­me­ter südlich gele­ge­nen Berlin und saßen im Stau fest.

Etwa gegen 17:00 Uhr war Bürg­er­meis­ter Hans Chris­t­ian Arndt noch an der Milmers­dor­fer Turn­halle gewe­sen, um Stre­it zu schlicht­en. Dort hat­te er den Fam­i­lien­zirkus platziert. An der Beton­straße in Rich­tung des 10 Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Tem­plin. Gegenüber von den Plat­ten­baut­en, die in Milmers­dorf nur Block­weise gezählt wer­den. Dort gab es eine aus­re­ichende Grün­fläche und auch genü­gend Strom für die Artis­ten, ihr Zelt und ihre Tiere.

An den Tieren entspann sich der Stre­it. “Anwohn­er beschw­erten sich, der Elek­troza­un wäre zu nah am Gehweg,” berichtet der Bürg­er­meis­ter, “die Artis­ten sagten, Kinder klet­terten durch den Wei­deza­un, um die Tiere zu stre­icheln. Sie hät­ten Angst, dass den Kindern etwas passiere.”

Die Tiere der Zirkus­fam­i­lie Sper­lich, das sind drei Ponys, zwei Ziegen, ein Lama und ein Esel. Dazu Enten, Hüh­n­er und Kan­inchen. Der Bürg­er­meis­ter sagt, dass er die Zirkusleute gebeten habe, den Zaun und die Tiere etwas in Rich­tung Turn­halle zu ver­set­zen, was auch geschehen sei. Für ihn war die Sit­u­a­tion geklärt.

Die 37-jährige Zirkuschefin Jen­nifer Sper­lich schildert das ganz anders. Ihre 16-jährige Tochter sei bedro­ht und beschimpft wor­den. Man solle den Wei­deza­un weg­nehmen! Das sei gegen das Tier­schutzge­setz! Man werde die Polizei rufen! Eine Anwohner­in habe ihrer Aggres­sion freien Lauf gelassen mit Sätzen wie “Halte dein dick­es fettes Maul!” und “Ihr fickt ja mit euren Tieren rum!”

Kaum war Bürg­er­meis­ter weg, muss Sit­u­a­tion eskaliert sein. Beschimp­fun­gen und Steine flo­gen vom Wohn­block gegenüber in Rich­tung der Zirkuskinder. Die ret­teten sich in einen Campin­gan­hänger und benachrichtigten ihre Eltern. Die alarmierten die Polizei. Gegen 18:30 Uhr waren die vor Ort und been­de­ten den Spuk.

Die Zirkus­fam­i­lie entschloss sich, den ungastlichen Ort zu ver­lassen. “Bis Mit­ter­nacht haben wir unter Polizeis­chutz abge­baut”, berichtet Jen­nifer Sper­lich. Immer wieder seien Anwohn­er bedrohlich näher gekom­men und mussten von den Polizis­ten ver­trieben wer­den. Bürg­er­meis­ter Arndt wirft sie vor, dass der ein­fach abge­taucht sei als es gefährlich wurde. Der wäre nicht ans Tele­fon gegan­gen. Der hinge­gen sagt, dass er erst gegen 21:30 Uhr erfahren habe, dass die Polizei im Dorf sei und der Zirkus weit­erziehe. Über das ganze Aus­maß der Vor­fälle, sei er erst am Mon­tag informiert wor­den. “Ich bin trau­rig und erschüt­tert, das so etwas passieren kon­nte,” fügt er hinzu.

Bei der Press­es­telle der Polizei war über den Fre­itagabend lediglich zu erfahren, dass die “Polizei in der Ort­slage Milmers­dorf Anzeigen wegen Bedro­hung, Belei­di­gung, ver­suchter Kör­per­ver­let­zung und Sachbeschädi­gung zum Nachteil ein­er Fam­i­lie aufgenom­men hat, die einen Zirkus betreibt. Beim Ein­tr­e­f­fen der Polizei kon­nten mehrere Tatverdächtige gestellt und deren Per­son­alien erhoben wer­den. Gegen die Per­so­n­en wird ermittelt.”

Bleibt noch der Polizist zu erwäh­nen, der gegenüber Frau Sper­lich äußerte, dass er sich für das Geschehene unendlich schäme.

Kategorien
Antifaschismus

Aktiv gegen Nazis in Potsdam

Trotz schlecht­en Wet­ters fan­den sich am gestri­gen Sam­stag Nach­mit­tag etwa 400 Men­schen am Pots­damer Haupt­bahn­hof ein, um unter dem Mot­to “Wake up” gegen ein zunehmendes Naziprob­lem in Pots­dam zu demon­stri­eren. Ver­anstal­tet wurde die Demon­stra­tion von der autonomen antifaschis­tis­chen Linken Pots­dam (aalp) sowie dem Bran­den­burg­er Vere­in der Ver­fol­gten des Naziregimes — Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten (VVN-BdA).

Ziel der Demon­stra­tion war ein­er­seits, auf das Erstarken rechter Struk­turen hinzuweisen, ander­er­seits zu ein­er Selb­stor­gan­i­sa­tion antifaschis­tis­ch­er Kräfte aufzu­rufen. Die Stadt sowie zuständi­ge Behör­den bleiben pas­siv, wenn es um die Bekämp­fung des Naziprob­lems geht. Somit war die Auf­forderung, diesem auf allen Ebe­nen mit Wider­stand zu begeg­nen, stets präsent. Inter­essierten Bürger_innen wurde die Möglichkeit geboten, sich am Rande des Aufzuges zu den The­men rechte Ide­olo­gie und Struk­turen zu informieren.

Auf der Route, die vom Zen­trum-Ost durch die Stadt­teile Babels­berg, Schlaatz und Wald­stadt führte, wurde auf drei Zwis­chenkundge­bun­gen aktuelle Entwick­lun­gen der Pots­damer Naziszene eben­so the­ma­tisiert wie sich häufende Über­griffe auf Linksalter­na­tive und Migrant_innen. Dies war etwa in Babels­berg der Fall. Hier kam es in den let­zten Jahren schw­er­punk­t­mäßig zu poli­tisch motivierten Angrif­f­en auf Men­schen, die dem recht­en Welt­bild nicht entsprechen. Am Asylbewerber_innenheim Schlaatz wiesen die Redner_innen auf ras­sis­tisch motivierten Gewalt­tat­en der Nazis hin und sol­i­darisierten sich mit den Betrof­fe­nen. Einige Bewohner_innen des Heims gesell­ten sich schließlich zu der Demon­stra­tion und nah­men an ihr bis zum Ende teil. 

Die Abschlusskundge­bung, welche in Pots­dam-Wald­stadt stat­tfand, bildete einen kraftvollen Abschluss zu der gesamten Demon­stra­tion. Einzelne Nazis, die sich dort zum Zweck der Pro­voka­tion einge­fun­den hat­ten, wur­den von der Polizei des Platzes verwiesen.

Wie notwendig ein offen­siveres Vorge­hen gegen Nazis ist, machte an diesem Tag eine weit­ere Pro­voka­tion dieser deut­lich: aus Magde­burg anreisende Antifaschist_innen trafen erst gegen 16 Uhr in Pots­dam ein, da die Bah­n­gleise auf der Strecke zuvor von Nazis beschädigt wor­den war.

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

NPD Preußentag am 2. Oktober in Finowfurt – Anmeldung in Biesenthal abgesagt

Preußen ist größer als Berlin — Bran­den­burg“ meint die NPD Bran­den­burg und lädt für den 2. Okto­ber unter dem Mot­to „Für eine echte Wiedervere­ini­gung“ zum ersten soge­nan­nten „Preußen­tag“ ein. Damit will sich die neon­azis­tis­che Partei deut­lich von den Feier­lichkeit­en zum Tag der Deutschen Ein­heit am 3. Okto­ber abgrenzen.

Neuer Ver­anstal­tung­sort: Schorfhei­de (Finow­furt)

Nach­dem die Suche nach Ver­anstal­tung­sorten im West­en Bran­den­burgs erfol­g­los war, weicht die NPD nun nach Finow­furt (Land­kreis Barn­im) aus. Eine Ver­anstal­tung war kurz zuvor noch für das Gelände der NPD in Biesen­thal (eben­falls Barn­im) angemeldet und nun abge­sagt. Die Partei musste damit rech­nen, dass eine Ver­anstal­tung dort nicht lange stat­tfind­en kann. In der Ver­gan­gen­heit wur­den mehrfach Ver­anstal­tun­gen durch die Polizei unter­bun­den und aufgelöst (siehe u.a. hier und hier). Zwar hat­te die Partei noch Anfang des Jahres angekündigt gegen die Ein­schränkung durch Stadt, Land­kreis und Polizei vorzuge­hen, hat­te damit bish­er offen­bar keinen Erfolg. Der Preußen­tag wird nun, so kündigt es die NPD auf ihren Son­der­seite an, auf dem Grund­stück von Klaus Mann in Finow­furt stat­tfind­en. Klaus Mann gehört dem Lan­desvor­stand der DVU an und gilt als Schnittstelle zwis­chen NPD, DVU und Kam­er­ad­schaftsszene. Durch seine Kon­tak­te in die Recht­srock­szene kon­nten diverse Konz­erte auf seinem Grund­stück stat­tfind­en. Jährlich find­et dort außer­dem das Som­mer­fest der DVU statt. 

Der Preußen­tag – ein Großevent für die NPD Brandenburg 

Neben ein­er Rei­he von Redner_innen der NPD aus Bran­den­burg – Klaus Beier (NPD-Lan­deschef in Bran­den­burg, Bun­de­spress­esprech­er), Ron­ny Zasowk (NPD-Kreisvor­sitzen­der der Lausitz) und Manuela Kokott (NPD- Vor­sitzende im Oder­land und RNF-Aktivistin) wird auch Ralph Tegeth­off (Ex-Wik­ing-Jugend, Ex-FAP) auftreten. Spie­len wer­den neon­azis­tis­che Bands aus Bran­den­burg und Meck­len­burg Vor­pom­mern (Mehr zu den Bands hier). Außer­dem haben sich nahezu alle NPD — Organ­i­sa­tio­nen für den Preußen­tag angekündigt – der „Ring Nationaler Frauen“ (RNF), die Frauenor­gan­i­sa­tion der Partei, die Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­aldemokrat­en“ JN, des Deutsche Stimme Ver­sand aus Sach­sen oder auch der NPD Mate­rial­dienst – ein Onlin­ev­er­sand für NPD Materialien. 

Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark auch dabei 

Mit dem Preußen­tag kann auch die regionale NPD nach län­ger­er Ruhep­hase wieder auf sich aufmerk­sam machen, nach dem Aus­tritt von Mike Sandow (MdK Barn­im, Stadtverord­neter Biesen­thal) war von der NPD wenig zu hören, auch auf der Inter­net­seite tut sich kaum etwas und das “Nationale Net­z­tage­buch”, eines der ersten Pro­jek­te der NPD Barn­im- Uck­er­mark, ist mit­tler­weile nur noch ein Twit­ter­ac­count. Am 2. Okto­ber kann die NPD auf die Unter­stützung alter Fre­unde bauen: Dazu gehört bspw. Gor­don Rein­holz, der mit seinem Nationalen Medi­en­ver­sand vor Ort seien wird. Rein­holz und der Barn­imer NPD Kreisvor­sitzende Mar­co Rhode ken­nen sich noch aus Zeit­en des Märkischen Heimatschutzes (MHS), als dessen Chef Rein­holz bis zur Auflö­sung 2006 agierte.

Inforiot