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Antifaschismus Law & Order

Extremismusklausel zurücknehmen!

Mobile Beratung­steams und Beratungsstellen für Opfer rechter, ras­sis­tis­ch­er und anti­semi­tis­ch­er Gewalt schließen sich der Kri­tik an der “Extrem­is­musklausel” an. Sie begrüßen die Entschei­dung des säch­sis­chen Vere­ins AKu­BiZ, den mit 10.000 Euro dotierten Säch­sis­chen Demokratiepreis nicht anzunehmen.

Eine erfol­gre­iche mobile Beratung gegen Recht­sex­trem­is­mus sowie eine pro­fes­sionelle Beratung von Opfern rechter Gewalt basieren auf einem bre­it angelegten Net­zw­erk. Unsere Koop­er­a­tionspart­ner kom­men aus unter­schiedlichen poli­tis­chen und sozialen Feldern. Den gemein­samen Nen­ner dieses Net­zw­erks bilden demokratis­che Grundüberzeu­gun­gen, die Men­schen­rechte und das kon­se­quente Ein­treten gegen Recht­sex­trem­is­mus und für die Opfer. Wir kön­nen und wollen die poli­tis­che Ein­stel­lung unser­er Koop­er­a­tionspart­ner nicht über­prüfen. Die Net­zw­erke, die in den ver­gan­genen Jahren aufge­baut wor­den sind, wür­den anhal­tend geschwächt.

Die in Sach­sen ver­wen­dete “Extrem­is­musklausel” entstammt einem Entwurf aus dem Bun­des­fam­i­lien­min­is­teri­um, mit der ab dem kom­menden Jahr eine Über­prü­fung aller vom Bund geförderten Vere­ine, Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en geplant wird. Wir fordern das Fam­i­lien­min­is­teri­um auf, diese Klausel zu stre­ichen, die einem “Gen­er­alver­dacht” gle­ichkommt. Eine Schwächung der Pro­jek­te und Ini­tia­tive gegen Rechts wäre die Folge. Das kann nie­mand wollen!

* Opfer­per­spek­tive Bran­den­burg e.V.
* Kul­tur­büro Sach­sen
* Lob­bi — Lan­desweite Opfer­ber­atung für Betrof­fene rechter Gewalt in
Meck­len­burg-Vor­pom­mern
* Opfer­ber­atung der RAA-Sach­sen — Unter­stützung für Betrof­fene
rechtsmo­tiviert­er und ras­sis­tis­ch­er Gewalt
* Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt, Sachen-Anhalt
* Rea­chOut — Opfer­ber­atung und Bil­dung gegen Recht­sex­trem­is­mus,
Ras­sis­mus und Anti­semitismus
* Mobile Beratung gegen Recht­sex­trem­is­mus Berlin
* AKE-Bil­dungswerk Vlotho — Mobile Beratung im Regierungs­bezirk Det­mold
(NRW)
* mobim — Mobile Beratung im Regierungs­bezirk Mün­ster. Gegen
Recht­sex­trem­is­mus, für Demokratie
* Mobiles Beratung­steam gegen Recht­sex­trem­is­mus Ham­burg
* Miteinan­der Net­zw­erk für Demokratie und Weltof­fen­heit in
Sach­sen-Anhalt e.V.
* Mobiles Beratung­steam gegen Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus — für
demokratis­che Kul­tur in Hes­sen
* Mobit — Mobile Beratung in Thürin­gen. Für Demokratie — Gegen
Recht­sex­trem­is­mus * Gewalt Akademie Vil­ligst/­SOS-Ras­sis­mus-NRW

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Antifaschismus

Elf “Hausbesuche” durch Neonazis in drei Jahren

Seit dem Bericht „Zeuthen – Neue idyl­lis­che Brown­town am Rande von Berlin“ (nachzule­sen hier) hat sich nicht viel geän­dert. Es ist aber für uns spür­bar, das auch soge­nan­nte „autonome Nation­al­is­ten“ hier ver­suchen sich zu etablieren. Seit Anfang des Jahres 2010 nehmen wir ver­stärkt ihre Präsenz unter diesem Label im öffentlichen Raum wahr. Sie ver­suchen anhand von verkleben rechter Plakate ( So am 10.08.2010 für den Nazi­auf­marsch in Bad Nen­ndorf ), Aufk­le­ber, schmieren von recht­en Parolen bis hin zu nächtlichen Haus­be­suchen bei alter­na­tiv­en bzw ver­meintlichen Antifa-Aktivis­ten_in­nen, auf sich aufmerk­sam zu machen.

 

Zudem lassen sich ger­ade im schö­nen Berlin­er Umland gern Mit­glieder ver­schieden­er Kam­er­ad­schaften häus­lich nieder, so auch die 39 Jährige Sab­ri­na Sch. aus Zeuthen.

Sie ist Mit­glied der recht­sex­tremen Kam­er­ad­schaft Spreewacht, dessen Aktions­feld eher in Berlin-Licht­en­berg zu find­en ist. Bei dieser Per­son gab es deswe­gen am 02.09.2009 eine Haus­durch­suchung (Medi­en berichteten).
Neon­azis lassen sich gern am Rande von Berlin nieder, weil sie denken dass sie dort ungestört weit­er­hin agieren können.

 

Let­z­tendlich ist es deren Ziel, einen Angstraum zu schaf­fen indem Men­schen „ander­er“ Herkun­ft, Reli­gion, Haut­farbe oder ein­fach nur wegen ihrer antifaschis­tis­chen Ein­stel­lung, Gefahr laufen Betroffene_r ein­er Gewalt­tat zu wer­den. Unser Haup­tau­gen­merk für diese recht­en Umtrieben liegen unser­er mei­n­ung nach am S‑Bahnhof Zeuthen als sowohl im Zen­trum.
Das Trau­rige an der Sache ist, das genau das couragierte Han­deln bzw Ein­greifen von örtlichen Antifaschisten_innen krim­i­nal­isiert und mit Repres­sio­nen abges­traft wird.

 

Auf der einen Seite wer­den Notrufe von hil­fe­suchen­den Men­schen im Ort, die Betrof­fene von rechter Gewalt gewor­den sind, von der örtlichen Polizei­di­en­st­stelle nicht bear­beit­et, wie z.B. zahlre­iche Haus­be­suche von örtlichen Neon­azis, darunter auch Mit­glieder der Freien-Kräfte-Königs-Wuster­hausen. Auf der anderen Seite wird antifaschis­tis­ches Engage­ment ver­fol­gt bzw. ver­sucht zu krim­i­nal­isieren um dies im Keim erstick­en zu können.

 

So zählten wir im Raum KW und Zeuthen seit dem Jahr 2007 bis zu 11 Haus­be­suchen durch Neon­azis. Unter anderem in der Nacht vom 12–13.03.2010, wurde eine Sachbeschädi­gung an ein­er Haustür eines örtlichen Antifaschis­ten in KW in Form von recht­en Aufk­le­bern und Sprühereien (Dro­hun­gen) getätigt. Höhep­unkt aber war, die Beschädi­gung dessen PKWs an der Frontscheibe und den Seitenscheiben.

 

Einige Genossen_innen hat­ten am 23.10.2009 eine Spon­tandemon­stra­tion abge­hal­ten um genau auf diese Missstände in und um Zeuthen aufmerk­sam zu machen.

Und auch hier wur­den und wer­den Sie immer noch mit Repres­sio­nen kon­fron­tiert bis hin zu ein­er Gerichtsvor­ladung und das alles nur weil sich couragierte Antifaschisten_innen es sich nicht nehmen ließen ihren Unmut auf die Straße zu tra­gen. Dazu sagen wir nur, würde Men­sch die Prob­leme der erstark­enden Neon­aziszene und deren Auswirkun­gen hier im Ort ernst nehmen, so wäre diese Demon­stra­tion nicht notwendig gewesen.

 

Aber wenn wir uns die Wahlergeb­nisse zur Bürg­er­meis­ter_in­nen-Wahl 2009 in Zeuthen vor Augen hal­ten, wird einem klar wie recht­sex­tremes Gedankengut in der Mitte der Gesellschaft wieder angekom­men ist.

Denn der in Zeuthen zur Wahl gestellte NPD-Kan­di­dat Michael Grabow erlang immer­hin 3,2% der Wäh­ler­stim­men, dass bedeutet das 218 Bürger_innen Zeuthens ihn wählten. Manch ein­er wird wegen der Zahl schmun­zeln aber wenn man die gesamte Ein­wohn­erzahl von Zeuthen betra­chtet, so ist diese Zahl doch sehr Angst einflößend.

Solange dies nicht in den Köpfen der Bürger_innen von Zeuthen klar wird, welche rechte Hege­monie sich hier entwick­elt bzw. zu etablieren ver­sucht, solange sehen wir uns in der Auf­gabe verpflichtet den recht­en Spuk in und um Zeuthen weit­er­hin vielfältig, laut und Bunt die Stirn zu bieten.

 

Dies ist zeit­gle­ich ein Appell an alle Zeuthen­er Bürger_innen und seine Gäste, bei recht­sex­tremen Über­grif­f­en sowie Pro­pa­gan­dade­lik­ten nicht wegzuschauen son­dern couragiert dem entgegenzutreten.

 

Zusam­men für eine sol­i­darische Gesellschaft jen­seits von Aus­gren­zung, Aus­beu­tung und Unterdrückung.

Gemein­sam gegen Alt- und Neon­azis aktiv werden !!!

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Naziangriff auf Hausprojekt Zelle79

Cot­tbus- Am Don­ner­stag, den 11. Novem­ber 2010 um 22.05 Uhr kam es zu einem recht­en Über­griff auf das Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­straße 79) in Cot­tbus. Es wurde ein Dop­pelfen­ster unten im Erdgeschoss vom Jugend­begeg­nungszen­trum (JBZ) mit zwei großen Steinen einge­wor­fen.
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Die „Zelle79“ ist seit vie­len Jahren ein Pro­jekt des Vere­ins für ein mul­ti­kul­turelles Europa e.V. und offen für linke und alter­na­tive Poli­tik im Raum Cot­tbus. Weit­er­hin wer­den die Räume von der Roten Hil­fe, für den Info­laden und als Bib­lio­thek genutzt. Jeden Don­ner­stag find­et im JBZ ein Soli-Tre­sen statt. Es war Zufall, dass noch nie­mand beim Tre­sen anwe­send war, da zur sel­ben Zeit eine Filmver­anstal­tung zum The­ma Res­i­den­zpflicht lief.

Im JBZ war zur Tatzeit nur eine Per­son anwe­send. Diese hat bere­its eine vier­tel Stunde vor dem Vor­fall beobachtet, wie eine schwarz gek­lei­dete Per­son vor dem Haus mit dem Handy tele­fonierte. Da das Ver­hal­ten der Per­son sehr auf­fäl­lig war, wur­den die Fen­ster­lä­den geschlossen. Gegen 22.05 Uhr hörte der Anwe­sende im JBZ, dass mehrere Per­so­n­en die Fen­ster­lä­den auf­drück­ten und mit zer­broch­enen Gehweg­plat­ten die Scheiben ein­war­fen. Es kon­nten ca. 3–4 Flüch­t­ende aus­gemacht werden.

Daraufhin riefen Anwohn­er die Polizei, die nach ca. 90 Min. ein­traf. Es wurde Anzeige gegen Unbekan­nt aufgenom­men. Bish­er wird nur von einem Sach­schaden aus­ge­gan­gen. Ein poli­tis­ch­er Hin­ter­grund wird von der Polizei nicht ausgeschlossen.

Der Nazian­griff rei­ht sich in eine Folge von Über­grif­f­en auf linke und alter­na­tive Jugend- und Haus­pro­jek­te in Dres­den und Berlin sowie Angriffe auf Per­so­n­en in Cot­tbus und Umge­bung in den let­zten Wochen ein.

Es ist immer ein Angriff auf uns Alle! Nazige­walt aktiv entgegentreten!

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Bericht zur Gedenkveranstaltung

Dabei berichtete die Zeitzeu­g­in Dr. Han­nelore Lehmann über Erleb­nisse ihrer Jugend, in der sie wahrnahm wie in Pots­dam jüdis­che Geschäft zer­stört wur­den und sicht­bar keine Men­schen gegen den aufk­om­menden Anti­semitismus ein­trat­en. Betrof­fen waren unter anderem ein Bek­lei­dungs­geschäft am Kanal sowie ein Waren­haus in der heuti­gen Bran­den­burg­er Straße. Die Läden wur­den von Nazis geplün­dert und ihre jüdis­chen Inhab­er gedemütigt. Die mit­tler­weile 87-jährige His­torik­erin sprach sich für eine bessere Aufar­beitung der NS-Geschichte in Pots­dam aus.

Danach wurde ein Rede­beitrag der [Autonomen] Antifaschis­tis­chen Linken Pots­dam ver­lesen, in dem der Bogen von der Geschichte zur Gegen­wart ges­pan­nt wurde und in dem aufgerufen wurde, sich nicht nur an den Ter­ror von damals zu erin­nern und sich wieder und wieder das Aus­maß der Ver­nich­tung von Men­schen aus dieser Zeit zu verge­gen­wär­ti­gen, son­dern auch heute gegen Anti­semitismus, Ras­sis­mus und andere Unter­drück­ungsmech­a­nis­men einzutreten und eben­so die Gesellschaft, die diese Mech­a­nis­men her­vor­bringt zu bekämpfen. Erwäh­nt wur­den die lebens­ge­fährliche Ver­let­zung von Ermyas Muluge­ta in Pots­dam 2006, die Het­z­jagd auf acht Flüchtlinge in Mügeln 2007 und der Bran­dan­schlag auf die türkische Gemeinde in Lübeck 2010.

Weit­er hieß es: “Es ist unsere Auf­gabe die gesellschaftlichen Bedin­gun­gen, die rechte Ide­olo­gien und Ras­sis­mus ermöglichen zu bekämpfen, Rassist_innen den Raum zu nehmen sowie ein größeres Bewusst­sein in der Öffentlichkeit für Aus­gren­zung und Diskri­m­inierung zu schaf­fen. Dazu gehört auch eine ver­ant­wor­tungs­be­wusste Gedenkkultur.”

Nach der Schweigeminute wur­den Blu­men und Kerzen am Denkmal für die Opfer des Faschis­mus niedergelegt.

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(Anti-)Rassismus Bildung & Kultur

Ausstellung “Residenzpflicht — Invisible Borders” in Cottbus

Sie set­zt sich auf anschauliche Weise mit den unsicht­baren Gren­zen, die für Flüchtlinge gezo­gen wer­den und mit ihrer Lebenssi­t­u­a­tion im Kon­text der deutschen Asylge­set­zge­bung auseinan­der. Im Rah­men der Ausstel­lung wird zu zwei Abend­ver­anstal­tun­gen ein­ge­laden, die sich mit den The­men Flucht und Asyl (Filmabend — Do., 11.11.) und der europäis­chen Migra­tionspoli­tik beschäfti­gen (Vor­trag – Mo., 15.11., bei­de 20 Uhr im quasiMONO).

Dieser Tage wird in der poli­tis­chen Öffentlichkeit wieder ver­mehrt über das Ver­hält­nis der Deutschen zu den Zuwan­der­ern räsoniert. Da erk­lärt uns Thi­lo Sar­razin, warum Mus­lime genetisch bed­ingt ein­fach düm­mer sind als die Deutschen, Bun­des­fam­i­lien­min­is­terin Kristi­na Schröder ent­deckt ihr Herz für gemobbte deutsche Schüler auf Berlin­er Schul­höfen und warnt vor Deutschen­feindlichkeit und CSU-Chef Horst See­hofer fordert einen Zuwan­derungsstopp für türkisch- und ara­bis­chstäm­mige Men­schen, als ob es einen Anwer­ber­stopp 1973 nicht gegeben hätte.

Man fühlt sich zeitweise zurück­ver­set­zt in die über­wun­den geglaubte Zuwan­derungs­de­bat­te der 90er Jahre, die nicht sel­ten geprägt war von einem per­fi­den Ras­sis­mus und ein­er „Das Boot ist voll“-Rhetorik. Das poli­tis­che Kalkül hin­ter den getätigten Aus­sagen der genan­nten Pro­tag­o­nis­ten scheint offen­sichtlich, beson­ders vor dem Hin­ter­grund der jüngst veröf­fentlicht­en Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „DIE MITTE IN DER KRISE — Recht­sex­treme Ein­stel­lun­gen in Deutsch­land 2010“. Darin wird ein beun­ruhi­gen­der Anstieg anti­demokratis­ch­er, chau­vin­is­tis­ch­er und anti­semi­tis­ch­er Ein­stel­lun­gen fest­gestellt und eine Aus­län­der­feindlichkeit bei 34,4 % der Befragten kon­sta­tiert. Solch­es Denken wird also nicht bekämpft, son­dern gezielt aufge­grif­f­en, um Wäh­ler­stim­men zu binden.

Schon im Diskurs vor dem Jahrtausendwech­sel stil­isierten sich die Deutschen gern als Opfer, um ihre Pogrom­stim­mung und Forderun­gen nach härteren Geset­zen zu recht­fer­ti­gen. Eine Gruppe, die in der Debat­te der 90er im Mit­telpunkt stand, war die der Flüchtlinge und Asyl­suchen­den. Und sie ist es, die heute, weit­ge­hend vergessen von der bre­it­en Öffentlichkeit, am mas­sivsten unter den damals beschlosse­nen Restrik­tio­nen lei­det. An Inte­gra­tion kön­nen diese Men­schen gar nicht denken, obwohl unter Flüchtlin­gen und Gedulde­ten nicht sel­ten hochqual­i­fizierte Men­schen zu find­en sind, die den beschw­er­lichen Weg nach Europa mit der Hoff­nung auf ein besseres Leben in Frei­heit und Würde ver­ban­den. Mit jahre­lang dauern­den Asylver­fahren und Ket­ten­dul­dun­gen wer­den sie in einem Zus­tand der Unsicher­heit und Per­spek­tivlosigkeit gehal­ten, der nur schw­er zu ertra­gen ist. So sind Asyl­suchende verpflichtet in Flüchtling­sheimen und lagern oft am Rande oder außer­halb von Sied­lungs­ge­bi­eten zu wohnen. Die soge­nan­nte Res­i­den­zpflicht ver­bi­etet es ihnen, ohne behördliche Erlaub­nis den ihnen zugewiese­nen Land­kreis bzw. das Bun­des­land zu ver­lassen. Gutschein­sys­teme statt Bargeldleis­tun­gen, aber auch Per­so­n­enkon­trollen von als „fremd“ wahrgenomme­nen Men­schen an Bahn­höfen und in Zügen führen zur Markierung von Flüchtlin­gen und tra­gen so zur gesellschaftlichen Iso­la­tion bei.

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(Anti-)Rassismus

Wo fängt Menschenwürde an?”

INFORIOT — Zwei Wochen lang wurde in der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na in Frank­furt (Oder) die Ausstel­lung “Invis­i­ble Bor­ders” gezeigt, welche sich mit der gel­tenden Res­i­den­zpflicht für Flüchtlinge befasst. Die Abschlussver­anstal­tung des Begleit­pro­gramms am ver­gan­genen Mon­tag war eine Podi­ums­diskus­sion zu den The­men Res­i­den­zpflicht, Unter­bringung von Asyl­suchen­den sowie zum All­t­agsras­sis­mus in Frank­furt (Oder). Ein­ge­laden, gemein­sam und mit dem Pub­likum darüber zu sprechen, waren Paul Njoroge (Mit­glied des Migra­tions- und Inte­gra­tionsrates Bran­den­burg), Michel Garand(Ausländerbeauftragter der Stadt), Har­ald Glöde (Flüchtlingsrat Bran­den­burg,) Bet­ti­na For­tu­na­to (Mit­glied des Land­tages Bran­den­burg der Linken) sowie Janek Las­sau, ein Vertreter des Utopia e.V. Mod­eriert wurde die Abend­ver­anstal­tung, die etwa 30 Inter­essierte besucht­en, von Jörg Gleisen­stein, einem Stadtverord­neten der Grünen.

Auch wenn die ver­schiede­nen Vertreter_innen unter­schiedliche Aspek­te der bun­des­deutschen Asylge­set­zge­bung kri­tisch ansprachen, kamen sie immer wieder auf The­men zurück, die im Land­tag oder in der Stadt aktuell sind; so kreiste die Diskus­sion oft um die momen­tane Unter­bringung der Mehrheit der in Frank­furt leben­den Asyl­suchen­den im Flüchtling­sheim Seefichten.

Paul Njoroge, selb­st Bewohn­er des Heims, schilderte die Sit­u­a­tion vor Ort als nahezu unerträglich. Neben der fehlen­den Pri­vat­sphäre käme es immer wieder, auf Grund unter­schiedlich­er Herkun­ft der Bewohner_innen und der räum­lichen Nähe, zu Kon­flik­ten; eben­so sähen sich die Asyl­suchen­den ein­er ständi­gen Kon­trolle durch den ansäs­si­gen Sicher­heits­di­enst aus­ge­set­zt. Dazu biete das Leben im Heim und die damit ein­herge­hende Iso­la­tion keine Lebensper­spek­tive. Neben diesen Aspek­ten werde ihm das Leben in Frank­furt durch die Arbeit der Aus­län­der­be­hörde sowie alltägliche Anfein­dun­gen schw­er gemacht: “Diskri­m­inierung und Ras­sis­mus sind für mich und andere Asyl­be­wer­ber All­t­agser­fahrun­gen”, so Njoroge.

Der Aus­län­der­beauf­tragte Michel Garand sieht die Stadt in der Pflicht, die Spiel­räume, welche die Asylge­set­zge­bung der BRD hin­sichtlich der Unter­bringung von Asyl­suchen­den bietet, auszunutzen. Eine Unter­bringung im Heim sei keine Notwendigkeit, son­dern es fehle in der Stadt an einem entsprechen­den Kli­ma und am poli­tis­chen Willen, an dieser Lage etwas zu ändern. Dies erk­lärt auch, weshalb es bis jet­zt mehrmals miss­lang, einen Antrag zur Dezen­tral­isierung in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung zu stellen und ein pos­i­tives Votum für diesen zu erhal­ten. Hier kam auch noch ein­mal der von Garand gegenüber der Stadtver­wal­tung erhobene Vor­wurf des “insti­tu­tionellen Ras­sis­mus” zur Sprache. Dieser hat­te ihm ein­er­seits eine Ermah­nung seit­ens der Dez­er­nen­ten­ber­atung einge­bracht, ander­er­seits sahen sich Frank­furter Bürger_innen per­sön­lich ange­grif­f­en. Garand stellte in der Diskus­sion erneut klar, dass mit insti­tu­tionellem Ras­sis­mus Vorgänge in Frank­furter Insti­tu­tio­nen, etwa der Stadtver­wal­tung, beze­ich­net wer­den, die der Benachteili­gung Asyl­suchen­der dienen, und es sich dabei nicht um per­sön­liche Vor­würfe des Ras­sis­mus handelt.

Auf Lan­desebene seien bezüglich der Res­i­den­zpflicht einige Fortschritte erzielt wor­den, resümierte die Land­tagsab­ge­ord­nete Bet­ti­na For­tu­na­to. Dass in weit­en Teilen Bran­den­burgs eine diskri­m­inierende Prax­is im Umgang mit Flüchtlin­gen an den Tag gelegt werde — etwa zu bemerken am noch beste­hen­den Gutschein­sys­tem, welch­es Asyl­suchen­den den Zugang zu Bargeld verun­möglicht, oder an des­o­lat­en Zustän­den von Unter­bringun­gen — sei ein Miss­stand, den es zu beseit­i­gen gelte. Dass es dazu an der konkreten Verän­derung selb­st inner­halb der rot-roten Regierung jedoch oft­mals fehlt, habe den Grund darin, dass — da äußert sich For­tu­na­to ganz realpoli­tisch — Asylpoli­tik nun ein­mal keine Wäh­ler­poli­tik sei.

Har­ald Glöde vom Bran­den­burg­er Flüchtlingsrat machte hin­ter vie­len Prob­le­men, mit welch­er sich die kom­mu­nale Flüchtlingspoli­tik kon­fron­tiert sieht, ein bun­desweit gel­tendes Sys­tem von Geset­zen und Maß­nah­men aus, die spätestens seit den 1980er Jahren der Bestre­bung dienen soll­ten, Nicht­deutsche gezielt zu diskri­m­inieren. Lan­desregierun­gen und kom­mu­nale Ver­wal­tun­gen hät­ten jedoch ver­schiedene Möglichkeit­en, Lück­en in diesem Sys­tem zu nutzen oder bes­timmte Regelun­gen zu Gun­sten der Asyl­suchen­den auszule­gen. Dass dies in den sel­tensten Fällen passiere — etwa bei der Unter­bringung -, hänge mit willkür­lichen Entschei­dung­sprozessen eben­so zusam­men wie mit einem Willen zur bewussten Diskriminierung.

An diese Stelle knüpfte auch der Vertreter des antifaschis­tis­chen und anti­ras­sis­tis­chen Vere­ins Utopia an: ein tief in der Gesellschaft ver­wurzel­ter Ras­sis­mus fände seinen Nieder­schlag natür­licher­weise in entsprechen­den Entschei­dung­sprozessen sowie Geset­zge­bun­gen. Dass Ent­fal­tungsmöglichkeit­en für Men­schen, die aus der Not her­aus nach Deutsch­land kom­men, kaum vorhan­den seien, wurde eben­so angeprangert wie man­gel­ndes Empathiev­er­mö­gen für deren Lebenssi­t­u­a­tion. “Wo fängt Men­schen­würde an?”, fragte er, wenn es um die Unter­bringung und soziale Betreu­ung von Men­schen gehe, deren Leben meist von Ver­fol­gung und Elend geprägt war, und deren Hoff­nun­gen auf eine Per­spek­tive in Deutsch­land ent­täuscht wur­den. Hier man­i­festiere sich auch ein Men­schen­bild, das Inte­gra­tion und Teil­habe nur jenen ermögliche, die der bun­des­deutschen Leitkul­tur zuträglich seien.
Was aus der Debat­te bleibt ist eine klare Forderung, die 79 noch in Seeficht­en wohnen­den Asybewerber_innen in Woh­nun­gen unterzubrin­gen und eine entsprechende Betreu­ung in Aus­sicht zu stellen. Aus rechtlich­er Sicht ste­ht ein­er Dezen­tral­isierung nichts im Wege — es fehlt allein am Willen. Eben­so trat immer wieder die Forderung zutage, alltägliche Diskri­m­inierung — in Form von ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen und Tätlichkeit­en eben­so wie in der Ver­währung von Zugang zu Bildungs‑, Arbeits- und Kul­tur­ange­boten — stärk­er zu bekämpfen.

Vertreter_innen der Stadt waren nicht erschienen. Der zu der Podi­ums­diskus­sion ein­ge­ladene Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke hat­te sein Kom­men vorzeit­ig abge­sagt, jedoch seinen Beige­ord­neten Frank Dah­men abbestellt. Dieser war in der let­zten Woche nicht mehr zu erre­ichen gewe­sen. Es entste­ht bedauer­licher­weise der Ein­druck, dass maßge­bliche Verantwortungsträger_innen Frank­furts sich ein­er Diskus­sion der Flüchtling­sprob­lematik entziehen wollen.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

MILDES URTEIL GEGEN VORBESTRAFTEN SCHLÄGER

Mit ein­er Bewährungsstrafe endete heute vor dem Amts­gericht Pots­dam der
Prozess gegen einen vorbe­straften Deutschen. Er hat­te im ver­gan­genen
Jahr in Pots­dam einen Keni­an­er ras­sis­tis­chen belei­digt und tätlich
ange­grif­f­en.

Dass Andre P. am 30. Mai 2009 den damals 23-jähri­gen Keni­an­er an ein­er
Straßen­bahn­hal­testelle zu Boden gestoßen und in eine »Rangelei
ver­wick­elte« habe, sah das Gericht als erwiesen an. Dass der Angeklagten
den Geschädigten gewürgt habe, sei jedoch »im Detail« nicht nach­weis­bar.
Nicht angeklagt waren die ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen, die während des
Angriffs gefall­en sein sollen.

In sein­er Ein­las­sung bestritt der Angreifer ein aus­län­der­feindlich­es
Motiv. Die Belei­di­gun­gen wollte er nicht auss­chließen. Er sei von ein­er
Par­ty kom­mend auf den Keni­an­er los­ge­gan­gen. Zuvor hat­te eine sein­er
Beglei­t­erin­nen ihm berichtet, dass sie »schon ein­mal von einem Schwarzen
ange­bag­gert wor­den sei«. Mit seinem Angriff wollte er »klarstellen«,
dass dies nicht gin­ge. Dass seine Beglei­t­erin den an der Bushal­testelle
ste­hen­den Mann noch nie gese­hen hat­te, war ihm dabei egal.

P. weist ins­ge­samt neun Verurteilun­gen wegen Dieb­stahl und
Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­ten auf. Eine Bewährungsstrafe ist noch offen. Die
zur Auflage gemacht­en Geldzahlun­gen gehen nur unregelmäßig ein. Das
Gericht hegte Bedenken gegen eine erneute Bewährungsstrafe. Zuvor darauf
hingewiesen, dass nur eine Ein­las­sung eine Haft­strafe ver­hin­dern könne,
gab P. am Ende des Ver­fahrens das im Laufe der Ver­hand­lung bere­its
bewiesene zu und verneinte das strittige.

Vor dem Hin­ter­grund dieser Ein­las­sung verurteilte das Gericht den
Angeklagten zu sechs Monat­en, die auf drei Jahre auf Bewährung
aus­ge­set­zt wur­den. Das Gericht entsch­ied sich sowohl gegen eine
Geld­strafe wie auch gegen Schmerzens­geldzahlung an den Geschädigten.
Sein ver­di­entes Geld brauche er schließlich, sich ein neues Leben
aufzubauen, begrün­dete das Gericht seine milde Entschei­dung im Hin­blick
auf die weit­ere Zukun­ft des Verurteilten.

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Antifaschismus

Aufmarsch von 70 Nazis in Joachimsthal

(Kor­rek­tur: 24.Oktober 2010)

INFORIOT — Zum mit­tler­weile drit­ten Mal demon­stri­erte die NPD am Sam­stag unter dem Mot­to „Keine Gnade für die Täter – Gebor­gen­heit statt Angst“ in Joachim­sthal (Land­kreis Barn­im). Aufgerufen hat­te der NPD Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark und der Orts­bere­ich Pren­zlau (Uck­er­mark). Der Anlass war wie seit Jahren der gle­iche: Der Sex­u­al­straftäter Wern­er K., der seit sein­er Haf­tent­las­sung im Ort lebt. 

Ohne Störun­gen kon­nte der Auf­marsch mit etwa 60 Neon­azis aus NPD und freien Kam­er­ad­schaften vom Bahn­hof starten. Der eher müde Haufen wurde von Ehe­ma­li­gen der „Freien Nation­al­is­ten Uck­er­mark“ (FNUM) um Mar­i­an Fleske, der per Mega­fon Parolen anstimmte, bei Laune gehal­ten. Dabei skandierten sie unter anderem Parolen wie „Nationaler Sozial­is­mus — Jet­zt“ und „BRD – scheiß Sys­tem! Mor­gen wirst du untergehen“. 

Nach eini­gen hun­dert Metern ver­loren die Kam­er­aden die Ori­en­tierung und wusste nicht mehr ob vor oder zurück. Also blieb man ste­hen, und empf­ing die nachk­om­mende Neon­azis um Robert Geb­hardt, ehe­ma­liger Aktivist der Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im (KMOB).

 

Neuer NPD Kreisvor­sitzen­der Barnim-Uckermark

Während sich die Neon­azis aus Eber­swalde, Bad Freien­walde, Bernau sowie aus Anger­münde, Schwedt und Pren­zlau die Beine in den Bauch standen, kam es zum ersten öffentlichen Auftritt von Hart­mut Knei­der, dem neuen Vor­sitzen­den des NPD-Kreisver­ban­des Barn­im-Uck­er­mark. Knei­der schwadronierte zu alt­bekan­nten recht­en Stan­dards: Nicht nur die Linkspartei, son­dern auch Bun­deskan­z­lerin Merkel als ehe­ma­lige FDJ Funk­tionärin wür­den zu den Leuten gehören, die in der DDR-Zeit „das Volk“ an der Nase herumge­führt hätten. 

Knei­der stammt nach eigen­er Aus­sage aus Pren­zlau und ist dort maßge­blich aktiv. Der erst 2009 gegrün­dete Orts­bere­ich Pren­zlau ist der aktivste Teil des Kreisver­ban­des. Auch die bei­den Abge­ord­neten der NPD aus der Uck­er­mark waren vor Ort: Irm­gard Hack und Andy Kucharzews­ki. Let­zter­er trat 2009 aus der Partei aus, ist aber weit­er Abgeordneter.

 

 

Kam­er­ad­schaft­szene formiert sich neu?

Im Juli hat­ten sich nach eine Rei­he von Haus­durch­suchung und ver­patzen Demon­stra­tionsver­suchen sowohl die KMOB als auch die FNUM aufgelöst. Trotz der Selb­stau­flö­sun­gen treten diese Neon­azis weit­er­hin gemein­sam in Erschei­n­ung. Beim heuti­gen Auf­marsch sam­melten sie sich hin­ter einem Trans­par­ent, welch­es mit „Nationale Sozial­is­ten Barn­im-Uck­er­mark“ unter­schrieben war. Ob es sich dabei um einen losen Zusam­men­hang oder eine neue Grup­pierung han­delt, wird sich in den kom­menden Monat­en zeigen. Von den ex-KMOB-Neon­azis um Robert Geb­hardt aus Bad Freien­walde haben sie sich jedoch schon allein durch die Wahl des Namens abge­tren­nt. Denn Bad Freien­walde gehört bekan­ntlich zum Land­kreis Märkisch-Oderland.

 

Demon­stra­tio­nen der ver­gan­genen Jahre

Bere­its 2008 und 2009 hat­te die NPD in Joachim­sthal zum gle­ichen The­ma demon­stri­ert. Hat­ten 2008 noch etwa 150 Men­schen in der örtlichen Kirche eine Zeichen gegen Nazis geset­zt, ließ der Gegen­protest in 2009 und 2010 eher zu wün­schen übrig. Einen geplanten Auf­marsch der KMOB im Juni 2010 hat­te die Kam­er­ad­schaft frühzeit­ig zurück­ge­zo­gen. Man hat­te sich mit ein­er Demon­stra­tionsrei­he in sieben Orten übernommen.

 

Eine Infor­ma­tions­broschüre zum The­ma sex­ueller Miss­brauch, 2010 her­aus­gegeben durch die Amadeu Anto­nio Stiftung, soll genau darüber aufk­lären, wie Neon­azis dieses The­ma nicht nur in Joachim­sthal für sich instru­men­tal­isieren wollen. Die Broschüre gibt es hier als PDF-Datei zum Down­load.

 

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Antifaschismus

Optimismus angebracht?

INFORIOT Ganz schön viel Jubel hat es in den ver­gan­genen Tagen wegen ein­er neuen Studie gegeben, die sich mit der Ver­fass­theit der Bran­den­burg­er Jugendlichen befasst. Trotz manch­er Prob­leme — alles ziem­lich fein, alles ziem­lich in Ord­nung, so der Tenor bei der Präsen­ta­tion der Ergeb­nisse und in den anschließen­den Medi­en­bericht­en (Link 1, 2, 3, 4, 5, 6). Jugend­min­is­ter Hol­ger Rup­precht (SPD) lobte, die Jugend in Bran­den­burg sei „eine prag­ma­tis­che Gen­er­a­tion, die opti­mistisch bleibt“. Etwas fro­heren Mutes als befürchtet wür­den die junge Leute näm­lich in die Zukun­ft blicken.

Recht­sex­tremes Denken weit verbreitet

Ger­ade was die The­men Recht­sex­trem­is­mus, Ras­sis­mus und Demokratie ange­ht, hält die Umfrage jedoch eher erschreck­ende Ergeb­nisse bere­it. Die enthu­si­astis­che und erle­ichterte Wieder­gabe der Studie passt in dieser Sicht nicht ganz zu dem, was in der Studie selb­st drin ste­ht. 10,5 Prozent stim­men recht­sex­tremen Aus­sagen ten­den­ziell zu, weit­ere 3 Prozent gehören zum harten, recht­en Kern. Also: 13,5 Prozent, knapp ein Sieb­tel der Bran­den­burg­er Jugend denkt rechtsextrem!

Diese Werte sind seit Jahren in etwa kon­stant – man müsste also resümieren: Wir haben in Bran­den­burg ein großes, sta­biles, gefes­tigtes Poten­zial von extrem recht­en Jugendlichen. Ein schwach­er Trost ist es dann nur, wenn mitgedacht wird, dass 60 Prozent der Jugendlichen, mehr als in den Vor­jahren, recht­es Denken einiger­maßen kon­sis­tent ablehnt.

Aus­län­der­feindlichkeit“ weit­er­hin ein großes Thema 

Sep­a­rat zur Dimen­sion „Recht­sex­trem­is­mus“ erfasst die Studie auch „aus­län­der­feindlich­es“ Denken. Knapp 5,9 Prozent der Bran­den­burg­er Jugendlichen sind knall­hart ras­sis­tisch und weit­ere 16,4 Prozent immer noch ten­den­ziell ras­sis­tisch. In der Summe: 22,3 Prozent der Bran­den­burg­er Jugend will mehr oder weniger vehe­ment keine „Aus­län­der“, mehr als ein Fün­f­tel. Dieser Wert ist zwar um etwa fünf Prozent­punk­te geringer als vor fünf Jahren, aber immer noch eine Menge Holz.

Sage und schreibe 40 Prozent der Bran­den­burg­er Jugendlichen sind im Übri­gen der Auf­fas­sung, dass es im Bun­des­land zu viele „Aus­län­der“ gebe. Man beachte: Der tat­säch­liche Aus­län­der­an­teil im Bun­des­land bewegt sich bei ger­ade 2,6 Prozent.

Inter­es­sant wäre es zu wis­sen, wie sich die Dimen­sio­nen „Recht­sex­trem­is­mus“ und „Aus­län­der­feindlichkeit“ zueinan­der ver­hal­ten. Deck­en sich die Per­so­n­en­poten­ziale kom­plett ab, gehen die 13,5 Prozent extrem Recht­en in den 22,5 Prozent „Aus­län­der­fein­den“ auf? Oder liegen sie auch nebeneinan­der, gibt es eine rel­e­vante Zahl von Befragten, die zum Beispiel als „Recht­sex­trem­is­ten” gezählt wur­den aber nicht gle­ichzeit­ig als „Aus­län­der­feinde“? In diesem (wahrschein­lichen) Fall wäre das Poten­zial von extrem recht­en oder ras­sis­tis­chen Jugendlichen noch um einiges höher. Zumal manche Fra­gen in der Studie so for­muliert waren, dass sie förm­lich nach ablehnen­den Antworten schrien. Der Aus­sage „Die Aus­län­der muss man ‚aufk­latschen und raus hauen‘“ wer­den wohl selb­st manche Neon­azis nicht zus­tim­men wollen.

Die Studie

Das Forschung­steam um Diet­mar Sturzbech­er an der Uni­ver­sität Pots­dam hat 3100 Jugendliche zwis­chen 12 und 20 Jahren befragt. Zum Ver­gle­ich liegen sechs ähn­lich angelegte Stu­di­en vor, die seit 1991 durchge­führt wurden.

Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus sind nur zwei der Bere­iche, welche durch die Studie abgedeckt wur­den. Eben­so ging es beispiel­sweise um Zukun­ft­ser­wartun­gen, Fam­i­lie, Freizeitver­hal­ten, frei­williges Engage­ment, Schul­fra­gen und Gewalterfahrungen.

Die Kern­ergeb­nisse der aktuellen Studie kön­nen hier als PDF-Doku­ment herun­terge­laden werden.

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Klima & Umwelt

Restrisiko Normalbetrieb

Atom­strom wird uns bil­liger verkauft als er ist. Dies wird möglich, indem Geld über Umwege — in Form von Steuern und Sub­ven­tio­nen — in die Ato­m­in­dus­trie fließt. Die Lagerung von radioak­tivem Müll wird noch in Tausenden von Jahren ander­weit­ig durch die Bevölkerung bezahlt — und nicht durch den Strompreis. Ein Aus­bau regen­er­a­tiv­er Energiegewin­nung wird dage­gen vernachlässigt.

In diesem Text geht es um eine grund­sät­zliche poli­tis­che Position. 

Die Sozial­is­tis­che Jugend — Die Falken Bran­den­burg, ein parteiun­ab­hängiger Kinder- und Jugend­ver­band, will gle­iche soziale Rechte für alle, ein sol­i­darisches Leben ohne Aus­beu­tung und Unter­drück­ung. Wir wollen nicht, dass Kinder die Fehler heutiger und früher­er Gen­er­a­tio­nen wieder­holen oder aus­baden, son­dern in ein­er emanzi­pa­torischen, selb­st­bes­timmten Gesellschaft leben.

Und das ist mit Atom­kraft nicht möglich! 

Um Atom­en­ergie zu pro­duzieren, bedarf es ein­er Gesellschafts­form, in dem miese Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen zuge­mutet wer­den kön­nen. Der Abbau
von radioak­tivem Uran, zen­traler Bestandteil für die Bren­nele­mente in Atom­kraftwerken, endet für viele Men­schen tödlich. Nach­dem im ost­deutschen Wis­mut-Uran­ab­bau-Gebi­et Tausende Arbeiter_innen an Krebs star­ben, wird nun u.a. in ehe­ma­li­gen europäis­chen Kolonien Uran für deutsche Atom­kraftwerke abgebaut. 

Das Uran wird im west­fälis­chen Gronau weit­er ver­ar­beit­et. Dabei fällt als «Neben­pro­dukt» ton­nen­weise abgre­ichertes Uran an, welch­es — für Kriege zu panzer­brechen­den Waf­fen ver­ar­beit­et — zahlre­ichen Men­schen im Balkan und im Irak den Tod brachte. Es gibt keine «friedliche Nutzung» von Atomenergie!

Atom­en­ergie-Nutzung geht mit Unter­drück­ung und Aus­beu­tung von Uran­ab­bauen­den ein­her, mit der Ver­strahlung von denen, die es sich nicht leis­ten kön­nen wegzuziehen, weg von Atom­an­la­gen und weg von Kriegs­ge­bi­eten, wo Kinder mit radioak­tiv­en Urangeschosshülsen spielen. 

All das ist Nor­mal­be­trieb. Da ist vom «Restrisiko» noch gar keine Rede, von Mil­lio­nen Toten bei ein­er unkon­trol­lierten Kernschmelze.

Das ist in ein­er Demokratie ein Prob­lem, weshalb Lügen und Ver­schleierun­gen an der Tage­sor­d­nung sind. Dabei geht die Regierung mit der Ato­m­in­dus­trie, namentlich den vier großen Energiekonz­er­nen in Deutsch­land, RWE, E.on, EnBW und Vat­ten­fall, Hand in Hand. So übern­immt die jet­zige Regierung — laut bekan­nt gewor­den­em Geheimver­trag — die Kosten für Sicher­heits-Nachrüs­tun­gen. Bisweilen wird die Atom­en­ergie wie in ein­er Wer­bekam­pagne gerecht­fer­tigt, die ein beson­ders preis­gün­stiges, sicheres und sauberes Energie-Pro­dukt anpreist – auch durch Begriffe, wie sie in diesem Text in Anführungsze­ichen geset­zt sind. Eine «Wieder­auf­bere­itungsan­lage» wie z.B. La Hague in Frankre­ich ist in Wahrheit eine Plu­to­ni­um­fab­rik. Hier wer­den alte Brennstäbe deutsch­er Atom­kraftwerke zu Plu­to­ni­umpro­duk­ten ver­ar­beit­et, woraus auch Atom­bomben gebaut wer­den kön­nen. Die Liefer­un­gen gal­ten in Deutsch­land als «Entsorgungsvor­sor­ge­nach­weis», eine Bedin­gung für den Betrieb eines Atomkraftwerks.

Wer als Politiker_in in der Regierung beson­ders gute Lob­by­poli­tik betrieben hat, wird mit einem lukra­tiv­en Posten in der Ato­m­in­dus­trie belohnt (u.a. Wolf­gang Clement, ex-Wirtschaftsmin­is­ter). Dadurch sind diese Men­schen, wie auch die Arbeiter_innen in den Atom­an­la­gen, nicht wirk­lich bös­er als andere. Das Prob­lem sind nicht einzelne Men­schen — das Prob­lem hat System. 

Die kap­i­tal­is­tis­che Demokratie reg­uliert die Frei­heit von Men­schen zu Gun­sten eines Nutzens für den Arbeits­markt, fördernd und fordernd. Dabei wer­den viele Men­schen auch mit Zwangs-Arbeits-Maß­nah­men wie Hartz IV und Zeitar­beit gequält, sie kön­nen sich ihren Arbeit­splatz nicht wirk­lich frei aus­suchen und auch viele Manager_innen und Unternehmensberater_innen steck­en tiefer in der Sachzwang-Scheiße, als die meis­ten glauben mögen. Diese Demokratie ist in einem Glauben an stetiges Wirtschaftswach­s­tum gefan­gen. Mit Verträ­gen und begün­sti­gen­den Geset­zen wird die Gewinnsteigerung der Indus­trie gefördert. Damit unter­wirft sich die Demokratie, wie jed­er andere Lebens­bere­ich auch, ein­er Prof­it­logik. Der soll sich bloß nie­mand in den Weg stellen. Da endet die staatlich tolerierte Frei­heit, da enden Grun­drechte im Zweifels­fall an Bauzäunen. 

Die unternehmerische Frei­heit wird sys­tem­a­tisch über soziale und indi­vidu­elle Grun­drechte — wie auch über kör­per­liche Unversehrtheit — gestellt. 

So ein Sys­tem nehmen wir nicht hin!

Wir machen uns keine Illu­sio­nen über einen Atom­ausstieg der näch­sten Regierung. Der Bau von Atom­an­la­gen kon­nte schon mehrfach durch entschlosse­nen Wider­stand und durch massen­haften zivilen Unge­hor­sam ver­hin­dert wer­den. Dafür gab es keinen «Kon­sens» mit der Ato­m­in­dus­trie, da galt ein entschlossenes Widersetzen. 

Die kap­i­tal­is­tis­che Logik ermöglicht nicht gle­iche Rechte für alle, sie steigert Prof­it für wenige Leute zum Nachteil viel­er! Im Falle der Atom­en­ergie ist es beson­ders wider­lich, weil schon durch den «Nor­mal­be­trieb» Men­schen ster­ben und durch Atom­kriege und Super-GAU ganze Zivil­i­sa­tio­nen ver­nichtet wer­den können. 

Wir wollen, dass nie­mand diesen Gefahren aus­ge­set­zt ist! Wir wollen nicht, dass Lebens­grund­la­gen von Aber­tausenden Men­schen ver­nichtet wer­den. Wir wollen gle­ichen Zugang aller zum Wohlstand!

Für eine sofor­tige Stil­le­gung aller Atom­an­la­gen — weltweit! 

Kap­i­tal­is­mus? Nein danke!

Melde Dich bei uns, wenn Du Lust auf die Falken bekom­men hast, Infor­ma­tio­nen zu Cas­tor-Vor­bere­itungs-Tre­f­fen oder gemein­samer Anreise zu den Protesten möchtest.

0331 5813240
sjd@falken-brandenburg.de
www.falken-brandenburg.de

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