ENGLISH VERSION BELOW
Hallo Freund_innen und Mitstreiter_innen,
In Hennigsdorf, Oberhavel, haben wir Flüchtlinge beschlossen das Gutscheinsystem zu boykottieren.
Trotz jahrelanger Bemühungen, trotz der regelmäßigen Unterwanderung der Gutscheinregelung durch den Antiraeinkauf, trotz Demonstrationen, trotz gemeinsamer Arbeit in kommunalen Bündnissen, trotz eindeutiger Signale der Landesregierung für Bargeldauszahlung und trotz Artikel 1 GG gehört Oberhavel zu den letzten Landkreisen in Brandenburg, die Flüchtlingen immer noch Bargeld verweigern. Vor allem für die Frauen und Kinder, die sich tatsächlich dauerhaft im Heim aufhalten, ist die Situation untragbar. Neben den Schweinereien, die alle betreffen, wie die Unmöglichkeit Bücher, DVDs, Busfahrkarten oder Anwält_innen zu bezahlen, kommen hier noch kinderspezifische Probleme hinzu. Jeden Tag müssen wir als Eltern unseren Kindern beibringen, dass sie weniger wert sind als die anderen Kinder, dass Schulausflüge oder aufregende Spielsachen nicht mit Gutscheinen bezahlt werden können. Auch spezielle Babynahrung und andere wichtige Utensilien gibt es nun mal nicht bei Aldi oder Penny.
Und jetzt reicht es. Beginnend mit der Gutscheinausgabe am 1. Juni werden viele Flüchtlinge im Flüchtlingsheim Hennigsdorf in den Streik treten und keine Leistungen in Form der erniedrigenden und stigmatisierenden Gutscheine mehr annehmen. Ein „Testlauf“ im Mai lässt auf eine große Streikbereitschaft hoffen. Damit dies allerdings nicht bloß ein noch größerer Verzicht für die Flüchtlinge im Heim wird, brauchen wir Unterstützung:
1. Kommt zum Streikauftakt am Mittwoch, 1. Juni, um 9 Uhr vor dem Flüchtlingsheim Hennigsdorf (Ruppiner Chaussee, beim Kreisverkehr)! An diesem Termin findet die Ausgabe der Gutscheine für Juni statt und das Gefühl nicht alleine zu sein ist enorm wichtig für uns. (evtl. folgt kommende Woche der Aufruf zu einer angemeldeten Kundgebung. Diese würde aber auch Polizeipräsenz bedeuten. Derzeit fragen wir nur einige befreundete Gruppen, damit einige solidarische Leute vor Ort sind. (also bitte nicht als Aufruf verbreiten)
2. Während des Streikes brauchen wir jede Menge materielle (z.B. Essen) logistische (z.B. Auto) und finanzielle (z.B. Geld) Unterstützung, um die Versorgung der Streikenden aufrecht zu erhalten. Auch Ideen für weitere finanzielle und materielle Unterstützungsmöglichkeiten sind sehr hilfreich.
3. Damit der Streik Wirkung zeigt, müssen wir auf ihn aufmerksam machen und zeigen, dass wir nicht isoliert sind. Es wird einige Aktionen und Kundgebungen in Oranienburg (da sind die zuständige Ausländerbehörde und das Sozialamt) und in Hennigsdorf geben. Beide Orte sind von Berlin aus mit der S‑Bahn zu erreichen.
Unterstützt uns, wo ihr könnt!
Weiter Informationen dazu folgen.
United against Racism and Isolation (u.r.i.)
Hennigsdorf uri.blogsport.de uri-hennigsdorf@riseup.net
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ENGLISH
Dear friends and colleagues,
In Hennigsdorf, Oberhavel, we refugee women have decided we want to boycot the voucher system.
Despite of longlasting efforts, despite of the regularly bypassing of the voucher system through the antiracist shopping, despite of demonstrations, despite of collaboration in local alliances, despite of signals of the government of Brandenburg and despite of Article 1 of the Constitution („The dignity of a human being is inviolable“): Oberhavel remains one of the last districts in Brandenburg that still refuses to pay cash money to refugees. Especially for us women and children, who indeed stay in the Heim permanently, the situation is unbearable. Besides grievances that affect everyone, like the impossibility to buy books, DVDs, bus tickets or a lawyer, even more child-specific challenges add to the problem. Every day, we as parents must show our children that they are less worth than other children, that school trips and exciting toys can not be paid by vouchers. Also special baby food and other important utensils can not just be bought at Aldi or Penny.
Now, this is enough. Starting with the voucher release on the 1st of June, many refugees in the Heim in Hennigsdorf will go on strike and not accept benefits in form of the humiliating and stigmatising vouchers. A test run in May makes us expect a high readiness to strike. So that this will not only mean an even bigger renouncement for us, we need support:
1. Come to the strike beginning on Wednesday, the 1st of June, at 9am, in front of the Flüchtlingsheim Hennigsdorf (Ruppiner Chaussee 19)! On this day, there will be the release of the vouchers for June and the feeling of not being alone is very important for us. (Maybe there will be a call for a registered rallye next week, but this would mean Police being there. At the moment, we only ask groups we know, so that there will be some people in solidarity with us. So please do not forward this invitation yet.)
2. During the strike, we will need a lot of suppport, like material (e.g. food), logistical (e.g. car) or financial (e.g. money) support to maintain provisioning. Ideas for other ways of financial and material support are also very welcome.
3. So that the strike will have an impact, we must call attention to it and show that we are not isolated.
There will be some actions and rallyes in Oranienburg (because there is the offices of the responsible Ausländerbehörde and the Sozialamt) and in Hennigsdorf. Both towns are reachable from Berlin by S‑Bahn.
Support us where you can! There will be more information coming.
United against Racism and Isolation (u.r.i.) Hennigsdorf
uri.blogsport.de
uri-hennigsdorf@riseup.net