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Antifaschismus

NPD überrascht von antifaschistischem Protest in Fürstenwalde

 

Auf Ini­tia­tive der linksju­gend [’sol­id] Oder-Spree und der Plat­tform gegen Rechts Fürsten­walde protestierten am ver­gan­genen Sam­stag 50 Men­schen, darunter viele Jugendliche, gegen einen Info­s­tand der NPD in der Juri-Gagarin Straße in Fürstenwalde-Nord. 

 

Die Anhänger*Innen der NPD schienen sichtlich über­rascht über die 50 Antifaschist*Innen, die bere­its vor dem Ein­tr­e­f­fen der Neon­azis Trans­par­ente auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite anbracht­en und sich mit Trillerpfeifen aus­gerüstet hatten. 

 

Zwei Stun­den lang ver­suchte die NPD ihr Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al unter die Anwohner*Innen zu brin­gen, was ihr nur mäßig gelang. Mit Sprechchören, lauter Musik und dem Verteilen von Zeitun­gen der „Kein Bock auf Nazis!“ Kam­pange kon­nte den Neon­azis, die mit einem Ban­ner für eine Abschot­tungspoli­tik in der EU war­ben, der Raum für ihre men­schen­ver­ach­t­ende Pro­pa­gan­da genom­men wer­den. Schon bevor Passant*Innen den NPD-Stand passierten, kon­nten sie auf die Neon­azis aufmerk­sam gemacht wer­den und bekun­de­ten daraufhin ihre Sol­i­dar­ität mit den Protestieren­den. Einige wenige sucht­en jedoch gezielt den Info­s­tand der Neon­azis auf, darunter auch Kinder aus den angren­zen­den Wohnge­bi­eten. Die Wäh­ler­schaft in Fürsten­walde – Nord stellt für die Neon­azis eine wichtige Basis dar, so erre­icht­en sie hier teil­weise mehr als sechs Prozent bei den ver­gan­genen Land­tagswahlen im Jahre 2009. 

 

Keine Über­raschung stellte die Anwe­sen­heit der bekan­nten NPD Anhänger*Innen aus Fürsten­walde und Storkow dar. Neben Manuela Kokott aus Fürsten­walde erschien 

auch Klaus Beier mit sein­er Frau Nadine Müller aus Storkow, die den Info­s­tand jedoch nach ein­er Stunde wieder vorzeit­ig ver­ließen. Dazu gesell­ten sich Frank Odoy und Mar­cel Teske aus Fürsten­walde. Der NPD’ler und der selb­ster­nan­nte „Anti-Antifa Aktivist“ ver­sucht­en am 26. Jan­u­ar bei ein­er Holo­caust-Gedenkdemon­stra­tion in Fürsten­walde Demon­stri­erende abzufotografieren.

 

Den Protestieren­den wurde zwei mal der Hit­ler­gruß aus vor­beifahren­den Autos gezeigt, gegen eine Per­son wurde Anzeige erstattet.

 

Kon­nte die NPD in den ver­gan­genen Jahren oft unbe­hel­ligt ihre Infos­tände in Fürsten­walde durch­führen, wird sie nun mit bre­it­em, antifaschis­tis­chem Wider­stand kon­forn­tiert und auch in Zukun­ft damit rech­nen müssen!

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(Anti-)Rassismus

Verein Opferperspektive erinnert an Kajrat Batesov

Im Rah­men der Proteste gegen den Auf­marsch der Neon­azi­gruppe Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland, am 1.Mai 2012 in Witt­stock, gedenkt der Vere­in Opfer­per­spek­tive Kajrat Batesov.

Vor zehn Jahren, am 4. Mai 2002, wurde der Rus­s­land­deutsche Kajrat Batesov nach einem Diskobe­such zusam­men mit einem Fre­und von mehreren Män­nern ange­grif­f­en. Die Angreifer woll­ten nach eige­nen Angaben so »ihr Revi­er« gegen »Fremde« und „Russen“ vertei­di­gen. Ein­er der Täter schleud­erte einen schw­eren Feld­stein auf den am Boden liegen­den Kajrat. Am 23. Mai 2002 starb der 24-Jährige auf­grund der schw­eren Verletzungen.

Nach wie vor ist der Kampf gegen recht­es Gedankengut und rechte Schläger auf den Straßen nicht gewon­nen. Weit­er­hin beste­ht die Gefahr wegen der Haut­farbe, wegen des Ausse­hens, der kul­turellen Zuord­nung oder poli­tis­chen Ein­stel­lung ange­grif­f­en zu wer­den. Seit 1990 star­ben 27 Men­schen durch die Gewalt von Neon­azis in Bran­den­burg, zulet­zt 2008 Bernd Köh­ler in Templin.

Die Gedenkrede für Kajrat Batesov wird am Ehren­mal für die Opfer des Faschis­mus im Friedrich-Ebert-Park gehalten.

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Antifaschismus Law & Order

Blockaden ohne Folgen?

So titelt zumin­d­est die MAZ am 24.04. in ihrer Onlin­eaus­gabe. Gemeint ist damit, dass die über­wiegende Mehrheit der Ver­fahren gegen Antifaschist_Innen eingestellt wur­den. Das ist gut und das war ja auch der einzig gang­bare Weg! Wären die Ver­fahren mit enormem Aufwand durchge­set­zt wor­den – nie­mand hätte den Zick­Za­ck-Kurs in Neu­rup­pin ver­standen. Ein­mal wird eine Block­ade geduldet (09.07.2011), ein anderes Mal bru­tal geräumt (24.09.2011) und dann gibt es wieder eine stre­ichelzahme Polizei an den Block­aden vom 14.04.2012.

Der Kurs, der sich in Bran­den­burg in den let­zten Monat­en abze­ich­net ist, dass die Ver­ant­wortlichen bere­it sind, das Recht auf Ver­samm­lungs­frei­heit auch Antifaschist_Innen einzuräu­men, wenn diese sich mit friedlichen Sitzblock­aden gegen Nazi­auf­marsche wehren. Dies führt dann auch zu der abstrusen Sit­u­a­tion, dass sobald die Polizeiführung an ein­er Block­ade ein­trifft, eine Anmel­dung der Block­ade möglich (siehe Neu­rup­pin) und diese für einen begren­zten Zeitraum geduldet wird.

Bei aller berechtigter Kri­tik an diesem Ver­fahren, ermöglicht sie zumin­d­est die Per­spek­tive, dass Nazi­aufmärsche in Bran­den­burg in Zukun­ft deut­lich verkürzt wer­den kön­nen. Klar ist aber auch, dass die Polizei hier eine deut­liche Lin­ie zieht: sobald eine Block­ade als “Ver­hin­derungs­block­ade” (so der Sprachge­brauch) deklar­i­ert wird, wird sie nicht geduldet, sprich geräumt wer­den. Mit diesem Kniff ver­sucht die Polizei einen Inter­esse­naus­gle­ich zu schaf­fen und fährt einen spür­bar deeskala­tiv­en Kurs. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Strate­gie in Zukun­ft bewähren wird.

Wer doch noch mit Ver­fahren und Anzeigen kon­fron­tiert wird, meldet sich bitte bei uns – ins­beson­dere jene Antifaschist_Innen, die nach dem Nazi­auf­marsch in Neu­rup­pin fest­ge­hal­ten und deren Per­son­alien fest­gestellt wurden.

Gemein­sam aktiv gegen Nazis – kämpferisch, entschlossen, solidarisch!

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Antifaschismus

Protest gegen NPD-Stand

Mehrere Parteien, Vere­ine und Ini­ti­ta­tiv­en aus Fürsten­walde, darunter die “Plat­tform gegen Rechts Fürsten­walde”, rufen dazu auf, ein klares Zeichen gegen neon­azis­tis­che Gewalt und men­schen­ver­ch­t­en­des Gedankengut zu set­zen und den Neon­azis mit laut­starkem Protest zu begegnen.

Schon seit eini­gen Monat­en machen Neon­azis in Fürsten­walde auf sich aufmerk­sam. Am 26. Jan­u­ar, als über 350 Men­schen an ein­er Holo­caust-Gedenkdemon­stra­tion teil­nah­men, belei­digten Neon­azis Demon­stri­erende und ver­sucht­en, diese abzu­fo­tografieren. Beteiligt war unter anderem der NPD-Kad­er Frank Odoy, zudem wurde am Rande der Demon­stra­tion der Hit­ler­gruß gezeigt. Desweit­eren verübten am 23. März zwei Neon­azis einen Bran­dan­schlag auf das Büro der Linkspartei in Fürstenwalde.

Nun ver­sucht die NPD öffentlichen Raum in Fürsten­walde für sich einzunehmen. Dem gilt es sich entschlossen zu wieder­set­zen! Deshalb rufen wir alle Bürger*innen von Fürsten­walde dazu auf, sich am Sam­stag den Gegen­protesten anzuschließen.

Eine Kundge­bung ist am 28. April ab 17:30 Uhr in unmit­tel­bar­er Nähe des NPD-Info­s­tandes bei der Juri-Gagarin-Straße geplant.

Kommt zahlre­ich! Seid laut und kreativ!

Linksju­gend Sol­id Oder Spree

 

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Antifaschismus

Auf nach Cottbus! Gemeinsam den Naziaufmarsch am 12. Mai 2012 verhindern!

Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft die Frank­furter Bürger_innen auf, sich den Protesten von „Cot­tbus Naz­ifrei“ anzuschließen. Das Bünd­nis wird mit einem Bus gemein­sam aus Frank­furt (Oder) anreisen. Anmel­dun­gen für den Bus sind unter keinorfuernazisffo@riseup.net möglich. Mit friedlichen Massen­block­aden wer­den wir den Nazi­auf­marsch am 12. Mai ver­hin­dern. Das Bünd­nis “Cot­tbus Naz­ifrei” hat uns am 24. März, als wir gemein­sam den Nazi­auf­marsch in Frank­furt (Oder) erfol­gre­ich block­ierten, tatkräftig unter­stützt. Nun heißt es für uns, sich sol­i­darisch zu zeigen und gemein­sam einen ähn­lichen Erfolg in Cot­tbus zu errin­gen. Am 28. April um 18:00 Uhr find­et in der Garage (Berlin­er Straße 24, 15230 Frank­furt (Oder)) eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung zu den geplanten Protesten in Cot­tbus statt. Nazi­aufmärsche block­ieren — überall!

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Die Amadeu-Antonio-Straße wird kommen. Nur wann?

Vor einem Jahr starteten wir die Ini­tia­tive für die Amadeu-Anto­nio-Straße in Eber­swalde, um die Mah­nung an den ehe­ma­li­gen angolanis­chen Ver­tragsar­beit­er, der Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt wurde, im All­t­ag zu ver­ankern. Als Zeichen für den weit­er nöti­gen Ein­satz zur Über­win­dung von Ras­sis­mus emp­fahlen wir, einen Teil der Eber­swalder Straße zum 50. Geburt­stag von Amadeu Anto­nio am 12.08.2012 umzubenennen.

Wie zur Bestä­ti­gung der Dringlichkeit des Anliegens tötete im Juli ein Recht­ster­ror­ist in Nor­we­gen 77 Men­schen, Ende 2011 schreck­te die Mord­serie der Thüringer Naz­izelle und das Ver­sagen der Sicher­heits­be­hör­den viele Men­schen auf.

In Eber­swalde weit­ete sich der­weil die Debat­te für und gegen die Straßenum­be­nen­nung aus. Die Geg­n­er waren aus unter­schiedlich­sten Grün­den entwed­er strikt dage­gen oder unter­bre­it­eten immer neue Vorschläge, wie und wo das ehrende Gedenken an Amadeu Anto­nio noch würdi­ger, noch erfol­gre­ich­er, noch gebün­del­ter, noch bess­er und weniger anstößig platziert wer­den könnte.

Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki suchte ab Ende Feb­ru­ar nach einem für alle Seit­en annehm­baren Kom­pro­miss und ab Ende März eine deut­liche Mehrheit für die Straßenum­be­nen­nung. Diese Suche wurde vor der Sitzung des Fachauss­chuss­es am 17.04. been­det – offen­bar nach zunehmend ablehnen­den Äußerun­gen und der Formierung ein­er Bürg­erini­tia­tive gegen die Amadeu-Antonio-Straße.

Der Beschluss, der der Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 26.04. vorgelegt wer­den soll, bein­hal­tet zwar die Erar­beitung eines Anti­ras­sis­muskonzepts und einen feier­lichen Akt zum 50. Geburt­stag, jedoch nicht mehr die Straßenum­be­nen­nung. Diese sei „vom Tisch“. Palan­ca e.V. und die Kam­pagne „Light me Amadeu“ beri­eten am 23.04.12 die sich abze­ich­nende Lage und erk­lären dazu: Wir begrüßen und unter­stützen kom­mu­nale Aktiv­itäten zur Ver­min­derung von Ras­sis­mus und zum Gedenken an Amadeu Antonio.

Wir bekräfti­gen unsere ursprüngliche Ini­tia­tive, weil wir sie vom Ort und vom Zeit­punkt her für richtig hal­ten. Darum wün­schen wir uns und Eber­swalde weit­er­hin die Amadeu-Anto­nio- Straße. Wir sind gewiss, dass die Umbe­nen­nung eines Tages kom­men wird. Anders als die Bürg­erini­tia­tive gegen die Umbe­nen­nung in ihren Unter­schriften­lis­ten bis
heute behauptet, wollen wir nicht die drei Kilo­me­ter lange Eber­swalder Straße im Stadt­teil Finow umbe­nen­nen, son­dern ein Drit­tel davon: den Bere­ich zwis­chen Heegermüh­ler Straße und Kopernikus­ring, weil dort die mörderische Het­z­jagd auf Amadeu Anto­nio geschah und die Heime der Ver­tragsar­beit­er standen.

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Antifaschismus

Abfuhr für (Neo)nazis in Nauen

Unter dem Mot­to „Für ein buntes Nauen“ haben am ver­gan­genen Fre­itag mehrere hun­dert Men­schen ein­er Aktion der NPD ins Abseits gestellt. Dabei wurde durch ein von Vertreter_innen des Mika­do e.V. und des Human­is­tis­chen Frei­denker­denker­bund Havel­land organ­isiertes „Tol­er­anzfest“ eine alljährlich zum 20. April stat­tfind­ende Kundge­bung von (Neo)nazis aus der Innen­stadt verbannt.

Tol­er­anzfest gegen (Neo)nazis

Um der NPD in Nauen erst gar nicht die Möglichkeit zur Ent­fal­tung ihrer revi­sion­is­tisch, völkisch, ras­sis­tisch und anti­semi­tisch geprägten Pro­gram­matik zu geben wurde das „Fest der Tol­er­anz“ bere­its ab 11 Uhr anber­aumt und wichtige Plätze des öffentlichen Lebens in die Ver­anstal­tung mitein­be­zo­gen. Wichtig war den Organ­isatoren auch die poli­tis­che Aus­sage der Ver­samm­lung, dem­nach das über­wiegend als „Fam­i­lien­fest“ konzip­ierte „Fest der Tol­er­anz“ expliz­it auch als „poli­tis­che Kundge­bung“ angemeldet wurde. Eine   „demokratis­che, freie und tol­er­ante Stadt Nauen, für Fröh­lichkeit und kul­turelle Vielfalt, gegen Recht­sex­trem­is­mus, Ras­sis­mus und Aus­län­der­feindlichkeit“ sei dabei das Ziel der Organisator_innen gewe­sen. Zudem sollte der NPD nicht die alleinige Deu­tung über die Geschichte über­lassen wer­den. Das „Fest der Tol­er­anz“ begann darum bere­its am Vor­mit­tag mit ein­er Geschichtswerk­statt und einem Zeitzeu­genge­spräch, welch­es von unge­fähr 50 Men­schen fre­quen­tiert wurde. Am Nach­mit­tag set­zte sich das „Tol­er­anzfest“ dann im Bere­ich Mark­tecke – Garten­straße – Lin­den­platz, also genau der Bere­ich in dem die NPD son­st auf­marschiert, mit Büh­nen­pro­gramm und einem „inter­na­tionalen Sup­pen­fest“ fort. Anschließend gaben noch bis fast 21 Uhr mehrere Musik­grup­pen ihr Kön­nen zum Besten. Ins­ge­samt, so ein aufmerk­samer Beobachter der Ver­anstal­tung, haben bis zu 800 Men­schen, über den gesamten Tag verteilt, das „Fest der Tol­er­anz“ fre­quen­tiert – ein Erfolg für Nauen. Zu nen­nenswerten Stör­fällen durch (Neo)nazis kam es übri­gens auch nicht. Allerd­ings war es schon ein biss­chen merk­würdig mit anzuse­hen, dass ein „Fest der Tol­er­anz“ von einem zwielichti­gen Sicher­heits­di­enst „bewacht“ wird

(Neo)nazis im Abseits

Während das „Tol­er­anzfest“ ver­gan­genen Fre­itag ganz im Mit­telpunkt des Nauen­er Stadt­geschehens stand, musste sich die NPD und ihre Sympathisant_innen hinge­gen mit weniger Aufmerk­samkeit zufrieden geben als ver­mut­lich erwartet. Deren Ver­samm­lung wurde näm­lich  außer­halb der Innen­stadt, in der Nähe des Fried­hofs, am Denkmal für die Gefal­l­enen des ersten Weltkrieges platziert. Dort hiel­ten die unge­fähr 40 anwe­senden (Neo)nazis aus den Stadt- und Land­kreisen Bran­den­burg an der Hav­el, Havel­land und Ost­prig­nitz-Rup­pin dann, in der Zeit von 19.00 bis 20.30 Uhr, und unter Schirmherrschaft der NPD Funk­tionäre Maik Schnei­der, Nauen­er Stadtverord­neter und havel­ländis­ch­er Kreistagsab­ge­ord­neter, Dieter Brose, Lan­despress­esprech­er und havel­ländis­ch­er Kreistagsab­ge­ord­neter, Franz Pop­pen­dieck, Bran­den­burg­er Orts­bere­ich­sleit­er, sowie Dave Trick, Neu­rup­pin­er Orts­bere­ich­sleit­er, ihre Kundge­bung ab. Diese bestand allerd­ings bloß aus dem Zeigen von Fah­nen und Ban­nern sowie dem Abspie­len ein­er nur schw­er zu ver­ste­hen­den Ton­ban­dansage. Das Ver­wen­den von Fack­eln wurde hinge­gen u.a. mit dem Hin­weis auf den „zufäl­lig“ auf den gle­ichen Tag fal­l­en­den Geburt­stag des NS Ver­brech­ers Adolf Hitler polizeilich unter­sagt. Der­art „in die Ecke gedrängt“, zwis­chen Bäu­men und Sträuch­ern,  ohne mys­tis­che Unter­malung im Fack­elschein, war an eine nach außen getra­gene Pro­pa­gan­dawirkung der Ver­anstal­tung natür­lich nicht mehr zu denken. Zu dem  sorgte eine spon­tan angemeldete antifaschis­tis­che Ver­samm­lung von unge­fähr 20 über­wiegend jugendlichen Teilnehmer_innen dafür, dass den (Neo)nazis auch auf dem ihnen zugewiese­nen Auswe­ichgelände keine Mei­n­ung­shoheit oblag. Laut­stark und mit mehreren Trans­par­enten wurde der NPD und ihren Sympathisant_innen dargelegt, dass auch in Nauen kein Platz für sie sei.

NPD Agi­ta­tion: Bombe­nan­griff und Demokratiefrage

Anlass der NPD Ver­anstal­tung in Nauen soll übri­gens das Gedenken an die „Opfer der Bom­bardierung vom 20.04.1945“ gewe­sen sein. In einem vor­ab eigens für die Ver­samm­lung ver­bre­it­eten gemein­samen Flug­blatt des NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe und der „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ ist tat­säch­lich allerd­ings recht wenig über den Bombe­nan­griff, dessen Ziel damals der Nauen­er Bahn­hof, als wichtiger Verkehrsknoten­punkt in der Schlacht um Berlin, in der End­phase des von den Nationalsozialist_innen aus­gelösten zweit­en Weltkrieges war, zu lesen. Stattdessen wird sich in der als „Bürg­er­in­for­ma­tion“ über­schriebe­nen Flugschrift haupt­säch­lich über das „Tol­er­anzfest“ echauffiert und gegen die Demokratie gewettert.

NPD Gedenken auch in Rathenow

Auch in Rathenow ver­suchte die NPD in der ver­gan­gene Woche ein­mal mehr einen Bombe­nan­griff während zweit­en Weltkrieges poli­tisch zu instru­men­tal­isieren. Seit 2007 leg­en hier lokale Partei­funk­tionäre oder Sympathisant_innen dies­bezüglich Kränze nieder. In Beken­ner­schreiben im Inter­net wer­den diese Aktio­nen dann als imposante Ver­anstal­tun­gen verkauft, deren Pro­pa­gan­dawirkung sich dann auch erst dadurch voll ent­fal­tet. Während die eigentliche Ver­samm­lung, an der sich u.a. die NPD Funktionär_innen, Sab­ri­na Bur­chardt, Rathenow­er Orts­bere­ich­slei­t­erin, Ben­jamin Kuhirt, Rathenow­er Stadtvor­stand, und Dieter Brose beteiligten, ins­ge­samt, inkl. Kranznieder­legung und Schweigeminute, kaum mehr als fünf Minute andauerte und so nur wenige Worte darüber zu ver­lieren wären, nutzt der „Press­esprech­er“ die Angele­gen­heit später um sein wirres Geschichts­bild zu präsen­tieren und gegen Feind­bilder zu sticheln.

Presse­fo­tos:

http://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157629862134369/

 

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(Anti-)Rassismus

Proteste gegen Grenzregime am Großflughafen

Für die nahende Eröff­nung des Großflughafens Willy-Brandt (BER) in Schöne­feld wirbt Berlin mit einem Willy Brandt, der “die Welt begrüßt”. Das ist in der Sicht des Bünd­niss­es gegen Lager Berlin/Brandenburg nun schon als Image-Lüge zu beze­ich­nen: Denn dass Reise­frei­heit und Mobil­ität am BER-Flughafen nicht für Asyl­suchende gel­ten sollen, war mit geplant. Für sie ist ein Flughafen-Asyl­ge­fäng­nis vorge­se­hen. “Asyl­be­wer­berIn­nen aus ‘sicheren Herkun­ft­slän­dern‘ sollen an der Ein­reise gehin­dert und eines ordentlichen Asylver­fahrens beraubt wer­den. Stattdessen hält man nur ein stark beschle­u­nigtes sog. ‘Flughafen­ver­fahren‘, eine übereilte Befra­gung, für sie bere­it,” erläutert Annette Schall vom Bünd­nis gegen Lager. Hier­bei wird trau­ma­tisierten Flüchtlin­gen Inhaftierung und Druck­ausübung zuge­mutet. Es dro­ht ihnen die Ablehnung ihrer Ein­reise und die mögliche Abschiebung. Bei Ablehnung ihres Antrags haben sie nur eine stark verkürzte Frist für Klageweg und Rechts­bei­s­tand. Indem Flüchtlinge aus Kriegs- oder Hunger­re­gio­nen in der Internierungs-Anstalt in Schöne­feld mit 30 Haft­plätzen fest­ge­hal­ten wer­den, erfahren sie unmit­tel­bar, dass sie in der Metro­pole uner­wün­scht sind.

Deutsch­land macht dicht, für Flüchtlinge sind Gren­zkon­trolle und Check­point in Berlin/Brandenburg vorgesehen.

Annette Schall für das Bünd­nis gegen Lager kom­men­tiert: “Die Abwehr von Flüchtlin­gen an den Gren­zen der EU würde mit diesem neuen Asylk­nast weit­er per­fek­tion­iert”. Das Bun­desin­nen­min­is­teri­um wün­schte ihn aber entsch­ieden und ent­ge­gen allen Stim­men bezüglich der men­schen­rechtsver­let­zen­den Fol­gen der deutschen “Flughafen­ver­fahren”. Auch die Berlin­er Regierung und die Flughafen­bau-Gesellschaft ignori­eren bis­lang den stark aus­geweit­eten Protest gegen das Flughafen­ver­fahren und gegen das neue Asyl­ge­wahrsams-Vorhaben am BER-Flughafen. Hält Berlin am Bau fest, würde die Metro­pole wissentlich ein weit­er­er Stützpunkt im europäis­chen Gren­züberwachungssys­tem mit allen men­schen­rechtlich angeprangerten Bedin­gun­gen. Übri­gens hat selb­st der Sohn von Willy Brandt, Dr. Peter Brandt,die Protest-Stel­lung­nahme zum Flughafen-Asylk­nast mitunterzeichnet.

Wir wollen der Poli­tik und der Berlin­er Regierung ihren touris­tis­chen Gute-Laune-Illu­sion­is­mus ver­salzen — mit öffentlichen Protesten und Aufk­lärung über das Gesicht der Fes­tung Europa”, kündigt das Bünd­nis gegen Lager deshalb an.

Auch ohne das Flughafe­na­sylver­fahren sind Flüchtlinge in der Region mit behördlichem Ras­sis­mus kon­fron­tiert, müssen in Sam­melun­terkün­ften leben und haben keine Chance auf gesellschaftliche Teil­habe. Die Aus­gren­zung und Entrech­tung von Flüchtlin­gen gehen täglich im Inland weit­er, und zugle­ich riegelt die Poli­tik die Gren­zen gegen Ein­wan­derung immer per­fek­ter ab ‑mit struk­turellen Maß­nah­men, wie dem Asyl­ge­fäng­nis am BER, und mit der europäis­chen Überwachung der Außen­gren­zen mit Fron­tex, und der Errich­tung neuer Lager in Gren­znähe. Zu noch schär­fer­en Überwachungs­maß­nah­men an der griechisch-türkischen Gren­ze, und sog­ar ein­er Ausweitung der deutschen Res­i­den­zpflicht auf EU-Ebene wur­den auf der Innen­min­is­terkon­ferenz im März neue Vorstöße gemacht.

Die ver­schärften Maß­nah­men zur Flüchtlings­bekämp­fung dür­fen nicht unwider­sprochen bleiben.” Das Bünd­nis gegen Lager B/B. und weit­ere anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tiv­en fordern mit der Demon­stra­tion den sofor­ti­gen Stopp beim Bau des Asylk­nasts in Berlin-Schöne­feld und die Abschaf­fung von Flughafen­ver­fahren. Des weit­eren fordern sie, dass das europäis­che Gren­zkon­troll­sys­tem abgerüstet wird, und im Inland alle Lagerun­terkün­fte geschlossen und die Res­i­den­zpflicht aufge­hoben wer­den. Für Bewe­gungs­frei­heit für alle.

Demon­stra­tion am 28. April, 14 Uhr, Pots­damer Platz Berlin

Mehr Infor­ma­tion zum Flughafen­ver­fahren: http://keinasylknastbbi.blogsport.de

Mehr Infor­ma­tion zum Bünd­nis gegen Lager Berlin/Brandenburg: http://bglbb.blogsport.de

 

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Antifaschismus

»The harder they come, the harder they fall«

Am Sam­stag, den 12. Mai soll in Cot­tbus der zweite (Neo)-Naziaufmarsch des Jahres 2012 stat­tfind­en. Schon im Feb­ru­ar wur­den die Neon­azis mit hefti­gen Protesten und Block­aden kon­fron­tiert, wodurch ihr Aufzug nur mit langer Ver­spä­tung und deut­lich ver­ringert­er Teil­nehmerzahl die Abschlusskundge­bung erre­ichte. Schon damals kün­de­ten regionale Neon­azis trotzig einen erneuten Ver­such an. Jet­zt ist bekan­nt, dass die NPD-Bran­den­burg und „Freie Kräfte“ am 12. Mai ab 12 Uhr vom Haupt­bahn­hof aus durch die Cot­tbuser Innen­stadt marschieren wollen. Anlass dafür ist die bun­desweite „Raus-aus-dem-Euro-Kam­pagne“ der NPD. Von Seit­en des Bünd­nis „Cot­tbus Naz­ifrei!“ sind wieder Block­aden angekündigt.

Die ras­sis­tis­che Kam­pagne führte bish­er durch einige kleinere bran­den­bur­gis­che Städte. Dies gelang bish­er kaum. Mehrere Aufmärsche kon­nten mit­tels zivilen Unge­hor­sam und entschlossen­em Han­deln erfol­gre­ich ver­hin­dert wer­den. An diese Erfolge wollen wir anknüpfen. Cot­tbus ist die zweit­größte Stadt Bran­den­burgs und somit ein rel­e­van­ter Auf­marschort. In den let­zten Jahren wurde den Neon­azis kon­se­quent Wider­stand ent­ge­gengestellt und für viel Frus­tra­tion gesorgt. Lasst uns gemein­sam auch am 12. Mai auf die Straße gehen! […]

„Raus aus dem Euro“? Ras­sis­tis­che Het­ze und reak­tionäre Demagogie

Neon­azis ver­suchen in Zeit­en der Krise auf Äng­ste und Gefüh­le der Men­schen in prekären Ver­hält­nis­sen ein­fache Antworten auf kom­plexe Zusam­men­hänge zu geben. Mit plat­ten Parolen wird ver­sucht sich als die einzige Lösung für den Ausweg aus der Krise darzustellen. Die aktuelle Kam­pagne der NPD the­ma­tisiert die „ökonomis­che Krise der Europäis­chen Län­der“ und dessen Auswirkun­gen auf Deutsch­land. Sie wollen nicht „Zahlmeis­ter Europas sein“ und fordern ein „Nein zur EU-Diktatur“.

Jedoch wird die „Soziale Frage“ immer unter dem völkischem Aspekt gestellt und reak­tionär beant­wortet. Es geht hier­bei nicht um einen glob­alen Lösungsansatz der wieder­aufkehren­den kap­i­tal­is­tis­chen Krisen son­dern um eine Vor­ma­cht­stel­lung des deutschen Mark­tes im kap­i­tal­is­tis­chem Wet­tbe­werb. Die rechte Kam­pagne fordert die deutsche Wirtschaft und das eigene Volk, gegenüber anderen, zu ret­ten. Dabei ste­ht der Erhalt der „nationalen Iden­tität“ im Vorder­grund. Nur mit europäis­chen Staat­en, die „von ihrer Men­tal­ität her zusam­men­passen“ und ökon­imisch trag­bar sind, soll kooperiert wer­den. Kap­i­tal­is­tis­che Krisen­poli­tik soll also mit ein­er anderen autoritären Krisen­lö­sung, nach ras­sis­tis­chen Denkmustern, erset­zt wer­den. Denn nur Staat­en mit der­sel­ben Kul­tur, Sprache und Iden­tität sollen sug­gerieren und „der Rest“ seien „Schulden­mach­er“ und die Ursache der aktuellen Krise. Solche Ausle­gung impliziert die Annahme das nur dem deutschen und „deutschähn­lichen“ Völk­ern eine Zukun­ft berechtigt wird.

Quan­tität statt Qual­ität — „NPD-Kreisver­band Lausitz“

Nach den Kom­mu­nal­wahlen in Bran­den­burg 2008 rück­te Süd­bran­den­burg und beson­ders Cot­tbus in den Fokus rechter Aktiv­itäten des regionalen Kreisver­ban­des der NPD. Neben dem alt­bekan­nten Neon­azi Frank Hüb­n­er erhielt auch der jün­gere NPD-Funk­tionär Ron­ny Zasowk einen Platz im Abge­ord­neten­haus der Stadt. Hüb­n­er sorgte Anfang Feb­ru­ar für einen Eklat im Cot­tbuser Rathaus. Im Laufe ein­er Unterze­ich­nung eines bürg­er­lichen Aufrufs zu Protesten gegen den geplanten „Trauer­marsch“ der NPD, zeigte er den Hit­ler­gruß. Somit verdeut­lichte Hüb­n­er erneut seine poli­tis­che Nähe zur faschis­tis­chen Ide­olo­gie und unter­strich den wahren Charak­ter des Auf­marsches. Während sich Hüb­n­ers inhaltliche Arbeit eher auf Pro­voka­tion begren­zt, ist der zweite NPD-Stadtverord­nete, Ron­ny Zasowk, dabei partei­in­tern Kar­riere anzustreben.

Als Kreisver­band­vor­sitzen­der ist er mit­tler­weile eine wichtige Schlüs­selfig­ur in ost­deutschen Bun­deslän­dern. Er set­zt auf Aktio­nen im öffentlichem Raum und deren the­o­retis­che Unter­malung. Als Ini­tia­tor viel­er NPD Ver­anstal­tun­gen im Süden Bran­den­burgs ver­sucht er mit Aufmärschen, Infos­tän­den und geschlosse­nen Ver­anstal­tun­gen wie Stammtis­chen und Schu­lun­gen den Kreisver­band am Leben zu hal­ten und per­son­ell auszubauen. Unter­stützung erhält er dabei von mil­i­tan­ten Neon­azis die meist in „Freie Kräfte“-Strukturen einge­bun­den sind. Diese ver­suchen eine „Anti-Antifa“-Arbeit aufzubauen, um poli­tis­che Geg­n­er einzuschüchtern. Jedoch scheit­ert Zasowk an der Res­o­nanz sein­er Arbeit. Kaum wer­den seine recht­en „Events“ von Sympathisant_Innen wahrgenom­men noch erhält Zasowk Zus­pruch für seine Aufrufe außer­halb seines poli­tis­chen Teller­ran­des. Gescheit­ert ist der NPD-Kreisver­band auch bei dem Ver­such eine Immo­bilie in der Lausitz zu kaufen. Auf­grund erfol­gre­ich­er Inter­ven­tion ent­stand kein „Nationales Zen­trum“. Den­noch beste­hen Räum­lichkeit­en auf einem Dorf nahe Cot­tbus welche für Schu­lun­gen etc. genutzt werden.

Vor dem Hin­ter­grund der aus­bleiben­den Erfolge und den (teil)-blockierten Aufmärschen 2011 und 2012 will die NPD in Cot­tbus jet­zt in die Offen­sive gehen. Sie ver­suchen einen „Auf­schwung“, um die Szene weit­er mobil­isieren und insze­nieren zu kön­nen. Die Kam­pagne „Raus aus dem Euro“ und die mit ihr im Zusam­men­hang ste­hen­den Klein­ver­anstal­tun­gen wie Infos­tände, Mah­nwachen und auch der Auf­marsch durch Cot­tbus sollen also die neon­azis­tis­che Partei-Poli­tik in Bran­den­burg voran bringen.

Zwis­chen Ille­gal­ität und Insze­nierung: “Wider­stands­be­we­gung Südbrandenburg”

Neben par­la­men­tarischen Neon­azis existieren in Süd­bran­den­burg seit mehreren Jahren aktive neon­azis­tis­che Grup­pierun­gen jen­seits von Partei-Struk­turen. Zwar sind teil­weise per­son­elle Über­schnei­dun­gen festzustellen, jedoch gren­zt sich der „harte Kern“ von der NPD ab. Symp­to­ma­tisch hier­für ist das Neon­azi-Net­zw­erk „Spreelichter“, das maßge­blich vom langjähri­gen Neon­azi Mar­cel Forstmeier aus Lübbe­nau getra­gen wird. Die „Spreelichter“ ver­suchen Neon­azis aus (Klein-)Städten zu bün­deln und zu „Aktion­s­grup­pen“ zu organ­isieren. Es beste­hen mehr oder weniger aktive Grup­pen in Vetschau, Sen­ften­berg, Fin­ster­walde, Sprem­berg und Cot­tbus. Die Städte Lübben und Lübbe­nau wer­den von Forstmeier selb­st koordiniert.

Inhaltlich beschäfti­gen sich die Grup­pen unter dem „Spreelichter“-Label mit klas­sis­chen neon­azis­tis­chen The­men. Mit neuen ras­sis­tis­chen For­mulierun­gen wird ver­sucht Immigrant_Innen zu drangsalieren, Geschicht­sre­vi­sion­is­mus in Form von Täter und Opfer Verkehrung zu betreiben und faschis­tis­chen Mörder_Innen helden­haft zu gedenken. Ein beson­der­er Schw­er­punkt der „Spreelichter“ bildet der Kampf gegen die Demokratie, dabei geht es stets um den „Tod des deutschen Volkes“. Dage­gen wird die „ras­sis­che Ein­heit“ unter dem „Nation­al­sozial­is­mus“ propagandiert.

Mit ihren Aktio­nen, die fast immer im ille­galen Bere­ich stat­tfind­en, machen die „Spreelichter“ bun­desweit auf sich aufmerk­sam. Trans­portiert wird die ras­sis­tis­che und NS-ver­her­rlichende Pro­pa­gan­da durch spon­tane Demon­stra­tio­nen, Sprühereien, Aufk­le­ber- und Plakatk­le­berei etc. Vorzugsweise wer­den zur Agi­ta­tion auch „neue dig­i­tale Medi­en“ wie Social-Media-Plat­tfor­men genutzt. Das Net­zw­erk will dadurch eine Vor­re­it­er­rolle unter den parteiun­ab­hängi­gen Neon­azis einnehmen.

Lange Tra­di­tion: Rechte Gewalt und Lifestyle

Cot­tbus, eine Stadt die als „No-Go-Area“ für Alter­na­tive und Immigrant_Innen Schlagzeilen gemacht hat, ste­ht auf der Liste rechter Gewalt immer noch weit oben. Beson­ders das Jahr 2011 war geprägt von Über­grif­f­en auf Men­schen und Ein­rich­tun­gen die nicht in das Bild rechter Ide­olo­gie passen. Es gab Angriffe auf alter­na­tive Loca­tions in Cot­tbus, Sprem­berg und Forst. Die Über­griffe auf soziokul­turelle Zen­tren wer­den durch eine hohe Zahl ras­sis­tisch motiviert­er Über­griffe und offen­em All­t­agsras­sis­mus begleit­et. Oft müssen dunkel­häutige Men­schen bes­timmte Plätze der Stadt um Abend-Stun­den mei­den. Neben den Rand­bezirken wird auch die Innen­stadt häu­fig zum Ort rechter Gewalt.

In und um Cot­tbus gibt es eine bre­ite rechte Erleb­niswelt, die es Neon­azis erlaubt, ihren recht­en Lifestyle zu prak­tizieren. Nach­dem Neon­azi-Zen­tren in Sprem­berg und Lübben erfol­gre­ich geschlossen wer­den kon­nten, haben sich diese auf andere Sphären ver­lagert. Neon­azis­tis­che Ten­den­zen sind in Bere­ichen der Fußball-Fan­szene und im Kampf­s­port festzustellen. Durch Zusam­menge­hörigkeits­ge­fühl, ver­meintliche Kam­er­ad­schaft und eigen­er Bek­lei­dungs­marken wird Jugen­dar­beit betrieben und poli­tisch sozialisiert.

Zur recht­en All­t­agskul­tur gehören darüber hin­aus zwei neneon­azis­tis­che Läden. Mit­ten in der Innen­stadt existiert seit 2011 „Ose­berg“, ein Verkauf­s­laden der recht­en Marke „Thor Steinar“. Hier wer­den nation­al­sozial­is­tis­che und völkische Bezüge unter „trendi­gen“ Designs pop­ulär gemacht. Die kom­plette Band­bre­ite neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da – von Kaf­fee­tasse bis zur raren Vinyl-Samm­ler­plat­te – bietet der Laden „The Dev­ils Right Hand Store“ in einen Hin­ter­hof. Mit dem zuge­höri­gen Musik-Label „Rebel Records“ wird nicht nur ein Onli­neshop, son­dern auch Band-Sup­port betrieben. Von der regionalen Band „Frontalkraft“ bis hin zu inter­na­tionalen Neon­azi-Bands wird pro­duziert, was die Szene ver­langt. Nach Infor­ma­tio­nen aus einem „Leak“ des inter­na­tionalen, recht­ster­ror­is­tis­chen Net­zw­erks „Blood and Hon­our“, sollen zwei Cot­tbuser Neon­azis aus dem besagten Umfeld bei dem in der BRD ver­boteten Net­zw­erk aktiv sein.

Linke Poli­tik vertei­di­gen — Neon­azis und Repres­sion entgegentreten!

Es ste­ht fest: In Süd­bran­den­burg agieren mehrere aktive Neon­azi­grup­pierun­gen, die zunehmend in die Offen­sive gehen. Dabei greifen sie auf eine etablierte rechte Erleb­niswelt und Infra­stuk­tur zurück. Kaum ein Monat verge­ht ohne rechte Ver­anstal­tun­gen oder Über­griffe. Die Präsenz neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da steigt, vielerorts sind Aufk­le­ber oder Sprühereien zu sehen. Neon­azis wollen Cot­tbus nicht aufgeben und als „ihre“ Stadt erkämpfen.

Diese Tat­sachen zeigen ein­mal mehr wie notwendig antifaschis­tis­che Arbeit ist. Aktivist_Innen die sich entschlossen gegen rechte Ten­den­zen richt­en, wer­den seit­ens der Behör­den und hiesi­gen Polizei ver­mehrt krim­i­nal­isiert. Die Ein­schüchterung zwis­chen Neon­azis und Polizei funk­tion­iert wie Hand in Hand. Ob rechte Gewalt oder Strafanzeigen, Antifaschist_Innen sollen hand­lung­sun­fähig gemacht wer­den. Wir wer­den den Kopf nicht in den Sand stecken.

Wir sagen: Der rechte Höhen­flug muss ein Ende haben. In Zeit­en der ökonomis­chen Krise gilt es reak­tionär-ras­sis­tis­che Ide­olo­gien eben­so zu bekämpfen wie prügel­nde Neon­azis auf der Straße! Neben antifaschis­tis­chen Selb­stschutz, alter­na­tiv­er Kul­tur und the­o­retis­chen Beiträ­gen ist der Kampf gegen Nazis, Staat, Nation und Kap­i­tal aktueller denn je!

Wir wollen den öffentlichen Raum nicht den Neon­azis über­lassen! Cot­tbus soll keine Neon­azi-Home­zone wer­den. Kommt Alle zur Bünd­nis-Demo — Lasst uns gemein­sam am 12. Mai gegen ras­sis­tis­che Ide­olo­gie und Nazi­auf­marsch auf die Straße gehen! Die Neon­azis richtig ein­heizen! Nazi­auf­marsch sabotieren – block­ieren – verhindern!

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Antifaschismus

Gedenktafel für Emil Wendland

Neu­rup­pin — Ursprünglich trat unsere Kam­pagne “Nie­mand ist vergessen 2012? mit dem Ziel an, eine Straße in Neu­rup­pin nach Emil Wend­land umzube­nen­nen. Nach ver­schiede­nen Diskus­sio­nen mit Anwohner_Innen, Vere­inen und poli­tisch Ver­ant­wortlichen wurde uns klar, dass diese Forderung auf ver­schiedene Wider­stände stoßen würde – dabei ging es weniger um den Fall von Emil Wend­land selb­st, als vielmehr um vol­lkom­men andere Befindlichkeiten.

Da uns aber wichtig ist, einen Ort der Erin­nerung an den Mord an Emil Wend­land in Neu­rup­pin zu schaf­fen, ist für uns die Errich­tung ein­er Gedenk­tafel im Neu­rup­pin­er Rosen­garten ein guter Kompromiss.

Unser Wun­sch­text für eine solche Tafel wurde von ein­er inter­nen Arbeits­gruppe entwick­elt und lautet:

Am 01. Juli 1992 wurde an dieser Stelle Emil Wend­land von mehreren Neon­azis bru­tal ermordet.

Emil Wend­land, damals obdach­los, wurde Opfer ein­er Ide­olo­gie, in der es keinen Platz für Men­schen gibt, die als ver­meintliche Schmarotzer ange­se­hen und daher als “unwertes Leben” wahrgenom­men werden.

Obdachlose sind die zweit­größte und am wenig­sten anerkan­nte Opfer­gruppe von recht­en Über­grif­f­en. Die Tat­sache, dass Men­schen auf der Straße leben müssen, während Häuser leer­ste­hen, ist ein Beweis für die soziale Kälte dieser Gesellschaft. Es liegt an jed­er und jedem von uns, für eine men­schen­würdi­ge Welt einzutreten.

Nie­mand ist vergessen – 01. Juli 2012

Wichtig ist uns in diesem Zusam­men­hang auch, einen größeren Fokus auf die Umstände des Todes von Emil Wend­land zu richt­en. Natür­lich wurde er von (Neo)Nazis bru­tal ermordet, aber eben jene (Neo)Nazis fühlten sich nur als Voll­streck­er eines weit ver­bre­it­eten, sozial­dar­win­is­tis­chen Welt­bildes, das in “wertes” und “unwertes” Leben ein­teilt. “Wer nichts leis­tet, ist auch nichts wert”. Eben dieses Welt­bild wollen wir angreifen und dekonstruieren.

Das sozial Aus­ge­gren­zte über­haupt als Störung wahrgenom­men wer­den, ist an sich schon kri­tisierenswert – die Diskri­m­inierung schafft sich so die Selb­st­bestä­ti­gung! Doch:

Alko­holis­mus ist eine Krankheit – Betrof­fene müssen Hil­fe erfahren und dür­fen nicht gesellschaftlich aus­ge­gren­zt werden!

Obdachlosigkeit ist kein Schick­sal, son­dern Aus­druck sozialer Aus­gren­zung im Kap­i­tal­is­mus. Es ist eine bewusst getrof­fene Entschei­dung, bedürfti­gen Men­schen Woh­nun­gen vorzuen­thal­ten, obwohl es Leer­stand gibt. Für uns ist dieser Zus­tand ver­brecherisch, genau­so wie die Tat­sache, dass Woh­nun­gen über­haupt als Pri­vateigen­tum existieren und aus welchen Grün­den auch immer ein­fach leer ste­hen, obwohl Men­schen auf der Straße leben müssen. Hier wird der pri­vate Prof­it Einzel­ner über men­schliche Bedürfnisse und let­ztlich auch über Men­schen­leben gestellt!

Gewalt gegen Obdachlose ist in den meis­ten Fällen faschis­tis­che Gewalt gegen Men­schen die nahezu schut­z­los sind. Es geht den Tätern meist um eine “Säu­berung” der Gesellschaft von “Schädlin­gen und Schmarotzern”. Wer die Parole “Nie wieder Faschis­mus” wirk­lich ernst nimmt weiss, dass der Kampf gegen Nazis bere­its damit begin­nt, den Faschis­ten eine ihrer ide­ol­o­gis­chen Grund­la­gen zu entziehen: Beim Kampf für soziale Sicher­heit und gegen Aus­gren­zung, für bezahlbare Woh­nun­gen und gegen Leer­stand und für Sol­i­dar­ität mit allen an den Rand gedrängten Menschen!

Inforiot