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Antifaschismus

Nazi-Großkonzert in Finowfurt

Ein Gast­beitrag von Sven­na Berg­er, apabiz e.V.

Ein „Bene­fizkonz­ert“ für „Kam­er­aden in Not“ will der Neon­azi Klaus Mann auf seinem Grund­stück im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt (Land­kreis Barn­im) ver­anstal­ten. Wer genau in Not sein soll, will Mann, Lan­desvor­sitzen­der der Partei Die Rechte, nicht ver­rat­en. Sich­er ist, dass unter den angekündigten dreizehn Bands Szene­größen wie Sleip­nir und Legion of Thor vertreten sind, die das Konz­ert zu einem Großevent der ost­deutschen Neon­aziszene machen kön­nten. Das Grund­stück – im Land Bran­den­burg der derzeit wichtig­ste Ver­anstal­tung­sort der recht­en Szene – gewin­nt damit an bun­desweit­er Bedeutung.

Neue und altbekannte RechtsRock Bands

Angemeldet für den 18. Mai sind 1.500 Teilnehmer_innen. Auf dem Fly­er heißt es, es seien nur 500 Karten auss­chließlich im Vorverkauf zu erhal­ten. Ob weit­ere Karten ver­schenkt wer­den oder ob es sich nur um eine Werbe­masche han­delt, bleibt offen. Einen Ansturm auf die Karten kann Klaus Mann und der Konz­er­tor­gan­isatorin Gesine Hen­nrich aus Berlin sich­er sein. Urgesteine wie Sleip­nir und Legion of Thor sind weit­er­hin pop­ulär in der Szene und brin­gen neue Alben her­aus. Sleip­nir um den Sänger Mar­co L. veröf­fentlicht seit 20 Jahren rechte Lieder, deren Texte eine „Mis­chung aus Ras­sis­mus, Sozial­neid und NS-Bezug“ darstellen, so die Ein­schätzung des Recht­sRock-Experten Jan Raabe. Die Berlin­er Band Legion of Thor war Teil des ver­bote­nen Blood and Hon­our-Net­zw­erkes und feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen.

Für viele Bands wird es nicht der erste Auftritt auf dem Finow­furter Grund­stück. Schon ein Blick auf die Band­na­men genügt, um die Aus­rich­tung des Konz­ertes zu erken­nen: So ist die Beze­ich­nung der Thüringer Gruppe 12 Gold­en Years, eine Anspielung auf die zwölf Jahre nation­al­sozial­is­tis­ch­er Dik­tatur von 1933 bis 1945. Die Band spielt über­wiegend eine Mis­chung aus klas­sis­chem Recht­srock. Sie beze­ich­net sich selb­st als „RAC“-Band – RAC ste­ht für „Rock against Com­mu­nism“. Ähn­lich wie 2 Min­utes Warn­ing haben sie Ele­mente des Hard­core über­nom­men, ein­er härteren und schnelleren Spielart des Punk. Neon­azis­tis­che Bands wählen die Selb­st­beze­ich­nung „Nation­al Social­ist Hard­core“ (NSHC). Die aggres­sive Musik und das mar­tialis­che Auftreten sind bei jun­gen männlichen Neon­azis der Autonomen Nation­al­is­ten beliebt.

Neben den genan­nten wer­den weit­ere Bands aus Ost­deutsch­land zu Gast sein, darunter viele aus Bran­den­burg: Exzess aus Straus­berg, Front­feuer aus Beeskow, Haus­man­nskost vom Cot­tbuser Label Rebel Records, Klänge des Blutes sowie die Bands Jung­blut und Wort­ge­fecht. Die bei­den let­zt­ge­nan­nten trat­en bere­its beim NPD-Som­mer­fest am 23. Juni 2012 in Finow­furt gemein­sam auf. Ras­sis­mus und Neon­azis­mus sind in ihren Tex­ten all­ge­gen­wär­tig, so heißt es in einem Lied von Jung­blut: „Wo redet man dir ein, ein Schwarz­er soll ein Deutsch­er [..] Wer beset­zt uns schon seit 60 Jahren – die BRD, die BRD“. Solche Texte kom­men in der Szene an. Das Straus­berg­er Trio von Exzess um Sänger Tobias V. gilt bun­desweit als eine auf­strebende Recht­sRock­band und spielte erst im let­zten Okto­ber während des NPD-Preußen­t­ages in Finow­furt. Außer­dem sollen auftreten: Pri­or­ität 18 aus Dres­den, Sach­sen­blut aus Freiberg in Sach­sen sowie Stimme der Vergel­tung aus Ueck­er­münde in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Stimme der Vergel­tung beteiligte sich im Som­mer 2012 an der Kam­pagne „Volk­stod stop­pen“ des Neon­azi-Net­zw­erkes Freies Pom­mern. Ganz im Stil des kurz zuvor ver­bote­nen Bran­den­burg­er Net­zw­erkes der Spreelichter spiel­ten sie mit weißen Masken und schwarzen Umhän­gen einen Song ein mit dem Titel „Volk­stod“.

Finowfurt: Brandenburgs Nazirock-Metropole

Über 20 Recht­sRock-Konz­erte inner­halb der ver­gan­genen sechs Jahre sind auf dem Gelände der Fam­i­lie Mann bekan­nt gewor­den. Die tat­sächlche Zahl kön­nte noch höher liegen. Zu den Großver­anstal­tun­gen gehören neben dem DVU- und späteren NPD-Som­mer­fest auch der Preußen­tag der Bran­den­burg­er NPD. Ein Event, das als Gegen­ver­anstal­tung zum Tag der deutschen Ein­heit organ­isiert wird und das Ver­lan­gen nach ein­er „echt­en Wiedervere­ini­gung“ propagiert. Vor sechs Jahren zog die Fam­i­lie Mann nach Finow­furt. Klaus Mann, Ehe­frau Sybille (stel­lvertre­tende Vor­sitzende des Bran­den­burg­er Lan­desver­band der Partei Die Rechte) und der eben­falls in der neon­azis­tis­chen Szene aktive Sohn, lebten zuvor im berlin-nahen Seefeld (Land­kreis Barn­im). Auch zu dieser Zeit ver­anstal­teten sie Konz­erte mit neon­azis­tis­chen Bands und Organ­i­sa­tio­nen wie der Berlin­er Kam­er­ad­schaft Spreewacht und der eng mit dieser ver­bun­de­nen Band Legion of Thor.

Die let­zten Konz­erte am 6. Okto­ber 2012 (NPD-Preußen­tag mit 600 Per­so­n­en) sowie am 13. April 2013 (Grün­dungs­feier Die Rechte Bran­den­burg mit 80 Per­so­n­en) wur­den durch die Polizei aufgelöst. Der Preußen­tag endete mit Ermit­tlungsver­fahren wegen Volksver­het­zung gegen die Bands Haus­man­nskost und Front­feuer. Und während des Konz­ertes vor weni­gen Wochen wur­den indizierte Lieder gespielt, was einen Polizeiein­satz auslöste.

Parteifunktionäre, Freie Kräfte und Partyskins

Organ­isatorin des anste­hen­den Großkonz­ertes ist die 43-jährige Berliner­in Gesine Hen­nrich. Die ehe­ma­lige Aktivistin der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft Front­bann 24 hält eben­so wie Klaus Mann gute Kon­tak­te in die Recht­sRock- und gewalt­tätige Kam­er­ad­schaftsszene. In der Ver­gan­gen­heit trat sie als Organ­isatorin von extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen auf, was unter anderem 2009 zu ein­er Verurteilung vor dem Amts­gericht Bernau wegen Volksver­het­zung und Ver­stoß gegen das Jugend­schutzge­setz führte.

Das Bene­fizkonz­ert am 18. Mai wird ein bun­desweites Tre­f­fen für die neon­azis­tis­che Musik­szene. Es ist zu erwarten, dass sich das Pub­likum aus Struk­turen der Partei Die Rechte sowie durch Aktivist_innen der NPD, von Kam­er­ad­schaften und Freien Kräften zusam­menset­zen wird. Wofür die Ein­nah­men des Bene­fizkonz­ertes aufge­wandt wer­den sollen, bleibt offen. Auf den Karten find­et sich der Slo­gan „EINER für alle – alle für EINEN“. Mut­maßen lässt sich, dass eine Verbindung zum ger­ade begonnenen NSU-Prozess in München beste­ht. Für den dort wegen Bei­hil­fe zum Mord in neun Fällen mitangeklagten mut­maßlichen NSU-Unter­stützer Ralf Wohlleben läuft derzeit jeden­falls eine neon­azis­tis­che Sol­i­dar­ität­skam­pagne unter dem Mot­to „Frei­heit für Wolle“.

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[AFN] entfernte 2012 mehr (Neo)nazipropaganda

(Neo)nazistische Pro­pa­gan­da, die vor allem in Form selb­stk­leben­der Zettel an Ele­menten von Verkehrsan­la­gen, Gebäude­teilen oder son­sti­gen Flächen ange­bracht war, wurde auch wieder im ver­gan­gen Jahr im Raum Bran­den­burg an der Hav­el – Prem­nitz – Rathenow durch Antifaschist_innen beobachtet, doku­men­tiert und entfernt.

Ins­ge­samt wur­den 2012 min­destens 757 (Neo)naziaufkleber im Wirkungs­bere­ich des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erkes [AFN] fest­gestellt, 86 mehr als im Jahr 2011.

Deut­lich zugenom­men hat die (neo)nazistische Pro­pa­gan­da im Raum Rathenow, dort stieg deren Anzahl von 88 auf 222. Möglicher­weise hängt dies mit der Aktiv­ität ein­er neuen Gen­er­a­tion aktion­sori­en­tiert­er Jugendlich­er im Milieu zusam­men, die vor allem der NPD nah­este­hen. Für 164 von 222 ent­fer­n­ten Aufk­le­bern war näm­lich, laut v.i.s.d.P., diese (neo)nazistische Partei verantwortlich.

In Bran­den­burg an der Hav­el ist die Anzahl fest­gestell­ter selb­stk­leben­der Zettel hinge­gen leicht rück­gängig, bleibt aber mit 535 im Jahr 2012 zu 583 in 2011 auf rel­a­tiv hohem Niveau. Auf­fäl­lig ist auch in dieser Auf­stel­lung die Dom­i­nanz der NPD (40 von 535) bzw. ihrer Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN) mit 298 von 535.

Pressemit­teilung inkl. detail­liert­er Auf­schlüs­selung der ent­fer­n­ten Pro­pa­gan­da im Anhang hier:

PM 2013.05.04

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Finowfurt Nazifrei

Am 18. Mai soll im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt (Land­kreis Barn­im) ein Recht­srock­konz­ert stat­tfind­en, bei dem 1500 Neon­azis erwartet wer­den. Wir wollen dem etwas ent­ge­genset­zen. Als Bünd­nis aus antifaschis­tis­chen Ini­tia­tiv­en, Parteien, Vere­inen und Gew­erkschaften wollen wir am 18. Mai in Finow­furt auf die Straße gehen.

Finow­furt hat ein Naziprob­lem
Seit mit­tler­weile sechs Jahren dient das Grund­stück der Fam­i­lie Mann in Finow­furt als Ver­anstal­tung­sort für Recht­srock­konz­erte sowie für Festver­anstal­tun­gen wie das DVU- und NPD- Som­mer­fest, den NPD-“Preußentag“ und zulet­zt für ein Konz­ert für die Partei “Die Rechte” Bran­den­burg. Das Gelände ist seit Jahren zum wichtig­sten Ort für die rechte Szene in Berlin und Bran­den­burg gewor­den. Es bedarf endlich eines deut­lichen Sig­nals! Das Konz­ert mit zwölf angekündigten Bands über­trifft die bish­er üblichen Ver­anstal­tun­gen um Län­gen und nimmt eine Dimen­sion an, die son­st nur von Großver­anstal­tun­gen wie dem „Deutsche Stimme Presse­fest“ oder dem „Rock für Deutsch­land“ bekan­nt ist.

Den Nazis den Steck­er ziehen!
Es bedarf ein­er bre­it­en gesellschaftlichen Gegen­wehr, um dem braunen Spuk ent­ge­gen­zutreten. Deshalb rufen wir, das Bünd­nis „Finow­furt Naz­ifrei“, für den 18. Mai ab 9 Uhr zu ein­er Gegen­demon­stra­tion in Finow­furt auf! Unser Ziel, das Konz­ert zu ver­hin­dern, eint uns über alle sozialen, poli­tis­chen oder kul­turellen Unter­schiede hin­weg. Wir sind bunt und wir stellen uns den Nazis in den Weg. Von uns wird dabei keine Eskala­tion aus­ge­hen. Wir sind sol­i­darisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, das Nazikonz­ert zu verhindern!

Wir wollen Feste feiern ohne Nazis! 

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Rhythm Against Racism”-Festival

So kon­fron­tierte der ak_antifa die Organistator_innen des Fes­ti­vals mit eini­gen Vor­wür­fen gegenüber der Psy­chobil­ly-Band “Thee Flan­ders”; in ihrem Lied “per­vers­es Schwein” wür­den sie beispiel­sweise Verge­wal­ti­gun­gen ver­harm­losen. In ein­er auf Face­book ver­bre­it­eten Stel­lung­nahme von “Thee Flan­ders” schreiben sie dazu, dass “ein­er unser­er über hun­dert Songs aus 15 Jahren Bandgeschichte als Argu­ment gegen unserem Auftritt ange­führt [wird]” und glauben, das Argu­ment so ent­las­ten zu kön­nen. Ein ver­ant­wor­tungsvoller Umgang bzw. eine Dis­tanzierung von der Ver­harm­lo­sung sex­u­al­isiert­er Gewalt sieht anders aus. In ihrer Stel­lung­nahme verkün­det die Band außer­dem, dass sie ihren Auftritt absage, da der Ver­anstal­ter “nicht unsere Sicher­heit gewährleis­ten” könne. Weit­er­hin sähen sie sich “im Moment sel­ber als Opfer von Ras­sis­ten” und kündi­gen am Ende ihrer Stel­lung­nahme an, “alle rechtlichen & öffentlichen Mit­tel [zu] nutzen, um uns gegen diesen Ruf­mord zu wehren”. In der PNN veröf­fentlichte Hen­ri Kramer einen Kom­men­tar zur Sit­u­a­tion und gab wieder die all­seits beliebte Extrem­is­mus­the­o­rie zum Besten, indem er schrieb: “Wer meint, so gegen Neon­azis zu kämpfen, ste­ht bere­its so weit links, dass es nach rechts nicht mehr allzu weit ist.”. Auch die “Linksju­gend ‘sol­id Bran­den­burg” veröf­fentlichte einen Tag vor dem Fes­ti­val eine Stel­lung­nahme und entschuldigt sich in dieser, dass sie die Vor­würfe unhin­ter­fragt über­nom­men habe und aus diesem Grund ihren Info­s­tand absagte, diesen nun aber doch durchführt.

Zum Line-Up gehörten nun, nach der Absage von “Thee Flan­ders”, noch “Samavayo”, “Rot­front”, “Axl Makana”, “Veto” und “In your Face”.

Bei dem Fes­ti­val waren rund 500 Men­schen anwe­send, jedoch wich die Zusam­menset­zung des Pub­likums deut­lich von den let­zten Jahren ab: Lokale Antifa­grup­pen waren bis auf die Linksju­gend ‘sol­id qua­si gar nicht präsent und im Pub­likum war neb­st “Krawallbrüder”-Shirt auch einiger “Frei.Wild”-Merch zu sehen. Gegen 20.30 Uhr klärte eine Per­son der “DGB-Jugend Berlin Bran­den­burg” auf der Bühne die Besucher_innen über den Trubel im Vorhinein sowie über die Grau­zone auf und verkün­dete dann, dass “Thee Flan­ders” garantiert nicht zu dieser zählen würde. Dies stieß auf bre­ite Zus­tim­mung und Jubel im Pub­likum.
Ins­ge­samt hin­ter­lässt das diesjährige Fes­ti­val einen doch eher bit­teren Beigeschmack.

alle Fotos auf Flickr: http://www.flickr.com/photos/rene_strammber/sets/72157633390081664/

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Antifaschismus

Stadtsportbund unterstreicht seine Ohnmächtigkeit gegen Neonazis in den eigenen Reihen

Nach den Bericht­en über weit­ere Neon­azis in städtis­chen Sport­clubs wurde am 16. April 2013 eilig die Satzung des Stadt­sport­bun­des geän­dert. Bere­its seit mehreren Monat­en wur­den über­ar­beit­ete Pas­sagen angekündigt, jedoch nicht eingear­beit­et. Ein­stim­mig beschlossen alle Pots­damer Vere­ine nun den Satzungszusatz: „Die Vere­ine treten Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit und anderen For­men des Extrem­is­mus öffentlich klar ent­ge­gen“. Damit sind dann auch soge­nan­nte “Linksextremist_innen” gemeint, die in fein­ster Extrem­is­mus­rhetorik mit Neon­azis gle­ichge­set­zt wer­den, zu denen der Ver­fas­sungss­chutz “die Antifa” oder auch die Linkspartei zählt.

In jüng­ster Ver­gan­gen­heit gab es immer wieder Debat­ten um die soge­nan­nte “Extrem­is­musklausel” der derzeit­i­gen Bun­desregierung. Diese Klausel, nach der Vere­ine, die staatliche Förderung erhal­ten, sich zur “frei­heitlichen demokratis­chen Grun­dord­nung” beken­nen sowie dies eben­so für etwaige Kooperationspartner_innen garantieren sollen, ent­stand unter Fed­er­führung der Fam­i­lien­min­is­terin Schröder in Zusam­me­nar­beit mit dem Ver­fas­sungss­chutz. Wis­senschaftlich ist der Extrem­is­mus­be­griff keineswegs halt­bar, ori­en­tiert er sich doch an der stark umstrit­te­nen Total­i­taris­mus­the­o­rie. Ser­iöse Expert_innen, wie Wolf­gang Wip­per­mann oder Gero Neuge­bauer, beze­ich­nen die Begriffe „Recht­sex­treme“ und „Link­sex­treme“ als gefährlich rel­a­tivierend. Mit dieser Extrem­is­mus­the­o­rie, die regelmäßig von etabliert­er Poli­tik und Medi­en genutzt wird, wer­den Neon­azis wieder salon­fähig, deren men­schen­ver­ach­t­ende Gesin­nung ver­harm­lost und antifaschis­tis­che Arbeit tor­pediert. Im jet­zi­gen Fall sind es dem­nach unsere Recherchen, die als „extrem­istisch“ aus­gemacht wer­den und somit laut Satzung eben­so zu verurteilen wären, wie Neon­azis in den Vereinen.

So wird der Fokus von den eigentlichen Prob­le­men weg auf die Ini­tia­tiv­en gerichtet, welche auf die Prob­leme aufmerk­sam machen. Die ver­schiede­nen Ämter des Ver­fas­sungss­chutz und andere staatliche Ein­rich­tun­gen richt­en so seit Jahren ihre Arbeit aus und krim­i­nal­isieren antifaschis­tis­ches Engagement.

Die Stadt­sport­bund­chefin muss ein­räu­men, dass es „trotz der Satzungsän­derung für Sportvere­ine äußerst schwierig ist, gegen Recht­sex­treme in ihren Rei­hen vorzuge­hen. Wenn diese als nor­male Mit­glieder trainierten und nicht ihre Welt­sicht ver­bre­it­eten, gebe es kaum eine rechtliche Hand­habe. “Der Chef von „Ein­tra­cht 90 Babels­berg“ will auch weit­er­hin für Thomas Pecht ein Bindeglied zur Gesellschaft bleiben. Trotz ein­stim­miger Annahme des Satzungszusatzes sieht er keine Ver­an­las­sung das Grün­dungsmit­glied der Pots­damer „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN) und wichti­gen Kad­er der „Freie Kräfte Pots­dam“ (FKP) Thomas Pecht [3] des Vere­ins zu ver­weisen. Die Umfor­mulierung der Satzung muss sich daher als blind­er Aktion­is­mus ver­ste­hen lassen. Ohne ein Umdenken in Sport­bund und Vere­inen wird sich das Prob­lem nicht lösen lassen. Zu diesem Umdenken gehört auch das Hin­ter­fra­gen der Äußerun­gen der eige­nen Sportler_innen.

Sportvere­ine ver­suchen jegliche Anschuldigun­gen gegen ihre Mit­glieder im Keim zu erstick­en, indem sie deren Äußerun­gen bzw. Dis­tanzierun­gen unhin­ter­fragt weit­ergeben und beispiel­sweise behaupten, die Angeschuldigten seien aus­gestiegen und hät­ten sich von der Neon­aziszene längst dis­tanziert – so wie im Fall Mario Schober [4]. Für Neon­azis ist so eine Behaup­tung leicht über die Lip­pen zu brin­gen, da sie oft­mals nicht in fes­ten Struk­turen Mit­glied sind, son­dern sich als Teil los­er Kam­er­ad­schaften begreifen. Des weit­eren sehen sie sich selb­st nicht als Neon­azis son­dern als “Nationale”, “Patri­oten” oder “Iden­titäre”, um sich vom his­torischen Nation­al­sozial­is­mus abzu­gren­zen. Ohne ihr Gesicht zu ver­lieren, kön­nen die Beschuldigten so weit­er ihrem Hob­bysport nachge­hen und gle­ichzeit­ig ihre Kon­tak­te in die Neon­aziszene pflegen.

Sport und Bewe­gung spielt für Neon­azis eine her­aus­ra­gende Rolle in ihrem Welt­bild. Gesunde und trainierte Kör­p­er gel­ten in ihrer Weltvorstel­lung als erstrebenswert und bedeut­sam für das Fortleben der “arischen Rasse”. Als 2008 eine Turn­halle durch die “JN Pots­dam” angemietet wurde, fol­gte eine Artikel-Veröf­fentlichung, die diesen Habi­tus widerspiegelt.

Da es in Pots­dam für nationale und andere Jugendliche kein­er­lei Per­spek­tiv­en gibt, wir aber eine auf­strebende Jugend­be­we­gung sind, tre­f­fen wir uns schon seit ein paar Monat­en zum Fußball. Ganz ent­ge­gen der BRD Trägheit wollen wir die müden Knochen in Schwung bekom­men und den Kör­p­er und Geist in Form brin­gen. Fußball fördert die Gemein­schaft und ist gut für die Gesundheit.”

Den Sportvere­inen fehlt die Ein­sicht in das Pri­vatleben und die Vorgeschichte ihrer Mit­glieder um sich ein umfan­gre­ich­es Bild zu ver­schaf­fen, so dass sie sich lieber schützend vor ihre Sportler stellen und somit ver­hin­dern einen guten Stürmer oder Tor­wart zu verlieren.

Wir geben Neon­azis keinen Ver­trauensvorschuss. Wir vergessen nicht wer noch vor ein paar Jahren oder aktuell Antifaschist_innen bedro­hte, angriff und Pro­pa­gan­daak­tio­nen durch­führte. Neon­azis entwick­eln sich nicht in fromme Läm­mer nach ein paar Monat­en in Sportvere­inen und ohne neon­azis­tis­che Auf­fäl­ligkeit­en. Sie hän­gen immer noch mit ihren alten Neon­azi-Kumpels ab, pöbeln im Suff Migrant_innen voll und hin­ter­lassen ras­sis­tis­che Schmier­ereien in ihren Wohn­vierteln. Deswe­gen möcht­en wir im Fol­gen­den auf ein paar genan­nte Sportler des vorigen Artikels näher eingehen.

Paul Elm soll eine eidesstat­tliche Erk­lärung abgegeben haben, „kein Neon­azi zu sein und andere zu ver­prügeln“. Dass Elm ein Neon­azi ist haben wir nie behauptet. Paul Elm gehört jedoch der Hooli­gan Grup­pierung „Crimark“ an [5], deren Mit­glieder teil­weise Neon­azis sind und Kon­tak­te in die Neon­aziszene Berlins pfle­gen. Zum Habi­tus von Hooli­gans gehört es, andere Fußball­fans kör­per­lich zu attack­ieren. So fiel Elm in der Ver­gan­gen­heit immer wieder als Beteiligter bei Bedro­hun­gen feindlich­er Fußball­fans auf. Auch mit den anderen „Crimark“ Mit­gliedern geht er weit­er­hin feiern und hält Kon­takt. Daher ist er der Hooli­gan­grup­pierung immer noch zuzurechnen.

Fabi­an Klen­nert ist ein­er der weit­eren Mit­glieder von Crimark. Er ist eben­falls an Ein­schüchterungsver­suchen beteiligt, trägt Klam­ot­ten mit der Auf­schrift „Nationale Sozial­is­ten“ und bemalt Verkehrss­childer mit „Crimark Hooli­gans – Juden BBG“.

Patrick Bün­sch war in den ver­gan­genen Jahren dem NPD Stadtver­band Pots­dam zuzuord­nen. Er war bei der Grün­dung der „JN Pots­dam“ im Sep­tem­ber 2008 in der Turn­halle des Schiller Gym­na­si­ums anwe­send und verteilte Ende 2010 mit weit­eren Neon­azis den NPD-Pro­pa­gandafly­er „Pots­damer Fack­el“ im Pots­damer Stadt­ge­bi­et. Da der Stadtver­band mit­tler­weile inak­tiv ist, ist es auch für Bün­sch ein­fach, eine Mit­glied­schaft zu leug­nen. Am 14. April 2011 beteiligte er sich gemein­sam mit Neon­azi aus dem Umfeld der „FKP“ an einem gewalt­täti­gen Über­griff auf Pots­damer Antifaschist_innen. Auch hier ist ein leug­nen der Mit­glied­schaft bei den „FKP“ leicht, da die „Freien Kräfte“ keine feste Mit­glied­schaft haben son­dern als los­er Zusam­men­schluss agieren.

In ein­er Pressemit­teilung des Jugend­club Alphas, welche auch Bün­sch unterze­ich­nete, heißt es „Patrick Bün­sch ist nach eigen­er Aus­sage seit zwei Jahren wed­er in den genan­nten oder ähn­lichen Organ­i­sa­tio­nen aktiv oder pas­siv tätig sei, noch eine ähn­lich poli­tisch aus­gerichtete Mei­n­ung ver­tritt, geschweige denn, diese propagiert.“ Bün­sch pflegt jedoch weit­er­hin Kon­tak­te zur Pots­damer Neon­aziszene. Auf Face­book und im echt­en Leben ist er mit ein­schlägi­gen Größen der Szene, z.B. Gabor Grett, den Helm­st­edt-Brüdern oder Ben­jamin Oestre­ich befreundet.

Der nun einge­führte “Ehrenkodex” für Sportvere­ine ist, wie wir vorher­sagten, eine leere Phrase. Funk­tionäre und Sportler_innen ver­steck­en sich hin­ter diesem Kodex, um jed­wede Kri­tik ignori­eren zu kön­nen und sich als “Macher_innen” darzustellen. Dies ist jedoch genau der Nährbo­den auf dem neon­azis­tis­che Sportler_innen wie Thomas Pecht und andere Jahrzehnte lang geduldet wur­den und werden.Wir hof­fen, dass der Stadt­sport­bund seine “Extrem­is­musklausel” über­denkt und endlich aktiv gegen Neon­azis in den Sportvere­inen vorge­ht, nicht nur auf dem Papi­er. Wir fordern eine ern­sthafte, inhaltliche Auseinan­der­set­zung und klare Abgren­zung zu neon­azis­tis­chem Gedankengut. Das ist, unter anderem, nur darüber zu erre­ichen die betr­e­f­fend­en Sportler_innen kon­se­quent aus den Vere­inen auszuschließen.

[1] http://arpu.blogsport.eu/2013/04/08/potsdamer-neonazis-auch-2013-sportlich/
[2] http://www.pnn.de/potsdam/744075/
[3] http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
[4] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/02/22/neonazi-mario-schober-mehr-als-unglaubwurdig-verein-verharmlosend/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
[5] http://arpu.blogsport.eu/2012/05/30/gewaltromantik-trifft-auf-neonazidenken-crimark-neonazi-hools-in-rot-weis/

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Antifaschismus

Auf Unterschriftenjagd

Bernau – Am Dien­sta­gnach­mit­tag, den 23. April, organ­isierte die recht­spop­ulis­tis­che Partei “Pro Deutsch­land” in der Bernauer Innen­stadt einen Infor­ma­tion­s­stand, um Unter­schriften für den Antritt bei der Bun­destagswahl zu sam­meln. Vier Aktivist_innen der Partei, darunter Parte­ichef Man­fred Rouhs, hat­ten sich am Rande des Bernauer Wochen­mark­tes mit Werbe­ma­te­r­i­al und einem Stand posi­tion­iert. Rouhs, war unter anderem für die neon­azis­tis­che NPD und deren Jugen­dor­gan­i­sa­tio­nen JN sowie für die neon­azis­tis­che “Deutsche Liga für Volk und Heimat” aktiv, die in den 1990er Jahren in Bran­den­burg tätig war.

Seit mehreren Wochen ist die Partei “Pro Deutsch­land” in Bran­den­burg unter­wegs. Bei Infos­tän­den in Hen­nigs­dorf, Oranien­burg, Eber­swalde und Pots­dam kam es zu Gegen­protesten, die von kleineren Störun­gen bis hin zur Beschädi­gung des Standes reicht­en. In Oranien­burg hat­ten die Populist_innen selb­st so mas­siv provoziert, dass die Polizei die Ver­samm­lung auflöste.

In Bernau, wo bere­its in der let­zten Woche, am 16. April, ein Info­s­tand organ­isiert wurde, blieb der Protest aus. Lediglich einzelne Antifaschist_innen bemerk­ten die Wer­beak­tion der Rechtspopulist_innen. 

Mit­tler­weile habe die Partei 1770 von erforder­lichen 2100 Unter­schriften in Bran­den­burg gesam­melt, so die eigene Aus­sage auf ihrer Inter­net­seite. Nach Berlin wird Bran­den­burg dem­nach eines der ersten Bun­deslän­der sein, in dem die Rechtspopulist_innen die notwendi­gen Unter­schriften zusammenbekommen. 

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Pressemitteilung: Verurteilung nach rechtem Angriff auf Jugendliche

Bernau — Am heuti­gen 22. April wurde der Bernauer Chris­t­ian Kohnke vom Amts­gericht Bernau wegen Belei­di­gung und tätlich­er Belei­di­gung zu ein­er Geld­strafe von 60 Tagessätzen sowie der Über­nahme der Ver­fahren­skosten verurteilt. Ihm war vorge­wor­fen wor­den am 10. Juni 2012 eine junge Frau am Getränke­stand des Jugendtr­e­ff DOSTO während des Bernauer Hus­siten­festes belei­digt und bespuckt zu haben.

Wir, die Jugendlichen des Jugendtr­e­ff DOSTO, begrüßen dieses Urteil. Es zeigt, dass neon­azis­tis­che Angriffe in Bernau nicht geduldet wer­den.“, sagte Sophie Thiede, Vor­stand des Jugend­bil­dungs- und Freizei­tini­tia­tive Bernau e.V. Obwohl der Angeklagte vor Gericht geständig war, macht­en er und seine Begleit­er um ihre neon­azis­tis­chen Ein­stel­lun­gen keinen Hehl und führten die Bedro­hun­gen gegenüber den Jugendlichen am Rande der Ver­hand­lung fort, indem sie die Anwe­senden ein­schüchterten und abfo­tografierten. Der Vor­sitzende Richter Müller fühlte sich ver­an­lasst die Polizei zu rufen. Thiede weit­er: „Wir sehen unsere Jugendlichen und die Ein­rich­tung als weit­er­hin gefährdet“. Nach den Angrif­f­en im ver­gan­genen Jahr kam es zu mehreren Vor­fällen im Zusam­men­hang mit unserem Jugendtr­e­ff, u.a. wur­den Jugendliche bedro­ht und die Ein­rich­tung mit Neon­azi­parolen beschmiert.

Am Woch­enende des Hus­siten­festes war es zu zwei Angrif­f­en durch Neon­azis gekom­men. Neben dem Vor­fall am 10. Juni wur­den Jugendliche am Fre­itagabend von 15 Neon­azis bedro­ht, zwei junge Erwach­sene dabei geschla­gen.

 

Jugendtr­e­ff DOSTO (Träger Jugend­bil­dungs- und Freizei­tini­tia­tive Bernau e.V.)

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Antifaschismus

Antifaschistischer Stadtspaziergang in Prenzlau

INFORIOT — Am ver­gan­genen Sam­stag rief die Antifa Pren­zlau zu einem antifaschis­tis­chen Stadtspazier­gang auf. Dieser sollte dazu dienen die wichtig­sten Gedenko­rte der Stadt vorzustellen und darüber ins Gespräch zu kom­men, wie diese bess­er ins öffentliche Leben inte­grier­bar sein kön­nten. Viele dieser Orte fris­ten eher ein Aussen­sei­t­er­da­sein. Ein ander­er Beweg­grund der Prenzlauer_innen war es, die zunehmenden Neon­azi­ak­tiv­itäten anhand ihrer Rück­zug­sorte zu zeigen.

Bere­its am Tag vorher kam es zu Ein­schüchterungsver­suche von Seit­en der Staats­macht. Eine ganze Hun­dertschaft der Polizei hielt sich seit dem Vortag in Pren­zlau auf und kon­trol­lierte hier willkür­lich Per­so­n­en, die in ihr Raster fie­len. Die gut 20 Per­so­n­en, die an dem Spazier­gang teil­nah­men, wur­den bere­its am Tre­ff­punkt vor dem Kino in Pren­zlau von cir­ca 50 Polizist_innen, die teil­weise behelmt waren, emp­fan­gen. Gegen 15 Uhr set­zte sich der Spazier­gang in Bewegung. 

Stolper­steine

Der erste Halt war direkt vor dem Pren­zlauer Filmthe­ater. Dort ist im Stein­bo­den ein Stolper­stein für Max Druck­er ver­legt wor­den. Max Druck­er war in den 1930er Jahren der Vor­stand der jüdis­chen Gemeinde in Pren­zlau und wurde 1942 ins Konzen­tra­tionslager There­sien­stadt deportiert, wo er am 11. Jan­u­ar 1943 ermordet wurde. In Pren­zlau gibt es bish­er acht dieser Stolper­steine, die von dem Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig dort im Mai 2012 ver­legt wur­den. Mehrere weit­ere sollen in den näch­sten Jahren folgen.

Umweit dieses Stolper­steins, direkt neben der Fas­sade eines Einkauf­szen­trums, fol­gen zwei weit­ere Stolper­steine für Agnes und Char­lotte Sil­ber­stein, die 1943 deportiert wur­den und am 2. März des gle­ichen Jahres in Auschwitz ermordet wur­den. Nach ein­er kurzen Wegstrecke gab es die näch­sten bei­den Stopps in der Straße des Friedens. Hier gibt es vier Stolper­steine für die bei­den Ehep­aare Jen­ny Rosa und Adolf Arndt und Sel­ma und Georg Sina­sohn. Auch diese vier Men­schen wur­den in There­sien­stadt und Auschwitz ermordet. An all diesen Stolper­steinen wurde den ehe­mals in Pren­zlau leben­den und später geächteten und let­z­tendlich ermorde­ten Men­schen gedacht. Laut der Daten­bank der Shoah-Opfer in Yad Vashem sind 127 der vor dem Krieg in Pren­zlau gebore­nen Juden von den Deutschen während der Shoah ermordet wor­den. Da aber in dieser Daten­bank nur cir­ca die Hälfte der ermorde­ten Juden erfasst sind, kann man auch hier von mehr Opfern ausgehen.

Syn­a­goge

Die Route des Spazier­gangs führte dann weit­er zur Gedenkstätte der ehe­ma­li­gen Pren­zlauer Syn­a­goge. Die Pren­zlauer Syn­a­goge wurde 1832 an der Wasserp­forte unweit des unteren Uck­ersees errichtet. In der Nacht vom 9. auf dem 10. Novem­ber 1938 wurde sie angezün­det und ist niederge­bran­nt. Die umste­hen­den Häuser wur­den durch die Feuer­wehr vor über­greifend­en Feuer geschützt und die von mehreren Bürg­ern her­beigerufene Polizei schritt nicht gegen die Inbrand­set­zung ein. Heute befind­et sich an der Stelle eine Gedenk­tafel an dieses Fanal der Juden­ver­fol­gung. In den Jahren 2003 und 2004 wurde der Vor­platz des jet­zt dort ste­hen­den Wohn­haus­es so gestal­tet, dass der Innen­raum der Syn­a­goge in ver­schieden­far­bigen Steinen am Boden abge­bildet ist.

Nun unter deut­lich weniger „Polizeis­chutz“ bewegten sich die Teilnehmer_innen des Stadtspazier­gangs an der his­torischen Stadt­mauer ent­lang in Rich­tung des Gelän­des der Lan­des­garten­schau. Viele Besucher_innen der Lan­des­garten­schau wun­derten sich über die Jugendlichen, die von der Polizei an ihnen vor­bei geleit­et wur­den. In der Schwedter Straße führte der Weg vor­bei an ein­er Kneipe, die von NPD-Aktivis­ten mit­be­trieben wird und wo nach Aus­sagen von eini­gen Spaziergänger_innen auch gele­gentlich Parteitr­e­f­fen abge­hal­ten wur­den. Auf dieser Straße erhöhte sich die Zahl der staatlichen Organe wieder und das ergab das Bild, dass auf dem Bürg­er­steig 20 Men­schen spazieren gin­gen und auf der Bun­desstraße cir­ca 10 Polizeifahrzeuge als Esko­rte fungierten.

Jüdis­ch­er Friedhof

Zwis­chen dem Bah­n­damm der Strecke Berlin – Stral­sund und der dahin­ter gele­ge­nen Bun­deswehrkaserne befind­et sich der neuere jüdis­che Fried­hof am Süßen Grund. Das war der näch­ste Anlauf­punkt des Spazier­gangs. Der 1897 errichtete Fried­hof ist ein­er von zweien in Pren­zlau und mit 1200 Quadrat­metern der zweit­größte jüdis­che Fried­hof in der Uck­er­mark. Er wird seit über 30 Jahren von ein­er Fam­i­lie gepflegt, die in der zum Wohn­haus umfunk­tion­ierten Trauer­halle lebt. Laut Aus­sagen der Fam­i­lie gibt es von Seit­en der Stadt auch keine För­der­mit­tel zur Pflege des Fried­hofs. Allerd­ings kom­men oft Schulk­lassen vom nahe gele­ge­nen Gym­na­si­um und machen dort Pro­jek­te. Die Teilnehmer_innen des Spazier­gangs besucht­en den Fried­hof und schaut­en sich die Grab­steine an, die auf eine lange jüdis­che Tra­di­tion in Pren­zlau schließen ließen. Die Polizei kon­nte den Aufzug nicht auf den Fried­hof begleit­en, da ihnen die dafür nöti­gen Kopf­be­deck­un­gen fehlten. Allerd­ings sah man ihnen bere­its an, dass selb­st sie die 50 Polizist_innen, die hier aufge­boten wur­den, für weit über­trieben hielten.

Pren­zlauer Zustände

Auf dem Weg zurück ging es am Stadt­park vor­bei. Der Halbe Stadt­park ist derzeit bis ein­schließlich Okto­ber für die Lan­des­garten­schau ges­per­rt und nur gegen ein Ent­gelt von 11 Euro zu betreten. Man kön­nte es beschöni­gend als gren­zen­lose Gedanken­losigkeit beze­ich­nen, dass sich auf dem umzäun­ten Gelände nicht nur das sow­jetis­che Ehren­mal befind­et, son­dern auch die Gedenkstätte des alten jüdis­chen Fried­hofs. An dem nahe gele­ge­nen Zaun zum jüdis­chen Fried­hof gab es einen Rede­beitrag, der sich mit der Geschichte und dem Umgang damit in Pren­zlau auseinan­der­set­zte. Dieser jüdis­che Fried­hof, der der ältere der bei­den jüdis­chen Fried­höfe in Pren­zlaus war, ent­stand im Jahre 1716. Seit 1935 gab es Bestre­bun­gen das Gräber­feld im dama­li­gen „Adolf-Hitler-Park“ von Grab­steinen zu befreien und der Stadt zu übergeben. Die Jüdis­che Gemeinde Pren­zlaus wehrte sich lange mit juris­tis­chen Mit­teln gegen dieses Vorhaben der Pren­zlauer. Doch in der Progrom­nacht vom 9. auf dem 10. Novem­ber 1938 zer­störte ein wüten­der Mob den gesamten Fried­hof. Und die Stadt Pren­zlau kaufte das Gelände 1940 für 2000 Reichs­mark. Die Grab­steine des Fried­hofs wur­den als Pflaster­steine für den Bau der Grabow­straße ver­wen­det und erst nach dem Jahr 2000, währen der Instand­set­zung der Straße wur­den die zer­mahle­nen Grab­steine gebor­gen und im Rah­men eines Schul­pro­jek­tes in ein­er aus den Grab­steinen errichteten Mauer wieder ken­ntlich gemacht.

Vie­len Besucher_innen des Gedenkspazier­gangs kam es daher befremdlich vor, dass ein solch­er Ort in näch­ster Zeit nur noch durch die Entrich­tung von einem hohen Ein­tritts­geld erre­ich­bar sein soll. Auch auf Nach­frage bei der Ver­anstal­tungs­fir­ma der Lan­des­garten­schau war es nicht möglich einen Zugang zum jüdis­chen Fried­hof zu erre­ichen. Eben­falls am 1. April, dem 80. Jahrestag des Beginns der Boykot­tak­tio­nen gegen jüdis­che Geschäfte, war es nicht möglich auf dem Fried­hof ein Gedenken abzuhalten.

Den Abschluss fand der Spazier­gang dann am Denkmal für Frieden und Völk­erver­ständi­gung im freien Teil des Pren­zlauer Stadtparks. 

 

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Antifaschismus

Erfolgreiche Gegenkundgebung gegen Pro Deutschland in Eberswalde

Pro Deutsch­land war am 19.4.2013 in Eber­swalde, um Unter­schriften für ihre Zulas­sung zu den bun­destagswahlen zu sam­meln. Es gab einige Hand­grei­flichkeit­en von Mit­gliedern der recht­spop­ulis­tis­chen und islam­feindlichen Partei gegenüber Gegen­demon­stran­ten. . Nach­dem eine spon­tane Gegenkundge­bung angemeldet wurde, zog Pro Deutsch­land aber ab. Laut Augen­zeu­gen­bericht­en wur­den Gegen­demon­stran­ten mit Sprüchen wie “Geh doch Arbeit­en!” beschimpft.

Auch in anderen Städten hat­te Pro Deutsch­land Schwierigkeit­en, Stände durchzuführen. In Pots­dam gab es regelmäßig Gegen­demos gegen die Unter­schriften­samm­ler, bis die recht­spop­ulis­tis­che Partei ganz auf­gab.
Bish­er sind keine fes­ten Struk­turen in Eber­swalde und Umge­bung bekan­nt gewor­den. hof­fen wir dass das so bleibt.

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Gender & Sexualität

Nur die Liebe zählt

Hal­lo liebe Nulldreier_innen!

Am ver­gan­genen Dien­stag gab es Grund zur Freude. Null­drei schlug in über­ra­gen­der Art und Weise die Kogge aus Ros­tock klar mit 2–1. Auch heute wollen wir an die Stim­mung im Kar­li anknüpfen und darüber hin­aus eine Chore­ografie ander­er Art präsen­tieren, um auf eine gesellschaftlich-poli­tisch nicht unbe­deu­tende Prob­lematik hinzuweisen.

Im Rah­men eines “Action­day” des Aler­ta Net­works, eines Zusam­men­schlusses aus antifaschis­tis­chen Fan­grup­pierun­gen, fokussieren wir heute das The­ma Homo­pho­bie und wollen somit auf dieses immer noch rel­e­vante gesellschaftliche Prob­lem aufmerk­sam machen. Neben Fans von For­tu­na Düs­sel­dorf, dem FC Sankt Pauli und weit­eren Szenen in Europa schließen wir uns dem aus­gerufe­nen Aktion­stag an und wollen zeigen, dass Homo­pho­bie immer noch ein weit ver­bre­it­etes Prob­lem in unser­er Gesellschaft ist. Lei­der tritt dieses in Fußball­sta­di­en und all­ge­mein in Sportvere­inen ganz beson­ders häu­fig auf. So sind auf den Tribü­nen der Sta­di­en Sprüche wie “Du schwule Sau”, Denun­zierun­gen der geg­ner­ischen Fans mit Sprechchören wie “Wir haben einen Has­s­geg­n­er, das sind die schwulen Ham­burg­er” oder ein­fach nur das Aufeinan­derzeigen der bei­den Zeigefin­ger, was den Geschlecht­sakt homo­sex­ueller Män­ner sym­bol­isieren soll, an der Tage­sor­d­nung. Dabei geht es meist darum, dem/der Gegner_in die ver­meintliche “Männlichkeit” abzus­prechen. Hier kristallisieren sich ins­beson­dere die soge­nan­nten Mod­e­schimpfwörter “schwul”, “Schwuppe”, “Schwuch­tel” oder “Tucke” her­aus, obwohl diese einen klaren schwu­len­feindlichen Hin­ter­grund haben.

Auch im Kar­li sind solche Vorkomm­nisse, wenn mitunter auch unbe­wusst, nicht aus­geschlossen. So kam es beispiel­sweise erst am ver­gan­genen Dien­stag, am Rande der Nord­kurve, zu schwu­len­feindlichen Gesten in Rich­tung der Hansafans. Darüber hin­aus ist unter anderem die Her­ab­stu­fung des/der Gegner_in mit der Aus­ru­fung des Begriffs “Lutsch­er, Lutsch­er” all­ge­gen­wer­tig. Ein homo­phober Hin­ter­grund dieses Wortes und dieser Belei­di­gung ist hier­bei nicht immer vorder­gründig im Bewusst­sein des Senders. Den­noch sollte sich jede/r bewusst sein, welche diskri­m­inierende oder belei­di­gende Auswirkung dies auf einen homo­sex­uellen Men­schen haben kann.

Die Ver­gan­gen­heit hat gezeigt, dass zumin­d­est Ras­sis­mus in vie­len Kur­ven keinen Anklang mehr find­et. An dieser Entwick­lung gilt es festzuhal­ten, diese zu ver­tiefen und ver­schärfter gegen jede Art von Diskri­m­inierung vorzugehen.

Es sollte auch in eurem Inter­esse sein, diskri­m­inierungs­freie Räume zu schaf­fen, in denen sich jed­er Men­sch, unab­hängig von Haut­farbe, Geschlecht, Nation­al­ität, Reli­gion oder eben auch der Sex­u­al­ität bewe­gen kann.

Geht offen­siv gegen diskri­m­inierende Äußerun­gen, Ver­hal­tensweisen und Gesten sowohl im Kar­li, als auch in eurem unmit­tel­baren Umfeld vor – ein­fach immer und überall!

Weil: Nur die Liebe zählt!

Film­stadt Infer­no 1999 // Aler­ta Network 

www.alerta-network.org | www.fussballfansgegenhomophobie.blogsport.de

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