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Antifaschismus

Braune Laubenpieper im internationalen Neonazimilieu

In Rathenow unter­hal­ten lokale Unter­stützer der Neon­azior­gan­i­sa­tion „Ham­mer­skins“ eine Immo­bilie. Laut Innen­min­is­teri­um Bran­den­burg find­en dort Szen­e­tr­e­f­fen statt. Nun wurde bekan­nt, dass Per­so­n­en aus diesem Umfeld am so genan­nten „Tag der Ehre“, einem inter­na­tionalen Gedenken an SS Ange­hörige in #Budapest mitmarschierten.

Sturm­lokal in Kleingartenidylle

Inmit­ten dieser Idylle für Spätherb­stro­man­tik­er find­et sich an einem Zaun­tor ein war­nen­des Hin­weiss­child. „Betreten ver­boten – Lebens­ge­fahr“ ist dort in deutsch­er und türkisch­er Sprache zu lesen. Hin­ter dem Zaun, so ist es durch die Stäbe der Ein­friedung erkennbar, befind­et sich ein langgestreck­tes Grund­stück, welch­es sich in Park­fläche, Bebau­ung und Frei­fläche gliedert. Im Zen­trum befind­et sich ein ursprünglich als Garten­laube genutztes Objekt, dass mit schw­eren Eisen­bahn­schwellen aus Stahlbe­ton einge­friedet ist. Ein Armee-Tarn­netz ist erkennbar, eben­so wie die Bran­den­burg­er Lan­des­flagge, die durch die Maschen leuchtet.

Das Objekt an der Rhi­now­er Land­straße ist bekan­nt in Rathenow. Seit 2004 sind dort regelmäßig Neon­azis zu unter­schiedlichen Anlässen zuge­gen. Allerd­ings dürfte es dabei sel­ten um den Erfahrungsaus­tausch im Kul­tivieren von Kle­ingärten gehen. Szeneken­ner berichteten, dass die Garten­laube bere­its vor Jahren zu ein­er Art „Sturm­lokal“ umge­baut wurde.

Damals hat­te die neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaft „Sturm 27“ hier ihren Sitz. Fotos aus dieser Zeit zeigen Neon­azis im Kam­er­ad­schafts­dress und T‑Shirts, auf denen Hak­enkreuze abge­bildet sind. An den Tis­chen und am Bartre­sen im Laubenin­neren drängten sich zudem orts­bekan­nte Nazi-Skins, die zum Hit­ler­gruß posierten.

Die Kam­er­ad­schaft „Sturm 27“ wurde zwar im April 2005 ver­boten, das „Sturm­lokal“ blieb jedoch offen. Die NPD bzw. deren im Juli 2005 gegrün­de­ter Ortsver­band Rathenow nutzen nun die Immo­bilie. Unter anderem wur­den dort mehrere „Kinder­feste“ der Partei veranstaltet.

Verbindun­gen ins inter­na­tionale Rechtsrockbusiness

2018 Crew 38 Auto
Ver­steck­spiel in Rathenow: Die „38“ ist ein Zahlen­code für Unter­stützer des inter­na­tionalen Neon­azinet­zw­erkes „Ham­mer­skins“. Mit „Garten of Hate“ ist die Garten­laube in Rathenow-Nord gemeint, die als Stützpunkt fungiert.

Nach­dem das Grund­stück viele Jahre kaum Beach­tung fand, scheint das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um das Objekt wieder im Visi­er zu haben. Dies geht aus ein­er Antwort auf eine par­la­men­tarischen Anfrage der Partei Die.LINKE her­vor. Neon­azis­tis­che Ver­anstal­tun­gen sollen auf dem Are­al stattge­fun­den haben und Neon­azis aus diesem Spek­trum inter­na­tionale Kon­tak­te knüpfen.

Der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht von 2017 erwäh­nte beispiel­sweise  in diesem Zusam­men­hang einen „Lieder­abend“ mit 50 Teil­nehmenden, in dessen Rah­men auch das Musikpro­jekt „Flak“ in Rathenow auftrat.

Die For­ma­tion um den Neon­azi Philipp Neu­mann aus Rhein­land ist im Milieu für ihren gitar­ren­be­gleit­eten Lied­vor­trag, vor allem aber wegen der ein­schlägi­gen Texte bekan­nt. Auf dem ersten, mit­tler­weile indizierten Album „Feuer­taufe“ find­en sich beispiel­sweise Liedti­tel wie „AJAB“ („all jews are bas­tards“) oder „Alle Ver­räter wer­den hängen“.

Flak“ und dessen Mit­glieder sind im inter­na­tionalen Recht­srock­geschäft tätig, trat­en u.a. bei Konz­erten in Frankre­ich und in der Schweiz auf. Die Band soll zum Naziskin-Net­zw­erk der 1986 in den USA gegrün­de­ten „Ham­mer­skin Nation“ gehören. Deren Sym­bol sind zwei gekreuzte Häm­mer. Die englis­che Beze­ich­nung „crossed ham­mers“ bzw. die Anfangs­buch­staben „C“ und „H“ wer­den mit den Zahlen „3“ und „8“ als „38“ codiert. Die Unter­stütze­ror­gan­i­sa­tion der „Ham­mer­skins“ nen­nt sich dementsprechend „Crew 38“. Auch Flak-Sänger Philipp Neu­mann wird dazugerech­net. Auf einem Foto im Social­me­dia trägt er ein T‑Shirt mit dem Auf­druck „Crew 38“.

Der Zahlen­code „38“ find­et in Rathenow eben­falls Anwen­dung. Akteure aus der Immo­bilie an der Rhi­now­er Land­straße nutzen es als Erken­nungsze­ichen an PKW-Num­mern­schildern. Auf einem Fahrzeug eines Aktiv­en der „Crew 38“ find­et sich auch eine Auf­schrift mit direk­tem Bezug zur Laube: „Garten of Hate ‑Rathenow“.

Reise zum SS Gedenken nach Budapest

Die lokalen Köpfe des „Crew 38“-Netzwerkes sind Mar­tin K aus Rathenow und Stephan H aus Prem­nitz. Bei­de sind seit Ende der 1990er Jahre im neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu aktiv. Als die Polizei die Vere­insver­bote gegen die Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ voll­streck­te und bei 39 Per­so­n­en Haus­durch­suchun­gen durch­führten, waren bei­de jedoch nicht betrof­fen. Das ist insofern ungewöhn­lich, da Szeneken­ner sie bere­its damals zum harten Kern des lokalen neon­azis­tis­chen Milieus zählten. Mar­tin K trat in dieser Zeit zudem durch mehrere Gewalt­de­lik­te strafrechtlich in Erschei­n­ung. Doch auch in einem Straf­prozess, in dem mehrere Gewalt­tat­en aus dem Jahr 2005 ver­han­delt wur­den, wurde Nach­sicht gegenüber ihn gewährt. Er wurde zu ein­er auf Bewährung aus­ge­set­zten Frei­heitsstrafe verurteilt.

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Unters „Volk“ gemis­cht: Mar­tin K und Stephan H während eines Auf­marsches des Bran­den­burg­er PEGI­DA-Ablegers „BraMM“ am 26. Jan­u­ar 2015 in Bran­den­burg an der Havel.

In den fol­gen­den Jahren nah­men K und H an ver­schiede­nen öffentlichen Ver­samm­lun­gen der NPD, dem Bran­den­burg­er PEGI­DA-Ableger „Bramm“ sowie vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ teil. Darüber hin­aus liegen belast­bare Hin­weise über die Teil­nahme Bei­der an Tre­f­fen des „Hammerskin“-Unterstützernetzwerkes vor.

Jet­zt wurde bekan­nt, das K und H am so genan­nten „Tag der Ehre“ in Budapest teil­nah­men. Auf Fotos sind Bei­de sog­ar mit Kennze­ichen der „Ham­mer­skins“ zu sehen, die auf eine Vollmit­glied­schaft bei dieser über­wiegend im Ver­bor­ge­nen arbei­t­en­den Organ­i­sa­tion hin­weisen. Die Patch­es mit den gekreuzten Häm­mern an den Jack­en von K und H deuten darauf hin.

2019.02.09 Budapest - Tag der Ehre
Stephan H. aus Prem­nitz (links) und Mar­tin K. aus Rathenow (rechts) im Ham­mer­skin-Out­fit, während des SS Gedenkens in Budapest (Ungarn). Foto: Pixelarchiv.org

Der „Tag der Ehre“ ist ein inter­na­tionales Ver­net­zungstr­e­f­fen von Neon­azis, welch­es der Glo­ri­fizierung der während des Zweit­en Weltkrieges im Kampf um Budapest 1945 gefal­l­enen Ange­höri­gen der Waf­fen SS dient. Bei der Zusam­menkun­ft am ver­gan­genen Woch­enende ver­sam­melten sich unge­fähr 300 Teil­nehmende aus Ungarn, Ser­bi­en, Nor­we­gen, Ital­ien, Ukraine, Rus­s­land und Deutsch­land in der ungarischen Haupt­stadt. Die Neon­azis gaben sich durch Fah­nen, Ban­ner und Klei­dungsstücke als Sym­pa­thisierende der neon­azis­tis­chen Net­zw­erke „Ham­mer­skin Nation“, „Blood & Hon­our“ und „Nordiska mot­stånd­srörelsen“ zu erken­nen.  Hitler­bild­nisse, Hak­enkreuze, SS Runen und ähn­lich­es wur­den offen zur Schau gestellt.

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Antifaschismus

Eberswalde: Unteilbar-Demo gegen Hetzkundgebung

In Eber­swalde (Land­kreis Barn­im) demon­stri­erte erneut „Heimatliebe Brandenburg“.
Das rechte Net­zw­erk agiert, ähn­lich wie dessen Süd­bran­den­burg­er Part­nervere­in „Zukun­ft Heimat“, im Rah­men eines Koop­er­a­tions­mod­ells zu Gun­sten der AfD.
Die Dauer­wer­bung für die rechte Partei erfuhr jedoch auch Wider­spruch, beispiel­sweise durch das Aktions­bünd­nis „Für ein tol­er­antes Eber­swalde“ (F.E.T.E.) unter dem Hash­tag #Eber­swalde­un­teil­bar.

150 Teil­nehmende bei extrem rechter Demon­stra­tion in Eberswalde

Der Mark­t­platz befind­et sich an zen­traler Stelle in der his­torischen Alt­stadt von Eber­swalde. Er hat eine Fläche von unge­fähr 4.550 m² und dürfte fast eben­so vie­len Men­schen einen beque­men Platz zum ver­sam­meln bieten. So viele wur­den es aber an diesem Sam­sta­gnach­mit­tag nicht, die sich für die angemeldete Ver­samm­lung des recht­en Net­zw­erkes „Heimatliebe Bran­den­burg“ interessierten.

Genauer gesagt wur­den es ger­ade ein­mal 150 Sym­pa­thisierende aus dem gesamten Land Bran­den­burg und Berlin, die der im Inter­net bewor­be­nen Ver­anstal­tung, welche let­z­tendlich bloß aus ein­er sta­tionären Kundge­bung bestand, bei­wohn­ten. Ein ursprünglich geplanter Marsch durch einzelne Straßen­züge hat­te die Ver­samm­lungsleitung – wegen schlecht­en Wet­ters – wieder abgesagt.

Die Orga-Crew um den recht­en Net­zw­erk­er Lars Gün­ther aus Bad Freien­walde (Land­kreis Märkisch-Oder­land), der u.a. das extrem rechte COMPACT Mag­a­zin  verteilt und dem Verbindun­gen zu Akteuren von NPD und Die.RECHTE nachge­sagt wer­den, ist noch in der Grün­dungsphase und bestrebt einen harten Kern für ihre Dauerver­samm­lun­gen zu konsolidieren.

Dass es für die Ver­anstal­tenden noch nicht ganz rund läuft, zeigte beispiel­sweise die für die heutige Ver­samm­lung als Mot­to genutzte Phrase: „Unsere Heimat – Unsere Werte“. Unter dem sel­ben Wort­laut führte näm­lich bere­its der CDU Kreisver­band Wesel beispiel­sweise im Früh­jahr 2018 eine Kam­pagne in Nor­drhein-West­falen durch. Die Bun­deskan­z­lerin, die aus der sel­ben Partei stammt, wurde hinge­gen von einem spon­tan einge­sprun­genen Red­ner aus Tem­plin wiederum mit den üblichen „Merkel muss weg“ – Rufen geschmäht.

Schmähun­gen macht­en übri­gens auch einen erhe­blichen Teil der Reden aus. Christoph Berndt von „Zukun­ft Heimat“ arbeit­ete sich beispiel­sweise an der „Amadeo-Anto­nio-Stiftung“ ab. Und das aus­gerech­net in Eber­swalde – dort wo der Namensge­ber der Stiftung im Jahr 1990 durch Neon­azis getötet wurde.

Auch Red­ner Stef­fen Kotré von der AfD wurde nicht Müde gegen bes­timmte Feind­bilder zu polemisieren. Sein The­ma war die ver­meintliche Islamisierung Bran­den­burgs, die er ins­beson­dere in der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam auf dem Vor­marsch sah. Ihm störte in diesem Zusam­men­hang vor allem das Moslems dort öffentlich Beten kön­nen. Kotré sieht darin eine Macht­demon­stra­tion von Islamgläubigen.

Sein Parteikol­lege Stef­fen John dämon­isierte wiederum Geflüchtete. Er ver­mit­telte den Ein­druck, dass er in der Auf­nahme von Asyl­suchen­den vor allem eine „unkon­trol­lie Zuwan­derung von kul­turfrem­den und kul­tur­feindlichen Migranten“ sieht, die aus sein­er Sicht „wed­er moralisch, juris­tisch noch gesellschaft­spoli­tisch vertret­bar“ sei. Außer­dem störte John sich an der Arbeit rot-roten Lan­desregierung und forderte die Zuhören­den auf die AfD zu wählen.

Raumbe­set­zung im Sinne der AfD

Über­haupt scheint die AfD die Ver­samm­lun­gen von „Heimatliebe Bran­den­burg“ in Eber­swalde als Chance für ihre Selb­st­darstel­lung erkan­nt zu haben.

Es scheint deshalb kein Zufall sein, dass alle bere­its im Vor­feld zur heuti­gen Ver­samm­lung „Heimatliebe Bran­den­burg“ angekündigten Reden­den eine aktive Verknüp­fung mit dieser Partei haben. Drei der vier Red­ner – Christoph Berndt, Lars Gün­ther und Stef­fen John – befind­en sich auf der Lan­desliste der Bran­den­burg­er AfD für die Wahlen zum Lan­despar­la­ment im Sep­tem­ber 2019. Der vierte Red­ner, Stef­fen Kotré, sitzt bere­its seit 2017 für diese Partei im Deutschen Bundestag.

Ähn­lich sah es auch bei den vor­ange­gan­gen Ver­samm­lun­gen von „Heimatliebe Bran­den­burg“ im August und Novem­ber 2018 aus. Dort hat­ten eben­falls fast alle Redende eine aktive biografis­che Verknüp­fung mit der AfD und hoben durch ihr Engage­ment die Partei indi­rekt als Wählop­tion hervor.

Eine beson­ders bemerkenswerte Per­son­alie ist dabei der Wort­führer der extrem recht­en Vere­ini­gung „Zukun­ft Heimat“, Christoph Berndt aus Golßen (Land­kreis Dahme-Spree­wald), der nun schon zum drit­ten mal als Gas­tred­ner bei „Heimatliebe Bran­den­burg“ auf­trat. Im süd­bran­den­bur­gis­chen Cot­tbus  hat er gemein­sam mit seinem Vere­in der in Bran­den­burg eher extrem rechts aufgestell­ten AfD durch flüchtlings­feindliche Aufmärsche im vier­stel­li­gen Teil­nehmenden­bere­ich einen vor­poli­tis­chen Raum eröffnet, welch­er der Partei einen Weg zu extrem hohen Umfragew­erte ebnete und derzeit das Selb­st­be­wusst­sein ver­mit­telt, bei den kom­menden Wahlen stärk­ste poli­tis­che Kraft im Land zu wer­den. Berndts Engage­ment zahlte sich auch für ihn selb­st aus. Er wurde während des Lan­desparteitages der AfD in Rangs­dorf (Land­kreis Tel­tow-Fläming) auf Platz 2 der Lan­desliste für die Land­tagswahlen, gle­ich hin­ter Lan­deschef Andreas Kalb­itz, gewählt und dürfte damit – nach aktuellen Umfragew­erten – mit großer Wahrschein­lichkeit auch in das Bran­den­burg­er Lan­despar­la­ment einziehen. Berndt ließ daraufhin ver­laut­en, dass die Koop­er­a­tion sein­er „Bürg­erini­tia­tive“ mit der AfD ein Erfol­gsmod­ell sei, das er gedenke weiterzuentwickeln.

Bish­er gelang es ihm jedoch außer­halb von Cot­tbus kaum, qual­i­ta­tiv ähn­liche Struk­turen zu etablieren. Jedoch scheint zu min­destens im Raum Eber­swalde mit Lars Gün­ther ein rechter Net­zw­erk­er aktiv zu sein, der hier mit kon­tinuier­lichen Ver­samm­lun­gen den öffentlichen Raum zu Gun­sten der AfD offen hält und fähig zu sein scheint das „Cot­tbusser Koop­er­a­tions­mod­ell“ zumin­d­est im kleineren Maßstab auf den Nor­den Bran­den­burgs zu übertragen.

Auch in der Partei sel­ber find­et sein Aktion­is­mus dur­chaus Anerken­nung. Die Delegierten des AfD Lan­desparteitages hat­ten Gün­ther immer­hin auf Platz 26 (von 89 möglichen Plätzen) der Kan­di­daten­liste für die Bran­den­burg­er Land­tagswahl 2019 gewählt.

300 Men­schen bekan­nten sich zu #eber­swalde­un­teil­bar

Die von außen nach Eber­swalde hinein getra­ge­nen Het­zver­samm­lun­gen mit ihren vor allem geflüchteten- und islam­feindlichen Posi­tion­ierun­gen, stoßen in der Stadt jedoch auch auf Wider­spruch. Ver­schiedene Ini­tia­tiv­en riefen deshalb im Vor­feld der heuti­gen Ver­anstal­tung von „Heimatliebe Bran­den­burg“ zu Protestver­anstal­tun­gen auf. Das Aktions­bünd­nis „Für ein tol­er­antes Eber­swalde“ (F.E.T.E.) mobil­isierte beispiel­sweise unter dem Mot­to: „Unteil­bar gegen Hass“ zu ein­er Demon­stra­tion „für eine sol­i­darisches und soziales Miteinan­der“, statt „ Aus­gren­zung und Ras­sis­mus“. Unter­stützt wurde es dabei u.a. von der SPD, den Grü­nen, der LINKEn, deren Jugend­grup­pen sowie dem DGB, dem AStA der Fach­hochschule und der Eber­swalder Antifa-Gruppe „rum­ble“. Außer­dem waren einige Sym­pa­thisierende mit dem Zug aus Rich­tung Berlin gekommen.

Ent­lang des Bahn­hof­s­rings am Eber­swalder Haupt­bahn­hof bilde­ten die unge­fähr 300 Ver­sam­melten einen Demon­stra­tionszug, der über die Bun­desstraße 167, der Hauptverbindungsachse der Stadt in Ost-West Rich­tung, zur Alt­stadt führte und am Mark­t­platz in Hör- und Sichtweite zur Ver­anstal­tung von „Heimatliebe Bran­den­burg“ mün­dete. Von dort aus wider­sprachen die Protestieren­den laut­stark den het­zerischen Ver­laut­barun­gen der Reden­den des recht­en Netzwerkes.

Fotos: Press­eser­vice Rathenow, Oskar Schwartz, Nico­lai Koester

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Sonstiges

Todesmärsche sind Verbrechen im Sichtfeld der Bevölkerung

Rede­beitrag des VVN-BdA Potsdam

Danke für euer Kom­men und sol­i­darische sowie antifaschis­tis­che Grüße von der VVN-BdA Pots­dam. Wir haben uns hier in Pots­dam-Drewitz ver­sam­melt, um an den Todes­marsch der fast 2000 aus dem Konzen­tra­tionslager-Außen­lager Lieberose nach Nor­den in Rich­tung Sach­sen­hausen getriebe­nen Häftlinge zu erin­nern. In Lieberose fand Zwangsar­beit und Ver­nich­tung durch schwere Tätigkeit­en im Rah­men des dor­ti­gen SS-Trup­penübungsplatzes „Kur­mark“ statt. Bere­its Ende Jan­u­ar 1945 gab es den Befehl zur Auflö­sung und Besei­t­i­gung des Lagers und den Abtrans­port von rund 600 jun­gen und kranken Häftlin­gen mit dem Zug nach Sach­sen­hausen, wo sie in der Sta­tion Z ermordet wurden.

Am 02. Feb­ru­ar 1945 begann der Todes­marsch der knapp 2000 Häftlinge, die zurück­ge­bliebe­nen 1000 Men­schen, also kranke und marschun­fähige, erschossen die SS-Wach­mannschaften und ver­schar­rten sie anschließend in Gruben. Der Todes­marsch aus Lieberose führte über Goy­atz nach Teupitz und Zossen, weit­er nach Lud­wigs­felde und schließlich am 07. Feb­ru­ar nach Drewitz. Hier über­nachteten sie in ein­er Sche­une auf einem Gut­shof. Am 08. Feb­ru­ar zogen die Häftlinge weit­er durch Pots­dam, mit der Über­nach­tung in ein­er Rei­thalle ein­er Kaserne, bis es nach Falkensee und von wo es hier mit LKW oder S‑Bahn zum Zielort nach Sach­sen­hausen weiterging.

Damit zog dieser Todes­marsch nicht ein­fach nur durch die Stadt Pots­dam, son­dern durch einen Großteil des heuti­gen Land Bran­den­burgs und ver­di­ent deswe­gen unsere Erin­nerung und unser Gedenken. Doch er war nur ein­er von vie­len Todesmärschen, die seit Ende 1944 vor allem im Kernge­bi­et Deutsch­lands durchge­führt wur­den. Es waren nicht viele, die die Todesmärsche über­lebten. Groß war die Zahl der­er, die tot auf dem Weg zurück­blieben. Hunger, Entkräf­tung, Kälte und Frost und nicht zulet­zt die Qualen der sie beglei­t­en­den SS-Mannschaften und ander­er Trup­pen, aber auch Gehil­fen oder Zivil­bevölkerung, waren ihre Begleiter.

Auch hier in Drewitz gab es kurz vor dem Weit­er­marsch nach Pots­dam die Aus­sortierung von soge­nan­nten Marschun­fähi­gen. Die Häftlinge mussten auf Befehl in ein großes Grab steigen und darin niederknien. Es ist kaum vorstell­bar, welche Gefüh­le die Häftlinge in diesem Moment erlebten. Wer nicht mit marschieren kon­nte, den erschoss unter anderem der SS-Rot­ten­führer Erich Schemel.

Die Todesmärsche sind Ver­brechen, die direkt im Sicht­feld der Bevölkerung stat­tfan­den. Und wie es in der Ein­ladung zur heuti­gen Gedenkver­anstal­tung ste­ht, waren die zahlre­ichen Todesmärsche der lei­den­den Häftlinge, die sich durch Dör­fer, aber auch durch Städte wie Pots­dam quäl­ten, mal­trätiert von ihren Peinigern, aber auch geduldet von der Bevölkerung, unüberse­hbar und der let­zte Akt des nation­al­sozial­is­tis­chen Ter­ror­regimes und sein­er bru­tal­en, anti­semi­tis­chen und ras­sis­tis­chen Ideologie.

Und auf einen Punkt will ich noch kurz einge­hen. Lieberose war nicht auss­chließlich Stan­dort eines Außen­lagers des Konzen­tra­tionslagers in Sach­sen­hausen, son­dern in den let­zten Jahren der nation­al­sozial­is­tis­chen Herrschaft wurde daraus das größte Konzen­tra­tionslager im Gebi­et des Deutschen Reichs, das in die Ver­nich­tung der europäis­chen Juden einge­bun­den war. Während vom Herb­st 1943 bis zum Som­mer 1944 vor­wiegend poli­tis­che Häftlinge aus Deutsch­land, Frankre­ich, Nor­we­gen, Polen und der Sow­je­tu­nion aus den Konzen­tra­tionslagern Sach­sen­hausen und Groß-Rosen nach Lieberose gebracht wur­den, änderte sich die Sit­u­a­tion mit der Ankun­ft eines Trans­portes von ungarischen Juden im Juni 1944 aus Auschwitz. Der Anteil der jüdis­chen Häftlinge in Lieberose erhöhte sich auf bis zu 90% und damit wurde das Lager zu einem Teil der Shoa auf deutschem Boden, also ein Ver­nich­tungslager hier im Land Brandenburg.

Been­den möchte ich meinen Rede­beitrag mit dem Gedicht ein­er 16-jähri­gen Schü­lerin und ihren Erfahrun­gen nach dem Besuch des Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen, in dem sie die schein­bare Ahnungslosigkeit aller Beteiligten und Nicht-Beteiligten, sowie das Unfass­bare der Ver­nich­tung aber auch gle­ichzeit­ig die Wichtigkeit des heuti­gen Erin­nern und Gedenkens zum Aus­druck bringt:

Ein Baum wird gepflanzt

- die Trauerweide -

Kann nichts fühlen

nichts ver­ste­hen

Doch jedes Blatt

und jed­er Zweig

erzählt ihre Geschichte

Ein Baum wird gepflanzt

- die Trauerweide -

Hörte Schreie

sah die Qualen

Und heut

ver­sucht sie

uns zu zeigen

wie hil­f­los

alle waren

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Klima & Umwelt

Raus aus dem Knast, Rein in die Grube!

Die Energiegewin­nung durch Kohle zer­stört unseren Plan­eten und das Leben auf ihm. Die Prof­ite machen dabei Wenige, die Schä­den tra­gen hinge­gen alle. Die kap­i­tal­is­tis­che Wirtschaftsweise, gestützt von staatlichen Repres­sion­sor­ga­nen, macht diese kli­maz­er­störende Energiepro­duk­tion erst möglich.
Wider­stand, der in diesem Fall nichts anderes ist als eine das Leben auf diesem Plan­eten erhal­tene Maß­nahme, wird krim­i­nal­isiert. Im Namen von Prof­it­max­imierung und dem Sta­tus Quo wird wegges­per­rt, wer sich für eine lebenswerte Zukun­ft und seine Umwelt ein­set­zt. Dem Staat liegt nicht das Leben und Über­leben „sein­er Schüt­zlinge“ am Herzen, son­dern die wirtschaftlichen Inter­essen weniger Großkonz­erne. Polizei und Jus­tiz tun den Rest und krim­i­nal­isieren Aktivisti mit­tels Ein­schüchterung, Iso­la­tion und Strafen.

Am 4. Feb­ru­ar block­ierten 23 Aktivisti Braunkohle­bag­ger im Abbauge­bi­et der bran­den­bur­gis­chen Lausitz. Mit­tler­weile sind sie den Repres­sion­sor­ga­nen aus­ge­set­zt, einige immer noch fest­ge­set­zt! Wir sol­i­darisieren uns mit der Aktion und allen von Repres­sio­nen Betroffenen.

Am Abend des 5. Feb­ru­ar nutzten wir deshalb eine von den Berlin­er Wasser­be­trieben zur Wer­bung genutzte Wand, um die Aktion aus dem Bran­den­burg­er Matsch in die Berlin­er Innen­stadt zu tragen.

Frei­heit für alle poli­tis­chen Gefan­genen! Kohleausstieg jetzt!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

200 Personen protestieren gegen AfD-Landesparteitag

Quelle: Nico­lai Koester

INFORIOT — Knapp 200 Per­so­n­en beteiligten sich am 02. Feb­ru­ar an Protesten gegen den Lan­desparteitag der Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) in Rangs­dorf. Auf diesem Parteitag sollen über zwei Tage die Lis­ten­plätze 29 bis 40 für die diesjährige Land­tagswahl vergeben wer­den. Die ersten 28 Lis­ten­plätze wur­den bere­its Anfang Jan­u­ar vergeben – eben­falls im See­ho­tel Rangs­dorf. Auch die Lan­desliste zur Bun­destagswahl 2017 wurde schon an gle­ich­er Stelle vergeben.

Die Demon­stra­tion und anschließende Kundge­bung vor dem See­ho­tel wurde von einem bre­it­en Bünd­nis getra­gen. Neben lokalen Bürger_innen, Parteien und ein­er anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive hat­te eben­falls die Berlin­er Kam­pagne „Kein Raum der AfD“ zu den Protesten aufgerufen. Nach der Auf­tak­tkundge­bung am Bahn­hof Rang­dorf liefen die Teil­nehmenden ca. anderthalb Kilo­me­ter quer durch den west­lichen Teil Rangs­dorfs zum See­ho­tel. Dort wurde über zwei Stun­den laut­stark gegen die Poli­tik der AfD protestiert und beteiligte Ini­tia­tiv­en, sowie Einzelper­so­n­en forderten in Rede­beiträ­gen eine antifaschis­tis­che und anti­ras­sis­tis­che Poli­tik in und jen­seits von Par­la­menten ein.

Während die Proteste ohne Zwis­chen­fälle ver­liefen ließen es sich einige Teil­nehmerIn­nen des Parteitags nicht nehmen sich zu präsen­tieren und die Gegen­proteste abzu­fil­men um anschließend Bilder des poli­tis­chen Geg­n­ers auf Face­book zu ver­bre­it­en. Andreas Kalb­itz zeigte dem Protest sein Smart­phone und im Inter­net seine Zähne, Andreas Galau nutzte die Kulisse eben­falls für ein Bild und ver­mutete auf Face­book „Der Rest schlief noch.“. Lars Gün­ther aus Bad Freien­walde (Lis­ten­platz 26 zur Land­tagswahl) ist anscheinend genau das passiert, er reiste erst Nach­mit­tags an.

Andreas Galau gibt im Netz den Frühauf­ste­her, während Lars Gün­ther zu spät kommt | Quellen: Facebook/Nicolai Koester

Weit­ere Bilder: hier

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Antifaschismus

Heimatliebe Brandenburg den Tag versauen!

Am 09.02. möchte der rechte Mob um Lars Gün­ther erneut durch Eber­swalde laufen. Bere­its im August und Novem­ber let­zten Jahres ver­anstal­tete Gün­ther unter dem Label „Heimatliebe Bran­den­burg“ Demon­stra­tio­nen in Eber­swalde. Wie bei seinen Kundge­bun­gen und ein­er von ihm organ­isierten Demon­stra­tion 2015 zeigte sich, dass Gün­ther zusam­men­bringt, was offiziell nichts miteinan­der zu tun haben will: AfD, Iden­titäre und (organ­isierte) Neonazis.

Die Demon­stra­tio­nen in Eber­swalde find­en seit Anfang an mit tatkräftiger Unter­stützung durch den völkisch-nationalen Vere­in „Zukun­ft Heimat e.V.“ aus Süd­bran­den­burg statt. Während es per­son­elle Über­schnei­dun­gen zwis­chen dem Vere­in und den ver­bote­nen „Spreelichtern“ gibt, tritt der Vor­sitzende Christoph Berndt auf Platz zwei der AfD-Lan­desliste zur Land­tagswahl an. Weit­ere Red­ner­In­nen der let­zten Demon­stra­tio­nen Gün­thers waren unter anderem Siegfried Däbritz, Mit­grün­der von Pegi­da Dres­den, und André Poggen­burg. Poggen­burg gehörte dem völkischen Flügel in der AfD an, trat im Jan­u­ar 2019 jedoch aus und grün­dete seine eigene Partei „Auf­bruch deutsch­er Patrioten“.

Gün­ther ist in der gesamten (neu-) recht­en Szene Berlin-Bran­den­burgs sehr gut ver­net­zt und extrem umtriebig: 2017 trat er in Bad Freien­walde für die AfD als Bürg­er­meis­terkan­di­dat zur Wahl an, 2018 organ­isierte er zusam­men mit Ley­la Bilge den recht­en Frauen­marsch in Berlin, er arbeit­et aktiv im AfD-Kreisver­band Märkisch-Oder­land mit und ist beru­flich bei Jür­gen Elsässers Com­pact-Mag­a­zin tätig. Offen­sichtlich ist ihm dies nicht genug und es scheint so, als wolle er im Raum Märkisch-Oder­land und Barn­im mit diesen Ver­anstal­tun­gen eine rechte Hege­monie etablieren.

Neben ein­er angenehmen Bah­n­fahrt und einem Eber­swalder Spritzkuchen gibt es also viele gute Gründe am 09.02. die Prov­inz zu besuchen!
Kein Raum der AfD!
Keine Ruhe in der Provinz!

14 Uhr Demo BHF Eber­swalde | 15 Uhr Kundge­bung Kirchhang

Detail­in­fos zu Lars Gün­ther gibt es hier.

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