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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

150 Menschen demonstrierten gegen Abschiebungen im Barnim

INFORIOT — An ein­er kraftvollen Demon­stra­tion gegen Abschiebun­gen im Barn­im beteiligten sich am 8. Juni 2017 in Eber­swalde über 150 Per­so­n­en. Anlässlich ver­mehrter Abschiebun­gen und Abschiebev­er­suche aus dem Land­kreis in diesem Jahr hat­te ein Bünd­nis von Anti­ra- und Antifa-Grup­pen zu dem Protest aufgerufen.
Demozug am Markt_unscharf - Kopie
Demon­stra­tion quer durch die Stadt
Auf­tak­tort war der Bahn­hofsvor­platz, auf dem sich cir­ca 100 Men­schen ver­sam­melten. In Rede­beiträ­gen wurde auf die zulet­zt gehäuften Abschiebun­gen hingewiesen, darunter ein Vor­fall Anfang April im Über­gangswohn­heim Bernau-Lobe­tal. In der Nacht des 3. April ris­sen Mitar­beit­er der Bar­ni­mer Aus­län­der­be­hörde ei­nen aus dem Tschad ge­flo­he­nen Mann um 4 Uhr mor­gens aus sei­nem Schlaf. Er wurde unmit­tel­bar nach Berlin gebracht und dann über Frankre­ich abgeschoben, berichteten die Organisator*innen des Protestes. Bewohner*innen aus Über­gang­sun­terkün­ften in der Region wiesen in weit­eren Rede­beiträ­gen auf die unmen­schlichen Lebens­be­din­gun­gen in den Heimen, ins­beson­dere in Ütz­dorf, hin. Die Route des Protestes führte vom Bahn­hof in die Innen­stadt zur Aus­län­der­be­hörde, bei der die Ver­anstal­tun­gen nach ein­er Abschlusskundge­bung mit cir­ca 150 Teil­nehmenden been­det wurde. Nehmen anti­ras­sis­tis­chen Aktivist*innen beteiligten sich auch viele Geflüchtete aus Eber­swalde, Biesen­thal und Ützdorf.
Neben ein­er Beschrei­bung der derzeit­i­gen Abschiebeprax­is und ihren Fol­gen für die Geflüchteten im Land­kreis, sprach sich eine Geflüchtete Per­son gegen Stig­ma­tisierung und Reduzierung auf den Flüchtlingssta­tus aus: Jede*r habe das Recht, als eigen­ständi­ge Per­son wahrgenom­men zu wer­den. Auch wurde in einem Rede­beitrag kolo­niale Kon­ti­nu­itäten und All­t­agsras­sis­mus benan­nt. Als aktuelles Pos­i­tivbeispiel im Umgang mit Geflüchteten wur­den “Sanc­tu­ary Cities” vorgestellt. Das sind Städte, die sich dazu entschlossen haben, dem Druck der nationalen Regierung nicht nachzugeben und sich weigern, an Abschiebun­gen mitzuwirken oder Repres­sion gegen ille­gal­isierte Men­schen auszuüben. Im Land­kreis Barn­im ist es der Durch­set­zung von Kirchenasyl zu ver­danken, dass min­destens eine Abschiebung ver­hin­dert wer­den konnte.
An diesen Vor­bildern könne sich auch die Barn­imer Aus­län­der­be­hörde für ein anderes Han­deln entschei­den, so die Auf­fas­sung der Redner*innen. Die Entschei­dung über die Bewil­li­gung oder Ablehnung eines Asy­lantrages liege zwar nicht in den Hän­den der Aus­län­der­be­hörde, aber sie könne beschließen, ob und unter welchen Bedin­gun­gen sie Abschiebun­gen durch­set­zen lasse. So war die Forderung nach einem sofor­ti­gen Abschiebestopp ein Ker­nan­liegen der Demonstration.
Nach­dem im Vor­feld auf dem recht­en Blog „Spreeruf“ gegen die Ver­anstal­tung Stim­mung gemacht wurde, blieb es während der Demon­stra­tion ruhig. Für mehr als ein unbe­merk­tes Fotografieren der Ver­anstal­tung reichte die Wut gegen „linke Gut­men­schen“ wohl nicht.
Rassismus tötet_unscharf - Kopie
 
 
 
 

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Antifaschismus

RechtsRock-Konzert in Potsdam geplant

Der Recht­sRock­er Sacha Korn kündigt für den 29. April 2017 ein Konz­ert in Pots­dam an – stat­tfind­en soll es im Born­st­edter Restau­rant „Vik­to­ria Eck“. 
„Neue Deutsche Härte“ ist der Begriff, der Sacha Korns Musik, nach eige­nen Aus­sagen, beschreiben soll. Zwis­chen Rock, Met­al und elek­tro­n­is­chen Sam­ples ange­siedelt, tritt der Anfang 40-Jährige mit sein­er gle­ich­nami­gen Band „Sacha Korn“ – auch „SK“ oder „S.Korn“ – seit 2009 in Deutsch­land und im Aus­land auf.
Für kom­menden Sam­stag, den 29. April 2017, kündigt Sacha Korn ein Konz­ert sein­er Band in Pots­dam an.
Als Ver­anstal­tung­sort soll das Born­st­edter Restau­rant „Vik­to­ria Eck“ dienen.
Auftreten sollte zudem, so kur­sierte es in inter­nen Recht­srock-Foren, der Berlin­er Neon­azi-Rap­per Patrick Kil­lat alias Villain051, der sich vor allem mit dem Band-Pro­jekt „A3stus“ durch offen ras­sis­tis­che und neon­azis­tis­che Texte in der extrem recht­en Szene einen Namen gemacht hat. Villain051 bewarb auf sein­er Face­book-Seite ein Konz­ert im Raum Berlin am gle­ichen Datum, löschte jedoch mit­tler­weile den Ein­trag und weist nun auf ein Konz­ert „Anfang Mai in Berlin“ hin.

Der Recht­sRock­er Sacha Korn mit „Fourth Time“ T‑Shirt

Recht­sRock für die NPD
„Wed­er links noch rechts“, dafür „100 % poli­tisch unko­r­rekt“ ist die nach außen for­mulierte poli­tis­che Lin­ie der Band. Ein Blick in die musikalis­che Vita lässt allerd­ings andere Schlüsse zu.
Bere­its 2011 hat­te Sacha Korn ein Konz­ert mit der Beeskow­er NS-Black Met­al Band „Mogon“ in Sach­sen gespielt, trat 2012 zusam­men mit der Bre­mer Neon­azi-Hooli­gan-Band „Kat­e­gorie C“ in Nien­hagen auf und fand sich 2015 auf dem Line-Up für die siebte Aus­gabe des „Tana delle tigri“-Festivals in Rom – organ­isiert von der faschis­tis­chen Organ­i­sa­tion „Cas­a­Pound“. Neben Korn waren auch die Recht­sRock-Bands „ZetaZe­roAl­fa“ und „Bron­son“ angekündigt.
Auf der „Schul­hof-CD“ der NPD Sach­sen-Anhalt wur­den 2011 drei Songs von Sacha Korn veröf­fentlicht. Der Song „Mein Land“ wurde zudem als Hin­ter­grund­musik für einen NPD-Wahlwerbespot im sel­ben Jahr ver­wen­det. Sacha Korn bestritt allerd­ings, dass er die Songs der NPD zur Ver­fü­gung gestellt habe. Stattdessen sei die Entschei­dung dazu durch sein kanadis­ches Man­age­ment getrof­fen worden.
Dass er eben­falls 2011 der NPD-nahen Zeitschrift „Hier & Jet­zt“ ein Inter­view gab, macht die Schuldzuweisung an sein Man­age­ment jedoch offen­sichtlich unglaub­haft. [1]
Hinzu kommt, dass der Bassist der Band der ehe­ma­lige NPDler und Recht­sRock­er Jan Michael Keller ist. Er war 2012 Teil des NPD-Kreisver­bands in Berlin-Licht­en­berg und des Lan­desvor­standes. Keller nahm sowohl davor als auch danach an etlichen Kundge­bun­gen und Infos­tän­den der Partei teil. Fern­er betätigte er sich, bis zur Auflö­sung 2010, in der Berlin­er Recht­sRock-Band „Kahlschlag“. [2]
Korn bedi­ent inhaltlich gängige neon­azis­tis­che Posi­tio­nen und Argu­men­ta­tion­s­muster. Im genan­nten Inter­view der NPD-nahen Zeitschrift „Hier & Jet­zt“ fordert er „die Geschichte der Anne Frank [nicht] zum zig tausend­sten Mal [zu] drama­tisieren“, „Härte und Diszi­plin“ sind für ihn typ­isch preußis­che Prä­gun­gen und „[…] ein inneres Ver­lan­gen. Alles andere wider­strebt uns eigentlich.“
Seine Aufen­thalte in den USA, Polen und Rus­s­land nutzt er dabei als vorge­bliche Beweise, kein Ras­sist sein zu kön­nen und für nation­al­is­tis­che Argu­mente . Nach­dem er, um sich „wieder deutsch zu fühlen“, zwis­chen­zeitlich erneut nach ?ód? in Polen zog, beklagte er: „Wenn ich dann nach Berlin kam, dachte ich, ich wäre irgend­wo in einem Zige­unervier­tel oder im Ori­ent.“ Zusam­men mit dem pol­nis­chen Musik­er Robert Tuta brachte Korn 2005 das Album „Pow­er“ her­aus. Das Band­pro­jekt nan­nte sich „Litz­mannstadt“ – so wurde die Stadt ?ód? 1940 von den deutschen Besatzern umbenannt.
“Man siehts hier [in Polen, Anm. d. Verf.] auch […] an den Großstädten, die sind halt noch nicht so über­fremdet wie zum Beispiel Berlin“ sagt Korn in ein­er selb­st­pro­duzierten „Doku­men­ta­tion“ über sich selb­st aus dem Jahr 2012. Darin, wie auch in anderen State­ments, insze­niert er sich als armer ver­fol­gter Kün­stler gegen das Estab­lish­ment. Passend wählte er den Titel „Treib­jagd“ für den über 20-minüti­gen Film.
Was Musik und Kul­tur ange­ht, nimmt Korn stramm kon­ser­v­a­tive und auch völkische Stand­punk­te ein. Da „Kun­st […] die Speer­spitze der gesellschaftlichen Evo­lu­tion […] sei und diese (die Speer­spitze) „ver­sucht [würde] zu brechen“ begreift er sich als „Wider­stand­skämpfer“. Weit­er beze­ich­net er Tech­no als „rein deutsche Kun­st“ im Gegen­satz zum „uns eigentlich frem­den Hip Hop.“ Den­noch sol­i­darisiert er sich mit der Neon­azi-Musik­erin und Rap­perin Mia Herm, alias Dee­Ex, da ihre Musik „kein lächer­lich­er US-Abklatsch, wie irgendwelche unter­be­lichteten Migranten, die […] nicht mal bis drei zählen kön­nen“, sei.
Ver­net­zun­gen in der über­re­gionalen Neonaziszene

Neon­azi-Rap­per Patrick Kil­lat (links) und Sacha Korn Arm in Arm mit Jonas Schnee­berg­er (3. u. 4. v. links)

Korns Rolle in der Neon­aziszene ist auch in Hin­blick auf Labels und Geschäfte nicht unbe­deu­tend. 2013 trat Korn für die neon­azis­tis­che Bek­lei­dungs­marke „Fourth Time Cloth­ing“ als Mod­el auf. „Fourth Time“ ist in Tel­tow ange­siedelt und hat­te neben Korn auch den Pots­damer Neon­azi Gabor Grett als Mod­el engagiert. [3]
Die bran­den­bur­gis­che Neon­azi-Fir­ma „Erik & Sons“, ein Bek­lei­dungsla­bel aus Königs-Wuster­hausen von Udo Sieg­mund und Rene Koza, vertreibt neben CDs und Mer­chan­dise von Sacha Korn auch Mer­chan­dise der neon­azis­tis­chen Hooli­gan-Band „Kat­e­gorie C“. Kon­tak­te zu „Kat­e­gorie C“ beste­hen seit spätestens 2012, als Sieg­mund in Griechen­land ein Konz­ert der Band im „Skin­house Hel­las“ in Trikala besuchte.
Außer­dem pflegt Korn Kon­tak­te zum Schweiz­er Neon­azi Jonas Schnee­berg­er. In die Schlagzeilen geri­et der Mit­be­grün­der der „Legion Wer­wolf Schweiz“ mit sein­er Grup­pierung wegen Ter­ror-Ermit­tlun­gen und Razz­ien in Nord­deutsch­land, den Nieder­lan­den und der Schweiz. Im März 2015 ver­anstal­tete Schnee­berg­er ein Konz­ert mit „A3stus“ in Fri­bourg. [4]

Der Neon­azi und Tätowier­er von „Ordo-Tat­too“ Nick Lajow

Das Pots­damer Konz­ert am 29. April 2017 wird von „Mauljuck­en“ präsen­tiert, eine Marke von Rene Koza, deren Ziel­gruppe vor­rangig rechte und neon­azis­tis­che Hooli­gans sind – im Impres­sum der Web­site ist Korns Fir­ma „Nok­out Music“ aufgeführt.
Regelmäßig war Korn gemein­sam mit Sieg­mund und Koza bei Spie­len des „BFC Dynamo“ in Berlin zu Gast. Eben­falls ist der „Erik & Sons“-Wegbegleiter Nico Hlawan­ka, der dem Neon­azi-Hooli­gan-Spek­trum des BFC zuge­ord­net wer­den kann, Teil dieser Runde. Zulet­zt war Hlawan­ka, genan­nt „Lawi“, als Darsteller am Set für ein neues Video von Sacha Korn zu sehen, welch­es in Kürze veröf­fentlicht wer­den soll.
Darüber hin­aus spielt auch das Tel­tow­er Tat­too-Stu­dio „Ordo“, betrieben vom langjähri­gen Neon­azi Nick Lajow, eine wichtige Rolle im Bandgeschehen. Lajow, dessen Kör­p­er Hak­enkreuze, wie auch eine SS-Rune und ein Kel­tenkreuz „schmückt“ und der sich gerne mit Schuss­waf­fen präsen­tiert, wirk­te sowohl im Video zum Lied „Feuer“ mit, als auch als Mod­el für Sacha Korns Mer­chan­dise. Lajow, der den Spitz­na­men „Nickinger“ trägt, war Anfang der 1990er Jahre in der Neon­azi-Partei „Nation­al­is­tis­che Front“ organ­isiert, die 1992 ver­boten wurde. [5]

Auch Pots­damer Neon­azis, hier René Fre­itag, Fre­und von Tom Singer, lassen sich bei Lajow tätowieren

Geschäftlich ist Korn, 1975 in Pots­dam geboren, neben sein­er Bandtätigkeit und Chef seines Labels „East-Inter­na­tion­al-Music“ bzw. „Nok­out Music“, auch als „Junior-Chef“ im „Landgasthof Ham­mers“ im Tel­tow­er Ort­steil Ruhls­dorf aktiv. Das Restau­rant und Hotel sind in Besitz und Bewirtschaf­tung sein­er Fam­i­lie. 2015 wurde bekan­nt, dass er sich auch als Land­wirt ver­sucht und in Ruhls­dorf eine Bisonzucht eröff­nen will. [6]
Auf „Berlin recht­saußen“ berichteten Journalist_innen schon ab 2011 über Korn und seine frag­würdi­gen Aktiv­itäten. [7] Den­noch war es der Band immer wieder möglich, sich in Lokalitäten, wie etwa das „Chesters Inn“ in Berlin Kreuzberg im Dezem­ber 2015, ein zu mieten. Organ­isator war dabei der Bre­mer Axel Meese, welch­er den recht­en Ver­sand „Neue Ästhetik“ betreibt. [8] Ein Jahr zuvor fand ein Auftritt in den renom­mierten Hansa-Stu­dios in Berlin-Mitte statt. Korn hat­te dort die CD „Feuer“ aufnehmen kön­nen. Unter den „50 gelade­nen Fre­un­den & Fans“ des Konz­erts befand sich auch Nick Lajow, Udo Sieg­mund und der Neuköll­ner NPD-Poli­tik­er Jan Sturm.

Nick Lajow mit Mer­chan­dise von Sacha Korn

Bere­its 2013 ver­suchte Korn ein Konz­ert im Pots­damer Umland durchzuführen. Die Ver­anstal­tung sollte am 12. Jan­u­ar 2013 im „Rockschup­pen“ in Sed­din stat­tfind­en, wurde zuvor jedoch von der Gemeinde unter­sagt. [9] Im Jahr 2016 kündigte Korn ein Konz­ert in Pots­dam für die erste Jahreshälfte an, später bewarb er für den 25. Juni 2016 ein „Open Air im Süden/Westen von Berlin“.
Jan Michael Keller, Bassist von Sacha Korn, spielte in der Ver­gan­gen­heit mit seinem Neben­pro­jekt „xeX­ex“, eine Met­al-Cov­er-Band, in der auch der Schlagzeuger von Sacha Korn trom­melt, bish­er min­destens fünf Auftritte in Pots­dam oder dem nahen Umland – im Sep­tem­ber 2016 spiel­ten sie im „Vik­to­ria Eck“. Möglicher­weise wur­den so die Kon­tak­te geknüpft, die es nun ermöglichen, dass Korn dort ein Konz­ert gibt. Neon­azis nutzten in der Ver­gan­gen­heit bere­its das Objekt – der NPD-Stadtver­band unter Mar­cel Guse nutzte den Ort, damals „Die Else“ genan­nt, für min­destens einen ihrer Stammtis­che. [10]
Dass es ein Recht­sRock-Konz­ert in Pots­dam geben soll freut selb­stver­ständlich auch die hiesige Neon­aziszene – u.a. hat Dustin Schlem­minger, ein­er der Köpfe hin­ter „Asyl­hütte in Pots­dam? Nein Danke“ und „Freies Pots­dam“, sein Inter­esse bekundet.
[1] Inter­view mit Arne Schim­mer in: „Hier & Jet­zt“ (ab 2005 vom säch­sis­chen Lan­desver­band der „Junge Nation­aldemokrat­en“, ab 2009 vom NPD-nahen „Bil­dungswerk für Heimat und nationale Iden­tität e.V.“ her­aus­gegeben); Alle Zitate, soweit nicht anders angegeben, sind aus diesem Interview
[2] https://www.antifa-berlin.info/news/1318-zapfhahn-88-familienkneipe-mit-nazianhang—pt-2-npd-lichtenberg und https://www.antifa-berlin.info/recherche/144-npd-veranstaltung-in-lichtenberg-15.01.2011; „Fight Back #5 | Neon­azis in Berlin & Bran­den­burg – eine Antifa-Recherche“, April 2013, Seite 14f, 35, 52f; abruf­bar unter https://www.antifa-berlin.info/recherche/229-fight-back-05—april-2013
[3] http://arpu.blogsport.eu/2013/03/13/potsdamer-neonazis-und-die-marke-%e2%80%9efourth-time%e2%80%9c/ und http://arpu.blogsport.eu/2013/03/23/%e2%80%9efourth-time%e2%80%9c-in-der-defensive/; https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/von-spartas-koenig-zur-reichsflugscheibe
[4] https://www.antifa.ch/legion-werwolf-schweiz/
[5] „Hin­ter den Kulis­sen… – Faschis­tis­che Aktiv­itäten in Bran­den­burg“, 1994, Seite 25; abruf­bar unter http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_1_jahr_1994.pdf
[6] http://www.pnn.de/pm/973268/ und http://www.pnn.de/pm/973027/
[7] http://www.blog.schattenbericht.de/2011/05/patriotischer-pop-rocker/ und http://www.blog.schattenbericht.de/2012/07/%E2%80%9Ees-soll-deutsch-klingen/
[8] http://www.blog.schattenbericht.de/2015/12/neonazi-konzert-in-kreuzberg-leider-kein-einzelfall/
[9] http://www.pnn.de/pm/713718/ und http://www.pnn.de/pm/714022/
[10] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/07/stammtisch_wiesenbaude/ und http://www.pnn.de/potsdam/372850/

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(Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Befreiung fortsetzen” in Cottbus

Aktionswochen zum Tag der Befreiung in Cot­tbus am 22. April unter dem Mot­to “Befreiung fortsetzen”.
Am 22. April endete für die Stadt Cot­tbus der Zweite Weltkrieg. Die Mehrheit der 11.000 zurück­ge­bliebe­nen Men­schen waren Zwangsarbeiter*innen. Die Eroberung durch die Rote Armee bedeutete für sie und alle anderen Unter­drück­ten, Ver­fol­gten und Gefan­genen die lang ersehnte Befreiung vom Faschis­mus. Wir wollen diesen Tag zum Anlass nehmen, der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus zu gedenken und das Ende der NS-Herrschaft zu feiern.
Ras­sis­tis­che und völkische Ide­olo­gien bekom­men wieder Aufwind. Die Welt rückt nach rechts. Autoritäre Bestre­bun­gen, Krisen und Kriege gefährden unser friedlich­es Zusammenleben.
Damit die Geschichte sich nicht wieder­holt, wollen wir sol­i­darische Net­zw­erke schaf­fen und neue Per­spek­tiv­en entwick­eln. Wie es weit­er geht, liegt auch in unseren Händen.
In den zwei Wochen vom 22. April bis 08. Mai 2017 wird es ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen geben. Los geht es mit ein­er Gedenkver­anstal­tung und einem Park­fest am 22. April. Alle weit­eren Ver­anstal­tun­gen find­et ihr weit­er unten.
Seid dabei und lasst uns die Befreiung fortsetzen!

Ver­anstal­tungsüber­sicht — Aktionswochen vom 22.04.–08.05.2017
Sam­stag 22.04., Gedenken und Parkfest
13–17 Uhr, Puschk­in­park Cottbus
Am 22. April 1945 endete für Cot­tbus der Zweite Weltkrieg. Die Mehrheit der 11.000 zurück­ge­bliebe­nen Men­schen waren Zwangsarbeiter*innen. Die Eroberung von Cot­tbus durch die Rote Armee bedeutete für sie und alle anderen Unter­drück­ten, Ver­fol­gten und Gefan­genen die lang ersehnte Befreiung. Um den Opfern zu gedenken, find­et um 13 Uhr eine Kundge­bung am Denkmal für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus statt. Den­noch war dieser Tag auch ein Tag zum feiern. Deshalb wird es im Anschluss ein kleines Fest am Fam­i­lien­haus geben. Dort wird der Nach­mit­tag mit Musik — und Rede­beiträ­gen sowie Stän­den und Ange­boten ver­schieden­er Vere­ine und Ini­tia­tiv­en gestal­tet. Für Essen und Getränke ist gesorgt.
Sam­stag 22.04.,Film: „Der Kuaför aus der Keupstraße“
19 Uhr, OBENKINO (Straße der Jugend 16, 03046 Cottbus) 
BRD 2015, 92 Min., Sprache: Deutsch/Türkisch
Der Film erzählt die Geschichte des Nagel­bombe­nan­schlags vor einem türkischen Frisör­sa­lon in der Köl­ner Keup­straße am 9. Juni 2004. Er konzen­tri­ert sich dabei auf die Fol­gen für die Opfer und ihre Ange­höri­gen, gegen die als Hauptverdächtige jahre­lang ermit­telt wurde. Der Film rekon­stru­iert die Ermit­tlun­gen der Polizei anhand der Ver­hör­pro­tokolle und es wird deut­lich, dass als Täter für die Polizei vor allem die Opfer in Frage kamen. Ein aus­län­der­feindlich­es Motiv wurde weitest­ge­hend ausgeblendet.
Erst Jahre später wurde der Anschlag dem soge­nan­nten Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grund (NSU) zugeordnet.
Auf ein­drück­liche Weise zeigt DER KUAFÖR AUS DER KEUPSTRASSE wie tief­greifend der Bombe­nan­schlag, aber auch die Verdäch­ti­gun­gen danach, das Leben im Köl­ner Stadt­teil Mül­heim erschüt­tert haben. So wie in Köln wur­den auch in den anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, zumeist die Ange­höri­gen und ihr Umfeld verdächtigt. Der Film eröffnet die Diskus­sion über die Frage ein­er struk­turellen Frem­den­feindlichkeit in
Deutsch­land auf eine neue Art, näm­lich aus der Per­spek­tive der Betroffenen.
Mon­tag 24.04., KüfA (Küche für Alle) und Diskussionsrunde
17 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, 03046 Cottbus) 
Viele von euch ken­nen das The­ma: vor deinen Augen wird ver­bal gehet­zt und du wirst in eine
Diskus­sion ver­strickt. Du kannst gar nicht fassen, was da gelabert wird, aber dir fall­en ein­fach keine Argu­mente mehr ein. Lasst uns gemein­sam dazu aus­tauschen und Fra­gen klären, wie: Was waren unsere Erfahrun­gen in Diskus­sio­nen mit Men­schen mit rechter Ein­stel­lung? Wie kom­men wir in so ein­er Diskus­sion weiter?
Natür­lich gibt es wie jeden Mon­tag ab 19 Uhr ein warmes veg­anes Aben­dessen. Für Getränke wird eben­falls gesorgt sein.
Dien­stag 25.04., Lesung: „Stolper­steine — vom Leben und Ster­ben Cot­tbuser Juden“
18.30 Uhr, Pic­co­lo The­ater (Erich Käst­ner Platz, 03046 Cottbus)
Gelbe Mess­ing­plat­ten unter­brechen das Pflaster Cot­tbuser Straßen und stop­pen unsere Schritte. Es sind Stolper­steine, kleine Mah­n­male für jüdis­che Bürg­er unser­er Stadt, die dem nation­al­sozial­is­tis­chen Rassen­wahn zwis­chen 1933 und 1945 zum Opfer gefall­en sind. Män­ner und Frauen, Kinder und Alte – ihren Mördern kon­nten sie nicht entkom­men. Ihrer Würde beraubt, um ihr Ver­mö­gen gebracht, aus ihren Häusern und Woh­nun­gen ver­trieben, endete ihr sozialer Abstieg schließlich in der Vernichtung.
Eri­ka Pchalek ist den Lebens­geschicht­en nachge­gan­gen. Sie liest aus ihrem Buch kleine Biografien, die von der Unge­heuer­lichkeit des Massen­mordes zeu­gen. Ver­hungert im Ghet­to, gestor­ben im Gefäng­nis, ins Gas getrieben – Mil­lio­nen haben diese Schick­sale erlei­den müssen. Unter ihnen waren Cot­tbuser Bürg­er, häu­fig hoch ange­se­hen, bis der Rassen­wahn regierte.
Die Autorin möchte auch mit ihrem Pub­likum ins Gespräch kom­men. Die Ver­anstal­tung find­et im Rah­men der Aktionswoche „Befreiung fort­set­zen!“ in Koop­er­a­tion zwis­chen Regia-Ver­lag und Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Bran­den­burg, Region­al­büro Cot­tbus statt.
Mittwoch, 26.04., Vor­trag: „NSU – Wie klärt Bran­den­burg auf?#2“
19 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­straße 79, 03046 Cottbus) 
Für uns haben (mil­i­tante) Nazis und ras­sis­tis­che Behör­den wenig mit Befreiung zu tun. Deshalb haben wir uns schon 2016 mit der Ter­ror­gruppe Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grund (NSU) beschäftigt. Die Lesung zum Buch „Gen­er­a­tion Hoy­er­swer­da“ und das The­ater­stück „A wie Aufk­lärung“ haben viele Ungereimtheit­en im NSU-Kom­plex offen­bart. Auch das Land Bran­den­burg ist Teil dieser Ungereimtheit­en, will aber gle­ichzeit­ig mit einem 2016
einge­set­zten NSU-Unter­suchungsauss­chuss zur Erhel­lung des Kom­plex­es beitragen.Deshalb wollen wir den Blick schär­fen und schauen: Wie ist es um die Aufk­lärung der NSU- Morde im Land Bran­den­burg bestellt? Gemein­sam mit der Organ­i­sa­tion NSU-Watch Bran­den­burg und einem Mitar­beit­er des Moses Mendelssohn Zen­trums in Potsdam,
möcht­en wir her­aus­find­en, auf welchem Ermit­tlungs­stand der im ver­gan­genen Jahr einge­set­zte NSU-Unter­suchungsauss­chuss des Bran­den­burg­er Land­tag ist. Wie bew­ertet NSU-Watch das Geschehen und welche Fra­gen gilt es evtl. noch zu klären? Die in Pots­dam von 2001 bis 2002 aktive Nationale Bewe­gung, deren Aufdeck­ung mut­maßlich durch den Ver­fas­sungss­chutz behin­dert wurde, wird in diesem Zusam­men­hang ein The­ma des Vor­trages sein.
Don­ner­stag 27.04., Vor­trag „Kap­i­tal­is­mus auf der Ziel­ger­aden? Postkap­i­tal­is­tis­che Per­spek­tiv­en“ mit Raul Zelik
19 Uhr, Muggefug (Papitzer Straße 4, 03046 Cottbus)
Zum ersten Mal in der Geschichte der Men­schheit leben wir in einem echt­en Welt­sys­tem: dem Kap­i­tal­is­mus. Er ist dabei, sich zu Tode zu siegen. Der Ausstieg aus der heißlaufend­en Mas­chine Kap­i­tal­is­mus stellt eine gewaltige Her­aus­forderung dar. Auf der Suche nach gesellschaftlichen Alter­na­tiv­en kom­men wir um die Frage nach dem Gemeineigen­tum nicht herum, meint der Autor Raul Zelik. Das beson­dere an seinen Analy­sen ist, dass er dabei nicht nur beste­hende Ver­hält­nisse kri­tisiert, son­dern auch darauf ver­weist, wo es bere­its keime ein­er zukün­fti­gen – besseren – Gesellschaft geben kann: in Genossen­schaften, selb­st organ­isierten Läden, in den sozialen Bewe­gun­gen, in bei Bewe­gun­gen wie Podemos oder Syriza in Spanien und Griechenland.
Eine Sys­temwende wird nicht ein­fach, doch Zelik macht auch Mut: Schwierig „war der Weg von Aufk­lärung und Emanzi­pa­tion schon immer. In der Ver­gan­gen­heit war er geprägt von Irrtümern, schreck­lichen eige­nen Ver­brechen und bluti­gen Nieder­la­gen. Wie viele Men­schen, die aufrichtig und, ohne einen eige­nen Vorteil zu ver­fol­gen, für bessere gesellschaftliche Ver­hält­nisse ein­trat­en, mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen? Ihnen ver­danken wir das, was es heute an — ungenü­gen­den — sozialen und demokratis­chen Recht­en gibt. An sie soll­ten wir denken, wenn wir begreifen, dass der Kap­i­tal­is­mus nicht für die Ewigkeit geschaf­fen ist und in viel­er Hin­sicht heute seine Gren­zen erre­icht. Die Geschichte der Sol­i­dar­ität, der sozialen Befreiung, der Sorge umeinan­der und der Demokratisierung aller Lebens­bere­iche begin­nt nicht erst heute. Sie reicht Jahrhun­derte zurück und war, trotz allen Scheit­erns, nicht folgenlos.“
Die Ver­anstal­tung der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Bran­den­burg, Region­al­büro Cot­tbus, beste­ht aus einem ein­lei­t­en­den Vor­trag und danach ist der Aus­tausch von Ideen erwünscht.
Fre­itag 28.04., Crit­i­cal Mass — Fahrraddemo
16 Uhr, Start: Stadthal­len­vor­platz Cottbus
Auch im April wird es wie gewohnt, am let­zten Fre­itag im Monat, eine Crit­i­cal Mass geben.
Zusam­men mit net­ten Men­schen und Musik wird sich gemein­sam mit dem Fahrrad für den
Umweltschutz einge­set­zt. End­punkt der Fahrrad­de­mo ist das Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, Cot­tbus). Hier wartet veg­ane Lasagne auf euch.
Mon­tag 01.05., Inter­na­tionaler Kampf­tag der Arbeiter*innen
An diesem Tag gib es genug Ange­bote, nicht nur in Cot­tbus. Informiert euch und find­et für euch die passende Veranstaltung.
Don­ner­stag 04.05., Vor­trag und Gespräch: „Aktu­al­ität“ bei Wal­ter Ben­jamin und das Zurechtfind­en in der „Katas­tro­phe als Nor­malzu­s­tand“ mit Dr. Gerd-Rüdi­ger Hoff­mann (Philosoph)
19 Uhr, qua­si­Mono (Erich-Wein­ert-Str. 2, 03046 Cottbus)
Es find­en sich im umfan­gre­ichen Werk von Wal­ter Ben­jamin (1892 — 1940) Zitate, die sofort einen aktuellen Bezug zur Beschrei­bung und Kri­tik heutiger rechter Bewe­gun­gen her­stellen. In einem von der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung in Cot­tbus ver­anstal­teten Vor­trag mit anschließen­der Diskus­sion wird nachge­fragt, ob die Aktu­al­ität Ben­jamins wirk­lich so direkt herzustellen ist.
Erstens ist es ganz im Sinne Ben­jamins, eben nicht bloß mit passenden Zitat­en oder das ein­fache Rückbesin­nen auf ver­gan­gene gute Gedanken auf heute „auf­blitzende Gefahren“ zu reagieren – und lediglich das Ver­mit­tlungs­man­age­ment oder auch das Erschei­n­ungs­bild auf Web­seit­en, Plakat­en sowie im Wahlkampf zu erneuern.
Zweit­ens schließlich geht es dann auch um die Frage, inwiefern die Antworten Ben­jamins noch heute aktuell sind. Ein Ver­di­enst des kri­tis­chen Denkens bei Ben­jamin dürfte sein, dass er angesichts der faschis­tis­chen Gefahr einen Per­spek­tiven­wech­sel auf den „Aus­nah­mezu­s­tand“ oder eine immer mal aufgerufene „Katas­tro­phe“ der Gesellschaft ermöglicht und diese als Nor­malzu­s­tand der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft beschreibt.
Alter­na­tiv­en im Denken und Han­deln müssen das bedenken, um eine genaue Zus­tands­beschrei­bung zu ermöglichen und die Logik von Fortschritt genau dieser beste­hen­den Gesellschaft zu verlassen.
Fre­itag 05.05., Film: „Das Schick­sal der Kinder von Aleppo“ 
18 Uhr, Kreis­geschäftsstelle „Die Linke“ (Straße der Jugend 114, 03046 Cottbus) 
Zum Film: Sara wurde in Alep­po geboren und ver­brachte die ersten fünf Jahre ihres Lebens dort. Ein Reporter begleit­ete sie und ihre Fam­i­lie im Kriegsall­t­ag in der syrischen Stadt Alep­po, ihre Flucht nach und Ankun­ft in Deutsch­land. Nach dem Film find­et eine Diskus­sion mit syrischen Geflüchteten statt.
Sam­stag 06.05., Fahrt zur Gedenkstätte Sachsenhausen 
8:30 Uhr, Cot­tbuser Hauptbahnhof
Sowie die Stadt Cot­tbus wurde auch das Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen am 22. April 1945 durch sow­jetis­che und pol­nis­che Sol­dat­en befreit.
Bei Oranien­burg wurde 1936 das KZ errichtet. Zwis­chen 1936 und 1945 waren in Sach­sen­hausen mehr als 200 000 Men­schen inhaftiert. Vor Kriegs­be­ginn wur­den v.a. Juden und poli­tis­che Geg­n­er aus Berlin und dem Berlin­er Umland dort gefan­gen gehal­ten und mis­shan­delt. Die Gefan­genen arbeit­eten für die Fir­men Heinkel, Siemens und AEG. Auch für die Reichshaupt­stadt Ger­ma­nia wurde dort Mate­r­i­al durch Zwangsar­beit gewon­nen. Es fan­den Exper­i­mente an den Inhaftierten statt. Der Stan­dort nimmt eine Son­der­rolle ein, da er als Mod­ell- und Schu­lungslager für die SS diente. 1938 wurde diese Rolle unter­strichen, als die Zen­tralver­wal­tung der KZ nach Oranien­burg ver­legt wurde.
Es wird eine Führung durch die Gedenkstätte geben.
Diese Exkur­sion soll uns allen verdeut­lichen, wozu Faschis­mus führen kann. .
Son­ntag 07.05., Brunch „Wer nicht bruncht hat verloren“
10 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, 03046 Cottbus)
Zum Abschluss der Ver­anstal­tungswochen wollen wir alle bei einem entspan­nten Früh­lings­brunch zusam­men sitzen. Lasst uns über unsere Erleb­nisse und Gedanken der let­zten Wochen reden oder ein­fach nur leck­er in „befre­it­er“ Gesellschaft essen. Gerne kön­nt ihr etwas veg­anes zu Essen mit­brin­gen. Bei Son­nen­schein und Vogelge­sang find­et der Brunch draußen statt.
Mon­tag 08.05., BefreiungsKü­fA (Küche für Alle) und Film
19 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, 03046 Cottbus)
Hey Hey, heute gibt es veg­a­nen Dön­er –> Vöner!
Auch cool: Jede_r kann sich seine_n Vön­er sel­ber zusammenstellen.
Im Anschluss zeigen wir den Film “ID with­out col­ors”. Es ist ein Doku­men­tarfilm über Racial Pro­fil­ing sowie diskri­m­inieren­des und ras­sis­tis­ches Vorge­hen der Polizei in Deutsch­land. Der Film wurde pro­duziert von der Koop­er­a­tive für Opfer von Polizeigewalt.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Demo gegen Abschiebung aus Ützdorf

Am Fre­itag den 17. Feb­ru­ar fan­den sich fast 40 Men­schen vor der Kreisver­wal­tung in Eber­swalde zu ein­er Kundge­bung ein. Unter ihnen Geflüchtete aus Ütz­dorf, Biesen­thal und Eber­swalde. Anlass war eine Abschiebung in den Mor­gen­stun­den des Vortages. In Ütz­dorf, ein­er kleinen Sied­lung zwis­chen Biesen­thal und Wan­dlitz, wurde ein junger Mann aus Soma­lia von der Polizei geweckt. Die Abschiebung erfol­gte ohne Vorankündi­gung, der Betrof­fene hat­te keine Möglichkeit sich von seinen Fre­un­den zu ver­ab­schieden. Auch seinen Anwalt durfte er nicht informieren.
Die Bewohner­In­nen des Flüchtlingswohn­heimes in Ütz­dorf sind schock­iert und wütend. Sie fordern die Rück­kehr des Betrof­fe­nen und fürcht­en selb­st Opfer ein­er Abschiebung zu wer­den. Deswe­gen zog eine kurze Spon­tan-Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Stop Depor­ta­tion – Keine Abschiebun­gen“ vor die Eber­swalder Ausländerbehörde.
Moz-Artikel „Protest gegen Abschiebun­gen “ (17.02.2017)

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Kundgebung zur Situation in Ützdorf

Ütz­dorf ist als Wohnort für geflüchtete Men­schen nicht tragbar
Kundge­bung am 28.02.2017 von 16.30 — 17.30 Uhr vor dem Paul-Wun­der­lich-Haus auf dem Mark­t­platz Eberswalde
Men­schen die bei uns Schutz suchen, soll­ten unter anderen Men­schen wohnen, mit Verkehrsan­bindung und selb­st­bes­timmten Zugang zu notwendi­ger Infra­struk­tur, statt ein­er ver­steck­ten Unter­bringung in einem
abgele­ge­nen Fleck­en wie Ützdorf.
Geflüchtete aus dem Heim in Ütz­dorf und ihre Unter­stützerIn­nen wollen vor dem Sitz der Kreisver­wal­tung im Paul-Wun­der­lich-Haus demon­stri­eren um auf ihre schwierige Sit­u­a­tion aufmerk­sam zu machen.
Mehr Infor­ma­tio­nen zur Sit­u­a­tion in Ützdorf:
Nach der Schlies­sung der Notun­terkun­ft in der Eber­swalder Eisen­bahn­strasse hat der Land­kreis Barn­im die verbliebe­nen Män­ner in ein neues Heim nach Ütz­dorf ver­frachtet. Ütz­dorf liegt abgele­gen zwis­chen Wan­dlitz und Biesen­thal und hat etwa 20 EinwohnerInnen.
In Ütz­dorf gibt es kein­er­lei Einkauf­s­möglichkeit­en, keine Ärzte, keine öffentlichen Orte die die Geflüchteten auf­suchen kön­nten. Gle­ichzeit­ig müssen sie sich aber sel­ber ver­sor­gen. Es gibt nur sehr wenige Busverbindun­gen nach Ützdorf.
Um Ter­mine beim Job­cen­ter oder der Aus­län­der­be­hörde pünk­tlich wahrnehmen zu kön­nen fahren die Geflüchteten oft schon einen Tag früher los und ver­suchen dann eine Nacht irgend­wo unter zu kom­men aus Angst dass sie ihren Ter­min nicht pünk­tlich wahrnehmen kön­nen. Denn wer zu spät kommt hat Pech gehabt und muß auf einen neuen Ter­min warten.
Die jun­gen Män­ner haben auss­er einem wöchentlichen zweistündi­gen ehre­namtlich organ­isierten Kurs keinen Deutschunter­richt. Sie haben keinen Zugang zu Maß­nah­men die Inte­gra­tions- und Sprach­fördernd wären.
Es gibt keinen Handyemp­fang im Haus. So fällt es schw­er Kon­takt zu Ver­wandten und Fre­un­den zu halten.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Rechter Angreifer vor Gericht

Am 22. Feb­ru­ar 2017 um 9:30 Uhr begin­nt am Amts­gericht Königs Wuster­hausen der Prozess gegen den Täter des Reiz­gasan­griffs vom 1. Sep­tem­ber 2015 in der Asy­lun­terkun­ft Massow
Am kom­menden Mittwoch begin­nt am Amts­gericht Königs Wuster­hausen der Prozess zu einem recht­en Angriff auf Geflüchtete in der Asy­lun­terkun­ft in Mas­sow (Land­kreis Dahme-Spree­wald). Am 01. Sep­tem­ber 2015 attackierte
ein durch die Betreiber­fir­ma des Heims (Cam­panet GmbH) beauf­tragter Bauar­beit­er in der Unterkun­ft lebende Geflüchtete mit Reiz­gas. Gezielt sprühte der Angreifer die gefährliche Chemikalie in Pri­vat- und
Gemein­schaft­sräume. Es waren zahlre­iche Ver­let­zte zu bekla­gen, darunter auch Kinder. Der Angreifer war zuvor bere­its mit recht­en Sprüchen und Ein­schüchterun­gen gegenüber Heimbewohner_innen aufge­fall­en. Auch im
Inter­net äußerte der Täter Sym­pa­thien für rechte Gruppierungen.
„Der Reiz­gas-Angriff in Mas­sow war auf­grund der hohen Betrof­fe­nen­zahl ein­er der mas­sivsten durch uns doku­men­tierten recht­en Angriffe im Jahr 2015 im Land Bran­den­burg. Der Angreifer zielte damals bewusst darauf ab, so viele Geflüchtete wie möglich zu ver­let­zen. Bei uns haben sich damals über 60 Betrof­fene gemeldet“, so Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive. Die Betrof­fe­nen hat­ten unter­schiedliche Nation­al­itäten, sie kamen vor­wiegend aus Alban­ien, Ser­bi­en, Syrien, Afghanistan, Pak­istan und
Tschetschenien.
Die große Mehrheit der Betrof­fe­nen, die durch die Opfer­per­spek­tive begleit­et wur­den, darunter wichtige Zeug­In­nen, sind in der Zwis­chen­zeit in ihr Heimat­land abgeschoben oder durch die Behör­den zur „frei­willi­gen Aus­reise“ gedrängt wor­den. Sie wer­den zum Prozess daher nicht anwe­send sein kön­nen. Darunter befind­en sich auch wichtige Zeug_innen für den Ablauf des Angriffs. Aus diesem Grund ist zu befürcht­en, dass eine umfassende Aufk­lärung des Tat­geschehens sehr schwierig wird.
Nicht Gegen­stand des Ver­fahrens wird der weit­ere Umgang mit den Opfern nach dem Angriff sein. Doch auch hier lag viel im Argen. „Sowohl die Behör­den des Land­kreis Dahme-Spree­wald, als auch die Betreiber­fir­ma des Heims (Cam­panet GmbH) haben sich nach dem Angriff nicht aus­re­ichend um die Ver­sorgung der Betrof­fe­nen geküm­mert. Einige der Ver­let­zten hat­ten noch Monate nach der Tat mit den kör­per­lichen und seel­is­chen Fol­gen zu kämpfen. Trotz unser­er Hin­weise wurde die medi­zinis­che Nach­sorge für die Betrof­fe­nen nicht aus­re­ichend sichergestellt“, so Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive weiter.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Warum die AfD scheiße ist — Eine Argumentationshilfe

Die Partei “Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD)” tritt bun­desweit an, um Deutsch­land in ihrem Sinne zu verän­dern. Dabei ver­sucht die Partei möglichst viel Aufmerk­samkeit zu bekom­men. Dies geschieht bun­desweit, lan­desweit und auch auf lokaler Ebene, so auch ganz in dein­er Nähe: Mal ist es eine Briefkas­te­nak­tion, eine “Bürg­er­sprech­stunde”, eine par­la­men­tarische Anfrage oder Rede oder eine angemeldete Kundge­bung, mal eine Kurz­nachricht im Inter­net oder eine Pressemit­teilung. Mit all dem ver­sucht sich die “Alter­na­tive für Deutsch­land” als eine, wie sie selb­st sagt, bürg­er­na­he Partei darzustellen. Darauf haben wir aus ver­schiede­nen Grün­den, die wir in eini­gen Beispie­len genauer darstellen wollen, gar keine Lust. Wir möcht­en zeigen, wie falsch diese Selb­st­darstel­lung der AfD ist. Darüber hin­aus treten wir an, den Pro­fil­ierungsver­suchen der Partei ihr eigenes unsol­i­darisches, has­ser­fülltes Bild ent­ge­gen­zuhal­ten. Die AfD ist nicht ein­fach nur ein guter Aufhänger, um die eigene Unzufrieden­heit mit den jew­eili­gen Lebens‑, Wohn- und Arbeits­be­din­gun­gen zu äußern. Diese Partei tritt (laut ihrem Pro­gramm und den Äußerun­gen ihrer jew­eili­gen Vorstände auf Bun­des,- Lan­des- und Kreisebene) an, um die Welt für sehr, wirk­lich sehr viele Men­schen in diesem Land zu ver­schlechtern. Sta­tis­tisch betra­chtet bist auch du betrof­fen! Nur eine kleine Gruppe von Men­schen würde von der Poli­tik der AfD prof­i­tieren: erwerb­stätige, sehr gut ver­di­enende, weiße, seit Gen­er­a­tio­nen deutsche und christliche, het­ero­sex­uelle Män­ner ohne Behin­derung. Und auch diese wenigen
prof­i­tieren nur,insoweit ihnen egal ist, was in ihrer Umge­bung (Eltern, Beziehungsper­son, Freund*innen, Kolleg*innen) und gesamt­ge­sellschaftlich vor sich geht oder mas­siv ver­stärk­te Ungerechtigkeit­en sog­ar begrüßen würden.
Im fol­gen­den Fly­er sind einige Argu­mente dargestellt, warum die AfD keine Alter­na­tive ist!
Zum Herun­ter­laden des Fly­ers hier klicken

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Extrem(-isten) gegen die AfD!

Es ist soweit, die AfD Elbe-Elster will am 16.02.2017 ihre einst ver­schobene Demon­stra­tion gegen „Extrem­is­mus und Gewalt“ in Fin­ster­walde nach­holen. Ihren Aufzug und die Wahl ihres The­mas werten wir als klare Pro­voka­tion gegen die antifaschis­tis­chen Struk­turen in Fin­ster­walde. Wie schon bekan­nt ist, haben Ras­sis­ten und rechte Struk­turen in der links­geprägten Stadt Fin­ster­walde auf­grund mas­siv­er und zahlre­ich­er Gegen­wehr kaum eine Chance Fuß zu fassen!

Flyer für Aktionen gegen die AfD-Kundgebung am 16.02. in Finsterwalde
Fly­er für Aktio­nen gegen die AfD-Kundge­bung am 16.02. in Finsterwalde

Die AfD ver­sucht regelmäßig durch ihre Stammtis­che ihre ras­sis­tis­che Het­ze zu ver­bre­it­en und durch die Eröff­nung ihres Büros let­z­tendlich ein Stand­bein in der Stadt zu bekom­men. Wenige Stun­den nach ihrer Eröff­nung wurde der AfD klar gemacht, dass sie hier nicht erwün­scht sind und ihre Eröff­nung des Büros nicht ohne Fol­gen bleiben wird. Nach mehrma­li­gen Angrif­f­en auf ihre Schaufen­ster, ver­sucht die AfD jet­zt mit dieser Demon­stra­tion die Bürg­er von Fin­ster­walde gegen die linken Struk­turen aufzubrin­gen. Wir wer­den nicht zulassen, dass die AfD sämtliche linke Struk­turen in die Extrem­is­muss­chiene stecken!
Wir rufen euch alle auf, kommt am Don­ner­stag den 16.02.2017 um 18:30Uhr in den Stadt­park Fin­ster­walde, um gemein­sam die Demonas­tra­tion der AfD zu verhindern! 
Fin­ster­walde ist und bleibt ROT! Ras­sis­ten und Nazis aus der Stadt jagen!
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Antifaschismus

Niemand ist vergessen! Nichts ist vergeben!

Am 20. Feb­ru­ar jährt sich der Todestag des alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter zum 21. Mal. Er wurde in der Nacht des 15. Feb­ru­ar von einem bis heute beken­nen­den Neon­azi der­art schw­er zusam­mengeschla­gen, dass er fünf Tage später seinen Ver­let­zun­gen erlag. Im ver­gan­genen Jahr organ­isierten wir eine über­re­gionale antifaschis­tis­che Gedenkdemon­stra­tion mit cir­ca 250 Teilnehmer_innen. Wir zogen laut­stark durch Bran­den­burg an der Hav­el und macht­en deut­lich, dass wir wed­er Sven Beuter vergessen noch den verurteil­ten Totschläger Sacha L. vergeben wer­den. L. nimmt bis heute regelmäßig an neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen und Kundge­bung in der ganzen Bun­desre­pub­lik teil und provozierte gemein­sam mit anderen Neon­azis wieder­holt Teilnehmer_innen der Gedenkveranstaltungen*.

20.02.1996. Niemand ist vergessen! Nichts ist vergeben!
Gedenken an den von einem Nazi getöteten Sven Beuter in Bran­den­burg an der Havel.

In diesem Jahr haben wir uns nach rei­flich­er Diskus­sion dafür entsch­ieden keine Demon­stra­tion oder eine von Rede­beiträ­gen durch­zo­gene Kundge­bung abzuhal­ten, denn diese wür­den sich inhaltlich wieder­holen, denn wir alle wis­sen, warum Sven Beuter ster­ben musste: Er passte nicht in das neon­azis­tis­che Welt­bild des Täters. Er entsch­ied sich für einen eige­nen Lebensweg, färbte sich seine Haare bunt, liebte Punk- sowie Met­all­musik und war regelmäßiger Gast in dem ehe­mals beset­zen Haus in der Klosterstraße.
 
Wir haben uns daher entschlossen uns am 20. Feb­ru­ar um 19 Uhr an der Gedenkplat­te zu tre­f­fen und an ihn zu erin­nern. Ziel ist es gemein­sam ins Gespräch zu kom­men, mit alten Weggefährt_innen, mit jun­gen Antifaschist_innen, mit Passant_innen, um sich auszu­tauschen und eben jenen Men­schen die Möglichkeit zu geben sich zu äußern, die sich nicht trauen einen Rede­beitrag zu hal­ten. Des Weit­eren kann so jede_r Teilnehmer_in auf seine_ihre Weise Sven Beuter gedenken. Dies ist auch für uns ein Ver­such, das Gedenken weit­er zu entwick­eln. Während wir im ver­gan­genen Jahr Par­al­le­len zu den 1990er Jahren zogen, in denen der Totschlag einen Wen­depunkt markierte, gilt es nun in die Zukun­ft zu schauen und neue Konzept zu entwick­eln, wie wir uns mit den erstark­enden bürg­er­lichen Rassist_innen und Neon­azis auseinan­der­set­zen, wir Über­grif­f­en auf antifaschis­tis­che Struk­turen und geflüchtete Men­schen begegnen.
 
Wir wer­den Sven Beuter niemals vergessen, denn sein Leben erin­nert uns daran, wohin die neon­azis­tis­che Ide­olo­gie führt – zum Mord an Menschen!
Wir wer­den Sascha L. niemals vergeben, denn wer nicht bereut und stattdessen sein Opfer ver­höh­nt ver­di­ent keine Vergebung!
 
+++ Tre­ff­punkt: 20. Feb­ru­ar 2017 – 19 Uhr – Havel­straße 15 +++
 
* Da auch in diesem Jahr mit Pro­voka­tio­nen durch die örtliche Neon­aziszene zu rech­nen ist, soll­tet ihr die Augen offen hal­ten und entste­hende Hand­lungsspiel­räume effek­tiv nutzen.
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

AfD-Königer machte gegen das Holocaust-Mahnmal mobil

INFORIOT Die Rede von Björn Höcke [1] in dieser Woche in Dres­den, in der er das Berlin­er Holo­caust-Mah­n­mal als “Denkmal der Schande” beze­ich­nete, ist nicht der erste Vor­fall dieser Art. Mit der Erin­nerung an nation­al­sozial­is­tis­che Ver­brechen haben so manche, die heute für die AfD Poli­tik machen, so ihre Prob­leme. Ein­er von ihnen ist Stef­fen Königer, der seit den Wahlen 2014 als Abge­ord­neter für die AfD im Land­tag sitzt. Der ehe­ma­lige Junge-Frei­heit-Autor hat ein parteipoli­tis­ches Vor­leben. Unter anderem war er 1999 Mit­glied der recht­spop­ulis­tis­chen Partei Bund Freier Bürg­er (BfB). Im gle­ichen Jahr trat er als Direk­tkan­di­dat für diese Partei bei den Land­tagswahlen an.
Offen­bar war er auch auf der Straße aktiv. Der Bund freier Bürg­er machte — wie zahlre­iche Neon­azis und extrem Rechte, darunter der inzwis­chen wegen Holo­caustleug­nung vielfach verurteilte Neon­azi Horst Mahler — gegen die dop­pelte Staats­bürg­er­schaft und das damals in der Pla­nungsphase befind­liche Denkmal für die ermorde­ten Juden Europas mobil.

öniger demonstriert 1999 in Berlin gegen das Holocaust-Mahnmal. Quelle: apabiz
Stef­fen Königer demon­stri­ert 1999 in Berlin gegen das Holo­caust-Mah­n­mal. Quelle: apabiz

Fotos zeigen Königer, wie er am 19. Juni 1999 vor der Neuen Wache Unter den Lin­den in Berlin bei ein­er BfB-Demon­stra­tion gegen das Mah­n­mal auf­marschiert. Mit von der Par­tie sind auch die Berlin­er Neon­az­i­funk­tionäre René Bethage und Andreas Storr. Es wer­den Schilder hochge­hal­ten mit den Parolen “Damals SA heute Antifa” und “Holo­caust-Denkmal NEIN!!!”.
Die Agi­ta­tion gegen das Holo­caust-Mah­n­mal war ein geschicht­spoli­tis­ch­er Schw­er­punkt von Königers BfB. Auf einem Flug­blatt wurde polemisch gefragt: “Deutsche, wollt ihr ewig zahlen?”. Ein ange­blich­er “Mach­tanspruch jüdis­ch­er US-Organ­i­sa­tio­nen” wurde in der Schrift beklagt.
Auch wenn die Tätigkeit­en von Königer gegen ein Holo­caustge­denken in Berlin einein­halb Jahrzehnte zurück­liegen — das Bild, welche geschicht­spoli­tis­chen Hin­ter­gründe in der AfD zu find­en sind, verdichtet sich durch diese Episode. Von Königers Bran­den­burg­er Frak­tion­skol­le­gen Andreas Kalb­itz sind eben­falls harsche Zitate bekan­nt. In der extrem recht­en Zeitschrift „Fritz“ schrieb Kalb­itz 2003 über einen „Bewußt­sein­seth­nozid in den Köpfen der bun­desre­pub­likanis­chen Jugend“. Die Erin­nerung an Nazi-Ver­brechen sei eine „Ver­ständ­nisim­plan­ta­tion von 12 Jahren als 99% deutsch­er Geschichte“.
Die Neonaziaktivisten René Bethage und Andreas Storr vor der Neuen Wache in Berlin. Quelle: apabiz.
Die Neon­azi­ak­tivis­ten René Bethage und Andreas Storr vor der Neuen Wache in Berlin. Quelle: apabiz.

AfD-Frak­tion­schef Alexan­der Gauland vertei­digt aktuell die Rede Höck­es zum Mah­n­mal. Gegenüber der DPA sagte er: „Björn Höcke hat in kein­er Weise Kri­tik an der Erin­nerung an den Holo­caust geübt.“ Wenn Höcke darauf hin­weise, dass die Leis­tun­gen der deutschen Geschichte im öffentlichen Diskurs oft­mals „unter der Erin­nerung an diese zwölf Jahre“ ver­schwän­den, sei dies für ihn nachvollziehbar.
Gauland zeigte schon im ver­gan­genen Jahr erstaunlich offen, wie er selb­st die nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­brechen einord­net; wen oder was er als die eigentlichen Opfer des Nation­al­sozial­is­mus ansieht. Im Inter­view mit der Wochen­zeitung Die Zeit im April 2016 befand er, dass “Auschwitz, auch als Sym­bol, viel in uns zer­stört hat”. Der Redak­teur fragt zurück: “Waren es nicht wir, die da etwas zer­stört haben?”. Gauland: “Richtig, eber es ist dabei viel mehr kaputtge­gan­gen (…) Der Nation­al­stolz (…) ist doch bei uns enorm hin­ter­fragt.” Das deutsche Nation­al­be­wusst­sein ist für Gauland nicht eine lei­t­ende Idee des indus­triellen Juden­mordes. Son­dern das Nation­al­be­wusstein sei dadurch beschädigt wor­den, die Deutschen erscheinen als die eigentlichen Opfer der Nazis: “Hitler hat den Deutschen das Rück­grat gebrochen”.
[1] Eine aus­führliche Analyse der NS-Rhetorik von Höcke find­et sich im Text von Andreas Kem­per im AIB 113 (4.2016)
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