Am 31.12. ruft der „Zukunft Heimat“ e.V. zu einer Kundgebung vor der Stadthalle in Cottbus auf. Hinter der Fassade von Begriffen wie Bürgernähe, Kultur und Integrität stecken bei diesem Verein jedoch die Völkischen der AfD, Pegida, Rassismus und Sexismus.
Silvester hat für sie eine ganz besondere Bedeutung: es geht um die sexuellen Übergriffe, die an diesem Datum im Jahr 2015 in Köln stattfanden. Dieses Ereignis wird genutzt, um eine gesamte Menschengruppe zu kategorisieren: „Die“ Flüchtlinge, „Die“ Muslime, „Die“ Was-auch-immer-gerade-in-den-Kram-passt. Das wahre Problem wird dabei nicht aufgegriffen: es lautet Sexismus.
Anstatt die Problematik sachlich und ausführlich zu bearbeiten, indem sich sowohl mit von Sexismus betroffenen Menschen als auch sich selbst sexistisch verhaltenden Menschen auseinandergesetzt und über dieses diskriminierende Verhalten ausgetauscht wird, wird das Problem abstrus vereinfacht: einfach alle abschieben.
Diese Demo ist kein Einzelfall: am 13. Januar 2017 marschierten über einhundert Neonazis und Hooligans unangemeldet durch die Cottbuser Altstadt, verteilten rassistische Hetzpamphlete und skandierten rechte Parolen. Diese Leute tummeln sich jetzt auch fleißig auf Veranstaltungen von „Zukunft Heimat“. Sie bezogen sich ebenso auf Silvester 2015 und riefen ebenfalls dazu auf “ihre” Stadt zu “verteidigen”. Soll das jetzt jedes Jahr so weitergehen oder was? Nicht mit uns!
Lassen wir nicht zu, dass feministische Solidarität gegen Rassismuskritik ausgespielt wird. Lasst uns diejenigen entlarven, die diese Solidarität instrumentalisieren und für die Verbreitung ihrer rassistischen und völkischen Ideologie ausnutzen. Wir sind verschiedene Menschen aus Cottbus und wir kämpfen für eine gerechtere Gesellschaft – und das ohne Sexismus, Rassismus und andere Diskriminierungsformen.
Kein Rutsch für Faschismus und Sexismus! Wir sehen uns am 31.12. ab 14:30 Uhr in der Berliner Straße gegenüber dem Stadthallenvorplatz beim Fürst Pückler.
Bitte lasst Pyrotechnik, Böller etc. zu Hause, weil das Mitführen gegen das Versammlungsgesetz verstößt.
Autor: Finn
Der heute 65-jährige Patrick David Mackay ist ein britischer Serienmörder mit einem Faible für Nazidevotionalien. Er mordete Mitte der 1970er Jahre und wird voraussichtlich sein Leben lang in Haft sitzen. Bei der Suche nach einem Pseudonym ließ sich der Potsdamer Neonazi Daniel Horn, geboren 1978 und wohnhaft im Potsdamer Stadtteil Waldstadt I, von dessen Geschichte inspirieren und nannte sich seit ungefähr Anfang der 2000er „P.D. Mackay“. Unter diesem Namen ist er 15 Jahre lang in verschiedenen Bandprojekten in der RechtsRock-Szene aktiv gewesen und zu einem Nachwuchsförderer der hiesigen Szene geworden. Seit Ende 2013 schwindet jedoch sein Einfluss, da er sich zuvor mit Uwe Menzel zerstritten hatte. In Folge dessen lösten sich zwei für die RechtsRock-Szene bedeutende Bandprojekte auf – „Bloodshed“ und „Uwocaust und alte Freunde“.
In der „Hatecore“-Band „Bloodshed“ spielte Daniel Horn als „P.D. Mackay“ Gitarre und war über die Jahre hinweg für die Ausformung des Musikstils der Band von zentraler Bedeutung. Zusammen mit Martin Rollberg stieß Horn im Jahr 2002 zur Band dazu.
„Bloodshed“ fungierte zu diesem Zeitpunkt für Uwe Menzel als Nachfolgeprojekt, nachdem Ende 2001 das Bandprojekt „Proissenheads“ vorsichtshalber beendet wurde. Die bis dahin bekannteste und wichtigste Neonaziband Potsdams hatte sich wegen Ermittlungen gegen Menzel und den Bassisten Ilja Schartow, u.a. wegen Waffenbesitz und Bildung einer kriminellen Vereinigung, kurz zuvor aufgelöst, um möglicher Repression zu entgehen.
„Bloodshed“ – Nachfolger von „Proissenheads“
Die Band fand sich als Freizeitprojekt spätestens im Jahr 2000 zusammen – Lars Rollberg aka B.88, zuvor bereits bei „Unbending Bootboys“ aktiv, probte zusammen mit den „Proissenheads“-Mitgliedern Ilja Schartow und Christian Wenndorff, zusätzlich Schlagzeuger bei der als kriminelle Vereinigung verbotenen Band „Landser“. Auch Rico Sonnenburg, Frank Lau und zu einzelnen Proben Uwe Menzel trafen sich im gemeinsamen Proberaum von „Proissenheads“ und „Landser“ in Potsdam-Bornstedt. Uwe Menzel stieß laut Eigenaussage erst Mitte 2001 zur Band hinzu, auch wenn er zuvor bereits mit anderen unter dem Namen „The Dark Side Of Hate Team“ Texte für die Vorgänger und dann für „Bloodshed“ selbst schrieb. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Zusammenschluss auch um die Band „Freak Selection“, die 2002 von der „antifaschistischen aktion potsdam (aapo)“ explizit als Gemeinschaftsprojekt der drei Bands „Unbending Bootboys“, „Landser“ und „Proissenheads“ bezeichnet wurde.
In dieser Gemengelage aus verschiedenen Bands und Zusammenhängen wurden durch Neonazis unter dem Namen „Nationale Bewegung“ zwischen 2000 und 2001 mindestens 14 rassistisch und antisemitisch motivierte Anschläge verübt. Das Antifaschistische Pressearchiv Potsdam resümiert 2016 zum Komplex „Nationale Bewegung“: „Mit Sicherheit, wenn sie nicht gar direkt beteiligt waren, wusste und weiß dieses Umfeld […] welche Strukturen und Personen für die Anschläge der Nationalen Bewegung verantwortlich waren.“ Dazu gehört neben Ilja Schartow, Christian Wenndorff und Uwe Menzel auch Daniel Horn.
Als „Bloodshed“, zu deutsch „Blutvergießen“, bezeichnete sich der Zusammenhang ab 2002, um sich als komplett neue Band zu präsentieren und so möglicher Repression gegen die Strukturen von „Landser“ und „Proissenheads“ sowie den Ermittlungen zum Komplex „Nationale Bewegung“ aus dem Weg zu gehen. Uwe Menzel trat gar im ersten Album als „Ed Gein“ auf und zeigte sich nicht auf Fotos im Booklet – er „wollte das Ganze inoffiziell machen, weil [sein] Prozeß noch bevorstand und [er] Komplikationen bei der Verhandlung vermeiden wollte“ gab er 2003 in einem Interview als Begründung. Er beklagte zudem, dass „einige Leute das nicht richtig kapiert haben“, weswegen das erste Album in der Neonaziszene auch als Platte von „Proissenheads“ angekündigt wurde.
Anfang 2002 kamen Martin Rollberg, der jüngere Bruder von Lars Rollberg, und Daniel Horn dazu und bildeten mit Menzel und „Sparky“ die Besetzung, in der sie Mitte 2002 im Studio gemeinsam ihr erstes Album aufnahmen. Es erschien im Jahr 2002 beim Neonazilabel „V7-Records“ unter dem Titel „… ausser Kontrolle“. Die Musik war zu diesem Zeitpunkt noch deutlich durch „Proissenheads“ und Menzel geprägt. Lars Rollberg beteiligte sich außerdem bei der Gestaltung des Covers, auf dem u.a. ein „Ku Klux Klan“-Mitglied abgebildet ist. Im Booklet sind verschiedene Potsdamer Neonazis, beispielsweise Melanie Wittassek, abgebildet.
Im Sommer 2004 wurde dann das zweite Album („Asche zu Asche“) eingespielt. Diesmal allerdings in der neuen Besetzung mit „Herrmann“, der Anfang 2003 „Sparky“ am Schlagzeug ablöste, weil sich dieser laut Menzel „musikalisch wie auch weltanschaulich zu sehr […] entfernt“ hatte, so Menzel in einem Interview 2004. Das Chemnitzer RechtsRock-Label „PC-Records“ übernahm die Veröffentlichung. Die sächsische Plattenfirma, welche sich mit dem Neonaziversand „Backstreetnoise“, bei dem bereits „Proissenheads“ das Album „Engel der Sünde“ (2001) veröffentlichten, gemeinsame Geschäftsräume teilt, gilt bis heute als bedeutendes Label der „Blood & Honour“ Bewegung in Ostdeutschland. Szene-Protagonist_innen veröffentlichen dort regelmäßig ihre Erzeugnisse und der Inhaber Yves Rahmel gilt als wichtiger Förderer und Netzwerker der Neonaziszene.
Auch ihr drittes Album mit dem Titel „Wut“ (2006) erschien bei „PC-Records“, ebenso ihr viertes Namens „Zorn“ (2007). Zwischen 2008 und 2009 verließ der Schlagzeuger „Hermann“ die Band und wurde daraufhin durch „Dietrich“ ersetzt. 2011 veröffentlichte Bloodshed bei „PC-Records“ ihr fünftes, und letztes, Album mit dem Namen „Wenn die Flüsse rot sich färben“.
Sowohl 2007 als auch 2009 beteiligten sich Bloodshed als Band an der vom Bandmitglied Martin Rollberg initiierten Samplerreihe „Die Söhne Potsdams“. Auch diese, mittlerweile fünf Teile umfassende, Reihe erschien bei „PC-Records“. Außerdem steuerte die Band mehrere Titel für unterschiedliche Sampler, z.B. „European Sons of Glory“ und „PC Records Promo Sampler“ (beide 2005 bei PC Records), „Solidarität“ (2007 bei Front Records), „10 Jahre N.D.S.“ (2008 bei 4UVinyl Records), „Berlin Brandenburg 2“ (2008 bei Rebel Records) und „Patriae inserviendo consumer“ (2011 bei Gjallarhorn Klangschmiede), bei.
Im Januar 2014 erschien der „Berlin-Brandenburg 3“-Sampler, zu dem Bloodshed einen Song beisteuerte (zusammen mit u.a. den Potsdamer Bands „Burn Down“, „Preussenstolz“, „Redrum“, Handstreich und „Uwocaust und alte Freunde“). Die Entscheidung hierfür wurde bereits 2013 getroffen, da sich die Band Ende 2013 aufgrund von Streitereien zwischen Daniel Horn und Uwe Menzel auflöste.
Horn als Förderer für „Preussenstolz“
Um den Jahreswechsel 2007/08 unterstützte Daniel Horn als zweiter Gitarrist die Band „Preussenstolz“, die sich zu diesem Zeitpunkt im Aufbau befand. Die zum Teil noch völlig ungeübten Nachwuchsmusiker Daniel Hintze (auch aktiv bei „Aryan Brotherhood“), Manuel Baruth und Tobias Höft profitierten von der musikalischen Expertise und Horn half ihnen, eigene Songs zu schreiben. Im März 2008 spielten sie dann ihr erstes Konzert in der neuen Konstellation (Hintze, Baruth, Horn, Höft, „Nobody“). Es folgten weitere Konzerte in dieser Zusammensetzung bis Daniel Horn die Band Ende 2008 verlässt und vom Teltower Marvin Hoffmann an der Gitarre abgelöst wird. Mittlerweile ist von den Gründungsmitgliedern der Band lediglich Daniel Hintze erhalten geblieben – Sänger ist nun Patrick Danz.
„Bloodshed“ und „Uwocaust und alte Freunde“ lösen sich auf
Daniel Horn war zum Zeitpunkt der Auflösung der Bands „Bloodshed“ und „Uwocaust und alte Freunde“ Ende 2013 seit mindestens 20 Jahren mit Uwe Menzel befreundet, davon seit 12 Jahren als musikalischer Mitstreiter. Als „Uwocaust und alte Freunde“ veröffentlichten Menzel und Horn drei Alben und steuerten Songs für über zehn RechtsRock-Sampler bei.
Immer öfter aber kam es laut dem neonazistischen Musikblog „Punikoff“ zu zwischenmenschlichen Unstimmigkeiten und Unzufriedenheiten. Dies gipfelte in einer Kündigung der Freundschaft von Daniel Horn gegenüber Uwe Menzel, um „mit anderen Leuten Musik zu machen“. Damit wäre klar gewesen, dass beide Bands aufgelöst werden müssten, denn der Gitarrist wäre, Uwe Menzel zufolge, als Kreativkopf für die Musik allein verantwortlich und ohne ihn wäre der Stil der Bands nicht beizubehalten gewesen.
Nachfolgeprojekt von Uwe Menzel ist eine Kollaboration unter dem Namen „Uwocaust und RAConquista“
Horn hingegen hatte nach dem Bruch mit Menzel vor „mit anderen Leuten Musik zu machen“, wie es bei „Punikoff“ heißt. Zumindest zweimal spielte Horn für die Band „Spielleute Daemonicus“ von Thomas Berlin, ehemals Lafrenz und Lafrenz-Berlin. Bei Auftritten am 22. August 2015 bei der „Rocknacht in Gransee“ und am 24. Oktober 2015 unterstützte Horn die sonst als Akustikband auftretenden Musiker mit seiner E‑Gitarre.
In welchen anderen musikalischen Zusammenhängen Daniel Horn mittel- und langfristig aktiv sein wird, ist derzeit noch unklar – zwischenzeitlich verbringt er die Zeit mit der massiven Verbreitung rassistischer und neonazistischer Inhalte bei Facebook.
Die Kanzlei von MAIK BUNZEL, einem jungen Rechtsanwalt, befindet sich im brandenburgischen Cottbus. Auf einer Homepage wird für seine Expertise im Straf- und Verkehrsrecht geworben. In einem kurz gefassten Lebenslauf wird unter anderem auf seine einjährige Tätigkeit als Richter am Amtsgericht im oberfränkischen Lichtenfels hingewiesen. Wie konnte es dazu kommen, dass ein Neonazi ein Jahr lang ungestört als Richter in Oberfranken arbeitete?
Ein bayerischer Richter mit Rechtsrock-Vergangenheit und guten Kontakten zur Neonazi-Szene
MAIK BUNZEL verlegte im Oktober 2013 seinen Erstwohnsitz nach Bayern, und zwar ins oberfränkische Mainleus. Von da an arbeitete er als Amtsrichter in Lichtenfels, zuständig vor allem für Zivilstreitigkeiten. Am 26. Februar 2014 teilte der brandenburgische Verfassungsschutz, der den Umzug BUNZELS offensichtlich registriert hatte, dem bayerischen Verfassungsschutz seine Erkenntnisse über die extrem rechte Karriere des Mannes mit. Die bayerische Polizei wurde seitens des Polizeipräsidiums Eberswalde ebenfalls entsprechend informiert. BUNZEL landete somit in den entsprechenden Staatsschutz-Dateien.
In der geheimdienstlichen „Erkenntnismitteilung“ aus Brandenburg wurden BUNZELS Aktivitäten in der extrem rechten Szene beschrieben: Seine Mitgliedschaft in der mittlerweile verbotenen neonazistischen WIDERSTANDSBEWEGUNG SÜDBRANDENBURG, seine „Kontakte in die nationale und internationale rechtsextreme Szene“. Mit seiner Band HASSGESANG war er auf verschiedenen neonazistischen Schulhof-CDs vertreten gewesen. Entsprechende extrem rechte Tonträger seien im Juni 2007 in Wunsiedel sowie in Cham, im September 2009 in Kronach sowie im Februar 2013 in Hösbach verteilt worden.
In Brandenburg war die Nazi-Band HASSGESANG mit ihrem Frontmann MAIK BUNZEL den Behörden wohl bekannt. Entsprechende Einträge finden sich in den dortigen Verfassungsschutz-Berichten von 2006 bis 2013. Gegen „den Urheber“ der Hassgesang-CD „Bis zum letzten Tropfen Blut“ ist im Jahr 2008 ein Urteil des Amtsgerichts Cottbus wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und Volksverhetzung in Höhe einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen ergangen. Dazu passt: Noch im Jahr 2013 wurde die „Hassgesang“-CD „Generation, die sich wehrt“ in den Teil A der Indizierungs-Liste der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aufgenommen.
Der bayerische Verfassungsschutz fand nichts heraus, obwohl der volle Name seit Oktober 2013 im Internet stand
Von einem Jurastudium und einer entsprechenden Karriere BUNZELS im Justizsektor war in der „Erkenntnismitteilung“ aus Brandenburg angeblich nicht die Rede. Der bayerische Innengeheimdienst habe nun nach neonazistischen Aktivitäten BUNZELS in Bayern recherchiert, habe jedoch nichts gefunden, so der bayerische Innenminister Herrmann.
Im Juni 2014 half dann der Zufall: BUNZEL wurde als Zeuge zu einem Diebstahl in einem Fitnessstudio vernommen. Hierbei habe er seinen Beruf – Richter – genannt. Der polizeiliche Staatsschutz brauchte jedoch trotz einer Trefferanzeige im polizeiinternen Datensystem noch weitere drei Monate, bis die Erkenntnis reifte, dass es sich bei BUNZEL um einen Mann mit neonazistischer Vorgeschichte im Richteramt handelte. Die Folgen – der freiwillige Rücktritt des rechten Richters und die Entlassung im Oktober 2014 – sind bekannt.
Pikant ist, dass der volle Name von MAIK BUNZEL in Kombination mit seiner Tätigkeit als Richter seit dem 30. Oktober 2013 im Internet stand. Laut MdL Ulrike Gote habe BUNZEL während seiner Zeit als Amtsrichter zudem unter seinem Namen eine Facebook-Seite für seine Nazi-Band HASSGESANG betrieben. Eine simple Internet-Recherche hätte also genügt, um Neonazi BUNZEL und Richter BUNZEL zu kombinieren.
Epilog: Die weitere Karriere des Rechts-Anwalts
Auf der Facebook-Seite der Brandenburger Rechtsanwalts-Kanzlei BUNZELS findet man neben Beiträgen zu verschiedenen Rechtsfragen einen lobenden Kommentar von PHILIPP HASSELBACH: „Danke für diese gute Zusammenfassung“. HASSELBACH ist seit langem aktiver Neonazi. Am 7. August 2016 teilte BUNZEL einen Facebook-Beitrag der Rechtsanwaltskanzlei STEFFEN W. HAMMER („Bundesgerichtshof hebt Urteil des Landgerichts Stuttgart im AN Göppingen-Verfahren auf“). Die
AUTONOMEN NATIONALISTEN GÖPPINGEN sind Neonazis. Anwalt STEFFEN HAMMER war Leadsänger der Rechtsrock-Band NOIE WERTE, deren Songs eine frühe Version der Bekenner-CD des NATIONALSOZIALISTISCHEN UNTERGRUNDES untermalten. Er gilt als Szene-Anwalt.
Neben der Niederlassung in seiner Cottbuser Kanzlei bemühte sich BUNZEL auch um einen guten Abschluss seiner akademischen Karriere. Dies gelang schließlich mit der Promotion an der Universität Greifswald. Der dortige Jura-Professor RALPH WEBER hatte offensichtlich trotz öffentlicher Proteste kein Problem mit seinem Zögling, sitzt seit September 2016 für die AFD im mecklenburgvorpommerschen Landesparlament und gilt selbst innerhalb dieser Partei als Rechtsaußen.
Wie wird die berufliche Laufbahn BUNZELS nach seiner vergleichsweise ungestörten Zeit in Bayern weitergehen? Einiges deutet auf eine Karriere als Szene-Anwalt hin: BUNZEL landete erneut in den Schlagzeilen, als er einen der Stammverteidiger des Neonazis RALF WOHLLEBEN im Münchner NSUProzess
vertrat. Zudem war er zeitweise als Vertretung im so genannten Ballstädt-Prozess tätig, in dem gegen vierzehn Männer und eine Frau aus der rechten Szene verhandelt wurde, die im Februar 2014 eine Kirmesgesellschaft u?berfallen und dabei zehn Menschen zum Teil schwer verletzt haben sollen.
Der Artikel erschien 2017 in der Broschüre “Braune Soße aus Nordbayern”. Bestellungen können an argument e.V. gerichtet werden.
Am Dienstag, den 10.10.2017, gegen 10 Uhr wurden zwei somalische Männer mit dunkler Hautfarbe am Bahnhof Eberswalde auf dem Bahnsteig von zwei Polizist*innen ohne ersichtlichen Anlass kontrolliert, neben ihnen laufende Menschen mit “weißer” Hautfarbe wurden nicht kontrolliert.
Die beiden Betroffenen wurden von den Polizist*innen unfreundlich, herablassend und aggressiv behandelt. Sie mussten sich ausweisen, wurden abgetastet, ihre Taschen und Rucksäcke wurden durchsucht und sie wurden mit einer Videokamera gefilmt. Obwohl die Betroffenen nach dem Grund für die Kontrollen fragten, gaben die Polizist*innen darauf keine Antwort.
Mit „Racial Profiling“ wird die Methode bezeichnet, das Erscheinungsbild – also etwa Hautfarbe oder Gesichtszüge – einer Person als Entscheidungsgrundlage für polizeiliche Maßnahmen wie Personenkontrollen, Ermittlungen und Überwachungen heranzuziehen. Rechtlich dürfen Verdachtsmomente nur auf das Verhalten von Personen und auf objektive Beweise, nicht aber auf ihr Erscheinungsbild gestützt
werden. Im Jahr 2012 stufte das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz “Racial Profiling” als illegal ein, weil es gegen das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes verstoße.
Die „Initiative Barnim für alle“ fordert die Polizei auf, die diskriminierende Methode des „Racial Profiling“ in Zukunft nicht mehr anzuwenden. Außerdem sollte sich die Polizeileitung bei den Betroffenen für die erniedrigende Behandlung entschuldigen.
Sven Sch., Jahrgang 1978, ist ein brandenburgischer Neonazi und war Funktionär des militanten Blood-&-Honour-Netzwerkes. Er gab Informationen unter anderem an das brandenburgische Landeskriminalamt weiter und unterhielt ein enges Verhältnis zur Polizei. In der Neonaziszene wurde er in der Folge als Verräter gemieden. Er war vernetzt mit Neonazis aus Potsdam und Umgebung, die im Verdacht standen, an den Anschlägen der Nationalen Bewegung beteiligt gewesen zu sein.
Sven Sch. galt bis zum Verbot von Blood & Honour im Jahr 2000 als ein Anführer der Sektion Brandenburg und zudem als „Kassenwart“ der Dachorganisation Blood & Honour Deutschland. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Borkwalde (Potsdam-Mittelmark) wurde ein Sparbuch mit 73.000 D‑Mark sichergestellt – die „Kriegskasse“ von Blood & Honour Deutschland.
Sch. war im Jahr 2000 an der Verbreitung der illegal produzierten und konspirativ vertriebenen CD „Ran an den Feind“ der Neonazi-Band Landser beteiligt. Er hatte 500 CDs zum Weitervertrieb bestellt. Den Druck des Booklets dieser CD hatte der Verfassungsschutz-V-Mann Toni Stadler organisiert. Im gleichen Jahr war Sch. an der Arbeit für den „Brandenburg-Sampler“ von Blood & Honour mit Brandenburger und Berliner Neonazi-Bands beteiligt. Anfang 2000 war Sven Sch. zusammen mit Stefan Rietz und Dirk H., zwei weiteren Brandenburger Blood-&-Honour-Aktivisten auf dem Weg zu einem Neonazi-Konzert in Schweden festgenommen worden.
Sch. unterhielt ein enges Verhältnis zu Christian Kö., einem Neonazi und V‑Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes. Zeitweise war Sch. Mitbewohner von Kö.. Seit Anfang 2000, berichtete Kö. später, habe er zudem „verbotenes Zeug“, das Sch. gehörte, in seinem Keller „gebunkert“.
Im Rahmen des Verbotes von Blood & Honour wurde auch die Wohnung von Sch. durchsucht. Nach dem Verbot von Blood & Honour betrieb Sch. einen Versand für Neonazi-Kleidung und Musik, der den Namen Hatesounds (alternative Schreibweise: Hate Sounds) trug und in Werder (Havel) ein Postfach nutzte.
Unmittelbar nach dem Blood-&-Honour-Verbot fand in Annaburg (Landkreis Wittenberg) am 25. November 2000 ein Konzert statt, gegen das die Polizei vorging. Die Neonazis hinterließen in altdeutscher Schrift gesprühte Schriftzüge: „BH“ und darunter der Schriftzug „Hallo Otto [gemeint ist Innenminister Otto Schily], trotz Verbot sind wir nicht tot“. Die Organisation dieses Konzertes war über Werder (Havel) gelaufen.
Bei Hatesounds wurden unter anderem Alben der militanten US-Band Blue Eyed Devils und der Rostocker Gruppe Nordmacht veröffentlicht. An den Produktionen war teilweise Sch.s Partnerin Karolina W., eine polnische Neonazistin, beteiligt. Weil Sch. andere Neonazis mit Aussagen bei der Polizei belastet haben soll, wurden zwischenzeitlich Boykottaufrufe gegen Hatesounds verbreitet. Sch. setzte sich mit Stellungnahmen gegen diese „Lügen“ zur Wehr.
Im Februar 2001 wurde Sch. vom V‑Mann Christian Kö. telefonisch vor einer Razzia gewarnt, die sich gegen die brandenburgische Neonaziszene richtete und die maßgeblich auch Neonazis betraf, die wegen der Anschläge der Nationalen Bewegung verdächtigt wurden.
Bei der folgenden Durchsuchung bei Sch. wurden zum Teil in Cornflakes-Schachteln versteckte Entwürfe von CDs gefunden, die sich in der Produktion befanden. Nach der Durchsuchung wurde seitens des Landeskriminalamts ein „guter Draht“ zu dem Neonazi aufgebaut. Insbesondere der Polizist Michael K. traf sich regelmäßig mit Sch.. Die beiden duzten einander und Sch. gab Informationen aus der Neonaziszene weiter. Diese Tipps gingen unter anderem in ein Verfahren gegen den Neonazi Bernd Peruch in Bayern und in ein Verfahren in Sachsen-Anhalt ein. Im Gegenzug beriet K. den Neonazi, wie dieser seinen Hatesounds-Katalog und seine CDs strafrechtlich „sauber“ halten könne. Bei einem Treffen an einer Tankstelle nannte Sch. dem Polizisten K. einen Neonazi, der nach seinen Informationen für die Taten der „Nationalen Bewegung“ verantwortlich gewesen sein soll. Auch mit dem Potsdamer Staatsschutz stand Sch. in Kontakt – mit einem Mitarbeiter traf er sich mindestens 16 Mal. Trotz dieser Zusammenarbeit wird von Seiten der Brandenburger Behörden betont, dass Sch. kein „offizieller“ V‑Mann der Polizei gewesen sei.
In einem Vermerk des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt hieß es dagegen, dass sich Sch. „aus der Konzert- Organisation und sonstigen strafrechtlich relevanten Aktivitäten zurückgezogen hat, seit er als Informant für das LKA Brandenburg geführt wird“. Im Jahr 2002 kursierte im Internet und in der Neonaziszene genau dieser Aktenteil.
In der Zeitschrift Der weiße Wolf wurde 2002 die folgende Notiz veröffentlicht: „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen“. In der gleichen Ausgabe wurde Sch. unter der Überschrift „V‑Männer fliegen nach und nach auf!“ als Verräter geoutet. Kurz darauf zog sich Sch. zurück.
Vor nunmehr drei Jahrzehnten gründeten sich die ersten unabhängigen Antifa-Gruppen in der DDR. Nach dem Angriff von Neonazis auf ein Punk-Konzert in der Berliner Zionskirche und angesichts eines zunehmenden Rassismus war ihr erklärtes Ziel, die Gesellschaft wachzurütteln und Selbstverteidigung zu organisieren. Somit entstand in der ausgehenden DDR eine eigenständige antifaschistische Bewegung, deren spezifisches Profil allerdings nach 1989/90 schrittweise verblasste. Die persönlichen Erfahrungen sowie politischen Denk- und Handlungsweisen der damaligen Aktivist*innen gerieten angesichts von Generationsbrüchen und wechselnden Strömungen innerhalb der Bewegung in Vergessenheit. Damit verbunden war und ist einerseits eine stetige Entwicklungsschleife der Herausbildung und Auflösung antifaschistischer Zusammenhänge in Ostdeutschland.
Andererseits war die Deutung darüber was unabhängige Antifa meint oftmals aus westdeutschen Blickwinkeln geprägt. Im Ergebnis ist Wissen verloren gegangen und sind Lernprozesse zwischen den Generationen abgebrochen. Aus diesem Anlass geht es auf der Tagung darum, Brücken zwischen den Generationen zu schlagen und voneinander zu lernen. In Anschluss an den im Mai 2017 erschienen Sammelband „30 Jahre Antifa in Ostdeutschland – Perspektiven auf eine eigenständige Bewegung“ wollen wir uns über persönliche und politische Erfahrungen, Entwicklungen und Probleme austauschen, sowie verblasstes Wissen erinnern, weitergeben und in die heutige Zeit übertragen. Und zwar mit dem Ziel, sowohl die eigene Bewegungsgeschichte zu diskutieren als auch das Wissen aus den vergangenen drei Jahrzehnten für heutige Aktivist*innen nutzbar zu machen.
Programm
Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Themen: Neonazis und Rassismus in der DDR und Gegenwart, das Spannungsfeld von militanter Selbstverteidigung und staatlicher Repression sowie die Bedeutung besetzter Häuser als antifaschistische Orte damals und heute. Außerdem ein Rückblick auf die Pogrome von Hoyerswerda 1991 bis Heidenau 2015, der Antifa- und Antira-Widerstand dagegen und das Gedenken danach. Weiterhin fragen wir danach, was Antifa eigentlich heißt, welche Anlässe Aktivist*innen hatten, sich politisch zu engagieren und umgekehrt aufzuhören? Dabei geht es auch darum, wie die Gruppen ihre Aktionen organisierten, sich vernetzten und um das Verhältnis von Antifa in Ost-West und Stadt-Land. Zudem steht die Rolle von Frauen in der Bewegung und der Umgang mit Sexismus im Fokus. Nicht zuletzt wird der Umgang mit der eigenen linken und antifaschistischen Geschichte und Erinnerungspolitik beleuchtet.
Du und ihr seid daher herzlich eingeladen am 1. und 2. Dezember nach Potsdam zu kommen, um euch mit uns und andern Zeitzeug*innen, politischen Aktivist*innen und gesellschafskritischen Wissenschaftler*innen auszutauschen. Wir freuen uns auf dein und euer Kommen und Mittun.
» Direkt zum Programm: Hier klicken
Auftaktpodium zur Tagung
1. Dezember // 18.00 Uhr
Rechenzentrum // Dortustr. 46 Ecke Breite Str.
Arbeits- & Diskussionskreise
2. Dezember // 10.00 Uhr (ab 9 Uhr Frühstück)
Freiland-Gelände // Friedrich-Engels-Straße 22
Anmeldung und Kontakt
Wir bitten um Anmeldung zur Tagung.
Du kannst/Ihr könnte auch ohne Anmeldung kommen. Doch wir haben nicht unendlich Platz: Mit einer vorherige Anmeldung sicherst Du Dir/Ihr Euch zum einen verbindlich die Teilnahme, Essenversorgung und mögliche Schlafplätze. Zum anderen erleichterst Du/Ihr uns die Planung und Kalkulation.
Teilnahmebeitrag
Der Eintritt für die Freitagsveranstaltung ist frei.
Beitrag für Samstag (inkl. Vollverpflegung):
Ermäßigt: 8€
Normal: 15€
Förderbeitrag: 20€ +
» Direkt zur Anmeldung: Hier klicken
Internetseite: www.afa-ost.de
Twitter: twitter.com/antifa_ost
Facebook: facebook.com/events/529717947378335/
Material: Flyer vorn/ hinten, Plakat
Uwe Menzel ist ein 1974 geborener Potsdamer Neonazi, der seit den 1990er Jahren als Musiker in diversen Rechtsrockbands (u.a. Proissenheads, Uwocaust) tätig ist und eine Schlüsselfigur in der brandenburgischen Rechtsrockszene einnimmt. Seit Anfang der 1990er Jahre bewegt er sich in der neonazistischen Szene.

1993 gründete er die Band Proissenheads, in der er als Sänger fungierte und die eine der ersten brandenburgischen Rechtsrockbands war, die im Rahmen der „akzeptierenden Sozialarbeit“ einen Proberaum in einem städtischen Jugendclub nutzen konnte. Innerhalb weniger Jahre erspielte sich die Band einen hohen Bekanntheitsgrad in der Bundesrepublik, was auch die Vernetzung in andere Städte förderte. Gute, teils freundschaftliche Kontakte bestanden seit spätestens 1997 zu den sächsischen Blood-&-Honour-Führungsfiguren Jan Werner und Thomas Starke, also wichtigen Unterstützern des NSU-Trios. Menzel soll ein häufiger Gast bei Blood-&- Honour-Konzerten in Chemnitz und Umland gewesen sein. So war er über diese Verbindung auch in das finanziell ertragreiche transnationale Beziehungsgeflecht neonazistischer Musiknetzwerke eingebunden. Im April 1997 sollte in Buffalo (USA) ein Konzert mit verschiedenen Neonazi-Bands, unter anderem mit der US-Gruppe Blue Eyed Devils stattfinden. Dazu reiste eine Gruppe deutscher Neonazis an, zu der neben Andreas Graupner, Jens Schaarschmidt, Thomas Starke und auch Uwe Menzel gehörten. Diesem Besuch folgte ein Gegenbesuch. Im Sommer 1997 spielten die Proissenheads und die Blue Eyed Devils gemeinsam in Anklam. Ein Mitglied der Blue Eyed Devils, Wade Michael Page, erschoss 2012 in einem Sikh-Tempel sechs Menschen aus rassistischen Motiven.
Um die Band Proissenheads, die sich zeitweise einen Proberaum mit der Berliner Nazirockband Landser teilte, bildete sich ab Mitte der 1990er Jahre eine brandenburgische Sektion von Blood & Honour. Dass sie sich nicht nur auf die Vertonung rassistischer Rockmusik beschränkten, zeigte ihr sonstiger Aktionismus, der auf weite Vernetzung in das militante Lager und auf eine Mobilisierungsfähigkeit verweist und einmal mehr das Wechselverhältnis von neonazistischen Musiknetzwerken und gewalttätigen politischen Aktionen verdeutlicht. Im August 1998 mobilisierten Potsdamer Neonazis dazu, die wöchentlich abgehaltene Wachparade der preußischen Traditionsgruppe Lange Kerls in Potsdam gegen linke antimilitaristische Proteste zu schützen, die unter anderem von der Potsdamer Kampagne gegen Wehrpflicht organisiert wurden. Am 5. September 1998 gab es zum wiederholten Male eine telefonische Morddrohung gegen ein Mitglied der Kampagne gegen Wehrpflicht. Eine Fangschaltung führte zu der Wohnung einer Frau in Babelsberg, in der sich das Proissenheads-Mitglied Ilja Sch. regelmäßig aufhielt. Drohbriefe einer Potsdamer „Anti-Antifa“ gegen die Kampagne gegen Wehrpflicht, die im Dezember 1998 auftauchten, sind vermutlich aus dem gleichen Umfeld, da sich die Schreiben inhaltlich auf eine vorangegangene Schmähung Uwe Menzels beziehen. Bei einer folgenden Durchsuchung der Wohnung von Ilja Sch. wurde u.a. die Gründungserklärung einer Anti-Antifa Aktion Potsdam gefunden. Am 26. September 1998 tauchten erneut mehrere Neonazis aus Potsdam und Brandenburg bei der Lange-Kerls-Wachparade auf. Sie verübten Übergriffe auf linke Demonstrant*innen. Unter den anwesenden Neonazis war auch Carsten Szczepanski alias V‑Mann „Piatto“, der sich im Combat-18-T-Shirt präsentierte. Dieser hatte noch am Vorabend in Brandenburg an einem Treffen mit einem Musiker der Band Landser (vermutlich Christian Wenndorf) und britischen Neonazis teilgenommen. Bei den Briten handelte es sich Steve Sargent und Tony Williams, die zur National Socialist Movement (NSM) gehörten, aus deren Reihen sich David Copeland rekrutierte, der 1999 mehrere Nagelbombenanschläge verübte. Szczepanski und ein Teil der Potsdamer Neonazis, die am 26. September 1998 in Potsdam auftraten, besuchten am gleichen Abend ein von der sächsischen Sektion von Blood & Honour organisiertes Konzert im sächsischen Munzig, an dem „Piatto“ und Jan Werner sich darüber austauschten, dass Werners Waffensuche für das untergetauchte Neonazi-Trio noch nicht erfolgreich war.
Zwischen „Piatto“ und Menzel bestand offenbar eine Vertrauensbeziehung. Im Sommer 2000 wurde ein Repetiergewehr, das Carsten Szczepanski für Menzel besorgte, bei einer Hausdurchsuchung in Menzels Wohnung sichergestellt. Den Anlass für die Hausdurchsuchung gab ein von der Polizei mitgehörtes Telefonat, in dem es um eine Demonstration von Hausbesetzer*innen im Juli 2000 in Potsdam ging und Aussagen wie „alle Mann unter Waffen“ und „Horrorfestival“ austauschten. Bei der Durchsuchung fand das LKA auch ein Foto, auf dem Menzel mit einer Maschinenpistole posierte, die Waffe selbst war nicht in der Wohnung. Menzel übergab die Waffe der Polizei und gab an, diese in einem Depot im Wald gefunden zu haben, von dem er aber nicht wisse, wer dies angelegt habe. Ob und wie und mit welchen Ergebnissen die Polizei damals bezüglich dieses Waffendepots noch nachermittelt hat oder ob sich die „Sache“ mit Menzels bekundeten Unwissenheit tatsächlich erledigt hatte, ist bisher noch nicht öffentlich aufgeklärt.
Menzel verfügte auch über Kontakte zu Nick Greger, der an der rechtsterroristischen Gruppe National-Revolutionären Zellen (NRZ) beteiligt war, die im Jahr 2000 Rohrbombenanschläge plante. Wie sich die Kontakte zu Greger wirklich gestalteten ist allerdings unklar.
In der NSU-Untersuchungsausschusssitzung im brandenburgischen Landtag im Juni 2017 kamen erste Hinweise zur Beziehung zutage, die Menzel zur Nationalen Bewegung gehabt haben könnte: Der Potsdamer Neonazi Marcus Sch. äußerte am 1. Februar 2001 in einem vom Berliner LKA überwachten Telefonat gegenüber Uwe Menzel: „Gut ich wollt nur sagen, ich habe die Bombe gelegt. Und Nationale Bewegung hehehe“. Vermutlicher Hintergrund: Am 30. Januar 2001 las der Kabarettist Serdar Somuncu aus Hitlers Buch „Mein Kampf“. Am 30. und 31. Januar 2001 gingen im Namen der Nationalen Bewegung diesbezüglich an verschieden Stellen Schreiben mit folgendem Wortlaut ein:
„Am 30. Januar 2001, wird im Theaterhaus Am Alten Markt das Blut derer fließen, welche meinen, sich mit der Teilnahme an der Veranstaltung gegen den größten deutschen Kanzler schmücken zu können.“
Auffällig ist, dass im Zuge der Ermittlungen zur Nationalen Bewegung nicht gegen Menzel als Beschuldigter ermittelt wurde. Dieser Umstand wurde in der NSU-Untersuchungsausschusssitzung am 2. Juni 2017 an die geladenen Zeugen herangetragen, die jedoch keine Erklärung liefern konnten oder wollten. Ebenso wenig wurde geklärt, warum Menzel, trotzdem er sich auf der Liste der Verdächtigen und zu Durchsuchenden ganz oben befand, nicht zu jenen gehörte, die im Zeitraum Ermittlungen mit Hausdurchsuchungen bedacht wurden.
Menzel ist bis heute als Texter und Sänger in verschiedenen Neonazi-Bands aktiv, die die Idee von „White Power“ propagieren. Menzel, der sich heute auch „Uwocaust“ nennt, ist seit Jahren eine Szene-Größe. 2012 beteiligte er sich mit einem Song am Solidaritätssampler „Solidarität IV“ für den NSU-Angeklagten Ralf Wohlleben. Beim Neonazi-Konzert im Sommer 2017 in Themar trat „Uwocaust“ vor tausenden Neonazis auf.
Dass Menzel immer noch eine Ideologie artikuliert, die auch für den NSU richtungsweisend war, ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich ist seine Nähe zu den maßgeblichen Unterstützern des NSU und dem neonazistischen Milieu in Chemnitz und Königs Wusterhausen. Was seine Rolle im Fall der Nationalen Bewegung angeht, nähren diverse Hinweise den Verdacht, das Menzel und sein damaliges Umfeld mit den Taten der Nationalen Bewegung mehr zu tun gehabt haben könnte, als bisher polizeilich aufgeklärt wurde.
Mit einer Fahrrad-Demonstration für „Freiheit, Vielfalt und Solidarität“ wird am 19.9. ab 18.00 Uhr erneut gegen eine rechte Kundgebung in der Innenstadt protestiert. Startpunkt ist das Staatstheater (Schillerplatz). Nach 8 Aufmärschen des Vereines Zukunft Heimat wird nun noch offensichtlicher: es handelte sich um AfD-Wahlkampf-Veranstaltungen. Gegen 19.00 Uhr trifft sich die Fahrraddemo mit einer Kundgebung vom Cottbuser Aufbruch an der Stadthalle, dann führt die Fahrraddemo weiter in Richtung der AfD-Versammlung.
„Wie in Lübben und Lübbenau nutzt die AfD die Veranstaltungen von Zukunft Heimat für ihren Wahlkampf und inszeniert sich als Partei einer Basisbewegung. Wir wollen dem etwas entgegen setzen und ihnen die Straßen nicht überlassen. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, die sich in sprachlicher und realer Gewalt zeigen und auf diesen Veranstaltungen vorbereitet werden, dürfen in Cottbus nicht Normalität werden.“, so Luise Meyer von Cottbus Nazifrei.
Die Teilnehmerzahlen der Veranstaltungen von Zukunft Heimat waren zuletzt auf rund 200 zurück gegangen. Bei den Veranstaltungen waren immer viele gewaltbereite Neonazis, Mitglieder von NPD und AfD sowie der Identitären Bewegung anwesend. Im Umfeld der zweiten Demonstration kam es zu gewalttätigen Übergriffen.
„Wir möchten, dass alle Menschen sich in Cottbus frei und ohne Angst bewegen können. Wir wollen, dass in Cottbus Verschiedenheit als Bereicherung angesehen wird. Wir zeigen uns solidarisch mit den Menschen, die Benachteiligung und Gewalt erfahren.“ so Luise Meyer weiter.
Der Protest wird in Cottbus erstmalig durch eine Fahrrad-Demonstration vorgetragen. Diese startet ab 18.00 Uhr am Staatstheater und schließt sich ab 19.00 Uhr der Kundgebung vom Cottbuser Aufbruch unter dem Motto: „Nix drin für Nazis und Rechtspopulisten“ an. Zu Fuß und per Fahrrad geht es dann weiter Richtung Sandow.
Alle Cottbuser*innen sind dazu aufgerufen, sich an der Demonstration zu beteiligen und ein starkes Zeichen des Zusammenhalts gegen Ausgrenzung, Neonazis, Rechtspopulismus und alle Spielarten der Herabwürdigung anderer Menschen zu setzen.
Fahrrad-Demonstration „Freiheit, Vielfalt und Solidarität“ am 19. September 2017 ab 18.00 Uhr, Staatstheater
Gestern wurde der bekannte Neonazi Sandy L. vor dem Landgericht Neuruppin wegen mehrerer rechter Gewalttaten zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 4 Monaten verurteilt. Der Mitangeklagte Raiko K. erhielt eine Freiheitstrafe von 9 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zusammen hatten sie im September 2015 eine damals 16-jährige Schülerin und ihren 18-jährigen Begleiter im Einkaufszentrum REIZ mit einem Fausthieb zu Boden geschlagen und anschließend durch Fußtritte erheblich verletzt.
Am selben Abend machten die beiden Rechten gemeinsam mit anderen an einer Tankstelle Jagd auf weitere linke Jugendliche. Eine 15-jährige Schülerin wurde von Sandy L. abgefangen, gegen die Wand der Tankstelle geschubst und mehrfach getreten und geschlagen. Zuvor hatten die alkoholisierten Neonazis bereits am alternativen Jugendprojekt
„MittenDrin“ randaliert. Ursprünglich hatten die Rechten geplant, zu einer Demonstration nach Hamburg zu reisen, ihren Plan aber auf Grund eines Verbots der Veranstaltung geändert. Ein weiterer Mittäter wurde bereits gesondert verurteilt.
Besonders bedrückend war es im Gerichtssaal festzustellen, wie die brutalen Angriffe von wenigen Minuten Dauer bei den Betroffenen noch Jahre später nachwirkten und sie nachhaltig in ihrem Sicherheitsgefühl erschütterten. Die Jugendlichen berichteten davon, wie sie nach dem neonazistischen Gewaltexzess ihr Leben umstellten, und sich lange nicht in ihrem gewohnten Umfeld bewegen konnten. Bis heute vermeiden sie es teilweise, alleine bei Dunkelheit in Neuruppin unterwegs zu sein. Das Ziel der Neonazis, linke Jugendliche durch Drohungen und Gewalt einzuschüchtern, wurde zumindest zeitweilig erreicht.
„Die in den vergangenen Wochen verhandelten Gewalttaten verdeutlichen noch einmal eindrücklich, wie enthemmt und rücksichtslos Neonazis gegen politische Gegner_innen und Geflüchtete vorgehen. Die gegen die Betroffenen ausgeübte Gewalt war nicht zufällig, sondern eine logische Folge der rechten Ideologie der Verurteilten an. Ich bin erleichert, dass Staatsanwaltschaft und Strafkammer dies in Plädoyer bzw. Urteilsbegründung würdigten, indem sie die aus der Tat sprechende menschenverachtende Gesinnung als Hatecrimedelikt nach §46 Absatz 2 StGB als strafverschärfend werteten.“, kommentierte nach Prozessende Anne Brügmann, Beraterin beim Verein Opferperspektive, die zwei der Betroffenen im Prozess begleitet hatte.
Sandy L. und Raiko K. gehören zu den führenden Kadern der militanten Neonaziszene in der Region. Der 36-jährige L. war Sektionsleiter der Kameradschaft „Weiße Wölfe Terrorcrew“, die im vergangenen Jahr durch das Bundesinnenministerium verboten wurde. Sie agitiere „offen und aggressiv gegen Staat und Gesellschaft, Migranten und Andersdenkende“, hieß es in der Verbotsverfügung. Was dies in der Praxis bedeutet, wurde im September 2015 in Neuruppin deutlich.
Islamfeindliche Demo in Bernau
INFORIOT – Am Mittwochabend demonstrierten etwa 80 Neonazis unter dem Motto „gegen die schleichende Islamisierung“ in Bernau. Hintergrund ist das Bekanntwerden der letzten Woche, dass der örtliche muslimischen Verein Gebetsräume im Bernauer Stadtteil Süd einrichten will. Die NPD griff das Thema auf und behauptete, dass nun eine Moschee in Bernau errichtet werden solle. Die Demonstration führte vom Bernauer Bahnhofsvorplatz bis in das Neubauviertel Süd, in dem inzwischen viele Geflüchtete leben und wo die Gebetsräume eingerichtet werden sollen. Die Demonstration, die erst kurzfristig bekannt wurde, wurde von lautstarkem Gegenprotest begleitet. Insgesamt 100 Menschen, darunter auch junge Geflüchtete, beteiligten sich an Kundgebungen am Bahnhofsvorplatz, am Markt in der Innenstadt sowie an Protesten am Rande der Neonazidemonstration. Auch einen Blockadeversuch gab es.

Veranstaltet und unterstützt wurde die Demonstration durch die lokale NPD Struktur, zusammen mit AktivistInnen der Pankower NPD sowie der Bernauer „Barnimer Freundschaft“. Unter den DemonstrantInnen befanden sich zahlreiche bekannte Neonazis aus der Region. Obwohl nicht offiziell durch die NPD aufgerufen worden war, zeichnet sich durch das Fronttransparent und Redner wie Sebastian Schmidtke, ehemaliger Berliner NPD-Landeschef, deutlich die Verortung der Demonstration in der neonazistischen Szene ab. Zwar waren auch AfD-Politiker wie der Boxtrainer Hans Link zugegen. Link hielt jedoch Abstand von der Demonstration und zeigte seine Sympathie für das Anliegen der NPD in Gesprächen mit Anwohner_innen.
Mit der Ankündigung der Gebetsräume hat die NPD nun ein Thema gefunden, welches sie als Anlass für ihre Asylfeindlichkeit und vor allem ihren antimuslimischen Rassismus nutzen kann. Redner Schmidtke wetterte gegen Geflüchtete und titulierte die Gebetsräume als „Terrorzelle“. Er kündigte weitere Aktionen in der Region an.


An den Gegenprotesten beteiligten sich neben zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Aktiven auch junge Geflüchtete. Der Polizei, die mit einem relativ großen Aufgebot die Neonazidemonstration begleitete, fehlte jedoch die Sensibilität für die Gefährdung der vor allem sehr jungen Geflüchteten. So wurden etwa die Neonazis unmittelbar an diesen vorbeigeführt, was die Neonazis zu verbalen Ausbrüchen und Drohgebärden veranlasste. Zu Verletzten kam es nicht.
