INFORIOT Am vergangenen Samstag fand in Frankfurt (Oder) eine Demonstration gegen das geplante Abschiebeabkommen zwischen Deutschland und Afghanistan statt. Die Demonstration wurde organisiert von Teilen der afghanischen Community. Etwa 100 Menschen, Geflüchtete sowie deren Unterstützer_innen, beteiligten sich an der Versammlung, die im Rahmen eines bundesweiten Aktionstags stattfand. Am Rande provozierten Neonazis die Teilnehmenden.
Die Demonstration startete auf dem Bahnhofsvorplatz und zog von dort in Richtung Innenstadt bis zum Rathaus. Zu Demonstrationsbeginn versammelten sich über 100 Menschen, größtenteils Geflüchtete aus Afghanistan sowie deren Angehörige und Unterstützer_innen. Unter dem Motto „Wir sind immer noch nicht sicher in Afghanistan“ protestierten die Teilnehmer_innen gegen ein geplantes Abkommen zwischen deutscher und afghanischer Regierung, die die Abschiebung in vermeintlich “sichere Gebiete” des seit Jahrzehnten von Krieg betroffenen Landes in Zentralasien regeln sollte. Auf selbstgestalteten Schildern und Transparenten forderten sie einen Abschiebestopp. Bei einer Zwischenkundgebung am Oderturm wiesen sie die Frankfurter Bevölkerung in deutschen und englischen Redebeiträgen darauf hin, welche Folgen den von Abschiebung bedrohenden Geflüchteten in ihrem Herkunftsland sie erwarten.
Bundesweiter Aktionstag mit mehreren tausend Teilnehmer_innen
Viele aus Afghanistan geflüchteten Asylsuchenden flohen nicht nur vor Armut, sondern vor allem vor der Gewalt und Unterdrückung durch die Taliban und anderer islamistischer Gruppen, die trotz der militärischen Intervention des NATO-Bündnises vor 15 Jahren, an denen auch Deutschland beteiligt war, weiterhin starken Einfluss haben. Gebiete, wie etwa der Norden des Landes, die von der Bundeswehr verlassen wurden weil sie als angeblich sicher galten, stehen teilweise wieder unter der Kontrolle der Taliban. Genau in diese Gebiete will Deutschland Geflüchtete abschieben. Insgesamt sind von dem geplanten Abschiebeabkommen bis zu 40.000 Asylsuchende in Deutschland betroffen.
Angemeldet wurde die Demonstration von der „Afghan Youth Association“. Sie folgte damit dem Aufruf bundesweit gegen diese Abschieberegelung auf die Strassen zu gehen. In ganz Deutschland demonstrierten mehrere tausend Menschen.
Neonazis versuchten Demonstration anzugreifen
Wie bereits in der Vergangenheit versuchten Neonazis die antirassistische Demonstration zu provozieren. Etwa sechs Neonazis, darunter regelmäßige Teilnehmer_innen der neonazistischen Aufmärsche von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, versammelten sich in unmittelbarer Nähe. Bereits im Bahnhofsgebäude verfolgte die selbe Gruppe zwei Antifaschist_innen. Die Polizei verwies sie zunächst des Platzes und hielt die Neonazis unter Beobachtung. Als sich die Demonstration in Bewegung setzte, versuchten die Rassist_innen der Demonstration zu folgen. Doch als diese von der Polizei dran gehindert wurden, missachtete einer der Neonazis die Anweisung und versuchte Teilnehmer_innen direkt anzugreifen. Der Angriff konnte verhindert werden. Zudem wurde aus der verbliebenen Gruppe heraus eine Bierflasche in Richtung der Demonstration geworfen. Der Angreifer sowie der Flaschenwerfer wurden von der Polizei anschließend festgenommen. Möglicherweise erwartet beide nun eine Strafverfahren.

Auf dem Weg zu einem geschlossenen rechten Weltbild
Bei einem näheren Blick auf das Facebook-Profil von Gosda[4] wird schnell klar, dass er sich in einer eindeutig neonazistischen Lebenswelt eingerichtet hat. Rassistische Freund*innen und Kommentare, Rechtsrock sowie rassistische Facebook-Gruppierungen und Neonazi-Kameradschaften, die er unter seinen „Gefällt mir“-Angaben führt verdeutlichen dies.[5] Seine Liebe zu dem rechtsterroristischem Netzwerk „Blood&Honour“ und dessen Gründer Ian Stuart zeigt er ebenfalls auf seiner Seite.[6] Neben einschlägig bekannten Neonazi-Bands, wie Screwdriver, Makks Damage oder den Liedermacher Frank Rennicke[7] zählen jedoch auch einige P.o.c.-Musiker*innen zu seinen Favouriten.

Wirft man einen genaueren Blick auf seine Beiträge und geteilten Bilder fällt auf, dass Gosda besonders mit der extrem rechten Partei „Der III. Weg“ sympathisiert.[8]
So war es auch kein Zufall, dass Gosda zusammen mit anderen Frankfurter Neonazis, u.a. Dennis Kunert, Manuel Danowski, Justin Dominik Kleiner, Jessica Kautz und Patrick Fertig am 1. Mai 2016 an der zentralen Demonstration der Partei ins sächsische Plauen gereist ist.[9] Franziska und Peer Koss, mit denen die jungen Neonazis regelmäßig unterwegs sind trugen bzw. tragen mit ihren rassistischen Aufmärschen in der Region wesentlich zur Politisierung der jungen Rassist_innen bei. Besonders Peer Koss, der Fördermitglied des „III. Weg“ ist, führt sie immer mehr an die Parteistrukturen heran.
Die in der Stadt vermehrt auftauchende Propaganda der Partei in Form von Stickern, sind ebenfalls auf die Gruppe um Gosda zurückzuführen.[10]

Gosda trägt seinen gewaltbereiten Habitus, zumindestens auf seinem Facebookprofil, unmissverständlich nach außen. So drohte er mit Gewalt gegen Antifaschist*innen, weil diese bereits über ihn berichteten.[11] Die Selbstinszenierung als gewaltbereiter „Autonomer Nationalist“ und Anti-Antifa zieht sich durch seinen rassistischen Freund*innenkreis und ist verbindendes Element eben dieses Personenkreises.Von ihnen gehen auch Pöbeleien und Bedrohungen gegen politische Gegner*innen und Menschen, die sie als nicht-deutsch verstehen, aus.
Nachdem Übergriff auf eine Gruppe Asylsuchender und Migrant*innen am 23. Mai, solidarisierte sich eine Kundgebung von rund 150 Personen mit den Betroffenen rechter Gewalt.[12] Am Rande versuchte eine 20-köpfige Gruppe die Veranstaltung erfolglos zu stören. Gosda, aber auch Dennis Kunert, Peer Koss und andere stadtbekannte Neonazis gebahrten sich gewaltbereit und gröhlten die bekannten inhaltsleeren Sprechchöre wie „Antifa Hurensöhne“ und „Ha Ha Antifa“. Ziel der Kundgebung war nicht eine anknüpfungsfähige rechte Politik auf die Straße zu bringen, sondern vielmehr ihr geschlossenes neonazistisches Weltbild zu propagieren. Gosda war zuvor mit etwa zehn weiteren Personen im Stadtgebiet unterwegs, dabei trug er bereits die schwarze Fahne mit Aufdruck „Frankfurt/O.“, die er in der Vergangenheit immer wieder auf extrem rechten Aufmärschen mit sich führte.[13]

Rechte Organisierung in Frankfurt (Oder)
Die Frankfurter Neonaziszene kann auf einen harten Kern von etwa 20–30 Personen reduziert werden, von denen der größte Teil am 03. Juni auch auf der rechten Gegenkundgebung anzutreffen war. Gosda gehört seit 2015 eindeutig zu diesem Kern. Mehrere gruppenstiftende Beiträge auf Facebook lassen den Personenkreis nicht nur auf der Straße, sondern auch virtuell überblicken. Mittlerweile kursieren verschiedenste Labels, mit denen sich Gosda und andere Neonazis identifizieren. Neben einem Banner in Blood & Honour – Ästhetik mit der Aufschrift „Kameradschaft Frankfurt Oder“ benannten sich unter anderem Peer und Franziska Koss, Dennis Kunert, Jessica Kautz, Maria Zupp, Michael Hecke und eben Romano Gosda in „Junge Nationalisten Frankfurt (Oder)“ um.

Von der sogenannten „Kameradschaft Frankfurt (Oder)“[14] und den „Jungen Nationalisten Frankfurt (Oder)“[15] sind abgesehen von Sprühereien keine Aktivitäten unter diesen Labels bekannt. Trotz der lediglichen virtuellen Organisierung sind derartige identitätsstiftende Momente Ausdruck davon, dass es in Zukunft ernsthafte Bestrebungen geben könnte eine neue Neonazi-Gruppierung in Frankfurt (Oder) zu etablieren. So oder so, Romano Gosda ist bereits Teil der örtlichen neonazistischen Szene und eine Neuorganisierung Frankfurter Neonazis würde seine fortschreitende Radikalisierung weiter begünstigen.
Quellen:
1 Vgl. u.a. Der Spiegel: Attacke auf Ausländer in Frankfurt an der Oder: Jubelnde stammen offenbar aus rassistischer Trinkerszene, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frankfurt-an-der-oder-jubelnde-rassisten-kamen-aus-der-trinkerszene-a-1094081.html, abgerufen am 13. Juni 2016.
2 Vgl. https://www.flickr.com/photos/pressedienst_frankfurt-oder/15689106934/in/album-72157649950235228/ , Gosda mit grauer Jacke mittig im Bild.
3 Vgl., https://www.facebook.com/photo.php?fbid=196410274051422&set=a.146363329056117.1073741829.100010473523872&type=3, Post von Romano Gosda: 21.02.2016 um 19:50 Uhr, abgerufen am 18.Juni 2016.
4 Vgl. https://www.facebook.com/romano.gosda?fref=pymk, abgerufen am 18.Juni 2016.
5 Vgl. https://www.facebook.com/romano.gosda/likes, abgerufenam 18.Juni 2016.
6 Vgl. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=662221777248864&set=pb.100003831429359.–2207520000.1466332702.&type=3&size=960%2C807, abgerufen 18.Juni 2016.
7 Vgl. https://www.facebook.com/romano.gosda/music, eingesehen am 18.Juni 2016.
8 Vgl. u.a. Antifaschistisches Infoblatt: „Der III. Weg“. Ein Produkt der Krise des „Nationalen Widerstandes“?, https://www.antifainfoblatt.de/artikel/%E2%80%9Eder-iii-weg%E2%80%9C, abgerufen am 13. Juni 2016.
9 Vgl. Antifaschistische Recherchegruppe Frankfurt (Oder): 1. Mai in Plauen: „III. Weg“-Aufmarsch mit Frankfurter Beteiligung, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2016/05/12/1‑mai-in-plauen-iii-weg-aufmarsch-mit-beteiligung-frankfurter-beteiligung/.
10 Gosda teilt einen diesbezüglichen Artikel der Recherchegruppe Frankfurt (Oder), Vgl. https://www.facebook.com/romano.gosda, Beitrag vom 13.03.2016, eingesehen am 18.Juni 2016.
11 Vgl. Antifaschistische Recherchegruppe Frankfurt (Oder): Alte Feindschaften, neue Allianzen und schärfere Töne – Zu den aktuellsten Entwicklungen der rassistischen Mobilisierung in Frankfurt (Oder), https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2016/03/04/1271/.
12 Vgl. Der Oderlandspiegel: Kundgebung gegen Fremdenhass und rassistische Gewalt, http://www.der-oderlandspiegel.de/index.php?id=25&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6091&cHash=89fd53f340, abgerufen am 13. Juni 2016.
14 Mehrere Frankfurter Nazis (u.a. Peer Koss, Franziska Koss, Dennis Kunert, Remo Kuschel, Dennis Kunert, Romano Gosda, Thomas Hecke) haben als Banner ihrer Facebookseiten den Schriftzug „Kameradschaft Frankfurt (Oder)“ im Blood&Honour-Style, Vgl. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=743205132488413&set=a.208969249245340.52104.100003967987669&type=3&theater.
15 Vgl. Vgl. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1727400414174672&set=o.75305245812, abgerufen am 22.Mai 2016.