Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Demonstration gegen Abschiebeabkommen in Frankfurt (Oder)

INFORIOT Am ver­gan­genen Sam­stag fand in Frank­furt (Oder) eine Demon­stra­tion gegen das geplante Abschiebe­abkom­men zwis­chen Deutsch­land und Afghanistan statt. Die Demon­stra­tion wurde organ­isiert von Teilen der afghanis­chen Com­mu­ni­ty. Etwa 100 Men­schen, Geflüchtete sowie deren Unterstützer_innen, beteiligten sich an der Ver­samm­lung, die im Rah­men eines bun­desweit­en Aktion­stags stat­tfand. Am Rande provozierten Neon­azis die Teilnehmenden.
Die Demon­stra­tion startete auf dem Bahn­hofsvor­platz und zog von dort in Rich­tung Innen­stadt bis zum Rathaus. Zu Demon­stra­tions­be­ginn ver­sam­melten sich über 100 Men­schen, größ­ten­teils Geflüchtete aus Afghanistan sowie deren Ange­hörige und Unterstützer_innen. Unter dem Mot­to „Wir sind immer noch nicht sich­er in Afghanistan“ protestierten die Teilnehmer_innen gegen ein geplantes Abkom­men zwis­chen deutsch­er und afghanis­ch­er Regierung, die die Abschiebung in ver­meintlich “sichere Gebi­ete” des seit Jahrzehn­ten von Krieg betrof­fe­nen Lan­des in Zen­tralasien regeln sollte. Auf selb­st­gestal­teten Schildern und Trans­par­enten forderten sie einen Abschiebestopp. Bei ein­er Zwis­chenkundge­bung am Oder­turm wiesen sie die Frank­furter Bevölkerung in deutschen und englis­chen Rede­beiträ­gen darauf hin, welche Fol­gen den von Abschiebung bedro­hen­den Geflüchteten in ihrem Herkun­ft­s­land sie erwarten.

Bun­desweit­er Aktion­stag mit mehreren tausend Teilnehmer_innen

Viele aus Afghanistan geflüchteten Asyl­suchen­den flo­hen nicht nur vor Armut, son­dern vor allem vor der Gewalt und Unter­drück­ung durch die Tal­iban und ander­er islamistis­ch­er Grup­pen, die trotz der mil­itärischen Inter­ven­tion des NATO-Bünd­nis­es vor 15 Jahren, an denen auch Deutsch­land beteiligt war, weit­er­hin starken Ein­fluss haben. Gebi­ete, wie etwa der Nor­den des Lan­des, die von der Bun­deswehr ver­lassen wur­den weil sie als ange­blich sich­er gal­ten, ste­hen teil­weise wieder unter der Kon­trolle der Tal­iban. Genau in diese Gebi­ete will Deutsch­land Geflüchtete abschieben. Ins­ge­samt sind von dem geplanten Abschiebe­abkom­men bis zu 40.000 Asyl­suchende in Deutsch­land betroffen.
Angemeldet wurde die Demon­stra­tion von der „Afghan Youth Asso­ci­a­tion“. Sie fol­gte damit dem Aufruf bun­desweit gegen diese Abschieberegelung auf die Strassen zu gehen. In ganz Deutsch­land demon­stri­erten mehrere tausend Menschen.


Neon­azis ver­sucht­en Demon­stra­tion anzugreifen

Wie bere­its in der Ver­gan­gen­heit ver­sucht­en Neon­azis die anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion zu provozieren. Etwa sechs Neon­azis, darunter regelmäßige Teilnehmer_innen der neon­azis­tis­chen Aufmärsche von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, ver­sam­melten sich in unmit­tel­bar­er Nähe. Bere­its im Bahn­hof­s­ge­bäude ver­fol­gte die selbe Gruppe zwei Antifaschist_innen. Die Polizei ver­wies sie zunächst des Platzes und hielt die Neon­azis unter Beobach­tung. Als sich die Demon­stra­tion in Bewe­gung set­zte, ver­sucht­en die Rassist_innen der Demon­stra­tion zu fol­gen. Doch als diese von der Polizei dran gehin­dert wur­den, mis­sachtete ein­er der Neon­azis die Anweisung und ver­suchte Teilnehmer_innen direkt anzu­greifen. Der Angriff kon­nte ver­hin­dert wer­den. Zudem wurde aus der verbliebe­nen Gruppe her­aus eine Bier­flasche in Rich­tung der Demon­stra­tion gewor­fen. Der Angreifer sowie der Flaschen­wer­fer wur­den von der Polizei anschließend festgenom­men. Möglicher­weise erwartet bei­de nun eine Strafverfahren.

Kategorien
Antifaschismus Sonstiges

NachtTanzDemo am 08.10.16 in Cottbus — “Nachtaktiv gegen Rassismus”

Gemein­sam haben wir es geschafft, dass der Nazi­auf­marsch am 15. Feb­ru­ar 2016 zu ein­er Mini-Kundge­bung geschrumpft ist. Nur 40 NPDler*innen haben sich ver­sam­melt. Demge­genüber standen hun­derte Gegendemonstrant*innen. Aber trotz­dem gibt es für uns keinen Grund die Füße still zu hal­ten. Rechte Bewe­gun­gen, wie Pegi­da und die AfD, haben in den let­zten Jahren viel Zulauf bekom­men. Ihr aus­gren­zen­des und eng­stirniges Gedankengut ist wieder gesellschafts­fähig gewor­den. Deshalb wollen wir zusam­men mit allen, die sich diesen men­schen­feindlichen Bewe­gun­gen nicht anschließen „NACHTAKTIV GEGEN RASSISMUS!“ wer­den. Für ein gren­zen­los­es Leben ohne Ras­sis­mus machen wir die Straßen der Stadt zu einem leuch­t­en­den Dancefloor.
In Cot­tbus und Umge­bung sind im ver­gan­gen Jahr zahlre­iche Men­schen Opfer ras­sis­tisch motiviert­er Beschimp­fun­gen und Über­griffe gewor­den. So haben sich, laut Opfer­per­spek­tive e.V., in Cot­tbus die Zahlen seit 2012 vervier­facht. Neben aus­ländis­chen Studieren­den an der BTU sind beson­ders in Cot­tbus lebende Geflüchtete Ziel dieser Gewalt. Dies geschieht nicht
nur durch rechte Grup­pierun­gen, son­dern auch durch die Rassist*innen aus der “Mitte der Gesellschaft”. Statt Human­is­mus und Men­schen­würde zu vertei­di­gen gewin­nt die Poli­tik der Aus­gren­zung und Abschot­tung an Stärke. Statt Mauern einzureißen wer­den neue errichtet. Wir sol­i­darisieren uns deswe­gen mit Geflüchteten und allen anderen Men­schen, die von Ras­sis­mus betrof­fen sind.
Wir sagen NEIN zu Abschiebung, Iso­la­tion und Kon­trolle. Wir wollen keine Gren­zen – nicht in den Köpfen und auch son­st nir­gend­wo. Wir wollen die Men­schen zusam­men brin­gen, die keinen Bock auf Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung haben. Also, schnappt euch eure Tanzschuhe und lasst uns eine bunte, fröh­liche Demo bilden, die die Straßen von Cot­tbus mit Musik und Wärme füllt! Die tanzende Demon­stra­tion geht kreuz und quer durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Der Zug wird von einem Musik-Truck mit DJ ?s
und Per­for­mances sowie von spon­ta­nen Aktio­nen begleit­et. Eigene Ideen sind aus­drück­lich erwünscht!
Weit­ere Infos find­et ihr hier:
www.cottbus-nazifrei.info & www.facebook.com/cottbus.stellt.sich.quer
#ntdcb2016
Schaut hin! Hört zu! Seid laut! Tanzt!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder: 300 Menschen protestierten gegen einen Aufmarsch des Dritten Wegs

Infori­ot – In Frank­furt (Oder) wollte die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ durch die Oder­stadt marschieren um erneut gegen Geflüchtete zu demon­stri­eren. Als deutsch-pol­nis­ch­er Aufzug angekündigt, soll­ten sich wie zum let­zten Neon­azi­auf­marsch am 20. Feb­ru­ar diesen Jahres, wieder pol­nis­che Nationalist_innen an der Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Gemein­sam sind wir stark“ beteili­gen. Das antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und örtliche Antifaschist_innen set­zen sich denen in den Weg.
Antifaschis­tis­che Street­pa­rade und bürg­er­liche Protestkundgebung

Die Antifaschist_nnen forderten: Kein Hufbreit den Rassist_innen.
Die Antifaschist_nnen forderten: Kein Huf­bre­it den Rassist_innen.

Schon bevor der Neon­azi­auf­marsch ab 15 Uhr an der Stadt­brücke begin­nen sollte, ver­sam­melten sich Antifaschist_innen in der Nähe des Haupt­bahn­hofs, um mit ein­er Street­pa­rade in Rich­tung Gren­ze gegen Ras­sis­mus zu demon­stri­eren. Kurz nach 13 Uhr starteten etwa 150 zumeist junge Men­schen eine bunte und laute Demon­stra­tion quer durch das Stadtzen­trum. Unter­malt von wum­mern­den Bässen zeigten sie deut­lich, dass in Frank­furt und ander­swo kein Platz für Neon­azis und Ras­sis­mus, egal auf welch­er Seite der Oder, ist. In den Reden wurde deut­lich gemacht, dass nicht nur die Neon­azis eine Bedro­hung darstellen, son­dern auch die Stadt und der Staat an den ras­sis­tis­chen Zustän­den eine Mitver­ant­wor­tung tra­gen. In der Slu­bicer Strasse wurde die antifaschis­tis­che Street­pa­rade bere­its von der Kun­dege­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ erwartet, an denen sich eben­falls 150 Men­schen beteiligten. Auf der Kundge­bung sprachen u.a. der Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke, sowie der Präsi­dent der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na, Prof. Dr. Alexan­der Wöll. Sie sprachen sich gegen Ras­sis­mus und für ein weltof­fenes Frank­furt aus.
Gren­züber­grefende Mobil­isierung gefloppt — Wenig Unter­stützung aus Polen
Nur ca. 100m weit­er, direkt an der Stadt­brücke, ver­sam­melten sich der­weil etwa 100 Neon­azis. Zwis­chen Schwarz-Weiß-Roten, Schwarz-Rot-Gel­ben- und Fan­tasie-Fah­nen ver­sam­melten sich eine Coleur aus unter­schiedlichen Strö­mungen von Rassist_innen, die seit mehr als einem Jahr auf jed­er asyl-feindlichen Demon­stra­tion in Deutsch­land zu find­en sind. Neben den Anhängern von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, beteiligte sich die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ und dies­mal auch die Iden­titäre Bewe­gung an dem Auf­marsch. Aus Berlin waren Rassist_innen von Bärgi­da angereist, u.a. der NPDler Stephan Böh­lke, und sog­ar aus dem säch­sis­chen Chem­nitz sind soge­nan­nte „Freie Patri­oten“ dem Aufruf nach Frank­furt gefol­gt. Aus Polen kamen indes nur eine über­schaubare Gruppe. Etwa fünf Nationalist_innen unter­stützten den gemein­samen Ras­sis­mus. Darunter auch Syl­wia Janu­cik, die Anmelderin der flüchtlings­feindlichen Demon­stra­tion am 7. Mai in der Frank­furter Nach­barstadt Slubice.

Einziger Red­ner am Auf­tak­tort war Pas­cal Stolle vom „Der III. Weg“, die im Habi­tus sein­er Partei vor ein­er Inva­sion von Geflüchteten warnte und zum Kampf und Wider­stand dage­gen aufrief. Mit sein­er War­nung vor der zunehmenden Ein­brüchen in Frank­furt (Oder) und krim­inellen Ban­den aus Osteu­ropa stieß er bei den weni­gen pol­nis­chen Teilnehmer_innen nicht auf offene Ohren.
Het­ze in Dauerschleife
Ob sie wirklich so willkommen waren? Polnische TeilnehmerInnen des Neonaziaufmarschs.
Ob sie wirk­lich so willkom­men waren? Pol­nis­che Teil­nehmerIn­nen des Neonaziaufmarschs.

Generell fiel auf, dass „Der III. Weg“ ein­mal mehr die Durch­führung eines Auf­marsches in Frank­furt (Oder) organ­isierte. Die Anmelderin war dies­mal nicht Peer Koss, Kopf von „Frank­furt (Oder) wehrt sich“, son­dern Ani­ka Wet­zel vom „Der III. Weg“. Auch die einzi­gen Red­ner waren von der Partei. Als die Demon­stra­tion sich auf­stellte bilde­ten die Anhänger des „Der III. Weg“ den ersten Block und dominierten somit die Außen­darstel­lung des Aufzugs. Mit etwas Verzögerung auf­grund von Block­ade­v­er­suchen, zogen die Neon­azis über die Rosa-Lux­em­burg-Straße und Franz-Mehring-Straße ohne Zwis­chenkundge­bun­gen und weit­eren Rede­beiträ­gen zum Haupt­bahn­hof. Dabei brüllte Pas­cal Stolle die immer gle­ichen Parolen und forderte neben krim­inellen Aus­län­dern, auch Poli­tik­er aus Deutsch­land raus. In unmit­tel­bar­er Nähe des Bahn­hofs hiel­ten Stolle und ein weit­er­er Red­ner des „Der III. Weg“ die Abschlussre­den, bevor die Demon­stra­tion aufgelöst wurde.
Zu Zwis­chen­fällen kam es kaum. Die Polizei war, wie bei den ver­gan­genen Aufmärschen, auf die Sit­u­a­tion vor­bere­it­et und kon­nte bei­de Lager weiträu­mig tren­nen. Kleinere Block­ade­v­er­suche wur­den dabei jedoch auch gewalt­sam unterbunden.
Bilder: hier und hier.
Kategorien
(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Brandbrief zur Situation der Flüchtlinge in Vetschau/ Landkreis Oberspreewald-Lausitz

An den Lan­drat des Land­kreis Ober­spree­wald-Lausitz Sie­gurd Heinze,
an die Ver­ant­wortlichen in der Kreisverwaltung,
an die poli­tisch Ver­ant­wortlichen im Land­kreis und im Land Brandenburg,
an die all­ge­meine Öffentlichkeit,
im Rah­men unser­er auf­suchen­den Beratungstätigkeit für Betrof­fene rechter
Gewalt im Land Bran­den­burg sind wir in die Flüchtlingsno­tun­terkun­ft nach
Vetschau gerufen wor­den. Lei­der berichteten uns Flüchtlinge vor Ort von
min­destens vier rechtsmo­tivierten Angrif­f­en in Vetschau seit April 2016
und von häu­fi­gen ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen und Anfein­dun­gen im Ort –
angesichts der derzeit­i­gen Sit­u­a­tion in Bran­den­burg nichts
außergewöhn­lich­es. Von den vier Angrif­f­en, die uns berichtet wur­den, ist
ein Fall polizeilich angezeigt. Wir gehen von ein­er höheren Dunkelziffer
aus, da wir vor Ort nur mit einem Teil der Flüchtlinge sprechen konnten.
Betrof­fene ras­sis­tisch motiviert­er Gewalt, ins­beson­dere Asylsuchende,
bedür­fen eines beson­deren Schutzes. Für die Dauer des Asylverfahrens
sind Asyl­suchende zu einem großen Teil von staatlichen Stellen abhängig,
um für ihre Grundbedürfnisse zu sor­gen (Essen, Unterkun­ft, medizinische
Ver­sorgung etc.).
Einige Flüchtlinge aus der Notun­terkun­ft in Vetschau berichteten uns von
völ­lig unzu­mut­baren Zustän­den vor Ort (siehe die Erk­lärung einiger
Flüchtlinge aus Vetschau vom 23.08.2016). Dies betraf zum Einen die
des­o­lat­en Zustände in der Unterkun­ft, hier ins­beson­dere die dauerhafte
san­itäre Ver­sorgung mit impro­visierten Camp­ing­toi­let­ten (sog.
„Dixi-Klos“) und die nur zeitweise geöffneten Duschwa­gen mit
unzure­ichen­der Warmwasserver­sorgung. Selb­st für die Kranken­sta­tion steht
nur ein „Dixi-Klo“ zur Ver­fü­gung. Zudem wird die Essensver­sorgung von
den Flüchtlin­gen als extrem unzure­ichend beschrieben. Die Essensausgabe
find­et in einem Zelt statt. Die ehe­ma­li­gen Gara­gen, die nun als
Unterkün­fte für Men­schen dienen, haben keine einge­baut­en Heizun­gen. Im
Win­ter wurde pro Gara­gen­raum ein Radi­a­tor aus­gegeben, was nicht
aus­re­ichend war. Einige Flüchtlinge wur­den auf­grund der Kälte krank.
Außer­dem berichteten uns einige Flüchtlinge von fehlen­dem Zugang zu
drin­gend notwendi­ger medi­zinis­ch­er Ver­sorgung, auch bei akuten
psy­chis­chen Erkrankun­gen und akuten Schmerzen. Min­destens zwei
Flüchtlinge leben bere­its seit acht Monat­en in Vetschau. Von einer
kurzfristi­gen Unterkun­ft zur Über­brück­ung kann daher hier keine Rede
sein. Durch einen Rundgang in der Notun­terkun­ft und durch
Inau­gen­schein­nahme des Mit­tagessens kon­nten wir uns von den Zuständen
selb­st ein Bild machen. Wir hal­ten die Aus­sagen der Flüchtlinge in der
Erk­lärung daher für glaub­würdig und fordern:
1. Einen würdi­gen Rah­men zu schaf­fen, in dem die Flüchtlinge aus
Vetschau, die die Erk­lärung ver­fasst haben, ihre Forderun­gen an die
poli­tis­chen Ver­ant­wortlichen kom­mu­nizieren und in dem die Forderungen
der Flüchtlinge gehört und ggf. umge­set­zt wer­den können.
2. Eine vom Land­kreis unab­hängige Über­prü­fung der Zustände in der
Flüchtlingsno­tun­terkun­ft in Vetschau, ins­beson­dere unter dem Fokus, ob
die durch den Land­kreis an den Betreiber der Unterkun­ft bezahlten und
ver­traglich zugesicherten Leis­tun­gen seit Inbe­trieb­nahme erbracht
wur­den, ggf. Rück­forderun­gen und Behe­bung von akuten Missständen.
3. Eine öffentliche Sol­i­darisierung mit den Betrof­fe­nen rassistischer
Gewalt in Vetschau
Opfer­per­spek­tive e.V. — Beratung für Betrof­fene rechter Gewalt, Potsdam
den 25.08.2016

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Vielfältiger Protest am 03.09. in Frankfurt (Oder)

Täglich hören wir in den Nachricht­en von den Schreck­ens­meldun­gen aus Syrien oder von ertrunk­e­nen Geflüchteten im Mit­telmeer. Die europäis­che Union reagiert mit Abschot­tung und statt mit Mit­ge­fühl antworten viele Men­schen mit Nation­al­is­mus und ras­sisitsch­er Het­ze. So auch in Frank­furt (Oder) am 3. Sep­tem­ber. Dazu erk­lärt Jan Augusty­ni­ak, Sprech­er des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“:
„Europa wird immer mehr zu ein­er Fes­tung. Viele Geflüchtete stran­den an den Gren­zen der Europäis­chen Union, ob in der Türkei, Maze­donien oder an ihrer Periph­erie, wie z.B. in Griechen­land. Dort leben sie oft unter widrig­sten und men­sche­nun­würdi­gen Bedingungen“.
In Deutsch­land und in Polen, wie auch im Rest Europas, wird den Geflüchteten von vie­len Men­schen Hass ent­ge­genge­bracht. Ob auf den Straßen oder in den sozialen Net­zw­erken – Het­ze gegen Geflüchtete ist längst salon­fähig gewor­den. Das vere­int die Nationalist*innen dies- und jen­seits der Oder. Der Hass auf Geflüchtete vere­int überdies die europäis­che extreme Rechte und lässt alte Feind­schaften verblassen.
„Diese neuen Allianzen lassen den Traum nach einem „Europa der Vater­län­der“ neu auf­blühen. Daher ist die Zusam­me­nar­beit der pol­nis­chen Ultranationalist*innen und deutschen Rassist*innen als ein Alarm­sig­nal zu sehen. Obwohl die rechte Gruppe aus S?ubice – „Nar­o­dowe S?ubice“ – bis jet­zt noch nicht für den Auf­marsch von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ wirbt, beobacht­en wir diese Entwick­lung mit großer Sorge. Doch dem europaweit­en Recht­sruck stellen wir eine offene Gesellschaft ent­ge­gen, die nicht wegschaut. Wenn Rassist*innen und Ultranationalist*innen durch die Straßen marschieren wollen, ist es immer wieder aufs Neue notwendig, dass wir ras­sis­tis­ch­er Mobil­machung mit antifaschis­tis­chen Protesten beant­worten“ so Augusty­ni­ak weiter.
So wird es am 3. Sep­tem­ber neben der um 14:00 Uhr star­tenden Kundge­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“, ab 13:00 Uhr auch eine antifaschis­tis­che Street­pa­rade geben. Diese wird vom Frank­furter Bahn­hof starten und mit Musik und ver­schieden­sten Rede­beiträ­gen durch die Oder­stadt ziehen.
„Wir sol­i­darisieren uns mit allen antifaschis­tis­chen Aktions­for­men an diesem Tag und freuen uns über die Street­pa­rade.“ so Jan Augusty­ni­ak, und ruft zur aktiv­en Teil­nahme an bei­den Ver­anstal­tun­gen auf.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Romano Gosda – Verstrickungen eines jungen Neonazis

Seit ger­aumer Zeit organ­isiert sich im Zuge der ras­sis­tis­chen Mobil­isierun­gen in Frank­furt (Oder) eine Gruppe junger Faschist*innen. Ihr offen­er nation­al­sozial­is­tis­ch­er Habi­tus drückt sich sowohl auf ihren Face­book­seit­en als auch im öffentlichen Raum aus.
Die etwa 10-köp­fige Per­so­n­enkreis fiel in der Ver­gan­gen­heit mehrmals durch Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen gegenüber von ihnen als nicht-Deutsch und links ein­ge­ord­neten Per­so­n­en, beson­ders im Stadtzen­trum, auf. Beliebter Tre­ff­punkt war bis vor kurzem der Platz vor dem Kau­fland im Stadtzen­trum. Nach einem Alko­holver­bot für diesen Ort wichen sie auf andere Orte in der Stadt aus.Von einem dieser Orte, direkt gegenüber des alten The­aters, ging auch der ras­sis­tis­che Angriff vom 23. Mai diesen Jahres aus, als mehrere Rassist*innen Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund jagten und angrif­f­en.[1]
Ein­er der Auf­fäl­lig­sten der jun­gen Faschist*innen ist der 18-jährige Romano Gos­da, welch­er derzeit eine Aus­bil­dung in Frank­furt (Oder) absolviert.
Gos­da ist Teil des Per­so­n­enkreis­es junger Neon­azis die sich seit über einem Jahr ver­mehrt bei Ver­anstal­tun­gen der flüchtlings­feindlichen Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ beteili­gen. Er war bere­its bei dem ersten Auf­marsch am 17.01.2015 beteiligt.[2] Ins­beson­dere bei den let­zten Neon­azi-Demon­stra­tion in der Oder­stadt über­nahm er Ordner*innenfunktion[3] und stand mit in der ersten Reihe.

Kategorien
Antifaschismus

Grenzenlose Solidarität statt grenzüberschreitender Rassismus!

Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft zu ein­er Kundge­bung am Sam­stag, dem 3. Sep­tem­ber 2016, 14.00 Uhr, am Gren­züber­gang Slu­bicer Straße auf. Alle Akteur*innen aus Stadt und Zivilge­sellschaft sind dazu ein­ge­laden, sich gemein­sam, laut­stark und vielfältig gegen Ras­sis­mus zu posi­tion­ieren. Anlass ist eine zeit­gle­ich angekündigte gren­züber­schre­i­t­ende Demon­stra­tion der neon­azis­tis­chen Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“, auf der deutsche und pol­nis­che Rassist*innen erst­mals gemein­sam für eine Gren­zschließung und gegen Geflüchtete marschieren wollen. Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ste­ht aktiv für die Errun­gen­schaft offen­er Gren­zen ein und sol­i­darisiert sich mit Geflüchteten und anderen Betrof­fe­nen von ras­sis­tis­ch­er und men­schen­ver­ach­t­en­der Het­ze und Gewalt – egal ob in Deutsch­land, Polen oder ander­swo auf der Welt.
Für eine weltof­fene und anti­ras­sis­tis­che Kultur!
Die Rassist*innen propagieren nation­al­is­tis­che Abschot­tung und Eng­stirnigkeit als Antwort auf die Krisen in Europa und der Welt und begrün­den damit ihre men­schen­ver­ach­t­ende Stim­mungs­mache gegen Geflüchtete und alle anderen, die ihren beschränk­ten Nation­al­is­mus nicht teilen. Zusam­men mit Akteur*innen aus Slu­bice lädt das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ dazu ein, diesen plumpen Nation­al­is­mus mit ein­er offe­nen und sol­i­darischen, vielfälti­gen und anti­ras­sis­tis­chen Gegenkul­tur zu beant­worten. Zeigen wir den Neon­azis und Rassist*innen, wie wir uns das Zusam­men­leben in ein­er gren­züber­schre­i­t­en­den, europäis­chen Dop­pel­stadt vorstellen. Set­zen wir ihren men­schen­ver­ach­t­en­den Forderun­gen human­is­tis­che und demokratis­che Werte ent­ge­gen – eine Gesellschaft, in der alle Men­schen friedlich und sich­er leben kön­nen, ohne Angst vor sozialer Kälte, Hass und Gewalt haben zu müssen.
Gemein­sam gegen Ras­sis­mus und Neonazismus
Wir fordern alle Demokrat*innen auf, sich kreativ, zahlre­ich und entschlossen am Protest gegen die Ver­anstal­tung der Rassist*innen und Neon­azis zu beteili­gen. Sollte die Notwendigkeit beste­hen, einen recht­en Auf­marsch zu ver­hin­dern, sind friedliche Massen­block­aden das Mit­tel unser­er Wahl. Andere Aktions­for­men sind bei uns eben­falls willkom­men; wir sind sol­i­darisch mit allen, die unser Ziel teilen, sich den ras­sis­tis­chen Aktio­nen entgegenzustellen.
Keinen Fußbre­it dem Ras­sis­mus! Frank­furt (Oder) und Slu­bice bleiben kein Ort für Nazis!

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Zukunftsdialog” in Frankfurt (Oder): Wer über den NSU nicht reden will, sollte zur Zukunft schweigen

Frank­furt (Oder) — Am Sam­stag find­et in Frank­furt (Oder) der “Zukun­fts­di­a­log” statt. Dieses Ver­anstal­tungs­for­mat macht in ver­schiede­nen Bran­den­burg­er Städten und Gemein­den Sta­tion und soll den Dia­log zwis­chen lan­despoli­tis­chen Expert_innen, Bürger_innen und Multiplikator_innen zu den The­men Flüchtlinge, Inte­gra­tion und rechter Gewalt stärken.
Ein­ge­laden ist unter anderem stets — und so auch am Sam­stag in Frank­furt — der Bran­den­bur­gis­che Ver­fas­sungss­chutz (VS). Er sprich, in Gestalt des Ref­er­enten Sebas­t­ian Haase, als Experte zum The­ma “Recht­sex­trem­is­mus in Bran­den­burg / Frank­furt (Oder)”.
Schaut man sich die Exper­tise des Ver­fas­sungss­chutzes an, fall­en allerd­ings mehrere Aspek­te auf, die an der Kom­pe­tenz des staatlichen Geheim­di­en­stes zweifeln lässt:
— Der VS ver­fol­gt einen extrem­is­mus­the­o­retis­chen Ansatz bei sein­er Analyse gesellschafts­ge­fährden­der Aktiv­itäten. Das bedeutet, dass für ihn eine demokratis­che “Mitte” der Gesellschaft existiert, an dessen linken und recht­en (und islamistis­chen) Rän­dern sich die demokratiefeindlichen “Extreme” befind­en sollen. Diese Rän­der wer­den beobachtet, und Infor­ma­tio­nen ggf. an Strafver­fol­gungs­be­hör­den weit­ergeleit­et. Das Prob­lem ist nur: Was macht der VS eigentlich mit den ganzen Rassist_innen, die seit einiger Zeit wie Pilze aus dem Boden der frei­heitlich-demokratis­chen Grun­dord­nung schießen? Die “Mitte” radikalisiert sich mehr und mehr hin­sichtlich men­schen­ver­ach­t­en­der Ein­stel­lun­gen, während der VS verzweifelt ver­sucht, sie als Vorzeigedemokrat_innen zu charak­ter­isieren. Der­weilen wer­den linke Akteure weit­er­hin dif­famiert, weil sie als Bedro­hung für die Gesellschaft gelten.
— Die jährlichen Pub­lika­tio­nen des VS sind in der Regel Zusam­men­stel­lun­gen bere­its veröf­fentlichter Analy­sen zum The­ma “Recht­sex­trem­is­mus”. Der VS greift also auf Schriften zurück, die von lokalen Akteuren, oft in ehre­namtlich­er Arbeit, erstellt wur­den. Soweit, so ein­fach gemacht. Quellen wer­den meist nicht angegeben. Es stellt sich die Frage, worin denn dann die Exper­tise des VS im Bere­ich “Recht­sex­trem­is­mus” beste­ht, wenn er sowieso über­wiegend auf bere­its vorhan­denes Mate­r­i­al zurück­greift. (Anscheinend gibt es ger­ade sehr viel abzuschreiben, denn für 2015 ist immer noch kein VS-Bericht erschienen.)
— Der Bran­den­burg­er VS ste­ht momen­tan in mas­siv­er Kri­tik auf­grund sein­er zweifel­haften Rolle im Umgang mit der Neon­azi-Organ­i­sa­tion Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grund (NSU). Im momen­tan in München stat­tfind­en­den Gerichtsver­fahren äußern Nebenkläger_innen die Ver­mu­tung, dass es eine Mitver­ant­wor­tung des bran­den­bur­gis­chen VS für die Nichter­grei­fung der drei Haupttäter_innen des NSU gibt.
Das klingt nicht beson­ders kom­pe­tent, geschweige denn vertrauenserweckend.
Obwohl Men­schen­würde und Gle­ich­berech­ti­gung zen­trale Werte der Ver­fas­sung sind, hat der Ver­fas­sungss­chutz immer wieder gezeigt, dass er in Angrif­f­en auf diese Werte zunächst keine Angriffe auf die Demokratie erblickt. So kann man als AfD-Mit­glied mit der Idee vom Schuss­waf­fenge­brauch an der Gren­ze gegen Flüchtlinge auf Stim­men­fang gehen oder bei PEGIDA Flüchtlinge mit her­ab­würdi­gen­der Rhetorik ent­men­schlichen – die Ver­fas­sungss­chutzämter inter­essieren sich erst dann für Ras­sis­mus, sobald sie den Ver­dacht auf ein zusät­zlich­es, ominös­es „extrem­istis­ches“ (d.h. die sog. frei­heitlich-demokratis­che Grun­dord­nung im Ganzen über­winden wol­len­des) Ele­ment haben. In der Gesellschaft grassierende men­schen­ver­ach­t­ende Ungle­ich­heit­side­olo­gien und die daraus resul­tieren­den sehr realen Gefahren für Leib und Leben ganz beson­ders der Flüchtlinge wer­den auf diese Weise sys­tem­a­tisch verharmlost.
Utopia e.V.
Frank­furt (Oder), den 09.06.2016

Kategorien
Antifaschismus Klima & Umwelt

Rechte Gewalteskalation während der „Ende Gelände“-Proteste durch die Landespolitik totgeschwiegen

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive bemän­gelt vor der anste­hen­den Land­tags­de­bat­te zu den Geschehnis­sen rund um die Proteste gegen
Vat­ten­fall am Pfin­gst­woch­enende, dass mas­sive rechte Angriffe bish­er völ­lig aus­ge­blendet wer­den. Die Beratungsstelle für Betrof­fene rechter Gewalt befürchtet, dass ein solch­es Vorge­hen dazu führt, die bere­its etablierte rechte Szene in der Region Spree-Neiße weit­er in ihrer Mil­i­tanz zu bestärken. Daher fordert die Opfer­per­spek­tive die im Land­tag vertrete­nen Frak­tio­nen dazu auf, die bish­er fehlende Auseinan­der­set­zung mit recht­en Gewalt­tat­en, die sich gegen Klimacampteilnehmer_innen
richteten, zu führen.
Dazu erk­lärt Josch­ka Fröschn­er, Mitar­beit­er der Opfer­per­spek­tive: „Trotz der aktuellen Welle rechter Gewalt­tat­en wird zu kör­per­lichen Angrif­f­en durch Neon­azis während der „Ende Gelände“-Proteste geschwiegen. Stattdessen ist auss­chließlich von linken Krawall­mach­ern die Rede. Dies lässt daran zweifeln, dass das Aus­maß des Prob­lems rechter Gewalt von allen Politiker_innen erkan­nt wird. Ger­ade deshalb darf eine klare Posi­tion­ierung gegen rechte Gewalt auch während der Land­tags­de­bat­te am kom­menden Fre­itag nicht fehlen.“
Die Opfer­per­spek­tive e.V. hat Ken­nt­nis von ein­er Vielzahl rechter Angriffe, die sich rund um die Protes­tak­tio­nen in der Lausitz ereigneten. Dazu kom­men weit­ere Über­griffe, bei denen ein rechter Tathin­ter­grund anzunehmen ist. Noch bis heute melden sich Betrof­fene und Zeug_innen solch­er Vorkomm­nisse bei der Beratungsstelle. Über das gesamte Woch­enende hin­weg waren Men­schen, die sich an den Anti-Kohle-Protesten beteiligten, Über­grif­f­en aus­ge­set­zt. Teil­weise han­delte es sich dabei um geplante, über­fall­sar­tige Aktio­nen. In anderen Fällen bildete sich in größeren Men­schen­men­gen eine brisante Mis­chung aus recht­en Gewalt­tätern und „Pro-Kohle“-Demonstrierenden, aus der her­aus Angriffe verübt wur­den. Zu mehreren Zeit­punk­ten ver­sucht­en Grup­pen von etwa 50 Angreifern, die über­wiegend der lokalen Neon­azi- und Hooli­gan­szene zuge­ord­net wer­den kön­nen, Protestteilnehmer_innen unter Zuhil­fe­nahme von Waf­fen und Sprengkör­pern anzugreifen.
So wurde eine Mah­nwache von „Ende Gelände“ im Sprem­berg­er Ort­steil Tscherpe durch mehrere Ver­mummte mit Base­ballschlägern ange­grif­f­en. Wieder­holt ver­sucht­en Unbekan­nte, Teil­nehmende der Proteste mit Autos von der Straße abzu­drän­gen, darunter auch einen Jour­nal­is­ten der „Taz“. Auch auf dem Lausitz-Camp selb­st wurde min­destens eine Per­son durch mask­ierte Angreifer niedergeschla­gen und am Boden liegend getreten. Ver­schär­fend kam hinzu, dass sich einge­set­zte Polizeibeamt_innen in
mehreren Fällen weigerten, Anzeigen durch Betrof­fene aufzunehmen oder diese zu schützen. Die Ereignisse vom Pfin­gst­woch­enende gilt es vor­be­halt­los aufzuk­lären. Dabei muss der Frage nachge­gan­gen wer­den, inwieweit es recht­en Struk­turen gelun­gen ist, die „Pro-Kohle“-Demonstrationen für sich zu nutzen.
Josch­ka Fröschn­er: „Wenn solche Angriffe für die Lan­despoli­tik keine Rolle mehr spie­len, dann führt eben dies zu ein­er Nor­mal­isierung rechter Über­griffe. Hier wird die Gele­gen­heit ver­passt, die längst über­fäl­lige Debat­te zur Prob­lematik neon­azis­tis­ch­er Gewalt im Land­kreis Spree-Neiße zu führen. Stattdessen bietet die Darstel­lung einiger Poli­tik­er, die
Kli­ma-Aktivist_in­nen seien Nest­beschmutzer, erhe­bliche Anknüp­fungspunk­te an rechte Argumentationsmuster.“
Der Land­kreis Spree-Neiße führt seit län­gerem die Sta­tis­tik der Opfer­per­spek­tive zu recht­en Gewalt­tat­en an. Im Jahr 2015 verze­ich­nete der Vere­in hier 29, und für die kre­is­freie Cot­tbus 28 Über­griffe. Dieser Trend set­zt sich auch in diesem Jahr naht­los fort. Exk­lu­sive der Vor­fälle vom Pfin­gst­woch­enende zählt der Vere­in für das Jahr 2016 vor­läu­fig bere­its 32 rechte Angriffe in Spree-Neiße und Cot­tbus. Die Gegend ver­fügt seit Jahren über eine gefes­tigte, gut organ­isierte und durch hohe Gewalt­bere­itschaft gekennze­ich­nete rechte Szene. Insofern kam die Gewal­teskala­tion vom Pfin­gst­woch­enende für die Beratungsstelle nicht überraschend.
Eine Über­sicht der recht­en Angriffe auf die “Ende Gelände”-Proteste find­et sich, soweit die Vor­fälle öffentlich sind oder die Betrof­fe­nen ein­er Veröf­fentlichung zuges­timmt haben, auf unser­er Inter­net­seite in der Chronologie:
http://www.opferperspektive.de/category/rechte-angriffe/chronologie-rechter-angriffe

Kategorien
Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

7. Mai: Zwischen Berlin und Slubice

Für den 7. Mai mobil­isierten pol­nis­che Nationalist*innen über­re­gion­al in die Gren­zs­tadt S?ubice, der Nach­barstadt von Frank­furt (Oder). Es sollte der größte islam­feindliche Auf­marsch in West­polen wer­den, so die Organisator*innen von „Nar­o­dowe S?ubice“ („Nationales Slu­bice“). Mehr als 1.000 Ras­sistIn­nen aus ganz Polen und Frank­furt (Oder) wur­den erwartet. Am Ende kamen nicht ein­mal 200.[1] Der­weil beteiligten sich min­destens 6 Frank­furter Neon­azis an einem ras­sis­tis­chen Großauf­marsch am sel­ben Tag in Berlin-Mitte.

Ras­sis­tis­ch­er Auf­marsch in Slu­bice ohne Frank­furter Beteiligung

Haupt­säch­lich Jugendliche und Hooli­gans, u.a. die anti­semi­tis­che „Allpol­nis­che Jugend – Lebuser Land“, aber auch extreme Rechte aus den fer­nen Städten Byd­goszcz und ?ary beteiligten sich an dem Auf­marsch, der sich gegen Islamisierung, Angela Merkel, EU und deutsche Hege­mo­ni­al­in­ter­essen richtete. Dass es ihnen aber vor allem um ein völkisches Europa der Vater­län­der geht machte Bar­tosz Janow­icz von „Nar­o­dowe S?ubice“ in einem Inter­view deut­lich: „Wir kämpfen gegen die Islamisierung Europas und wollen, dass sich die Kul­turen nicht ver­mis­chen. Polen soll pol­nisch bleiben, die Ukraine ukrainisch, Deutsch­land deutsch“.[2]

Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 polnische NationalistInnen durch Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 pol­nis­che Nation­al­istIn­nen durch Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Hin­ter „Nar­o­dowe S?ubice“ steckt u.a. Micha? Czwerwi?ski, der als dessen Anführer gilt. Bere­its auf der face­book-Seite der Grup­pierung het­zte er in Ver­gan­gen­heit immer wieder gegen Geflüchtete, die ange­blich pol­nis­che Frauen* verge­walti­gen wür­den und forderte die Schließung der Gren­ze zu Deutsch­land. Aus Wroc?aw war der bekan­nte pol­nis­che Nation­al­ist und Anti­semit Piotr Rybak angereist.[3] Im Novem­ber let­zten Jahres ver­bran­nte er während ein­er Kundge­bung des Nation­al­radikalen Lager (ONR) und der Allpol­nis­chen Jugend in sein­er Heimat­stadt eine lebens­große Puppe, die mit Schläfen­lock­en, schwarzem Hut und Kaf­tan einen ortho­dox­en Juden darstellen sollte.[4] Ein weit­eres bekan­ntes Gesicht auf der Demon­stra­tion war Syl­west­er Chruszcz. Von 2004 bis 2009 Europa-Abge­ord­neter der nation­al­is­tis­chen katholisch-klerikalen »Liga Pol­nis­ch­er Fam­i­lien« (LPR) und seit 2015 Abge­ord­nter im Sejm für Kukiz’15. Die nation­al­is­tis­che Partei des bekan­nten Musik­ers erzielte bei der let­zten Wahl 8,8 % (37 Sitze) der Stim­men und wurde drittstärk­ste Kraft in Polen.
Auch im Sejm sind extrem rechte Stimmen vertreten: Der Abgeordnete Sylwester Chruszcz der rechten Sammelpartei Kukiz’15 gehörte am 7. Mai 2016 zu den RednerInnen in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Auch im Sejm sind extrem rechte Stim­men vertreten: Der Abge­ord­nete Syl­west­er Chruszcz der recht­en Sam­mel­partei Kukiz’15 gehörte am 7. Mai 2016 zu den Red­ner­In­nen in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Auf­takt der Demon­stra­tion war auf dem zen­tralen Plac Bohaterów, dem Helden­platz. Von dort aus zog die Demon­stra­tion durch die Innen­stadt bis zum Kreisverkehr an der Brücke zu Frank­furt (Oder), wo in unmit­tel­bar­er Nähe in der Fussgänger*innenzone die Abschlusskundge­bung statt fand. Der Plac Bohaterów wurde dabei ganz bewusst von den Nationalist*innen gewählt. Erin­nert dieser doch an den Wider­stand der Pol*innen gegen die NS-Beset­zung ihres Lan­des. Die Organisator*innen der Demon­stra­tion woll­ten sich mit dem Ort der Auf­tak­tkundge­bung in der Tra­di­tion der pol­nis­chen Wider­stands­be­we­gun­gen im Zweit­en Weltkrieg set­zen. Ob mit diesem Gedanken auch die 22-jährige Anmelderin Syl­wia Janu­cik spielt, darf bezweifelt wer­den. Die Frank­furter Polizei nahm sie und einen Bekan­nten am Vortag kurzzeit­ig fest. Sie sollen den Hitler-Gruß gezeigt haben.[5] Auch mit ihrem face­book-Pro­fil zeigt sie ihre Sym­pa­thie für den deutschen Diktator.[6] Der Auf­marsch am Sam­stag soll der Beginn ein­er län­geren Mobil­isierung sein. 
Führer einer extrem rechten Bewegung: Der Antisemit Piotr Rybak auf dem Lautsprecherwagen, u.a. geschmückt mit dem Fantransparent der örtlichen Fussballmannschaft Polonia Slubice am 7. Mai in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Führer ein­er extrem recht­en Bewe­gung: Der Anti­semit Piotr Rybak auf dem Laut­sprecher­wa­gen, u.a. geschmückt mit dem Fantrans­par­ent der örtlichen Fuss­ball­mannschaft Polo­nia Slu­bice am 7. Mai in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Gegen­proteste blieben indes aus. Bere­its im Vor­feld hat­ten die pol­nis­chen Nationalist*innen ihren Gegner*innen gedro­ht. Darunter auch dem Bürg­er­meis­ter der Stadt S?ubice Tomacz Ciszewicz, der gemein­sam mit dem Ober­bürg­er­meis­ter von Frank­furt (Oder) Mar­tin Wilke zu Tol­er­anz und Respekt gegenüber Geflüchteten aufgerufen hatte.[7]
„Nar­o­dowe S?ubice“ wird auch von den Neon­azis der Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ unter­stützt. Diese mobil­isierten auf ihrer face­book-Seite zum ras­sis­tis­chen Auf­marsch in der pol­nis­chen Nach­barstadt. Bere­its am 20. Feb­ru­ar beteiligte sich eine kleine Gruppe von „Nar­o­dowe S?ubice“ an einem ras­sis­tis­chen Auf­marsch in Frank­furt (Oder). Ein Gegenbe­such am ver­gan­genen Sam­stag blieb trotz Ankündi­gung aber aus, was nicht ohne Unmut auf der pol­nis­chen Seite blieb. Die Gruppe um Peer Koss beteiligte sich lieber an der „Merkel muss weg“-Demonstration in Berlin.
Schick im Anzug: Kopf der extrem rechten “Narodowe Slubice” Micha? Czwerwi?ski als Redner am 7. Mai in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Schick im Anzug: Kopf der extrem recht­en “Nar­o­dowe Slu­bice” Micha? Czwerwi?ski als Red­ner am 7. Mai in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)


Demo-Woche für Frank­furter Neonazis

Unter dem Mot­to „Merkel muss weg“ wollte der „Pro-Deutschland“-Aktivist Enri­co Stubbe am 7. Mai 5.000 Teil­nehmerIn­nen gegen Geflüchtete und die Poli­tik der Bun­desregierung in Berlin auf die Strasse brin­gen. Jedoch beteiligten sich mit etwa 1.800 sog­ar noch weit weniger als bei der erster Demon­stra­tion am 12. März.[8] Wie beim let­zten Mal ver­sam­melte sich eine krude Mis­chung aus Neon­azis, Hooli­gans, Reichs­bürg­ern, Putin-Fans, Flüchtlings- und Islam­fein­den sowie recht­spop­ulis­tis­chen
Wer will denn böse gucken? Romano Gosda (links, mit “Kinderschänder”-Pullover) und Justin Dominik Kleinert (mitte, mit Nasenring) laufen am 7. Mai in Berlin neben dem Berliner NPDler Jan Sturm (rechts).
Wer will denn böse guck­en? Romano Gos­da (links, mit “Kinderschänder”-Pullover) und Justin Dominik Klein­ert (mitte, mit Nasen­ring) laufen am 7. Mai in Berlin neben dem Berlin­er NPDler Jan Sturm (rechts).
Grup­pierun­gen am Wash­ing­ton­platz, dem Auf­tak­tort vor dem Berlin­er Hauptbahnhof.[9] Zu diesen gehörte auch eine kleine Gruppe Neon­azis von der Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Durch ein­schlägige T‑Shirts und der schwarzen Fahne mit dem Auf­druck „Frankfurt/O.“ deut­lich erkennbar liefen u. a. Peer Koos, Romano Gos­da, Den­nis Kunert, Dirk Wein­ert, Justin Klein­ert und Nor­man Joost mit dem Demon­stra­tionszug durch das Regierungsvier­tel und skandierten ein­deutig neon­azis­tis­che Parolen, wie „Frei, Sozial und Nation­al“ und „Hier marschiert der nationale Widerstand“.[10] Peer Koss bedro­hte dabei immer wieder Journalist*innen, die den Auf­marsch doku­men­tierten. Für die Frank­furter Neon­azis war es bere­its die zweite Demon­stra­tions­beteili­gung inner­halb ein­er Woche. Dem Aufruf der Partei „III. Weg“ zu ein­er Demon­stra­tion am 1. Mai im säch­sis­chen Plauen fol­gten min­destens 8 Per­so­n­en aus dem Umfeld der ras­sis­tis­chen Grup­pierung „Frank­furt (Oder) wehrt sich“.[11]
Schönes Wetter auch für Nazis? Peer Koss (mitte, mit “Weiße Macht”-Shirt) am 7. Mai auf der “Merkel muss weg”-Demonstration in Berlin.
Schönes Wet­ter auch für Nazis? Peer Koss (mitte, mit “Weiße Macht”-Shirt) am 7. Mai auf der “Merkel muss weg”-Demonstration in Berlin.

Quellen:
1 Vgl. MOZ: 200 Flüchtlings-Geg­n­er auf Demon­stra­tion in Slu­bice, http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1480355/, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
2 Vgl. rbb aktuell 07.05.2016: Demo gegen Flüchtlinge, https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20160507_1930/demo-gegen-fluechtlinge-slubice.html, Minute 0:38, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
3 Vgl. Gaze­ta Lubus­ka: „Stop islamiza­cji”. W S?ubicach protestowali prze­ciw imi­grantom, http://www.gazetalubuska.pl/wiadomosci/slubice/a/stop-islamizacji-w-slubicach-protestowali-przeciw-imigrantom-wideo-zdjecia,9965140/, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
4 Vgl. Jüdis­che All­ge­meine: Der Mob ist los. Vor dem Bres­lauer Rathaus ver­bren­nen Nation­al­is­ten eine »Juden-Puppe« mit EU-Flagge, http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24006, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
5 Vgl. MOZ: 200 Flüchtlings-Geg­n­er auf Demon­stra­tion in Slu­bice, http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1480355/, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
6 Vgl. https://www.facebook.com/adolfinamruczek, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
7 Vgl. Nowak, Peter: „Nationales Slu­bice“ ohne Res­o­nanz. Ent­täuschend ver­lief für die extreme Rechte in Polen am Sam­stag ein flüchtlings­feindlich­er Marsch in der Gren­zs­tadt Slu­bice, http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/nationales-slubice-ohne-resonanz, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
8 Vgl. rbb online: Recht­spop­ulis­tis­che Demo in Berlin fällt größer aus als erwartet, https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/03/rechte-gruppierung-demonstriert-in-berlin-12-maerz.html, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
9 Vgl. Schnei­der, Theo: Rechte Mis­chung bei Berlin­er „Großde­mo“, http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechte-mischung-bei-berliner-gro-demo, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
10 Vgl. Zeit Online: Rechte Demo erfährt große Gegen­wehr, http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016–05/demonstration-rechtsextreme-berlin-regierungsviertel-raven-gegen-nazis, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
11 Vgl. https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2016/05/12/1‑mai-in-plauen-iii-weg-aufmarsch-mit-beteiligung-frankfurter-beteiligung/
Inforiot