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(Anti-)Rassismus Law & Order

Sozialausschuss des Landtags zur Zukunft der Unterbringung von Flüchtlingen in Brandenburg

Am kom­menden Mittwoch, dem 14. März 2012, find­et im Sozialauss­chuss des Land­tags ein Fachge­spräch zum Bericht der Lan­desregierung “Empfehlun­gen zum Änderungs­be­darf der Min­dest­stan­drads für den Betrieb von Gemein­schaft­sun­terkün­ften und die soziale Betreu­ung und Beratung” Dabei wird die Zukun­ft der Unter­bringung von Flüchtlin­gen disku­tiert werden.

Wir kri­tisieren den Bericht der Lan­desregierung scharf, weil ihm zufolge let­z­tendlich alles beim Alten bleiben soll:

In Erwä­gung gezo­gen wird allen­falls die Auf­s­tock­ung der bish­eri­gen 6 Quadrat­meter pro Per­son auf 8 Quadrat­meter (voraus­ge­set­zt, es entste­hen daraus keine Kosten) und es wird fest­gestellt, dass die Gemein­schafts­duschen auf den Fluren abschließbar sein sollen.

In einem Offe­nen Brief an die Land­tagsab­gord­neten, den der Flüchtlingsrat zusam­men mit den Flüchtlings­ber­atungsstellen der Car­i­tas, des Diakonis­chen Werkes und der Aus­län­der­seel­sorge Pots­dam ver­fasst hat, haben wir sowohl unser Erstaunen über diesen Bericht, als auch unsere Kri­tik an seinem Zus­tandekom­men formuliert.

Die Auss­chuss­sitzung wurde auf­grund unser­er Kri­tik, sowie der von Abge­ord­neten der Grü­nen, der Linken und der FDP einberufen.

Wir hof­fen, dass die Auss­chuss­sitzung von viel kri­tis­ch­er Öffentlichkeit begleit­et wird.

Ein­ladung zur Sitzung mit Adresse zur Anmeldung

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Antifaschismus

(Neo)naziaufmarsch in Brandenburg an der Havel stoppen

Am Sam­stag, den 31. März 2012, will die (neo)nazistische NPD wieder ein­mal in Bran­den­burg an der Hav­el auf­marschieren. Dazu sind ver­schiedene Protes­tak­tio­nen geplant. Die Zivilge­sellschaft plant Gege­nak­tiv­itäten im inner­städtis­chen Bere­ich, aktion­sori­en­tierte Antifaschist_innen sind ein­ge­laden sich direkt dem Auf­marsch entgegenzustellen.

Sit­u­a­tion in Bran­den­burg an der Havel

Das (neo)nazistische Milieu tritt seit Mitte der 2000er Jahre wieder ver­stärkt in Bran­den­burg an der Hav­el in Erschei­n­ung.
Waren in den 1990er Jahren vor allem bru­tale Gewaltüber­griffe und Straßen­ter­ror an der Tage­sor­d­nung, ist in jüng­ster Zeit, ver­mut­lich aus Image­grün­den, ein Tak­tik­wech­sel hin zu haupt­säch­lich pro­pa­gan­dis­tis­chen Aktio­nen zu bemerken. Die NPD hat sich näm­lich seit ger­aumer Zeit in Bran­den­burg an der Hav­el ein­genis­tet und ver­sucht durch Aufmärsche, „Stammtis­che“, „Mah­nwachen“ oder son­stige Pro­pa­gan­daak­tio­nen Sympathisant_innen zu agi­tieren, mit ihnen die beste­hende Orts­grup­pen­struk­tur auszubauen und bei den näch­sten Wahlen in Stadt­par­la­ment und Land­tag einzuziehen.
Das beson­dere Engage­ment der bun­desweit aktiv­en (Neo)nazipartei in der Stadt ergibt sich dabei aus strate­gis­chen Gesicht­spunk­ten. Bran­den­burg an der Hav­el ist Namensge­berin ihres Bun­des­lan­des und deren drittgrößte, kre­is­freie Stadt.
Gün­stig für die NPD wirk­te sich hier bish­er die zu pas­sive Auseinan­der­set­zung in der Bürg­er­schaft mit den (neo)nazistischen Ten­den­zen im Stadtkreis aus. Auch Stadt und Polizei sind in der Regel bemüht die Prob­lematik nicht zu the­ma­tisieren, obwohl die Organ­isierung des (neo)nazistischen Milieus zunimmt.

(Neo)nazis stop­pen

Am 31. März 2012 wer­den sich die (neo)nazistische NPD und ihre Sympathisant_innen aus den „Freien Kräften“ ab 12 Uhr an einem Bran­den­burg­er Bahn­hof sam­meln und dann, so ihr Plan, in die Stadt ein­marschieren.
Dabei soll vorge­blich, ähn­lich wie bei den geplanten Märschen am 24. März in Frankfurt/Oder und am 12. Mai in Cot­tbus, der Forderung nach der Abschaf­fung der europäis­chen Währung­sein­heit Nach­druck ver­liehen wer­den. Tat­säch­lich geht es hier aber, neben völkisch motiviert­er Kri­tik an der EU-Poli­tik, wahlstrate­gis­chen Erwä­gun­gen und blanken Pop­ulis­mus, um pro­pa­gan­dis­tis­che Ver­suche der Auf­polierung des angeschla­ge­nen Partei­im­ages nach der Aufdeck­ung der Mord­serie des „Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grun­des“ (NSU) sowie um die Etablierung als ver­meintlich ser­iöse Protest­partei.
Dies gelingt der NPD und ihren Sympathisant_innen aber nicht, wenn sich ihnen am 31. März entschlossen in den Weg gestellt wird und zudem endlich damit begonnen wird dauer­hafte Konzepte gegen den (Neo)nazismus in Bran­den­burg an der Hav­el umzusetzen.

Antifaschis­tis­ch­er Tre­ff­punkt am 31. März

Da der NPD mehrere Bahn­höfe als Auf­marsch­punkt und dementsprechend auch unter­schiedliche Routen zur Wahl ste­hen, kann im Moment noch kein verbindlich­er Tre­ff­punkt für antifaschis­tis­che Gege­nak­tiv­itäten genan­nt wer­den. Dies ist erst in den näch­sten Tagen möglich. In jedem Fall emp­fiehlt es sich bis spätestens 10:00 Uhr in der Stadt zu sein. Aktuelle Infor­ma­tio­nen zum Stand der Gegen­mo­bil­isierung wer­den unter

http://afn.blogsport.de

veröf­fentlicht.
Es wird darum gebeten auf weit­ere Bekan­nt­machun­gen zu acht­en!
Der momen­tan bewor­bene Start­punkt des (Neo)naziaufmarsches ist der Bran­den­burg­er Haupt­bahn­hof. Er dürfte am 31. März zumin­d­est als Schleusungspunkt eine wichtige Funk­tion erfüllen.

Mobi-Fly­er zum Download:

Mobi-Fly­er

Protes­tak­tio­nen gegen kom­mende (Neo)naziaufmärsche im Überblick:

24. März 2012 – Frankfurt/Oder, Infos: kein-ort-fuer-nazis

31. März 2012 – Bran­den­burg an der Hav­el, Infos: afn

01. Mai 2012 – Wittstock/Dosse

12. Mai 2012 – Cot­tbus, Infos: cot­tbus-naz­ifrei

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Antifaschismus

Keine Geschäfte mit Neonazis!

Am 28. Okto­ber 2011 eröffnete die rechte Klam­ot­ten­fir­ma „Thor Steinar” in der Berlin­er Allee 11, im Nor­dost­ber­lin­er Stadt­teil Weißensee einen neuen Laden. Das Geschäft trägt, wie viele andere Läden der Kette im Bun­des­ge­bi­et, den Namen „Tøns­berg“. Während viele Vermieter_innen richtig reagierten und „Thor Steinar” kündigten, ver­weigert sich der Ver­mi­eter des Weißenseer „Thor Steinar”-Shops bis­lang einem solchen Schritt.

Für Geld kann man sich keine Fre­unde kaufen, aber es ver­schafft einem zumin­d­est ordentliche Feinde.” (Bat­man, Leg­ends of the Dark Knight, Nr. 50) 

Als Eigen­tümer der Immo­bilie in der Berlin­er Allee wer­den Katarzy­na Schmidt und Klaus Rosen­thal aufge­führt. Als Ver­mi­eter tritt die „Immo Haus GmbH“, mit Postan­schrift im bran­den­bur­gis­chen Grube, in Erschei­n­ung. Auf eine Bitte um Stel­lung­nahme Ende 2011, die an bei­de Eigentümer_innen geschickt wurde, gab es bis jet­zt keine Reak­tion. Dass Rosen­thal, der als Haup­tansprech­part­ner der „Immo Haus GmbH“ fungiert, über den zukün­fti­gen Verkauf von Nazik­lam­ot­ten in seinem Haus nichts wusste, kann men­sch nicht behaupten. Gegenüber dem Berlin­er Kuri­er äußerte er sich im Okto­ber 2011 wie fol­gt: „Ganz ehrlich: Mir ist egal, wer mir die Miete pünk­tlich über­weist. […] Da eine Gewer­beer­laub­nis vorgelegt wurde und die Leute keine unrecht­mäßige Sache vorhaben, habe ich keinen Grund gese­hen, den Mietver­trag nicht zu unter­schreiben. Und ich sehe noch immer keinen“. Monatlich über­weist „Thor Steinar” 400€ — 500€ für die Nutzung des Ladens.

Gel­tendes Recht ist noch lange nicht Gerechtigkeit, die Geset­ze haben andere gemacht“ (YOK, Felix die „kleine Fliege“) 

Es geht nicht darum, ob die Tex­tilien der Marke „Thor Steinar“ geset­zlich ver­boten sind oder nicht. Vielmehr muss es eine Entschei­dung der Men­schen in dieser Gesellschaft geben, ob sie damit leben kön­nen, dass Sym­bo­l­iken, die Krieg, Nation­al­sozial­is­mus und Kolo­nialzeit ver­her­rlichen, offen zur Schau getra­gen wer­den. In den 90ern war es in manchen Gegen­den Gang und Gebe, dass Neon­azis mit Hit­ler­gruß und Reich­skriegs­fahne durch die Nach­barschaft zogen. Dass sie heute eben nicht mehr so unver­hohlen zum Mord an Men­schen aufrufen kön­nen, ist ein Erfolg, den es zu vertei­di­gen gilt. Die Ver­her­rlichung des Nation­al­sozial­is­mus, wie sie auf den Tex­tilien von „Thor Steinar“ zu Hauf zu find­en ist, muss weit­er­hin als das benan­nt wer­den, was es ist: Das Ver­her­rlichen ein­er men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie, die Mil­lio­nen das Leben kostete und auch heute noch viele Opfer fordert. Ob „Thor Steinar“ sich nun teure Anwälte leis­tet um ihre auf­drucke absich­ern zu lassen inter­essiert uns nicht. Es ist und bleibt Nazikram! Deshalb gilt, kein Wegschauen oder gar Toleranz!

…Nimm Dir Essen mit, wir fahr’n nach Bran­den­burg.“ (Rainald Grebe, Odé an Brandenburg) 

Wir helfen gerne! Und weil wir das so gerne tun, möcht­en wir Her­rn Rosen­thal helfen den Kopf aus dem bran­den­bur­gis­chen Sand zu ziehen. Deshalb wollen wir am 25. März das Schöne mit dem Nüt­zlichen verbinden und laden alle, die auch ein Prob­lem mit Neon­azis haben, ein den Früh­lingsan­fang mit uns zusam­men zu bege­hen. Wir freuen uns auf einen gemein­samen Spazier­gang ins beschauliche Pots­dam-Grube, um die beein­druck­ende bran­den­bur­gis­chen Natur zu bestaunen aber auch um Her­rn Rosen­thal einen kleinen Besuch abzustatten.

Wer weg schaut, macht sich mit schuldig! Kein Kiez für Nazis! – Weg mit dem „Thor Steinar“-Laden „Tøns­berg“ in Weißensee! 

25. März 2012: Pots­dam-Grube
Kundge­bung gegen den Ver­mi­eter des „Thor Steinar“-Ladens in Berlin-Weißensee

Anfahrt mit dem Zug:
Tre­ff­punkt – Berlin: 13:00 Uhr, Abfahrt: 13.09 Uhr, Alexan­der­platz (S‑Bahngleis, S7)
Tre­ff­punkt – Pots­dam: 14:00 Uhr, Pots­dam Haupt­bahn­hof
…anschließend gemein­same Anreise nach Grube.

Anfahrt mit dem Rad:
Tre­ff­punkt Berlin: 14.30 Uhr, Abfahrt 14.48 Uhr, Alexan­der­platz (Region­al­gleis, RE 1 bis Pots­dam – Golm)

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Antifaschismus

JN Potsdam trifft sich erneut im Hotel “Jägerhof”

Potsdam/Seddin — Wie ein­er E‑Mail, die uns am 02.03.2012 erre­ichte, zu ent­nehmen ist, soll am Fre­itag den 24.02.2012 im Sed­din­er Hotel “Jäger­hof” (Leipziger Str. 2, Sed­din) eine Ver­anstal­tung der “Junge Nation­aldemokrat­en” Pots­dam (JN) stattge­fun­den haben. Die JN gel­ten als Jugen­dor­gan­i­sa­tion der neon­azis­tis­chen NPD und sind in Pots­dam eng mit der Neon­azikam­er­ad­schaft “Freie Kräfte Pots­dam” verbunden.

So über­raschend dies ist, so wenig ver­wun­der­lich ist es, dass solche Ver­anstal­tun­gen dort stat­tfind­en kön­nen. Denn diese war nicht das erste Neon­az­itr­e­f­fen im “Jäger­hof”. Bere­its im Früh­jahr 2011 hielt der NPD-Kreisver­band Hav­el-Nuthe dort seine Jahre­shauptver­samm­lung ab. Da der dafür ver­ant­wortliche Hote­lier Frank Widera, eige­nen Angaben zufolge, “kein Prob­lem” mit Neon­azis als Gästen hat, kön­nen wir davon aus­ge­hen, dass solcher­lei Events auch zukün­ftig in seinem Hotel Räum­lichkeit­en find­en wer­den. [1] Einen Rück­zugsraum vor ein­er kri­tis­chen Öffentlichkeit also, mit der sich die Neon­azis in diesem Kon­text bis jet­zt noch nicht auseinan­der­set­zten mussten. Dafür wer­den die Pots­damer Neon­azis Frank Widera garantiert sehr dankbar sein. Dankbar, für die Möglichkeit dort Aktio­nen zu pla­nen und bere­its durchge­führte Aktio­nen auszuw­erten, sich auszu­tauschen und gegen­seit­ig ide­ol­o­gisch zu festigen.

Im Feb­ru­ar ver­gan­genen Jahres ver­suchte sich der Hote­lier noch mit Aus­sagen, dass ein Tre­f­fen der NPD für ihn “nichts weit­er als ein Geschäft” sei, aus der Kri­tik zu nehmen. Seinen weit­eren Aus­sagen, dass er die Neon­azis bei ras­sis­tis­chen Sprüchen oder “Heil Hitler”-Parolen aber hin­auswerfe, kön­nen jedoch keinen Glauben geschenkt wer­den. [2] Dieser Ein­druck zwingt sich aktuell erneut auf. Oben genan­nter E‑Mail ist zu ent­nehmen, dass ein Augen­zeuge beobachtet hat, wie sich mehrere Neon­azis am besagtem Fre­itag mit dem “Hit­ler­gruß” vor dem Hotel “Jäger­hof” begrüßten. Daraufhin sei die Polizei ver­ständigt worden.

Auch wenn Neon­azis “nett und fre­undlich” gegenüber anderen auftreten, darf das nicht als Entschuldigung und Recht­fer­ti­gung für die Bere­it­stel­lung von Infra­struk­tur für eben jene Zusam­men­hänge gel­ten. Völkische und neon­azis­tis­che Ide­olo­gie kann durch Wideras Han­deln unwider­sprochen propagiert und ver­fes­tigt wer­den. Frank Widera ist als Teil des Prob­lems mit Neon­azis in Pots­dam zu sehen. Durch seine “Tol­er­anz”, gegenüber der neon­azis­tis­chen Szene, bietet er ihnen Rück­zugsräume und hil­ft dabei eine neon­azis­tis­che Struk­tur in der Stadt und im Umland aufzubauen.

[1] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/07/stammtisch_wiesenbaude/
[2] http://www.pnn.de/potsdam/372850/

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Antifaschismus

Linksjugend-Aktivist von (Neo)nazi angegriffen

Brandenburg/Havel — Ein Aktivist der Linksju­gend [’sol­id] ist heute (Mittwoch) in Bran­den­burg an der Hav­el von einem mut­maßlichen (Neo)nazi tätlich ange­grif­f­en und leicht ver­let­zt wor­den. Der Täter schlug dem 24-jähri­gen Mann dabei ins Gesicht. Zudem ver­sprühte der Angreifer Reiz­gas in die Augen des Opfers und dro­hte ihm weit­ere Gewalt an.

Der Über­griff fand am hel­l­licht­en Tag in der Plauer Straße statt. Gegen den Angreifer wurde Anzeige erstat­tet. Der Täter ist als Sym­pa­thisant der so genan­nten „Freien Kräfte“ in Bran­den­burg an der Hav­el bekannt.

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Antifaschismus

Anzahl rechter Angriffe in Brandenburg weiterhin hoch

Ein Großteil der Über­griffe ereignete sich im Südosten Brandenburgs.

Die erfassten Straftat­en richt­en sich nach Ken­nt­nis­stand der Beratungsstelle gegen min­destens 186 Per­so­n­en. Es wur­den 57 Kör­per­ver­let­zun­gen, 19 ver­suchte Kör­per­ver­let­zun­gen und Bedro­hun­gen, 2 Brand­s­tiftun­gen und 6 größere Sachbeschädi­gun­gen doku­men­tiert. Die Mehrzahl der Tat­en wurde aus ras­sis­tis­chen Motiv­en began­gen. In 32 der Fälle wur­den Flüchtlinge und Migran­tInnen ange­grif­f­en. 25 Angriffe wur­den aus »Hass auf poli­tis­che Feinde« began­gen. 31 Über­griffe richtete sich gegen alter­na­tive Jugendliche, die auf­grund ihres Erschei­n­ungs­bilds nicht in das Welt­bild der Neon­azis passen. Im Ver­gle­ich zum Vor­jahr zeigt sich für 2011 ein Rück­gang der Angriff­szahlen – 2010 wur­den 108 Angriffe gezählt. Das ist eine erfreuliche Entwick­lung, jedoch bewe­gen sich die Angriffe weit­er­hin auf einem hohen Niveau und bieten keinen Anlass zur Entwarnung.

Regionale Schw­er­punk­te der recht­en Gewalt in Bran­den­burg liegen in Frank­furt (Oder) (11), Witt­stock (10) und Cot­tbus (10). Den Anstieg in Frank­furt (Oder) und Witt­stock führt die Opfer­per­spek­tive auf ein Erstarken der Neon­aziszene und der recht­en Hooli­gan­szene zurück. So wurde bei einem Hal­len­fußball­turnier in Frank­furt (Oder) das Team und die Fans ein­er Berlin­er Mannschaft von recht­en Hooli­gans als »Juden« beschimpft und bedro­ht. Bei der vorzeit­i­gen Abreise der Berlin­er wur­den sie mit Steinen, Flaschen und Feuer­w­erk­skör­pern beworfen.

Hinge­gen trägt das Engage­ment von Bürg­erIn­nen, nicht recht­en Jugendlichen und Ini­tia­tiv­en sowie eine kon­se­quente Strafver­fol­gung in anderen Regio­nen Bran­den­burgs dazu bei, dass 2011 weniger Men­schen Opfer rechter Gewalt wurden.

Eine neue Entwick­lung ist die hohe Zahl von Angrif­f­en, die nicht bei der Polizei angezeigt wur­den. Auf­grund guter Kon­tak­te zu nicht-recht­en Jugendlichen erfuhr die Opfer­per­spek­tive von lan­desweit 25 nicht angezeigten Über­grif­f­en. Die Betrof­fe­nen rech­neten häu­fig mit niedri­gen Erfol­gsaus­sicht­en bei Ermit­tlungsver­fahren oder zeigten nur geringes Ver­trauen in die Arbeit der Polizei. Es ist zu ver­muten, dass viele rechte Angriffe auch der Opfer­per­spek­tive nicht bekan­nt wur­den und so im Dunkelfeld verbleiben.

Die bekan­nt gewor­de­nen Tat­en hat die Opfer­per­spek­tive auf der Web­site des Vere­ins in der Chronolo­gie veröf­fentlicht. Erfasst wer­den Gewalt­tat­en, nicht aufge­führt sind Pro­pa­gan­dade­lik­te wie etwa Hak­enkreuzschmier­ereien. Schwere Bedro­hun­gen und ver­suchte Kör­per­ver­let­zun­gen wer­den reg­istri­ert, eben­so Brand­s­tiftun­gen und Sachbeschädi­gun­gen, wenn sich diese unmit­tel­bar gegen Per­so­n­en richteten. Dabei han­delt es sich um Angriffe gegen Gewer­be­be­triebe von Migran­tInnen sowie Über­fälle auf Tre­ff­punk­te von linken Jugendlichen und Bürg­erini­tia­tiv­en. Nicht gezählt wer­den Fried­hof­ss­chän­dun­gen und Anschläge auf Gedenkstätten.

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Antifaschismus

Kein Ort für Nazis!

Frank­furt (Oder) — Der Kreis der Ver­bände, Vere­ine, Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en, die den Aufruf des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” unter­stützen, wird immer größer. Die Unterzeichner*innen kom­men dabei nicht nur aus der Stadt Frank­furt selb­st; aus ganz Bran­den­burg und Lubuskie, Deutsch­land und Polen zeigen sich Men­schen sol­i­darisch mit dem Ziel des Bünd­niss­es, den Neon­azi­auf­marsch am 24. März zu verhindern.

Während eines gemein­samen Tre­f­fens von ver­schiede­nen zivilge­sellschaftlichen Akteuren, dem Ober­bürg­er­meis­ter sowie der Polizei am Mon­tag vor zwei Wochen im Rathaus wurde bre­ite Zus­tim­mung zur Ver­hin­derung der Demon­stra­tion geäußert. So betonte Rein­hard Schülzke von der Arbeitsstelle für evan­ge­lis­che Kinder- und Jugen­dar­beit im Kirchenkreis An Oder und Spree, dass friedliche Block­aden ein Mit­tel des Wider­stands gegen die ras­sis­tis­che und anti­demokratis­che Ide­olo­gie der Neon­azis seien.

Das Bünd­nis ist entschlossen, den Neon­azi­auf­marsch mit friedlichen Block­aden zu ver­hin­dern. Press­esprech­er Janek Las­sau ver­weist darauf, wie wirk­sam diese Protest­form gegen die men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie der Neon­azis in der Ver­gan­gen­heit war: „Wir sehen, jüngst am Beispiel von Dres­den und Cot­tbus, dass der beherzte Ein­satz für Antifaschis­mus und Demokratie effek­tiv ist.“. In bei­den Fällen kon­nten die Neon­azis auf­grund der Block­aden ihren Auf­marsch nicht wie geplant durchführen.

Mit dem geplanten Auf­marsch in Frank­furt wollen die Neon­azis ihre Vorstel­lung von ein­er anti­demokratis­chen Gesellschaft ver­bre­it­en. Diese ken­nt keine Form des friedlichen Miteinan­ders, in ihr ist die Ungle­ich­w­er­tigkeit von Men­schen kon­sti­tu­ierend und in ihr ist kein Platz ist für gren­züber­schre­i­t­ende Ideen und Pro­jek­te, wie es sie in der Gren­zre­gion an Oder und Neiße seit Jahren zunehmend gibt. „Raus aus der EU und Gren­zen dicht“ – so lautet das Mot­to der Neon­azis. Anknüpfend an ver­bre­it­ete ras­sis­tis­che Ressen­ti­ments, unter­bre­it­en sie Lösun­gen, die keine sind.

Jede*r Frankfurter*in, der*die sich als Teil ein­er demokratis­chen, offe­nen Gesellschaft ver­ste­ht, darf nicht zulassen, dass men­schen­ver­ach­t­en­des Gedankengut offen propagiert wird! Wir rufen daher alle demokratis­chen Bürg­erin­nen und Bürg­er dazu auf, gemein­sam mit uns auf die Straße zu gehen und den Neon­azi­auf­marsch mit Massen­block­aden zu verhindern.

Gemein­sam kön­nen wir den Neon­azi­auf­marsch in Frank­furt (Oder) ver­hin­dern! Frank­furt (Oder) ist kein Ort für Nazis!

 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Emil-Wendland-Kampagne vorgestellt

Die ersten Reak­tio­nen waren ver­hal­ten. Während die LINKE uns Unter­stützung ver­sicherte, scheinen andere Parteien bish­er wenig Inter­esse zu haben, sich mit diesem Teil Neu­rup­pin­er Geschichte auseinan­der set­zen zu wollen.

Kern unser­er Forderun­gen ist die Umbe­nen­nung ein­er Straße in Neu­rup­pin in “Emil-Wend­land-Straße”!

Natür­lich ist uns bewusst, dass eine aktive Aufar­beitung der Geschehnisse nicht unbe­d­ingt im Inter­esse der Stadtver­ant­wortlichen liegen muss, eben­so wie eine Straßenum­ben­nung auch immer Teil ein­er poli­tis­chen Auseinan­der­set­zung ist.

An dieser Stelle sei daher gesagt: Wir wer­den uns nicht an der Tilgung von Straßen­na­men beteili­gen, die nach Per­sön­lichkeit­en des sozial­is­tis­chen bzw. antifaschistschen Kampfes benan­nt wur­den! Mit den poli­tis­chen Entscheidungsträger_Innen wer­den wir das Gespräch suchen und unseren Stand­punkt dar­legen. Ziel muss es sein, eine geeignete Form der Erin­nerung an die durch Neo-Nazis Ermorde­ten zu find­en – als Zeichen der Mah­nung und als Zeichen der Anerkennung!

Nie­mand ist vergessen!

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Einseitiger Vortrag über die letzten Kriegstage in Rathenow

Gün­ter Müller hat ein Buch her­aus­ge­bracht. Darin schrieb der ehe­ma­lige Sol­dat der nation­al­sozial­is­tis­chen Wehrma­cht unter dem Titel „Let­zte Kriegstage in Rathenow 1944/1945“ (1.) seine Erleb­nisse während des Zweit­en Weltkrieges nieder. Das war 2009. Jet­zt kam eine Neuau­flage (2.) her­aus, die über die eige­nen Erin­nerun­gen her­aus ein Gesamt­bild der Kampfhand­lun­gen und deren Begleit­er­schei­n­un­gen in der Region ver­mit­teln sollte. Als Zugabe wurde zudem, ZDF-His­torik­er Gui­do Knopp hätte es nicht bess­er machen kön­nen, die kurze Ver­weil­dauer von Hitlers Leiche im Rathenow­er Stadt­forst the­ma­tisiert. Schw­er­punkt der Pub­lika­tion, die gestern im Rah­men eines Vor­trages in ein­er Rathenow­er Buch­hand­lung vom Autor höch­st­per­sön­lich vorgestellt wurde, war aber ein­deutig die Auseinan­der­set­zung mit dem Kampfgeschehen in Stadt und Umland. Das Ende zwis­chen Hav­el und Elbe würde näm­lich, so Müller, nur periph­er in der bish­eri­gen Kriegslit­er­atur tangiert.

Kampf und Zer­störung der Stadt

Für Müller ist das Kriegs­geschehen zwis­chen den bei­den Flüssen jedoch keine Banal­ität, es enthält einen entschei­den­den Abschnitt seines Lebens. Mit 17 war er im Novem­ber 1944 zu einem Pio­nier­batail­lon der NS Wehrma­cht in die Rathenow­er Gar­ni­son ein­berufen wor­den, fünf Monate später kämpfte er in der sel­ben Stadt gegen die vor­rück­ende Rote Armee. (3.) Dabei ist bei Müller, wenn er davon erzählt, ein gewiss­er Stolz klar her­auszuhören. 2.000 Sol­dat­en hätte die Wehrma­cht zur „Vertei­di­gung“ höch­stens zur Ver­fü­gung gehabt, während der Geg­n­er, die Rote Armee, mit bis zu 10.000 Sol­dat­en angriff. Den­noch sei die Stadt über einen lan­gen Zeitraum ver­bis­sen gehal­ten und der Zeit­plan der „Russen“ durchkreuzt wor­den, so Müller. Das der Krieg dadurch aber unnötig ver­längert und Rathenow völ­lig zer­stört wurde, erscheint ihm noch heute als notwendi­ges Übel. Schließlich galt es, alle Ange­höri­gen der nation­al­sozial­is­tis­chen Armeen noch über die Elbe in die ver­meintlich bessere amerikanis­che Kriegs­ge­fan­gen­schaft zu über­führen. Und für die Zer­störung der Stadt an sich seien nach Müllers Mei­n­ung sowieso die „Russen“ ver­ant­wortlich. Diese hät­ten näm­lich mit Katjuschas nach Rathenow reinge­feuert. Scharf kri­tisierte Müller in diesem Zusam­men­hang den Autor eines älteren Artikels aus ein­er Region­alzeitung (4.). Dieser hat­te dort näm­lich geschrieben, dass zwei Flak-Bat­te­rien von Stel­lun­gen in Klein-Buck­ow und Göt­tlin nach Rathenow rein­schossen und dadurch die Stadt zer­stört hät­ten. Dies sei unwahr, so Müller gestern, und begrün­det seine Behaup­tung mit der ver­meintlichen Gefährdung der eige­nen Sol­dat­en. Ein Zeitzeuge aus Milow, der sich im gestri­gen Pub­likum befand, unter­mauerte jedoch die Ver­sion des starken Beschuss­es durch die Wehrma­cht bzw. ergänzte diese durch eigene Wahrnehmungen. Auf der ehe­ma­li­gen Klein­bahn­strecke zwis­chen Kuxwinkel und Schla­gen­thin war dem­nach auch ein Eisen­bah­ngeschütz sta­tion­iert, das per­ma­nent in die Stadt hinein­schoss. Müller behar­rte jedoch trotz­dem auf seinen Stand­punkt, dass in erster Lin­ie die „Russen“ mit ihren Katjuschas Rathenow zer­stört hät­ten.
Für ihn rück­te nun­mehr die Frage nach der Moti­va­tion für die ver­bis­sene Vertei­di­gung der Stadt in den Mit­telpunkt sein­er Ver­anstal­tung. Dabei wider­sprach er der landläu­fi­gen Mei­n­ung der alli­ierten Mil­itär­lit­er­atur, dass die Angst vor der Rache der Rote Armee die Sol­dat­en des NS Regimes antrieben. Für Müller war dies vielmehr die Aus­sicht auf eine ver­meintlich beque­mere amerikanis­che Kriegs­ge­fan­gen­schaft, die kaum 25km weit ent­fer­nt, jen­seits der Elbe wartete.
Außer­dem, so ein Mann aus Prem­nitz während der Ver­anstal­tung, wäre Rathenow, im Hin­blick auf die Fol­gen der ver­bis­se­nen Vertei­di­gung, höchst­wahrschein­lich auch ohne Kampfhand­lun­gen von der Roten Armee abge­bran­nt wor­den. Über ähn­liche Beispiele hätte er jeden­falls in der Kriegslit­er­atur gele­sen. Keine Stadt wäre dem­nach von der­ar­ti­gen Zer­störun­gen ver­schont geblieben. Das aber beispiel­sweise ger­ade Prem­nitz kampf­los an die Rote Armee übergeben und danach nicht niederge­bran­nt wurde, war dem Mann offen­bar entfallen.

Kriegsver­brechen“

Über­haupt wurde sich gestern wieder gern und viel über die „Bar­berei der Sow­jets“ echauffiert. Ein junger Mann aus dem Pub­likum nan­nte das von der NS Pro­pa­gan­da instru­men­tal­isierte „Mas­sak­er von Nem­mers­dorf“, bei dem unge­fähr 30 deutsche Zivilist_innen während der dor­ti­gen Kampfhand­lun­gen durch Ange­hörige des sow­jetis­chen Mil­itärs erschossen wur­den (5.), als beson­deres Beispiel dafür. Müller ergänzte ihn mit einem schau­ri­gen Bericht über Verge­wal­ti­gun­gen durch Rotarmis­ten in einem Lazarett bei Beelitz. Nun war die deutsche Lei­dens­geschichte voll ent­flammt. Der junge Mann meldete sich wieder zu Wort und bemerk­te, dass auch die amerikanis­che Kriegs­ge­fan­gen­schaft nicht wirk­lich eine gute Option für die Ange­höri­gen der nation­al­sozial­is­tis­chen Armeen gewe­sen sei. Ihm lägen Doku­mente über tausende Tote in den so genan­nten „Rhein­wiesen­lager“ (Kriegs­ge­fan­genen­lager) vor. Müller sprach in seinen Aus­führun­gen indes nur von etwas über 700, dort in der Gefan­gen­schaft an man­gel­nder Hygiene und Unter­ernährung, Gestor­be­nen. Dann the­ma­tisierte der junge Mann die Bom­bardierung Dres­dens, wobei die durch die His­torik­erkom­mis­sion vorgenommene Kor­rek­tur der Opfer­zahlen von 35.000 auf 25.000 Tote als „Kro­ne der Schöp­fung poli­tis­ch­er Kor­rek­theit in der BRD“ von ihm scharf gerügt wurde. Als er dann aber noch, im Zusam­men­hang mit Müllers Kapitell über Hitlers Leiche in Rathenow ern­sthaft auf ein Buch von Ver­schwörungs­the­o­retik­ern hin­wies, dem­nach Hitler den Krieg über­lebt hätte und 1945 mit einem U‑Boot nach Südameri­ka entkom­men sei, war die Ver­anstal­tung endgültig zur Farce gewor­den.
Eine Betra­ch­tung der regionalen Ver­brechen des NS Regimes, als Teil des beab­sichtigten  Gesamt­bildes der Kampfhand­lun­gen und deren Begleit­er­schei­n­un­gen, war so nicht mehr zu erwarten und fand auch nicht statt. Auch in seinen Büch­ern behan­delt Müller diese The­matik nur am Rande. Lediglich den Deser­teuren ist ein größer­er Abschnitt gewid­met. Konzen­tra­tionslager und deren Häftlinge wer­den nur beiläu­fig erwäh­nt, obwohl es in Rathenow ein KZ Außen­lager gab. Die Shoa, das Schick­sal der Zwangsarbeiter_innen sowie die Todesmärsche in den let­zten Kriegsta­gen spie­len hinge­gen über­haupt keine Rolle. Allerd­ings bekräftigt Müller in seinem Buch, das die „Vergel­tung“ der Rotarmis­ten in keinem Ver­hält­nis zu dem ste­he „was deutsche Sol­dat­en in Polen und in der UdSSR angerichtet hat­ten“ (6.). Trotz­dem drängt sich bisweilen die Ver­mu­tung auf, dass diese ent­las­ten­den Kurz­pas­sagen im Werk nur eine Ali­b­i­funk­tion für eine all­ge­meine Diskred­i­tierung der Roten Armee sind. Seit­en­weise wird näm­lich recht emo­tion­al von „Exzessen“, „entset­zlichen Gräueltat­en“ oder der „Bar­barei“ der „Russen“ und ihrer Stre­itkraft gesprochen, während die nur sehr vere­inzelt genan­nten, vor­ange­gan­genen Untat­en der Nazis – betont sach­lich – schlimm­sten­falls als „Ver­brechen“ beze­ich­net wurden.

Faz­it

Auch mit Gün­ter Müllers Buch bzw. dessen Neuau­flage  wurde kein abschließen­des Doku­ment, kein Gesamt­bild, über die let­zten Tage des Zweit­en Weltkrieges in Rathenow und Umge­bung ver­fasst. Zu viele Fra­gen sind noch offen, zu viele Dinge ungek­lärt. Den­noch ergaben sich aus seinen Büch­ern sowie der gestrigem Buchvorstel­lung einige neue Details zum Kamp­fa­blauf.
Die Abhand­lung der „Kriegsver­brechen“ wird von Müller auf­fäl­lig ein­seit­ig geführt und kön­nte als vorzügliche Argu­men­ta­tion­s­grund­lage für (Neo)nazis, von denen gestern übri­gens auch eine Hand­voll im Pub­likum saß, dienen.

Quellen:

1.) Gün­ter Müller: „Let­zte Kriegstage in Rathenow 1944/1945“, Rathenow, 2009
2.) Gün­ter Müller: „Die Vertei­di­gung von Rathenow 1945 und Hitlers Leiche in Rathenow“, Pots­dam, 2011
3.) Wie (1.)
4.) Rudolf Bergau: „Während dessen plün­derten SS – Leute die Sarkophage im Böh­n­er Mau­soleum“ in Märkische All­ge­meine Zeitung, Seite 16, 18. März 1995
5.) http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nemmersdorf
6.) aus Quelle 2.), Seite 82–83

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Arbeit & Soziales

Wohnraum muss bezahlbar sein“

Die laute und kraftvolle Demo zog durch die Innen­stadt bis zum Rathaus. Anlass war die mis­er­able Wohn­si­t­u­a­tion Pots­dams, die Pachtzin­ser­höhung für 4 Haus­pro­jek­te von der GEWOBA/Pro-Pots­dam und weit­er­er bedro­hter Wohn­raum wie zum Beispiel der Stau­den­hof. Dank den zahlre­ichen Trans­par­enten und dem Verteilen von Fly­ern gab es viel Inter­esse von Passant_Innen. Es gab keinen Stress von Team Green (vielle­icht weil sie bei der Spon­ti im Dezem­ber Scheiß gebaut haben. Die Veranstalter_Innen wollen allen Anwe­senden her­zlich danken. Dies ist nur der Anfang! Miet­stopp für Alle!

 

 

Ein­er der Redebeiträge:

Unternehmen Stadt! So heißt die Devise, nicht nur in Pots­dam son­dern Bun­desweit. Dieses Neolib­erale Pro­jekt set­zt die Kom­munen gegeneinan­der in Konkur­renz: um die Wohlhaben­den und die Firmenansiedlungen.

In die Mühlen der kap­i­tal­is­tis­chen Konkur­renz ger­at­en immer die sel­ben Men­schen, lokal wie glob­al, die die nichts haben außer ihre Arbeitskraft.

Auf­grund dieser Konkur­renz kann sich eine Stadt keine höheren Steuern für Reiche leis­ten, keinen sozialen Woh­nungs­bau, aus­re­ichend Kindergärten, keine erschwingliche soziale Infra­struk­tur für alle, son­dern im Gegen­teil sie muss mit Pres­tige­pro­jek­ten wie der BUGA und dem Stadtschloss für sich wer­ben. Diese wer­den jedoch wieder nicht von eben diesen Wohlhaben­den bezahlt, son­dern von allen, egal wie viel sie ver­di­enen. Über höhere Gebühren, Mieten und das zum Teil auf ille­galen Umwe­gen, oder indi­rekt: indem Stadteigen­tum, in Form von Woh­nun­gen und Stadtwerken pri­vatisiert werden.

Dass diese dann auch noch weit unter Preis ver­scher­belt wer­den, kann men­sch nun der Inkom­pe­tenz, Boshaftigkeit oder der Kor­rup­tion zuschreiben, das Ergeb­nis bleibt das gle­iche: Ver­drän­gung und Armut.

Diese Entwick­lung war schon vor 20 Jahren abse­hbar und wurde immer wieder skan­dal­isiert. Rhetorisch geschulte Sozialdemokrat_innen haben es immer wieder geschafft die Kritiker_innen tot zu quatschen und ein­fach mit ihrer Poli­tik weit­er zu machen.

Die Aufw­er­tungspoli­tik der Stadt Pots­dam ist da kon­se­quent. Wenn Jann Jakobs, der jahre­lang mit dieser Poli­tik auf den heuti­gen Zus­tand hingear­beit­et hat, heute jam­mert, er habe keinen Ein­fluss auf den Woh­nungs­markt, ist das ein­fach nur dreist. Dop­pelt dreist, weil er als OB direk­ten Ein­fluss auf eine der größten Miet­preistreiberin, die Pro Pots­dam, hat. Einige der schmieri­gen Geschäfte der Pro Pots­dam, bzw. Gewo­ba, wur­den erst kür­zlich von der Frak­tion „die andere“, offen gelegt. So verkaufte die Stadt um das Jahr 2000 herum Gebäude an die Gewo­ba, die dieser schon gehörten. Das Geld floss ver­mut­lich schnurstracks in die Finanzierung von pub­lic­i­tyträchti­gen Großpro­jek­ten wie z.B. der Buga. Die klam­men Kassen der Gewo­ba sind nun wiederum Argu­ment für Mietsteigerungen!

Es ist der Stadt offen­sichtlich weniger daran gele­gen den Bewohner­in­nen der Stadt bezahlbaren Wohn­raum zur Ver­fü­gung zu stellen, als ihr Pres­tige zu erweit­ern indem sie investi­tion­swilli­gen Kleinkrim­inellen wie z.b. Kirsch, Drech­sler und Sem­mel­haack Objek­te unter Wert zu schiebt und dies auch noch poli­tisch flankiert. Und wenn dabei einige Kröten im Teich a lá Jauch rumquak­en gehört das dazu: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

Die Liste der Skan­dale, und undurch­sichti­gen Immo­bilien­deals die der Pots­damer Stadtver­wal­tung anlastet ist lang. Die Pots­damer Immo­bilien­fir­men ob sie nun Kirsch und Drech­sler, Sem­mel­haack oder anders heißen, wer­den von der Stadt durch den preiswerten Verkauf kom­mu­naler Immo­bilien fak­tisch hoch sub­ven­tion­iert. Ein­mal aufgekauft, wer­den die Objek­te dann schnell­st­möglich saniert um die Miete in die Höhe zu treiben.

Um die alten Mieter_innen los zu wer­den, wird per­ma­nen­ter Druck aufge­baut, wie der aktuelle Fall ein­er jun­gen Babels­berg­erin zeigt. Sie blieb während der Sanierung in ihrer Woh­nung, was zur Folge hat­te dass ihr nicht nur ein para­noi­der Ver­mi­eter ständig hin­ter­her stieg, son­dern auch gegen ihren Willen und richter­lichen Beschluss ihre Woh­nung durch Bauar­beit­en ver­wüstet wurde. So wurde in ihrer Abwe­sen­heit das Bad zuge­mauert, der Grun­driss ihrer Woh­nung verän­dert und die Elek­trik ein­fach her­aus­geris­sen. Das sind bloß einige Zumu­tun­gen die sie hin­nehmen musste im Kampf um ihre bezahlbare Wohnung.

Doch ist dies nur die Spitze des Eis­bergs. Der eigentliche Skan­dal ist kein Skan­dal son­dern banal: Der Markt, in diesem Fall der Woh­nungs­markt, ist nicht für soziale Wohltat­en da, son­dern dafür, irgendwem hohe Ren­diten zu verschaffen.

Die Poli­tik der Stadt, war nie gewil­lt, daran etwas zu ändern, sie hat es gefördert. Selb­st die beschränk­ten Instru­mente der Steuerung des Woh­nungs­mark­tes, die nach deren vor­angetriebe­nen Abbau noch vorhan­den sind, kom­men nicht zur Anwen­dung. Ein Beispiel ist die Wohnan­lage an der Glas­meis­ter­straße, die mith­il­fe von Fördergeldern saniert und somit eine soziale Wohnan­lage hätte bleiben kön­nen. Dieses Ange­bot schlug die städtis­che ProPots­dam aus, da die damit ein­herge­hende Miet­preis­bindung nicht im Inter­esse ein­er einzig auf Prof­it aus­gerichteten Wohn­raumpoli­tik steht.

Aktuell wird im Rah­men dieser Poli­tik, mit­tels ein­er Pachter­höhung ver­stärkt Druck auf unsere Wohn­pro­jek­te aus­geübt. Unsere Zahlungs- und Ver­hand­lungsver­weigerung führten dazu, dass unsere Verträge mit der Pro Pots­dam offen­gelegt wur­den. Damit sollte das Bild ver­mit­telt wer­den, die Haus­pro­jek­te wür­den von der Stadt gefördert, ja sog­ar finanziell unter­stützt werden.

Noch ver­rück­ter: Es wird behauptet die anderen Mieter und Mieterin­nen der ProPots­dam wür­den uns subventionieren!

Das ist Mumpitz und das wis­sen DIE bess­er als wir. Ihre Liebes­be­weise schickt die Stadt in eine ganz andere Rich­tung. Sem­mel­haack kann ein Lied davon sin­gen, denn er bekam bis zu 20% Preis­nach­lass auf von der Stadt gekaufte Objek­te. Einzel­heit­en dieses Deals wur­den natür­lich nicht veröf­fentlicht. Wer hier von den Pots­damern und Pots­damerin­nen sub­ven­tion­iert wird ste­ht eigentlich außer Frage, die Stadt­poli­tik ver­sucht das mit durch­schaubaren Manövern gegen uns, die wir uns wehren, zu vertuschen!

Um das Gespräch­sange­bot der Stadt über die Pachter­höhung ist es ähn­lich bestellt. Wir wer­den als Bittsteller abgestem­pelt, die Stadt will uns Vere­inzeln und behan­delt uns als wür­den wir soziale Leis­tun­gen beantra­gen. Auf dieser Grund­lage gibt es nichts zu ver­han­deln. Bezahlbar­er Wohn­raum ist keine Sozialleis­tung son­dern Men­schen­recht. Wir haben kein Bock auf eure bürokratis­che Wohlfahrt, wir wollen keine finanzielle Unter­stützung; wir wollen, wie alle anderen Potsdamer_innen dass unsere Mieten nicht weit­er steigen!!

Das wer­den wir wohl nicht erbet­teln und nicht ein­kla­gen kön­nen, darüber wer­den wir nicht ver­han­deln, son­dern das wer­den wir erkämpfen!!!!! Wir haben es satt auch noch aus den let­zten Nis­chen bezahlbaren Wohn­raums geschmis­sen zu wer­den, weil sie abgeris­sen wer­den oder weil sie saniert und in Eigen­tumswoh­nun­gen ver­wan­delt wer­den. Wir haben es satt bei sink­en­dem Einkom­men immer höhere Mieten zu blechen! Es reicht, die Schmerz­gren­ze ist erre­icht. Kein Abriss, keine Erhöhun­gen, nirgendwo!

Inforiot