Kategorien
Antifaschismus

Neuruppin: Urteile gegen NPD Schläger

2015.08.29 Wittstock NPD Kundgebung
Kön­nen sie jet­zt ein­pack­en? Verurteilte NPD Funk­tionäre Dave Trick und Pierre B., am 29. August 2015 während ein­er Parteiver­anstal­tung in Wittstock/Dosse

Das Amts­gericht Neu­rup­pin verurteilte heute zwei Funk­tionäre der NPD zu mehrmonati­gen Frei­heitsstrafen, die allerd­ings zur Bewährung aus­ge­set­zt wur­den. Den Angeklagten Dave Trick und Pierre B. wurde vorge­wor­fen am 19. Mai 2014 einen Wahlhelfer der Linkspartei angrif­f­en zu haben. Der Betrof­fene wurde damals zu Boden gewor­fen und mit Schlä­gen mal­trätiert. Wenige Tage später wurde Dave Trick als Kan­di­dat der NPD in die Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Neu­rup­pin gewählt. Dieses Man­dat hat der 28 Jährige bis heute inne. Pierre B. trat in der Ver­gan­gen­heit mehrfach als Anmelder von neon­azis­tis­chen Ver­samm­lun­gen sowie als Red­ner auf der­ar­ti­gen Ver­anstal­tun­gen in Erschei­n­ung. Im Jahr 2010 war er zudem Ersatzdelegiert­er für den Lan­desparteitag der NPD.
Physis­ch­er Kommunalwahlkampf
Stolzer NPD Mann Dave Trick, hier während einer Parteiveranstaltung am 19. April 2014 in Gransee (Landkreis Oberhavel)
Stolz­er NPD Mann Dave Trick, hier während ein­er Parteiver­anstal­tung am 19. April 2014 in Gransee (Land­kreis Oberhavel)

Zur Tatzeit waren bei­de Angeklagte ger­ade damit beschäftigt abge­hängte Wahlplakate der NPD in der Bech­lin­er Chaussee wieder aufzuhän­gen, als der betrof­fene Zeuge zufäl­lig mit dem Fahrrad vor­beifahren wollte. Der später Geschädigte war als Wahlhelfer der Partei DIE.LINKE unter­wegs und verteilte deren Wer­bezeitun­gen. Als der Betrof­fene die bei­den Neon­azis passieren wollte, soll ihn der Angeklagte Dave Trick zunächst vom Fahrrad gestoßen haben. Anschließend soll sich der NPD Mann auf sein Opfer her­aufge­set­zt und es zusät­zlich geschla­gen haben. Der Mitangeklagte Pierre B. soll zudem auf den Kopf des Betrof­fe­nen einge­treten haben. Wenig glaub­haft war hinge­gen die bere­its im Vor­feld des Prozess­es von der NPD the­ma­tisierte Schutzbe­haup­tung, dass bei­de Angeklagten zuvor von dem Linken bespuckt und belei­digt wurden.
Schuld erwiesen
Pierre B. als Redner während einer NPD Versammlung am 29. August 2015 in Wusterhausen/Dosse
Pierre B. als Red­ner während ein­er NPD Ver­samm­lung am 29. August 2015 in Wusterhausen/Dosse

Nach einem äußerst lang­wieri­gen Prozess war das Gericht allerd­ings von der Täter­schaft der bei­den Angeklagten überzeugt. Es verurteilte­Dave Trick wegen Kör­per­ver­let­zung und Belei­di­gung zu ein­er Frei­heitsstrafe von sieben Monat­en, aus­ge­set­zt zu drei Jahren auf Bewährung sowie zur Zahlung ein­er Geld­strafe von 500,00 €. Der in Nauen (Land­kreis Havel­land) wohn­hafte Pierre B. wurde wegen Kör­per­ver­let­zung zu acht Monat­en auf Bewährung und eben­falls zur Zahlung ein­er Geld­strafe von 500,00 € verurteilt. Bei B. kam strafver­schär­fend dazu, dass er bere­its strafrechtlich in Erschei­n­ung trat. Am 11. Dezem­ber 2008 soll er Wider­stand gegen Voll­streck­ungs­beamte geleis­tet und 2011 eine Straftat vor­getäuscht haben. Bei­de Delik­te zogen Geld­strafen nachsich.
Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: Identitären-Fahne bei BraMM gezeigt — Abgeordneter nicht mehr Teil der Linksfraktion

Der Abge­ord­nete Gerd Wol­len­zien hat sich heute aus der Links­frak­tion in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Rathenow zurück­ge­zo­gen. Er kam damit einem Auss­chlussver­fahren der Frak­tion zuvor.
Teil­nahme bei BraMM-Demo?

BraMM-Demo am 26. Januar 2015 in Brandenburg an der Havel: Auch die “Identitäre Bewegung” beteiligt sich
BraMM-Demo am 26. Jan­u­ar 2015 in Bran­den­burg an der Hav­el: Auch die “Iden­titäre Bewe­gung” beteiligt sich

Wol­len­zien war zuvor vorge­wor­fen wur­den, sich an ein­er Demon­stra­tion der von den extrem recht­en REPUB­LIKAN­ERn ini­ti­ierten und PEGI­DA-nahen Vere­ini­gung „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM) beteiligt zu haben. Er soll dabei eine Flagge der eben­falls extrem recht­en „Iden­titären Bewe­gung“ geschwun­gen haben. Mehrere Per­so­n­en wollen den Fah­nen­träger auf Fotos als Gerd Wol­len­zien iden­ti­fiziert haben. Er sel­ber bestre­it­et dies jedoch bish­er. Tat­säch­lich war der Fah­nen­träger während der BraMM-Demo – übri­gens ent­ge­gen dem Ver­samm­lungs­ge­setz –ver­mummt und für Außen­ste­hende nur schw­er identifizierbar.
2015.01.26 Brandenburg an der Havel - BraMM (2)
Ver­mummter Träger der “Identitären”-Fahne. Ist dies der Rathenow­er Stadtverord­nete Gerd Wollenzien?

Der Mann mit der „Identitären“-Fahne war allerd­ings in Begleitung von Wol­len­ziens Sohn Nor­man unter­wegs. Und dieser ist region­al mit­tler­weile kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nor­man W. wurde unlängst vom Polizei­di­enst in Berlin sus­pendiert, weil er auf der sel­ben BraMM-Demo ein Schild mit der Auf­schrift: „Anti­ras­sis­mus, weltof­fen, bunt, Vielfalt sind Ken­nwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern“ getra­gen hat­te. Zuvor war er wegen ander­er recht­sradikaler Vor­fälle in der Polizei aufge­fall­en. Darüber hin­aus gehört Nor­man W. dem Kreisvor­stand der havel­ländis­chen AfD an.
Umstrit­ten­er Abgeordneter
Stadtverordneter Gerd Wollenzien (mit Deutschland-Fahne in der Hand) bei einer Kundgebung des flüchtlingsfeindlichen und rechtsoffenen “Bürgerbündnisses Havelland” am 27. Oktober 2015
Stadtverord­neter Gerd Wol­len­zien (mit Deutsch­land-Fahne in der Hand) bei ein­er Kundge­bung des flüchtlings­feindlichen und recht­sof­fe­nen “Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land” am 27. Okto­ber 2015

Anders als sein Sohn Nor­man war Gerd Wol­len­zien bish­er partei­los, trat aber seit Jahren auf ein­er Liste für die Partei DIE.LINKE an. Allerd­ings war er dort zulet­zt auch nicht unum­strit­ten. Am 27. April 2014 stimmte Gerd Wol­len­zien im Kreistag Havel­land, in dem er damals eben­falls für die Linkspartei saß, beispiel­sweise gegen den Bau ein­er Unterkun­ft für Asyl­suchende in Rathenow. Wol­len­zien sowie ein NPD Kreis­rat waren damals übri­gens die einzi­gen Abge­ord­neten, welche die Unter­bringung ablehn­ten. Seit dem 27. Okto­ber 2015 nahm Gerd Wol­len­zien zudem an mehreren flüchtlings­feindlichen und recht­sof­fe­nen Ver­samm­lun­gen des so genan­nten „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ teil. Er trug dabei mehrfach eine große schwarz-rot-gold­ene Deutschland-Fahne.
Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: Prozessauftakt gegen NPD Stadtrat

Michel Müller während einer NPD Kundgebung am 31. Oktober 2015 in Brandenburg an der Havel. Damals verurteilte er gewaltverherrlichende Slogans der Gegendemonstrant_innen. Heute stand Müller selber wegen einer Gewalttat vor Gericht.
Michel Müller während ein­er NPD Kundge­bung am 31. Okto­ber 2015 in Bran­den­burg an der Hav­el. Damals verurteilte er gewaltver­her­rlichende Slo­gans der Gegendemonstrant_innen. Heute stand Müller sel­ber wegen ein­er Gewalt­tat vor Gericht.

Am Vor­mit­tag musste sich der Rathenow­er NPD Stad­trat Michel Müller vor dem Amts­gericht Rathenow wegen des Tatvor­wur­fes der Kör­per­ver­let­zung ver­ant­worten. Die ihm zur Last gelegte Straftat erfol­gte, nach bish­eri­gen Erken­nt­nis­sen, allerd­ings außer­halb sein­er poli­tis­chen Betä­ti­gung. Detail­liert wird Müller vorge­wor­fen, am späten Abend des 7. Dezem­ber 2014 in einem Restau­rant in Rathenow, grund­los auf den Zeu­gen T. los­ge­gan­gen zu sein und ihn dabei erhe­blich ver­let­zt zu haben.
Gewalt­tat nach Zechtour
Dies räumte der Angeklagte in ein­er von seinem Recht­san­walt ver­lese­nen Erk­lärung im Wesentlichen auch ein, eine genaue Erin­nerung an die Tat stritt er allerd­ings, auf Grund eines ange­blich hohen Alko­holpegels, aber ab. Daraufhin bat der Richter um eine detail­lierte Angabe zum Alko­holkon­sumam Tattag. Der Angeklagte Müller gab an, am Vor­mit­tag des 7. Dezem­ber 2014 gemein­sam mit vier oder fünf weit­eren Per­so­n­en, an die genaue Anzahl könne er sich nicht erin­nern, nach Berlin zu einem Fußball­spiel des BFC Dynamo, gefahren zu sein. Auf dem Weg dor­thin habe er bere­its mit seinem Bekan­nten P. eine 1,5 Liter Flasche Wod­ka- Cola- Gemisch getrunk­en. Er gab an, für diese erste Mis­chung unge­fähr 600ml Wod­ka ver­wen­det zu haben. Auf die Frage, wo genau in Berlin dieses Spiel stattge­fun­den habe, sagte Müller, er könne sich nicht genau daran erin­nern, er sei seinen Fre­un­den nur hin­ter­her gelaufen. Weit­er gab Müller zu Pro­tokoll, dass das Spiel bis ca. 15 Uhr ging. Auf dem Weg zur U- oder S- Bahn, da war er sich auch nicht mehr ganz sich­er, haben er und sein Begleit­er P. in einem Super­markt eine weit­ere Flasche Wod­ka gekauft und diese auf dem Weg zum Span­dauer Wei­h­nachts­markt getrunk­en. In Span­dau angekom­men, liefen Müller und P. ihre „üblichen Sta­tio­nen“ ab. Zuerst gön­nten sie sich mehrere Bech­er Feuerzan­gen­bowle, er schätzt 2- 3 Stück. Dann gin­gen sie in den näch­sten Super­markt, um sich eine weit­ere Flasche Wod­ka zu kaufen und diesen dann mit Glüh­wein zu mis­chen. Müller erzählte weit­er, dass die Gruppe dann mit dem let­zten Zug nach Rathenow gefahren sein. Zuvor habe man sich aber am Bahn­hof vor der Abfahrt noch eine Flasche Wod­ka gekauft. In Rathenow angekom­men, sollte die Zech­tour dann in einem Restau­rant am Schwe­den­damm weit­erge­hen. Müller gab an, dass er nicht mehr wüsste, wie sie dort hingekom­men sind. Jedoch sei er sich sich­er, dass ihn jemand gefahren haben muss, da der Weg zu Fuß sehr weit sein. Müller wüsste aber nicht mehr ob sie mit einem Taxi gefahren sind. Daraufhin hak­te der Richter ein und fragte, ob er sich wirk­lich sich­er sei, dass er Gedächt­nis­lück­en habe. Müller bejahte dies. Er könne sich auch nicht mehr daran erin­nern, ob er am Schwe­den­damm weit­er getrunk­en hätte. Laut ein­er Zeu­ge­naus­sage wurde Müller aber mit Bier in der Hand gese­hen. Anschließend fuhr der Angeklagte mit sein­er Ein­las­sung fort. Müller erzählte, dass er seinen Fre­und B. mit dem später Geschädigten ste­hen sah. Bei­de sollen sich über eine gemein­same Ex-Fre­undin unter­hal­ten haben. Müller stellte sich dazu. Er gab an, dass eine anges­pan­nte Stim­mung herrschte. Kurz nach­dem Müller hinzukam, ver­ließ B. die Runde. Der Angeklagte glaubt sich dies­bezüglich zu erin­nern, dass es nun eine „Rangelei“ mit dem Betrof­fe­nen T. gegeben hat­te und er dann irgend­wann auf ihm lag. Auch hier betonte Müller, das ihm das Geschehene ange­blich wahnsin­nig Leid täte, „eigentlich.“ Kor­rigierte sich dann aber in „nicht eigentlich, es tut mir leid.“ Weit­er­hin sagte er, dass es „ein Rumge­fuch­tel bei­der­seits gegeben haben soll, „aber nicht wie ein Boxkampf.“ „Das ich ihn an den Armen fest­ge­hal­ten habe, ich kann‘s nicht genau sagen […] klingt merk­würdig, aber ich weiß nur noch, dass mich mein Nach­bar nach Hause gefahren hat“, so der Angeklagte weit­er. Abschließend bekräftigte Müller, nach der Tat mit dem Betrof­fe­nen T., welchen er nach eigen­er Aus­sage zuvor nicht gekan­nt haben will, Kon­takt aufgenom­men zu haben. Der Angeklagte soll sich entschuldigt und Schadenser­satz ange­boten haben.
Betrof­fen­er mit Gesichts- und Oberkörperverletzungen
Nach der Ein­las­sung des Angeklagten kam auch der Betrof­fene als Zeuge zu Wort. T. gab an Müller bis zum Tatzeit­punkt nicht gekan­nt zu haben. Auch er berichtete zunächst von dem Gespräch mit B. und das der Angeklagte später dazu kam. Dann ging B. und die Sit­u­a­tion eskalierte. Müller soll dann ohne ersichtlichen Grund zu geschla­gen haben. Den ersten Schlag kon­nte der Betrof­fene T. aber abwehren. Der zweite soll ihn dann so ins Gesicht getrof­fen haben, dass er stürzte. Müller drehte sich dann um und soll wohl wieder die Absicht gehabt haben in das Restau­rant zu gehen. Als dem Angeklagten aber gewahr wurde, dass sein Opfer wieder ver­suchte auf zuste­hen, stürzte er sich erneut auf den Betrof­fe­nen und schlug weit­er auf ihn ein. Der Kon­flikt wurde erst durch das Ein­greifen eines Bekan­nten von T. und ein­er Kell­ner­in aufgelöst. Der Betrof­fene gab an, durch die gewalt­täti­gen Hand­lun­gen des Angeklagten erhe­blich ver­let­zt wor­den zu sein. Er sagte aus, dass Müller ihm die Quer­fort­sätze 2- 4 gebrochen, eine Rip­pen­prel­lung erlit­ten sowie mehrere Ver­let­zun­gen im Gesicht zuge­fügt habe.
Einige Wochen nach der Tat soll sich der Angeklagte allerd­ings bei dem Zeu­gen entschuldigt haben. Müller habe T. dies­bezüglich zu Hause aufge­sucht. Der Angeklagte hat­te den Betrof­fe­nen in diesem Rah­men darauf hingewiesen, dass im Falle ein­er Ver­hand­lung und ein­er Verurteilung zu Schadenser­satz, kein Geld von ihm zu erwarten wäre, da er ange­blich selb­st nichts besitze. Soll­ten sie sich aber außerg­erichtlich eini­gen bot Müller T. an, die „Sache“ über seine Ver­sicherung laufen zu lassen. Der Betrof­fene hat­te für der­ar­tige Vorschläge jedoch kein Ver­ständ­nis. „Der ange­botene Ver­sicherungs­be­trug ist nachträglich eine Ohrfeige gewe­sen und hat die Entschuldigung zunichte gemacht“, so T. heute vor Gericht. Müller saß nun in der Klemme. Sein Recht­san­walt ver­suchte daraufhin Wider­sprüche in T. Aus­sage her­auszuar­beit­en. Auf die Frage des Vertei­di­gers, warum T. seinen Man­dan­ten bei der ersten Gegenüber­stel­lung nicht erkan­nt und iden­ti­fiziert habe, gab dieser an, bei der Gegenüber­stel­lung aus Angst vor Müller vor ein­er ein­deuti­gen Benen­nung des Angeklagten Abstand genom­men zu haben. Der Zeuge hat­te sich nach der Tat im Inter­net über Michel Müller kundig gemacht und habe auf Grund dessen Strafreg­is­ter, welch­es öffentlich ersichtlich sei, Furcht vor Müller bekommen.
Den Ein­druck das Müller während der Tat stark alko­holisiert war hat­te T. übri­gens nicht. Der Zeuge verneinte, auf Nach­frage des Richters, und gab an, dass er lediglich den Ein­druck hat­te, dass der Angeklagte leicht angetrunk­en sei.
Anschließend fol­gte ein internes Rechts­ge­spräch zwis­chen Recht­san­walt, Richter und Staat­san­walt unter Auss­chluss der Öffentlichkeit.
Ein weit­er­er Zeuge brachte keine neuen Erken­nt­nisse. Die eben­falls als Zeu­g­in vorge­ladene Kell­ner­in war nicht erschienen.
Abschließend entsch­ied der Richter, dass der Ter­min der Hauptver­hand­lung aus­ge­set­zt wird und ein Sachver­ständi­gengutacht­en erstellt wer­den soll, um die Frage nach dem min­i­malen bzw. max­i­malen Alko­holisierungs­grad des Angeklagten zu tre­f­fen. Der neue Ver­hand­lung­ster­min soll von Amtswe­gen bekan­nt gegeben wer­den und nicht mehr in diesem Jahr stattfinden.
Angeklagter ein­schlägig vorbestraft
Der Angeklagte Müller ist bere­its wegen mehrerer Gewalt­de­lik­te und einem Gewaltver­brechen vorbestraft.
Am 29. Juli 1999 wurde er vom Amts­gericht Rathenow zu ein­er Frei­heitsstrafe von 6 Monat­en, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Diesem Urteil liegt eine Auseinan­der­set­zung mit linken Jugendlichen am let­zten Okto­ber­woch­enende 1998 zu Grunde. Der Angeklagte Müller hat­te dabei mit einem Motor­rad­helm auf den dadurch Geschädigten eingeschlagen.
Am 3. Dezem­ber 2002 wurde Michel Müller erneut wegen Gewalt­tat­en verurteilt. Das Landgericht Pots­dam ver­hängte damals eine Gesamtju­gend­strafe von drei Jahren und sechs Monat­en, ohne Bewährung, gegen ihn. Müller hat­te sich zum einen an ein­er Het­z­jagd gegen pak­istanis­che Asyl­suchende beteiligt, die später von unbekan­nt gebliebe­nen Täter_innen zusam­mengeschla­gen und schw­er ver­let­zt wor­den. Das Gericht erkan­nte hierin eine Bei­hil­fe zum ver­sucht­en Mord in Tatein­heit mit gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung. Tattag war der 01. Jan­u­ar 2000. Zum anderen hat­te sich Müller an einem Fall bru­taler Selb­stjus­tiz beteiligt. Dabei wurde einem mut­maßlichen Schutzgelder­press­er aufge­lauert und dieser in der fol­gen­den Auseinan­der­set­zung von Michel Müller und anderen Tätern am 24. Feb­ru­ar 2001 zusam­mengeschla­gen. Das Gericht sah hierin eine Nöti­gung in Tatein­heit mit gefährlich­er Körperverletzung.
Poli­tis­ch­er Back­ground des Angeklagten 
Michel Müller gilt als Drahtzieher für flüchtlingsfeindliche Hetze im Landkreis Havelland. In den 2000er Jahren saß er u.a. wegen einer Hetzjagd auf Asylsuchende mehrere Jahre im Gefängnis. Seit Oktober 2015 ist er auch regelmäßig, wie hier am 8. Dezember 2015, an Aufzügen des flüchtlingsfeindlichen “Bürgerbündnisses Havelland” beteiligt.
Michel Müller gilt als Drahtzieher für flüchtlings­feindliche Het­ze im Land­kreis Havel­land. In den 2000er Jahren saß er u.a. wegen ein­er Het­z­jagd auf Asyl­suchende mehrere Jahre im Gefäng­nis. Seit Okto­ber 2015 ist er auch regelmäßig, wie hier am 8. Dezem­ber 2015, an Aufzü­gen des flüchtlings­feindlichen “Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land” beteiligt.

Obwohl die heute ver­han­delte Straftat offen­bar keinen poli­tis­chen Hin­ter­grund hat­te, wurde durch die Ver­hand­lung doch offen­sichtlich, in welchem Milieu sich der Angeklagte nach wie vor bewegt. Müllers Fre­unde P. und B. gehörten, genau wie er sel­ber, der 2005 ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“ an. P. war, vor dem Ver­bot, sog­ar der let­zte Domain­in­hab­er der Inter­net­präsenz dieser Vere­ini­gung. Des Weit­eren ist der BFC Dynamo für neon­azis­tis­che Zwis­chen­fälle eines Teiles sein­er Anhänger_innen berüchtigt. Im Havel­land existiert zum Beispiel die lose neon­azis­tis­che „Fan“-Gruppierung „BFC Hooli­gans Rathenow / Prem­nitz, zu der auch der Angeklagte gehören soll. Darüber hin­aus ist Michel Müller mit­tler­weile auch lan­desweit für die NPD aktiv. So sitzt er als „Organ­i­sa­tion­sleit­er“ im Bran­den­burg­er Lan­desvor­stand der Partei, sowie darüber hin­aus noch als Abge­ord­neter in der Rathenow­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung und im Kreistag Havel­land. Des Weit­eren gilt er als ein­er der Drahtzieher der aggres­siv­en „Anti-Asyl“-Proteste in der Region. An den flüchtlings­feindlichen Ver­samm­lun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ nahm er auch regelmäßig teil.
Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: Zivilgesellschaft gedachte toten Kindern im Mittelmeer, Bürgerbündnis hetzte gegen Politik und Presse

Titel
Mit ein­er spon­ta­nen Aktion hat die Rathenow­er Zivilge­sellschaft am frühen Abend an Flüchtlingskinder erin­nert, die in den ver­gan­genen Monat­en bei der waghal­si­gen Flucht über das Mit­telmeer ums Leben gekom­men waren. Um das Leid der geflüchteten Men­schen trans­par­ent zu machen, wur­den u.a. dutzende Papp­fig­uren aufgestellt, die zusät­zlich die Sätze: „Kinder ertrinken im Mit­telmeer. Ihr macht dicht.“ enthiel­ten. Die Aktion fand am August Bebel Platz statt. Hier ver­sam­melten sich auch unge­fähr 100 Men­schen, um gemein­sam „für men­schliche Wärme, Zusam­men­halt und Frieden“ zu demon­stri­eren. Anlass dieser Ver­samm­lung dürfte aber auch die gle­ichzeit­ig stat­tfind­ende Ver­anstal­tung des selb­ster­nan­nten „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ sein. Diese Grup­pierung hat­te sich eben­falls wieder mit mehreren hun­dert Gesinnungsgenoss_innen am Edwin-Rolf-Platz getrof­fen. Dort wurde zunächst die Eröff­nungskundge­bung zele­bri­ert. Dabei sprachen die bei­den bekan­ntesten Gesichter des „Bürg­er­bünd­niss­es“, Chris­t­ian Kaiser und Nico Tews, sowie ein älter­er Herr. Wie üblich, bein­hal­teten diese Rede­beiträge haupt­säch­lich die übliche Polemik gegen die Bun­des- und Kom­mu­nalpoli­tik. Zusät­zlich wurde von Nico Tews angekündigt, dass eine Kundge­bung in Berlin, vor dem Reich­stags­ge­bäude, geplant sei. Gele­gentlich wur­den aber auch einzelne Per­so­n­en her­aus­gestellt und ange­fein­det. Ein Foto­jour­nal­ist wurde u.a. durch Chris­t­ian Kaiser aufge­fordert „Rück­grat zu zeigen“ und „nach vorne zu kom­men“. Daraufhin waren einzelne Sprechchöre zu hören, die dro­ht­en, dass bekan­nt sei, wo dessen Auto „stand“ und wo er arbeite. Das „Bürg­er­bünd­nis“ sel­ber bewies allerd­ings kein Rück­grat. Statt wie angekündigt „Gesicht zu zeigen“, wurde wieder ver­sucht Fotoauf­nah­men vom Demon­stra­tionszug durch den Ein­satz extrem heller Halo­gen­leucht­en zu ver­hin­dern bzw. zumin­d­est zu behin­dern. Die Stim­mung war also ein­mal mehr aggres­siv. Auch das übliche Neon­azik­lien­tel wurde wieder in den Rei­hen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ geduldet. Der Rathenow­er NPD Abge­ord­nete Michel Müller, der sich übri­gens in ein­er Woche vor dem hiesi­gen Amts­gericht wegen Kör­per­ver­let­zung ver­ant­worten muss, marschierte eben­so mit, wie der Front­mann der Pots­damer Neon­azi-Band “Preußen­stolz”, Patrick D., oder Rathenows „nationaler Lie­der­ma­ch­er“ Thomas L. alias „TOiton­i­cus“. Weit­ere neon­azis­tis­che Abor­d­nun­gen kamen aus Prem­nitz, dem Raum Havel­berg, Sten­dal, Bran­den­burg an der Hav­el, Nauen und Ketzin/Havel .
Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber — Journalist

Kategorien
Antifaschismus

Wittstock/Dosse: „Fackelmarsch“ ohne Fackeln, aber mit Spendenaktion


An ein­er Ver­samm­lung des neon­azis­tis­chen Milieu in Wittstock/Dosse nah­men am Son­nta­gnach­mit­tag bis zu 90 Per­so­n­en teil, die haupt­säch­lich aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin und Prig­nitz stammten. Einzelper­so­n­en sollen aber auch aus den Bun­deslän­dern Berlin, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Sach­sen-Anhalt angereist sein.
„Fack­el­marsch“ ohne Fackeln
Die Ver­samm­lung war zuvor als „Fack­el­marsch“ bewor­ben wor­den, zog aber bedeu­tend weniger Men­schen, als eine ähn­liche Ver­anstal­tung vor einem Jahr. Damals marschierten min­destens 150 Neon­azis und so genan­nte „besorgte“ Bürger_innen im Fack­elschein durch die nord­bran­den­bur­gis­che Kle­in­stadt. Eine der­ar­tige Illus­trierung der Ver­samm­lung war heute jedoch nicht ges­tat­tet. Die Polizei hat­te dies in ihren Aufla­gen durchge­set­zt. Dage­gen geklagt wurde seit­ens des Ver­anstal­ters nicht. So schlän­gelte sich der Demon­stra­tionszug, oft­mals nur durch das Blaulicht der Polizei beleuchtet durch das Stadt­ge­bi­et von Wittstock/Dosse.
Neon­azis­tis­che Organ­isierung deut­lich erkennbar
Dass es sich bei dieser Ver­anstal­tung klar um einen Neon­azi­auf­marsch han­delt, verdeut­licht­en schließlich Parolen, wie „Autonom und mil­i­tant – Nationaler Wider­stand“, „Nationaler Sozial­is­mus jet­zt“ oder „Hier marschiert der nationale Wider­stand“. Außer­dem hat­te sich an der Spitze des Demon­stra­tionszuges ein „schwarz­er Block“ so genan­nter „Autonomer Nation­al­is­ten“ gebildet.
Des Weit­eren wur­den die Rede­beiträge fast auss­chließlich von ein­schlägi­gen Funk­tionären aus dem neon­azis­tis­chen Spek­trum, wie Michael Zeise aus Weißen­fels, dem Neu­rup­pin­er NPD Stad­trat Dave Trick oder dem Neu-Eisen­hüt­ten­städter Pas­cal Stolle vom „drit­ten Weg“ gehalten.
Der Laut­sprecher­wa­gen wurde von Peer Koss, Neon­azi-Sym­pa­thisant und Ver­anstal­ter von ras­sis­tis­chen Aufmärschen in Frank­furt (Oder), zur Ver­fü­gung gestellt.
Proteste und Spendenaktion
Gegen den Auf­marsch gab es nur ver­bale Proteste von Einzelper­so­n­en und kleineren Grup­pen am Rande. Allerd­ings wurde die gesamte Ver­samm­lung vom lokalen zivilge­sellschaftlichen Bünd­nis auch als so genan­nter „Spenden­lauf“ gestal­tet. Entsprechend gab es am Anfangs- und End­punkt „Start“ und „Ziel“ Transparente.
Vere­inzelt wurde die Versammlungsteilnehmer_innen des „Fack­el­marsches“ von Aktivist_innen der Zivilge­sellschaft aus auch ermutigt weit­er zu laufen, um mehr Spenden für Flüchtlinge zusam­meln. Ins­ge­samt sollen min­destens 2.000,- € zu Gun­sten von „Pro Asyl“ zusam­mengekom­men sein.
Weit­er­hin gab es heute auch einen Info­s­tand des zivilge­sellschaftlichen Aktions­bünd­niss­es „Witt­stock beken­nt Farbe“ auf dem Witt­stock­er Weihnachtsmarkt.
 Fotos: hier
 

Kategorien
Sonstiges

Pritzwalk: Weniger bei AfD-Montagsdemo


Die zweite Ver­samm­lung der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) auf dem Mark­t­platz in Pritzwalk zog am Mon­tagabend deut­lich weniger Men­schen, als die Vor­ange­gan­gene vor zwei Wochen. Nah­men an der ersten Kundge­bung der recht­spop­ulis­tis­chen Partei, am 16. Novem­ber 2015, noch 160 Per­so­n­en teil, waren es am 30. Novem­ber 2015 ger­ade ein­mal nur noch 100.
Als Red­ner trat­en u.a. Sven Schröder (AfD Land­tagsab­ge­ord­neter Bran­den­burg), Klaus Engel­bertz (AfD Kreisver­band Ost­prig­nitz-Rup­pin) und Armin-Paul Ham­pel (AfD Lan­desvor­sitzen­der Nieder­sach­sen) auf.
Gegen­proteste waren offiziell nicht angemeldet. Einzelper­so­n­en ver­sucht­en aber trotz­dem Ihren Protest gegen die Rechtspopulist_innen durch Schilder und Trillerpfeifen zum Aus­druck zu bringen.
In der Pritzwalk­er St. Niko­laikirche fand zudem wieder ein Friedens­ge­bet statt.
Die Polizei war wieder mit einem größeren Aufge­bot vor Ort. Zu nen­nenswerten Zwis­chen­fällen kam es allerd­ings nicht.
Die AfD will ihre Mon­tags­de­mo am 14. Dezem­ber 2015 fortsetzen.
Fotos: hier
 

Kategorien
Antifaschismus

Brandenburg an der Havel: Nach Brandanschlag Zeichen gegen zunehmende Fremdenfeindlichkeit gesetzt


An ein­er Kundge­bung „gegen Frem­den­hass und geistige Brand­s­tiftung“ in Bran­den­burg an der Hav­el haben sich am frühen Abend, trotz strö­menden Regen, unge­fähr 50 Men­schen beteiligt. Sie waren dem Aufruf ein­er Ini­tia­tive zweier Einzelper­so­n­en gefol­gt, die mit dieser Ver­samm­lung ein Zeichen set­zen woll­ten. Hin­ter­grund war der mut­maßliche Bran­dan­schlag auf eine geplante Flüchtling­sun­terkun­ft in der ver­gan­genen Woche. Die Kundge­bung fand deshalb auch in unmit­tel­bar­er Nähe des Tatortes am Nico­laiplatz statt. Als Red­ner trat­en die bei­den Ini­tia­toren Chriss Kühnl und Sebas­t­ian Möck­el auf. Bei­de verurteil­ten die Tat, Kühnl zu dem auch expliz­it die, sein­er Mei­n­ung nach, dafür ver­ant­wortliche Het­ze bes­timmter poli­tis­ch­er Organ­i­sa­tio­nen. Sebas­t­ian Möck­el warnte zudem vor neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten im Stadt­ge­bi­et von Bran­den­burg an der Hav­el und wider­sprach dabei deut­lich einem Bericht ein­er Lokalzeitung, dem­nach keine Szen­estruk­turen erkennbar wären. Erst wenige Stun­den vor dem Bran­dan­schlag, so hät­ten es ihm Anwohner_innen berichtet, soll eine Gruppe mut­maßlich­er Neon­azis durch die Alt­stadt gezo­gen sein. Diese solle auch ver­fas­sungswidrige Parolen skandiert haben, so Möck­el in sein­er Rede.
Polizeiliche Ermit­tlun­gen zur Bran­dur­sache laufen
Das momen­tan vom Brand betrof­fene, derzeit noch leer­ste­hende Gebäude am Nico­laiplatz war von der Stadt Bran­den­burg als Notun­terkun­ft für Flüchtlinge geplant. Gemäß Polizeiangaben vom 27. Novem­ber 2015 war das Feuer von einem Zeu­gen ent­deckt und anschließend von der Feuer­wehr gelöscht wor­den. Von den Flam­men betrof­fen soll jedoch nur der Rah­men eines Außen­fen­sters sein, möglicher­weise auch deshalb weil der Brand rechtzeit­ig ent­deckt wurde. Der polizeiliche Staatss­chutz (Dez­er­nat 2) der Polizei­di­rek­tion West habe inzwis­chen die Ermit­tlun­gen zum Ver­dacht der Brand­s­tiftung übernommen.Ein frem­den­feindlich­er Hin­ter­grund der mut­maßlichen Bran­dle­gung sei momen­tan nicht auszuschließen.
Zunahme frem­den­feindlich motiviert­er Straftaten
Lei­der war der mut­maßliche Bran­dan­schlag auch nicht der erste Ver­such in Bran­den­burg an der Hav­el mit gemeinge­fährlichen Mit­teln Flüchtlinge zu vertreiben bzw. ihre Unter­bringung in der Stadt zu ver­hin­dern. Bere­its am 25. Juli 2015 hat­te es vor der Woh­nung ein­er geflüchteten Fam­i­lie aus Inguschetien gebran­nt. Auch hier wurde der Brand schnell gelöscht und schlim­meres verhindert.
Wie aus ein­er Anfrage der Land­tagsab­ge­ord­neten Andrea Jolige (DIE.LINKE) vorge­ht, nah­men die Attack­en auf Flüchtlinge und deren Unterkün­fte auch lan­desweit zu. Allein von Juli bis Sep­tem­ber 2015 habe die Polizei dem­nach 51 dieser Straftat­en gezählt, von Jan­u­ar bis Juni 2015 waren es 26.Im gesamten Jahr 2014 wur­den allerd­ings „bloß“ 36 Angriffe auf Flüchtlinge und deren Unterkün­fte gezählt, 2013 sog­ar „nur“ 15.
Frem­den­feindlichkeit spür­bar wie lange nicht mehr
Neben den Straftat­en mit mut­maßlich frem­den­feindlichen Hin­ter­grund haben übri­gens auch die Ver­samm­lun­gen mit der­ar­tigem Charak­ter zugenom­men. Dies geht eben­falls aus der Anfrage der Land­tagsab­ge­ord­neten Jolige her­vor. Dem­nach haben Ver­anstal­tun­gen, die sich gegen Flüchtlinge und die Asylpoli­tik richt­en, von 61 im Jahr 2013, auf 130 im Jahr 2014 und bisher175 im laufend­en Jahr erhöht. Dabei wur­den auch die Ver­samm­lun­gen ver­meintlich­er „Bürg­erini­tia­tiv­en“, der „BraMM/PEGIDA“ und der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) berück­sichtigt. Für eine Vielzahl dieser Ver­samm­lun­gen sind aber nach wie vor ein­schlägige Neon­azis ver­ant­wortlich, die sich in der NPD, im „drit­ten Weg“ oder so genan­nten „Freien Kräften“ organisieren.
Aktuelle Ten­den­zen im Bran­den­burg­er Neonazimileu
Für die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el ist eine ähn­liche Entwick­lung erkennbar. Allein fünf­mal zog im ersten Hal­b­jahr 2015 die ursprünglich von einem Repub­likan­er ini­ti­ierte „BraMM/PEGIDA“ durch die Havel­stadt, ein­mal kam die NPD und ein­mal der „dritte Weg“. Alle Drei eint ihre ablehnende Hal­tung gegenüber Flüchtlin­gen. Die schein­bare Aktiv­ität der genan­nten Organ­i­sa­tio­nen kon­nte jedoch nicht darüber hin­wegtäuschen, dass deren lokale Ver­ankerung nur bed­ingt vorhan­den ist. Der Stadtver­band der NPD ist schon seit Jahren inak­tiv, „drit­ter Weg“ und „BraMM“ haben über­haupt keine öffentlich erkennbaren Lokalgliederun­gen vor Ort. Den­noch sind sehr wohl aktive Einzelper­so­n­en und kleinere Grup­pen aus Bran­den­burg an der Hav­el bekan­nt, die regelmäßig an Ver­samm­lun­gen der genan­nten Organ­i­sa­tio­nen teil­nehmen. Beson­ders auf­fäl­lig war dies­bezüglich eine lose Gemein­schaft von fünf bis zehn Per­so­n­en, die in der Kon­stel­la­tion erst seit 2014 auftritt. Bei Aufmärschen und Kundge­bun­gen fällt diese Gruppe sowohl durch ein­heitlich gestal­tete Klei­dungsstücke mit der Auf­schrift „Divi­sion Bran­den­burg“ als auch zu ihrer Nähe zum „drit­ten Weg“ auf. Sie gilt fern­er nicht nur als aktion­saf­fin, son­dern tritt dur­chaus auch als gewalt­suchend auf. Am 20. Feb­ru­ar 2015 provozierten beispiel­sweise mehrere Mit­glieder dieser Gruppe, zu der u.a. auch der mehrfach vorbe­strafte Totschläger Sascha L. gehören soll, während eines Gedenkspazier­ganges für den 1996 von L. getöteten Punker Sven Beuter.
 Fotos: hier
 

Kategorien
Antifaschismus

Genthin: Brandenburger Neonazis veranstalteten Kundgebung des „dritten Weges“


An ein­er Ver­samm­lung der Partei des „drit­ten Weges“ auf dem Mark­t­platz in Gen­thin (Sach­sen-Anhalt) nah­men heute Mit­tag unge­fähr 30 Per­so­n­en, darunter auch eine Del­e­ga­tion der Partei DIE.RECHTE aus den Land­kreisen Jeri­chow­er Land und Sten­dal, teil. Die Ver­anstal­tung war sta­tionär, als Kundge­bung, angemeldet und bein­hal­tete im Wesentlichen die Auf­stel­lung eines Info­tis­ches, das Verteilen von Pro­pa­gan­da sowie das Abhal­ten zweier Rede­beiträge. Gegen die neon­azis­tis­che Ver­samm­lung protestierte eine Gruppe von unge­fähr 20 Men­schen unter dem Mot­to „Nie wieder Faschis­mus“. Die Proteste waren erst vor Ort angemeldet worden.
Der dritte Weg in Sachsen-Anhalt
Der dritte Weg trat im Bun­des­land Sach­sen-Anhalt erst­mals am 21. Juni 2014 während eines Auf­marsches in Merse­burg in Erschei­n­ung, gut sechs Monate später, am 6. Dezem­ber 2015, erfol­gte am sel­ben Ort eine Infover­anstal­tung. Seit dem 4. April 2015 existiert eben­falls dort, ein­schließlich der Großstädte Halle/Saale und Leipzig, ein Stützpunkt „Mit­tel­land“.
Im Nor­den Sach­sen-Anhalts war die 2013 gegrün­dete „Partei“ jedoch bish­er noch nicht aktiv.
Für den Land­kreis Jeri­chow­er-Land sieht sich eher deren schein­bare Konkur­ren­z­partei DIE.RECHTE, deren Gebi­et­sleit­er Ingo Zim­mer­mann in Burg bei Magde­burg resi­diert, zuständig. Allerd­ings scheint es doch fre­und­schaftliche Verbindun­gen zwis­chen den bei­den „Parteien“ zu geben. So nahm Zim­mer­mann heute mit ein­er kleinen Del­e­ga­tion aus Burg und Sten­dal an der Kundge­bung des „drit­ten Weges“ Teil. Dabei trug er auch einen offen­bar bewusst gewählten Pullover mit der Auf­schrift „DIE.RECHTE – Kreisver­band Magde­burg / Jeri­chow­er Land“.
Der dritte Weg in Genthin
Den­noch scheint es auch in Gen­thin Einzelper­so­n­en zu geben, die sich eher dem „drit­ten Weg“ zuge­hörig fühlen. Im Ort macht seit ger­aumer Zeit zumin­d­est eine junge Dame mit der Ver­bre­itung der­ar­tige Pro­pa­gan­da auf sich aufmerk­sam. Diese scheint auch in enger Beziehung zu der vor allem in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk aktiv­en Ini­tia­tive „Keine Erstauf­nahmestelle in Gen­thin“ zu ste­hen. Auch für die heutige Ver­samm­lung hat­te die junge Frau gewor­ben, nahm jedoch nicht an dieser Teil. Sie wur­den allerd­ings, etwas abseits mit einem Begleit­er ste­hend, erkannt.
Weit­er­hin hat­ten Unbekan­nte, offen­bar im Vor­feld der heuti­gen Ver­samm­lung auf dem Mark­t­platz, im Stadt­ge­bi­et von Gen­thin mehrere Plakate des „drit­ten Weges“ mit der Auf­schrift: „Asylflut stop­pen“ angebracht.
Ob das Engage­ment des „drit­ten Weges“ mit „Protesten“ gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen im Ort oder gar den kom­menden Land­tagswahlen im März 2016 zusam­men­hängt blieb hinge­gen unklar. Neben den auswär­ti­gen Neon­azis nah­men jeden­falls auch Einzelper­so­n­en aus der Stadt Gen­thin und dem näheren Umland teil.
Unter­stützung aus Brandenburg
Angemeldet wor­den war die Ver­samm­lung heute Mit­tag jedoch offen­bar von Bran­den­burg­er Neon­azis. Eine Abor­d­nung mehrerer Autos aus Pots­dam und Pots­dam-Mit­tel­mark war kurz vor 10.00 Uhr am Ver­samm­lung­sort eingetrof­fen. Als polizeilich­er Ansprech­part­ner und augen­schein­lich­er Ver­samm­lungsleit­er trat Manuel Schmidt aus Kloster Lehnin auf. Als Red­ner fungierte u.a. der ursprünglich aus Bad Belzig stam­mende Pas­cal Stolle. In seinem Rede­beitrag nahm Stolle kein Blatt vor dem Mund, meinte in seinem neuen Wohnort Eisen­hüt­ten­stadt ange­blich „vor lauter Aus­län­der … nicht mehr treten“ zu kön­nen, verunglimpfte „Schwarzafrikan­er“ pauschal als „Dro­gen­deal­er“ und sprach im Hin­blick auf die steigen­den Flüchtlingszahlen von ein­er „Über­schwem­mung“ durch „Frem­dras­sige“.
Wieder­se­hen in Genthin
Ein Teil der heuti­gen Sympathisant_innen der Partei „der dritte Weg“ waren heute übri­gens nicht das erste mal in Gen­thin. Einzelper­so­n­en aus Pots­dam und Pots­dam-Mit­tel­mark, darunter auch Manuel Schmidt, nah­men bere­its am 7. Juni 2008 an einem Auf­marsch der „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ (JN) in der sach­sen-anhal­tinis­chen Kle­in­stadt teil. Unter dem Mot­to „Nationale Zen­tren erkämpfen – Polizeis­taat abschal­ten“ hat­ten damals unge­fähr 200 Neon­azis für den Erhalt eines Szen­e­tr­e­ff­punk­tes demon­stri­ert, in dem auch ein­schlägige Rechts Rock Konz­erte stat­tfan­den. Zu dieser Zeit gab es eine enge Verbindung zwis­chen den JN-nahen „Freien Kräften Gen­thin“ und den aus dem Pots­damer JN Stützpunkt her­vorge­gan­genen „Freien Kräften Pots­dam“, die später als „Infor­por­tal Pots­dam“ und „Lichtschat­ten“ in Erschei­n­ung trat­en und nun­mehr den harten Kern des Stützpunk­tes „Potsdam/Mittelmark“ inner­halb des „drit­ten Weges“ bilden.
Aus dem sach­sen-anhal­tinis­chen Stützpunkt „Mit­tel­land“ war heute hinge­gen offen­bar nie­mand angereist.
Fotos: hier

Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: „Mit Herz statt Hetze“ gegen PEGIDA-nahen Hassaufmarsch

titel
Erst­mals seit drei Wochen hat das zivilge­sellschaftliche Aktions­bünd­nis in Rathenow wieder Flagge für eine Stadt „mit Herz statt Het­ze“ gezeigt. An der Ver­anstal­tung am his­torischen Kur­fürs­ten­denkmal nah­men unge­fähr 200 Men­schen teil. Mit ihrer Teil­nahme an der Ver­samm­lung sprachen sie sich für einen Ort der Vielfalt und der Weltof­fen­heit aus und posi­tion­ierten sich gegen Ras­sis­mus und Het­ze gegen Flüchtlinge. Unge­fähr zeit­gle­ich ver­sam­melten sich allerd­ings auch, und zwar nur einige Meter davon ent­fer­nt­mehrere hun­dert­Men­schen, um gegen dieso genan­nte „Asylpoli­tik“ und das ver­meintliche „Poli­tikver­sagen der Bun­desregierung“ zu protestieren. An einem anschließen­den, harm­los als „Spazier­gang“ angekündigten, Hass-Auf­marsch beteiligten sich bis zu 600 Per­so­n­en. Dabei wur­den u.a. Parolen gerufen, die neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen entlehnt waren, sowie anwe­sende Pres­sev­ertreter belei­digt und bedro­ht. Die Polizei hat­te Mühe die Sit­u­a­tion unter Kon­trolle zu behalten.
„Bürg­er­bünd­nis“ radikalisiert sich
Ähn­lich wie an den vor­ange­gan­genen Ver­anstal­tun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ auf dem Märkischen Platz, ver­sucht­en die Redner_innen ihr Pub­likum am Auswe­i­chort, dem Edwin_Rolf-Platz, durch polar­isierende Polemik, Kol­portierung von Ressen­ti­ments sowie der Schürung von Äng­sten und Vorurteilen eine berauschende und die Zuhörer_innen verbindende Atmo­sphäre zu schaf­fen. Fast dia­bolisch und dystopisch wirk­te die Szener­ie auf dem schwach beleuchteten Edwin Rolf Platz, dem Tre­ff­punkt der ver­meintlichen Wut- und Angstbürger_innen. Die Redner_innen, ein­mal mehr Chris­t­ian Kaiser, Nico Tews und Sebas­tiano Graziani, aber auch der szenebekan­nte PEGI­DA-Red­ner Curd Schu­mach­er sowie die Videoblog­gerin Stephanie Schulz, tat­en ihr Übriges, um ihr Volk den Takt des „Protestes“, mal seicht, mal scharf, zumeist aber in ein­fachen Worten, vorzugeben. „Lügen­presse“, „Volksver­räter“ und „Merkel muss weg“ rief die in „Wut“ und „Angst“ geeinte Gemein­schaft brav ihren Dem­a­gogen nach. Das neben den ver­meintlich „besorgten Bürger_innen“ auch organ­isierte Neon­azis standen, schien dort ein­mal mehr nie­man­den zu stören. Offen­bar reicht­en dies­bezüglich die „ver­trauensvollen“ Worte eines Nico Tews aus, der sich in der Ver­gan­gen­heit immer wieder von der NPD oder „Nazis“ dis­tanzierte. Und Kri­tik daran lässt Tews ohne­hin nicht zu. Wer sich kri­tisch über das Bürg­er­bünd­nis äußert oder nicht in dessen Inter­esse berichtet, muss mit Schmähkam­pag­nen oder Dro­hun­gen rech­nen. Jüngst durfte ein MAZ Lokalredak­teur dies in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk wieder über sich erge­hen lassen. Auch während des Marsches am Dien­stagabend waren Pres­sev­ertreter, nach einem Hin­weis von Chris­t­ian Kaiser bezüglich „link­er Presse“ am Rande, wieder das Ziel wüster Beschimp­fun­gen und Dro­hge­bär­den. Eine Eskala­tion wie in der ver­gan­genen Woche, wo es einen Angriff auf einen Foto­jour­nal­is­ten gab und dabei dessen tech­nis­ches Equip­ment teil­weise beschädigt wurde, blieb jedoch dies­mal aus.Dennoch ist glob­al gese­hen ein Trend zur Radikalisierung erkennbar. Nicht nur in der Steigerung der Aggres­siv­ität, son­dern auch im ver­balen Aus­druck und der ide­ol­o­gis­chen Unter­füt­terung. Klar und deut­lich waren gestern Parolen, wie „krim­inelle Aus­län­der raus“ oder „wer Deutsch­land nicht liebt, soll Deutsch­land ver­lassen“, zu hören, die son­st nur bei Neon­aziver­anstal­tun­gen skandiert wer­den. Doch das scheint nur der Anfang zu sein.
„Bürg­er­bünd­nis“ will sich mit Neu-Rechter Kam­pagne vernetzen
In seinem ein­lei­t­en­den Rede­beitrag stellte Chris­t­ian Kaiser, presserechtlich Ver­ant­wortlich­er des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, ein Ver­net­zung­spro­jekt vor, welch­es eine enge Zusam­me­nar­beit so genan­nter „Bürg­er­be­we­gun­gen“ bein­hal­tet. Diese momen­tan auch in anderen Orten als bun­desweite Kam­pagne bewor­bene Ver­net­zung trägt den unver­fänglichen Arbeit­sti­tel: „ein Prozent für unser Land“. Die Idee dahin­ter klingt dann allerd­ings weit weniger harm­los. 800.000 Men­schen, also ein Prozent der bun­desre­pub­likanis­chen Bevölkerung, sollen sich, gemäß den Ini­tia­toren der Kam­pagne, find­en, um deren „juris­tis­che, medi­ale und poli­tis­che Aktio­nen“ zu unter­stützen. Ziel sei es die durch wach­sende Flüchtlingsströme befürchtete „Auflö­sung“ des „Staates“ zu ver­hin­dern. Da die führen­den Köpfe der „Einprozent“-Gruppe allerd­ings auch bekan­nte Köpfe der extremen Recht­en, wie der Neu-Rechte Götz Kubitschek oder der Quer­frontler Jür­gen Elsäss­er, sind, kön­nten damit auch ganz andere Zwecke, wie beispiel­sweise die bre­ite Sabotierung oder gar die Abschaf­fung des demokratis­chen Recht­staates angestrebt wer­den. Mit 800.000 Sympathisant_innen wäre diese Kam­pagne sog­ar stärk­er als die SPD, mit ihren 460.000 Mit­gliedern, als größte poli­tis­che Partei der Bun­desre­pub­lik. Diese Dimen­sio­nen lassen dieses Vorhaben aber ander­er­seits auch gle­icher­maßen irre­al erscheinen. Zudem sind die anvisierten „Bürg­er­be­we­gun­gen“ keine homo­ge­nen Aktion­s­grup­pen, sie eint lediglich der Frust auf „die da oben“. Trotz des eher aus­sicht­slosen Vorhabens ist jedoch jet­zt zumin­d­est, durch die deut­liche Sym­pa­thie mit der­ar­ti­gen Pro­jek­ten, eine deut­liche Offen­heit des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ gegenüber der extremen Recht­en erkennbar.
Tum­melplatz für extrem rechte Parteigänger_innen
Darüber hin­aus bleibt die Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ nach wie vor ein Tum­melplatz für recht­spop­ulis­tis­che und neon­azis­tis­che Vere­ini­gun­gen. Erst­mals nahm am Dien­stagabend beispiel­sweise „PEGIDA Havel­land“, eine Gruppe die haupt­säch­lich in und um Schön­walde-Glien aktiv sein soll und auch schon zu entsprechen­den Ver­anstal­tun­gen in Dres­den fährt, mit einem eige­nen Ban­ner an der „Bündnis“-Versammlung in Rathenow teil. Eine Abor­d­nung der neon­azis­tis­chen „Freien Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ war eben­falls vertreten, genau wie die üblichen NPD Sympathisant_innen aus Rathenow, Prem­nitz und Nauen. Neon­az­ibarde Thomas L. alias „TOy­ton­i­cus“ war zudem wieder als Ord­ner einge­set­zt. Des Weit­eren nah­men bekan­nte Sym­pa­thisan­ten der Partei „DIE.RECHTE“ aus Sten­dal am Marsch des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ teil.
Sin­gen gegen Hass und Hetze
All dem kon­nte das zivilge­sellschaftliche Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ allerd­ings nur wenig ent­ge­genset­zen. Ein­er­seits will es über die Gerüchte und Vorurteile aufk­lären, also schon einen Kon­tra­punkt zu der Pro­pa­gan­da des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ set­zen, ander­er­seits aber auch Bürger_innen zurück­gewin­nen. Von ein­er „Gegen­ver­anstal­tung“ im eigentlichen Sinne kann also nicht gesprochen wer­den. Die Posi­tion­ierung von „Rathenow zeigt Flagge“ war im Wesentlichen neu­tral, dafür aber mit einem konkreten Ange­bot für eine vielfältige und offene Gesellschaft „mit Herz statt Het­ze“. Neben poli­tis­chen Reden gab es so beispiel­sweise Auftritte von unter­schiedlichen, auch inter­na­tionalen Musik­in­ter­pre­ten. Vielfach war den Men­schen auch ein­fach nur wichtig an dem Abend öffentlich präsent zu sein und sich gegen­seit­ig Mut zu machen. Konkret sah dies beispiel­sweise so aus, dass gemein­sam das Lied „die Gedanken sind frei“ gesun­gen wurde.
Fotos: hier

 

Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: Zivilgesellschaft will wieder Flagge zeigen

Rathenow Transpi Zivilgesellschaft
Am kom­menden Dien­stagabend wird es wieder eine Ver­anstal­tung des Aktions­bünd­niss­es „Rathenow zeigt Flagge“ geben. Dazu hat­te sich die zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive bei ihrem Tre­f­fen am ver­gan­genen Mittwoch entschlossen. Die Ver­samm­lung soll wieder unter dem Mot­to: „Mein Rathenow: Mit Herz statt Het­ze“ stat­tfind­en. Gle­ichzeit­ig wird das selb­ster­nan­nte „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ seine mit­tler­weile fün­fte öffentliche Ver­anstal­tung durch­führen. Da ein szenebekan­nter PEGI­DA-Red­ner dort auftreten soll, wird mit ein­er großen Teilnehmer_innenzahl gerechnet.
„Bürgerbündnis“mit PEGI­DA-Red­ner am Rolf-Platz
Als Ver­samm­lung­sort hat das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“, genau wie in der ver­gan­genen Woche, den Edwin-Rolf-Platz in der Rathenow­er Alt­stadt angemeldet. Dort wird es zunächst eine Kundge­bung und dann einen so genan­nten „Spazier­gang“ geben. Eine genaue Strecke ist jedoch noch nicht bekan­nt. In der ver­gan­genen Woche fre­quen­tierte der Aufzug allerd­ings die Baus­traße, die Große Burgstraße und die Ste­in­straße. Der Märkische Platz, ursprünglich­er Ver­samm­lung­sort des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ bei den ersten drei Ver­anstal­tun­gen, kann derzeit nicht für Ver­samm­lun­gen genutzt wer­den, da dort der Wei­h­nachts­markt stat­tfind­et. Dies schließt jedoch nicht aus, dass es einen angemelde­ten „Spazier­gang“ in diese Rich­tung geben kön­nte. Genauere Angaben machte der Ver­anstal­ter dazu aber bish­er nicht.
Im Zuge der Bewer­bung ihrer Ver­anstal­tung, wurde durch das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“, lediglich bekan­nt gegeben, dass der szenebekan­nte Videokanal-Blog­ger Curd Schu­mach­er alias „Curd ben Nem­si“ dort als Red­ner auftreten soll. Schu­mach­er gilt als beson­ders mit­teilungs­bedürftig und tritt mit seinem plumpen, ver­meintlich volk­snah wirk­enden Sprach-Reper­toire regelmäßig bei PEGI­DA-Aufmärschen in Duis­burg (Nor­drhein-West­falen) auf. Dabei polemisiert er haupt­säch­lich gegen die Bun­desregierung und kol­portiert Ressen­ti­ments gegen Flüchtlinge. Insofern ist inhaltlich eine Fort­set­zung der üblichen Het­zre­den zu erwarten.
Het­ze und Dro­hun­gen gegen Pressevertreter
Kon­tinuier­lich fortzuset­zen scheinen sich übri­gens auch die Het­ze und Dro­hge­bär­den gegen Pressevertreter_innen mit kri­tis­ch­er Berichter­stat­tung. Nach­dem das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ auf seinen Ver­anstal­tun­gen eine Rathenow­er Lokalzeitung als „Lügen­presse“ dif­famierte und einen lokalen Fernsehsender aus Bran­den­burg an der Hav­el, nach dessen Fernse­hbeitrag vom 12. Novem­ber 2015, eben­falls mit öffentlich­er Dif­famierung dro­hte, enthemmte sich in der ver­gan­genen Woche nun die rohe Gewalt. Diese richtete sich vor allem gegen das tech­nis­che Equip­ment eines Foto­jour­nal­is­ten und verur­sachte einen dreis­tel­li­gen Schaden.
Trotz des Sach­schadens und der mitunter bedrohlichen Sit­u­a­tion sah das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ jedoch noch keine Ver­an­las­sung sich von der­ar­ti­gen Exzessen zu dis­tanzieren. Im Gegen­teil, die Sympathisant_innen ver­sucht­en die Gewalt zu recht­fer­ti­gen und riefen teil­weise zu weit­eren, mitunter straf­baren Hand­lun­gen auf. Ein „Pas­cal B.“ schrieb beispiel­sweise in einem Kom­men­tar auf der Ver­anstal­tungs­seite des Bünd­niss­es in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk: “für auf­dringliche Fotografen kann ich einen Lip­pen­s­tift oder Creme empfehlen … fürs objek­tiv“. „B.“ ist zumin­d­est in diesem sozialen Net­zw­erk sowohl mit einem der bei­den Haup­tak­teure des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, als auch bekan­nten Aktivist_innen des neon­azis­tis­chen Milieus aus dem Osthavel­land bzw. dem Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin befre­un­det. Deut­lich dro­hen­der agierte hinge­gen der Klei­n­un­ternehmer Lutz M., der bish­er an allen Ver­samm­lun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ teil­nahm. In ein­er Has­s­mail an den bere­its in der ver­gan­genen Woche attack­ierten Foto­jour­nal­is­ten dro­hte er u.a.: „Pass auf was du machst ich kriege dich und dann bist du im kranken­haus“ (Rechtschrei­bung im Original).
Kundge­bung der Zivilge­sellschaft am Schleusenplatz
Nach dem das Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ in den ver­gan­genen bei­den Wochen keine adäquate Ver­anstal­tung zur Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ ange­boten hat­te, wurde inner­halb der Zivilge­sellschaft vielfach Kri­tik an dem als zu pas­siv emp­fun­de­nen Auftreten gegenüber den Het­zern und Dem­a­gogen laut. Auf ein­er Sitzung der zivilge­sellschaftlichen Ini­tia­tive am ver­gan­genen Mittwoch set­zte sich deshalb der Vorschlag ein­er erneuten Ver­anstal­tung „mit Herz statt Het­ze“ durch. Diese Ver­samm­lung ist inzwis­chen angemeldet und polizeilich bestätigt. Sie soll am Dien­stagabend um 18.00 Uhr auf dem Schleusen­platz in der Berlin­er Straße Ecke Schleusen­straße begin­nen und ein vielfältiges Kul­tur­ange­bot beinhalten.
Der Wech­sel vom August-Bebel-Platz, dem ursprünglichen Kundge­bung­sort der Zivilge­sellschaft bei vor­ange­gan­genen Ver­anstal­tun­gen, zum Schleusen­platz scheint dabei bewusst gewählt zu sein. Offen­bar will „Rathenow zeigt Flagge“ in räum­lich­er Nähe zum „Bürg­er­bünd­nis“ für eine Stadt „mit Herz statt Het­ze“ werben.
Jugen­dini­tia­tive gegründet
Neben dem Set­zen von Zeichen strebt die Rathenow­er Zivilge­sellschaft aber auch langfristige Pro­jek­te für eine Stadt „mit Herz statt Het­ze“ an. Ein Beispiel dafür soll kün­ftig die „Jugen­dini­tia­tive Rathenow“ sein. Diese Ini­tia­tive hat sich zum Ziel geset­zt „für eine bessere Aufk­lärung von Gerücht­en“ zu sor­gen sowie „Fra­gen bezo­gen auf die Flüchtlings­the­matik“ zu beant­worten. Betreut wer­den soll das Vorhaben durch den Rathenow­er Erzieher Max Vogt, der zuvor im Kinder- und Jugend­par­la­ment der Stadt aktiv war und zurzeit im kirch­lichen Jugend­haus „Oase“ arbeit­et. Er will durch seine Ini­tia­tive vor allem Jugendliche motivieren sich in die Gesellschaft einzubrin­gen. Diese sollen dann beispiel­sweise Fra­gen zur Flüchtlings­the­matik sam­meln und dann Antworten in Inter­views mit Sachver­ständi­gen oder sachkundi­gen Bürger_innen find­en. Die Ergeb­nisse der Arbeit sollen dann, gemäß Vogt, auf ein­er Seite in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk veröf­fentlicht werden.
 

Inforiot