Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Vor 10 Jahren starb Kajrat Batesov

Witt­stock — Am 4. Mai 2002 wurde der Rus­s­land­deutsche Kajrat Batesov nach einem Diskobe­such, zusam­men mit seinem Fre­und Max, von mehreren Män­nern angegriffen.

Die Angreifer woll­ten, nach eige­nen Angaben, so »ihr Revi­er« gegen »Fremde« und »Russen« vertei­di­gen. Als die bei­den bere­its schw­er ver­let­zt am Boden lagen, schleud­erte ein­er der Täter einen 18 Kilo schw­eren Feld­stein auf Kajrat. Am 23. Mai 2002 starb der 24-Jährige auf­grund der schw­eren Verletzungen.

Am 1. Mai 2012 wurde in Witt­stock, im Rah­men der Proteste gegen einen Neon­azi­auf­marsch, an Kajrat Batesov erin­nert und der Todes­opfer rechter Gewalt gedacht. Nach wie vor ist der Kampf gegen recht­es Gedankengut und rechte Schläger auf den Straßen nicht gewon­nen. Weit­er­hin beste­ht die Gefahr wegen der Haut­farbe, wegen des Ausse­hens, der kul­turellen Zuord­nung oder poli­tis­chen Ein­stel­lung ange­grif­f­en zu wer­den. Seit 1990 star­ben min­destens 27 Men­schen durch die Gewalt von Neon­azis in Bran­den­burg. Von der Lan­desregierung wer­den lediglich neun Tötungsver­brechen als poli­tisch rechts motiviert anerkannt.

Für den 1. Mai hat­te die Neon­azi­gruppe Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland zu ein­er Demon­stra­tion aufgerufen. Der Auf­marsch der ca. 200 Neon­azis wurde erfol­gre­ich nach weni­gen Metern gestoppt. Unter dem Mot­to »1.Mai Naz­ifrei« hat­ten sich etwa 150 Per­so­n­en auf die Straße geset­zt und ihrem Protest gegen Rechts deut­lich zum Aus­druck gebracht.

Die Neon­azis lösten sichtlich frus­tri­ert und aggres­siv ihre Ver­samm­lung auf. Etwa 80 von ihnen fuhren nach Neu­rup­pin, um eine Spon­tandemon­stra­tion durchzuführen. Dort durch­brachen sie am Bahn­hof eine Polizeikette und grif­f­en anschließend mit Flaschen und Steinen das alter­na­tive Jugend­wohn­pro­jekt »Mit­ten­drin« an. Nur durch das beherzte Ein­greifen der Men­schen im Jugendzen­trum kon­nten die Attack­en abgewehrt wer­den. Erst anschließend erschien die Polizei.

Rede zum Gedenken an Kajrat Batesov auf ostblog

Kategorien
(Anti-)Rassismus

173 Briefe an Matthias Platzeck

Rathenow/Potsdam — Die Vor­sitzende der Bran­den­burg­er Härte­fal­lkom­mis­sion Patri­cia Chop-Sug­den hat am Mon­tag 173 Briefe für ein Bleiberecht von William Ikor ent­ge­gengenom­men. Die von Bürger/innen aus Rathenow und Pots­dam unterze­ich­neten Briefe sollen Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck über­re­icht wer­den. Die Über­gabe erfol­gte durch Eben Chu vom Vere­in Refugees’ Eman­ci­pa­tion und MC Kaki, über dessen Aufen­thalt die Härte­fal­lkom­mis­sion im Dezem­ber 2012 pos­i­tiv entsch­ieden hatte.

Voraus­ge­gan­gen waren eine Demon­stra­tion in Rathenow am ver­gan­genen Fre­itag und Unter­schriften­samm­lun­gen in Rathenow und Pots­dam. Gle­ichzeit­ig trifft eine ungezählte Menge von Unter­stützer-E-Mails für William Ikor in der Staatskan­zlei ein. Refugees’ Eman­ci­pa­tion ruft auf ihrer face­book-Seite weit­er zur Ver­schick­ung der Mails auf.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Protest gegen Asylknast am BER

Am 12. und 13. Mai fand rund um das neue Ter­mi­nal des BER ein Besucher_innenfest statt. 50.000 Men­schen erwarteten die Veranstalter_innen ursprünglich, doch auf dem Fest­gelände herrschte gäh­nende Leere, nur wenige hun­dert BesucherIn­nen waren da. Immer­hin wurde ihnen dadurch eine “eins-zu-eins-Betreu­ung” durch das vielfältige und zahlre­iche Per­son­al ermöglicht.

Möglichst still und heim­lich wird auf dem Gelände des BER ein Asyl­ge­fäng­nis gebaut, wo das äußerst ungerechte und übereilte Flughafe­na­sylver­fahren angewen­det wer­den soll. Um auf dieses Vorhaben aufmerk­sam zu machen und den öffentlichen Protest zu ver­stärken, ließen sich Aktivist_innen ver­schieden­ste Aktio­nen ein­fall­en, die teil­weise von den Veranstalter_innen unter faden­scheini­gen Vor­wän­den unter­bun­den wurden.

Ab dem späten Vor­mit­tag waren die Flüchtlingsräte Berlin und Bran­den­burg sowie weit­ere Grup­pen vor Ort — sowohl am alten Flughafen Schöne­feld als auch auf dem neuen Gelände des BER, um mit vielfälti­gen Aktions­for­men gegen den Asylk­nast mobil zu machen. Direkt am S‑Bahnhof Schöne­feld gab es einen Info­s­tand, an dem Luft­bal­lons mit einem Auf­druck gegen den Asylk­nast. Das Verteilen der Lun­ft­bal­lons war angemeldet und es wurde von der Flugsicher­heit bestätigt, dass gegen Mit­nahme der Bal­l­lons auf das Flughafen­gelände keine Sicher­heits­be­denken bestanden. Obwohl auf dem Fest massen­haft Luft­bal­lons von Fir­men ver­schenkt wur­den, mussten die Besucher_innen ihre Bal­lons vor dem Shut­tle­bus in Schöne­feld zurück­lassen. Als Erkärung diente trotz offizieller Erlaub­nis die Flugsicher­heit.
Auf dem Gelände selb­st wurde dann das Logorecht bemüht um die Luft­bal­lons zu kon­fiszieren. Absoluter Quatsch — darüber müssen sie sich mit dem, der die Luft­bal­lons gedruckt hat, auseinan­der­set­zten, nicht mit denen, die sie dann mit sich tru­gen. Insofern war das Kon­fiszieren der Luft­bal­lons, eben­so wie das Weg­nehmen der Flug­blät­ter ein klar­er Rechts­bruch: So weit geht, das Haus­recht dann doch wieder nicht, dass sie über den Besitz der Besucher_innen entschei­den können.

Ähn­lich erg­ing es dem Irri­ta­tion­sthe­ater in den Shut­tle­bussen zum Fest­gelände. Kof­fer, Trans­par­ente und Flug­blät­ter wur­den unter­sagt, Kof­fer von der Sicher­heits­fir­ma durch­sucht, die bere­its verteil­ten Flug­blät­ter den­Fahrgästen weggenom­men, unsere AkteurIn­nen wur­den fotografiert und beka­men Hausver­bot: Teil­weise für den Bus, teil­weise auch für den Bürg­er­steig, teil­weise für das BER-Gelände, teil­weise verblieben sie auch unbe­hel­ligt.
Das Ver­hal­ten der Sicher­heit­skräfte zeigt, dass der Protest gegen den Asylk­nast unan­genehm gewor­den ist und es mit­tler­weile für angemessen gehal­ten wird, harm­lose Aktio­nen mit zen­sorischen Mit­teln zu verhindern.

Schließlich gelangten alle auf das Gelände und mit ihnen Willy-Brandt-Masken, T‑Shirts mit Sprüchen gegen den Asylk­nast, Flug­blät­ter und Trans­par­ente. Von der Sicher­heits­fir­ma beäugt
und gefilmt hat­ten wir aus­re­ichend Ruhe, um uns mit allem drum und dran vor der Fas­sade des Hauptein­ganges für ein zün­ftiges Grup­pen­fo­to zusam­men zu finden.

Zuvor hat­ten AktivistIn­nen sich bere­its den Regieren­den Bürg­er­meis­ter Klaus Wow­ere­it geschnappt. Der zeigte sich offen für das Gespräch und nahm staatsmän­nisch das T‑Shirt mit dem Auf­druck “Mehr Asyl wagen” (Willy Brandt) ent­ge­gen. Seine Frak­tion sei ja sowieso gegen den Asylknast …

Ins­ge­samt ein net­ter Aus­flug. Und angesichts der PR-Katas­tro­phe um die Ver­schiebung der Eröff­nung die Chance, die einzi­gen inter­es­san­ten Nachricht­en zum BER.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Verein Opferperspektive erinnert an Kajrat Batesov

Im Rah­men der Proteste gegen den Auf­marsch der Neon­azi­gruppe Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland, am 1.Mai 2012 in Witt­stock, gedenkt der Vere­in Opfer­per­spek­tive Kajrat Batesov.

Vor zehn Jahren, am 4. Mai 2002, wurde der Rus­s­land­deutsche Kajrat Batesov nach einem Diskobe­such zusam­men mit einem Fre­und von mehreren Män­nern ange­grif­f­en. Die Angreifer woll­ten nach eige­nen Angaben so »ihr Revi­er« gegen »Fremde« und „Russen“ vertei­di­gen. Ein­er der Täter schleud­erte einen schw­eren Feld­stein auf den am Boden liegen­den Kajrat. Am 23. Mai 2002 starb der 24-Jährige auf­grund der schw­eren Verletzungen.

Nach wie vor ist der Kampf gegen recht­es Gedankengut und rechte Schläger auf den Straßen nicht gewon­nen. Weit­er­hin beste­ht die Gefahr wegen der Haut­farbe, wegen des Ausse­hens, der kul­turellen Zuord­nung oder poli­tis­chen Ein­stel­lung ange­grif­f­en zu wer­den. Seit 1990 star­ben 27 Men­schen durch die Gewalt von Neon­azis in Bran­den­burg, zulet­zt 2008 Bernd Köh­ler in Templin.

Die Gedenkrede für Kajrat Batesov wird am Ehren­mal für die Opfer des Faschis­mus im Friedrich-Ebert-Park gehalten.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Die Amadeu-Antonio-Straße wird kommen. Nur wann?

Vor einem Jahr starteten wir die Ini­tia­tive für die Amadeu-Anto­nio-Straße in Eber­swalde, um die Mah­nung an den ehe­ma­li­gen angolanis­chen Ver­tragsar­beit­er, der Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt wurde, im All­t­ag zu ver­ankern. Als Zeichen für den weit­er nöti­gen Ein­satz zur Über­win­dung von Ras­sis­mus emp­fahlen wir, einen Teil der Eber­swalder Straße zum 50. Geburt­stag von Amadeu Anto­nio am 12.08.2012 umzubenennen.

Wie zur Bestä­ti­gung der Dringlichkeit des Anliegens tötete im Juli ein Recht­ster­ror­ist in Nor­we­gen 77 Men­schen, Ende 2011 schreck­te die Mord­serie der Thüringer Naz­izelle und das Ver­sagen der Sicher­heits­be­hör­den viele Men­schen auf.

In Eber­swalde weit­ete sich der­weil die Debat­te für und gegen die Straßenum­be­nen­nung aus. Die Geg­n­er waren aus unter­schiedlich­sten Grün­den entwed­er strikt dage­gen oder unter­bre­it­eten immer neue Vorschläge, wie und wo das ehrende Gedenken an Amadeu Anto­nio noch würdi­ger, noch erfol­gre­ich­er, noch gebün­del­ter, noch bess­er und weniger anstößig platziert wer­den könnte.

Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki suchte ab Ende Feb­ru­ar nach einem für alle Seit­en annehm­baren Kom­pro­miss und ab Ende März eine deut­liche Mehrheit für die Straßenum­be­nen­nung. Diese Suche wurde vor der Sitzung des Fachauss­chuss­es am 17.04. been­det – offen­bar nach zunehmend ablehnen­den Äußerun­gen und der Formierung ein­er Bürg­erini­tia­tive gegen die Amadeu-Antonio-Straße.

Der Beschluss, der der Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 26.04. vorgelegt wer­den soll, bein­hal­tet zwar die Erar­beitung eines Anti­ras­sis­muskonzepts und einen feier­lichen Akt zum 50. Geburt­stag, jedoch nicht mehr die Straßenum­be­nen­nung. Diese sei „vom Tisch“. Palan­ca e.V. und die Kam­pagne „Light me Amadeu“ beri­eten am 23.04.12 die sich abze­ich­nende Lage und erk­lären dazu: Wir begrüßen und unter­stützen kom­mu­nale Aktiv­itäten zur Ver­min­derung von Ras­sis­mus und zum Gedenken an Amadeu Antonio.

Wir bekräfti­gen unsere ursprüngliche Ini­tia­tive, weil wir sie vom Ort und vom Zeit­punkt her für richtig hal­ten. Darum wün­schen wir uns und Eber­swalde weit­er­hin die Amadeu-Anto­nio- Straße. Wir sind gewiss, dass die Umbe­nen­nung eines Tages kom­men wird. Anders als die Bürg­erini­tia­tive gegen die Umbe­nen­nung in ihren Unter­schriften­lis­ten bis
heute behauptet, wollen wir nicht die drei Kilo­me­ter lange Eber­swalder Straße im Stadt­teil Finow umbe­nen­nen, son­dern ein Drit­tel davon: den Bere­ich zwis­chen Heegermüh­ler Straße und Kopernikus­ring, weil dort die mörderische Het­z­jagd auf Amadeu Anto­nio geschah und die Heime der Ver­tragsar­beit­er standen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Proteste gegen Grenzregime am Großflughafen

Für die nahende Eröff­nung des Großflughafens Willy-Brandt (BER) in Schöne­feld wirbt Berlin mit einem Willy Brandt, der “die Welt begrüßt”. Das ist in der Sicht des Bünd­niss­es gegen Lager Berlin/Brandenburg nun schon als Image-Lüge zu beze­ich­nen: Denn dass Reise­frei­heit und Mobil­ität am BER-Flughafen nicht für Asyl­suchende gel­ten sollen, war mit geplant. Für sie ist ein Flughafen-Asyl­ge­fäng­nis vorge­se­hen. “Asyl­be­wer­berIn­nen aus ‘sicheren Herkun­ft­slän­dern‘ sollen an der Ein­reise gehin­dert und eines ordentlichen Asylver­fahrens beraubt wer­den. Stattdessen hält man nur ein stark beschle­u­nigtes sog. ‘Flughafen­ver­fahren‘, eine übereilte Befra­gung, für sie bere­it,” erläutert Annette Schall vom Bünd­nis gegen Lager. Hier­bei wird trau­ma­tisierten Flüchtlin­gen Inhaftierung und Druck­ausübung zuge­mutet. Es dro­ht ihnen die Ablehnung ihrer Ein­reise und die mögliche Abschiebung. Bei Ablehnung ihres Antrags haben sie nur eine stark verkürzte Frist für Klageweg und Rechts­bei­s­tand. Indem Flüchtlinge aus Kriegs- oder Hunger­re­gio­nen in der Internierungs-Anstalt in Schöne­feld mit 30 Haft­plätzen fest­ge­hal­ten wer­den, erfahren sie unmit­tel­bar, dass sie in der Metro­pole uner­wün­scht sind.

Deutsch­land macht dicht, für Flüchtlinge sind Gren­zkon­trolle und Check­point in Berlin/Brandenburg vorgesehen.

Annette Schall für das Bünd­nis gegen Lager kom­men­tiert: “Die Abwehr von Flüchtlin­gen an den Gren­zen der EU würde mit diesem neuen Asylk­nast weit­er per­fek­tion­iert”. Das Bun­desin­nen­min­is­teri­um wün­schte ihn aber entsch­ieden und ent­ge­gen allen Stim­men bezüglich der men­schen­rechtsver­let­zen­den Fol­gen der deutschen “Flughafen­ver­fahren”. Auch die Berlin­er Regierung und die Flughafen­bau-Gesellschaft ignori­eren bis­lang den stark aus­geweit­eten Protest gegen das Flughafen­ver­fahren und gegen das neue Asyl­ge­wahrsams-Vorhaben am BER-Flughafen. Hält Berlin am Bau fest, würde die Metro­pole wissentlich ein weit­er­er Stützpunkt im europäis­chen Gren­züberwachungssys­tem mit allen men­schen­rechtlich angeprangerten Bedin­gun­gen. Übri­gens hat selb­st der Sohn von Willy Brandt, Dr. Peter Brandt,die Protest-Stel­lung­nahme zum Flughafen-Asylk­nast mitunterzeichnet.

Wir wollen der Poli­tik und der Berlin­er Regierung ihren touris­tis­chen Gute-Laune-Illu­sion­is­mus ver­salzen — mit öffentlichen Protesten und Aufk­lärung über das Gesicht der Fes­tung Europa”, kündigt das Bünd­nis gegen Lager deshalb an.

Auch ohne das Flughafe­na­sylver­fahren sind Flüchtlinge in der Region mit behördlichem Ras­sis­mus kon­fron­tiert, müssen in Sam­melun­terkün­ften leben und haben keine Chance auf gesellschaftliche Teil­habe. Die Aus­gren­zung und Entrech­tung von Flüchtlin­gen gehen täglich im Inland weit­er, und zugle­ich riegelt die Poli­tik die Gren­zen gegen Ein­wan­derung immer per­fek­ter ab ‑mit struk­turellen Maß­nah­men, wie dem Asyl­ge­fäng­nis am BER, und mit der europäis­chen Überwachung der Außen­gren­zen mit Fron­tex, und der Errich­tung neuer Lager in Gren­znähe. Zu noch schär­fer­en Überwachungs­maß­nah­men an der griechisch-türkischen Gren­ze, und sog­ar ein­er Ausweitung der deutschen Res­i­den­zpflicht auf EU-Ebene wur­den auf der Innen­min­is­terkon­ferenz im März neue Vorstöße gemacht.

Die ver­schärften Maß­nah­men zur Flüchtlings­bekämp­fung dür­fen nicht unwider­sprochen bleiben.” Das Bünd­nis gegen Lager B/B. und weit­ere anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tiv­en fordern mit der Demon­stra­tion den sofor­ti­gen Stopp beim Bau des Asylk­nasts in Berlin-Schöne­feld und die Abschaf­fung von Flughafen­ver­fahren. Des weit­eren fordern sie, dass das europäis­che Gren­zkon­troll­sys­tem abgerüstet wird, und im Inland alle Lagerun­terkün­fte geschlossen und die Res­i­den­zpflicht aufge­hoben wer­den. Für Bewe­gungs­frei­heit für alle.

Demon­stra­tion am 28. April, 14 Uhr, Pots­damer Platz Berlin

Mehr Infor­ma­tion zum Flughafen­ver­fahren: http://keinasylknastbbi.blogsport.de

Mehr Infor­ma­tion zum Bünd­nis gegen Lager Berlin/Brandenburg: http://bglbb.blogsport.de

 

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Ibraimo Alberto: Rassistische Bedrohung vor Gericht

Prozesster­min: 18. April 2012, 9.00 Uhr, Amts­gericht Bernau

Im März 2011 war Ibraimo Alber­to als Zuschauer bei einem Fußball­spiel seines damals 17-jähri­gen Sohns. Dessen Schwedter Team trat in einem Heim­spiel in der Lan­desklasse gegen eine Mannschaft aus Bernau an. Dabei fie­len ras­sis­tis­che Äußerun­gen gegen zwei Schwedter Spiel­er. Nach Ende der Par­tie wurde zuerst der Sohn von Ibraimo Alber­to und dann auch er selb­st von einem Spiel­er des geg­ner­ischen Teams mas­siv ras­sis­tisch beschimpft. Der Spiel­er suchte eine Schlägerei mit Ibraimo Alber­to und dro­hte unter anderem: »Ich schlage dich tot«. Andere Fußballer hiel­ten den Aggres­sor zurück. Der Schied­srichter zeigte dem fraglichen Spiel­er nachträglich die rote Karte. Der Vor­fall rei­hte sich in der per­sön­lichen Geschichte Ibraimo Alber­tos in eine Serie von Angrif­f­en und Belei­di­gun­gen ein, die er über die Jahre in Schwedt erdulden musste. Beson­ders bedrückt ihn bis heute, dass zahlre­iche Zuschauer den ras­sis­tis­chen Aus­fällen »wie im The­ater« wort- und taten­los zusa­hen. Der Entschluss der Fam­i­lie Alber­to, die Stadt zu ver­lassen, löste eine bun­desweite Diskus­sion über Ras­sis­mus aus. Inzwis­chen lebt die Fam­i­lie in Karl­sruhe. Noch Monate nach dem Wegzug wurde Ibraimo Alber­to durch eine Anruf­serie mit Ver­höh­nun­gen und Dro­hun­gen von Schwedter Neon­azis belästigt. Mar­cus Rein­ert, Geschäfts­führer der Opfer­per­spek­tive erk­lärt zum Prozess: »Lei­der sind solche ras­sis­tis­chen Aus­fälle kein Aus­nah­meer­schei­n­un­gen. Ras­sis­tis­che Gewalt und Diskri­m­inierung sind immer noch über­aus präsent. Der Fall zeigt, wie sich die Wirkung kleiner­er und größer­er Angriffe kumuliert und die Betrof­fe­nen sog­ar zum Wegzug zwin­gen kön­nen.« Gegen den Angeklagten Nico D., dem mut­maßlichen Haup­tag­gres­sor beim fraglichen Fußball­spiel, wird am 18. April ab 9.00 Uhr vor dem Amts­gericht Bernau ver­han­delt. — Opfer­per­spek­tive e.V.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Die Binde trägt Justitia, wann sie will

Wie kon­nte es passieren, dass die Justi­tia mit der Augen­binde, Ende des 15. Jahrhun­derts einst als Verspot­tung der Blind­heit der Jus­tiz ent­standen, später zum Sym­bol ihrer Unparteilichkeit wurde? Die Binde trägt Justi­tia, wann sie will. In deutsch­er Tra­di­tion legt sie die Binde beson­ders gerne an, wenn es um Fehlver­hal­ten von Staats­be­di­en­steten geht.

So etwa aktuell beim Amts­gericht Pots­dam. Das verurteilte zwei Mit­glieder des Flüchtlingsrates Bran­den­burg wegen übler Nachrede zu Geld­strafen. Sie hat­ten den Neg­a­tivpreis „Denkzettel für struk­turellen und sys­temim­ma­nen­ten Ras­sis­mus“ an das Recht­samt der Stadt Bran­den­burg ver­liehen, aber auch die beson­dere Fehlleis­tung ein­er Mitar­bei­t­erin dieses Recht­samts mit Namen­snen­nung ken­ntlich gemacht.

Diese hat­te, offen­bar den struk­turellen Ras­sis­mus der Behörde inter­nal­isierend, einem afrikanis­chen Flüchtling in einem Rechtsgutacht­en unter­stellt, seine Gehör­losigkeit nur vorzutäuschen — obwohl ihr fachärztliche Bescheini­gun­gen vor­la­gen, die seine Gehör­losigkeit belegten.

Das Amts­gericht Pots­dam urteilte jedoch, die per­son­al­isierte Kri­tik des Flüchtlingsrates an der Mitar­bei­t­erin sei unberechtigt. Der Flüchtlingsrat habe den Wahrheits­be­weis für die Behaup­tung nicht führen kön­nen, die Mitar­bei­t­erin des Recht­samtes habe „absichtlich und bewusst vor­liegende Fak­ten ignori­ert, um Gründe für eine Ablehnung der Aufen­thalt­ser­laub­nis vor­brin­gen zu kön­nen“. Die Beamtin hat­te sich nach ihren Angaben darauf ver­lassen, dass sie sich auf Ein­schätzun­gen ander­er Kol­le­gen der Aus­län­der­be­hörde und der Bun­de­spolizei­di­rek­tion stützen kön­nte. Die Gesam­tak­te habe ihr ohne­hin nicht zur Ver­fü­gung gestanden.

So etwas genügt in Deutsch­land alle­mal: Teilzuständigkeit, blindes Ver­trauen auf andere, Akte nicht da – die gute alte organ­isierte Ver­ant­wor­tungslosigkeit, üblich­es Ver­wal­tung­shan­deln, dessen Auswirkun­gen im Ern­st­fall als Naturkatas­tro­phe darstellt wer­den. Und wenn eine Mitar­bei­t­erin des Recht­samtes auf die Idee kommt, ein Afrikan­er täusche Gehör­losigkeit nur vor – wie kommt man da bloß auf struk­turellen Rassismus?

Genau so funk­tion­iert struk­tureller Ras­sis­mus, sagt der Flüchtlingsrat Bran­den­burg: „Wenn Flüchtlin­gen in Behör­den mit einem grundle­gen­den Mis­strauen begeg­net und vor­ab unter­stellt wird, sie wür­den lügen. Wenn auf Basis dieser Vor­ein­genom­men­heit ver­meintliche Indizien für ver­mutete Falschbe­haup­tun­gen gesam­melt und – sobald sie Bestandteil der Akte sind – unhin­ter­fragt als Fak­ten kol­portiert wer­den, während andere Infor­ma­tio­nen und Belege, die die Angaben der Flüchtlinge bestäti­gen, ignori­ert wer­den. Wenn schließlich auf solchen Grund­la­gen Entschei­dun­gen getrof­fen wer­den, die für Flüchtlinge von exis­ten­zieller Bedeu­tung sind – wie hier die Ver­weigerung des Aufen­thalt­srecht­es und damit die Möglichkeit, ein nor­males Leben zu führen.“

Das Urteil des Amts­gerichts lautete auch, der Ras­sis­musvor­wurf sei „ehrab­schnei­dend“. Und der Behör­den­mi­tar­bei­t­erin liegt viel an ihrer Ehre und der des Staates. Laut Pots­damer neuester Nachricht­en vom 27.3.2012 mah­nte sie sog­ar an, der vom Flüchtlingsrat vergebene Denkzettel­preis müsse generell strafrechtlich über­prüft wer­den. Er sei ein Angriff auf die frei­heitlich demokratis­che Grun­dord­nung und Ver­wal­tungsmi­tar­beit­er kön­nten auf diese Weise bee­in­flusst werden.

Da kön­nte ja jemand auf die Idee kom­men, dass behördliche Monopol an intern­er Bee­in­flus­sung und Lenkung von Behör­den­han­deln öffentlich in Frage zu stellen. Genau das aber will der Flüchtlingsrat weit­er tun. Rechtsmit­tel gegen das Urteil sind bere­its eingelegt.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Sozialausschuss des Landtags zur Zukunft der Unterbringung von Flüchtlingen in Brandenburg

Am kom­menden Mittwoch, dem 14. März 2012, find­et im Sozialauss­chuss des Land­tags ein Fachge­spräch zum Bericht der Lan­desregierung “Empfehlun­gen zum Änderungs­be­darf der Min­dest­stan­drads für den Betrieb von Gemein­schaft­sun­terkün­ften und die soziale Betreu­ung und Beratung” Dabei wird die Zukun­ft der Unter­bringung von Flüchtlin­gen disku­tiert werden.

Wir kri­tisieren den Bericht der Lan­desregierung scharf, weil ihm zufolge let­z­tendlich alles beim Alten bleiben soll:

In Erwä­gung gezo­gen wird allen­falls die Auf­s­tock­ung der bish­eri­gen 6 Quadrat­meter pro Per­son auf 8 Quadrat­meter (voraus­ge­set­zt, es entste­hen daraus keine Kosten) und es wird fest­gestellt, dass die Gemein­schafts­duschen auf den Fluren abschließbar sein sollen.

In einem Offe­nen Brief an die Land­tagsab­gord­neten, den der Flüchtlingsrat zusam­men mit den Flüchtlings­ber­atungsstellen der Car­i­tas, des Diakonis­chen Werkes und der Aus­län­der­seel­sorge Pots­dam ver­fasst hat, haben wir sowohl unser Erstaunen über diesen Bericht, als auch unsere Kri­tik an seinem Zus­tandekom­men formuliert.

Die Auss­chuss­sitzung wurde auf­grund unser­er Kri­tik, sowie der von Abge­ord­neten der Grü­nen, der Linken und der FDP einberufen.

Wir hof­fen, dass die Auss­chuss­sitzung von viel kri­tis­ch­er Öffentlichkeit begleit­et wird.

Ein­ladung zur Sitzung mit Adresse zur Anmeldung

Kategorien
(Anti-)Rassismus Law & Order

Für Bewegungsfreiheit für alle

Die Teilnehmer_Innen bekun­de­ten damit ihren Unmut über den Bau eines Abschiebege­fäng­niss­es für Flüchtlinge auf dem Gelände des neuen Berlin-Bran­den­burg­er Großflughafens BBI. Zweck dieser Ein­rich­tung ist es, mit dem Flugzeug ein­reisende Flüchtlinge im Rah­men ein­er extrem kurzen „Prü­fung“ ihres Asyl­begehrens bin­nen weniger Tage nach ihrer Ein­reise wieder abschieben zu kön­nen. Diese, euphemistisch „Flughafen­schnel­lver­fahren“ genan­nte Prax­is wird an eini­gen Flughäfen Deutsch­lands bere­its ange­wandt und soll mit dem geplanten Neubau weit­er zemen­tiert werden. 

 

Die Demo begann am Pots­damer Haupt­bahn­hof und endete vor dem Land­tag. Ziel war es, die Abge­ord­neten am Brauhaus­berg in Emp­fang zu nehmen und ein­er­seits Abschiebege­fäng­nisse generell, aber im beson­deren die Schnel­lver­fahren zu skandalisieren. 

Vor dem Tor des Land­tags ange­langt, ver­suchte die Polizei unverzüglich, die Straße für die Abfahrt der Abge­ord­neten freizuräu­men. Sich links und rechts der Straße aufzustellen war allerd­ings auch ein Anliegen der Organisator_Innen, denn die Abfahrt sollte von einem Spalier der Protestieren­den begleit­et wer­den, damit jede_R Par­la­men­tari­erIn einen Fly­er ins Auto gere­icht bekom­men kon­nte. Tat­säch­lich zeigten einige Abge­ord­nete Sym­pa­thie für die Aktion. Die Abfahrt der Autos wurde von anti­ras­sis­tis­chen Sprüchen begleitet. 

 

Anfang Feb­ru­ar hat­ten die Berlin­er Grü­nen endlich eine Bun­desratsini­tia­tive angestrengt, die eine Ein­führung des „Flughafen­schnel­lver­fahrens“ ver­hin­dern soll. Wahrschein­lich wird sich auch die Bran­den­burg­er Regierung an dieser Ini­tia­tive beteili­gen. Vom anti­ras­sis­tis­chen “Bünd­nis gegen Lager” wurde in einem Rede­beitrag aber darauf hingewiesen, dass während­dessen der Bau des Knasts nicht eingestellt wird. Damit zeige sich, dass der „Weg des ger­ing­sten Wider­stands“ gegan­gen werde, um ein­er­seits den europaweit­en Richtlin­ien zu entsprechen, sich ander­er­seits der Kri­tik von Menschenrechtler_Innen und Jurist_Innen nicht stellen zu müssen. 

Mit der Demon­stra­tion sollte dementsprechend der Forderung Nach­druck ver­liehen wer­den, dass die Lan­desregierung Abschiebek­nast und „Flughafen­ver­fahren“ in Schöne­feld ver­hin­dert. Es soll ein Bau-Stopp ver­hängt wer­den, damit während der üblicher­weise lan­gen Laufzeit ein­er Bun­desratsini­tia­tive gar nicht erst Fak­ten geschaf­fen wer­den können. 

Inforiot