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(Anti-)Rassismus Law & Order

Demonstration gegen Residenzpflicht, Gutscheinsystem und Lagerzwang in Eberswalde

Eber­swalde — Am Don­ner­stag, dem Tag der Men­schen­rechte, demon­stri­erten etwa 70 Men­schen unter dem Mot­to „Keine Bewe­gung? Doch!“ in Eber­swalde. Aufgerufen hat­te die Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“, ein Zusam­men­schluss engagiert­er Schüler_innen, zur nun­mehr drit­ten Demon­stra­tion gegen Rassismus.

Im Aufruf forderten die Veranstalter_innen: „Schluss mit Son­der­regelun­gen, die Flüchtlinge isolieren, aus­gren­zen, krim­i­nal­isieren und krank machen.“. Sie protestieren für die Abschaf­fung des Wertgutschein-Sys­tems, der Heimunter­bringung und der soge­nan­nten Res­i­den­zpflicht, welche Flüchtlin­gen ver­bi­etet den ihnen zugeteil­ten Land­kreis ohne Erlaub­nis zu verlassen.

In ver­schiede­nen Rede­beiträ­gen der Kam­pagne, des Bran­den­burg­er Flüchtlingsrates und eines betrof­fe­nen Flüchtlings wurde auf die men­sche­nun­würdi­gen Bedin­gun­gen hingewiesen, unter denen Flüchtlinge in Deutsch­land zu leben haben. Das „Über­gangswohn­heim“ in Althüt­ten­dorf (Land­kreis Barn­im) wurde hier exem­plar­isch genan­nt. Auch wurde der Kreistag Barn­im an seinen Beschluss vom Jan­u­ar 2009 erin­nert, demzu­folge Flüchtlinge für ihren Leben­sun­ter­halt statt der bish­eri­gen Wertgutscheine nun Bargeld erhal­ten sollen. Doch noch Monate nach dem Beschluss bekomme der Großteil der Flüchtlinge weit­er­hin Gutscheine. Eben­so appel­lierten die Organisator_innen an die Bran­den­burg­er und Berlin­er Lan­desregierung, die sich bekan­nt hat­ten, die Res­i­den­zpflicht inner­halb der Län­der abzuschaf­fen. Bish­er passierte dies­bezüglich jedoch nichts.

Die Kam­pagne „Light me Amadeu“ ist seit 2006 aktiv gegen Ras­sis­mus. Sie erin­nern jedes Jahr an den Tod von Amadeu Anto­nio Kiowa, der am 6. Dezem­ber 1990 als erstes Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt nach der Wiedervere­ini­gung, in Eber­swalde starb. Am ver­gan­genen Son­ntag erin­nerten 80 Men­schen, während ein­er Kundge­bung der Kam­pagne, an den Tod Amadeus’.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur Kam­pagne www.light-me-amadeu.de

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Let’s do it! Weg mit der Residenzpflicht!

Berlin/Brandenburg — Bewe­gungs­frei­heit ist ein Men­schen­recht! In Deutsch­land jedoch gilt seit 1982 die „Res­i­den­zpflicht“. Flüchtlinge dür­fen den ihnen zugewiese­nen Land­kreis ohne Erlaub­nis nicht ver­lassen. Tun sie es doch, wer­den sie mit Bußgeldern oder Gefäng­nis­strafen bis hin zu einem Jahr Knast bestraft. Tausende Flüchtlinge sind davon betrof­fen, etwa 100 sind jedes Jahr im Gefäng­nis, nur weil sie von ihrem Men­schen­recht auf Bewe­gungs­frei­heit Gebrauch gemacht haben.

Ziel der Res­i­den­zpflicht ist es, das Leben für Flüchtlinge in Deutsch­land so schw­er wie möglich zu machen. Nur in Deutsch­land existiert solch ein ras­sis­tis­ches Son­derge­setz. Res­i­den­zpflicht bedeutet Iso­la­tion in entle­ge­nen Lagern, ras­sis­tis­che Polizeikon­trollen und Kriminalisierung.

Die Lan­desregierung von Bran­den­burg hat eine Erle­ichterung der Res­i­den­zpflicht angekündigt. Asyl­suchende im laufend­en Ver­fahren sollen sich zwis­chen Berlin und Bran­den­burg bewe­gen dür­fen. Für Flüchtlinge mit Dul­dung soll sich aber nicht viel ändern.

Diese Änderun­gen gehen nicht weit genug! Die Res­i­den­zpflicht selb­st muss abgeschafft wer­den, ohne Wenn und Aber! Es ist höch­ste Zeit zu handeln!

Kundge­bung und Per­for­mance
12.12.2009 | 12 Uhr | Weltzeituhr, Alexan­der­platz (Berlin)

AufruferIn­nen:

  • Bünd­nis gegen Lager — Berlin/Brandenburg
  • Flüchtlingsrat Bran­den­burg
  • Flüchtlingsrat Berlin
  • Flüchtlingsini­tia­tive Brandenburg
  • Inter­na­tionale Liga für Menschenrechte
  • FelS (Für eine linke Strömung)
  • Ini­tia­tive gegen das Chipkartensystem
  • Anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tive Berlin (ARI)
  • KUB (Kon­takt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migran­tInnen e.V.)
  • CORASOL (con­tre le racisme show solidarity)
  • Ini­tia­tive TogoAc­tion­Plus u.a.

Infos zur Res­i­den­zpflicht für Flüchtlinge: http://www.residenzpflicht.info/

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

NPD-Demo in Manschnow geplant

Man­schnow — Der NPD-Kreisver­band Märkisch-Oder­land plant für den kom­menden Sam­stag, den 12. Dezem­ber 2009, eine Neon­azidemon­stra­tion unter dem Mot­to “Härteste Strafen für Kinder­schän­der” in Man­schnow, einem Ort­steil der Gemeinde Küstriner Vorland.

Bere­its im August organ­isierte die NPD eine Mah­nwache (“Keine Gnade für die Täter! – Gebor­gen­heit statt Angst”) in Joachim­sthal, anlässlich der Aus­set­zung der polizeiliche Tag- und Nacht-Bewachung des Sex­u­al­straftäters Wern­er K. Damals rief NPD-Lan­deschef Klaus Beier dazu auf, so genan­nten Kinder­schän­der in “Arbeit­slager” zu stecken.

Laut Angaben auf der Web­site des NPD-Kreisver­bads soll der Auf­marsch um 10 Uhr vor dem Bürg­er­haus in der Friedensstraße 45 begin­nen. Über Gege­nak­tiv­itäten ist zum jet­zi­gen Zeit­punkt noch nichts bekannt.

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(Anti-)Rassismus

Aufruf zum Nachhelfen

Mit vie­len anderen haben wir uns sehr über die Erk­lärung der neuen Lan­desregierung gefreut, die Res­i­den­zpflicht zwis­chen Berlin und Bran­den­burg aufzuheben. Die Sache hat aber lei­der nicht nur einen, son­dern gle­ich vier Haken:

Erster Hak­en:

Absicht­serk­lärun­gen von frisch gewählten Regierun­gen sind eine Sache, die Umset­zung eine andere, und bis­lang ist noch nichts geschehen. Beständi­ge und nach­drück­liche Erin­nerung ist hier bes­timmt hil­fre­ich. Außer­dem wird gemunkelt, dass sich der Berlin­er Innense­n­a­tor schw­er tut, ein­er län­derüber­greifend­en Regelung zuzus­tim­men. Er braucht also auch drin­gend unsere Entscheidungshilfe!

Zweit­er Haken:

Es gibt ver­schiedene Mit­tel, mit denen die Lan­desregierung die Bewe­gungs­frei­heit in Bran­den­burg und Berlin her­stellen kann. Aber egal, welch­es sie wählt, prof­i­tieren wer­den nur Flüchtlinge, die noch im Asylver­fahren sind. Für die weitaus größere Gruppe der Gedulde­ten bleibt Berlin die ver­botene Stadt, in der sie nicht ein­mal legal umsteigen kön­nen, wenn sie von Straus­berg nach Pots­dam wollen. Aber auch hier kann die Bran­den­bur­gis­che Lan­desregierung viel tun und wir haben große Erwartun­gen an sie. Was sie tun kann, dazu unten mehr.

Drit­ter Haken:

 

Angenom­men, aus der Absicht­serk­lärung wird Real­ität und Asyl­be­wer­berIn­nen kön­nen sich tat­säch­lich bald in Bran­den­burg und Berlin frei bewe­gen, dann bleibt aber immer noch das Rei­se­ver­bot in alle anderen Bun­deslän­der. Daran kann die Lan­desregierung nichts grund­sät­zlich ändern, weil das Gesetz ein Bun­des­ge­setz ist. Sie kann aber dafür sor­gen, dass die Aus­län­der­be­hör­den Anträ­gen auf Reiseer­laub­nis stattgeben. Auch hier sind wir alle gefragt, der Regierung unsere Hil­fe mit sach­di­en­lichen Hin­weisen und beständi­ger nach­drück­lich­er Erin­nerung aufzu­drän­gen. Auch dazu gle­ich mehr.

 

Die Sit­u­a­tion von Geduldeten

Sie unter­liegen nicht dem Asylver­fahrens­ge­setz, son­dern dem Aufen­thalts­ge­setz. Da greifen die ver­schiede­nen Möglichkeit­en, die die Lan­desregierung bei den Asyl­be­wer­bern hat, nicht.

Nach dem Aufen­thalts­ge­setz dür­fen sich Geduldete im zugewiese­nen Bun­des­land frei bewe­gen, aber nicht darüber hin­aus. Das ist allerd­ings schon schwierig in Bran­den­burg, denn wer von Osten nach West­en, von Nor­den nach Süden will, muss durch Berlin. Dabei macht man sich ohne Son­der­genehmi­gung schon straf­bar. Und die Leute wer­den oft “erwis­cht”, denn es gibt ständig Kon­trollen vor allem auf den Umsteige­bahn­höfen. Bei dieser geografis­chen Son­der­lage muss eine Regierung, die die Res­i­den­zpflicht ablehnt, mit Berlin eine Vere­in­barung tre­f­fen, die min­destens den straf­freien Tran­sit garantiert.

Außer­dem schränken viele Aus­län­der­be­hör­den den Bewe­gungsra­dius weit­er ein. In Frankfurt/Oder oder Brandenburg/Havel dür­fen Geduldete nicht ein­mal die Stadt ver­lassen. Über Jahre!

Die Aus­län­der­be­hör­den von Dahme-Spree­wald, Pots­dam-Mit­tel­mark, Spree-Neiße, Tel­tow-Fläming und der Uck­er­mark erteilen die Auflage, dass Geduldete sich nur im Land­kreis bewe­gen dür­fen. Ein Erlass der Lan­desregierung kann dem leicht ein Ende set­zen und garantieren, dass sich Geduldete wenig­stens in Bran­den­burg frei bewe­gen kön­nen. Und die Regierung muss die Prax­is viel­er Behör­den been­den, das Ver­weigern von „Urlaub­ss­cheinen“ bzw. amts­deutsch: Ver­lassenser­laub­nis­sen, als Sank­tion­s­mit­tel einzusetzen.

Reise­frei­heit auch in andere Bundesländer !

Wir lehnen es grund­sät­zlich ab, dass Men­schen um Erlaub­nis bit­ten sollen, wenn sie sich von A nach B bewe­gen wollen. Solange aber dieses Gesetz nicht abgeschafft ist, fordern wir, dass die Behör­den angewiesen
wer­den, Anträ­gen auf Ver­lassenser­laub­nis grund­sät­zlich stattzugeben. In Bran­den­burg gilt immer noch der Organ­i­sa­tion­ser­lass von 1997, der die Erlaub­nis nur in Aus­nah­me­fällen vor­sieht. Inzwis­chen wurde das
Bun­des­ge­setz mehrfach geän­dert. Die Regierung kann ganz ohne rev­o­lu­tionäre Energie in einem neuen Erlass fes­tle­gen, dass die Erlaub­nis nicht in Aus­nah­me­fällen erteilt, son­dern umgekehrt, nur in schriftlich begrün­de­ten Aus­nah­me­fällen ver­weigert wer­den kann.

Neu-Angekommene aus Eisen­hüt­ten­stadt befreien!

Flüchtlinge, die in der Erstauf­nahmestelle in Eisen­hüt­ten­stadt wohnen müssen, dür­fen ger­ade in der ersten Zeit, in der sie drin­gend ver­traute Kon­tak­te brauchen, nicht ein­mal die Stadt ver­lassen. Das Ergeb­nis: Die Hälfte der Flüchtlinge hat nach diesen ersten drei Monat­en bere­its einen Straf­be­fehl wegen wieder­holtem Ver­stoß gegen die Res­i­den­zpflicht. Für diese Begren­zung auf die Stadt gibt es keine geset­zliche Grund­lage. Auch hier bedarf es nur ein­er klaren Ansage aus Potsdam.

Und nun:

Der vierte Haken

Das Asylver­fahrens­ge­setz ist ein Asylver­hin­derungs­ge­setz und die Krim­i­nal­isierung von Men­schen, die nur tun, was für andere als Grun­drecht gilt, ein Skandal!

Wir wollen uns nicht daran gewöh­nen! Das Asylver­fahrens­ge­setz ist ein Bun­des­ge­setz. Eine Lan­desregierung kann zwar im Bun­desrat fordern, das Gesetz zu verän­dern, bei den gegebe­nen Mehrheitsver­hält­nis­sen allerd­ings
ohne Aus­sicht auf Erfolg.

Verän­derung wird es nur durch Druck von unten geben und da sind wir alle gefragt!

Wir doku­men­tieren alle eure Aktio­nen auf http://www.residenzpflicht.info

Außer­dem sam­meln und doku­men­tieren wir alle Fälle, in denen Flüchtlinge keine Ver­lassenser­laub­nis bekom­men haben oder ohne gereist und verurteilt wor­den sind, auf der Web­seite. Bitte Fälle recher­chieren und melden!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Zehn Jahre nach der Hetzjagd von Guben: Haupttäter schlägt wieder zu

Neben dem Haupt­täter der ras­sis­tis­chen Het­z­jagd von Guben 1999, die für Farid Guen­doul tödlich endete, war an dem Angriff auch Col­in Rädlich beteiligt. Wie der verurteilte Neon­azi Bode kan­di­dierte Rädlich im ver­gan­genen Jahr bei den Kom­mu­nal­wahlen 2008 in Guben für die NPD.

Vier angetrunk­ene Neon­azis hat­ten am Vor­mit­tag bei Mar­tin K. gek­lin­gelt, weil sie mit ihm reden woll­ten. Der arglose Junge ging darauf ein und wurde umge­hend wüst beschimpft. Die vier Män­ner war­fen dem 14-Jähri­gen unter anderem vor, im Sep­tem­ber ein Wer­be­plakat der NPD zer­stört zu haben. Er solle sich über­legen, mit wem er sich anlege. Für den Wahlkampf damals sei Peter Nau­mann im Ein­satz gewe­sen. Der NPD-Aktivist Peter Nau­mann war in den 1970er und 1980er Jahren Recht­ster­ror­ist. 1988 wurde er wegen Bombe­nan­schlä­gen zu ein­er Haft­strafe verurteilt. Die vier Neon­azis schlu­gen ihr Opfer dann unver­mit­telt zusam­men. Den ersten Schlag führte Alexan­der Bode. Der Vater von Mar­tin K. befand sich eben­falls am Tatort und musste bei der Gewalt­tat gegen seinen Sohn hil­f­los zusehen.

Anne Brüg­mann, Mitar­bei­t­erin der Opfer­per­spek­tive, kom­men­tiert: »Die Neon­aziszene in Guben geht mit skru­pel­los­er Gewalt gegen die von ihr aus­gemacht­en Feinde vor. Alexan­der Bode hat schon ein­mal gezeigt, zu welchen Tat­en er fähig ist. Nicht ein­mal vor har­ter Gewalt gegen 14-Jährige schreckt er zurück. Die Tat illus­tri­ert, dass weit­er­hin Hand­lungs­be­darf gegen den Recht­sex­trem­is­mus besteht.«

Eine Anzeige ist gestellt. Die Opfer­per­spek­tive betreut das Opfer. Noch Tage nach der Tat waren am Hals von Mar­tin K. Spuren des Angriffs zu sehen, auch wirkt die Dro­hung mit dem Hin­weis auf den verurteil­ten Recht­ster­ror­is­ten Nau­mann nach. Einem weit­eren nachträglichen Ein­schüchterungsver­such durch die Schläger musste mit einem polizeilichen Platzver­weis begeg­net werden.

Infor­ma­tio­nen Anne Brüg­mann
Tele­fon 0151 50724851

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Templiner Ausländerfeind erneut vor Gericht

Pren­zlau — Der 28-jährige Tem­plin­er Ralf C. ist am gestri­gen Fre­itag in einem beschle­u­nigten Ver­fahren vor dem Amts­gericht Pren­zlau wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu zehn Monat­en Haft verurteilt worden.

Gemein­sam mit seinem späteren Opfer hat­te Ralf C. am Mittwochabend dem Alko­hol in rauen Men­gen zuge­sprochen. Bei­de waren danach gemein­sam durch Tem­plin gezo­gen. Im Bere­ich der Pio­nier­brücke kam es dann zu der Straftat.

Laut Press­especherin der Polizei, San­dra Urland, soll Ralf C. zunächst seinem Begleit­er gesagt haben, dass ihm dessen Haarschnitt nicht gefall­en würde. Dieser wiederum soll erwidert haben, dass er die Haare doch ein­fach abren­nen solle. Das tat Ralf C. dann auch und set­zte mit einem Feuerzeug die Haare des 19-Jähri­gen in Brand. Dieser erlitt dadurch ober­fläch­liche Verbrennungen.

Auf Antrag der zuständi­gen Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin wurde er noch am Fre­itag in einem beschle­u­nigten Ver­fahren durch das Amts­gericht Pren­zlau für diese Straftat zur Rechen­schaft gezo­gen. Laut “Uck­er­mark Kuri­er” soll Ralf C. den Lehrling mit “Scheißzecke” beschimpft und das Opfer eine “Iroke­sen-Frisur” gehabt haben. Die Staat­san­waltschaft sah in Wort­wahl und Hand­lung ein rechts­gerichtetes Motiv und hat­te auf ein Jahr Frei­heitsstrafe plädiert. Er erhielt eine Frei­heitsstrafe von 10 Monaten.

Kein Unbekan­nter

Dem zuständi­gen Strafrichter, der Polizei und den LerserIn­nen von gegenrede.info ist Ralf C. kein Unbekan­nter [mehr dazu]. Erst im Mai diesen Jahres musste er sich vor dem­sel­ben Richter ver­ant­worten. Am Nach­mit­tag des 14. April war er im Suff auf den Redak­teur der “Tem­plin­er Zeitung” Horst S. los­ge­gan­gen. Er hat­te ihn geschub­st, hat­te ver­sucht ihn zu schla­gen und wollte dessen Fotoap­pa­rat zerstören.

Zwei Zeu­gen hat­ten im Mai vor Gericht bestätigt, dass bei dem Vor­fall Sätze wie “Willst du damit Leute anscheißen?”, “Tem­plin soll sauber bleiben.” und “Aus­län­der raus!” gefall­en waren.

Für seine Tat war Ralf C. wegen Voll­rausch zu sechs Monat­en Haft auf Bewährung verurteilt wor­den. Zwei Dinge gab es, die der Richter in sein­er dama­li­gen Urteils­be­grün­dung her­vorhoben hat­te. Ein­mal die latente Aus­län­der­feindlichkeit von Ralf C., und dass dieses Urteil eine let­zte Chance für ihn gewe­sen war. Jede weit­ere Ver­fehlung führe Ralf C. direkt ins Gefäng­nis. Wie wahr.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Aufhebung der Residenzpflicht zwischen Berlin und Brandenburg sofort möglich.

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg begrüßt die Ankündi­gung der neuen Lan­desregierung, die Res­i­den­zpflicht für Flüchtlinge abzuschaf­fen. “Das ist eine gute Nachricht für tausende Flüchtlinge, die bish­er an der Ausübung ihres Men­schen­rechts auf Bewe­gungs­frei­heit gehin­dert und krim­i­nal­isiert wur­den,“ so Geschäfts­führerin Antje Sim­nack. „Auch wenn es sich um ein  Bun­des­ge­setz han­delt, die Lan­desregierung kann viel tun, wenn der poli­tis­che Wille da ist.“
Zu diesem Schluss kommt auch der Berlin­er Fachan­walt  Rolf Stah­mann, der im Auf­trag des Flüchtlingsrates eine Rechtsgutacht­en über den Hand­lungsspiel­raum der Lan­desregierung erstellt hat, das seit heute vor­liegt. Mit ein­er Rechtsverord­nung kann die Lan­desregierung die Beschränkung auf Land­kreise aufheben, mit ein­er weit­eren Rechtsverord­nung die Res­i­den­zpflicht zwis­chen Berlin und Bran­den­burg.
Der Berlin­er Sen­at müsste eben­falls eine solche Rechtsverord­nung erlassen. “Wir hät­ten mit Bran­den­burg schon längst gerne vere­in­bart, dass die Res­i­den­zpflicht für Asyl­be­wer­ber zwis­chen den Län­dern aufge­hoben wird,” meinte Udo Wolf, Frak­tionsvor­sitzen­der der Berlin­er Linken unlängst im Inter­view. Mit dem Regierungswech­sel in Pots­dam ste­he dem jet­zt nichts mehr im Weg.
Die Vor­gaben durch das Bun­des­ge­setz sind bei gedulde­ten Aus­län­dern enger als bei Men­schen im Asylver­fahren. Aber auch hier, so zeigt das Gutacht­en auf, kann die Lan­desregierung durch Ver­wal­tungsvorschriften, Erlasse und Dien­stan­weisun­gen die Bewe­gungs­frei­heit im Bun­des­land sich­er­stellen und viele Betrof­fene ganz von der Auflage befreien. Schnell umset­zbar wäre auch eine Vere­in­barung mit dem Berlin­er Sen­at über den strafffreien Tran­sit durch Berlin, um zu ver­hin­dern, dass Men­schen weit­er­hin wegen des Umsteigens auf Berlin­er Bahn­höfen zu Geld- und Haft­strafen verurteilt wer­den.
Der Flüchtlingsrat fordert die Lan­desregierun­gen von Bran­den­burg und Berlin auf, den geset­zlichen Rah­men voll und kreativ auszuschöpfen und darüber hin­aus für die all­ge­meine  Abschaf­fung der Res­i­den­zpflicht im Bun­desrat ini­tia­tiv zu wer­den. 
Das Gutacht­en liegt den zuständi­gen Abge­ord­neten und Min­is­te­rien vor und ist für die Presse in der Geschäftsstelle des Flüchtlingsrates abrufbar.

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(Anti-)Rassismus

Eigentlich fühle ich mich hier wohl” Broschüre zu Alltagsrassismus in Potsdam erschienen

Sieben Post­damerIn­nen berichteten der Opfer­per­spek­tive über ihren All­t­ag
in der Lan­deshaupt­stadt Bran­den­burgs. Die Gespräche mit ihnen zeigen
exem­plar­isch, wie sie von Mit­men­schen belei­digt, her­abgewürdigt oder
nicht für voll genom­men wer­den. Die Gründe: weil sie keine weiße
Haut­farbe oder deutsche Herkun­ft haben, weil sie eine zweite Sprache
sprechen oder mus­lim­is­chen Glaubens sind. Deut­lich wird durch ihre
Berichte, wie weit ent­fer­nt die Vision ein­er offe­nen Stadt­ge­sellschaft
noch von der Pots­damer Wirk­lichkeit ist.

Die Berichte der Pots­damerIn­nen sind nun in ein­er Broschüre
zusam­menge­tra­gen und durch kurze und ver­ständliche Texte zum The­ma
All­t­agsras­sis­mus ger­ahmt. Die Veröf­fentlichung der Opfer­per­spek­tive
umfasst zudem einen Überblick über die Inte­gra­tionsanstren­gun­gen der
Lan­deshaupt­stadt Pots­dam und einen Ser­vice- und Adressteil.

 

Die Broschüre kön­nt ihr hier herunterladen:

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(Anti-)Rassismus

Bericht vom antifaschistischen Spaziergang am Schlaatz

Am 24.10.2009 ver­sam­melten sich Antifaschist_innen am Mag­nus Zeller-Platz
um gemein­sam durch den Schlaatz zu spazieren um auf die aktuellen
Ereignisse aufmerk­sam zu machen. Sie verteil­ten dabei Fly­er an
Anwohner_innen, steck­ten Fly­er in Briefkästen und ent­fer­n­ten
Nazipro­pa­gan­da wie zum Beispiel Aufk­le­ber. Anlass für diese Aktion war ein
erneuter Bran­dan­schlag von Neon­azis auf den Inte­gra­tiongarten am Schlaatz.

 

Der Fly­er­text:

6 Bran­dan­schläge sind 6 zuviel 

Bere­its zum sech­sten mal verübten Unbekan­nte in der Nacht zum Sam­stag
einen Bran­dan­schlag auf den Inte­gra­tions­garten am Schlaatz. Für ins­ge­samt
14 Schlaatzer Fam­i­lien unter­schiedlich­er Nation­al­itäten ist er ein Ort des
Ken­nen­ler­nens. Neben dem Anbau von Obst und Gemüse find­en hier auch
Konz­erte, Lesun­gen und Kinder­feste statt. Ebend­so gibt es eine Bib­lio­thek
und ein grünes Klassen­z­im­mer für die Schüler_innen der benach­barten
Wei­den­hof­schule.

2004 wurde der Garten in gemein­schaftlich­er Arbeit errichtet, im Früh­jahr
2006 bran­nte es zum ersten mal. Die Gemein­schaft­slaube wurde dabei völ­lig
zer­stört. Nach­dem im Dezem­ber 2007 die Laube zunächst aufge­brochen und
ein paar Tage später wieder in Brand geset­zt wurde, errichtete der
Kul­tur­bund die Laube aus Stein. Ohne Spenden und viel ehre­namtlich­es
Engage­ment hätte der Vere­in das Pro­jekt an dieser Stelle schon aufgeben
müssen. Doch auch der mas­sive Neubau sollte nicht vor zwei weit­eren
Bran­dan­schlä­gen im Jahr 2008 schützen.

Bei ein­er Brand­serie im Mai diesen Jahres grif­f­en Unbekan­nte dann zum
ersten mal auch die Geschäft­sräume des Kul­tur­bun­des, Betreiber des
Inte­gra­tions­gartens, an. Zahlre­iche wichtige Unter­la­gen wur­den dabei
ver­bran­nt. An diesem Tag wur­den auch ein Gebäude­teil des leeren
Asylbewerber_innenheims am Lerchen­steig sowie das Café Gold­mund von
unbekan­nten angezün­det. Auf dem Gelände des Cafés befind­et sich auch das
jüdis­che Kultur‑, Inte­gra­tions- und Beratungszen­trum (KIBuZ). Ein
Zusam­men­hang oder recht­sex­tremes Motiv wurde zwar von den Geschädigten
ver­mutet, von der Polizei jedoch nie bestätigt.

Nach­dem beim Bran­dan­schlag am 18.10., den ver­gan­genen Sam­stag nun unter
anderem auch ein 20x20cm großes Hak­enkreuz gesprüht wurde, ist ein
ras­sis­tis­ches Motiv nur schw­er zu leug­nen. Offen­bar wird hier gezielt und
gewalt­tätig dem Inte­gra­tionspro­jekt sowie der Arbeit des Kul­tur­bun­des
ent­ge­gengewirkt.
Der Ras­sis­mus wen­det sich schon längst nicht mehr nur gegen Men­schen mit
Migra­tionsh­in­ter­grund oder Men­schen, die eine andere Haut­farbe haben,
anders sprechen oder ausse­hen. Betrof­fen sind auch die, die sich gegen
Ras­sis­mus und für ein gegen­seit­iges Ken­nen­ler­nen einsetzen.

Die Antwort der Stadt auf die Bran­dan­schläge waren 2006 und sind auch
heute noch ver­stärk­te Sicher­heits­maß­nah­men. Ein höher­er Zaun, ein
Sicher­heitssys­tem, Bewe­gungsmelder und höhere Polizeipräsenz. Der Garten,
eigentlich ein Ort zum offe­nen und ungezwun­genen Ken­nen­ler­nen, wird so in
sein­er Frei­heit eingeschränkt. In einem Hochsicher­heit­strakt macht ein
solch­es Inte­gra­tionspro­jekt nur wenig Sinn. Die Sicher­heits­maß­nah­men sind
keine langfristige Lösung und bekämpfen das tat­säch­liche Prob­lem nicht.

Das kön­nen wir beson­ders stark nach der Ver­legung des
Asylbewerber_innenheimes in den Schlaatz sehen. Auch hier reißen die
Über­griffe und Bedro­hun­gen nicht ab. Sowohl das Heim selb­st als auch die
Bewohner_innen sind fast täglich mit ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen
kon­fron­tiert und auch die Anzahl der Pro­pa­gan­daak­tio­nen, in Form von
Nazi-Aufk­le­bern oder Plakat­en ist hoch. Wer sich mit der Sit­u­a­tion am
Schlaatz und den Betrof­fe­nen auseinan­der­set­zt, kann nicht mehr leug­nen,
dass ein Bedro­hungszenario beste­ht.
Egal ob mit oder ohne zusät­zlich­er Sicher­heits­maß­nah­men: an ein Abflauen
der ras­sis­tis­chen Aktiv­itäten am Schlaatz glauben nach 3 Jahren
kon­tinuier­lich­er Bran­dan­schläge und zahlre­ich­er ander­er Über­griffe wohl
nur die wenig­sten der Betroffenen.

Viel wirk­samer ist ein Umfeld, dass im ras­sis­tis­chen All­t­ag nicht weg-
son­dern genau hin­sieht, die Betrof­fe­nen unter­stützt und gegen ras­sis­tis­che
Über­griffe aktiv vorge­ht. Wir möcht­en alle Anwohner_innen des Schlaatz
aufrufen, sich in täglich­er Zivil­courage zu üben und rechtem und
ras­sis­tis­chem Gedankengut keinen Platz zu lassen. Nur weil wir Ras­sis­mus
nicht selb­st zu spüren bekom­men, heißt es nicht, dass er uns nichts an
geht. Wir alle wis­sen, was es heißt, einen recht­en Kon­sens stillschweigend
zu akzep­tieren und nicht dage­gen anzukämpfen!

Also werdet aktiv, ver­nichtet Nazi-Pro­pa­gan­da, greift ein wenn wieder
jemand bedro­ht oder zusam­mengeschla­gen wird, schließt euch zusam­men mit
den Betrof­fe­nen!

Ras­sis­mus geht uns alle an!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Neonazis marschieren zum “Heldengedenken” auf

Neon­azis aus der gesamten Bun­desre­pub­lik wollen am 14.November 2009 in Halbe zum “Heldenge­denken” auf­marschieren. Unter dem Mot­to “Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en und den europäis­chen Frei­willi­gen” wird nach Bran­den­burg mobil­isiert. “Da die Poli­tik wie auch die Medi­en sich über­schwänglich über ihren ange­blichen “Sieg” über Halbe erfreut haben und die sys­temtreuen Antifaschis­ten in das gle­iche Horn gestossen haben, wollen wir diese “demokratis­chen Gut­men­schen” eines Besseren belehren”, heißt es. In gewohnt kriegerisch­er Sprache verkün­den die Neon­azis: “Feld­her­ren wür­den dazu sagen – Zwar haben sie eine Schlacht gewon­nen – Aber nicht den Krieg. In diesem Sinne auf ein Neues !”

Zudem wird auch bei diesem Anlass extra ein “Soli T‑Hemd” auf den Markt gewor­fen, welch­es über einen Ver­sand­han­del zu dem Preis von 15 Euro ange­boten wird. “Ein Teil des Erlös­es spenden wir den Ver­anstal­tern des Trauer­marsches in Halbe 2009 für den Recht­skampf!!!”, schreibt der Ver­sand aus Eber­swalde dazu.

Im ver­gan­genen Jahr marschierten Neon­azis unter anderem in Berlin zu einem Heldenge­denken auf; ein Auf­marsch von Recht­sex­trem­is­ten aus Bran­den­burg und Sach­sen wurde zudem in Burg / Bran­den­burg aufgelöst. Wie die Polizei berichtete, hat­ten sich etwa 80 Neon­azis mit Fack­eln und Trans­par­enten offen­bar unangemeldet ver­sam­melt. Am Sol­daten­fried­hof Halbe blieb es 2008 erneut ruhig.

Neon­azi-Aufmärsche verboten

Am größten deutschen Sol­daten­fried­hof in Halbe sind seit dem Jahr 2006 Neon­azi-Aufmärsche ver­boten. Der Bran­den­burg­er Land­tag hat­te dazu eine Änderung des Ver­samm­lungs­ge­set­zes ver­ab­schiedet, nach der Kundge­bun­gen, bei denen die Wehrma­cht oder andere NS-Organ­i­sa­tio­nen ver­her­rlicht wer­den sollen, auch an allen anderen Gräber­stät­ten in Bran­den­burg unter­sagt sind.

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