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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Praktische Solidarität und Unterstützung ist notwendig!”

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Pressemit­teilung vom Net­zw­erk protestieren­der Refugees und Unterstützer*Innen aus Berlin und Bran­den­burg gegen Lager und Abschiebung in Eisen­hüt­ten­stadt vom 02.08.2013

Die Aus­gren­zung von Geflüchteten in Eisen­hüt­ten­stadt und der gesamten Bun­desre­pub­lik hat Sys­tem. Eingeschränk­ter Zugang zu Kinder­be­treu­ung, Bil­dung, Spra­chunter­richt und zum Arbeits- und Woh­nungs­markt, kein aus­re­ichen­der Rechtss­chutz und medi­zinis­che sowie psy­chosoziale Ver­sorgung, Ein­schränkung der Bewe­gungs­frei­heit durch Res­i­den­zpflicht sowie das Lager­sys­tem und der Abschiebek­nast isolieren Geflüchtete sys­tem­a­tisch von der Mehrheits­ge­sellschaft. Die Botschaft die bei Geflüchteten ankommt ist klar: wir wollen euch nicht, ihr seid uns nichts wert!

Rechtswidrige und poli­tisch motivierte Abschiebun­gen und Gerich­turteile sind an der Tage­sor­d­nung. Bran­den­burgs Innen­staatssekretär Rudolf Zeeb besuchte zwar das Lager und seit Jahren gibt es leere Ver­sprechun­gen, die zeit­gle­ich im Hunger­streik befind­lichen Abschiebe­häflinge inter­essierten ihn dage­gen nicht. Ein­er dieser Geflüchteter wurde später direkt aus dem Kranken­haus und während des Hunger­streiks in ein­er Nacht- und Nebe­lak­tion abgeschoben, ohnedas er Kon­takt zur Anwältin oder seinem sozialem Umfeld aufnehmen kon­nte. Erst vor weni­gen Tagen wurde ein Kurde, der über Rumänien und Polen nach Deutsch­land ein­gereist war und dessen Frau in Polen lebt, direkt in die Türkei abgeschoben. Ein in Let­t­land geboren­er Flüchtling soll in Kürze abgeschoben wer­den, obwohl völk­erechtswidrig mit Bezug auf seine ver­meintliche rus­sis­che Herkun­ft im let­tis­chen Pass “staaten­los” einge­tra­gen ist. Struk­tureller und insti­tu­tioneller Ras­sis­mus sowie Diskri­m­inierun­gen ganze Bevölkerung­steile find­en bei Asy­lanträ­gen kein­er­lei Berück­sich­ti­gung, wie wir es auch derzeit bei Roma und den Schnel­lver­fahren erleben. Auch die Annahme und Unter­stützung der Peti­tion gegen die Abschiebung von Usman Manir mit über 5000 Unter­schriften wurde als nicht “zielführend” abgelehnt.

Auf all diese Prob­leme find­et auch die rot-rote Lan­desregierung von Bran­den­burg keine adäquat­en Antworten. Stattdessen wird sich auf ver­meintliche nicht-Zuständigkeit berufen. Mehr als 700 Men­schen, davon 300 Kinder, müssen derzeit unter katas­trophalen Bedin­gun­gen im Lager Eisen­hüt­ten­stadt leben. Ein Teil davon kön­nte bere­its umverteilt wer­den, doch es hapert an Unterkün­ften und dem poli­tis­chen Willen. Dies hat nicht nur die Lan­desregierung von Bran­den­burg mit zu ver­ant­worten, auch die Kom­munen ver­weigern oder zögern bei der Auf­nahme von Asyl­suchen­den. Oder wie besip­iel­sweise in Pots­dam, wo Geflüchtete in Con­tain­ern in einem Indus­triege­bi­et leben sollen. Diese staatlich sub­ven­tion­ierte Diskri­m­inierung muss aufhören! Prak­tis­che Sol­i­dar­ität und Unter­stützung ist notwendig um die Iso­la­tion der Geflüchteten zu durch­brechen. Mit unseren Aktio­nen in den let­zten Wochen und dem Kinder­fest ver­gan­genen Sam­stag vor der ZAST in Eisen­hüt­ten­stadt haben wir einen Teil dazu beigetragen.

Wie bere­its angekündigt, wer­den wir am morgi­gen Sam­stag nach Eisen­hüt­ten­stadt kom­men um die ras­sis­tis­chen Pro­voka­tio­nen der NPD vor dem Lager nicht unbeant­wortet zu lassen. Aktiv­er Protest gegen Neon­azis ist für uns eine Selb­stver­ständlichkeit. Jedoch schein­bar nicht für die Ver­ant­wortlichen der Stadt Eisen­hüt­ten­stadt. Bis jet­zt gibt es wed­er eine offizielle Stel­lung­nahme, noch die Zusage, an den morgi­gen Protesten gegen die NPD-Aktion teilzunehmen. Auch in Fürsten­walde wird es Gegen­proteste geben.

Kundgebungen:
Eisenhüttenstadt
Ort: Poststraße 72 (ZAST)
Zeit: ab 09:30
Fürstenwalde (Spree)
Ort: Gegenüber des großen Parkplatzes an der August-Bebel-Straße in Fürstenwalde Süd, nähe Spreebrücke Zeit: ab 11:30

 

Weit­ere Ter­mi­nankündi­gung: Som­mer-Soli­par­ty für Eisen­hüt­ten­stadt-Refugeep­roteste am Sam­stag 22:00 Uhr im Rauch­haus – Berlin. Ein­tritt gegen Spende!

 

Lineup:
DJ Deviance - Alltimes-Pop-Worldmusic
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DipDeep - Deephouse
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Elektrolux- Techno
+Love Techno-Hate Germany+
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Kommando Barretto - Techno
+utz: Krachtigall+
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DJ Schnecke-Fuchs -Techno
*No go for racism, sexism and homophobia!*

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Press release from the network of protesting refugees and supporters from Berlin and Brandenburg against the lager and deportations in Eisenhüttenstadt
### Systematic isolation of refugees in Eisenhüttenstadt has to stop! ### Protest actions against the NPD in Eisenhüttenstadt and Fürstenwalde ###
The exclusion of refugees in Eisenhüttenstadt and in the whole federal republic of Germany has a system. Restricted access to childcare, education, german lessons, labour- and housing market, no adequate legal protection or adequate medical and psychosocial care, restrictions of the freedom of movement through the ‘Residenzpflicht’, as well as the lager system and the deportation prison is systematically isolating the refugees from the majority society. The message to the refugees is clear: we don’t want you; you have no value to us!
Illegal and political motivated deportations and court judgments are the order of the day. The state Undersecretary for Internal Affairs, Rudolf Zeeb, visited the lager in Eisenhüttenstadt but since years there are empty promises and he had no interest in the deportation prisoners who were in hunger strike at the same time. One of those refugees was later deported directly from the hospital, while he was still in hunger strike, without any possibility to contact his lawyer or anyone from his social environment. Just few days ago one person from Kurdistan, who came to Germany through Romania and Poland and whose wife lives in Poland, was deported directly to Turkey. One refugee born in the Republic of Latvia is supposed to get deported soon, although in relation to his alleged Russian origin in his Latvian passport it is written ‘stateless’, which is against international law. Structural and institutional racism as well as the discrimination of entire sections of populations are not taking into consideration, as we also experience it now with the Roma and the expeditious court proceedings. Also the petition against the deportation of Usman Manir with more than 5000 signatures was declined as ‘not achieving their objectives’.
The Red-Red (SPD, Die Linke) coalition in Brandenburg does not find adequate answers to all these problems. Rather they refer to alleged ‘non-competencies’. More than 700 people, therefrom 300 children, have to live in catastrophic conditions in the lager in Eisenhüttenstadt. Sections of them could be already re-allocated but fails due to lacking housing and the political willingness. This is not only the responsibility of the Brandenburg state government; the local authorities hesitate and refuse the reception of asylum seekers.
Or for example in Potsdam where refugees have to live in container buildings in an industrial zone. This state-subsidized discrimination has to stop! Practical solidarity and support is needed to break the isolation of refugees. With our actions during the past weeks and the children’s party last Saturday in front of the ZAST in Eisenhüttenstadt we have already contributed a part.
As already announced we will come tomorrow (Saturday the 3rd of August) to Eisenhüttenstadt to not leave this racist provocation of the NPD in front of the lager unanswered. Active protests against Neo-Nazis are a matter of course for us. But apparently not for the authorities in Eisenhüttenstadt. Until now there is no official statement, and definitely no confirmation that they will take part in the protests against the NPD-actions tomorrow. In Fürstenwalde there will also be protests against the NPD.
Protests:
Eisenhüttenstadt
Location: Poststraße 72 (ZAST)
Time: 09.30am
Fürstenwalde (Spree)
Location: Across from the big parking lots at August-Bebel-Straße in Fürstenwalde Süd, close to Spreebrücke
Time: 11.30am
Further announcements:
Summer-Soliparty for refugee protests in Eisenhüttenstadt on Saturday, 3rd of August 10pm at Rauchhaus (Berlin)
Entry for donation!
Lineup:
DJ Deviance - Alltimes-Pop-Worldmusic
//
DipDeep - Deephouse
//
Elektrolux- Techno
+Love Techno-Hate Germany+
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Kommando Barretto - Techno
+utz: Krachtigall+
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DJ Schnecke-Fuchs -Techno
*No go for racism, sexism and homophobia!*

 

 

 

 

 

 

 

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Antifaschismus

Nazis vertreiben — Flüchtlinge bleiben!

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Pressemit­teilung vom Net­zw­erk protestieren­der Refugees und Unterstützer*Innen aus Berlin und Bran­den­burg gegen Lager und Abschiebung in Eisen­hüt­ten­stadt vom 01.08.2013

### Proteste gegen ras­sis­tis­che NPD-Kundge­bun­gen in Eisen­hüt­ten­stadt und Fürsten­walde geplant ### Lager­sys­tem gehört weit­er­hin abgeschafft! ###

Am kom­menden Sam­stag, den 03. August, plant die NPD Kundge­bun­gen vor den Lagern in Eisen­hüt­ten­stadt und Fürsten­walde, um Anschluss an vorhan­dene ras­sis­tis­che Ressen­ti­ments in Teilen der örtlichen Bevölkerung zu suchen. Diese Pro­voka­tion wer­den wir nicht unbeant­wortet lassen! Ab 09:30 Uhr sind Gegen­proteste in Eisen­hüt­ten­stadt geplant. Tre­ff­punkt für gemein­same Busan­reise aus Berlin ist um 07:00 Uhr am Refugee-Camp am Oranienplatz.

Dieser Men­schen­ver­ach­t­en­den Stim­mungs­mache gegen Geflüchtete in Bran­den­burg und Berlin set­zen wir Sol­i­dar­ität und Entschlossen­heit ent­ge­gen!”, so der Press­esprech­er des Net­zw­erkes, Peter Frank

Wir wehren uns kon­se­quent gegen faschis­tis­che Pro­pa­gan­da und insti­tu­tionellen Ras­sis­mus! Das Lager­sys­tem gehört abgeschafft! Woh­nun­gen für alle! Asyl ist Men­schen­recht! Nazis vertreiben — Flüchtlinge bleiben!

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PRESS RELEASE from the net­work of protest­ing refugees and sup­port­ers from Berlin and Bran­den­burg against lager and depor­ta­tion in Eisen­hüt­ten­stadt 01.08.2013

###Protests against the racists NPD-demon­stra­tion in Eisen­hüt­ten­stadt and Fürsten­walde are planned### Abol­ish the lager-system!###

Upcom­ing sat­ur­day, the 3rd of August, the NPD is plan­ning demon­stra­tions in front of the lager in Eisen­hüt­ten­stadt and Fürsten­walde in order to build on racist resent­ments with­in part of the local pop­u­la­tion. We will not leave this provo­ca­tion unan­swered! Protests against the NPD actions in Eisen­hüt­ten­stadt will start at 9:30am. There is a bus leav­ing from Oranien­platz to Eisen­hüt­ten­stadt at 7.00 am. Come to Eisen­hüt­ten­stadt and Fürsten­walde on sat­ur­day to steal the neon­azis the show and to fight the racist normality!

Our answer to this inhu­man cheap pro­pa­gan­da against refugees in Bran­den­burg and Berlin is sol­i­dar­i­ty and deter­mi­na­tion!”, says the press speak­er of the net­work, Peter Frank.

We will defend us con­sis­tent­ly against fas­cist pro­pa­gan­da and insti­tu­tion­al racism! Abol­ish the lager sys­tem! Flats for every­one! Asy­lum is a human right! Evict neon­azis! Refugees stay!

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Antifaschismus

Vor 20 Jahren starb Hans Georg Jacobsen

INFORIOT — An dem heuti­gen Son­ntag fand eine Gedenkkundge­bung für den, vor 20 Jahren, von Neon­azis ermorde­ten Hans Georg Jacob­sen am Bahn­hof Straus­berg statt. Knapp 80 Men­schen fol­gten dem Aufruf des Sozialen Zen­trum Horte mit Unter­stützung von Linksak­tiv Brandenburg. 

In Rede­beiträ­gen, die in deutsch­er und englis­ch­er Sprache gehal­ten wur­den, wur­den die Umstände des Todes von Hans Georg Jacob­son erk­lärt und der neon­azis­tis­che Hin­ter­grund des Mordes, der in den Sta­tis­tiken der staatlichen Behör­den keine Erwäh­nung find­et, betont. Vertreter_innen des Horte, der Linkspartei und des Vere­ins “Opfer­per­spek­tive e.V.” hiel­ten Reden­be­träge. Um die Kundge­bung wur­den Info­ma­tions­broschüren, die den Hin­ter­grund der Täter beleuchteten, verteilt. Zum Ende der Kundge­bung sicherte der Trägervere­in des Horte, das Alter­na­tives Jugend­pro­jekt 1260 e.V., zu einen Gedenkstein für Hans Georg Jacob­sen zu erricht­en und übte Kri­tik an der Ver­drän­gungsstrate­gie der Stadt Straus­berg, die sich aus der Kundge­bung nicht blick­en ließ.

Der Mord an Hans Georg Jacob­sen und seine Täter

In der Nacht vom 28.07. auf den 29.07.1993 wurde der arbeit­slose Hans Georg Jacob­sen durch die drei Neon­azis Thomas D. (18), René B. (20) und Hen­ry G. (19) aus ein­er fahren­den S‑Bahn bei Peter­sha­gen gewor­fen. Nach einem Kneipenbe­such fie­len die drei mit den Vor­satz Jacob­sen auszu­rauben über den schlafend­en 35-jähri­gen her, prügel­ten und trat­en auf ihn ein und durch­sucht­en seine Klei­dung nach Geld. Als die Täter jedoch kein Geld bei ihm fan­den, schmis­sen sie ihn aus der fahren­den S‑Bahn, wo er dann seinen schw­eren Ver­let­zun­gen erlag. 

Beim Gericht­sprozess im Jan­u­ar 1994 zeigten sich die Täter geständig. Der Haupt­täter René B. erhielt eine Haft­strafe von acht Jahren, wobei das Gericht bei ihm eine “enorme krim­inelle Energie und Bru­tal­ität gegenüber Ausländer_innen” fest­stellte. Thomas D. und Hen­ry G. erhiel­ten jew­eils eine Haft­strafe von sechs Jahren.

Ger­ade der Haupt­täter René B. gehörte zum fes­ten Bestandteil der Straus­berg­er Neon­aziszene, auch über seine Haftzeit hin­aus. Während sein­er Haftzeit wurde René B. durch die Hil­f­s­ge­mein­schaft Nationaler Gefan­gener (HNG, Ver­boten 2011) betreut. Nach sein­er Haf­tent­las­sung engagierte er sich u.a. bei der örtlichen NPD.

Nazis provozieren am Rand

Tage vor der Kundge­bung wur­den Hin­weise deut­lich, dass die örtlichen Neon­azis eine Störung der Ver­anstal­tung planten. Zum Auf­takt der Kundge­bung zeigten sich vier Neon­azis, darunter die stadt­bekan­nten Rocko M. und Enriko Pf., und ver­sucht­en die Teilnehmer_innen abzu­fo­tografieren. Die anwe­sende Bere­itschaft­spolizei ver­spre­rrte ihnen den Weg und hielt sie bis zum Ende der Kundge­bung fest. Bis dahin ver­mehrten sie sich auf ein Dutzend. Ab und an ver­ließen Einzelper­so­n­en die Gruppe und begaben sich an den Imbiss, welch­er nahe der Kundge­bung gele­gen war. Es blieb nur bei Provokationen.

Weit­ere Bilder: hier.

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Antifaschismus

88-Meterlauf im Wald

INFORIOT- Am heuti­gen 27. Juli fand in Finow­furt erneut ein Recht­srock-Konz­ert auf dem Grund­stück des „Die Rechte“-Landesvorstandes Klaus Mann statt. Wie wir bere­its berichteten, organ­isierten die „Markischen Skin­heads 88“ (MS 88) das Nazi-Event und die Behör­den ließen erst drei Tage vorher durch­blick­en, dass die Ver­anstal­tung nicht in Viereck in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, son­dern im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt stat­tfind­en sollte. Die Neon­azis melde­ten das Konz­ert für bei­de Orte an, um so den Protest zu spal­ten und eine Mobil­isierung zu erschw­eren. Schein­bar war die Tat­sache, dass auch in Finow­furt und Umland die Wald­brand­stufe IV herrschte kein Argu­ment für die Behör­den dieses Konz­ert bere­its im Vor­feld zu verhindern.

Anti-Nazi-Bünd­nisse unter­stützen sich gegenseitig

Trotz der rel­a­tiv kurzen Mobil­isierungszeit arbeit­eten erst­mals die zwei Bürg­er­bünd­nisse aus den bei­den Bun­deslän­dern zusam­men und kon­nten so die Basis für zukün­fti­gen Aus­tausch und Zusam­me­nar­beit schaf­fen. Ein Sprech­er des Bünd­niss­es „Vor­pom­mern: weltof­fen, demokratisch, bunt“ sagte sin­ngemäß, dass es ihnen beim heuti­gen Protest auch um die Ver­tiefung des Aus­tausches gin­ge. So waren auch viele der ca. 100 Teilnehmer_innen extra aus dem Nach­bar­bun­des­land angereist um Sol­i­dar­ität zu zeigen und klarzustellen, dass es in den unter­schiedlichen Gemein­den oft zu ähn­lichen Prob­lem­la­gen kommt.

Ziel der Demon­stra­tion war es laut dem Bünd­nis „Finow­furt Naz­ifrei“, den Nazis die Anfahrt zu erschw­eren, was nur sehr bed­ingt und zeitlich begren­zt funk­tion­ierte. Solange der Protest direkt an der Auto­bahnz­u­fahrt Finow­furt ver­weilte, war eine Anfahrt der recht­sradikalen Konz­ertbe­such­er aus Rich­tung Eber­swalde unmöglich, aber nach gut ein­er hal­ben Stunde bedeutete die Polizei der Demoleitung zur Rück­kehr aufzu­fordern. Die Protest­de­mo kehrte dann zum Aus­gangspunkt an den Erzberg­er­platz zurück und begann mit dem angekündigten Pick­nick gegen Rechts. Nur etwa 10 — 15 Leute blieben dort und ver­sucht­en die ein­seit­ige Block­ade aufrecht zu erhal­ten, was aber wegen der Überzahl an Polizis­ten nicht gelin­gen kon­nte. Zusam­men mit den Vorkon­trollen der Polizei führte das zu einem ver­späteten Ver­anstal­tungs­be­ginn für die Nazis.

88-Meter-Lauf und andere Raffinessen

Anwohn­ern zufolge kam es bere­its am frühen Mor­gen zu Ver­anstal­tun­gen mit sportlichen Rah­men. Ver­schiedene Diszi­plinen wur­den aus­ge­focht­en. Beson­der­er vor­läu­figer Höhep­unkt soll wohl der 88-Meter-Lauf gewe­sen sein. Im ganzen Gebi­et der Gemeinde Finow­furt kam es im Laufe des Tages mehrfach zu Bedro­hun­gen und Ein­schüchterungsver­suchen von Seit­en der anreisenden Neon­azis. So bedro­ht­en Per­so­n­en des aufgelösten KMOB um Robert Geb­hardt Pressevertreter_innen, der Ord­ner­di­enst ver­suchte an die Block­ade her­anzukom­men. Unter den Ord­nern war der bekan­nte Aktivist Maik T. aus Königs Wuster­hausen, der die Koor­di­na­tion der Anreisenden übernahm. 

Die Beson­nen­heit der Protestier­er und die all­ge­meine Präsenz der Polizei kon­nte aber bis dato dafür sor­gen, dass es zu keinen schw­er­eren Auseinan­der­set­zun­gen kam. Trotz­dem war es für Leute, die äußer­lich, oder durch Äußerun­gen in das Feind­bild der Nazis fie­len, kein angenehmer Tag in Eber­swalde und Umland. 

Barn­imer Fre­und­schaft verteilte Zettel an die Anwohner_innen

Am Vor­mit­tag wur­den im Ort selb­st Handzettel von „25 besorgten Fre­un­den aus Barn­im“ auf die Bürg­er­steige gewor­fen. Bei den besorgten Fre­un­den han­delt es sich um die “Barn­imer Fre­und­schaft”. Es ist eine Kam­er­ad­schaft, welche in Ver­gan­gen­heit wegen Hand­grei­flichkeit­en und Sachbeschädi­gun­gen am linken Jugend­club “Dos­to” in Bernau auffiel. In dem Text der mit „Her­zlichen Glück­wun­sch ihr Igno­ran­ten“ über­schrieben war, wurde Bezug auf den Protest gegen das Nazi-Konz­ert genom­men und den Protestier­ern emp­fohlen sich doch lieber „um die wahren Prob­leme in eur­er Heimat“ zu küm­mern. Benan­nt wur­den z.B. „Islamistis­che Gotteskrieger, die den Tod aller Nicht­gläu­bi­gen prädi­gen“ (Fehler im Orig­i­nal), es wurde die „Schließung von Kindergärten“ angeprangert und aufge­fordert sich wahlweise gegen „unre­al­is­tis­che Ben­z­in­preise“, „linke Straftat­en“, oder „das let­zte brechen der Flut­dämme“ (Fehler wieder im Orig­i­nal) zu wehren.

Polizei löste Konz­ert auf

Nach ein­er Pressemit­teilung der Polizei­di­rek­tion Ost stellte die anwe­sende Polizei bere­its zum Anfang gegen 18 Uhr Textpas­sagen fest, die den Tatbe­stand der Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen sowie Volksver­het­zung erfüll­ten. Die Band, die eine indiziertes Lied ein­er Band mit leichter Ver­frem­dung coverte, bekam einen Platzver­weis für das Gelände. Gegen 19:30 wurde durch die zweite Band erneut ein indiziertes Lied gespielt. Auch die zweite Band bekam daraufhin einen Platzver­weis. Als dann fes­tegestellt wurde, dass ein Mit­glied, der einen Platzver­weis bekam, bei der drit­ten Band mit­ge­spielt hat, wurde das Konz­ert während des Auftritts der drit­ten Band gegen 20 Uhr durch die Polizei beendet.

Näch­ster Ter­min ste­ht schon fest

Der näch­ste Ter­min auf dem Gelände von Klaus Mann wird am 17. August das Konz­ert der Nazi-Hool-Band Kat­e­gorie C sein. Auch dort sind bere­its Proteste angekündigt.

Weit­ere Bilder: hier und hier.

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Antifaschismus

Nazi-Konzert bei Waldbrandstufe IV

INFORIOT Nach ein­er anfänglichen „Ver­wirrtak­tik“ der „Märkischen Skin­heads 88“ gehen Ken­ner der Szene davon aus, dass das für den kom­menden Sonnabend geplante Nazi-Konz­ert nicht im „Schweinestall“ in Viereck, son­dern im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt stat­tfind­en wird. Laut einem Sprech­er des Land­kreis­es Vor­pom­mern-Greif­swald habe sich die “Option Viereck” erledigt. Somit scheint im Moment Finow­furt als Konz­er­tort bestätigt zu sein. Eine antifaschis­tis­che Protestkundge­bung ist indes für Sam­stag ab 14.30 Uhr am Erzberg­platz in Finow­furt angekündigt.

Auf dem Grund­stück des ehe­ma­li­gen DVUlers und neuen Lan­desvor­sitzen­den von „Die Rechte“ Klaus Mann in den Sand­stück­en fan­den in den let­zten Jahren häu­fig Neon­azi-Events statt. Erst im Mai hat­ten gegen ein dor­tiges Recht­srock­konz­ert rund 1000 Men­schen protestiert. Klaus Mann hat sein Gelände schon für Ver­anstal­tun­gen ver­schieden­er rechter Parteien und Strö­mungen vergeben. Das Grund­stück liegt in einem Waldge­bi­et am Rande der Auto­bahn bei Finow­furt. In Bran­den­burg wurde vor eini­gen Tagen wegen der anhal­tenden Trock­en­heit für alle Wälder die höch­ste Wald­brand­stufe IV verhängt.

Schlüs­sel­rolle in der Szene

Anmelder der Ver­anstal­tung ist der 25-jährige Vel­tener Robert Wolin­s­ki, der als Mit­glied der NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­aldemokrat­en“ und des Kreisvor­standes Ober­hav­el der NPD schon seit län­ger­er Zeit in der Recht­srock-Szene aktiv ist. Nach der Tageszeitung Pots­damer Neueste Nachricht­en (PNN) kommt Wolin­s­ki im Nor­dosten Bran­den­burgs eine Schlüs­sel­rolle bei der Ver­anstal­tung von Rechts-Rock-Konz­erten zu. So wurde sein Name auch im Zusam­men­hang mit den Razz­ien gegen die Nazi-Band „Deutsch.Stolz.Treue.“ genannt.

Die für das Konz­ert am kom­menden Sonnabend angekündigten Grup­pen sind teil­weise seit Jahren bekan­nte Pro­tag­o­nis­ten in der Neon­azi-Musik­szene. „Time­bomb“ aus Schleswig-Hol­stein gehören eher zu den unbeschriebe­nen Blät­tern. Denn neben ihnen treten die Szen­evet­er­a­nen der seit 1992 existieren­den Cot­tbuser Band „Frontalkraft“ und die Sen­ften­berg­er von „Con­fi­dent Of Vic­to­ry“ auf. Auch die Dres­den­er Band „Hope For The Weak“ kon­nten sich bere­its durch mehrere Sam­pler­beiträge und Auftritte bei den ver­schieden­sten Rechts-Rock-Events einen Namen machen. Hier trifft tra­di­tioneller Rechts-Rock auf nation­al-sozial­is­tis­chen Hard­core (NSHC). Auf der einen Seite alt­back­en wirk­ende Rock-Musik mit sehr direk­ten Tex­ten und auf der anderen Seite mod­erne, dem links kon­notierten Hard­core-Punk entlehnte Musik, die in ihren Tex­ten dur­chaus sub­til­er herange­ht, aber trotz­dem die gle­iche men­schen­ver­ach­t­en­den und ras­sis­tis­chen Inhalte trans­portiert. Ger­ade diese „sub­kul­turellen“ Events bieten den Neon­azis ein enormes Mobil­isierungspo­ten­tial und sind für die „Szene“ somit unab­d­ing­bar. Laut Ver­anstal­ter wer­den 600 Teil­nehmer bei dem Konz­ert erwartet.

Zusam­me­nar­beit der Antinazi-Bündnisse

Die Ver­wirrtak­tik der Neon­azi-Gruppe aus dem Land­kreis Ober­hav­el führte aber nicht, wie von den Recht­sradikalen erwartet, zu ein­er schlep­pen­deren Gegen­mo­bil­isierung, son­dern zur Zusam­me­nar­beit der bei­den zivilge­sellschaftlichen Bünd­nisse in Viereck und Finow­furt. Es wer­den kurzfristig Shut­tle-Busse von dem jew­eils anderen Ort zum tat­säch­lichen Ort des Konz­ertes bereitgestellt. 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Kein Vergeben – kein Vergessen

Am 28.07.1993 war­fen sie ihn zwis­chen Straus­berg und Peter­sha­gen aus der fahren­den S‑Bahn.

René B. war schon vorher für sein gewalt­tätiges Ver­hal­ten bekan­nt; im Umfeld des S‑Bahnhofs Vorstadt attack­ierte er gemein­sam mit anderen Neon­azis regelmäßig Men­schen, die nicht in ihr Welt­bild passten.

Die Angriffe von Ros­tock-Licht­en­hagen ein Jahr zuvor hat­ten gezeigt, dass Neon­azis zusam­men mit oder unter dem Applaus der Bevölkerung Gewalt gegen Men­schen ausüben kön­nen – ungestört von Polizei, als eine Kon­se­quenz des gesellschaftlichen Kli­mas. Und genau als das sehen sich Neon­azis oft: als diejeni­gen, die den Wun­sch ein­er schweigen­den Mehrheit kon­se­quent umsetzen.

Wenn Neon­azis mor­den, trifft es die Opfer, deren Fam­i­lie und Fre­unde. Es trifft die, die nicht in das Men­schen­bild von Neon­azis passen. Ein Welt­bild, das Men­schen­leben in wert und unwert ein­teilt. Wenn Neon­azis mor­den, sind auch die gemeint, die gegen ihre men­schen­ver­ach­t­en­den Worte und Tat­en aufstehen.

Wir kan­nten Hans Georg nicht. Aber wir wollen an ihn erin­nern und wir wollen für eine Gesellschaft kämpfen, in der sein Weg ein ander­er gewe­sen wäre; in der er vielle­icht noch am Leben wäre.

Deshalb kommt am 28.07.2013 zur Kundge­bung um 14 Uhr am Bahn­hof Straus­berg (Vorstadt).

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Antifaschismus

Rathenow bleibt Tummelplatz für Neonazis und wehrt sich dennoch

INFORIOT — Bei ange­blich „120 zahlen­den Gästen“ bedank­te sich gestern der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe via Pressemit­teilung für ihre Anwe­sen­heit auf dem Som­mer­fest des Region­alver­ban­des in Rathenow. Ohne vorherige Ankündi­gung in der Öffentlichkeit ver­anstal­tete die Partei am ver­gan­genen Sam­stag die Feier­lichkeit auf dem Gelände ein­er ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft.

Gemäß Pressemit­teilung wurde mehrere Rede­beiträge gehal­ten, Aktivis­ten aus­geze­ich­net, neue Mit­glieder aufgenom­men und Gelder, ange­blich für die „Geschädigten der Hochwasser­flut“, wahrschein­lich aber eher für die Ver­band­skasse, gesam­melt. Von der Straße aus war ein NPD Schirm zu erken­nen. Anson­sten war das Fest­gelände, bis auf den Ein­lass­bere­ich, vor neugieri­gen Blick­en der Öffentlichkeit geschützt.

Ob tat­säch­lich 120 Gäste das Fest fre­quen­tierten bleibt unklar, Augen­zeu­gen sprechen von unge­fähr 40 Per­so­n­en. Auf Fotos sind hinge­gen weniger als 10 zu sehen.

Lokale NPD Funk­tionäre über­re­gion­al höchstaktiv

Den­noch ist die NPD im Raum Rathenow nicht zu unter­schätzen. Hier ist ein Großteil der Aktivist_innen des Kreisver­ban­des Hav­el Nuthe, ein­er der größten Parteiun­ter­gliederun­gen im Land Bran­den­burg, behei­matet. Auch Michel Müller, regionaler Sek­tion­sleit­er und Mit­glied des NPD Lan­desver­ban­des wohnt hier. Er eröffnete, laut Pressemit­teilung, das Som­mer­fest am ver­gan­genen Sam­stag. Zuvor führte Müller an diversen Woch­enen­den im März, April und Mai 2013 mehrere Parteikundge­bun­gen in den Stadt- und Land­kreisen Pots­dam, Pots­dam-Mit­tel­mark, Havel­land, Ost­prig­nitz-Rup­pin und Prig­nitz durch, bei denen inhaltlich vor allem gegen Asylbewerber_innen gehet­zt wurde.

Zudem bere­it­en sich offen­bar mehrere Mit­glieder des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe in Schu­lungsver­anstal­tun­gen auf kün­ftig angestrebte Man­date in Kreis- und Gemein­de­par­la­mente vor, um Ein­fluss in der Kom­mu­nalpoli­tik der Region zu erhalten.

Laut und Bunt“ gegen Nazis

Obwohl gegen das NPD Som­mer­fest kaum Proteste möglich waren, engagieren sich mehrere Jugendliche bere­its seit eini­gen Jahren gegen die zunehmende Ein­flussnah­mev­er­suche durch Neon­azis in Rathenow und Umge­bung. Sie hat­ten deswe­gen u.a. 2008 das „Laut und Bunt“ — Fes­ti­val ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr find­et diese – für Inter­essierte kosten­lose – Ver­anstal­tung statt. Am kom­menden Sam­stag, den 13. Juli 2013, ste­hen ab 16.00 Uhr im Rathenow­er Optik­park, Am Schwe­den­damm, wieder mehrere unter­schiedliche Live-Acts laut und bunt auf der Bühne. Nähere Infos zum Fes­ti­val gibt es hier.

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Antifaschismus

NPD-Flagschiff-Tour floppt in Südbrandenburg

Antifaschis­tis­che Proteste ver­mas­sel­ten die Tour durch ins­ge­samt 5 Städte. Von den angekündigten 50 Teilnehmer_Innen, nah­men bei kein­er der Kundge­bun­gen mehr als die üblichen bekan­nten 15 Neon­azis teil.

Am Sam­stag, den 15. Juni 2013, soll­ten kurzfristig NPD-Kundge­bun­gen an zwei Stan­dorten in Cot­tbus und an einem in Forst (Lausitz) stat­tfind­en. In Cot­tbus ver­sam­melten sich 30 Antifaschist_Innen vor ein­er Naz­ifreien-Stadthalle. Die NPD wurde durch eine Dop­pel­bele­gung des Platzes spon­tan an den Rand der Stadt ver­ban­nt. Im Stadt­teil Schmell­witz bekam die Kundge­bung wenig Aufmerk­samkeit und wurde von den Ein­wohn­ern kaum wahrgenom­men. So standen sich die weni­gen Neon­azis einein­halb Stun­den die Beine in den Bauch.

Ernüchternd erre­ichte der NPD-Kon­voi unter Polizeis­chutz später die zweite Sta­tion in Cot­tbus, jedoch nicht wie erwartet den Gelsenkirch­n­er Platz, son­dern einen weniger attrak­tiv­en Park­platz in der Nähe. Auch dort ver­sam­melten sich mit Trans­par­enten und Fah­nen mehr als 20 Protestierende und tröteten unun­ter­brochen die ras­sis­tis­chen Reden von NPD-Funk­tionären Ron­ny Zasowk und Klaus Beier nieder. Deut­lich desil­lu­sion­iert macht­en sich die Neon­azis nach ein­er Stunde Ver­steck­spiel zwis­chen den gepark­ten Autos auf den Weg nach Forst.

Es bleibt dabei – Kein Heim­spiel für Nazis in Forst

Schon vor der Ankun­ft der Neon­azis erwarteten sie auf ein­er Gegenkundge­bung mehr als 60 Antifaschist_Innen auf dem Berlin­er Platz. Nach­dem sich die NPD auf engem Platz postiert hat, wur­den sie schon von bei­den Seit­en zwis­chen den Gebäu­den eingekesselt. Über einein­halb Stun­den hin­weg wurde den Neon­azis jegliche Präsenz genom­men und die Reden übertönt. So wur­den deprim­ierte Neon­azis im Ver­lauf aggres­siv, es kam vere­inzelt zu Rangeleien und Flaschen­wür­fen und sie been­de­ten die Veranstaltung.

Small cities, nice action – NPD-Kundge­bun­gen ver­hin­dert und mas­siv gestört

Eine Woche später ver­suchte die NPD einen zweit­en Anlauf um die „NPD-Flagschiff-Tour“ zum Erfolg zu brin­gen. Am 22. Juni melde­ten diese für die Städte Elster­w­er­da, Lauch­ham­mer und Sedlitz Kundge­bun­gen an. Nach­dem sie im beschei­de­nen Elster­w­er­da noch störungs­frei Trans­par­ente hal­ten kon­nten, mussten die Neon­azis ihre Kundge­bung in Lauch­ham­mer auf­grund heftiger Proteste abbrechen, bevor sie über­haupt anfan­gen kon­nten. Ca. 80 Antifaschist_Innen beset­zten den Platz und macht­en somit die NPD-Ver­anstal­tung unmöglich. Am drit­ten Ort, in Sedlitz, wollte die NPD anfangs ihre Kundge­bung vor einem Geflüchteten-Heim abhal­ten, was jedoch seit­ens der Stadt nicht genehmigt wurde. So standen Neon­azis auch hier am Stad­trand vie­len Protestieren­den gegenüber, die NPD-Auf­führung wurde erneut zu einem Desaster.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenkkränze für Emil Wendland geschändet

Am 2. Juli mussten wir fest­stellen, dass die Gedenkkränze, welche anlässlich des 21. Todestages von Emil Wend­land niedergelegt wur­den, geschän­det wor­den sind. Erst einen Tag zuvor hat­ten etwa 40 Men­schen – in der Mehrheit Jugendliche aus Neu­rup­pin und Brandenburg/Havel – der Ermor­dung Wend­lands durch eine Gruppe Neon­azis im Neu­rup­pin­er Rosen­garten gedacht.

Wend­land war 1992 auf­grund seines sozialen Sta­tus von den Faschis­ten als “unwert” ent­men­schlicht, zusam­mengeschla­gen und schließlich erstochen worden.

Die Täter der Kranzschän­dung sind mit hoher Wahrschein­lichkeit im recht­en Spek­trum der Stadt zu find­en. Für uns ist dieser Vor­fall ein erneuter Angriff auf antifaschis­tis­che Gedenkkul­tur in der Region mit dem Ziel die Opfer rechter Gewalt weit­er zu ver­höh­nen und Antifaschist_Innen einzuschüchtern. Wir wer­den die Schän­dung von Orten der Erin­nerungskul­tur nicht hin­nehmen – wed­er in Neu­rup­pin, noch in Witt­stock, wo vor kurzem das dor­tige OdF-Denkmal wieder­holt beschmiert wurde.

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Antifaschismus

Erinnerung an getöteten Obdachlosen

Unter dem Mot­to: „ Nie­mand ist vergessen!“ erin­nerten gestern Abend in Neu­rup­pin unge­fähr 40 Men­schen, darunter viele Mit­glieder und Fre­unde des JWP Mit­ten­drin e.V. sowie des Aktions­bünd­niss­es „Neu­rup­pin bleibt bunt“, an den Tod von Emil Wend­land. Der Obdachlose wurde am 1. Juli 1992 in ein­er Grün­fläche am alten Gym­na­si­um von mehreren Neon­azis ange­grif­f­en, mis­shan­delt und erstochen.

Gegen das Vergessen

In einem ersten Rede­beitrag von zwei Vertreterin­nen des JWP Mit­ten­drin e.V. wurde ver­sucht sich der Per­son Emil Wend­land anzunäh­ern und die let­zten Stun­den seines Lebens zu rekon­stru­ieren. Doch die Erin­nerung an ihm ist nur in Frag­menten erhal­ten, selb­st sein Tod scheint nicht abschließend aufgek­lärt zu sein. Lediglich zwei, der bis zu sieben Täter, wur­den wegen „Totschlag“ oder „gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung“ verurteilt, so die Vertreterin­nen des JWP Mit­ten­drin.
Den­noch will sich der Vere­in nicht mit der Erin­nerungslücke zu diesem düsteren Kapi­tel der Neu­rup­pin­er Stadt­geschichte abfind­en. Zwar wurde die Forderung nach Umbe­nen­nung ein­er Straße zum Gedenken an Emil Wend­land von der Stadt abgelehnt, im let­zten Jahr jedoch auf Betreiben des JWP Mit­ten­drin eine Gedenk­tafel am Tatort errichtet. Auf ihr ist übri­gens auch ver­merkt, dass Neon­azis für den Tod des Obdachlosen ver­ant­wortlich waren. Ein wichtiges Detail, denn Emil Wend­land wird von den Behör­den nicht als „Opfer rechter Gewalt“ anerkan­nt. Entsprechend forderten die bei­den Vertreterin­nen des JWP Mit­ten­drin wieder­holt die Auf­nahme in die entsprechen­den Sta­tis­tiken und somit ein Ende der Bagatel­lisierung der Tat.

Kein Einzelfall

Denn die Tötun­gen von Obdachlosen sind keine drama­tis­chen Einzelfälle, wie ein Vertreter der Antifa West­bran­den­burg in einem weit­eren Rede­beitrag dar­legte. Neun woh­nungslose Men­schen wur­den allein im Land Bran­den­burg aus sozial­dar­win­is­tis­ch­er Moti­va­tion umge­bracht. In der öffentlichen Erin­nerungskul­tur erfährt dies jedoch kaum Beach­tung, so der Antifa-Vertreter weit­er, denn „im Gegen­satz zu Opfern, welche aus ras­sis­tis­chen oder poli­tis­chen Motiv­en ermordet wur­den, haben sie keine Com­mu­ni­ty“. Um so wichtiger erscheint auch die in diesem Rede­beitrag geforderte Anerken­nung Emil Wend­lands als „Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt“. Staat, Poli­tik und Behör­den sollen sich nicht mehr vor ihrer Ver­ant­wor­tung im Umgang mit dem Neon­azis­mus drück­en kön­nen, so der Vertreter der Antifa West­bran­den­burg. Und den Mördern soll nicht der Erfolg gegön­nt sein, eine Exis­tenz spur­los ver­nichtet zu haben.

Kranznieder­legun­gen als Zeichen der Erinnerung

Anschließend wur­den zwei Kränze zur Erin­nerung an den gewalt­samen Tod von Emil Wend­land neben der Gedenk­tafel nieder­legt und nach ein­er Schweigeminute die Kundge­bung beendet.

weit­ere Fotos: hier

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