Kategorien
Antifaschismus

NPD scheitert vorerst in Nordbrandenburg

Gegen Klein-Aufmärsche der NPD in drei Städten im Nor­den Bran­den­burgs haben heute dutzende Men­schen protestiert. 

Wüten­der Protest in Per­leberg

Am heftig­sten war die Ablehnung gegenüber der neon­azis­tis­chen Partei vor allem in Per­leberg (Land­kreis Prig­nitz) zu spüren. Dort demon­stri­erten unge­fähr 50 Men­schen laut­stark gegen die NPD Ver­samm­lung. Vere­inzelt flo­gen aber auch Eier und Böller. Außer­dem kam es zu Auseinan­der­set­zun­gen während des Abmarsches der NPD aus der Stadt. Erst der Ein­satz der Polizei kon­nte den drei Fahrzeu­gen der Neon­azis den sicheren Abzug garantieren. Zwei Antifaschist_innen wur­den während der Proteste kurzzeit­ig in Gewahrsam genom­men, eine Antifa – Fahne tem­porär beschlagnahmt. Zuvor war die NPD bere­its in Kyritz und Neu­rup­pin (bei­de Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) präsent, wurde aber auch hier nur ablehnend emp­fan­gen.

Laut­starke Ablehnung in Neu­rup­pin

In der Fontanes­tadt hat­te die Partei gegen 9.00 Uhr ihre „Wan­der­mah­nwache“ begonnen. Dort sah sie sich bere­its mit ein­er Kundge­bung des Bünd­niss­es „Neu­rup­pin bleibt bunt“ kon­fron­tiert, an der unge­fähr 30 Men­schen, darunter Bürg­er­meis­ter Peter Golde (Pro Rup­pin), der Land­tagsab­ge­ord­nete Dieter Gross (Die Linke), der Kreistagsab­ge­ord­nete Wolf­gang Freese (Bünd­nis 90/Die Grü­nen)  sowie viele antifaschis­tis­che Jugendliche teil­nah­men. Die NPD bot hier lediglich sieben Funk­tionäre und Sym­pa­thisan­ten auf. Entsprechend kläglich gin­gen der abge­le­sene Rede­beitrag und die Pro­voka­tio­nen der Neon­azis im laut­starken Protest sowie im Gelächter der Gegenkundge­bung unter. Gen­ervt zogen die NPD Anhänger dann nach ein­er Stunde wieder ab.

Abfuhr in Kyritz

In Kyritz erg­ing es der NPD dann nicht bess­er. Dort hat­te sie sich in der Nähe eines belebten Wochen­mark­tes aufge­baut, um offen­bar dort gezielt Leute anzus­prechen. Die Mark­t­gäste hat­ten aber gar kein Inter­esse an der neon­azis­tis­chen Partei und ihren selb­s­ther­rlichen Red­ner. Aus­ge­buht und aus­gep­fif­f­en wur­den die NPD Anhänger und zogen aus Kyritz bere­its eine halbe Stunde später, gen Per­leberg ab.

Presse­fo­tos aus den einzel­nen Orten hier:

Neu­rup­pin

Kyritz

Per­leberg

 

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

TAG DER BEFREIUNG IM FREILAND POTSDAM

 

68 Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschis­mus sollte so ein Zeichen gegen die Geschichtsver­drän­gung geset­zt wer­den. Der Ein­ladung sind etwa 100 Per­so­n­en gefolgt.

Jür­gen Rauhe, berlin­stäm­miger Bilder­hauer, erschuf die Bronzeplas­tik in den Anfän­gen der 1970er Jahre. Das Denkmal, welch­es den Namen „Befreiung“ trägt, sollte an die in der thüringis­chen Stadt Greiz umgekomme­nen Zwangsarbeiter_innen erin­nern. In der Zeit von 1971 bis 2006 stand das Mah­n­mal am Ein­gang des Greiz­er Parks. Es wurde trotz Protest durch Bürger_innen ent­fer­nt und auf einen still­gelegten Fried­hof in Greiz abgestellt. Das cir­ca vier Meter hohe Denkmal, das wie ein „V“ ange­ord­net ist, welch­es an das Handze­ichen „Vic­to­ry“ erin­nern soll, ste­ht noch heute dort auf dem Fried­hof. Bemühun­gen um es erneut würde­voll an einen passenderen Ort zu stellen, blieben jedoch erfol­g­los.
Der Bild­hauer fer­tigte, noch in den 1970er Jahren, eine Kopie des Denkmals an. Diese kleinere Vari­ante war ein Geschenk der dama­li­gen DDR an die Gedenkstätte Auschwitz-Birke­nau. Im Rah­men von Umstruk­turierun­gen der Gedenkstätte und dessen Konzept wurde das Mah­n­mal 1989 in einzelne Teile zer­legt und eingelagert.

Diese kleinere Vari­ante wurde nun auf dem frei­Land-Gelände in Pots­dam wieder eingewei­ht.
Durch Spenden, Spon­soren sowie die tatkräftige Unter­stützung der Mit­glieder der Gesellschaft zum Schutz von Bürg­er­recht und Men­schen­würde (GBM e.V.) und den Bemühun­gen der AG Befreiung war es möglich, die Skulp­tur aus Oswiec­im zu holen und restau­ri­eren zu lassen.

Das frei­Land ste­ht heute für eine alter­na­tive Jugend­kul­tur, ein Ort zum zusam­menkom­men und regem Aus­tausch. Während des zweit­en Weltkriegs wur­den an diesem heuti­gen Freiraum Zwangsarbeiter_innen für den Rüs­tungs­bau der Ara­do-Flugzeug­w­erke aus­ge­beutet. Zukün­fti­gen Gen­er­a­tio­nen fehlt häu­fig der Bezug zu den schreck­lichen Tat­en unter dem NS-Regime. Die Wieder­eröff­nung an diesem Ort mah­nt uns, die Geschichte nicht zu vergessen sowie die Lehren und Kon­se­quen­zen daraus stets vor Augen zu hal­ten und wach­sam zu sein.

Nach Worten von Dr. Hein­rich Fink, der Bun­desvor­sitzende des VVN-BdA, Dr. Peter Michel (GBM e.V.) und Vertreter_innen der AG Befreiung, sowie musikalis­ch­er Unter­malung fan­den sich alle Beteiligten zu Gesprächen im frei­Land-Café ein. Es war eine gelun­gene Wieder­eröff­nung und mit Sicher­heit erst der Beginn der Geschicht­sentsorgung entsch­ieden entgegenzutreten.

Beson­der­er Dank gilt den Mit­gliedern der Gesellschaft zum Schutz von Bürg­er­recht und Men­schen­würde (GBM e.V.), dem Kun­starchiv Beeskow sowie der AG Befreiung für die Ini­tia­tive und das Engage­ment, trotz fehlen­der städtis­ch­er Unter­stützung, das Denkmal „Befreiung“ im frei­Land Pots­dam wiederzueröffnen.

 

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Traditionelles Gedenken am 8. Mai – Tag der Befreiung in Bernau

150 Bernauerin­nen und Bernauer nah­men am Mittwoch, den 8. Mai, am Gedenken anlässlich des Tages der Befreiung teil. Aufgerufen hat­te das Bernauer Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit. An drei Sta­tio­nen wurde an die von Nazis Ver­fol­gten und Ermorde­ten erinnert.

Im Aufruf des Bernauer Net­zw­erkes hieß es: „Wir wollen an diesem Tag der Mil­lio­nen Men­schen gedenken, die unter der gnaden­losen Kriegs‑, Besatzungs- und Ver­nich­tungspoli­tik der Nazis lei­den mussten. Durch den von Deutsch­land aus­ge­hen­den faschis­tis­chen Angriff auf die Men­schlichkeit ver­loren unglaublich viele Kinder, Jugendliche, Erwach­sene und alte Men­schen ihre Frei­heit, ihr Leben, ihre Gesund­heit, ihre Hoff­nung, ihre Liebsten.“

Die erste Sta­tion am Sow­jetis­chen Ehren­mal eröffnete der Stadtver­band der Partei Die Linke mit ein­er Mah­nung nicht nur an die Tat­en der Nazis von damals, son­dern auch heutiger Neon­azis. An der zweit­en Stad­tion, dem Deser­teur­denkmal, gedachte die evan­ge­lis­che Jugend der Verweiger_innen des Krieges und nan­nte beispiel­haft die Namen der Pazifist_innen Erna und Kurt Kretschmann, nach denen auch eine Schule in Bad Freien­walde benan­nt wurde. Mit ein­er kurzen szenis­chen Darstel­lung erin­nerten sie an die Ein­wei­hung des Deser­teur­denkmales vor genau 15 Jahren, die damals durch eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Jugendtr­e­ff DOSTO und der Evan­ge­lis­chen Gemeinde ini­ti­iert wurde. Ihren Abschluss fand die Gedenkver­anstal­tung in einem Festessen auf dem Bernauer Mark­t­platz, wo Jugendliche des Jugendtr­e­ff DOSTO Sup­pen und Kuchen vor­bere­it­et hatten.

Anders als in den Vor­jahren fiel die Beteili­gung in diesem Jahr geringer aus. Die bish­eri­gen Teilnehmer_innenzahlen von 250 bis 300 Per­so­n­en wur­den deut­lich unter­schrit­ten. Ob dies am Wet­ter, dem bevorste­hen­den Feiertag oder schlicht man­gel­n­dem Inter­esse lag, ist nur zu ver­muten. Klar ist, dass unter den Teilnehmer_innen der diesjähri­gen Kundge­bung wieder der über­wiegende Teil aus deutsch-rus­sis­chen Bernauer_innen bestand. Eine der Teil­nehmer betitelte die fehlende Beteili­gung der „Deutschen“ als beschämend.

Kategorien
Antifaschismus

Potsdamer Neonazi-Kader beim NSU-Prozess in München

 

Auf seinem Grund­stück in Grabow (Pots­dam-Mit­tel­mark) wurde sein Brud­er am 24. Novem­ber 2011 von der GSG‑9 festgenom­men. Dieser soll das Beken­nervideo für die NSU pro­duziert und weit­ere Unter­stützungsar­beit geleis­tet haben.

Zusam­men baut­en die Zwill­ings­brüder zur Jahrtausendwende die Kam­er­ad­schaft “Weiße Brud­er­schaft Erzge­birge” auf. In den nach­fol­gen­den Jahren war er aktiv für die neon­azis­tis­che bran­den­bur­gis­che Organ­i­sa­tion “Schutzbund Deutsch­land” und zeich­nete sich als Ver­ant­wortlich­er im Sinne des Presserechts für Pub­lika­tio­nen der Grup­pierung. “Schutzbund Deutsch­land” wurde im Jahr 2006 ver­boten. Kurz darauf brachte ein als »Bewe­gung Neues Deutsch­land « pro­duziertes Flug­blatt den presserechtlich Ver­ant­wortlichen Maik Eminger vor Gericht. [2] Pots­damer und Leipziger Neon­azis, darunter Sebas­t­ian GlaserMirko Kubel­erTom Singer und Ist­van Repacz­ki sowie Tom­my Nau­mann, demon­stri­erten 2007 vor dem Neu­rup­pin­er Landgericht und forderten “Mei­n­ungs­frei­heit für Maik E.”. Kurze Zeit später standen Sebas­t­ian Glaser und Maik Eminger zusam­men vor Gericht, da sie zusam­men “Rudolf-Heß-Gedenkplakate” in Pots­dam verklebten. Eminger war Organ­isator dieser Aktion und lagerte die Plakate.
Darüber hin­aus ist Eminger Vor­sitzen­der der “Junge Nation­aldemokrat­en” Pots­dam (JN). [3] Zusam­men mit Mar­cel Guse, Carsten Schicke und weit­eren Neon­azis besuchte er am 16. Feb­ru­ar 2009 eine Bürg­erver­samm­lung am Schlaatz auf der über ein neues Asyl­suchen­den­heim disku­tiert wer­den sollte. Im Mai 2010 nahm er, zusam­men mit den Pots­damer Neon­azis Mar­cel Guse, Thomas Pecht, Ben­jamin Oestre­ich u.a., an einem NPD-Auf­marsch in Brandenburg/Havel teil und trat als Red­ner auf. [4]

Maik Eminger lebt mit sein­er Frau in Grabow. Das ummauerte Gehöft dient für ger­man­is­che Volks­feste (Som­mer­son­nen­wende, Erntedank­fest) und wird ver­mut­lich als Bil­dungszen­trum genutzt. Ihre Kinder tra­gen ger­man­is­che Namen, eines sog­ar den Namen “Adolf”. Unweit davon, in Wit­tbri­et­zen, lebt Mar­cel Guse – ein ehe­ma­liger Pots­damer Stadtverord­neter der NPD und Jünger von Maik Eminger. [5]

Am Mon­tag, 6. Mai 2013, tauchte Maik Eminger mit dem verurteil­ten Neon­azi und Mit­glied der “Kam­er­ad­schaft München” Karl-Heinz Statzberg­er vor dem Gerichts­ge­bäude als Unter­stützer der Angeklagten auf. Nach­dem einige Zuschauer_innen das Gebäude ver­ließen, kon­nten auch die bei­den Neon­azis dem Prozess im Gerichtssaal fol­gen, zum Unver­ständ­nis aller Ange­höri­gen der Opfer und Prozessbeobachter_innen.

Siehe auch:
André und Maik Eminger: Das Helfer-Duo des Ter­ror-Trios (http://gamma.noblogs.org/archives/1105)
Die weißen Brüder (http://www.zeit.de/2013/16/nsu-helfer-eminger-zwillinge/komplettansicht)

[1] http://www.nsu-watch.info/2013/05/prozessauftakt-gegen-nsu-vor-dem-oberlandesgericht-munchen/
[2] https://inforiot.de/content/vorbildlicher-volkstod
[3] http://www.maerkischeallgemeine.de/mazarchiv/detail.php?article_id=2464741
[4] http://media.de.indymedia.org/images/2010/05/282243.jpg
[5] http://www.zeit.de/2013/16/nsu-helfer-eminger-zwillinge/seite‑5

Bild: nsu-watch.info

 

Kategorien
Antifaschismus

Der 8. Mai in Westbrandenburg

Antifaschist_innen erin­nerten gestern in mehreren Städten und Ort­steilen in West­bran­den­burg, so in Neu­rup­pin, Alt Rup­pin, Rathenow, Prem­nitz, Dall­gow-Döberitz, Bran­den­burg an der Hav­el und Bad Belzig an den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

8. Mai – Tag der Befreiung

Am 8. Mai 1945 hat­te das nation­al­sozial­is­tis­che Mil­itär, als wesentliche Stütze des ver­brecherischen NS Regimes im Deutschen Reich, vor den Vertretern der vier Haup­tal­li­ierten: Frankre­ich, Groß Bri­tan­nien, der Sow­je­tu­nion und den USA kapit­uliert. Damit endete nach zwölf Jahren die Nazi-Ter­rorherrschaft in Deutsch­land und nach sechs Jahren der von dort aus ent­fachte Zweite Weltkrieg in Europa.

Kranznieder­legun­gen in Westbrandenburg

In Erin­nerung an die beim Kampf um Befreiung gefal­l­enen Mil­itärange­höri­gen der Alli­ierten – im Raum West­bran­den­burg ins­beson­dere den Sol­dat­en der Sow­je­tu­nion und Polens – sowie zum Gedenken an die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus wur­den an fol­gen­den Ehren­fried­höfen und Denkmälern Kränze niedergelegt:
*in Neu­rup­pin am Denkmal der Opfer des Faschis­mus
*in Neu­rup­pin OT Alt Rup­pin am Sow­jetis­chen Ehren­fried­hof
*in Rathenow am Sow­jetis­chen Ehren­fried­hof
*in Prem­nitz am Denkmal der Opfer des Faschis­mus
*in Dall­gow-Döberitz am Sow­jetis­chen Ehren­fried­hof
*in Bran­den­burg an der Hav­el am Sow­jetis­chen Ehren­fried­hof
*in Bad Belzig am Denkmal der Opfer des Faschismus

Kampf um Befreiung – unser Ideal

Der 8. Mai ist für uns nicht nur ein bloßes Ereig­nis, der sich wie das Glied ein­er Kette in eine Vielzahl von Gedenk- und Erin­nerungsta­gen ein­rei­ht.
Der Akt der Befreiung ist für uns ein Vor­bild und damit Leit­mo­tiv in unserem Han­deln. Er zeigt uns, dass durch kon­tinuier­lich­es Engage­ment die Verän­derung der Wirk­lichkeit, so bedrohlich sie auch manch­mal erscheint, möglich ist und eine bessere Welt nicht nur erträum­bar, son­dern auch durch­set­zbar sein kann.
Ger­ade in ein­er Zeit, in der ras­sis­tis­che, völkische und anti­semi­tis­che Stereo­typen – hier, tief in der Bran­den­bur­gis­chen Prov­inz – immer noch einen bedrück­enden Raum im All­t­ag ein­nehmen, ein Leben, wie es uns der Geset­zge­ber garantiert, in der gesellschaftlichen Real­ität nur schw­er ent­falt­bar ist und wirk­liche Freiräume nur begren­zt vorhan­den sind, ist der Kampf um Befreiung – also das lei­den­schaftliche Engage­ment für unsere Träume und Ziele – unser selb­st­be­wusstes Ide­al, das uns auf dem Weg in eine selb­st­bes­timmte Zukun­ft begleitet.

weit­ere Bilder von den Kranznieder­legun­gen in Prem­nitz und Bad Belzig:

Kundge­bung am OdF Denkmal in Premnitz

Kundge­bung am OdF Denkmal in Bad Belzig

 

 

Kategorien
Antifaschismus

Nazi-Großkonzert in Finowfurt

Ein Gast­beitrag von Sven­na Berg­er, apabiz e.V.

Ein „Bene­fizkonz­ert“ für „Kam­er­aden in Not“ will der Neon­azi Klaus Mann auf seinem Grund­stück im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt (Land­kreis Barn­im) ver­anstal­ten. Wer genau in Not sein soll, will Mann, Lan­desvor­sitzen­der der Partei Die Rechte, nicht ver­rat­en. Sich­er ist, dass unter den angekündigten dreizehn Bands Szene­größen wie Sleip­nir und Legion of Thor vertreten sind, die das Konz­ert zu einem Großevent der ost­deutschen Neon­aziszene machen kön­nten. Das Grund­stück – im Land Bran­den­burg der derzeit wichtig­ste Ver­anstal­tung­sort der recht­en Szene – gewin­nt damit an bun­desweit­er Bedeutung.

Neue und altbekannte RechtsRock Bands

Angemeldet für den 18. Mai sind 1.500 Teilnehmer_innen. Auf dem Fly­er heißt es, es seien nur 500 Karten auss­chließlich im Vorverkauf zu erhal­ten. Ob weit­ere Karten ver­schenkt wer­den oder ob es sich nur um eine Werbe­masche han­delt, bleibt offen. Einen Ansturm auf die Karten kann Klaus Mann und der Konz­er­tor­gan­isatorin Gesine Hen­nrich aus Berlin sich­er sein. Urgesteine wie Sleip­nir und Legion of Thor sind weit­er­hin pop­ulär in der Szene und brin­gen neue Alben her­aus. Sleip­nir um den Sänger Mar­co L. veröf­fentlicht seit 20 Jahren rechte Lieder, deren Texte eine „Mis­chung aus Ras­sis­mus, Sozial­neid und NS-Bezug“ darstellen, so die Ein­schätzung des Recht­sRock-Experten Jan Raabe. Die Berlin­er Band Legion of Thor war Teil des ver­bote­nen Blood and Hon­our-Net­zw­erkes und feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen.

Für viele Bands wird es nicht der erste Auftritt auf dem Finow­furter Grund­stück. Schon ein Blick auf die Band­na­men genügt, um die Aus­rich­tung des Konz­ertes zu erken­nen: So ist die Beze­ich­nung der Thüringer Gruppe 12 Gold­en Years, eine Anspielung auf die zwölf Jahre nation­al­sozial­is­tis­ch­er Dik­tatur von 1933 bis 1945. Die Band spielt über­wiegend eine Mis­chung aus klas­sis­chem Recht­srock. Sie beze­ich­net sich selb­st als „RAC“-Band – RAC ste­ht für „Rock against Com­mu­nism“. Ähn­lich wie 2 Min­utes Warn­ing haben sie Ele­mente des Hard­core über­nom­men, ein­er härteren und schnelleren Spielart des Punk. Neon­azis­tis­che Bands wählen die Selb­st­beze­ich­nung „Nation­al Social­ist Hard­core“ (NSHC). Die aggres­sive Musik und das mar­tialis­che Auftreten sind bei jun­gen männlichen Neon­azis der Autonomen Nation­al­is­ten beliebt.

Neben den genan­nten wer­den weit­ere Bands aus Ost­deutsch­land zu Gast sein, darunter viele aus Bran­den­burg: Exzess aus Straus­berg, Front­feuer aus Beeskow, Haus­man­nskost vom Cot­tbuser Label Rebel Records, Klänge des Blutes sowie die Bands Jung­blut und Wort­ge­fecht. Die bei­den let­zt­ge­nan­nten trat­en bere­its beim NPD-Som­mer­fest am 23. Juni 2012 in Finow­furt gemein­sam auf. Ras­sis­mus und Neon­azis­mus sind in ihren Tex­ten all­ge­gen­wär­tig, so heißt es in einem Lied von Jung­blut: „Wo redet man dir ein, ein Schwarz­er soll ein Deutsch­er [..] Wer beset­zt uns schon seit 60 Jahren – die BRD, die BRD“. Solche Texte kom­men in der Szene an. Das Straus­berg­er Trio von Exzess um Sänger Tobias V. gilt bun­desweit als eine auf­strebende Recht­sRock­band und spielte erst im let­zten Okto­ber während des NPD-Preußen­t­ages in Finow­furt. Außer­dem sollen auftreten: Pri­or­ität 18 aus Dres­den, Sach­sen­blut aus Freiberg in Sach­sen sowie Stimme der Vergel­tung aus Ueck­er­münde in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Stimme der Vergel­tung beteiligte sich im Som­mer 2012 an der Kam­pagne „Volk­stod stop­pen“ des Neon­azi-Net­zw­erkes Freies Pom­mern. Ganz im Stil des kurz zuvor ver­bote­nen Bran­den­burg­er Net­zw­erkes der Spreelichter spiel­ten sie mit weißen Masken und schwarzen Umhän­gen einen Song ein mit dem Titel „Volk­stod“.

Finowfurt: Brandenburgs Nazirock-Metropole

Über 20 Recht­sRock-Konz­erte inner­halb der ver­gan­genen sechs Jahre sind auf dem Gelände der Fam­i­lie Mann bekan­nt gewor­den. Die tat­sächlche Zahl kön­nte noch höher liegen. Zu den Großver­anstal­tun­gen gehören neben dem DVU- und späteren NPD-Som­mer­fest auch der Preußen­tag der Bran­den­burg­er NPD. Ein Event, das als Gegen­ver­anstal­tung zum Tag der deutschen Ein­heit organ­isiert wird und das Ver­lan­gen nach ein­er „echt­en Wiedervere­ini­gung“ propagiert. Vor sechs Jahren zog die Fam­i­lie Mann nach Finow­furt. Klaus Mann, Ehe­frau Sybille (stel­lvertre­tende Vor­sitzende des Bran­den­burg­er Lan­desver­band der Partei Die Rechte) und der eben­falls in der neon­azis­tis­chen Szene aktive Sohn, lebten zuvor im berlin-nahen Seefeld (Land­kreis Barn­im). Auch zu dieser Zeit ver­anstal­teten sie Konz­erte mit neon­azis­tis­chen Bands und Organ­i­sa­tio­nen wie der Berlin­er Kam­er­ad­schaft Spreewacht und der eng mit dieser ver­bun­de­nen Band Legion of Thor.

Die let­zten Konz­erte am 6. Okto­ber 2012 (NPD-Preußen­tag mit 600 Per­so­n­en) sowie am 13. April 2013 (Grün­dungs­feier Die Rechte Bran­den­burg mit 80 Per­so­n­en) wur­den durch die Polizei aufgelöst. Der Preußen­tag endete mit Ermit­tlungsver­fahren wegen Volksver­het­zung gegen die Bands Haus­man­nskost und Front­feuer. Und während des Konz­ertes vor weni­gen Wochen wur­den indizierte Lieder gespielt, was einen Polizeiein­satz auslöste.

Parteifunktionäre, Freie Kräfte und Partyskins

Organ­isatorin des anste­hen­den Großkonz­ertes ist die 43-jährige Berliner­in Gesine Hen­nrich. Die ehe­ma­lige Aktivistin der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft Front­bann 24 hält eben­so wie Klaus Mann gute Kon­tak­te in die Recht­sRock- und gewalt­tätige Kam­er­ad­schaftsszene. In der Ver­gan­gen­heit trat sie als Organ­isatorin von extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen auf, was unter anderem 2009 zu ein­er Verurteilung vor dem Amts­gericht Bernau wegen Volksver­het­zung und Ver­stoß gegen das Jugend­schutzge­setz führte.

Das Bene­fizkonz­ert am 18. Mai wird ein bun­desweites Tre­f­fen für die neon­azis­tis­che Musik­szene. Es ist zu erwarten, dass sich das Pub­likum aus Struk­turen der Partei Die Rechte sowie durch Aktivist_innen der NPD, von Kam­er­ad­schaften und Freien Kräften zusam­menset­zen wird. Wofür die Ein­nah­men des Bene­fizkonz­ertes aufge­wandt wer­den sollen, bleibt offen. Auf den Karten find­et sich der Slo­gan „EINER für alle – alle für EINEN“. Mut­maßen lässt sich, dass eine Verbindung zum ger­ade begonnenen NSU-Prozess in München beste­ht. Für den dort wegen Bei­hil­fe zum Mord in neun Fällen mitangeklagten mut­maßlichen NSU-Unter­stützer Ralf Wohlleben läuft derzeit jeden­falls eine neon­azis­tis­che Sol­i­dar­ität­skam­pagne unter dem Mot­to „Frei­heit für Wolle“.

Kategorien
Antifaschismus

Finowfurt Nazifrei

Am 18. Mai soll im bran­den­bur­gis­chen Finow­furt (Land­kreis Barn­im) ein Recht­srock­konz­ert stat­tfind­en, bei dem 1500 Neon­azis erwartet wer­den. Wir wollen dem etwas ent­ge­genset­zen. Als Bünd­nis aus antifaschis­tis­chen Ini­tia­tiv­en, Parteien, Vere­inen und Gew­erkschaften wollen wir am 18. Mai in Finow­furt auf die Straße gehen.

Finow­furt hat ein Naziprob­lem
Seit mit­tler­weile sechs Jahren dient das Grund­stück der Fam­i­lie Mann in Finow­furt als Ver­anstal­tung­sort für Recht­srock­konz­erte sowie für Festver­anstal­tun­gen wie das DVU- und NPD- Som­mer­fest, den NPD-“Preußentag“ und zulet­zt für ein Konz­ert für die Partei “Die Rechte” Bran­den­burg. Das Gelände ist seit Jahren zum wichtig­sten Ort für die rechte Szene in Berlin und Bran­den­burg gewor­den. Es bedarf endlich eines deut­lichen Sig­nals! Das Konz­ert mit zwölf angekündigten Bands über­trifft die bish­er üblichen Ver­anstal­tun­gen um Län­gen und nimmt eine Dimen­sion an, die son­st nur von Großver­anstal­tun­gen wie dem „Deutsche Stimme Presse­fest“ oder dem „Rock für Deutsch­land“ bekan­nt ist.

Den Nazis den Steck­er ziehen!
Es bedarf ein­er bre­it­en gesellschaftlichen Gegen­wehr, um dem braunen Spuk ent­ge­gen­zutreten. Deshalb rufen wir, das Bünd­nis „Finow­furt Naz­ifrei“, für den 18. Mai ab 9 Uhr zu ein­er Gegen­demon­stra­tion in Finow­furt auf! Unser Ziel, das Konz­ert zu ver­hin­dern, eint uns über alle sozialen, poli­tis­chen oder kul­turellen Unter­schiede hin­weg. Wir sind bunt und wir stellen uns den Nazis in den Weg. Von uns wird dabei keine Eskala­tion aus­ge­hen. Wir sind sol­i­darisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, das Nazikonz­ert zu verhindern!

Wir wollen Feste feiern ohne Nazis! 

Kategorien
Antifaschismus

Stadtsportbund unterstreicht seine Ohnmächtigkeit gegen Neonazis in den eigenen Reihen

Nach den Bericht­en über weit­ere Neon­azis in städtis­chen Sport­clubs wurde am 16. April 2013 eilig die Satzung des Stadt­sport­bun­des geän­dert. Bere­its seit mehreren Monat­en wur­den über­ar­beit­ete Pas­sagen angekündigt, jedoch nicht eingear­beit­et. Ein­stim­mig beschlossen alle Pots­damer Vere­ine nun den Satzungszusatz: „Die Vere­ine treten Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit und anderen For­men des Extrem­is­mus öffentlich klar ent­ge­gen“. Damit sind dann auch soge­nan­nte “Linksextremist_innen” gemeint, die in fein­ster Extrem­is­mus­rhetorik mit Neon­azis gle­ichge­set­zt wer­den, zu denen der Ver­fas­sungss­chutz “die Antifa” oder auch die Linkspartei zählt.

In jüng­ster Ver­gan­gen­heit gab es immer wieder Debat­ten um die soge­nan­nte “Extrem­is­musklausel” der derzeit­i­gen Bun­desregierung. Diese Klausel, nach der Vere­ine, die staatliche Förderung erhal­ten, sich zur “frei­heitlichen demokratis­chen Grun­dord­nung” beken­nen sowie dies eben­so für etwaige Kooperationspartner_innen garantieren sollen, ent­stand unter Fed­er­führung der Fam­i­lien­min­is­terin Schröder in Zusam­me­nar­beit mit dem Ver­fas­sungss­chutz. Wis­senschaftlich ist der Extrem­is­mus­be­griff keineswegs halt­bar, ori­en­tiert er sich doch an der stark umstrit­te­nen Total­i­taris­mus­the­o­rie. Ser­iöse Expert_innen, wie Wolf­gang Wip­per­mann oder Gero Neuge­bauer, beze­ich­nen die Begriffe „Recht­sex­treme“ und „Link­sex­treme“ als gefährlich rel­a­tivierend. Mit dieser Extrem­is­mus­the­o­rie, die regelmäßig von etabliert­er Poli­tik und Medi­en genutzt wird, wer­den Neon­azis wieder salon­fähig, deren men­schen­ver­ach­t­ende Gesin­nung ver­harm­lost und antifaschis­tis­che Arbeit tor­pediert. Im jet­zi­gen Fall sind es dem­nach unsere Recherchen, die als „extrem­istisch“ aus­gemacht wer­den und somit laut Satzung eben­so zu verurteilen wären, wie Neon­azis in den Vereinen.

So wird der Fokus von den eigentlichen Prob­le­men weg auf die Ini­tia­tiv­en gerichtet, welche auf die Prob­leme aufmerk­sam machen. Die ver­schiede­nen Ämter des Ver­fas­sungss­chutz und andere staatliche Ein­rich­tun­gen richt­en so seit Jahren ihre Arbeit aus und krim­i­nal­isieren antifaschis­tis­ches Engagement.

Die Stadt­sport­bund­chefin muss ein­räu­men, dass es „trotz der Satzungsän­derung für Sportvere­ine äußerst schwierig ist, gegen Recht­sex­treme in ihren Rei­hen vorzuge­hen. Wenn diese als nor­male Mit­glieder trainierten und nicht ihre Welt­sicht ver­bre­it­eten, gebe es kaum eine rechtliche Hand­habe. “Der Chef von „Ein­tra­cht 90 Babels­berg“ will auch weit­er­hin für Thomas Pecht ein Bindeglied zur Gesellschaft bleiben. Trotz ein­stim­miger Annahme des Satzungszusatzes sieht er keine Ver­an­las­sung das Grün­dungsmit­glied der Pots­damer „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN) und wichti­gen Kad­er der „Freie Kräfte Pots­dam“ (FKP) Thomas Pecht [3] des Vere­ins zu ver­weisen. Die Umfor­mulierung der Satzung muss sich daher als blind­er Aktion­is­mus ver­ste­hen lassen. Ohne ein Umdenken in Sport­bund und Vere­inen wird sich das Prob­lem nicht lösen lassen. Zu diesem Umdenken gehört auch das Hin­ter­fra­gen der Äußerun­gen der eige­nen Sportler_innen.

Sportvere­ine ver­suchen jegliche Anschuldigun­gen gegen ihre Mit­glieder im Keim zu erstick­en, indem sie deren Äußerun­gen bzw. Dis­tanzierun­gen unhin­ter­fragt weit­ergeben und beispiel­sweise behaupten, die Angeschuldigten seien aus­gestiegen und hät­ten sich von der Neon­aziszene längst dis­tanziert – so wie im Fall Mario Schober [4]. Für Neon­azis ist so eine Behaup­tung leicht über die Lip­pen zu brin­gen, da sie oft­mals nicht in fes­ten Struk­turen Mit­glied sind, son­dern sich als Teil los­er Kam­er­ad­schaften begreifen. Des weit­eren sehen sie sich selb­st nicht als Neon­azis son­dern als “Nationale”, “Patri­oten” oder “Iden­titäre”, um sich vom his­torischen Nation­al­sozial­is­mus abzu­gren­zen. Ohne ihr Gesicht zu ver­lieren, kön­nen die Beschuldigten so weit­er ihrem Hob­bysport nachge­hen und gle­ichzeit­ig ihre Kon­tak­te in die Neon­aziszene pflegen.

Sport und Bewe­gung spielt für Neon­azis eine her­aus­ra­gende Rolle in ihrem Welt­bild. Gesunde und trainierte Kör­p­er gel­ten in ihrer Weltvorstel­lung als erstrebenswert und bedeut­sam für das Fortleben der “arischen Rasse”. Als 2008 eine Turn­halle durch die “JN Pots­dam” angemietet wurde, fol­gte eine Artikel-Veröf­fentlichung, die diesen Habi­tus widerspiegelt.

Da es in Pots­dam für nationale und andere Jugendliche kein­er­lei Per­spek­tiv­en gibt, wir aber eine auf­strebende Jugend­be­we­gung sind, tre­f­fen wir uns schon seit ein paar Monat­en zum Fußball. Ganz ent­ge­gen der BRD Trägheit wollen wir die müden Knochen in Schwung bekom­men und den Kör­p­er und Geist in Form brin­gen. Fußball fördert die Gemein­schaft und ist gut für die Gesundheit.”

Den Sportvere­inen fehlt die Ein­sicht in das Pri­vatleben und die Vorgeschichte ihrer Mit­glieder um sich ein umfan­gre­ich­es Bild zu ver­schaf­fen, so dass sie sich lieber schützend vor ihre Sportler stellen und somit ver­hin­dern einen guten Stürmer oder Tor­wart zu verlieren.

Wir geben Neon­azis keinen Ver­trauensvorschuss. Wir vergessen nicht wer noch vor ein paar Jahren oder aktuell Antifaschist_innen bedro­hte, angriff und Pro­pa­gan­daak­tio­nen durch­führte. Neon­azis entwick­eln sich nicht in fromme Läm­mer nach ein paar Monat­en in Sportvere­inen und ohne neon­azis­tis­che Auf­fäl­ligkeit­en. Sie hän­gen immer noch mit ihren alten Neon­azi-Kumpels ab, pöbeln im Suff Migrant_innen voll und hin­ter­lassen ras­sis­tis­che Schmier­ereien in ihren Wohn­vierteln. Deswe­gen möcht­en wir im Fol­gen­den auf ein paar genan­nte Sportler des vorigen Artikels näher eingehen.

Paul Elm soll eine eidesstat­tliche Erk­lärung abgegeben haben, „kein Neon­azi zu sein und andere zu ver­prügeln“. Dass Elm ein Neon­azi ist haben wir nie behauptet. Paul Elm gehört jedoch der Hooli­gan Grup­pierung „Crimark“ an [5], deren Mit­glieder teil­weise Neon­azis sind und Kon­tak­te in die Neon­aziszene Berlins pfle­gen. Zum Habi­tus von Hooli­gans gehört es, andere Fußball­fans kör­per­lich zu attack­ieren. So fiel Elm in der Ver­gan­gen­heit immer wieder als Beteiligter bei Bedro­hun­gen feindlich­er Fußball­fans auf. Auch mit den anderen „Crimark“ Mit­gliedern geht er weit­er­hin feiern und hält Kon­takt. Daher ist er der Hooli­gan­grup­pierung immer noch zuzurechnen.

Fabi­an Klen­nert ist ein­er der weit­eren Mit­glieder von Crimark. Er ist eben­falls an Ein­schüchterungsver­suchen beteiligt, trägt Klam­ot­ten mit der Auf­schrift „Nationale Sozial­is­ten“ und bemalt Verkehrss­childer mit „Crimark Hooli­gans – Juden BBG“.

Patrick Bün­sch war in den ver­gan­genen Jahren dem NPD Stadtver­band Pots­dam zuzuord­nen. Er war bei der Grün­dung der „JN Pots­dam“ im Sep­tem­ber 2008 in der Turn­halle des Schiller Gym­na­si­ums anwe­send und verteilte Ende 2010 mit weit­eren Neon­azis den NPD-Pro­pa­gandafly­er „Pots­damer Fack­el“ im Pots­damer Stadt­ge­bi­et. Da der Stadtver­band mit­tler­weile inak­tiv ist, ist es auch für Bün­sch ein­fach, eine Mit­glied­schaft zu leug­nen. Am 14. April 2011 beteiligte er sich gemein­sam mit Neon­azi aus dem Umfeld der „FKP“ an einem gewalt­täti­gen Über­griff auf Pots­damer Antifaschist_innen. Auch hier ist ein leug­nen der Mit­glied­schaft bei den „FKP“ leicht, da die „Freien Kräfte“ keine feste Mit­glied­schaft haben son­dern als los­er Zusam­men­schluss agieren.

In ein­er Pressemit­teilung des Jugend­club Alphas, welche auch Bün­sch unterze­ich­nete, heißt es „Patrick Bün­sch ist nach eigen­er Aus­sage seit zwei Jahren wed­er in den genan­nten oder ähn­lichen Organ­i­sa­tio­nen aktiv oder pas­siv tätig sei, noch eine ähn­lich poli­tisch aus­gerichtete Mei­n­ung ver­tritt, geschweige denn, diese propagiert.“ Bün­sch pflegt jedoch weit­er­hin Kon­tak­te zur Pots­damer Neon­aziszene. Auf Face­book und im echt­en Leben ist er mit ein­schlägi­gen Größen der Szene, z.B. Gabor Grett, den Helm­st­edt-Brüdern oder Ben­jamin Oestre­ich befreundet.

Der nun einge­führte “Ehrenkodex” für Sportvere­ine ist, wie wir vorher­sagten, eine leere Phrase. Funk­tionäre und Sportler_innen ver­steck­en sich hin­ter diesem Kodex, um jed­wede Kri­tik ignori­eren zu kön­nen und sich als “Macher_innen” darzustellen. Dies ist jedoch genau der Nährbo­den auf dem neon­azis­tis­che Sportler_innen wie Thomas Pecht und andere Jahrzehnte lang geduldet wur­den und werden.Wir hof­fen, dass der Stadt­sport­bund seine “Extrem­is­musklausel” über­denkt und endlich aktiv gegen Neon­azis in den Sportvere­inen vorge­ht, nicht nur auf dem Papi­er. Wir fordern eine ern­sthafte, inhaltliche Auseinan­der­set­zung und klare Abgren­zung zu neon­azis­tis­chem Gedankengut. Das ist, unter anderem, nur darüber zu erre­ichen die betr­e­f­fend­en Sportler_innen kon­se­quent aus den Vere­inen auszuschließen.

[1] http://arpu.blogsport.eu/2013/04/08/potsdamer-neonazis-auch-2013-sportlich/
[2] http://www.pnn.de/potsdam/744075/
[3] http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
[4] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/02/22/neonazi-mario-schober-mehr-als-unglaubwurdig-verein-verharmlosend/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
[5] http://arpu.blogsport.eu/2012/05/30/gewaltromantik-trifft-auf-neonazidenken-crimark-neonazi-hools-in-rot-weis/

Kategorien
Antifaschismus

Auf Unterschriftenjagd

Bernau – Am Dien­sta­gnach­mit­tag, den 23. April, organ­isierte die recht­spop­ulis­tis­che Partei “Pro Deutsch­land” in der Bernauer Innen­stadt einen Infor­ma­tion­s­stand, um Unter­schriften für den Antritt bei der Bun­destagswahl zu sam­meln. Vier Aktivist_innen der Partei, darunter Parte­ichef Man­fred Rouhs, hat­ten sich am Rande des Bernauer Wochen­mark­tes mit Werbe­ma­te­r­i­al und einem Stand posi­tion­iert. Rouhs, war unter anderem für die neon­azis­tis­che NPD und deren Jugen­dor­gan­i­sa­tio­nen JN sowie für die neon­azis­tis­che “Deutsche Liga für Volk und Heimat” aktiv, die in den 1990er Jahren in Bran­den­burg tätig war.

Seit mehreren Wochen ist die Partei “Pro Deutsch­land” in Bran­den­burg unter­wegs. Bei Infos­tän­den in Hen­nigs­dorf, Oranien­burg, Eber­swalde und Pots­dam kam es zu Gegen­protesten, die von kleineren Störun­gen bis hin zur Beschädi­gung des Standes reicht­en. In Oranien­burg hat­ten die Populist_innen selb­st so mas­siv provoziert, dass die Polizei die Ver­samm­lung auflöste.

In Bernau, wo bere­its in der let­zten Woche, am 16. April, ein Info­s­tand organ­isiert wurde, blieb der Protest aus. Lediglich einzelne Antifaschist_innen bemerk­ten die Wer­beak­tion der Rechtspopulist_innen. 

Mit­tler­weile habe die Partei 1770 von erforder­lichen 2100 Unter­schriften in Bran­den­burg gesam­melt, so die eigene Aus­sage auf ihrer Inter­net­seite. Nach Berlin wird Bran­den­burg dem­nach eines der ersten Bun­deslän­der sein, in dem die Rechtspopulist_innen die notwendi­gen Unter­schriften zusammenbekommen. 

Kategorien
Antifaschismus

Antifaschistischer Stadtspaziergang in Prenzlau

INFORIOT — Am ver­gan­genen Sam­stag rief die Antifa Pren­zlau zu einem antifaschis­tis­chen Stadtspazier­gang auf. Dieser sollte dazu dienen die wichtig­sten Gedenko­rte der Stadt vorzustellen und darüber ins Gespräch zu kom­men, wie diese bess­er ins öffentliche Leben inte­grier­bar sein kön­nten. Viele dieser Orte fris­ten eher ein Aussen­sei­t­er­da­sein. Ein ander­er Beweg­grund der Prenzlauer_innen war es, die zunehmenden Neon­azi­ak­tiv­itäten anhand ihrer Rück­zug­sorte zu zeigen.

Bere­its am Tag vorher kam es zu Ein­schüchterungsver­suche von Seit­en der Staats­macht. Eine ganze Hun­dertschaft der Polizei hielt sich seit dem Vortag in Pren­zlau auf und kon­trol­lierte hier willkür­lich Per­so­n­en, die in ihr Raster fie­len. Die gut 20 Per­so­n­en, die an dem Spazier­gang teil­nah­men, wur­den bere­its am Tre­ff­punkt vor dem Kino in Pren­zlau von cir­ca 50 Polizist_innen, die teil­weise behelmt waren, emp­fan­gen. Gegen 15 Uhr set­zte sich der Spazier­gang in Bewegung. 

Stolper­steine

Der erste Halt war direkt vor dem Pren­zlauer Filmthe­ater. Dort ist im Stein­bo­den ein Stolper­stein für Max Druck­er ver­legt wor­den. Max Druck­er war in den 1930er Jahren der Vor­stand der jüdis­chen Gemeinde in Pren­zlau und wurde 1942 ins Konzen­tra­tionslager There­sien­stadt deportiert, wo er am 11. Jan­u­ar 1943 ermordet wurde. In Pren­zlau gibt es bish­er acht dieser Stolper­steine, die von dem Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig dort im Mai 2012 ver­legt wur­den. Mehrere weit­ere sollen in den näch­sten Jahren folgen.

Umweit dieses Stolper­steins, direkt neben der Fas­sade eines Einkauf­szen­trums, fol­gen zwei weit­ere Stolper­steine für Agnes und Char­lotte Sil­ber­stein, die 1943 deportiert wur­den und am 2. März des gle­ichen Jahres in Auschwitz ermordet wur­den. Nach ein­er kurzen Wegstrecke gab es die näch­sten bei­den Stopps in der Straße des Friedens. Hier gibt es vier Stolper­steine für die bei­den Ehep­aare Jen­ny Rosa und Adolf Arndt und Sel­ma und Georg Sina­sohn. Auch diese vier Men­schen wur­den in There­sien­stadt und Auschwitz ermordet. An all diesen Stolper­steinen wurde den ehe­mals in Pren­zlau leben­den und später geächteten und let­z­tendlich ermorde­ten Men­schen gedacht. Laut der Daten­bank der Shoah-Opfer in Yad Vashem sind 127 der vor dem Krieg in Pren­zlau gebore­nen Juden von den Deutschen während der Shoah ermordet wor­den. Da aber in dieser Daten­bank nur cir­ca die Hälfte der ermorde­ten Juden erfasst sind, kann man auch hier von mehr Opfern ausgehen.

Syn­a­goge

Die Route des Spazier­gangs führte dann weit­er zur Gedenkstätte der ehe­ma­li­gen Pren­zlauer Syn­a­goge. Die Pren­zlauer Syn­a­goge wurde 1832 an der Wasserp­forte unweit des unteren Uck­ersees errichtet. In der Nacht vom 9. auf dem 10. Novem­ber 1938 wurde sie angezün­det und ist niederge­bran­nt. Die umste­hen­den Häuser wur­den durch die Feuer­wehr vor über­greifend­en Feuer geschützt und die von mehreren Bürg­ern her­beigerufene Polizei schritt nicht gegen die Inbrand­set­zung ein. Heute befind­et sich an der Stelle eine Gedenk­tafel an dieses Fanal der Juden­ver­fol­gung. In den Jahren 2003 und 2004 wurde der Vor­platz des jet­zt dort ste­hen­den Wohn­haus­es so gestal­tet, dass der Innen­raum der Syn­a­goge in ver­schieden­far­bigen Steinen am Boden abge­bildet ist.

Nun unter deut­lich weniger „Polizeis­chutz“ bewegten sich die Teilnehmer_innen des Stadtspazier­gangs an der his­torischen Stadt­mauer ent­lang in Rich­tung des Gelän­des der Lan­des­garten­schau. Viele Besucher_innen der Lan­des­garten­schau wun­derten sich über die Jugendlichen, die von der Polizei an ihnen vor­bei geleit­et wur­den. In der Schwedter Straße führte der Weg vor­bei an ein­er Kneipe, die von NPD-Aktivis­ten mit­be­trieben wird und wo nach Aus­sagen von eini­gen Spaziergänger_innen auch gele­gentlich Parteitr­e­f­fen abge­hal­ten wur­den. Auf dieser Straße erhöhte sich die Zahl der staatlichen Organe wieder und das ergab das Bild, dass auf dem Bürg­er­steig 20 Men­schen spazieren gin­gen und auf der Bun­desstraße cir­ca 10 Polizeifahrzeuge als Esko­rte fungierten.

Jüdis­ch­er Friedhof

Zwis­chen dem Bah­n­damm der Strecke Berlin – Stral­sund und der dahin­ter gele­ge­nen Bun­deswehrkaserne befind­et sich der neuere jüdis­che Fried­hof am Süßen Grund. Das war der näch­ste Anlauf­punkt des Spazier­gangs. Der 1897 errichtete Fried­hof ist ein­er von zweien in Pren­zlau und mit 1200 Quadrat­metern der zweit­größte jüdis­che Fried­hof in der Uck­er­mark. Er wird seit über 30 Jahren von ein­er Fam­i­lie gepflegt, die in der zum Wohn­haus umfunk­tion­ierten Trauer­halle lebt. Laut Aus­sagen der Fam­i­lie gibt es von Seit­en der Stadt auch keine För­der­mit­tel zur Pflege des Fried­hofs. Allerd­ings kom­men oft Schulk­lassen vom nahe gele­ge­nen Gym­na­si­um und machen dort Pro­jek­te. Die Teilnehmer_innen des Spazier­gangs besucht­en den Fried­hof und schaut­en sich die Grab­steine an, die auf eine lange jüdis­che Tra­di­tion in Pren­zlau schließen ließen. Die Polizei kon­nte den Aufzug nicht auf den Fried­hof begleit­en, da ihnen die dafür nöti­gen Kopf­be­deck­un­gen fehlten. Allerd­ings sah man ihnen bere­its an, dass selb­st sie die 50 Polizist_innen, die hier aufge­boten wur­den, für weit über­trieben hielten.

Pren­zlauer Zustände

Auf dem Weg zurück ging es am Stadt­park vor­bei. Der Halbe Stadt­park ist derzeit bis ein­schließlich Okto­ber für die Lan­des­garten­schau ges­per­rt und nur gegen ein Ent­gelt von 11 Euro zu betreten. Man kön­nte es beschöni­gend als gren­zen­lose Gedanken­losigkeit beze­ich­nen, dass sich auf dem umzäun­ten Gelände nicht nur das sow­jetis­che Ehren­mal befind­et, son­dern auch die Gedenkstätte des alten jüdis­chen Fried­hofs. An dem nahe gele­ge­nen Zaun zum jüdis­chen Fried­hof gab es einen Rede­beitrag, der sich mit der Geschichte und dem Umgang damit in Pren­zlau auseinan­der­set­zte. Dieser jüdis­che Fried­hof, der der ältere der bei­den jüdis­chen Fried­höfe in Pren­zlaus war, ent­stand im Jahre 1716. Seit 1935 gab es Bestre­bun­gen das Gräber­feld im dama­li­gen „Adolf-Hitler-Park“ von Grab­steinen zu befreien und der Stadt zu übergeben. Die Jüdis­che Gemeinde Pren­zlaus wehrte sich lange mit juris­tis­chen Mit­teln gegen dieses Vorhaben der Pren­zlauer. Doch in der Progrom­nacht vom 9. auf dem 10. Novem­ber 1938 zer­störte ein wüten­der Mob den gesamten Fried­hof. Und die Stadt Pren­zlau kaufte das Gelände 1940 für 2000 Reichs­mark. Die Grab­steine des Fried­hofs wur­den als Pflaster­steine für den Bau der Grabow­straße ver­wen­det und erst nach dem Jahr 2000, währen der Instand­set­zung der Straße wur­den die zer­mahle­nen Grab­steine gebor­gen und im Rah­men eines Schul­pro­jek­tes in ein­er aus den Grab­steinen errichteten Mauer wieder ken­ntlich gemacht.

Vie­len Besucher_innen des Gedenkspazier­gangs kam es daher befremdlich vor, dass ein solch­er Ort in näch­ster Zeit nur noch durch die Entrich­tung von einem hohen Ein­tritts­geld erre­ich­bar sein soll. Auch auf Nach­frage bei der Ver­anstal­tungs­fir­ma der Lan­des­garten­schau war es nicht möglich einen Zugang zum jüdis­chen Fried­hof zu erre­ichen. Eben­falls am 1. April, dem 80. Jahrestag des Beginns der Boykot­tak­tio­nen gegen jüdis­che Geschäfte, war es nicht möglich auf dem Fried­hof ein Gedenken abzuhalten.

Den Abschluss fand der Spazier­gang dann am Denkmal für Frieden und Völk­erver­ständi­gung im freien Teil des Pren­zlauer Stadtparks. 

 

Inforiot