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Antifaschismus

Gedenken an Emil Wendland

Am 07.Juli 2012 wurde die Gedenkkam­pagne an Emil Wend­land unter dem Mot­to „Nie­mand ist vergessen“ mit ein­er Demon­stra­tion durch Neu­rup­pin been­det. Wend­land wurde am 01.Juli 1992 im Neu­rup­pin­er Rosen­garten von ein­er Gruppe Neon­azis bru­tal ermordet. Die Nazis woll­ten einen „Pen­ner klatschen“, der in ihren Augen „unwertes Leben“ war.

Das Gedenken an Emil Wend­land fand viele Jahre nicht oder nur durch linke Jugendliche statt. Auch das Gedenken zum 20. Todestag geht auf die Ini­tia­tive von jun­gen Antifas aus dem Jugend­Wohn­Pro­jekt „Mit­ten­Drin“ (JWP) zurück.

Zur Demo selb­st kamen, trotz strö­men­dem Regen etwa 70 Per­so­n­en – über die Hälfte waren Antifas aus Berlin und Umge­bung. Die lokale Beteili­gung beschränk­te sich auf Mitglieder_Innen des JWPs, sowie Mitglieder_Innen der DKP und eini­gen Einzelper­so­n­en. Vertreter_Innen des lokalen Aktions­bünd­niss­es gegen Rechts waren nicht anwesend.

Auf der Demo sprach die „Opfer­per­spek­tive“ und erin­nerte an die zahlre­ichen Morde an sozial-mar­gin­al­isierten Men­schen in Bran­den­burg seit 1990. Die all­ge­meine Gle­ichgültigkeit am Schick­sal Emil Wend­lands und anderen sozial aus­ge­gren­zten Men­schen hat ihre Ursache in zutief­st verin­ner­licht­en, kap­i­tal­is­tis­chen Denk- und Hand­lungsmustern. Durch alltägliche Konkur­renz und Wet­tbe­werb find­et eine Entsol­i­darisierung zwis­chen den Men­schen statt. Die Angst vor dem eige­nen sozialen Abstieg find­et Aus­druck in der Abw­er­tung von sozialen Rand­grup­pen (Woh­nungslose, Arbeit­slose, Migrant_Innen etc.), denen die Schuld für die eigene missliche Lage gegeben wird. Let­ztlich wird den Men­schen ein Wert zuge­ord­net, der sich an deren Pro­duk­tiv­ität im Sinne von Lohnar­beit misst – wer nichts leis­tet ist nichts wert. Solche Posi­tio­nen sind nicht nur am Stammtisch ver­bre­it­et, son­dern find­en auch Aus­druck in Aus­sagen von Vertreter_Innen der soge­nan­nten „gesellschaftlichen Mitte“ z.B. wenn Franz Mün­te­fer­ing (SPD) sagt: „Nur wer arbeit­et, soll auch Essen“. Diesem Sozial­dar­win­is­mus des Wortes fol­gt ein Sozial­dar­win­is­mus der Tat, welch­er sich in Aus­gren­zung und Gewal­tan­wen­dung gegen Rand­grup­pen äußert.

Auch ein Vertreter der Gedenk­ini­tia­tive an Dieter Eich fand deut­liche Worte, etwa gegen die Ver­logen­heit der Herrschen­den, die bemüht sind, das Gedenken an Opfer rechter Gewalt zu auszublenden, die Hin­ter­gründe zumeist bestre­it­en bzw. klein reden und sich dann wenn es sich nicht mehr ver­mei­den lässt, „an die Spitze der Bewe­gung“ set­zen. Gle­ich­wohl würde es wohl nir­gends in Deutsch­land Gedenken an Opfer rechter Gewalt geben, wenn sich Antifaschist_Innen nicht dafür stark machen wür­den. Deswe­gen ist es auch nicht wichtig, wie viele Men­schen sich tat­säch­lich an einem Gedenken beteili­gen, son­dern vielmehr, dass über­haupt ein Gedenken stat­tfind­et! Antifaschis­mus funk­tion­iert nur ohne den Staat.

Eben­so kri­tisierte der Sprech­er, die fak­tis­che Zen­sur der aufgestell­ten Gedenk­tafel für Emil Wend­land durch die Stadtver­wal­tung. Gestrichen wur­den die bei­den let­zten Sätze, welche die gesellschaftliche Ursachen der Tat benen­nen und zum Wider­stand dage­gen aufrufen. Denn obwohl es einen Wohungsleer­stand gibt, wer­den Men­schen gezwun­gen auf der Straße zu leben.

Die Glücksver­sprechen der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft gel­ten eben nicht für alle, denn ihr Ziel ist nicht die Bedürfnis­be­friedi­gung aller Men­schen, son­dern die Prof­it­max­imierung Einzelner.

Kam­pag­ne­nauswer­tung

Eine abschließende Ein­schätzung kön­nen wir noch nicht vornehmen. Eine vor­läu­fige Gesamtwer­tung fällt aber „durchwach­sen“ aus. Zwar war es möglich, den Mord durch eine bre­ite Öffentlichkeit­sar­beit wieder in das Gedäch­nis der Bevölkerung zu rufen, denn mehr als ein­mal beka­men wir zu hören: „Was? In Neu­rup­pin wurde schon ein­mal jemand durch Nazis ermordet?“. Eben­so kon­nten wir durch unsere Recherche ein Bild von Emil Wend­land find­en und eine Gedenk­tafel am Ort der Ermor­dung durchsetzen.

Allerd­ings blieb die Beteili­gung an den Infover­anstal­tun­gen im Vor­feld, etwa zu Ros­tock-Licht­en­hagen und den Hin­ter­grün­den des Mordes an Wend­land, weit hin­ter den Erwartun­gen zurück. Auch an der Gedenkkundge­bung am 01.Juli 2012 nah­men nur etwa 35 Men­schen teil.

Am Geeignesten für eine Ein­schätzung der Rel­e­vanz bzw. Wirkung der Kam­pagne sind wohl die kurzen Gespräche am Rande der Demo, als an Passant_Innen Fly­er verteilt wur­den. Etwa die Hälfte war unserem Anliegen gegenüber aufgeschlossen und befür­wortete ein Gedenken. Die restlichen Ange­sproch­enen reagierten gle­ichgültig bis ablehnend.

Faz­it

Es bleibt zu sagen, dass es wichtig ist, an Opfer rechter Gewalt zu erin­nern, die Täter und den gesellschaftlichen Rah­men zu benen­nen (eben nicht nur die Nazis, die für den jew­eili­gen Mord in let­zter Kon­se­quenz ver­ant­wortlich sind) und eine antifaschis­tis­che Gedenkkul­tur zu etablieren, die über ein bürg­er­lich­es Gedenken hin­aus­ge­ht. Allerd­ings müssen wir dabei in Kauf nehmen, dass eine Poli­tisierung allein durch ein Gedenken nicht stat­tfind­en wird.

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Antifaschismus

Der Kick“

Der kleine Ort Pot­zlow liegt in der Uck­er­mark und hat 600 Einwohner_innen. Das Wahrze­ichen ist eine hölz­erne Roland-Fig­ur, die im Mit­te­lal­ter das Stadtrecht sym­bol­isierte. Umgeben von ein­er idyl­lis­chen Natur­land­schaft mit ein­er lebendi­gen Flo­ra und Fau­na, ist die Gegend ein attrak­tiv­er Anlauf­punkt für den san­ften Touris­mus, der in dieser struk­turschwachen Region so manch­es Auskom­men sichert. Der Ort wirbt mit seinen vielfälti­gen Vere­inen und dem intak­ten, authen­tis­chen Leben auf dem Lande. Ober­fläch­lich betra­chtet unter­schei­det diesen Ort nicht viel von anderen Gemein­den in der Umge­bung. Und doch ist vor nun­mehr zehn Jahren etwas passiert, dass dieses Dorf in die weltweite Öffentlichkeit kat­a­pul­tierte und den Namen Pot­zlow bis heute als Syn­onym für beson­ders bru­tale recht­sradikale Gewalt ste­hen lässt.

In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 2002, also vor genau zehn Jahren, wurde Mar­i­nus Schöberl nach bru­taler Folter sein­er drei Peiniger Marko Schön­feld, Mar­cel Schön­feld und Sebas­t­ian Fink in einem ver­lasse­nen Schweinestall am Dor­frand ermordet. Der qualvolle Lei­densweg von Mar­i­nus begann am Abend des 12. Juli in ein­er Woh­nung im Pot­zlow­er Ort­steil Strehlow. Nach­dem er dort zusam­mengeschla­gen, zwangsweise unter Alko­hol geset­zt und auf ihn uriniert wurde, schleppten ihn die drei Täter noch unge­fähr einen Kilo­me­ter durch den Ort, bevor sie ihn mit einem soge­nan­nten Bor­d­stein­kick den Schädel brachen, ihn daraufhin mit Steinen töteten und in der Jauchegrube neben einem Schweinestall verscharrten.

Ans Licht der Öffentlichkeit kam der Mord erst ein halbes Jahr später auf Grund des Hin­weis­es ein­er der Täter. In der Öffentlichkeit löste der Mord Entset­zen aus. Kaum jemand kon­nte sich der Rohheit dieser Tat entziehen. Auch im Dorf selb­st saß der Schock tief und es wurde sich in Erk­lärungsver­suchen geübt. Zu erk­lären ist diese Tat aber nur, führt man sich das ide­ol­o­gis­che Umfeld und das Men­schen­bild der Täter vor Augen. Die vorschnelle Ein­sicht, die Mörder von Mar­i­nus kön­nen keine Recht­sradikalen sein, da es in Pot­zlow keine solche Men­schen gäbe, war wenig erhel­lend und ließ eher auf einen Abwehrmech­a­nis­mus schließen, denn auf tat­säch­lichen Aufarbeitungswillen.

Pot­zlow­er Zustände

Die Real­ität spricht eine andere Sprache: Seit Beginn der 1990er Jahre kam es in der Region immer wieder zu recht­sradikalen Über­grif­f­en und Gewalt­tat­en: Von anti­semi­tis­chen Sprühereien an der Pfar­rhaus­mauer, über das Zusam­men­schla­gen von Jugendlichen, die sich der recht­sradikalen Hege­monie wider­set­zten, bis hin zu einem Angriff auf ein kirch­lich­es Freizei­theim im benach­barten Stern­hagen, wobei ein Sozialar­beit­er ins Koma geprügelt wurde. Diese Vor­fälle ereigneten sich alle unter Beteili­gung von „ganz nor­malen Jugendlichen“ wie die Recht­sradikalen gerne ver­harm­losend genan­nt wur­den aus Potzlow.

Diese Vor­fälle waren aber nur die nach Außen sicht­bare Spitze des Eis­berges. Das alltägliche Kli­ma recht­sradikaler Dom­i­nanz auf den Straßen, in den Schul­bussen und auf Dorffesten sind nicht weit­er doku­men­tiert, außer in den Erin­nerun­gen von Jugendlichen, die sich dem recht­en Main­stream nicht angepasst haben. Liest man mit diesem Wis­sen den Auszug aus einem Inter­view der dor­feige­nen Web­site, scheint es in Pot­zlow einen Hang zum Vedrän­gen zu geben. Auf die Frage, ob vor dem Mord an Mar­i­nus Recht­sradikalis­mus im Dorf aufge­fall­en sei, antwortet der dama­lige Bürg­er­meis­ter, Johannes Weber:

Es gab einzelne Jugendliche, die sich ‘rechts’ gek­lei­det haben und es gab rechte Schmier­ereien. In so einem Dorf glaubt man aber, man kenne seine Pap­pen­heimer. Und hier waren es zwei Jugendliche, die sich präsen­tieren woll­ten, die auf­fall­en woll­ten. So schien es uns. Mitte der 90er hat­ten wir Räume für einen Jugend­club zur Ver­fü­gung gestellt, aber keinen Jugen­dar­beit­er. Da sind dann rechte Jugendliche aus den Nach­barorten gekom­men und haben den Raum für sich beschlagnahmt. Wir haben das rel­a­tiv schnell erkan­nt und den kleinen Club zugemacht.“

Hier wird deut­lich, dass auch frühere Vor­fälle mit recht­sradikalem Hin­ter­grund geleugnet und bagatel­lisiert wur­den. Die Täter selb­st waren nicht nur durch ein­deutige Klei­dung, son­dern auch auf Grund ihrer Vorstrafen­reg­is­ter und ihres Agierens in recht­sradikalen Zusam­men­hän­gen bekan­nt. Beson­ders der damals 23-jährige Marko Schön­feld fiel häu­fig durch Über­griffe auf. Let­ztlich war er bere­its wieder im Gefäng­nis, als sein Brud­er Mar­cel einige Jugendliche des Dor­fes zur Jauchegrube führte und die Leiche von Mar­i­nus frei­legte. Er hat­te in der Zeit nach dem Mord zusam­men mit anderen einen Mann aus Sier­ra Leone ins Kranken­haus geprügelt.

Der Prozess

Vor diesem Hin­ter­grund wirkt es befremdlich, dass ver­sucht wurde, die Tat aus ihrem ide­ol­o­gis­chen Kon­text her­auszulösen. Trotz der schweigen­den Gle­ichgültigkeit von Mar­i­nus Peinigern wurde der Tather­gang während des Prozess­es nahezu lück­en­los rekon­stru­iert. Am ersten nichtöf­fentlichen Prozesstag legten alle drei Beschuldigten schriftliche Geständ­nisse ab. An den fol­gen­den öffentlichen Prozessta­gen eröffnete sich den Anwe­senden im Gerichtssaal ein Bild der Rohheit, Ver­wahrlosung und fehlen­der Sol­i­dar­ität in der Pot­zlow­er Dor­fge­mein­schaft. Die Vertei­di­gung ver­suchte den ganzen Prozess hin­durch ihre Man­dan­ten als während der Tat unzurech­nungs­fähig, nicht recht­sradikal, oder als nicht intel­li­gent genug darzustellen, um ein möglichst mildes Urteil zu erwirken. Die Urteile im Saal des Neu­rup­pin­er Landgerichts blieben 2003 schliesslich alle­samt unter den von der Staat­san­waltschaft geforderten Strafmaßen.

Mar­cel Schön­feld wurde zu ein­er Jugend­strafe wegen Mordes, Kör­per­ver­let­zung und Nöti­gung in Höhe von achtein­halb Jahren verurteilt und 2009 vorzeit­ig ent­lassen. Marko Schön­feld musste für 15 Jahre wegen ver­sucht­en Mordes und gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung sowie Nöti­gung ins Gefäng­nis. Sebas­t­ian Fink wurde wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung zu zwei Jahren Jugend­strafe verurteilt, durfte den Gerichtssaal aber als freier Mann ver­lassen, da ihm die Zeit der Unter­suchung­shaft bere­its auf die Haft­dauer angerech­net wurde. Zwar hob der Bun­des­gericht­shof in Leipzig die Urteile ein Jahr nach Prozessende wieder auf und sprach den Tätern eine höhere Ver­ant­wor­tung für den Tod Mar­i­nus Schöberls zu, am ursprünglichen Straf­maß änderte das allerd­ings kaum etwas.

Aufar­beitungsver­suche

Da sich die Aufar­beitungsver­suche im Dorf selb­st – mit Aus­nah­men – meist im Bagatel­lisieren der weit­eren Umstände im Ort erschöpften, gab es mehrere Ver­suche außer­halb des Dor­fes, die Tat und ihr gesellschaftlich­es Umfeld zu reflek­tieren. Genan­nt seien hier das The­ater­stück, das Buch und der Film „Der Kick“ von Andres Veiel und Gesine Schmidt und der Film „Zur Falschen Zeit am falschen Ort“ von Tama­ra Milo­se­vic. In diesen Veröf­fentlichun­gen wurde ver­sucht sich dem Ver­brechen anhand der indi­vidu­ellen Gefühls- und Hand­lungswel­ten der Täter, der Freund_innen und Nachbar_innen des Opfers zu nähern.

Aber wo ste­hen der Ort und seine Einwohner_innen heute zehn Jahre nach dem Mord an Mar­i­nus Schöberl? Was hat sich im Dorf verän­dert? Wie ste­ht es um eine „echte“ Aufar­beitung der Geschehnisse vom 12. Juli 2002? Das Ergeb­nis kön­nte pos­i­tiv­er sein. Auf der Inter­net­seite von Pot­zlow find­et sich zwar ein eigen­er Bere­ich, der den Mord in Form von Inter­views mit den bei­den Bürgermeister_innen aus den ver­gan­genen Jahren the­ma­tisiert, aber ist dieser in den Untiefen der Dor­fchronik ver­steckt. Es gibt einen Gedenkstein an der Periph­erie des zen­tralen Dorf­platzes, der nur auf Ini­tia­tive des dama­li­gen Pot­zlow­er Pfar­rers ent­standen ist. Aber selb­st die Auf­stel­lung des Steines lief nicht ohne Wider­stand ab. So war es eini­gen ein Ärg­er­nis, dass der Gedenkstein mit­ten im Dor­fzen­trum aufgestellt wer­den sollte.

Bis heute ist der Mord an Mar­i­nus Schöberl ein The­ma, dass im Dorf gerne beschwiegen wird. Auch in oben erwäh­n­tem Inter­view wird der Kon­text in dem der Mord passierte und die Vorgeschichte von Recht­sradikalis­mus, Ras­sis­mus und alltäglich­er Gewalt geleugnet. Stattdessen ziehen sich der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter und die spätere Bürg­er­meis­terin auf eine Opfer­rolle zurück und bedauern, dass es nach dem Mord eine Het­ze gegen den Ort Pot­zlow gegeben habe.

Zumin­d­est in der Pot­zlow­er Kirche ist eine Gedenkan­dacht zum zehn­jähri­gen Jahrestag der Ermor­dung von Mar­i­nus Schöberl angekündigt.

 

Am 13. Juli wird es ab 14 Uhr in Pren­zlau eine Fahrrad­de­mo in Gedenken an Mar­i­nus geben. Wie schon im Jahr 2002 sind es antifaschis­tis­che Grup­pen, die Erin­nerung aufrecht erhal­ten. Mehr dazu hier.

Eine Samm­lung von Presseartikel der let­zten 10 Jahre zum The­ma find­et sich hier.

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Antifaschismus

Gedenkkundgebung an Emil Wendland

Neu­rup­pin — Am 01. Juli 1992 wurde Emil Wend­land von ein­er Gruppe Neon­azis ermordet. Wend­land musste ster­ben, da sie einen „Pen­ner klatschen“ woll­ten. Zum 20. Todestag fand an dem Ort, an dem er ermordet wurde, eine Gedenkkundge­bung statt. In Gesprächen mit der Stadt einigten wir uns darauf, an diesem Ort eine Gedenk­tafel aufzustellen. Vertreter_innen der Stadt waren auf der Kundge­bung des Mit­ten­Drins selb­st nicht anwe­send, da sie bere­its zwei Tage vor dem Todestag Wend­lands die Tafel ein­wei­ht­en. Die Stadt begrün­det die Unmöglichkeit ein­er gemein­samen Ver­anstal­tung mit organ­isatorischen Grün­den – für uns scheint eine inhaltliche Dis­tanzierung wahrscheinlicher.

Zur Kundge­bung selb­st kamen 35 Men­schen. In den Rede­beiträ­gen des Mit­ten­Drins und der Opfer­per­spek­tive wurde auf das Leben Emil Wend­lands einge­gan­gen sowie die Hin­ter­gründe des Mordes an ihm. Eben­so wurde den vie­len anderen Opfern sozial­dar­win­is­tis­ch­er Gewalt in Bran­den­burg gedacht. Zum Abschluss der Kundge­bung wurde die let­zte Rede von Sal­vador Allende gespielt, da eine Nach­barin berichtete, dass Emil Wend­land diese mehrfach des Nachts am Fen­ster ste­hend auswendig mitsprach.

Am kom­menden Sam­stag (07.07.2012) find­et eine Gedenkdemon­stra­tion in Neu­rup­pin statt. Beginn der Demon­stra­tion ist 15.30 Uhr am Rheins­berg­er Tor. Unter dem Mot­to „Nie­mand ist vergessen!“ wollen wir sowohl allen Opfern rechter Gewalt gedenken, als auch den Bezug zu beste­hen­den Nazistruk­turen herstellen.

02.07.2012 / MAZ: “Vergessen­er Mord vor 20 Jahren”
30.06.2012 / jungeWelt: “Erin­nerung an Emil Wend­land”
30.06.2012 / MAZ: “Eine ras­sis­tis­che Tat”

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Antifaschismus Law & Order

Weg mit “Unsterblichen” und “Oseberg”

Süd­bran­den­burg — Vor zwei Wochen, am Dien­stag den 19. Juni, wurde das Neon­azi-Net­zw­erk „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ durch das Bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­teri­um ver­boten. In diesem Zusam­men­hang fol­gte eine groß angelegte Razz­ia. Bei 25 Neon­azis aus den mit­tler­weile ver­bote­nen Struk­turen kam es zu Haus­durch­suchun­gen. Zeit­gle­ich räumten Neon­azis in Cot­tbus die Räum­lichkeit­en des Thor-Steinar-Ladens „Ose­berg“ leer.

Fotos der Pressekon­ferenz zum Ver­bot und Razz­ia: http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157630194447502/
http://www.flickr.com/photos/77193649@N06/sets/72157630199543112/
http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157630201013184/

Fotos der Aus­räu­mung von “Ose­berg”: http://www.flickr.com/photos/63402479@N08/sets/72157630385230102/

Seit unge­fähr zwei Jahren ver­fes­tigte sich in Süd­bran­den­burg ein neues Spek­trum von organ­isierten Neon­azis. Der selb­ster­nan­nte „außen­par­la­men­tarische Wider­stand“, ent­standen aus Struk­turen der Freien Kräften und Kam­er­ad­schaften, ver­suchte bun­desweit eine Avant­garde-Stel­lung inner­halb der mehr wer­den­den parteiab­geneigter Neon­azis zu erre­ichen. Mit neuaufge­set­zter ras­sis­tis­ch­er und NS-ver­her­rlichen­der Het­ze ver­sucht­en sie, fokussiert auf inno­v­a­tive Aktions- und Pro­pa­gandafor­men, Akzente zu set­zen. Beson­ders inten­siv war die Rekru­tierungsar­beit inner­halb der Kreise kampf­s­port­fasziniert­er Jugendlich­er und gewalt­bere­it­er Anhänger des FC Energie Cottbus. 

Ein Haup­tini­tia­tor der Vor­re­it­er-Gruppe „Spreelichter“, Mar­cel Forstmeier aus Lübbe­nau, welch­er let­ztens in einem Inter­view eines Fernsehsenders seine Anonymität aufgegeben hat, organ­isierte einzelne Aktion­s­grup­pen. Unter der Obhut der „Spreelichter“ ent­standen in Städten wie Sen­ften­berg, Vetschau, Sprem­berg und Cot­tbus Grup­pierun­gen mit regionalem Dreh­punkt. Jahre­lang ini­ti­ierten diese Grup­pen im gemein­samen Kon­text Kam­pag­nen und führten unter­schiedlich­ste Aktio­nen durch. Mit massen­weise verklebten Aufk­le­ber und Plakat­en sowie vie­len großflächig ange­sprüht­en Parolen wurde ver­sucht, das Stadt­bild an sich zu reißen. Zahlre­iche Artikel und Pub­lika­tio­nen wur­den ver­bre­it­et, um extern aber auch in den eige­nen Rei­hen ide­ol­o­gis­che „Schu­lungsar­beit“ zu leisten. 

Großes medi­ales Auf­se­hen erre­icht­en die Neon­azi-Struk­turen als für Nazi-Täter_In­nen „Heldenge­denken“ durchge­führt wur­den, mit dem Ver­such „Nationale Kampf­s­port­turniere“ zu etablieren und mit Aufmärschen inner­halb der Kam­pag­nen „Volk­stod stop­pen“ und „Werde unsterblich“. 

Grup­pierun­gen unter dem Label „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ bilde­ten so einen Schw­er­punkt neon­azis­tis­ch­er Prob­lematik in Süd­bran­den­burg. Schon lange nah­men die „Spreelichter“ mit ihren Aktion­szellen auch über­re­gion­al eine rel­e­vante Funk­tion ein. Sie über­nah­men zum Teil die Mobil­isierung zu Neon­azi-Großaufmärschen in Dres­den und Magde­burg. Nicht sel­ten ver­sucht­en sie auch, Teil bürg­er­lich­er Proteste zu wer­den, wie etwa anlässlich von Rück­trit­tforderun­gen deutsch­er Poli­tik­er oder des Han­delsabkom­mens „ACTA“. Auch andere neon­azis­tis­che Zusam­men­hänge wie z.B. in Sach­sen und Nieder­sach­sen übernehmen die Rhetorik und Aktions­felder der „Spreelichter“ und ver­suchen diese zu kopieren. 

Repres­sion­swelle und Ver­bot – Ende der Unsterblichkeit? 

Die Kam­pagne „Werde unsterblich“ mit der Absicht den ver­meintlichen „Volk­stod“ zu stop­pen, welch­er sich die „Spreelichter“ und ihr Net­zw­erk stark zuge­wandt haben, trans­portierten ras­sis­tis­che Inhalte mit ein­deutiger Annäherung an die „Volks­ge­mein­schaft“ des Hitler-Faschis­mus. Kon­spir­a­tive nächtliche Aufmärsche mit weißen Masken stoßen auf Res­o­nanz inner­halb der neon­azis­tis­chen Szene. Der neue Aktion­sspiel­raum der Mys­tik und Insze­nierung dezen­traler Aufmärsche zog die ersten Haus­durch­suchun­gen nach sich. 

Im Jan­u­ar 2012 wur­den, aus­ge­hend von Säch­sis­chen Polizei-Behör­den, 44 Woh­nun­gen von Neon­azis in vier Bun­deslän­dern durch­sucht. Den Neon­azis, darunter auch elf aus Großraum Cot­tbus, sollte die Teil­nahme an einem Auf­marsch der „Unsterblichen“ im säch­sis­chen Stolpen im Jahr 2011 nachgewiesen wer­den. Mit einem sarkastis­chen Clip „Masken­ball“ und ein­er Anleitung gefüllt mit Halb­wis­sen zum Umgang mit Haus­durch­suchun­gen ver­sucht­en die „Spreelichter“ die Repres­sion aufzuar­beit­en. Begleit­et von Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen aber auch einzel­nen Dis­tanzierun­gen ander­er rechter Zusam­men­hänge, set­zte die „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ ihre poli­tis­che Prax­is fort. 

Einige Monate später, am 19. Juni ergriff das Bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­teri­um die Gele­gen­heit, die Grup­pierun­gen juris­tisch zu ver­bi­eten und damit aufzulösen. In der 60-seit­i­gen Ver­botsver­fü­gung konzen­tri­erte sich die Argu­men­ta­tion des Min­is­teri­ums dies­mal mehr auf die poli­tis­che Aus­rich­tung und Inhalte des Net­zw­erks sowie die Gesamtheit ihrer Aktio­nen. So heißt es: 

Die Vere­ini­gung weist eine Wesensver­wandtschaft mit dem Nation­al­sozial­is­mus auf und zeich­net sich durch ein aktiv-kämpferisches Vorge­hen gegen die frei­heitliche demokratis­che Grun­dord­nung aus. 

In Cot­tbus, Lübben, Lübbe­nau, Sprem­berg, Vetschau und Forst durch­sucht­en 260 Polizist_Innen Woh­nun­gen, Gara­gen und Gewer­beräum­lichkeit­en, um das Ver­bot durchzuset­zen und Mate­r­i­al zu beschlagnah­men. Mehr als 25 Neon­azis der „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ und ins­ge­samt 27 Objek­te waren von der Razz­ia betrof­fen. Beschlagnahmt wur­den Waf­fen, massen­weise neon­azis­tis­ches Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al, Trans­par­ente und Uten­silien der „Unsterblichen“-Aufmärsche sowie eine SS-Totenkopf- und Hak­enkreuz-Fahne, außer­dem 120 Com­put­er, zahlre­iche Daten­träger und 24 Video- und Fotoaus­rüs­tun­gen. Auch eine „Vere­in­skasse“ mit Bargeld wurde beim Ini­tia­tor Forstmeier eingezogen. 

Um den Neon­azis das Handw­erk auch im Inter­net zu leg­en, wird derzeit vom Min­is­teri­um ver­sucht, deren Inter­net­präsen­zen abzuschal­ten. Dies ist jedoch nicht so ein­fach, da ihre Serv­er teil­weise in der Schweiz liegen. Alle Inter­net­seit­en des Net­zw­erkes „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“, dazu gehören spreelichter.info — senftenberger.blogspot.de — vetschaufenster.info — logr.org/spremberg — cb-infos.net und ihrer Kam­pagne werde-unsterblich.info sind derzeit noch aktiv. Die Abschal­tung dieser ist nach Angaben des Innen­min­is­teri­ums jedoch nur noch eine Frage der Zeit. 

Die Seite der „Spreelichter“ ist derzeit demask­iert und nur mit einem Zitat und weit­er­führen­den Links zu befre­un­de­ten Neon­azi-Grup­pierun­gen gefüllt, andere Seit­en sind seit dem 19. Juni zwar nicht aktu­al­isiert aber noch aktiv. Lediglich die Aktion­s­gruppe aus Sen­ften­berg, die in keinem Bericht erwäh­nt wird, schreibt auch noch nach dem Ver­bot neue Artikel. Jedoch wird jeglich­er Bezug auf das Ver­bot und Razz­ia ver­mieden, wodurch eine Dis­tanz zu den „Spreelichtern“ vorge­spielt wer­den soll. Die Aktiv­itäten der Grup­pierun­gen auf der Inter­net-Plat­tform „Twit­ter“ laufen dage­gen weit­er; es wer­den Beiträge zur Sol­i­dar­ität mit den ver­bote­nen Struk­turen aufgerufen. 

Für mehr als nur Ver­bote – eine linksradikale Perspektive 

Die „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ ist also zum Großteil mit­samt ihren Einzel­grup­pen ver­boten. Ihre Anonymität inner­halb polizeilich­er Ermit­tlungs­be­hör­den haben sie ver­loren und wer­den auf­grund der beschlagnahmten Gegen­stände weit­er­hin ver­fol­gt. Ihre Inter­net­seit­en wer­den höchst­wahrschein­lich dem­nächst abgeschal­tet und die Aus­rüs­tung zur Anwen­dung des Know-hows ist auch weg. Die „Vere­in­skasse“ wurde mitgenom­men und sie wer­den auf andere finanzielle Mit­tel zurück­greifen müssen, um die bevorste­hen­den Repres­sion­skosten zu bewältigen. 

Das Ver­bot wird die Neon­azi-Struk­turen stark beschäfti­gen und für einige Zeit hand­lung­sun­fähig machen. U
nklar bleibt dabei, wie vor­bere­it­et die Struk­turen auf ein Ver­botsver­fahren sein kon­nten und wie sie genau damit umge­hen. Denn wie sich auf­grund des medi­alen Drucks nur unschw­er erah­nen ließ, kamen diese nicht über­raschend. Bemerkenswert ist dage­gen, wie lange sich die Behör­den dem Treiben der völkischen Freaks zuge­se­hen haben. Im Ver­gle­ich zum Vorge­hen staatlich­er Repres­sion­sor­gane gegenüber link­er Struk­turen im Rah­men der „Extrem­is­mus­dok­trin“, gilt es nach­haltig für Schutz vor Repres­sion zu sorgen. 

Zwar ist in der Ver­fü­gung ein Ver­bot von „Ersat­zor­gan­i­sa­tio­nen“ man­i­festiert, doch das wird kaum ide­ol­o­gisch-fest­ge­fahrene Neon­azis davon abhal­ten, Mit­tel und Wege zu find­en weit­er­hin aktiv zu sein. Ide­olo­gien lassen sich nicht ver­bi­eten, son­dern nur gemein­sam mit den Ursachen bekämpfen. Ras­sis­mus, Homo­pho­bie und Anti­semitismus vor­angetrieben durch Sozialchau­vin­is­mus während der wieder­aufkehren­den kap­i­tal­is­tis­chen Krisen, muss eine Kri­tik und Prax­is gegen Staat, Nation und Kap­i­tal ent­ge­gengestellt und der Nährbo­den für reak­tionäre Ide­olo­gien ent­zo­gen werden. 

Kein „Ose­berg“ mehr in Cottbus 

Am sel­ben Dien­stag­mor­gen des 19. Juni räumten die Besitzer des recht­en Thor-Steinar-Ladens „Ose­berg“ in der Cot­tbuser Bahn­hof­s­traße die Räum­lichkeit­en endgültig leer. Seit zwei Jahren existierte der Laden direkt in der Cot­tbuser Innen­stadt. Mit der „trendi­gen“ recht­en Marke wurde ver­sucht, nation­al­sozial­is­tis­che Bezüge und völkische Inhalte zu ver­bre­it­en und Prof­it zu schla­gen. Eingemietet hat­te sich der Betreiber in ein Pri­vathaus, dessen Eigen­tümer bei Ver­tragsab­schluss ein Kat­a­log der Marke vorgelegt wurde. So war es nicht möglich mit rechtlichen Schrit­ten und Räu­mungskla­gen vorzuge­hen, da vom Ver­mi­eter kein Inter­esse daran bestand. 

Keine Frage: In Cot­tbus war der Absatz­markt groß, über­all find­en sich Per­so­n­en mit Klei­dungsstück­en der recht­en Marke. Doch ein ganz „Über­raschen­des Aus“ [10], wie die lokale Zeitung schreibt, war es nicht. Seit dem Eröff­nungs­da­tum in 2010 kam es regelmäßig zu kreativ­en Aktio­nen gegen den recht­en Laden. Die Besitzer des Ladens bemüht­en sich zwar, die Sach­schä­den zu beseit­i­gen, hat­ten jedoch während des let­zten hal­ben Jahr schein­bar resig­niert. Sichtlicht abstoßend in der Außen­wirkung und mit teils geschlosse­nen Rol­l­lä­den, was auf demolierte Scheiben­front ver­muten lässt, schien es, als hät­ten die Besitzer des Ladens aufgegeben. Dies erk­lärt auch die Gewer­be­ab­mel­dung zum 30. Juli. 

Mit der unfrei­willi­gen Schließung des Ladens gibt es ein pos­i­tives Beispiel, wie ein Stück rechter Erleb­niswelt eingedämmt wer­den kann. Allerd­ings wird nir­gend­wo the­ma­tisiert, dass in Cot­tbus seit mehr als 5 Jahren ein weit­er­er Neon­azi-Laden „The dev­ils right hand store“ resi­diert und eine viel bre­it­ge­fächerte Auswahl neon­azis­tis­ch­er Artikel anbi­etet. Ein Zusam­men­hang zwis­chen dem Ver­bot der „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ und der Schließung von „Ose­berg“ kann nicht hergestellt werden.

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Antifaschismus

Antifa Jugend Wochenende

Hat­tet ihr nicht schon immer Lust, Euch mal beim Graf­fi­ti auszupro­bieren, Selb­stvertei­di­gungs­ba­sics zu erler­nen, veg­an zu kochen oder zu erfahren, wie men­sch sich am besten auf Demos und Block­aden ver­hält? Gemein­sam kön­nen wir ein­fach mehr erre­ichen und genau deswe­gen wird es vom 10.–12. August 2012 ein antifaschis­tis­ches Jugend­woch­enende in Pots­dam geben, bei dem wir zusam­men in Aktion treten, uns aber auch
gle­ichzeit­ig gegen­seit­ig ken­nen­ler­nen kön­nen. Frei nach dem Prinzip “Bildet Euch, bildet andere, bildet Ban­den” wird es viele Mit­mach-Work­shops geben, aber auch poli­tis­che Input-Ver­anstal­tun­gen wer­den keineswegs zu kurz kom­men. Das ganze Woch­enende über kön­nt ihr zwis­chen ver­schiede­nen Ange­boten wählen oder eure Zeit indi­vidu­ell gestalten.

Für Schlaf­plätze und veg­ane Verpfle­gung ist natür­lich gesorgt.
Das Antifa Jugend Woch­enende wir vom 10. bis 12. August in der la datscha in Pots­dam stattfinden.

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Rah­men­pro­gramm (Die Inhalte der Work­shops wer­den auf unser­er Web­site
veröf­fentlicht):

Fre­itag
17 Uhr — Eröff­nungsplenum
ab 19 Uhr — gemein­sames Aben­dessen
20 Uhr — Infoveranstaltung

Sam­stag
ab 9 Uhr — Früh­stück
10 Uhr — Work­shop­phase I
ab 12 Uhr — gemein­sames Mit­tagessen
13 Uhr — Work­shop­phase II
15 Uhr — Pause
16 Uhr — Work­shop­phase III
ab 18 Uhr — gemein­sames Aben­dessen
nach dem Aben­dessen wird es ver­schiedene Möglichkeit­en geben den Abend zu gestalten

Son­ntag
ab 10 Uhr — Früh­stück
11 Uhr — Work­shop­phase IV
ab 13 Uhr — gemein­sames Mit­tagessen
14 Uhr — Abschlussplenum

Wenn Ihr Euch für das Antifa Jugend Woch­enende vom 10. bis 12. August anmelden möchtet, schreibt uns ein­fach eine Mail. Allerd­ings ist es auch möglich, ohne vorherige Anmel­dung an dem Woch­enende teilzunehmen. Falls Ihr in größeren Grup­pen anreist und/oder Schlaf­plätze benötigt, wäre eine kurze Mail an uns vorteil­haft. Das erle­ichtert uns die Pla­nung und Ihr kön­nt entspan­nt anreisen.

Bei der Anmel­dung müsst Ihr nicht euren richti­gen Namen angeben, die unge­fähre Anzahl an Freund_innen, die Ihr mit­bringt und ob Ihr vor Ort über­nacht­en wollt oder ein Zelt mit­bringt, reicht.

Die Teil­nahme am Antifa Jugend Woch­enende ist kostenlos.

Kon­takt: afa-woch­enende [at] riseup.net (PGP-Key gibt es hier)
Web­site: www.antifa-wochenende.tk

Wer unseren Newslet­ter emp­fan­gen möchte, schickt ein­fach eine leere
E‑Mail an:
antifa-woch­enende-sub­scribe [at] lists.riseup.net

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Grüße
Antifa Jugend Wochendende

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Antifaschismus

Spreelichter nicht unsterblich

Wie das Innen­min­is­teri­um am Dien­stag­mor­gen in Pots­dam mit­teilte, ist die recht­sradikale „Wider­stand­be­we­gung in Süd­bran­den­burg“ mit sofor­tiger Wirkung ver­boten wor­den. Damit ist das Net­zw­erk der „Spreelichter“ gemeint, das für die Kam­pag­nen „Werde unsterblich“ und „Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod“ ver­ant­wortlich ist.

Nach Angaben des Min­is­teri­ums durch­suchte die Polizei am frühen Mor­gen mehrere Objek­te in den Land­kreisen Spree-Neiße, Dahme-Spree­wald, Ober­spree­wald-Lausitz sowie in Cot­tbus. Ein Ein­satzschw­er­punkt war Sprem­berg, wo eine Plat­ten­bau­woh­nung in der Straße des Kindes 2 Ziel der Polizeiak­tion wurde.

Seit 2009 fiel die Grup­pierung immer wieder durch unangemeldete Nacht­demon­stra­tio­nen, Flash­mobs und Street Art auf. Während der kon­spir­a­tiv vor­bere­it­eten Aktio­nen tru­gen die Beteiligten weiße Masken und propagierten ihre zen­trale These: Volk­stod durch Demokratie.

Die Aktions­for­men der Bran­den­burg­er Neon­azis und ihr PR-Konzept, in dessen Zen­trum pro­fes­sionell gestal­tete Inter­ne­tauftritte ste­hen, fan­den bun­desweit Res­o­nanz. Ein bre­ites medi­ales Echo löste ein Fack­el­marsch am 1. Mai 2011 im ost­säch­sis­chen Bautzen aus. Aber auch in Rhein­land-Pfalz, Hes­sen, Bay­ern und zulet­zt in Baden-Würt­tem­berg wurde das Vorge­hen bere­its kopiert.

Bere­its im Jan­u­ar hat­te es Razz­ien gegen das Net­zw­erk gegeben. Als Kopf der Grup­pierung gilt der Lübbe­nauer Web­mas­ter Mar­cel Forstmeier.

Nach­dem Bran­den­burgs rechte Szene in den ver­gan­genen Jahren durch einen bre­it­en antifaschis­tis­chen Protest- und Block­adekon­senz gesellschaftlich immer weit­er unter Druck ger­at­en ist, ver­schär­fen nun auch die Ermit­tlungs­be­hör­den ihre Gan­gart. Ob das Vere­insver­bot weit­ere der­ar­tige Aktio­nen unterbinden kann, bleibt abzuwarten. Recht­sradikale Medi­en mut­maßen der­weil, dass das Ver­bot der Bun­desre­pub­lik eine Rüge im Amnesty-Men­schen­recht­se­port ein­brin­gen werde.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen zu „Spreelichtern“ und „Unsterblichen“ im Antifaschis­tis­chen Infoblatt und beim MBT Cot­tbus.

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Antifaschismus Law & Order

Hussitenfest 2012: Angriffe von Nazis auf Stand des Jugendtreff DOSTO

Am Woch­enende wurde unser Getränke­stand auf dem Hus­siten­fest, dessen Aktive und Besucher_innen mehrfach von Nazis ange­grif­f­en. Dabei wurde ein Jugendlich­er geschla­gen, eine weit­ere Jugendliche bespuckt und mehrere Per­so­n­en bedro­ht und beschimpft. Außer­dem wurde die Fahne des Jugendtr­e­ffs vom Stand heruntergerissen.

 

Seit Jahren organ­isieren wir auf dem Mit­te­lal­ter­markt des Bernauer Hus­siten­festes einen Stand und verkaufen Getränke und beteili­gen uns mit unser­er Feuer­show­gruppe an kün­st­lerischen Auftrit­ten. Seit Jahren bleibt dies nicht unbe­merkt von Nazis aus der Region. Seit Jahren weiß auch die Stadt, dass Nazis auf dem Fest und dem anliegen­den Rum­mel Bier trinken und somit eine Gefahr nicht nur für uns, son­dern vor allem für die inter­na­tionalen Gäste und Händler_innen, Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und für alle Anderen, die nicht ins beschränk­te Welt­bild der Nazis passen, darstellt.

 

Wir ken­nen kein Jahr in dem wir nicht bedrohliche Blicke und belei­di­gende Sprüche von vor­beige­hen­den Nazis bekom­men haben. Doch an diesem Woch­enende haben diese eine deut­liche Gren­ze über­schrit­ten: Wir wur­den ganz gezielt provoziert, beschimpft und bedroht!

 

Wir ken­nen einige der Angreifer,weil sie regelmäßig auf Nazi­aufmärschen auflaufen: Es sind Nazis aus Bernau und der Umge­bung, die das Fest nicht nur zum Saufen nutzten, son­dern auch um uns bewusst einzuschüchtern und uns vom Fest zu verdrängen!

 

Wir lassen uns nicht ein­schüchtern, und fordern die Stadt auf, deut­liche Maß­nah­men gegen Nazis in Bernau zu ergreifen, die Angriffe nicht zu ver­harm­losen und den Betrof­fen ihre Unter­stützung zu zeigen!

 

Am 3. Juli wer­den wir ein Konz­ert aus Sol­i­dar­ität mit den Betrof­fe­nen und aus Protest gegen Nazis veranstalten!

Wir lassen uns den Platz von Nazis nicht nehmen!

 

Jugendtr­e­ff DOSTO/ biF e.V. Bernau, 12.06.2012

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Antifaschismus

Ein Wochenende voller Naziärger beim Bernauer Hussitenfest

15 Nazis bedro­ht­en Fre­ita­gnacht Jugendliche des Jugendtr­e­ff DOSTO, die auf dem Mit­te­lal­ter­markt des Bernauer Hus­siten­fests einen Getränke­stand betreuten. NPD´ler verteil­ten am Sonnabend Schnipsel auf dem Rum­mel. Am Son­ntag bedro­ht und bespuckt ein Nazi eine Jugendliche am DOSTO-Stand.

Die Bernauer und ihr Hus­siten­fest: Jedes Jahr, immer am zweit­en Woch­enende im Juni find­et das Hus­siten­fest, eine Mis­chung auf Mit­tel­spek­takel und Kirmes in Bernau, statt. Dass sich davon nicht nur Mit­te­lal­ter­f­reaks und Dorf­pro­lls, son­dern auch Nazis ange­sprochen fühlen, ist seit Jahren bekan­nt. Die Stadt ist um ihr Image bemüht und ver­sucht den Ärg­er einzudäm­men. Doch immer wieder tre­f­fen sich hier NPDler und Kam­er­ad­schaft­snazis um gemein­sam Bier zu trinken. Zwis­chen den vie­len “Thor Steinar”- und Thorham­mer ‑Träger_innen und den mit Runen-Tätowierten fall­en sie ohne­hin kaum auf. Für Bernau der­weil ist das Fest der kul­turelle Höhep­unkt des Jahres.

Am let­zten Woch­enende steigerten sich die üblichen Pöbeleien zu geziel­ten Pro­voka­tio­nen und tätlichen Angrif­f­en. Was war passiert?

Vor­fall Nr. 1. – Fre­ita­gnacht auf dem Mit­te­lal­ter­markt des Hussitenfestes

Es ist nach 22 Uhr – ger­ade hat der Ein­lass des Mit­te­lal­ter­mark­ts geschlossen. Da nun die Besucher_innen keinen Ein­tritt mehr zahlen müssen, strö­men die Men­gen vom anliegen­den Rum­mel herüber. Auch Andreas Rokohl und Pas­cal Rosin (bei­de NPD), nutzen die Gele­gen­heit und näh­ern sich dem Getränke­stand des Jugendtr­e­ff Dos­tos. Nach­dem Bei­de einige Minuten den Stand, die Leute und ins­beson­dere die schwarz-rote Fahne am Stand mustern und dabei pro­vokant ihre Nazishirts zur Schau stellen, näh­ern sie sich dem Auss­chank und ver­lan­gen “Zeck­en­wein”. Als den Bei­den mehrfach gesagt wird, sie sollen ver­schwinden, an Nazis würde hier nichts verkauft, dro­ht Andreas Rokohl “Um die Ecke ste­hen noch mehr von uns”. Kurz darauf ent­fer­nt die Fest-Secu­ri­ty die bei­den Nazis vom Dosto-Stand.

Knapp einein­halb Stun­den später ste­ht Andreas Rokohl erneut am Stand des Dos­tos. Er reist die schwarz-rote Fahne herunter. Hin­ter ihm ste­hen nun etwa 15 Nazis. Rokohl schlägt einen Jugendlichen, die Brille fällt zu Boden und wird später zer­brochen aufge­fun­den. Rokohl zieht sich zurück. Die übri­gen, vor allem aus Bernau stam­mende Nazis, bleiben, um die Besucher_innen und Aktiv­en des Dos­to-Standes zu beschimpfen und zu bedro­hen. Es dauerte einige Minuten, bis die Secu­ri­ty die Nazis vom Stand ver­weist. Die Polizei trifft erst ein, als die Nazis bere­its ver­schwun­den sind. Durch Zufall laufen drei der Angreifer erneut am Dos­to-Stand und der ank­om­menden Polizei in die Arme.

Vor­fall Nr. 2 – Sam­stagabend auf dem Rum­mel des Hussitenfestes

Erneut tum­meln sich diverse Nazis auf dem Fest, darunter auch die Berlin­er Aktivistin Gesine Hen­nrich (ex NPD, ex Frontbann24) und der ehe­ma­lige KMOB-Chef Robert Geb­hardt aus Bad Freien­walde. Eben­falls vor Ort ist Andreas Rokohl, der am Vor­abend den Angriff anführte. Einen erneuten Angriff wagen die Nazis jedoch nicht, sind dochun­ter­dessen viele Antifaschist_innen aus Bernau zusam­mengekom­men um das DOSTO zu unter­stützen. Stattdessen beg­nü­gen sich einige Nazis damit, Schnipsel mit NPD-Wer­bung auf dem Rum­mel zu verstreuen.

Vor­fall Nr.3 – Son­ntagabend auf dem Mit­te­lal­ter­mark des Hussitenfestes

Es ist nach 18 Uhr – die Händler_innen sind dabei ihre Stände abzubauen und auch die Jugendlichen des Dos­tos räu­men die let­zten Kisten weg. Ein Nazi, der sich selb­st als “Anti-Antifa Bernau” beze­ich­net, nähert sich dem Getränke­stand des Dos­tos und ver­langt ein Bier. Als ihm dies ver­wehrt wird, beschimpft er die Jugendlichen und bespuckt eine von ihnen.

 

Aktivis­mus der Nazis hat zugenommen

Seit mehreren Wochen zeigt sich die Bernauer Naziszene aktiv. Mit Unter­stützung von anderen Aktivis­ten aus der Region kleben sie Aufk­le­ber, beschmieren Plakate, verteilen Fly­er und ver­anstal­teten auch einen Infostand.

Eine kleine Auswahl der Ereignisse:  Schon im Jan­u­ar verteilt die NPD auf dem Bernau Wochen­markt Fly­er um ihre ver­meintliche Sol­i­dar­ität mit den Mark­thändlern auszu­drück­en. Seit April verteilen Aktivis­ten der NPD die soge­nan­nte “Barn­imer Stimme“. Am 19. Mai hat­ten u.a. Aileen Götze (NPD, Bernau) gemein­sam mit Burkhard Sah­n­er vom NPD Ver­hand Ober­hav­el einen Info­s­tand am Eber­swalder Mark­t­platz druchge­führt. Neben ver­mehrten Aufk­le­bern im Stadt­ge­bi­et, gehören auch Zer­störung von Plakat­en der Linkspartei  zum Aktivis­mus der Szene. Darüber hin­aus hat­ten die Kreisver­bände der NPD Barn­im Uck­er­mark und Ober­hav­el den Barn­imer Ver­band der Partei Die Linke wegen ver­mein­tichen Aufrufes zur Straftat angezeigt.  Die Linke war eine von vie­len Organ­i­sa­tio­nen, die die Proteste gegen den Nazi­auf­marsch im Feb­ru­ar in Dres­den unterze­ich­neten. Im Ver­gle­ich zum Vor­jahr und dem KMOB-Flop 2010 haben die Aktiv­itäten wieder deut­lich zugenommen.

Sol­i­dar­ität mit den Betroffenen

Auch der Jugendtr­e­ff Dos­to ist in jedem Jahr Teil des Mit­te­lal­ter­spek­takels beim Hus­siten­fest – neben dem oblig­a­torischen Getränke­stand, tra­gen die Jugendlichen durch Feuer­jonglage ihren Beitrag zur Gestal­tung des Festes bei. Als antifaschis­tis­ch­er Jugend­club stellt der Dos­to-Stand den­noch etwas Anderes dar und bleibt den Nazis ein Dorn im Auge. Nicht ver­wun­der­lich also, dass es sie in fast jedem Jahr Nazis in die Nähe des Standes treibt. Über Blicke und dumme Sprüche ging es in den let­zten Jahren jedoch nicht hin­aus. Die Pro­voka­tio­nen und die anschließen­den Angriffe in diesem Jahr sind daher ein Novum und deuten auf ein erhöht­es Selb­stver­trauen der Naziszene im Barn­im hin. Wie auch in anderen Teilen Bran­den­burgs schla­gen auch die organ­isierten Nazis von NPD und Co, den gewalt­täti­gen Weg ein.

Das Hus­siten­fest ist und bleibt ein Ort mit Anziehungskraft für Nazis und andere Arschlöch­er! Nazis, ob auf dem Hus­siten­fest oder ander­swo, stellen immer eine Gefahr für Linke, Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und alle Anderen, die nicht ins beschränk­te Welt­bild der Nazis passen. Eine kleine rote Oase allein kann daran nichts ändern.

Wir, als Bernauer Antifaschist_innen, ste­hen den Aktiv­en des DOS­TOs sol­i­darisch zur Seite! Es gilt die linken Jugendlichen und auch jene Opfer rechter Gewalt, die kein Gehör find­en und den­noch Jahr für Jahr beschimpft, belei­digt und bedro­ht wer­den, zu unterstützen.

Sol­i­dar­ität mit dem Jugendtr­e­ff DOSTO

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Fußball-Europameisterschaft und Rassismus

In dieser Woche begin­nt die Fußball-Europameis­ter­schaft in Polen und der Ukraine. Auch die Frank­furter Bürger_innen freuen sich auf ein rauschen­des Fußballfest. Die ver­gan­genen Turniere haben aber auch gezeigt, dass Europa- und Welt­meis­ter­schaften immer wieder Anlass zu ausufer­n­dem Nation­al­is­mus und gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen geben kön­nen.
So kam es bei den Welt­meis­ter­schaften 2006 und 2010 sowie bei der Europameis­ter­schaft 2008 wieder­holt zu ras­sis­tisch motivierten Belei­di­gun­gen und Über­grif­f­en von Neon­azis. Als Beispiel ist ein Vor­fall (während der Welt­meis­ter­schaft) von 2006 zu nen­nen, als ein argen­tinis­ch­er Fan ras­sis­tisch belei­digt und ange­grif­f­en wurde. Nach einem anderen Spiel wur­den Antifaschist_innen von Anhänger_innen der rechts­gerichteten Hooli­gans des FFC Vik­to­ria ’91 e.V. durch die Straßen gejagt. Auch 2008 und 2010 gab es schwere gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen deutschen Hooli­gans und der Polizei. 2008 ver­sucht­en sie gar die Grenzbrücke zu über­schre­it­en um pol­nis­che Fans anzu­greifen. Ein Großteil der gewalt­bere­it­en Fußball­fans ist der Polizei bere­its bekan­nt, denn seit etwa sechs Jahren sind die neon­azis­tis­chen Hooli­gans des FFC Vik­to­ria ’91 e.V. in Frank­furt (Oder) aktiv.

Auch in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit machte diese Grup­pierung wieder auf sich aufmerk­sam. Wie der Presse zu ent­nehmen war, wur­den bei dem Pokalspiel am 11. Novem­ber 2011 gegen SV Babels­berg 03 mehrfach anti­semi­tis­che Parolen skandiert und Spiel­er des Pots­damer Fußbal­lvere­ins von etwa 60 Hooli­gans ras­sis­tisch belei­digt. Am 27. Dezem­ber ver­gan­genen Jahres, beim „2. Krom­bach­er Hal­len­turnier“ in der Bran­den­burg Halle, kam es zu gewalt­täti­gen Über­grif­f­en auf die als antifaschis­tisch und anti­ras­sis­tisch gel­tenden Fans von Ten­nis Borus­sia Berlin. Obwohl die Polizeikräfte in Frank­furt (Oder) im Vor­feld des Turniers über das Gewalt­poten­zial der rechts­gerichteten Hooli­gans informiert waren, trafen diese viel zu spät ein und die Fans des Ten­nis Borus­sia sahen sich Stein- und Flaschen­wür­fen aus­ge­set­zt. Diese Beispiele sind möglicher­weise nur ein Vorgeschmack auf die anste­hen­den Wochen in Frank­furt (Oder). Wenn die deutsche Fußball­na­tional­mannschaft der Män­ner in Polen und der Ukraine um den Europameis­ter­schaft­sti­tel spie­len, wer­den ihr sicher­lich auch in Frank­furt (Oder) wieder viele Men­schen die Dau­men drück­en. Doch geht es dabei um mehr als nur um Fußball. Denn wie die Erfahrun­gen der Ver­gan­gen­heit zeigen geht es eini­gen Deutsch­land-Fans um mehr als Erfol­gswün­sche für die eigene Mannschaft. Sie nutzen solch ein Event, um unge­hemmt ihren Nation­al­is­mus und Ras­sis­mus auszuleben und stellen eine akute Gefahr für alle diejeni­gen Mit­bürg­er dar, die anders denken, anders ausse­hen, von ander­er Nation­al­ität sind. Es darf nicht sein, dass Frank­furt (Oder) für die Dauer der „EURO“ zu ein­er „no-go-area“ für Migranten, Besuch­er und den Großteil unser­er Mit­bürg­er wird.

Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ fordert daher: – ein rechtzeit­iges und ggf. präven­tives Han­deln der Polizei, um ras­sis­tis­che und nation­al­is­tis­che Auss­chre­itun­gen zu unterbinden – einen kri­tis­chen Umgang aller Bürger_innen mit Nation­al­stolz und Nation­al­is­mus – eine klare Posi­tion­ierung der Stadt und ihrer Vertreter_innen für ein weltof­fenes Frank­furt (Oder)

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Antifaschismus

Gewaltromantik trifft auf Neonazidenken

Durch den sportlichen Erfolg des Fußball­clubs Union Berlin haben sich auch in Bran­den­burg, speziell im Raum Pots­dam, ver­schiedene Fan­grup­pierun­gen gebildet. Der Fanzusam­men­schluss “Crimark” fällt allerd­ings weniger durch Engage­ment für ihren Fußbal­lvere­in, son­dern vielmehr durch Ein­schüchterungsver­suche geg­ner­isch­er Fußball­fans und durch Nähe zum neon­azis­tis­chen Milieu auf.

Immer wieder wer­den so genan­nte “Matchange­bote” gemacht, um mut­maßliche Gegner_innen so zu einem abge­sproch­enen Hooli­gan-Kampf einzu­laden. Tex­tilien, Aufnäher und But­tons ander­er Vere­ine wer­den den entsprechen­den Anhänger_innen oft sofort an Ort und Stelle, unter Anwen­dung von Gewalt, entwen­det. “Crimark” ist in der Lage in kurz­er Zeit mehrere Mit­glieder, zu denen augen­schein­lich keine Frauen gehören, an zen­tralen Orten in Pots­dam zu ver­sam­meln und so mas­siv­en Druck auf einzelne Per­so­n­en auszuüben, die nicht “in ihre Stadt” und ihr beschränk­tes Welt­bild gehören.

Auf Kuschelkurs mit Neonazis

Eine Nähe der Gruppe zu neon­azis­tis­chem Gedankengut lässt sich nicht leug­nen. So existiert beispiel­sweise ein YouTube-Kanal unter der Beze­ich­nung “Crimark88? [1 und 2], welch­er augen­schein­lich von Per­so­n­en aus dem Umfeld von “Crimark” genutzt wird. Dort wer­den diverse Videos der Recht­sRock-Bands “Sleip­nir”, “Kat­e­gorie C” und des Neon­azi-Video­pro­jek­ts “Volks­front Medi­en” pos­i­tiv bew­ertet und kom­men­tiert. Das Lied “Wir Rock­en das Sys­tem” der Band “Sleip­nir” wurde beispiel­sweise mit “criMARK Union Berlin! Die Mark bleibt Deutsch!” kom­men­tiert.

Des weit­eren pfle­gen sie enge Kon­tak­te zu “Eis­erne Kam­er­aden” [3], ein­er weit­eren Hooli­gan Grup­pierung des 1. FC Union, die keine Berührungsäng­ste zum neon­azis­tis­chen Mil­lieu hat. Mit diesem Per­so­nen­zusam­men­schluss warteten sie unter anderem vor dem Waschhaus Pots­dam auf Fans des SV Babels­berg 03, um sie einzuschüchtern. Viele Fans um den Fußbal­lvere­in SV Babels­berg 03 zählen sich zur anti­ras­sis­tis­chen und antifaschis­tis­chen Fankul­tur, und sind somit ein klares Feind­bild für “Crimark”.

Was dahin­ter steckt

Der Name “Crimark” set­zt sich laut eigen­er Aus­sage aus “Crime” (engl. Ver­brechen), da die meis­ten Mit­glieder schon polizeilich in Erschei­n­ung getreten sein sollen, und “Mark”, für ihre Herkun­ft aus dem Land Bran­den­burg, zusam­men. Die führen­den und “kreativ­en” Köpfe sind haupt­säch­lich in und um Pots­dam aktiv. Zu diesen gehören Paul Udo Kulze, Paul Elm, Nico H., Max S. auch genan­nt Kalle, Fabi­an K. und Max C.. Wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist die Sports­chule Pots­dam, welche Paul Udo Kulze, Paul Elm, Max S. und Max C. besuchen, beziehungsweise besuchten.

Wer dahin­ter steckt

Paul Udo Kulze wohnte zeitweise in Cot­tbus, wo er möglicher­weise auch Kon­tak­te zum neon­azis­tis­chen Net­zw­erk “Spreelichter” [4] knüpfte. Auf seinem Face­book-Pro­fil “AlterFritz88? [5 und 6] ver­link­te er deren “Kampf­s­port­turnier 2011? und kom­men­tierte es mit den Worten “Wer noch Inter­esse hat, anmelden!!!! 😉 “. Eben­so betont er in dem sozialen Net­zw­erk seine ide­ol­o­gis­che Aus­rich­tung mit Zitat­en aus indizierten Tex­ten der Neon­azi-Band “Has­s­ge­sang” [7] aus Teltow.

Früher war Kulze Mit­glied der Jugen­dul­tra­gruppe „Teen Spir­it Köpenick“, welche in einem Inter­view im Fanzine des 1. FC Union anmerk­ten, dass sie „Schwan­zlos­es­gesin­del“ ungern in der Fankurve sehen und als störend empfinden.[8] Diese Ein­stel­lung gegenüber Frauen beim Fußball ist auch bei einem Großteil von “Crimark” vertreten. Eben­so sind homo­phobe Belei­di­gun­gen gegenüber ver­meintlichen SV Babels­berg-Fans wie “Ihr scheiß Schwuchteln” keine sel­te­nen Äußerun­gen der “Crimark”-Mitglieder.

Paul Udo Kulze ist auch seit Jahren für Schmier­ereien und Aufk­le­ber mit Sprüchen wie “Juden SVB” und “NS Jet­zt” ver­ant­wortlich. “FC Union” Tags, gestal­tet er oft mit Kel­tenkreuzen. Diese taucht­en anfänglich haupt­säch­lich in Pots­dam-West, Wohnort Paul Udo Ks., später auch in anderen Stadt­teilen wie Babels­berg auf.[9]

Des öfteren lauert er mit anderen Mit­gliedern von “Crimark” den als links gel­tenden Fans des SV Babels­berg 03 auf, wenn diese von Heim- oder Auswärtsspie­len zurück­kehren. Ziel ist das Ein­schüchtern der meist jun­gen Babelsberg-Fans.

In aus­gewiese­nen Inter­net Hooli­gan Foren macht er sich über Kampf­s­port kundig und prahlt von “Fights” bei Bun­des- oder Län­der­spie­len. So fuhr er beispiel­sweise mit 60 anderen Union-Hooli­gans zu einem “Fre­und­schaftsspiel” nach Wolfs­burg um sich dort mit den Heim­fans zu prügeln. Min­destens ein Union-Fan zeigte dabei den Hit­ler­gruß, weit­ere tru­gen Kennze­ich­nun­gen ver­fas­sungswidriger Gruppierungen.[10] Im let­zten Som­mer besuchte Paul Udo Kulze das EM-Qual­i­fika­tion­sspiel der deutschen Nationalelf der Män­ner gegen Öster­re­ich in Wien. Auch hier beteiligte er sich an Auss­chre­itun­gen zusam­men mit anderen deutschen Hools. Aus dieser Gruppe her­aus wur­den auch recht­sradikale Parolen gebrüllt und der Hit­ler­gruß gezeigt.[11]

Die Polizei erteilt Paul Udo Kulze im Vor­feld von brisan­ten Auswärtsspie­len regelmäßig Stadtver­bote für die jew­eilige Stadt. Im Jahr 2009 stand er vor Gericht, da er einen Hit­ler­gruß zeigte und danach eine Per­son angriff. Auch in der veröf­fentlicht­en Kun­den­daten­bank der bei Neon­azis beliebten Bek­lei­dungs­marke “Thor Steinar” find­et sich Kulze, mit sein­er E‑Mailadresse “grizzly1989@web.de”, wieder. [12]

Paul Elm ist Judo­ka beim UJKC Pots­dam und in seinem Sport in let­zter Zeit recht erfol­gre­ich. Erst Ende März 2012 holte er bei einem inter­na­tionalen Judo-Turnier die Silbermedaille.[13] Jedoch ist er auch außer­halb des Rings in kämpferisch­er Stim­mung und set­zt seine Kampfkun­st auch gerne gegen geg­ner­ische Fans und andere unlieb­same Per­so­n­en ein. Er fiel eben­so wie andere Mit­glieder von “Crimark” mit neon­azis­tis­chen Äußerun­gen auf. Einen alter­na­tiv­en Jugendlichen pöbelte er mit “Scheiß Antifas” an.

Ein New­com­er in den Rei­hen von “Crimark” ist Fabi­an K. aus Fahrland. Der 17-jährige beteiligte sich eben­falls an Ein­schüchterungsver­suchen und fiel bere­its durch das Tra­gen von „Nationale Sozialisten“-T-Shirts auf. Er verkehrt regelmäßig im Jugend­club Fahrland und spielt im Vere­in “SG Born­im” Fußball.

Nico H. ste­ht, wie auch Paul Udo Kulze, dem neon­azis­tis­chen Milieu nahe. Er war mit zwei weit­eren Per­so­n­en an einem Über­griff auf ein alter­na­tives Wohn­pro­jekt in der Her­mann-Elflein-Straße beteiligt, bei dem die Bewohner_innen zuerst homo­phob belei­digt wur­den und darauf hin ein Fen­ster eingeschla­gen wurde. Auch auf Face­book wet­tert er gegen die “STUPID ANTIFA BASTARDS !!!” und schickt einen “HaSS gruSS nach Babelsberg”.[14]

Neon­azis als selb­ster­nan­nte Hools

Crimark” ist eine men­schen­ver­ach­t­ende Grup­pierung mit selb­ster­nan­nten Hooli­gansta­tus, die keine Berührungsäng­ste mit neon­azis­tis­chen Gedankengut haben und diese in Form von Pro­pa­gan­da und Ein­schüchterungs­man­övern gegenüber “Ander­s­denk­enden” in der Fußbal­lkul­tur ausleben – vor allem äußern sie sich anti­semi­tisch und sexistisch.

Fußball ist, wie schon bekan­nt, kein unpoli­tis­ches Feld – daher heißt es sich ein­deutig gegen Grup­pen wie “Crimark” auszusprechen.

[1] http://www.youtube.com/user/Crimark88
[2] http://www.dasversteckspiel.de/index.php?id=28&stufe=28&finder=1&artikel=33
[3] http://aak.antifa.de/WhatsUp2.pdf (Seite 29)
[4] https://inforiot.de/artikel/spreelichter-auf-seziertisch
[5] http://www.facebook.com/AlterFritz88
[6] wie [2]
[7] http://www.netz-gegen-nazis.de/category/lexikon/hassgesang
[8] http://wuhlesyndikat.de/download/waldseiten/10–11/waldseite-aue.pdf (Seite 9)
[9] http://apap.blogsport.eu/2011/07/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-fur-den-zeitraum-januar-bis-juni-2011/ – siehe 7.05.2011
[10] http://www.wolfsburger-nachrichten.de/lokales/berliner-fans-randalieren-in-wolfsburg-id298223.html
[11] http://www.spiegel.de/sport/fussball/ueber-200-festnahmen-hooligan-randale-in-wien-beschaemt-deutschen-fussball-a-766575.html
[12] http://nazileaks.org/files/steinar.rar
[13] http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12301923/60719/Paul-Elm-holt-in-Bremen-Silber-judo.html
[14] http://www.dasversteckspiel.de/index.php?id=28&stufe=28&finder=1&artikel=14

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