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Nazi-Parolen am Schlaatz — Getroffende Hunde bellen am lautesten

Pots­dam — In der Nacht vom 31.8 zum 1.9.2010 sind im Wohnge­bi­et am Schlaatz mehr als 20 Krei­de­malereien mit ein­deutig rechtem und anti­semi­tis­chen Hin­ter­grund aufge­taucht. Die Parolen sind zwis­chen Mag­nus-Zeller Platz und Bisamkiez zu find­en und auch in unmit­tel­bar­er Nähe des Asylbewerber_innenheimes. Unter anderem sind Hak­enkreuze und durchgestrich­ene David­sterne ange­bracht, sowie die Schriftzüge „Good night left side“ und „Sum­mer of hate reloaded“. Mit­tler­weile wur­den diese jedoch gän­zlich entfernt.

Die Schmier­ereien sind als eine ein­deutige Reak­tion auf die vor kurzem angemeldete antifaschis­tis­che Demon­stra­tion „Wake Up!“ zu ver­ste­hen. Am 25.9. will die „Antifaschis­tis­che Linke Pots­dam“ damit ein klares Zeichen gegen die Neuord­nung und das Erstarken rechter Struk­turen setzen.

Der Aufruf set­zt sich vor allem mit der Entwick­lung seit dem von Neon­azis aus­gerufe­nen “Sum­mer of hate” vor 5 Jahren auseinan­der. Den trau­ri­gen Höhep­unkt nahm die Serie von Über­grif­f­en damals in der Nacht zum 3. Juli 2005 im soge­nan­nten „Tram-Über­fall“. Eine ca. 20-köp­fige Neon­azi­gruppe griff zwei Student_innen aus ein­er Straßen­bahn her­aus an und ver­let­zte diese lebens­ge­fährlich. Dies führte zur Verurteilung und Inhaftierung führen­der Pots­damer Neon­azis und somit zur zeitweisen Schwächung der lokalen Neonaziszene.

Die hier­durch ent­standene Lücke wussten jedoch die „Freie Kräfte Pots­dam“, eine noch im sel­ben Jahr gegrün­dete recht­sradikale Grup­pierung, zu füllen. Diese formten von da an die mehr oder weniger organ­isierte rechte Struk­tur in Pots­dam. Mit­tler­weile sind die neu ent­stande­nen Struk­turen im Inter­net präsent und treten bei Aktio­nen zum
Todestag von Rudolf Hess und Horst Wes­sel oder zum Jahrestag der Bom­bardierung Dres­dens in Erschei­n­ung. Mit ihren Aktio­nen im Wohnge­bi­et am Schlaatz und in der Nähe des Asylbewerber_innenheims ver­suchen sie unter anderem ein ras­sis­tis­ches Kli­ma zu schaf­fen und sind in unseren Augen somit auch (mit-) ver­ant­wortlich für
zahlre­iche Über­griffe und Pöbelein in diesem Zusammenhang.

Johannes Schweigmann, ein­er der Sprecher_innen der Antifaschis­tis­chen Linken Pots­dam zu den Schmier­ereien:
“Dass es ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Schmiereien im Wohnge­bi­et am Schlaatz sowie in anderen Gebi­eten Pots­dams gibt, ist beun­ruhi­gend aber natür­lich nicht neu. In diesem Fall zeigt es ein­mal mehr die Aktions­freude und schnelle Reak­tions­fähigkeit der Pots­damer Neon­aziszene. Das Prob­lem braucht drin­gend mehr Aufmerk­samkeit und offen­sive Gegenstrategien!”

Die “Antifaschis­tis­che Linke Pots­dam” lädt alle Potsdamer_innen, die sich gegen dieses Prob­lem zur Wehr set­zen wollen ein, am 25. Sep­tem­ber auf die Straße zu gehen. Beginn ist um 15 Uhr am Hauptbahnhof.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Rechtsradikale Veranstaltung im Hotel Mercure Potsdam

Sehr geehrter Probst Müller,

zum 04.09.2010 hat die „Stiftung Preußisches Kulturerbe“ Prof. Menno Aden zum Vortrag „Deutscher Patriotismus im heutigen Europa“ im Hotel Mercure eingeladen. Sie laden mit ein, wie in den Vermeldungen auf Ihrer Homepage zu sehen ist.

Wir fordern Sie auf, sich von der Vor­tragsver­anstal­tung Men­no Adens öffentlich zu dis­tanzieren und sie abzusagen, um den Sachver­halt richtig zu stellen.

Der Jurist und Hob­by­his­torik­er Prof. Men­no Aden ver­bre­it­et schon seit langem recht­sradikale und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Posi­tio­nen. Er stellt u.a. die deutsche Ost­gren­ze und die Schuld Deutsch­lands an den Weltkriegen in Frage[1].

Aden beklagt offen die Strafver­fol­gung des Holo­caust-Leugn­ers Ger­mar Rudolf (durch Abdruck des Artikels „Die Asozial­isierung des Delin­quenten“ von Thorsten Hinz, zuerst veröf­fentlicht in: Junge Frei­heit, 10.11.2006).[2]

Schon sein erstes Buch „Inter­na­tionales Pri­vates Wirtschaft­srecht“ wid­mete er u.a. dem Leit­er des NS-Jus­tizmin­is­teri­ums Franz Schlegel­berg­er, der als ranghöch­ster Angeklagter bei den Nürn­berg­er Juris­ten­prozessen zu lebenslanger Haft verurteilt wor­den war. In seinem hym­nis­chen Auf­satz „Franz Schlegel­berg­er — Staatssekretär im Reich­sjus­tizmin­is­teri­um“ stellt er dessen ver­meintliche Qual­itäten als Men­sch her­aus. Schlegel­berg­er war jedoch u.a. in das Euthanasiepro­gramm und die Ermor­dung des Juden Markus Luft­glass per­sön­lich verstrickt.

Des Weit­eren ist Aden Vor­sitzen­der des Vere­ins „Staats- und Wirtschaft­spoli­tis­che Gesellschaft“ (SWG). Die Tageszeitung „taz“ zitierte am 3. Feb­ru­ar 2001 den Vize-Chef des Ham­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes im Hin­blick auf die SWG fol­gen­der­maßen: „Uns sind per­son­elle Über­schnei­dun­gen zu recht­sex­tremen Organ­i­sa­tio­nen bekan­nt.“ Und die „Ham­burg­er Mor­gen­post“ schrieb 1999: „Die Ver­flech­tun­gen der SWG sind allerd­ings nicht zu ver­acht­en: So führte die SWG gele­gentlich gemein­same Ver­anstal­tun­gen mit der recht­sex­tremen ‚Gesellschaft für freie Pub­lizis­tik‘ durch — einem Alther­ren­club, der beim Ver­fas­sungss­chutz als mit­glieder­stärk­ste recht­sex­trem­istis­che Kul­turvere­ini­gung gilt. Bei der SWG selb­st trat­en laut ‚taz‘ der Ex-Presseref­er­ent von Goebbels, Wil­fried van Oven, und Kriegss­chuld-Leugn­er A. S. auf.“ (Ham­burg­er Mor­gen­post Online, 21. Sep­tem­ber 1999). Mit­be­grün­der und vor­ma­liger Vor­sitzen­der der SWG war Hugo Wellems, der Ref­er­ent von Goebbels im Min­is­teri­um für Volk­saufk­lärung und Pro­pa­gan­da war.

Aden, der regelmäßig in der recht­sex­tremen Wochen­zeitung „Junge Frei­heit“ pub­liziert, verk­lärt auch den nor­wegis­chen Schrift­steller Knut Ham­sun, der wiederum als beken­nen­der Sym­pa­thisant des Faschis­mus, des NS-Ter­rors und der Konzen­tra­tionslager eine per­sön­liche Audienz bei Adolf Hitler hat­te und im Jahre 1943 Goebbels seine Nobel­preismedaille schenk­te. In seinem Pam­phlet „Ham­sun — Hitler — Wal­len­stein“ zitiert Aden aus dem Nachruf Ham­suns auf Hitler, ohne sich in irgen­dein­er Weise zu dis­tanzieren. Die Pas­sage lautet: „Ich bin dessen nicht würdig, mit lauter Stimme über Adolf Hitler zu sprechen, und zu sen­ti­men­taler Rührung laden sein Leben und Tat­en nicht ein. Er war ein Krieger, ein Krieger für die Men­schheit und ein Verkün­der des Evan­geli­ums vom Recht aller Natio­nen. Er war eine refor­ma­torische Gestalt von höch­stem Rang, und es war sein his­torisches Schick­sal, in ein­er Zeit der beispiel­losen Nieder­tra­cht wirken zu müssen, die ich ihn am Ende zu Boden schlug. So wird der gewöhn­liche Wes­teu­ropäer Adolf Hitler sehen, und wir, seine treuen Anhänger, neigen nun unser Haupt angesichts seines Todes.“[3]

In seinem Vor­trag „Deutsch­er Patri­o­tismus im heuti­gen Europa“, den Aden bere­its am 09.05.2009 in Berlin gehal­ten hat­te, meint er, es sei „ver­fas­sungswidrig“, dass Deutsch­land­karten aufge­hängt wer­den, „auf denen jen­seits der Oder- Neiße-Lin­ie die Welt aufhört“. „Ganz nüchtern und unide­ol­o­gisch“ fordert Aden am Ende des Vor­trags „Eigen­tum in diesen Gebi­eten zu erwer­ben“, denn: „Ein Haus im ehe­ma­li­gen deutschen Kul­turbere­ich kaufen, es auf deutsche Weise pfle­gen und den Garten bestell­ten — das ist deutsch, es zu tun im deutschen Sinne patriotisch“.[4]

Auch in ein­er aktuelleren Veröf­fentlichung vom 12.08.2010[5] bezieht Aden NS- ver­her­rlichende Posi­tio­nen. Den Sieges­feldzug Nazideutsch­lands über den„ ständig an seinen Gren­zen nagen­den west­lichen Nach­barn“ Frankre­ich beze­ich­net er als genial und behauptet: „Deutsche Trup­pen führten sich, wie oft anerkan­nt wurde, aufs Ganze gese­hen vor­bildlich.“ Er zitiert Goebbels, ohne sich von ihm zu distanzieren.

Aden vertei­digt den faschis­tis­chen Ter­ror auch durch den Ver­such ein­er Reha­bil­i­tierung der NS-Gesetzgebung[6]: „Geset­ze und Verord­nun­gen der NS-Zeit waren als solche in Ord­nung!“ In seinem Artikel „90 jähriger Kriegsver­brech­er“ äußert Aden über Josef Sche­un­graber, der als Wehrma­chtssol­dat für die Ermor­dung von zehn Ital­ienern 1944 in der Toskana zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, sein „Mitleid mit dem Täter, von dessen Schuld wir mit dem LG München ein­mal aus­ge­hen wollen“ und ver­höh­nt dessen Opfer, indem er diese nur pro for­ma fol­gen­der­maßen bedauert: „Wir sollen auch Mitleid mit den Opfern bekun­den, wie das heute üblich ist.“[7] In gle­ich­er Weise wet­terte er gegen die Strafver­fol­gung Demjanuks.[8]

Diese Beispiele lassen sich fortführen.

Wegen sein­er Äußerun­gen wird derzeit eine Klage gegen Her­rn Aden wg. des Straftat­bestandes der Volksver­het­zung angestrengt.

Wir gehen davon aus, dass Ihnen diese Infor­ma­tio­nen bish­er noch nicht vor­la­gen und Sie den Recht­sradikalen eine Absage erteilen.

Mit fre­undlichen Grüßen,

VVN-BdA Bran­den­burg

Bünd­nis „Recht­spop­ulis­mus stop­pen“ (Berlin)

Bünd­nis Mad­stop (Pots­dam)

weit­ere Unterstützer:

Ag Antifa/Antira Uni­ver­sität Potsdam

Antifaschis­tis­che Ini­tia­tive Moabit [AIM] (Berlin)

[1] vgl. u.a.: http://www.swg-hamburg.de/Archiv/Beitrage_aus_der_Rubrik_-_Gesc/Nur_Schall_und_Rauch.pdf

[2] http://www.swg-hamburg.de/Archiv/Beitrage_aus_der_Rubrik_-_Kult/Die_Asozialisierung_des_Delinquenten.pdf

[3] http://www.dresaden.de/B__Ungedruckte_Arbeiten/II__Geschichte_und_Politik/Hamsun_-_Hitler_-_Wallenstein.pdf

[4] http://www.dresaden.de/B__Ungedruckte_Arbeiten/II__Geschichte_und_Politik/Deutscher_Patriotismus_im_heutigen_Europa.pdf

[5] http://www.dresaden.de/B__Ungedruckte_Arbeiten/II__Geschichte_und_Politik/Verbotene_Siege.pdf

[6] http://www.dresaden.de/B__Ungedruckte_Arbeiten/VI__Ungedruckte_juristische_Ar/Aufsatz_StS_Schlegelberger.pdf

[7] http://www.swg-hamburg.de/Archiv/Beitrage_aus_der_Rubrik_-_Gesc/90_jahriger_Naziverbrecher.pdf

[8] http://www.swg-hamburg.de/Kultur_und_Gesellschaft/Demjanuk_-_oder_die_strikte_Anwendung_des_Rechts.pdf

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Antifaschismus

Neonazi-Übergriffe in Spremberg

Auf dem Sprem­berg­er Heimat­fest am Woch­enende vom 6. bis 8. August 2010 gab es zahlre­iche gewalt­tätige Über­griffe von Neon­azis auf augen­schein­lich alter­na­tive und linkspoli­tis­che Jugendliche. Zum Teil kam es zu schw­eren Verletzungen.

Das ganze Woch­enende über zeigten sich größere Grup­pen von Neon­azis im Stadt­ge­bi­et und es kon­nten zahlre­iche rechte Aktiv­itäten beobachtet wer­den.
Das Heimat­fest in Sprem­berg ist ein „typ­is­ches“ Stadt­fest, ohne Inhalt und Anspruch. Es dient der reinen Belus­ti­gung und Ablenkung von der All­t­agsre­al­ität der Besucher.

Am Fre­itag, dem 6. August wurde ein junger Mann bei einem Konz­ert der Band „Her­zleid“ von einem Secu­ri­ty so gewalt­sam  geschub­st, dass er dabei fiel, in Glass­cheiben lan­dete und auf­grund dessen  Schnit­twun­den an bei­den Armen davon trug. Der Secu­ri­ty sagte dabei: „Dich Zecke sehen wir  nochmal wieder!“. Dies macht sehr deut­lich, dass es sich hier­bei um eine recht­spoli­tisch-motivierte Tat handelte. 

In der Nacht von Sam­stag zu Son­ntag zogen größere Grup­pen alko­holisiert­er Neon­azis auf der Suche nach gewalt­samen Auseinan­der­set­zun­gen durch die Sprem­berg­er Straßen. Dabei kam es zu ver­mehrten Attack­en mit Quarzhand­schuhen und Totschlägern. Neben zahlre­ichen leicht­en Ver­let­zun­gen, trug ein Opfer bei einem Angriff mit einem Totschläger ein stumpfes Schädel-Hirn-Trau­ma davon. Die Lausitzer Rund­schau ergänzt diese Rei­he von Tat­en und berichtete eine Woche nach dem Heimat­fest von einem weit­eren Über­griff: „Wie die Polizei erst am Fre­itag mit­teilte, ist in der Nacht zum Son­ntag in unmit­tel­bar­er Nähe zum Fest­platz ein 24-Jähriger, der sich selb­st als linksori­en­tiert beze­ich­net, von drei bis vier unbekan­nten Tätern mit einem Base­ballschläger am Kopf ver­let­zt wor­den.“
Warum die Polizei den Vor­fall erst eine Woche später an die örtliche Presse weit­er­gab, obwohl die Tat sofort gemeldet wurde ist vol­lkom­men unklar.

Die gewalt­same Präsenz der Neon­azis hat sich auch am Son­ntag, dem 8. August fort­ge­set­zt. Eine junge Frau und ein junger Mann wur­den durch die Sprem­berg­er Innen­stadt gejagt. Im nach­hinein wur­den drei Ermit­tlungsver­fahren von der Polizei eingeleitet.

Bere­its drei Wochen zuvor kam es in Sprem­berg zu recht­en Gewalt­tat­en, wobei ein Punk von Neon­azis gejagt und ver­prügelt wurde. Die recht­en Über­griffe scheinen auf dem Heimat­fest nun ihren bish­eri­gen Höhep­unkt erre­icht zu haben.

Es zeigt sich, dass das Gewalt­po­ten­tial der Neon­azis in Sprem­berg derzeit sehr hoch ist und wahrschein­lich weit­er ansteigen wird. Dabei scheint diese äußerst bru­tale Vorge­hensweise zur alltäglichen Strate­gie der Neon­azis zu zählen. Weit­er­hin zeigt sich, dass recht­es Gedankengut immer weit­er in die Mitte der Gesellschaft vor­dringt oder zumin­d­est bil­li­gend in Kauf genom­men wird, wenn Neon­azis ohne Wider­stand auf dem Sprem­berg­er Heimat­fest geduldet wer­den. Weit­er­hin kann man dies auch daran fest­machen, wenn in Cot­tbus ein Klei­dungsladen der Neon­azi-Marke „Thor Steinar“ in Cot­tbus eröff­nen kann, ohne große Aufmerk­samkeit oder  Wider­stand bei den Anwohn­ern und der Stadt hervorzurufen.

Wir lassen uns nicht ein­schüchtern! Den Neon­azis muss entschlossen­er denn je ent­ge­genge­treten werden.

Faschis­tis­chem Gedankengut ent­ge­gen­wirken!
Ein­schüchterungsver­suche ins Gegen­teil umschla­gen lassen!

Antifa Sprem­berg

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Antifaschismus

Rechtsoffenes Wochenende in Oberhavel?

Wir durf­ten be­rei­tes ein­mal über Grau­zo­nen-?Kon­zer­te in Ora­ni­en­burg schrei­ben. Im Au­gust 2008 spiel­ten die Grau­zo­nen­bands Bom­becks, Stärks­te Min­der­heit und Ger­be­nok in Ora­ni­en­burg beim „Oi The Ni­sche“-?Fes­ti­val [1]. Das Er­geb­nis war zum einen, dass sich der Ver­an­stal­ter bei uns mel­de­te und er so­wohl seine Gäste, als auch uns mit Nazis gleich­setz­te – und das in bes­ter Ex­tre­mis­mus­theo­rie­tour. Bei einem spä­te­ren Kon­zert soll­te die an­ti­fa­schis­ti­sche Band Don­key Work aus Pots­dam spie­len, sagte dies aber ab, da sie nicht in Ver­bin­dung mit rechts­of­fe­nen Ver­an­stal­te­rIn­nen ste­hen wollte.

Die sinn­lee­re Kri­tik an un­se­rem Text be­inhielt De­si­gn­ver­glei­che zwi­schen der SS und dem schwar­zen Block [2]. Au­ßer­dem wür­den wir nicht den „wah­ren Feind“ be­kämp­fen. Gleich­zei­tig kri­ti­sier­te der Ver­an­stal­ter an­schei­nend un­se­re feh­len­de Be­reit­schaft die Tat­sa­che zu ho­no­rie­ren, dass die­ser es schafft, dass Neo­na­zis und Linke bei ihm zu­sam­men­fei­ern. Den Gast­hof, in dem die Kon­zer­te jah­re­lang statt­fan­den, muss­te der Ver­an­stal­ter in­zwi­schen räu­men, da die Be­sit­ze­rin nicht in Ver­bin­dung ge­bracht wer­den woll­te – mit „Rechts­rock­kon­zer­ten“ [3]. Nun fin­det das Oi The Ni­sche re­gel­mä­ßig im Ver­eins­heim des Ora­ni­en­bur­ger Fuss­ball Clubs statt. So auch am kom­men­den Wochenende.

Es wird die Re­cord-?Re­lease-?Par­ty der Fran­kur­ter(Oder) Oi-?Band Pa­ra­noia ge­fei­ert [4]. Bei Pa­ra­noia und eine der Gast­bands, Ex­kre­ment­be­ton aus Bran­den­burg/Havel han­delt es sich um all­ge­mei­ne Oi-?Bands, wobei Ex­kre­ment­be­ton einen guten Quer­schnitt lin­ken und Grau­zo­nen-?OI in ihrer Myspace-?Freun­des­lis­te ver­bin­den. An die­sem Abend soll aber auch die Band Riot Com­pa­ny auf­tre­ten. Riot Com­pa­ny stand schon mit ein­er Viel­zahl von Grau­zo­nen­bands auf der Bühne, doch dies ist nicht das al­lei­ni­ge Pro­blem. Es sind eher ihre Ver­bin­dun­gen zu Neo­na­zi­struk­tu­ren, die ein Pro­blem dar­stel­len. So spiel­ten sie be­reits im thü­rin­ge­ri­schen Neo­na­zi­laden „Skin­hou­se Men­fis“. In dem Laden, wel­ches dem Netz­werk der Ham­mer­s­kins na­he­ste­hen soll, spiel­ten auch Bands wie Ka­te­go­rie C oder End­stu­fe [5]. Eine Über­sicht zu wei­te­ren Kon­tak­ten von Riot Com­pa­ny, bei­spiels­wei­se zum Blood&Ho­nour Netz­werk, fin­det sich auf dem oire­sze­ne-?blog­sport.[6]

Das Kon­zert wird mit einem Fly­er be­wor­ben, auf dem Kom­mu­nis­mus(stell­ver­tre­tend für alles Linke) mit Na­zis­mus gleich­ge­setzt und ab­ge­lehnt wird. So wurde bei der Kon­zer­tan­kün­di­gung auch die „An­ti­Fa“ an­ge­spro­chen und ein neues T-?Shirt-?Mo­tiv vor­ge­stellt, wel­ches an die­sem Tag zu kau­fen gibt. Das Logo zeigt die Ho­mo­pho­be Ein­stel­lung des Ver­an­stal­ters und gleich­zei­tig die Ab­leh­nung von nicht-?rech­ten-?Skin­heads[7].

Es ist scha­de, dass ein­er der we­ni­gen sub­kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen in Ora­ni­en­burg Ho­mo­pho­bie und An­ti-?An­ti­fa­schis­mus pro­pa­giert, statt der star­ken Neo­na­zi­sze­ne etwas entgegenzustellen.

Und es häm­mert weiter….

Wir be­rich­te­ten im Juni über die Ak­ti­vi­tä­ten in der Wi­kin­ger­knei­pe „Der Ham­mer“ in Hohen Neu­en­dorf [8]. Der Text wir­bel­te vie­les auf, was lei­der auch wegen Feh­lern un­se­rer­seits war. Den­noch gab es po­si­ti­ve Ent­wick­lun­gen. So kün­dig­te der Ver­an­stal­ter des jähr­li­chen Mit­tel­alt­er­fes­tes von Ber­lin-?Pan­kow an, die Per­so­nen aus dem Ham­mer und des Mjöl­nir-?Ver­eins nicht mehr als Gast­spie­le­rIn­nen aufs Ge­län­de oder auf an­de­re von ihm ver­an­stal­te­te Märk­te zu holen. Am 20.?Juli gab es nach Hin­wei­sen von An­woh­ne­rIn­nen einen Farb­beu­tel­an­schlag auf den Ham­mer, so dass die­ser die Farbe des Hen­kers – Rosa – an­nahm. Eine wei­te­re po­si­ti­ve Wen­dung ist, dass Neo­na­zi­grup­pen wie die JN und die HDJ in­tern an­kün­dig­ten, dass der Ham­mer nicht mehr si­cher sei und sie ihre bis­he­ri­gen Tref­fen dort nicht mehr ab­hal­ten wer­den. Der Grund ist aber eher, dass ihre Er­mitt­lun­gen zu Infos über die An­ti­fa Ora­ni­en­burg nichts ein­brach­ten, und das ob­wohl sie Ju­gend­li­che aus Bir­ken­wer­der, Hen­nigs­dorf und Ora­ni­en­burg an­spra­chen. Ge­gen­über ver­schie­de­nen Men­schen, dar­un­ter links­ge­rich­te­ten Mit­tel­alt­er­fans und Ver­an­stal­te­rIn­nen ver­sucht sich der Wirt Rene Wer­ner her­aus­zu­re­den. So be­haup­te­te er: a) Chris­ti­an „Hei­di“ Hei­din­ger vor Jah­ren aus der Na­zi­sze­ne her­aus­ge­holt zu haben und b) hätte es nie­mals T-?Shirts mit der On The Streets – Wer­bung ge­ge­ben (das Foto von uns wäre ein Fake oder er müss­te es tun, da er Ge­schäfts­mann sei). In­zwi­schen be­klagt er sich über Ein­bu­ßen und dass seine Exis­tenz ge­fähr­det sei. Doch es gibt auch kru­de­re Re­ak­tio­nen. Sich selb­st als „links“ be­zeich­ne­te Ju­gend­li­che ver­su­chen zu in­ter­ve­nie­ren und uns in ein Ge­spräch mit dem Ham­mer zu brin­gen bzw. re­la­ti­ve­ren T-?Shirts mit kla­ren Nazibekundungen.

Nun ver­sucht der Ham­mer in eine klei­ne Of­fen­si­ve zu gehen. Im Schau­fens­ter hängt ein Pa­pier, was be­sagt er sei kein Na­zi­laden und er ver­sucht nun über Ver­an­stal­tun­gen mehr Mit­tel­al­ter­pu­bli­kum an­zu­zie­hen, wel­che dann sei­nen Laden rein­wa­schen sol­len. So auch an die­sem Wochenende.

Bei der Ver­an­stal­tung am Sams­tag sol­len die mit­tel­al­ter­li­chen Spiel­manns­grup­pen „Spiel­leu­te Da­e­mo­ni­cus“ und „Die al­ber­nen Krä­hen von Cor­ni­cu­la“ auf­tre­ten. [9] Wir dan­ken Eddi, dem Tromm­ler der Da­e­mo­ni­cus, für seine nette Ein­la­dung („und ihr Fut­zis von der An­ti­fa seid eben­falls ein­ge­la­den“), doch wir müs­sen lei­der ab­leh­nen. In der Ein­la­dung von Eddi geht es wie immer darum, dass Nazis gle­ich der An­ti­fa seien. Doch nicht nur das, so wirft er der An­ti­fa Grup­pe Ora­ni­en­burg vor „[ihr wollt] mir […] vor­schrei­ben […],wo ich mein Bier trin­ke, wel­che Kla­mot­ten trage und viel­leicht soll ich wie­der an­fan­gen kom­mu­nis­ti­sche Kampf­lie­der zu sin­gen.“ Wei­ter schreibt er: „So­lan­ge ihr euch auf­regt werde ich […] Thor Stei­nar tra­gen“. Den Ab­schluss „Fickt euch ob nun Rechts oder Links“ ver­wirrt da noch mehr. Es ver­wirrt ge­nau­so, wie die Ab­wehr­ver­su­che von Rene und das Ver­hal­ten der Gäste des Ham­mers. Dort sit­zen also Men­schen, mit ein­er An­ti­na­zi-?Ein­stel­lung(an­geb­lich) und trin­ken mit Men­schen ihr Met/Bier, wel­che T-?Shirts mit Auf­dru­cken wie „Ar­beit macht frei…“ [10] oder neo­na­zis­ti­schen Bands wie „Blue Eyed De­vils“ tra­gen. [11]

Wei­te­re In­ter­ven­tio­nen vom Wirt zie­len dar­auf hin­aus ge­ra­de mit lin­ken Ju­gend­li­chen in Kon­takt zu tre­ten. So wird er wohl bei einem Wi­kin­ger-?Mit­tel­alt­er­fest im Ju­gend­frei­zeit­haus C.O.R.N. in Bir­ken­wer­der einen Stand haben und Kin­dern und Ju­gend­li­chen von der schö­nen Rit­ter­zeit er­zäh­len. Der Ju­gend­klub C.O.R.N. ist ein­er von vie­len Ju­gend­klubs in Ober­ha­vel, wel­cher das kri­ti­sier­te Mo­dell der „ak­zep­tier­ten Ju­gend­ar­beit“ fährt. Dies be­deu­tet, so­lan­ge keine Straf­ta­ten von Neo­na­zis aus­ge­hen sind sie gern ge­se­hen. So ist es nicht un­üb­lich, dass sich JN-?le­rIn­nen und Thor Stei­nar Trä­ge­rIn­nen bei Fes­ten im C.O.R.N. tum­meln und dort die Mög­lich­keit haben ihre men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie zu ver­brei­ten um auf diese Weise mehr Ju­gend­li­che zu zie­hen. Auch re­gel­mä­ßig sind und waren Neo­na­zis Gäste des Hau­ses, dar­un­ter der Nas­sen­hei­der NPD­ler An­dre­as Rot­kohl und Alex­an­der Hoffmann.

Faz­it

Es bleibt eins am Ende fest­zu­stel­len: Die we­ni­gen Sub­kul­tu­ren in Ober­ha­vel die es gibt schaf­fen es nicht sich von Neo­na­zis ab­zu­gren­zen oder zu­min­dest eine al­ter­na­ti­ve zu An­ti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus, Chau­vi­nis­mus und Se­xis­mus auf­zu­bau­en. Die we­ni­gen al­ter­na­ti­ven Ju­gend­li­chen zieht es lie­ber nach Ber­lin, da ihnen ein Raum fehlt in dem sie Neo­na­zis nicht be­geg­nen müs­sen und eben­falls keine Angst vor po­ten­zi­el­len An­grif­fen haben müssen.

[1]http://?antifagruppeoranienburg.?blogsport.?de/?2008/?08/?28/?rechtsoffene-band-in-oranienburg/
[2] http://?pankrotz.?blogspot.?com/?2009/?11/?n‑e-w-s_?27.?html
[3] http://?www.?oi-?the­ni­sche.?de/?start.?htm –> Ni­sche-?Firm vom 25.?11.?2009
[4]http://?www.?oi-?the­ni­sche.?de/?images/?va-tips/?2010/?27.?08.?2010paranoia-nische.?jpg
[5] http://?de.?indymedia.?org/?2009/?06/?254714.?shtml
[6] http://?oireszene.?blogsport.?de/?2009/?12/?30/?245/
[7] http://?www.?oi-?the­ni­sche.?de/?images/?start/?sharp1.?jpg
[8]http://?www.?antifagruppeoranienburg.?blogsport.?de/?2010/?06/?07/?hohen-neuendorf-ein-unscheinbarer-laden/
[9] http://spiel­leu­te-?da­e­mo­ni­cus.?de/?index.?php??news-15
[10] http://?i45.?tinypic.?com/?abjtz7.?jpg
[11] http://?i46.?tinypic.?com/?2h37v9t.?jpg

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Sit-In gegen Abschiebungen am 30.08.2010

Am 30.08.2010 wird in Pots­dam am Platz der Ein­heit wieder ein Sit-In gegen Abschiebun­gen stat­tfind­en. Damit wird sich den Protesten der Anti-Abschiebungs-Aktionswoche angeschlossen: “Wie schon im let­zten Jahr wer­den wir in der Woche vom 24. bis zum 30. August 2009 erneut block­ieren, stören, ver­hin­dern. Unser Protest richtet sich gegen das Sys­tem der Migra­tionskon­trolle, gegen die Selek­tion von Ein­wan­der­ern und gegen die Bru­tal­ität des  Abschieb­sys­tems. Wir behar­ren weit­er­hin auf dem Recht zu wan­dern, auf dem Recht zu bleiben, auf dem Recht auf Bewe­gungs­frei­heit. Unsere Sol­i­dar­ität gilt den Ver­fol­gten, den Ille­gal­isierten, den Aus­ge­beuteten, den Abenteurern!”

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Antifaschismus Law & Order

Frankfurter Neonazi in Berlin verurteilt

Ihm wurde vorge­wor­fen am 1.Mai diesen Jahres einen Zivilpolizis­ten während eines Spon­tan-Aufzuges von rund 320 Neon­azis auf dem Kur­fürs­ten­damm mit ein­er Fah­nen­stange geschla­gen zu haben. Dabei erhielt der Geschädigte eine blu­tende Ver­let­zung an der Unterlippe.

Ursprünglich waren die Neon­azis unter­wegs zur Born­holmer Strasse um an einem geplanten Auf­marsch teilzunehmen. Am S‑Bahnhof Halensee ver­ließen sie jedoch den Zug und waren unter­wegs Rich­tung west­lich­er Innenstadt.

Vor dem Richter machte der zur Tatzeit 18-jährige keine Angaben zu den Geschehnis­sen. Vor dem Unter­suchungsrichter während sein­er U‑Haft deutete er aber an, er wisse nicht genau ob er diese Tat began­gen hätte und wenn ja, könne er sich daran nicht mehr erin­nern. Diese neb­ulöse Aus­sage fand allerd­ings vor Gericht keine weit­ere Beach­tung.
Der geschädigte Beamte kon­nte sich an den Täter eben­so nicht erin­nern. Für ihn kam die Sit­u­a­tion zu plötzlich.

Zur Klärung der Schuld des Frank­furters kon­nten schließlich nur die vor­liegen­den Foto- und Videoauf­nah­men herange­zo­gen wer­den. Auf diesen ist Michael Hecke, der zur Zeit bei ein­er Lei­har­beits­fir­ma für die Solar­fab­rik „con­er­gy“ tätig ist, deut­lich an sein­er markan­ten Klei­dung zu erken­nen. Er trug an diesem Tag ein Pali-Tuch, sowie ein T‑Shirt mit der Auf­schrift „Todesstrafe für Kinder­schän­der“ und einen East­pak-Ruck­sack. Zudem hielt er die Tat­waffe, eine zusam­mengerollte Fahne, in der Hand. All diese Gegen­stände kon­nten bei der späteren Woh­nungs­durch­suchung sichergestellt werden.

Obwohl sein Klei­dungsstil nicht unüblich für die extrem rechte Szene ist, kon­nte auf den Videos und Fotos ver­gle­ich­bar gek­lei­dete Per­son erkan­nt wer­den. Somit stand für das Gericht und den Staat­san­walt die Schuld von Michael Hecke fest. Er wurde schließlich zu ein­er Jugend­strafe von 1 Jahr und 3 Monat­en verurteilt. Diese wurde zunächst für 4 Monate aus­ge­set­zt. Nach dieser Zeit wird dann entsch­ieden, ob der Frank­furter hin­ter Git­ter muss oder sich bewähren darf.

Für diese Verurteilung wurde ein weit­er­er Fall mit ein­be­zo­gen. So wurde Hecke bere­its am 6.Mai 2009 wegen gemein­schaftlich schw­er­er Kör­per­ver­let­zung und Bedro­hung vom Amts­gericht Eisen­hüt­ten­stadt zu ein­er Bewährungsstrafe von 1 ½ Jahren verurteilt. So habe er am 2.September 2008 mit einem Mit­täter am Haupt­bahn­hof Frank­furt (Oder) grund­los eine Per­son zusam­mengeschla­gen und schw­er ver­let­zt. Weit­ere drei Fälle aus den Jahren 2008 und 2009 sind bekannt.

Auch als Neon­azi ist er kein Unbekan­nter. So fiel er schon des öfteren bei Fuss­bal­spie­len im Umkreis der FCV-Hooli­gans auf. Ausser­dem beteiligte er sich zusam­men mit anderen Neon­azis aus der Region an recht­en Aufmärschen.

recherche_ffo@gmx.net   http://recherchegruppe.wordpress.com

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Antifaschismus

wake up! Offensiv gegen rechte Gedanken und Strukturen

Antifa-Demon­stra­tion | Sa, 25. Sept 2010 | 15 Uhr | Potsdam-Hauptbahnhof

Fünf Jahre sind seit dem „sum­mer of hate“, wie er einst von Pots­damer Neon­azis aus­gerufen wurde, ver­gan­gen. Fünf Jahre in denen sich bis heute eine „neue“ Gen­er­a­tion von Neon­azis in der Lan­deshaupt­stadt zusam­men­find­en, organ­isieren und etablieren konnte.

Die Serie von recht­sradikalen Gewalt­tat­en und Pro­pa­gan­dade­lik­ten im Som­mer 2005, nahm ihren trau­ri­gen Höhep­unkt in der Nacht zum 3. Juli im soge­nan­nten „Tram-Über­fall“. Damals griff eine ca. 20-köp­fige Neon­azi­gruppe zwei Student_innen aus ein­er Straßen­bahn her­aus an und ver­let­zte diese lebens­ge­fährlich. Dies führte zur Verurteilung und Inhaftierung führen­der Pots­damer Neon­azis und somit zur zeitweisen Schwächung der lokalen Neon­aziszene. Die hier­durch ent­standene Lücke wussten jedoch die „Freie Kräfte Pots­dam“, eine noch im sel­ben Jahr gegrün­dete recht­sradikale Grup­pierung, zu füllen. Diese formten von da an die mehr oder weniger organ­isierte rechte Struk­tur in Potsdam.

Die sich in den fol­gen­den Jahren entwick­el­nde rechte Szene wies neben den Kon­ti­nu­itäten, die durch einzelne übrig gebliebene Protagonist_innen und Labels zu erken­nen war, auch zahlre­iche struk­turelle und sub­kul­turelle “Neuerun­gen” auf. Die örtliche Neon­aziszene wurde deut­lich jünger und gewann an Organ­i­sa­tion und Dynamik.
So waren sie ver­mehrt durch Aktio­nen zum Todestag von Rudolf Hess und Horst Wes­sel, zum Jahrestag der Bom­bardierung Dres­dens oder Pots­dams und bei let­zterem auch zum gemein­samen Kriegs­gräber schrubben präsent, sowie durch Fahrten zu regionalen und über­re­gionalen Demon­stra­tio­nen. In unregelmäßig erscheinen­den Beiträ­gen berichteten sie von gemein­samen Aus­flü­gen, welche auch NS-Gedenkstät­ten zum Ziel hat­ten, um hier
die deutsche Geschichte, Kriegss­chuld und Kriegsver­brechen zu rel­a­tivieren und zu leugnen.

Auch machte die Adap­tion jugend­kul­tureller Sym­bo­l­iken und Dress­codes seit­ens der Neon­azis beim Out­fit der „Autonomen“ nicht halt und somit sind die Pots­damer „nationalen Sozial­is­ten“ heute optisch gut im Stadt­bild angekom­men. So sind viele von ihnen nicht mehr von anderen Jugend­sub­kul­turen zu unter­schei­den. Ob im
“autonomen”, sportlichen Style oder als Hard­core-Anhänger_in, viele Neon­azi-Out­fits sind schon längst mit dem Main­stream vere­in­bar. Eben­falls optisch angekom­men, wenn auch mehr schlecht als recht, sind sie in den
let­zten Jahren zunehmend mit rel­a­tiv aufwändi­gen und großflächi­gen Pro­pa­gan­daak­tio­nen. Diese offen­barten das ein oder andere Mal die örtliche, regionale und auch über­re­gionale Zusam­me­nar­beit und Ver­net­zung der Pots­damer
Neon­aziszene.

Auch wenn es viele Verän­derun­gen inner­halb der Neon­aziszene gab, so sind doch Über­griffe und Pöbeleien auf ver­meintlich linke, alter­na­tive Jugendliche und Migrant_innen nicht aus­ge­blieben. Ger­ade in der Debat­te um die umge­zo­gene Asyl­suchen­de­nun­terkun­ft oder sich wieder­holende Bran­dan­schläge und andere Angriffe auf den Pots­damer Inte­gra­tions­garten, haben sich die organ­isierten und unor­gan­isierten Neon­azis weit­er­hin durch ras­sis­tis­che Äußerun­gen und Über­griffe her­vor­ge­tan. Fakt ist, die Pots­damer Neon­aziszene ist weit­er­hin aktiv und
gewalt­tätig.

Die Stadt Pots­dam und die Polizei schafften es wed­er im Jahr 2005 noch heute wirk­liche Fortschritte in der Auseinan­der­set­zung mit „ihren“ Neon­azis zu erzie­len. Was sie jedoch zu jedem Zeit­punkt schafften, war das Naziprob­lem zu rel­a­tivieren und klein zu reden.

Öffentliche Aktio­nen von Seit­en der Stadt, wie gegen die Kundge­bun­gen der DVU im Jahre 2008 und 2009 auf dem Luisen­platz, führten nur durch das engagierte Ein­greifen von Antifaschist_innen zu deren effek­tiv­er Störung oder sog­ar vorzeit­iger Beendigung.

Die damals von der Stadt, Polizei und Presse während des „sum­mer of hate“ her­bei kon­stru­ierte „Gewalt­spi­rale“ zwis­chen „links“ und „rechts“ griff zu jen­er Zeit schon tief in die staubig-kon­ser­v­a­tive Extrem­is­muskiste und ver­suchte sich akribisch an der Gle­ich­set­zung von Neon­azis und dem ihnen ent­ge­gen gestell­ten antifaschis­tis­chen
Wider­stand. Ein Zus­tand der bis heute noch Teil der (kom­mu­nal-) poli­tis­chen und polizeilichen Rhetorik ist und ein Trend, der sich zunehmend ver­stärkt und antifaschis­tis­che Poli­tik zu diskred­i­tieren versucht.

Auf diesen igno­ran­ten und pas­siv­en Zus­tand haben wir keinen Bock mehr! Wir wollen mit „wake up!“ erneut diesen Wider­stand beleben und kraftvoll und entschlossen fort­set­zen. Kommt deshalb am 25. Sep­tem­ber auf die Straßen Pots­dams und zeigt mit uns gemein­sam, dass es so etwas wie ein Revival des „sum­mer of hate“ nicht geben
wird. Pots­dam hat ein Naziprob­lem und dem gilt es sich zu wider­set­zen. Deswe­gen rufen wir dich dazu auf, mit uns gemein­sam sowohl am Tag der Demo als auch im All­t­ag recht­en Gedanken und Str­ruk­turen ent­ge­gen zu treten. Denn der Wider­stand gegen Neon­azis muss ein vielfältiger, organ­isiert­er und kon­se­quenter sein.

[a] antifaschistische linke potsdam | www.antifa-potsdam.de | www.myspace.de/politresen
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Gegen Krieg und Vertreibung – Asyl ist Menschenrecht

Demon­stra­tion „Gegen Krieg und Vertrei­bung – Asyl ist Men­schen­recht“
Sonnabend, 04.09.2010, 10:00 Uhr, Neu­rup­pin, Bahn­hof Rheins­berg­er Tor

Ausstel­lung „Labyrinth Fluchtweg“ 04. bis 09.09.2010, täglich 10 bis 16 Uhr

Am 01. Sep­tem­ber 1939 begann mit dem Über­fall Hitlerdeutsch­lands auf Polen der Zweite Weltkrieg. Aus diesem Anlass ruft das Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt zu ein­er Demon­stra­tion auf unter dem Mot­to „Gegen Krieg und Vertrei­bung – Asyl ist Menschenrecht“.

Das Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt schlägt bewusst die Brücke vom Antikriegstag zum The­ma Asyl­recht. „Es ist nun mal lei­der Fakt, dass deutsche Trup­pen in aller Welt an bewaffneten Auseinan­der­set­zun­gen teil­nehmen. Umso stärk­er spüren wir die Ver­ant­wor­tung gegenüber den Men­schen, die aus Afghanistan und anderen Kriegs- und Krisen­ge­bi­eten zu uns flücht­en müssen.“ Neu­rup­pin beken­nt sich zu Tol­er­anz und Demokratie – jet­zt kommt es darauf an, den Worten auch Tat­en fol­gen zu lassen. Dazu gehört nach unser­er Überzeu­gung auch die men­schen­würdi­ge Unter­bringung von Asyl­be­wer­bern in Wohnungen.

Die Demon­stra­tion begin­nt am Sonnabend, 04.09.2010 um 10 Uhr am Rheins­berg­er Tor. Sie führt über die Karl-Marx-Straße zum Schulplatz; hier wird die inter­ak­tive Ausstel­lung „Labyrinth Fluchtweg“ eröffnet. Anschließend soll die Unter­bringung der Asyl­be­wer­ber im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin in einem Podi­ums­ge­spräch disku­tiert werden.

Labyrinth Fluchtweg“ wird dann bis zum 09. Sep­tem­ber täglich von 10 bis 16 Uhr zu besichti­gen sein. Die Instal­la­tion in einem großen Sat­te­lau­flieger ver­set­zt den Besuch­er in die Sit­u­a­tion eines Flüchtlings, der gezwun­gen ist seine Heimat zu ver­lassen, der sich auf den Weg ins Ungewisse macht – zum Beispiel nach Deutsch­land… „Wir freuen uns, diese beein­druck­ende Ausstel­lung in Neu­rup­pin zeigen zu kön­nen. Wir rufen alle Bürg­er des Land­kreis­es auf, zur Demon­stra­tion zu kom­men und sich so zu Gast­fre­und­schaft und zum Recht auf Asyl zu bekennen.“

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Antifaschismus

Den Nazis Einhalt gebieten!

Die Einen ver­anstal­ten ein Ver­net­zungstr­e­f­fen im Wald mit min­destens 60 Faschist_Innen aus Berlin, Post­dam, OHV und HVL in der Nähe von Alt-Rup­pin (Quelle sind die ein­schlägig bekan­nten). Neben eher lächer­lich anmu­ten­den sportlichen Aktiv­itäten zur Stärkung der soge­nan­nten Volks­ge­meintschaft, entste­hen hier dur­chaus hand­lungs­fähige Ver­net­zungsstruk­turen. Die Nazis glauben auf­grund von rel­a­tiv schmalen Antifa-Struk­turen in der Region ungestört agieren zu kön­nen und nutzen den Raum OPR als Hin­ter­land für die Vor­bere­itung ihrer Aktio­nen. Hier lohnt es sich dran zu bleiben, um dem braunen Mob auf die Pelle zu rücken.

Doch eben­so gibt es ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che und men­schen­feindliche Ein­stel­lun­gen unter Neuruppiner_Innen. Nicht alle sehen sich dabei selb­st als Nazis – die Hand­lun­gen sind es aber zumeist. Eine Chronik der let­zten Monate wird ger­ade erar­beit­et und soll den deut­lichen Anstieg von Über­grif­f­en und Nazis­chmier­ereien verdeutlichen.

Auf einen bru­tal­en Über­fall in der Nacht zum 09.08.2010 möcht­en wir an dieser Stelle aufmerk­sam machen. Nach­dem ein 28-jähriger vorbe­strafter Neu­rup­pin­er Nazi und sein 32-jähriger Begleit­er aus der „Relaxx“-Bar in der Schinkel­straße gegen 01:00Uhr geflo­gen waren, zogen sie gröl­lend durch die Bern­hard-Brasch-Straße Rich­tung Vir­chow-Straße. Als sie dort vor einem Restau­rant anfin­gen die Ein­rich­tung zu demolieren, stellte sie der Laden­in­hab­er zur Rede. Als die bei­den Angreifer ihn sahen, fiel die Aus­sage „Das ist doch kein Deutsch­er“ sowie „Scheiss Aus­län­der“. Unmit­tel­bar darauf bewar­fen die bei­den Nazis den Inhab­en mit Flaschen, Stühlen und Blu­menkü­beln. Dieser musste sich in den Laden zurückziehen und wurde weit­er­track­tiert. Zahlre­iche Blut­spritzer im Haus­flur zeugten von der Heftigkeit des Angriffes. Die durch Anwohner_Innen alarmierte Polizei, traf zügig ein und ver­hielt sich erstaunlich kor­rekt. Die bei­den Nazis wur­den festgenom­men, nicht ohne weit­ere ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen auszus­toßen. Der Inhab­er erlitt etliche starke Prel­lun­gen am gesamten Kör­p­er und litt noch mehrere Tage unter Schmerzen und Angstzustän­den. Grund genug für die Neu­rup­pin­er Antifa zusam­men mit dem JWP Mit­ten­Drin prak­tis­che Sol­i­dar­ität für den Betrof­fe­nen zu organ­isieren. Zahlre­iche Men­schen kamen in den Tagen nach dem Angriff in seinen Laden und sprachen ihr Mit­ge­fühl aus. Ins­ge­samt kon­nten bis zum Mittwoch abend 140 Euro an Unter­stützung gesam­melt wer­den. Dabei darf es allerd­ings nicht bleiben. Es ist die Auf­gabe von uns allen, wach­sam zu sein und gegen solche Über­griffe vorzugehen.

Das die bei­den Neu­rup­pin­er Nazis alko­holisiert waren, stellt für uns keine Ein­schränkung ihrer Schuld und ihres ver­ankerten ras­sis­tis­chen Welt­bildes dar.

Presse – Rup­pin­er Anzeiger vom 09.08.2010

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Antifaschismus

Ab in die Mark – Nazis aus dem Oderland unterwegs mit der KMOB

Frank­furt (Oder) — Die Kam­er­ad­schaft „Märkisch-Oder-Barn­im“ (KMOB) hat­te für diesen Som­mer ihre Kam­er­aden zu einem großen Demo­marathon quer durch mehrere Städte Nor­dost-Bran­den­burgs gerufen.

Vom 29. Mai bis zum 10. Juli sollte an jedem Woch­enende ein Auf­marsch stat­tfind­en. Let­z­tendlich kon­nten von den geplanten sieben Demon­stra­tio­nen nur ein einziger stattfinden.

Noch vor ihrem let­zten Auf­marsch löste sich die KMOB auf. Denn es dro­hte ein möglich­es Ver­bot durch das Bran­den­burg­er Innen­min­si­teri­um. Der Auf­marsch in Man­schnow (10. Juli) wurde abge­sagt [1]. Aus­lös­er hier­für waren Haus­durch­suchun­gen in mehr als 20 Objek­ten in Berlin und Bran­den­burg am Mor­gen des 2. Juli bei denen Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al und über 300 Waf­fen sichergestellt wur­den [2]. Voraus­ge­gan­gen waren zahlre­iche Proteste des zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es „Bran­den­burg — Naz­ifrei“. In diesem haben sich zahlre­iche Grup­pen und Einzelper­so­n­en zusam­mengeschlossen und erfol­gre­ich die Aufmärsche gestört und block­iert [3].

Inter­ssant bei diesen eher kleinen Demon­stra­tio­nen, die jediglich zwis­chen 70 bis 110 Faschist_innen auf die Strasse brin­gen kon­nten, war die Anwe­sen­heit Oder­län­der Neon­azis aus ver­schiede­nen Stör­mungen inner­halb der extrem recht­en Szene. Neben Einzelper­so­n­en ohne feste Grup­pen­zuge­hörigkeit waren Per­so­n­en aus dem Umfeld der FCV-Hooli­gans und der Kam­er­ad­schaft „Fre­un­deskreis NS/OS“ zu beobachten.

In Bernau bei Berlin, wo am 29.Mai der erste Auf­marsch der KMOB stat­tfind­en sollte ver­sam­melten sich ins­ge­samt rund 90 Neon­azis [4]. Teilgenom­men haben unter anderem fünf, als „Bahn­hofs-Nazis“ bekan­nte Faschist_innen, die des öfteren am Haupt­bahn­hof von Frank­furt (Oder) anzutr­e­f­fen sind. Dort fall­en sie haupt­säch­lich durch Bier trinken und pöbeln auf, das nicht sel­ten beim türkischen und asi­atis­chen Imbiss. Auf Aufmärschen sind sie bis­lang noch nicht in Erschei­n­ung getreten. In Straus­berg nahm auch der mehrfach vorges­trafte Mario Schreiber (27) sowie min­destens eine aus dem FCV-Umfeld bekan­nte Per­son teil.

Neben diesen, in bei­den Städten als Einzelper­so­n­en ohne Grup­pen­zuge­hörigkeit angereis­ten Per­so­n­en nahm eine, in der let­zten Zeit häu­figer in den Fokus der Recherchegruppe ger­ate­nen Gruppe teil. Es han­delt sich um die aus dem Raum Eisenhüttenstadt/Frankfurt stam­mende Kam­er­ad­schaft „Fre­un­deskreis NS/OS“, die schon seit einiger Zeit auf Aufmärschen in ganz Ost­deutsch­land mit ihren Trans­par­enten anzutr­e­f­fen ist. Wie auch viele andere Kam­er­ad­schaften geben sie sich betont mil­i­tant und beze­ich­nen sich selb­st als soge­nan­nte „Autonome Nation­al­is­ten“ bzw. „Nationale Sozialisten“.

In Bernau, Bad Freien­walde (12. Juni) aber auch in Straus­berg am 19. Juni beteiligten sie sich an den Aufmärschen. Bei der kurzfristig abge­sagten Demo die in Eber­swalde am 6. Juni stat­tfind­en sollte, reis­ten sie stattdessen nach Hildesheim.

Zu den wichtig­sten Pro­tag­o­nis­ten dieser Kam­er­ad­schaft zählen Michael Meißn­er (23) aus Eisen­hüt­ten­stadt und der 20jährige Marten Erlebach aus Frank­furt. Let­zter­er scheint eben­falls Kon­tak­te zur NPD zu besitzen. So hängte er zusam­men unter anderen mit Lars Bey­er und Frank Odoy von der NPD Oder­land im ver­gan­genen Jahr Wahlplakate in der Oder­stadt auf [5] oder besuchte mit der Vor­sitzen­den der NPD Oder­land Manuela Kokott die Kam­er­ad­schafts­de­mo in Berlin am 10. Okto­ber 2009.

Über den „Fre­un­deskreis NS/OS“ sowie die soge­nan­nten „Autonomen Nation­al­is­ten“ in der Region wer­den wir in Zukun­ft noch eina­mal aus­führlich­er bericht­en. Denn auch in Frank­furt (Oder) kon­nten in den let­zten Monat­en ver­mehrt Aktiv­itäten beobachtet werden.

Quellen:

[1] https://inforiot.de/artikel/kmob-loest-sich-auf
[2] http://www.tagesspiegel.de/berlin/brandenburg/mehr-als-300-waffen-bei-neonazis-gefunden/1873596.html;jsessionid=4BE82079C2B5CB0DAD26F9BA7743DD34?
[3] http://www.brandenburg-nazifrei.de
[4] https://inforiot.de/artikel/bernau-bleibt-nazifrei
[5] http://recherchegruppe.wordpress.com/2009/09/15/npd-hangte-wahlwerbung-in-frankfurt/

Inforiot