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Wittstock/Dosse: Gespenstischer Fackelmarsch gegen Asylsuchende / Polizei verhindert Blockaden / Proteste nur am Rande

Am frühen Abend marschierten unge­fähr 130 Per­so­n­en, der Großteil davon Neon­azis aus Bran­den­burg und Berlin, anlässlich eines so genan­nten „Fack­elspazier­gangs gegen die Flüchtlingspoli­tik“ durch die nord­bran­den­bur­gis­che Stadt Wittstock/Dosse. Der Auf­marsch wurde von einem mas­siv­en Polizeiaufge­bot, unge­fähr 500 Beamt_innen sollen vor Ort gewe­sen sein, begleit­et und let­z­tendlich auch durchge­set­zt. Ein Block­ade­v­er­such von jugendlichen Antifaschist_innen scheit­erte in der Ringstraße. Er soll von der Polizei recht rabi­at vere­it­elt wor­den sein. Zu Fes­t­nah­men sei es aber nicht gekom­men sein.
Proteste am Rande
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (12)
Polizeilich geduldete Protestkundge­bun­gen in Hör- und Sichtweite der Asylgegner_innen gab es hinge­gen nur am angemelde­ten Info­tisch in der Pritzwalk­er Straße Ecke Ringstraße. Dort ver­sam­melten sich zulet­zt unge­fähr 50 Men­schen und protestierten mit Fah­nen und laut­stark­er Stimme gegen den daran vor­beiziehen­den Fackelmarsch.
In der Ringstraße Ecke Wiesen­straße gab es zu dem einen Andacht durch Mit­glieder kirch­lichen Gemeinde. Diese fand unter dem Mot­to: „Ras­sis­mus wider­sprechen! Denn vor Gott sind alle gle­ich.“ statt.
Am Bahn­hof, dem Start­punkt des Fack­el­marsches der Asylgegner_innen waren zu dem Trans­par­ente der Ini­tia­tiv­en „Witt­stock beken­nt Farbe“ sowie „Schön­er leben ohne Nazis“ angebracht.
Etwas abseits des Geschehens, aber dafür im Kern der his­torischen Alt­stadt, wurde sich eben­so gegen Nazis und Ras­sis­mus posi­tion­iert. Hier, auf dem Mark­t­platz der Stadt, fand die Eröff­nung des Wei­h­nachts­mark­tes statt, die vom Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ eben­falls genutzt wurde um Luft­bal­lons mit den Slo­gans „Kein Ort für Nazis“ und ähn­lich­es unter die Bevölkerung zu verteilen. Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann nutze zu dem seine Eröff­nungsrede auf dem Markt, um seinen Unmut für die Ver­anstal­tung der Asylgegner_innen auszudrücken.
Die Marschier­er außer­halb der Innen­stadt hielt dies freilich nicht auf.
Braune Allianzen
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (60)
Zu diesem Fack­el­marsch hat­ten übri­gens mehrere Ini­tia­tiv­en, Vere­ini­gun­gen und Organ­i­sa­tio­nen mobil­isiert. Alleine aus Wittstock/Dosse fie­len zwei Social­me­dia-Grup­pen auf, die vor allem um Teilnehmer_innen aus der Stadt bemüht waren. Zum einen war dies die Gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN Danke“ mit 397 Mit­gliedern, die zwar ein bürg­er­lich­es Antlitz vortäuscht, jedoch stark von neon­azis­tis­chem Gedankengut vere­in­nahmt wird, und zum anderen die Gruppe „IN WITTSTOCK AUFGEWACHSEN UND DARAUF BIN ICH STOLZ“ mit 54 Mit­gliedern, die von dem ein­schlägi­gen Neon­azi Oliv­er M. betrieben wird und im Titel­bild auch unter dem Namen „Nationale Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“ fir­miert. Wobei die Gruppe der in WITTSTOCK AUFGEWACH­SE­Nen, nicht mit ein­er  gle­ich­lau­t­en­den, aber kleingeschriebe­nen Gruppe mit über 2.000 Mit­gliedern, ver­wech­selt wer­den sollte.
Darüber hin­aus warb auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus Bad Belzig sowie die Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ für die Ver­anstal­tung. Ins­beson­dere let­zt­ge­nan­nte Gruppe macht seit eini­gen Wochen ver­mehrt von sich Reden. Am Volk­strauertag 2014 marschierte sie unangemeldet mit Fack­eln durch die Kle­in­stadt Gransee (Land­kreis Ober­hav­el). Des Weit­eren beteiligten sich Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tive am ver­gan­genen Woch­enende an einem Auf­marsch von Asylgegner_innen im säch­sis­chen Schnee­berg (Erzge­birge). Auch in Witt­stock nah­men heute Vertreter_innen von „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ teil. Diese rel­a­tiv neue Gruppe scheint ein Net­zw­erk von Neon­azis aus Pots­dam-Mit­tel­mark, Bran­den­burg an der Hav­el, Ober­hav­el und Ost­prig­nitz-Rup­pin zu sein, dass mut­maßlich von dem Grabow­er Neon­azi Maik Eminger gespon­nen wurde. Eminger, der ursprünglich aus dem Erzge­birge stammt und dort in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften sozial­isiert wurde, trat auch als mut­maßlich­er Sprech­er dieser Ini­tia­tive in Schnee­berg auf. Auch in Wittstock/Dosse war er heute zuge­gen und hielt während der Zwis­chenkundge­bung im Bere­ich Friedrich Schiller Straße einen Rede­beitrag. Eminger, dessen Brud­er André sich zurzeit beim NSU Prozess in München ver­ant­worten muss, ste­ht für den mil­i­tan­ten Flügel des neon­azis­tis­chen Milieus und ver­fügt über zahlre­iche Kon­tak­te zu Gle­ich­gesin­nten in NPD, JN, III. Weg, Gefan­genen­hil­fe und anderen Neonaziorganisationen.
Zu diesem Net­zw­erk hal­ten offen­bar auch mehrere Stadtverord­nete der nation­aldemokratis­chen Partei. So waren heute u.a. auch Dave Trick aus Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin), Robert Wolin­s­ki aus Vel­ten (Land­kreis Ober­hav­el) und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) nach Wittstock/Dosse gereist.
Anson­sten waren weit­er­hin bekan­nte Gesichter der „Nationalen Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“, der „Aktion­s­gruppe Nord Ost“ und der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ vertreten. Die „Freien Kräfte Prig­nitz“ waren zu dem mit eigen­em Ban­ner angereist.
So genan­nten „Bürger_innen“ waren hinge­gen nur zu einem kleinen Teil vertreten. Unge­fähr 20 bis 30 Per­so­n­en kön­nen diesem Spek­trum zuge­ord­net wer­den. Der Rest war mehr oder weniger als Neon­azi oder Hooli­gan erkennbar. Für let­zt­ge­nan­nte Gruppe wurde übri­gens auch extra der Titel „Hooli­gans gegen Salafis­ten“ von „Kat­e­gorie C“ über den Pkw-Laut­sprecher­wa­gen abgespielt.
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Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Mehrheit auf Bürgerversammlung für Flüchtlinge / Asylgegner_innen kündigen Fackelmarsch an

Titelbild
Zu ein­er Bürg­erver­samm­lung zum The­ma „Unter­bringung von Flüchtlin­gen“ hat­te am Abend die Stadt Wittstock/Dosse und der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin geladen. Die Ver­anstal­tung fand in der Stadthalle an der Ringstraße statt. Unge­fähr 250 Men­schen aus dem Stadt­ge­bi­et und der näheren Umge­bung von Witt­stock, darunter 30 Mit­glieder des Bünd­niss­es „Witt­stock beken­nt Farbe“, aber auch genau­so viele mut­maßliche Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tiv­en „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ und „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“, nah­men daran Teil.
In der anschließen­den Diskus­sion ergrif­f­en sowohl Flüchtlings­be­für­worter als auch Asylgegner_innen das Wort.
Bish­erige Kontroverse
Die Stadt Witt­stock hat im Zuge der momen­tan durch Krieg und Ver­fol­gung ansteigen­den Flüchtlingszahlen, ähn­lich wie andere Gemein­den im Land­kreis, Ver­ant­wor­tung über­nom­men und unge­fähr 45 Flüchtlinge aufgenom­men. Diese wur­den im so genan­nten „B3 – Cen­ter“ (Bett, Bike, Bowl­ing), östlich des his­torischen Stadtk­erns unterge­bracht. Obwohl dadurch, laut Stadt, wed­er der Betrieb des Cen­ters noch son­stige Beein­träch­ti­gun­gen im öffentlichen Leben oder sozialen Gefüge zu erwarten sind, zieht seit eini­gen Wochen eine Bürg­erini­tia­tive mit Namen „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ sowie seit neuesten eine Gruppe mit dem Arbeit­sti­tel „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“ haupt­säch­lich im Social­me­dia-Bere­ich gegen diesen Akt der Men­schlichkeit zu Felde.
Am 8. Novem­ber 2014 führte die NPD zu dem eine Kundge­bung mit 100 Teilnehmer_innen auf dem Witt­stock­er Markt durch, bei der zum einen ein im näch­sten Jahr anste­hen­der Neon­azi­auf­marsch in Neu­rup­pin und zum anderen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Witt­stock the­ma­tisiert wur­den. Im Rah­men dieser Ver­samm­lung wur­den auch Flug­blät­ter verteilt, die offen­bar ein bürg­er­lich­es Pub­likum ansprechen sollen, jedoch auch klar mit neon­azis­tis­ch­er Ter­mi­nolo­gie aus­gestal­tet wur­den. Auch der Inhalt ist mehrdeutig ver­fasst. Zum einen wird der Stadt, trotz ein­er umfassenden, im Netz nach­les­baren Pressemit­teilung vom 24. Okto­ber 2014, eine man­gel­nde Informierung der Bevölkerung zur Unter­bringung von Asyl­suchen­den vorge­wor­fen und zum zweit­en den Flüchtlin­gen sel­ber, ohne das bere­its nur ein einziger Fall vor Ort nachgewiesen wurde, „Asyl­be­trug“ unter­stellt. Ein Umstand der dem Straftatbe­stand der Volksver­het­zung schon sehr nahe kommt und ein Beispiel für die gefährliche, mitunter explo­sive Anspan­nung und Polar­isierung in der Stadt ist. Außer­dem heizt das neon­azis­tis­che Milieu durch Social­me­dia-Pro­pa­gan­da und die erk­lärte Unter­stützung eines geplanten „Fack­elspazier­gangs“ gegen die „Flüchtlingspoli­tik“ am kom­menden Sam­stag die Debat­te zusät­zlich an.
Die Ver­samm­lung
Stadt und Land­kreis hat­ten deshalb am heuti­gen Abend ab 18.30 Uhr zu einem Dia­log ein­ge­laden. Asyl­be­für­worter und Geg­n­er mobil­isierten eben­falls. Alle Parteien, ein­schließlich bekan­nter Vertreter des lokalen Neon­az­im­i­lieus, waren dann auch erschienen.
Zunächst leit­ete Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann die Ver­anstal­tung mit der Vorstel­lung der Podi­ums­beisitzer von Stadt, Land­kreis und Polizei ein, erk­lärte die Spiel­regeln der Diskus­sion und betonte, dass Witt­stock für Tol­er­anz ste­ht. Anschließend über­gab er das Wort an eine Vertreterin des Land­kreis­es, die nun erst ein­mal einen all­ge­meinen Fak­tenüberblick zum The­ma Asyl ver­mit­telte. Dem­nach wird für das Jahr 2014 von 5.862 Flüchtlin­gen im gesamten Land Bran­den­burg aus­ge­gan­gen, die zunächst in Eisen­hüt­ten­stadt aufgenom­men und von dort auf die einzel­nen Stadt- und Land­kreise aufgeteilt wur­den. Im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin gibt es derzeit eine dauer­hafte Unterkun­ft mit 208 reg­ulären Plätzen und 16 Not­fallplätzen in der Kreis­stadt Neu­rup­pin. Ab Mitte Dezem­ber wird eine weit­ere größere Unterkun­ft mit Platz für unge­fähr 100 Men­schen in Wusterhausen/Dosse dazukom­men. Außer­dem gibt es ein Wohn­ver­band von Flüchtlin­gen in Lenzke bei Fehrbellin sowie drei Notun­terkün­fte, darunter eine, das B3-Cen­ter, in Wittstock/Dosse. Hauptziel des Land­kreis­es ist jedoch die Asyl­suchen­den in Woh­nun­gen unterzubrin­gen, um damit eine bessere Inte­gra­tion zu ermöglichen. Dies­bezüglich wur­den bere­its auch vier Woh­nun­terkün­fte in Wittstock/Dosse angemietet.
Dann plöt­zlich ein Zwis­chen­ruf aus dem asy­lablehnen­den Lager. „Wurde über gefragt, ob wir die Flüchtlinge über­haupt wollen?“, ruft ein Mann mit poliert­er Glatze, Brille und einem Wolf­s­tat­too am Hals. Es ist der Bürg­er Sandy Lud­wig der sich da bemerk­bar macht. Er ist beken­nen­der Nazi und trat als Wort­führer der anwe­senden Asyl­geg­n­er auf. Bürg­er­meis­ter Gehrmann weißt ihn jedoch zu Recht. Er solle sich ordentlich ver­hal­ten und sich mit Namen vorstellen. Lud­wig gehorcht, lässt die Land­kreis­mi­tar­bei­t­erin ausre­den, stellt sich dann brav vor und for­muliert seine Frage erneut. Bürg­er­meis­ter Gehrmann, der in Punk­to Flüchtlingsauf­nahme die Stadtverord­neten hin­ter sich hat, lässt die Frage jedoch kalt und wiegelt den Glatzkopf ab. „Die Frage ent­behrt jede Antwort“, so der Herr im Rathaus.
Eine Bürg­erin nutzt jedoch die Gele­gen­heit nun und beken­nt: „Wir haben die Pflicht Men­schen auf der Flucht zu helfen. Uns geht es gut. Wir kön­nen helfen“. Applaus von Zwei­drit­teln der Zuhörer_innen im Saal. Weit­ere Beken­nt­nisse für die Flüchtlinge folgen.
Für diese Men­schen ste­ht eher die Frage im Vorder­grund: wie kann konkret geholfen wer­den? Ins­beson­dere das sprach­liche Aufeinan­derzuge­hen liegen ihnen offen­bar am Herzen. Dies­bezüglich ergreift der Bürg­er Schmidt, ein Schulleit­er, das Wort und weißt darauf hin, dass es ein Anrecht auf schulis­che Förderung auch für Asyl­suchende gäbe.
Anschließend meldet sich der Bürg­er M. Schu­mann aus den Rei­hen der Asyl­geg­n­er und fragt, wer dann, wenn die Flüchtlinge kämen, für die „Sicher­heit unser­er Kinder und Frauen“ sorgt. Gelächter und Buh-Rufe erfüllen den Saal. Offen­bar ent­behrt auch diese Frage jeglich­er Grund­lage. Doch der Polizeibeamte Weich­mut nutzt diese Gele­gen­heit, um den Stand­punkt der Polizei in der Kon­tro­verse darzustellen. So gab es im Jahr 2013 unge­fähr 8.000 Straftat­en im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin bei denen 3.200 Tatverdächtige ermit­telt wur­den. 200 davon sollen Aus­län­der gewe­sen sein, also Gas­tar­beit­er, andere EU-Bürg­er, Reisende etc. Lediglich acht Straftat­en wur­den 2013 von Asyl­suchen­den began­gen und dies waren meis­tens Stre­it­igkeit­en untere­inan­der. Insofern sieht die Polizei kein beson­deres Sicher­heit­srisiko durch mehr Flüchtlinge und momen­tan sowieso nicht, da höch­stens zehn in Witt­stock leben.
Wohl aber beobachtet die Polizei die Kon­tro­verse um die Flüchtlinge und kündigt Präsenz zum geplanten „Fack­elspazier­gang“ der Asylgegner_innen an.
Auch die Mehrheit der zur Bürg­erver­samm­lung anwe­senden Wittstocker_innen sehen sich nicht durch steigende Flüchtlingszahlen bedro­ht. Sie applaudierten der Bürg­erin Borg, die dies offen­bar stel­lvertre­tend für den Großteil der Anwe­senden aussprach. Ein weit­er­er Bürg­er bekräftigte sog­ar, dass gerne noch mehr Flüchtlinge kom­men kön­nten. Schließlich sei auch der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin von der Abwan­derung viel­er Men­schen betrof­fen. Der Zuzug von Flüchtlin­gen kön­nte so auch ein Garant sein, dass die vorhan­dene Infra­struk­tur erhal­ten bleibt und nicht noch mehr Men­schen dem Land­strich den Rück­en kehren.
Dann ver­sucht­en sich die Asylgegner_innen aber­mals durch die Wieder­gabe von „Gerücht­en“, Halb­wis­sen und Vorurteilen in Posi­tion zu brin­gen. Scheit­erten aber wieder, da ihnen offen­bar die Sachken­nt­nis zu den The­men fehlt und „Gerüchte eben kein Gericht“ sind, wie der Bürg­er­meis­ter ihnen zu ver­ste­hen gab.
Weit­ere Fra­gen fol­gen nicht. Die Mehrheit im Saal ist für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen, die Asylgegner_innen ver­lassen frus­tri­ert den Saal.
Bürg­er­meis­ter Gehrmann resümiert: Witt­stock ist nicht nur tol­er­ant, son­dern auch bere­it sich um Flüchtlinge zu kümmern.
Näch­ste Runde: Fackelmarsch
Doch ganz so ein­fach scheint es nicht zu sein. Immer­hin mobil­isieren die Asylgegner_innen weit­er für ihren geplanten „Fack­elspazier­gang“ am Sam­stag. Ihre Social­me­dia-Präsenz „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ hat­te bis zur gestri­gen Abschal­tung sog­ar über 1.300 „Gefällt mir“-Angaben. Und auch in der Ersatz­gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“ sind bere­its über 300 Mit­glieder. Ein Mod­er­a­tor fast den Abend bei der Bürg­erver­anstal­tung bere­its als Mis­ser­folg zusam­men und ver­traut nun um so mehr auf ein „Zeichen“ auf der Straße am kom­menden Samstag.
Tat­säch­lich fehlen auch der Stadt bish­er wirk­same Konzepte gegen die angemeldete Demon­stra­tion der Asylgegner_innen. Als Alter­na­tive soll der jährliche Wei­h­nacht­saufzug durch die Innen­stadt zeit­gle­ich stat­tfind­en und dem „Fack­elspazier­gang“ so zumin­d­est die Aufmerk­samkeit entziehen.
Konkrete Proteste hat hinge­gen die Ini­tia­tive „West­bran­den­burg Naz­ifrei“ auf dem alter­na­tiv­en Por­tal „Infori­ot“ angekündigt. Genaueres ste­ht aber offen­bar auch hier noch nicht fest.
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Antifaschismus

Aufmarsch am kommenden Samstag: Mit Fackeln gegen Flüchtlinge / Proteste angekündigt

Witt­stock – eine kleine Stadt im Nord­west­en Bran­den­burgs. 15.000 Einwohner_innen leben hier und seit kurzem auch 45 Geflüchtete.  Zuviel wie manche finden…
Fack­el­marsch am Samstag
Eine „Aktion­s­gruppe Witt­stock“ ruft deshalb auf ihrer Präsenz „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ für Sam­stag, den 6. Dezem­ber 2014, zu einem „Fack­elspazier­gang“ – um nicht zu sagen „Fack­el­marsch“ – auf. „Bürg­er­wut“ soll auf die Straße getra­gen wer­den. Bis zu 500 „Bürger_innen“ wer­den erwartet. Das hier aber vor allem Neon­azis und deren Sympathisant_innen aus nah und fern erscheinen wer­den ist abse­hbar. Bei ein­er ähn­lichen Ver­anstal­tung am 8. Novem­ber 2014 nah­men bere­its Abge­sandte des neon­azis­tis­chen Milieus aus ganz West­bran­den­burg teil. Auch für den kom­menden Marsch wird weiträu­mig in der Szene gewor­ben. U.a. ruft auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus dem 140km ent­fer­n­ten Bad Belzig zur Teil­nahme auf.
Angemeldet soll der Fack­el­marsch von ein­er bish­er polizeilich nicht in Erschei­n­ung getrete­nen Per­son wor­den sein. Möglicher­weise um die Spur der tat­säch­lich han­del­nden Akteure zu ver­schleiern. Als Tre­ff­punkt wird die Stadthalle in der Ringstraße, ab 16.00 Uhr, bewor­ben. Möglich ist aber auch ein Vor­ab­tr­e­ff am Bahn­hof. Die endgültige Route des geplanten Marsches ist bish­er nicht bekan­nt, kön­nte aber wegen ander­er Ver­anstal­tun­gen um die Innen­stadt herum, in die nördlichen und/oder südlichen Stadt­ge­bi­ete führen. Wahrschein­lich ist nach derzeit­igem Stand sog­ar das Szenario, dass die (fre­undlich for­muliert) Asylgegner_innen mit ihren Fack­eln sog­ar bis zu den Woh­nun­terkün­ften der Geflüchteten ziehen dür­fen. Und dies ist nicht unproblematisch.
Neon­azis­tis­ch­er Szeneschw­er­punkt Wittstock
Witt­stock gilt seit mehr als zwei Jahrzehn­ten als Stadt mit ein­er extrem gewalt­bere­it­en und dom­i­nant auftre­tenden neon­azis­tis­chen Jugend­szene. Angriffe auf Men­schen oder deren Ein­rich­tun­gen waren und sind keine Sel­tenheit. Extreme Neg­a­tivbeispiele dafür sind u.a. die Tötung von Kajrat Batesov im Mai 2002, ein vol­len­de­ter Bran­dan­schlag auf einen türkischen Imbiss im Feb­ru­ar 1999, ein ver­suchter Bran­dan­schlag auf einen Dön­er­stand im Sep­tem­ber 2009 sowie dutzende Fälle ras­sis­tisch oder neon­azis­tisch motiviert­er Kör­per­ver­let­zun­gen und Sachbeschädi­gun­gen in den let­zten 25 Jahren.
Nach ein­er rel­a­tiv­en Ruhep­hase in den let­zen Monat­en ist das lokale Neon­az­im­i­lieu im Zuge der Unter­bringung von Geflüchteten in der Stadt zu neuem Aktion­is­mus erwacht. Noch kam es zu keinen Über­griff, jedoch wird die Stim­mung, so kann es auf der Inter­net­seite „Asyl­fut in Wittsock NEIN DANKE“ ver­fol­gt wer­den, zunehmend aggres­siv­er. Gezielt wer­den falsche, ein­seit­ige, unsach­liche oder polar­isierende Infor­ma­tio­nen ver­bre­it­et und dadurch ein extremer Ver­bal­radikalis­mus gefördert, der sich in der Aufhitzung der Sit­u­a­tion, auch durch ver­gle­ich­bare, medi­al präsente Prozesse in andern Orten, dur­chaus dem­nächst lokal ent­laden könnte.
Gegen Het­ze und Rassismus
Damit wollen wir uns jedoch nicht abfind­en und am 6. Dezem­ber 2014 in Witt­stock gegen die Het­ze und gegen Ras­sis­mus protestieren.
Wir wollen nicht hin­nehmen, dass Men­schen in Angst leben und ohn­mächtig ihrem Schick­sal über­lassen werden.
Wir wollen auch in Witt­stock zeigen, dass eine andere Welt, ohne Ras­sis­mus möglich ist.

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Antifaschismus

Gipfeltreffen in Berlin: Compact, Alexander Gauland und die NPD

INFORIOT An dem gestri­gen Sam­stag fand im Berlin­er Nobel-Hotel Mar­itim eine Ver­samm­lung unter dem Titel „Friedenkon­ferenz – für Frieden mit Rus­s­land“ des Com­pact Mag­a­zins statt. Das Com­pact-Mag­a­zin ist eine recht­spop­ulis­tis­che Zeitschrift und wird durch den neurecht­en Ver­schwörungs­the­o­retik­er Jür­gen Elsäss­er herausgegeben.
Als ein Haup­tred­ner trat der Bran­den­burg­er AfD-Vor­sitzende Alexan­der Gauland auf. Das Spek­trum an Besucher_innen reichte bis zur neon­azis­tis­chen NPD. Der NPD-Bun­desvor­sitzende Frank Franz, der Berlin­er NPD-Chef Sebas­t­ian Schmidtke und der Bran­den­burg­er Vor­sitzende Ron­ny Zasowk nah­men alle­samt teil. Auf sein­er Face­book-Seite kom­men­tierte Schmidtke einen BILD-Artikel zur Ver­anstal­tung mit den Worten: „Ich werde mich natür­lich nicht von ein­er der Anwe­senden Parteien dis­tanzieren, ander­srum wird es lei­der wohl schon brodeln. Frieden ist jedoch nicht parteiab­hängig. Die NPD ste­ht nun­mal für Frieden, Frei­heit und Souveränität.“

NPD bei der Compact Veranstaltung am 22.11.2014
NPD bei der Com­pact Ver­anstal­tung am 22.11.2014

Dass die NPD immer öfter mit der AfD agiert zeigte sie Anfang des Monats, als die im Kreistag Dahme-Spree­wald für deren Antrag gegen Asyl­suchende ges­timmt hat. In dem Antrag forderte die AfD eine „kon­se­quente Abschiebung“ und eine „geregelte Ein­wan­derung“ – Forderun­gen, die auch im NPD-Parteipro­gramm zu find­en sind.
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Antifaschismus Flucht & Migration

Potsdam und Gransee: Lichtermärsche gegen Asylsuchende

INFORIOT Ras­sis­tis­ch­er Auf­marsch für den Fre­itag, den 19. Dezem­ber in Pots­dam angekündigt / Am Woch­enende marschierten 70 Neon­azis mit Fack­eln gegen Asyl­suchende in Gransee (Ober­hav­el)

Screenshot der Veranstaltung
Screen­shot der Veranstaltung

Unter den Mot­to „Lichter­marsch gegen Asylpoli­tik!“ soll in Pots­dam am 19. Dezem­ber demon­stri­ert wer­den. Ab 17 Uhr soll es vom Johannes-Kepler-Platz aus einen Marsch zum Pots­damer Land­tag gehen. Der Ver­anstal­ter, der bei Face­book unter den Namen „Ulf Bad­er“ auftritt, ruft zu einem Auf­marsch gegen die Errich­tung von Asyl-Con­tain­erdör­fern in Pots­dam auf. Auf seinen pri­vat­en Account teilt er Post­ings für die „Hooli­gans gegen Salafis­ten“ (HoGeSa), Artikel der Recht­saußen-Zeitung “Junge Frei­heit”, Demon­stra­tionsaufrufe und Fotos der extrem recht­en Aufmärsche gegen die Unter­bringung von Asyl­suchen­den in Berlin-Marzahn, Köpenick und Buch und mehrere Video der extrem recht­en Musiker_innen “Vil­lain 051” und “Dee Ex”. Auch ein NPD-Plakat find­et sich in sein­er Time­line, allerd­ings ohne das Parteilogo.

In der Ver­gan­gen­heit organ­isierte die NPD in Pots­dam zu den Land­tagswahlen eine nicht unähn­lich aus­gerichtete Kundge­bung gegen Asyl­suchende. Die Aktion wurde von bre­it­en Protesten von Zivilge­sellschafte und Antifa begleitet.

Neon­azis marschierten am Woch­enende in Gransee (Ober­hav­el)
Screenshots der Fotos der Demonstration in Gransee auf der Facebook-Seite "Unser Licht gegen Überfremdung"
Screen­shots der Fotos der Demon­stra­tion in Gransee auf der Face­book-Seite “Unser Licht gegen Überfremdung”

Am ver­gan­genen Woch­enende marschierten knapp 70 Neon­azis unangemeldet unter dem Mot­to „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ mit Fack­eln in Gransee. Auf der gle­ich­nami­gen Face­book-Seite find­en sich dazu Fotos und ein Flug­blatt, für das der bekan­nte Neon­azi Maik Eminger ver­ant­wortlich ist. Es han­delt sich um den Zwill­ings­brud­er des in München angeklagten NSU-Unter­stützers André Eminger. Ursprünglich hat­te Eminger eine Kundge­bung für den Sonnabend zwis­chen 18–19:30 Uhr in Werder angemeldet. Die Ver­anstal­tung wurde jedoch durch die Polizei ver­boten. So wichen die Neon­azis schein­bar spon­tan nach Gransee aus. Eminger selb­st war den Sonnabend noch neben weit­eren Neon­azis aus Berlin, Neu­rup­pin und dem Havel­land im bay­erischen Wun­siedel bei einem „Helden­gen­denken“ zu Ehren von Hitler­stel­lvertreter der Rudolf Hess.

Die Face­book-Seite „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ wird haupt­säch­lich von Neon­azis aus Pots­dam-Mit­tel­mark fre­quen­tiert. Mit dabei sind etwa die NPD-Abge­ord­neten Andre Schär und Pas­cal Stolle, sowie der Account der NPD-Pots­dam-Mit­tel­mark. Auch der Mörder und Neon­azi Sascha Lücke, welch­er 1996 den Punk Sven Beuter in Bran­den­burg an der Hav­el tot schlug, zeigt sich sehr aktiv auf der Seite.
Screenshot des Postings auf der Facebook Seite "Unser Licht gegen Überfremdung". Unter den Likes: Sascha Lücke und Andre Schär
Screen­shot des Post­ings auf der Face­book Seite “Unser Licht gegen Über­frem­dung”. Unter den Likes: Sascha Lücke und Andre Schär

Eben­falls find­et sich ein Bericht zur Demon­stra­tion auf der Seite „Licht und Schat­ten“. Die Neon­azi-Struk­tur ist eine Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der Freien Kräfte Pots­dam, die nach dem Vor­bild der Spreelichter die “Volkstod”-Kampagne auf­greifen. „Wir erken­nen die Gefahr. Die Gefahr zunehmender Über­frem­dung, die Gefahr des dro­hen­den Kul­turz­er­falls, die Gefahr des nahen­den Volk­stodes“, hieß es im Bericht. Einen ähn­lichen Auf­marsch hiel­ten sie am 8. Mai des ver­gan­genen Jahres in Kloster Lehnin ab.
Bericht zur Demonstration in Gransee auf der "Licht und Schatten" Webseite
Bericht zur Demon­stra­tion in Gransee auf der “Licht und Schat­ten” Webseite
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Antifaschismus Law & Order

Der Verfassungsschutz nimmt auch Fußballfans ins Visier

Der Ver­fas­sungss­chutz ist schein­bar auch „Fußball­fan“. Anders ist es nicht zu erk­lären, warum auch Fußball­spiele und Fußbal­lver­anstal­tun­gen unter der Beobach­tung des Bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes ste­hen. Nach einem Auskun­ft­ser­suchen eines Babels­berg­er Fußball­fans beim Bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutz kam nach zehn Monat­en und zwei Zwis­chenbeschei­den die lang ersehnte Antwort: Neben dem Besuch von diversen Par­tys, Konz­erten und Demon­stra­tio­nen, wurde dem Betrof­fe­nen die Teil­nahme an zahlre­ichen Fußball­spie­len des SV Babels­berg 03 als auch
am anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­fest „Der Ball ist bunt“ bescheinigt. Die bre­ite Palette an alter­na­tiv­en poli­tis­chen, kul­turellen und sozialen Events, die unter Beobach­tung des Geheim­di­en­stes ste­hen, ist dem­nach noch lange nicht vollständig.

Zur Vorgeschichte: Ende 2013 macht­en mehrere Per­so­n­en aus Pots­dam öffentlich, dass sie vom Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg beobachtet wer­den und u.a. ihre Teil­nahme an der Wei­h­nachtspar­ty im „Black Fleck“ am 24.12.2011 doku­men­tiert und bis heute in den Akten gespe­ichert ist. Sie hat­ten die Möglichkeit genutzt in Erfahrung zu brin­gen, ob sie beobachtet wer­den, indem sie einen Antrag auf Akte­nauskun­ft stell­ten. Daraufhin grün­dete sich der „Arbeit­skreis für die totale Ein­sicht (AKtE)“. Dieser Arbeit­skreis hat das Ziel, die Daten­spe­icherun­gen dieses Geheim­di­en­stes etwas zu erhellen und die Bespitzelun­gen zu öffentlich zu the­ma­tisieren. Bei der Wei­h­nachts­feier im Black Fleck im Dezem­ber 2013 wur­den daraufhin Fly­er und Vor­drucke verteilt, um auch andere poten­tiell Betrof­fene zu informieren und die Möglichkeit zu geben, unkom­pliziert vom Recht auf Date­nauskun­ft Gebrauch zu machen.

Neben vie­len anderen nutzte auch der jet­zt Betrof­fene diese Gele­gen­heit. Ob die lange Bear­beitungs­dauer von zehn Monat­en nun an der Häu­fung von Anfra­gen liegt, ist unklar.

Dem Betrof­fen wurde mit­geteilt, dass er „Teil­nehmer an der ‘Fan-Demo‘ am 16.März 2008 in Pots­dam“ gewe­sen sein soll. An diesem Tag fand das Spiel Babels­berg 03 gegen Union Berlin statt. Um welche „Fan­de­mo“ es sich dabei han­deln soll, ist unbekannt.

Weit­er wurde ihm mit­geteilt, dass er am „07.Mai 2008 in Pots­dam das Fußball­spiel SV Babels­berg 03 – 1.FC Magde­burg“, „am 31.Mai 2008 ein Region­al­li­gaspiel des SV Babels­berg 03 in Pots­dam“ und am „29.Mai 2010 ein Region­al­li­ga-Punk­t­spiel in Pots­dam“ besuchte. An den bei­den zulet­zt genan­nten Spielt­a­gen han­delte es sich um die jew­eils let­zten Saison­spiele, in deren Anschluss das „Ultra­sh-Fes­ti­val“ stat­tfand, dass in der Auskun­ft jedoch nicht erwäh­nt wird. Zu mehreren „Ultrash“-Festivals liegen Erken­nt­nisse vor, dass dort Per­so­n­en überwacht wurden.

Ein weit­eres Babels­berg-Spiel vom 11.September 2010 ist gelis­tet, als der SV Babels­berg 03 die Mannschaft von Hansa Ros­tock im Karl Liebknecht Sta­dion empfing.

Bei den Ver­anstal­tun­gen mit Fußball­bezug han­delt es sich zunächst um das „10.Antirassistische Sta­dion­fest – Der Ball ist bunt am 04.September 2010“. Hin­ter dem „Konz­ert im Szen­e­tr­e­ff ‘Archiv‘ in Pots­dam am 15.Januar 2011“ ver­birgt sich eine Ver­anstal­tung der Red and Anar­chist Skin­heads (RASH) Berlin Bran­den­burg und den Ultras Babels­berg. Des Weit­eren wird eine „Soli­par­ty der ‘Strada[sic!] Gar­da‘ zugun­sten der Aktion ‘Babels­bergfans sind keine Ver­brech­er‘ am 04.März 2011 im Szeneob­jekt ‘La Datscha‘ in Pots­dam“ genannt.

Inter­es­sant ist zudem, dass die Teil­nahme an der in VS-Kreisen schein­bar bedeu­ten­den Wei­h­nachtspar­ty im Black Fleck auch dem Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz sowie den Lan­desämtern für Ver­fas­sungss­chutz der Län­der Baden-Würt­tem­berg, Nieder­sach­sen und Sach­sen-Anhalt über­mit­telt wurde – warum auch immer.

Mehr hat der Ver­fas­sungss­chutz in dem Schreiben zunächst nicht preis­gegeben, denn „eine weit­erge­hende Auskun­ft [wird] abgelehnt“, um keine Rückschlüsse darauf ziehen zu kön­nen, „auf welche Weise die Ken­nt­nis von Dat­en erlangt wor­den ist.“

Was bedeutet das alles? Dass die linke und alter­na­tive Szene in Pots­dam schon lange im Fokus des Geheim­di­en­stes liegt, ist bekan­nt. In Pots­dam gibt es eine oder wahrschein­lich mehrere Per­so­n­en, die mit dem Ver­fas­sungss­chutz kooperieren. Sehr wahrschein­lich ist nun, dass es auch in der Fan­szene des SV Babels­berg 03 Infor­man­ten gibt.

Es ist gängige Prax­is, dass der Ver­fas­sungss­chutz ver­sucht, junge Aktivist_innen zu ein­er Mitar­beit zu drän­gen. Dafür wer­den die aus­gewählten Per­so­n­en eine Zeit­lang beschat­tet und dann häu­fig auf dem Weg zur Arbeit, Schule o.ä. abge­fan­gen und ange­sprochen. Nach welchen Kri­te­rien der Ver­fas­sungss­chutz vorge­ht und seine Zielper­so­n­en bes­timmt, ist nicht gän­zlich zu durch­schauen. Oft­mals kon­tak­tieren sie Per­so­n­en, die Prob­leme mit der Jus­tiz oder finanzielle Prob­leme haben.

In den ver­gan­genen Jahren wur­den min­destens zweimal Per­so­n­en vom Ver­fas­sungss­chutz ange­sprochen, die auch der Babels­berg­er Fan­szene zuzurech­nen sind. Bei­de Male wurde dieser Anquatschver­such öffentlich gemacht. Wir bit­ten euch, im Falle eines Anquatschver­such­es unbe­d­ingt euch nah­este­hen­den Men­schen oder Grup­pen anzu­ver­trauen und das Vorge­hen des Ver­fas­sungss­chutzes öffentlich zu machen. Nur so lassen die Geheim­di­en­st­mi­tar­beit­er von einem ab und ist es möglich, diese schäbige Vorge­hensweise pub­lik zu machen.

Die Insti­tu­tion Ver­fas­sungss­chutz hat spätestens seit den Ver­strick­un­gen des Ver­fas­sungss­chutzes in den Mord­fällen um die neon­azis­tis­che Ter­ror­gruppe NSU jegliche Exis­tenzberech­ti­gung ver­loren. Die zweifel­haften Meth­o­d­en, Vorge­hensweisen und Ergeb­nisse ihrer Arbeit, lassen dem Ver­fas­sungss­chutz mit­tler­weile auch aus den Rei­hen der bürg­er­lichen Parteien einen ordentlichen Wind ent­ge­gen blasen.

Der Fußball in Babels­berg ste­ht allerd­ings nicht zum ersten Mal im Fokus des VS: Aktiv­itäten aus der Fan­szene des SV Babels­berg 03 wur­den 2010 im Ver­fas­sungss­chutzbericht des Lan­des Bran­den­burg erwäh­nt, wie die Aktion „Fußball­fans beobacht­en die Polizei“, die als Organ­i­sa­tion mit „autonomen link­sex­trem­istis­chen“ Hin­ter­grund dargestellt wurde.

Außer­dem wurde das „Ultra­sh-Fes­ti­val“ im sel­ben Jahr auf­grund der Teil­nahme der Band „Pest­pock­en“ gelistet.

Ger­ade jet­zt wieder, nach den rechts motivierten Hooli­gan-Krawallen in Köln, fordern Poli­tik­er ein stärk­eres Engage­ment gegen rechts, um das Abrutschen von Jugendlichen in die rechte Szene zu ver­hin­dern. Doch was ist das beste und effek­tivste Mit­tel dage­gen? Die Antwort ist ein­fach: Eine anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Gegen(jugend-)kultur – so wie es mit der Fan­szene beim SV Babels­berg 03 der Fall ist. Und wie reagiert der Staat? Er krim­i­nal­isiert und bekämpft damit die effek­tivste Prävention.

Der Betrof­fene hat mit­tler­weile weit­ere neun Briefe los­geschickt, um weit­ere Auskün­fte bei diversen Lan­desämtern des Ver­fas­sungss­chutzes, beim Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz und beim Bun­deskrim­i­nalamt auf­grund ein­er möglichen Spe­icherung in der umstrit­te­nen „Datei Gewalt­täter Sport“ zu erhalten.

Wenn auch ihr nachvol­lziehen wollt, welche Repres­sions­be­hörde oder Geheim­di­enst per­sön­liche Dat­en über euch spe­ichert, dann stellt selb­st Anträge auf Akte­nauskun­ft. Kon­tak­tiert die Ini­tia­tive AKtE und lasst euch berat­en, wie und wo ihr die Anträge auf Auskun­ft­serteilung stellen kön­nt. Wenn ihr das bere­its gemacht und eine Antwort erhal­ten habt, kon­tak­tiert die Ini­tia­tive – auch wenn bei euch nichts drin stand. Nur wenn möglichst viele Men­schen Auskün­fte ein­holen und die Ergeb­nisse rück­melden, kann ein­er erfol­gre­iche Öffentlichkeit­sar­beit erre­icht werden.

Eine umfassende Broschüre zum The­ma ist derzeit in Arbeit. Hal­tet die Augen und Ohren offen!

Wir lassen uns nicht krim­i­nal­isieren – für eine bunte Fankultur!

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Antifaschismus

??? INFORIOT SOLIPARTY ??? 13 Jahre alternative News und Termine in Brandenburg!

? 06. Dezem­ber // Spar­ta­cus Potsdam
(Friedrich-Engels-Straße 22, 14473 Potsdam)
? Beginn: 22:00
? FB Ver­anstal­tung: hier.

INFORIOT Yip­pie, Yip­pie, Yeah, Infori­ot wird 13 Jahre alt! Deswe­gen lässt euer Lieblingsportal für alter­na­tive News und Ter­mine ordentlich die Sek­tko­rken knallen und bit­tet zur feucht-fröh­lichen Sause. Wir wollen all diejeni­gen vere­inen, die auf den Dör­fern und Städten Bran­den­burgs die Bushal­testellen und Bahn­höfe belagern, den Nazis das Leben schw­er machen und für eine bessere Alter­na­tive in Mit­ten der Tristesse kämpfen. Euch allen wollen wir danken und auf einen gemein­samen Umtrunk und Tanz ein­laden. Bis in die Mor­gen­stun­den wollen wir mit euch rock­en, pogen, dan­cen und raven bis die Füße bluten und der erste Bus oder Zug wieder fährt. Freut euch auf ein eine wilde Par­ty mit kleinen und großen Über­raschun­gen, leckere Getränken, Cock­tails und Shots!
??? ACTS ???
? Schnöselpö­bel
(Trash.Pop.Disco.Hits)
https://www.facebook.com/schnoeselpoebel?fref=ts
? No Cap No Style
(Female HipHop/Alltimes)
? Kalli Krawalli
(From Punk to Alltimes)
? Von Raben
(Kra­bat DIY)
https://www.facebook.com/vonRaben?fref=ts
? Elek­troloox
(Love Tech­no Hate Germany)
https://www.facebook.com/elektroloox?fref=ts
? Freak­out
(Kill Your Gender)
https://www.facebook.com/Freakout?fref=ts

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Antifaschismus

Karstädt (Prignitz): Bürgerversammlung zu Flüchtlinge und Asyl / Polizei äußert sich zu Neonazis im Ort

Nach­dem die kleine Gemeinde Karstädt (Land­kreis Prig­nitz) im Juli 2014 mehrere syrische Flüchtlings­fam­i­lien aufgenom­men und ihnen Wohn­raum zur Ver­fü­gung gestellt hat­te, het­zte plöt­zlich eine Social­me­dia-Kam­pagne mit dem Namen „Karstädt WEHR DICH“ via State­ments im Inter­net und Fly­ern als Post­wurf­sendung gegen die Asyl­suchen­den. Darüber hin­aus taucht­en Anti-Asyl Stick­er an Straßen­leucht­en und gesprühte NS Schmier­ereien am Bahn­hof und im Neubau­vier­tel auf.
Bürg­erver­samm­lung im Landgasthaus
Am Mittwochabend fand deshalb von 18.00 bis 19.00 Uhr eine Bürg­erver­samm­lung zum The­ma „Wohin mit Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den“ in einem Landgasthaus in Karstädt statt. Auf dem Podi­um saßen der Bürg­er­meis­ter, Vertreter_innen der Arbeit­er­wohlfahrt (Awo), der Polizei, des Land­kreis­es, der Woh­nungs­baugenossen­schaften, von KiTas und Grund­schulen. Im Pub­likum saßen unge­fähr 100 Men­schen, wovon sich min­destens zwei Per­so­n­en durch ihren auf­fäl­li­gen THOR STEINAR Dress als Sym­pa­thisan­ten des neon­azis­tis­chen Milieus zu erken­nen gaben. Ob sie für „Karstädt WEHR DICH“ dort saßen blieb unklar, sie äußerten sich an dem Abend zu kein­er Thematik.
Über­haupt spiegelte der Out­put der lokalen Het­zkam­pagne gegen Asyl­suchende nicht die Stimm­lage auf der Ver­samm­lung wieder. Im Gegen­teil, die Karstädter gaben sich eher recht aufgeschlossen gegenüber der Auf­nahme der Flüchtlinge im Ort. Sicher­lich wären dem Bürg­er­meis­ter, als CDU-Mann, Men­schen mit christlich­er Reli­gion lieber gewe­sen, so sein State­ment während der Ver­samm­lung, trotz­dem hat­te er sich aber  bere­its im Juli dazu bere­it­erk­lärt, die Syr­er in sein­er Gemeinde aufzunehmen.
Aus­län­der­feindlichkeit oder gar Ras­sis­mus war hinge­gen auf der Bürg­er­samm­lung nicht zu spüren. Kri­tik gab es nur am Man­age­ment  und zwar im Hin­blick auf die Kom­mu­nika­tion mit den Behör­den. Vor allem der Spra­chunter­schied bere­it­et immer wieder Prob­leme. Es gibt keine Dol­metsch­er im Kreis. Eine Per­son aus der Kreis­stadt Per­leberg, die ehre­namtlich über­set­zt, bleibt zu dem auf dem größten Teil ihrer Kosten sitzen. Beklagt wurde in diesem Zusam­men­hang, dass Dol­metscher­leis­tun­gen wed­er vom Land­kreis, noch vom Land und auch nicht vom Bund gefördert werden.
In den KiTas und Grund­schulen, in denen die Kinder der Syr­er inte­gri­ert wur­den, gibt es eben­falls noch sprach­liche Bar­ri­eren, so die Erzieher und Lehrer. Allerd­ings seien die Men­schen aus der Ferne sehr nett und für Selb­stver­ständlich­es äußerst dankbar. Auch die syrischen Schulkinder machen Fortschritte, so eine Vertreterin der Grund­schule. Jedoch würde sie sich eben­falls über mehr Unter­stützung durch das Schu­lamt, ins­beson­dere im Hin­blick auf die Unter­rich­tung der Flüchtlingskinder in deutsch­er Sprache, freuen.
Trotz­dem helfen die Ein­wohn­er der Gemeinde gerne, wo es geht, so jeden­falls der Ein­druck auf der Ver­samm­lung. Auch eine direk­te Nach­barin der Syr­er meldete sich zu Wort und gab an, dass sie die Flüchtlinge bere­itwillig unter­stütze. Sie bestätigte eben­falls die Fre­undlichkeit der Fam­i­lien, ihre Dankbarkeit und ihren Integrationswillen.
Weit­ere Flüchtlinge wer­den im Kreis erwartet
Im gesamten Land­kreis Prig­nitz (78.000 Einwohner_innen) leben zurzeit 260 Asyl­suchende, so ein Vertreter des Kreis­es während der Bürg­erver­samm­lung. Bis Ende 2014 sollen noch ein­mal 82 fol­gen, davon zwölf Flüchtlinge aus Syrien. Die Betreu­ung der Asyl­suchen­den obliegt der Awo.
Im näch­sten Jahr wer­den weit­ere Men­schen erwartet, die in der Prig­nitz Asyl suchen oder als Flüchtlinge geduldet wer­den sollen.
Neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten im Ort
Zur Sprache kam während der Bürg­erver­samm­lung auch noch ein­mal die im Okto­ber 2014 von Neon­azis durchge­führte „Mah­nwache“ in Karstädt. Dies­bezüglich betonte der Bürg­er­meis­ter, dass die „freien Prig­nitzer oder wie die heißen“ (gemeint sind offen­bar die „Freien Kräfte Prig­nitz“, die sich im Inter­net zu der Kundge­bung bekan­nten) ihren Sitz in Lanz, ein­er kleinen Gemeinde zwis­chen den Städten Lenzen/Elbe und Wit­ten­berge, hätten.
Ein Vertreter der Polizei ergänzte weit­er­hin, dass an der Ver­samm­lung in Karstädt elf Per­so­n­en teilgenom­men hat­ten und nach Beendi­gung der Ver­anstal­tung, ohne Vorkomm­nisse, wieder abreis­ten. Die Beamten haben zu dem Präsenz gezeigt bzw. schützende Maß­nah­men ergrif­f­en, um die Ver­samm­lung­steil­nehmer vor eventuellen „Geg­n­ern“ zu schützen, so der Polizist auf dem Podium.
Daraufhin wollte ein Teil­nehmer der Bürg­erver­samm­lung vom Vertreter der Polizei wis­sen, was eigentlich gegen die „ewig gestri­gen“ (gemeint waren die Neon­azis) sel­ber unter­nom­men werde. Hier würde alles zur Ver­fü­gung ste­hende „know how“, also sowohl Per­son­al, als auch Tech­nik gegen die Straftäter_innen einge­set­zt, so der Beamte.
In Bezug auf die jüng­sten Sprayereien in Karstädt, darunter auch Hak­enkreuze, kon­nte so bere­its ein Tatverdächtiger ermit­telt wer­den. Bei diesem fand auch eine Haus­durch­suchung statt.

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Antifaschismus

Versuchter Neonaziangriff auf Jugendtreff DOSTO

Bernau — Am Mittwochnach­mit­tag haben Neon­azis der NPD, der “Barn­imer Fre­und­schaft” und “A3stus” ver­sucht in unseren Jugendtr­e­ff einzu­drin­gen. Für uns ist das eine neue Stufe der Bedro­hung, denn nun wer­den auch unsere täglichen Besucher_innen, Kinder und Jugendliche, die den Jugendtr­e­ff als Schutz- und Freiraum besuchen, akut gefährdet.
Das schnelle Regieren unser­er Sozialpädagog_innen hat ver­mut­lich Schlim­meres an diesem Mittwoch ver­hin­dert. Die sieben Neon­azis wur­den bere­its am Ein­gang abge­fan­gen und ihnen wurde der Zutritt in den Jugendtr­e­ff ver­wehrt. Ein­er der Neon­azis, Mar­cel Zech, NPD Gemein­de­v­ertreter in Pan­ke­tal und Aktivist der gewalt­täti­gen Neon­az­i­clique “Barn­imer Fre­und­schaft”, hielt die Tür ener­gisch fest und wollte sich Zugang ins Gebäude ver­schaf­fen. Erst nach­dem ihnen mit Polizei gedro­ht wurde, ließ er von der Tür ab. Nach­dem die Tür versper­rt war, machte Aileen Rokohl, NPD Stadtverord­nete in Bernau, Fotos durch das Fen­ster und postierten sich gemein­sam mit den anderen Neon­azis an der Aus­fahrt des Jugendtr­e­ffs. Später erfuhren wir, dass die Gruppe eben­falls über das Stadtarchiv, mit dem wir das Gebäude teilen, Zutritt zum Jugendtr­e­ff ver­langt hatten.
Mehrere Angriffe durch Barn­imer Freundschaft
Es ist nicht die erste Aktion der Neon­azis. Wir ken­nen sie, da sie mehrfach involviert waren in Angriffe auf Jugendliche des Tre­ffs und auf das Gebäude sel­ber. Dazu zählen tätliche Über­griffe während des Hus­siten­fests 2012, mehrma­lige Bedro­hungssi­t­u­a­tio­nen und Störun­gen von Ver­anstal­tun­gen in den let­zten drei Jahren — zulet­zt im Sep­tem­ber bei ein­er Kundge­bung des Net­zw­erks für Weltof­fen­heit — sowie mehrere Schmier­ereien und Sachbeschädi­gun­gen an unserem Gebäude, dem Auto ein­er Angestell­ten und dem Auto des Vere­ins. Dies ist jedoch das erste Mal, dass sie sich tagsüber Zugang zum Jugendtr­e­ff ver­schaf­fen wollen.
Gle­iche Clique bei Hooligandemo
Nicht nur in Bernau treiben eben jene Neon­azis ihr Unwe­sen. Auch außer­halb der Kle­in­stadt sind sie aktiv: So war Patrick Kil­lat, Rap­per von “A3stus” zuvor bei der äußert gewalt­samen Demon­stra­tion der so genan­nten “Hooli­gans gegen Salafis­ten” in Köln. Erst am let­zten Son­ntag waren Aileen Rokohl und die anderen Neon­azis in Berlin unter­wegs und beteiligt an Auss­chre­itun­gen gegen die Polizei am Bahn­hof Alexanderplatz.
Die Vielzahl an Vor­fällen macht die Gefahr durch diese Gruppe äußerst deut­lich und in diesem Kon­text muss diese Aktion gese­hen werden.
Der ver­suchte Angriff der Neon­azis ist nicht hinzunehmen! Der Jugendtr­e­ff DOSTO ist ein Raum, in dem sich Kinder und Jugendliche angst­frei bewe­gen wollen. Der Besuch der Neon­azis war ein­deut­lich­er Einschüchterungsversuch!
Jugendbildungs­ und Freizei­tini­tia­tive Bernau e.V.

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Antifaschismus

Potsdam bewegt” sich nicht – Potsdamer Sportvereine und ihre Neonazis

Thomas Pecht (Bildmitte) am 2. März 2014 als Stürmer für die “SG Eintracht 90 Babelsberg”
Thomas Pecht (Bild­mitte) am 2. März 2014 als Stürmer für die “SG Ein­tra­cht 90 Babelsberg”

 
Für das Jahr 2015 wid­met die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam ihre Jahreskam­pagne – unter dem Mot­to “Pots­dam bewegt” – dem Sport. Sport sei wichtig für die Leben­squal­ität der Stadt und außer­dem habe Pots­dam viel zu bieten auf diesem Gebi­et, heißt es in der Selb­st­beschrei­bung. [1]
Auch aus antifaschis­tis­ch­er Per­spek­tive eine inter­es­sante Sache, hat­te Pots­dam in den let­zten Jahren doch tat­säch­lich einiges zu bieten – allerd­ings nicht so, wie die Köpfe hin­ter der Kam­pagne “Pots­dam bewegt” sich das gedacht haben. Wir fin­gen Anfang 2012 an, über ver­schiedene Pots­damer Neon­azis in unter­schiedlichen Sport‑, meist in Fußbal­lvere­inen, zu bericht­en. Bere­its in den Jahren zuvor berichtete das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam in seinen Jahres­bericht­en von Neon­azi-Fußball­turnieren, an denen sich Pots­damer Neon­azis beteiligten oder diese selb­st organ­isierten. [2]
Zulet­zt ver­anstal­tete der Lan­desver­band der “Junge Nation­aldemokrat­en” (JN) Bran­den­burg am 31. März dieses Jahres ein Fußball­turnier, an dem sieben ver­schiedene Teams, darunter auch eines aus Pots­dam und ein weit­eres aus Pots­dam-Mit­tel­mark, teil­nah­men. Let­zteres belegte dabei den ersten Platz und kon­nte sich im Finale gegen die Junioren-Mannschaft des “Bunker 88? aus Lübben (Dahme-Spree­wald) durchsetzen.
Ver­anstal­tun­gen wie diese dienen neben dem Spaß am Spiel und Sport auch der Stärkung ein­er ide­ol­o­gisierten Vorstel­lung der Kör­perzüch­ti­gung. Vor allem aber dienen sie der Ver­net­zung von Neon­azi­grup­pierun­gen und nicht, oder nur lose, organ­isierten Neon­azis. Eine Bindung an die JN bzw. die NPD oder Nicht-Partei-Struk­turen ist die Hoff­nung der Organisator_innen solch­er Turniere.
Die in den let­zten zwei Jahren daraufhin als Reak­tio­nen veröf­fentlicht­en State­ments, Pressemit­teilun­gen und Artikel ver­schieden­er Organ­i­sa­tio­nen und Vere­ine offen­baren unser­er Mei­n­ung nach allerd­ings ein Ver­ständ­nis der The­matik, welch­es wir als ein Symp­tom des Prob­lems wahrnehmen, das es eigentlich anzuge­hen gilt.
Ver­schiedene Vere­ine und Ein­rich­tun­gen (u.a. Jugend­club Alpha, Tre­ff­punkt Fahrland, MBT Pots­dam, Stadt­sport­bund Pots­dam, Lan­dess­port­bund Bran­den­burg, Sports­chule Pots­dam) erar­beit­eten bere­its im Mai let­zten Jahres eine “Hand­lungs­ma­trix”, die einen Umgang “mit Vor­wür­fen recht­sex­trem­istis­ch­er Betä­ti­gung in öffentlichen und zivilge­sellschaftlichen Ein­rich­tun­gen” erle­ichtern soll.
Das von den Vere­inen sowie dem Stadt- und Lan­dess­port­bund vorgeschla­gene, disku­tierte und offen­bar bis heute prak­tizierte Vorge­hen ist unser­er Ansicht nach deshalb so kri­tik­würdig, da es die eigentlichen Prob­leme ver­schleiert und zu kri­tisierende Posi­tio­nen dethe­ma­tisiert; also an den völ­lig falschen Stellen anset­zt. Es geht auf zwei A4-Seit­en “Hand­lungs­ma­trix” eben nicht darum, wie mit der Per­son, der neon­azis­tis­che Aktiv­itäten vorge­wor­fen wer­den, umge­gan­gen wird, son­dern lediglich um den Umgang mit den Vor­wür­fen. Feigen­blattpoli­tik kann schw­er greif­bar­er illus­tri­ert werden.
Instru­men­tal­isierung von Migrant_innen zur Dethe­ma­tisierung ras­sis­tis­ch­er Verstrickungen
Immer wieder fällt uns auf, so auch in den hier ver­han­del­ten konkreten Fällen, dass die auf die Neon­azis in ihren Vere­inen und Ini­tia­tiv­en Ange­sproch­enen mit dem Scheinar­gu­ment der doch “im Vere­in inte­gri­erten Migrant_innen” reagieren – eine Anspielung auf die Repräsen­ta­tion ein­er vorge­blichen Offen­heit und Diversität.
Dabei sind für uns zwei Aspek­te prob­lema­tisch: Ein­er­seits spielt die Tat­sache, dass Migrant_innen eben­falls in den Vere­inen sind, keine Rolle. Dies ist noch keine klare Aus­sage über den Charak­ter der Vere­ine und sagt eben­so nichts über das Wirken der Neon­azis inner­halb der Vere­ine aus. Darüber hin­aus kön­nen auch aktive Neon­azis mit Migrant_innen befre­un­det sein, sie zumin­d­est tolerieren oder sich ein­fach im Kon­text ihres eige­nen Sportvere­ins zurücknehmen.
Das zweite, und unser­er Ansicht nach noch prob­lema­tis­chere an diesem Argu­ment ist die dabei aktiv vorgenommene VerAn­derung der ver­meintlichen Migrant_innen. Mit dem Begriff der VerAn­derung (vgl. “oth­er­ing”) ist hier­bei gemeint, dass die als nicht weiß und damit “nicht deutsch” wahrgenomme­nen Jugendlichen, von denen in vie­len Fällen über­haupt nicht bekan­nt ist, ob sie Migrant_innen sind, also z. B. vielle­icht eine Migra­tions­geschichte in der ersten oder zweit­en Gen­er­a­tion haben [3], und in vie­len Fällen durch ihr Äußeres zu Migrant_innen gemacht wer­den, also in der Kon­se­quenz durch ras­sis­tis­che Zuschrei­bun­gen erst als diese hergestellt werden.
Wenn diese Kon­struk­tion des Migrant_in­nen-Begriffs Anwen­dung find­et, so befind­en wir uns klar im Fahrwass­er ras­sis­tis­ch­er Diskurse und Pro­duk­tio­nen ein­er weißen [4] Mehrheits­bevölkerung gegenüber den ver­meintlich “Anderen”. Dass und wie diese “Anderen” dabei hergestellt wer­den, ist eines dieser von uns benan­nten Symp­tome des Prob­lems, das hier eigentlichen ange­gan­gen wer­den soll.
*Sozialar­beit lieber den Sozialarbeiter_innen überlassen?*
Ein weit­eres unser­er Mei­n­ung nach gefährlich­es und unre­flek­tiert vorge­bracht­es Argu­ment ist, was sich im Titel “Die eine und die andere Hand” eines Artikels der Lausitzer Rund­schau (LR) vom 27. Okto­ber 2013 ver­birgt, der sich mit den von uns veröf­fentlicht­en Tat­sachen um den Pots­damer Neon­azi Thomas Pecht beschäftigt. Hierin wird Markus Mey­er, der Vor­sitzende des Vere­ins “SG Ein­tra­cht 90 Babels­berg”, in dem der besagte Neon­azi spielt, zitiert: “Wenn wir unsere Hand von ihm wegziehen, dann bleibt ihm doch nur noch die andere.” [5] Damit spielt er auf die ver­meintliche Ver­ant­wor­tung des Vere­ins gegenüber dem Neon­azi Pecht an und meint zu wis­sen, dass dieser son­st noch mehr Zeit für die Neon­aziszene hätte.
Dass dieses Argu­ment, bei dem sich der Vere­in als let­zte Instanz vor Pechts “Abrutschen” in die Neon­aziszene aus­gibt, angesichts der tiefen Ver­strick­un­gen ihres Stürm­ers in die organ­isierte völkische Neon­aziszene Pots­dams, Bran­den­burgs sowie darüber hin­aus und seine eige­nen Kadertätigkeit­en in ver­schiede­nen Neon­azi­grup­pierun­gen wie ein schlechter Witz klingt, täuscht beina­he darüber hin­weg, dass dies ver­mut­lich ernst gemeint war.
Wir lehnen diese Umgangsweise strikt ab. Wer glaubt an dieser Stelle eine sozialar­bei­t­er­ische Prax­is anzuwen­den, die max­i­mal bei so genan­nten Mitläufer_innen greift, die_der hat entwed­er sehr wenig Wis­sen über die deutsche Neon­aziszene oder bewegt sich dabei bewusst auf einem sehr schmalen und gefährlichen argu­men­ta­tiv­en Pfad. In jedem Fall ist es eine Über­schätzung der eige­nen sozialpäd­a­gogis­chen Kom­pe­ten­zen und eine absolute Fehlein­schätzung der Sit­u­a­tion. Nicht ohne Grund hat das Konzept der so genan­nten akzep­tieren­den Jugen­dar­beit bezüglich rechter Cliquen und Neon­azis in der Ver­gan­gen­heit mehr als deut­lich ver­sagt und wird von Expert_innen und Pädagog_innen seit vie­len Jahren nicht mehr propagiert; wenn auch, wie im offen­bar unbelehrbaren Jugend­club Tre­ff­punkt Fahrland e.V., noch praktiziert.
Fotografisches Statement der “SG Eintracht 90 Babelsberg” gegen “Rechtsextremismus” – ohne Neonazi Thomas Pecht
Fotografis­ches State­ment der “SG Ein­tra­cht 90 Babels­berg” gegen “Recht­sex­trem­is­mus” – ohne Neon­azi Thomas Pecht

In der Bil­dun­ter­schrift eines Mannschafts­fo­tos, was im Zuge der Auseinan­der­set­zun­gen um das The­ma ent­standen ist, heißt es: “Gesicht und Hal­tung zeigen – auch mit einem Recht­sex­trem­is­ten im Vere­in. Der Fußbal­lvere­in Ein­tra­cht 90 Babels­berg mit Ban­ner des Landessportbundes.”
Was hier als ver­meintlich selb­st­be­wusster Umgang mit einem wider­sprüch­lichen The­ma sug­geriert wird, resul­tiert unser­er Ansicht nach aus ein­er ver­schobe­nen Per­spek­tive, die zu ein­er Dethe­ma­tisierung führt.
Dass Pecht keine Lust hat­te, auf dem Foto zu sein, ist aus sein­er Per­spek­tive kon­se­quent und nicht ver­wun­der­lich. Dass dies darüber hin­aus auch ein klares State­ment sein­er­seits ist, wird nicht gese­hen oder ver­schwiegen. Wenn sich ein aktiv­er Neon­azi zu solch ein­er Posi­tion­ierung nicht ver­hält und fern­bleibt, ist das kein Zufall, son­dern ein klares State­ment. Desweit­eren ist das Foto ein, wenn auch vorge­blich kri­tis­ches, Beken­nt­nis zum Neon­azi Pecht seit­ens des Vere­ins und ver­schleiert einen Nicht-Umgang mit der Thematik.
Wir denken, dass dies genau der falsche Umgang der “Sport­ge­mein­schaft Ein­tra­cht 90 Babels­berg” mit diesem Prob­lem ist und meinen auch, dass diese beim Fall Thomas Pecht nicht um einen Vere­in­sauss­chluss herumkommt. Alles andere wäre so skan­dalös, wie die Sit­u­a­tion bere­its seit min­destens März 2012, genauer gesagt aber seit Pechts Beginn bei der “SG Ein­tra­cht” vor über sieben Jahren, ist. [6]
“[S]olange er sich an die Regeln hält”, so der Vere­insvor­sitzende Mey­er, wollen sie ihn nicht auss­chließen. Damit bezieht er sich offen­bar auf die Regeln, die für das Spiel an sich gel­ten – nicht solche, die einen möglichst diskri­m­inierungsar­men Umgang inner­halb der Gesellschaft gewährleis­ten kön­nten. Men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie, wie Pecht sie ver­tritt, ste­ht diesen Zie­len kon­fronta­tiv gegenüber.
*Foul­spiel der Pots­damer Antifa oder legit­ime Grätsche gegen Mario Schober?*
In der Tageszeitung PNN wird Anfang Juni 2014 über eine Sprühak­tion an einem Sport­platz am Stern berichtet. Darin heißt es: “Unbekan­nte haben auf der von dem Vere­in genutzten Sportan­lage in der New­ton­straße in Großbuch­staben das Wort ‚Naz­i­un­ter­stützungsvere­in‘ gesprüht.” [7] Weit­er heißt es in dem PNN-Artikel: “For­tu­na-Schatzmeis­ter und Vor­standsmit­glied Gert Laß­mann sagte, es sei ihm ‚völ­lig schleier­haft, warum unser Vere­in in die Naziecke gestellt wird‘. So sei For­tu­na am Bun­de­spro­gramm ‚Inte­gra­tion durch Sport‘ beteiligt, viele Kinder in den Jugend­mannschaften hät­ten einen Migrationshintergrund.”
Unsere Kri­tik, zumin­d­est was den let­zten von Laß­mann vorge­bracht­en Punkt ange­ht, dürften wir bere­its klargemacht haben. Auch dass ihm “völ­lig schleier­haft” sei, warum der Vere­in “in die Naziecke gestellt wird”, ist uns völ­lig schleier­haft. Denn die Kri­tik am Tor­wart der 2. Män­ner-Mannschaft Mario Schober sollte ihm spätestens seit dem Feb­ru­ar 2012 bekan­nt sein. [8]
Ins­ge­samt ist festzustellen, dass Pots­dam sich über­haupt nicht bewegt. Seit Jahren sind aktive Neon­azis in Vere­inen und wer­den dort nicht nur geduldet, son­dern seit den öffentlichen Debat­ten auch noch aktiv in Schutz genom­men. Aber nicht nur das, es wird sich weit­er­hin prob­lema­tis­ch­er ras­sis­tis­ch­er Argu­men­ta­tion­slin­ien bedi­ent, die meinen, weil Men­schen als Migrant_innen wahrgenom­men wür­den, bedeute dies ein Vorfind­en ein­er tol­er­an­ten Vere­insstruk­tur. Dabei wird nicht erkan­nt, dass schon das Vor­brin­gen eines solchen Argu­ments ras­sis­tis­che Bilder erzeugt und Grup­pen wie “Wir-Deutschen” und “Die-Migrant_in­nen” schafft. Sich solch­er plat­ten Bilder zu bedi­enen und dabei zu vertei­di­gen, dass Neon­azis in den Vere­inen aktiv sind, zeigt ein­mal mehr, wohin sich hier die Sportvere­ine Pots­dams bewe­gen: ins Abseits.
 
[1] http://www.pnn.de/potsdam/880836/
[2]
a. http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/
b. http://arpu.blogsport.eu/2012/02/22/neonazi-mario-schober-mehr-als-unglaubwurdig-verein-verharmlosend/
c. http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/
d. http://arpu.blogsport.eu/2012/05/30/gewaltromantik-trifft-auf-neonazidenken-crimark-neonazi-hools-in-rot-weis/
e. http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
f. http://arpu.blogsport.eu/2013/04/08/potsdamer-neonazis-auch-2013-sportlich/
g. http://arpu.blogsport.eu/2013/04/29/stadtsportbund-unterstreicht-seine-ohnmachtigkeit-gegen-neonazis-in-den-eigenen-reihen/
und http://apap.blogsport.eu/publikationen/
[3] Hier eröffnet sich die Frage, bis wann Men­schen, deren Eltern oder Großel­tern eine Migra­tions­geschichte haben, sel­ber Migrant_innen bleiben oder eben ein­fach Men­schen mit der Staats­bürg­er­schaft ihres jew­eili­gen Geburts‑, also Herkun­ft­s­lan­des sind.
[4] Der Begriff wird hier­bei nicht als Markierung ein­er Haut­farbe, son­dern als soziale Posi­tion­ierung verstanden.
[5] http://www.lr-online.de/regionen/cottbus/Die-eine-und-die-andere-Hand;art1049,4370586
[6] http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/
[7] http://www.pnn.de/potsdam/861186/
[8] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober
Inforiot