INFORIOT Das „F“ steht für Feminismus und ohne diesen kann Antifaschismus nicht bestehen. Und ein Feminismus ohne Antifaschismus „läuft nicht“. Dies sind die Leitideen des F_antifa Kongresses, der unter dem Motto „Vor jeder guten Antifa steht ein fettes F!“ vom 12. bis 14. Mai im freiLand Potsdam stattfinden soll. In Vorbereitung auf das Wochenende haben wir mit den Organisator*innen des dreitägigen Kongresses gesprochen.
IR: Auf eurer Webseite findet sich eine Menge an Informationen zum Kongress und drum herum. Uns würde interessieren, was euch dazu bewegt hat, den Kongress zu organisieren und warum eure Wahl ausgerechnet auf die Stadt Potsdam gefallen ist.
Trixi: Also erstmal sind Feminismus und Antifaschismus Herzstücke unserer politischen Arbeit. Die Kombi F_antifa ist also quasi PERFEKT.
Charles: In den 90ern gab es schon mal eine Reihe von F_antifa Kongressen, die ist aber irgendwann abgerissen. Der Kongress letztes Jahr in Hamburg wurde im Vorfeld von vielen als “Instanz” wahrgenommen und dankbar begrüszt* und auch wir kennen uns teilweise daher. Aus der f_antifaschistischen Motivation, die wir daraus mitgenommen haben, ist dann der Wunsch entstanden, die Themen und die Vernetzung weiterzutragen. Und auch Sachen anders zu machen, die wir auf dem Kongress in Hamburg uncool fanden. Die Entscheidung, den Kongress in Potsdam zu veranstalten, hat ganz pragmatische Gründe: Die Initiator*innen wohnen und leben hier. Auszerdem wollten wir es nicht in Berlin oder anderen (linken) Zentren wie Hamburg oder Leipzig machen.
IR: Wie waren denn die anderen Reaktionen auf eure Idee — bundesweit, vor allem aber in Brandenburg?
Trixi: Wir haben spannenderweise sehr unterschiedliche Reaktionen beobachtet: Das Feedback aus Österreich, der Schweiz und bundesweit, das wir mitgekriegt haben, war super positiv. Viele Menschen sind schon ganz aufgeregt und voller Vorfreude. Brandenburg können wir nur schwer einschätzen, da wir nicht überall hin vernetzt sind. Hoffentlich ändert sich das auf dem Kongress. WO wir vernetzt sind, sind wir zum einen auf Begeisterung gestoßen
— und auch auf tatkräftige Unterstützung bei Aufbau, Workshops und so. Zum anderen auf Skepsis. Es gibt immer wieder Momente, in denen Leute uns irgendwelche Kompetenzen absprechen. Wir fänden es spannend, daraus eine offene Diskussion zu machen: Wie kommen wir zu einer soliden kritisch-solidarischen Praxis, um Brandenburg ernsthaft f_antifaschistisch revoluzzen zu können? Da ist noch Platz nach oben. Auch in Potsdam selbst waren/ sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. Viele Menschen freuen sich total und unterstützen den Kongress hart, insgesamt finden wir die Reaktionen aber eher mau und verhalten. Wir haben die Beobachtung gemacht: Je lokaler, desto kritischer und abcheckender wird die Haltung, die Aktivist*innen Projekten, die sie nicht selbst initiiert haben, gegenüber einnehmen. Vielleicht auch, weil mehr persönlicher Stissel im Spiel ist, donno.
Frida: Wer übrigens das F_antifa-Plakat an der Busse übermalt hat und dort das “F” vor “Antifa” weggekritzelt hat, melde sich bitte unter fettesf@systemli.org bei uns. Dann kriegste aufs Maul!
IR: Das Thema Feminismus scheint derzeit eine Hochkonjunktur zu erleben. Was zu beobachten ist. Das ist absolut überwältigend und unterstützenswert. Was erhofft ihr euch von dem Kongress?
Frida: Mehr davon! Mehr F_antifa! Mehr Kongresse, mehr Vernetzung, mehr Gruppen, mehr Aktionen, mehr Selbstverständlichkeiten.
Charles: Wir waren uns schon relativ am Anfang der Orga-Phase einig, dass die Stimmung, die wir uns erhoffen, von Empowerment und Angriff geprägt sein soll.
Trixi: Ja, wir haben keine Lust auf so’n “Opfer-Kongress”, wo wir uns nur gegenseitig erzählen, wie schlimm und hoffnungslos alles ist, und danach alle demotiviert und traurig und geschwächt nach Hause gehen.
Charles: Das Programm geht auch recht stark Richtung Alltagspraxis. Auf dem Kongress wird es mehrere Plena mit allen geben, es gibt Raum für Open Spaces, also insgesamt einen gewissen DIYCharakter (DIY = do it yourself). Schön wäre es, wenn sich die Teilnehmer*innen gegenseitig Skills und Wissen für ihre weitere politsche Arbeit mitgeben können: So, dass Antifas feministischer und Feminist*innen antifaschistischer werden.
IR: Bereits letztes Jahr fand in Hamburg ein ähnlicher F_antifa Kongress statt. Überschattet wurde das Wochenende jedoch von strukturellen Problemen der Antifa-Szene. Vor allem nicht-weiße Aktivist*innen fanden sich auf dem Kongress nicht ausreichend geschützt und gehört. Wie können wir von den Ereignissen aus Hamburg lernen und wie sieht eurer Strategie auf dem Kongress aus, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen?
Trixi: Einige von uns (weisze Personen) waren in Hamburg. Wir haben dort viel gelernt. Danke, dass F_antifas of Colour sich den Stress gemacht haben, zu intervenieren, Kritik offen zu äuszern, und durchzufighten, dass es die Reflektion zu systematischem und strukturellem Rassismus in der Antifa/in feministischen Communities gibt. Es ist natürlich jetzt etwas doof, das aus unserer Position so zu sagen, weil erstmal ja wieder Leute verletzt werden mussten, damit weisze Aktivist*innen was lernen — aber die Diskussion in Hamburg hat uns etwas beigebracht. Und jetzt sind wir trotzdem gar nicht gefeit davor, ähnliche Fehler zu machen, weil wir sind auch ein grösztenteils weiszes Orgateam und uns begegnen immer wieder rassistische Denkmuster in unseren Köpfen und rassistische Handlungsgewohnheiten. So intuitive NICHT-Solidaritäten und Maßstabsverschiebungen. Was wir versucht haben, umzusetzen: Es gibt einen Safer Space für PoC auf dem Kongress. Es hat mehrere antirassistische/intersektionale Workshops, darunter auch “Antiracism and Antifascism” desigend für weisz-sozialisierte Teilnehmer*innen. Wir haben die zutreffende Kritik bekommen, dass unser Programm zwar “Critical White” ist, aber wir damit wieder nur Workshops, in denen weisze Leute etwas lernen können, anbieten. Jetzt haben sich noch Personen gemeldet, die groszartigerweise einen Workshop zum Demontieren von internalisiertem Rassismus für PoC only machen bzw. überlegen eine Vernetzungsphase für FLTI of Colour only anzustiften. Auszerdem haben wir einmal pro Tag Plenum für alle, um Unwohlsein aufzufangen. Und dann hoffen wir auf eine solide Interventionskultur, wie in Hamburg. Unser Claim am Anfang war: „Wir wollen NEUE Fehler machen. Wenn wir das schaffen, sind wir auf nem guten Weg.“
IR: Auf eurer Homepage resümiert ihr, dass ihr es als eine Notwendigkeit erachtet „Sexismus in der Antifa weiterhin offensiv anzugehen“. Welche konkreten Maßnahmen wollt ihr auf den Kongress ergreifen, um beispielsweise Dominanzverhalten von „mackernden Cis-Typen“ entgegenzuwirken?
Trixi: Wir wetzen schon mal die Messer. Und es gibt Selbstverteidigungsworkshops.
Frida: Ernsthaft: Wir werden versuchen, in dem Einführungsvortrag eine Analyse anzubieten wie Mackrigkeit/Patriachat funktioniert und eine lebendige Interventionskultur vorzuschlagen. Dann bauen wir auf Solidarität und politische Erfahrung von teilnehmenden F*antifas. Zudem sind einige Workshops FLTI only, da werden Cis-Typen gar nicht erst reingelassen. Um Dominanzverhalten langfristig entgegen zu wirken werden Workshops zu Kritische Männlichkeit, zu Konsens, zu Reaktionsmöglichkeiten auf sexistische Machtscheisz… angeboten. Und vielleicht kann ja die eine oder andere im Workshop „Macker wegmoderieren“ noch was dazu lernen. (;
IR: Nach und nach wird auf eurer Homepage das Programm veröffentlicht und es scheint ein vielversprechendes Wochenende zu werden. Was sind eure persönlichen Highlights, auf die ihr euch sehr freut und welchen Teil des Programms würdet ihr Aktivist*innen besonders ans Herz legen?
Charles: Naja jetzt auf jeden Fall „Self care als F*antifaschistin“. Knapp am burn-out, oida.
Trixi: Wer Plenum macht wird umgebracht!!!
Frida: Prokrastination bis zur Revolution! Natürlich liegt uns alles am Herzen, logo. Unser programmatischer Ausgangspunkt war: Wir machen das auf dem Kongress, worauf wir selbst Bock haben. So ganz persönlich hab ich richtig Lust klassische Antifa-Skills im Recherche Workshop zu lernen. Und wir freuen uns auch riesig auf den geilen Scheisz der in den Open Spaces entstehen wird. Also bringt mit, was immer ihr mit anderen Menschen teilen wollt, initiiert Gesprächskreise oder worauf ihr sonst so Bock habt. Wir sind auszerdem sehr happy, dass wir tolle Menschen gewinnen konnten, bzw. Menschen auf uns zukamen, die einen “Braver space für Menschen mit jüdischer Geschichte”, “Selbstverteidigungstraining vom Rolli aus” sowie “Collective Healing from Opression (PoC only)”
anbieten.
Trixi: Ich bin schon richtig heiß auf “Basisdemokratische Gewerkschaftsarbeit als antifaschistische Perspektive” von der FAU Dresden und hoffentlich eine Diskussion darüber, wie mensch Gewerkschaftsarbeit feministischer rocken kann. Ich steh grad auf Struktur und Organiserung und radikale Gesamtscheisze-umwälzen-Ansätze.
Charles: Ich werde mir auf jeden Fall “How open are my politcal structures for refugee women” von Women in exile and friends gönnen und ein bisschen Ökonomiekritik darf auch nicht fehlen. Besonders freuen wir uns auch über unser fettesf Polit-Kulturprogramm, da gibt es z.B. eine Tanz-Performance zu Körpernormen in der NS-Zeit, einen queeren Kurzfilmabend und eine Vorführungeiner Romnja JugendTheatergruppe aus Berlin.
Frida: Wir sind selbst sau-gespannt, was dann letztendlich auf dem Wochenende passiert und wie es Leuten geht und was daraus entsteht. So Groszprojekte sind ja immer auch ein bisschen verunsichernd. Unterm Strich wird’s FETT.
Vielen Dank für das Interview!
Mehr Infos zu dem Kongress findet ihr unter: http://fettesf.blogsport.eu/
*Anmerkung der Redaktion: Die “sz” Schreibweise entspricht der Schreibweise, die sich die Interviewten Personen ausgesucht hatten und wird im Original übernommen.
Kategorie: Gender & Sexualität
Iuliia I. ist ein TransMann aus Rußland, er selbst nennt sich Erich. In Rußland hat sich Erich in einer Vereinigung gegen die Diskriminierung nicht-heterosexueller Menschen engagiert, in sozialen Medien ist er noch heute als Administrator tätig. In seinem Heimatort wurde er von einer Gruppe Männern verprügelt, an seinem Arbeitsplatz gemobbt und er bekam immer wieder Drohungen. Einmal hat er sogar versucht, sich das Leben zu nehmen.
Im Oktober vergangenen Jahres kam der Linguist nach Deutschland und beantragte Asyl. Bereits wenige Tage später fand die Anhörung beim BAMF in Eisenhüttenstadt statt. Über die Schwulenberatung Berlin kam Erich dann zu uns nach Brandenburg an der Havel. Er befindet sich in psychologischer Behandlung und möchte sehr gern eine Hormontherapie
beginnen.
Im Dezember wurde Erich’s Asylantrag abgelehnt. Gemeinsam mit einer Berliner Anwältin haben Erich und unsere Unterstützer_innen-Gruppe Klage gegen diese Entscheidung beim Verwaltungsgericht Potsdam eingereicht. Die Verhandlung findet dort am 27. April ab 10.45 Uhr statt. Die Verhandlung ist öffentlich, Erich und wir wüden uns sehr darüber freuen, wenn sich Menschen für eine (unabhängige) Prozessbeobachtung an diesem Tag finden würden.
Wir kämpfen auf jeden Fall weiter dafür, dass Erich in Deutschland bleiben und sich hier ein neues Leben aufbauen kann!
Wer heute durch Potsdam geht, wird sie unschwer übersehen: Über Nacht haben sich einige Werbetafeln verändert. Statt wie immer die übliche sexistische Werbung unkommentiert zu zeigen, ist diese nun mit ergänzenden Überklebern versehen. „Wir hatten echt kein Bock mehr, uns den ganzen sexistischen Kackscheiß jeden Tag aufs Neue anzutun!“ sagte Erna, die Initiator*in der Aktion Selbstbestimmte Werbevitrinen für Emanzipation und Herrschaftsfreiheit (SWfEuH)“ und selber Werbevitrine, die oft unter sexistischer Werbung leiden muss.
Beitrag der Werbung zur Potsdamer Frauenwoche
Anlässlich des Frauenkampftages am 8. März ist in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam Frauenwoche. Unter dem Motto „Frauen Macht faire Chancen“ wird mit vielen Veranstaltungen auf die leider weiter bestehenden Diskriminierungen von allem, was nicht männlich, weiß und heterosexuell ist, hingewiesen. Ein besonderes Highlight ist dabei die Ausstellung „Wer braucht Feminismus?“ im Rathaus. Die Angebote scheinen derart überzeugend zu sein, dass sich in der Nacht vom 11. auf den 12.3.2017 einige Werbetafeln in der Potsdamer Innenstadt der feministischen Bewegung anschlossen und mittels Überkleber auf sexistische Werbung aufmerksam machten.
Rathaus
Mit dabei sind zwei Werbetafeln am Rathaus. Auf einer Werbung für Parfüm fragt der abgebildete Frauenkopf nun: „Warum sind Frauenkörper nur Eyecatcher?“ Gegenüber zeigte eine Werbetafel ursprünglich Werbung für ein Einkaufszentrum und bildete dabei eine weiße Klischee-Kleinfamilie ab. Die Werbetafel schloss sich dem Protest an und ergänzte sich dazu um einen Überkleber. Statt „Generation Stern-Center“ lautet der Slogan nun „Generation Patriarchat“ und „Unsere Werbung: Sexistisch“.
Platz der Einheit
Auch am Platz der Einheit drei Werbevitrinen offensichtlich unzufrieden mit den Werbekampagnen ihrer Mieter*innen. Die Werbung für das Einkaufszentrum änderte sich auf „Generation Sexismus“ und wahlweise „Unsere Mode: Rock und Hose“ oder „Boys in blue. Girls in pink“. Eine weitere Variante ergänzte sich um eine Sprechblase. Eine der weiblich gelesenen Personen kommentiert das Plakat nun mit den Worten: „Gut, dass ich diese Show nur für‘s Bild ertragen muss…“.
Bildungsforum
Am Bildungsforum veränderte sich u.a. eine Werbung für Zigaretten. In der ursprünglichen Version zeigt das Plakat eine männlich gelesene Person, die in mackriger Pose neben einem Motorrad sitzt. Die Schrift lautete „1 Bike. 3 Stunden Tuning. 5 Minuten Freiheit“. Nun steht dort: „1 Bike. 3 Stunden Tuning. Alle Klischees bedient“ und „Geschlechter-Stereotype überwinden!“ Die bereits oben beschriebe Parfümwerbung ergänzte sich über Nacht um die die Abbildung kommentierende Frage: „(Warum) haben Frauen keine Achselhaare?“ Die Werbung für eine Internet-Partner*innenvermittlung hatte auch keine Lust mehr auf die Reproduktion sexistischer Wahrnehmungsmuster. Dem Kommentar „Ein Ausschnitt sexistischer Kackscheiße“ ist wohl nichts hinzu zu fügen.
Nachtrag: Blöde Geschichte am Schloss/Landtag
Viel Glück hatte die Aktion Selbstbestimmte Werbevitrinen für Emanzipation und Herrschaftsfreiheit (SWfEuH) am als Brandenburgischer Landtag genutzten Potsdamer Stadtschloss. Hier fiel der Aktionsgruppe ein vom Platz der Einheit zunächst mit Blaulicht heranrasender Streifenwagen auf. Beim Einfahren auf die Straßenbahnspur schalteten die Beamt*innen das Blaulicht ab. Das Muster der sogenannten Stillen Fahndung erkennend, setzen sich die heimlichen Werbevitrinen-Veränderer*innen unauffällig ab.
Unbeteiligte von Polizei behelligt
Weniger Glück hatten Passant*innen, die neugierig vor den Werbevitrine stehen blieben. Als der Streifenwagen die Personen erreichte, versuchten die Beamt*innen vermutlich, sich diese vorzuknöpfen. Das führte dazu, dass die Personen versuchten, wegzurennen (wir wollen gar nicht darüber spekulieren, wieso, es gibt genug gute Gründe, warum man in einer Samstag Nacht keine Lust auf Polizei haben könnte, und eine Menge davon sind erst mal sympathisch…). Leider scheint die Streifenwagenbesatzung mindestens eine Person gestellt zu haben.
Bitte um Verständnis
Wir haben das Geschehen nicht weiter verfolgt und die Gunst der Stunde genutzt, dass die Cops mit irgendwelchen Leute beschäftigt sind, um ein paar Meter zwischen uns und das Geschehen zu bringen. Wir möchten dafür auf diesem Wege für Verständnis bitten. Falls irgendwelche Leute da draußen jetzt Stress wegen uns haben sollten, meldet euch bitte bei unserer Mailadresse (swfeuh@riseup.net). Wenn ihr nicht gerade Nazis seid, und sie euch jetzt nicht ausgerechnet wegen Nazikram Ärger machen, bemühen wir uns, bei dem Tragen der Folgen einen Beitrag zu leisten.
Aktion Selbstbestimmte Werbevitrinen für Emanzipation und Herrschaftsfreiheit (SWfEuH)
Bilder zu der Aktion gibt es hier.
Der Verein Opferperspektive e.V. zählt für das Jahr 2016 in Brandenburg 221 rechte Angriffe. Dies ist ein erneuter Anstieg im Vergleich zum Jahr 2015 (203). Gegenüber 2014 haben sich die Angriffszahlen mehr als verdoppelt (98).
Die Mehrheit der Taten waren rassistisch motivierte Angriffe. Sowohl ihre absolute Zahl als auch ihr prozentualer Anteil an den rechten Gewalttaten nahmen erneut erheblich zu – von 142 Angriffen im Jahr 2015 auf 175 im Jahr 2016, bzw. von 68 auf 79 Prozent.
Neben den 175 rassistischen Angriffen, wurden 24 Taten aus Hass gegen politische GegnerInnen verübt, 14 richteten sich gegen nicht-rechte Personen, je 1 war sozialdarwinistisch bzw. antisemitisch motiviert. Zwei Mal wurden Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung angriffen und vier Gewalttaten richteten sich gegen JournalistInnen, die über rechte Aktivitäten berichteten. Bei der überwiegenden Mehrheit der Taten handelte es sich um Körperverletzungen, davon 85 einfache (2015: 61) und 101 gefährliche (2015: 76). Es wurden 13 Nötigungen und Bedrohungen (2015: 30), 6 Sachbeschädigungen (2015: 19) und 9 Brandstiftungen (2015: 10) Brandstiftungen gezählt. Von den Angriffen waren 335 Menschen direkt betroffen und mindestens 196 indirekt (z.B. Angehörige und ZeugInnen). Weiterhin geht die Opferperspektive von einem hohen Dunkelfeld aus, vor allem bei Angriffen gegen Geflüchtete.
Die Situation bleibt landesweit besorgniserregend. Zwar ist punktuell ein Rückgang rechter Gewalttaten festzustellen (in Potsdam, Oberhavel und Dahme-Spreewald). In den meisten Landkreisen ist jedoch ein weiterer Anstieg bzw. gleichbleibend hohe Angriffszahlen zu verzeichnen. Besonders bedrohlich ist die Situation in Frankfurt/Oder und Cottbus. Hier ist eine überproportionale Zunahme rechter Gewalt zu verzeichnen. In Cottbus zeugen 41 rechte Angriffe im Jahr 2016 davon, dass eine militante rechte Szene versucht, den öffentlichen Raum der Stadt zu dominieren.
Insbesondere der hohe Anteil rassistischer Gewalttaten lässt sich auf einen enthemmten Vertreibungswillen bei den TäterInnen zurückführen. Judith Porath, Geschäftsführerin der Opferperspektive erklärt dazu: „Die vielen rassistischen Angriffe sprechen dafür, dass es den TäterInnen darum geht, MigrantInnen und Geflüchtete um jeden Preis zu vertreiben – sowohl aus ihrer Nachbarschaft als auch aus dem Land. Bedrohlich viele Menschen in Brandenburg haben keine Hemmungen, ihren rassistischen Ansichten im Alltag gewalttätig Ausdruck zu verleihen. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, Frauen, Kinder oder Jugendliche anzugreifen.“
Die Opferperspektive ruft Zivilgesellschaft, Kommunalverwaltungen und Landesregierung auf, alles dafür zu tun, die rechte Gewaltwelle zu beenden. Dazu ist es notwendig rassistischer Hetze entschieden entgegenzutreten, Diskriminierungen abzubauen und ein gewaltfreies Zusammenleben aller Menschen in Brandenburg zu fördern.
Im Anhang finden Sie das Hintergrundpapier der Opferperspektive zur Veröffentlichung der Angriffszahlen mit ausführlichen Analysen, sowie eine grafische Aufschlüsselung der Zahlen zur freien Verwendung. Bei Nutzung der Grafik bitten wir um Nennung der Quelle (Peer Neumann / Opferperspektive).
Für Rückfragen am 9.3.2017 ab 12 Uhr stehen Ihnen zur Verfügung:
Zur Notwendigkeit von cis-Typen-freien Räumen zur Selbstreflexion und als Empowerment
Gegenwärtig veranstalten wir eine Tour unter dem Namen “Skills for Intervention”, in deren Rahmen Veranstaltungswochenenden in verschiedenen Städten Brandenburgs stattfinden. Es geht primär darum FrauenLesbenTransInter zu empowern und ihnen Räume zu eröffnen, in denen sie sich trauen Dinge auszuprobieren, die in der weiblichen Sozialisation klassischerweise nicht erlernt werden und/oder nicht zu den gesellschaftlichen Vorstellungen passen, „wie eine Frau zu sein hat“. Hierzu gehören insbesondere technische Fähigkeiten, wie sie bei diversen praxisorientierten Workshops erlernt werden können, oder aber selbstbewusstes Auftreten und das Aufzeigen von Grenzen, wie zum Beispiel im Workshop zum Veranstaltungs- und Projektschutz.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ohne cis-männliche# Präsenz und Blicke die Hemmschwelle, zu sich zu stehen und sich auszuprobieren, viel geringer ist. Außerdem gibt es Workshops, in denen es um den Austauschen über Erfahrungen mit Sexismus und mit sexualisierter Gewalt geht. Hierfür ist es notwendig, sicherere Räume zu schaffen. Meistens sind cis-Männer diejenigen, von denen sexualisierte Gewalt ausgeht, weswegen ihr Ausschluss für die Schaffung von Schutzräumen bei diesen Themen wichtig ist.
Wir finden es wichtig, sich an einigen Punkten solche geschützten Räume (auch gegen Widerstand) anzueignen, um im Anschluss, durch den Austausch und das Empowerment untereinander gestärkt, wieder herauszutreten.
Unter einem System, dass alle Menschen in nur zwei Kategorien, nämlich “Mann” und “Frau”, einteilt und diesen ganz bestimmte Eigenschaften zuschreibt, leiden natürlich auch cis-Männer. Denn auch ihnen will dieses System vorschreiben, wie sie sich verhalten sollen und wie sie aussehen müssen, was sie gut können und was sie auf gar keinen Fall tun dürfen. Allerdings können wir dabei nicht vergessen, dass dieses System eben im Ungleichgewicht zugunsten von cis-Männern besteht: alles was mit Vorstellungen von Männlichkeit verknüpft wird, ist höher bewertet oder besser bezahlt. Daher haben cis-Männer, trotz ihrer eigenen Betroffenheit von Sexismus, eben auch Privilegien inne. Und auch sich selbst als feministisch bezeichnende cis-Männer können (unbewusst) patriarchale Strukturen reproduzieren und dadurch anwesende FrauenLesbenTransInter einschränken.
Daher begrüßen wir es sehr, wenn sich cis-Typen intensiv mit der ihnen zugewiesenen Geschlechterrolle sowie den sich daraus ergebenden Einschränkungen und Privilegien beschäftigen und finden Workshops zu z.B. kritischer Männlichkeit eine prima Sache. Aber wir als Frauen*-Gruppe haben keine Lust, solch einen Workshop für cis-Männer zu organisieren. Einmal, weil ein Teil der weiblichen Sozialisation die Zuschreibung der Pflegerolle ist („Frauen kümmern sich“) und wir diese nicht ständig reproduzieren wollen. Andererseits erwarten wir von kritischen cis-Männern, dass sie sich selbst ihre Räume schaffen und sich selbst um ihre Reflexion kümmern. Wir vermitteln gerne Kontakt zu Menschen, die solche Workshops zu kritischer Männlichkeit anbieten, aber wir werden das nicht organisieren. Weil Sexismus uns alle betrifft, sollten wir uns auch alle damit auseinandersetzen und diese Auseinandersetzung nicht wieder denen überlassen, die stärker davon betroffen sind.
Wir haben den Sexismus in dieser Gesellschaft noch lange nicht überwunden und solange das so ist, wollen und brauchen wir unbedingt cis-Typen-freie Räume und mehr wirklich kritische cis-Männer! YEAH!
#cis bezeichnet das Gegenteil von trans und meint, dass eine Person das Geschlecht haben möchte, das ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde.
Mit dem * wollen wir deutlich machen, dass die jeweils markierten Bezeichnungen alle diejenigen meinen, die sich selbst in ihnen verorten.

Mehr Infos zur Workshopreihe findet ihr unter www.fabb.antifa.cc/
P.S. Das queer_topia*Workshop-Kollektiv bietet z.B. Workshops zu Kritischer Männlichkeit an
Nachdem dem Ende des summer of migration und der Schließung der europäischen Außengrenzen ist ist die Zahl der ankommenden, schutzsuchenden Menschen in Europa zurückgegangen. Die Ursachen hierfür sind nicht etwa, die Lösung der Probleme, die die Menschen dazu treibt alles aufzugeben und zu fliehen, sondern die Verschärfung der Gesetze, die Kontrolle der europäischen Außengrenzen und das Abkommen mit der Türkei.
Flüchtende Menschen werden gezwungen an Europas Außengrenzen in Lagern zu verelenden oder versuchen auf immer gefährlicheren Routen nach Europa zu gelangen und viele sterben dabei. Wenn sie es doch nach Deutschland schaffen werden alle Register gezogen um ihren Antrag abzulehnen und ihnen das Leben wie die Integration zu erschweren: Dublin-III-Abkommen, der Definition von angeblich sichere Drittstaaten und Herkunftsländern, die Erschwerung des Familiennachzugs, kaum Zugang und Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, Diskriminierung durch die Behörden.
LGBTIQ*s erwarten noch weitere Schwierigkeiten, so zum Beispiel wenn verlangt wird, dass sie ihre sexuelle Ausrichtung beweisen, ihre Beziehungen und Lebenspartnerschaften nicht anerkannt werden, Sozialarbeiter_innen nicht genügend sensibilisiert sind und den Betroffenen raten ihre Sexualität in den Massenunterkünften zu verbergen um Ärger mit anderen Bewohner_innen vorzubeugen. Teilweise sind Sozialarbeiter_innen und das BAMF kaum oder gar nicht sensibilisiert und können oder wollen bei (sexualisierter) Gewalt, egal ob verbal, psychisch oder körperlich, nicht eingreifen.
Während LGBTIQ* in vielen Staaten nicht nur gesellschaftlicher Ausgrenzung, sondern auch struktureller Diskriminierung und staatlicher Repression ausgesetzt sind, die oft mit Haft, Folter und/oder Mord, mindestens aber mit dem Verbot eines Auslebens der eigenen Sexualität einher geht, sieht sich Deutschland gern in der Rolle des Moralapostels. Doch auch hier gibt es die Ausgrenzung von Lebensentwürfen jenseits der Heteronormativität, sei es die Anerkennung einer Ehe, die Frage ob LGBTIQ*-Paare Kinder haben sollten oder überhaupt dürfen oder die simple Erwähnung nicht-heteronormativer Sexualentwürfe im Rahmen des Sexualkundeunterrichts.
Und all dies spiegelt sich im Umgang mit geflüchteten LGBTIQ*s wieder. Während es innerhalb des letzten Jahres viele Fortschritte auf diesem Gebiet gab, genannt seien hier spezielle Unterkünfte oder neu geschaffene Vernetzungen, so bleiben doch alte Probleme weiterhin bestehen, denn diese Veränderungen betreffen primär große Städte und die Angebote werden von NGOs geschaffen. Von staatlicher Seite hat sich diesbezüglich nahezu nichts geändert.
Um diesen Problemen sowie der repressiven und diskriminierenden Asylpraxis entgegenzutreten, ist eine weitere Vernetzung von Geflüchteten wie Unterstützer_innen, (Selbst-) Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die speziellen Bedürfnisse und Problemen von geflüchteten LGBTIQ*s notwendig. Ebenso unabdingbar ist es einen Raum zu schaffen in dem Betroffene Zeit mit anderen Betroffenen verbringen können, unter sich sind und sich austauschen können, und das nicht nur mit Personen aus der gleichen Region, sondern bundesweit, denn meist sind die Menschen in ihren Unterkünften isoliert und haben nur via Internet Kontakt zu anderen LGBTIQ*s. Aus diesen Notwendigkeiten und der positiven Resonanz der Teilnehmer_innen der letzten Konferenz stand für uns schon schnell fest, dass es ein weiteres Projekt geben wird. Die Ziele sind identisch mit denen der letzten Konferenz:
1. (Weiter-) Bildung für Geflüchtete und Unterstützer_innen
2. Kennenlernen, Netzwerken, Austauschen und Spaß haben
3. Öffentliche Aufmerksamkeit für die Lage von LGBTIQ*-Geflüchtete schaffen
Ein Schritt weiter – von der LGBTI-Conference zur LGBTIQ*-Conference
Schon letztes Jahr erreichten uns von Zeit zu Zeit die Frage warum wir lediglich den Begriff LGBTI statt LGBTIQ* oder eine andere (vollständigere) Variante nutzen. Dies und auch die jetzige Änderung wollen wir kurz erklären. Wir möchten anmerken, dass wir bei weitem keine Expert_innen sind und auch keinen Anspruch auf einen richtigen Begriff haben (wollen).
Seit dem Jahr 2014 kennen wir LGBTIQ*-Geflüchtete, die aus der Russischen Föderation geflohen sind. Innerhalb der Gemeinschaft vor Ort ist die gängige Selbstbezeichnung LGBT. Wir als Unterstützer_innen empfanden es als anmaßend eine über Jahre gewachsene und anerkannte Selbstbezeichnung in Frage zu stellen. Da im deutschen Kontext statt LGBT eher LGBTI verwendet wird, erweiterten wir in Absprache mit den Betroffenen die Selbstbezeichnung LGBT durch das I.
Als wir Ende des Sommers das Layout für die Konferenz 2017 diskutierten, blieben wir am Begriff hängen und erinnerten uns an den Nachgeschmack aus dem letzten Jahr keinen wirklich umfassenden Begriff gewählt zu haben und somit Menschen, die wir explizit ansprechen wollten, schon mit der Überschrift unbeabsichtigt auszuschließen. Deshalb erweiterten wir den Begriff noch um Q und * um zu sagen:
Liebe Lesbian‑, Gay‑, Bi‑, Trans‑, Inter‑, Queer- und sich anders definierenden Menschen, ihr seid herzlich zur Refugee-LGBTIQ*-Conference eingeladen!
In Zeiten der rassistischen Mobilisierung ist es wichtig gezielt linke und linksalternative Aktivist_innen zu unterstützen und zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen die stets stärker werdende Rechte zu engagieren. Doch manchmal fehlt das nötige Know-How, um die hiesigen Zustände effektiv aufzumischen. Mit der f_antifaschistischen “Skills for Intervention”-Tour kommt die f_antifa brandenburg (fabb) am 26. und 27.11. nach Cottbus und organisiert zusammen mit der „Ladydays“ Initiative ein Wochenende mit Workshops zu:
– Einführung ins Layouten,
– DJ_ane und Technik, mit anschließender kleiner Party
– Selbstbehauptung
Worum geht’s?
Antifa & Feminismus sollen zusammengeführt werden! Wir wollen nicht nur ein praktisches Bildungsangebot für Antifaschist*innen in Brandenburg bieten. Wir stellen und vermitteln einen Pool an Referent_innen für vielseitige Workshops, die nur von Frauen* und Trans* durchgeführt werden. Denn es ist in der antifaschistischen Szene leider keine Selbstverständlichkeit, dass Workshops nicht von Männern durchgeführt werden. Mit den Workshops wollen wir eine stärkere Sichtbarmachung dieser Menschen als Macher_innen gewährleisten. In dem Projekt sind die Workshops nur für fltiq* (Frauen-Lesben-Trans-Inter-Queer) offen, um sich über Sexismus in den eigenen politischen Strukturen auszutauschen und Frauen und Trans* vor Ort zu empowern, zu unterstützen und untereinander zu vernetzen.
Um euch für das Wochenende oder einzelne Workshops anzumelden, schreibt
eine Mail an: ladydays-cb@riseup.net
Mehr Infos: fabb.antifa.cc
Linke und linksalternative Aktivist_innen stehen derzeit vor der großen Aufgabe den rassistischen Vormarsch zurückzudrängen. Viele neue und junge Menschen haben sich entschlossen die Zustände nicht länger hinzunehmen und sich antirassistischen und antifaschistischen Kämpfen anzuschließen. In Zeiten der rassistischen Mobilisierung ist es besonders wichtig gezielt linke und linksalternative Aktivist_innen zu unterstützen und zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen die stets stärker werdende Rechte zu engagieren. Doch manchmal fehlt das nötige Know-How, um die hiesigen Zustände effektiv aufzumischen. Dies soll mit der f_antifaschistischen Herbstoffensive ändern! Mit der “Skills for Intervention”-Tour kommen wir in eure Stadt und unterstützen euch mit einem praktischen Bildungsangebot. Ziel ist es auf Bedürfnisse von lokalen Gruppen und Akteur_innen einzugehen und mit vorhandenem Know-How erwünschte Impulse zu setzen.
Antifa & Feminismus zusammenführen!
Wir wollen nicht nur ein praktisches Bildungsangebot für Interventionen in Brandenburg bieten. Wir stellen und vermitteln einen Pool an Referent_innen für vielseitige Workshops, die nur von Frauen* und Trans* durchgeführt werden. Denn es ist in der antifaschistischen Szene leider keine Selbstverständlichkeit, dass Workshops von nicht cis-männlichen Menschen durchgeführt werden. Mit den Workshops wollen wir eine stärkere Sichtbarmachung dieser Menschen als Macher_innen gewährleisten. In dem Projekt sind die Workshops for all* gender offen, es sei denn, es gibt in der Absprache explizite Wünsche, bestimmte Workshops an fltiq* vor Ort zu richten. Zudem bieten wir nach Wunsch im Rahmen der Workshops fltiq*-Räume an, um sich über Sexismen in den eigenen politischen Strukturen auszutauschen und Frauen und Trans* vor Ort zu empowern, zu unterstützen und untereinander zu vernetzen. Dies kann z.B. durch einen zusätzlichen Workshop, durch einen Kneipenabend oder eine Party realisiert werden.
Die Wochenenden werden gemeinsam mit den Aktivist_innen vor Ort organisiert – ob eine Party noch stattfindet, sich Menschen nur Workshops oder nur ein fltiq* Cafe wünschen – entscheiden vor allem die Personen vor Ort, da sie die Expert_innen ihrer regionalen Zustände sind. Wir freuen uns auf jeden Fall auf einen heißen Herbst!
Wir kommen in folgende Städte:
29.10. — 30.10. Frankfurt Oder
12.11. — 13.11. Bernau
26.11. — 27.11. Cottbus
Weitere Städte folgen! Checkt fabb.antifa.cc
On the 7th of September, around 4 o’clock in the morning, in a Heim in Hennigsdorf, a refugee woman was again compelled out of her room, violently pushed in to a police car and taken to the airport in one more forced deportation attempt. They didn’t succeed because the pilot refused to take in a woman in such a distress. They came as they do: in many, violently pushing, humiliating, handcuffing as if the woman was a dangerous criminal.
We, from the IWS, went to Hennigsdorf, to see her, after once again she resisted her deportation and what followed was a horror display of more violence against her and also against us, her friends.
We arrived in the Heim around 12h. She was nervous, weak, scared. Her arms were red and swollen. Her nightgown, clothes she was wearing when she was arrested, was full of blood, her back had red marks left by the police. We agreed she should see a doctor, go to the hospital. We then called the Ambulance. They came, but they didn’t seem interested in helping her. They were more worried about a mobile phone we used to film her, not them. One of the male nurses came to us and asked us to delete our footage, which we did immeditately in order to calm them down and give our friend the attention she needed. It was too late though. They decided to create a scence out of the short and meaningless discussion about the filming and opted for calling the police. Meanwhile the unfriendly faces of the Heim’s administration surrounded us. We didn’t know what was terrifying them the most: the fact that in our group there was not one german looking person and we were speaking in english, the fact that we could be from the press because one of us showed a press card or the obvious fact that none of us was the german white prototype of a human being. Maybe all of these together. In a few minutes four police cars arrived. To do what? Keine Ahnung, no idea. There was absolutely no need for creating such a fuss. There was the need to help a woman to go to the hospital. That was their main duty. That is why they were called.
The police asked us a few questions and left. We tried a last communication with the male nurses by asking them the address of the hospital they were finally taking our friend, but they refused to tell us. No problem, we knew Hennigsdorf doesn’t have many hospitals and went to the one they took her to.
So we ask ourselves: until when refugees will be treated like criminals, suspects? What leads people to disregard the needs of other human beings in such a way? Taking even their rights to be helped. Male nurses called the police against us because we were standing for our friend and we should learn that to do so is also considered a crime because refugees are not supposed to have friends. Why is the society in general so quiet about the abuse committed against people who came to Germany to seek for protection? The only answer we can find is Racism. It is because Racism still plays the biggest role and as Racism is an irrational feeling, the result cannot be other than violence.
Below you find Facts and Fiction.
Fiction:
https://iwspace.files.wordpress.com/2016/09/focus.jpg
Facts:
Full transcription of the testimonial below the video.
Transcription: When I get up in the morning, I was still sleeping, when I was in my bed and then I went to hear people they knock on my door and when I went and open the door I saw these people from the Ausländerbehörde Police, this woman, she was there, its not Donov, its the police, its this woman that first time was there and these two police they were there and this fat man, that it is in Oranienburg, the one that has a very big stomach, he use to wear only shirt every time, the man too was there and then they come, I open the door and they told me I have to go now, they want to come and enter and pack my things.
I was outside and then they entered and then they are packing my things. They carry two boxes that were here and then they take this bag. I was only wearing this dress, this one and I didn’t have this one, I didn’t have this one and I didn’t have shoes I was have just socks, those socks they did it in the airport, they removed it there and then they put me this one.
And after that they carry me, I was outside here, they handcuffed my hands. They handcuffed my hands, they were going to pull me, they handcuffed my hands and they handcuffed my legs and they tide me from this place(showing the waist) with these things that the use to tie people, everything was tied, my hand. The chain. I was in chain, you understand? Chained.
The thing they tie you, you can not do something you cant move something, with your legs, you cant move you cant do something. Then after they carried me and put me in their car, then I was there I was only praying, I was there I was always praying, I was there I was always praying. We reached the airport now. When we reach the airport they carry me, they are the ones who carry me.
Because I was in chain, they tie my legs, they carry me. They go back in the same room that they bring me first time and that they put me there. The same person that time that they said that they are going to bring me back here. The same person too was there today, they are the one that were making me today to do this thing.
I was there, I was praying and they wanted me to do something and I was only praying. They handcuffed me and they were doing bad things to me, they were beating me, he was beating me and the other one, very fat, he climbed and sits with me, on my legs here and I say do you want to break my legs?! Do you want to break my legs? Another woman was there and she was holding my hand like this, she was pressing me. And another man was here, he was pressing my hand.
And another man said: Oh, don’t break her hand – in their language I don’t understand – don’t break her hand, and he said: No, I am not breaking her hand. And after now, I do this thing, I was only there because I shouldn’t hold something i should not remove anything. And after now they talked and finished their talk then after I sit there they go and bring me shoe, they bring the shoe and I told them I am not going to put that shoe, that shoe is not for me, I am not going to put. They are the one that put shoe on my leg, I remove, I remove!
I was making like this everything, go aside, then they tried to put just one side, then they carry me now right way at the plane.
They take me, they put me in the car, the car went with them there and we reach there, they remove me outside, there are 5 of them. 6 people they carry me up. When they carry me up I jumped like this and then I fall down, I fall down. When I fall down they come again and they carry me again and they go now inside the plane.
They put me in the plane that there is nobody, where I was suppose to sit there, was nobody there. There was nobody, nobody was sitting on that place.
When I was there and entered this thing, two police people was here, and then another person was here and another person was here and they chained the way that you see me and they tied my mouth with something that I should not talk, but I was only praying, I was only praying, I was only shouting and crying.
And there is this one man and one woman then she come and she told them: You cannot carry this girl like this, she is talking and she is crying, you cannot take her like this to Africa, you wouldn’t go. Then after that, they carried me down back, those police people, they carried me back and they go now and put me in the carand the car bring me to that place and they remove me again and go in the room, this private room I went the first time.
Where I went the first time they show me where that I sit, I sit only in that place then after they were telling me now everything is over, everything is over, you are going now home. Are you staying in the Heim? Yes, I am staying in the Heim, You have been in the Heim for how many years? I told them that I have been in the Heim for almost 5 years.
Then the other one wastelling me, they started to remove these things from me, they are the ones who remove those chains in me, they started to remove those chains and then they say I will not travel again.Then they carry me and started to remove the chains in me, they started to beg me, I was not saying I was only crying, I was only crying, I was only crying, I was only crying, I was only crying all the time.
And after that they do this things, they remove.
And the other man was sayinglet them take me to the hospital for this on my hand. After the other was saying: No. After the other one say: No, its not too bad let them bring medicine. And they put it there and after they make my hand like this, and say everything is fine, you are going now at home, I didn’t talk to them. And then after now they do this thing, they didn’t told me they do this thing. Then after now they bring back medicine and they give me these paper there are some papers I didn’t take but they put them in my bag, I didn’t know they put them in my bag.
And they say I should sign something here I said No, I am not signing anything from this place. I wont sign anything. And they told me then, go and get your bag from that place where things are suppose to go. And then I told them: No, I am not going somewhere, go and bring my bag there, my bag was not there, how can you told me now I should go and take my bag there, you people go and bring my bag and come and bring me here. I am not going there. They say this is the ticket, you just go and show the person and the person will give your bag to you. I say No, I am not going there. I am not going there. My bag is there, my bag is in the airport I leave there and then I come. The bag which I only bring is only this bag then with this dress inside, this is the dress that I put with me to travel and to go to Cameron with it. And after now I say I will not take my bag, they are there.
I didn’t know where to go to airport, I didn’t know what to do, then when I want to go I saw one woman, I think she was a german or what woman and then I beg her that please I have problem this morning and I don’t have tickets, please can you help me with your tickets because I am going somewhere. What the woman do is she gave me 2 tickets, the 2 tickets they were here, she gives me 2 tickets, the tickets were here…yes, there. I hold her hand and I say thank you so much, this 2 ticket that brought me here, I come and reach here.I walk only with my legs i was coming just like this and I reach here. Thats all that passed my sister.
J:So they left you at the airport?
D:Yes they left me there.
J:And what is this with your dress can we see, how did you get all this blood?
What happened to you at the back?
D:They knock me on my back. They hurt me from my back.
I think that blood come out, I don’t know. The blood come too from the hand so much.
J:Did they give you any documents to come here, Ausweis?
D:Thats the thing that they give to me.
The other one, I didn’t take the other one.I opened my bag and saw this one.I am sorry for this I saw this one.
They wanted me to sign and I said I am not signing anything.
J:This hand looks a little bit swollen.
D:Yes because my hands are very hurt because they pressed me a lot, they pressed me a lot.some people were even climbing in my hand, so my hands should broke so I could not do anything. Some of them climb on my foot so I could anything but god helped me.
This one I was just other and give me that one I was suppose to go there today
Its only this one that they give to me too.
If I should not go today they should kill me, this is their plan today, I will not hide you.
If I did not go today they should kill me.
Because why they bring me into airport in that house? They want to kill me in that place
and then the guy speaking….
Today they want to kill me, they want to kill.
Even today this one was not good too.
Where they put me in the room in the airport waiting that the flight will carry me and go away.
What they were doing to me, was tying me , some would climb on my foot, some here, some here, pressing me. They don’t want me to talk, they don’t want me to see something, they take this thing from the hospital and tied my mouth , tied my mouth they dont want me to talk. They put medicine in my mouth and then I pruuu!! 3 times I threw. And then the other man said: Be very careful, I will give you medicine to sleep. I said I am not going to take any medicine. But you people should leave me to pray. You people does not want me to pray for what? You people should leave me alone.They say we don’t listen to God here and we don’t want to know anything about this thing. My sister, nkt! you do not know. They are very devil. They planed me today, they planed me today. That if I don’t go today they should kill me. Thats how they planed me today that if didn’t go they would kill me.
But their plan didn’t work, didn’t work, didn’t work. My dresses are in the airport, two boxes of dresses, they are there. They told me to get my dresses from that place that they pack and I said: No, I am not going there. They said: the ticket is there…
Vom 25.7.–14.8.2016 geht Women in Exile and Friends unter dem Motto “Wir werden immer lauter!” auf Aktionstour quer durch Deutschland. Die dreiwöchige Tour soll auf die Situation von geflüchteten Frauen und Kindern aufmerksam machen und Flüchtlingsfrauen unterstützen, für sich selbst zu sprechen.
Elizabeth Ngari, Mitbegründerin von Women in Exile: “Die Erfahrungen, die wir in Brandenburg machen, sind den Erfahrungen von Frauen aus anderen Bundesländern ähnlich. Flüchtlingsfrauen sind doppelt Opfer von Diskriminierung: Sie werden als Asylbewerberinnen durch rassistische Gesetze ausgegrenzt und als Frauen diskriminiert..”
Women in Exile and Friends wird Unterkünfte besuchen, mit lokalen Initiativen zusammenarbeiten und öffenlichkeitswirksame Aktionen durchführen. So ist beispielsweise am 29.7. eine Protestkundgebung vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg geplant. Eine zentrale Forderung ist die Anerkennung geschlechtsspezifischer Fluchtgründe. Der Focus der Tour wird jedoch auf dem Empowerment und gegenseitigem Austausch der Flüchtlingsfrauen liegen.
Elizabeth Ngari: “Über die Jahre haben wir Verbindungen mit zahlreichen Flüchtlingsfrauen und Unterstützer*innengruppen aufgebaut. Jetzt geht es darum, unsere Gemeinsamen Forderungen an die Öffentlichkeit zu bringen.” Wir würden uns freuen, wenn Sie über die Tour berichten und den Termin wahrnehmen, um mit uns über die Situation von Flüchtlingsfrauen zu sprechen. Es besteht auch die
Möglichkeit, die Bustour zu begleiten.
Weitere Information über die Gruppe “Women in Exile & Friends”: http://women-in-exile.net/ oder auf facebook.com/Women-in-Exile-Summer-Bus-Tour-2016
Tourdaten: 25.7. War Starts Here-Camp Altmark // 26.–27.7. Halle/Saale // 28.7.Leipzig // 29.–31.7. Nürnberg // 1.8. Oberursel // 2.–3.8. Köln // 4.8. Osnabrück // 5.8. Bielefeld // 6.8. Göttingen // 7.8. Witzenhausen // 8.–9.8 Bremen // 10.–11.8. Hamburg // 12.8. Potsdam // 13.–14.8. Berlin