Vom 5. bis zum 17.März gibt es für Ladys in Cottbus einiges zu erleben. Denn junge Frauen haben die Initiative ergriffen, um Frauenthemen präsent zu machen. Rund um den internationalen Frauentag am 8.März erwarten euch so manche Kulturveranstaltungen. Die Veranstaltungsreihe, die sich dem Motto gemäß um Frauen unterschiedlicher Herkunft drehen wird, nennt sich „Ladydays Cottbus“.
Alle Infos zu den Veranstaltungen gibt es hier: ladydayscb.blogsport.eu
Wir wollen zusammen kommen, Räume zum Austauschen schaffen, zum Denken anregen und ausgelassen feiern. Denn obwohl die Frauenbewegung in Bezug auf das Wahlrecht, der Angleichung von Löhnen und wichtiger Rechte der Selbstbestimmung einiges erreichte, sind weltweit Frauen bis heute noch lange nicht gleichberechtigt. Wie viele bekannte Rapper*innen kennt ihr? Werdet ihr auch auf Partys ständig von Typen angemacht und manchmal sogar begrapscht? Wie oft stehen Frauen auf der Bühne der Politik? Und, habt ihr euch mal gefragt wie es z.B. geflüchteten Frauen (in Deutschland) ergeht?
Ihr denkt vielleicht, uns geht’s hier doch als Frauen schon ganz gut. Aber es gibt auch hier einige Schattenseiten des Frau-Seins. Nämlich dann, wenn es nicht beim Anmachen in der Disko bleibt, sondern Männer übergriffig werden, auch im privaten Leben. Wenn Männer im Beruf bevorzugt behandelt werden oder meinen, generell das Sagen zu haben. Frauen auf der ganzen Welt sehen sich damit konfrontiert. Jedoch entscheidet ihr Geburtsort, gleich eines Lotterieloses darüber, wie sicher und gleichberechtigt sie leben dürfen bzw. nicht leben können. Manche Frauen sind auch gleichzeitig verschiedener Diskriminierung ausgesetzt, z.B. wenn sie nicht weiß sind.
Wir wollen zeigen, was Frauen so drauf haben und euch dazu einladen! Die Ladydays starten am 5.3. im Chekov mit einem Konzert der Rapper*in und Pianokünstler*in „Finna“ unter dem Motto „Musik ist Politik“. Am Frauentag selbst feiern und plaudern Frauen verschiedener Herkunft zusammen bei einem Tanzcafe in Sachsendorf. Die Liedermacher*innen „FranzRisk“ und „Ari Pop“ beehren uns am 11.3. mit ihren Klängen kombiniert mit witzigen und kritisch-poetischen Texten im quasiMONO. Den Abschluss der Reihe bildet der Film „Voices of Violence“ im Obenkino, wobei es darum geht Probleme von Frauen in der Demokratischen Republik Kongo sichtbar zu machen. Dabei gibt die Filmemacher*in Claudia Schmid völlig unbekannten Frauen eine Stimme und zeigt auf, wie die Strukturen der Gewalt funktionieren.
Seid bei den Ladydays vom 5. bis 17. März in Cottbus dabei! Bis auf die Veranstaltung am 8. März sind selbstverständlich auch Männer willkommen.
Kategorie: Gender & Sexualität
Die AfD Brandenburg hat für Freitag, den 22.Januar um 17.30 Uhr zu “Kundgebung für die Würde der Frau” aufgerufen. Unter einem scheinheiligen Deckmantel wird hier versucht “unsere Frauen” (gemeint sind natürlich nur weiße cis-Frauen) zu schützen. Wie von der AfD gewohnt, werden hierzu rassistische Motive erwendet und die “Frau” als passives Opfer instrumentalisiert.
Was aber wie immer “vergessen” wurde: Sexualisierte Gewalt und Sexismus sind nicht Probleme der “Anderen” (im aktuellen Diskurs der Migrant*innen) sondern Machtinstrumente des Patriarchats.
Wir stehen für einen kämpferischen, transnationalen Feminismus, der patriarchale Strukturen in Religion, Gesellschaft und Staat konsequent benennt, kritisiert und überwindet.
Dabei distanzieren wir uns klar von jenen, die jetzt Frauenrechte vorschieben, um rassistische Hetze voranzutreiben, Abschottung und Aufrüstung zu betreiben und weitere Asylrechtsverschärfungen zu fordern.
Also seid viele, kommt vorbei und werdet laut!
Frauen*Lesben*Trans*Inter*-Kundgebung: 22. Januar 2016, 17 Uhr, vor dem Brandenburger Landtag, Am Alten Markt 1*
*jeder Mensch, der sich mit den Inhalten dieses Flyers identifizieren kann, ist herzlichst willkommen!
Sexismus ist kein kulturelles Missverständnis. Gewalt gegen Frauen ist vor allem überall dort verbreitet, wo es ein konservatives Frauenbild gibt. Dieses wird (nicht nur) in religiösen Gesellschaften propagiert — und in der AfD. So fordert die AfD immer wieder das Drei-Kind-Modell und eine Verschärfung des Abrtreibungsverbots.
Das Patriarchat (verkürzt: die Vormachtstellung des Mannes gegenüber anderen Geschlechtern) findet sich in jeder Religion und in jeder staatlichen Struktur wieder. Darum muss eine Kritik an sexualisierter Gewalt und Sexismus auch deren ideologischen und materiellen Grundlagen in den Blick nehmen.
Sexuelle Übergriffe werden in Deutschland kaum und wenn dann nur mit einer Verzögerung von 2 bis 3 Jahren verfolgt. Es gibt offensichtlich keine Priorität und Interesse daran, Vorfälle schnell aufzuklären.
Betroffene von sexueller Gewalt werden selten ernst genommen und Vergewaltigung wird immer wieder verharmlost, da sich der betroffene Mensch “nicht genug gewehrt hat.”
Gewalt in der Ehe und gegen Frauen* ist in Teilen jeder Gesellschaft und Religion akzeptiert und fördert so die Unterdrückung der Frau*. Das betrifft sowohl die unterschiedlichen Strömungen des Islams, aber auch die des Christentums.
Grundlage einer jeden freien Gesellschaft sollte sein, dass jeder Mensch, unabhängig von Geschlechtsidentität, Sexualität, anerzogener Religion (?) und Lebensweise selbstbestimmt leben kann, egal wo. Hierfür ist es wichtig, dass jeder Mensch diese Grundwerte von klein auf lernt.
Mal ganz nebenbei: Der AfD scheinen einige pseudofeministische Ansätze gut in die Partei-Propaganda zu passen. Schließlich muss doch alles getan werden, damit “das Überleben des eigenen Volkes, der eigenen Nation sichergestellt wird.“ Und falls ihr es noch nicht wusstet: “Mann und Frau sind nicht gleich, auch wenn die Genderforschung das behauptet.“ (Frauke Petry)
Women in Exile und Flüchtlingsrat fordern zum Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen: Schutz für geflüchtete Frauen – vor allen Formen von Gewalt!
Flüchtlingsfrauen sind akut bedroht: „Wir sind alle betroffen von sexueller Belästigung im Lager, es gibt keine Frau, die nicht eine Geschichte von aufdringlichen Blicken, widerlichen Kommentaren, unerwünschtem Anfassen oder versuchter oder tatsächlicher Vergewaltigung erzählen könnte,“ berichtete eine geflüchtete Frau der Organisation Women in Exile während einer Bustour durch Flüchtlingslager. Das Ergebnis der Besuche ist alarmierend. Geflüchtete Frauen und LGBTI Personen werden aufgrund ihres Geschlechts oder sexuellen Identität mehrfach diskriminiert und verletzt: durch rassistische Übergriffe und Asylgesetze, durch traumatische Erfahrungen auf der Flucht, die in den Massenunterkünften ihre Fortsetzung finden, durch körperliche und sexuelle Belästigungen, fehlende Privatsphäre und Angst vor Abschiebung.
Keine Massenunterkunft kann geflüchteten Frauen Schutz bieten. Ein Leben im Lager bedeutet die tägliche Erfahrung struktureller Gewalt, die in Form von Isolation, Ausgrenzung und Schutzlosigkeit statt findet. Diese strukturelle Gewalt verstärkt Gewaltpotenziale und führt oft zu physischen, psychischen und sexualisierten Übergriffen vor allem gegen Frauen, Kinder und LGBTI Personen. Solche Übergriffe passieren auch auf deutschen Straßen und insbesondere in deutschen Haushalten. Aber in einer Sammelunterkunft, die eine Zwangswohnform ist, treten sie konzentrierter und vermehrt auf. Denn dort haben Menschen kaum Rückzugsmöglichkeiten und sind häufig extremen Alltagssituationen, Enge und Stress ausgesetzt. Das deutsche Gewaltschutzgesetz ermöglicht Interventionsbefugnisse für die Polizei: Wenn gewalttätige Übergriffe in deutschen Haushalten passieren, kann die Polizei die oder den Täter/in des „Platzes verweisen“. Dies findet im deutschen Lagersystem keine Anwendung. Geflüchtete Frauen erhalten damit in Deutschland kaum Schutz vor Gewalt.
Laut der seit Mitte 2015 auch in Deutschland geltenden EU-Aufnahmerichtlinie für Flüchtlinge müssen besonders schutzbedürftige Flüchtlinge als solche erkannt, angemessen versorgt und untergebracht werden. Der Schutz dieser Gruppen (unter anderem Schwangere, Alleinerziehende, Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben und Minderjährige) steht in großer Zahl Frauen und ihren Kindern zu. Dieser Schutz kann ihnen in überfüllten Massenunterkünften ohne ausreichenden Zugang zu Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen nicht zukommen. Darum sagen wir: Besonders schutzbedürftige Flüchtlinge können nicht in einer Massenunterkunft leben!
Die kürzlich verschärften Asylgesetze sehen vor, dass Flüchtlinge sechs Monate und viele darüber hinaus in den überfüllten Erstaufnahmelagern verbleiben müssen. Sie unterliegen in dieser Zeit der Residenzpflicht und dürfen die Unterkünfte nicht oder nur ausnahmsweise verlassen. Sie müssen schnellere Abschiebungen befürchten, sind faktisch ohne Zugang zu Rechtsberatung und Übersetzung, ohne Bargeld und mit Arbeitsverboten belegt. Frauen und LGBTI Personen aus den so genannten sicherenHerkunftsstaaten unterliegen diesen Restriktionen während des gesamten Asylverfahrens. Aus den Westbalkanländern fliehende Romnija sind besonders häufig existentiell bedroht und von Gewalt und Übergriffen betroffen. In Deutschland angekommen, werden sie durch Schnellverfahren geschleust, dürfen die Flüchtlingslager nicht mehr verlassen und ihre Fluchtgründe werden gar nicht mehr geprüft. Damit werden ganze Flüchtlingsgruppen entrechtet, die gesetzlich als „falsche“ Flüchtlinge abgehandelt werden.
Kriege, befeuert durch Rüstungsexporte, und die Zerstörung regionaler Märkte durch multinationale Konzerne, rauben Menschen weltweit Lebensmöglichkeiten und Existenzgrundlagen. Davon sind insbesondere Frauen und Kinder betroffen. Sie sind in der Regel ärmer, schutzloser, schneller in ihrer Existenz bedroht und laufen stärker Gefahr, auf der Flucht Übergriffe zu erleiden. Die Abschottung der Grenzen ist unterlassene Hilfeleistung, die für viele Frauen und Kinder mit dem Tod endet.
Wir fordern, dass geschlechtsspezifische Fluchtgründe immer anerkannt werden!
Die Asylrechtsverschärfungen, die schutzbedürftige Personen besonderen Gefahren aussetzen, müssen zurück genommen werden!
Gewaltschutz und Zugang zu Regelleistungen für geflüchtete Frauen und LGBTI Personen!
Wir fordern: Frauen, Kinder und LGBTI Personen sofort raus aus den Lagern! Alle Lager abschaffen!
Nein zur Festung Europa — Bewegungsfreiheit für alle!
Vom 7. bis zum 13.November 2015 findet die bundesweite Aktionswoche gesellschaft.macht.geschlecht statt. Dieses Jahr drehen sich alle Veranstaltungen rund um das Thema „Körpernormen“. Wer einen Körper hat, der unterliegt Beurteilungen. Ob dieser Körper nun als weiblich/männlich, schwarz/weiß, schlank/fett, heil/kaputt oder alles in allem als begehrenswert oder funktionsfähig begriffen wird. Ob es die eigenen Bewertungen sind oder die Anderer. Körper werden eingeordnet, klassifiziert, normiert und allerlei anderen (zum Beispiel medizinischen) Zwangsmaßnahmen ausgesetzt. Sie sind auch Arbeitswerkzeuge, Lustobjekte, sie schmerzen, fügen Schmerzen zu, sind veränderlich.Körper „dürfen“ nicht einfach da sein. Sie werden in binäre Mechanismen einsortiert und Zwängen ausgeliefert. Sie werden ideologisch aufgeladen: Sie sollen zum Beispiel männlich und Soldat sein, weiblich und schön, behindert und untauglich, weiß und kultiviert, schlank und athletisch – und so weiter.
Die Menschen, die in und mit diesen Körpern leben, werden dementsprechend zugeschnitten.
Unter dem Motto „my body, my experience, my sexuality, my performance, my choice?” werden verschiedene Veranstaltungsformate auch in Potsdam angeboten. Wir wollen mit euch innerhalb dieser Aktionswoche über Körpernormen diskutieren. Ihr werdet die Chance haben in einem Drag-Workshop mit euren eigenen Körpernormen zu spielen oder in spannenden Filmen die Auswirkungen von Körpernormen auf Sexualität zu erfahren. Kommt vorbei und erfahrt mehr! Fragen und Anmerkungen bitte an unsere Geschlechterpolitikreferentin Julia.
7.11.2015, Olga 20 Uhr:::fmt*-Abend::: Film zu Körpernormen bezüglich der weiblichen Vulva:::
Frauen* + Trans* only
“Die Abbildung des weiblichen Geschlechts ist nach wie vor irritierend und mit vielfältigen Verboten belegt. Jahrzehnte der Retusche in den Medien, Anti-Pornografiekampagnen und Abbildungsverbote führen zu einem öffentlichen Bild der Vulva, das wenig mit ihrer Realität zu tun hat. Es herrscht das „Schönheitsideal der Unsichtbarkeit“. Es geht um die Repräsentation und die Modellierungen des weiblichen Genitales, anatomische Irrtümer, Zensur, Beschneidung durch Photoshop und Laserskalpelle sowie die Schönheit und Einzigartigkeit des weiblichen Wolllustorgans.”
Es wird lustig, ernst, irritierend und gefeiert wird eine Vielfalt von Körpern.
Der Film wird im Rahmen des monatlichen “untypischen Abend” (only Frauen*Trans) der ?? k?ak — untypisch ausrasten Gruppe in der Olga gezeigt. Bitte beachtet hierbei die bestimmten Bedingungen (nur Frauen*Trans) des Abends.
Im Film wird explizit über weibliche genital Mutilation, Rassismus und Sexismus gesprochen.
11.11.2015, femArchiv::: 19 Uhr::: Tender to all Gender::: Roller Derby als kritische Praxis und Gegenkultur in einer körpernormierten Sportwelt der zwei Geschlechter:::: Vortrag+ Diskussion
„Tender to all gender“ — Körper und Geschlecht im Roller Derby
Roller Derby ist eine Vollkontaktsportart auf Rollschuhen – vornehmlich von, für und mit Frauen*. 2001 aus der Riot Grrrl Bewegung in Austin/Texas wiederentstanden verbreitet sich Roller Derby que(e)r über die Welt und eröffnet immer mehr Frauen* ein Spiel, das nicht nur Kraft und Ausdauer benötigt, sondern auch neue Räume schafft für ein sich selbst Kennenlernen und Ausprobieren. Das Ausloten der eigenen Grenzen gehört ebenso dazu wie das Experimentieren mit unterschiedlichen Selbst- und Rollenbildern. Und schließlich ist Roller Derby eine der wenigen Sportarten, die sich ganz bewusst mit Trans*- und Intersexualität auseinandersetzt, die Vielfalt feiert und neue Erfahrungsräume für alle Menschen schafft.
12.11.2015, Seminarraum KuZe::17.45 – 21.45 Uhr:::: Drag-Workshop: Dressed As Girl_Guy
[Als Dragqueen wird eine Mann* bezeichnet, der innerhalb einer Bühnenrolle in „typisch weiblicher“ Kleidung und Aussehen stereotype Verhaltensweisen darstellt oder persifliert.]
[Als Dragking (in Anlehnung an Dragqueen) wird eine Frau* bezeichnet, die innerhalb einer Bühnenrolle in „typisch männlicher“ Kleidung und Aussehen stereotype Verhaltensweisen darstellt oder persifliert.]
Spielend leicht mal über die viel zitierten Geschlechtergrenzen hüpfen? Und warum eigentlich? Praktische Tipps und Gedankenbasteleien…
Gibt es Vorlagen für die Kopien, die wir täglich neu von „Frauen*“ und „Männern*“ machen?
? mit Klamotten.
? mit Gesten.
? mit unserem Auftreten.
? dadurch wie wir reden.
? durch die Annahme — „so sind wir eben.“
# Was soll eigentlich dieses DRAG sein?
? eine Spielerei?
? eine radikale Praxis?
? Grenzen ausloten?
? Bühnenperformance?
? Stereotype bedienen oder auffliegen lassen?
Diesen Überlegungen nachgehen und gucken, was die praktische und bewußte Ausprobierei so macht mit der Sicht auf uns selbst und unserer jeweiligen Erfahrung von geschlechtlicher Inszenierung innerhalb und außerhalb vom Alltag;
Das kann in diesem Workshop passieren.
Wie passiert das? Durch gemeinsames Basteln mit Gedanken, aber auch mit spannendem Werkzeugen wie: Binder, Schminke, Bartkleber, Klamotten und gern auch etwas Augengezwinker.
13.11.2015:::Nil:::15.30Uhr::: Falsche Orgasmen:::: Film+ Diskussion:::
Laut einer Studie haben 68% aller deutschen Frauen und 20% aller deutschen Männer schon mindestens einmal den Orgasmus vorgetäuscht. Dunkelziffer unbekannt. Wir ahnen es alle. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der vorgetäuschte Orgasmus häufiger vorkommt als der echte. Und gut möglich, dass ein Großteil aller Frauen
schon mal so getan haben, als ob — aus welchen Gründen auch immer. Aber auch die Männer sind hier keine Unbeteiligten. In FAKE ORGASM geht es um diese eine entscheidende Frage. Es geht um das absolute Vergnügen, das unserem Sexleben zu Grunde liegt — und um noch vieles mehr …
Der Künstler Lazlo Pearlman macht sich auf die Suche nach Antworten. Mit explosiver und geradezu orgiastischer Kraft trifft er mitten ins Zentrum eines der intimsten Themen, die uns Menschen beschäftigen. FAKE ORGASM wirft unsere Vorstellungen, Vorurteile und Dogmen über Sex und Identität über den Haufen, geht neue Wege und führt zu erstaunlichen Erkenntnissen: War der ”echt”? Oder nicht? … und was ist überhaupt ”echt”?
Im Film wird explizit über Sex geredet und körperliche Nacktheit gezeigt.
INFORIOT Für den 03. Oktober mobilisieren Neonazis auf Facebook zu einer landesweiten Aktion unter dem gemeinsamen Motto „Tag der Deutschen Einheit – Wir sind das Volk!“. Nach aktuellem Stand sollen in den Städten Bad Belzig, Beeskow, Bernau, Brieskow-Finkelheerd, Calau, Eberswalde, Frankfurt/Oder, Fürstenberg/Havel, Fürstenwalde, Guben, Königs Wusterhausen, Nauen, Plessa, Prenzlau, Rheinsberg und Templin Kundgebungen bzw. Mahnwachen stattfinden. In Hennigsdorf soll ein Infotisch durchgeführt werden.
Die öffentlich einsehbare Facebook-Gruppe unter den Namen „WIR“ ruft auf, sich an der landesweiten Aktion „über die Partei- und Organisationsgrenzen hinweg“ zu beteiligen. Federführend bei der Initiierung der Gruppe und der Aktion ist die NPDlerin Manuela Kokott, die als „besorgte Bürgerin“ auf flüchtlingsfeindlichen Kundgebungen im Raum Oder-Spree holprige Redebeiträge hält. Die Gruppe umfasst 26 Mitglieder (Stand: 29.09.2015), darunter bekannte Neonazis wie der Nauener NPD-Stadtverordnete Maik Schneider, der verurteilte Gewalttäter Alexander Bode, “III. Weg”-Mitglied Pascal Stolle oder Peer und Franziska Koss, die maßgeblich die asylfeindlichen Protesten im Raum Frankfurt/Oder antreiben. Peer Koss hat laut eigener Ankündigung in der Gruppe für den 3. Oktober eine eigene Demonstration in Frankfurt/Oder angemeldet.

Die meisten Veranstaltungen sollen zwischen 10:55 und 11:55 stattfinden. Dabei ist die Endzeit an die Redensart „Fünf vor Zwölf“ angelehnt, was umgangssprachlich für Eile oder einen Aufbruch aus der Dringlichkeit heraus steht. Die Flyerankündigung bestätigt den Eindruck der gezielt gewählten Zeit. Darin wird ein Untergangsszenario beschrieben, wonach „Millionen von Fremden“, die durch sog. „Gutmenschen“ importiert werden, „das Volk“ bedrohen würden.
Gegenproteste angekündigt
Als Reaktion auf die Ankündigung der Kundgebung in Beeskow hat die zivilgesellschaftliche Initiative „Beeskow gegen Rassismus“ Gegenproteste angekündigt. Unter den Motto „Beeskow gegen Rassismus – Solidarität mit Geflüchteten“ soll eine Protestkundgebung zwischen 10–13Uhr in der Breitestraße stattfinden. In Frankfurt (Oder) ruft das Bündnis “Kein Ort für Nazis in Frankfurt/Oder” zur antirassistischen Kundgebung von 10–13 Uhr am Frankfurter Bahnhof auf. Das Bündnis “Fürstenwalde gegen Rassismus” hat eine Kundgebung ab 10.00Uhr in der Richard-Strauss-Str. (Stadtteil Nord) angemeldet. Und auch in Bad Belzig wollen Menschen gegen die neonazistische Kundgebung demonstrieren. Unter den Motto “BAD BELZIG LOVES ALL COLOURS !” wollen sie sich ab 10.30Uhr auf den Marktplatz den Neonazis entgegen stellen. In Rheinsberg, Prenlau, Hennigsdorf und Fürstenberg/Havel wurden weitere Gegenveranstaltungen angemeldet. In weiteren Städten sollen Gegenproteste folgen.
Saison der “Abendspaziergänge” geht wieder los
Indes sollen der sog. „Abendspaziergänge“ in verschiedenen Städten in Brandenburg wieder starten. Im Schutze der Dunkelheit will der inoffizielle Brandenburger Pegida-Ableger „BraMM – Brandenburger für Meinungsfreiheit und Mitbestimmung” am 30. Oktober in Senftenberg am Markt 1 aufmarschieren. Die Facebookseite „Nein zum Heim Zehdenick“ ruft zum 3. Abendspaziergang am 2. Oktober in Zehdenick (Oberhavel) auf.
INFORIOT Homosexualität gilt in Russland als Tabu-Thema. Per Gesetzt werden LBGTs diskriminiert und entrechtlicht. Mit Inkrafttreten des Gesetzes gegen sogenannte „Homo-Propaganda“ im Juli 2013 werden jegliche positive Äußerungen zu Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder in Medien sowie dem Internet unter Strafe gestellt. Zudem sind LBGT Aktivist_innen täglich gewalttätigen Angriffen ausgesetzt.
Alissa ist LBGT Aktivistin aus St. Petersburg und musste Russland verlassen aufgrund der unzumutbaren Zustände, die es ihr nicht erlaubt haben, sich frei zu entfalten. In der Bundesrepublik beantragt sie nun Asyl und wurde dazu im Frühjahr dieses Jahres der Stadt Brandenburg/Havel zugewiesen. Heute lebt sie in einer Wohnung in einer Nachbarstadt. INFORIOT hat ein Interview mit Alissa geführt.
Alissa, was hat dich dazu bewegt Russland zu verlassen und nach Deutschland zu flüchten?
Alissa: Die Entscheidung wurde gefällt, eine Stunde nachdem ich auf meine Freunde gewartet habe, welche mir geholfen haben meine Sachen zu packen und mich zu verstecken, bis zum Abflug aus St. Petersburg. Ich konnte nicht mehr in Russland bleiben. Meine Sicherheit und die Sicherheit meiner Familie und Freunde war nicht mehr gewährleistet. In meiner Heimatstadt waren überall Plakate mit meinen Foto drauf, auf denen behauptet wurde, ich sei pädophil. Die russischen Massenmedien propagandieren täglich Hass und unterstellen, dass alle Homosexuelle Vergewaltiger_innen und Pädophile seien. Mich haben sie auch dazu gerechnet und stellten mich in der ganzen Stadt bloß. Erst kurz zuvor wurde ich Opfer eines Übergriffes. Ich wurde brutal zusammengeschlagen. Mir wurde zu verstehen gegeben, dass ich umgebracht werde, wenn ich in Russland bleibe. Ich wusste, dass die Polizei mir nicht helfen wird. So habe ich mich zunächst versteckt und bin dann geflohen.
In Deutschland angekommen hast du bereits negative Erfahrungen mit den Behörden machen müssen. Welche Steine haben sie dir in den Weg gelegt?
Alissa: Es waren eher Schwierigkeiten, die mit der Übersetzung zusammenhingen. Die Übersetzerin, welche mir zugewiesen wurde, war mir gegenüber negativ eingestellt, nachdem sie erfahren hat, dass ich lesbisch bin. Sie übersetzte recht wählerisch und manchmal verweigerte sich ganz die Übersetzung. Außerdem erlaubte sie sich ausfallende Kommentare mir gegenüber hinzufügen. Ich weiß von Fällen, bei denen muslimische Übersetzer_innen sich weigern das Wort „gay“ zu übersetzen. Das ist ein großes Problem.
Doch auch in der Sammelunterkunft in Brandenburg/Havel hattest du Probleme mit anderen Asylsuchenden. Schildere uns doch bitte, was dort passiert ist.
Alissa: Ich bekam [in der Sammelunterkunft] Besuch von einer tschetschenischen Frau, da sie auch aus Russland kam und wir beide die selbe Sprache sprechen. Oft verstehen die Menschen nicht, die in den Heimen arbeiten, dass Russland ein multinationaler und multikonfessioneller Staat ist. Sie ist muslimisch, ich bin katholisch. Sie war sicherlich auch nicht davon begeistert über die Nachbarschaft mit dem Mädchen mit den „rasierten Schläfen”. Eines Morgens kamen in mein Zimmer aggressiv gestimmte Muslima und fingen an mich dafür zu beleidigen, dass ich eine Kurzhaarfrisur habe und dass ich keine Röcke und kein Kopftuch tragen würde. Und einige Tage später kam einer der Ehemänner von ihnen, stürzte sich auf mich mit Fäusten und sagte, dass man solche wie mich (Lesben) töten müsse. Nachdem habe ich nicht mehr im Heim gewohnt.
Relativ selten ist in den deutschen Medien etwas zur Situation von LBGT Aktivist*innen aus Russland zuhören, die hier Asyl beantragen. Mit den Organisationen von LBGT-Geflüchteten bist du sehr gut vernetzt. Wie sieht die Situation von russischen LBGT-Geflüchteten in Deutschland aus?
Alissa: Im August bekam eine homosexuelle Familie (Dima und Wanja Tschunusowi) politisches Asyl in Deutschland. Soweit es mir bekannt ist, ist das nämlich der erste Fall eines politischen Asyl. Es gibt einen Fall von sozialem Schutz [bzw. Duldung] auf bestimmte Zeit. Alle anderen Ankömmlinge befinden sich in der Wartezeit auf das Interview [Anm.d.Red: Jede Person, die Asyl beantragt, muss sich einem Interview durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge stellen, das entscheidend ist für den Fortgang des Asylverfahrens ist]. In der Regel dauert die Wartezeit zwischen einem und zwei Jahren. Mit jedem Jahr bitten immer mehr Familien mit Kindern um Asyl, weil in Russland ein Gesetz geprüft wird, welches erlauben soll, nicht-traditionellen Familien die Kinder wegzunehmen.
Was meinst du, welche konkreten Maßnahmen würden LBGT Menschen das Leben erleichtern, zum Beispiel in den Asylunterkünften?
Alissa: Das größte Problem von LBGT-Geflüchteten besteht darin, dass, auch wenn wir von Diskriminierung und Hass fliehen, uns dieser Hass in den Heimen wieder begegnet. Wir werden geschlagen und beschimpft. Weil alle LGBTs in verschiedene Bundesländer verteilt werden und es keine Möglichkeit gibt sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Ich bin überzeugt, dass LBGT-Geflüchtete zusammenleben sollten — in eigenständigen Heimen. Und ich meine nicht nur die russischsprachigen LBGT-Geflüchteten. Genauso gibt es ein Problem im Umgang mit den Sozialarbeiter_innen, oft wissen sie nicht über die Probleme von LBGTs in Russland und verstehen nicht die Fluchtgründe.
Was würdest du dir für deine eigene Situation und die Situation anderer LBGT-Geflüchteter wünschen?
Alissa: Oh! Hm…ich finde, dass ich sehr großes Glück hatte heute hier zu sein. Ich habe erstaunliche Menschen getroffen, welche mir sehr viel helfen und wofür ich sehr dankbar bin! In der letzten Zeit bin ich meine Angst losgeworden! Ich fühle mich glücklich und frei! Ich lerne Deutsch und plane eine Arbeitsstelle zu bekommen. Ich wünsche mir, mich schnell einzufinden und ein geschätztes Mitglied der deutschen Gesellschaft zu werden. Ich möchte in Deutschland bleiben und den anderen Geflüchteten helfen, diese schwierige erste Etappe zu meistern. Dies wünsche ich auch den anderen Geflüchteten. Aus der Schale schlüpfen und ein erfülltes Leben anfangen. Und keine Angst haben! Nie wieder Angst haben!
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview wurde schriftlich in russischer Sprache geführt und ins Deutsche übersetzt.
Veranstaltungshinweis: Am 22. September findet um 19 Uhr im Bürgerhaus in der Altstadt (Bäckerstraße 14) in Brandenburg/Havel eine Informationsveranstaltung zum Thema LGBTI (Lesben, Schwule, Bi‑, Trans- und Intersexuelle) und speziell LGBTI-Geflüchteten statt. Mehr Infos: hier.

Von Frederik Schindler
FS: Wie kam es zur Gründung der Frauen*Mädchen*Trans*-Gruppe, seit wann existiert ihr und wieviele Menschen organisieren sich ungefähr in eurem Zusammenschluss?
FMT*BBG: Unsere Gruppe wurde Anfang 2014 gegründet. Wir haben ja eine relativ überschaubare und familiäre Kurve in Babelsberg. Wir Frauen* haben da ähnliche Erfahrungen gemacht – und nicht nur gute, was natürlich verbindet. Um unsere Kräfte zu bündeln, haben wir uns zusammengeschlossen, momentan sind 7 Frauen* in der Gruppe aktiv.
Zum Frauen*kampftag 2014 habt ihr das Karl-Liebknecht-Stadion symbolisch in Rosa-Luxemburg-Stadion umbenannt, erstmals eure Zaunfahne präsentiert und einen Flyer gegen Sexismus und Mackertum in der Kurve verteilt. Wie waren die Reaktionen darauf?
Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass wir eine sehr politische Kurve sind und klar antisexistisch, antihomophob und antirassistisch ausgerichtet sind. Deshalb haben wir keinen massiven Widerstand erwartet, allerdings repräsentiert die Nordkurve Babelsberg auch nicht die Norm der deutschen Ultrakultur. In anderen Kurven wären solche Aktionen leider undenkbar. Wir haben von anderen Gruppen und auch vom Fanprojekt Respekt und Anerkennung bekommen. Allerdings findet auch nicht überall eine Selbstreflexion statt, gerade was das Thema Mackertum angeht. Auch unsere Kurve ist nicht frei von Sexismus und Rassismus, auch hier gibt es sexistische Beleidigungen. Und auch das Verhalten einiger Fans auf Auswärtsfahrten ist problematisch, da werden Frauen* oftmals nicht richtig ernstgenommen.
Es gibt in deutschen Fanszenen nur wenige Frauen in Ultragruppen und noch weniger Frauen-Ultragruppen — ihr seid sogar die einzige, die unabhängig von einer offenen Gruppe agiert. Woran liegt das? Was sind in Bezug auf Sexismus die größten Probleme in der Ultraszene?
Weiblich gelesene Menschen in der Fanszene müssen sich immer wieder erklären, beweisen und profilieren. Wer da aus der Masse heraussticht – und das machen Frauen* im Männerfußball automatisch – muss auch auf bestimmte Reaktionen gefasst sein, das möchte nicht jede. Gerade, wenn man dann noch Sexismus anprangert, wird man oft belächelt oder stumm gemacht. Viel zu oft gelten Frauen* im Stadion noch als “die Freundin von…”. Was es zudem gibt, ist eine Konkurrenzsituation zwischen aktiven Frauen*, was ein solidarisches Miteinander erschwert. Das ist schade, denn wir profitieren vom Frauen*schutzraum, in dem der auf Frauen* ausgeübte Druck abgebaut werden kann. Leider ist dieses Empowerment nicht in allen Kurven erwünscht. Wir versuchen außerdem, Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit zu hinterfragen und auch zu thematisieren, dass die Situation von Menschen, die von Rassismus oder Transphobie betroffen sind, noch schwieriger ist.
Gibt es denn auch eine Vernetzung mit anderen Gruppen?
Auf persönlicher Ebene gibt es Kontakte zu Frauen* aus Jena, Bremen und St. Pauli. Diese Vernetzung würden wir gerne noch ausweiten und haben deshalb im letzten Jahr am Workshop-Wochenende der Initiative F_in Frauen im Fußball in Neuharlingersiel teilgenommen.
Im Juni seid ihr für das nächste, mittlerweile 11. F_in-Treffen verantwortlich. Worum geht es und an wen richtet sich die Einladung?
Es ist ein Netzwerktreffen für Frauen* aus der aktiven Fanszene im deutschsprachigen Raum. Das erste Mal wird es von einer eigenen Frauen*gruppe organisiert, in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt Babelsberg, das mit Tine Stern als Mitarbeiterin eine tolle und engagierte Arbeit leistet. Im Vordergrund steht der Austausch von Erfahrungen, es wird auch Workshops zum Thema Selbstermächtigungsstrategien und Empowerment geben, außerdem referiert Magda Albrecht zum Thema Körpernormierungen. Wir treffen uns vom 19. bis zum 21. Juni in Babelsberg, ein paar freie Plätze gibt es noch!
Mehr im Netz:
“Einfach nur Ultra unter Ultras sein – das wär was!” – Fussball-gegen-Nazis.de über den Ausschluss von Frauen in der Fankultur
Frauen* in die Kurve – alles andere ist Quark! 11. F_in Vernetzungstreffen in Potsdam, 19.–21.6.2015
Arte Tracks über weibliche Ultras – siebenminütiger Fernsehbeitrag
DIE WELT fragt sich: Wie schwer haben es Frauen in der Ultra-Szene?
Längerer Beitrag von Nicole Selmer über weibliche Fans im Männerfußball
New Girls in the Block – Frauen in der Ultraszene. Ausführlicher Beitrag von Heidi Thaler
Samstag, 7. März 2015, 14°° Potsdam Hbf**
Demo und Protestaktion vor dem Landtagsgebäude
Beim Feiern des Internationalen Frauentags 2015 wollen wir genau hinsehen, wie die Landesregierung Brandenburgs und die Bundesregierung Deutschland uns behandelt: In den letzten Jahren haben wir sie immer wieder aufgefordert, zumindest Frauen und Kindern die Möglichkeit zu geben, aus den Lagern auszuziehen. Trotzdem sehen wir, dass den lokalen Behörden Geld zur Verfügung gestellt wird, mit dem sie bereits existierende isoliert liegende Lager ausbauen, und zu den bereits bestehenden Lagern neue dazu kommen.
Wir sehen keine Veränderung unserer Situation: Immer noch liegt die Mindestquadratmeterzahl, die Asylsuchenden zugeteilt wird, bei 6qm pro Person. Immer noch werden wir oft mit der Unterbringung in abgelegenen Unterkünften ausgegrenzt und sind damit rassistischen Angriffen ausgeliefert. Immer noch wird uns selten die Möglichkeiten
gegeben, in privaten Wohnungen zu leben wie andere Menschen auch. Und mit einer Änderung des Baurechts ist nun auch das Bauen von Lagern in Gewerbegebieten erlaubt.
Flüchtlingsfrauen leiden darunter am meisten. Denn normalerweise sind die Frauen diejenigen, die sich verantwortlich fühlen, unter solchen menschenunwürdigen Lebensbedingungen den Alltag für die ganze Familie zu organisieren.
Deshalb erneuern wir unseren Appell: „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!“
Wir fordern von der Bundesregierung:
— Beenden Sie ihre rückwärtsgewandte Abschreckungspolitik der 90er-Jahre, die das Ziel hat, Flüchtlinge von der Einreise nach Deutschland abzuhalten ode sie zum Zurückkehren zu zwingen!
Wir fordern von den Landesregierungen:
— Erlassen Sie landesweite Regelungen, die die Landkreise und Bezirke anweisen, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen – vor allem die Frauen und Kinder!
Wir fordern von den lokalen Behörden:
— Integrieren Sie Flüchtlinge in Ihre Landkreise und Bezirke, indem Sie ihnen die Möglichkeit geben, in Wohnungen – wo immer sie wollen – zu leben!
An alle Flüchtlingsfrauen:
Lasst uns gemeinsam ein menschenwürdiges Leben für alle einfordern!
An alle Frauenorganisationen, feministischen Organisationen,an alle antirassistischen und Menschenrechtsorganisationen: Unterstützt uns und unsere Forderungen! Kommt zahlreich und gemeinsam mit Asylsuchenden aus euer Nachbarschaft!
Downloads in different languages here/ Downloads in verschiedenen
Sprachen hier:
* Appel Pas de camps pour les femmes ! Abolition de tous les camps!
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/appel-pas-de-camps-pour-les-femmes-abolition-de-tous-les-camps.pdf>
* call „No lager for women! Abolish all lagers!”
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/call-no-lager-for-women-abolish-all-lagers.pdf>
* Aufruf „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!“
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/aufruf-keine-lager-fuer-frauen-alle-lager-abschaffen.pdf>
* Kilio kipya!
* Aufruf in Farsi
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/wie-back-farsi.pdf>
*Will be continued/ Weitere Sprachen werden folgen**:
*http://women-in-exile.net/2015/02/11/renewed-call-of-no-lager-for-women-abolish-all-lagers/*
Als Frauen sind wir mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert, eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen weltweit.
Dieses Schicksal teilen wir mit vielen Frauen auf der ganzen Welt. Aber gleichzeitig erleben wir, dass Flüchtlingsfrauen in Deutschland, durch diskriminierenden Gesetze, vor allem auch durch die Unterbringung in Lagern noch weniger vor Gewalt geschützt sind, als andere Frauen. Deshalb fordern wir, Keine Lager für Frauen, alle Lager abschaffen!
Als Flüchtlingsfrauen erleben wir tagtäglich Verletzungen unserer Menschenrechte:
Wir werden in Europa hin und her geschoben, mit Gutscheinen erniedrigt, mit Arbeitsverboten und dem Asylbewerberleistungsgesetz entrechtet und die Unterbringung in Lagern verletzt unser Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Dieses Schicksal teilen wir mit allen asylsuchenden Frauen und Männern in Deutschland.
Deshalb fordern wir, alle diese diskriminierenden Gesetze abzuschaffen!
In den letzten Monaten können wir beobachten, dass neue diskriminierende Gesetze gegen Flüchtlinge einem neuen Grundprinzip folgen: Verletzung von elementaren Grundrechten für die einen — graduelle Verbesserungen für die anderen. Ob Arbeitsverbote oder Integration, Flüchtlingsschutz oder Abschiebung, Abschiebehaft oder Bleiberecht. Das ganze deutsche Asylsystem spaltet Flüchtlinge und MigrantInnen: Wo früher alle Flüchtlinge und MigrantInnen entrechtet waren, gibt es jetzt ein Aufenthalts- und Asylrecht, das nach hierarchischen Kategorien sortiert: “Nützliche” MigrantInnen, die integriert werden können, “richtige Flüchtlinge”, die zumindest vorübergehend Schutz brauchen und vermeintliche “AsylbetrügerInnen” werden in verschiedene Schubladen sortiert. Gleichzeitig haben zahlreiche Entrechtungen und Sondergesetze für Asylsuchende auch das Ziel, sie von anderen Teilen der Zivilgesellschaft abzuspalten.
Dem setzen wir transnationale Solidarität entgegen.
Wir Flüchtlinge lassen uns nicht spalten in richtige und falsche Asylsuchende, in erwünschte und unerwünschte Asylsuchende. Wir haben alle ein Recht auf Schutz und auf ein menschenwürdiges Leben. Wir, Aktivistinnen mit oder ohne Fluchthintergrund halten zusammen und bekämpfen diese rassistischen Gesetze zusammen.
Flüchtlingsfrauen erleben tagtäglich strukturelle Gewalt:
Sie werden durch ein Leben in Sammelunterkünften mit Essenspaketen oder Gutscheinen entwürdigt und entmündigt. Sie leiden darunter, um jede Krankenbehandlung für sich oder ihre Kinder beim Sozialamt betteln zu müssen. Auch durch Arbeitsverbote und mangelnde Möglichkeiten Deutsch zu lernen werden asylsuchende Frauen ausgegrenzt und ans Haus gefesselt. Viele Flüchtlingsfrauen warten jeden Tag auf ihre Abschiebung in andere europäische Länder wegen „Dublin III“. Das bedeutet sie werden wie Stückgut durch ganz Europa hin und her geschickt und können sich nie sicher fühlen.
Als Frauen sind sie aber auch mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert, eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen weltweit.
Dieses Schicksal teilen sie mit vielen Frauen auf der ganzen Welt. Gleichzeitig werden Flüchtlingsfrauen durch die Unterbringung in Lagern vor Gewalt noch weniger geschützt, als andere Frauen.
Schutz und Hilfe vor Gewalt gegen Frauen?
Asylsuchende Frauen erhalten wenig oder keine Information über die Rechtslage und Hilfsangebote. Das Personal in den Sammelunterkünften verhält sich oft unsolidarisch oder ist überfordert und häufig schlecht informiert.
Eine junge Frau wird von ihrem Ex-Partner, der in derselben Unterkunft lebt, schwer misshandelt und bedroht. Sie wendet sich hilfesuchend an MitarbeiterInnen des „Heims“ und bekommt den „Rat“, sie solle sich zu ihrem Schutz in ihrem Zimmer einschließen. Für ihren Schutz während der Benutzung der Gemeinschaftsküche und der Sanitärräume fühlt sich vom Personal der Unterkunft niemand zuständig.
Hinzu kommt, dass asylsuchende Frauen ihren Alltag und ihre Lebensperspektiven in einem Ämterdschungel organisieren müssen, der für sie schwer zu durchschauen ist: Hausordnung, Gutscheine, Unterbringung in Sammelunterkünften, Residenzpflicht, Wohnsitzauflage, Arbeitserlaubnis oder Arbeitsverbot, Asylverfahren, Aufenthaltserlaubnis oder Abschiebung… Jedes individuelle und existenzielle Bedürfnis von Asylsuchenden wird von Behörden oder von vermeintlichen oder tatsächlichen Autoritäten verwaltet. Ob Waschschutz, Heimleitung, Sozialamt, Ausländerbehörde, Jugendamt, Polizei oder Beratungsstelle …welche dieser Autoritäten für was zuständig ist, ist für Asylsuchende nur schwer zu durchschauen und nur selten werden sie als unterstützend erlebt. Umso schwerer fällt es asylsuchenden Frauen, sich vorzustellen, dass eine dieser Autoritäten oder Institutionen für ihren Schutz zuständig sein könnte.
Tatsächlich scheinen sich Behörden oder Institutionen auch oft nicht zuständig zu fühlen. Denn häufig ist die Aufnahme in ein Frauenhaus an eine Finanzierungszusage des Sozialamts geknüpft, die wiederum unter Bezugnahme auf das Asylbewerberleistungsgesetz, die Residenzpflicht oder die Wohnsitzauflage verweigert werden kann.
Eine alleinerziehende Asylsuchende flieht aus Angst vor den gewalttätigen Übergriffen ihres 17-jährigen Sohnes zunächst zu einer Freundin und versucht dann telefonisch einen Platz in einem Frauenhaus zu bekommen. Nach zahlreichen Telefonaten hat sie endlich Tage später ein Frauenhaus in einem anderen Landkreis gefunden, das Platz für sie hat. Das zuständige Sozialamt verweigert die Finanzierung, deshalb wird sie nicht aufgenommen. Wochen später nimmt ein Berliner Frauenhaus sie zunächst auf und teilt ihr dann aber unter Verweis auf die Residenzpflicht und die bestehende Wohnsitzauflage mit, sie könne nur bis Ende des Monats bleiben. Das zuständige Jugendamt verlangt die Rückkehr der Mutter in die Sammelunterkunft und blockiert alle Anträge auf Umverteilung. Die betroffene Frau “wohnt” daraufhin monatelang mal hier mal da bei Freundinnen.
Wer schlägt, muss gehn?
In der brandenburger Behördenpraxis werden wesentliche Bestandteile des Gewaltschutzgesetzes in Sammelunterkünften nicht eingesetzt und asylsuchende Frauen bleiben damit ungeschützt.
Zum einem erlässt die Polizei in der Regel keine Schutzanordnungen, die den Gewalttäter vorübergehend aus dem gemeinsamen Haushalt mit dem Opfer, in diesem Fall in einer Sammelunterkunft, weg weist.
Und zum anderen sehen bürokratische Regelungen der Landesregierung eine dauerhafte sichere räumliche Trennung von Täter und Opfer, nur dann vor, wenn das Opfer in einen anderen Landkreis umverteilt werden möchte.
Diese Praxis steht aus unserer Sicht in eklatanten Widerspruch zum Gewaltschutzgesetz und häufig auch dem Kindeswohl.
Potsdam: Eine schwangere Frau mit zwei kleinen Kindern muss durch mehreren Frauenhäusern des Landes wechseln, ehe sie mit den Kindern schließlich, nach der Eröffnung einer Gemeinschaftsunterkunft für Frauen, in Potsdam untergebracht werden kann. Der gewalttätige Ehemann verbleibt die ganze Zeit in der Gemeinschaftsunterkunft. Seine Umverteilung in eine andere Unterkunft in einen anderen Landkreis ist nach Rechtsauffassung der Ausländerbehörde und des Innenministeriums nur auf seinen eigenen Wunsch hin möglich.
Deshalb fordern wir von Politik und Verwaltung Maßnahmen zum Schutz von asylsuchenden Frauen:
» Jede Frau hat ein Recht auf Schutz vor Gewalt! Institutionen, die Unterstützung für betroffene Frauen anbieten, müssen mit ausreichend Mitteln ausgestattet werden, um ihre Angebote auch auf asylsuchende Frauen auszurichten. Es muss gewährleistet werden, dass alle von Gewalt betroffenen Frauen – unabhängig vom Aufenthaltsstatus – und ihre Kinder sicher, schnell, unbürokratisch und bedarfsgerecht Schutz und qualifizierte Hilfe in einem Frauenhaus ihrer Wahl erhalten können.
» Das Gewaltschutzgesetzes muss auch für asylsuchende Frauen gelten! Dafür brauchen Polizei und Verwaltungsbehörden eine Weisung aus dem Sozial- und dem Innenministerium und eine entsprechende Klarstellung im Landespolizeigesetzes.
» Lebensbedingungen von Asylsuchenden in den Sammelunterkünften befördern Gewalt gegen Frauen. Deshalb sollen asylsuchende Frauen in Privatwohnungen am Ort ihrer Wahl leben können.