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Gender & Sexualität

Ladydays unter dem Motto „Frauen dieser Welt – Zusammenhalt schafft Stärke“ im März in Cottbus

12705603_956114744467765_1397721261110426851_n (1)Vom 5. bis zum 17.März gibt es für Ladys in Cot­tbus einiges zu erleben. Denn junge Frauen haben die Ini­tia­tive ergrif­f­en, um Frauen­the­men präsent zu machen. Rund um den inter­na­tionalen Frauen­tag am 8.März erwarten euch so manche Kul­turver­anstal­tun­gen. Die Ver­anstal­tungsrei­he, die sich dem Mot­to gemäß um Frauen unter­schiedlich­er Herkun­ft drehen wird, nen­nt sich „Lady­days Cottbus“.
Alle Infos zu den Ver­anstal­tun­gen gibt es hier: ladydayscb.blogsport.eu
Wir wollen zusam­men kom­men, Räume zum Aus­tauschen schaf­fen, zum Denken anre­gen und aus­ge­lassen feiern. Denn obwohl die Frauen­be­we­gung in Bezug auf das Wahlrecht, der Angle­ichung von Löh­nen und wichtiger Rechte der Selb­st­bes­tim­mung einiges erre­ichte, sind weltweit Frauen bis heute noch lange nicht gle­ich­berechtigt. Wie viele bekan­nte Rapper*innen ken­nt ihr? Werdet ihr auch auf Par­tys ständig von Typen angemacht und manch­mal sog­ar begrap­scht? Wie oft ste­hen Frauen auf der Bühne der Poli­tik? Und, habt ihr euch mal gefragt wie es z.B. geflüchteten Frauen (in Deutsch­land) ergeht?
Ihr denkt vielle­icht, uns geht’s hier doch als Frauen schon ganz gut. Aber es gibt auch hier einige Schat­ten­seit­en des Frau-Seins. Näm­lich dann, wenn es nicht beim Anmachen in der Disko bleibt, son­dern Män­ner über­grif­fig wer­den, auch im pri­vat­en Leben. Wenn Män­ner im Beruf bevorzugt behan­delt wer­den oder meinen, generell das Sagen zu haben. Frauen auf der ganzen Welt sehen sich damit kon­fron­tiert. Jedoch entschei­det ihr Geburt­sort, gle­ich eines Lot­terielos­es darüber, wie sich­er und gle­ich­berechtigt sie leben dür­fen bzw. nicht leben kön­nen. Manche Frauen sind auch gle­ichzeit­ig ver­schieden­er Diskri­m­inierung aus­ge­set­zt, z.B. wenn sie nicht weiß sind.
Wir wollen zeigen, was Frauen so drauf haben und euch dazu ein­laden! Die Lady­days starten am 5.3. im Chekov mit einem Konz­ert der Rapper*in und Pianokünstler*in „Finna“ unter dem Mot­to „Musik ist Poli­tik“. Am Frauen­tag selb­st feiern und plaud­ern Frauen ver­schieden­er Herkun­ft zusam­men bei einem Tanz­cafe in Sach­sendorf. Die Liedermacher*innen „FranzRisk“ und „Ari Pop“ beehren uns am 11.3. mit ihren Klän­gen kom­biniert mit witzi­gen und kri­tisch-poet­is­chen Tex­ten im qua­si­MONO. Den Abschluss der Rei­he bildet der Film „Voic­es of Vio­lence“ im Obenk­i­no, wobei es darum geht Prob­leme von Frauen in der Demokratis­chen Repub­lik Kon­go sicht­bar zu machen. Dabei gibt die Filmemacher*in Clau­dia Schmid völ­lig unbekan­nten Frauen eine Stimme und zeigt auf, wie die Struk­turen der Gewalt funktionieren.
Seid bei den Lady­days vom 5. bis 17. März in Cot­tbus dabei! Bis auf die Ver­anstal­tung am 8. März sind selb­stver­ständlich auch Män­ner willkommen.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Gender & Sexualität

Potsdam, 22.01.2016: FLTI*-Aktionen gegen die AfD.

Die AfD Bran­den­burg hat für Fre­itag, den 22.Januar um 17.30 Uhr zu “Kundge­bung für die Würde der Frau” aufgerufen. Unter einem schein­heili­gen Deck­man­tel wird hier ver­sucht “unsere Frauen” (gemeint sind natür­lich nur weiße cis-Frauen) zu schützen. Wie von der AfD gewohnt, wer­den hierzu ras­sis­tis­che Motive  erwen­det und die “Frau” als pas­sives Opfer instrumentalisiert.
Was aber wie immer “vergessen” wurde: Sex­u­al­isierte Gewalt und Sex­is­mus sind nicht Prob­leme der “Anderen” (im aktuellen Diskurs der Migrant*innen) son­dern Machtin­stru­mente des Patriarchats.
Wir ste­hen für einen kämpferischen, transna­tionalen Fem­i­nis­mus, der patri­ar­chale Struk­turen in Reli­gion, Gesellschaft und Staat kon­se­quent benen­nt, kri­tisiert und überwindet.
Dabei dis­tanzieren wir uns klar von jenen, die jet­zt Frauen­rechte vorschieben, um ras­sis­tis­che Het­ze voranzutreiben, Abschot­tung und Aufrüs­tung zu betreiben und weit­ere Asyl­rechtsver­schär­fun­gen zu fordern.
Also seid viele, kommt vor­bei und werdet laut!
Frauen*Lesben*Trans*Inter*-Kundgebung: 22. Jan­u­ar 2016, 17 Uhr, vor dem Bran­den­burg­er Land­tag, Am Alten Markt 1*
*jed­er Men­sch, der sich mit den Inhal­ten dieses Fly­ers iden­ti­fizieren kann, ist her­zlichst willkommen!
Sex­is­mus ist kein kul­turelles Missver­ständ­nis. Gewalt gegen Frauen ist vor allem über­all dort ver­bre­it­et, wo es ein kon­ser­v­a­tives Frauen­bild gibt. Dieses wird (nicht nur) in religiösen Gesellschaften propagiert — und in der AfD. So fordert die AfD immer wieder das Drei-Kind-Mod­ell und eine Ver­schär­fung des Abrtreibungsverbots.
Das Patri­ar­chat (verkürzt: die Vor­ma­cht­stel­lung des Mannes gegenüber anderen Geschlechtern) find­et sich in jed­er Reli­gion und in jed­er staatlichen Struk­tur wieder. Darum muss eine Kri­tik an sex­u­al­isiert­er Gewalt und Sex­is­mus auch deren ide­ol­o­gis­chen und materiellen Grund­la­gen in den Blick nehmen.
Sex­uelle Über­griffe wer­den in Deutsch­land kaum und wenn dann nur mit ein­er Verzögerung von 2 bis 3 Jahren ver­fol­gt. Es gibt offen­sichtlich keine Pri­or­ität und Inter­esse daran, Vor­fälle schnell aufzuklären.
Betrof­fene von sex­ueller Gewalt wer­den sel­ten ernst genom­men und Verge­wal­ti­gung wird immer wieder ver­harm­lost, da sich der betrof­fene Men­sch “nicht genug gewehrt hat.”
Gewalt in der Ehe und gegen Frauen* ist in Teilen jed­er Gesellschaft und Reli­gion akzep­tiert und fördert so die Unter­drück­ung der Frau*. Das bet­rifft sowohl die unter­schiedlichen Strö­mungen des Islams, aber auch die des Christentums.
Grund­lage ein­er jeden freien Gesellschaft sollte sein, dass jed­er Men­sch, unab­hängig von Geschlecht­si­den­tität, Sex­u­al­ität, aner­zo­gen­er Reli­gion (?) und Lebensweise selb­st­bes­timmt leben kann, egal wo. Hier­für ist es wichtig, dass jed­er Men­sch diese Grundw­erte von klein auf lernt.
Mal ganz neben­bei: Der AfD scheinen einige pseu­do­fem­i­nis­tis­che Ansätze gut in die Partei-Pro­pa­gan­da zu passen. Schließlich muss doch alles getan wer­den, damit “das Über­leben des eige­nen Volkes, der eige­nen Nation sichergestellt wird.“ Und falls ihr es noch nicht wusstet: “Mann und Frau sind nicht gle­ich, auch wenn die Gen­der­forschung das behauptet.“ (Frauke Petry)

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Gender & Sexualität

Schutz für geflüchtete Frauen – vor allen Formen von Gewalt!

Women in Exile und Flüchtlingsrat fordern zum Inter­na­tionalen Tag der Gewalt gegen Frauen: Schutz für geflüchtete Frauen – vor allen For­men von Gewalt!
Flüchtlings­frauen sind akut bedro­ht: „Wir sind alle betrof­fen von sex­ueller Beläs­ti­gung im Lager, es gibt keine Frau, die nicht eine Geschichte von auf­dringlichen Blick­en, wider­lichen Kom­mentaren, uner­wün­schtem Anfassen oder ver­suchter oder tat­säch­lich­er Verge­wal­ti­gung erzählen kön­nte,“ berichtete eine geflüchtete Frau der Organ­i­sa­tion Women in Exile während ein­er Bus­tour durch Flüchtlingslager. Das Ergeb­nis der Besuche ist alarmierend. Geflüchtete Frauen und LGBTI Per­so­n­en wer­den auf­grund ihres Geschlechts oder sex­uellen Iden­tität mehrfach diskri­m­iniert und ver­let­zt: durch ras­sis­tis­che Über­griffe und Asylge­set­ze, durch trau­ma­tis­che Erfahrun­gen auf der Flucht, die in den Masse­nun­terkün­ften ihre Fort­set­zung find­en, durch kör­per­liche und sex­uelle Beläs­ti­gun­gen, fehlende Pri­vat­sphäre und Angst vor Abschiebung.
Keine Masse­nun­terkun­ft kann geflüchteten Frauen Schutz bieten. Ein Leben im Lager bedeutet die tägliche Erfahrung struk­tureller Gewalt, die in Form von Iso­la­tion, Aus­gren­zung und Schut­zlosigkeit statt find­et. Diese struk­turelle Gewalt ver­stärkt Gewalt­poten­ziale und führt oft zu physis­chen, psy­chis­chen und sex­u­al­isierten Über­grif­f­en vor allem gegen Frauen, Kinder und LGBTI Per­so­n­en. Solche Über­griffe passieren auch auf deutschen Straßen und ins­beson­dere in deutschen Haushal­ten. Aber in ein­er Sam­melun­terkun­ft, die eine Zwangswohn­form ist, treten sie konzen­tri­ert­er und ver­mehrt auf. Denn dort haben Men­schen kaum Rück­zugsmöglichkeit­en und sind häu­fig extremen All­t­agssi­t­u­a­tio­nen, Enge und Stress aus­ge­set­zt. Das deutsche Gewaltschutzge­setz ermöglicht Inter­ven­tions­befug­nisse für die Polizei: Wenn gewalt­tätige Über­griffe in deutschen Haushal­ten passieren, kann die Polizei die oder den Täter/in des „Platzes ver­weisen“. Dies find­et im deutschen Lager­sys­tem keine Anwen­dung. Geflüchtete Frauen erhal­ten damit in Deutsch­land kaum Schutz vor Gewalt.
Laut der seit Mitte 2015 auch in Deutsch­land gel­tenden EU-Auf­nah­merichtlin­ie für Flüchtlinge müssen beson­ders schutzbedürftige Flüchtlinge als solche erkan­nt, angemessen ver­sorgt und unterge­bracht wer­den. Der Schutz dieser Grup­pen (unter anderem Schwan­gere, Allein­erziehende, Men­schen, die sex­u­al­isierte Gewalt erlebt haben und Min­der­jährige) ste­ht in großer Zahl Frauen und ihren Kindern zu. Dieser Schutz kann ihnen in über­füll­ten Masse­nun­terkün­ften ohne aus­re­ichen­den Zugang zu Ver­sorgungs- und Unter­stützungsstruk­turen nicht zukom­men. Darum sagen wir: Beson­ders schutzbedürftige Flüchtlinge kön­nen nicht in ein­er Masse­nun­terkun­ft leben!
Die kür­zlich ver­schärften Asylge­set­ze sehen vor, dass Flüchtlinge sechs Monate und viele darüber hin­aus in den über­füll­ten Erstauf­nah­me­lagern verbleiben müssen. Sie unter­liegen in dieser Zeit der Res­i­den­zpflicht und dür­fen die Unterkün­fte nicht oder nur aus­nahm­sweise ver­lassen. Sie müssen schnellere Abschiebun­gen befürcht­en, sind fak­tisch ohne Zugang zu Rechts­ber­atung und Über­set­zung, ohne Bargeld und mit Arbeitsver­boten belegt. Frauen und LGBTI Per­so­n­en aus den so genan­nten sicheren­Herkun­ftsstaat­en unter­liegen diesen Restrik­tio­nen während des gesamten Asylver­fahrens. Aus den West­balkan­län­dern fliehende Rom­ni­ja sind beson­ders häu­fig exis­ten­tiell bedro­ht und von Gewalt und Über­grif­f­en betrof­fen. In Deutsch­land angekom­men, wer­den sie durch Schnel­lver­fahren geschleust, dür­fen die Flüchtlingslager nicht mehr ver­lassen und ihre Flucht­gründe wer­den gar nicht mehr geprüft. Damit wer­den ganze Flüchtlings­grup­pen entrechtet, die geset­zlich als „falsche“ Flüchtlinge abge­han­delt werden.
Kriege, befeuert durch Rüs­tung­sex­porte, und die Zer­störung regionaler Märk­te durch multi­na­tionale Konz­erne, rauben Men­schen weltweit Lebens­möglichkeit­en und Exis­ten­z­grund­la­gen. Davon sind ins­beson­dere Frauen und Kinder betrof­fen. Sie sind in der Regel ärmer, schut­zlos­er, schneller in ihrer Exis­tenz bedro­ht und laufen stärk­er Gefahr, auf der Flucht Über­griffe zu erlei­den. Die Abschot­tung der Gren­zen ist unter­lassene Hil­feleis­tung, die für viele Frauen und Kinder mit dem Tod endet.
Wir fordern, dass geschlechtsspez­i­fis­che Flucht­gründe immer anerkan­nt werden!
Die Asyl­rechtsver­schär­fun­gen, die schutzbedürftige Per­so­n­en beson­deren Gefahren aus­set­zen, müssen zurück genom­men werden!
Gewaltschutz und Zugang zu Regelleis­tun­gen für geflüchtete Frauen und LGBTI Personen!
Wir fordern: Frauen, Kinder und LGBTI Per­so­n­en sofort raus aus den Lagern! Alle Lager abschaffen!
Nein zur Fes­tung Europa — Bewe­gungs­frei­heit für alle!

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Bildung & Kultur Gender & Sexualität

Aktionswoche Gesellschaft Macht Geschlecht 7.–13.Nov

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Vom 7. bis zum 13.November 2015 find­et die bun­desweite Aktionswoche gesellschaft.macht.geschlecht statt. Dieses Jahr drehen sich alle Ver­anstal­tun­gen rund um das The­ma „Kör­per­nor­men“. Wer einen Kör­p­er hat, der unter­liegt Beurteilun­gen. Ob dieser Kör­p­er nun als weiblich/männlich, schwarz/weiß, schlank/fett, heil/kaputt oder alles in allem als begehrenswert oder funk­tions­fähig begrif­f­en wird. Ob es die eige­nen Bew­er­tun­gen sind oder die Ander­er. Kör­p­er wer­den ein­ge­ord­net, klas­si­fiziert, normiert und aller­lei anderen (zum Beispiel medi­zinis­chen) Zwangs­maß­nah­men aus­ge­set­zt. Sie sind auch Arbeitswerkzeuge, Lus­to­b­jek­te, sie schmerzen, fügen Schmerzen zu, sind veränderlich.Körper „dür­fen“ nicht ein­fach da sein. Sie wer­den in binäre Mech­a­nis­men ein­sortiert und Zwän­gen aus­geliefert. Sie wer­den ide­ol­o­gisch aufge­laden: Sie sollen zum Beispiel männlich und Sol­dat sein, weib­lich und schön, behin­dert und untauglich, weiß und kul­tiviert, schlank und ath­letisch – und so weiter.
Die Men­schen, die in und mit diesen Kör­pern leben, wer­den dementsprechend zugeschnitten.
Unter dem Mot­to „my body, my expe­ri­ence, my sex­u­al­i­ty, my per­for­mance, my choice?” wer­den ver­schiedene Ver­anstal­tungs­for­mate auch in Pots­dam ange­boten. Wir wollen mit euch inner­halb dieser Aktionswoche über Kör­per­nor­men disku­tieren. Ihr werdet die Chance haben in einem Drag-Work­shop mit euren eige­nen Kör­per­nor­men zu spie­len oder in span­nen­den Fil­men die Auswirkun­gen von Kör­per­nor­men auf Sex­u­al­ität zu erfahren. Kommt vor­bei und erfahrt mehr! Fra­gen und Anmerkun­gen bitte an unsere Geschlechter­poli­tikref­er­entin Julia.
7.11.2015, Olga 20 Uhr:::fmt*-Abend::: Film zu Kör­per­nor­men bezüglich der weib­lichen Vulva:::
Frauen* + Trans* only
“Die Abbil­dung des weib­lichen Geschlechts ist nach wie vor irri­tierend und mit vielfälti­gen Ver­boten belegt. Jahrzehnte der Retusche in den Medi­en, Anti-Pornografiekam­pag­nen und Abbil­dungsver­bote führen zu einem öffentlichen Bild der Vul­va, das wenig mit ihrer Real­ität zu tun hat. Es herrscht das „Schön­heit­side­al der Unsicht­barkeit“. Es geht um die Repräsen­ta­tion und die Mod­el­lierun­gen des weib­lichen Gen­i­tales, anatomis­che Irrtümer, Zen­sur, Beschnei­dung durch Pho­to­shop und Laser­skalpelle sowie die Schön­heit und Einzi­gar­tigkeit des weib­lichen Wolllustorgans.”
Es wird lustig, ernst, irri­tierend und gefeiert wird eine Vielfalt von Körpern.
Der Film wird im Rah­men des monatlichen “untyp­is­chen Abend” (only Frauen*Trans) der ?? k?ak — untyp­isch aus­ras­ten Gruppe in der Olga gezeigt. Bitte beachtet hier­bei die bes­timmten Bedin­gun­gen (nur Frauen*Trans) des Abends.
Im Film wird expliz­it über weib­liche gen­i­tal Muti­la­tion, Ras­sis­mus und Sex­is­mus gesprochen.
11.11.2015, femArchiv::: 19 Uhr::: Ten­der to all Gen­der::: Roller Der­by als kri­tis­che Prax­is und Gegenkul­tur in ein­er kör­per­normierten Sportwelt der zwei Geschlechter:::: Vor­trag+ Diskussion
„Ten­der to all gen­der“ — Kör­p­er und Geschlecht im Roller Derby
Roller Der­by ist eine Vol­lkon­tak­t­sportart auf Rollschuhen – vornehm­lich von, für und mit Frauen*. 2001 aus der Riot Grrrl Bewe­gung in Austin/Texas wieder­ent­standen ver­bre­it­et sich Roller Der­by que(e)r über die Welt und eröffnet immer mehr Frauen* ein Spiel, das nicht nur Kraft und Aus­dauer benötigt, son­dern auch neue Räume schafft für ein sich selb­st Ken­nen­ler­nen und Aus­pro­bieren. Das Aus­loten der eige­nen Gren­zen gehört eben­so dazu wie das Exper­i­men­tieren mit unter­schiedlichen Selb­st- und Rol­len­bildern. Und schließlich ist Roller Der­by eine der weni­gen Sportarten, die sich ganz bewusst mit Trans*- und Inter­sex­u­al­ität auseinan­der­set­zt, die Vielfalt feiert und neue Erfahrungsräume für alle Men­schen schafft.
12.11.2015, Sem­i­nar­raum KuZe::17.45 – 21.45 Uhr:::: Drag-Work­shop: Dressed As Girl_Guy
[Als Dragqueen wird eine Mann* beze­ich­net, der inner­halb ein­er Büh­nen­rolle in „typ­isch weib­lich­er“ Klei­dung und Ausse­hen stereo­type Ver­hal­tensweisen darstellt oder persifliert.]
[Als Dragk­ing (in Anlehnung an Dragqueen) wird eine Frau* beze­ich­net, die inner­halb ein­er Büh­nen­rolle in „typ­isch männlich­er“ Klei­dung und Ausse­hen stereo­type Ver­hal­tensweisen darstellt oder persifliert.]
Spie­lend leicht mal über die viel zitierten Geschlechter­gren­zen hüpfen? Und warum eigentlich? Prak­tis­che Tipps und Gedankenbasteleien…
Gibt es Vor­la­gen für die Kopi­en, die wir täglich neu von „Frauen*“ und „Män­nern*“ machen?
? mit Klamotten.
? mit Gesten.
? mit unserem Auftreten.
? dadurch wie wir reden.
? durch die Annahme — „so sind wir eben.“
# Was soll eigentlich dieses DRAG sein?
? eine Spielerei?
? eine radikale Praxis?
? Gren­zen ausloten?
? Bühnenperformance?
? Stereo­type bedi­enen oder auf­fliegen lassen?
Diesen Über­legun­gen nachge­hen und guck­en, was die prak­tis­che und bewußte Aus­pro­bierei so macht mit der Sicht auf uns selb­st und unser­er jew­eili­gen Erfahrung von geschlechtlich­er Insze­nierung inner­halb und außer­halb vom Alltag;
Das kann in diesem Work­shop passieren.
Wie passiert das? Durch gemein­sames Basteln mit Gedanken, aber auch mit span­nen­dem Werkzeu­gen wie: Binder, Schminke, Bartk­le­ber, Klam­ot­ten und gern auch etwas Augengezwinker.
13.11.2015:::Nil:::15.30Uhr::: Falsche Orgas­men:::: Film+ Diskussion:::
Laut ein­er Studie haben 68% aller deutschen Frauen und 20% aller deutschen Män­ner schon min­destens ein­mal den Orgas­mus vor­getäuscht. Dunkelz­if­fer unbekan­nt. Wir ahnen es alle. Es ist sehr wahrschein­lich, dass der vor­getäuschte Orgas­mus häu­figer vorkommt als der echte. Und gut möglich, dass ein Großteil aller Frauen
schon mal so getan haben, als ob — aus welchen Grün­den auch immer. Aber auch die Män­ner sind hier keine Unbeteiligten. In FAKE ORGASM geht es um diese eine entschei­dende Frage. Es geht um das absolute Vergnü­gen, das unserem Sexleben zu Grunde liegt — und um noch vieles mehr …
Der Kün­stler Laz­lo Pearl­man macht sich auf die Suche nach Antworten. Mit explo­siv­er und ger­adezu orgiastis­ch­er Kraft trifft er mit­ten ins Zen­trum eines der intim­sten The­men, die uns Men­schen beschäfti­gen. FAKE ORGASM wirft unsere Vorstel­lun­gen, Vorurteile und Dog­men über Sex und Iden­tität über den Haufen, geht neue Wege und führt zu erstaunlichen Erken­nt­nis­sen: War der ”echt”? Oder nicht? … und was ist über­haupt ”echt”?
Im Film wird expliz­it über Sex gere­det und kör­per­liche Nack­theit gezeigt.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Gender & Sexualität

Neonazis planen landesweite Aktion zum „Tag der Deutschen Einheit“

INFORIOT Für den 03. Okto­ber mobil­isieren Neon­azis auf Face­book zu ein­er lan­desweit­en Aktion unter dem gemein­samen Mot­to „Tag der Deutschen Ein­heit – Wir sind das Volk!“. Nach aktuellem Stand sollen in den Städten Bad Belzig, Beeskow, Bernau, Brieskow-Finkel­heerd, Calau, Eber­swalde, Frankfurt/Oder, Fürstenberg/Havel, Fürsten­walde, Guben, Königs Wuster­hausen, Nauen, Plessa, Pren­zlau, Rheins­berg und Tem­plin Kundge­bun­gen bzw. Mah­nwachen stat­tfind­en. In Hen­nigs­dorf soll ein Info­tisch durchge­führt werden.

Die öffentlich ein­se­hbare Face­book-Gruppe unter den Namen „WIR“ ruft auf, sich an der lan­desweit­en Aktion „über die Partei- und Organ­i­sa­tion­s­gren­zen hin­weg“ zu beteili­gen. Fed­er­führend bei der Ini­ti­ierung der Gruppe und der Aktion ist die NPDlerin Manuela Kokott, die als „besorgte Bürg­erin“ auf flüchtlings­feindlichen Kundge­bun­gen im Raum Oder-Spree hol­prige Rede­beiträge hält. Die Gruppe umfasst 26 Mit­glieder (Stand: 29.09.2015), darunter bekan­nte Neon­azis wie der Nauen­er NPD-Stadtverord­nete Maik Schnei­der, der verurteilte Gewalt­täter Alexan­der Bode, “III. Weg”-Mitglied Pas­cal Stolle oder Peer und Franziska Koss, die maßge­blich die asylfeindlichen Protesten im Raum Frankfurt/Oder antreiben. Peer Koss hat laut eigen­er Ankündi­gung in der Gruppe für den 3. Okto­ber eine eigene Demon­stra­tion in Frankfurt/Oder angemeldet.

Screenshot der Facebook-Gruppe
Screen­shot der Facebook-Gruppe

Die meis­ten Ver­anstal­tun­gen sollen zwis­chen 10:55 und 11:55 stat­tfind­en. Dabei ist die Endzeit an die Reden­sart „Fünf vor Zwölf“ angelehnt, was umgangssprach­lich für Eile oder einen Auf­bruch aus der Dringlichkeit her­aus ste­ht. Die Fly­er­ankündi­gung bestätigt den Ein­druck der gezielt gewählten Zeit. Darin wird ein Unter­gangsszenario beschrieben, wonach „Mil­lio­nen von Frem­den“, die durch sog. „Gut­men­schen“ importiert wer­den, „das Volk“ bedro­hen würden.

Gegen­proteste angekündigt
beeskow_gegen_rassismusAls Reak­tion auf die Ankündi­gung der Kundge­bung in Beeskow hat die zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive „Beeskow gegen Ras­sis­mus“ Gegen­proteste angekündigt. Unter den Mot­to „Beeskow gegen Ras­sis­mus – Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten“ soll eine Protestkundge­bung zwis­chen 10–13Uhr in der Bre­ites­traße stat­tfind­en. In Frank­furt (Oder) ruft das Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frankfurt/Oder” zur anti­ras­sis­tis­chen Kundge­bung von 10–13 Uhr am Frank­furter Bahn­hof auf. Das Bünd­nis “Fürsten­walde gegen Ras­sis­mus” hat eine Kundge­bung ab 10.00Uhr in der Richard-Strauss-Str. (Stadt­teil Nord) angemeldet. Und auch in Bad Belzig wollen Men­schen gegen die neon­azis­tis­che Kundge­bung demon­stri­eren. Unter den Mot­to “BAD BELZIG LOVES ALL COLOURS !” wollen sie sich ab 10.30Uhr auf den Mark­t­platz den Neon­azis ent­ge­gen stellen. In Rheins­berg, Pren­lau, Hen­nigs­dorf und Fürstenberg/Havel wur­den weit­ere Gegen­ver­anstal­tun­gen angemeldet. In weit­eren Städten sollen Gegen­proteste folgen.

Sai­son der “Abendspaziergänge” geht wieder los
Indes sollen der sog. „Abendspaziergänge“ in ver­schiede­nen Städten in Bran­den­burg wieder starten. Im Schutze der Dunkel­heit will der inof­fizielle Bran­den­burg­er Pegi­da-Ableger „BraMM – Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung” am 30. Okto­ber in Sen­ften­berg am Markt 1 auf­marschieren. Die Face­book­seite „Nein zum Heim Zehdenick“ ruft zum 3. Abendspazier­gang am 2. Okto­ber in Zehdenick (Ober­hav­el) auf.

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Nie wieder Angst haben!“

INFORIOT Homo­sex­u­al­ität gilt in Rus­s­land als Tabu-The­ma. Per Geset­zt wer­den LBGTs diskri­m­iniert und entrechtlicht. Mit Inkraft­treten des Geset­zes gegen soge­nan­nte „Homo-Pro­pa­gan­da“ im Juli 2013 wer­den jegliche pos­i­tive Äußerun­gen zu Homo­sex­u­al­ität in Anwe­sen­heit von Min­der­jähri­gen oder in Medi­en sowie dem "Nie wieder Angst haben" - Ein Interview mit Alissa, einer LBGT Aktivistin aus St. Petersburg, die aus Russland nach Deutschland geflüchtet ist und in Brandenburg ihre neue Heimat gefunden hat.Inter­net unter Strafe gestellt. Zudem sind LBGT Aktivist_innen täglich gewalt­täti­gen Angrif­f­en ausgesetzt.
Alis­sa ist LBGT Aktivistin aus St. Peters­burg und musste Rus­s­land ver­lassen auf­grund der unzu­mut­baren Zustände, die es ihr nicht erlaubt haben, sich frei zu ent­fal­ten. In der Bun­desre­pub­lik beantragt sie nun Asyl und wurde dazu im Früh­jahr dieses Jahres der Stadt Brandenburg/Havel zugewiesen. Heute lebt sie in ein­er Woh­nung in ein­er Nach­barstadt. INFORIOT hat ein Inter­view mit Alis­sa geführt.
Alis­sa, was hat dich dazu bewegt Rus­s­land zu ver­lassen und nach Deutsch­land zu flüchten?
Alis­sa: Die Entschei­dung wurde gefällt, eine Stunde nach­dem ich auf meine Fre­unde gewartet habe, welche mir geholfen haben meine Sachen zu pack­en und mich zu ver­steck­en, bis zum Abflug aus St. Peters­burg. Ich kon­nte nicht mehr in Rus­s­land bleiben. Meine Sicher­heit und die Sicher­heit mein­er Fam­i­lie und Fre­unde war nicht mehr gewährleis­tet. In mein­er Heimat­stadt waren über­all Plakate mit meinen Foto drauf, auf denen behauptet wurde, ich sei pädophil. Die rus­sis­chen Massen­me­di­en pro­pa­gandieren täglich Hass und unter­stellen, dass alle Homo­sex­uelle Vergewaltiger_innen und Pädophile seien. Mich haben sie auch dazu gerech­net und stell­ten mich in der ganzen Stadt bloß. Erst kurz zuvor wurde ich Opfer eines Über­griffes. Ich wurde bru­tal zusam­mengeschla­gen. Mir wurde zu ver­ste­hen gegeben, dass ich umge­bracht werde, wenn ich in Rus­s­land bleibe. Ich wusste, dass die Polizei mir nicht helfen wird. So habe ich mich zunächst ver­steckt und bin dann geflohen.
In Deutsch­land angekom­men hast du bere­its neg­a­tive Erfahrun­gen mit den Behör­den machen müssen. Welche Steine haben sie dir in den Weg gelegt?
Alis­sa: Es waren eher Schwierigkeit­en, die mit der Über­set­zung zusam­men­hin­gen. Die Über­set­zerin, welche mir zugewiesen wurde, war mir gegenüber neg­a­tiv eingestellt, nach­dem sie erfahren hat, dass ich les­bisch bin. Sie über­set­zte recht wäh­lerisch und manch­mal ver­weigerte sich ganz die Über­set­zung. Außer­dem erlaubte sie sich aus­fal­l­ende Kom­mentare mir gegenüber hinzufü­gen. Ich weiß von Fällen, bei denen mus­lim­is­che Übersetzer_innen sich weigern das Wort „gay“ zu über­set­zen. Das ist ein großes Problem.
Doch auch in der Sam­melun­terkun­ft in Brandenburg/Havel hat­test du Prob­leme mit anderen Asyl­suchen­den. Schildere uns doch bitte, was dort passiert ist.
Alis­sa: Ich bekam [in der Sam­melun­terkun­ft] Besuch von ein­er tschetschenis­chen Frau, da sie auch aus Rus­s­land kam und wir bei­de die selbe Sprache sprechen. Oft ver­ste­hen die Men­schen nicht, die in den Heimen arbeit­en, dass Rus­s­land ein multi­na­tionaler und mul­ti­kon­fes­sioneller Staat ist. Sie ist mus­lim­isch, ich bin katholisch. Sie war sicher­lich auch nicht davon begeis­tert über die Nach­barschaft mit dem Mäd­chen mit den „rasierten Schläfen”. Eines Mor­gens kamen in mein Zim­mer aggres­siv ges­timmte Mus­li­ma und fin­gen an mich dafür zu belei­di­gen, dass ich eine Kurzhaar­frisur habe und dass ich keine Röcke und kein Kopf­tuch tra­gen würde. Und einige Tage später kam ein­er der Ehemän­ner von ihnen, stürzte sich auf mich mit Fäusten und sagte, dass man solche wie mich (Les­ben) töten müsse. Nach­dem habe ich nicht mehr im Heim gewohnt.
Rel­a­tiv sel­ten ist in den deutschen Medi­en etwas zur Sit­u­a­tion von LBGT Aktivist*innen aus Rus­s­land zuhören, die hier Asyl beantra­gen. Mit den Organ­i­sa­tio­nen von LBGT-Geflüchteten bist du sehr gut ver­net­zt. Wie sieht die Sit­u­a­tion von rus­sis­chen LBGT-Geflüchteten in Deutsch­land aus?
Alis­sa: Im August bekam eine homo­sex­uelle Fam­i­lie (Dima und Wan­ja Tschunusowi) poli­tis­ches Asyl in Deutsch­land. Soweit es mir bekan­nt ist, ist das näm­lich der erste Fall eines poli­tis­chen Asyl. Es gibt einen Fall von sozialem Schutz [bzw. Dul­dung] auf bes­timmte Zeit. Alle anderen Ankömm­linge befind­en sich in der Wartezeit auf das Inter­view [Anm.d.Red: Jede Per­son, die Asyl beantragt, muss sich einem Inter­view durch das Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge stellen, das entschei­dend ist für den Fort­gang des Asylver­fahrens ist]. In der Regel dauert die Wartezeit zwis­chen einem und zwei Jahren. Mit jedem Jahr bit­ten immer mehr Fam­i­lien mit Kindern um Asyl, weil in Rus­s­land ein Gesetz geprüft wird, welch­es erlauben soll, nicht-tra­di­tionellen Fam­i­lien die Kinder wegzunehmen.
Was meinst du, welche konkreten Maß­nah­men wür­den LBGT Men­schen das Leben erle­ichtern, zum Beispiel in den Asylunterkünften?
Alis­sa: Das größte Prob­lem von LBGT-Geflüchteten beste­ht darin, dass, auch wenn wir von Diskri­m­inierung und Hass fliehen, uns dieser Hass in den Heimen wieder begeg­net. Wir wer­den geschla­gen und beschimpft. Weil alle LGBTs in ver­schiedene Bun­deslän­der verteilt wer­den und es keine Möglichkeit gibt sich auszu­tauschen und gegen­seit­ig zu unter­stützen. Ich bin überzeugt, dass LBGT-Geflüchtete zusam­men­leben soll­ten — in eigen­ständi­gen Heimen. Und ich meine nicht nur die rus­sis­chsprachi­gen LBGT-Geflüchteten. Genau­so gibt es ein Prob­lem im Umgang mit den Sozialarbeiter_innen, oft wis­sen sie nicht über die Prob­leme von LBGTs in Rus­s­land und ver­ste­hen nicht die Fluchtgründe.
Was würdest du dir für deine eigene Sit­u­a­tion und die Sit­u­a­tion ander­er LBGT-Geflüchteter wünschen?
Alis­sa: Oh! Hm…ich finde, dass ich sehr großes Glück hat­te heute hier zu sein. Ich habe erstaunliche Men­schen getrof­fen, welche mir sehr viel helfen und wofür ich sehr dankbar bin! In der let­zten Zeit bin ich meine Angst los­ge­wor­den! Ich füh­le mich glück­lich und frei! Ich lerne Deutsch und plane eine Arbeitsstelle zu bekom­men. Ich wün­sche mir, mich schnell einzufind­en und ein geschätztes Mit­glied der deutschen Gesellschaft zu wer­den. Ich möchte in Deutsch­land bleiben und den anderen Geflüchteten helfen, diese schwierige erste Etappe zu meis­tern. Dies wün­sche ich auch den anderen Geflüchteten. Aus der Schale schlüpfen und ein erfülltes Leben anfan­gen. Und keine Angst haben! Nie wieder Angst haben!
Vie­len Dank für das Interview!
Das Inter­view wurde schriftlich in rus­sis­ch­er Sprache geführt und ins Deutsche übersetzt.
 


Ver­anstal­tung­sh­in­weis: Am 22. Sep­tem­ber find­et um 19 Uhr im Bürg­er­haus in der Alt­stadt (Bäck­er­straße 14) in Brandenburg/Havel eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum The­ma LGBTI (Les­ben, Schwule, Bi‑, Trans- und Inter­sex­uelle) und speziell LGBTI-Geflüchteten statt. Mehr Infos: hier.


 

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Antifaschismus Gender & Sexualität

Auch unsere Kurve ist nicht frei von Sexismus”

Die Gruppe FMT*BBG mit einem abge­wan­del­ten Zitat von Rosa Lux­em­burg Quelle: FMT*BBG
In der ver­gan­genen Woche beschäftigte sich Fussball-gegen-Nazis.de mit Sex­is­mus in der Fan- und Ultra­kul­tur des Män­ner­fußballs, Frauen-Ultra­grup­pen als Möglichkeit der Emanzi­pa­tion und dem Fan­block als Raum für untyp­is­che Geschlechterk­lis­chees. Dazu haben wir jet­zt mit Lotte von der Ultra­gruppe Frauen*Mädchen*Trans* Babels­berg gesprochen. Die Gruppe kri­tisierte im let­zten Jahr, dass durch “dum­mdeutsches männlich­es Pro­llover­hal­ten” einiger Ultras das “Bild eines mack­ri­gen, sportlich ver­sof­fe­nen Typen als Vor­bild an den Kur­ven­nach­wuchs trans­portiert wird”. Lotte ist seit 14 Jahren in der Nord­kurve Babels­berg aktiv.
Von Fred­erik Schindler
FS: Wie kam es zur Grün­dung der Frauen*Mädchen*Trans*-Gruppe, seit wann existiert ihr und wieviele Men­schen organ­isieren sich unge­fähr in eurem Zusammenschluss?
FMT*BBG: Unsere Gruppe wurde Anfang 2014 gegrün­det. Wir haben ja eine rel­a­tiv über­schaubare und famil­iäre Kurve in Babels­berg. Wir Frauen* haben da ähn­liche Erfahrun­gen gemacht – und nicht nur gute, was natür­lich verbindet. Um unsere Kräfte zu bün­deln, haben wir uns zusam­mengeschlossen, momen­tan sind 7 Frauen* in der Gruppe aktiv.
Zum Frauen*kampftag 2014 habt ihr das Karl-Liebknecht-Sta­dion sym­bol­isch in Rosa-Lux­em­burg-Sta­dion umbe­nan­nt, erst­mals eure Zaun­fahne präsen­tiert und einen Fly­er gegen Sex­is­mus und Mack­er­tum in der Kurve verteilt. Wie waren die Reak­tio­nen darauf?
Die Rück­mel­dun­gen waren durch­weg pos­i­tiv. Dazu muss allerd­ings gesagt wer­den, dass wir eine sehr poli­tis­che Kurve sind und klar anti­sex­is­tisch, anti­ho­mo­phob und anti­ras­sis­tisch aus­gerichtet sind. Deshalb haben wir keinen mas­siv­en Wider­stand erwartet, allerd­ings repräsen­tiert die Nord­kurve Babels­berg auch nicht die Norm der deutschen Ultra­kul­tur. In anderen Kur­ven wären solche Aktio­nen lei­der undenkbar. Wir haben von anderen Grup­pen und auch vom Fan­pro­jekt Respekt und Anerken­nung bekom­men. Allerd­ings find­et auch nicht über­all eine Selb­stre­flex­ion statt, ger­ade was das The­ma Mack­er­tum ange­ht. Auch unsere Kurve ist nicht frei von Sex­is­mus und Ras­sis­mus, auch hier gibt es sex­is­tis­che Belei­di­gun­gen. Und auch das Ver­hal­ten einiger Fans auf Auswärts­fahrten ist prob­lema­tisch, da wer­den Frauen* oft­mals nicht richtig ernstgenommen.
Es gibt in deutschen Fan­szenen nur wenige Frauen in Ultra­grup­pen und noch weniger Frauen-Ultra­grup­pen — ihr seid sog­ar die einzige, die unab­hängig von ein­er offe­nen Gruppe agiert. Woran liegt das? Was sind in Bezug auf Sex­is­mus die größten Prob­leme in der Ultraszene?
Weib­lich gele­sene Men­schen in der Fan­szene müssen sich immer wieder erk­lären, beweisen und pro­fil­ieren. Wer da aus der Masse her­aussticht – und das machen Frauen* im Män­ner­fußball automa­tisch – muss auch auf bes­timmte Reak­tio­nen gefasst sein, das möchte nicht jede. Ger­ade, wenn man dann noch Sex­is­mus anprangert, wird man oft belächelt oder stumm gemacht. Viel zu oft gel­ten Frauen* im Sta­dion noch als “die Fre­undin von…”. Was es zudem gibt, ist eine Konkur­ren­zsi­t­u­a­tion zwis­chen aktiv­en Frauen*, was ein sol­i­darisches Miteinan­der erschw­ert. Das ist schade, denn wir prof­i­tieren vom Frauen*schutzraum, in dem der auf Frauen* aus­geübte Druck abge­baut wer­den kann. Lei­der ist dieses Empow­er­ment nicht in allen Kur­ven erwün­scht. Wir ver­suchen außer­dem, Het­ero­nor­ma­tiv­ität und Zweigeschlechtlichkeit zu hin­ter­fra­gen und auch zu the­ma­tisieren, dass die Sit­u­a­tion von Men­schen, die von Ras­sis­mus oder Trans­pho­bie betrof­fen sind, noch schwieriger ist.
Gibt es denn auch eine Ver­net­zung mit anderen Gruppen?
Auf per­sön­lich­er Ebene gibt es Kon­tak­te zu Frauen* aus Jena, Bre­men und St. Pauli. Diese Ver­net­zung wür­den wir gerne noch ausweit­en und haben deshalb im let­zten Jahr am Work­shop-Woch­enende der Ini­tia­tive F_in Frauen im Fußball in Neuhar­linger­siel teilgenommen.
Im Juni seid ihr für das näch­ste, mit­tler­weile 11. F_in-Tre­f­fen ver­ant­wortlich. Worum geht es und an wen richtet sich die Einladung?
Es ist ein Net­zw­erk­tr­e­f­fen für Frauen* aus der aktiv­en Fan­szene im deutschsprachi­gen Raum. Das erste Mal wird es von ein­er eige­nen Frauen*gruppe organ­isiert, in Zusam­me­nar­beit mit dem Fan­pro­jekt Babels­berg, das mit Tine Stern als Mitar­bei­t­erin eine tolle und engagierte Arbeit leis­tet. Im Vorder­grund ste­ht der Aus­tausch von Erfahrun­gen, es wird auch Work­shops zum The­ma Selb­ster­mäch­ti­gungsstrate­gien und Empow­er­ment geben, außer­dem referiert Mag­da Albrecht zum The­ma Kör­per­normierun­gen. Wir tre­f­fen uns vom 19. bis zum 21. Juni in Babels­berg, ein paar freie Plätze gibt es noch!
Mehr im Netz:
“Ein­fach nur Ultra unter Ultras sein – das wär was!” – Fussball-gegen-Nazis.de über den Auss­chluss von Frauen in der Fankultur
Frauen* in die Kurve – alles andere ist Quark! 11. F_in Ver­net­zungstr­e­f­fen in Pots­dam, 19.–21.6.2015

Arte Tracks über weib­liche Ultras – sieben­minütiger Fernsehbeitrag
DIE WELT fragt sich: Wie schw­er haben es Frauen in der Ultra-Szene?
Län­ger­er Beitrag von Nicole Selmer über weib­liche Fans im Männerfußball
New Girls in the Block – Frauen in der Ultra­szene. Aus­führlich­er Beitrag von Hei­di Thaler
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(Anti-)Rassismus Gender & Sexualität

Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!

Sam­stag, 7. März 2015, 14°° Pots­dam Hbf**
Demo und Protes­tak­tion vor dem Landtagsgebäude
Beim Feiern des Inter­na­tionalen Frauen­tags 2015 wollen wir genau hin­se­hen, wie die Lan­desregierung Bran­den­burgs und die Bun­desregierung Deutsch­land uns behan­delt: In den let­zten Jahren haben wir sie immer wieder aufge­fordert, zumin­d­est Frauen und Kindern die Möglichkeit zu geben, aus den Lagern auszuziehen. Trotz­dem sehen wir, dass den lokalen Behör­den Geld zur Ver­fü­gung gestellt wird, mit dem sie bere­its existierende isoliert liegende Lager aus­bauen, und zu den bere­its beste­hen­den Lagern neue dazu kommen.
Wir sehen keine Verän­derung unser­er Sit­u­a­tion: Immer noch liegt die Min­destquadrat­meterzahl, die Asyl­suchen­den zugeteilt wird, bei 6qm pro Per­son. Immer noch wer­den wir oft mit der Unter­bringung in abgele­ge­nen Unterkün­ften aus­ge­gren­zt und sind damit ras­sis­tis­chen Angrif­f­en aus­geliefert. Immer noch wird uns sel­ten die Möglichkeiten
gegeben, in pri­vat­en Woh­nun­gen zu leben wie andere Men­schen auch. Und mit ein­er Änderung des Bau­rechts ist nun auch das Bauen von Lagern in Gewer­bege­bi­eten erlaubt.
Flüchtlings­frauen lei­den darunter am meis­ten. Denn nor­maler­weise sind die Frauen diejeni­gen, die sich ver­ant­wortlich fühlen, unter solchen men­sche­nun­würdi­gen Lebens­be­din­gun­gen den All­t­ag für die ganze Fam­i­lie zu organisieren.
Deshalb erneuern wir unseren Appell: „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!“
Wir fordern von der Bundesregierung:
— Been­den Sie ihre rück­wärts­ge­wandte Abschreck­ungspoli­tik der 90er-Jahre, die das Ziel hat, Flüchtlinge von der Ein­reise nach Deutsch­land abzuhal­ten ode sie zum Zurück­kehren zu zwingen!
Wir fordern von den Landesregierungen:
— Erlassen Sie lan­desweite Regelun­gen, die die Land­kreise und Bezirke anweisen, Flüchtlinge in Woh­nun­gen unterzubrin­gen – vor allem die Frauen und Kinder!
Wir fordern von den lokalen Behörden:
— Inte­gri­eren Sie Flüchtlinge in Ihre Land­kreise und Bezirke, indem Sie ihnen die Möglichkeit geben, in Woh­nun­gen – wo immer sie wollen – zu leben!
An alle Flüchtlingsfrauen:
Lasst uns gemein­sam ein men­schen­würdi­ges Leben für alle einfordern!
An alle Frauenor­gan­i­sa­tio­nen, fem­i­nis­tis­chen Organisationen,an alle anti­ras­sis­tis­chen und Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen: Unter­stützt uns und unsere Forderun­gen! Kommt zahlre­ich und gemein­sam mit Asyl­suchen­den aus euer Nachbarschaft!
Down­loads in dif­fer­ent lan­guages here/ Down­loads in verschiedenen
Sprachen hier:
* Appel Pas de camps pour les femmes ! Abo­li­tion de tous les camps!
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/appel-pas-de-camps-pour-les-femmes-abolition-de-tous-les-camps.pdf>
* call „No lager for women! Abol­ish all lagers!”
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/call-no-lager-for-women-abolish-all-lagers.pdf>
* Aufruf „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!“
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/aufruf-keine-lager-fuer-frauen-alle-lager-abschaffen.pdf>
* Kilio kipya!
* Aufruf in Farsi
<http://women-in-exile.net/files/2015/02/wie-back-farsi.pdf>
*Will be continued/ Weit­ere Sprachen wer­den folgen**:
*http://women-in-exile.net/2015/02/11/renewed-call-of-no-lager-for-women-abolish-all-lagers/*

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Flucht & Migration Gender & Sexualität Sonstiges

Women in Exile & Friends zum Internationalen Tag der Menschenrechte : Flüchtlingsfrauen fordern Schutz vor Gewalt für alle Frauen und Menschenrechte für Flüchtlinge.

Als Frauen sind wir mit Gewalt gegen Frauen kon­fron­tiert, eine der häu­fig­sten Men­schen­rechtsver­let­zun­gen weltweit.
Dieses Schick­sal teilen wir mit vie­len Frauen auf der ganzen Welt. Aber gle­ichzeit­ig erleben wir, dass Flüchtlings­frauen in Deutsch­land, durch diskri­m­inieren­den Geset­ze, vor allem auch durch die Unter­bringung in Lagern noch weniger vor Gewalt geschützt sind, als andere Frauen. Deshalb fordern wir, Keine Lager für Frauen, alle Lager abschaffen!
Als Flüchtlings­frauen erleben wir tagtäglich Ver­let­zun­gen unser­er Menschenrechte: 
Wir wer­den in Europa hin und her geschoben, mit Gutscheinen erniedrigt, mit Arbeitsver­boten und dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz entrechtet und die Unter­bringung in Lagern ver­let­zt unser Recht auf ein selb­st­bes­timmtes Leben. Dieses Schick­sal teilen wir mit allen asyl­suchen­den Frauen und Män­nern in Deutschland.
Deshalb fordern wir, alle diese diskri­m­inieren­den Geset­ze abzuschaffen! 
In den let­zten Monat­en kön­nen wir beobacht­en, dass neue diskri­m­inierende Geset­ze gegen Flüchtlinge einem neuen Grund­prinzip fol­gen: Ver­let­zung von ele­mentaren Grun­drecht­en für die einen — gradu­elle Verbesserun­gen für die anderen.  Ob Arbeitsver­bote oder Inte­gra­tion, Flüchtlingss­chutz oder Abschiebung, Abschiebe­haft oder Bleiberecht. Das ganze deutsche Asyl­sys­tem spal­tet Flüchtlinge und Migran­tInnen: Wo früher alle Flüchtlinge und Migran­tInnen entrechtet waren, gibt es jet­zt ein Aufen­thalts- und Asyl­recht, das nach hier­ar­chis­chen Kat­e­gorien sortiert: “Nüt­zliche” Migran­tInnen, die inte­gri­ert wer­den kön­nen, “richtige Flüchtlinge”, die zumin­d­est vorüberge­hend Schutz brauchen und ver­meintliche “Asyl­be­trügerIn­nen” wer­den in ver­schiedene Schubladen sortiert. Gle­ichzeit­ig haben zahlre­iche Entrech­tun­gen und Son­derge­set­ze für Asyl­suchende auch das Ziel, sie von anderen Teilen der Zivilge­sellschaft abzuspalten.
Dem set­zen wir transna­tionale Sol­i­dar­ität ent­ge­gen.
Wir Flüchtlinge lassen uns nicht spal­ten in richtige und falsche Asyl­suchende, in erwün­schte und uner­wün­schte Asyl­suchende. Wir haben alle ein Recht auf Schutz und auf ein men­schen­würdi­ges Leben. Wir, Aktivistin­nen mit oder ohne Fluchthin­ter­grund hal­ten zusam­men und bekämpfen diese ras­sis­tis­chen Geset­ze zusammen.

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

ausgegrenzt, ausgelagert, ausgeliefert… Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter

Flüchtlings­frauen erleben tagtäglich struk­turelle Gewalt:
Sie wer­den durch ein Leben in Sam­melun­terkün­ften mit Essenspaketen oder Gutscheinen entwürdigt und ent­mündigt. Sie lei­den darunter, um jede Kranken­be­hand­lung für sich oder ihre Kinder beim Sozialamt bet­teln zu müssen. Auch durch Arbeitsver­bote und man­gel­nde Möglichkeit­en Deutsch zu ler­nen wer­den asyl­suchende Frauen aus­ge­gren­zt und ans Haus gefes­selt. Viele Flüchtlings­frauen warten jeden Tag auf ihre Abschiebung in andere europäis­che Län­der wegen „Dublin III“. Das bedeutet sie wer­den wie Stückgut durch ganz Europa hin und her geschickt und kön­nen sich nie sich­er fühlen.
Als Frauen sind sie aber auch mit Gewalt gegen Frauen kon­fron­tiert, eine der häu­fig­sten Men­schen­rechtsver­let­zun­gen weltweit.
Dieses Schick­sal teilen sie mit vie­len Frauen auf der ganzen Welt. Gle­ichzeit­ig wer­den Flüchtlings­frauen durch die Unter­bringung in Lagern vor Gewalt noch weniger geschützt, als andere Frauen.
Schutz und Hil­fe vor Gewalt gegen Frauen?
Asyl­suchende Frauen erhal­ten wenig oder keine Infor­ma­tion über die Recht­slage und Hil­f­sange­bote. Das Per­son­al in den Sam­melun­terkün­ften ver­hält sich oft unsol­i­darisch oder ist über­fordert und häu­fig schlecht informiert.

Eine junge Frau wird von ihrem Ex-Part­ner, der in der­sel­ben Unterkun­ft lebt, schw­er mis­shan­delt und bedro­ht. Sie wen­det sich hil­fe­suchend an Mitar­bei­t­erIn­nen des „Heims“ und bekommt den „Rat“, sie solle sich zu ihrem Schutz in ihrem Zim­mer ein­schließen. Für ihren Schutz während der Benutzung der Gemein­schaft­sküche und der San­itär­räume fühlt sich vom Per­son­al der Unterkun­ft nie­mand zuständig. 

Hinzu kommt, dass asyl­suchende Frauen ihren All­t­ag und ihre Lebensper­spek­tiv­en in einem Ämter­d­schun­gel organ­isieren müssen, der für sie schw­er zu durch­schauen ist: Hau­sor­d­nung, Gutscheine, Unter­bringung in Sam­melun­terkün­ften, Res­i­den­zpflicht, Wohn­sitza­u­flage, Arbeit­ser­laub­nis oder Arbeitsver­bot, Asylver­fahren, Aufen­thalt­ser­laub­nis oder Abschiebung… Jedes indi­vidu­elle und exis­ten­zielle Bedürf­nis von Asyl­suchen­den wird von Behör­den oder von ver­meintlichen oder tat­säch­lichen Autoritäten ver­wal­tet. Ob Waschschutz, Heim­leitung, Sozialamt, Aus­län­der­be­hörde, Jugen­damt, Polizei oder Beratungsstelle …welche dieser Autoritäten für was zuständig ist, ist für Asyl­suchende nur schw­er zu durch­schauen und nur sel­ten wer­den sie als unter­stützend erlebt. Umso schw­er­er fällt es asyl­suchen­den Frauen, sich vorzustellen, dass eine dieser Autoritäten oder Insti­tu­tio­nen für ihren Schutz zuständig sein könnte.
Tat­säch­lich scheinen sich Behör­den oder Insti­tu­tio­nen auch oft nicht zuständig zu fühlen. Denn häu­fig ist die Auf­nahme in ein Frauen­haus an eine Finanzierungszusage des Sozialamts geknüpft, die wiederum unter Bezug­nahme auf das Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz, die Res­i­den­zpflicht oder die Wohn­sitza­u­flage ver­weigert wer­den kann.

Eine allein­erziehende Asyl­suchende flieht aus Angst vor den gewalt­täti­gen Über­grif­f­en ihres 17-jähri­gen Sohnes zunächst zu ein­er Fre­undin und ver­sucht dann tele­fonisch einen Platz in einem Frauen­haus zu bekom­men. Nach zahlre­ichen Tele­fonat­en hat sie endlich Tage später ein Frauen­haus in einem anderen Land­kreis gefun­den, das Platz für sie hat. Das zuständi­ge Sozialamt ver­weigert die Finanzierung, deshalb wird sie nicht aufgenom­men. Wochen später nimmt ein Berlin­er Frauen­haus sie zunächst auf und teilt ihr dann aber unter Ver­weis auf die Res­i­den­zpflicht und die beste­hende Wohn­sitza­u­flage mit, sie könne nur bis Ende des Monats bleiben. Das zuständi­ge Jugen­damt ver­langt die Rück­kehr der Mut­ter in die Sam­melun­terkun­ft und block­iert alle Anträge auf Umverteilung. Die betrof­fene Frau “wohnt” daraufhin monate­lang mal hier mal da bei Freundinnen.


Wer schlägt, muss gehn?

In der bran­den­burg­er Behör­den­prax­is wer­den wesentliche Bestandteile des Gewaltschutzge­set­zes in Sam­melun­terkün­ften nicht einge­set­zt und asyl­suchende Frauen bleiben damit ungeschützt.
Zum einem erlässt die Polizei in der Regel keine Schutzanord­nun­gen, die den Gewalt­täter vorüberge­hend aus dem gemein­samen Haushalt mit dem Opfer, in diesem Fall in ein­er Sam­melun­terkun­ft, weg weist.
Und zum anderen sehen bürokratis­che Regelun­gen der Lan­desregierung eine dauer­hafte sichere räum­liche Tren­nung von Täter und Opfer, nur dann vor, wenn das Opfer in einen anderen Land­kreis umverteilt wer­den möchte.
Diese Prax­is ste­ht aus unser­er Sicht in ekla­tan­ten Wider­spruch zum Gewaltschutzge­setz und häu­fig auch dem Kindeswohl.

Pots­dam: Eine schwan­gere Frau mit zwei kleinen Kindern muss durch mehreren Frauen­häusern des Lan­des wech­seln, ehe sie mit den Kindern schließlich, nach der Eröff­nung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Frauen, in Pots­dam unterge­bracht wer­den kann. Der gewalt­tätige Ehe­mann verbleibt die ganze Zeit in der Gemein­schaft­sun­terkun­ft. Seine Umverteilung in eine andere Unterkun­ft in einen anderen Land­kreis ist nach Recht­sauf­fas­sung der Aus­län­der­be­hörde und des Innen­min­is­teri­ums nur auf seinen eige­nen Wun­sch hin möglich. 

Deshalb fordern wir von Poli­tik und Ver­wal­tung Maß­nah­men zum Schutz von asyl­suchen­den Frauen:
» Jede Frau hat ein Recht auf Schutz vor Gewalt! Insti­tu­tio­nen, die Unter­stützung für betrof­fene Frauen anbi­eten, müssen mit aus­re­ichend Mit­teln aus­ges­tat­tet wer­den, um ihre Ange­bote auch auf asyl­suchende Frauen auszuricht­en. Es muss gewährleis­tet wer­den, dass alle von Gewalt betrof­fe­nen Frauen – unab­hängig vom Aufen­thaltssta­tus – und ihre Kinder sich­er, schnell, unbürokratisch und bedarf­s­gerecht Schutz und qual­i­fizierte Hil­fe in einem Frauen­haus ihrer Wahl erhal­ten können.
» Das Gewaltschutzge­set­zes muss auch für asyl­suchende Frauen gel­ten! Dafür brauchen Polizei und Ver­wal­tungs­be­hör­den eine Weisung aus dem Sozial- und dem Innen­min­is­teri­um und eine entsprechende Klarstel­lung im Landespolizeigesetzes.
» Lebens­be­din­gun­gen von Asyl­suchen­den in den Sam­melun­terkün­ften befördern Gewalt gegen Frauen. Deshalb sollen asyl­suchende Frauen in Pri­vat­woh­nun­gen am Ort ihrer Wahl leben können.

Inforiot