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Auf Bewährung

Im kür­zlich veröf­fentlicht­en Ver­fas­sungss­chutzbericht des Lan­des Bran­den­burg, heißt es unter der Rubrik „Hass-Musik im Extrem­is­mus – 2.2 Musik mit link­sex­trem­istis­chen Bezügen“:

„Auf Bewährung“ (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) trat 2012 vier­mal in Bran­den­burg auf. Im April in Luck­en­walde (TF), im Mai in Neu­rup­pin (OPR), im Okto­ber in Cot­tbus und im Dezem­ber in Pots­dam. Auch diese Punkrock­band hat auf ihrem Ton­träger „Sturmwar­nung“ (2009) den ungezählten „All cops are bastards“-Songs ihre Vari­ante unter dem Titel „1312 (Hass wie noch nie)“ hinzuge­fügt:
„Wasser­w­er­fer, Trä­nen­gas tagtäglich hier in diesem Land / Mein Fre­und und Helfer wird zum Feind, das hab ich längst erkan­nt. / Es geht um meine Sicher­heit, die tun nur ihre Pflicht. / Doch ich bin mir sich­er, sich­er bin ich nicht. / (Refrain) Hass, Hass, Hass wie noch nie. / All cops are bas­tards, ACAB / Hass, Hass, Hass wie noch nie. / All cops are bas­tards, ACAB / ACABACAB.“

So sehr es uns auch „ehrt“ als kleine Punkband eine solche Aufmerk­samkeit zu bekom­men, umso mehr kotzt uns die Erwäh­nung in diesem Bericht auch an. Nach­dem die Band FEINE SAHNE FISCHFILET in den Jahren 2011 und 2012 bere­its im Ver­fas­sungss­chutzbericht Meck­len­burg-Vor­pom­mern abge­fer­tigt wurde (sollte ja nie­man­dem ent­gan­gen sein, anson­sten google befra­gen oder sich dieses State­ment zu Gemüte führen), geht die Demon­tierung dieser Behörde auch in anderen Bun­deslän­dern weit­er. Der VS Bran­den­burg scheint sich sehr auf Punk-Bands spezial­isiert zu haben, denn als wäre es nicht schon absurd genug eine Band wie uns in ihren Bericht aufzunehmen, die bis auf ein paar Konz­erte gar nicht aktiv in ihrem Bun­des­land in Erschei­n­ung tritt, müssen auch noch andere Bands wie PESTPOCKEN, GLEICHLAUFSCHWANKUNG und KLARTEXT her­hal­ten, die z.T. eben­falls keinen bis wenig Bezug zu Bran­den­burg besitzen.
Während uns eine Vier­tel­seite gewid­met wird, wer­den aktive Neo-Nazi-Bands, die Ein­deutig den Holo­caust leug­nen, lediglich am Rand erwähnt.

Bere­its vor einiger Zeit haben wir bezüglich „1312 (Hass wie noch nie)“ für das Friedens­fes­ti­val Ost­fries­land fol­gen­des State­ment geschrieben:

Zum Lied „1.3.1.2.“ ist zu sagen, dass es etwa im Jahre 2008 ent­stand und auf unserem mit­tler­weile ver­grif­f­e­nen ersten Album veröf­fentlicht wurde. Trotz der Phrase „Don‘t fight for your coun­try, fight for your class!“, fand das Lied durch die Stelle „als Fußball­fan im Sta­dion, da bist du eh ver­has­st – zur Strafe geht’s für dich schon vor dem Spiel in‘n Knast“ regen Anklang in der poli­tisch eher recht­en Fußball­szene unser­er Region. Darum haben wir uns vor einiger Zeit vehe­ment dage­gen gewehrt, diesen Song von solchen Leuten instru­men­tal­isieren zu lassen. Es ist keineswegs der Sound­track zum „Krawall­touris­mus“, ganz im Gegen­teil. Es ist ein Lied GEGEN die Gewalt, die uns als poli­tis­che Men­schen, Punkrock­er und auch Sta­diongänger durch die „Staats­GE­WALT“ ent­ge­genge­bracht wurde und wird. Durch Willkür und Unrecht­mäßigkeit dreht der Staat, in Gestalt der Polizei, an ein­er unkon­trol­lier­baren Gewalt­spi­rale, die es aufzuhal­ten gilt. Kleinere Aktio­nen, wie zivil­er Unge­hor­sam oder die ange­sproch­enen Sitzblock­aden auf Neon­azi-Aufmärschen, führen dabei schon zum Erfolg. In jüng­ster Ver­gan­gen­heit, haben wir dieses Lied häu­fig dem deutschen Ver­fas­sungss­chutz und den Patzern bei den NSU-Ermit­tlun­gen gewid­met. Es kann in unseren Augen ein­fach nicht ange­hen, dass diese Behörde in unserem Bun­des­land beispiel­sweise der oben zitierten Band FEINE SAHNE FISCHFILET in ihrem Bericht mehr Platz ein­räumt, als dem NSU, der nach­weis­lich mind. einen Mord in diesem Bun­des­land began­gen hat (vgl.: http://www.publikative.org/2012/10/13/komplett-im-visier-des-verfassungsschutzes/). Diese und andere Aktio­nen schüren eine Gewisse Art von „Hass“ in uns, die wir ver­suchen, durch dieses Lied zu kanal­isieren, Leute aufzurüt­teln und evtl. zum Nach­denken zu bewe­gen.
Oben­drein gilt zu erwäh­nen, dass wir das Lied im Jahre 2012 mit verän­dertem Text neuaufgenom­men haben, um ein State­ment zu recht­sof­fe­nen Bands und der soge­nan­nten Grau­zo­nen-Debat­te inner­halb der Punk-Szene abzugeben.

Als wäre diese Aus­sage unser­er­seits eine Art Vorah­nung, set­zt unsere Erwäh­nung im Ver­fas­sungss­chutzbericht Bran­den­burg dem Ganzen noch die Kro­ne auf. Wir wollen gar nicht erst davon reden, wie schlecht der Ver­fas­sungss­chutz des Lan­des Bran­den­burg arbeit­et, denn von den von ihnen erwäh­n­ten 4 Konz­erten, haben wir lediglich 3 gespielt, das Konz­ert in Neu­rup­pin hat 2012 für uns gar nicht stattge­fun­den (was mit ein paar Klicks auf dieser Seite auch nachzu­vol­lziehen gewe­sen wäre). Der Ver­fas­sungss­chutz kann also nicht ein­mal richtig aus dem Inter­net abschreiben.

Wir wer­den uns nun mit unserem Anwalt berat­en und uns weit­ere Hand­lungswege offen­hal­ten. Zur „Feier“ des Tages kön­nt ihr HIER das Album mit dem betr­e­f­fend­en Song KOSTENLOS herunterladen.

Um es mit den Worten von Feine Sahne Fis­chfilet zu sagen: „Eine Behörde, die Nazistruk­turen auf­baut, Ras­sis­ten hofiert, nach dem Öffentlich­w­er­den des NSU ihre Akten­ver­nichter glühen ließ und Antifaschis­tis­che Pro­jek­te weit­er­hin krim­i­nal­isiert, gehört abgeschafft. Dies ist und bleibt so!“

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Praktische Solidarität und Unterstützung ist notwendig!”

eng­lish ver­sion below

Pressemit­teilung vom Net­zw­erk protestieren­der Refugees und Unterstützer*Innen aus Berlin und Bran­den­burg gegen Lager und Abschiebung in Eisen­hüt­ten­stadt vom 02.08.2013

Die Aus­gren­zung von Geflüchteten in Eisen­hüt­ten­stadt und der gesamten Bun­desre­pub­lik hat Sys­tem. Eingeschränk­ter Zugang zu Kinder­be­treu­ung, Bil­dung, Spra­chunter­richt und zum Arbeits- und Woh­nungs­markt, kein aus­re­ichen­der Rechtss­chutz und medi­zinis­che sowie psy­chosoziale Ver­sorgung, Ein­schränkung der Bewe­gungs­frei­heit durch Res­i­den­zpflicht sowie das Lager­sys­tem und der Abschiebek­nast isolieren Geflüchtete sys­tem­a­tisch von der Mehrheits­ge­sellschaft. Die Botschaft die bei Geflüchteten ankommt ist klar: wir wollen euch nicht, ihr seid uns nichts wert!

Rechtswidrige und poli­tisch motivierte Abschiebun­gen und Gerich­turteile sind an der Tage­sor­d­nung. Bran­den­burgs Innen­staatssekretär Rudolf Zeeb besuchte zwar das Lager und seit Jahren gibt es leere Ver­sprechun­gen, die zeit­gle­ich im Hunger­streik befind­lichen Abschiebe­häflinge inter­essierten ihn dage­gen nicht. Ein­er dieser Geflüchteter wurde später direkt aus dem Kranken­haus und während des Hunger­streiks in ein­er Nacht- und Nebe­lak­tion abgeschoben, ohnedas er Kon­takt zur Anwältin oder seinem sozialem Umfeld aufnehmen kon­nte. Erst vor weni­gen Tagen wurde ein Kurde, der über Rumänien und Polen nach Deutsch­land ein­gereist war und dessen Frau in Polen lebt, direkt in die Türkei abgeschoben. Ein in Let­t­land geboren­er Flüchtling soll in Kürze abgeschoben wer­den, obwohl völk­erechtswidrig mit Bezug auf seine ver­meintliche rus­sis­che Herkun­ft im let­tis­chen Pass “staaten­los” einge­tra­gen ist. Struk­tureller und insti­tu­tioneller Ras­sis­mus sowie Diskri­m­inierun­gen ganze Bevölkerung­steile find­en bei Asy­lanträ­gen kein­er­lei Berück­sich­ti­gung, wie wir es auch derzeit bei Roma und den Schnel­lver­fahren erleben. Auch die Annahme und Unter­stützung der Peti­tion gegen die Abschiebung von Usman Manir mit über 5000 Unter­schriften wurde als nicht “zielführend” abgelehnt.

Auf all diese Prob­leme find­et auch die rot-rote Lan­desregierung von Bran­den­burg keine adäquat­en Antworten. Stattdessen wird sich auf ver­meintliche nicht-Zuständigkeit berufen. Mehr als 700 Men­schen, davon 300 Kinder, müssen derzeit unter katas­trophalen Bedin­gun­gen im Lager Eisen­hüt­ten­stadt leben. Ein Teil davon kön­nte bere­its umverteilt wer­den, doch es hapert an Unterkün­ften und dem poli­tis­chen Willen. Dies hat nicht nur die Lan­desregierung von Bran­den­burg mit zu ver­ant­worten, auch die Kom­munen ver­weigern oder zögern bei der Auf­nahme von Asyl­suchen­den. Oder wie besip­iel­sweise in Pots­dam, wo Geflüchtete in Con­tain­ern in einem Indus­triege­bi­et leben sollen. Diese staatlich sub­ven­tion­ierte Diskri­m­inierung muss aufhören! Prak­tis­che Sol­i­dar­ität und Unter­stützung ist notwendig um die Iso­la­tion der Geflüchteten zu durch­brechen. Mit unseren Aktio­nen in den let­zten Wochen und dem Kinder­fest ver­gan­genen Sam­stag vor der ZAST in Eisen­hüt­ten­stadt haben wir einen Teil dazu beigetragen.

Wie bere­its angekündigt, wer­den wir am morgi­gen Sam­stag nach Eisen­hüt­ten­stadt kom­men um die ras­sis­tis­chen Pro­voka­tio­nen der NPD vor dem Lager nicht unbeant­wortet zu lassen. Aktiv­er Protest gegen Neon­azis ist für uns eine Selb­stver­ständlichkeit. Jedoch schein­bar nicht für die Ver­ant­wortlichen der Stadt Eisen­hüt­ten­stadt. Bis jet­zt gibt es wed­er eine offizielle Stel­lung­nahme, noch die Zusage, an den morgi­gen Protesten gegen die NPD-Aktion teilzunehmen. Auch in Fürsten­walde wird es Gegen­proteste geben.

Kundgebungen:
Eisenhüttenstadt
Ort: Poststraße 72 (ZAST)
Zeit: ab 09:30
Fürstenwalde (Spree)
Ort: Gegenüber des großen Parkplatzes an der August-Bebel-Straße in Fürstenwalde Süd, nähe Spreebrücke Zeit: ab 11:30

 

Weit­ere Ter­mi­nankündi­gung: Som­mer-Soli­par­ty für Eisen­hüt­ten­stadt-Refugeep­roteste am Sam­stag 22:00 Uhr im Rauch­haus – Berlin. Ein­tritt gegen Spende!

 

Lineup:
DJ Deviance - Alltimes-Pop-Worldmusic
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DipDeep - Deephouse
//
Elektrolux- Techno
+Love Techno-Hate Germany+
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Kommando Barretto - Techno
+utz: Krachtigall+
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DJ Schnecke-Fuchs -Techno
*No go for racism, sexism and homophobia!*

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Press release from the network of protesting refugees and supporters from Berlin and Brandenburg against the lager and deportations in Eisenhüttenstadt
### Systematic isolation of refugees in Eisenhüttenstadt has to stop! ### Protest actions against the NPD in Eisenhüttenstadt and Fürstenwalde ###
The exclusion of refugees in Eisenhüttenstadt and in the whole federal republic of Germany has a system. Restricted access to childcare, education, german lessons, labour- and housing market, no adequate legal protection or adequate medical and psychosocial care, restrictions of the freedom of movement through the ‘Residenzpflicht’, as well as the lager system and the deportation prison is systematically isolating the refugees from the majority society. The message to the refugees is clear: we don’t want you; you have no value to us!
Illegal and political motivated deportations and court judgments are the order of the day. The state Undersecretary for Internal Affairs, Rudolf Zeeb, visited the lager in Eisenhüttenstadt but since years there are empty promises and he had no interest in the deportation prisoners who were in hunger strike at the same time. One of those refugees was later deported directly from the hospital, while he was still in hunger strike, without any possibility to contact his lawyer or anyone from his social environment. Just few days ago one person from Kurdistan, who came to Germany through Romania and Poland and whose wife lives in Poland, was deported directly to Turkey. One refugee born in the Republic of Latvia is supposed to get deported soon, although in relation to his alleged Russian origin in his Latvian passport it is written ‘stateless’, which is against international law. Structural and institutional racism as well as the discrimination of entire sections of populations are not taking into consideration, as we also experience it now with the Roma and the expeditious court proceedings. Also the petition against the deportation of Usman Manir with more than 5000 signatures was declined as ‘not achieving their objectives’.
The Red-Red (SPD, Die Linke) coalition in Brandenburg does not find adequate answers to all these problems. Rather they refer to alleged ‘non-competencies’. More than 700 people, therefrom 300 children, have to live in catastrophic conditions in the lager in Eisenhüttenstadt. Sections of them could be already re-allocated but fails due to lacking housing and the political willingness. This is not only the responsibility of the Brandenburg state government; the local authorities hesitate and refuse the reception of asylum seekers.
Or for example in Potsdam where refugees have to live in container buildings in an industrial zone. This state-subsidized discrimination has to stop! Practical solidarity and support is needed to break the isolation of refugees. With our actions during the past weeks and the children’s party last Saturday in front of the ZAST in Eisenhüttenstadt we have already contributed a part.
As already announced we will come tomorrow (Saturday the 3rd of August) to Eisenhüttenstadt to not leave this racist provocation of the NPD in front of the lager unanswered. Active protests against Neo-Nazis are a matter of course for us. But apparently not for the authorities in Eisenhüttenstadt. Until now there is no official statement, and definitely no confirmation that they will take part in the protests against the NPD-actions tomorrow. In Fürstenwalde there will also be protests against the NPD.
Protests:
Eisenhüttenstadt
Location: Poststraße 72 (ZAST)
Time: 09.30am
Fürstenwalde (Spree)
Location: Across from the big parking lots at August-Bebel-Straße in Fürstenwalde Süd, close to Spreebrücke
Time: 11.30am
Further announcements:
Summer-Soliparty for refugee protests in Eisenhüttenstadt on Saturday, 3rd of August 10pm at Rauchhaus (Berlin)
Entry for donation!
Lineup:
DJ Deviance - Alltimes-Pop-Worldmusic
//
DipDeep - Deephouse
//
Elektrolux- Techno
+Love Techno-Hate Germany+
//
Kommando Barretto - Techno
+utz: Krachtigall+
//
DJ Schnecke-Fuchs -Techno
*No go for racism, sexism and homophobia!*

 

 

 

 

 

 

 

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Abschiebung aus dem Krankenhaus

Gestern stoppte das Ver­wal­tungs­gericht Frankfurt/Oder per Eilbeschluss die dro­hende Rückschiebung von Usman M. nach Ungarn und been­dete seine über Wochen rechtwidrig aufrechter­hal­tene Inhaftierung. Usman M. hat damit in sein­er kurzen Zeit in Deutsch­land bere­its drei­monatige Haft, eine ver­hin­derte Abschiebung in let­zter Minute nach bere­its vol­l­zo­gen­er Ver­frach­tung ins Flugzeug, einen Hunger­streik, Kranken­hausaufen­thalt und fort­dauernde Angst und Unsicher­heit vom ersten Tag an hin­ter sich. Eben­falls gestern wurde still und heim­lich ein­er der Mit­stre­it­er von Usman M., der geor­gis­che Flüchtling Gena­di K. direkt aus dem Kranken­haus nach Georgien abgeschoben. Er war eben­falls von Abschiebung bedro­ht und hat­te am Hunger­streik teilgenom­men, um gegen die rechtswidrige Haft zu protestieren. Wegen seines schlecht­en Gesund­heit­szu­s­tands wurde auch er in das städtis­che Kranken­haus Eisen­hüt­ten­stadt ver­legt. Die ganze Zeit über wurde Gena­di K. im Kranken­haus bewacht. Und nun wurde er dort offen­bar hin­ter ver­schlosse­nen Türen begutachtet, ad hoc für reise­fähig erk­lärt und vom Kranken­bett aus in ärztlich­er Begleitung nach Georgien abgeschoben. Diese Art von Begutach­tung ist ger­ade wieder öffentlich in die Kri­tik ger­at­en, nach­dem vor weni­gen Tagen ein bei der Bun­de­spolizei Eisen­hüt­ten­stadt tätiger Hon­o­rararzt in einem Gutacht­en von „Asy­lanten­miss­brauch” sprach und Usman M., dessen Rückschiebung gerichtlich unter­sagt wurde, da er „Gefahr laufe, ein­er unmen­schlichen und erniedri­gen­den Behand­lung aus­ge­set­zt zu wer­den”, als „wein­er­lich” beze­ich­nete. Dage­gen protestierte der Flüchtlingsrat, die Anwältin prüft nun rechtliche Schritte. Die klammheim­liche Abschiebung von Gena­di K. ist skan­dalös und zeugt von inhu­man­er Härte der Bun­de­spolizei, die offen­sichtlich bere­it ist, Abschiebun­gen mit allen Mit­teln und trotz aller gesund­heitlichen Risiken durchzuset­zen. Die Abschiebung eines Men­schen aus dem Kranken­haus her­aus ist psy­chisch extrem belas­tend, ethisch inakzept­abel und ver­stößt gegen gängige human­itäre Stan­dards. PRESSEKONTAKT: IVANA DOMAZET 0176 3148 3547

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Solidarität mit den Flüchtlingen im Hungerstreik!

Seit dem Selb­st­mord von Dja­maa Isu Ende Mai gerät die Abschiebe­haf­tanstalt Eisen­hüt­ten­stadt immer weit­er in Kri­tik. Mit einem trock­e­nen Hunger­streiks machen nun mehrere Flüchtlinge seit über ein­er Woche erneut auf die unhalt­baren Zustände aufmerksam.

Wir unter­stützen die Streik­enden in all ihren Forderun­gen, zu denen die Aufhe­bung der Haft, ein­fair­er Zugang zu einem Asylver­fahren, der freie Zugang zu extern­er, unab­hängiger medi­zinis­ch­er und psy­chotrau­ma­tis­ch­er Ver­sorgung, ein freier und kosten­los­er Rechtss­chutz sowie der Zugang zu unab­hängi­gen Dolmetscher_innen gehören.

Die Forderun­gen der Flüchtlinge müssen bei den Zuständi­gen, der Aus­län­der­be­hörde in Eisen­hüt­ten­stadt, dem Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge (BAMF) in Eisen­hüt­ten­stadt, der Fir­ma BOSS, welche die ZAST und das Abschiebege­fäng­nis betreibt, sowie bei der Lan­des- und Bun­desregierung Gehör find­en und Verän­derung­sprozesse in Gang setzen.

Der Hunger­streik beweist, wie groß die Not und Verzwei­flung der Flüchtlinge ist. Dass Men­schen einges­per­rt wer­den, weil sie ihr Grun­drecht auf Asyl wahrnehmen, ist nicht hin­nehm­bar. Den men­schen­ver­ach­t­en­den Iso­la­tion­sprak­tiken, unter denen Schutzbedürftige hierzu­lande zu lei­den haben, muss ein entschlossenes und sol­i­darisches Zeichen ent­ge­genge­set­zt werden!

Wir unter­stützen daher das Anliegen vom „Net­zw­erk Lager Eisen­hüt­ten­stadt – Net­zw­erk protestieren­der Refugees und Unterstützer*Innen“, alle zuständi­gen Akteure offen und entschlossen zu kritisieren.

Wir fordern das Ende der Abschiebeprax­is und die Schließung des Abschiebege­fäng­niss­es in Eisen­hüt­ten­stadt sowie die dezen­trale Unter­bringung aller Flüchtlinge!

Frank­furt (Oder), den 21.07.2013

Utopia e.V.

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Eisenhüttenstadt im Fokus

- Kurzver­sion —
Seit Fre­itag befind­en sich acht im Abschiebek­nast inhaftierte Geflüchtete im Hunger­streik, ein Teil davon zusät­zlich im Durst­streik. Geflüchtete, die nach Eisen­hüt­ten­stadt kom­men, wer­den sys­tem­a­tisch krim­i­nal­isiert, isoliert, zum Ver­schwinden gebracht, abgeschoben und mis­shan­delt. Wir möcht­en alle Akteur_innen der Eisen­hüt­ten­städter Abschiebe­maschiner­ie öffentlich unter Druck set­zen. Am Dien­stag, 16.07.13, errichteten Refugees und Unterstuetzer_innen aus Berlin und Bran­den­burg ein Infor­ma­tions- und Sol­i­dar­ität­szelt vor den Toren des Lagers. Skan­dalöse Bedin­gung­nen für Geflüchtete müssen offen­gelegt wer­den! Wir wollen mit den Geflüchteten in einen dauer­haften Kon­takt treten, um Iso­la­tion zu brechen und fehlende unter­stützende Infra­struk­tur auf- und auszubauen und sie in ihren Forderun­gen unter­stützen. Wir fordern den Stop aller Abschiebun­gen, die Schließung des Abschiebek­nastes in Eisen­hüt­ten­stadt sowie aus­re­ichende unab­hängige rechtliche und medi­zinis­che Versorgung! 

Der voll­ständi­ge Demo-Aufruf und weit­ere Infos:
http://lagerwatcheisen.blogsport.eu/

Pressemit­teilung vom 17.07.

Gemein­same Zug­fahrt von Berlin: Tre­f­fen um 12 Uhr am Ost­bahn­hof, Gleis 1, Abfahrt um 12.31 Uhr. Vom Bahn­hof geht es dann gemein­sam zur Startkundge­bung am Asyllager.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Trauer und Zorn in Wandlitz und im Landkreis Barnim

Wir sind trau­rig und zornig, weil vier Kinder und Jugendliche zwis­chen acht und 17 Jahren
abgeschoben wur­den, die wir ken­nen­ler­nen durften, mit denen wir zusam­men spiel­ten,
san­gen und her­zlich lacht­en, mit denen wir im April einen „echt coolen“ Aus­flug in den
Wild­park Schorfhei­de macht­en (s. Fotos unten). Von ihnen hörten wir immer wieder, wie froh
sie waren, dass sich Men­schen aus Wan­dlitz und Umge­bung für die Flüchtlinge inter­essieren,
aber auch wie trau­rig sie waren, dass sie nicht reg­ulär eine Schule besuchen kon­nten und
dadurch nicht so rasch deutsch lern­ten. Sie wur­den vertröstet mit der „kurzen Über­gangszeit,
bis Sie eine Woh­nung bekom­men und dann Ihre Kinder eingeschult wer­den“…
Nach einem hal­ben Jahr in Wan­dlitz mussten sie sich am 15.07.2013 um 5.00 Uhr im
Über­gangswohn­heim bere­it hal­ten. Die Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis­es Barn­im hat­te die
Eltern mit ein­er schriftlichen Belehrung, die sie zu unterze­ich­nen hat­ten, informiert, dass sie
dann abge­holt und zum Flughafen Berlin-Tegel gefahren wer­den. Weit­er hieß es:
„Für den Fall, dass Sie zum genan­nten Ter­min nicht in Wan­dlitz sind, kann angenom­men
wer­den, dass Sie sich der Aus­reise entziehen wollen.
Ich wurde heute darüber informiert, dass in diesem Fall die jew­eilige zuständi­ge
Aus­län­der­be­hörde die Haft zur Sicherung der Abschiebung beantra­gen wird.
Über die Mit­nahme von 31 kg Reisegepäck (23 kg Gepäck und 8 kg Handgepäck) wurde ich
gle­ich­falls belehrt.“ (fett gedruckt im Orig­i­nal)
Die mitlei­d­slose Amtssprache und die nur noch vage Hoff­nung auf Erfolg der anwaltlichen
Schreiben und Peti­tio­nen bewirk­te let­ztlich ein läh­mendes Gefühl von Bedro­hung durch eine
für die Betrof­fe­nen unfass­bare geset­zliche Macht.
Keine Rolle spiel­ten im konkreten „Fall“ bei dieser Auf­forderung solche Kleinigkeit­en wie die
Fluchtur­sachen, die mögliche Bedro­hung in Polen und in Rus­s­land, der 40. Geburt­stag des
Vaters am Tag vor der Abschiebung, diverse Vor­erkrankun­gen und eine drin­gend notwenige
Oper­a­tion der Mut­ter in der Woche davor, sie wurde erst am 12.07. aus dem Kranken­haus
ent­lassen.
So wun­dert es auch nicht, wenn die erneute Erkrankung der Mut­ter, die einen weit­eren
Aufen­thalt im Kranken­haus notwendig machte, wenn die verzweifelte Inter­ven­tion des Vaters
und das Weinen der Kinder bei der Abhol­ung in Wan­dlitz, auf der Fahrt nach Berlin, auf dem
Flughafen Tegel und beim Eincheck­en („Wir wollen nicht ohne unsere Mut­ter fliegen!“)
ignori­ert wur­den.
„Es hat alles seine Richtigkeit, wenn deutsche Geset­ze ange­wandt und umge­set­zt wer­den“,
wird die innere Recht­fer­ti­gung der vol­lziehen­den Bedi­en­steten sein. Aber wie immer gab es
auch hier einen Spiel­raum, ein Ermessen, das den Abbruch der Abschiebung wegen der
dro­hen­den Tren­nung der Fam­i­lie erfordert und gerecht­fer­tigt hätte. Um weit­eren seel­is­chen
Schaden von der Fam­i­lie abzuwen­den, sollte dieser Fehler durch Rück­kehr der Fam­i­lie rasch
geheilt wer­den. Geset­ze und Verord­nun­gen, die solche Maß­nah­men wie die durchge­führte
legit­imieren, kön­nen nicht weit­er hin­genom­men wer­den. Sie müssen geän­dert wer­den!
„Wo du herkommst, ist doch egal, du hast doch sowieso keine Wahl
Du fällst vom Him­mel, irgend­wann-irgend­wo, das nen­nen die dann Heimat oder so.“ singt Udo
Lin­den­berg in „Keine Natio­nen und keine Staat­en mehr“
Damit sie nicht als namen­lose Objek­te der Abschiebung ver­schwinden, und weil wir wollen,
dass sie hier in Deutsch­land eine Chance bekom­men, zeigen wir sie hier als Men­schen, als
Per­sön­lichkeit­en die uns fehlen. Wir fordern ihre sofor­tige Rück­kehr in den Barn­im!
Trau­rige und zornige Mit­glieder der Verbindungs­gruppe Bernau, der Barn­imer Kam­pagne
„Light me Amadeu“ und des Kreisju­gend­kon­vents Barn­im, die sich im Rah­men der
evan­ge­lis­chen Jugen­dar­beit um akzep­tierende Kon­tak­te bemühen.

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Skandalöse Bedingungnen für Flüchtlinge müssen offengelegt werden!

Auf­grund der Vorkomm­nisse und Neg­a­tivberichte der let­zten Wochen errichteten am heuti­gen Dien­stag ca. 30 Refugees und Aktivist*Innen ein Informations‑, Kom­mu­nika­tions- und Sol­i­dar­ität­szelt vor dem Ein­gang der Zen­tralen Auf­nahmestelle für Asylbewerber*Innen (ZAST) in Eisen­hüt­ten­stadt. Poli­tisch motivierte Aufhe­bung der Gewal­tenteilung, Hunger­streik im Abschiebek­nast, Abschiebun­gen, unter­lassene aus­re­ichende rechtliche und medi­zinis­che Ver­sorgung sowie Suizid­ver­suche sind die Haupt­gründe dafür. Wir möcht­en durch unsere Aktion die unhalt­baren Zustände in Eisen­hüt­ten­stadt weit­er offen­le­gen und mit den Flüchtlin­gen in einen dauer­haften Kon­takt treten, um Iso­la­tion zu brechen und fehlende unter­stützende Infra­struk­tur auf- und auszubauen. Das Zelt, dass wir direkt vor dem Ein­gang der ZAST aufge­baut haben, dient als Informations‑, Kom­mu­nika­tions und Ver­net­zungszen­trum, als Zeichen für eine erste Infra­struk­tur. Wir wollen mit den Flüchtlin­gen in der ZAST und dem Abschiebek­nast in engeren Aus­tausch treten und die Flüchtlinge, die sich seit fünf Tagen im Hunger­streik befind­en, in ihren Forderun­gen weit­er unter­stützen. Wir fordern von der herrschen­den Poli­tik und ihren Behör­den, diese legit­i­men Proteste ein­schließlich der Kon­tak­tauf­nahme und die Unter­stützung für die Flüchtlinge zuzu­lassen. Von uns wird dabei keine Eskala­tion aus­ge­hen! Wir unter­stützen fol­gende Forderun­gen: — Aufhe­bung der Haft! — Aufhe­bung aller Abschiebebeschei­de! — fair­er Zugang zu einem Asylver­fahren! — freier Zugang zu extern­er, unab­hängiger medi­zinis­ch­er und psy­chotrau­ma­tis­ch­er Ver­sorgung! — freien und kosten­losen Rechtss­chutz ermöglichen! — Zugang zu unab­hängi­gen Dolmetscher*Innen! Wir wer­den uns nicht wie der Leit­er Herr Wen­dorf an Hunger­streiks gewöh­nen! Jed­er Hunger­streik ist ein Hunger­streik zu viel! Den men­schen­ver­ach­t­en­den Iso­la­tion­sprak­tiken muss ein entschlossenes und sol­i­darisches Zeichen ent­ge­genge­set­zt wer­den! Das Abschiebe- und Schweigekartell sowie das intrans­par­ente Ver­schwinden von ille­gal­isierten Men­schen muss been­det wer­den. Wir möcht­en alle Akteure der Eisen­hüt­ten­städter Abschiebe­maschiner­ie öffentlich unter Druck set­zen. Es kann nicht sein, dass Men­schen einges­per­rt wer­den, weil sie ihr Grun­drecht auf Asyl wahrnehmen. Wir fordern den Stop aller Abschiebun­gen und die Schließung des Abschiebek­nastes in Eisen­hüt­ten­stadt! Kommt nach Eisen­hüt­ten­stadt und unter­stützt den Kampf der preotestieren­den Flüchtlinge und ihrer Unterstützer*Innen. Heute find­et um 20:00 Uhr in Berlin auf dem refugee-camp am Oranien­platz eine Infover­anstal­tung statt. Für mor­gen ist eine gemein­same Busan­reise um 09:00 Uhr vom Oranien­platz nach Eisen­hüt­ten­stadt geplant. Der Zugtr­e­ff­punkt für die gemein­same Anreise ist um 10:00 Uhr am Ost­bahn­hof! Wir haben vor, vor­erst bis Fre­itag zu bleiben. Außer­dem ist für Fre­itag eine Demon­stra­tion ab 14.00 Uhr in Eisen­hüt­ten­stadt geplant. Let­zte Info: Gena­di Koko­ladze, der sich im trock­e­nen Hunger­streik befind­et, wurde soeben von der Bun­de­spolizei ins Kranken­haus gebracht! Sol­i­dar­ität muss prak­tisch wer­den! Asyl ist Menschenrecht!

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Rassismus und Widerstand in Eisenhüttenstadt

Seit eini­gen Monat­en schon ste­hen die ZAST (Zen­trale Erstauf­nahmestelle) und die Abschiebeprak­tiken der Eisen­hüt­ten­städter Behör­den in der Kri­tik. Nun offen­barte eine ARD-Reportage weit­ere Meth­o­d­en des insti­tu­tionellen Ras­sis­mus in der Oder­stadt. Die Rich­terin Hei­de­marie Pet­zoldt verurteilt Geflüchtete nach ein­deutig ras­sis­tis­chen Argu­men­ta­tion­s­mustern. So beze­ich­nete sie angeklagte Asyl­suchende u.a. als “Asyl­touris­ten” und als ein “Heer der Ille­galen”.

Doch auch die anti­ras­si­tis­chen Proteste gegen die Zustände in Eisen­hüt­ten­stadt lassen nicht ab. Nach der Demon­stra­tion Anfang Juni, bei der auf­grund der unhalt­baren Zustände in der ZAST und des Suizids von Dja­maa Isu 250 Men­schen protestierten, sol­i­darisierten sich am Mon­tag Antira-Aktivist*Innen vor dem Amts­gericht mit dem von Abschiebung bedro­ht­en Usman Manir. Auch inner­halb des isolierten Are­als in der Post­straße regt sich weit­er Wider­stand. Drei in Abschiebe­haft befind­liche Asyl­suchende aus Georgien befan­den sich ver­gan­gene Woche für fünf Tage im Hungerstreik.

Jus­tiz Gnadenlos”

Unter diesem Titel veröf­fentlichte am 02. Juli das ARD Polit­magazin “Report Mainz” einen sieben minüti­gen Beitrag über die ras­sis­tis­chen Urteile der am Amts­gericht Eisen­hüt­ten­stadt täti­gen Rich­terin Hei­de­marie Pet­zoldt. Geflüchteten werde sys­tem­a­tisch und in aus­fal­l­en­der Art und Weise ihr Grun­drecht auf Asyl abge­sprochen. Teil­weise wer­den angeklagte Flüchtlinge inner­halb von zehn Minuten verurteilt. Weit­er unter­stellt sie Asyl­suchen­den, dass “deren Leben­sun­ter­halt in der Regel durch Straftat­en ver­di­ent wird.[…] meist Schwarzarbeit”. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg spricht von “ras­sis­tis­chen Ent­gleisun­gen” und fordert Aufk­lärung. Wed­er Sprech­er des Amts­gerichts, noch das Jus­tizmin­is­teri­um in Pots­dam woll­ten sich zu den Vor­fällen äußern. Mit­ter­weile beschäftigt sich jedoch die Staat­san­waltschaft Frankfurt(Oder) mit den umstrit­te­nen Urteilen und der Art der Rechtssprechung. Auch der Repub­likanis­che Anwältin­nen und Anwaltsvere­in und der Recht­san­walt Volk­er Gerloff kri­tisieren die Vorgänge am Amts­gericht und beze­ich­nen die ras­sis­tis­chen Urteils­be­grün­dun­gen “als eine Art richter­lichen nationalen Wider­stand”.

Ver­hand­lung vor dem Amts­gericht am Montag

Am ver­gan­genen Mon­tag ver­sam­melten sich um 8:30 Uhr zehn Unterstützer*Innen des von Abschiebung bedro­ht­en Usman Manir vor dem Amts­gericht in Eisen­hüt­ten­stadt. In ein­er nicht-öffentlichen Ver­hand­lung sollte entsch­ieden wer­den, ob die derzeit­ige Haft ver­längert und eine Abschiebung am 18. Juli durchge­führt wer­den kann. Zwar war bei dieser Ver­hand­lung Hei­de­marie Pet­zoldt nicht ver­ant­wortlich, doch tat sich die Jus­tiz in Eisen­hüt­ten­stadt durch einen ein­deuti­gen Rechts­bruch her­vor. So wurde der Recht­san­walt des Betrof­fe­nen nicht über die anste­hende Ver­hand­lung vom Amts­gericht informiert, erfuhr durch Zufall einen Tag vorher von der Verhandlung.

Usman Manir floh über Ungarn nach Deutsch­land. Er war dort Opfer eines höchst­wahrschein­lich von Neon­azis verübtem Über­griffs. Er erlitt dabei einen Schädel­ba­sis­bruch. Seit dem lei­det er unter teil­weisem Gehörver­lust, Panikat­tack­en und Schlaf­störun­gen. Mehr als 50 Tage lang befand sich der 27-jährige in Abschiebe­haft, ohne die Chance einen Asy­lantrag stellen zu kön­nen und ohne Zugang zu psy­chol­o­gis­ch­er Betreu­ung und aus­re­ichen­der medi­zinis­ch­er Ver­sorgung. Die geplante Abschiebung am 20. Juni am Flughafen Berlin-Tegel kon­nte durch die Unter­stützung von Antira-Aktivist*Innen und eines couragierten Flug­pas­sagiers ver­hin­dert wer­den. Danach wurde eine Online-Peti­tion ini­ti­iert, die mit­tler­weile von mehr als 1600 Men­schen unter­schrieben wurde. Nach Über­gabe der Peti­tion an das Bun­desin­nen­min­is­teri­um am ver­gan­genen Don­ner­stag wurde ihm die Über­stel­lung von Antragspa­pieren und die Möglichkeit ein­er psy­chol­o­gis­chen Betreu­ung zugesichert. Trotz der Zusagen strengten die Behör­den ein erneutes Ver­fahren gegen ihn an, ohne dass er vorher einen Asy­lantrag stellen kon­nte. Die Ver­hand­lung am Mon­tag ergab, dass die Haft bis zum 17. Juli ver­längert wurde. Ein neuer Abschiebeter­min wurde jedoch nicht fest­gelegt. Eins haben die Proteste bish­er trotz­dem erre­icht: ein unab­hängiger Arzt hat­te am Mon­tag die Möglichkeit Usman Manir im Abschiebek­nast zu untersuchen.

Die Aus­län­der­be­hörde in Eisen­hüt­ten­stadt geri­et Anfang Juni in die Kri­tik, weil sich der 20-jährige, aus dem Tschad geflüchtete, Dja­maa Isu das Leben nahm. Auch er hat keinen Zugang zu psy­chol­o­gis­ch­er Betreu­ung erhalten.

Besuch uner­wün­scht

Nach der Ver­hand­lung am Amts­gericht woll­ten die Aktivist*Innen auf das Gelände der ZAST, um sich mit Bewohner*Innen auszu­tauschen. Dies wurde jedoch durch den zuständi­gen Leit­er der Ein­rich­tung, Nor­bert Wen­dorf, behin­dert. Ohne konkrete Begrün­dung ver­wehrte er den zehn Per­so­n­en den Zugang zum Gelände, auf Nach­frage begrün­dete er seine Entschei­dung mit der Aus­sage: “Ich bin hier der Haush­err!”. Nach ein­er halb­stündi­gen Diskus­sion ließ er die Gruppe jedoch hinein.

Drei geor­gis­che Flüchtlinge befan­den sich ver­gan­gene Woche für fünf Tage im Hunger­streik. Ein Grund dafür war unter anderem die nicht-Zustel­lung von benötigten Beschei­den durch die Aus­län­der­be­hörde. Sie befind­en sich weit­er­hin in Abschiebehaft.

 

Update: Seit Mittwoch ste­ht eine län­gere und umfan­gre­ichere Ver­sion des “Report Mainz”- Bericht zur Verfügung

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Arbeit & Soziales Law & Order

Glaubt bloß nicht, dass wir heulen!“

INFORIOT Etwa 70 Unterstützer_innen und Sympathisant_innen hat­ten sich am son­ni­gen Dien­stag­mor­gen vor dem Amts­gericht Pots­dam ver­sam­melt. Sie bekun­de­ten ihre Sol­i­dar­ität mit den Beschuldigten eines gle­ichzeit­ig stat­tfind­e­nen Prozess­es: Gegen 15 Per­so­n­en wurde wegen der Stift­straßen-Beset­zung 2011 ver­han­delt. Draußen gab es Kaf­fee, Kuchen und gute Laune — trotz des großen Polizeiaufge­bots. In drei Grup­pen soll­ten sich die Beschuldigten in einem über­vollen Gerichtssaal dem Vor­wurf des Haus­friedens­bruch stellen.

2011: “Eigen­nutzungs­be­darf” für Haus behauptet, dann fol­gte der Verkauf

Hin­ter­grund war die Beset­zung und die kurz darauf fol­gende Räu­mung eines Haus­es im Dezem­ber 2011.Nur kurze Zeit später wurde die Immo­bilie durch die Eigen­tümerin Lafim (“Lan­desauss­chuss für innere Mis­sion”) gewinnbrin­gend verkauft, obwohl als ein Grund für die Räu­mung, ein Eigenutzungs­be­darf, angegeben wor­den war. Die Lafim, die sich in der Öffentlichkeit gern als “sozial engagiert” darstellt, hat­te Anzeige erstat­tet, um die im Haus Angetrof­fe­nen zu krim­i­nal­isieren. Im Prozess erk­lärten die Angeklagten, sie sähen eine Haus­be­set­zung nicht als Straftat an, son­dern lediglich als ein bewusstes Über­schre­it­en von geset­zten Grenzen.

Die Stadt­poli­tik Pots­dams zog und zieht sich aus der Affäre: Man sei ein­flus­s­los. Gle­ichzeit­ig wur­den jedoch auch keine Lösungsan­sätze vorgelegt oder Raum für alter­na­tive Wohn- und Lebensen­twürfe geschaffen.

Ver­fahren wegen Form­fehlern eingestellt

Der heutige Prozesstag endete mit ein­er Ein­stel­lung auf­grund von Form­fehlern, die bei der Strafantrag­stel­lung seit­ens der Lafim gemacht wor­den waren.

Wie schon vor zwei Jahren prangerte der The­menkom­plex „Stift­straße“ die Mieten­poli­tik der Stadt an und zeigte, dass sich Oppo­si­tion regt und dass sozialer Druck nicht durch Leug­nen der Prob­leme gelöst wer­den kann.

Beschuldigte: “Wir lassen uns unser Engage­ment nicht nehmen!”

Dazu aus ein­er Erk­lärung der Betrof­fe­nen: „Nicht die Außenseiter_innen, die mit solchen Aktio­nen in der Öffentlichkeit auftreten sind eine Gefahr für die Men­schen­rechte. Son­dern ein stark­er und autoritär­er Staat mit ein­er ‘law-and-order’ Ide­olo­gie, welch­er so weit rechts ste­ht, dass Rechtsterrorist_innen über viele Jahre hin­weg geschützt und gefördert wer­den, ist eine der größten Gefahren. […] Wir lassen uns unser Engage­ment nicht nehmen und erk­lären unsere Sol­i­dar­ität mit allen beset­zten Häusern und den Haus­be­set­zun­gen, die noch kom­men mögen, den Kämpfen von Mieter_innengemeinschaften und den Men­schen, die durch ein Aufzeigen von Missstän­den eine Verän­derung der herrschen­den Ver­hält­nisse her­beiführen wollen.“

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Antifaschismus Law & Order

Potsdam: Prozess gegen die Besetzer_innen der Stiftstraße am 02.07.2013

Am 2. Juli find­et der Prozess gegen die Besetzer_innen des Haus­es in der Stift­strasse 2 statt.
Das leer­ste­hende Haus wurde am 26.12.2011 nach 24 stündi­ger Beset­zung von der Polizei gewalt­sam geräumt. Nun ste­hen 17 Per­so­n­en vor Gericht und sollen sich für die Tat ver­ant­worten. Es wäre müh­selig wenn wir an dieser Stelle zum wieder­holten Mal auf die übliche Bru­tal­ität der Polizei eingin­gen. Die Polizei muss gewalt­sam sein, da sie das Vol­lzug­sor­gan der gewalt­täti­gen Ver­hält­nisse ist, welche sich im All­t­ag hin­ter unserem Rück­en real­isieren. Die entschei­dende Frage ist die nach den Eigen­tumsver­hält­nis­sen. Wem gehören die Häuser, wem das Land, wem die Pro­duk­tion­s­mit­tel? Welche Inter­essen sind damit ver­bun­den? Der Staat wen­det Gewalt an sofern diese Ord­nung auch nur ansatzweise gefährdet ist.
Men­schen, die sich Wohn­raum nicht über den Markt son­dern direkt, ihren Bedürfnis­sen entsprechend aneignen, wer­den niedergeknüp­pelt und vor Gericht geschleift. Die Absur­dität der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft kristallisiert sich sowohl an ihrem Begriff von Gewalt als auch in der banalen Tat­sache, dass ein leer­ste­hen­des Haus im Win­ter beheizt wird. Während am jährlichem Saint Mar­tin­stag das Geben des let­zten Hemdes an Erfrierende gefeiert wird, bekommt man sieben Wochen später mit der Jus­tiz zu tun. Denn das sym­bol­is­che Geben des Hemdes geschieht nach gut dünken des Besitzen­den. Hätte sich der Erfrierende das Hemd genom­men, ihm würde die Hand abge­hackt. Hier zeigt sich die christliche Ide­olo­gie als das was sie ist, der moralis­che Kitt ungerechter Ver­hält­nisse. So wun­dert es nicht, das Diakonie und Staat Hand in Hand das recht auf Eigen­tum vertei­di­gen. Bevor du deinen näch­sten lieb­st, liebe deinen Besitz.
Der ak_antifa_potsdam zeigt sich aus ebendiesen Grün­den sol­i­darisch mit den Angeklagten. Sie hat­ten den Mut sich gegen die kap­i­tal­is­tis­che Logik zu wehren.
Hierzu sagt die Press­esprecherin das ak_antifa_potsdam: „ Jakobs Holzhütte gefiele mir schon. Es braucht keinen Umzugswa­gen um die Bude leer zu bekommen.”
Inforiot