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Flüchtlingsprotest erreicht Potsdam

INFORIOT — Nach 500 Kilo­me­tern Weg erre­icht der Protest­marsch der Flüchtlinge am Don­ner­stag die Bran­den­burg­er Lan­deshaupt­stadt Pots­dam. Die Flüchtlinge waren in Würzburg aufge­brochen um gegen die unmen­schliche Behand­lung in Flüchtling­sheimen, gegen die Res­i­den­zpflicht und Gutschein­sys­tem sowie gegen die deutsche Abschiebe­poli­tik zu protestieren. Der Protest­marsch wird auch in Pots­dam von lokalen Ini­tia­tiv­en und Aktio­nen unter­stützt. So unter­stützt der Flüchtlingsrat Bran­den­burg die Aktivist_innen seit dem Über­tritt nach Bran­den­burg. Die Flüchtlinge wer­den im Pots­damer Frei­land über­nacht­en und dann weit­er nach Berlin ziehen.
NPD kündigt Kundge­bung vor dem Frei­land an
Bere­its in den ver­gan­gen Tagen habe die NPD in Belzig und Brück (bei­des Pots­dam Mit­tel­mark) Fly­er gegen den Flüchtling­sprotest verteilt, berichtet der Kreisver­band Hav­el-Nuthe der NPD. Unter dem Titel “Asyl­recht ist kein Selb­st­be­di­enungsladen” fordert die Partei in den Flug­blät­tern die Stre­ichung von Leis­tun­gen für Asyl­be­wer­ber und die Ein­schränkung des Asyl­rechts. Am Fre­itag will die Partei unter dem gle­ichen Mot­to eine Kundge­bung vor dem Frei­land in Pots­dam abhal­ten. Auf der Inter­net­seite des NPD Lan­desver­ban­des beze­ich­net die Partei die Forderun­gen der Flüchtlinge als “skan­dalös”.
Die NPD will nach gegen­wär­tigem Stand am Fre­itag ab 11 Uhr in der Friedrich-Engelsstraße nahe dem Frei­land ihre Kundge­bung abhal­ten. Zeit­gle­ich startet vom Frei­land aus der Demon­stra­tionszug der Flüchtlinge zur Glie­neck­er Brücke, wo die Flüchtlinge und anderen Engagierten durch Berlin­er Aktivist_innen begrüßt wer­den sollen.
Erst vor knapp drei Wochen hat­te die NPD ver­sucht, eine Demon­stra­tion in Pots­dam durchzuführen. Sie scheit­erte an dem Protest von mehreren tausend Men­schen, die die Straßen rund um den Haupt­bahn­hof block­ierten. Nun will es die NPD offen­bar ein­mal anders pro­bieren und die Flüchtlings­demon­stra­tion “poli­tisch begleiten”.
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Solidarität muss Praxis werden”

Seit Juli diesen Jahres gibt es wieder eine aktive Orts­gruppe der Roten Hil­fe in Cot­tbus, nach­dem diese län­gere Zeit ihre Aktiv­itäten eingestellt hat­te. Somit ist die Rote Hil­fe nun auch in Cot­tbus und Süd­bran­den­burg in konkreten Fällen wieder hand­lungs­fähiger und kann Men­schen, die auf­grund ihrer poli­tis­chen Arbeit von staatlichen
Repres­sion­sor­ga­nen ver­fol­gt wer­den, kon­se­quent unter­stützen. Die Neu­grün­dung erschien umso notwendi­ger, da ger­ade im Zusam­men­hang mit den Block­aden von Cot­tbus Naz­ifrei! gegen den NPD-Auf­marsch am 12. Mai die
mas­sive Polizeige­walt und die steigende Repres­sion auch in Cot­tbus spür­bar wurden.

Am 21. Juni 2012 fand in Cot­tbus auf dem Bon­nasken­platz, direkt neben der alten Polizei­wache, eine Protestkundge­bung mit ca. 100 Teilnehmer_innen unter dem Mot­to „Polizeige­walt weg­bassen“ statt. Diesen
Aufruf nah­men einige Mit­glieder der Roten Hil­fe zum Anlass, um erst­mals wieder in der Öffentlichkeit aufzutreten, Info­ma­te­r­i­al zu verteilen und über das Prinzip der Roten Hil­fe aufzuk­lären. Des Weit­eren wur­den Spenden für die Rote Hil­fe gesam­melt. Diese Sam­me­lak­tio­nen fan­den im Rah­men der „100 Plus X für die Rote Hil­fe“ Kam­pagne statt. Dies ist eine Kam­pagne in der es darum geht, pro Orts­gruppe min­destens 100 Euro zusam­men zu bekom­men, wobei das „Plus X“ sig­nal­isiert, dass gern mehr gesam­melt wer­den darf.

Am Son­ntag, dem 2. Sep­tem­ber 2012 ver­anstal­tete die Orts­gruppe einen Soli-Brunch mit Soli-Bücherbasar. Der Brunch war eine super Möglichkeit, um sich auszu­tauschen, über aktuelle Vorkomm­nisse zu sprechen und neben­bei Spenden zu sam­meln, auch zahlre­iche Büch­er wech­sel­ten die Besitzer.

Die Orts­gruppe Cot­tbus übern­immt darüber hin­aus die Auf­gaben des Ermit­tlungsauss­chuss­es im Raum Süd­bran­den­burg. Der EA küm­mert sich bei linken Demon­stra­tio­nen und Aktio­nen um Festgenommene. Voraus­set­zung hier­für ist, dass umste­hende Men­schen die Namen der Festgenomme­nen an uns weit­ergeben, so dass wir ihnen Rechtsanwält_innen ver­mit­teln kön­nen und sie wom­öglich nicht ein­fach in der Gesa „vergessen“ wer­den oder in U‑Haft „ver­schwinden“.

Die Neu­grün­dung ein­er Orts­gruppe in Cot­tbus erschien notwendig, da eine ganze Rei­he link­er Struk­turen in der Region um Süd­bran­den­burg vorhan­den sind und auch diese nicht frei von Repres­sio­nen sind. Eine Orts­gruppe schafft prak­tis­che Sol­i­dar­ität und kann somit gewährleis­ten, dass die Betreu­ung von Unter­stützungs­fällen auf ein­er per­sön­lichen Ebene erfol­gt, sodass allen poli­tisch Aktiv­en geholfen wer­den kann und diese dazu ermutigt wer­den, trotz poli­tis­ch­er Repres­sion weit­er zu kämpfen.

In diesem Sinne: Sol­i­dar­ität ist eine Waffe. Gemein­sam für eine sol­i­darische Linke!

Weit­ere Infos und unsere Kon­tak­t­dat­en find­et ihr unter rotehilfecb.blogsport.de

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(Anti-)Rassismus Law & Order

»Die Gesetze seien künftig nicht beachtet«

Seit dem 8. Sep­tem­ber ist der Kampf von Flüchtlin­gen für ihr Recht, als gle­ich­berechtigte Men­schen behan­delt zu wer­den, in eine neue Phase einge­treten. Es begann in Würzburg, als im Jan­u­ar ein Flüchtling aus dem Iran, Moham­mad Rashep­ars, sich das Leben nahm, weil er das Leben im Lager nicht mehr aushielt. Moham­mads Tod wirk­te wie eine Ini­tialzün­dung für eine Welle von Protesten. Seine Fre­unde ver­ließen die Lager und protestierten in Zel­ten auf den Mark­t­plätzen bay­erisch­er Städte. Im August, als es schon acht Protest­camps gab, die mit Hunger­streiks auf die Lage von Flüchtlin­gen in diesem Land aufmerk­sam macht­en, beschlossen sie, einen 600 km lan­gen Fuß­marsch von Würzburg nach Berlin zu wagen, dor­thin, wo die Geset­ze gemacht werden.

 

Am 29. Sep­tem­ber, nach 500 km, nach Stra­pazen und Kälte, wer­den sie die Lan­des­gren­ze nach Bran­den­burg über­schre­it­en. Wir sind voller Bewun­derung für diese entschlossene Aktion. Wir teilen ihre Forderun­gen: Es muss endlich Schluss sein mit dem Paria-Sta­tus von Flüchtlin­gen in Deutsch­land. Men­schen­rechte sind unteil­bar oder sie sind keine Menschenrechte.

 

Wir unter­stützen die Forderun­gen der streik­enden Flüchtlinge:

  • Schluss mit der Res­i­den­zpflicht, die das Men­schen­recht auf Bewe­gungs­frei­heit verletzt.

  • Schluss mit der zwangsweisen Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Lagern, oft isoliert im Nirgendwo.

  • Schluss mit den entwürdi­gen­den Ess­paketen und Wertgutscheinen, die zu nichts als der Stig­ma­tisierung dienen.

  • Schluss mit den jahre­lan­gen Asylver­fahren, die die Flüchtlinge zu einem Leben im Wartezu­s­tand verdammen.

  • Schluss mit den unmen­schlichen Abschiebun­gen, die Men­schen den Reg­i­men und der Not ausliefern.

 

Aus diesen Grün­den haben sie sich im Sep­tem­ber auf den Weg gemacht und bewusst die unsicht­baren Gren­zen in Deutsch­land über­schrit­ten. Mit jed­er Gren­züber­schre­itung machen sie sich nach den deutschen Geset­zen straf­bar. Doch das nehmen sie in Kauf, weil sie wis­sen, dass sie dieses Recht als Men­schen innehaben.

 

Am 3. Okto­ber, wenn die poli­tis­che Klasse die »Wiedervere­ini­gung« bejubelt, ohne ihrer Opfer zu gedenken, wer­den sie Pots­dam erreichen.

 

Wir möcht­en den Flüchtlin­gen auf dem Protest­marsch einen würdi­gen Emp­fang bere­it­en. Angedacht, noch nicht beschlossen sind fol­gende Aktionen:

  • Begleitung des Protestmarsches.

  • Begrüßung und Diskus­sio­nen mit den Bewohner.innen des Sam­mel­lagers Schlaatz.

  • Vokü und Bericht vom Protest­marsch im »Frei­land«.

  • Don­ner­stag, 4. Okto­ber: Kundge­bung auf der Glie­neck­er Brücke.

 

Nähere Infos auf der Ver­anstal­tung zur Sit­u­a­tion in Kenia im Flüchtling­sheim Schlaatz.

Don­ner­stag, 27. September

18.30 Uhr

An der alten Zauche 2b

Pots­dam-Schlaatz

 

Die Pla­nung der Aktio­nen ist noch im Fluss und ändert sich täglich. Deshalb: Informiert Euch über den aktuellen Stand auf www.fluechtlingsrat-brandenburg.de

 

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Abschiebehaftanstalten: Nicht zusammenlegen, sondern abschaffen!

Berlin Innense­n­a­tor über­legt Abschiebe­haft kün­ftig in der Bran­den­burg­er Prov­inz zu vollziehen

Nach Auskun­ft von Innense­n­a­tor Frank Henkel sucht die Berlin­er Innen­ver­wal­tung aktuell nach Alter­na­tiv­en zur Abschiebe­haf­tanstalt in Köpenick, die als völ­lig überdi­men­sion­iert und unrentabel gilt.[1] Im Gespräch ist die Zusam­men­le­gung in der Abschiebe­haf­tanstalt Eisen­hüt­ten­stadt oder an einem neuen Stan­dort in Berlin. Schon in den kom­menden Wochen wird mit ein­er Entschei­dung gerechnet.

Abschiebe­shaft stellt für die Betrof­fe­nen eine enorme Belas­tung dar. Das Einges­per­rt­sein und die dro­hende Abschiebung führen schon nach kurz­er Dauer zu kör­per­lichen und seel­is­chen Erkrankun­gen.[2] Häu­fig kommt es zu Hunger­streiks und Suizid­ver­suchen. Besuche durch Ange­hörige, Seelsorger/innen, Anwälte/innen und Ehre­namtliche sind eine uner­lässliche Stütze, um den Haf­tall­t­ag psy­chisch zu ertragen.

Eine Ver­legung nach Eisen­hüt­ten­stadt würde die Häftlinge völ­lig isolieren, weil es vor Ort kaum Unter­stützung gibt und jed­er Besuch aus Berlin mit erhe­blichem Zeitaufwand ver­bun­den und finanziell kaum zu leis­ten ist. Auch die Vertre­tung durch Anwälte/innen ist in Eisen­hüt­ten­stadt enorm erschwert.

Die Fahrt vom Berlin­er Haupt­bahn­hof zur Abschiebe­haf­tanstalt in Eisen­hüt­ten­stadt dauert mit den öffentlichen Verkehrsmit­teln gut zwei Stun­den. Welch­er Anwalt nimmt für ein Man­dan­tenge­spräch vier Stun­den Fahrtzeit in Kauf?”, fragt Mar­ti­na Mauer vom Berlin­er Flüchtlingsrat. Ohne Anwalt kön­nen die Inhaftierten die Recht­mäßigkeit der Haft nur schw­er über­prüfen. Mit anwaltlich­er Hil­fe hinge­gen ste­hen die Chan­cen, die Aufhe­bung der Haft durchzuset­zen, recht hoch. „Statt die Abschiebe­haft nach Eisen­hüt­ten­stadt abzuschieben, sollte der Sen­at lieber daran arbeit­en, Abschiebe­haft ganz abzuschaf­fen”, so Mauer weiter.

Seit Dezem­ber 2010 gilt in Deutsch­land die europäis­che Rück­führungsrichtlin­ie, nach der Abschiebe­haft nur das aller­let­zte Mit­tel sein darf. Im Juni 2012 hat sich der Land­tag in Rhein­land-Pfalz für eine Bun­desratsini­tia­tive zur Abschaf­fung von Abschieb­haft aus­ge­sprochen. In Schleswig-Hol­stein heißt es im Koali­tionsver­trag der rot-grü­nen Landesregierung:

Wir hal­ten Abschiebe­haft grund­sät­zlich für eine unangemessene Maß­nahme und wer­den uns deshalb auf Bun­de­sebene für die Abschaf­fung der Abschiebe­haft ein­set­zen.” Bis zu ein­er Änderung der bun­desrechtlichen Vor­gaben sollen die im Aufen­thalts­ge­setz beste­hen­den Ermessen­spiel­räume genutzt wer­den, um Betrof­fe­nen so wenig Beschränkun­gen wie möglich aufzuer­legen und die Haf­tanstalt in Rends­burg zu schließen.[3]

Den Lan­desregierun­gen in Berlin und Pots­dam würde es gut anste­hen, sich der Poli­tik von Rhein­land-Pfalz und Schleswig-Hol­stein anzuschließen. Stattdessen wird die rot-rote Lan­desregierung Bran­den­burgs nicht müde, die Abschiebe­haf­tanstalt in Eisen­hüt­ten­stadt als ver­meintlich fortschrit­tlich schön zu reden und den Stan­dort aus struk­tur­poli­tis­chen Erwä­gun­gen zu vertei­di­gen”, sagt Beate Selders vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. „Es wird Zeit, dass auch Berlin und Bran­den­burg Abstand davon nehmen, Men­schen, die nie­man­dem geschadet haben, ins Gefäng­nis zu stecken.

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Für weit­er­führende Infor­ma­tio­nen siehe auch die kür­zlich erschiene­nen Antworten der Bun­desregierung auf zwei par­la­men­tarische Anfra­gen zur Abschiebehaft:

Umset­zung der Abschiebungsrichtlin­ie der Europäis­chen Union und die Prax­is der Abschiebung­shaft”, Große Anfrage der Frak­tion DIE LINKE. im Bun­destag, Drs. 17/10597 http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/105/1710597.pdf

Sit­u­a­tion in deutschen Abschiebung­shaf­tanstal­ten”, Große Anfrage der Frak­tion Bünd­nis 90/Die Grü­nen im Bun­destag, Drs. 17/10596, http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/105/1710596.pdf

 

 

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Gedenken reicht nicht — Rassismus tötet immer noch

In den Nächt­en vom 29. bis zum 31. August 1992 ver­sucht­en mehrere hun­dert Nazis die Wohn­blöcke des Sach­sendor­fer Asyl­be­wer­ber­heims mit Molo­tow-Cock­tails in Brand zu set­zen und ihre etwa 1000 Bewohn­er in den Feuer­tod zu treiben. Um Über­lebende zu mas­sakri­eren, hat­ten sie sich mit Messern, Base­ballschlägern und Steinen bewaffnet. Nur der Ein­satz von Feuer­wehr und 300 Polizeibeamten kon­nte schließlich ein Blut­bad ver­hin­dern und die Angreifer zum langsamen Rück­zug zwin­gen.
Bewegten diese Ereignisse damals noch kurzzeit­ig die lokale Öffentlichkeit, so sind sie bis heute fast in Vergessen­heit ger­at­en. Und sowohl Stadt als auch Presse haben ein Inter­esse am Totschweigen der größten Cot­tbuser Schande seit 1945. Da der Fokus der bun­des­deutschen Medi­en auf die schw­eren Gewal­texzesse von Ros­tock-Licht­en­hagen wenige Tage zuvor konzen­tri­ert war, kon­nte die Stadt ihre Prob­leme mit recht­en Auss­chre­itun­gen erfol­gre­ich aus­sitzen bis das The­ma nie­man­den mehr inter­essierte als die Betrof­fe­nen selb­st. Auch die Lausitzer Rund­schau hat zu jen­er Zeit keine rühm­liche Rolle gespielt, da Zitate Cot­tbuser Bürg­er über ange­bliche Bedro­hun­gen durch die Asyl­suchen­den zumin­d­est unfrei­willig die ohne­hin aufge­heizte Stim­mung gegen Aus­län­der weit­er zus­pitzten und dem faschis­tis­chen Mob Recht­fer­ti­gung für seine Über­griffe gaben.

Dabei waren die Bewohn­er zumeist Flüchtlinge aus Bürg­erkriegsre­gio­nen in Afri­ka oder auf dem Balkan, die sich nach nichts mehr sehn­ten, als ohne Hunger und in Frieden ihre Kinder großzuziehen. Was sie dann in Deutsch­land erwartete, war jedoch beina­he das Gegen­teil all dessen: Zusam­mengepfer­cht in abseits gele­ge­nen Plat­ten­baut­en, ohne finanzielle Mit­tel und nur mit Essens­marken aus­ges­tat­tet über­ließen staatliche Insti­tu­tio­nen die Asyl­suchen­den sich selb­st. Wie ver­logen sind Poli­tik­er, die für diese Bedin­gun­gen ver­ant­wortlich sind und heute man­gel­nden Inte­gra­tionswillen von Migranten beklagen?

Doch damit keineswegs genug. Nach der Auflö­sung der DDR fan­den sich viele Ein­wohn­er Ost­deutsch­lands in ein­er Sit­u­a­tion sozialer Kälte mit Arbeit­slosigkeit und Exis­ten­zäng­sten wieder. Dies nutzten rechte Rat­ten­fänger aus, um oft­mals junge Leute für ihre ego­is­tis­chen und men­schen­feindlichen Inter­essen zu instru­men­tal­isieren. In Cot­tbus tat sich beson­ders ein gewiss­er Frank Hüb­n­er hevor, der heute für die NPD im Abge­ord­neten­haus sitzt und damals Führungskad­er der Deutschen Alter­na­tive (DA) war. Er, der Anfang der Neun­ziger regelmäßig Nazi­aufmärsche durch Sach­sendorf organ­isierte, war auch ein­er der Ini­tia­toren der Pogrome vom August 1992. Sein ursprünglich­es Vorhaben, die Über­griffe als spon­tanes Auf­begehren Deutsch­er Bürg­er ausse­hen zu lassen, miss­lang weites­ge­hend, da anders als in Ros­tock oder ein Jahr zuvor in Hoy­er­swer­da nur wenig all­ge­meine Zus­tim­mung aus der Bevölkerung kam. Zu bru­tal, zu prim­i­tiv war das Vorge­hen seines braunen Schlägertrup­ps. Den­noch muss klar fest­gestellt wer­den: Sowohl in der Cot­tbuser Ein­wohn­er­schaft wie in der Stadt­poli­tik gab es nur wenige aufrichtige Antifaschis­ten, die öffentlich in Erschei­n­ung trat­en und sich mit den Flüchtlin­gen sol­i­darisierten. Die meis­ten schwiegen aus Angst sel­ber in das Fadenkreuz zu ger­at­en und einige, wie Wahlergeb­nisse und Stammtisch­abende zeigen, auch aus stiller Sym­pa­thie für die Nazis. Dieses Schweigen führte let­ztlich dazu, dass bei den städtis­chen Beschwich­ti­gungsver­anstal­tun­gen Hüb­n­er und seine Vasallen nochmal einen großen Auftritt hat­ten, als sie mit mar­tialis­chem Auftreten den aufrichti­gen Teil der Bevölkerung ein­schüchterten und sich als Stimme der Unter­drück­ten pro­fil­lieren konnten.

Was in der Nach­be­tra­ch­tung der Pogrome vor 20 Jahren bish­er völ­lig unbeachtet blieb, ist die Rolle der Nachrich­t­en­di­en­ste. So waren die Nazis in Cot­tbus mit Funkgeräten aus­ges­tat­tet, um for­thin mit Infort­ma­tio­nen über die Lage ver­sorgt zu wer­den und ihre Aktio­nen koor­dinieren zu kön­nen. Obwohl die Polizei diese Gespräche mithörte, dauerte es zwei Nächte, um zwei­hun­dert Ran­dalier­er zurück­zu­drän­gen. Wenn wir bedenken, dass die Cot­tbuser Auss­chre­itun­gen neben denen von Ros­tock, Hoy­er­swer­da und anderen dazu führten, dass 1993 das Asyl­recht fak­tisch abgeschafft wurde, muss die Frage aufge­wor­fen wer­den, inwiefern die führende Poli­tik der BRD ein Inter­esse an den Ereignis­sen hatte.

Wie ist die Lage heute in Cot­tbus? An den all­ge­meinen Zustän­den hat sich wenig verän­dert, noch immer wer­den Antifaschis­ten und die weni­gen Migranten von Nazi-Schlägertrup­ps ver­fol­gt und attakiert, noch immer erzielt die NPD Wahler­folge – noch immer ist mit den ökonomis­chen Ver­hält­nis­sen der Nährbo­den vorhan­den, aus dem ras­sis­tis­che Umtriebe ständig neu entste­hen.
Daher kann es nicht aus­re­ichen, wenn wir dem Tief­punkt unser­er neueren Stadt­geschichte nur still gedenken, um danach wieder die Hände in den Schoß zu leg­en. Alle überzeugten Antifaschis­ten egal welch­er Colleur sind aufgerufen, sich an der Kundge­bung am Ort des Angriffs zu beteili­gen! Wir zeigen den Nazis, dass sie keinen Platz in Sach­sendorf haben! Diese Stadt ist unsere Stadt!

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Landkreis verweigert traumatisiertem Opfer rechter Gewalt den Auszug aus dem Heim in Bad Belzig

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wen­den uns mit diesem Brief an die Öffentlichkeit und an die Ver­ant­wortlichen in der Stadt Bad Belzig, weil wir das Vorge­hen der Ver­wal­tung des Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark gegenüber dem Flüchtling William K. als men­sche­nun­würdig eracht­en. Wir fordern die Ver­wal­tung des Land­kreis­es auf, dem Antrag Her­rn K.s auf Auszug aus dem Flüchtling­sheim stattzugeben und die Leis­tungskürzun­gen zurück zunehmen.

William K. lebt seit April 2008 in dem Flüchtling­sheim in Bad Belzig, derzeit mit ein­er Dul­dung. Seit Dezem­ber 2011 wurde er zweimal Opfer rechter Angriffe. Seit­dem lei­det er unter den psy­chis­chen Fol­gen dieser Attack­en. Herr K. befind­et sich auf­grund sein­er Trau­ma­tisierung durch die Angriffe in ther­a­peutis­ch­er Behand­lung. Allerd­ings ist es ihm nicht möglich, in dem über­füll­ten Flüchtling­sheim die drin­gend benötigte Ruhe zur Gene­sung zu find­en. Im April dieses Jahres stellte er mit Unter­stützung der Opfer­per­spek­tive e.V. einen Antrag, um aus dem Wohn­heim in eine pri­vate Woh­nung umziehen zu kön­nen. Anfang Juli, nach fast drei Monat­en Bear­beitungszeit, lehnte der Land­kreis diesen Antrag ab. Diese Ver­weigerung der Ver­wal­tung Her­rn K.s Umzug zu genehmi­gen, wider­läuft einen Land­kreis­beschluss. In diesem heißt es: Flüchtlin­gen soll ein möglichst schneller Auszug aus dem Wohn­heim ermöglicht wer­den. Am 2. August 2012 erhielt er vom Sozialamt ein Bescheid über Kürzun­gen sein­er monatlichen Leis­tun­gen auf 184 €. Für William K. führt dies zu ein­er weit­eren Ver­schlim­merung sein­er Leben­sum­stände. Diese Maß­nahme ist unfass­bar, vor dem Hin­ter­grund, dass erst kür­zlich das Ver­fas­sungs­gericht Leis­tungskürzun­gen für Asyl­be­wer­berIn­nen als ver­fas­sungswidrig erk­lärte. Zukün­ftig sollen Asyl­suchen­den 336 € als Min­i­mal­be­trag zur Ver­fü­gung stehen.

Die Weigerung­shal­tung und der Kürzungswillen der ver­ant­wortlichen Stellen führen zu ein­er weit­eren Zus­pitzung der Not­lage William K.s. Diese Mis­sach­tung des gesund­heitlichen Zus­tands des Flüchtlings ist ein Skandal.

Wir als Opfer­per­spek­tive sind entset­zt über das Aus­län­der­be­hörde. Nicht nur wer­den hier Han­deln des Sozialamtes und der Beschlüsse des Land­kreis­es und des Bun­desver­fas­sungs­gerichts ad absur­dum geführt, schlim­mer noch wird wissentlich der gesund­heitliche Zus­tand eines Opfers ras­sis­tis­ch­er Gewalt über­gan­gen und missachtet.

Wir fordern den Land­kreis erneut auf, Her­rn K. den Auszug aus dem Heim zu ermöglichen sowie die unverzügliche Rück­nahme der Leis­tungskürzun­gen. Wir zählen auf die Unter­stützung durch Ihre Ämter.

Danke.

Pots­dam, den 3. August 2012

Kopi­en an:

Info­cafe Der Winkel
Bürg­er­büro Stadt Belzig
Kreistags­büro Pots­dam-Mit­tel­mark
Sozialamt Pots­dam-Mit­tel­mark
Lan­drat Pots­dam-Mit­tel­mark
Zen­tralver­wal­tung Bad Belzig
Bürg­er­meis­terin Bad Belzig
Mobiles Beratung­steam Potsdam

Infor­ma­tio­nen zu den Angrif­f­en auf William K.

Seit mehreren Jahren engagiert sich William K. in Bad Belzig und set­zt sich für eine tol­er­ante und weltof­fene Stadt ein. Er trainierte Jugend­mannschaften in einem Belziger Fußball­club und unter­stützt regelmäßig das Info­café Der Winkel. Der erste rechte Angriff auf William K. ereignete sich im Rah­men seines dor­ti­gen Engage­ments. Nach­dem zwei Män­ner am späten Nach­mit­tag des 12. Dezem­ber 2011 in dem Info­cafe Der Winkel Gäste beschimpften und durch Herr K. der Räum­lichkeit­en ver­wiesen wur­den, belei­digten sie ihn vor der Tür ras­sis­tisch und schlu­gen ihn mit ein­er Glas­flasche an den Kopf. Der zweite Angriff ereignete sich am späten Abend des 22.03.2012. Herr K. war auf dem Weg in das Heim, als er in der Nähe des Schwimm­bades ras­sis­tisch beleidigt

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Der Geheimdienst ist nicht das Finanzamt!

Bran­den­burg — Ich habe mein Leben lang Steuern gezahlt und mich immer gefreut, wenn das Geld für Kindergärten statt Krieg­sein­sätze aus­gegeben wurde. Das Finan­zamt kann man mögen oder auch has­sen. Mir ist jedoch wichtig, dass es seine Auf­gaben nach Recht und Gesetz wahrn­immt. So soll es zum Beispiel darüber befind­en, ob ein Vere­in weniger Steuern zahlen kann, wenn er gemein­nützige Arbeit leis­tet und somit als gemein­nützig anerkan­nt ist. Wer denn auch sonst?

Nun gibt es im Jahress­teuerge­setz eine Klausel, den §51/3, die besagt, dass ein Vere­in dann nicht mehr gemein­nützig ist, wenn er im Bericht des Geheim­di­en­stes “VS” genan­nt wird. Und das will die Bun­desregierung ger­ade ver­schär­fen, so dass dies automa­tisch geschieht. Egal ob später ein Gericht entschei­det, dass die Vor­würfe des Geheim­di­en­stes wieder ein­mal falsch waren. Wie unser­iös und pop­ulis­tisch die Damen und Her­ren vom Bran­den­burg­er “Ver­fas­sungss­chutz” arbeit­en, haben meine Enkel lei­der oft genug erfahren müssen. Deshalb muss diese Regelung weg. Der Geheim­di­enst “Ver­fas­sungss­chutz” ist näm­lich nicht das Finan­zamt. Aber lest selbst:

Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck
Stel­lv. Min­is­ter­präsi­dent und Finanzmin­is­ter Hel­muth Markov
Hein­rich-Mann-Allee 107
14473 Potsdam

Pots­dam, 19. Juli 2012

Offen­er Brief von Trägern der Jugend- und Bil­dungsar­beit im Demokratis­chen Jugend­FO­RUM Bran­den­burg e.V.

Der Ver­fas­sungss­chutz ist nicht das Finan­zamt – Das Land Bran­den­burg darf keine Änderung des §51 Abs. 3 AO des Jahress­teuerge­set­zes zulassen.

Sehr geehrter Herr Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck,
sehr geehrter Herr Min­is­ter Hel­muth Markov,

wir, das Demokratis­che Jugend­FO­RUM Bran­den­burg e.V., als ein Net­zw­erk von Trägern der Jugend­kul­tur, ‑sozial und ‑bil­dungsar­beit sind wie viele Vere­ine in der Bun­desre­pub­lik in großer Sorge. Die Bun­desregierung hat vor, eine Änderung im Jahress­teuerge­setz § 51 Abs. 3 AO zu beschließen. Auf der Bun­destagssitzung am 28. Juni 2012 ist der Geset­ze­sen­twurf vor­läu­fig in die Auss­chüsse ver­wiesen worden.

Der Vorschlag der Bun­desregierung erhebt die jährlichen Berichte der Lan­desämter für Ver­fas­sungss­chutz, so auch die Berichte der Abteilung V im Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um, fak­tisch in den Rang von finanzpoli­tis­chen Grundlagenbescheiden.

Bis­lang gilt für Kör­per­schaften, die in einem Ver­fas­sungss­chutzbericht als soge­nan­nte extrem­istis­che Organ­i­sa­tion erwäh­nt wer­den, die Klausel, dass sie damit ihre Berech­ti­gung zur Steuer­begün­s­ti­gung ver­lieren. Die von den Behör­den jew­eils geäußerten Ver­mu­tun­gen sind allerd­ings „wider­leg­bar“ und ermöglichen es daher den betrof­fe­nen Organ­i­sa­tio­nen, juris­tisch gegen in den Bericht­en aufgestellte Behaup­tun­gen vorzuge­hen. Den Organ­i­sa­tio­nen ste­ht damit ein Rechtsweg offen; zudem verbleibt dem zuständi­gen Finan­zamt ein Entschei­dungsspiel­raum. Mit der Neuregelung im Jahress­teuerge­setz ist nun vorge­se­hen, diese Wider­leg­barkeit­sklausel abzuschaf­fen und einen Automa­tismus zu instal­lieren. Das heißt, wenn eine Organ­i­sa­tion in einem Ver­fas­sungss­chutzbericht Erwäh­nung find­et, soll hier­aus zwin­gend die Ver­sa­gung der Steuer­be­freiung fol­gen. Ein finanzgerichtlich zu prüfend­es Wider­spruch­srecht der Betrof­fe­nen und eine gerichtliche Prü­fung der Vor­würfe ent­fall­en dadurch ersat­z­los. Eben­so wird der Entschei­dungs­freiraum der Finanzämter abgeschafft.

Der Vor­gang ist Ihnen sicher­lich bekannt.

Der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz musste bere­its in den ver­gan­genen Jahren und bis heute seine Berichte mehrfach kor­rigieren. Betrof­fene hat­ten von ihrem Recht Gebrauch gemacht und die in den Bericht­en enthal­te­nen Nen­nun­gen und Deu­tun­gen von poli­tisch-gesellschaftlichen Aktiv­itäten gerichtlich über­prüfen lassen. Die Arbeit des Ver­fas­sungss­chutzes wurde in mehreren Fällen gerichtlich als ten­den­z­iös und sach­lich falsch bew­ertet. Bere­its unter den jet­zt gel­tenden Bedin­gun­gen war es für die Betrof­fe­nen mit einem hohen finanziellen Aufwand ver­bun­den, falsche Angaben richtig zu stellen. Zudem sahen sie sich stets mit dem Stig­ma eines dif­fusen „Extremismus“-Vorwurfs konfrontiert.

Wir möcht­en exem­plar­isch auf einen Fall hin­weisen: Die Richter am Pots­damer Ver­wal­tungs­gericht stell­ten fest, dass der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz im Fall des Jugend­wohn­pro­jek­tes Mit­ten­drin e.V. unge­nau recher­chiert hat­te. Die Richter stell­ten weit­er fest, dass die ten­den­z­iöse Art und Weise, in der über den Vere­in berichtet wurde, let­ztlich dazu diente, die Arbeit des Vere­ins zu dif­famieren. 2010 erfol­gte die gerichtlich ange­ord­nete Löschung des Ein­trags.
Im Jahres­bericht 2011 wurde der Vere­in wieder­holt dif­famiert. Noch vor ein­er Unter­las­sungsklage durch die Betrof­fe­nen hat sich das Innen­min­is­teri­um beim Vere­in entschuldigt und eben­so die Löschung der Pas­sage vorgenommen.

Sehr geehrter Herr Platzeck, sehr geehrter Herr Markov,

wir wen­den uns mit fol­gen­den Fra­gen an Sie: Wollen Sie es in Bran­den­burg zulassen, dass aus­gerech­net ein Inlands­ge­heim­di­enst beurteilen darf, welche Vere­ine in unserem Gemein­we­sen als gemein­nützig und daher als steuer­lich zu begün­sti­gen anzuse­hen sind? Zeigt nicht der oben exem­plar­isch skizzierte Fall bere­its alle damit ver­bun­de­nen Gefahren für unser Gemein­we­sen auf?
Was qual­i­fiziert nach Ihrer Auf­fas­sung die Abteilung V im Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um zu ein­er solchen Bew­er­tung? Wäre nicht statt ein­er Ver­schär­fung der Regelung, die zudem abschließend einen Rechtsweg für die Betrof­fe­nen ver­baut, die Stre­ichung dieser Auf­gabe für die Lan­desämter für Ver­fas­sungss­chutz angezeigt?

Wer­den Sie sich mit uns gemein­sam für die Stre­ichung ein­set­zen? Wer­den Sie zumin­d­est dafür Sorge tra­gen, dass die Neu­fas­sung des Para­graphen im Steuerge­set­zen­twurf nicht zum Tra­gen kommt?

Mit Entset­zen blick­en wir auf den Zus­tand des Inlands­ge­heim­di­en­stes ins­ge­samt. Durch die Selb­stent­tar­nung ein­er Neon­aziter­ror­gruppe ist deut­lich gewor­den, wie intrans­par­ent und der demokratis­chen Kon­trolle ent­zo­gen diese Behörde arbeit­et. Hin­weise auf die Ver­strick­un­gen in die ras­sis­tis­che Mord­serie sind offen­sichtlich, und gle­ichzeit­ig ver­hin­dern Ver­fas­sungss­chutz-Beamte durch Akten­ver­nich­tung sog­ar eine Aufk­lärung. Poli­tik­erin­nen und Poli­tik­er aller Parteien sind tief besorgt über den Zus­tand der Inlands­ge­heim­di­en­ste und ihre Möglichkeit­en, deren Arbeit im Sinne eines demokratis­chen Gemein­we­sens zu kon­trol­lieren. Nie­mand mag gegen­wär­tig irgen­det­was völ­lig ausschließen…

Wir wis­sen, unsere Worte sind hart gewählt. Es darf unseres Eracht­ens jedoch nie wieder in der deutschen Geschichte möglich sein, dass eine in ihrem Wesen zwangsläu­fig intrans­par­ente Organ­i­sa­tion wie ein Geheim­di­enst, dessen Arbeitsweise der demokratis­chen Kon­trolle ent­zo­gen ist und dessen ide­ol­o­gis­che Aus­rich­tung kein­er bre­it­en mei­n­ungs­bilden­den demokratis­chen Diskus­sion unter­liegt, das Recht bekommt, mehr sein zu dür­fen als ein rein­er Beobachter zivilge­sellschaftlichen Engage­ments.
Wir bit­ten Sie auf das Ver­fahren zum Jahress­teuerge­setz einzuwirken und eine Änderung des § 51 Abs. 3 AO, wie von der Bun­desregierung geplant, zu ver­hin­dern. Wir bit­ten Sie weit­er, mit uns und anderen gesellschaftlichen Akteuren in einen Dia­log zu treten mit dem erk­lärten Ziel, den Inlands­ge­heim­di­en­sten eine Rolle zuzuweisen, die unser demokratis­ches Gemein­we­sen stärkt und nicht schwächt oder gar gefährdet.

Der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz ist wed­er das Finan­zamt noch ein Experte für zivilge­sellschaftlich­es Wirken. Demokratie ist Sache der Bran­den­burg­er Bürg­erin­nen und Bürg­er und nicht die des Geheimdienstes.

Mit fre­undlichen Grüßen
Der Vor­stand des DJB e.V.
Christoph Löf­fler; Daniela Guse; Juliane Lang; Sören Köhler

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Klima & Umwelt Law & Order

Polizei macht Hausbesuche im Vorfeld des Lausitzer Klimacamps

Die Vor­bere­itungs­gruppe verurteilt die Repres­sio­nen und Ein­schüchterungsver­suche. Bere­its let­ztes Jahr wurde das Camp von mas­siv­er Polizeipräsenz begleit­et. Zudem machte Vat­ten­fall vor Ort Stim­mung gegen das Camp.

Am ver­gan­genen Don­ner­stag wur­den zwei Fam­i­lien in Jän­schwalde ohne juris­tisch stich­haltige Gründe von der Polizei besucht. Die bei­den Fam­i­lien unter­stützen Anti-Kohle-Aktivist/in­nen, die vom 11. bis 19. August 2012 ein Kli­ma- und Energiecamp in dem Dorf erricht­en. In Jän­schwalde ste­ht das zweit­größte Braunkohlekraftwerk Deutschlands.

Der Kraftwerks­be­treiber Vat­ten­fall Europe Gen­er­a­tion AG hat­te die Polizei dazu ange­hal­ten, Haus­be­suche im Vor­feld des Vor­bere­itungstr­e­f­fens für das Camp auf den Grund­stück­en und in den Häusern der sym­pa­thisieren­den Fam­i­lien durchzuführen. Vat­ten­fall befürchte „Störun­gen“ sagte ein Polizist als Begrün­dung für den Haus­be­such und die Befra­gung. Man wolle „nur ein­mal nach­fra­gen”, was dort so vor sich gehe.

Die Aktivist/innen sind empört über diese Vor­fälle: „Die Polizei als Teil der Bun­desre­pub­lik unter­ste­ht der demokratisch gewählten Lan­desregierung und nicht der Wirtschaft. Ein Wirtschaft­sun­ternehmen hat kein Recht, der Polizei Weisun­gen zu geben“ sagte Christi­na Eich­berg­er, die das Camp mitor­gan­isiert. Willkür­liche Haus­be­suche durch die Polizei seien vol­lkom­men inakzept­abel und mit dem Grundge­setz
unvere­in­bar. Poli­tisch engagierte Bürg­erin­nen und Bürg­er wür­den krim­i­nal­isiert und stig­ma­tisiert. Die Mei­n­ungs­frei­heit würde durch dieses Ver­hal­ten beschnit­ten und Zen­sur im Sinne eines Wirtschaft­sun­ternehmens geübt. „Dass Men­schen eingeschüchtert wer­den, alleine weil sie poli­tisch Aktive beherber­gen, erin­nert an dun­kle Zeit­en der Geschichte. Wir erwarten von der Polizei eine Erk­lärung, wie es dazu gekom­men ist“ so Eich­berg­er vom Lausitz­camp weiter.

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Antifaschismus Law & Order

Weg mit “Unsterblichen” und “Oseberg”

Süd­bran­den­burg — Vor zwei Wochen, am Dien­stag den 19. Juni, wurde das Neon­azi-Net­zw­erk „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ durch das Bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­teri­um ver­boten. In diesem Zusam­men­hang fol­gte eine groß angelegte Razz­ia. Bei 25 Neon­azis aus den mit­tler­weile ver­bote­nen Struk­turen kam es zu Haus­durch­suchun­gen. Zeit­gle­ich räumten Neon­azis in Cot­tbus die Räum­lichkeit­en des Thor-Steinar-Ladens „Ose­berg“ leer.

Fotos der Pressekon­ferenz zum Ver­bot und Razz­ia: http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157630194447502/
http://www.flickr.com/photos/77193649@N06/sets/72157630199543112/
http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157630201013184/

Fotos der Aus­räu­mung von “Ose­berg”: http://www.flickr.com/photos/63402479@N08/sets/72157630385230102/

Seit unge­fähr zwei Jahren ver­fes­tigte sich in Süd­bran­den­burg ein neues Spek­trum von organ­isierten Neon­azis. Der selb­ster­nan­nte „außen­par­la­men­tarische Wider­stand“, ent­standen aus Struk­turen der Freien Kräften und Kam­er­ad­schaften, ver­suchte bun­desweit eine Avant­garde-Stel­lung inner­halb der mehr wer­den­den parteiab­geneigter Neon­azis zu erre­ichen. Mit neuaufge­set­zter ras­sis­tis­ch­er und NS-ver­her­rlichen­der Het­ze ver­sucht­en sie, fokussiert auf inno­v­a­tive Aktions- und Pro­pa­gandafor­men, Akzente zu set­zen. Beson­ders inten­siv war die Rekru­tierungsar­beit inner­halb der Kreise kampf­s­port­fasziniert­er Jugendlich­er und gewalt­bere­it­er Anhänger des FC Energie Cottbus. 

Ein Haup­tini­tia­tor der Vor­re­it­er-Gruppe „Spreelichter“, Mar­cel Forstmeier aus Lübbe­nau, welch­er let­ztens in einem Inter­view eines Fernsehsenders seine Anonymität aufgegeben hat, organ­isierte einzelne Aktion­s­grup­pen. Unter der Obhut der „Spreelichter“ ent­standen in Städten wie Sen­ften­berg, Vetschau, Sprem­berg und Cot­tbus Grup­pierun­gen mit regionalem Dreh­punkt. Jahre­lang ini­ti­ierten diese Grup­pen im gemein­samen Kon­text Kam­pag­nen und führten unter­schiedlich­ste Aktio­nen durch. Mit massen­weise verklebten Aufk­le­ber und Plakat­en sowie vie­len großflächig ange­sprüht­en Parolen wurde ver­sucht, das Stadt­bild an sich zu reißen. Zahlre­iche Artikel und Pub­lika­tio­nen wur­den ver­bre­it­et, um extern aber auch in den eige­nen Rei­hen ide­ol­o­gis­che „Schu­lungsar­beit“ zu leisten. 

Großes medi­ales Auf­se­hen erre­icht­en die Neon­azi-Struk­turen als für Nazi-Täter_In­nen „Heldenge­denken“ durchge­führt wur­den, mit dem Ver­such „Nationale Kampf­s­port­turniere“ zu etablieren und mit Aufmärschen inner­halb der Kam­pag­nen „Volk­stod stop­pen“ und „Werde unsterblich“. 

Grup­pierun­gen unter dem Label „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ bilde­ten so einen Schw­er­punkt neon­azis­tis­ch­er Prob­lematik in Süd­bran­den­burg. Schon lange nah­men die „Spreelichter“ mit ihren Aktion­szellen auch über­re­gion­al eine rel­e­vante Funk­tion ein. Sie über­nah­men zum Teil die Mobil­isierung zu Neon­azi-Großaufmärschen in Dres­den und Magde­burg. Nicht sel­ten ver­sucht­en sie auch, Teil bürg­er­lich­er Proteste zu wer­den, wie etwa anlässlich von Rück­trit­tforderun­gen deutsch­er Poli­tik­er oder des Han­delsabkom­mens „ACTA“. Auch andere neon­azis­tis­che Zusam­men­hänge wie z.B. in Sach­sen und Nieder­sach­sen übernehmen die Rhetorik und Aktions­felder der „Spreelichter“ und ver­suchen diese zu kopieren. 

Repres­sion­swelle und Ver­bot – Ende der Unsterblichkeit? 

Die Kam­pagne „Werde unsterblich“ mit der Absicht den ver­meintlichen „Volk­stod“ zu stop­pen, welch­er sich die „Spreelichter“ und ihr Net­zw­erk stark zuge­wandt haben, trans­portierten ras­sis­tis­che Inhalte mit ein­deutiger Annäherung an die „Volks­ge­mein­schaft“ des Hitler-Faschis­mus. Kon­spir­a­tive nächtliche Aufmärsche mit weißen Masken stoßen auf Res­o­nanz inner­halb der neon­azis­tis­chen Szene. Der neue Aktion­sspiel­raum der Mys­tik und Insze­nierung dezen­traler Aufmärsche zog die ersten Haus­durch­suchun­gen nach sich. 

Im Jan­u­ar 2012 wur­den, aus­ge­hend von Säch­sis­chen Polizei-Behör­den, 44 Woh­nun­gen von Neon­azis in vier Bun­deslän­dern durch­sucht. Den Neon­azis, darunter auch elf aus Großraum Cot­tbus, sollte die Teil­nahme an einem Auf­marsch der „Unsterblichen“ im säch­sis­chen Stolpen im Jahr 2011 nachgewiesen wer­den. Mit einem sarkastis­chen Clip „Masken­ball“ und ein­er Anleitung gefüllt mit Halb­wis­sen zum Umgang mit Haus­durch­suchun­gen ver­sucht­en die „Spreelichter“ die Repres­sion aufzuar­beit­en. Begleit­et von Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen aber auch einzel­nen Dis­tanzierun­gen ander­er rechter Zusam­men­hänge, set­zte die „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ ihre poli­tis­che Prax­is fort. 

Einige Monate später, am 19. Juni ergriff das Bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­teri­um die Gele­gen­heit, die Grup­pierun­gen juris­tisch zu ver­bi­eten und damit aufzulösen. In der 60-seit­i­gen Ver­botsver­fü­gung konzen­tri­erte sich die Argu­men­ta­tion des Min­is­teri­ums dies­mal mehr auf die poli­tis­che Aus­rich­tung und Inhalte des Net­zw­erks sowie die Gesamtheit ihrer Aktio­nen. So heißt es: 

Die Vere­ini­gung weist eine Wesensver­wandtschaft mit dem Nation­al­sozial­is­mus auf und zeich­net sich durch ein aktiv-kämpferisches Vorge­hen gegen die frei­heitliche demokratis­che Grun­dord­nung aus. 

In Cot­tbus, Lübben, Lübbe­nau, Sprem­berg, Vetschau und Forst durch­sucht­en 260 Polizist_Innen Woh­nun­gen, Gara­gen und Gewer­beräum­lichkeit­en, um das Ver­bot durchzuset­zen und Mate­r­i­al zu beschlagnah­men. Mehr als 25 Neon­azis der „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ und ins­ge­samt 27 Objek­te waren von der Razz­ia betrof­fen. Beschlagnahmt wur­den Waf­fen, massen­weise neon­azis­tis­ches Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al, Trans­par­ente und Uten­silien der „Unsterblichen“-Aufmärsche sowie eine SS-Totenkopf- und Hak­enkreuz-Fahne, außer­dem 120 Com­put­er, zahlre­iche Daten­träger und 24 Video- und Fotoaus­rüs­tun­gen. Auch eine „Vere­in­skasse“ mit Bargeld wurde beim Ini­tia­tor Forstmeier eingezogen. 

Um den Neon­azis das Handw­erk auch im Inter­net zu leg­en, wird derzeit vom Min­is­teri­um ver­sucht, deren Inter­net­präsen­zen abzuschal­ten. Dies ist jedoch nicht so ein­fach, da ihre Serv­er teil­weise in der Schweiz liegen. Alle Inter­net­seit­en des Net­zw­erkes „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“, dazu gehören spreelichter.info — senftenberger.blogspot.de — vetschaufenster.info — logr.org/spremberg — cb-infos.net und ihrer Kam­pagne werde-unsterblich.info sind derzeit noch aktiv. Die Abschal­tung dieser ist nach Angaben des Innen­min­is­teri­ums jedoch nur noch eine Frage der Zeit. 

Die Seite der „Spreelichter“ ist derzeit demask­iert und nur mit einem Zitat und weit­er­führen­den Links zu befre­un­de­ten Neon­azi-Grup­pierun­gen gefüllt, andere Seit­en sind seit dem 19. Juni zwar nicht aktu­al­isiert aber noch aktiv. Lediglich die Aktion­s­gruppe aus Sen­ften­berg, die in keinem Bericht erwäh­nt wird, schreibt auch noch nach dem Ver­bot neue Artikel. Jedoch wird jeglich­er Bezug auf das Ver­bot und Razz­ia ver­mieden, wodurch eine Dis­tanz zu den „Spreelichtern“ vorge­spielt wer­den soll. Die Aktiv­itäten der Grup­pierun­gen auf der Inter­net-Plat­tform „Twit­ter“ laufen dage­gen weit­er; es wer­den Beiträge zur Sol­i­dar­ität mit den ver­bote­nen Struk­turen aufgerufen. 

Für mehr als nur Ver­bote – eine linksradikale Perspektive 

Die „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ ist also zum Großteil mit­samt ihren Einzel­grup­pen ver­boten. Ihre Anonymität inner­halb polizeilich­er Ermit­tlungs­be­hör­den haben sie ver­loren und wer­den auf­grund der beschlagnahmten Gegen­stände weit­er­hin ver­fol­gt. Ihre Inter­net­seit­en wer­den höchst­wahrschein­lich dem­nächst abgeschal­tet und die Aus­rüs­tung zur Anwen­dung des Know-hows ist auch weg. Die „Vere­in­skasse“ wurde mitgenom­men und sie wer­den auf andere finanzielle Mit­tel zurück­greifen müssen, um die bevorste­hen­den Repres­sion­skosten zu bewältigen. 

Das Ver­bot wird die Neon­azi-Struk­turen stark beschäfti­gen und für einige Zeit hand­lung­sun­fähig machen. U
nklar bleibt dabei, wie vor­bere­it­et die Struk­turen auf ein Ver­botsver­fahren sein kon­nten und wie sie genau damit umge­hen. Denn wie sich auf­grund des medi­alen Drucks nur unschw­er erah­nen ließ, kamen diese nicht über­raschend. Bemerkenswert ist dage­gen, wie lange sich die Behör­den dem Treiben der völkischen Freaks zuge­se­hen haben. Im Ver­gle­ich zum Vorge­hen staatlich­er Repres­sion­sor­gane gegenüber link­er Struk­turen im Rah­men der „Extrem­is­mus­dok­trin“, gilt es nach­haltig für Schutz vor Repres­sion zu sorgen. 

Zwar ist in der Ver­fü­gung ein Ver­bot von „Ersat­zor­gan­i­sa­tio­nen“ man­i­festiert, doch das wird kaum ide­ol­o­gisch-fest­ge­fahrene Neon­azis davon abhal­ten, Mit­tel und Wege zu find­en weit­er­hin aktiv zu sein. Ide­olo­gien lassen sich nicht ver­bi­eten, son­dern nur gemein­sam mit den Ursachen bekämpfen. Ras­sis­mus, Homo­pho­bie und Anti­semitismus vor­angetrieben durch Sozialchau­vin­is­mus während der wieder­aufkehren­den kap­i­tal­is­tis­chen Krisen, muss eine Kri­tik und Prax­is gegen Staat, Nation und Kap­i­tal ent­ge­gengestellt und der Nährbo­den für reak­tionäre Ide­olo­gien ent­zo­gen werden. 

Kein „Ose­berg“ mehr in Cottbus 

Am sel­ben Dien­stag­mor­gen des 19. Juni räumten die Besitzer des recht­en Thor-Steinar-Ladens „Ose­berg“ in der Cot­tbuser Bahn­hof­s­traße die Räum­lichkeit­en endgültig leer. Seit zwei Jahren existierte der Laden direkt in der Cot­tbuser Innen­stadt. Mit der „trendi­gen“ recht­en Marke wurde ver­sucht, nation­al­sozial­is­tis­che Bezüge und völkische Inhalte zu ver­bre­it­en und Prof­it zu schla­gen. Eingemietet hat­te sich der Betreiber in ein Pri­vathaus, dessen Eigen­tümer bei Ver­tragsab­schluss ein Kat­a­log der Marke vorgelegt wurde. So war es nicht möglich mit rechtlichen Schrit­ten und Räu­mungskla­gen vorzuge­hen, da vom Ver­mi­eter kein Inter­esse daran bestand. 

Keine Frage: In Cot­tbus war der Absatz­markt groß, über­all find­en sich Per­so­n­en mit Klei­dungsstück­en der recht­en Marke. Doch ein ganz „Über­raschen­des Aus“ [10], wie die lokale Zeitung schreibt, war es nicht. Seit dem Eröff­nungs­da­tum in 2010 kam es regelmäßig zu kreativ­en Aktio­nen gegen den recht­en Laden. Die Besitzer des Ladens bemüht­en sich zwar, die Sach­schä­den zu beseit­i­gen, hat­ten jedoch während des let­zten hal­ben Jahr schein­bar resig­niert. Sichtlicht abstoßend in der Außen­wirkung und mit teils geschlosse­nen Rol­l­lä­den, was auf demolierte Scheiben­front ver­muten lässt, schien es, als hät­ten die Besitzer des Ladens aufgegeben. Dies erk­lärt auch die Gewer­be­ab­mel­dung zum 30. Juli. 

Mit der unfrei­willi­gen Schließung des Ladens gibt es ein pos­i­tives Beispiel, wie ein Stück rechter Erleb­niswelt eingedämmt wer­den kann. Allerd­ings wird nir­gend­wo the­ma­tisiert, dass in Cot­tbus seit mehr als 5 Jahren ein weit­er­er Neon­azi-Laden „The dev­ils right hand store“ resi­diert und eine viel bre­it­ge­fächerte Auswahl neon­azis­tis­ch­er Artikel anbi­etet. Ein Zusam­men­hang zwis­chen dem Ver­bot der „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ und der Schließung von „Ose­berg“ kann nicht hergestellt werden.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Gemeinsame Presseerklärung der Flüchtlingsräte Brandenburg und Berlin

Die Eröff­nung des neuen Flughafens BER „Willy Brandt“ wurde auf März 2013 ver­schoben – die Internierung­sein­rich­tung für Flüchtlinge am BER zur Durch­führung des soge­nan­nten Flughafen-Asylver­fahrens ist jedoch bezugs­fer­tig und soll nach Willen der Lan­desregierung Bran­den­burg noch im Juli in Betrieb gehen. Nach Auskun­ft der Press­es­telle den Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­ums sollen in der neu richteten Unterkun­ft die Abläufe für das Flughafen­ver­fahren erprobt und Asyl­suchende, die am alten Flughafen Schöne­feld ankom­men, interniert werden.

Gegen diese Pläne protestieren die Flüchtlingsräte Berlin und Bran­den­burg scharf. Sie haben eine Online-Peti­tion ges­tartet, in der sie die Lan­desregierung auf­fordern, die Inbe­trieb­nahme der Ein­rich­tung zu ver­weigern. (http://openpetition.de/petition/online/keine-internierung-von-asylsuchenden-am-flughafen-willy-brandt)

Darin heißt es: „Im Feb­ru­ar 2012 hat der Bran­den­burg­er Land­tag mit einem frak­tion­süber­greifend­en Beschluss seine Ablehnung des Flughafen-Asylver­fahrens erk­lärt. Die Lan­desregierung wurde beauf­tragt, sich dafür einzuset­zen, dass auf das Flughafen-Asylver­fahren am BER verzichtet wird.

Durch die ver­schobene Eröff­nung des Flughafens gewin­nt die Lan­desregierung Zeit, diesen wichti­gen Auf­trag umzuset­zen. Eine Inbe­trieb­nahme der Internierung­sein­rich­tung am BER Monate vor der Eröff­nung des neuen Flughafens stünde jedoch im ekla­tan­ten Wider­spruch dazu. Mit der vorzeit­i­gen Inbe­trieb­nahme der Ein­rich­tung würde die Lan­desregierung Bran­den­burg Fak­ten schaf­fen, die der rigi­den Asylpoli­tik der Bun­desregierung in die Hände spielen.“

Dorothea Lin­den­berg vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg erk­lärt dazu: „Die Lan­desregierung macht sich unglaub­würdig, wenn sie sich öffentlich gegen das Flughafen­ver­fahren ausspricht und gle­ichzeit­ig schon Monate vor der Flughafen­eröff­nung die Internierung von Flüchtlin­gen trainiert, damit das Flughafen­ver­fahren ab März 2013 möglichst rei­bungs­los ablaufen kann.”

Auch Mar­ti­na Mauer vom Flüchtlingsrat Berlin fordert vom Bran­den­burg­er Min­is­ter­präsi­den­ten Platzeck mehr Courage: „Wenn es der Lan­desregierung wirk­lich ernst ist mit ihrer Ablehnung des Flughafen-Asylver­fahrens, dann hätte sie jet­zt die Chance, dies zu beweisen. Die vorzeit­ige Inbe­trieb­nahme ist absurd: //Flughafen kön­nen sie nicht, Knast schon.“

Mit der ges­tarteten Online-Peti­tion wird die Lan­desregierung Bran­den­burg aufgefordert,

1. die Internierung­sein­rich­tung für Asyl­suchende am Flughafen BER „Willy Brandt“ nicht in Betrieb zu nehmen.

2. sich gegenüber der Bun­desregierung inten­siv dafür einzuset­zen, dass am BER keine Flughafen-Asylver­fahren durchge­führt werden.

3. alle ihre Entschei­dun­gen hin­sichtlich des Flughafen­ver­fahrens am BER trans­par­ent zu machen und sofort der Öffentlichkeit zu kommunizieren.

4. Die angekündigte Bun­desratsini­tia­tive zur bun­desweit­en Abschaf­fung des Flughafen­ver­fahrens zügig umzuset­zen. Im Juli pla­nen ver­schieden anti­ras­sis­tis­che Organ­i­sa­tio­nen weit­ere Protes­tak­tio­nen gegen die Inbe­trieb­nahme der Internierung­sein­rich­tung und das Flughafen­ver­fahren. Außer­dem rufen die Flüchtlingsräte dazu auf, am Tag X nach Inbe­trieb­nahme den „Asylk­nast“ vor Ort in Augen­schein zu nehmen und laut­stark dessen Schließung zu fordern.

Am 21.7.2012 endet die Zeich­nungs­frist dann wer­den die gesam­melten Unter­schriften an Min­is­ter­präsi­dent Platzeck übergeben.

Inforiot