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Wünsdorfer Vier-Bunker-Tour mit Lagerfeuer

Wüns­dorf — Der Schein der Taschen­lampe erhellt Beton­wände im Halb­dunkel, aus denen acht­los her­aus­geris­sene Kabel hän­gen. Aus bloßem Mauer­w­erk ragen ver­rostete Eisen­hal­terun­gen her­vor, und auf dem Boden ste­hen alte Holzk­isten mit rus­sis­ch­er Schrift. Der ehe­ma­lige Luftvertei­di­gungs­bunker “UK 20” der rus­sis­chen Stre­itkräfte in Wüns­dorf südlich von Berlin ver­rät auf den ersten Blick nichts von sein­er früheren Bedeutung. 

“Hier hin­gen Bild­schirme, mit denen die sow­jetis­chen Stre­itkräfte über Radar den gesamten deutschen Luftraum kon­trol­lierten”, sagt Wern­er Borchert, Geschäfts­führer der Büch­er­stadt Touris­mus GmbH in Wüns­dorf (Tel­tow-Fläming), und deutet auf eine etwa 15 Meter lange Wand. Die Sow­je­tarmee hat­te in der Wald­sied­lung zu DDR-Zeit­en ihr Hauptquartier. 

Erst­mals seit dem Abzug der rus­sis­chen Trup­pen vor elf Jahren ist der ehe­ma­lige Luftvertei­di­gungs­bunker wieder für die öffentlichkeit zugänglich. Führun­gen durch die ins­ge­samt 55 Hek­tar großen Anla­gen organ­isiert die Büch­er­stadt. Der Gang durch die Stollen, Keller und Schächte ist ein Höhep­unkt im diesjähri­gen Pro­gramm. Schw­er­punkt aller Ver­anstal­tun­gen soll der 60. Jahrestag zum Kriegsende am 8. Mai 1945 sein. 

“In Wüns­dorf begann mit der Sta­tion­ierung eines Panz­er­reg­i­ments die Vor­bere­itung der Wehrma­cht auf den Zweit­en Weltkrieg”, erläutert Borchert. Auf dem Gelände hat­te seit Ende der 30er Jahre das Oberkom­man­do des deutschen Heeres (OKH) sein Haup­tquarti­er, von 1953 bis 1994 war es dann der Sitz des Oberkom­man­dos der sow­jetis­chen Streitkräfte. 

Führun­gen unter Titeln wie “Vier-Bunker-Tour mit Lager­feuer und Feld­verpfle­gung” sollen Besuch­ern den Aus­flug nach Wüns­dorf schmack­haft machen. Nach dem Abstieg in die Unter­welt servieren die Ver­anstal­ter Sol­datenein­topf aus der Gulaschkanone. Die Tour “Auf den Spuren der Russen” führt in den Luftvertei­di­gungs­bunker UK 20, den Aus­bil­dungs­bunker “Panzir” und endet in der Offizierssauna. Ein weit­er­er Höhep­unkt soll im April ein Sem­i­nar zum The­ma “Deutsche Kriegs­bunker als Friedens­denkmal im vere­in­ten Europa” mit Vertretern aus Polen und Ruß­land wer­den. Zum Gedenken an die Opfer des Krieges ist ein Feld­gottes­di­enst vorgesehen. 

Neben den düsteren Baut­en bietet Wüns­dorf — nach eige­nen Angaben Deutsch­lands größte Büch­er­stadt — 350 000 Büch­er aller Wis­sens­ge­bi­ete. “Wir merken, daß das Ensem­ble aus alten Büch­ern und Bunkern funk­tion­iert”, meint Geschäfts­führer Borchert. 35 000 Besuch­er kamen im ver­gan­genen Jahr, um sich die alten Anla­gen anzuguck­en und in den ins­ge­samt fünf Anti­quar­i­at­en in alten Büch­ern zu stöbern. Die sicht­barste Verbindung von Bunkern und Büch­ern ist am 1. Feb­ru­ar mit der Eröff­nung ein­er mil­itärhis­torischen Buch­hand­lung geplant. 

Der Wehrma­chts-Nachricht­en­bunker “Zep­pelin”, der anschließend zur Kom­man­dozen­trale der sow­jetis­chen Stre­itkräfte umge­baut wurde, ist noch voll­ständig erhal­ten; bis zu 20 Meter tief geht es unter die Erde. Noch in diesem Jahr soll hier alte Nachricht­en- und Funk­tech­nik der Wehrma­cht in die leeren Räume zurück­kehren, um Besuch­ern einen authen­tis­cheren Ein­druck von der frühren Atmo­sphäre in den Schutzkellern zu vermitteln. 

Stolz weist Borchert auf die trock­e­nen Wände und Räume. Seit Jahres­be­ginn ist das von den Sow­jets einge­baute Lüf­tungssys­tem wieder in Betrieb und sorgt für ein deut­lich angenehmeres Kli­ma in den alten Schächt­en. Darüber hin­aus wur­den kür­zlich weit­ere Aus­gänge aus dem Labyrinth für Besuch­er geöffnet. dpa 

Bunker und Büch­er im Internet:

www.buecherstadt.com

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Platzeck für Gebühren

(CHRISTOPH SEILS) Berlin · 28. Jan­u­ar · Er werde in den kom­menden Tagen den Ver­such machen, sich mit seinen sozialdemokratis­chen Län­derkol­le­gen “auf eine ein­heitlich­es, abges­timmten Vorge­hen” zu ver­ständi­gen, sagte Platzeck der FR. Er ver­lässt damit die unter SPD-Bil­dungspoli­tik­ern verabre­dete Lin­ie, am gebühren­freien Erst­studi­um festzuhal­ten. Bran­den­burg werde bei den Gebühren “kein Vor­re­it­er sein”, erk­lärte Platzeck. Aber sowohl er als auch seine Wis­senschaftsmin­is­terin Johan­na Wan­ka (CDU) seien “von dieser Welt”. 

Die Hand­lungskom­pe­tenz liege jet­zt auf Län­derebene, so Platzeck, “und da sehen wir ganz klar, wohin die Post abge­ht”. Um zu ver­hin­dern, dass sich die Län­der zukün­ftig gegen­seit­ig ausstechen und für ein Land wie Bran­den­burg nur noch Reak­tion­s­möglichkeit­en blieben, soll­ten die 16 Bun­deslän­der ver­suchen, “ob sie sich nicht auf ein abges­timmtes Vorge­hen ver­ständi­gen kön­nen”. Er warnte vor einem “unüber­schaubaren Flick­en­tep­pich” und “nicht berechen­baren Wan­derungs­be­we­gun­gen”. “Deutsch­land sollte bei Stu­di­enge­bühren ein einiger­maßen über­schaubares und von gle­ichen Richtlin­ien aus­ge­hen­des Sys­tem haben”, meinte Platzeck. 

“Sozialverträglich gestalten” 

Sein Ein­satz werde dahin gehen, “dass wir möglichst bun­de­sein­heitliche sozialverträgliche Regelun­gen schaf­fen”. Gebühren dürften junge Men­schen nicht vom Studieren abhal­ten, Dar­lehen nur zurück­gezahlt wer­den müssen, wenn die Stu­den­ten anschließend einen Beruf mit ein­er entsprechen­den Ent­loh­nung gefun­den haben. 

Dage­gen unter­stützt Bun­des­bil­dungsmin­is­terin Edel­gard Bul­mahn (SPD) den Vorschlag aus Rhein­land-Pfalz. Nach Schweiz­er Vor­bild solle für einen Stu­di­en­platz das Bun­des­land zahlen, aus dem der Studierende stamme.

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SPD will rechte Demonstrationen einschränken

Pots­dam — Demon­stra­tio­nen an den KZ-Gedenkstät­ten Sach­sen­hausen und Ravens­brück, dem Sol­daten­fried­hof in Halbe und anderen Orten mit beson­der­er his­torisch­er Bedeu­tung sollen nach Vorstel­lung der SPD-Land­tags­frak­tion eingeschränkt wer­den. Die Län­der müßten dafür das Recht erhal­ten, selb­ständig befriedete Bezirke festzule­gen, in denen das Ver­samm­lungsrecht beson­ders strenge Aufla­gen zuläßt, erk­lärte Innen­ex­perte Wern­er-Sieg­wart Schip­pel. Es müßten alle rechtlichen Möglichkeit­en aus­geschöpft wer­den, um zu ver­hin­dern, daß Recht­sex­treme an Orten des Gedenkens an die Ver­brechen des Nation­al­sozial­is­mus demon­stri­eren kön­nen. epd 

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Sonderausstellung: Erschütternde Dokumente von 1945

Schwedt (dir/MOZ) 60 Jahre nach Beendi­gung des Zweit­en Weltkrieges soll mit ein­er Son­der­ausstel­lung an die Kriegsereignisse in und um Schwedt erin­nert wer­den. Zur Eröff­nung am Son­ntag, dem 30. Jan­u­ar, um 15 Uhr wird André Vogel eine Ein­führung in die Ausstel­lung geben. Elis­a­beth Zwieg, Schaus­pielerin der ubs., liest “Wir woll­ten eigentlich nicht fliehen … — aus Erin­nerungs­bericht­en Schwedter Bürg­er”. Einen per­sön­lichen Rück­blick auf die Geschehnisse im Jahr 1945 hält Diet­rich Plath. Alle Inter­essen­ten sind her­zlich eingeladen. 

Im Mit­telpunkt ste­hen vor allem die let­zten Kriegsmonate im Jahr 1945. Die Darstel­lung der mil­itärischen Aktio­nen wie der “Schwedter Brück­enkopf” und die Auswirkun­gen der Kam­phand­lun­gen auf die Zivil­bevölkerung zeigen eine zunehmende Ver­flech­tung der Ereignisse und die sich anbah­nende Katas­tro­phe. Erschüt­ternde Tage­buchaufze­ich­nun­gen, Kalen­der­noti­zen, Briefe, Fotos und Doku­mente sowie Waf­fen und andere Kriegszeug­nisse lassen die let­zten Tage in Schwedt vor dem Ein­marsch der sow­jetis­chen Armee noch ein­mal in ihrer ganzen Härte lebendig werden. 

Auch heutige Berichte Schwedter Bürg­er über diese Zeit zeigen: Das Leid und die Not in den Wochen schlimm­ster Bedrück­ung sind nicht vergessen. Immer wieder auftre­tende Muni­tions­funde machen zusät­zlich bewusst, dass die Spuren des Krieges bis in die heutige Zeit führen. 

Die Ausstel­lung wird erar­beit­et von den Mitar­bei­t­erin­nen des Schwedter Stadt­mu­se­ums in enger Zusam­me­nar­beit mit André Vogel, Kampfmit­telbe­seit­iger beim Muni­tions­ber­gungs­di­enst des Lan­des Bran­den­burg, der sich pri­vat inten­siv mit der Mil­itärgeschichte beson­ders im Schwedter Raum beschäftigt.

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Bewegendes Gedenken

Rüder­s­dorf (Iv./MOZ) Mit ein­er sehr per­sön­lich gehal­te­nen und bewe­gen­den Ver­anstal­tung auf dem Fried­hof neben der Kalk­berg­er Kirche gedacht­en gestern Nach­mit­tag Rüder­s­dor­fer der Holo­caust-Opfer. Bürg­er­meis­ter André Schaller hat­te dazu ein­ge­laden. Ilse Panz­er (83) sprach über ihren Vater Willi Skami­ra, der am 22. Ja­nuar 1945 von den Nazis mit dem Fall­beil hin­gerichtet wor­den war. “Wir ste­hen hier am Mah­n­mal nicht in Nos­tal­gie ver­sunken”, sagte sie, obwohl die Ereignisse von vor 60 Jahren noch immer frisch im Gedächt­nis seien. “Wir müssen heute Antworten für die Jugend haben, die fragt: Wie kon­nte es 1933 dazu kom­men?”, mah­nte sie. 

Der Gedenkstein auf dem Kalk­berg­er Fried­hof, neben dem im Sep­tem­ber 1945 die Urne von Skami­ra beige­set­zt wor­den war, trägt auch eine franzö­sis­che Auf­schrift. Damals: Ein franzö­sis­ch­er Gefan­gener hat­te im Bran­den­burg­er Zuchthaus für Willi Skami­ra Tabak gesam­melt — eine Fre­und­schaft­stat. Heute: “Mit der Städtepart­ner­schaft mit Pier­refitte haben wir auch auf kom­mu­naler Ebene zur Fre­und­schaft gefun­den”, sagte Ilse Panz­er und berichtete von einem Erleb­nis zum dor­ti­gen 60. Jahrestag der Befreiung, als sie eine neue Fre­undin fand. “Die inter­na­tionale Sol­i­dar­ität ist das Band von gestern und heute. Der Krieg hat­te unsere Völk­er ver­fein­det, heute sind wir Freunde.”

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Erinnern für die Zukunft

Mehr als 150 Frank­furter aus mehreren Gen­er­a­tio­nen, Parteien und Glauben­srich­tun­gen erlebten am Don­ner­stag in der Konz­erthalle die Gedenk­feier zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz. Stadtverord­neten­vorste­her Volk­er Starke (CDU) und Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle (SPD) begrüßten mit Peter Gin­gold dazu einen Zeitzeu­gen und Wider­stand­skämpfer, der mit bewe­gen­den Worten seine Erleb­nisse zur Zeit des Faschis­mus schilderte. Im Vor­feld der Ver­anstal­tung hat­te es Diskus­sio­nen um diesen Red­ner gegeben, weil er Sprech­er der von Ver­fas­sungss­chützern als link­sex­trem­istisch eingeschätzten Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes — Bund der Antifaschis­ten ist. CDU-Vertreter waren deshalb nicht gekommen. 

Die Stüh­le im Kam­mer­musik­saal der Konz­erthalle reicht­en gestern Abend nicht aus. Neben vie­len älteren Frank­furtern waren auch sehr viele junge Leute gekom­men. Sie erlebten mit Peter Gin­gold sich­er einen der let­zten Zeitzeu­gen der schreck­lichen Ereignisse von damals, die, so Kat­ja Wolle, “durch das Erfahren solch­er Einzelschick­sale sehr viel konkreter wer­den, als es abstrak­te und kaum fass­bare Zahlen je ver­mit­teln kön­nen”. Schon zuvor hat­te die PDS erk­lärt, dass Gin­gold für sie der richtige Red­ner sei und gefordert, den Zeitzeu­gen zuzuhören, solange es sie noch gibt. 

Volk­er Starke beze­ich­nete den Gedenk­tag auch als einen Tag des Auf­bruchs, als den Ver­such, es bess­er zu ver­ste­hen. “Denn nur wer die Ver­gan­gen­heit ver­ste­ht, kann sich­er in die Zukun­ft gehen.” Doch Erin­nerung, so Kat­ja Wolle, müsse auch weh tun. Dass die Worte Peter Gin­golds nicht nur ihm selb­st, son­dern auch vie­len Anwe­senden Schmerzen bere­it­eten, spiegelte sich auf den Gesichtern wider.

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Studiengebühr “sozial abfedern”

(loo)Wenn Stu­di­enge­bühren in Bran­den­burg einge­führt wer­den soll­ten, so werde die Präsi­dentin der Europa-Uni­ver­sität, Gesine Schwan, darauf acht­en, dass sie sozial abgefed­ert seien, dass sie mit Stipen­di­en unter­set­zt wer­den und dass das neu ein­genommene Geld den Hochschulen auch direkt und zusät­zlich zur Ver­fü­gung ste­hen wird. Dies teilte am Fre­itag Uni-Press­esprecherin Annette Bauer mit. Gesine Schwan (SPD) sei sich in diesen Posi­tio­nen mit Lan­deswis­senschaftsmin­is­terin Johan­na Wanke (CDU) einig, ver­sicherte die Sprecherin. 

Wie Julian Jakob vom All­ge­meinen Stu­den­te­nauss­chuss (AStA) der Viad­ri­na mit­teilte, haben am Don­ner­stag Vertreter aller bran­den­bur­gis­chen Stu­den­ten­gremien mit der Min­is­terin berat­en. Auch wenn die Ein­führung wahrschein­lich sei, so sei derzeit die konkrete Aus­gestal­tung, die Län­der­sache sei, noch unklar. Völ­lig unklar sei, ob und wie die pol­nis­chen Stu­den­ten an der Viad­ri­na mit der Gebühr belastet werden.

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Mit Hakenkreuzen beschmiert

(Die Welt) Falkensee — Unbekan­nte Täter haben in der Nacht zum Don­ner­stag die Gedenkstätte des ehe­ma­li­gen KZ-Außen­lagers Falkensee (Havel­land) geschän­det. Der zen­trale Obelisk zur Erin­nerung an die Opfer des Lagers wurde mit dem Hak­enkreuz als Sym­bol des Nation­al­sozial­is­mus beschmiert, teilte die Polizei gestern mit. Der Gedenkstein und drei Lage­plan-Tafeln wur­den mit Flug­blät­tern mit anti­semi­tis­chem Inhalt beklebt. 

Bere­its in der Nacht vom 15. zum 16. Jan­u­ar war der Gedenkstein mit dem Wort “Jude” beschmiert worden. 

Am frühen Fre­itag­mor­gen pöbel­ten in Neu­rup­pin (Ost­prig­nitz-Rup­pin) drei Jugendliche zwis­chen 16 und 19 Jahren mehrere Pas­san­ten an und skandierten den “Hitler-Gruß”. Nach Polizeiangaben schlu­gen die Män­ner auf zwei 19jährige ein, die im Gesicht und am Oberkör­p­er leicht ver­let­zt wur­den. Die gerufe­nen Beamten kon­nten die drei angetrunk­e­nen Tatverdächti­gen (0,82–1,55 Promille) festnehmen. 

Mit Hak­enkreuzen geschändet

Geschichtspark Falkensee war Ziel von unbekan­nten Tätern

(ANKE FIEBRANZ, STEFAN KUSCHEL; MAZ) FALKENSEE Dass die Täter in der Nacht zum 27. Jan­u­ar im Geschichtspark Falkensee zuschlu­gen, war kein Zufall. Sie woll­ten, dass ihre neon­azis­tis­chen Spuren genau an dem Tag gefun­den wer­den, an dem die Welt der Opfer des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz gedachte. Das Ver­nich­tungslager war am Don­ner­stag vor 60 Jahren durch die Sow­je­tarmee befre­it worden. 

Die Unbekan­nten, die in dieser Woche in Falkensee ihr Unwe­sen trieben, schän­de­ten den Obelisken, der an die Opfer des Außen­lagers des ehe­ma­li­gen KZ Sach­sen­hausen erin­nert, mit Hak­enkreuzen und klebten Din-A4-Blät­ter mit anti­semi­tis­chen Parolen auf einen Gedenkstein. Diese Aktion sei ziel­gerichtet gewe­sen und ste­he in direk­tem Zusam­men­hang mit dem Gedenken an die Opfer der Nation­al­sozial­is­ten, zeigte sich Horst Sef­er­ens, Sprech­er der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten, überzeugt. Die Täter woll­ten ger­ade diese Opfer tre­f­fen: Das ehe­ma­lige KZ-Außen­lager in Falkensee ist ein Ort, an den Über­lebende mit ihren schmer­zlichen Erin­nerun­gen in all den Jahrzehn­ten nach dem Krieg immer wieder zurück­kehrten. Auch von den 500 ehe­ma­li­gen Häftlin­gen, die man Mitte April zu den Ver­anstal­tun­gen zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Sach­sen­hausen erwartet, wer­den nicht wenige den Geschichtspark auf­suchen, machte Sef­er­ens deut­lich. In Falkensee herrscht der­weil Entset­zen über den rechts­gerichteten Anschlag. “Darüber kann man nur empört sein, das ist grausam”, sagte PDS-Frak­tion­schefin Rose­marie Thür­ling. Sie schließt nicht aus, dass die Tat im Geschichtspark eine “Gegen­reak­tion” sein kön­nte auf die umfan­gre­iche und nach ihrer Ansicht mitunter über­frachtete Berichter­stat­tung in den Medi­en zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz. “Ich bin wirk­lich entset­zt darüber, dass das aus­gerech­net in dieser Zeit passiert ist”, sagte Erhard Sten­zel, Vor­sitzen­der der PDS Falkensee und im Zweit­en Weltkrieg Wider­stand­skämpfer in der franzö­sis­chen Résistance. 

“Ich bin der Mei­n­ung, dass gegenüber dem Recht­sex­trem­is­mus und den Neon­azis eine härtere Gan­gart eingeschla­gen wer­den muss”, so der 79-Jährige. Es könne nicht sein, dass Neon­azis in deutschen Par­la­menten sitzen und durch das Bran­den­burg­er Tor marschieren. “Ich verurteile das auf das Schärfste.” 

Nach dem Anschlag in Falkensee ermit­telt die Kripo unter anderem wegen des Ver­dachts der Volksverhetzung.

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Warum gerade ich”

(roe) ZEHDENICK “In Auschwitz achtet man nicht mehr darauf, ob ein Maschi­nengewehr häm­mert oder ein Gewehrschuss fällt.” Dieser Satz stammt aus den Erin­nerun­gen Otto Rosen­bergs. Er zeugt von der völ­li­gen Abges­tumpftheit, der die Häftlinge nach den Qualen der Gefan­gen­schaft erlegen waren. Der langjährige Vor­sitzende des Lan­desver­ban­des der Sin­ti und Roma Berlin-Bran­den­burg hat seine Erin­nerun­gen unter dem Titel “Das Bren­n­glas” niedergeschrieben. Das Buch han­delt von ein­er Kind­heit im nation­al­sozial­is­tis­chen Deutschland. 

Petra Rosen­berg, die Tochter des inzwis­chen ver­stor­be­nen Otto Rosen­berg, las am Don­ner­stag in der gut besucht­en Kloster­sche­une aus dem Buch. Die Ver­anstal­tung hat­te der Vere­in “Kul­tur­land­schaft Bran­den­burg Nord” anlässlich des Gedenk­tages für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus organisiert. 

Mit ruhiger Stimme liest die älteste Tochter Otto Rosen­bergs Pas­sagen aus den Erin­nerun­gen: Anfänglich nimmt der Sin­ti-Junge Otto die Beschimp­fun­gen Gle­ichal­triger im Berlin der 30er-Jahre nicht krumm. Oft habe er Sätze wie “Zick-Zack-Zige­uner­pack” oder “Du dreck­iger Zige­uner­junge” gehört. Doch die Diskri­m­inierung wird immer schlim­mer. Otto Rosen­berg ist noch keine 16 Jahre alt, als er 1943 nach Auschwitz deportiert wird. Dort find­et er viele sein­er Ver­wandten wieder. 

Petra Rosen­berg trägt Auszüge aus dem Buch vor. Otto Rosen­berg gelangt nach Buchen­wald, Dorau und Bergen-Belsen, ehe er 1945 befre­it wird. Kurze Zeit später bricht er völ­lig entkräftet zusam­men. Er hat als ein­er der weni­gen aus sein­er Fam­i­lie die NS-Zeit über­lebt. Und vor allem eine Frage hat ihn später immer wieder beschäftigt: “Warum ger­ade ich?”

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Ausstellung: “Tag um Tag — Potsdam 1945”

(VOLKER OELSCHLÄGER) Am 22. Mai wurde der Unter­richt wieder aufgenom­men. Im Schicht­be­trieb. Denn manche Schulen waren zer­stört. Andere hat­te man zu Altenheimen oder Lazaret­ten umfunk­tion­iert. Mehrere Tage hat­te der Kampf um Pots­dam geto­bt, dessen Innen­stadt schon vorher, in jen­er Bomben­nacht vom 14. April, schw­er zer­stört wor­den war. Am 23. April, hieß es gestern im Pots­dam-Muse­um, war Babels­berg kom­plett in der Hand der Roten Armee, am 28. April auch das Stadtzen­trum um den Alten Markt herum. Am 30. April, acht Tage vor der bedin­gungslosen Kapit­u­la­tion der let­zten deutschen Trup­pen, bekam Pots­dam mit Friedrich Beste­horn, Ver­wal­tungs­beamter, eben noch NS-Parteigenosse, den ersten Nachkriegsbürgermeister. 

“Tag um Tag — Pots­dam 1945” ist der Titel eines Ausstel­lung­spro­jek­tes, mit dem das Pots­dam-Muse­um 60 Jahre danach eine Ahnung, ein Gefühl von dem ver­mit­teln will, was damals in der Stadt geschah. Tag um Tag soll mit den so genan­nten kleinen Din­gen des All­t­ags gezeigt wer­den, wie es sich damals über­lebte. Zusam­men mit den Tages­be­fehlen, den Wet­ter­bericht­en. Noch immer wer­den Exponate gesucht. Ende ver­gan­genen Jahres veröf­fentlichte das Muse­um eine erste Bitte um Mith­il­fe: Rund 80 Bürg­er melde­ten sich mit Fun­den, Doku­menten, Gegen­stän­den aus jen­er Zeit. So wie Horst Goltz, der sein Kon­fir­man­den­hemd ins Muse­umshaus Benkert­straße 3 brachte, das sie 1945 aus der Sei­de eines Fallschirms näht­en, an dem vorher eine Leucht­bombe auf die Stadt zuschwebte. 

Die Ausstel­lung vom 23. März bis zum 4. Sep­tem­ber soll gewis­ser­maßen zwei­gleisig sein. Mit Doku­menten, Schrift­stück­en, Flug­blät­tern, Verord­nun­gen, Zeitun­gen, Tage­büch­ern auf der einen Seite und einem großen Erleb­nis­bere­ich auf der anderen. Auf dem Muse­umshof wollen sie die Not­baracke für Luftkrieg­sopfer wieder auf­bauen, die vor zwei Jahren neben der Stiftungs­buch­hand­lung vor weit­erem Ver­fall bewahrt wurde und sei­ther in Einzel­teilen demon­tiert im Muse­ums­de­pot lagert. Weit­er hin­ten auf dem Grund­stück soll für die Dauer der Ausstel­lung ein Kartof­fel­beet angelegt wer­den, das von Jugendlichen gepflegt wird. Eine Erin­nerung an die Nachkriegszeit, als selb­st auf dem heuti­gen Platz der Ein­heit Ess­bares angepflanzt wurde. 

Gesucht wer­den etwa noch einige jen­er Hin­den­bur­glichter genan­nten, selb­st gebaut­en Leuchter, alle Infor­ma­tio­nen über Neulehrer im Jahr 1945, umgear­beit­ete Mil­itär­män­tel, Ein­beru­fungs­be­fehle des Jahrgangs ′27, jenes let­zten Aufge­botes der Wehrma­cht, Fotografien. Und natür­lich Anek­doten. Wer, als Beispiel, weiß schon noch, dass die Uhren nach dem Kriegsende auf Anord­nung der neuen Admin­is­tra­tion fürs erste zwei Stun­den vorgestellt wur­den — auf Moskauer Zeit. 

Kartof­felpuffer mit Vogelmiere

Das Pots­dam-Muse­um will an 1945 erin­nern – mit All­t­ags-Uten­silien, die oft beim Über­leben halfen

(Gui­do Berg) “Elbe über­quert. USA-Panz­er 120 Km vor Berlin” lautet die Schlagzeile der Alli­ierten-Flug­blattzeitung “Nachricht­en für die Truppe” Nr. 362 vom 13. April 1945. Tags darauf wird sie aus Flugzeu­gen abge­wor­fen – zusam­men mit den Bomben, die das Stadtschloss und die Gar­nisonkirche schw­er beschädi­gen und laut dem Lokalhis­torik­er Hans-Wern­er Mihan (“Die Nacht von Pots­dam”) 1593 Bomben­tote sowie etwa 200 Ver­mis­ste fordern. Bit­tere Ironie: Das Flug­blatt enthält eine Mel­dung, in der dem Pots­damer Kirchen­musikdi­rek­tor Otto Beck­er zum 75. Geburt­stag grat­uliert wird. Dieser betreut das berühmte Glock­en­spiel der Gar­nisonkirche, das bei dem Bombe­nan­griff zer­stört wurde. Der damals 15-jährige Nachricht­en­helfer Horst Goltz hat Exem­plare dieser Flug­blät­ter einge­sam­melt und für die Nach­welt auf­be­wahrt. Seine Doku­mente, Tage­buch-Aufze­ich­nun­gen sowie die gesam­melten All­t­ags­ge­gen­stände viel­er weit­ere Pots­damer, die sie aus dem Schick­sal­s­jahr 1945 auf­be­wahrt haben, wer­den Exponate der Ausstel­lung “Tag um Tag – Pots­dam 1945” des Pots­dam-Muse­ums sein. “Es war ein trau­ma­tis­ches Jahr für Pots­dam”, erk­lärte gestern Muse­ums-Kura­torin Edel­traud Volk­mann-Block bei der Vorstel­lung des Pro­jek­ts. “Tag um Tag” soll es nachgeze­ich­net wer­den, denn Tag um Tag hat­ten die Pots­damer vor 60 Jahren um ihr Über­leben zu kämpfen, umriss Muse­ums-Mitar­beit­er Hannes Wit­ten­berg das Konzept. So entste­he ein “Pots­damer Tage­buch” des Jahres 1945. Kura­torin Volk­mann ‑Block: “Jeden Tag ver­suchen wir mit einem Ausstel­lungsstück zu doku­men­tieren”. Zudem soll so das Leben der Pots­damer in den Ruinen und Barack­en nach Kriegsende ver­an­schaulicht werden. 

Im Hof des Ausstel­lung­sortes Benkert­straße 3 wird eine orig­i­nale zu jen­er Zeit für Luftkrieg­sopfer errichtete Baracke aufgestellt. Vor zwei Jahren war sie durch das Pots­dam-Muse­um aus der Guten­bergstraße gebor­gen wor­den, berichtet Wit­ten­berg. Zur Eröff­nung am 23.März wird ein Kartof­fel­beet angelegt und zum Ausstel­lungsende am 4. Sep­tem­ber abgeern­tet. Schulk­lassen pfle­gen das Beet auf dem Hof das Jahr über. Hin­ter­grund: In der schlecht­en Zeit herrschte Hunger­snot, sog­ar auf dem Platz der Ein­heit baut­en die Pots­damer Kartof­feln an. 

78 sehr per­sön­liche Gegen­stände aus dem Jahr 1945 haben Pots­damer einen Aufruf fol­gend bis­lang für die Ausstel­lung zur Ver­fü­gung gestellt. Beispiel­sweise “Ernährung­shil­fen” – Kochbüch­er, die sich etwa dem The­ma “Wildgemüse als Zusatz­nahrung” stellen und “Kartof­felpuffer mit Vogelmiere” empfehlen. Weit­ere Vit­a­m­inträger vom Weges­rand: Brennnes­seln, Bre­itveg­erich, Huflat­tich, Melde oder Geitz­fuß. Ein ander­er Rat­ge­ber ver­sucht “zeit­gemäße Bro­tauf­striche” schmack­haft zu machen. 

Not macht erfind­erisch: Aus Fallschirm­stof­fen fer­tigten die Pots­damer Klei­der. Ein Leit­faden für den Han­dar­beit­sun­ter­richt in der Schule legt zur Frage “Wie spare ich Geld und Punk­te?” nahe: “Bessere Klei­der möglichst unsicht­bar aus”. Unbe­d­ingt sehenswert ist das Pup­pen­stuben­mo­bil­iar, dass ein Vater sein­er Tochter bastelte – der im Bauhausstil gefer­tigte kleine Stahlrohrstuhl sieht aus, als stamme er von Mies van der Rohe, begeis­tert sich Wit­ten­berg. Kleine Spielzeug-Kampf­flugzeuge wur­den erst jüngst in einem zugeschüt­teten Bomben­trichter ent­deckt – dor­thin versenk­ten die Leute beim Her­an­na­hen der Roten Armee ab 26. April 1945 Vieles, was sie in den Augen der rus­sis­chen Sol­dat­en hätte kom­pro­mit­tieren kön­nen. Ein von “Dr. med. H. Goerke” aus­gestell­ter Schein für die Typhus-Schutz­imp­fung warnt “Bei Nichter­scheinen zur Schutz­imp­fung erfol­gt die Entziehung der Lebens­mit­telka­rten”. Echte Lebens­mit­telka­rten sind laut Kura­torin Volk­mann-Block noch nicht abgegeben wor­den – was auch wenig ver­wun­dert, denn die wur­den damals drin­gend zum Über­leben gebraucht. Vorhan­den sind dage­gen Muster mit der Auf­schrift “Brot” oder “Fett” aus der Druck­erei Rüss in der Lin­den­straße. Ein rus­sis­ches Alpha­bet ver­sucht den Pots­damern damals das kyril­lis­che Alpha­bet zu erk­lären. Was wenige noch wis­sen: Nach der Beset­zung der Stadt und bis zum Okto­ber 1945 galt in Pots­dam die Moskauer Zeit – dass heißt Mittel€päische Zeit plus zwei Stun­den, informiert die Kura­torin. Wenn es auf Schloss Char­lot­ten­hof im amerikanis­chen Sek­tor in Berlin-West 18Uhr war, zeigten die Uhren auf Schloss Sanssouci 20 Uhr. 

Das Pots­dam-Muse­um benötigt weit­ere Exponate, die von Pots­damer bewahrt wur­den. Etwa ein so genan­ntes “Hin­den­burg-Licht” – eine Papp­schale mit ein­er Wachskerze, ver­wen­det in Luftschutzkellern. Es fehlen auch Mate­ri­alien zu Neulehrern von 1945, Ein­beru­fungs­be­fehle des Jahrgangs 1929 – von Sol­dat­en, die als 16-Jährige einge­zo­gen wur­den, zudem Klei­der, umgenäht aus Militärmänteln,
Ersatz­seife, Ersat­zlebens­mit­tel, Arbeits­bescheini­gun­gen oder auch Papiere neuge­grün­de­ter Parteien.

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