BRANDENBURG/HAVEL Dienstagabend wurde ein 31-jähriger Brandenburger von drei unbekannten
Tätern zusammengeschlagen. Der Geschädigte befand sich in der
Haydnstraße,
als er von drei ihm unbekannten Personen vor der dortigen
Mozartkaufhalle
herangerufen wurde. Das Gespräch eskalierte, und der 31-Jährige wurde
von
den Männern zusammengeschlagen. Sie traten ihn mit Füßen und flüchteten
anschließend in Richtung Mozartstraße. Eine sofort eingeleitete
Fahndung
blieb ohne Erfolg. Der Geschädigte erlitt Kopfplatzwunden und wurde vor
Ort
ambulant behandelt. Zu den Tätern ist nur so viel bekannt, dass zwei
von
ihnen dunkel bekleidet waren und eine Person ein rotes Sweatshirt trug.
Einer der Täter hatte einen spitzgeformten Kinnbart. Des Weiteren
führten
sie zwei Hunde bei sich. Wer Hinweise zur Tat oder den Tätern geben
kann,
melde sich bei der Polizeiwache in Brandenburg, Tel. 03381/560–0.
Monat: März 2003
NEURUPPIN Rund 1000 Schüler und Lehrer haben gestern Abend in Neuruppin mit einem Demonstrationszug durch die Stadt gegen den Krieg im Irak protestiert. Die Teilnehmer waren mit Zügen und Bussen aus dem gesamten Landkreis Ostprignitz-Ruppin angereist und zogen mit einem Ohren betäubenden Trillerpfeifenkonzert vom Ruppiner Einkaufszentrum aus durch die Juncker- und die Karl-Marx-Straße durch die gesamte Innenstadt.
Der Zug erstreckte sich über mehrere hundert Meter und erregte die Aufmerksamkeit vieler Anwohner: Dutzende Menschen beguckten die bunten Massen von ihren Balkonen, Passanten hielten inne, machten den Demonstranten mit Zurufen oder spontanem Beifall Mut. Von mehreren Polizeifahrzeugen eskortiert, wälzte sich der lautstarke, aber durchweg friedliche Protestzug durch die engen Straßen der Kernstadt. Dutzende Autofahrer mussten an Straßensperren viel Geduld aufbringen.
Bei einer abschließenden Kundgebung auf dem Schulplatz verurteilten Schülersprecher und Lehrer die Politik der amerikanischen Regierung — teils auf das Schärfste. Neben Transparenten mit Aufschriften wie “Leben retten — Bush anketten”, “Kein Krieg für Öl” oder “Krieg für Frieden ist wie Ficken für Jungfräulichkeit” trugen einige Teilnehmer Peace-Zeichen im Gesicht und so ihren Wunsch nach Frieden zur Schau. Johannes vom Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium in Kyritz zeigte sich als einer der Veranstalter “überwältigt, dass so viele Leute hier sind”. Dies sei eine klare Botschaft an die Politik der US-Regierung: “Nein zum Krieg, Nein zu Gewalt, Nein zu Unterdrückung”. Zusammen, sagte der Schülersprecher, “sind wir eine Riesen-Hyper-Friedenswaffe”.
Auch Lehrer schlossen sich dem Protest an. Sie sei stolz auf ihre Schüler, sagte eine Kyritzer Pädagogin und fragte: “Wie soll ich meinen Schülern beibringen, dass sie sich an Gesetze halten müssen, wenn Bush und Blair ungestraft Völkerrecht brechen?” R 16
Über den gestrigen Protestzug lag ein Hauch von friedlicher Revolution — Demo im Dämmerlicht
NEURUPPIN Gestern kurz vor 17 Uhr auf dem Parkplatz am Neuruppiner Reiz: Aus allen Richtungen strömen Schülergruppen heran und scharen sich um einen Lautsprecher, der notdürftig auf einem Autodach steht. Im Licht der untergehenden Sonne ruft eine Trommelgruppe zum Protest.
Etwas abseits stehen Karina (19), Christine (16), Gabi (17) und Tina (15). Auf einer Motorhaube haben die Schülerinnen des Neuruppiner Schinkelgymnasiums Bastel-Utensilien ausgebreitet: Mit schwarzem Edding beschriften sie zwei neonfarbene Pappen. “Die haben wir eben schnell noch gekauft”, sagt Karina und drängt ihre Freundinnen zur Eile.
Wenige Minuten später setzt sich ein gewaltiger Demonstrationszug in Bewegung. Die grellen Töne dutzender Pfeifen trillern hinaus in den milden Abend, hallen wider an den grauen Wänden des Neubaugebiets.
Die Ellenbogen auf Kissen gestützt, gucken Anwohner aus ihren Wohnzimmerfenstern. “Lieber wäre es mir”, sagt ein Demonstrant und blickt nach oben, “wenn die alle runterkämen, um dabei zu sein.” Doch an aufmunternden Gesten mangelt es den Protestlern nicht: Passanten bleiben stehen, lächeln, applaudieren.
Hunderte Meter lang wälzt sich der Zug durch Häuserschluchten und verbreitet gellenden Lärm: ein Farbenmeer aus hundert oder mehr Plakaten, Fahnen, Transparenten. Auf allen eine Botschaft: Nein zum Irakkrieg.
Friedliche Stimmung
Autofahrer schalten die Motoren ab, warten geduldig an den Straßensperren und lassen die von Polizeifahrzeugen eskortierten Demonstranten passieren. Die Stimmung ist friedlich, an jeder Straßenbiegung stimmen die Demonstranten neue Sprechchöre an.
Eine Dreiviertelstunde später auf dem Schulplatz: Rund 1000 Menschen scharen sich zur Kundgebung um eine kleine Bühne. Vor rund zwei Wochen hatte Johannes, Schülersprecher des Kyritzer Jahngymnasiums, den Anstoß zur Demo gegeben. Jetzt steht er oben und ringt um Worte. Überwältigt sei er, stammelt Johannes ins Mikro und setzt zur Rede an. Beklagt den Medienkrieg. “Aber sollen wir wegschauen?” Nein. “Nie dürfen wir wegschauen, wenn Menschen leiden.”
Dann erklimmt Malte die Bühne. Aus Lentzke sei er und Schülersprecher des Neuruppiner Schinkelgymnasiums. Applaus. “Die USA meinen, Saddam sei schuld”, sagte Malte, “Saddam meint, die USA seien schuld und die CDU sagt wie immer: Es waren Schröder und die SPD.” Gelächter, Applaus. Die Soldaten seien es, “die sich da draußen die Birnen einschießen”, wird Malte lauter, und: “Ich sach, ey, die haben alle einen IQ von mindestens 90 und sind damit weitaus schlauer als ihr Präsident.” Frenetischer Jubel.
Auch Henning, Sprecher der Rheinsberger Rauschule, findet: “Die zivile Welt hat sich bei der Befriedung des Nahen Ostens nicht gerade mit Ruhm bekleckert.” Allein durch den Krieg, sagt Henning, “hat die zivile Welt verloren”.
Politiker müssten zur Kenntnis nehmen, “dass wir uns hier im Namen des Friedens versammeln”, sagt Johanna vom Evangelischen Gymnasium der Stadt. “Wir sind die Zukunft”, ruft sie der Masse zu, “und ich hoffe, dass wir nicht den gleichen Mist bauen, der jetzt gebaut wird”. Und wieder jubeln die Kriegsgegner. Franziska aus Kyritz rezitiert Erich Kästners Gedicht “Das letzte Kapitel” — die bewegende, 80 Jahre alte Vision einer Giftgas-Apokalypse im Jahr 2003. Es ist gespenstisch still auf dem Schulplatz. Franziska blickt in 1000 betretene Gesichter. “Ich hoffe”, sagt sie dann, “dass Kästner damit nicht Recht hatte”.
Als sich die ersten Mücken gierig auf die Massen stürzen, löst sich die Kundgebung auf. Und laut schallt ein Lied in die Dämmerung hinaus: “All we are saying”, stimmen alle ein: “is give peace a chance.”
Weniger Rechtsradikale Straftaten
LUCKENWALDE — Die beiden jungen Männer mit den kurz geschorenen Haaren
zeigen vor dem Jugendschöffengericht in der Kreisstadt Luckenwalde eine
Mischung aus Geständigkeit, Verlegenheit und Aufsässigkeit. Dem einen
Angeklagten wird der unerlaubte Besitz einer Stahlrute vorgeworfen.
“Ich
muss mich doch bei Schlägereien zwischen Rechts und Links schützen
können”,
erklärt er. Sein Kumpel war in einem Bus gewalttätig geworden, weil ein
mitfahrender Schüler angeblich “Scheiß-Nazi” gesagt haben soll.
Zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert
Beide kommen vor dem Gericht mit Verwarnungen davon und werden
gemeinnützige
Arbeit leisten müssen. Sie waren zuvor kaum durch Straftaten
aufgefallen und
werden vom Jugendgerichtshelfer als “Mitläufertypen” in der rechten
Szene
eingeschätzt. Dennoch gehören ihre unlängst verhandelten Delikte schon
zu
den schwereren in der Kriminalstatistik des vergangenen Jahres.
“Von den 67 so genannten Staatsschutzdelikten sind mehr als 90 Prozent
Propagandadelikte”, sagt Kriminalhauptkommissar Holger Krüger. Der
Beamte
leitet seit dem Juli des Vorjahres das Jugendkommissariat im
Schutzbereich
Teltow-Fläming. Mit Propagandadelikten meint der Kommissar konkret
Hakenkreuzschmierereien, Sieg-Heil-Rufe oder das öffentliche Abspielen
verbo
tener Nazi-Lieder.
Rückgang der Delikte um fast 20 Prozent
Die Zahl der Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund ist 2002 in
unserem
Kreis um fast 20 Prozent zurückgegangen, und Holger Krüger ist
überzeugt,
dass es nur eine unbedeutende Dunkelziffer gibt. Die Bevölkerung sei
sehr
sensibel und zeige selbst scheinbare Bagatellen an, begründet er.
Besonders
froh ist der Kriminalbeamte über den Rückgang der Zahl von
Gewaltdelikten.
Seine Erklärung für diese Entwicklung ist einfach: Die scharfen Urteile
der
vergangenen Jahre zeigen Wirkung.
Doch die juristische Aufarbeitung der länger zurückliegenden
Gewalttätigkeiten hat aus der Sicht von Holger Krüger auch
Schattenseiten.
Als Beispiel nennt er Trebbin, das mit den Gerichtsverhandlungen im
vergangenen September um die Prügeleien von 1996 wieder in die
Schlagzeilen
geraten war. Das Bild von der “braunen Hochburg” sei dadurch erneuert
worden — die Kriminalitätsentwicklung sehe jedoch anders aus, betont
der
Kommissariatsleiter.
“Wir beobachten unsere Klientel”
Eine so genannte Kameradschaft Trebbin gebe es nicht, und von der Zahl
der
Straftaten her sei ohnehin Ludwigsfelde der Spitzenreiter im Kreis,
sagt
Holger Krüger. Er ist weit entfernt davon, sich durch die positiven
Tendenzen beruhigen zu lassen. “Wir kennen die Treffpunkte und wir
beobachten unsere Klientel”, betont er, “denn die früheren Zustände
sollen
sich nicht wiederholen.”
“Unsere Klientel” — das sind vor allem Jugendliche zwisch en 14 und 18
Jahren, deutlich weniger Heranwachsende bis 21 und einige Erwachsene.
Die
wenigsten drücken mit Kleidung, Haarschnitt und Gruppenverhalten eine
politische Gesinnung aus, sagt Elke Auerbach, Pressesprecherin des
Schutzbereiches.
Dem Leben eine andere Richtung geben
“Wenn es Gesinnung wäre, dann hätten wir ja diese Leute später als
stramme
Mitglieder rechter Organisationen”, begründet es die
Polizeihauptkommissarin. Eine solche Entwicklung sei aber nicht
festzustellen, und über die Jahre bliebe das Altersspektrum der Täter
etwa
konstant. Oftmals reichten schon eine feste Freundin, eine andere
Lehrstelle
oder ein Wohnortwechsel, um dem Leben einen andere Richtung zu geben.
Vorbeugende Arbeit unter Jugendlichen sieht die Polizei als wichtiges
Mit
tel, um rechtsradikale Straftaten zu verhindern. Diese Aufgabe hat das
im
Schutzbereich neu geschaffene Sachgebiet Prävention, das sich an den
Schulen
unter anderem auch um die Probleme Drogen und Gewalt kümmert.
Für Holger Krüger sind die vorbeugenden Bemühungen aber zu Ende, wenn
Gewalttaten mit rechtsextremem oder fremdenfeindlichem Hintergrund
geschehen — wie im Sommer 2002, als in Ludwigsfelde ein Afrikaner
brutal
zusammengeschlagen wurde. “Dann stecken wir Power hinein”, sagt er,
“denn
nur mit schneller Aufklärung und harten Strafen können wir solche
Sachen in
Grenzen halten.”
Wie in zahlreichen anderen Städten auch, gab es am Freitag um 11.00 Uhr in Potsdam eine SchülerDemo gegen den Krieg. Etwa 3500 Leute kamen letztlich zusammen. Das war zumindest mehr als bei der gestrigen Schülerdemo(etwa 1500 Leute) und der gestrigen Tag‑X Demo(etwa 3000 Leute). Hauptsächlich waren es heute streikende Schüler, aber auch viele sonstige Potsdamer beteiligten sich geplant oder auch spontan an der heutigen Demonstration. Die Demo war äusserst zügig unterwegs, was mehrere spontane Routenänderungen ermöglichte! Die Polizei war mit erstaunlich wenig Beamten vor Ort, und versuchte mehrfach vergeblich die Demo aufzuhalten, umzuleiten oder auf bestimmte Straßenabschnitte einzuengen. Die zweifelhafte Parole “USA — Internatinale Völkermordzentrale” war leider bestimmend, wobei das reflexhafte “Nazis Raus” rufen gewisser Leute auch daneben war. (Es waren eben 8–14 jährige Schüler, haben wir nicht alle im Lauf der Zeit dazugelernt? Gestehen wir dieses Recht doch bitte auch den ganz jungen zu.)
Ansonsten gab es natürlich auch viel positives, viele selbstgemalte Plakate und einige Transparente.
Als die Demo schliesslich doch endlich ihren Endpunkt erreicht hatte,
weigerten sich einige hundert Demoteilnehmer die Straße zu verlassen. Die Polizei versuchte anfangs sehr zaghaft, mit Argumenten wie “Wir sind doch auch gegen den Krieg” die Leute zum gehen zu bewegen. Da kaum jemand der Aufforderung die Straße zu verlassen nachkam wurde die Polizei zunehmend rabiater. Dies führte jedoch dazu, daß zahlreiche Leute den Lauti auf dem Abschlusskundgebungsplatz einfach Lauti sein liessen, und nun ebenfalls die Straße betraten. Es erschollen Rufe “Hinsetzen, Hinsetzen”, worauf sich tatsächlich viele bei kühlen 4 Grad auf den Boden setzten. Mittendrin war folgendes Transpi zu sehen; “Ultimatum an die Bundesregierung — Sperrt den Luftraum sonst sperren wir die Autobahn”. Insgesamt dauerte es über eine Stunde um die besetzte Kreuzung Am Kanal/Friedrich- Ebert- Straße zu räumen, was einige Rangeleien und ein lustiges Katz und Maus Spiel zur Folge hatte. Unschön waren die Leute mit den Megafonen, welche die Blockierer unbedingt von der Straße haben wollten. Ansonsten bleibt mir nur festzustellen, daß die Stimmung heute ausgesprochen gut, am Ende sogar kämpferisch, und die Resonanz von Passanten äusserst positiv war. Einige blieben gleich vor Ort um die ebenfalls heute stattfindende Demo “Nie wieder Krieg, nie wieder Preußen, nie wieder Faschismus — Gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche” zu besuchen. Doch das wird eine andere Geschichte…
Krieg kaum Anlass zum Protest
Nunmehr zum achten Mal fand am Montag in Rathenow eine Kundgebung gegen den Irakkrieg statt. Doch trotz des Kriegsausbruchs, am vergangenen Donnerstag, kamen nicht mehr Menschen als zu den
vergangenen Veranstaltungen. 100 Teilnehmer waren es dann auch bloß, die nach der Kundgebung als Demonstrationszug vom Märkischen Platz zu einem Friedenskonzert in der Lutherkirche zogen. PDS und Antifas zeigten
dabei jeweils Transparente gegen den Krieg.
Die anwesenden Nazis blieben wie üblich auf Distanz und beschränkten sich aufs beobachten.
Am Sonntag (23.3.03) morgen um 2:20 wurde ein alternativer Jugendlicher,
der am Bahnhof Rehbrücke sein Fahrrad abschließen wollte, von drei Faschos angegriffen. Sie rannten auf ihn zu, einer der Angreifer zog einen Teleskop-Schlagstock und schlug den Jugendlichen zu Boden.
Nachdem sie eine Weile auf ihn eingeschlagen und getreten hatten warfen sie
ihn auf das Gleis. Der Zug der eigentlich hätte um diese Uhrzeit einfahren
müssen hatte zum Glück Verspätung — auf den Gleisen liegend rief das Opfer die Polizei, die innerhalb kürzester Zeit eintraf und die Angreifer festnahm.
Potsdam/Halbe (ddp-lbg). Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in
Brandenburg kommt am Samstag zu einem Vertretertag in Halbe zusammen.
Die
Delegierten werden unter anderem den Vorstand neu wählen, wie ein
Sprecher
des Vereins am Dienstag in Potsdam sagte. Der Vorsitzende des
Landesverbands, Landtagspräsident Herbert Knoblich, kandidiert erneut
für
den Chefposten.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist seit 1919 unter dem
Motto
«Versöhnung über den Gräbern — Arbeit für den Frieden» im In- und
Ausland
tätig. Er pflegt knapp zwei Millionen Kriegsgräber.
Oranienburg (ddp-lbg). In der KZ-Gedenkstätte Sachenhausen öffnet ab
Sonntag
die Ausstellung «Die Farben der Erinnerung — Auschwitz 1940–2000» von
Rax
Rinnekangas. Die großformatigen fotografischen Gemälde des finnischen
Künstlers und Fotografen zeigen Momentaufnahmen vom ehemaligen
Konzentrationslager Auschwitz, die durch Doppelbelichtung und Farben
verfremdet wurden, sagte ein Sprecher der Stiftung Brandenburgische
Gedenkstätten am Dienstag in Oranienburg.
Der 1954 geborene Rax Rinnekangas ist Träger des finnischen
Staatspreises
für Fotografie (1989) und für Literatur (1992). Einzelausstellungen
seiner
Arbeiten waren in Finnland, Island, Schweden, Russland, Deutschland,
Frankreich und Spanien zu sehen. Die Schau in Sachsenhausen wird am
Sonntag
um 15.00 Uhr eröffnet. Dabei wird das Streichquartett «United Strings»
aus
Berlin das Stück «Klangdenkmal» aufführen, das den Opfern des Holocaust
gewidmet ist. (www.gedenkstaette-sachsenhausen.de.)
Wegen gefährlicher Körperverletzung an einem linksorientierten Jugendlichen wurde
der 20-jährige Rechtsradikale Dennis S. heute vom Landgericht Potsdam zu einer
Haftstrafe von acht Monaten auf Bewährung verurteilt.
Verhandelt wurde ein Angriff am 9. Mai des vergangenen Jahres, dem so genannten
“Herrentag”. Dennis S. war mit anderen Rechtsradikalen in Premnitz auf einer
Sauftour unterwegs. Als sie auf Andreas T. trafen, grölten sie: “T., du Schwein, wir
kriegen dich!” Dann verstellte ihm ein Rechtsradikaler den Weg und hielt ihn fest,
während ihm Dennis S. wuchtige Schläge ins Gesicht gab. Andreas T. konnte sich
losreißen, rannte zur Wohnung seiner Eltern in der Nähe, verfolgt von den
Rechtsradikalen. Vor dem Haus seiner Eltern trat ihm Dennis S. mit
Stahlkappenschuhen ins Gesicht. Blutüberströmt konnte Andreas T. sich ins Haus
seiner Eltern flüchten, das von den Rechtsradikalen belagert wurde.
Das Urteil in der ersten Instanz wurde bei gleichbleibendem Strafmaß in eine
Jugendstrafe umgewandelt. Außerdem muss Dennis S. 150 Arbeitsstunden in einer
Behinderteneinrichtung ableisten, damit er “Respekt vor der Unversehrtheit des
Lebens” lernt, wie Richter Przybilla bemerkte.
POTSDAM Menschenmassen strömen von der Straßenbahn zum Hauptbahnhof,
Autofahrer stellen ihr Fahrzeug ab, Touristen kauen Bratwurst, Kinder
laufen
über eine Kreuzung, Radfahrer ketten ihre Drahtesel los und fahren
davon.
Der Alltag am Potsdamer Hauptbahnhof ist quirlig, aber nicht unbedingt
spannend. Dennoch verfolgt Polizeihauptkommissar Fritz Ziemann das
Geschehen
nun schon seit sechs Stunden — und das aus der Perspektive von gleich
sechs
Kameras.
24 Stunden ist die Videoüberwachungszentrale in der Hauptwache der
Potsdamer
Polizei besetzt. Auf den Monitoren ist der Verkehrsknotenpunkt von der
Nord‑, Süd- und Westseite zu sehen. Speziell überwacht werden auch die
Fahrradstellplätze und der große Parkplatz gegenüber dem Nordausgang.
Für
die Polizei galt der gesamte Bereich als Kriminalitätsschwerpunkt.
“Das ist seit der Videoüberwachung nicht mehr so”, sagt Ziemann. Denn
er und
seine Kollegen beobachten nicht nur harmlose Passanten. Immer wieder
werden
sie Zeugen von Straftaten oder deren Vorbereitung. “Fahrraddiebe auf
frischer Tat ertappt”, hieß es er jüngst in der Polizeimeldung.
Ziemanns
Kollegen hatten um zwei Uhr morgens Jugendliche beim Aufsägen von
Fahrradschlössern beobachtet. Nur wenige Augenblicke später wurden die
beiden 15-Jährigen von der Polizei festgenommen. Manchmal sind die
Beamten
so schnell vor Ort, dass eine Straftat noch verhindert werden kann.
“Das ist
ja das Ziel unserer Arbeit”, sagt Ziemann.
Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) bewertet die im Dezember 2001
eingeführte
Videoüberwachung als Erfolg. Zunächst probeweise für fünf Jahre — das
ist
gesetzlich so festgeschrieben — waren an so genannten gefährlichen
Orten in
vier brandenburgischen Städten elektronische Augen installiert worden.
Das
Innenministerium teilte jetzt mit, dass die Zahl der Straftaten am
Potsdamer
Hauptbahnhof um 60 Prozent von 110 im Jahr 2001 auf 43 im Vorjahr
zurück
ging. Am Bahnhofsvorplatz von Bernau ist der Rückgang demnach noch
größer:
um 80 Prozent von 90 auf 20 Straftaten. Auf Erkners Bahnhofsvorplatz
wurden
noch 105 Vorfälle registriert, nach 210 im Jahr davor. Vor der
Großdiscothek
“Dancehouse” in Rathenow sank seit der Inbetriebnahme der Kameras die
Zahl
der Delikte von 46 auf 26, so die Angaben des Innenministeriums. Für
eine
Verlagerung der Kriminalität in andere Bereiche gebe es keine Hinweise,
teilte Ministeriumssprecher Heiko Homburg mit. Es sei insgesamt ein
Rückgang
der Kriminalität festzustellen. 21 305 Euro kostet der Betrieb der vier
Videoanlagen jeden Monat. Hinzu kommen Personalkosten. Die Technik
kostete
345 000 Euro. Kritiker sprechen von einem Misserfolg der
Kameraüberwachung.
Dadurch werde die Kriminalität nur an andere Standorte verdrängt,
behauptet
etwa die Potsdamer Kampagne gegen Wehrpflicht, die die Inbetriebnahme
einst
mit einer Protestaktion begleitete.
Polizeihauptkommissar Ziemann geht hingegen davon aus, dass die
Kriminalität
insgesamt zurück ging. Der Hauptbahnhof sei kein Schwerpunkt für
Fahrraddiebstähle mehr. Eine Zunahme der Delikte an anderer Stelle gäbe
es
hingegen nicht.
Ziemann verteidigt auch die Speicherung von Kamerabildern, die nur im
Verdachtsfall und auf Knopfdruck erfolge. Bei Straftaten werden
einzelne
Sequenzen ausgedruckt, der Vorgang auf CD gebrannt. Die spezielle
Software
könne nur in der Hauptwache und beim Landeskriminalamt gelesen werden,
sagt
Ziemann. Im Übrigen wisse jeder, der den überwachten Bereich betrete,
dass
er gefilmt wird. Schilder weisen in Deutsch und Englisch auf die
Kameras
hin. Wer sich von den täglich bis zu 70 000 Passanten nicht auffällig
verhält, muss laut Ziemann auch nicht damit rechnen, dass ihn die
Beamten
ganz nah auf den Bildschirmen zoomen. Ganz intime Blicke bleiben aber
auch
der Polizei — zumindest an den Überwachungsmonitoren — verborgen. Die
Sicht
in ein Fitnessstudio im Bahnhofscenter wird durch einen weißen Kasten
auf
dem Bildschirm verhindert.