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Lost Film Festival in Cottbus

Am 31. Juli 2003 wird das jährlich in Philadel­phia, USA, stat­tfind­ende “Lost Film
Fes­ti­val” im Rah­men sein­er Europa­tour in Cot­tbus gastieren. Der Cot­tbuser “Info­laden
Wil­dost” organ­isiert zusam­men mit dem Vere­in zur Förderung subkultureller
Aktiv­itäten e.V. diese Ver­anstal­tung im CHEKOV in der Strom­strasse 14 (altes
Strom­bad). Ver­anstal­tungs­be­ginn ist 20.00 Uhr. 

Das Lost Film Fes­ti­val zeigt vergnügte wie ver­nich­t­ende soziale Kom­mentare, die “die
Illu­sion der Hol­ly­wood- und CNN-Pro­duk­tio­nen” auf­brechen wollen. “Diese Filme
bekom­men Sie nicht bei einem typ­is­chen Indie-Fes­ti­val zu sehen”, sagt der Scott
Beib­in, der auch Mitor­gan­isator des Film­festes in Philadel­phia ist. 

Begleit­et wer­den die Kurz­filme von Scott Beib­in selb­st, der über den Hin­ter­grund und
das Entste­hen der Filme informiert. Über die Art der Filme schrieb die Frankfurter
Rund­schau am 18.07.2003: “In der Tat hat Beib­in an diesem Abend auss­chließlich Werke
von Filmemach­ern im Gepäck, die fernab der etablierten Fil­min­dus­trie agieren.
Regis­seure, die noch unab­hängiger als die so genan­nten Independent”-Filmer arbeiten
kön­nen, weshalb wed­er der Phan­tasie noch der Qual­ität Gren­zen geset­zt sind.” 

Einige der Filme, die auf diesem ca. drei Stun­den dauern­den Event gezeigt werden,
sind im Inter­net hier
anzuschauen. 

Weit­ere Informationen:

www.zelle79.info/chekov

www.lostfilmfest.com

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Prügelei in der Disco

Eine tätliche Auseinan­der­set­zung fand nach Abschluss der “Open Air
Dis­cov­er­anstal­tung” in Pritzwalk auf dem Trap­pen­berg am Son­ntag­mor­gen gegen
03.30 Uhr statt. Erste Ermit­tlun­gen ergaben, dass es zuvor zu verbalen 

Auseinan­der­set­zun­gen kam. An der Auseinan­der­set­zung waren eine Gruppe von
ca. 15 Per­so­n­en, die der recht­en Szene zuzuord­nen sind, und Mitarbeiter
ein­er Berlin­er Sicher­heits­fir­ma, die zum Schutz der Ver­anstal­tung eingesetzt
waren, beteiligt. 

Im Ver­laufe der tätlichen Auseinan­der­set­zung erlit­ten mehrere Personen
Ver­let­zun­gen. So musste ein 18-Jähriger mit schw­eren Kopfver­let­zun­gen in ein
Kranken­haus eingewiesen wer­den. Weit­er­hin wurde ein Mitar­beit­er der
Sicher­heits­fir­ma durch Stichver­let­zun­gen am Oberkör­p­er verletzt. 

Ein 24-Jähriger aus der recht­en Szene wurde in diesem Zusam­men­hang vorläufig
festgenom­men. Der Aus­gangspunkt für die tätliche Auseinan­der­set­zung bestand
darin, dass den ca. 15 Recht­en durch die Sicher­heit­skräfte der Zugang zur
Ver­anstal­tung unter­sagt wurde. 

Durch die zuständi­ge Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin wurde gegen den
24-jähri­gen Beschuldigten Haft­be­fehl wegen gefährlich­er Körperverletzung
beantragt. Die Ermit­tlun­gen der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin und der Kripo
des Polizeiprä­sid­i­ums Pots­dam dauern weit­er an.

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Mamavi wird heute aussagen

RATHENOW Der Hauptzeuge wird nun doch erst nach dem Prozess abgeschoben.
Heute um 13 Uhr find­et am Rathenow­er Amts­gericht der Prozess gegen einen
recht­sex­tremen Schläger statt, der den Asyl­be­wer­ber Ora­bi Mamavi im Dezember
ver­gan­genen Jahres ver­prügelt und belei­digt hat. 

Hauptzeuge ist Ora­bi Mamavi. Ob er aus­sagen kann, war lange Zeit ungewiss.
Denn das Asyl­begehren von Mamavi wurde inzwis­chen abgelehnt. Für den 24.
Juli ist seine Abschiebung festgesetzt. 

Kreis­sprech­er Har­ald Sempf bestätigte, der Land­kreis habe einem Ersuchen der
Staat­san­waltschaft, auf die Abschiebung zu verzicht­en bis der Prozess vorbei
ist, nicht entsprochen. Es gebe, so Sempf vor eini­gen Tagen bere­its zur MAZ,
viele Möglichkeit­en, Mamavis Aus­sage vorher aufzunehmen. Falls das Land
jedoch die Kosten für Mamavis län­geren Aufen­thalt übernehme, so Sempf, könne
man die Abschiebung später ansetzen. 

Dazu wird es nun nicht kom­men. Der Prozess find­et heute statt. Allerdings
ist nicht sich­er, ob das Strafver­fahren tat­säch­lich bis zum 24. Juli — das
ist der Tag, an dem Mamavi abgeschoben wer­den soll — abgeschlossen ist.
Immer­hin hätte der Angeklagte die Möglichkeit, nach dem Amtsgerichtsurteil
die näch­ste Instanz anzurufen. 

Die Forderung des Kreis­es an das Land, es solle die Kosten für Mamavis
Aufen­thaltsver­längerung übernehmen, stieß im Jus­tizmin­is­teri­um und im
Innen­min­is­teri­um auf wenig Ver­ständ­nis. “Das ist allein Sache des Kreises”,
sagten Sprech­er der bei­den Min­is­te­rien. Zuständig sei in diesem Fall die
havel­ländis­che Aus­län­der­be­hörde. Ein Sprech­er des Innen­min­is­teri­ums verwies
darauf, dass man Asyl­be­wer­ber in solchen speziellen Sit­u­a­tio­nen auch später
abschieben kann. Es habe schon Fälle gegeben, wo ver­längert wor­den sei 

Der Vere­in “Opfer­per­spek­tive” stellte für Ora­bi Mamavi eine Peti­tion an den
Land­tag. Die Ange­höri­gen des Peti­tion­sauss­chuss­es tre­f­fen sich heute zu
ein­er außeror­dentlichen Ferien­sitzung. Dann wird das Begehren auf die
Tage­sor­d­nung genommen. 

Ging es dem Vere­in Opfer­per­spek­tive zunächst haupt­säch­lich darum, Orabi
Mamavi den Aufen­thalt für den Prozess zu ermöglichen, ver­fol­gt man nun
andere Ziele. Kay Wen­del von der “Opfer­per­spek­tive: “So psychologisch
wichtig für das Opfer Mamavi die Kon­fronta­tion mit dem Täter im Gerichtssaal
ist, so mak­aber ist es, Mamavi dieses Recht zu gewähren um ihn zwei Tage
später abzuschieben.” Auf­schub allein sei keine Lösung. Mamavi solle ein
dauer­haftes Bleiberecht erhal­ten “als Wiedergut­machung für das, was er von
ras­sis­tis­chen Tätern in neun Jahren Rathenow erlit­ten hat.”

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Nachspiel in Spitzel-Affäre

POTSDAM Die Affäre um den ent­tarn­ten V‑Mann Toni S. aus Cot­tbus — der mit
Wis­sen des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes recht­sex­trem­istis­che Musik
mit zum Mord aufrufend­en Tex­ten ver­trieb — hat ein Nach­spiel. Nach
mehrmonatiger Prü­fung hat das Pots­damer Jus­tizmin­is­teri­um gestern im Fall
des V‑Mann-Führers mit dem Tar­na­men Dirk Bar­tok eine Entschei­dung getroffen.
“Das Min­is­teri­um tritt der Auf­fas­sung der Cot­tbuser Staat­san­waltschaft nach
genauer Prü­fung nicht ent­ge­gen”, erk­lärte Sprecherin Petra Marx. 

Für Bar­tok wird es nun ernst. Entwed­er akzep­tiert er den Vorschlag der
Cot­tbuser Staat­san­waltschaft und zahlt 5000 Euro Bußgeld. Damit würde der
Ver­fas­sungss­chutzmi­tar­beit­er seine Schuld ein­räu­men, kön­nte jedoch ein
öffentlich­es Gerichtsver­fahren ver­hin­dern. Falls Bar­tok sich jedoch
ver­weigert, wird er wegen ver­suchter Strafvere­it­elung angeklagt. In einem
Prozess würde dann noch ein­mal die Rolle des märkischen Geheim­di­en­stes bei
Pro­duk­tion und Ver­trieb neon­azis­tis­ch­er Hass-CDs im Detail diskutiert. 

Das bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­teri­um als Bar­toks Arbeit­ge­ber wollte sich
dazu gestern inhaltlich nicht äußern. “Uns liegen keine entsprechenden
Infor­ma­tio­nen aus Cot­tbus vor”, teilte Sprech­er Heiko Hom­burg knapp mit. 

Bar­toks Rolle wurde schon vor Monat­en in Berlin bew­ertet. In seinem Urteil
gegen Neon­azi Toni S. kri­tisierte das Landgericht, dass Bar­tok seinen V‑Mann
mehrmals warnte, wenn die Polizei dessen Woh­nung durch­suchen wollte. Um die
Fah­n­der zu täuschen, habe Bar­tok ein­mal sog­ar Tonis Com­put­er, der Hinweise
auf Straftat­en enthielt, gegen einen unbe­nutzten Rech­n­er aus­ge­tauscht. Nach
der dann erfol­glosen Polizeirazz­ia bedank­te sich Toni S. für den Tipp.
“Jet­zt weiß ich auch was wichtig war. Muss näch­ste Woche zum Staatsschutz
wegen Deinem Com­put­er. Gruss Toni”, über­mit­telte er Bar­tok per Handy. 

Dass Toni S. lediglich zu ein­er zwei­jährige Frei­heitsstrafe auf Bewährung
verurteilt wurde, begrün­dete das Landgericht mit der Rolle des
bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes. “Der Angeklagte hat die Tat­en, die
schw­er­wiegen­den, jew­eils mit Wis­sen und Bil­li­gung des LfV (Lan­desamt für
Ver­fas­sungss­chutz, Anm.) began­gen und ist hier­für auch noch belohnt worden”,
befand das Gericht. Erst die Zusicherung der Behörde, “dass sein Warenlager
in Cot­tbus abso­lut sich­er sei, ver­an­lasste den Angeklagten zu einem Handel
mit Ton­trägern, Videos, Büch­ern und Bek­lei­dungsstück­en mit
recht­sex­trem­istis­chen Auf­druck­en in einem der Kam­mer bis­lang nicht bekannt
gewor­den­em Umfang”, kri­tisierten die Richter die Hin­weis­ge­ber-Rolle des
märkischen Geheimdienstes. 

Die V‑Mann-Affäre hat­te im vorigen Jahr die Beziehun­gen zwis­chen Berlin und
Bran­den­burg monate­lang erhe­blich belastet. Die Berlin­er Jus­tiz hat­te ohne
Wis­sen der Bran­den­burg­er Behör­den gegen V‑Mann Toni S. sowie V‑Mann-Führer
Bar­tok ermit­telt. Das Pots­damer Innen­min­is­teri­um erk­lärte nach der
über­raschen­den Fes­t­nahme des Spitzels in Marzahn, die Berliner
Ermit­tlungs­be­hör­den hät­ten eine Geheim­op­er­a­tion des brandenburgischen
Ver­fas­sungss­chutzes gegen die recht­sex­trem­istis­che Musik­szene torpediert.

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Plakate und Aufkleber für die Freie Heide



Pfef­fer & SalZ wird seine diesjährige deutsch- pol­nis­che Som­mer­tour auf dem Flug­platz in Mirow begin­nen und sich damit an den Aktio­nen gegen das Bom­bo­drom in
der Witt­stock­er Hei­de beteiligen. 

Vorher haben wir zwei neue Plakate, dazu die entsprechen­den Aufk­le­ber gestal­tet und
gedruckt.



Grup­pen und einzelne Leute, die diese haben wollen, melden sich bitte bei dieser Mailadresse. Wir bit­ten lediglich um eine kleine Spende, um die Versandkosten
finanzieren zu kön­nen. Anson­sten hof­fen wir auf viele Men­schen, die sich mit uns und vie­len anderen Leuten
quer­stellen, wenn die Bun­deswehr anfängt zu bomben. 

Anti­mil­i­taris­tis­che Grüße!
Pfef­fer & SalZ 

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Fußballspiel steng bewacht

120 Polizis­ten im Fußball-Einsatz

Es lag nicht nur eine große Hitze­glocke über dem Sport­platz des SV Blau-Weiß
Lichter­feld am ver­gan­gen Sam­stag, son­dern auch eine große Hochspan­nung vor
der Begeg­nung Union Berlin gegen Dynamo Dres­den. Wohin das Auge blickte,
über­all Polizei, Bere­itschaft­skräfte, Secu­ri­ty und Ord­ner. Der Platz glich
einem Hochsicher­heit­strakt und viele fan­den das Aufge­bot ziem­lich überzogen. 

Doch Sven Bogacz, Leit­er des Schutzbere­ich­es Fin­ster­walde war da ganz
ander­er Mei­n­ung. «Die Gefahren­prog­nose für dieses Spiel lag sehr hoch. Wir
haben in den ein­schlägi­gen Foren im Inter­net recher­chiert, uns mit Kollegen
in Berlin und Dres­den kurzgeschlossen und entsprechend unseren Einsatz
geplant.» 

Vor Ort waren 120 Polizeikräfte im Ein­satz. Hinzu kamen 15 Mann eines
pri­vat­en Sicher­heits­di­en­stes und 25 Ord­ner vom Vere­in und einige Beamte in
Ziv­il, im Fach­jar­gon «szenekundi­ge Beamte» genan­nt, die sich in den
Fan­blöck­en aufhiel­ten und deeskalierend wirken soll­ten. Diese starke Präsenz
war so gewollt und sollte gewalt­bere­ite Fans schon im Vor­feld abschrecken.
«Der Ver­anstal­ter ging wohl in der Pla­nung des Sport­festes etwas blauäugig
an die Sache ran, denn das Gewalt­poten­zial bei­der Fan­grup­pen ist nicht zu
unter­schätzen. Wir haben unter den Besuch­ern etwa 40 gewalt­tätige Fans
aus­gemacht, 60 gewalt­bere­ite und 40 gewalt­geneigte (A‑, B- und C‑Fans).
Diese Per­so­n­en waren uns mit Namen und Ausse­hen bekan­nt. Außer­dem ist die
Lokalität hier sehr schwierig, denn im Fall der Fälle sind die Fans hier
schlecht zu tren­nen.» Die Polizei war also gewarnt, ständig präsent und
immer voll ein­satzbere­it, aber auch sehr lock­er drauf, und man suchte
ständig das Gespräch. Einige Fans, die vom Fin­ster­walder Bahn­hof zu Fuß nach
Lichter­feld woll­ten, nahm man sog­ar mit dem Ein­satz­fahrzeug mit. «Natür­lich
erst nach Abgabe mit­ge­führte Schnapsflaschen.» 

Doch eigentlich sollte es ja um guten Fußball gehen und den woll­ten die etwa
2 000 Besuch­er auch sehen. Pünk­tlich 17 Uhr liefen die bei­den Mannschaften
unter den Gesän­gen ihrer Fans auf und das Spiel kon­nte begin­nen. Einen
Klasse­nun­ter­schied kon­nte man, schließlich trafen hier die zweite Bundesliga
auf eine Region­al­liga­mannschaft, nicht aus­machen, im Gegen­teil. Bere­its in
der 11. Minute schoss Rene Beuchel das Führungstor für Dynamo Dresden.
«Eis­ern Union» legte unter den Anfeuerungsrufen sein­er Fans einen Gang mehr
ein, und so gelang in der 20. Minute der Aus­gle­ich durch ein Tor von Sreto
Ris­tic. Dann schien die Hitze die Über­ma­cht zu ergreifen, das Spiel floss
ruhig vor sich hin, die Schlacht­gesänge wur­den auch immer weniger und
irgend­wie woll­ten alle, so der Ein­druck, nur noch, dass es vor­bei ist. 

Doch ein Unentsch­ieden wäre für Union Berlin eine mit­telschwere Katastrophe
gewe­sen, und so zog man im let­zten Drit­tel noch ein­mal alle Kräfte zusammen
und spielte auf Sieg. In der 89. Minute gelang schließlich Salif Kei­ta der
Siegtreffer. 

Nun hieß es noch ein­mal erhöhte Aufmerk­samkeit und Konzen­tra­tion für die
Ein­satzkräfte, denn die Abfahrt der Fans bedeutete noch ein­mal «Alarm­stufe
Rot» . 

Doch alles klappte wie am Schnürchen. An der Baustelle der Dorf­s­traße wurden
die Ampeln aus­geschal­tet und der Verkehr schnell nur in eine Richtung
geleit­et. Bis auf die Dres­d­ner Fans waren dann am Abend alle zufrieden. Auch
Karo­la Sukale, die Lei­t­erin des Ord­nungsamtes vom Amt Kleine Elster. «Wir
hat­ten im Vor­feld eine Ord­nungsver­fü­gung mit 16 Aufla­gen erlassen. Der
Ver­anstal­ter war natür­lich am Anfang etwas geschockt, auch verärg­ert, doch
bere­its am Fre­itag um 10 Uhr war alles erledigt, und dass es etwas genutzt
hat, kon­nte man ja jet­zt sehen.» So musste zum Beispiel alles entfernt
wer­den, was gewor­fen wer­den kann, es durften vor und während des Spiels nur
leicht­es Bier und kein Schnaps aus­geschenkt wer­den, und es musste eine
Sep­a­ra­tion der Fans auf dem Park­platz gewährleis­tet wer­den. Und auch der
Ver­anstal­ter war zum Schluss zufrieden, dass nichts passiert ist. 

«Wir hat­ten zwar mit ein paar Leuten mehr gerech­net, aber so ging das schon.
Vielle­icht hat viele Leute die starke Polizeipräsenz rund um Lichterfeld
abgeschreckt, und auch manche Berichter­stat­tung war ja eher eine Warnung,
als eine Ein­ladung» , so der Vere­insvor­sitzende Eck­hard Krakau. 

Am Son­ntag ging es dann viel, viel ruhiger und famil­iär­er auf dem Platz zu,
doch Fußball gab es natür­lich auch. Höhep­unkt dabei das Turnier der Dörfer
des Amtes und hier siegte Bet­ten vor Lieskau und die Gast­ge­ber kamen auf den
drit­ten Platz. Natür­lich ist man jet­zt in Lichter­feld schon wieder am planen
für das näch­ste Jahr, da wird der Vere­in 85 und man darf sicher­lich wieder
auf ein Spitzen­spiel hof­fen. «Uns schwebt ja eine Mannschaft aus der ersten
Bun­desli­ga vor. Mal sehen, was geht» , so der Vereinsvorsitzende.

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Massen-Gen-Test ohne Ergebnis

Pots­dam (dpa) Bei der Suche nach dem Mörder der 17- jähri­gen Antje Köhler
und ihrer 18 Monate alten Cou­sine Sandy Hof­mann hat auch der DNA-Massentest
in Herzberg (Elbe-Elster) vor zwei Wochen keinen Durch­bruch gebracht. Alle
bis­lang aus­gew­erteten Proben stim­men nach Auskun­ft von Chefer­mit­tler Hartmut
Zerche nicht mit dem genetis­chen Fin­ger­ab­druck des möglichen Täters überein. 

Auch hät­ten sich weniger Män­ner gemeldet als erwartet. Von den 2500 ins
Täter­pro­fil passenden Män­nern hät­ten nur knapp 700 teilgenom­men. Nun wird
ein neuer Sam­meltest nach den Som­mer­fe­rien erwogen. Wer sich dann nicht
frei­willig meldet, soll vorge­laden werden. 

Die bei­den Mäd­chen waren im Sep­tem­ber 1994 aus einem Wald zwis­chen Herzberg
und dem säch­sis­chen Tor­gau ver­schleppt und drei Wochen später tot in der
Nähe von Ham­burg gefun­den worden.

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Deutlich

Deut­liche Worte fand der Lan­desvor­sitzende des Reservistenverbandes
Bran­den­burg Man­fred Hilden­brand am Sonnabend auf dem Emp­fang anlässlich des
zehn­jähri­gen Beste­hens der Reservis­tenkam­er­ad­schaft Luck­en­walde. Er
verurteilte mit Nach­druck recht­sex­treme Auss­chre­itun­gen, Anschläge und Taten
im Land Bran­den­burg. Auch Jörg Schön­bohm, Bran­den­burgs Innenminister,
dis­tanziert sich in der Infor­ma­tions­broschüre “Der Bran­den­burg­er Reservist”
wörtlich von “recht­sex­tremen Ten­den­zen und Frem­den­feindlichkeit”. Damit
rückt nicht zulet­zt der Begriff der “Kam­er­ad­schaft­spflege”, der auch in der
Reservis­tenkam­er­ad­schaft Luck­en­walde einen “hohen Stel­len­wert” ein­nimmt, für
die bre­ite Öffentlichkeit in ein etwas anderes Licht. Diskus­sio­nen über Sinn
und Inhalt der Kam­er­ad­schaft hat­te es unter anderem in der Freiwilligen
Feuer­wehr Treb­bin gegeben.

Die Reservis­ten sehen sich als Brücke zwis­chen den Aktiv­en der Bundeswehr
und der Gesellschaft, und sie leis­ten dabei ihren Anteil an freiwilliger,
ehre­namtlich­er Arbeit. In diesem Sinne sind Katas­tro­phen­schutz und
Kriegs­gräber­für­sorge gute Beispiele für kam­er­ad­schaftlich­es Miteinan­der und
Tra­di­tion­spflege im zivilen Umfeld.

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Potzlow-Prozess: Ankläger erwägen Ermittlungen gegen Polizei

(MOZ, 5.7.) Neu­rup­pin (MOZ/dpa) Die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin (Ost­prig­nitz-Rup­pin)
will im Fall des getöteten Schülers Mar­i­nus Schöberl Ermit­tlun­gen gegen zwei
Polizis­ten nicht mehr auss­chließen. Ver­mutet wird, dass die Beamten vor dem
Landgericht in Neu­rup­pin als Zeu­gen die Unwahrheit gesagt haben könnten. 

 

Die Recht­san­wälte der Angeklagten hat­ten am Fre­itag für die Prü­fung der
Aus­sagen plädiert. Ihre Man­dan­ten seien von diesen Beamten nach ihrer
Fes­t­nah­men im Novem­ber 2002 falsch behan­delt wor­den, so der Vor­wurf von den
Anwäl­ten Matthias und Volk­mar Schöneburg. 

 

Die Vertei­di­ger wer­fen den Polizis­ten vor, die Eltern bewusst von den ersten
Vernehmungen ihrer Söhne aus­geschlossen zu haben. Die Ermit­tler hät­ten die
Eltern auch nicht über ihr Recht informiert, sagt der Anwalt aus Berlin.
Laut Gesetz hät­ten sie aber bei den Vernehmungen ihrer Söhne dabei sein
dür­fen. Nach Angaben der Recht­san­wälte wur­den die Väter von Mar­cel Sch. und
Sebas­t­ian F. von den Polizis­ten nach Hause geschickt. Deshalb beantragten
die Anwälte ein Beweisver­w­er­tungsver­bot für alle Aus­sagen der Angeklagten
bei der Polizei. Die Staat­san­waltschaft wird voraus­sichtlich gegen beide -
Eltern und Polizis­ten — wegen Falschaus­sage ermitteln. 

 

Ein Urteil in dem Prozess wird Mitte August erwartet. Die Staatsanwaltschaft
wirft den drei Angeklagten aus Pot­zlow und Tem­plin im Alter von 18 und 24
Jahren vor, den 16-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl aus niederen Beweg­grün­den und
zur Verdeck­ung ein­er voran gegan­genen Kör­per­ver­let­zung ermordet und seine
Leiche in ein­er Jauchegrube ver­graben zu haben. Die Anklage geht von einem
recht­sex­trem­istis­chen Motiv aus. Am ersten Ver­hand­lungstag hat­ten die jungen
Män­ner ihre Beteili­gung an der bes­tialis­chen Tat gestanden. 

 

Ermit­tlun­gen gegen Polizis­ten gefordert

 

(LR, 5.7.) Im Prozess zur Ermor­dung des Schülers Mar­i­nus Schöberl aus Pot­zlow (die
RUNDSCHAU berichtete) hat die Vertei­di­gung staatsanwaltschaftliche
Ermit­tlun­gen gegen zwei Polizis­ten gefordert. 

 

Die Beamten, die für den Mord­fall zuständig waren, hät­ten als Zeu­gen vor
Gericht die Unwahrheit gesagt, sagte Recht­san­walt Volk­mar Schöneb­urg gestern
vor dem Landgericht Neuruppin. 

 

Von der Staat­san­waltschaft ver­lautete am Rande des Prozess­es, sie werde
wahrschein­lich sowohl gegen die Polizis­ten als auch gegen die Eltern der
Angeklagten wegen Falschaus­sage ermit­teln. Eine der bei­den Parteien habe vor
Gericht die Unwahrheit gesagt. Die Vertei­di­gung und die Eltern der
Angeklagten hat­ten den Polizis­ten vorge­wor­fen, die Eltern bewusst von den
ersten Vernehmungen ihrer Söhne aus­geschlossen zu haben. 

 

Die Angeklagten, zwei 18-Jährige und ein 24-Jähriger, haben eingeräumt,
Mar­i­nus gefoltert und dann grausam getötet zu haben.

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Potzlow — Im Niemandsland der Wahrheit

Pot­zlow und der grausame Mord an einem Jugendlichen: “Der wird nicht mehr. Den müssen wir jet­zt umbringen.”

 

Im Nie­mand­s­land der Wahrheit

 

Auch ein Jahr nach dem Geschehen reagieren viele in dem
uck­er­märkischen Dorf mit Hil­flosigkeit und Ver­weigerung auf die
Hin­ter­gründe der Tat

 

(Süd­deutsche Zeitung, Annette Ramels­berg­er, 11.7.03) Pot­zlow, im Juli — Die Mohn­felder blühen so schön in Pot­zlow. Der
Oberuck­ersee liegt wie hingegossen zwis­chen den san­ften Hügeln der
Uck­er­mark, vor dem alten Her­ren­haus rauschen die Lin­den und von
gegenüber, aus den Fen­stern eines niedri­gen Feld­stein­haus­es, leuchten
die blüten­weißen Spitzen­gar­di­nen. Keine 100 Meter sind es vom
Her­ren­haus zu diesen Gar­di­nen. Kein Zaun, keine Mauer, nur 100 Meter
Wiese. Freier Blick. 

 

Hätte sie etwas spüren müssen? Hätte sie etwas ver­hin­dern können?
Hätte sie ahnen müssen, dass hin­ter diesen Gar­di­nen etwas passiert?
Unter den Lin­den, vor dem Her­ren­haus, das jet­zt ein Jugend­club ist,
sitzt Petra Freiberg und zer­martert sich den Kopf. Denn hin­ter diesen
Gar­di­nen, an der Rück­seite des Feld­stein­haus­es, liegt eine Veranda.
Und auf dieser Veran­da begann das Mar­tyri­um des Schülers Marinus
Schöberl. Ein Mar­tyri­um, das zu einem grausamen Mord führte, einem
Mord, der die Repub­lik auf­schreck­te, das Dorf, in dem er geschah,
aber nicht. 

 

Ein stiller, schlak­siger Junge

 

Petra Freiberg hat das Opfer gekan­nt: ein stiller, schlak­siger Junge,
der weite Hosen trug und sich die Haare blond färbte, so wie viele in
seinem Alter. Mar­i­nus war ein­er, der Unsinn machte, so wie sie es
alle machen, mit 16, 17 Jahren. Ein­er, der mit den Fre­un­den auf den
Rädern durchs Dorf flitzte und “Kräuter” trank, so nen­nen sie hier in
der Uck­er­mark die kleinen Fläschchen Kräuter­schnaps. Und der leicht
ins Stot­tern geri­et, wenn er aufgeregt war. Petra Freiberg kannte
auch die Mörder, zumin­d­est ein en von ihnen gut. Wochen­lang hat sich
der 17 Jahre alte Mar­cel im let­zten Som­mer bei ihr im Jugendclub
aufge­hal­ten, hat mit den anderen Späße gemacht, mit ihnen Hiphop
gehört. Und hat nichts gesagt. 

 

Es war ein heißer Tag, dieser 12. Juli 2002. Die Jugendbetreuerin
Petra Freiberg hat­te mit ein paar Jugendlichen eine Nachtwanderung
gemacht. Zur gle­ichen Zeit zogen andere junge Leute durchs Dorf und
lan­de­ten nach Mit­ter­nacht an jen­em Feld­stein­haus jen­seits der Wiese,
wo Moni­ka Spier­ing wohnt. Dort klin­gel­ten sie die Leute aus dem Bett,
stell­ten einen Kas­ten Bier hin und Schnaps. Mar­i­nus war dabei, Marcel
und sein älter­er Brud­er Mar­co, 23. Und Sebas­t­ian, ein Fre­und Marcels.
Dann set­zten sie sich auf die Veran­da. Einen Fernse­her gab es nicht.

 

Aber wie um das fehlende Fernseh­pro­gramm zu erset­zen, starteten sie
nun selb­st ein Pro­gramm: Es begann damit, ihren Kumpel Mar­i­nus zu
schla­gen. Dann flößten sie ihm Schnaps ein, bis er sich erbrach. Dann
schleppten sie ihn hin­aus auf die Ter­rasse, wo er hil­f­los liegen
blieb. Dann urinierten sie auf den Jun­gen, dann schlu­gen sie ihn, bis
er zugab, “ein Jude” zu sein, obwohl er doch gar kein­er war. Und dann
luden sie den zer­schla­ge­nen, stink­enden, taumel­nden Jun­gen auf ein
Rad und fuhren ihn zu den ver­lasse­nen Schweineställen der ehemaligen
Land­wirtschaftlichen Pro­duk­tion­sgenossen­schaft (LPG) am Rande des
Dor­fes. Und dort bracht­en sie ihr Abend­pro­gramm dann zu Ende. 

 

Was in den Schweineställen geschah, wird seit zwei Monat­en vor dem
Landgericht Neu­rup­pin ver­han­delt. Gle­ichzeit­ig eröffnet dieser
Prozess einen Ein­blick in die Wirk­lichkeit eines Dor­fes, so banal und
unge­heuer­lich, dass es scheint, als blät­tere hier die Tünche der
Zivil­i­sa­tion. Dieser Ein­druck wird stärk­er, je mehr Zeu­gen auftreten.
Zeu­gen wie Moni­ka Spier­ing, hin­ter deren Gar­di­nen, auf deren Terrasse
alles begann. 42 Jahre ist Moni­ka Spier­ing alt, mager, mit dünnen,
aschblonden Haaren, arbeit­s­los. Sie, ihr Lebens­ge­fährte und ihr
Brud­er wohnen in dem Feld­stein­haus mit den Spitzen­gar­di­nen, meist
ohne Strom. Der war auch an jen­em 12. Juli abgedreht. 

 

Innere Angele­gen­heit­en

 

Der Polizei hat sie fast aufgekratzt geschildert, wo Marinus
geschla­gen wurde, wo er zusam­menge­brochen ist, wo er später lag. Über
diese Aus­sage gibt es einen Video-Mitschnitt. Jet­zt will sie nichts
mehr sagen, denn die Staat­san­waltschaft hat ihr einen Strafbefehl
geschickt — acht Monate Haft auf Bewährung, wegen unterlassener
Hil­feleis­tung. Denn Spier­ing hat nichts getan, um dem Jun­gen zu
helfen. Außer man wertet ihren Satz als Hil­fe: “Gib doch zu, dass du
ein Jude bist, dann hören die auf.” Selb­stver­ständlich hat Frau
Spier­ing den Straf­be­fehl abgelehnt. “Ich habe mir nichts
vorzuw­er­fen”, sagt sie und schleud­ert der Rich­terin hin: “Zum 12.
Juli sage ich gar nichts — alles Weit­ere über meine Anwältin.” 

 

Rich­terin Ria Bech­er fragt trotz­dem, zum Beispiel nach dem
Alko­holkon­sum vor der Tat. Klar habe sie mit­getrunk­en, schnappt
Spier­ing. “Ist doch nicht ver­boten!” Einen Kas­ten Bier habe es
gegeben. Und? Was ist das schon? “An einem Kas­ten ist ja nicht viel
dran.” Frau Spier­ing hat diesen empörten Unter­ton in der Stimme, den
viele im Ort haben, wenn man sie auf den Mord an Mar­i­nus Schöberl
anspricht. Entrüs­tung darüber, dass sich hier Leute in ihre inneren
Angele­gen­heit­en ein­mis­chen. Es ist ein Ton, den man wieder erkennt -
bei ganz anderen Men­schen als Frau Spiering. 

 

Ein nor­males Dorf, nor­male Men­schen. “Eine Menge guter Sachen” gebe
es hier, sagt Orts­bürg­er­meis­ter Johannes Weber: die Feuer­wehr, den
Angel- und den Brief­tauben­vere­in, die Fußball­mannschaft. Woanders
ziehen die Leute weg, hier ziehen sie hin. Fast 600 Ein­wohn­er hat
Pot­zlow. Mehr als vor der Wende. Ist das nichts? 

 

Es ist vieles ganz nor­mal in Pot­zlow. Und manch­es nicht. Dass seit
Jahren ein Juden­stern an die Mauer am Fried­hof gesprüht ist, darunter
ein Neon­azi-Sym­bol. Keinen störte es. Dass ein junger Mann von der
Feuer­wehr Blanken­burg im Ort vor­beis­chaut, in kurzen Hosen, auf der
Wade hat er SS-Runen tätowiert. Kein­er sagt was. Dass Jugendliche
sich vor den Augen ihrer Eltern mit Bier zuschüt­ten. Kein­er tut was.
Und wenn jemand etwas tut, empfind­en das die Eltern als Angriff, als
Ein­mis­chung in ihre Angelegenheiten. 

 

Es ist hier vieles nor­mal, was ander­swo als Prob­lem betra­chtet würde.
Mar­cel, der damals 17 Jahre alte Junge, der nun vor Gericht als
Haup­tangeklagter gilt, war häu­fig betrunk­en. So oft, dass es gar
nicht mehr auffiel. “Ganz nor­mal” sei das gewe­sen, sagen die jungen
Zeu­gen. “Ganz nor­mal” habe Mar­cel auch erzählt, dass er einen
umge­bracht habe. “Ganz nor­mal” ist offen­bar alles, was den jungen
Leuten wider­fährt. Eine Zeu­g­in, 22 Jahre alt, Beruf: “arbeit­s­los”,
erzählt, wie sie mit Schwest­er und Fre­un­den vor dem Videogerät saß
und sich immer wieder den Film Amer­i­can His­to­ry X ange­se­hen habe -
einen Film, in dem ein Recht­sradikaler einen Schwarzen zwingt, in
eine Bor­d­steinkante zu beißen und dann auf seinen Kopf springt, dass
der Schädel knackt. “Wir haben alle gelacht”, berichtet die Zeugin.
“Jet­zt kommt er, jet­zt kommt er”, hät­ten sie sich auf die Szene mit
dem Bor­d­stein­kick heiß gemacht. Sie haben gelacht. “Haben Sie das
lustig gefun­den?”, fragt der psy­chol­o­gis­che Sachver­ständi­ge Alexander
Böh­le. Er bekommt keine Antwort. 

 

Hört man den Zeu­gen im Gericht von Neu­rup­pin zu, erscheint es, als
wenn viele dieser Men­schen noch nicht ein­mal wüssten, was gut ist und
was böse. Dass sie von Regeln allen­falls mal gehört haben, aber sie
für nebensächl
ich hal­ten. Für nicht zutr­e­f­fend auf ihr eigenes Leben.
Und dass es offen­bar nie­man­den gibt, der ihnen Werte ver­mit­telt. In
jen­er Nacht an den Schweineställen gab es keine Regeln, keine Werte
und keine Würde. Die drei jun­gen Män­ner schleppten ihr Opfer in den
Schweinestall. Jet­zt, wo er zugegeben hat­te, dass er “Jude” sei,
hat­ten sie ihn als Unter­men­schen markiert, der kein Recht auf
men­schliche Behand­lung mehr hat­te. Sie stießen ihn in eine mit Jauche
gefüllte Grube — “um zu sehen, ob er unterge­ht”, sagt die
Staat­san­wältin. Dann drück­ten sie ihn in die Knie und ließen ihn in
einen Beton­trog beißen. Spätestens in diesem Moment muss dem Opfer
klar gewe­sen sein, was ihm bevor­stand: Denn auch Mar­i­nus hat­te den
Film gese­hen. So wie fast alle. 

 

Mar­cel springt mit seinen Springer­stiefeln auf Marinus‘Kopf. Der
sinkt zur Seite, das Gesicht ist völ­lig entstellt. Dann, so die
Staat­san­wältin, habe Marcels älter­er Brud­er Mar­co gesagt: “Der wird
nicht mehr. Den kön­nen wir keinem Arzt mehr vorstellen. Den müssen
wir jet­zt umbrin­gen.” Sie suchen einen Stein, Mar­cel zer­malmt den
Kopf des Jun­gen mit zwei hefti­gen Hieben. Dann, so berichtete Marcel
in der polizeilichen Vernehmung, habe Mar­co dem Toten den Puls
gefühlt: “Er meinte dann, dass er hin wäre.” So ste­ht es im
Pro­tokoll. Zu dritt ver­schar­ren sie ihr Opfer in der Jauchegrube. 

 

In den Wochen danach geschehen selt­same Dinge. Der Ruck­sack von
Mar­i­nus wird gefled­dert, aber keinen kümmert‘s. Mar­cel berichtet
einem Schulka­m­er­aden, er habe “einen Assi”, einen Asozialen,
umge­bracht. In der Kneipe saßen sie da zusam­men, “Mar­cel war lustig
drauf”, berichtet der Schüler. “Ganz nor­mal hat er das erzählt, wie
man unter Kumpels erzählt.” Die Reak­tion? Offen­bar keine. Auch zwei
Elek­trik­er-Lehrlin­gen auf sein­er Berufs­förder­schule erzählt Marcel,
dass er jeman­den umge­bracht habe. Gegrinst habe er dabei, sagt einer
der bei­den. Schon mor­gens um acht Uhr habe er damit herumgeprahlt,
sagt der andere. Reak­tio­nen? Offen­bar keine. Im Herb­st führt Marcel
die Fre­undin seines Brud­ers und ein paar Kumpels zur Jauchegrube. Und
die ist auch noch stolz auf die Tat. 

 

Nicole, 17 Jahre alt, Kau­gum­mi im Mund, Hände in den Schlabberhosen,
schlen­dert ins Gericht, direkt aus der Haft. Sie ist das, was man
eine Skin­braut nen­nt, eine überzeugte Recht­sradikale. Sie hat einen
der Jungs aus dem Dorf bedro­ht, es werde ihm genau­so erge­hen wie
Mar­i­nus, wenn er der Polizei etwas sage. Bei der Polizei machte sie
anfangs sog­ar den Ver­such, sich als Mit­tä­terin auszugeben. Und
erzählte dort, was sie von Mar­cel erfahren hat­te. “Ein richtig guter
Kick” sei die Tat gewe­sen, vor allem wie das Opfer “dann so dalag”.
Und wie Mar­cel auf der Stelle herumge­tram­pelt sei, an der die Leiche
lag. “Das kann ja nur der Scheiß-Schädel sein”, habe er gerufen,
sagte Nicole der Polizei. 

 

Der Gang zur Grube

 

Eine ganze Rei­he von Men­schen haben gewusst, dass ein Mord geschehen
war. Oder es zumin­d­est geah­nt. Aber kein­er hat reagiert. Obwohl die
Eltern von Mar­i­nus über­all im Dorf herum­fragten, wo ihr Sohn
geblieben sei. Auch bei Frau Spier­ing. Auch bei den Tätern.
Ver­mut­lich wäre der Mord nie bekan­nt gewor­den, wenn Mar­cel im Herbst
nicht mit ein paar Leuten gewet­tet hätte: Er wisse, wo Mar­i­nus liege.
Erst da sind sie mit ihm zur Grube und haben den Leichnam
aus­ge­graben. Und erst da erfuhr Petra Freiberg, dass der Junge, der
Mar­i­nus ermordet hat­te, wochen­lang bei ihr im Haus verkehrte. 

 

Vielle­icht ist es die Nähe zu Opfer und Tätern, die Frau Freiberg
empfind­lich­er macht als die anderen. Vielle­icht will sie deswe­gen so
behar­rlich wis­sen, warum so etwas passieren kon­nte, ob es wieder
passieren kann, was sie dage­gen tun kann. Was das Dorf dage­gen tun
kann. Und vielle­icht will sie auch deswe­gen nichts mehr übersehen. 

 

Deswe­gen ist ihr die Sache mit der Bude da hin­term Jugend­club so
wichtig. Eine Hütte, weiß getüncht, darin ste­hen ein paar alte,
vergam­melte Sofas. Davor ein Feuer­platz. Drumherum liegen
Glass­plit­ter, leere Bier­flaschen. Hier tre­f­fen sie sich jet­zt , nicht
die Jugendlichen von Pot­zlow, aber doch einige. Weil man hier trinken
kann, viel mehr als im Jugend­club bei Petra Freiberg. Weil man hier
in Ruhe gelassen wird. 

 

Der Bürg­er­meis­ter ver­s­tummt. “Ich sehe da kein eigen­ständi­ges Problem
der Gemeinde. Das bet­rifft doch die Erziehungs­berechtigten”, sagt er
knapp und dann am lieb­sten gar nichts mehr. Die Kinder des Dorfes
saufen sich um den Ver­stand, doch es ist kein Prob­lem der Gemeinde.
Deswe­gen erfährt man von Bürg­er­meis­ter Weber auch kein Wort darüber,
dass es Zoff gab auf der Gemein­der­atssitzung. Dass einige Eltern es
sich sog­ar ver­beten haben, dass das Alko­hol­prob­lem ihrer Kinder von
anderen ange­sprochen wird. Seit­dem wird auch über den Brief
geschwiegen, den die Sozialar­beit­er des Jugend­haus­es den Eltern
geschrieben haben und in dem sie ein Tre­f­fen anregten. Den
Eltern­abend wird es nicht geben. Jet­zt nicht. Ver­mut­lich nie. 

 

Petra Freiberg ist laut gewor­den bei der Sitzung. Sie fühlt sich wie
ein Feigen­blatt, das dafür her­hal­ten soll, die Blöße des Dor­fes zu
verdeck­en. 1997 ist sie geholt wor­den, damals hat­ten hier
Recht­sradikale einen Sozialar­beit­er ermordet, Jugendliche trauten
sich nicht mehr durch das Dorf aus Angst, von Recht­en angemacht zu
wer­den. Freiberg hat die Szene befriedet, das Dorf wurde ruhig, das
Symp­tom Recht­sradikalis­mus schwäch­er. Doch das eigentliche Problem
blieb: die Entzivil­isierung von Men­schen am Rande der Gesellschaft. 

 

Aus­gerech­net der Vertei­di­ger des Haup­tangeklagten Mar­cel spricht den
Punkt an. Volk­mar Schöneb­urg, aufgewach­sen in der DDR,
PDS-Funk­tionär, ist unverdächtig, die Sit­u­a­tion im Osten zu schwarz
zu malen. Er sagt, in dem Dorf fehle ein­fach der “zivil­isatorische
Stan­dard”. Man küm­mere sich nicht umeinan­der. Es habe keinen
belastet, den Ruck­sack, das Handy und das Fahrrad von Mar­i­nus zu
find­en. Kein­er habe etwas getan. Schöneb­urg spricht aus, was sich
schon während des ganzen Prozess­es auf­drängt: “Die Werte, die wir für
selb­stver­ständlich hal­ten, sind dort gar nicht vorhanden.” 

 

Früher hat­te die LPG die soziale Kon­trolle und die soziale
Ver­ant­wor­tung für den Großteil der Leute im Dorf. Was die LPG nicht
schaffte, machte die Partei. Dann zer­brach alles, was die Menschen
als Autorität anerkan­nten: der Betrieb, die Partei, der Staat. Und
noch immer, 13 Jahre danach, fühlen sich offen­bar manche so, als wenn
sie in ein Nie­mand­s­land geschleud­ert wor­den wären, wo sich kein­er um
sie küm­mert und sie sich ihre Regeln deshalb sel­ber machen. Oder es
eben bleiben lassen. 

 

“Ich hätte aus euren Kindern auch Nazis machen kön­nen, und ihr hättet
es nicht gemerkt “, hat Freiberg den Eltern in Potzlow
ent­ge­genge­hal­ten. Die bekom­men so erstaunlich wenig mit: Ein Vater
ken­nt die Adresse der Fre­undin nicht, wo sein min­der­jähriger Sohn
seit Monat­en wohnt. Ein ander­er weiß nicht, dass der Sohn mit­ten in
der Nacht sturz­be­trunk­en im Dorf herum­läuft. Die Mut­ter eines der
jun­gen Trinker hielt der Sozialar­bei­t­erin vor: “Du hast es nicht
geschafft, mein Kind zu erziehen.” Die Eltern der Täter Mar­cel und
Mar­co kri­tisieren nun, der Jugend­club habe sich zu wenig um die
Jugendlichen gekümmert. 

 

“Die Leute hal­ten sich eine Sozialar­bei­t­erin wie einen Dienstleister
— zuständig für die Erziehung und Ruhig­stel­lung ihrer Jugendlichen”,
sagt Jür­gen Lorenz vom Mobilen Beratung­steam im Regierungsprogramm
Tol­er­antes Bran­den­burg. Lorenz ist seit Monat­en immer wieder im Dorf,
doch er nimmt keine wirk­lichen Aktiv­itäten wahr, um den Mord an
Mar­i­nus zu ver­ar­beit­en. “Das Dorf hat keinen Bezug
zu seinen
Jugendlichen”, sagt er. Und offen­bar auch keinen zueinan­der. Es gibt
kaum Tre­f­fen, und wenn, dann zum Trinken, die Mit­telschicht macht ihr
eigenes Ding, dann wer­den die Jalousien run­terge­lassen. Schweigen. 

 

Immer diese Fragen

 

Es ist so unheim­lich, weil einen das Gefühl beschle­ichen kön­nte, dass
Petra Freiberg und ihre Kol­le­gen so ziem­lich die Einzi­gen sind, die
sich fra­gen, ob etwas falsch gelaufen ist. Die anderen erscheinen
lediglich gen­ervt, dass sie immer noch gefragt wer­den. Dass immer
noch Men­schen im Dorf auf­tauchen, die nicht den See genießen wollen,
son­dern fra­gen, wie so etwas geschehen kon­nte. “Diese permanenten
Fra­gen: Was ist passiert? Was haben Sie gemacht?”, sagt Johannes
Weber, der Orts­bürg­er­meis­ter, und man spürt bei jedem Wort, wie sehr
er sich zusam­men­reißen muss, das Gespräch nicht abzubrechen. Er ist
nie bei der Ver­hand­lung in Neu­rup­pin gewe­sen, auch nicht auf der
Bürg­erver­samm­lung, als ein Polizeispsy­chologe erk­lärt hat, wie
Jugendge­walt entste­ht. Der Mann hat aber auch anderes zu tun. Führt
einen Maler­be­trieb, muss sehen, dass Aufträge reinkom­men. “Sachen
müssen auch mal zu Ende gehen”, sagt Weber. 

 

Er ist auch nie bei den Eltern von Mar­i­nus gewe­sen. Die wohnen im
Dorf nebe­nan. Der Pfar­rer war bei ihnen, auch Petra Freiberg, sonst
nie­mand. “Absolutes Desin­ter­esse” erfährt die Fam­i­lie, sagt ihr
Anwalt. Der Grab­stein für Mar­i­nus wurde von Berlin­ern gespendet. 

 

Hin­ten im Gerichtssaal sitzt Peter Feike. Er stammt nicht direkt aus
Pot­zlow, aber er arbeit­et dort, als Koor­di­na­tor der Jugen­dar­beit. Er
ist ein­er der ganz weni­gen, die den Prozess gegen die Mörder von
Mar­i­nus regelmäßig besuchen. Feike ist auch Bürg­er­meis­ter, allerdings
der Großge­meinde Oberuck­ersee, zu der Pot­zlow gehört.Und seit er das
Alko­hol­prob­lem im Gemein­der­at ange­sprochen hat, gibt es Zoff. Wie
könne er so etwas nur in die Öffentlichkeit tragen? 

 

Feike hat am Anfang auch abgewiegelt, was in Pot­zlow geschah. Hat
gesagt, das komme in der Großs­tadt doch jeden Tag vor, damals im
Novem­ber, als die Leiche gefun­den wurde. Seit er den Prozess
ver­fol­gt, hat er dazugel­ernt. Er weiß, dass die Tat von Potzlow
außergewöhn­lich war, erschreck­end, unheim­lich. Und will wie Freiberg
jet­zt nicht mehr wegschauen. “Man kann das doch nicht als Lappalie
run­ter­ma­chen, wenn sich die Jugendlichen ständig betrinken. Gerade
nach dem, was geschehen ist, muss man doch sen­si­bler reagieren”, sagt
Feike. “Son­st kommt am Ende der Ver­dacht auf, es ist einem alles
egal.” 

 

Ver­mut­lich ist es aber ein­fach so.

Inforiot