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′N bisschen DVU war ooch bei”

Ein Besuch auf ein­er Anti-Hartz-IV-Demo in Bran­den­burg zeigt: meist
ziem­lich wenig. Im Protest unter­schei­den manche nicht zwis­chen links und
rechts 

Der Mann in der schwarzen Led­er­jacke hat am Son­ntag ein biss­chen seltsam
gewählt. Er muss eine Weile über­legen, wenn er seine zwei Kreuze
begrün­den soll. Den “Mann in der schwarzen Led­er­jacke” würde man auf der
Anti-Hartz-IV-Demo in Oranien­burg mit dieser Beschrei­bung schlecht
find­en, weil sie auf fast jeden zweit­en männlichen Demo-Teilnehmer
zutrifft. Die andere Hälfte wäre mit “der Mann in der Jeansjacke”
tre­f­fend beschrieben. Der große bär­tige Mann in der schwarzen Lederjacke
sagt: “Dit is im Prinzip, sag ich ma, mehr ne Protest­wahl jewesen.”
Deshalb hat er sich für die PDS entsch­ieden. Und für die DVU. Er ist
damit eine Art leben­der Beweis für eine ger­ade medi­al beliebte These:
Protest ist Protest ist PDS ist DVU ist NPD ist Protest. 

Der große bär­tige Mann in der schwarzen Led­er­jacke neigt in der Analyse
seines Wahlver­hal­tens zu verniedlichen­den For­mulierun­gen: “Ich sag ma, n
biss­chen DVU war ooch bei.” Er hält eigentlich gar nicht so viel von den
Recht­sex­tremen — sagt er. Er macht eine weg­w­er­fende Hand­be­we­gung, wenn
er von der DVU spricht. Als wären das alles rechte Schwachköpfe. Aber:
“Es muss was passieren, dass die anderen Parteien Dampf kriegen, dass
die ausm Knick kommen.” 

Schön, kön­nte man nun sagen, im Protest scheint links und rechts ja
tat­säch­lich zu ver­schwim­men. Und mit “den Aus­län­dern” hat das alles wohl
wirk­lich wenig zu tun. Wäre da nicht, neben dem Mann in der schwarzen
Led­er­jacke der Mann in der Jean­s­jacke. Rain­er Siew­ert hat auch DVU
gewählt. Nur DVU. Aus Grün­den der Ver­nun­ft. Die DVU hat beispielsweise
gefordert, dass kor­rupte Poli­tik­er in den Knast kom­men. “Kor­rupte
Poli­tik­er gehören nun mal in den Knast”, sagt Rain­er Siew­ert mit einem
beinah kindlich-trotzi­gen Unter­ton in der Stimme. 

Oder noch bess­er: “Deutsches Geld für deutsche Auf­gaben.” Wer würde dem
denn wider­sprechen. “Was ist daran bitte rechts?”, fragt Rain­er Siewert.
“Wenn wir woan­das hinge­hen wür­den, uns hil­ft doch ooch keena”, sagt er.
Und meint “die Russen”, die bei ihm um die Ecke im Neubauge­bi­et wohnen
dür­fen, nur weil sie irgend­wann mal “einen deutschen Schäferhund
hat­ten”, in der Ver­wandtschaft meint er. “Denen gehts bess­er als jedem
anderen hier.” Deshalb also auch: “Deutsche Arbeit­splätze zuerst für
Deutsche.” 

Rain­er Siew­ert tut so, als würde er Sätze sagen wie “Gras ist grün.
Tomat­en sind rot.” Er ist Rent­ner, erwerb­sun­fähig, saß in der DDR im
Knast, has­st die PDS (“Partei Dik­ta­torisch­er Schwachköpfe, dit hab ich
mir aus­jedacht.”), er sagt: “Ich kön­nte stun­den­lang so reden.” 

Philipp Beck­er hat die Demon­stra­tion angemeldet. Er ist
IG-Met­all-Bevollmächtigter in Oranien­burg. Er ist mal durchgegangen
durch die Menge, während die paar hun­dert Leute vom Arbeit­samt zum
Lan­drat­samt tra­bten. Er hat sich umge­se­hen, aber keine Rechtsextremen
ent­deckt. Dann über­legt er kurz: “Man sieht es ja auch keinem an.” Auf
zwei der ver­gan­genen Demos hat­te man es ein paar Leuten ange­se­hen. Sie
kamen vom “Märkischen Heimatschutz”, das ist eine jen­er freien
Kam­er­ad­schaften mit den harm­losen Namen, und sie sind einfach
mit­ge­laufen und haben bei der Kundge­bung ihre Trans­par­ente aufgespannt.
Sie wur­den aus­gep­fif­f­en. Und anschließend haben einige Antifaschisten
gefordert, dass man sie hätte auss­chließen müssen und von der Polizei
fes­t­nehmen lassen. 

Philipp Beck­er hat das geprüft und fest­gestellt, dass die Polizei nur
etwas machen kann, wenn die Neon­azis ver­fas­sungs­feindliche Symbole
tra­gen oder wenn sie stören. Nun beste­ht deren Tak­tik im Augenblick
ger­ade darin, nicht zu stören. Also kon­nte man wenig machen. Außer
pfeifen. Rote Trillerpfeifen hat sowieso fast jed­er dabei. 

Alle haben nicht gep­fif­f­en. Der Mann in der Jean­s­jacke, der wie so viele
hier leicht nach Alko­hol riecht, dessen Augen aber noch ein bisschen
röter sind als die der anderen, er fand das mit dem Pfeifen nicht gut.
Wenn man ständig fordere, dass mehr Jugendliche mit­demon­stri­eren sollten
bei den Mon­tags­demos, dann könne man doch nicht, wenn die Jugendlichen
endlich da sind, sie gle­ich wieder vertreiben. “Da kann nicht ‚Nazis
raus′ gerufen wer­den”, sagt er. “Wenn die Jugendlichen kom­men, dann
sollen sie kom­men, egal welche Klam­ot­ten sie anhab­en, egal welche
Gesin­nung sie haben.” Er hat PDS gewählt, nicht DVU.

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Staatliche Mittel für Rechtsextreme

Nach den Wahler­fol­gen in Sach­sen und Bran­den­burg ste­hen auch der
recht­sex­tremen NPD und der DVU gemäß dem Parteienge­setz staatliche
Gelder zu. Die Höhe dieser staatlichen Teil­fi­nanzierung legt der
zuständi­ge Bun­destagspräsi­dent Wolf­gang Thierse allerd­ings erst am 15.
Feb­ru­ar 2005 fest. 

Anspruch auf staatliche Finanzierung haben Parteien, wenn sie bei
Europa- oder Bun­destagswahlen 0,5 Prozent oder bei ein­er Landtagswahl
ein Prozent erre­icht haben. Bei ein­er Gesamtzahl von bis zu vier
Mil­lio­nen Stim­men erhal­ten die Parteien dann 85, darüber hin­aus 70 Cent
pro Stimme. Das wären für die DVU 60 353 Euro (71 003 Stim­men), bei der
NPD 162 424 Euro (191 087 Stim­men) für die Wahlen vom Sonntag. 

Die so errech­neten Sum­men wer­den allerd­ings nicht dem tatsächlichen
Geld­fluss entsprechen, da es eine jährliche Ober­gren­ze der staatlichen
Finanzierung von 133 Mil­lio­nen Euro gibt. Da die Ansprüche der Parteien
diese Gren­ze regelmäßig über­schre­it­en, wer­den die jew­eili­gen staatlichen
Mit­tel pro­por­tion­al gekürzt. Die Ansprüche sollen sich an der
Ver­wurzelung der Parteien in der Gesellschaft bemessen. Deshalb werden
außer den Wäh­ler­stim­men auch Mit­glieds­beiträge sowie Spenden
berück­sichtigt. dpa 

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Asylbewerber angegriffen

(MAZonline.de, 21.9.04) Am Mon­tagabend informierte ein Bürg­er die Polizei darüber, dass gegen
22:05 Uhr ein dunkel­häutiger Mann in der Alte Neuen­dor­fer Straße, Höhe
Ein­mün­dung Eisen­bahn­straße durch zwei unbekan­nte Män­ner vom Fahrrad
geris­sen und am Boden liegend, durch einen der Täter geschla­gen wurde. 

Als sich ein Pkw näherte, ließen sie vom Geschädigten ab und flüchteten
über die Robert-Have­mann-Straße in die Friedrich-Engels-Straße in
Rich­tung Bahnhof. 

Der sofor­tige Ein­satz der Polizei führte noch zum Antr­e­f­fen des
Geschädigten, einem 21-jähri­gen Asyl­be­wer­ber aus Sier­ra Leone, aber
nicht zur Ergrei­fung der Täter. Die Beamten vor Ort kon­nten auf­grund der
Tat­sache, dass der Mann nur ein paar Brock­en englisch sprach, bislang
nur zu ein­er vagen Täterbeschrei­bung durch den Geschädigten bekommen.
Auch zum Tather­gang und zum möglichen Grund der Straftat kon­nte der
Geschädigte auf­grund des Fehlens eines geeigneten Dol­metsch­ers erst
später gehört werden. 

Der Geschädigte erlitt bei dem Angriff eine Schwellung an der Oberlippe
sowie Hautab­schür­fun­gen an der Hand. 

Durch einen Zeu­gen wer­den die Täter wie fol­gt beschrieben: 

1. Täter: Ca. 170 cm groß, sehr kräftige Gestalt, ca. 25–30 Jahre alt.
Er war mit schwarzen Sachen bekleidet.
2. Täter: Ca. 180 cm groß, schlank. Dieser war mit ein­er schwarzen Hose
und hellerer Ober­bek­lei­dung bekleidet. 

Die Polizei sucht drin­gend den Pkw-Fahrer, der zur Tatzeit die o.g.
Straße befuhr und jet­zt dor­tige Beobach­tun­gen mit dem geschilderten
Sachver­halt in Verbindung bringt, als Zeu­gen. Fern­er soll eine Person
das Geschehen von der Ein­mün­dung Eisen­bahn­straße/Robert-Have­mann-Straße
aus beobachtet haben. Auch diese Per­son bit­ten wir drin­gend, sich bei
der Polizei in Fürsten­walde (03361–568‑0) zu melden. 

Afrikan­er in Fürsten­walde verprügelt

(MOZonline.de, 21.9.04) Fürsten­walde (MOZ) Zwei Män­ner haben am Mon­tagabend in Fürstenwalde
einen Schwarzafrikan­er vom Fahrrad geris­sen und danach, als er bereits
am Boden lag, getreten. Ein Zeuge hat­te die Polizei um 22.05 Uhr auf das
Geschehen an der Ecke Alte Neuendorfer/Eisenbahnstraße hingewisen,
teilte Polizeis­prech­er Detlef Lüben am Dien­stag mit. Als sich ein Auto
näherte, flüchteten die Schläger Rich­tung Bahn­hof. “Der sofortige
Ein­satz führte noch zum Antr­e­f­fen des Geschädigten, aber nicht zum
Ergreifen der Täter.” 

Weil der 21-Jährige aus Sier­ra Leone kaum Englisch spricht, erhielten
die Beamten nur eine vage Täterbeschrei­bung. Ein Zeuge beschrieb die
Täter so: Ein­er sei etwa 1,70 Meter groß, sehr kräftig, 25 bis 30 Jahre
alt und trug schwarze Klei­dung. Der andere sei etwa 1,80 Meter groß,
schlank — und trug eine schwarze Hose sowie hellere Ober­bek­lei­dung. Die
Polizei sucht drin­gend weit­ere Zeu­gen. Kon­takt: (03361) 568–0.

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Vorwürfe gegen KZ-Gedenkstätten-Stiftung

In der Berlin­er Zeitung vom 31. 8. 2004 ver­bre­it­en Sie unter der
Über­schrift Vor­würfe gegen KZ-Gedenkstät­ten-Stiftung über uns
unzutr­e­f­fende Darstellungen: 

Sie schreiben, das Pro­jekt “König­in­nen” sei mit 230 000,00 Euro
gefördert wor­den. Dazu stellen wir fest: Aus­gezahlt an uns waren 180
000,00 Euro. Soweit Sie schreiben, ein Großteil der För­der­mit­tel sei
bere­its aus­gegeben, stellen wir fest: Es sind 88 700,00 Euro ausgegeben
wor­den bis zum Can­celn des Projekts. 

Sie schreiben im Zusam­men­hang mit den Ermit­tlun­gen wegen “Betrugs- und
Untreuever­dachts”, dass “pro­jek­t­ge­bun­dene För­der­mit­tel … in den Etat
der Stiftung umgeleit­et wor­den sein” sollen. Sie zitieren die Herren
Vollmer und van Harten mit der Behaup­tung, “dass mehr als die Hälfte der
För­der­mit­tel gar nicht für das The­ater­stück an sich, son­dern für andere
Posten ver­wen­det wor­den sein sollen. So seien der Wer­bee­tat, aber auch
der Etat der Pro­duzen­ten aus ihrer Sicht über­höht gewe­sen. “Und allein
15 000 Euro der För­der­mit­tel sind für Recht­san­walt­skosten aufgebraucht
worden…” 

Dazu stellen wir fest: Es sind keine Gelder verun­treut wor­den. Soweit
Gelder ver­braucht wur­den, wur­den diese auss­chließlich gemäß der den
Spon­soren bekan­nten und mit diesen aus­drück­lich vere­in­barten Zwecke
ver­wen­det. Dazu gehören auch die Gelder für Wer­bung, Pro­duzent und Anwälte. 

Berlin, den 1. 9. 2004 

RA Johannes Eisen­berg für Prof. Dr. Gün­ter Morsch, Direk­tor der Stiftung
Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten, Stiftung öffentlichen Rechts. 

Prof. Dr. Morsch hat Recht. Die Redaktion 

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Querfront bei Fürstenwalder Montagsdemo

Am Mon­tag dem 20. 09. 04 fand zum wieder­holten Male in Fürsten­walde eine
“Mon­tags­demon­stra­tion” unter Beteili­gung von ca. 200 Teil­nehmern statt.
Bevor die Demo startete, wandte sich ein­er der Organ­isatoren mit einer
Anmerkung an seine Zuhörer.
Er berichtete, dass er bei der vorheri­gen “Mon­tags­de­mo” Jugendliche
auf­forderte, sich an der Demo zu beteili­gen. Diese vernein­ten mit der
Begrün­dung, dass sich Nazis in der Demo befän­den. Ihm zufolge sei dies
jedoch kein Argu­ment, da “Harz IV” das ganze “Volk” beträfe.
Für diesen Rede­beitrag ern­tete er keinen Wider­spruch, son­dern im Gegenteil
Beifall.
Im Ver­lauf der Demo fie­len dann auch mehrere bier­trink­ende Jugendliche, die
augen­schein­lich der recht­en Szene zuzuord­nen waren, sowie ein älter­er Mann,
der ein “White Pow­er” ‑Base­cap trug, auf. 

Diese unwider­sproch­ene Aus­sage zeigt ein­mal mehr die Dimen­sion völkischen
Denkens und wie offen die Anwe­sen­heit von Nazis gebil­ligt wird, um gemeinsam
gegen eine ver­meintlich “volks­feindliche” Poli­tik vorzugehen.

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Rückblick auf die Landtagswahlen

Platzeck sicherte SPD-Sieg. Analyse der Forschungs­gruppe Wahlen /
Wahlex­treme in einzel­nen Regionen

(MAZ) Die Pop­u­lar­ität von Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck hat der SPD nach
ein­er Analyse der Forschungs­gruppe Wahlen die Vor­ma­cht­stel­lung im Land
gesichert. Platzeck gelte als der mit Abstand glaubwürdigste,
tatkräftig­ste, kom­pe­ten­teste und sym­pa­this­chste der drei
Spitzenkan­di­dat­en von SPD, CDU und PDS, hieß es gestern. 

Auf der +5/-5-Skala (sehr zufrieden bis sehr unzufrieden) erreichte
Platzeck die Note 2,1. PDS-Spitzen­frau Dag­mar Enkel­mann kam nur auf den
Wert 0,7; Jörg Schön­bohm (CDU) sog­ar nur auf 0,2. Auch bei der Frage
nach dem gewün­scht­en Regierungschef war Platzeck klar über­legen: 56
Prozent woll­ten ihn, nur 15 Prozent Schön­bohm und elf Prozent Enkelmann. 

Von der Koali­tion kon­nten wed­er SPD noch CDU prof­i­tieren, da die
Regierungsar­beit neg­a­tiv bew­ertet wird (minus 0,2). Die ohne­hin schwache
Akzep­tanz der SPD-CDU-Regierung nahm weit­er ab: Nach 47 Prozent (1999)
fän­den jet­zt nur noch 35 Prozent eine Große Koali­tion gut, 42 Prozent
hal­ten sie für eine schlechte Vari­ante. Rot-Rot ist keine Alternative:
Nur 36 Prozent aller Befragten fän­den eine Koali­tion aus SPD und PDS
gut, 46 Prozent schlecht. Die SPD-Anhänger tendieren klar zur Großen
Koalition. 

Die Strate­gie der PDS, mas­siv gegen die Arbeits­mark­tre­form Hartz IV zu
agi­tieren, hat­te großen Erfolg: 39 Prozent hal­ten die PDS für eine
“soziale” Partei (SPD: 32, CDU: neun Prozent). Die DVU schnitt bei
jün­geren Wäh­lern beson­ders gut ab, bei den 18- bis 29-Jähri­gen erreicht
sie 14 Prozent (plus drei). Die SPD ver­lor beson­ders stark in den
mit­tleren Alters­grup­pen (30- bis 45-Jährige: minus elf; 45- bis
59-Jährige: minus zehn), während die CDU ihre größten Ein­bußen bei den
unter 30-jähri­gen Wäh­lern (minus zwölf) hatte. 

Bei der Land­tagswahl haben die Parteien in den einzel­nen Wahlkreisen
sehr unter­schiedlich abgeschnit­ten. So kam die SPD im Wahlkreis 1
(Prig­nitz) auf 39,7 Prozent, im Wahlkreis 38 (Ober­spree­wald-Lausitz)
hinge­gen nur auf 25,1 Prozent. Ihr höch­stes Ergeb­nis in ein­er Gemeinde
fuhr die SPD mit 46,1 Prozent in Wit­ten­berge ein. In Grünewald
(Ober­spree­wald-Lausitz) wählten nur 15,5 Prozent die SPD

Die PDS siegte am deut­lich­sten im Wahlkreis 22 (Pots­dam). Die
Linkssozial­is­ten erhiel­ten dort 37,6 Prozent. Am schlecht­esten schnitten
sie im Wahlkreis 6 (Havel­land) mit 17,9 Prozent ab. In Heckelberg-Brunow
(Märkisch-Oder­land) gaben 45,5 Prozent der Wäh­ler ihre Stimme der PDS,
in Lenz­er­wis­che (Prig­nitz) waren es nur 9,9 Prozent. 

Genau ent­ge­genge­set­zt fie­len die Zahlen für die CDU aus: Sie kamen in
Lenz­er­wis­che auf ihr bestes Ergeb­nis von 39,2 Prozent, in Heckelberg
hinge­gen auf ihren Neg­a­tivreko­rd von 10,1 Prozent. Im Havel­land konnten
sie mit 27 Prozent die meis­ten Stim­men auf sich vere­inen, in Platzecks
Wahlkreis Pots­dam wählten dage­gen nur 11,5 Prozent die CDU


Ein Dorf wählt braun und kein­er weiß warum. In Grünewald im
Ober­spree­wald-Lausitz-Kreis gab jed­er vierte Wäh­ler seine Stimme der DVU

(LR) Ger­hard Göbel, parteilos­er Bürg­er­meis­ter von Grünewald im
Ober­spree­wald-Lausitz-Kreis, kön­nte stolz sein auf seinen Ort. Mit 65
Prozent liegt die Gemeinde in der Wahlbeteili­gung fast zehn Prozent über
dem Landesdurchschnitt. 

Doch die Freude verge­ht Göbel beim Blick auf das Wahlergeb­nis. 80
Dorf­be­wohn­er stimmten für die recht­sex­treme Deutsche Volk­sunion (DVU),
das sind 23,5 Prozent. Mit ein­er Stimme mehr wurde die CDU ger­ade noch
stärk­ste Partei im Ort. Nur in Hirschfeld, im Elbe-Elster-Kreis, schnitt
die DVU mit 25,8 Prozent der Stim­men noch bess­er ab. 

“Ich kann mir das eigentlich nicht erk­lären” , sagt der Bürgermeister
über den DVU-Erfolg. Den 660 Ein­wohn­ern in Grünewald selb­st und im
Ort­steil Sel­la gin­ge es nicht schlechter als den Men­schen in vielen
anderen Orten der Region. Es gibt eine Kita im Ort, eine Gaststätte,
aber keinen Laden, keine Post. 

Die Arbeit­slosigkeit ist hoch, wie über­all im
Ober­spree­wald-Lausitz-Kreis. Für die Dor­fer­neuerung fließen Fördermittel
in den Ort. Ger­ade wird ein weit­er­er Abschnitt der Dorf­s­traße erneuert.
Im Gemein­der­at sitzen nur Parteilose. Auf einem Pri­vat­grund­stück in
Grünewald tre­f­fen sich jeden Som­mer Recht­sradikale aus ganz Deutschland,
offiziell zu ein­er “Geburt­stags­feier” .

Die DVU war die erste Partei, die im Land­tagswahlkampf in Grünewald ihre
Plakate an jede Lat­er­ne hängte. Für andere Parteien war da kaum noch
Platz. Dieter H. hat Wahlkampf­ma­te­r­i­al der Recht­sradikalen im Ort
verteilt. Parteim­it­glied sei er nicht, nur Sym­pa­thisant, ver­sichert der
seit Jahren arbeit­slose Mittvierziger. Was die DVU für ihre Wähler
leis­ten will, kann er eben­so wenig benen­nen, wie das, was sie in der
ver­gan­genen Leg­is­laturpe­ri­ode im Bran­den­burg­er Land­tag getan hat. Doch
vor klaren Erwartun­gen, an denen sie gemessen wird, muss sich die DVU
nicht fürcht­en. “Die sollen mitre­den, damit nicht noch mehr Ausländer
hier reinkom­men” , sagt ein Arbeit­slos­er, der die Recht­sex­tremen gewählt
hat. Bei vie­len DVU-Wäh­lern scheinen neben dem Frust über die
wirtschaftlich schwierige Sit­u­a­tion auch Mis­strauen und Ablehnung gegen
Aus­län­der eine große Rolle gespielt zu haben. 

Viele Grünewalder schimpfen ganz unge­niert über die “Weißrussen” im
Nach­barort. Gemeint sind Spä­taussiedler aus Rus­s­land über deren
ver­meintlich­es Luxu­sleben wilde Gerüchte im Umlauf sind. Dass jedem
Spä­taussiedler ange­blich die Fahrerlaub­nis finanziert wird, ist nur eine
dieser Geschichten. 


Spree-Neiße: Schwarz­er Süden mit einem Hang zum recht­en Extrem?

(LR) Im Wahlkreis 42 hat­te die DVU ihr drit­tbestes Prozent-Ergebnis
Mit sechs Prozent aller Zweit­stim­men ist die recht­sex­treme DVU am
Wahlson­ntag für eine weit­ere Leg­is­laturpe­ri­ode in den Brandenburger
Land­tag einge­zo­gen. Sechs Sitze statt bish­er fünf hat sie dort nun inne. 

Wenn es nach den DVU-Wäh­lern im Wahlkreis 42 (Spree-Neiße II) gegangen
wäre, hätte die Volk­sunion sog­ar noch mehr Plätze bekom­men. Mit 9,5
Prozent aller Zweit­stim­men (ins­ge­samt 2323) lag das Ergeb­nis hier weit
über dem Lan­des­durch­schnitt. Nur die Wahlkreise 37 (Elbe-Elster II) und
38 (Ober­spree­wald-Lausitz I) lagen mit 11,3 Prozent (3225 Stim­men) und
12,2 Prozent (1800 Stim­men) noch darüber. 

Weniger Prozente im Norden 

Deut­lich zu verze­ich­nen ist auch, dass die Akzep­tanz für die DVU, die
oft nicht mal per­sön­lich, son­dern nur mit flächendeckender
Schlag­wort-Plakatierung in Erschei­n­ung trat, größer wird, je weiter
südlich sie operiert. Das soziale und Arbeits­mark­t­ge­fälle vom
Speck­gür­tel zum Bran­den­burg­er Rand hin, reicht aber allein kaum als
Erk­lärung aus, denn in den nördlichen Wahlkreisen der Prig­nitz und
Uck­er­mark gab es in der Regel zwis­chen vier und fünf Prozent für die
DVU, max­i­mal um die sieben. Möglicher­weise wäre auch die Nähe zum
benach­barten Sach­sen eine Erk­lärung, wo die NPD mit ins­ge­samt 9,2
Prozent die Stim­men am recht­en Rand sam­melte. Bei­de – NPD und DVU –
trat­en mit ähn­lichen Parolen und Plakat­en auf – sozusagen ein
län­derüber­greifend­es “Schnau­ze voll!” . Allerd­ings hat­ten sie sich
abges­timmt, sich im jew­eils anderen Bun­des­land keine Konkur­renz zu machen. 

Eine Ursachen-Forschung für den Stim­mengewinn der DVU ste­he erst am
Anfang und sei für alle demokratis­chen Parteien uner­lässlich, meinte der
bish­erige SPD-Land­tagsab­ge­ord­nete Ulrich Freese am Wah
labend. Die DVU
sei allein mit “Bauchthe­men” auf Stim­men­fang gegan­gen, und es habe ihn
schon sehr ver­wun­dert, dass bei der Wahlver­anstal­tung mit Matthias
Platzeck auf dem Sprem­berg­er Markt PDS-Anhänger und DVU-Sympathisanten
in ein­er Rei­he ges­tanden hät­ten. Der PDS wirft er Mitver­ant­wor­tung an
dem hohen Stim­mengewinn der DVU vor: “Nach mein­er tief­sten Überzeugung
hat die pop­ulis­tis­che Kam­pagne mit der Plakatierung ‚Hartz ist Armut per
Gesetz” dafür gesorgt, dass andere mit noch pop­ulis­tis­cheren Parolen bei
den ohne­hin besorgten Men­schen ankom­men konnten.” 

Wo steck­en die Erststimmen? 

Freese glaubt sich­er, dass ein ganz­er Teil der­er, die im Spremberger
Raum mit ihrer Zweit­stimme die DVU gewählt haben, ihre Erst­stimme der
PDS-Kan­di­datin Bir­git Wöllert gegeben haben. Die ver­mutet aber etwas
ganz anderes. “Ich glaube eher, dass das Leute waren, die sich gut mit
den sehr recht­skon­ser­v­a­tiv­en Ansicht­en von Andreas Kot­twitz anfreunden
konnten.” 

CDU-Kan­di­dat Kot­twitz wiederum, der im Wahlkampf unter anderem den
früheren Sprem­berg­er Bürg­er­meis­ter Egon Wochatz (erst jüngst wegen der
Teil­nahme an einem Tre­f­fen von SS-Vet­er­a­nen in die öffentliche Kritik
ger­at­en) für sich hat­te wer­ben lassen, geht auf solche Spekulationen
nicht ein. “Ich hätte es natür­lich lieber gese­hen, wenn diese Wähler
sich mit ihrer Zweit­stimme der CDU zugewen­det hät­ten anstatt der DVU” ,
sagt er. 


Schwarzbach (OSL): “Per­vers” – Warum wählt die heile Welt braun, Frau
Theiss?

(LR) 16,8 Prozent für die DVU: Schwarzbach­er Bürg­er­meis­terin schockiert
Schicke Idylle, ver­schworene Gemein­schaft, junge Fam­i­lien, viel
Nach­wuchs: Schwarzbach ist das Vorzeige-Dorf Num­mer 1 im Süd­kreis. Aber
plöt­zlich mis­cht sich braun in die schwarze 610-See­len-Gemeinde der
roten Bürg­er­meis­terin Gabi Theiss (SPD). Die zeigte sich angesichts von
16,8 Prozent für die DVU in ihrem Ort bei der Land­tagswahl schockiert. 

Zwar ist Schwarzbach damit nicht das Braun­bach der Region – in Grünewald
stimmten sog­ar 23,5 Prozent für die Recht­en. Gabi Theiss beruhigt das
aber wenig: “Was da abging, war ja noch per­vers­er als bei uns. Und das
war schon so furcht­bar.” Die rührige Bürg­er­meis­terin, eigentlich die
heile Welt gewöh­nt, scheint sich für die 66 DVU-Wäh­ler unter ihren
Pap­pen­heimern fast entschuldigen zu wollen: “Ja, ich schäme mich richtig
dafür. Wer wählt bei uns DVU? Haben wir uns zu wenig um unsere
Mit­men­schen gekümmert?” 

Den­noch habe es in der Gemeinde, die in ein­er Riesen-Gemeinschaftsaktion
schon das 550-jährige Jubiläum für 2005 vor­bere­it­et, keinen Rechtsruck
gegeben. Da ist Gabi Theiss sich­er. Vielmehr hät­ten sich einige wohl
ihren Poli­tik-Frust von der Seele gewählt. “Protest” , mut­maßt sie,
“ohne zu über­legen, was man Bran­den­burg damit antut.” Ähn­lich vermutet
es Ruh­lands Amts­di­rek­tor Roland Adler, der mit Grünewald, Schwarzbach
und Hohen­boc­ka (16,7 Prozent) wahre DVU-Hochbur­gen in seinem Amt
regiert. “Ich bin aber entsch­ieden dage­gen, diese Orte als braune Dörfer
abzus­trafen. Viele wer­den aus Unzufrieden­heit mit der Poli­tik so gewählt
haben.” 

Und was bleibt vom braunen Desaster? Während Adler in der
Bürg­er­meis­ter­runde Kon­se­quen­zen disku­tieren will, set­zt Gabi Theiss in
Schwarzbach auf das, was sie am besten kann: reden. “Am besten gleich
über den Garten­za­un. Wir müssen aufk­lären, damit so was nicht noch mal
passiert.” 


DVU-Hochbur­gen: Der rechte Rand der Mark

(Berlin­er Zeitung) LAUCHHAMMER. Läge der Wahlkreis Ober­spree­wald-Lausitz I nicht in
Süd-Bran­den­burg, son­dern etwa ein Stück weit­er in Nord-Sach­sen, würde er
nicht beson­ders auf­fall­en. Er läge über dem Durch­schnitt — doch der
Anteil der Bürg­er, die rech­s­tex­trem gewählt haben, war in Sachsen
ander­swo höher. In Bran­den­burgs Wahlkreis 38 macht­en 12,22 Prozent ihr
Kreuz bei der DVU und ver­halfen der Partei zu ihrem lan­desweit besten
Ergebnis. 

Vor Ort ist das kein neues Phänomen. “Das zieht sich schon über längere
Zeit hin”, sagt die parteilose Bürg­er­meis­terin von Lauchhammer,
Elis­a­beth Mühlp­forte. In der größten Stadt des Wahlkreis­es holte die DVU
12,76 Prozent. Zwei DVU-Mit­glieder aus der Stadt sitzen seit 2003 im
Kreistag. Aufge­fall­en sind sie nicht. “Sie haben keine einzige Vorlage
einge­bracht”, sagt Kreistagschef Wolf-Peter Han­nig (PDS).

Eine Erk­lärung für den Erfolg der Recht­en hat nie­mand. Die DVU habe
jeden Lat­er­nenpfahl mit Plakat­en behängt, sagen alle. Die
stel­lvertre­tende Wahllei­t­erin Susanne Priemer ver­weist auf die
Per­spek­tivlosigkeit der Region: “Wir sind hier im Randge­bi­et, nicht im
Speck­gür­tel.” Die Arbeit­slosigkeit im Land­kreis liegt bei 27 Prozent. 

Im Dorf Grünewald wurde die DVU mit 23,5 Prozent sog­ar zweitstärkste
Partei — mit nur ein­er Zweit­stimme weniger als die CDU. Doch die Leute
hier seien von Arbeit­slosigkeit “eher nicht so stark betrof­fen”, die
liege um die 18 Prozent, sagt Amts­di­rek­tor Roland Adler (partei­los).
Allerd­ings liegt das Amt direkt an der Gren­ze zu Sach­sen — und Grünewald
ist an drei Seit­en von Sach­sen umgeben. 

Die DVU selb­st sieht ihren Erfolg darin begrün­det, dass die Partei in
der Region sehr aktiv ist. “Dort ist die DVU nicht nur eine Kombination
aus drei Buch­staben, son­dern mit konkreten Per­so­n­en ver­bun­den”, sagt der
Sprech­er der Land­tags­frak­tion, Thi­lo Kabus. In ganz Bran­den­burg hatte
die Partei etwa 97 000 Plakate aufge­hängt, nach eige­nen Angaben wurde
ein Drit­tel zer­stört. “Dort, wo wir viele Aktivis­ten haben, wur­den sie
schnell wieder erset­zt”, sagt er. Wie etwa im Elbe-Elster-Kreis, wo die
Partei auch im Kreistag sitzt und dies­mal ihr zweitbestes Ergebnis
erzielte. Hier sei die DVU auch bei der let­zten Kom­mu­nal­wahl stark gewesen. 

Darüber, wie stark die rechte Jugend­kul­tur im Wahlkreis 38 ist, sind die
Befragten uneins. Kreistagsleit­er Han­nig erk­lärt sich das so: “Die
rechte Szene schwappt von Sach­sen herüber.” Das Erstarken der
Recht­sex­tremen wird allzu rasch auf den Ein­fluss der Neon­azis in Sachsen
zurück­ge­führt. Als gegen die recht­sex­trem­istis­che Organisation
“Skin­heads Säch­sis­che Schweiz” (SSS) in Sach­sen ermit­telt wurde, sollen
sich SSS-Anhänger nach Bran­den­burg abge­set­zt und dort Nazi-Rockkonzerte
organ­isiert haben. 


Frust-Wahl: 25,8 Prozent für die DVU in Hirschfeld

(BM) Hirschfeld — Nur einen Stein­wurf von der säch­sis­chen Landesgrenze
ent­fer­nt, in Hirschfeld (Elbe-Elster) im äußer­sten Süden Brandenburgs,
gibt es einen Dön­er-Stand. Das ist bemerkenswert für ein Dorf mit knapp
1000 Wahlberechtigten, in dem bei der Land­tagswahl jed­er Vierte, der zur
Urne ging, die recht­spop­ulis­tis­che Deutsche Volk­sunion (DVU) gewählt hat. 

25,8 Prozent für die DVU: Das ist das höch­ste Wahlergeb­nis für die
Partei in Bran­den­burg und entspricht in etwa der Arbeit­slosen­quote von
rund 27 Prozent im Ort. Auf die Idee, das 600 Jahre alte Dorf deshalb
eine Hochburg der Recht­sex­tremen zu nen­nen, käme einen Tag nach dem
Urnen­gang in dem ver­schlafen wirk­enden Ort aber nie­mand. Selb­st der
türkische Imbiss­be­treiber Mehmet Ogoz nicht: “Klar, manch­mal gibt es
Sprüche, aber die Recht­sex­tremen lassen sich hier kaum blicken.” 

Von der DVU hat sich auch kein­er der Kan­di­dat­en während des Wahlkampfes
in Hirschfeld sehen lassen. Woher dann aber der Erfolg? “Das ist eine
reine Protest­wahl gewe­sen”, sagt Bürg­er­meis­ter Bernd Trobisch
(partei­los). Wohl ist dem 57-Jähri­gen Kom­mu­nalpoli­tik­er beim Blick auf
das Wahlergeb­nis aber keineswegs: “Das hätte ich uns gern erspart.” 

Die Bürg­er von Hirschfeld wählten allerd­ings schon immer mehrheitlich
kon­ser­v­a­tiv. Die CDU erre­ichte 1999 ins­ge­samt 65 Prozent der Stimmen.
Viele dieser Wäh­ler seien nun zur DVU gewechselt. 

“Eine Ohrfeige für die da oben”, nen­nt es Rent­ner­in Moni­ka Reyentanz.
Die Men­schen fühlten sich im Stich gelassen. Manch ein­er ist gar nicht
erst zur Wahl gegan­gen. So wie Ron­ny Schnei­der, ein 20 Jahre alter
Land­wirt. “Ändert sich doch sowieso nüscht”, meint er. Junge Leute gebe
es hier man­gels Arbeit kaum noch. Er habe noch welche, und deshalb sei
er noch hier. 

Für die älteren Hirschfelder sieht es auch nicht rosig aus: Einige
schälen Kartof­feln in der benach­barten Fab­rik. Für vier Euro die Stunde.
Bürg­er­meis­ter Tro­bisch winkt ab: “Ist doch klar, dass hier nie­mand mehr
an Besserung glaubt.” 


Män­ner, jung, Hauptschule. Die Recht­sex­tremen set­zten erfol­gre­ich auf
die Proteststimmung

(FR) Die recht­sex­tremen Parteien DVU und NPD waren vor allem bei jüngeren,
for­mal weniger gebilde­ten Män­nern erfol­gre­ich. Das hat die
Forschungs­gruppe Wahlen festgestellt. 

Auch wenn sich Organ­i­sa­tion­sstruk­tur und Auftreten von NPD und DVU stark
unter­schei­den, gibt es nach der Analyse bei der Wäh­ler­schaft doch
auf­fäl­lige Par­al­le­len. Sowohl bei den DVU- als auch den NPD-Anhängern
fühlten sich weit über­durch­schnit­tlich viele benachteiligt, in
Bran­den­burg sähen 88 Prozent der DVU-Anhänger und in Sach­sen 96 Prozent
der NPD-Anhänger in den in Deutsch­land leben­den Aus­län­dern eine
“Über­frem­dungs­ge­fahr”, so die Forsch­er. Trotz des im Osten relativ
niedri­gen Aus­län­der­an­teils meine in bei­den Län­dern eine überwältigende
Mehrheit, dass es in Deutsch­land zu viele Aus­län­der gebe. Der Wahlkampf
der Recht­sex­tremen habe jedoch haupt­säch­lich auf die Proteststimmung
gegen die Sozial­re­for­men abgezielt. Diese Rech­nung sei aufgegangen. 

Am erfol­gre­ich­sten seien die Recht­sex­tremen bei jün­geren, for­mal niedrig
gebilde­ten Män­nern. In Sach­sen erre­iche die NPD bei den 18- bis
29-jähri­gen Män­nern 21 Prozent, bei allen unter 35-Jähri­gen mit
Hauptschu­la­b­schluss sog­ar 26 Prozent aller Stim­men. Aber auch bei den
unter 30-Jähri­gen ins­ge­samt schnei­de die NPD mit 18 Prozent und DVU mit
14 Prozent beson­ders gut ab. 

Die Zahlen basieren auf Tele­fon­um­fra­gen unter je rund 1000
Wahlberechtigten in Sach­sen und Bran­den­burg in der Woche vor der Wahl
sowie Umfra­gen unter 5451 Wäh­lern in Sach­sen und 5643 Wäh­lern in
Bran­den­burg am Wahltag. 


Zus­pruch für NPD und DVU irri­tiert Wirtschaft

(FR) Wirtschaftsver­bände, Unternehmen und Insti­tute haben unter­schiedlich auf
die Wahler­folge von NPD und DVU in Sach­sen und Bran­den­burg reagiert.
Zwar wird ein Imageschaden bei aus­ländis­chen Inve­storen nicht
aus­geschlossen, ein Stopp von Investi­tio­nen gilt aber als unwahrscheinlich. 

Der Präsi­dent des Deutschen Indus­trie- und Han­del­skam­mertages, Ludwig
Georg Braun, rief die demokratis­chen Parteien zu einem gemeinsamen
Han­deln gegen das Erstarken der recht­sex­tremen Parteien aufgerufen.
Angesichts des Einzuges von NPD und DVU in die Land­tage in Sach­sen und
Bran­den­burg sei eine Koali­tion der Ver­nun­ft uner­lässlich, sagte Braun
der Chem­nitzer Freien Presse. Anderen­falls dro­he eine Verun­sicherung der
Wirtschaft und damit eine Zurück­hal­tung der Inve­storen aus dem In- und
Aus­land in den bei­den Bundesländern. 

Der jüng­ste Erfolg der recht­sex­tremen Parteien ist nach Ein­schätzung des
Bun­desver­bands des Groß- und Außen­han­dels (BGA) sehr kon­trapro­duk­tiv für
die Wirtschaft in Sach­sen und Bran­den­burg. “Jed­er Anschein von
Recht­sradikalis­mus schadet dem Anse­hen des Lan­des und schreckt damit
Inve­storen ab”, sagte BGA-Präsi­dent Anton Börn­er am Mon­tag. Die
Bun­desre­pub­lik habe bis­lang im Aus­land “als Garant für Sta­bil­ität und
Ver­lässlichkeit” ges­tanden. Der US-Dien­stleis­ter World Trade Center
(WTC) befürchtet in Sach­sen wach­sendes Mis­strauen bei potenziellen
aus­ländis­chen Geschäftspartnern. 

“Kein Stopp der Investitionen” 

Das Münch­n­er ifo Insti­tut rech­net aber derzeit nicht mit negativen
wirtschaftlichen Fol­gen für die neuen Län­der. “Hil­fre­ich ist es
natür­lich nicht”, sagte ifo-Chefvolk­swirt Ger­not Nerb. Er könne sich
aber nicht vorstellen, dass zum Beispiel aus­ländis­che Unternehmen
deswe­gen ihre Investi­tio­nen ver­schieben oder sog­ar absagen könnten.
Grund­sät­zlich sei das poli­tis­che Umfeld schon ein Stan­dort­fak­tor, sagte
Nerb. Allerd­ings wür­den in allen Demokra­tien immer wieder radikale
Parteien nach oben gespült. Ein Beispiel sei Frankre­ich, wo es einen
recht­sradikalen Boden­satz gebe. 

Gew­erkschaft der Polizei ruft nach mehr Beamten

(FR) Die Gew­erkschaft der Polizei (GdP) hat als Kon­se­quenz aus den
Stim­mengewin­nen recht­sex­tremer Parteien bei den Land­tagswahlen von
Sach­sen und Bran­den­burg eine Auf­s­tock­ung des Per­son­als zur Bekämpfung
des Recht­sex­trem­is­mus gefordert. “Die Beobach­tung im Bereich
Recht­sex­trem­is­mus muss ver­stärkt wer­den”, sagte GdP-Chef Kon­rad Freiberg
der Nachricht­e­na­gen­tur Reuters am Mon­tag. Die entsprechenden
polizeilichen Kapaz­itäten seien in den let­zten Jahren in den Ländern
teils drastisch reduziert und auf den Bere­ich islamistis­ch­er Terrorismus
konzen­tri­ert wor­den. “Die Gefahr des Recht­sex­trem­is­mus ist aber nicht
zurückgegangen.” 

“Wenn man die Polizis­ten nicht aus dem Bere­ich Ter­ror­is­mus abziehen oder
von der Straße weg­holen will, muss man neue Leute ein­stellen”, sagte
Freiberg. Vor allem durch den Wahler­folg der NPD in Sach­sen komme
bun­desweit mehr Arbeit auf die Polizei zu. Die Beobach­tung des
Recht­sex­trem­is­mus müsse ver­stärkt wer­den, und es sei mit ein­er Zunahme
von Aufmärschen und Ver­samm­lun­gen der NPD zu rech­nen. Hinzu komme, dass
mit den Abge­ord­neten der NPD nun auch Führungskräfte Immu­nität genössen.
Freiberg sprach sich für einen neuen Anlauf für ein NPD-Ver­bot aus. 

Bischof hält Wahlaus­gang für “großes Unglück”

(FR) Nach den erhe­blichen Stim­mengewin­nen für NPD und DVU bei den
Land­tagswahlen am Son­ntag hat der Ratsvor­sitzende der Evangelischen
Kirche in Deutsch­land (EKD), Wolf­gang Huber, eine “aktive und
unzwei­deutige” Auseinan­der­set­zung mit dem Recht­sex­trem­is­mus gefordert.
Mit Blick auf den Wiedere­inzug der DVU in den Pots­damer Land­tag warf
Huber den anderen dort vertrete­nen Parteien Nach­läs­sigkeit in den
ver­gan­genen Jahren vor. Die Auseinan­der­set­zung müsse “im Par­la­ment, vor
Ort und auch in den Medi­en stat­tfind­en”, sagte der Bischof. Den
Wiedere­inzug der DVU bew­ertete Huber als “großes Unglück”. 

Der Vor­sitzende der katholis­chen Deutschen Bischof­skon­ferenz, Kardinal
Karl Lehmann, zeigte sich besorgt über die Erfolge am recht­en und linken
Rand. Es sei bestürzend, wenn etwa in Sach­sen rund 20 Prozent der unter
20-Jähri­gen die NPD gewählt hät­ten. Dabei habe sich­er die Problematik
der Arbeits­mark­tre­form eine Rolle gespielt. 

Auch der Präsi­dent des Zen­tral­rates der Juden, Paul Spiegel, zeigte sich
besorgt über den Wahler­folg der NPD. Mit Blick auf das gescheiterte
Parteiver­botsver­fahren erk­lärte er, dass die Entschei­dung hierüber nicht
ver­lässlich den Wäh­lern über­lassen wer­den könne, sagte Spiegel dem
Tagesspiegel.

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Grabräuber erwischt

Bewohn­er der Gemeinde Podelzig informierten die Polizei am Son­ntag über
einen verdächti­gen Pkw und dazuge­hörige Per­so­n­en, die sich im Waldgebiet
zwis­chen Podelzig und Wuh­den aufhiel­ten und dort ver­mut­lich nach
Ehren­ze­ichen der Wehrma­cht suchten. 

Die Polizeibeamten trafen im Waldge­bi­et auf zwei Män­ner in Alter von 30
und 31 Jahren, die dort mit einem Met­allde­tek­tor das Erdre­ich absuchten.
Des Weit­eren wurde in ein­er Erd­mulde ein ca. 80 cm tiefes Loch gegraben. 

Die Polizei stellte die Iden­tität der bei­den Män­ner fest und erstattete
Anzeige wegen des Ver­dachts der Störung der Toten­ruhe. Die Tatmittel,
Grab­w­erkzeuge und ein Met­allde­tek­tor, wur­den sichergestellt. 

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Pässe begrenzt auf zwei Jahre

Fam­i­lie Bay­er dro­ht das Opfer ein­er Ver­wal­tungsposse zu wer­den. Zwar
hat­te das Oberver­wal­tungs­gericht Anfang Juli entsch­ieden, dass die aus
Kasach­stan stam­mende und in Neu­rup­pin lebende Fam­i­lie nicht abgeschoben
wer­den darf. Ivan und Ella Bay­er, die bei­de Arbeit haben, sowie die
Töchter Nathalie und Alexan­dra gel­ten als “Sta­tus-Deutsche” und nicht
als Aus­län­der (die MAZ berichtete). Den­noch erhiel­ten sie ihre deutschen
Pässe nicht zurück. 

Diese gal­ten zwar bis 2006, doch mussten Ivan und Ella Bay­er die
Doku­mente bei der Melde­be­hörde im Neu­rup­pin­er Rathaus abgeben.
Stattdessen erhiel­ten sie jet­zt vom Kreis ihre alten kasachis­chen Pässe
zurück — mit dem Zusatz, dass sie nur zwei Jahre gültig sind. “Das ist
doch eine Frech­heit”, empört sich Ross­wi­eta Funk. Die Neuruppiner
CDU-Frau küm­mert sich seit Jahren um die Fam­i­lie und hat die
Unter­schrifte­nak­tion mitini­ti­iert, bei der sich über 5000 Leute gegen
die vom Kreis ange­dro­hte Ausweisung der Fam­i­lie aussprachen. 

Auch Jörg von Frey­mann, Anwalt der Fam­i­lie Bay­er, ist erstaunt.
Behan­delt der Kreis die Fam­i­lie damit doch als Aus­län­der, obwohl das
Gericht die Bay­ers zu “Sta­tus-Deutschen” erk­lärt hat. Von Frey­mann hat
deshalb erst ein­mal einen anderen Weg ver­sucht und Mitte August bei der
Melde­be­hörde im Neu­rup­pin­er Rathaus die Rück­gabe der deutschen Pässe für
Fam­i­lie Bay­er beantragt. Was kam, war eine Ablehnung. Die Pässe seien
laut Ver­wal­tungsvorschrift for­mal erloschen. Und das kön­nte nicht
rück­gängig gemacht wer­den, auch wenn das Oberver­wal­tungs­gericht anderer
Mei­n­ung sei, hieß es. Jedoch will sich das Rathaus nochmals mit dem
Innen­min­is­teri­um ver­ständi­gen. Was dabei rauskommt, ist offen. Neue
deutsche Pässe kön­nen Ivan und Ella Bay­er jeden­falls nicht beantragen.
Das geht nur bei der ersten Ein­reise nach Deutsch­land als Spätaussiedler. 

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Versteckt, verlegt, vergast

Ihre Kranke­nak­ten enden mit einem lap­i­daren Ein­trag: “in eine andere
Anstalt ver­legt”. Ihr Leben endete in der Gaskam­mer. Zehntausende
geistig behin­derte und psy­chisch kranke Men­schen wur­den im Drit­ten Reich
Opfer der unter Euthanasie bekan­nten Mordaktion. 

In den Rup­pin­er Kliniken wer­den im Okto­ber dieses Jahres zum Gedenken an
eines der dunkel­sten Kapi­tel der deutschen Medi­zingeschichte so genannte
Stolper­steine ver­legt. Sie sollen Hin­weise auf Leben und Schick­sal der
Ermorde­ten liefern. Den Opfern geben sie einen Namen. 

Sechs Steine sind geplant — als Sym­bole für viele weit­ere Men­schen, die
den grauen­vollen Test zum Völk­er­mord an den Juden nicht überlebten: 

Ger­hard G., geb. 1914, ver­legt am 18. Juni 1940.

Arthur B., geb. 1912, ver­legt am 18. Juni 1940.

Hilde­gard L., geb. 1926, ver­legt am 20. Juni 1940.

Bergliot H., geb. 1901, ver­legt am 30. Juni 1941.

Elsa J., geb. 1902, ver­legt am 20. August 1940.

Her­bert Sch., geb. 1911, ver­legt am 27. Juni 1940. 

Ver­legt wer­den die Stolper­steine — Pflaster­steine mit ein­er rund zehn
mal zehn Zen­time­ter großen Mess­ing­plat­te — am 19. Okto­ber ab 9.30 Uhr
auf dem Kliniken-Gelände. Im Anschluss daran wollen die Ruppiner
Kliniken um 10.45 Uhr im Alten Gym­na­si­um am Neu­rup­pin­er Schulplatz eine
Ausstel­lung über das Stolper­stein-Pro­jekt eröff­nen. Der Historiker
Diet­mar Schulze stellt zugle­ich sein Buch über “Die Landesanstalt
Neu­rup­pin in der NS-Zeit” vor; der Köl­ner Kün­stler Gunter Dem­nig erklärt
den Sinn der Stolper­steine. Er hat für Neu­rup­pin bere­its acht
Stolper­steine zur Erin­nerung an ermordete Juden gestal­tet (die MAZ
berichtete). Etwa 3000 Steine hat der Bild­hauer bish­er in 25 Städten
instal­liert. In Bran­den­burg sind die Neu­rup­pin­er Steine die ersten. 

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IG Metall auf Distanz

Eisen­hüt­ten­stadt (MOZ) Die IG Met­all will nicht mehr als Mitveranstalter
der Eisen­hüt­ten­städter Mon­tags­demon­stra­tio­nen genan­nt wer­den. Anlass ist
vor allem die bei der gestri­gen Demo aufgestellte Forderung,
Volksvertreter abzuwählen. “Es ist nicht Wille der IG Met­all, die
vorhan­de­nen demokratis­chen Grun­dregeln und damit das vorhandene
Wahlsys­tem in Frage zu stellen”, so Peter Erns­dorf, Bevollmächtigter der
IG Met­all Ostbrandenburg. 

Bis­lang hat­te Mechthild Tsch­ier­schky als Vertreterin der
Eisen­hüt­ten­städter Friedens Ini­tia­tive (EFI) stets die IG Met­all wie
auch die marx­is­tisch-lenin­is­tis­che Partei (MLPD), die PDS und die
Deutsche Kom­mu­nis­tis­che Partei (DKP) in einem Atemzug als Veranstalter
der Mon­tags­demon­stra­tio­nen in Eisen­hüt­ten­stadt genan­nt. Die IG Metall,
so Peter Erns­dorf gegenüber der MOZ, lasse sich aber nicht vor den
Kar­ren ein­er Partei span­nen. Zudem bemän­gelt der Gew­erkschafter, nicht
in die inhaltliche Vor­bere­itung der Demon­stra­tio­nen ein­be­zo­gen wor­den zu
sein. 

Die Organ­isatoren der Mon­tags­demos fordern u.a., die Begüterten an der
Finanzierung der sozialen Sys­teme zu beteili­gen, Steuergeschenke an die
Konz­erne zurück­zunehmen, einen geset­zlich fest­gelegten Min­dest­lohn, die
Abwählbarkeit der Volksvertreter und die Rück­nahme der Agen­da 2010 und
Hartz I bis IV. Nach der Aufzäh­lung dieser Punk­te in der Ankündi­gung zur
Demo am Sam­stag in der Märkischen Oderzeitung, hätte sich Peter Ernsdorf
vor erregten Anrufen sein­er Gew­erkschaftsmit­glieder kaum ret­ten können.
Zu der Aus­sage, dass ein Min­dest­lohn gefordert wird, bemerk­te Ernsdorf,
dass hierüber die Diskus­sion inner­halb der Gew­erkschaften noch nicht
abgeschlossen ist. Min­destlöhne kön­nten zwar Lohn­dump­ing entgegen
wirken, müssten jedoch min­destens an beste­hen­den Tar­ifen ori­en­tiert sein. 

Inforiot