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Es brennt Brüder, es brennt”

Mehr als 100 Bernauer gedacht­en gestern der Opfer des Pogromen
Bernau: Erst­mals seit der Wende gab es gestern Abend in Bernau eine
Gedenkver­anstal­tung an die Pogrom­nacht des 9. Novem­ber 1938. Nach der
Eröff­nung durch Jugendliche des evan­ge­lis­chen Vere­ins “Offene Hütte”
sang Elis­a­beth Kun­ze aus Lobe­tal auf dem Mark­t­platz “Es bren­nt Brüder,
es bren­nt” und “Soll ein Scholem” , zwei jüdis­che Lieder die unter dem
Ein­druck eines Pogromes enstanden. Proffes­sor Carl-Jügen Kalterborn
erzählte die Geschichte “Enkel Novem­ber”. Unter Klän­gen des Bläserchor
St. Marien schrit­ten die Teil­nehmer mit Lichtern in die Brauer­straße, wo
es bis 1892 eine Syn­a­goge gab. Vor der Gedenk­tafel wurde an die aus
Bernau ver­schleppten jüdis­chen Fam­i­lien erinnert.

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Aufmarsch am Soldatenfriedhof

(MAZ) HALBE Zum zweit­en Mal seit 1991 kön­nten am kom­menden Sonnabend anlässlich des
Volk­strauertags Hun­derte Neon­azis am größten deutschen Sol­daten­fried­hof in
Halbe (Dahme-Spree­wald) auf­marschieren. Soll­ten die Gerichte mit Ver­weis auf
das Grun­drecht der Ver­samm­lungs­frei­heit die Kundge­bung genehmi­gen, erwartet
die Polizei eine größere Demon­stra­tion als im ver­gan­genen Jahr, so der
Sprech­er des Polizeiprä­sid­i­ums Frank­furt (Oder), Peter Sal­en­der. Im November
2003 hat­ten sich etwa 600 Recht­sex­treme in Halbe ver­sam­melt. Die Polizei
hat, wie in den Vor­jahren, die diesjährige Kundge­bung der Neon­azis unter dem
Mot­to “Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en und den €päis­chen
Frei­willi­gen” zunächst verboten. 

Nach Sal­en­ders Angaben rech­net die Polizei neben bis zu 800 Rechtsextremen
mit etwa 2500 Gegen­demon­stran­ten. Um gewalt­tätige Auss­chre­itun­gen wie vor
zwei Wochen in Pots­dam zu unterbinden, sei das Kontin­gent der
Polizeibeamten, die aus Bran­den­burg und drei weit­eren Län­dern stammen,
“deut­lich aufge­stockt” wor­den. In Pots­dam waren etwa 1200 Beamte im Einsatz
gewe­sen, 18 waren von mil­i­tan­ten Link­sex­trem­is­ten ver­let­zt worden. 

Bei der Kundge­bung in Halbe wird sich die Polizei nicht nur auf Attacken
links‑, son­dern auch recht­sex­tremer Demon­stran­ten vor­bere­it­en. Nach der
Erfahrung von Pots­dam, als die Neon­azis ent­ge­gen ihrer Pla­nung auf ihren
Marsch durch die Innen­stadt verzichteten und sich mit ein­er Ausweichstrecke
beg­nü­gen mussten, hat das Aggres­sionspo­ten­tial unter den Rechtsextremen
möglicher­weise zugenommen. 

Nach Ein­schätzung des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzes ver­fol­gen die
Neon­azis mit ihren Kundge­bun­gen in Halbe eine Strate­gie. Die
Recht­sex­trem­is­ten um den 48 Jahre alten Ham­burg­er Chris­t­ian Worch, der auch
Ver­samm­lungsleit­er der Pots­damer Demon­stra­tion war, wür­den ver­suchen, “sich
den Wald­fried­hof Halbe sym­bol­isch anzueignen”. Erprobt wor­den und
aufge­gan­gen sei Worchs Konzept bere­its bei den Kundge­bun­gen in Wunsiedel
(Bay­ern). Im Jahr 2001 seien 900 Neon­azis am Grab von Hitlers Stellvertreter
Rudolf Heß auf­marschiert, ein Jahr später seien es bere­its 2000
Recht­sex­trem­is­ten gewe­sen. Ver­mut­lich ist dieser Prozess in Halbe jedoch
zumin­d­est unter­brochen wor­den. Auf dem Park­platz vor dem Wald­fried­hof können
die Recht­sex­tremen in diesem Jahr keine Blu­men und Kränze mehr niederlegen.
Der Park­platz wurde vor zwei Wochen als Teil des Fried­hofs einge­friedet und
ist nun für Demon­stra­tionsteil­nehmer tabu. 

Für die Gegen­demon­stran­ten ist dies längst kein Grund zur Genug­tu­ung. “Man
kann den Braunen doch nicht die Straße über­lassen”, betonte Karin Weber. Die
Kreisvor­sitzende der PDS im Land­kreis Dahme-Spree­wald ist eine der
Ini­tia­toren des friedlichen Gegen­protests. Weber hat­te auch schon im Jahr
2002 gegen Recht­sex­trem­is­mus demon­stri­ert, als das Bundesverfassungsgericht
die Kundge­bung der Neon­azis in Halbe let­ztin­stan­zlich ver­boten hat­te. Nach
diesem Urteil, analysierte damals der Ver­fas­sungss­chutz, dürften
“Heldenge­denk­feiern” in Halbe “ein für alle Mal der Vergangenheit
angehören”. 

Der Ver­such, den Volk­strauertag in “Heldenge­denk­tag” umzube­nen­nen, geht auf
die Nation­al­sozial­is­ten zurück. Am “Heldenge­denk­tag” 1940 präsentierte
Hitler die Gefall­en des Ersten Weltkriegs als Vor­bilder, die “bere­it waren,
sich selb­st aufzugeben, um der Gemein­schaft das Leben zu erhalten”. 

Polizei unter­sagt Auf­marsch Recht­sradikaler in Halbe

Ver­wal­tungs­gericht muss nun über Ver­bot entscheiden

(Berlin­er Zeitung, Katrin Bischoff) HALBE/FRANKFURT (ODER). Das am Vortag des Volk­strauertages für kommenden
Sonnabend geplante “Heldenge­denken” von Recht­sradikalen vor dem Waldfriedhof
in Halbe (Dahme-Spree­wald) ist von der Polizei ver­boten wor­den. In der
Begrün­dung heißt es, der Fried­hof strahle mit sein­er Bedeu­tung auf den
gesamten Ort aus. Das sei mit einem solchen Auf­marsch nicht zu vereinbaren.
Der Anmelder, der Ham­burg­er Neon­azi Lars J., hat gegen das Ver­bot Klage beim
Ver­wal­tungs­gericht Cot­tbus ein­gere­icht. “Die Kam­mer wird ver­mut­lich am
Dien­stag darüber entschei­den”, sagte Gerichtssprech­er Matthias Vogt am
Montag. 

“Sollte das Gericht das Ver­bot aufheben, wer­den wir weit­ere rechtliche
Schritte ein­leit­en”, sagte Peter Sal­en­der, der Sprech­er des
Polizeiprä­sid­i­ums Frank­furt (Oder). Das bedeutet, dass dann das
Oberver­wal­tungs­gericht in let­zter Instanz über ein Ver­bot entschei­den wird.
Sollte der Auf­marsch erlaubt wer­den, so sei die Polizei vor­bere­it­et. “Wir
wer­den mit deut­lich mehr Beamten als im Vor­jahr in Halbe vertreten sein”,
sagte Sal­en­der. 2003 waren rund 1 200 Polizis­ten in Halbe im Einsatz. 

Laut Polizei gibt es für Sonnabend drei angemelde­tete Gegendemonstrationen:
zwei von der PDS, eine von ein­er linken Gruppe. “Wir rech­nen für den Fall,
dass der Auf­marsch genehmigt wird, mit 600 bis 800 Recht­sradikalen und 2 500
Gegen­demon­stran­ten”, sagte Sal­en­der. Ziel der Polizei werde es sein, beide
Lager örtlich streng voneinan­der zu tren­nen. Zudem seien für den
recht­sradikalen Auf­marsch bere­its Aufla­gen erteilt wor­den. So sei das Tragen
von Uni­form­stück­en nicht ges­tat­tet. “Auch Kränze und Blu­menge­binde sind
nicht erlaubt, eben­so das Laufen im Gle­ich­schritt sowie Marschmusik”, sagte
Polizeis­prech­er Salender. 

Zudem dür­fen die Teil­nehmer der recht­sradikalen Demon­stra­tion auch nicht
mehr bis zum ein­sti­gen Park­platz vor dem Wald­fried­hof laufen, um dort ihre
Abschlusskundge­bung durchzuführen. “Der Platz wurde umgewid­met, ist nun
selb­st Teil des Fried­hofes. Daher wird der Auf­marsch schon sehr viel eher
enden”, sagte der Polizeisprecher. 

Der Wald­fried­hof in Halbe ist der größte Sol­daten­fried­hof in Deutschland.
Auf ihm sind etwa 22 000 Sodat­en und Zivilis­ten bestat­tet, die im Frühjahr
1945 bei ein­er der let­zten Kesselschlacht­en des Zweit­en Weltkrieges ums
Leben kamen. Nach­dem dort zehn Jahre lang recht­sradikale Aufmärsche verboten
wor­den waren, durften im vorigen Jahr erst­mals wieder rund 600
Recht­sradikale durch Halbe ziehen. Laut Polizei haben Recht­sradikale bereits
bis zum Jahr 2020 Aufmärsche in Halbe angemeldet.

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Rechtsradikale Musik tönte über alten Markt

Schwedt (ei/MOZ) Die Polizei ermit­telt in Schwedt wegen Volksver­het­zung. Wie
sie gestern berichtete, hat­ten in der Nacht zum Son­ntag zwei
Dien­sthund­führer in der Nähe des alten Mark­tes sehr laute Musik gehört.
“Schnell stell­ten die Polizis­ten fest, dass die Musik aus ein­er Wohnung
eines Mehrfam­i­lien-Wohn­blocks drang und offen­bar auch die Nach­barn störte”,
so ein Sprech­er gestern. Es sei auch zu erken­nen gewe­sen, dass es sich um
recht­sradikale Musik han­dele. Teil­weise hät­ten mehrere Per­so­n­en mitgesungen. 

In der fraglichen Woh­nung fand die Polizei drei Män­ner im Alter von 32 und
36 Jahren vor, die unter Alko­holein­wirkung standen. Sie beschlagnahmte eine
auf dem Index ste­hende CD der Gruppe Landser und stell­ten einen Recorder
sich­er. Die bei­den Fre­unde des Woh­nungsmi­eters erhiel­ten Platzver­weise. “Die
Tatverdächti­gen müssen mit strafrechtlichen Kon­se­quen­zen rech­nen”, sagte der
Sprech­er. Beamte der Schwedter Wache hat­ten den Ein­satz der beiden
Dien­sthund­führer unter­stützt. Vor Ort bestätigte sich für sie der Verdacht
von Straftat­en. Die Polizei ermit­telt nun wegen Volksver­het­zung und dem
Tagen von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organisationen.

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Hitler hat es nicht geschafft, uns alle umzubringen”

Holo­caust-Über­leben­der Max Schindler wurde vor 66 Jahren in Cot­tbus verhaftet

An den Tag sein­er Ver­haf­tung kann sich Max Schindler noch genau erinnern.
Der damals neun­jährige Junge war eben­so ahnungs­los wie seine Eltern und die
bei­den Geschwis­ter, als sie am 28. Okto­ber 1938 in Cot­tbus inhaftiert
wur­den. “Ich wurde von der Gestapo in der Schule abge­holt”, sagt Max
Schindler, der heute im kali­for­nischen San Diego an der West­küste der USA
lebt. Noch am sel­ben Tag wurde die jüdis­che Fam­i­lie mit dem Zug nach Polen
abgeschoben. Bish­er war in Cot­tbus nicht bekan­nt, dass es einen
KZ-Über­leben­den gibt, der aus der Spreestadt stammt. 

Herb­st in Kali­fornien. Die Sonne bren­nt vom Him­mel und das Ther­mome­ter zeigt
25 Grad. Max Schindler sitzt braunge­bran­nt am Wohnz­im­mer­tisch in San Diego,
nahe der mexikanis­chen Gren­ze. Die Tätowierung “KL” am recht­en Unter­arm ist
deut­lich zu sehen, bekom­men hat er sie in einem Konzen­tra­tionslager in
Polen. Max Schindler blät­tert hastig in seinen Unter­la­gen. Es sind die
verbliebe­nen Bruch­stücke sein­er Ver­gan­gen­heit. Auf einem Blatt hat er
hand­schriftlich die Konzen­tra­tions- und Arbeit­slager notiert, in denen er
zwis­chen 1942 und 1945 war: Bedzieszy­na, Mielec, Wieliozke, Krakau-Plaszow,
Zschach witz bei Dres­den und das tschechis­che There­sien­stadt. Arbeiten
musste er dort unter unmen­schlichen Bedingungen. 

Papierene Erinnerungen 

Ein ander­er Zettel ist vom Inter­na­tionalen Such­di­enst. Mitte der 50er-Jahre
bekam er das Schreiben. Dort ist der Verbleib sein­er Mut­ter notiert. Sie sei
im Jan­u­ar 1944 im Lager Stut­thof bei Danzig ver­stor­ben. “Herzver­sagen,
all­ge­meine Kör­per­schwäche”, ste­ht dort als Todesur­sache. Max Schindler
schüt­telt den Kopf, während er holperig die deutschen Worte vorliest.
Anson­sten spricht er nur Englisch. Ein anderes Papi­er ist vom Lan­desamt zur
Regelung offen­er Ver­mö­gens­fra­gen in Bran­den­burg. Dort wird erk­lärt, dass der
Wein­händler Ben­jamin Schindler Kon­ten bei der Stadtsparkasse Cot­tbus und der
Dres­d­ner Bank hat­te. Unter­la­gen, die eine Auskun­ft über die Höhe der Konten
geben kön­nten, seien trotz inten­siv­er Recherche nicht aus­find­ig zu machen
gewe­sen. Ein Anspruch auf Entschädi­gung beste­he nicht, heißt es in dem
Bescheid. 

Vor eini­gen Jahren engagierte Max Schindler einen Bre­mer Recht­san­walt, gab
ihm einige hun­dert Dol­lar. “Her­aus­gekom­men ist bish­er nichts”, sagt Max
Schindler. Eine Wiedergut­machungsrente haben er und seine Frau von der
Bun­desre­pub­lik zuge­sprochen bekom­men, als sie nach­weisen kon­nten, dass sie
kör­per­liche Schä­den davonge­tra­gen haben. “Wir hat­ten bei­de Tuberkulose”,
sagt Max Schindler. Ohne Papiere sei es schw­er möglich, Ansprüche auf das
ver­lorene Ver­mö­gen der Fam­i­lie gel­tend zu machen. 

Als er 1945 in There­sien­stadt von den Russen befre­it wor­den ist, habe er
nichts weit­er als “the skin on my bones” besessen. Ganz langsam wiederholt
er es: “Nichts weit­er als die Haut auf den Knochen.” Er litt an Typhus, wie
fast das ganze Lager. Erst nach vier Wochen erholten er und sein Bruder
Alfred sich von der Krankheit. Der Vater Ben­jamin Schindler starb, mit nur
46 Jahren. “Ich kon­nte noch einige Male durch das Fen­ster der Krankenbaracke
mit ihm sprechen.” Eines Tages sei er dann weg gewe­sen, beerdigt in einem
Massengrab. 

Abkehr von der Religion 

Zum Mit­tagessen tis­cht Rose Schindler Bagels mit Lachss­chinken, Frischkäse,
Tomat­en und Zwiebeln auf — eine jüdis­che Mahlzeit. “Die Reli­gion spielt für
uns keine Rolle”, sagt Rose Schindler. “Wie soll man an einen Gott glauben,
der das alles zuge­lassen hat?”, fragt sie, während sie den Pullover
hochschiebt und ihre tätowierte Num­mer auf der Innen­seite des linken
Unter­arms zum Vorschein kommt. Nach Auschwitz-Birke­nau sei die neunköpfige
Fam­i­lie 1944 aus ein­er tschechis­chen Kle­in­stadt deportiert wor­den. “Meine
Mut­ter und zwei Geschwis­ter kamen sofort ins Gas.” Dann schweigt sie. Das
Tele­fon klin­gelt, Rose Schindler nimmt ab, man hört eine dun­kle Stimme durch
den Hör­er. “Das ist eine Fre­undin, die war auch im Lager”, sagt Max
Schindler. “Fast alle unsere Fre­unde waren im Lager.” Die Lei­den und
Demü­ti­gun­gen, die sie erfahren haben, kön­nen sie kaum mit anderen teilen. 

1951 in die USA emigriert 

Max Schindler kam mit einem Kinder­trans­port nach Eng­land, dort lernte er
seine Frau ken­nen. Das Paar heiratete 1950, ein Jahr bevor es in die USA
emi­gri­erte. Nach Cot­tbus zog es Max Schindler erst Jahrzehnte später zurück.
“Ich wollte das noch ein­mal sehen”, sagt er. 

1981 reiste er mit sein­er Frau nach There­sien­stadt und flog anschließend
nach Ost-Berlin. Es sei eine selt­same Atmo­sphäre gewe­sen. Am Flughafen ließ
man sie erst ein­reisen, nach­dem alle Flug­gäste abge­fer­tigt wor­den waren.
Auch sei es schwierig gewe­sen, einen Tax­i­fahrer aufzutreiben, der die Fahrt
von Berlin nach Cot­tbus auf sich nahm. “Wenn sie von seinem Beruf erfahren
hät­ten, wären wir sich­er als Spi­one ver­haftet wor­den”, sagt Rose Schindler.
Ihr Mann war sein­erzeit als Com­put­er­fach­mann bei einem Rüstungsunternehmen
beschäftigt. 

In Cot­tbus — auf den Spuren sein­er ersten neun Leben­s­jahre — sprach er mit
nie­man­dem. Max Schindler zeigt einige unscharfe, dun­kle Fotos. “Mit dem
Fin­ger deutet er auf eines. Das Straßen­schild “Marien­straße” ist zu sehen.
“Da haben wir in der Num­mer 19 gewohnt. Vorher hat­ten wir eine Woh­nung in
der Calauer Straße.” Der Vater habe in der Dres­den­er Straße eine
Wein­hand­lung besessen, die ihm Mitte der 30er-Jahre von den
Nation­al­sozial­is­ten abgenom­men wurde. Wed­er an die Haus­num­mer noch an die
genauen Umstände der Enteig­nung des Geschäftes kann sich Max Schindler
erin­nern. Sowieso, die Erin­nerun­gen an Cot­tbus sind nur noch bruchstückhaft.
Es habe eine Schoko­laden­fab­rik gegeben. Auch das große jüdis­che Kaufhaus
Schock­en ist ihm präsent. 

Der Name sein­er Schule, die “irgend­wo in der Nähe der Marien­straße war”,
fällt ihm nicht mehr ein. Am 28. Okto­ber 1938 wurde er dort von der Gestapo
ver­haftet. Samt Schwest­er, Brud­er und Eltern wurde er einges­per­rt, ehe sie
zum Bahn­hof geleit­et und nach Polen ver­frachtet wur­den. Hein­rich Himmler,
Reichs­führer der SS, hat­te die Anord­nung zur Abschiebung erteilt, da die
pol­nis­che Regierung plante, allen im Aus­land leben­den Juden die
Staat­sange­hörigkeit abzuerkennen. 

Mit dem Zug nach Czchow 

Max Schindlers Vater, Ben­jamin Schindler, hat­te noch den pol­nis­chen Pass.
Seine Fam­i­lie war in der 20er-Jahren nach Cot­tbus gekom­men. Mit dem Zug ging
es für sie 1938 in das Dorf Czchow bei Krakau, wo noch Ver­wandte lebten.
Hier erlebte die Fam­i­lie auch den Beginn des Zweit­en Weltkrieges. Wie viele
Juden aus Cot­tbus abgeschoben wur­den, weiß Max Schindler nicht. “Der Zug war
schon voll, als er am Bahn­hof eintraf.” 

Nach Unter­la­gen des Cot­tbuser Stadtarchivs waren es 43 pol­nis­che Juden aus
der Stadt. Nach ein­er Zäh­lung der Staat­spolizeis­telle Frank­furt (Oder) gab
es ein Jahr zuvor 499 jüdis­che Men­schen in Cot­tbus. Für sie waren nur einige
Tage später mit der “Reich­skristall­nacht” die Tage in Cot­tbus gezählt. Über
300 von ihnen hat­ten bere­its die Stadt ver­lassen. Im Som­mer 1942 wur­den die
let­zten noch verbliebe­nen Juden deportiert. Erst 1998 wurde eine
Erin­nerungstafel am Platz der ehe­ma­li­gen Syn­a­goge eingeweiht. 

Die Ereignisse sind für Max Schindler immer noch präsent. “Er träumt fast
jede Nacht und quält sich”, sagt Rose Schindler. “Es gibt Sachen, die sind
auch nach 60 Jahren noch nicht been­det”, sagt Max Schindler. Beson­ders hart
habe es den Brud­er getrof­fen, der eben­falls in San Diego lebte und 1991
gestor­ben ist. “Er hat­te keine Haare mehr und hat auch nie geheiratet”,
erzählt Max Schindler. Ein halb­wegs nor­males Leben sei ihm trotz des
Über­lebens nicht vergön­nt gewesen. 

Über ihre Erleb­nisse kon­nten die Schind
lers Jahrzehnte nicht sprechen, schon
gar nicht in der Öffentlichkeit. Erst als ein Sohn in der Schule das
Tage­buch der Anne Frank gele­sen habe, da sei sie vom Lehrer gefragt worden,
ob sie als Holo­caust-Über­lebende nicht darüber bericht­en wolle, erklärt
Rose. Sei­ther mache sie dies gelegentlich. 

Max Schindler erzählt, dass er nie damit gerech­net habe, über­haupt das
Rentenal­ter zu erre­ichen. Jet­zt fühlt er sich kör­per­lich gut. Er könne sich
unter Umstän­den sog­ar vorstellen, noch ein­mal nach Cot­tbus zu kom­men. “Wenn
es eine offizielle Ein­ladung gibt, werde ich darüber nach­denken.” “Max ist
am lieb­sten draußen in der Sonne”, sagt seine Frau Rose. Obwohl der Pazifik
mit seinen schö­nen Sand­strän­den nur wenige Kilo­me­ter von ihrem Haus entfernt
ist, hat der 74-jährige Max Schindler vor eini­gen Jahren nach seiner
Pen­sion­ierung im Garten einen Swim­ming-Pool gebaut. “Für unsere Kinder”,
sagt die 75-Jährige. “Hitler hat es nicht geschafft, uns alle umzubringen”,
sagt sie, während sie die Fam­i­lien­bilder zeigt, die im ganzen Haus verteilt
hän­gen. Vier Kinder und neun Enkel haben sie und ihr Mann. 

Hin­ter­grund 9. Novem­ber 1938 

# Am 9. Novem­ber 1938 wur­den in fast allen deutschen Städten die Synagogen
niederge­bran­nt. Der Pogrom gegen die Juden wurde später als
“Reich­skristall­nacht” beze­ich­net. Als Anlass für das Ver­brechen diente den
Nation­al­sozial­is­ten der Mord, den der aus Polen stam­mende Jude Herschel
Grys­pan an einem deutschen Botschaftsmi­tar­beit­er in Paris verübt hat­te. Mit
knapp 2000 Geset­zen, Verord­nun­gen und Richtlin­ien vol­l­zo­gen die
nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­brech­er die völ­lige Entrech­tung der jüdischen
Men­schen, die für viele mit ihrer Ermor­dung endete. 

# Heute um zwölf Uhr wird in der Karl-Liebknecht-Straße in Cot­tbus am
Stan­dort der 1902 errichteten und 1938 abge­bran­nten Syn­a­goge der jüdischen
Opfer der Stadt gedacht. Die Stadt, die Deutsch-Israelische-Gesellschaft
sowie die neue jüdis­che Gemeinde ver­anstal­ten dieses Gedenken.

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Die neue Cult ist da

Seit dem Wochen­dende ist die neue CULT da! Es ist immer­hin schon die Nummer
13 und sie ist keine Katastrophe. 

“Wan­derun­gen” ist die Neue betitelt und erzählt auf die schon bekannte
satirische, lyrische, aber auch deut­liche Art und Weise über die Ein- und
Auswan­derungsre­gion Uckermark. 

“Die Uck­er­mark, so unsere klarste Erken­nt­nis, sit eine klas­sis­che Ein- und
Abwan­derungsre­gion. Hier ein irgend­wie geart­etes “Deutsch”- Sein abzuleiten,
dürfte selb­st hart­ge­sot­ten­sten Nazis schw­er fall­en. Die gibt es in der
Uck­er­mark trotz­dem zur genüge und auch sie sind dem Wan­der­fieber verfallen.
Auch deshalb wan­dern viele andere Jugendliche eher aus- zu stres­sig die
ständi­gen Anfein­dun­gen, der extreme Anpas­sungs­druck, ein “guter Uckermärker”
wer­den zu sollen. 

Inter­es­san­ter­weise stellen solche Entwick­lun­gen viele Jugendliche vor große
Umbrüche. Wer eine zeit­lang weg war, wer wegge­wan­dert ist, wer das vorhat
und auch die, die mit Bauch­schmerzen hier bleiben, haben sich viele Gedanken
darüber gemacht, was für sie nun “Heimat” ist, wie sie sich in der Fremde
fühlen und wie jet­zt ihr Blick auf die Uck­er­mark ist.
Was bleibt? Ein eher pes­simistis­ches Bild, wie es weit­erge­hen soll. Kreative
Ideen, wie sie Bran­den­bur­gis­che Kur­fürsten oder DDR- Parteikad­er mal hatten,
durch Ein­wan­derun­gen junger, motiviert­er Fremder die aktuelle Krise zu
über­winden, haben wir lei­der nicht gefunden.” 


Wer mehr lesen und anschauen will:

Bestel­lun­gen gegen Por­to unter 

initiative-pfefferundsalz@gmx.net.

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Infos über Berliner Neonazis mit Brandenburg-Kontakten

INFORIOT Die Umtriebe der Berlin­er Neon­azi-Kam­er­ad­schaft “BA-SO” sind auch für Antifas aus dem Land Bran­den­burg inter­es­sant. Zum einen sind die Berlin­er Recht­sex­tremen oft im Umland unter­wegs, zum anderen arbeit­en sie inzwis­chen in Berlin eng mit dem “Märkischen Heimatschutz” zusammen.

Nun ist eine Info­broschüre namens “Südost-Bote” erschienen, die umfan­gre­ich über die Aktiv­itäten der “BA-SO” informiert. Das Heft, vom “Bürg­er­bünd­nis Aktiv gegen Recht­sradikalis­mus Trep­tow-Köpenick” her­aus­gegeben, kann hier herun­terge­laden wer­den (PDF-Datei, 930 KB).

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Brandanschlag auf Agentur für Arbeit

Pas­san­ten bemerken am frühen Sam­stag Abend Rauch im Erdgeschoss des Gebäudes

(MAZ, Joachim Wil­isch) RATHENOW Ein Bran­dan­schlag auf das Gebäude der Agen­tur für Arbeit been­dete am Samstag
gegen 18.10 Uhr die bis dahin beschauliche Woch­enen­druhe in der
west­havel­ländis­chen Provinz. 

Für die Nach­barn kaum zu hören zer­barsten die Scheiben eines Fen­sters im
Erdgeschoss rechts neben dem Hauptein­gang der Agen­tur für Arbeit in der
Rathenow­er Puschkin­straße. Plöt­zlich quoll Rauch aus dem Fen­ster. Das
bemerk­ten Pas­san­ten, die sofort Polizei und Feuer­wehr informierten. Viel gab
es für die Brand­schützer nicht mehr zu tun, als sie mit drei Einsatzwagen
gegen 18.20 Uhr in der Puschkin­straße ein­trafen. Die Polizeibeamten hatten
bere­its mit ein­fachem Löschgerät Erfolg. 

Zwar rück­te die Feuer­wehr schnell wieder ab, doch für die Polizei begann
jet­zt eine Arbeit, die sich bis in die Nacht hinein hin­zog. Schnell fanden
die Beamten her­aus, dass jemand einen Brand­satz durch die Fensterscheibe
gewor­fen hatte. 

Die Krim­i­nalpolizei und die Mitar­beit­er der kriminaltechnischen
Spuren­sicherung wur­den gerufen. Inzwis­chen traf Joachim Rader,
Geschäfts­führer der Rathenow­er Agen­tur, ein. Später kam auch Knut Corte,
Chef der Agen­tur Neu­rup­pin — die Rathenow­er Geschäftsstelle ist eine Filiale
— hinzu. Sie beobachteten, wie die Polizei im Inneren des Gebäudes Spuren
auswertete. Das beson­dere Inter­esse galt dem Brand­satz oder dem was davon
übrig war. Da das Gebäude am Sam­stag Abend üblicher­weis­er ver­lassen ist und
sich auch nie­mand in der unmit­tel­baren Nähe aufhielt, gab es keine
Per­so­n­en­schä­den zu ver­melden. “Das ist für mich zunächst die wichtigste
Erken­nt­nis”, sagte Rad­er — dem der Schreck über die Vor­fälle ins Gesicht
geschrieben stand. 

Hin­weise auf den oder die Täter gab es bis­lang nicht. “So etwas haben wir
hier in Rathenow noch nicht erlebt”, sagte Rader. 

Die Krim­i­nalpolizei ermit­telte zunächst in der Nach­barschaft des Gebäudes.
Allerd­ings ergaben sich aus den Fra­gen an die Anwohn­er keine Schlüsse auf
die Urhe­ber des Brandanschlages. 

Dass es sich um einen Brand­satz gehan­delt hat, bestätigten sowohl Rad­er als
auch Corte, die sich gegen 21.30 Uhr mit eini­gen Polizeibeamten auf die
Polizei­wache Rathenow zurückzogen. 

Der Fall sei sofort an das Polizeiprä­sid­i­um Pots­dam abgegeben worden,
erk­lärte am Son­ntag in Nauen ein Sprech­er des Polizeischutzbereiches
Havel­land. Aus dem Prä­sid­i­um gab es am Son­ntag lediglich eine
Kurzmit­teilung: ein Brand habe gerin­gen Sach­schaden verur­sacht. Die
Krim­i­nalpolizei ermit­tele derzeit wegen des Ver­dachts der Brandstiftung.
“Mehr gibt es dazu nicht zu sagen”, erk­lärte ein Sprech­er des Potsdamer
Prä­sid­i­ums am Son­ntag Nach­mit­tag auf Nachfrage. 

Die Glaser kamen in der Nacht

Größte Schä­den am Agen­turge­bäude wur­den sofort repariert

(MAZ) RATHENOW Knut Corte, Geschäfts­führer des Bezirkes der Arbeit­sagen­tur Neu­rup­pin und
Joachim Rad­er, Chef der Agen­tur für Arbeit in Rathenow, schauen besorgt. Der
Bran­dan­schlag auf das Gebäude der Agen­tur für Arbeit am ver­gan­genen Samstag
(weit­er­er Bericht und Kom­men­tar auf Seite 13) hat bei­den gezeigt, wie
empfind­lich die Agen­tur zu tre­f­fen ist. Der Brand­satz wurde in den
Tech­nikraum gewor­fen. “Natür­lich hätte das großen Schaden anricht­en können”,
sagt Rad­er. Allerd­ings hat­ten wed­er Rad­er noch Corte nähere Hin­weise zu der
Beschaf­fen­heit der Brand­satzes. Möglicher­weise war er nicht stark genug, um
größere Zer­störun­gen zu verur­sachen. Möglicher­weise hat sich die volle
Wirkung aus anderen Grün­den nicht entfaltet. 

Wie ein schwarzes Loch wirkt das Fen­ster neben dem Hauptein­gang am Tag nach
dem Anschlag. Ein Sicher­heits­di­enst hat Posten bezo­gen. Noch in der Nacht
waren Glaser bestellt wor­den, die das zer­störte Fen­ster schlossen. Bei
näherem Hin­se­hen wird allerd­ings deut­lich, dass der Brand­satz den gesamten
Fen­ster­rah­men zer­stört hat. “Das wird so schnell wie möglich wieder in
Ord­nung gebracht und sich­er gemacht”, sagt Corte. Schaulustige machen Halt
und beobacht­en die Arbeit der Polizei. “Hier treiben sich ja ab und zu
fin­stere Gestal­ten herum”, sagt ein­er. Das Gelände ist an Woch­enen­den oder
Feierta­gen ver­lassen. Hin­ter dem Gebäude der Agen­tur befind­et sich eine
Kita, daneben das ver­lassene alte ROW-Feuerwehrgebäude. 

War der Brand­satz ein geziel­ter Anschlag, waren es linke oder rechte
Chaoten? Hat sich jemand so sehr über Entschei­dun­gen der Agen­tur geärgert,
dass er sich rächen wollte? Diese Fra­gen wer­den von der Polizei noch in das
Reich der Speku­la­tio­nen ver­wiesen. Auch Joachim Rad­er hat keine Idee, wer
hin­ter dem Anschlag steckt. “Wir ermit­teln”, lässt ein Polizeisprecher
mitteilen. 

In der Rathenow­er Agen­tur für Arbeit sollen die Geschäfte heute ganz normal
fort­ge­set­zt werden.

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Die mordende Medizin

ORANIENBURG Es ist ein Wieder­se­hen nach neun Jahren. 1995 war Salomon Feld­berg das
let­zten Mal in Oranien­burg. Auch gestern hat­te der 77-Jährige die
beschw­er­liche Reise aus Buenos Aires in Kauf genom­men: “28 Stun­den waren wir
unter­wegs.” Zusam­men mit sein­er Frau Mathil­da ist er nach Sachsenhausen
gekom­men. Freude schwingt mit. Er trifft alte Fre­unde, die sein
schreck­lich­es Los der Inhaftierung im KZ geteilt haben. Salomon Feld­berg war
mit auf dem Todes­marsch “bis Parchim”, erin­nert er sich. 

Der alte Herr aus Argen­tinien war ein­er von rund 300 Besuch­ern, die gestern
zur Eröff­nung der Ausstel­lung “Medi­zin und Ver­brechen — Das Krankenrevier
des KZ Sach­sen­hausen 1936 bis 1945” in die Gedenkstätte gekom­men waren.
“Nie­mand kann die Ver­wand­lung ein­er helfend­en in eine mor­dende Medizin
bess­er schildern und bezeu­gen als Sie”, dank­te Stiftungs­di­rek­tor Günter
Morsch den Zeitzeu­gen, die auch aus Ham­burg, Frankre­ich, Israel, Norwegen
und den USA angereist waren. Im Vorder­grund der Dauer­ausstel­lung ste­ht die
Biogra­phie von rund 100 Häftlin­gen, ihre Schick­sale im KZ, sei es als
Pfleger, Patient, Ver­such­sopfer. Den weitaus größten Teil der gezeigten 1000
Exponate erhielt die Gedenkstätte von Über­leben­den sowie von Ange­höri­gen und
Fre­un­den der Häftlinge. Kost­bare, über 60 Jahre behütete Erinnerungsstücke,
die sie der Expo­si­tion über­lassen haben. Auch dafür zollte Morsch seinen
Respekt. Und lud ein in die Ausstel­lung über eine schock­ierende “Medi­zin
ohne Men­schlichkeit, eine Medi­zin der Auslese und Aus­merze, der
Ver­stüm­melung, Ver­nich­tung, der Men­schen­züch­tung und Experimente”. 

Noch im März 1945 trafen hier Trans­porte mit Sin­ti und Roma aus Auschwitz
ein, erin­nerte Romani Rose, Vor­sitzen­der des Zen­tral­rates Deutsch­er Sinti
und Roma. Doch gehören Kopf­mod­elle und Masken von Häftlin­gen heute noch in
eine Ausstel­lung? Er meine: ja. “Sie zeigen den Prozess der Entmenschlichung
in einem Land, die in den KZ ihren Höhep­unkt fand”, so Rose. Und er warnte
vor aktuellen Gefahren: Schon wieder reiche “das ras­sis­tis­che Menschenbild
bis in die Mitte der Gesellschaft”, betonte er unter dem Applaus von
Zuhör­ern. Die Ursachen für den Einzug recht­sex­tremer Parteien in die
Par­la­mente auf soziale Prob­leme und Umbrüche zu reduzieren, “kommt einer
Ver­harm­lo­sung gle­ich”. Zugle­ich appel­lierte er an die Bun­desregierung, das
Denkmal für die ermorde­ten Sin­ti und Roma in Berlin “nicht weit­er zu
verzögern”. 1600 Über­lebende erwarteten das. Wal­ter Win­ter ist ein­er von
ihnen. Auch er erin­nerte gestern an das “erst im Mai wiederholte
Ver­sprechen” und warf Berlin Hin­hal­te­tak­tik vor. 

“Die Bun­desregierung verzögert den Bau nicht”, entgegnete
Bun­des­ge­sund­heitsmin­is­terin Ulla Schmidt. Neben dem Mah­n­mal für die
jüdis­chen Holo­caust-Opfer “sollen auch die Sin­ti und Roma ihre Erinnerung
find­en”. Denn angesichts des Wieder­erstarkens recht­sradikaler Gruppierungen
sei es beson­ders wichtig, das Wis­sen um die Nazi-Ver­brechen wachzuhalten. 

Salomon Feld­berg bleibt bis Dien­stag in Berlin und Oranien­burg. Dann reist
er über Öster­re­ich nach Israel weit­er, wo der Sohn und seine drei Enkel
leben. “1995 wie auch heute habe ich hier andere Deutsche gese­hen. Die
jet­zige Gen­er­a­tion ist nicht mehr die von 1933 bis 45. Nur deshalb bin ich
zurück­gekom­men. Nur deshalb.” 

Die Stadt und das Lager

Erst­mals wid­met sich eine Ausstel­lung dem Ver­hält­nis zwis­chen Oranienburg
und dem KZ Sachsenhausen

(Tagesspiegel, Claus-Dieter Stey­er) Oranien­burg. “Kan­inchen schlacht­en kon­nte er nicht, aber Men­schen.” So
erin­nerte sich eine Frau aus Oranien­burg an einen ihrer Nach­barn. Jen­er Mann
wurde der “Eis­erne Gus­tav” genan­nt — von Häftlin­gen des KZ Sachsenhausen.
Der SS-Mann fiel hier durch seine Bru­tal­ität auf. Mehrere Men­schen kamen
durch ihn zu Tode. Gewohnt hat der SS-Mann ganz bieder in einem der
Sied­lung­shäuser rund um das Lager. Dort gab er sich so, als könne er keiner
Fliege etwas zulei­de tun oder ein Kan­inchen schlacht­en. Erst nach Kriegsende
und der Befreiung des Lagers erfuhren die Nach­barn von seinem wahren
Charak­ter. Das jeden­falls behaupteten sie gegenüber His­torik­ern. Die
Erin­nerun­gen dieser Nach­barn und ander­er Zeitzeu­gen sind die wertvollsten
Zeug­nisse in der kür­zlich eröffneten Ausstel­lung der Gedenkstätte
Sach­sen­hausen “Die Stadt und das Lager”. 

Während die Besuch­er den Bericht­en der Oranien­burg­er unter Kopfhörern
lauschen, fällt der Blick durch Sehschlitze auf die Umge­bung des KZ. Da
ste­hen Ein­fam­i­lien­häuser und in der Ferne ein Schorn­stein. Alles zum Greifen
nah. Zwis­chen dem Lager und der Stadt kann es also zwis­chen 1936 und 1945 ni
e eine her­metis­che Abgren­zung gegeben haben. Im Gegen­teil, die
Sied­lung­shäuser wur­den extra für die SS-Ange­höri­gen errichtet. In den
Fab­riken und beim Straßen­bau arbeit­eten Dutzende Häftlingskom­man­dos, die
durch den Ort marschieren mussten. Regelmäßig gab es Führun­gen durch das KZ,
oft legte sich tage­lang beißen­der Qualm aus dem Kre­ma­to­ri­um über die Stadt. 

Die Ausstel­lung zeigt überzeu­gend, wie viel die Oranien­burg­er über die
Vorgänge im KZ gewusst haben müssen. Es gab aber nicht nur Schweigen oder
bil­li­gen­des Hin­nehmen der Zustände. Oranien­burg­er steck­ten Häftlin­gen Brot
oder Tablet­ten zu, nah­men Briefe ent­ge­gen oder halfen ihnen oft unter dem
Ein­satz ihres eige­nen Lebens. Nicht wenige bezahlten diese Menschlichkeit
mit der Ein­liefer­ung ins KZ und dem späteren Tod. 

Die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten wollte Mitte der neun­ziger Jahre
die SS-Sied­lun­gen unter Denkmalschutz stellen. Doch ein unerwarteter
Protest­sturm ver­hin­derte das, ähn­lich erg­ing es dem SS-Trup­pen­lager direkt
am Lager. Ein inter­na­tionaler Architek­ten­wet­tbe­werb brachte viele Ideen -
die Stadt favorisierte schließlich einen Entwurf von Daniel Libe­skind, der
in einem von Wass­er umspül­ten großen Gebäud­eriegel viele öffentliche
Ein­rich­tun­gen und ein Muse­um unter­brin­gen wollte. Hier ver­wahrte sich der
Denkmalschutz gegen einen zu starken Ein­griff. Das Gelände lag viele Jahre
brach, bis jet­zt der Umbau der Kaser­nen in die neue Polizeifachschule
begann. Den­noch wird in der Stadt die KZ-Gedenkstätte nicht mehr ignoriert
wie in den Jahren nach der Wende. Heute kom­men viele Oranien­burg­er zu
Gedenk­feiern, Diskus­sions­foren oder zur Ausstel­lung über die Stadt und das
Lager, die dien­stags bis son­ntags von 8.30 bis 16.30 geöffnet ist.

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Ruhestörung mit rechter Musik

In der Nacht zu Son­ntag drang aus ein­er Woh­nung in der Berlin­er Straße
über­laute Musik mit recht­sradikalem Inhalt, zu der mehrere Men­schen laut
mit­san­gen. In besagter Woh­nung waren drei Män­ner im Alter von 32 und 36
Jahren zuge­gen, die unter Alko­holein­wirkung standen. Eine indizierte CD
wurde beschlagnahmt und der Recorder sichergestellt. Die bei­den Gäste des
Woh­nungsmi­eters erhiel­ten PLatzver­weise. Die Tatverdächti­gen müssen mit
strafrechtlichen Kon­se­quen­zen rechnen.

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DVU-Kandidatin erhält fünf Fremd-Stimmen

(Berlin­er Zeitung) POTSDAM. DVU-Frak­tion­schefin Liana Hes­sel­barth hat bei der Wahl zur
G‑10-Kom­mis­sion im Land­tag ins­ge­samt elf Stim­men erhal­ten. Die DVU-Fraktion
zählt aber nur sechs Mit­glieder. Dieses Abstim­mungsergeb­nis geht aus dem nun
veröf­fentlicht­en vor­läu­fi­gen Land­tagssitzung­spro­tokoll her­vor. Das heißt:
Fünf Abge­ord­nete von SPD, PDS oder CDU haben am 28. Okto­ber bei der Wahl der
stel­lvertre­tenden G‑10-Kom­mis­sion­s­mit­glieder für Hes­sel­barth ges­timmt. Die
G‑10-Kom­mis­sion hält Kon­tak­te zu den Geheim­di­en­sten und muss über
geheim­di­en­stliche Abhör­maß­nah­men und Ver­let­zun­gen des Postgeheimnisses
informiert wer­den. Hes­sel­barth reicht­en aber auch die zusät­zlichen Stimmen
nicht aus. 

Umgang mit der DVU im Par­la­ment umstritten

Jörg Schön­bohm warnt vor Aufw­er­tung der Recht­sex­tremen — Koali­tion lehnt
alle Anträge der Partei ab

(BM) Pots­dam — Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU) hat vor der Aufw­er­tung der
recht­sex­tremen Parteien in Bran­den­burg gewarnt. Es sei richtig gewe­sen, der
Deutschen Volk­sunion (DVU) in den ver­gan­genen Jahren kaum Bedeutung
zuzumessen, zeigte er sich überzeugt. Den erneuten Sprung in den Landtag
habe die recht­sex­treme Partei vor allem ihren Parolen gegen Hartz IV zu
ver­danken. Die DVU des Münch­n­er Ver­legers Ger­hard Frey schaffte mit 6,1
Prozent der Stim­men den Wiedere­inzug in den Land­tag. 71 045 Brandenburger
wählten die Partei, 0,8 Prozent mehr als 1999. Die NPD war nach einer
Absprache mit der DVU nicht angetreten. 

“In Bran­den­burg ist die NPD mit­tler­weile stark zer­strit­ten und die Deutsche
Volk­sunion immer noch eine Phan­tom­partei, die von der Zen­trale in München
fer­nges­teuert wird”, sagt Schön­bohm. Der gemein­same Landesverband
Berlin-Bran­den­burg der NPD hat sich aufgelöst. Ein Teil der NPD-Mitglieder
in Bran­den­burg hat sich der “Bewe­gung Neuer Ord­nung” (BNO) zugewen­det. Die
NPD hat im Land laut Ver­fas­sungss­chutzbericht etwa 180 Mit­glieder, die DVU
rund 230. 

Der Pots­damer Land­tag ist sich seit den Wahlen über den kün­fti­gen Umgang mit
der DVU uneins. Der neue SPD-Frak­tion­schef Gün­ter Baaske hat­te einen harten
Kurs gegenüber den DVU-Abge­ord­neten angekündigt. Die DVU sei eine
demokratiefeindliche Nazi-Partei, attack­ierte er die recht­sex­treme Partei.
Diese prüft nun, ob sie klagt. CDU-Frak­tion­schef Thomas Lunacek warnt die
SPD davor, die DVU mit “über­zo­ge­nen Angrif­f­en zu erhöhen”. Auch Schönbohm
sagt: “Mit solchen Ver­bal­at­tack­en drän­gen wir die DVU nur in eine
Opfer­rolle.” Einig sind sich bei­de Regierungs­frak­tio­nen, daß sie sich
kün­ftig mit par­la­men­tarischen Ini­tia­tiv­en der Recht­sex­tremen auch inhaltlich
befassen wollen. Es bleibe aber dabei, daß sämtliche DVU-Anträge abgelehnt
werden.

Inforiot