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Naziparolen gegrölt

ZEESEN Ein 17-Jähriger rief mit aus­gestreck­tem Arm am Mittwoch den
Hit­ler­gruß in der Lin­den­straße in Zeesen. Der junge Mann war Pas­san­ten gegen
17 Uhr in ein­er Gruppe lär­mender Jugendlich­er aufge­fall­en. Die Polizei
stellte ihn kurze Zeit später in der Nähe der Alten Försterei. Ein
Alko­holtest ergab 1,5 Promille. Es wurde Anzeige erstattet.

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NPD-Mann sorgt für Eklat


Abge­ord­nete ver­lassen Kreistag, als Fürsten­berg­er über 8. Mai spricht

ORANIENBURG Ein Abge­ord­neter der recht­sex­tremen NPD sorgte am
Mittwochabend im Kreistag für einen Eklat. Mehr als 20 Abgeordnete
ver­ließen den Saal, als Mario Popiela (Fürsten­berg) in ein­er Debat­te über
die Würdi­gung des 60. Jahrestags der Befreiung das Wort ergriff. Es könne
nicht sein, dass der Befreiung gedacht werde, dabei aber die Verbrechen
der Sow­je­tu­nion in Deutsch­land ignori­ert wür­den, so der NPD-Mann. Als
Beispiel nan­nte Popiela die spätere Nutzung des Konzentrationslagers
Sach­sen­hausen als Internierungslager, die an einem solchen Tag nicht
uner­wäh­nt bleiben dürfe. 

PDS-Frak­tion­schef Peter Lign­er sprach von ein­er “poli­tis­chen Provokation”.
Demon­stra­tives Raus­ge­hen sei da das geeignet­ste Mit­tel. Die NPD nutze
offen­bar gezielt solche Diskus­sio­nen, um offen ihre “nation­al­is­tis­chen und
gegengeschichtlichen Posi­tio­nen” darzule­gen, sagte Lign­er mit Blick auf
den Eklat, den die NPD im säch­sis­chen Land­tag aus­gelöst hat­te. Bish­er sei
der NPD-Abge­ord­nete im Kreistag kaum anwe­send gewe­sen, so Lign­er. Zum
ersten Mal ergriff Popiela über­haupt das Wort. 

Die Vor­sitzende des Kreistages, Annemarie Reichen­berg­er (CDU), kritisierte
das Raus­ge­hen der Abge­ord­neten. Wegschauen sei der falsche Weg. Vielmehr
müsse man sich auf ein­er sach­lichen Ebene auseinan­der set­zen. Das
Red­erecht habe sie Her­rn Popiela nicht entziehen kön­nen, erklärte
Reichen­berg­er. Als einzel­ner Abge­ord­neter dürfe er drei Minuten zu dem
Tage­sor­d­nungspunkt sprechen. 

“Die aufrecht­en Demokrat­en drück­ten ihre Hil­flosigkeit durch Flucht aus”,
kri­tisiert Wol­fram Sad­ows­ki (CDU). Damit sei die Chance, in eine
ern­sthafte pointierte Debat­te einzusteigen, ver­passt wor­den, auch von
sein­er Frak­tion, geste­ht der Zah­narzt. Die ganze Aktion könne nicht als
Ruhmes­blatt für Demokratie gew­ertet werden. 

“Mit seinen Äußerun­gen hat sich der NPD-Abge­ord­nete selbst
dis­qual­i­fiziert”, stellt SPD/L­GU-Frak­tion­schef Andreas Noack fest. Popiela
würde seit einein­halb Jahren “ohne ein kom­mu­nalpoli­tis­ches Konzept und
ohne eigene Ideen die Zeit im Kreistag mehr oder weniger absitzen”. Noack
hob zugle­ich die Wichtigkeit her­vor, den jün­geren Gen­er­a­tio­nen zu
erk­lären, was der 8. Mai 1945 für Deutsch­land bedeutet. 

Bei der ganzen Debat­te ging es um einen Antrag der PDS zur Würdi­gung des
60. Jahrestags der Befreiung. Die PDS schlägt vor, dass der Kreistag vor
sein­er Sitzung am 27. April einen Kranz am sow­jetis­chen Ehren­mal in
Oranien­burg nieder­legt. Anschließend soll im Kreistag über den 8. Mai
gesprochen werden. 

Für den Antrag gab es let­z­tendlich aber keine Mehrheit.
Frak­tion­süber­greifend soll nun ein gemein­samer Antrag zu den
Feier­lichkeit­en for­muliert werden.

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Ermittlung wegen Nazi-Parolen

Bernau. Die Polizei ermit­telt wegen Ver­wen­dung verfassungsfeindlicher
Kennze­ichen. grund sind ÜBer­griffe auf zwei Frauen, ver­bun­den mit
recht­sradikalen Parolen, am MIttwochabend auf dem BUs­bahn­hof an der
Bör­nick­er Chaussee. Auf Grund der Per­so­n­enbeschrei­bung kon­ten zwei
Tatverdächtige vor­läu­fig festgenom­men wer­den. Ein Zeuge kon­nte einen
23-jähri­gen als Täter ein­deutig als Täter iden­di­fizieren. Ein
Atemalko­holtest ergab beim Verdächti­gen einen Wert von 1.75 Promile.
Draufhin wurde einen Blut­probe ange­ord­net. Das Jugend­kom­mis­sari­at hat
die Ermit­tlun­gen aufgenommen.

Quelle: MOZ // Polizeibericht (Nieder­barn­im Echo) 25. Feb­ru­ar 2005

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Männer griffen Frauen an

Mittwoch, kurz nach 20.30 Uhr, wurde die Polizei darüber informiert, dass am
Bus­bahn­hof in der Bör­nick­er Chaussee zwei Frauen mit den Worten “Aus­län­der
raus” und “Sieg Heil” von zwei männlichen Per­so­n­en ange­grif­f­en wur­den. Auf
Grund der Per­so­n­enbeschrei­bung kon­nten zwei Tatverdächtige vorläufig
festgenom­men werden. 

Ein Zeuge kon­nte einen 23-Jähri­gen ein­deutig als Täter iden­ti­fizieren. Ein
Atemalko­holtest ergab bei ihm einen Wert von 1,75 Promille und eine
Blut­probe wurde durchgeführt. 

Das Jugend­kom­mis­sari­at hat die Ermit­tlun­gen aufgenommen.

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Flüchtlingen droht Abschiebung

Im Asyl­be­wer­ber­heim am Lerchen­steig kur­siert die Angst. Mehr als 140
Flüchtlin­gen, zum Teil seit Jahren in Pots­dam geduldet, dro­ht die
Abschiebung. In einem Schreiben der Aus­län­der­be­hörde wur­den die Asylbewerber
aufge­fordert, inner­halb von vier Wochen ihre Papiere für die Aus­reise zu
beschaf­fen. Die Grü­nen wer­fen der Behörde nun vor, die Abschiebungen
vorzu­bere­it­en, um die vor kurzem in Kraft getretene Härte­fal­lkom­mis­sion zu
unter­wan­dern. Die Sozial­beige­ord­nete Elona Müller wies die Vorwürfe
entsch­ieden zurück. 

“Die Schreiben haben viel Angst und Sorge aus­gelöst”, sagte die neue
Aus­län­der­seel­sorg­erin Monique Tin­ney gestern vor Jour­nal­is­ten. Die insgesamt
142 Form­briefe seien ohne Anse­hen der Per­son ver­schickt wor­den, auch
Schwan­gere, suizidge­fährdete und trau­ma­tisierte Flüchtlinge seien betroffen,
die meis­ten davon im Lerchen­steig. “Eine Fam­i­lie mit fünf Kindern, von denen
drei in Pots­dam geboren sind, wur­den aufge­fordert, ihre Ausreise
vorzu­bere­it­en”, nen­nt Tin­ney nur ein Beispiel von vielen. 

Für die Grü­nen liegt der Zusam­men­hang auf der Hand: “Das gehäufte
Ver­schick­en der Schreiben kurz nach Inkraft­treten der neuen
Härte­fal­lkom­mis­sion kann kein Zufall sein. Das sieht nach ein­er Kampagne
aus”, betonte die Bun­destagsab­ge­ord­nete Cor­nelia Behm vor den
Pres­sev­ertretern. Ziel der “konz­ertierten Aktion” sei es möglicherweise,
poten­zielle Fälle für die Härte­fal­lkom­mis­sion “vom Tisch zu schaf­fen”, um
das Gremi­um auf Grund man­gel­nder Fälle außer Kraft set­zen zu kön­nen, so der
Lan­desvor­sitzende Joachim Gessinger. Belege für diese These gebe es nicht.
Auch sei ihm nicht bekan­nt, dass Aus­län­der­be­hör­den in anderen Städten
eben­falls gehäuft solche Briefe ver­schickt hät­ten. Nach eini­gen Querelen
hat­te die Härte­fal­lkom­mis­sion für Bran­den­burg am 17. Feb­ru­ar ihre Arbeit
aufgenom­men. Das Gremi­um kann in außergewöhn­lichen Fällen die Erteilung
eines Aufen­thalt­sti­tels für an sich aus­reisepflichtige Ausländer
vorschla­gen, wenn die Ausweisung eine beson­dere men­schliche Härte bedeuten
würde. 

Die Sozial­beige­ord­nete Elona Müller betonte unter­dessen, dass die größere
Anzahl an Briefen in keinem Zusam­men­hang mit der Härte­fal­lkom­mis­sion stehe.
Durch den Ein­satz ein­er zusät­zlichen Arbeit­skraft seien lediglich Rückstände
aufge­holt wor­den. “Wir sind hoch erfreut, dass es endlich eine
Härte­fal­lkom­mis­sion gibt. Wir wer­den ihre Arbeit nicht als überflüssig
hin­stellen, son­dern aktiv mit ihr zusam­me­nar­beit­en”, so Müller. Darüber
hin­aus sei die Pots­damer Aus­län­der­be­hörde “wed­er stur noch bürokratisch”,
son­dern komme nur ihrer durch das Gesetz fest­gelegten Verpflich­tung nach. 

Auch Monique Tin­ney wollte sich den Vor­wür­fen der Grü­nen nicht anschließen.
Allerd­ings habe ihr die Aus­län­der­be­hörde keine nachvol­lziehbaren Gründe für
das massen­hafte Ver­schick­en der Briefe nen­nen können.

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Kripo sucht Nazischmierer

REGION Nazis­chmier­ereien wur­den in mehreren Orten ange­bracht. Beispielsweise
an ein­er Bushal­testelle in Pätz sowie an der Fas­sade eines Gebäudes in
Bestensee (Wald­straße). Hier­bei han­delte es sich um Hak­enkreuze und
SS-Runen. Mit den gle­ichen faschis­tis­chen Sym­bol­en wurde Dienstagnachmittag
das Warte­häuschen auf dem Bahn­hof Golßen beschmiert. Das beobachtete ein
Bürg­er. Weit­er wurde auf die ver­schneite Wind­schutzscheibe eines in Lübben
(Park­straße) abgestell­ten Pkws ein Hak­enkreuz gemalt. Die Kripo ermit­telt in
allen Fällen.

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Kampfansage gegen braune Parolen

(MOZ, 24.2.) Fürsten­walde (krau/MOZ) Laute Rock­musik dröh­nt über den Hof der Allgemeinen
Förder­schule. Direkt vor dem Ein­gang ste­hen Mit­glieder der Plat­tform gegen
Rechts und verteilen CDs und Info-Mate­r­i­al. Die jün­geren Schüler schauen im
Schnee­treiben neugierig am Bus vor­bei. Eine Gruppe mit älteren Schülern hält
sich jedoch bewusst fern. 

“Auf­muck­en gegen Rechts” ist der Titel der CD, die vom Jugend­ver­band Solid
her­aus­gegeben und gestern in der Förder­schule verteilt wurde. 16 Bands haben
eigene Songs kosten­los zur Ver­fü­gung gestellt. Auf der Scheibe find­en sich
bekan­nte Namen wie Die Sterne oder die Fan­tastis­chen Vier. 

“Wir haben uns bei der Verteilak­tion bewusst für die Förder­schule und das
OSZ entsch­ieden”, sagt Gabi Moser, Mitar­bei­t­erin im JuSeV. Von den beiden
Ein­rich­tun­gen wisse man, dass Recht­sex­treme dort ver­sucht hät­ten, Schüler
für braune Kam­er­ad­schaften anzuwer­ben. In bei­den Schulen sei bei den
Schülern auch ein gewiss­es Poten­zial vorhan­den, sich für rechte Ideen zu
begeistern. 

In Gesprächen sollen die Jugendlichen darüber informiert wer­den, dass rechte
Musik auf kosten­losen Sam­plern als Träger für die Pro­pa­gan­da der
Recht­sex­tremen dient. Aus­lös­er für die zwei Aktion­stage der Plat­tform sei
auch das “Pro­jekt Schul­hof”, bei dem recht­sex­treme Grup­pierun­gen bundesweit
über 50000 Musik­sam­pler verteilen wollen. Durch die CD mit dem Titel
“Anpas­sung ist Feigheit” sollen an die Jugendlichen rechte Ide­olo­gien heran
getra­gen wer­den. “Da wollen wir mit eige­nen Aktio­nen ent­ge­gen­wirken”, so
Gabi Moser. 

Kinder aus prob­lema­tis­chen Eltern­häusern seien von den Recht­en leichter
bee­in­fluss­bar, sagt Michael Grabo, Mitar­beit­er in der Jugend­sta­tion Alpha 1.
Vor allem im OSZ seien einige Beruf­schüler bere­its in rechtsextremen
Kam­er­ad­schaften organ­isiert. “Es gibt Ver­mu­tun­gen, dass sie das große
Einzugs­ge­bi­et der Schule dafür nutzen, um mit Gle­ich­gesin­nten in Kon­takt zu
treten”, sagt er. Deshalb sei die Aktion am heuti­gen Don­ner­stag im OSZ so
wichtig. Sobald weit­ere CDs zur Ver­fü­gung ste­hen, gehen die Aktionstage
weit­er. “Wir hal­ten Kon­takt zu den Schülern”, sagt Grabo. 

Abgerun­det wer­den die Aktion­stage mit einem Konz­ert der Punkband Dritte Wahl
heute um 18 Uhr im Club im Park. “Die Band spielt für Spritkosten; der
Über­schuss an den Ein­nah­men geht an eine Jugend­in­tia­tive”, sagt Carsten
Hiller vom Club im Park.

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Ich hatte denen doch nichts getan”

(Tagesspiegel, 23.02.2005) Frank­furt (Oder) — Der Mann sieht furcht­bar aus. Eine größere Wunde auf
dem Hin­terkopf ist immer noch nicht richtig ver­heilt, bis in den Nacken
ist die Haut rötlich gefleckt. Jür­gen W. ist entstellt, sein Kör­p­er war
weit­flächig ver­bran­nt. “Ich hat­te denen doch nis­cht jetan”, nuschelt W.,
bevor er zur Zeu­gen­vernehmung in den Gerichtssaal geht. Dort sitzen die
bei­den Män­ner, von denen zumin­d­est ein­er zugibt, ihn angezün­det zu
haben. Dass Jür­gen W. das Feuer über­lebt hat, im Kranken­haus halbwegs
wieder­hergestellt wurde und jet­zt ins Landgericht Frank­furt (Oder)
kom­men kann, über­schre­it­et schon angesichts sein­er sicht­baren Nar­ben die
Vorstellung. 

Die bei­den Angeklagten blick­en zunächst eher unbeteiligt, als W. den
Saal betritt. Steven G. und Ste­fan K. sind angeklagt, in der Nacht zum
16. Juni 2004 in einem Park in Beeskow den damals obdachlosen W. beraubt
und seine Jacke angezün­det zu haben. Die Staat­san­waltschaft spricht von
ver­suchtem Mord. Steven G. hat zu Beginn des Prozess­es vor ein­er Woche
alles zugegeben. Ste­fan K. sagte, er sei damals rechtzeit­ig abgehauen
und deshalb unschuldig. Jür­gen W. kann gestern so gut wie nichts zur
Aufk­lärung beitra­gen. “Ich kann mich nicht erin­nern”, sagt er. Erst im
Kranken­haus in Berlin habe er mit­bekom­men, was ihm geschah. 

Die Befra­gung im Gericht dauert nur eine halbe Stunde. Am Ende meldet
sich der Angeklagte Steven G. “Ich wollte ein­fach nur sagen, dass es mir
leid tut, was wir gemacht haben.” Jür­gen W. antwortet schwach,
“weswe­gen, weißte auch nicht”. Draußen, auf dem Gerichts­flur, erzählt W.
noch in abge­hack­ten Sätzen aus seinem Leben. Dass er Mau­r­er war, schon
zu DDR-Zeit­en die Arbeit ver­loren habe, an epilep­tis­chen Anfällen leide
und in Beeskow im Obdachlosen­heim genächtigt habe — oder eben auf der
Park­bank, auf der er dann angezün­det wurde. Hil­fe erhält W. vor allem
von einem Sozialpäd­a­gogen, den das Amts­gericht Fürsten­walde 2001 als
Betreuer einge­set­zt hat. Nach der Tat sorgte dieser dafür, dass Jürgen
W. aus dem Obdachlosen­m­i­lieu her­auskam und jet­zt in ein­er kleinen
Woh­nung lebt, mit der Hil­fe ein­er per­ma­nen­ten Hauskrankenpflege. 

Es treten dann Zeu­gen auf, die mit den Angeklagten bekan­nt sind. Ein
junger Mann sagt, er sei am Tatort vor­beigekom­men und habe mit Ste­fan K.
kurz gesprochen, während Steven G. öfter zu W. “Pen­ner” gerufen habe.
Das soll vor dem Brand gewe­sen sein — am näch­sten Tag, so der Zeuge,
habe K. ihm erzählt, er habe W. “ange­bran­nt”. Zur Polizei ging der Zeuge
jedoch nicht. /Frank Jansen/

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Polizisten unter “Rambo”-Verdacht

(LR, 23.2.) Das Son­dere­in­satzkom­man­do (SEK) rückt an, wenn es gilt, gefährliche
Straftäter festzunehmen. Im Novem­ber 2002 sollen die mask­ierten Spezialisten
jedoch ungerecht­fer­tigt einen Sprem­berg­er bru­tal über­wältigt und dabei
ver­let­zt haben. Zwei Krim­i­nal­beamte, die den Ein­satz aus­lösten, stehen
deshalb seit gestern als Angeklagte vor dem Cot­tbuser Amts­gericht. Der
Vor­wurf gegen sie: Frei­heits­ber­aubung und Kör­per­ver­let­zung im Amt. 

Es ist ein Nach­mit­tag Ende Novem­ber 2002 als die Kassiererin einer
Tankstelle in Sprem­berg ihren Augen nicht traut. Mask­ierte umstellen
plöt­zlich einen Mann, der ger­ade Ben­zin zapft. Wenige Augen­blicke später
liegt Jens P. am Boden. “Ich habe mich furcht­bar erschrock­en. Ich dachte,
das ist ein Über­fall, die rauben den aus” , erzählte die Kassiererin gestern
als Zeu­g­in vor dem Cot­tbuser Amts­gericht. Sie habe deshalb sofort über 110
die Polizei gerufen. Die war jedoch schon da. Die mask­ierten Män­ner, die von
der Kassiererin für Krim­inelle gehal­ten wur­den, waren Ange­hörige des
Bran­den­burg­er Son­dere­in­satzkom­man­dos (SEK).

Verbindung zur Rockerszene 

Hin­ter­grund des SEK-Ein­satzes war ein bizarrer und möglicher­weise auch mit
Gewal­tan­dro­hung geführter Stre­it um einen Hund, in den Jens P. und sein
Fre­und Stef­fen R., genan­nt “Eisen” , maßge­blich ver­wick­elt waren. Beiden
Sprem­berg­ern wer­den Verbindun­gen zum Motor­rad-Club “Gremi­um” nachgesagt.
Mit­glieder dieses in ganz Deutsch­land, Polen und Griechen­land agieren­den Ro
cker­clubs ste­hen immer wieder im Ver­dacht, in Rauschgift- und Waffenhandel
ver­strickt zu sein und sich als Schuldenein­treiber zu betäti­gen. Sie sollen
auch Kon­tak­te zur recht­sradikalen Szene haben. Vor einem Jahr löste die
Polizei in Sprem­berg auf dem Clubgelände des MC “Gremi­um” ein Rockertreffen
auf und beschlagnahmte Rauschgift, Mess­er und eine Schreckschusspistole. 

Dementsprechend fiel die Begrün­dung aus, mit der die jet­zt angeklagten
Cot­tbuser Beamten über das Polizeiprä­sid­i­um in Frank­furt (Oder) im November
2002 das SEK anforderten. Es sei um eine Fes­t­nahme wegen räuberischer
Erpres­sung gegan­gen, die Verdächti­gen gal­ten als gewalt­bere­it und
möglicher­weise bewaffnet, schilderte der damals in Frank­furt Dienst habende
Krim­i­nal­rat die ihm vorgelegten Infor­ma­tio­nen. Das habe aus­gere­icht, um beim
Lan­deskrim­i­nalamt die Spezial­is­ten zu bestellen. 

Dass die Staat­san­waltschaft Cot­tbus zu diesem Zeit­punkt nicht von einer
räu­berischen Erpres­sung, son­dern eventuell nur von ein­er Nöti­gung ausging,
wusste er nicht. “Bei ein­er Nöti­gung oder Bedro­hung hät­ten wir aber auch
nicht anders gehan­delt” , ver­sichert der Kriminalrat. 

Aus­gelöst hat­te die ganze Polizeiak­tion ein Hund, der in Sprem­berg mehrmals
den Besitzer wech­selte. Die Odyssee des Box­er­mis­chlings begann damit, dass
der ursprüngliche Besitzer, Rene V., den Vier­bein­er an einen Mann abgab, der
kurz darauf ins Gefäng­nis musste. So kam der Hund zu ein­er Gast­wirtin. Aus
deren Kneipe nahm ihn eines Tages die dama­lige Fre­undin von Rene V. einfach
wieder mit zum früher­er Eigen­tümer. Der verkaufte den Hund erneut weiter. 

Hund oder Geld 

Die Gast­wirtin soll dann Stef­fen R., alias “Eisen” , beauf­tragt haben, den
entwen­de­ten Hund zurück­zu­holen. Vor Gericht sagt die 33-Jährige jedoch, ein
richtiger Auf­trag sei das nicht gewe­sen “Der sollte sich nur mal umgucken” ,
wiegelt sie ab. Doch “Eisen” nahm die Sache gle­ich in die Hand. Er habe Rene
V. angerufen und beschimpft, aber nicht bedro­ht, ver­sichert der 38-Jährige:
“Der hat von alleine ange­boten, die 400 Euro Erlös für den Hund
her­auszugeben.” Möglicher­weise, so räumt er ein, habe Rene V. vor ihm aber
auch ohne Dro­hung Angst gehabt. 

Das kann man sich leicht vorstellen. Stef­fen R. ist wie sein vom SEK
über­wältigter Fre­und Jens P. muskel­bepackt und kahlköp­fig. Nur ein schmaler,
wenige Mil­lime­ter hoher Haarstreifen zieht sich in der Mitte über seinen
Schädel. Sein schwarzes Kapuzen-Sweat­shirt span­nt über Schul­tern und
Ober­ar­men. Auf dem kräfti­gen Hals zieht sich eine Tätowierung bis unter das
Ohr empor. Nach der Über­gabe der ersten Hun­der­ate an “Eisen” war Rene V. zur
Polizei gegan­gen und hat­te Anzeige erstattet. 

Von den Vertei­di­gerin­nen der bei­den angeklagten Polizis­ten zu seinen
Vorstrafen befragt, wird “Eisen” ein­sil­big. Mit zehn Kilo­gramm Haschisch sei
er mal erwis­cht wor­den, sagt er, das sei aber schon lange her. Auch eine
Kör­per­ver­let­zung habe es gegeben, später noch andere Ermittlungsverfahren,
aber keine Verurteilung. “Da waren mehr Sachen ohne Gewalt als mit” , fasst
er zusammen. 

Auch gegen Jens P. gab es Ermit­tlun­gen, die eingestellt wur­den. Eine
Vorstrafe wegen Kör­per­ver­let­zung ist aktenkundig. Nur aus Gefäl­ligkeit für
seinen Fre­und “Eisen” will er im Novem­ber 2002 zu ein­er Tankstelle gefahren
sein, um dort die zweite Rate für die Hun­de­bezahlung in Emp­fang zu nehmen.
Gegen die SEK-Beamten, die ihn kurz danach an ein­er anderen Tankstelle in
der Stadt fes­t­nah­men, erhebt er schwere Vorwürfe. 

Schläge und Tritte 

Mit Sturmhauben über dem Kopf und vorge­hal­te­nen Pis­tolen seien sie auf ihn
zugestürzt und hät­ten ihn sofort, ohne eine Infor­ma­tion, worum es gin­ge, zu
Boden gewor­fen. Er schildert Schläge ins Gesicht, Schläge und Tritte in den
Rück­en. “Ich wurde gefes­selt und geknebelt, Schuhe und Strümpfe wur­den mir
aus­ge­zo­gen, Pullover und Jacke über den Kopf gestülpt, sodass ich nichts
mehr sehen kon­nte” , beschreibt er die Fes­t­nahme. In dieser Lage habe er
trotz des kalten Novem­ber­wet­ters min­destens eine halbe Stunde auf der Erde
gele­gen, bevor er in den Polizeige­wahrsam nach Cot­tbus abtransportiert
wurde. Erst spät am Abend wurde er wieder auf freien Fuß geset­zt. Lippe und
Kinn seien aufge­platzt gewe­sen, das linke Auge geschwollen und auf einem Ohr
habe er zeitweise nichts mehr gehört, klagt Jens P. vor Gericht. Zwei Wochen
sei er deshalb krank gewesen. 

Haft­be­fehl abgelehnt 

Die Anklage gegen die bei­den Krim­i­nal­beamten stützt sich vor allem darauf,
dass ein­er der bei­den am Tag des SEK-Ein­satzes früh verge­blich bei der
Cot­tbuser Staat­san­waltschaft ver­sucht hat­te, Haft­be­fehle wegen räuberischer
Erpres­sung gegen Jens P. und Stef­fen R. zu bekom­men. Die zuständige
Staat­san­wältin lehnte das ab. Die angeklagten Polizis­ten ließen Jens K.
trotz­dem kurz darauf durch das SEK festnehmen. 

Was sie dazu bewogen hat, woll­ten sie vor dem Cot­tbuser Amts­gericht aus
Grün­den polizeilich­er Geheimhal­tung nur hin­ter ver­schlosse­nen Türen
erzählen. Auch der Leit­er des SEK-Ein­satzes berichtete nur unter Ausschluss
der Öffentlichkeit, was sich an der Sprem­berg­er Tankstelle abge­spielt hat.
Am kom­menden Mittwoch wer­den weit­ere Zeu­gen aus­sagen. Darunter wird auch die
Cot­tbuser Staat­san­wältin sein, die der Polizei die gewün­scht­en Haftbefehle
verweigerte.

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Warum kein Mut zum eigenen Denkmal?

(LR, 22.2.) Die Diskus­sion um das Denkmal auf dem Geor­gen­berg dreht sich im Kreis. Es
gibt mehr als eine Opfer­gruppe infolge von Ter­ror und dik­ta­torischen Regimes
im 20. Jahrhun­dert. Sie alle sind zu betrauern. 

Ihr Schick­sal soll nicht vergessen sein, und es darf keine Trauer und kein
Gedenken ersten, zweit­en und oder drit­ten Ranges geben. Alles richtig, und
das wird auch von keinem in dieser Diskus­sion in Abrede gestellt. 

Aber warum, und das bet­rifft nun konkret die Sprem­berg­er Debat­te, warum
ver­fol­gt Egon Wochatz an der Spitze des Geor­gen­bergvere­ins so vehe­ment und
nach­drück­lich ger­ade die Verän­derung eines bere­its vorhan­de­nen Gedenksteins?
Warum sollen die Wider­stand­skämpfer gegen den Nation­al­sozial­is­mus unbedingt
ein rel­a­tivieren­des Gegengewicht bekom­men, dass sie selb­st diskreditiert,
weil es sie — vom Vorschlagsträger beab­sichtig oder unbe­ab­sichtigt — in die
Nähe des Stal­in­is­mus rückt. Nicht zum ersten Mal haben Egon Wochatz und
Frank-Michael Schober erk­lärt, die Namen der Antifaschis­ten auf dem
Sprem­berg­er Stein seien in den 50er Jahren poli­tisch instrumentalisiert
wor­den. Aber wir reden hier immer­hin über Men­schen, die über­wiegend ganz
bewusst ihr Leben in Gefahr bracht­en, weil sie ein Sys­tem bekämpfen wollten,
das eine plan­mäßige Men­schen­ver­nich­tung vor­bere­it­etet und durch­führte. Der
Mord an sechs Mil­lio­nen Juden (für die Sprem­berg­er Disku­tan­ten übrigens
offen­bar immer noch keine erwäh­nenswerte Opfer­gruppe) war der furchtbarste
Aus­druck dieser Tötungs­maschiner­ie, aber auch das Ster­ben in den
Gestapo-Gefäng­nis­sen und Zuchthäusern und das der Sol­dat­en, die von Hitler
und seinem Stab gnaden­los in einem größen­wahnsin­ni­gen Krieg ver­heizt wurden,
kom­men auf dieses Kon­to. Wer gegen all das auf­begehrt und sich zu wehren
ver­sucht hat, der hat wohl auch einen eige­nen Gedenkstein ver­di­ent, ohne
eine spätere gle­ich­macherische Aufrechnung. 

Für mich bleibt bis zum Schluss eine Frage im Raum ste­hen: Warum, wenn sich
so viele für eine namentliche Erin­nerung an die Opfer des Stalinismus
ein­set­zen, soll es für sie nicht das eigene Denkmal und den eige­nen Platz
für eine Tafel geben, den sie ver­di­enen. Das soll und darf nicht der
“Katzen­tisch” sein (so kön­nte man eher die Mit­nutzung ein­er bereits
beste­hende Sock­el­rück­seite betra­cht­en), son­dern ein angemessener,
öffentlich­er und repräsentabler Ort des Gedenkens. Der Geor­gen­berg hätte
Platz genug für ein solch­es Pro­jekt. Aber auch das ehe­ma­lige Spremberger
Stasi-Haup­tquarti­er an der Drebkauer Straße wäre ein guter Ort, um daran zu
erin­nern, was Men­schen im Namen ein­er ange­blich besseren
Gesellschaft­sor­d­nung anderen Men­schen ange­tan haben. Auch hier, mit­ten in
Spremberg. 

Biografien öffentlich machen

FDP stellt sich hin­ter den Gednekstätten-Vorschlag

Der Sprem­berg­er Ortsver­band der FDP hat sich geschlossen hin­ter den
Vorschlag des CDU-Stadtverord­neten und Vor­sitzen­den des Georgenbergvereins
Egon Wochatz zur Erweiterung der Denkmalan­lage auf dem Geor­gen­berg gestellt,
wie er den Stadtverord­neten bei ihrer näch­sten Sitzung am kom­menden Mittwoch
vor­liegt. Petra Weigel, Ortsvor­sitzende der FDP und Stadtverordnete,
erläuterte den Mit­gliedern das von der Stadtver­wal­tung entwick­elte Konzept
zur Gestal­tung des Gedenkkom­plex­es. Die räum­liche Anord­nung wie auch die
namentliche Erwäh­nung der Per­so­n­en fand bei allen Mitgliedern
uneingeschränk­te Zus­tim­mung. Mehrere Mit­glieder erk­lärten: “Man stellt die
bish­er auf den Gedenk­tafeln einge­meißel­ten Namen nicht in Frage. Daher solle
man dies auch nicht bei den jet­zi­gen Vorschlä­gen tun.” Volle Zus­tim­mung fand
der Vorschlag von Dr. Jür­gen Kan­tor, die Kurzbi­ografien in der lokalen
Presse, wie auch im Amts­blatt von Dr. Jür­gen Kan­tor, die Biografien in der
Presse zu veröffentlichen.

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