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Holzschuh-Klappern

(MAZ, 9.5.) NASSENHEIDE “Ich erin­nere mich genau an das Trip­peln und das eintönige
Gesumme. Dann gab es einen peitschen­den Knall, ein Häftling ist erschossen
wor­den”, erzählt Eri­ka Rose. Als Elfjährige hat­te sie den Zug der
KZ-Häftlinge Ende April 1945 auf dem so genan­nten Todes­marsch durch ihren
Ort Nassen­hei­de miter­lebt. Auch Otto Handw­erg, ein neun­jähriger Bub damals,
der am Ort­sein­gang von Nassen­hei­de wohnte, hat noch das Geklap­per der
Holzschuhe im Ohr, als die Kolon­nen der Häftlinge vom KZ Sach­sen­hausen nach
Nor­den zogen. “Es hat kein Ende genom­men. Meine Mut­ter ist mit uns Kindern
auch bis nach Net­ze­band geflo­hen. Da haben wir über­all in den Straßengräben
Tote gese­hen”, berichtet der Nassenheider. 

Mehrere Zeitzeu­gen, 1945 waren sie Kinder, und engagierte Bürg­er trafen sich
am Sonnabend zu ein­er Gedenkver­anstal­tung im Ort, organ­isiert vom Verein
“Pro Nassen­hei­de”. Car­men Lange, Lei­t­erin des “Muse­ums des Todes­marsches im
Below­er Wald”, erin­nerte in einem Vor­trag an die let­zten schreck­lichen Tage
vor 60 Jahren, als am 21. April 1945 etwa 30 000 Häftlinge das KZ
Sach­sen­hausen ver­lassen mussten. Der Marsch führte durch Nassen­hei­de über
Löwen­berg, Lin­dow und Rheins­berg nach Witt­stock. Eine andere Strecke bog
nach Herzberg ab. Auf den Fried­höfen der Dör­fer und kleinen Gemein­den wurden
die erschosse­nen und durch Entkräf­tung gestor­be­nen Häftlinge, die ein­fach an
der Straße liegen gelassen wur­den, dann von der Bevölkerung begraben. Auch
auf dem Fried­hof von Nassen­hei­de liegen elf unbekan­nte KZ-Opfer aus dem
Lager Sach­sen­hausen. “Die his­torischen Doku­mente dazu sind lück­en­haft. Es
ist an der Zeit, alle Fried­höfe an den Streck­en­ver­läufen der Todesmärsche zu
erfassen und Aus­sagen von Zeitzeu­gen festzuhal­ten”, sagt Car­men Lange. Nach
neuesten Erken­nt­nis­sen hät­ten etwa 500 bis 1500 KZ-Häftlinge die
Todesmärsche kurz vor Kriegsende nicht über­lebt. Zu DDR-Zeit­en war von 6000
Opfern die Rede gewesen. 

Blu­men wur­den am Sonnabend auf dem Fried­hof von Bürg­ern und im Namen des
Orts­beirates auf dem unbekan­nten Grab mit der Auf­schrift “Den unsterblichen
Opfern des Faschis­mus — April 1945” abgelegt. Anschließend ging es zum
Kirchvor­platz, wo ein neues Todes­marsch-Schild aufgestellt wor­den ist. Das
bish­erige sei ver­wit­tert und schlecht platziert gewe­sen, so Kerstin
Spieck­er­mann, Vere­insvor­sitzende von “Pro Nassen­hei­de”. Zum Glück hat­te das
Below­er Muse­um noch ein Schild und stellte es den Nassen­hei­dern zur
Ver­fü­gung. Die 19-jährige Sina Schulze las die Worte, die ihre Großmutter
1961 einst zur Ein­wei­hung des Gedenksteines im ehe­ma­li­gen KZ Sachenhausen
gesagt hat­te: Zur Mah­nung und Verpflich­tung, dass so etwas nie wieder
passieren darf.

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Naziplakate zum 8. Mai in Bernau

In der Nacht vom 7. zum 8. Mai klebten in Bernau Nazis des “Nationalen Bünd­nis Preussen” Plakate gegen die soge­nan­nte “Befreiungslüge” an Stromkästen und Lit­faßsäulen. Ein aufmerk­samer Antifaschist beobachtete die Nazis und informierte sofort die Polizei. Diese kon­nte die Täter kurze Zeit später in der Bernauer Innen­stadt stellen. Die Kam­er­ad­schaft “Nationales Bünd­nis Preussen” ist vor allem in Schwedt und in Bernau aktiv.

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8. Mai in Bernau

Mit Blu­men der Opfer gedacht

Bernau (rn/MOZ) Am 8. Mai 1945 hat Deutsch­land die Kapit­u­la­tion­surkunde unterze­ich­net. Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, Hitler besiegt. 60 Jahre danach gedacht­en gestern die Men­schen nicht nur in Bernau, son­dern auch in Pan­ke­tal, Werneuchen, Biesen­thal und anderen Orten der Befreiung von einem unmen­schlichen Regime.

In Bernau führte der Weg des Gedenkens über drei Sta­tio­nen — das Ehren­mal am Bahn­hof Bernau, das Denkmal für die Gefal­l­enen der Roten Armee und die Friedenssäule vor dem Paulus-Prae­to­rius-Gym­na­si­um. Nahezu 300 Men­schen waren gekom­men, um der Opfern des Krieges zu gedenken, aber auch um Zeichen gegen Rech­tex­trem­is­mus zu setzen.

Nein, Tausende waren es nicht, die zur Gedenkstunde zum 8. Mai nach Bernau gekom­men waren. Aber der Zug schwoll immer mehr an. Wenn das Gedenken am Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus mit vielle­icht 100 bis 150 Men­schen begonnen hat­te, wur­den am Ehren­mal für die Gefal­l­enen der Roten Armee schon mehr als 200 gezählt. Viele von ihnen hat­ten einzelne Rosen oder auch ganze Blu­men­sträuße mit­ge­bracht. “Ein ganz Teil Men­schen sind hier”, raunte man sich zu. Und an der Friedenssäule in Bernau hat­ten sich schließlich nahezu 300 Teil­nehmer eingefunden.

Es ist schon schön, vor allem, dass alle aus eigen­em Antrieb gekom­men sind und nie­mand dazu gezwun­gen wurde. Und das ist ermuti­gend”, sagte Eva Maria Rebs vom Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit. Und Bürg­er­meis­ter Hubert Hand­ke (CDU) pflichtete ihr bei: “Je mehr wir sind, um so besser”.

Gekom­men waren vor allem viele, die den Krieg noch erlebt hat­ten oder die unmit­tel­baren Auswirkun­gen zu spüren beka­men. Doch auch junge Men­schen waren zu sehen.

Zum Auf­takt an der ersten Sta­tion, dem Denkmal für die Opfer des Faschis­mus, erin­nerte Eva Maria Rebs daran, dass die geschichtlichen Erfahrun­gen, die die Deutschen belas­ten, eine bleibende Mah­nung seien:“Hitler kam 1933 an die Macht, nicht weil die Nation­al­sozial­is­ten in der Weimar­er Repub­lik schon so zahlre­ich gewe­sen wäre, son­dern weil es nicht genug Men­schen gab, die den Wert der Demokratie erkan­nt hät­ten und sie zu vertei­di­gen bere­it gewe­sen wären.”

Das Gedenken an der näch­sten Sta­tion, dem Denkmal für die Gefal­l­enen der Roten Armee, wurde mit dem getra­ge­nen rus­sis­chen Gesang des Chores Kalin­ka ein­geleit­et, mit Liedern voller Sehn­sucht nach Frieden und der unendlichen Trauer über die Opfer des Krieges. An dem Denkmal in der Bernauer Müh­len­straße erin­nerte Hand­ke an die dort begrabenen mehr als 500 rus­sis­chen Sol­dat­en, die in einem Krieg gefall­en sind, der “von unserem Land ini­ti­iert wurde”. Er fügte an: “Auch wenn sich der Ein­marsch der sow­jetis­chen Trup­pen für manchen dur­chaus auch mit schmer­zlichen Erin­nerun­gen verbindet, bleibt der 8. Mai ein klar­er Ter­min. Er markiert das Ende der nation­al­sozial­is­tis­chen Dik­tatur in Deutsch­land und das Ende des Krieges.”

An der Friedenssäule vor dem Paulus-Prae­to­rius-Gym­na­si­um, die versinnbildlicht, dass Gewalt niemals eine Lösung ist, ging die Gedenkstunde zum 8. Mai zu Ende. Der Bernauer Bürg­er­meis­ter schloss das Gedenken mit den Worten “Seien wir alle gemein­sam wach­sam, dass recht­sex­trem­istis­che Ideen nicht Fuß fassen bei uns, dass nie wieder ein Krieg von deutschem Boden aus­ge­ht und dass der Frieden gewahrt bleibt.”

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Fahrradtour zum Gentechnik-Feld

Das Aktions­bünd­nis Gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft Bran­den­burg führt am 17.
Mai eine Fahhrad­tour zu dem Gen­tech­nikfeld in Golm durch. In Golm führt das
Max- Planck- Insti­tut für Moleku­lar­biolo­gie seit Jahren Ver­suche mit
gen­tech­nisch verän­derten Pflanzen durch. 

Am Max-Planck-Insti­tut wird die Fahhrad­tour von Prof. Dr. Müller-Röber,
Lehrstuh­lin­hab­er der Abeilung für Moleku­lar­biolo­gie emp­fan­gen. Herr
Müller-Röber wird nach einem kurzen Vor­trag für Fra­gen zur Gen­tech­nik und
der Freiset­zung in Golm zur Ver­fü­gung stehen. 

Das MPI in Golm forscht seit Jahren mit Frei­land­ver­suchen an der Erzeugung
von Stärke aus gen­ma­nip­ulierten Kartof­feln. Das Aktions­bünd­nis set­zt sich
für die sofor­tige Beendi­gung dieser Ver­suche ein. Das Bünd­nis hält die
Forschung für über­flüs­sig, da es auch natür­liche Meth­o­d­en zur
Stär­keerzeu­gung gibt und zudem für gefährlich, weil die Gefahren der
Gen­tech­nik nach ihrer Ansicht nicht ein­schätzbar sind. 

Im Anschluss an die Diskus­sion ist ein Pick­nick in freier Natur geplant. 

Start­punkt der Tour ist der Platz der Ein­heit in Pots­dam. Die Tour führt
durch den Park Sanssouci und wird einen kurzen Zwis­chen­stopp im Cam­pus Neuen
Palais ein­le­gen. Die Tour begin­nt um 16 Uhr. Das Aktions­bünd­nis sucht noch
weit­ere Unter­stützung und freut sich über spon­tane Beteili­gung vieler
Potsdamer. 

Die Ver­anstal­tung find­et im Rah­men ein­er Aktionswoche vom 16.–22. Mai statt.
Einen Überblick über alle Ver­anstal­tun­gen gibt es unter:
www.gentechnikfreies-brandenburg.de.

Das Aktions­bünd­nis ist ein Zusam­men­schluß von über 30 Organ­i­sa­tio­nen und
Einelper­so­n­en, darunter mehrere Bioan­bau­ver­bände, der BUND, der
Naturschutzbund und Greenpeace.

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8. Mai in Werneuchen

Erin­nerungsstätte im Rosen­park eingeweiht

Werneuchen (rn/MOZ) 60. Jahre nach dem Zweit­en Weltkrieges wurde im Werneuch­en­er Rosen­park eine Erin­nerungsstätte eingewei­ht. Ihr Zen­trum bildet ein Fin­d­ling, in den ein Spruch Richard von Weizsäck­ers vom 8. Mai 1985 einge­meißelt wurde “Ehren wird die Frei­heit. Arbeit­en wir für den Frieden. Hal­ten wir uns an das Recht. Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.”

Damit soll all jen­er gedacht wer­den, die den Mut zum Wider­stand gegen den Faschis­mus hat­ten, so Werneuchens Bürg­er­meis­ter Burkhard Horn (PDS), vor den nahezu 30 Teil­nehmern, die zur Ein­wei­hung gekom­men waren. Es solle ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden sein. Lange sei die Diskus­sion über den Text geführt wor­den, um sich nun auf den kle­in­sten gemein­samen Nen­ner zu eini­gen, wobei Horn zufolge die Mei­n­un­gen nicht so weit voneinan­der ent­fer­nt gewe­sen seien.

Dass ein bar­barisches Regime mit einem unvorstell­baren Aus­maß men­schlich­er Aggres­sion besiegt wor­den war, stellt Matthias Wie­gand (CDU) an den Anfang. Für viele war es die Befreiung. Es habe aber auch Flucht und Verge­wal­ti­gung bedeutet. Schließlich sei es zu ein­er zweit­en Dik­tatur gekom­men. Jet­zt müsse man für Frieden und Frei­heit kämpfen, richtete er den Blick in die Zukunft.

Hei­de-Marie Stet­tnisch (SPD) erin­nerte an die mehr als 55 Mil­lio­nen Toten des Zweit­en Weltkrieges. Klaus Springer (PDS) ver­wies darauf, dass der Krieg von den deutschen Faschis­ten angezettelt wor­den sei und die Aus­rot­tung der jüdis­chen Men­schen zum Ziel hat­te, dem sich die Alli­ierten ent­ge­gen stell­ten. Daran müsse heute erin­nert und keine Lügen oder Volksver­het­zung zuge­lassen werden.

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Kreis fordert Haftungsregelung bei Gen-Mais

Märkisch-Oder­land (dos/MOZ) In der ver­gan­genen Woche rück­te die Odere­gion in
den Blick­punkt des Green­peace-Protestes gegen den Anbau von Gen-Mais. Bei
Alt­lang­sow macht­en die Green­peace-Aktivis­ten auf einem Feld, auf dem solcher
Mais ange­baut wor­den ist, auf die The­matik aufmerk­sam. Wenig später waren die
Schilder wieder ver­schwun­den. Das The­ma Gen-Mais indes wird weit­er heftig
disku­tiert. Im Nach­gang der Protes­tak­tion hat der Land­kreis Regelungen
bezüglich der unbe­friedi­gen­den Haf­tungs­frage beim Anbau von Genmais
gefordert. Die Mei­n­un­gen der Land­wirte gehen beim The­ma Gen­tech­nik weit
auseinan­der. Die Befür­worter ver­weisen darauf, dass der weitgehend
insek­ten­re­sistente Gen­mais im Oder­bruch wirtschaftlich sei, weil der
Zünsler­be­fall im Mais hier beson­ders stark ist. Dem gegenüber stehen
Befürch­tun­gen der Fol­gen, die bish­er noch nicht erforscht sind. 30 Betriebe
zwis­chen Lebus, Seelow und Müncheberg mit etwa 16 000 ha haben eine
gen­tech­nikfreie Zone Märkisch-Oder­land gebildet. “Es hil­ft uns nicht weiter,
wenn sich Geg­n­er und Befür­worter des Gen­maisan­baus unver­söhn­lich gegenüber
ste­hen”, so der Press­esprech­er des Kreis­es Tobias Sey­far­th. Die vielfach
geäußerte Ablehnung gründe sich vor allem auf die Furcht vor Risiken, die mit
dem Ein­satz von gen­tech­nis­chen Meth­o­d­en ver­bun­den sein kön­nen. Der Landkreis
unter­stütze alle Bemühun­gen im Rah­men der Begleit­forschung zum
Erprobungsan­bau. “Nur so kön­nen die zu lösenden Fra­gen der Koexistenz
unter­schiedlich­er Anbau­for­men und die unbe­friedi­gende Haf­tungs­frage geregelt
wer­den”, so der Sprech­er. Denn durch die im Gesetz geregelte
“ver­schulden­sun­ab­hängige gesamtschuld­ner­ische Gefährdung­shaf­tung für
Land­wirte, die gen­tech­nisch verän­derte Pflanzen anbauen,” entste­he für
Betriebe ein so hohes wirtschaftlich­es Risiko, dass selb­st Versicherungen
wegen Unkalkulier­barkeit nicht ver­sich­ern. Über­legenswert sei deshalb die
Ein­rich­tung eines Fonds und die Hin­wen­dung zur klassischen
ver­schuldens­ab­hängi­gen Haf­tungsregelung. Sowohl der gentechniknutzende
Land­wirt als auch der benach­barte kon­ven­tionelle oder ökologisch
wirtschaf­tende Land­wirt benötigten Vor­gaben, um Vor­sorge zu tre­f­fen. “Diese
poli­tis­chen Prob­leme kön­nen nicht auf Land­kreisebene gelöst wer­den”, betont
Seyfarth.

Im Stan­dortreg­is­ter des Bun­de­samtes für Ver­brauch­er­schutz und
Lebens­mit­tel­sicher­heit sind aktuell sieben Betriebe aus Märkisch-Oderland
einge­tra­gen. Die Veröf­fentlichung im Stan­dortreg­is­ter ermögliche aus Sicht
des Kreis­es eine hohe Trans­parenz. So seien Absprachen zwis­chen benachbarten
Land­wirten möglich, um eventuelle gen­tech­nisch verän­derte Ein­träge in
kon­ven­tionelle Anpflanzun­gen zu ver­hin­dern. Auf einem Zehn­tel der Anbaufläche
im Land­kreis wird Mais ange­baut. “Der Mais mit seinem enor­men Flächenertrag
wird in der ener­getis­chen Ver­w­er­tung in Bio­gasan­la­gen weit­er an Bedeutung
gewin­nen”, sieht es Tobias Sey­far­th. Schon deshalb müsse die Diskussion
sach­lich fort­ge­set­zt werden.

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Keine Nazis in Berlins Zentrum — keine Nazis anderswo!

Dass der Faschis­mus nach­lebt; dass die vielz­i­tierte Aufar­beitung der
Ver­gan­gen­heit bis heute nicht gelang und zu ihrem Zer­rbild, dem leeren und
kalten Vergessen, ausartete, rührt daher, dass die objektiven
gesellschaftlichen Voraus­set­zun­gen fortbeste­hen, die den Faschismus
zeit­igten.” (Theodor W. Adorno) 

Immer wieder wird nicht nur von Recht­sex­tremen der Ver­such unternommnen,
den Tag der Befreiung durch die ein­seit­ige Darstel­lung oder Erfindung
his­torisch­er Details umzudeuten oder in sein­er Bedeu­tung gar umzukehren.
Bei ein­er von der Redak­tion des Inter­net­por­tals www.solid-brandenburg.de
durchge­führten Umfrage zum 8. Mai erk­lärten mehr als 85% aller
Teil­nehmenden, dass das Datum für sie nach wie vor der Jahrestag der
Befreiung sei und bleibe. 

Hierzu erk­lärt KATHARINA DAHME, Lan­desvor­sitzende des PDS-nahen
Jugend­ver­ban­des [′sol­id] — die sozial­is­tis­che jugend: 

“Vor 60 Jahren endete in Europa der Zweite Weltkrieg und das
men­schen­ver­ach­t­ende Ter­ror­regime des Nation­al­sozial­is­mus. Das Datum wird
in vie­len Län­dern als Feiertag began­gen und bietet in jedem Jahr Anlass,
all jenen zu danken, die gegen Hitler und den Rassen­wahn seiner
Volks­ge­mein­schaft kämpften. Viele von ihnen mussten in diesem Kampf ihr
Leben lassen. Alle Ver­suche die deutschen Opfer gegen sie aufzurechnen
sind absurd und entsprin­gen den Nach­we­hen jenes Geistes, der den Wahnsinn
des Faschis­mus hervorbrachte. 

Die Berichter­stat­tung anlässlich des 60. Jahrestages konzen­tri­ert sich
vornehm­lich auf die Opfer und Ver­luste auf deutsch­er Seite. Der
his­torische Kon­text ein­er anfangs bre­it­en Zus­tim­mung und Begeis­terung für
den Krieg wird dabei eben­so ver­nach­läs­sigt und allen­falls am Rande erwähnt
wie mil­lio­nen­fach­er indus­trieller Mord und unzäh­lige Opfer eines
ver­brecherischen Krieges, der im Streben nach dem deutschen End­sieg die
ganze Welt in Brand set­ze. Diese deutsche Nabelschau ist nicht hinnehmbar
und bietet den Nazis von heute die Grund­lage ihrer revi­sion­is­tis­chen und
offen ras­sis­tis­chen Propaganda. 

In diesen Trend des fahrläs­si­gen Umgangs mit der deutschen Vergangenheit
rei­ht sich Bran­den­burgs Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck ein, wenn er
drei Tage nach der pom­pösen Grund­stein­le­gung für den Wieder­auf­bau der
Pots­damer Gar­nisonkirche vor den Über­leben­den von Ravens­brück über die
Notwendigkeit eines sen­si­blen Umganges mit der eige­nen Geschichte
fab­u­liert. Denn sen­si­bler Umgang bedeutet mit Sicher­heit nicht, für
Mil­lio­nen eine über­flüs­sige Kriegskirche nachzubauen, in der Adolf Hitler
sein­erzeit das Bünd­nis des deutschen Faschis­mus mit den Kon­ser­v­a­tiv­en per
Hand­schlag besiegelte.” 

[′sol­id] Bran­den­burg ruft alle und jeden dazu auf, sich am kommenden
Son­ntag um 10:00 auf dem Bertolt-Brecht-Platz in Berlin einzufind­en um
sich der großen Demon­stra­tion gegen den von Neon­azis geplanten Aufmarsch
anzuschließen. Als Teil des Aktions­bünd­niss­es [SPASIBO] schließt sich
[′sol­id] Bran­den­burg dessen Aufruf “Gegen Faschis­mus, Mil­i­tarisierung und
deutsche Opfermythen” an und wird im Geiste des Buchen­wald­schwurs seinen
Teil dazu beitra­gen, der NPD und ihren Vor­fel­dor­gan­i­sa­tio­nen nicht das
Feld zu über­lassen. Auch und ger­ade nach 60 Jahren bleibt die Losung
aktuell: 

“Kein Fußbre­it den neuen und alten Faschisten”

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Energiegeladen

Fein­staub und Kerosin­s­teuer- Schlag­wörter, die seit Wochen in den Medi­en zu find­en sind. Doch was steckt dahin­ter und welche Auswirkun­gen hat dies für uns und unsere Natur? 

Beim Jugen­dumwelt­sem­i­nar “Auto­bahn ins Treib­haus” der BUND­ju­gend Bran­den­burg wird diesen Fra­gen genauer auf den Grund gegangen. 

Dazu lädt der Umweltvere­in vom 17. bis zum 19. Juni 2005 alle Jugendlichen von 15 bis 25 Jahren auf die schöne Burg Lenzen in der Prig­nitz ein. Referiert und disku­tiert wird zu den The­men Kli­ma, Energie und Verkehr. Das Sem­i­nar ist eines aus der vierteili­gen Reihe
“Ökoführerschein”.

Hier ler­nen Jugendliche zwar nicht, wie man umwelt­fre­undlich Auto fährt, aber sie set­zen sich mit den ver­schieden­sten The­men aus den Bere­ichen Umwelt und Natur auseinan­der. Wer an allen vier Sem­i­naren teil­nimmt, erhält ein Zer­ti­fikat, das beispiel­sweise bei der Bewer­bung für ein frei­williges ökol­o­gis­ches Jahr oder für einen “grü­nen” Beruf nüt­zlich sein kann. 

Die Kosten für Verpfle­gung, Unterkun­ft und unbezahlbares Wis­sen belaufen sich auf 20 Euro. Früh­buch­er erhal­ten 25 Prozent Rabatt und BUND­ju­gend-Mit­glieder nochmals 25 Prozent. 

Inter­essierte kön­nen sich bei der BUND­ju­gend Bran­den­burg, Friedrich-Ebert-Straße 114 a in 14467 Pots­dam, tele­fonisch unter der 0331 95 11 971 oder per Email an bundjugend-bb@bund.net anmelden. Weit­ere Infor­ma­tio­nen unter: www.bundjugend-brandenburg.de

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Es gibt eine Germano-Zentriertheit im Gedenken”


Gün­ter Morsch, Leit­er der KZ-Gedenkstätte Sach­sen­hausen, über deutsche
Nabelschau in der Erin­nerung ans Kriegsende und eine ver­passte Chance für
Oranienburg

Wie erk­lären Sie sich, dass 60 Jahre nach Kriegsende das Inter­esse daran
stärk­er ist als zum 50-jähri­gen Gedenken? 

Das stärkere Inter­esse bezieht sich sich­er nicht in erster Lin­ie auf die
Geschichte der Konzen­tra­tionslager, auf die Geschichte der Opfer. Größeres
Inter­esse find­et stattdessen das Schick­sal der Deutschen. Es gibt heute eine
Art Ger­manoZen­tri­ertheit. Das ist ein entschei­den­der Unter­schied zum 50.
Jahrestag. Man schaut weniger auf die Opfer als auf den eige­nen Bauchnabel. 

Das macht Ihnen Sorge? 

Zweifel­los. Wir dacht­en, dass Weizsäck­ers Rede von 1985, in der der 8. Mai
unmissver­ständlich ein Tag der Befreiung genan­nt wurde, einen Stand
markiert, hin­ter den man nicht zurück­fall­en kann. Aber dieser Konsens
scheint zu bröck­eln. Und er bröck­elt inzwis­chen auch in den intellektuellen
Schicht­en. Vor zehn Jahren gab es zwar auch Ver­suche, die Ver­brechen zu
rel­a­tivieren, aber dem ist entsch­ieden ent­ge­genge­treten wor­den. Da sind wir
heute in ein­er anderen Sit­u­a­tion. Das führt auch erkennbar zu Resignation
bei ehe­ma­li­gen KZ-Häftlin­gen. Natür­lich hat diese Stim­mung auch mit dem
Recht­sex­trem­is­mus zu tun, der sei­ther nicht zurück­ge­gan­gen ist. Und dazu
kommt nun die ver­stärk­te Hin­wen­dung der Deutschen zu sich selb­st hinzu. Das
macht den Über­leben­den Sorge. 

Wie verän­dert sich das Gedenken, wenn die Zeitzeu­gen tot sind? 

Die For­men des Erin­nerns und Gedenkens befind­en sich in einem Prozess des
Wan­dels. Die KZ-Gedenkstät­ten dür­fen nicht nur inter­na­tionale Friedhöfe,
son­dern sie müssen immer stärk­er auch mod­erne zei­this­torische Museen sein.
Außer­dem geht es nicht nur um die Erin­nerung an die konkreten historischen
Zusam­men­hänge, son­dern immer mehr auch um prinzip­ielle Fra­gen menschlichen
Ver­hal­tens, die sich im KZ-Sys­tem offen­barten. Die Gedenkstät­ten müssen sich
auch für Diskus­sio­nen über zukün­ftige gesellschaftliche Entwicklungen
öff­nen, zum Beispiel über die Frage der Wieder­hol­barkeit von Genozi­den. Wir
müssen ver­stärkt wis­senschaftliche Forschung und mod­erne pädagogische
Meth­o­d­en inte­gri­eren, und so auf die verän­derten Wahrnehmungsweisen von
Jugendlichen eingehen. 

Wie soll das aussehen? 

In der alten Bun­desre­pub­lik waren KZ-Gedenkstät­ten Orte, die eher auf
schuld­di­dak­tis­che Meth­o­d­en hin ori­en­tiert waren. Das hat sich verän­dert. Wir
in Sach­sen­hausen sind heute sowohl ein mod­ernes Muse­um als auch eine moderne
Bil­dungsstätte, die den Ver­gle­ich mit dem Jüdis­chen Muse­um in Berlin oder
dem Holo­caust-Muse­um in Wash­ing­ton nicht zu scheuen brauchen. Es gibt neue
For­men der Päd­a­gogik, die auf die Selb­st­stu­di­en der Besuch­er set­zen. Dennoch
muss man kon­sta­tieren, dass die Gedenkstät­ten gegenüber vergleichbaren
Museen per­son­ell und materiell nach wie vor weit unter­priv­i­legiert sind. Da
gibt es eine riesige Kluft, trotz der großen Zahl von Besuch­ern und der
Größe der betreuten Areale und Ausstel­lun­gen. Wir haben zu geringe
Kapaz­itäten, um die Wün­sche und Bedürfnisse der Besuch­er erfüllen zu können.
In Sach­sen­hausen etwa müssen wir jede zweite Besucher­gruppe zurückweisen. 

Ist diese Unter­priv­i­legierung Ergeb­nis der Gedanken­losigkeit oder einer
sys­tem­a­tis­chen Geringschätzung? 

Sie ist mehr das Ergeb­nis ein­er west­deutschen Tra­di­tion politischer
Ger­ingschätzung. Aber seit der deutschen Ein­heit hat sich vieles verbessert,
vor allem in den großen KZ-Gedenkstät­ten. Diese haben sich in den letzten
Jahren stark gewan­delt. Allerd­ings dro­ht dieser unverzicht­bare Prozess der
Neukonzep­tion und Neugestal­tung in Zeit­en knap­per Haushalte abzubrechen.
Außer­dem gibt es nach wie vor grund­sät­zliche Vorbehalte. 

Was heißt das? 

Zum einen haben wir Kon­flik­te mit den­jeni­gen, die immer noch an alten
antifaschis­tis­chen Konzepten ori­en­tiert sind, näm­lich dass diese
authen­tis­chen Orte in erster Lin­ie Betrof­fen­heit erzeu­gen sollen. Das ist
aber nicht mehr aus­re­ichend. Wir haben es mit Gen­er­a­tio­nen zu tun, bei denen
es so gut wie keinen direk­ten biografis­chen Zusam­men­hang zur Zeit des
Nation­al­sozial­is­mus mehr gibt. Da ist jede Schuld­päd­a­gogik völlig
unange­bracht. Eine ein­fache Betrof­fen­heit­späd­a­gogik kann auch deshalb nicht
mehr funk­tion­ieren, weil sich die Wahrnehmungsweisen inzwis­chen durch den
Gebrauch mod­ern­er Medi­en, die viel drastis­chere Bilder­wel­ten liefern, völlig
verän­dert haben. Schließlich tre­f­fen wir auch auf tradierte Vorbehalte
ger­ade bei manchen Ost­deutschen. Nicht wenige verbinden mit diesen Orten
neg­a­tive Erfahrun­gen, weil ihnen dort antifaschis­tis­che Erweckungserlebnisse
abver­langt wurden. 

Haben Sie Sorge, dass mit der Eröff­nung des Holo­caust-Mah­n­mals die
Aufmerk­samkeit für die Gedenkstät­ten in Sach­sen­hausen und Ravensbrück
zurückgeht? 

Nein. Der Besucherzus­trom wächst; allerd­ings verän­dert sich die
Zusam­menset­zung der Besuch­er. Sie wer­den deut­lich jünger und sie werden
inter­na­tionaler. Wir haben gegen­wär­tig in Ravens­brück und Sach­sen­hausen etwa
eine halbe Mil­lion Besuch­er jährlich. Vor allem Aus­län­der kom­men ver­mehrt zu
den authen­tis­chen Orten, zum einen weil hier die Gräber der Opfer aus den
unter­schiedlichen Län­dern sind, aber auch weil die Über­leben­den, denken Sie
etwa an die Präsi­dentin des €päis­chen Par­la­ments Simone Veill oder den
nor­wegis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Einar Ger­hard­sen, in ihren Heimatländern
oft eine bedeu­tende Rolle in der Nachkriegs­ge­sellschaft gespielt haben. 

In Sach­sen­hausen befand sich die zen­trale Leitung aller Konzentrationslager.
Wird dieser Appa­rat der Ver­nich­tung gebührend thematisiert? 

Sie haben Recht, dass das T‑Gebäude in Oranien­burg das wichtig­ste noch
erhal­tene Täter-Gebäude ist, und es zumal in Berlin zu wenig wahrgenommen
wird. Das mag an ein­er bes­timmten Berlin­er Prov­inzial­ität liegen: Dinge
außer­halb der Stadt­gren­ze ein­fach nicht in den Blick zu nehmen. Das führt
zum Beispiel auch dazu, dass es uns bis jet­zt nicht gelun­gen ist, die
gle­iche Koop­er­a­tion mit der Berlin­er Schul­be­hörde zu erre­ichen wie mit den
Bran­den­burg­ern, obwohl der größte Teil unser­er Schulgruppen
erfreulicher­weise aus Berlin kommt. 

Man hat den Ein­druck, dass es noch immer starke Kon­flik­te gibt zwischen
Gedenkstätte und Stadt Oranienburg. 

Solche Kon­flik­te sind natür­lich imma­nent: Eine KZ-Gedenkstätte, die sich mit
neg­a­tiv­er Geschichte befasst, und ein Ort, der Lokalpa­tri­o­tismus hat und
braucht, wer­den immer in einem Span­nungsver­hält­nis zueinan­der ste­hen. Das
ken­nen wir auch aus Dachau oder aus Bergen-Belsen. Ein pos­i­tives Beispiel
für den gemein­samen Umgang mit Stadt­geschichte und Konzen­tra­tionslager war
das Oranier-Jahr 1998. Damals wurde das The­ma Oranier und Nieder­län­der in
all seinen Aspek­ten gemein­sam bear­beit­et, also die mit dem Schloss des
Großen Kur­fürsten ver­bun­dene Geschichte war eben­so The­ma wie die Geschichte
der Nieder­län­der im Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen. Das hat erstaunlich
gut funk­tion­iert und wirk­te sich auf das kul­turelle Kli­ma in Oranienburg
aus­ge­sprochen pos­i­tiv aus. Die geplante Lan­des­garten­schau 2009 ist leider
aus unser­er Sicht das Gegen­beispiel. Das Umgestal­tungskonzept für das
ehe­ma­lige KZ-Außen­lager Klink­er­w­erk zum “Geschichtspark” wurde gemein­sam mit
der Stadt entwick­elt und erar­beit­et. Dann aber müssen wir in der Presse
lesen, dass die Idee ein­er gemein­samen Real­isierung von “Geschichtspark” und
Schloss­park im Rah­men der Lan­des­garten­schau, ohne uns zu informieren,
aufgegeben wurde. 

Hal­ten Sie eine Lösung des Kon­flik­ts f&
uuml;r möglich? 

Nein, die Sache ist gelaufen, die Chance ver­tan. Die Geschichte des
Konzen­tra­tionslagers ist nicht berück­sichtigt, bis auf ein sym­bol­is­ches Band
aus “Licht und Schat­ten”. Sym­bole gab es in der DDR- Zeit genug. Das
brauchen wir wirk­lich nicht. Ein­er Meta­phern­sym­bo­l­ik der alten
antifaschis­tis­chen Art, der entziehen wir uns ganz mas­siv. Das ist ein
Rückschritt, bei dem wieder das Schöne gegen das andere, die dunkle
Ver­gan­gen­heit, aufge­wogen wer­den soll. Das bleibt ein hil­flos­er Ver­such. Man
wird zwar eine schöne Garten­schau bekom­men, aber man entkommt der
Prob­lematik so nicht.

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Zug des Grauens” durch Dorf Zechlin

DORF ZECHLIN Wenn an diesem Son­ntag der Befreiung gedacht wird, darf man
auch die KZ-Häftlinge, die kurz zuvor durch das Rup­pin­er Land gezo­gen sind,
nicht vergessen. “Es ist aber schw­er über diese Zeit in geeigneter Form und
an einem entsprechen­den Ort zu erin­nern”, stellt Moni­ka Adomeit fest. 

Adomeit kommt selb­st aus Dorf Zech­lin und hat über den Ort ein Buch
geschrieben (die MAZ berichtete). Darin komme der Todes­marsch nur auf einer
Seite vor, bedauert die Autorin. “Das war nicht der richtige Rah­men für
diese Erin­nerun­gen”, sagt die Autorin, die in Dorf Zech­lin zwar ihre ersten
Leben­s­jahre ver­bracht hat­te, aber damals zu klein war, um über die
Ereignisse aus eigen­er Erin­nerung bericht­en zu kön­nen. “Auch hat sich meine
Aufmerk­samkeit für dieses The­ma erst während der Recherchen zu dem Buch
her­auskristallisiert”, erzählt Adomeit. 

“Ich habe ver­sucht mit den Men­schen vor Ort zu sprechen, doch das war ganz
schwierig — die Leute wollen nicht darüber reden. 

Im Kreis­archiv sei sie dann auf Berichte von Zeitzeu­gen aus Dorf Zechlin
gestoßen, die den Todes­marsch, zwis­chen dem 21. April und 2. Mai, und die
Zeit um den 8. Mai schildern. 

Wie zum Beispiel die Dorf Zech­liner­in Martha Ziegler: “Es war Ende April.
Den genauen Tag kann ich nicht mehr sagen. Wir bere­it­eten uns selb­st auf
unsere Flucht vor, weil die Front immer näher kam. Ständig flutete deutsches
Mil­itär auf der Straße zurück in Rich­tung West­en. Die so genannte
Wla­sow-Armee, vor­wiegend Berit­tene, zog west­wärts in Rich­tung West­en. Da
unser Haus (Gasthaus Mohnke) direkt an der Straße ste­ht, sahen wir sehr
viel. An diesem Tag schob sich ein Zug von völ­lig abgemagerten, zerlumpten
und erschöpften Men­schen vor­bei unter Bewachung von SS-Leuten. Soweit wir
blick­en kon­nten, nahm der Zug des Grauens kein Ende.” 

Oder Anna Nat­ter­er, wenn sie von den Mor­den an Häftlin­gen erzählt: “Am
Ort­saus­gang nach Fleck­en Zech­lin ist ein Häftling von der SS durch
Genickschuss getötet und ver­graben wor­den. Auch bei dem damaligen
Bah­nüber­gang vor dem Ort­saus­gang nach Rheins­berg sind mehrere Häftlinge
erschossen wor­den. Meines Wis­sens nach sind die Toten nach Fleck­en Zechlin
gebracht und dort beerdigt worden.” 

Gesam­melt hat diese Zeug­nisse zwis­chen 1963 und 1965 der damalige
Bürg­er­meis­ter von Dorf Zech­lin Got­tfried Dit­trich, erzählt, Moni­ka Adomeit.
Wahrschein­lich wollte er aus Anlass des 20. Jahrestages der Ereignisse daran
erin­nern. Die Augen­zeu­gen, die damals befragt wur­den, leben heute nicht
mehr. Und so sind wir im Gedenken auf die schlum­mern­den Archivfunde
angewiesen, die es als wertvolles Gut zu heben gilt.

Inforiot