(MAZ, 2.5.) Frankfurt (Oder). Freitagabend wurde vor dem geräumten “Haus des Lehrers” in Frankfurt (Oder)
ein Wachmann angegriffen. Das besetzte Haus war drei Tage zuvor friedlich
geräumt worden. Als ein Wachmann (59) Freitag gegen 18:45 Uhr mit seinem
Auto die Einfahrt zum Gebäude benutzen wollte, verstellten ihm drei Personen
(2x männlich und 1x weiblich) den Weg. Einer sagte zu ihm.: “Hier kommt
keiner rauf, hier ist gesperrt für alle Rechten!”. Nachdem der Wachmann die
Sachlage erklärt hatte, erhielt er zur Antwort: “Das interessiert mich
nicht. Du hast eine Glatze, also ein Rechter”. Unvermittelt sprang dieser
Mann auf die Motorhaube des Autos. Als der Wachmann ausstieg, erfasste ihn
der Täter am Revers der Jacke und drückte ihn gegen den Wagen. Eine
vorbeikommende Streife der BGSI- Frankfurt (O) kam zur Hilfe und brachte den
Widerstand leistenden und polizeilich wegen besonders schweren Falles des
Diebstahls, Körperverletzung, Sachbeschädigung sowie Verstoßes gegen das
Betäubungsmittelgesetz bekannten 25-jährigen Frankfurter (1,88 Promille) in
die Frankfurter Wache.
Monat: Mai 2005
Zaunlatten als Hakenkreuz
(LR, 2.5.) Unbekannte rissen in der Nacht zum Sonntag in Lübben-Radensdorf acht
Plastikzaunlatten aus der Umfriedung eines Grundstücks und legten damit ein
Hakenkreuz (1,5 mal 1,5 Meter) in den Vorgarten. Bei dieser Gelegenheit
entwendeten die Täter noch ein Schmuckschild mit der Aufschrift “Willkommen”
im Wert von rund 50 Euro. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Nobelpreisträger für Garnisonkirche
WASHINGTON/POTSDAM Beim Wiederaufbau der Garnisonkirche setzt die
Fördergesellschaft “Ruf aus Potsdam” weiter auf die Kompetenz des Projekts
Frauenkirche. So wird Günter Blobel, der in den USA bereits als Präsident
des Vereins “Friends of Dresden” Geld für den Aufbau der Barockkirche in der
Elbestadt sammelte, jenseits des großen Teichs nun auch für Potsdam tätig
werden. Derzeit befindet sich in Washington der Verein “Friends of the
Garnisonkirche Potsdam” in der Gründung, dem Blobel als Vorstandsmitglied
angehören soll. Das bestätigte Hans‑P. Rheinheimer, Vorsitzender des
Potsdamer Fördervereins, gestern auf MAZ-Nachfrage.
Vier bis fünf Mitglieder würden dem amerikanischen Fördervereinsableger
zunächst angehören, “aber wir hoffen natürlich, dass es bald mehr werden”,
so Rheinheimer.
Die Dependance solle in Amerika gezielt bei Firmen um Spendengelder werben,
die einen “Bezug zu Berlin, Brandenburg oder Preußen” hätten, hieß es
weiter.
Der in Schlesien geborene Arzt und Wissenschaftler Günter Blobel, der 1967
in die USA übersiedelte und mittlerweile amerikanischer Staatsbürger ist,
erhielt 1999 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Zellforschung den
Medizin-Nobelpreis. Rund 800 000 Euro seines Preisgeldes stiftete er vor
fünf Jahren für den Wiederaufbau der Frauenkirche. Er freue sich sehr, dass
Blobel seine Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt habe, betonte Rheinheimer.
Nach seinen Angaben wird derzeit auch in London die Gründung eines
Freundeskreises für die Garnisonkirche vorbereitet. Daneben gibt es bereits
einen “sehr regen” Ableger in Caracas (Venezuela) und einen in Warschau.
Dort sei man in Kontakt mit einem auf historische Abbildungen
spezialisierten Maler, den man für das Vorhaben gewinnen wolle, sagte
Rheinheimer.
Zum Stand des Kontos wollte sich der Fördervereins-Chef jedoch nicht äußern.
Die gezielte Spendenaktion sei erst angelaufen, hieß es.
Brandenburg wird Gen-Mais-Hochburg
Pflanzen sind gegen den Schädling Maiszünsler resistent / Bauern fürchten Imageschaden
POTSDAM Die Zeit ist reif für den Mais. In diesen Tagen bringen Brandenburgs Bauern die Saat für die Pflanzen mit den charakteristischen Kolben aus. Der aus südlichen Gefilden stammende Mais ist längst in der Mark heimisch geworden und wird hier auf rund 21 000 Hektar angebaut.
Doch in diesem Jahr ist alles anders als sonst. Denn erstmals wird in einigen Regionen Mais als Viehfutter angebaut, dessen Erbgut zuvor im Labor verändert worden ist. Beim Standortregister der Bundesanstalt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit waren Anfang des Jahres bundesweit 1000 Hektar für den Anbau von Gen-Mais angemeldet worden — die Hälfte davon in Brandenburg. Angesichts einer bundesweiten Maisanbaufläche von 1,7 Millionen Hektar sei das zwar wenig, sagt Henning Strodthoff, Gentechnik-Experte der Umweltorganisation Greenpeace, es sei aber der erste Schritt, die umstrittene “grüne Gentechnik” in Deutschland zu etablieren.
Mittlerweile sind die ersten angemeldeten Flächen zurückgezogen worden. So hat ein Landwirt aus Guben (Spree-Neiße), der auf 80 Hektar Genmais anbauen wollte, auf Druck der Kirche darauf verzichtet. “Es gibt eine schriftliche Erklärung unseres Pächters, keinen Gen-Mais anzubauen”, sagt Matthias Berndt, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Region Guben, die dem Bauern das Land verpachtet hat. Die Landessynode habe bereits 2001 beschlossen, dass auf Kirchenland kein Genmais gepflanzt werden darf, solange die Wirkungen auf die Umwelt nicht ausreichend erforscht seien.
Das umstrittene Saatgut des US-Konzerns Monsanto mit der Handelsbezeichnung Mon-810 ist seit 1998 EU-weit für den Einsatz als Futter- und Lebensmittel zugelassen. Der Mais ist gegen den so genannten Maiszünsler resistent, eine Motte, die bis zu 30 Prozent der Ernte vernichten kann und sich frühzeitig im Stängel der Maispflanze einnistet, wo Pflanzenschutzmittel nicht mehr wirken. Deshalb wurde im Monsanto-Labor ein Gen eines Bodenbakteriums eingeschleust, das im Stängel ein Eiweiß produziert, das den Zünsler tötet. Dass dadurch auch harmlose Schmetterlinge gefährdet sind, streitet Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder gar nicht erst ab. Allerdings gelte das für den Einsatz herkömmlicher Pflanzenschutzmittel genauso. Für den Bauern habe der Gen-Mais den Vorteil, dass er höhere Erträge habe und mit weniger Pflanzenschutzmitteln auskomme. Dafür müsse er etwa 25 Prozent mehr als für herkömmliches Saatgut zahlen.
Dafür, dass in Brandenburg der meiste Gen-Mais angebaut wird, im Maisland Baden-Württemberg aber gar keiner, hat Thierfelder eine einfache Erklärung. Im Süden habe die negativ belegte Diskussion über die Gentechnik “deutliche Spuren bei den Landwirten hinterlassen”. Im Klartext: Dort machen nicht genug Bauern mit. In Brandenburg hat Monsanto sich einen Partner ins Boot geholt, um die Bedenken zu zerstreuen. Der Futtermittelhersteller Märka GmbH in Eberswalde (Barnim) bietet an, die Maisernte aller Felder in der Nachbarschaft von Gen-Bauern zu marktüblichen Preisen zu kaufen. “Wir wollen damit die fortschrittlich denkenden Bauern unter unseren Kunden unterstützen”, sagt der Saatgut-Experte der Märka, Dirk Gerstenkorn. Der Gen-Mais werde separat geerntet und getrennt von konventionellem oder ökologisch erzeugtem Mais gelagert.
Eigentlich aber, beteuern Monsanto und Märka, sei dieser Aufwand nicht nötig. Ein von der Universität Halle-Wittenberg begleiteter Versuch habe ergeben, dass in einem Maisfeld keine Spuren von nebenan angebautem Gen-Mais festzustellen seien, wenn zwischen beiden Äckern ein Sicherheitsabstand von 20 Metern liege. Alle Bauern müssten nur diesen Abstand einhalten, so Thierfelder.
Jens Gerloff, Landwirt in Teetz (Ostprignitz-Ruppin) und Vorstandsmitglied des Bauernbundes Brandenburg, hält das für unrealistisch. “Das funktioniert vielleicht unter einer Glasglocke”, sagt Gerloff, der auf 50 Hektar konventionellen Mais anbaut. In der Realität aber könne schon ein Vogel für eine breitere Verteilung sorgen. Dem Image der Landwirtschaft schade der Gen-Mais nur, sagt Gerloff. “Die überwiegende Mehrzahl der Verbraucher will das nicht.” Vor allem aber sei ohnehin schon genug Gentechnik im Futtertrog. So komme ein konventionell wirtschaftender Betrieb kaum ohne Soja aus, das heute schon zu 90 Prozent genverändert sei.
Im wichtigsten Maisanbaugebiet Brandenburgs, dem Oderbruch, spaltet der Gen-Mais die Bauernschaft. “15 Prozent unserer Mitglieder sind strikt dagegen, 15 Prozent eindeutig dafür”, sagt der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Märkisch-Oderland, Henrik Wendorff. Er selbst lehne als praktizierender Öko-Landwirt die Gentechnik ab, weil ihre Auswirkungen nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht seien. Man müsse aber anerkennen, dass der Maiszünsler im Oderbruch ein Problem darstelle. Zugelassene Pflanzenschutzmittel gebe es in Deutschland nicht und biologische Methoden seien unzuverlässig.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10483132/485072/
Drei Autos in Flammen
(Berliner Morgenpost, 30.4.) Potsdam — Unbekannte haben in der Nacht zu Freitag einen Brandanschlag auf
Fahrzeuge des Brandenburger Umweltministeriums verübt. Drei Autos gingen
gegen 1.30 Uhr in Flammen auf. Die Pkw VW Golf, Opel Corsa und Renault
standen vor dem Gebäude des Ministeriums in unmittelbarer Nachbarschaft der
Potsdamer Arbeitsagentur in der Heinrich-Mann-Allee, Ecke Horstweg. Gegen
1.40 Uhr wurde der Brand durch einen Wachschutzmitarbeiter bemerkt, er
alarmierte Polizei und Feuerwehr. Aufgrund der Hitzeentwicklung wurden die
Fassade und Fensterscheiben im Erdgeschoß des mehrstöckigen Gebäudes
beschädigt. Beamte vom Staatsschutz (2. Kommissariat) haben die Ermittlungen
aufgenommen.
“Wir wollen den Vorfall nicht dramatisieren, aber es ist schon ein komisches
Gefühl, wenn man morgens zur Arbeit kommt und die abgefackelten Autos
sieht”, sagt Jens-Uwe Schade, Pressesprecher des Umweltministeriums. Er
schätzt des Schaden auf zirka 100 000 Euro. Jens-Uwe Schade: “Die
Leasingraten für den Renault müßten jetzt sofort abgeglichen werden. Und der
Golf war unser erster Rapsdieselwagen.” Nicht nur der materielle Schaden sei
hoch, die Mitarbeiter stellen sich jetzt Fragen zu ihrer Sicherheit: Können
wir unsere Sachen über Nacht im Ministerium lassen? Was wäre passiert, wenn
alle drei Tanks in die Luft geflogen wären? “Es ist nur ein Verdacht, aber
vielleicht hat der Anschlag eher der Arbeitsagentur gegolten”, vermutet der
Pressesprecher. Dort sei die Polizei öfter im Einsatz.
Die Potsdamer Polizei bittet nun um Mithilfe zur Aufklärung der Straftat und
fragt: Wer hat in der Nacht zum Freitag zwischen 22.30 und 1.40 Uhr
verdächtige Personen- oder Fahrzeugbewegungen im Bereich
Heinrich-Mann-Allee/Horstweg sowie der Kleingartenkolonien Daheim und
Nuthewinkel bemerkt, die mit dem Brandanschlag in Verbindung stehen könnten?
Wer kann Angaben zu dem oder den Tätern machen? Hinweise an das
Polizeipräsidium Potsdam unter Tel.:
Schülerinnen und Schüler haben in der Stadt Potsdam in 8 Schulen mit gymnasialer Oberstufe die Möglichkeit, ihr Abitur abzulegen. Mit Beginn der Jahrgangsstufe 11 steht den Jugendlichen die Möglichkeit offen, über die spezielle Wahl von Leistungskursen ihr Abiturprofil und damit ihren beruflichen Werdegang vorzubereiten. Leider beklagen SchülerInnen seit Jahren, daß ihren Wünschen zur Einrichtung eines umfangreichen Angebots an Leistungskursen nicht entsprochen werden kann.
So werden in der Regel von 17 Fächern des Fächerkanons lediglich für 7 Fächer Leistungskurse vorgehalten. Leider bleiben dabei häufig die vermeintlich schwierigeren naturwissenschaftlichen Fächer wie Physik oder Chemie auf der Strecke. Das ist insbesondere für die jungen Menschen ein Dilemma, die in den zahlreichen naturwissenschaftlichen Instituten und Einrichtungen der Stadt Potsdam eine berufliche Perspektive sehen.
In diesem Zusammenhang hat die Fraktion die Andere einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht, der die Möglichkeit von Kooperationen der 8 Schulen anregt. Eine solche Kooperation ist auch in der VV-GOST‑3 vorgesehen und würde ein vielfältiges stadtoffenes Leistungskursangebot ermöglichen. Unverständlicherweise konnte sich der Bildungsausschuß auf seiner Sitzung am 20.4. zu diesem Antrag nicht verhalten Er wurde mit 6 Enthaltungen und 1 Gegenstimme abgelehnt. Die Fraktion Die Andere ist nicht im Bildungsausschuß vertreten.
Die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung zu unserem Antrag am kommenden Mittwoch wird zeigen, ob unser Vorschlag einer Kooperation der Potsdamer Schulen mit gymnasialer Oberstufe zum Wohle der Schülerinnen und Schüler mehrheitsfähig ist oder nicht.
Potsdam (dpa) Der scheidende Datenschutzbeauftragte Alexander Dix hat das
1998 in Brandenburg eingeführte Akteneinsichtsrecht als Erfolg bezeichnet.
“Es hat sich gut in der Praxis bewährt”, sagte er in Potsdam. “Dazu trug
auch die im vergangenen Jahr vorgenommene Gesetzesänderung bei.” Mit der
Novelle sei die Vier- Wochen-Frist für die abschließende Bearbeitung von
Anträgen eingeführt worden. Zuvor hätten Bürger oft viele Monate auf eine
Antwort der Behörden warten müsse.
Außerdem könnten jetzt die Anträge auch elektronisch gestellt werden. “Zur
sprichwörtlichen gläsernen Verwaltung in Brandenburg ist es trotz aller
erreichten Fortschritte allerdings noch ein weiter Weg”, betonte Dix.
“Bisher wird das Einsichtsrecht von den Menschen noch nicht intensiv genug
genutzt.” Dabei handle es sich um einen Prozess, der erst nach Jahren
erreicht werde.
Die Akteneinsicht in den Behördenstuben konzentriere sich vorrangig auf
Unterlagen für die Stadtentwicklung, Bauen und den Umweltschutz. Allerdings
verfügt Dix über keine Unterlagen über die Zahl der bewilligten Anträge.
“Leider veröffentlichen das Land und die meisten Kommunen darüber keinerlei
Angaben”, sagte der oberste Datenschützer. In seinem Büro gingen lediglich
die Beschwerden über abgelehnte Anträge ein. “Das sind jährlich etwa 40.”
Aus dieser Zahl lasse sich jedoch nicht schließen, wie viele Bürger
tatsächlich in die Akten der Verwaltung Einblick nehmen könnten.
Die einzige positive Ausnahme bei der Erhebung von Zahlen mache Potsdam.
Hier werde eine Statistik über die Akteneinsicht geführt. So seien von März
1998 bis bis September 2003 von 406 gestellten Anträgen 388 bewilligt
worden. “Das ist eine gute Zahl, die ich als Erfolg bewerte”, sagte Dix. Als
Problem bezeichnete er die Erhebung von Kosten. “Diese dürfen keinesfalls so
hoch sein, dass sie eine abschreckende Wirkung auf die Antragsteller
ausüben.” Deshalb bestehe nach dem Gesetz auch die Möglichkeit, keinen
einzigen Cent dafür zu fordern. Die Stadt Potsdam habe einen
durchschnittlichen Betrag von zehn Euro pro Antrag in Rechnung gestellt.
1998 war Brandenburg bei der Einführung des Akteneinsichtsrechts
bundesweiter Vorreiter und musste viel Kritik einstecken. “Inzwischen hat in
Deutschland ein Umdenken eingesetzt”, versicherte Dix. “Mit ähnlichen
gesetzlichen Regelungen haben die Länder Berlin, Schleswig- Holstein und
Nordrhein-Westfalen nachgezogen.” Im Bundestag werde ebenfalls über den
Entwurf eines Gesetzes zur Akteneinsicht diskutiert. “Die Zeichen für eine
Verabschiedung stehen gut.”
Erinnerung an die Hölle von Halbe
(MAZ) HALBE In Todesangst rennt Heinz Keim mit Kameraden seines
Nachrichtenregiments durch den Geschützdonner von Halbe. Granatsplitter
fliegen ihm um die Ohren. Überall liegen Leichen. Als der damals 18-Jährige
nicht mehr kann, buddelt er sich in einem Erdloch ein. Ein Rotarmist
entdeckt ihn am 29. April. Keim kommt in Gefangenschaft. “Wir waren keine
Helden, sondern Menschen, die überleben wollten.”
Die Schilderungen des ehemaligen Wehrmachtsangehörigen gingen den rund 1500
Besuchern der Gedenkveranstaltung auf Deutschlands größtem Soldatenfriedhof
am Sonnabend in Halbe (Dahme-Spreewald) sichtlich nahe. Etwa 1000 Gäste
hatten sich bereits zuvor an der Kriegsgräberstätte in Baruth
(Teltow-Fläming) versammelt. Mindestens 60 000 Menschen überlebten die
Kesselschlacht von Halbe nicht. Über 23 000 Kriegstote fanden auf dem Halber
Soldatenfriedhof ihre letzte Ruhe. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD)
erklärte, 60 Jahre Demokratie seien kein Zustand, sondern tägliche
Anstrengung. Unter Anspielung auf die jährlichen “Heldenverehrungen” durch
Neonazis sagte der Regierungschef, er empfinde den Tod zehntausender
Soldaten und Flüchtlinge als wenig heroisch, vielmehr als grausam und
bitter. Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) sagte, die Versöhnung über
den Gräbern sei eine bleibende Verpflichtung. Dem Volksbund Deutscher
Kriegsgräberfürsorge, er betreut unter anderem den Halber Friedhof, sagte
Struck Unterstützung zu. Der russische Kriegsveteran Oberst Nikolai Fedotow,
beteiligt an den Kämpfen um Halbe, mahnte: “Nie wieder Halbe. Ich wünsche
allen einen friedlichen Himmel.”
Deutliche Worte richtete Halbes Bürgermeister Rolf Kunze an die
Landesregierung. Mit Blick auf Veranstaltungen rechtsgerichteter Gruppen im
November 2004 forderte er ein rigideres Vorgehen der Politik, um fragwürdige
Heldenverehrungen zu verhindern. “Diese Treffen finden unter dem Deckmantel
der Demokratie statt”, so Kunze. Das sei “unerträglich”.
Unter den Gästen der Gedenkveranstaltungen in Halbe und Baruth waren auch
die Botschafter Russlands, Weißrusslands und der Ukraine sowie Diplomaten
weiterer Länder. Sie erinnerten an die Schlacht im Kessel von Halbe, in der
die 1.Weißrussische Front und die 1. Ukrainische Front die 9. Armee unter
General Theodor Busse und die 4. Panzerarmee einschlossen.
Niemand darf vergessen, was einmal war
Gedenkveranstaltung auf dem Soldatenfriedhof zum Kriegsende / Bürgermeister:
Naziaufmärsche unterbinden
(MAZ) HALBE Unerschrocken kämpfte Oberst Nikolaj Fedotov Ende April 1945 im Halber
Kessel. Die 1. Weißrussische Front und die 1. Ukrainische Front schlossen
deutsche Truppen ein. Er hatte Wut über das “Hitlerkommando” im Bauch. “Die
wussten von der aussichtslosen Lage, nahmen aber den sinnlosen Tod deutscher
und sowjetischer Soldaten sowie der Bevölkerung in Kauf.” Die Worte des
einstigen Rotarmisten gingen den Gästen der Gedenkveranstaltung auf
Deutschlands größtem Soldatenfriedhof in Halbe sichtlich unter die Haut.
Insgesamt rund 1500 Teilnehmer besuchten die Veranstaltung des Volksbundes
Deutscher Kriegsgräberfürsorge am Samstag in Halbe. Ein weiteres Gedenken
anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes fand an der Kriegsgräberstätte
Baruth (Teltow-Fläming) statt. Zu beiden Treffen waren auch die Botschafter
Russlands, Weißrusslands und der Ukraine eingeladen.
Nikolaj Fedotov erinnerte daran, dass die Kesselschlacht von Halbe die
letzte entscheidende Kampfhandlung des Zweiten Weltkrieges war. 20 000
deutsche Soldaten schafften noch den “Durchbruch”, 30 000 starben. Bis heute
liegen unentdeckte Kriegsteilnehmer in den Wäldern rund um Halbe. Insgesamt
forderten die Kämpfe 60 000 Menschenleben. “Von den dramatischen Ereignissen
waren vor allem auch Zossen, Baruth und Teltow betroffen”, so die
Übersetzerin Fedotows. Die Glocke am Eingang des Soldatenfriedhofs von Halbe
müsse nachkommenden Generationen eine Mahnung sein. Der hochdekorierte
Kriegsveteran wünschte allen Deutschen einen “friedlichen Himmel”.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) forderte dazu auf,
der Gefahr einer Wiederholung der Ereignisse von Halbe entschieden
entgegenzutreten. Niemand dürfe vergessen, was einmal war. Zuviel Blut und
Tränen seien in Halbe geflossen. Platzeck beschrieb seine Nachdenklichkeit,
wenn er die Geburtsdaten der Gefallenen auf den Grabsteinen lese. Dort sei
nicht selten beispielsweise 1927, 1928 oder 1929 als Geburtsdatum vermerkt.
Landrat Martin Wille (SPD) erinnerte an den “unvorstellbaren Völkermord” im
Zweiten Weltkrieg. Er zitierte die Mahnung von Käthe Kollwitz aus dem Jahr
1924: “Nie wieder Krieg.” Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) warnte
davor, Geschichte zu verklären oder gar zu verschweigen und zu verfälschen.
Jeden Tag ums Überleben gekämpft
Heinz Keim, Angehöriger eines Nachrichtenregiments der eingeschlossenen 9.
Armee, schilderte seine Sicht auf die Schlacht von Halbe. “Wir kämpften
jeden Tag ums Überleben, wollten den Weg nach Westen offen halten”, so der
Hauptmann a.D.. Fast täglich musste er Kriegsleichen bestatten. Darüber sei
er völlig abgestumpft. Mit neun Soldaten kann er sich Richtung Köthener See
absetzen. Einem Kameraden wird die linke Hand abgefetzt und der Oberschenkel
zerschossen. Als Keim nicht mehr konnte, grub er sich im Wald ein. Es nützte
nichts. Am 29. April kam er in sowjetische Gefangenschaft. “Aber Hauptsache
überlebt”, sagt Heinz Keim im Rückblick. Halbes Bürgermeister Rolf Kunze
forderte von der Brandenburger Landesregierung indes die Unterbindung von
Neonazi-Treffen auf dem Soldatenfriedhof. Die Zusammenrottungen seien für
ihn und die Anwohner unerträglich. Alles geschehe “unter dem Deckmantel der
Demokratie”.
Auf dem etwa sieben Hektar großen Waldfriedhof von Halbe fanden über 23 000
Kriegstote ihre letzte Ruhe. Seit 2002 betreut der Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge die Anlage, auf der auch rund 4600 Internierte des
NKWD-Lagers Ketschendorf bei Fürstenwalde bestattet wurden. Nachdem das
Stabsmusikkorps der Bundeswehr “So nimm doch meine Hand” spielte, wurden auf
dem Friedhof mehrere Kranzgebinde niedergelegt. Am Rande der Veranstaltung
sorgten einige Pannen für Unmut. Mehrmals fiel die Bühnentechnik aus, der
Shuttleservice zwischen dem (Pflicht-) Parkplatz und dem Halber Friedhof
funktionierte nicht. Statt zu pendeln, fuhren die Busse offenbar nur einmal
hin und dann wieder zurück. Eine nicht ganz ungefährliche Wanderbewegung
entlang der Halber Hauptstraße war die Folge.
Flüchtlinge aufgegriffen
Bundesgrenzschutz griff drei Moldawier auf
Weitere Verhaftung an Grenzübergang
(LR; 30.4.) Der Bundesgrenzschutz (BGS) konnte in den vergangenen zwei Tagen vier
Personen festnehmen, wie der BGS gestern mitteilte. Bereits am Donnerstag
wurden in Kathlow an einer Bushaltestelle nach einem Bürgerhinweis drei
Moldawier festgenommen.
Sie waren kurz zuvor nach Angaben des BGS von einem unbekannten Schleuser
nördlich von Forst über die Grenze gebracht worden. Sie hatten dem Schleuser
1500 Euro bezahlt.
Am frühen Freitagmorgen wurde am Grenzübergang Forst-Autobahn ein Pole
verhaftet. Die Staatsanwaltschaft Limburg hatte den Mann wegen Raubes mit
Haftbefehl gesucht. Einige Stunden später wurden am selben Grenzübergang
zwei Polen mit zwei Kettensägen erwischt, die sie in Halberstadt
(Sachsen-Anhalt) gestohlen hatten.
Grenzüberwachung erfolgreich
(LR, 30.4.) Eine Streife der Bundesgrenzschutzinspektion (BGSI) Guben stellte am 26.
April, gegen 22.20 Uhr, an der Alten Poststraße mehrere Personen fest, die
sich unmittelbar am Neißeufer aufhielten.
Bei der Kontrolle der Ausweispapiere stellte sich heraus, dass es sich um
einen 18-jährigen polnischen und einen 54-jährigen russischen
Staatsangehörigen sowie um eine 26-jährige ukrainische Staatsangehörige mit
Kind (zwei Jahre) handelte. Die Kleidung des russischen und der ukrainischen
Staatsangehörigen war bis zum Bauch durchnässt. Das wies darauf hin, dass
sie soeben die Neiße durchquert hatten. In den Reisepässen befand sich kein
Aufenthaltstitel für die Bundesrepublik Deutschland. Wegen des Verdachts der
unerlaubten Einreise bzw. der Beihilfe zur unerlaubten Einreise wurden die
Personen in Gewahrsam genommen und nach Abschluss der Ermittlungen dem
polnischen Grenzschutz übergeben.
Einstiegslektüre für Rechtsextreme
«Landser» ‑Romane im Heron Buchhaus diskutiert / Lehrer am Thema nicht
interessiert
(LR, 30.4.) Obwohl alle Cottbuser Schulen informiert waren, stellte sich Donnerstag im
Heron Buchaus nicht ein Lehrer der Diskussion über die Kriegsromanreihe «Der
Landser» . Dabei sprechen «die Krieg und Diktatur als ideale Lebensform
propagierenden Bände» besonders 15- bis 18-jährige Schüler an, so Dirk
Wilking vom Mobilen Beratungsteam «Tolerantes Brandenburg» in seinem
nachdenklich machenden Vortrag.
Landser sind mutig und treu, sie gehen auf in der Gemeinschaft der
Wehrmachtssoldaten. Zum Beispiel die Jäger: «Sie geben ihr Letztes und
stemmen sich gegen einen übermächtigen Gegner.» Oder die Pioniere: «Sie
stürzen über weggeworfene Gewehre, rasierklingenscharf geschliffene Dolche
und alte Schrotflinten, flitzen um die Ecken und achten auf keine Gefahr.»
Derlei Textpassagen gab es viele nachzulesen, in den Landser-Heften, die
Dirk Wilking vor sich ausgebreitet hatte. Es war nur ein kleines Häuflein
Interessierter, das gespannt seiner Analyse einer Literatur folgte, die für
«bildungsschwache junge Männer» als Türöffner in die rechte Szene fungiert.
Geschickt, so der studierte Germanist Wilking, verstehen es die Autoren, ein
nationalistisches Weltbild zu inszenieren, ohne dass sich der Verlag
juristisch angreifbar macht. «Es werden keine einstigen Kriegsverbrecher
glorifiziert, es finden sich keine antisemitischen Äußerungen.»
Landser-Hefte gibt es seit mehr als 50 Jahren. Unter den ersten Schreibern
waren ehemalige NSDAP-Mitglieder, die im Propagandaministerium gearbeitet
haben, so Dirk Wilking, der sich während des Studiums eingehend mit den
Romanen beschäftigt hat. Mitte der Siebziger wurde «Der Landser» in den
alten Bundesländern auf öffentlichen Druck hin aus den Kiosken verbannt -
tauchte aber wenig später in Tankstellen in unvermindert hoher Auflage
wieder auf. Heute erreicht «Der Landser» Woche für Woche rund 100 000 Leser.
Dirk Wilking plädiert klar dafür, dass die Bundesprüfstelle für
jugendgefährdende Schriften den Landser auf den Index setzt. Seine Zuhörer
widersprachen ihm da nicht — weder Roland Quos, Geschäftsführer des
Heron-Buchhauses, noch Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann von der
Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Wilking eingeladen hatte. Auch Gudrun Hibsch
vom Verein Bücherei Sandow war ganz bei Wilking: «Die Bücher sind völlig
ohne Moral.» Demokratische Werte würden komplett negiert, ergänzte Hoffmann.
Roland Quos kann sich allerdings nicht vorstellen, dass jetzige
Landser-Leser nach einem Verbot ihrer Lieblingslektüre plötzlich etwas
halbwegs Gescheites lesen würden. Wilking und Hoffmann waren da
zuversichtlicher. Als packende Ersatzlektüre nannte Wilking «Kirschen der
Freiheit» von Alfred Andersch. Ein Roman, in dem ein Deserteur der Held ist.
Hoffmann verwies auf «Adressat unbekannt» von Kressman Taylor, den
Briefwechsel zwischen einem Deutscher und einem amerikanischen Juden in der
Hitlerzeit. Wilking gibt außerdem die Hoffnung nicht auf, mit Landser-Lesern
auch in die Diskussion zu kommen. Drei Vertreter eines Cottbuser Jugendklubs
bezeugten hingegen wenig Lust, sich mit Landser-Lesern auseinander zu
setzen.
Völlig unverständlich war den zehn Besuchern der Veranstaltung, warum nicht
ein einziger Lehrer der Einladung gefolgt war.