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Beschwerde gegen Durchsuchung

Beschw­erde gegen einen Polizeiein­satz legte der Vere­in Bran­den­burg­er Leben­sart (BLA) nach ein­er Haus­durch­suchung des Gelän­des am ver­gan­genen Mittwoch vor dem Amts­gericht Pots­dam ein. Nach Auskun­ft des Vere­ins habe das Gericht die Polizei mit einem Durch­suchungs­beschluss für eine bes­timmte Räum­lichkeit auf dem Gelände des Vere­inssitzes in der Zep­pelin­straße 25 aus­ges­tat­tet, „die Beamten gaben sich mit dieser Durch­suchung aber nicht zufrieden“, teilte eine Vere­ins- Press­esprecherin mit. Die Beamten hät­ten sich mit Hil­f­s­mit­teln Zutritt zu dem Gelände beschafft, anstatt die Klin­gel zu nutzen und hät­ten danach über den Durch­suchungs­beschluss hin­aus weit­ere Räum­lichkeit­en sehen wollen. Auf­grund der schlecht­en Erfahrung aus ver­gan­genen Polizeiein­sätzen in alter­na­tiv­en Pro­jek­ten sei ihnen der Zutritt nicht weit­er ver­weigert wor­den, heißt es seit­ens des Vere­ins. Etwa 30 Polizis­ten in Vollschutz und mit Hel­men sollen sich auf dem Gelände befun­den haben. Die Aktion ste­ht im Zusam­men­hang mit dem Über­griff link­er Jugendlichen am Nauen­er Tor vor gut ein­er Woche.

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Netzwerk wächst stetig weiter

(Thomas Berg­er, MOZ) Strausberg/Berlin. “Ich spüre ja die Atmo­sphäre. Es ist nicht nur der Staffel­stab, den wir von Bad Freien­walde über­nom­men haben. Ein ganzes Net­zw­erk steckt dahin­ter, jede Menge neue Kon­tak­te, ein tolles Gefühl und pos­i­tive Energie. Und mit jedem Mal wächst dieses Net­zw­erk weit­er.” Straus­bergs Bürg­er­meis­ter Hans Peter Thier­feld sprüht förm­lich vor Begeis­terung. Es sei eine Freude und Ehre, dass Straus­berg am 17. Sep­tem­ber Aus­richter der nun­mehr fün­ften Tour de Tol­er­ance (MOZ berichtete) sein dürfe. Die Vor­bere­itun­gen für das Ereig­nis laufen auf Hoch­touren. Gestern hat­ten die Organ­isatoren nach Berlin zur Pressekon­ferenz geladen. 

Die Ortswahl war kein Zufall. Denn zum Fün­ften hat sich das Team um Ini­tia­torin Petra Bier­wirth (MdB/SPD), Thier­feld und Eber­swaldes Ex-Bürg­er­meis­ter Gün­ter Grützn­er als Mit­be­grün­der im Jahr 2001 beson­dere Schirmher­ren ins Boot geholt — den EHC Eis­bären Berlin. Dass der Club in der näch­sten Sai­son eine eigene Kam­pagne mit dem Titel “Eis­bären sind nicht braun, son­dern bunt — gegen Ras­sis­mus im All­t­ag und im Sta­dion” startet, trifft sich da gut. Engage­ment gegen Intol­er­anz, ras­sis­tis­che Ten­den­zen, Frem­den­feindlichkeit und rechte Gewalt gehörten für Team und viele Fans dazu, die auch bei der antifaschis­tis­chen Demo am 8. Mai Flagge gezeigt hatten. 

Damals, beim Anfang vor vier Jahren, sei man belächelt wor­den. Eher zehn statt der geplanten 1000 Teil­nehmer wur­den den Ini­tia­toren prog­nos­tiziert. Inzwis­chen gibt es nicht nur einen gewach­se­nen Kreis an Helfern, die zum Gelin­gen der Aktion beitra­gen. THW und DRK gehören eben­so dazu wie die Polizeis­chule in Bas­dorf. “Am Gym­na­si­um Wriezen hat­te sich eine Pro­jek­t­gruppe gegrün­det, von der jährlich 30 bis 40 Schüler teil­nehmen”, so Grützn­er. Über­haupt zeige sich schon bei den Radlern die große Band­bre­ite — der Jüng­ste, der im Vor­jahr solcher­art ein Zeichen für Tol­er­ant set­zte, war drei, der Älteste 78 Jahre alt. Auch Behin­derte seien mit dem Roll­stuhl dabei. Strauß trifft Eis­bär, so kann es nun speziell am 17. Sep­tem­ber zum Jubiläum heißen. 

Neu ist in diesem Jahr, dass die Tour nicht durch die Bun­de­shaupt­stadt bis Pots­dam führt, son­dern einen Rund­kurs bildet. Von Straus­berg aus geht es über Werneuchen, Bernau und Berlin wieder zurück zum Start- und Zielpunkt. Dort wie auch an anderen Sta­tio­nen ist ein beglei­t­en­des Kul­tur­pro­gramm geplant, sagte Thier­feld. Die Arbeits­gruppe dazu ste­ht, in ihr ist unter anderem der KSC Straus­berg vertreten. In Werneuchen, ergänzte Petra Bier­wirth, soll es die Eröff­nung ein­er Bilder­ausstel­lung geben. 

Die Eis­bären, so der kanadis­che Chef­coach Pierre Pagé und Co-Train­er Hart­mut Nick­el, sind gern Part­ner. Pagé erin­nerte daran, dass seine Heimat ein klas­sis­ches Ein­wan­der­erland sei: Ohne Tol­er­anz und Zusam­me­nar­beit hät­ten die aus Polen, Ital­ien, Schwe­den oder Eng­land stam­menden Bewohn­er nicht so viel erre­icht. Tol­er­anz, betonte auch Thier­feld, sei ja keine Frage des Augen­blicks, son­dern des alltäglichen Lebens.

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Spätaussiedler auf den Arbeitsmarkt vorbereitet

Eber­swalde (MOZ) Spä­taussiedler aller Alter­sklassen haben jet­zt in Eber­swalde ihre Zer­ti­fikate für den erfol­gre­ichen Abschluss der Schu­lungswerk­statt 2005 unter dem Mot­to “Fit für Sprache und Arbeits­markt” erhal­ten. Dabei ler­nen sie nicht nur die Sprache ken­nen, son­dern trainieren auch Bewerbungsgespräche. 

Ver­anstal­tet wurde der Kurs von der Eber­swalder Selb­sthil­fe­gruppe “Kon­takt”, die beim Bund der Ver­triebe­nen ange­siedelt ist. Michael Nehls von der Stadtver­wal­tung, Pro­jek­tlei­t­erin Iri­na Holz­mann und Deutschlehrerin Vera Koch über­re­icht­en die Zer­ti­fikate. Seit 2002 bere­it­en sich Spä­taussiedler aller Alters­grup­pen mit Ein­jahreskursen auf den deutschen Arbeits­markt vor. Finanziert wer­den die Kurse von der Stadt Eber­swalde und aus Mit­teln des Pro­gramms “Lokales Kap­i­tal für soziale Zwecke”. 

Zahlre­iche Absol­ven­ten kon­nten an der Abschlussfeier nicht teil­nehmen, weil sie bere­its Arbeit­splätze gefun­den haben. Mar­i­on Lehnigk vom bran­den­bur­gis­chen Kul­tur­min­is­teri­um und der Bun­destagsab­ge­ord­neten Markus Meck­el hoben die Ini­tia­tive und die Moti­va­tion der Kursteil­nehmer hervor. 

Michael Nehls ver­sicherte, dass die Schu­lungswerk­statt auch näch­stes Jahr wieder mit der Unter­stützung der Stadt rech­nen könne.

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Jüterbog: Nicht Einsam — Gemeinsam

Unter dem Mot­to “Nicht ein­sam — Gemein­sam gegen den Sozial­ab­bau” fand am 2. Juli 2005 in Jüter­bog die erste gemein­same Bran­den­burg­er Mon­tags­de­mo statt.

Etwa 800 Teil­nehmerIn­nen aus 25 Städten in Bran­den­burg, sowie aus Berlin, Sach­sen, Sach­sen-Anhalt und Thürin­gen genossen den Som­mer­nach­mit­tag auf dem Mark­t­platz in Jüter­bog. In zwei Zügen waren sie zuvor ins Stadtzen­trum gezogen.

Eine Art Res­o­lu­tion wurde ver­lesen, welche unter anderem das bun­desweite Koor­dinierungstr­e­f­fen in Han­nover grüßte (es gibt zwei bun­desweite Tre­f­fen, aber beim zweit­en waren neulich wohl ganze drei Städte vertreten). Außer­dem hieß es in dem Text: “Wir wer­den unseren Protest weit­er auf die Strasse tra­gen, gegen eine unsoziale men­schen­ver­ach­t­ende Poli­tik, egal von welch­er Regierung diese auch durchge­führt wird!” Gegen­stim­men gab es keine zu diesem Text (“Unsere Stärke ist der Zusam­men­halt, wer will uns aufhal­ten wenn wir uns einig sind?”).

Begeis­tert applaudiert wurde der kämpferischen Rede von Peter Grot­t­ian, auch wenn einige bei seinem ver­bal­radikalen Aufruf zu zivilen Unge­hor­sam den All­t­ags­bezug ver­mißten. Die Radikalität die er (neb­st einem genau bez­if­fer­ten Grun­deinkom­men) ein­forderte zeigte sich eher in den Beiträ­gen aus Sen­ften­berg, Anger­münde, usw., in denen immer noch, wie in über 80 Städten bun­desweit, Mon­tags­demos statt find­en. Hier zeigten Men­schen auf, dass sie sich immer noch wehren, gegen die Schika­nen auf den Ämtern, die weit ver­bre­it­ete Res­ig­na­tion, usw. Sie zeigten auf, daß ihre Vorstel­lun­gen von Alter­na­tiv­en noch lange nicht bei der Abschaf­fung von Hartz IV aufhören. Hier wird eine Sol­i­dar­ität und ein gegen­seit­iger Respekt wieder­ent­deckt, auf dem aufge­baut wer­den kann. 

Mehr Bilder und Infos unter: Mon­tags­de­mo Jüterburg

Kundge­bung gegen Sozial­ab­bau in Jüterbog

(MOZ) Jüter­bog (ddp) Bei der ersten zen­tralen Demon­stra­tion gegen die Sozialpoli­tik der rot-grü­nen Bun­desregierung in Bran­den­burg haben am Sam­stag in Jüter­bog nach Ver­anstal­terangaben über 800 Men­schen ihrem Unmut Luft gemacht. Mit einem Pfeif- und Trom­melkonz­ert zogen zwei Demon­stra­tionszüge durch die Stadt zur abschließen­den Kundge­bung. Auf Trans­par­enten stand das Mot­to der Ver­anstal­tung “Nicht ein­sam — Gemein­sam gegen den Sozial­ab­bau”. Im Mit­telpunkt der Kri­tik standen die Agen­da 2010 von Bun­deskan­zler Ger­hard Schröder (SPD) und die Arbeits­mark­tre­form “Hartz IV”.

Peter Grot­t­ian von der Freien Uni­ver­sität Berlin und vom Sozial­fo­rum der Bun­de­shaupt­stadt rief zum ver­stärk­ten Protest gegen die Agen­da 2010 auf. Er forderte die Ein­führung eines Grun­deinkom­mens in Höhe von bis zu 1500 Euro sowie die Abschaf­fung der Ein-Euro-Jobs. Der Bran­den­burg­er PDS-Land­tagsab­ge­ord­nete Wolf­gang Gehrcke appel­lierte an PDS und WASG, geeint den Druck auf die Regierung zur Änderung der Sozialpoli­tik zu ver­stärken. Auch die Bevölkerung müsse ihren Protest verschärfen.

Nach Angaben von Mitini­tia­tor Michael Mau­r­er hat­ten Organ­isatoren der so genan­nten Mon­tags­demon­stra­tio­nen und Sozial­bünd­nisse aus 29 Kom­munen Bran­den­burgs zur ersten gemein­samen Demon­stra­tion nach Jüter­bog aufgerufen.

Die Mon­tags­demon­stra­tio­nen hat­ten ihren Aus­gangspunkt 2004 in der sach­sen-anhaltischen Lan­deshaupt­stadt Magde­burg genom­men und Nachah­mer in ganz Deutsch­land gefun­den. Bun­desweit waren jew­eils mon­tags Tausende Men­schen gegen Sozial­ab­bau auf die Straße gegan­gen. Auch in zahlre­ichen Bran­den­burg­er Kom­munen wurde demonstriert.

600 gemein­sam gegen Sozialabbau

Die erste zen­trale Mon­tags­demon­stra­tion des Lan­des gab es am Sonnabend in Jüterbog

(Christoph Schulze, Neues Deutsch­land) Ins­ge­heim hofften einige auf bis zu 5000 Teil­nehmer bei der ersten zen­tralen Mon­tags­demon­stra­tion im Land Bran­den­burg. Nach Jüter­bog gekom­men sind am Sonnabend etwa 600 Men­schen aus knapp drei Dutzend märkischen Städten. Sie ver­sam­melten sich auf dem dor­ti­gen Mark­t­platz, um gegen Hartz IV und Sozial­ab­bau zu protestieren.

Viele Beteiligte zeigten sich ent­täuscht über die rel­a­tiv geringe Res­o­nanz. Das Ziel, die immer weit­er stag­nieren­den Mon­tags­de­mo-Bewe­gung noch ein­mal neu anzukurbeln, wurde offen­bar nicht erre­icht. Trotz­dem hallte laut die selb­st­be­wusste Losung durch die Straßen der Jüter­boger Innen­stadt: »Hartz IV muss weg, wir sind der Agendaschreck«.
»Viele von uns sind inzwis­chen verza­gt, das müssen wir ehrlicher­weise zugeben«, räumte der Berlin­er Poli­tik­wis­senschaftler Pro­fes­sor Peter Grot­t­ian in sein­er Ansprache ein. Den­noch sei der außer­par­la­men­tarische Protest gegen Hartz IV – »die Extase bürokratis­ch­er Herrschaft« – legit­im und habe eine Menge erre­icht. »Der Protest war die Zünd­schnur dafür, dass inzwis­chen die Men­schen über Alter­na­tiv­en disku­tieren.« Dass die Bewe­gung mit der Linkspartei möglicher­weise bald eine par­la­men­tarische Stimme bekomme, sei positiv.

Nur auf eine Partei zu hof­fen wäre aber ein Fehler. Es komme darauf an, »der Partei durch Druck von der Straße Beine zu machen, damit sie angemessen kämpferisch ist.«
Grot­tians Rezept, um den außer­par­la­men­tarischen sozialen Protest wieder dynamis­ch­er zu machen: »Radikaler wer­den.« Forderun­gen wie die nach einem garantierten Grun­deinkom­men von »1300 bis 1500 Euro für alle Men­schen« soll­ten gestellt wer­den. Man solle nicht mehr nur demon­stri­eren, son­dern auch aktiv zivilen Unge­hor­sam leis­ten. Der PDS-Land­tagsab­ge­ord­nete Wolf­gang Gehrcke, der auch dem Bun­desvor­stand der Partei ange­hört, bekräftigte, dass eine »kämpferische Bewe­gung« auf der Straße weit­er nötig sei, weil im Par­la­ment »nur par­tiell Verän­derun­gen erre­icht wer­den kön­nen«. In der Sache seien PDS und Mon­tags­demon­stran­ten einig: »Hartz IV hat nichts mit einem Kampf gegen Arbeit­slosigkeit zu tun und gehört abgeschafft.« Fest ste­he, dass für die von der Linkspartei angestrebte Umverteilung von oben nach unten eine Koop­er­a­tion mit SPD und den Grü­nen unmöglich sei.

Bei der Kundge­bung waren Fah­nen von vie­len lokalen Mon­tags­de­mo-Ini­tia­tiv­en zu sehen, Trans­par­ente von attac, von Gew­erkschaften und der Bürg­erini­tia­tive »Freie Hei­de«. Die DKP hat­te einen Infor­ma­tion­s­stand aufge­baut und verteilte Flug­blät­ter. Die PDS war recht stark vertreten, unter anderem durch einige Landespolitiker.

Eine Frau hat­te sich von Kopf bis
Fuß in einen weißen Umhang gehüllt. Auf das ble­ichge­malte Gesicht war eine fin­stere Miene geschminkt. »Das Gespenst der Armut geht um«, so die Botschaft. Eine Gruppe aus Wit­ten­berg machte in einem Schaubild deut­lich, woran der voran­schre­i­t­ende Sozial­ab­bau sie erin­nert: Gefes­selte Räu­ber wie zu Luthers Zeit­en und als »arbeit­sun­willig« gebrand­mark­te Men­schen mit Fußfesseln.

Wie viele Teil­nehmer der Kundge­bung trug auch Manuela Richter ein T‑Shirt mit der Auf­schrift »Die Über­flüs­si­gen«. Ihr Haup­tan­liegen beim Sozial­protest sei die Forderung nach gerecht bezahlter Arbeit. »Die Regierung will mir weis­machen, dass ich über­flüs­sig bin. Da mache ich nicht mit«, sagte die 53-Jährige.

In ihrer Heimat­stadt Eber­swalde ist Richter bei den Mon­tags­demos dabei, von denen inzwis­chen 45 stattge­fun­den haben. Mit­tler­weile kom­men aber nur noch 60 bis 100 Teil­nehmer, anstatt 1000, wie in der Hoch­phase der Proteste im ver­gan­genen Herbst.

Von der zen­tralen Demon­stra­tion in Jüter­bog hat­te sich Richter erhofft, dass wieder ein Gefühl der Stärke entste­ht. Dass nur 600 Leute in Jüter­bog zusam­menka­men, ent­täuschte sie. »Es h&a
uml;tten gerne ein paar mehr sein kön­nen«. Die 53-Jährige will sich aber nicht ent­muti­gen lassen und auch weit­er jeden Mon­tag auf die Straße gehen. 

“Ver­trauen Sie sich selbst”

Erste lan­desweite Demon­stra­tion gegen Sozial­ab­bau in Jüterbog

(MARTINA BURGHARDT, MAZ) JÜTERBOG Bun­deskan­zler Ger­hard Schröder muss es am Sonnabend­nach­mit­tag in den Ohren gek­lun­gen haben, so oft wie sein Name bei der ersten lan­desweit­en Demon­stra­tion gegen Sozial­ab­bau genan­nt wurde. Er war aber nicht da, und es gab auch nichts Erfreulich­es, was ihm die Demon­stran­ten aus Bran­den­burg sowie Sach­sen-Anhalt und Thürin­gen zu sagen hat­ten. Im Gegen­teil, ihr Protest richtete sich in erster Lin­ie gegen die rot-grüne Regierungspoli­tik, gegen die Agen­da 2010 und speziell gegen Hartz IV. In zwei Demon­stra­tionszü­gen vom Bahn­hof und vom Gewer­bege­bi­et aus waren die Teil­nehmer in Rich­tung Mark­t­platz gezo­gen. Aus Wit­ten­berg hat­te sich ein Autoko­r­so Rich­tung Jüter­bog in Bewe­gung geset­zt. Ein Dutzend Polizis­ten überwachte das Geschehen. 

Aus ins­ge­samt 25 Städten kamen laut Ver­anstal­ter, dem Bünd­nis gegen Sozial­ab­bau Jüter­bog, die Protestieren­den, etwa 500 von ihnen ver­sam­melten sich für drei Stun­den vor dem Rathaus. Organ­isiert wor­den war die Ver­anstal­tung mit Hil­fe der PDS und des Deutschen Gew­erkschafts­bun­des (DBG).

Hartz-IV-Betrof­fene aus neun Städten melde­ten sich während der Kundge­bung unter dem Mot­to “Gemein­sam statt ein­sam” zu Wort. Sie san­gen selb­st gedichtete Lieder und berichteten über eigene Erfahrun­gen. Michael Elte aus Elster­w­er­da sprach über das “Recht auf angemesse­nen Wohn­raum”. Es gebe nur noch ein Recht auf Unterkun­ft, warmes Wass­er sei ein Luxus. Eine 30-Stun­den-Woche bei vollem Lohnaus­gle­ich schaffe Arbeit für alle — so der Vorschlag von Rain­er Mehlin aus Eisenhüttenstadt. 

Von einem Grun­deinkom­men in Höhe von 1300 bis 1500 Euro sprach Peter Grot­t­ian, Pro­fes­sor an der Freien Uni­ver­sität Berlin und Mit­stre­it­er im Sozial­fo­rum der Haupt­stadt. “Wir wollen die Abschaf­fung von jed­er Zwangsar­beit und dass die Men­schen vernün­ftig bezahlt wer­den”, sagte er und rief zu mehr “zivilem Unge­hor­sam” auf, um “den Herrschen­den weh zu tun”. So kön­nten “Die Über­flüs­si­gen”, wie sich einige Jüter­boger Mon­tags­demon­stran­ten selb­st nen­nen, in Pots­damer Nobel­restau­rants “die Reichen” verunsichern. 

Den Spitzen­s­teuer­satz auf 52 Prozent anheben und den Rüs­tungse­tat verklein­ern — darin sieht der PDS-Land­tagsab­ge­ord­nete Wolf­gang Gehrcke Möglichkeit­en, um das Geld von “oben nach unten” zu verteilen. Er rief dazu auf, den Druck in den Par­la­menten zu ver­stärken. “Ver­trauen Sie sich selb­st und Ihrer eige­nen Kraft”, so Gehrcke, “dann wer­den wir auch Verän­derun­gen erreichen.”

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Polizeieinsatz mit Haftbefehl

(MAZ) POTSDAMER VORSTADT Die Polizei sucht einen fün­ften Verdächti­gen für den Angriff link­er Jugendlich­er auf einen Recht­sex­tremen am 19. Juni vor dem Café Hei­der. Mit einem Haft­be­fehl des Amts­gerichts ver­schafften sich am Don­ner­stag­mor­gen gegen 8 Uhr rund 30 Beamte in Helm und Vollschutz Zutritt zum alter­na­tiv­en Wohn­pro­jekt in der Zep­pelin­straße 25. Der Ein­satztrupp bekam aber keine Auskun­ft, wo im Haus der Gesuchte wohnt; deshalb wurde das gesamte Objekt durch­sucht — erfolglos. 

Der Vere­in Bran­den­burg­er Leben­sart (B.L.A. e.V.) als Betreiber des Wohn­pro­jek­tes protestierte gestern gegen den Polizeiein­satz und nan­nte ihn “offen­sichtlich rechtswidrig”. Man habe die Kom­plettdurch­suchung nur geduldet, weil sich Kinder im Alter zwis­chen sechs Monat­en und zehn Jahren auf dem Gelände befan­den und man eine Gewal­teskala­tion ver­mei­den wollte. Mit­tler­weile habe man sich anwaltlichen Bei­s­tand geholt. 

Gewalt nicht aufkom­men zu lassen, war nach Auskun­ft des Pots­damer Polize­ichefs Ralf Marschall der Grund für die Mas­siv­ität des Ein­satzes. Man habe einen mut­maßlichen “Gewalt­täter” gesucht, sagte Marschall gestern der MAZ: “Wir zeigten Stärke und macht­en klar, dass wir bei Bedarf hart durch­greifen”. Nur eine Streife zu schick­en, hätte das Risiko mit sich gebracht, unver­richteter Dinge wieder gehen zu müssen. Dann Ver­stärkung anzu­fordern, hätte möglicher­weise dazu geführt, dass sich die Bewohn­er ver­bar­rikadieren. “Wäre das passiert, wären wir da durch gegan­gen”, stellte Marschall klar. 

Beim Über­griff vom 19. Juni hat­ten vier junge Leute der linken Szene einen 17-Jähri­gen der recht­en Szene mit einem Totschläger ver­prügelt und den am Boden Liegen­den getreten. Von den vier Haft­be­fehlen waren erst zwei und später auch ein drit­ter außer Vol­lzig geset­zt wor­den; eine junge Frau sitzt noch in Unter­suchung­shaft. Bei ihr han­delt es sich offen­bar um die Vor­sitzende des Chamäleon-Vere­ins, dessen Räume in der Sil­vester­nacht 2002 von Recht­en ange­grif­f­en wor­den waren. Für zwei dieser Angreifer endete ein Prozess Mitte Juni mit Haft- beziehungsweise Bewährungsstrafen.

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Lange Kerls” im Schloss Königs Wusterhausen

Die Son­der­ausstel­lung “Lange Kerls — Muster, Mythos oder Masker­ade” im Schloss Königs Wuster­hausen (Dahme-Spree­wald) ist seit Son­ntag für die Öffentlichkeit zugänglich. 

Nach umfan­gre­ich­er Quel­len­forschung werde gezeigt, wie viele von den Klis­cheevorstel­lun­gen über Friedrich Wil­helm I. und seine “lan­gen Kerls” tat­säch­lich stim­men, so die Veranstalter. 

Das 2,23 Meter große Knochen­prä­parat eines anony­men Grenadiers ist eines der ein­drucksvoll­sten Exponate der Ausstel­lung. Sie ist bis zum 3. Okto­ber zu sehen.

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Strafanzeige nach Konzert

Cot­tbus (bb) Ein Beamter des Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) Bran­den­burg hat Strafanzeige gegen die Hardrock­band Böh­sen Onkelz erstat­tet. Die Musik­er sollen bei ihrem Konz­ert auf dem Lausitzring bei Klet­twitz (Oder­spree­walt-Lausitz) am 17. und 18. Juni ver­botene recht­slastige Lieder gespielt haben. Das bestätigte gestern LKA-Sprecherin Bär­bel Cote-Weiß der Märkischen Oderzeitung. Den Böh­sen Onkelz wird seit Jahren vorge­wor­fen, recht­slastige Pro­pa­gan­da zu ver­bre­it­en. Die Band war am Woch­enende für eine Stel­lungsnahme nicht zu erreichen. 

Nach Angaben der Sprecherin besuchte der LKA-Beamte das Open-Air-Fes­ti­val. Der Mann vom Stattschutz gilt als langjähriger Experte bei der Prü­fung von Ton­trägern der recht­sex­tremen Szene. Laut Strafanzeige habe die Hardrock­band vor mehr als 100.000 Zuschauern auch Lieder von ihrem ersten Album „Der Nette Mann“ gespielt, die von der Bun­de­sprüf­stelle für jun­gendliche Schriften auf den Index geset­zt wurde. Dies wurde auch von anderen Zuschauern bestätigt. 

In der Ver­gan­gen­heit hat­ten sich die Böh­sen Onkelz wieder­holt von rehcten Gedankengut dis­tanziert. Die bei­den ausverkauften Auftritte auf dem Lausitzring waren von der Band als Abschied­skonz­ert beze­ich­net wor­den. Dazu waren Fans aus der ganzen Bun­desre­pub­lik angereist. 

Ver­botene Lieder gespielt? Anzeige gegen Böhse Onkelz

(Die Welt, dpa) Cot­tbus — Das Lan­deskrim­i­nalamt Bran­den­burg hat gegen die deutsche Hardrock­band Die Böh­sen Onkelz Anzeige erstat­tet. Die Gruppe soll vor zwei Wochen bei einem Open-air-Fes­ti­val auf dem Lausitzring in der Nähe von Sen­ften­berg vor mehr als 100 000 Zuschauern ver­botene Lieder gespielt haben. 

Eine LKA-Sprecherin bestätigte einen entsprechen­den Medi­en­bericht. Den Böh­sen Onkelz wird bere­its seit Jahren vorge­wor­fen, recht­slastige Pro­pa­gan­da zu ver­bre­it­en. Die Band war am Woch­enende für eine Stel­lung­nahme nicht zu erre­ichen. Nach Angaben von LKA-Sprecherin Bär­bel Cotte-Weiß hat­ten LKA-Beamte das Fes­ti­val auf dem Lausitzring beobachtet. Die Gruppe soll dort Lieder von ihrem ersten Album “Der Nette Mann” gespielt haben, die von der Bun­de­sprüf­stelle für jugendge­fährdende Schriften auf den Index geset­zt wur­den. Dies wurde auch von anderen Zuschauern bestätigt. Die Plat­te aus dem Jahr 1984 enthält Titel wie “Fußball und Gewalt” oder “Dr. Martens Beat”. In der Zwis­chen­zeit haben sich die Böh­sen Onkelz wieder­holt von rechtem Gedankengut dis­tanziert. Die bei­den ausverkauften Auftritte auf dem Lausitzring waren von der 1980 gegrün­de­ten Band als “Abschied­skonz­erte” deklar­i­ert wor­den. Dazu waren Fans aus ganz Deutsch­land angereist. 

Bran­den­burg ist beson­ders fleißig im Kampf gegen recht­sex­trem­istis­che Musik. 2004 kamen knapp zwei Drit­tel von bun­desweit 120 Indizierungsanträ­gen aus Bran­den­burg. Innen­min­is­ter Jörg Schön­bohm (CDU): “Die Zahlen unter­stre­ichen, wie ernst wir den Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus nehmen.”

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Kampf um Türsteherszene eskaliert

Eisen­hüt­ten­stadt (MOZ) Der bru­tale Über­fall auf die Diskothek am Trock­endock Fre­itag ver­gan­gener Woche ist aufgek­lärt. Gegen 17 Beteiligte wird nach Aus­sagen der Polizei ermit­telt, sechs Haft­be­fehle sind bere­its voll­streckt. Haupt­täter und Ans­tifter soll der 19-jährige Veit A. aus Eisen­hüt­ten­stadt sein, der trotz mehrfachen Vorstrafen eine Kar­riere bei der Bun­deswehr vor sich hat­te. Er hat ein volles Geständ­nis abgelegt. Das Motiv ist nach derzeit­igem Ken­nt­nis­stand ein Rache-Akt.

Wolf­gang Schu­mann ist mit seinen Ermit­tlern zufrieden. Der 1. Krim­i­nal­haup­tkom­mis­sar, zugle­ich Leit­er der Eisen­hüt­ten­städter Polizei­wache, kon­nte bere­its weniger als 48 Stun­den nach dem bru­tal­en Über­fall von 15 bis 20 Mask­ierten auf “Flocki‘s Mega-Diskothek” im Trock­endock erste Namen von Verdächti­gen notieren. Der Kreis der Tatverdächti­gen, die am Fre­itag ver­gan­gener Woche gegen 22.30 Uhr in die Disko ein­marschierten, auf die bei­den Türste­her und den DJ ein­prügel­ten, wurde schnell größer. Inzwis­chen ist er auf 17 junge Leute im Alter von 19 bis 27 Jahren angewach­sen, gegen sechs von ihnen sind bere­its Haft­be­fehle durch das Eisen­hüt­ten­städter Amts­gericht erlassen.

Beze­ich­nen­der­weise han­delt es sich beim Ans­tifter und mut­maßlichen Haupt­täter um den Jüng­sten aus der Gruppe: Veit A. ist 19 Jahre alt und Beruf­s­sol­dat in Kas­sel — gewe­sen. Vorbe­straft ist er bere­its zwei Mal wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung und zwei weit­ere Male wegen Sachbeschädi­gung, was ein­er Kar­riere bei der Bun­deswehr schein­bar nicht im Wege stand. Veit A. gehört wie die anderen Tatverdächti­gen auch zu ein­er Grup­pierung, die sich selb­st “Haed Core” nen­nt. Auf etwa 50 Per­so­n­en schätzt Schu­mann diese Truppe, die der Polizei nicht ganz unbekan­nt ist, weil sie schon im “Beat-Club”, der ehe­ma­li­gen Gast­stätte “Oder­w­erft”, in der Guben­er Straße und in der benach­barten Tankstelle für Unruhe gesorgt hat. Auch bei Lan­desklasse-Spie­len des SV Vogel­sang. Darunter etliche Her­anwach­sende mit mehrfachen Vorstrafen sowie einige mit deut­lich rechter Orientierung.

Beim Über­fall auf das Trock­endock jedoch nen­nt die Polizei einen Racheakt als Aus­lös­er. Veit A. war bere­its zwei Tage vor dem Über­fall im Trock­endock aufge­taucht, um mit dem Betreiber der Diskothek darüber zu ver­han­deln, ob die “Haed Core”-Leute nicht for­t­an den Türste­herposten übernehmen kön­nten. Im “Beat Club” bekam die Truppe ange­blich keinen Fuß in die Türste­herszene und ver­suchte es nun im Trock­endock, wo Türste­her aus Frank­furt den Ein­lass regel­ten. Die Ver­hand­lung endete damit, dass Veit A. vor die Tür geset­zt wurde. Er schwor Rache, und nach Ansicht der Polizei hat­te dieser Racheschwur bis zum Fre­itag in der jugendlichen Szene Eisen­hüt­ten­stadts seine Runde gemacht, denn nur so erk­lären sich Polizei und Disko­be­treiber Falk Angrick gle­icher­maßen, dass aus­gerech­net an jen­em Fre­itag so gut wie keine Gäste in der Diskothek waren.

Der harte Kern der “Haed Core”-Truppe feierte — wie auch schon Tage zuvor — am Fre­itagabend an den Kies­gruben bei Vogel­sang. Aus der Party­laune her­aus, so sagt es Wolf­gang Schu­mann, kön­nte die Entschei­dung gefall­en sein, dass der Zeit­punkt der Abrech­nung gekom­men ist. Die Tatverdächti­gen fuhren in Bomber­jack­en und teil­weise mit Springer­stiefeln mit mehreren Autos vor, zogen sich Mützen und Kapuzen ins Gesicht und prügel­ten drauf los. Ein­er der Türste­her liegt nach wie vor mit schw­eren Ver­let­zun­gen im Frank­furter Kranken­haus. Den ent­stande­nen Schaden bez­if­fert die Polizei mit­tler­weile doch höher als zunächst angenom­men. “Mehrere tausend Euro kön­nen es schon sein”, sagt Schumann.

Bei all dem ist Schu­mann froh, diese Grup­pierung mit den Fes­t­nah­men zeit­ig zer­schla­gen zu haben. “Wir haben die Sicher­heit voll im Griff und arbeit­en auch gut mit der Staat­san­waltschaft zusam­men”, betont Schu­mann. Allerd­ings wün­scht sich der Wachen­leit­er der Polizei ein stärk­eres Engage­ment von Jugen­damt und Gewer­beauf­sicht in Jugen­dein­rich­tun­gen und Diskotheken. Die Betreiber, so Schu­mann, müssten spüren, dass es Kon­trollen gibt.

Durch die Auswer­tung aller Zeu­ge­naus­sagen und Details von Beschuldigten führt nun die Staat­san­waltschaft Frank­furt (Oder) gegen 17 Beteiligte Strafver­fahren wegen schw­eren Haus­friedens­bruch, Land­friedens­bruch, Kör­per­ver­let­zung, gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung und Sachbeschädi­gung. Einige von ihnen sitzen bere­its in Haft wegen Flucht- oder Verdunkelungsgefahr.

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Potsdam: Hausdurchsuchung in linkem Haus

Am 30.06.2005 fand auf dem Gelände der Zep­pelin­str. 25 in den frühen Mor­gen­stun­den ein Polizeiein­satz statt. Wie bekan­nt, ver­birgt sich hin­ter dieser Adresse der Bran­den­burg­er Leben­sart e.V. (B.L.A. e.V.), welch­er das Gelände für 99 Jahre von der Gewo­ba gepachtet hat.

Die BeamtIn­nen ver­schafften sich mit Hil­f­s­mit­teln Zutritt zu dem Gelände – statt die Klin­gel zu benutzen. Auf Nach­frage wurde ein Durch­suchungs­beschluss vom Amts­gericht Pots­dam präsen­tiert. Dieser bezog sich auf eine bes­timmte Räum­lichkeit. Die BeamtIn­nen gaben sich mit dieser Durch­suchung aber nicht zufrieden, sie ver­langten das ganze Pro­jekt durch­suchen zu kön­nen. Ca. 30 BeamtIn­nen in Vollschutz und mit Hel­men aus­gerüstet, ver­liehen dieser „Bitte“ Nachdruck.

Auf­grund der Erfahrung der let­zten Jahre in denen es zwis­chen Polizei und alter­na­tiv­en Pro­jek­ten immer wieder zu Gewal­teskala­tio­nen kam, war es deshalb nicht abse­hbar, welchen Ver­lauf der Ein­satz nehmen würde. Da sich zu diesem Zeit­punkt auf dem Gelände auch Kinder im Alter von 6 Monat­en bis 10 Jahren aufhiel­ten, sah sich der Vor­stand des B.L.A. e.V. dazu gezwun­gen, trotz offen­sichtlich­er Rechtswidrigkeit des Vorge­hens der BeamtIn­nen, dieser Forderung nachzukom­men. Mit­tler­weile wurde anwaltlich­er Bei­s­tand zu Rate gezo­gen und in Folge dessen eine Beschw­erde gegen die Haus­durch­suchung beim Amts­gericht Pots­dam eingereicht.

Bleibt abzuwarten, ob das im Sinne der neuen Deeskala­tion­sstrate­gie der Stadt Pots­dam ist.

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Ich lebe nicht, ich existiere nur noch”

Birmingham/Mahlow . Pflegerin Cath­leen hat Noél Mar­tin in seinem
Roll­stuhl zum Mit­tagessen in den Garten geschoben. Das rote
Back­stein­haus nahe der Innen­stadt von Birm­ing­ham in Eng­land spendet an
diesem Früh­som­mertag keinen Schat­ten. Cath­leen füt­tert Mar­tin. Dann hält
die Pflegerin ihm ein Glas Wass­er mit Stro­hhalm hin. Der 45-Jährige trinkt. 

Zwis­chen­durch sagt Mar­tin: “Ich lebe nicht mehr, ich existiere nur
noch.” Einst lebenslustig und sportlich, kann Mar­tin so gut wie nichts
mehr spüren. Im bran­den­bur­gis­chen Mahlow war der far­bige Brite Noél
Mar­tin 1996 als Bauar­beit­er tätig. Am 16. Juni wurde er von zwei jungen
Recht­sex­trem­is­ten über­fall­en und schw­er ver­let­zt. Seit­dem ist Mar­tin vom
Hals abwärts gelähmt. Nur den recht­en Arm kann er inzwis­chen etwas
bewe­gen. Die deutschen Neon­azis hät­ten ihm Würde ger­aubt, sagt der
gebür­tige Jamaikaner. 

“Mir sind noch Ver­stand und Stimme geblieben” 

In drei Schicht­en küm­mern sich speziell aus­ge­bildete Helfer um ihn.
Allein fürs Auf­ste­hen, Waschen und Anziehen braucht er fünf Stunden.
Täglich ver­liert Noél Mar­tin Blut. Im Dezem­ber wäre er daran beinahe
gestor­ben. Mar­tin weiß: “Ich kön­nte jede Minute, jeden Tag sterben.”
Nach Mahlow würde er aber gerne noch ein­mal reisen, obwohl er vor zwei
Jahren von Fre­un­den der Täter eine Mord­dro­hung erhielt. Nach dem
Über­fall war er 2001 dor­thin zurückgekehrt. 

Mar­tin sagt, er habe die bei­den Mahlow­er Täter, die inzwis­chen wieder
aus dem Gefäng­nis ent­lassen sind, weit­ge­hend aus seinen Gedanken
ver­ban­nt. “Damit ver­schwende ich meine Zeit nicht.” Angst vorm Sterben
hat er nicht:“Wenn ich zu viel lei­de, ver­weigere ich die
Blut­trans­fu­sio­nen, dann ist es vor­bei. Mir sind noch Ver­stand und Stimme
geblieben”, sagt er trotzig. Und die benutzt er, um Rechtsextremismus
und Ras­sis­mus die Stirn zu bieten. Am eige­nen Beispiel zeigt er, wohin
blind­er Hass und Gewalt führen können. 

Ras­sis­mus ist All­t­ag für den Jamaikaner 

Zeit seines Lebens ist Mar­tin von Rassen­hass betrof­fen gewe­sen. “Als ich
vier Jahre alt war, wollte mich ein Weißer auf Jamai­ka mit einem Messer
umbrin­gen”, sagt Mar­tin. In Eng­land wurde er bere­its kurz nach seiner
Ein­reise 1969 von Ras­sis­ten attack­iert. In Mahlow passierte dann der
bru­tale Über­fall von Neon­azis. Einzel­heit­en aus Mar­tins Leben sollen
bald in einem Buch nachzule­sen sein. Er erzählt sein­er Berliner
Ver­traut­en Robin Her­rn­feld seine bewe­gende Lebens­geschichte, sie fragt
nach und ver­fasst das Buch, für das aber noch kein Ver­leger gefun­den ist. 

In seinem Haus in Birm­ing­ham wohnt der Gelähmte seit 18 Jahren. Nach dem
Über­fall musste das Gebäude kom­plett behin­derten­gerecht umge­baut werden.
Es ver­fügt jet­zt über einen Aufzug, ein neues Badez­im­mer und einen
Train­ingsraum. Mit ein­er Tele­fo­nan­lage hält Mar­tin Kon­takt zur
Außen­welt. Die Umbauar­beit­en kosteten zir­ka 200 000 Euro. Darunter waren
viele Spenden­gelder aus Deutschland. 

Der Jugen­daus­tausch kommt nicht in Fahrt 

Schon 2001 verabre­de­ten Noél Mar­tin und der dama­lige Ministerpräsident
Man­fred Stolpe (SPD) die Ein­rich­tung eines Fonds, der Begeg­nun­gen junger
Leute aus den Regio­nen Mahlow und Birm­ing­ham fördern soll. Mar­tin will
auch mit recht­sex­tremen Jugendlichen darüber disku­tieren, warum sie
gewalt­bere­it sind und ihre Ein­stel­lun­gen ändern. Im Fonds sind derzeit
knapp 35 000 Euro. 

Doch der Jugen­daus­tausch kommt nicht in Fahrt. “Ich bin nicht
zufrieden”, sagt Mar­tin. Für eine vierte Reise von Jugendlichen nach
Birm­ing­ham fehlen derzeit noch Betreuer. Es gebe im Birm­ing­ham “keine
Ansprech­part­ner”, bedauert Ingo Thiede­mann vom Fördervere­in Fre­unde der
Her­bert-Tschäpe-Schulen in Mahlow. Dem wider­sprach Mar­tin jedoch und
erneuerte seine Forderung, dass “Neon­azikids” aus der Region Mahlow in
die Reiseg­rup­pen aufgenom­men wer­den müssten. Aber diese Jugendlichen
haben kein Interesse. 

Mar­tin wie Thiede­mann kri­tisierten, dass der “Noél-und
Jaque­line-Mar­tin-Fonds” zu unbekan­nt in Bran­den­burg ist. Alle hoffen,
dass durch die 2006 in Mahlow geplante Schul­fußball-WM, bei der auch
Teams aus Birm­ing­ham mit­kick­en, der Aus­tausch beginnt.

Inforiot