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Antifaschismus

Brandenburg — nazifrei!

Die erfol­gre­ichen antifaschis­tis­chen Men­schen­block­aden in Jena, Dres­den, Leipzig, Ros­tock und nicht zulet­zt am 1. Mai in Berlin, haben uns Mut gegeben, auch in Bran­den­burg die Nazis zu stop­pen. Vom 29. Mai bis 10. Juli 2010 will die “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im” sieben mal in unseren Städten ihre men­schen­ver­ach­t­ende Pro­pa­gan­da ver­bre­it­en. Wir stellen uns ihnen in den Weg.

 

Aufruf: Brandenburg Nazifrei

 

Kein Ort für rechte Propaganda

 

Zwis­chen dem 29. Mai und dem 10. Juli will die neon­azis­tis­che „Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) im Nor­dosten Bran­den­burgs demon­stri­eren. Wir nehmen nicht hin, dass Nazis ihre pop­ulis­tis­che und men­schen­ver­ach­t­ende Pro­pa­gan­da in unseren Städten ver­bre­it­en. Gemein­sam wer­den wir uns den Demon­stra­tio­nen der KMOB ent­ge­gen­stellen und dafür sor­gen, dass Bernau, Eber­swalde, Bad Freien­walde, Straus­berg, Joachim­sthal, Biesen­thal und Man­schnow keine Orte für recht­sradikale Aufmärsche werden.

Wir sind ein vielfältiges Bünd­nis aus lokalen Vere­inen und lan­desweit­en Ver­bän­den, antifaschis­tis­chen Grup­pen, Parteien, Gew­erkschaften, Jugend-und Studieren­denini­tia­tiv­en, Kirchenge­mein­den und vie­len weit­eren engagierten Antifaschistin­nen und Antifaschisten.

Mit unseren Aktio­nen wollen wir deut­lich zum Aus­druck brin­gen: Wir sind die demokratis­che, antifaschis­tis­che Mehrheit. Ob auf der Straße, dem Schul­hof oder im Vere­in: wir treten Nazis und rechter Ide­olo­gie offen­siv entgegen.

In Dres­den, Halbe, Jena, in Lübeck und in Berlin haben Bürg­erin­nen und Bürg­er durch organ­isierte Men­schen­block­aden ver­hin­dert, dass Neon­azis durch ihre Städte laufen. Wir wer­den nicht zulassen, dass Recht­sradikale in unseren Orten marschieren. Um dies zu ver­hin­dern, wer­den wir uns gegen­seit­ig unter­stützen und den Nazis an jedem Ort die Straße nehmen: durch Straßen­feste, Musikper­for­mance oder kreative Aktio­nen des zivilen Ungehorsams.

Uns vere­int der Kon­sens von Dres­den.
Unser Ziel, den Nazis ent­ge­gen­zutreten, eint uns über alle sozialen, poli­tis­chen oder kul­turellen Unter­schiede hin­weg. Wir sind bunt und wir stellen uns den Nazis in den Weg. Von uns wird dabei keine Eskala­tion aus­ge­hen. Wir sind sol­i­darisch mit allen, die mit uns das Ziel teilen, die Nazi­aufmärsche ver­hin­dern zu wollen!

Wir bit­ten alle demokratis­chen Bürg­erin­nen und Bürg­er, mit uns auf die Straße zu gehen. Nur gemein­sam ver­hin­dern wir, dass Nazis Fuß fassen kön­nen. Ob in Bernau, Eber­swalde, Bad Freien­walde, Straus­berg, Joachim­sthal, Biesen­thal oder Man­schnow: Kein Ort für recht­sradikale Propaganda!

Bünd­nis Bran­den­burg Naz­ifrei, 8. Mai 2010 

Liste der bish­eri­gen UnterzeichnerInnen

 

Alles Weit­ere auf der Home­page www.brandenburg-nazifrei.de

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Geschichte & Gedenken

Bernau – 300 Menschen erinnern an „Tag der Befreiung“

Am 8. Mai fand das jährliche Gedenken an den „Tag der Befreiung“ statt. Der Tag ste­ht für die Kapit­u­la­tion Nazi-Deutsch­lands und das Ende des Gewaltherrschaft der Nazis in Europa. Etwa 300 Men­schen beteiligten sich an der Ver­anstal­tung, die in drei Sta­tio­nen geteilt war:

 

Am Sow­jetis­chen Ehren­mal gedacht­en die Anwe­senden den Gefall­en der Roten Armee, die im Kampf um die Befreiung von vie­len tausenden Gefan­genen, Ver­fol­gten und Unter­drück­ten ihr Leben ließen. Wie bere­its 2009 legte auch ein Vertreter der rus­sis­chen Botschaft am Ehren­mal ein Kranz nieder, um die toten Sol­dat­en zu ehren. Der deutsch-rus­sis­che Chor Kalin­ka, 2009 aus­geze­ich­net mit dem Barn­imer Kul­tur­preis, sorgte für die musikalis­che Begleitung der Ver­anstal­tung. Neben dem rus­sis­chen Mil­itärat­taché Rafael Y. Aru­tyun­yan, redet auch Dag­mar Enkel­mann (MdB DIE LINKE): Sie forderte, dass der 8. Mai als offizieller Feiertag in Deutsch­land began­gen wer­den solle. Ein Ver­such der seit Jahren auf Bun­de­sebene von CDU/ CSU block­iert wird.

 

An der zweit­en Sta­tion, am Deser­teur­denkmal auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite, forderten Vertreter_innen der evan­ge­lis­chen Jugen­dar­beit und dem Bernauer Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit in ver­schiede­nen Beiträ­gen: „Sag Nein! zu Krieg und Gewalt“. „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg!“, mah­nte eine der Mitwirk­enden. Auch hier wur­den Blu­men niedergelegt für die vie­len Toten, die durch Nazi-Gewalt und Krieg ihr Leben ließen.

 

Als Abschluss fand auf dem Bernauer Mark­t­platz ein Festessen statt. Organ­isiert wurde dies von der Linksju­gend [´sol­id], der Antifaschis­tis­chen Aktion Bernau und dem Jugendtr­e­ff DOSTO. „Wir wollen an dem Tag den Mil­lio­nen Men­schen gedenken, die durch die Kriegs‑, Besatzung- und Ver­nich­tungspoli­tik der Nazis gefoltert wur­den, unter Zwangsar­beit lit­ten und ihr Leben ver­loren haben. Gle­ichzeit­ig stellt dieser Tag für Mil­lio­nen von Ver­fol­gten und Opfern – ob KZ-Häftlinge, Widerstandkämpfer_innen, Zwangsarbeiter_innen und andere „Feinde“ – die Befreiung von der Bar­barei der Nazis und ihrer Unter­stützer dar.“ hieß es im Aufruf.

 

Auch 65. Jahren nach der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus, sind Anti­semitismus, Ras­sis­mus und Neon­azis­mus offen und latent in der Gesellschaft ver­bre­it­et.“ heißt es weiter.

In diesem Sinne ruft das Bünd­nis “Nie­mand ist vergessen!” für dem 23. Mai zur Gedenkdemon­stra­tion nach Berlin- Buch (nahe Bernau) aus. Anlass ist der 10. Todestag von Dieter Eich, der am 25. Mai 2000 von Nazis ermordet wurde.

 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zug der Erinnerung” war ein voller Erfolg

Drei Tage, vom 5. bis zum 7. Mai, machte der “Zug der Erin­nerung” im Bahn­hof von Frank­furt (Oder) Sta­tion. Der Zug, der seit drei Jahren als mobile Ausstel­lung durch Deutsch­land und Polen unter­wegs ist, doku­men­tiert die Schick­sale von im Nation­al­sozial­is­mus in die Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslager deportierten Kindern. Auch der
Umgang der deutschen Gesellschaft ins­beson­dere der Deutschen Bahn mit den im Nation­al­sozial­is­mus für die Depor­ta­tion Ver­ant­wortlichen sowie die Geschichte der Frank­furter Juden im NS waren Thema. 

Die Ausstel­lung erfüllt zwei Funk­tio­nen: ein­er­seits will sie an die Kinder erin­nern, die der nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­nich­tungspoli­tik zum Opfer fie­len. Ander­er­seits will sie einen Ort der Bil­dung darstellen. Nur mit dem Wis­sen um die Grausamkeit des Nation­al­sozial­is­mus kann dafür gesorgt wer­den, dass Ähn­lich­es nie wieder geschieht.

Mit ein­er BesucherIn­nen­zahl von ins­ge­samt etwa 2500 Per­so­n­en und 80 Grup­pen aus Frank­furt und Umge­bung kann die Ausstel­lung in Frank­furt (Oder) als ein voller Erfolg gew­ertet wer­den. “Die großen Zahlen haben unsere Erwartun­gen übertrof­fen. Wir freuen uns, dass der Ausstel­lung so viel Aufmerk­samkeit durch die Frank­fur­terIn­nen gewid­met wurde.”, so ein Vertreter des Utopia e.V.. Vor allem Schulk­lassen fan­den den Weg zum Bahn­hof, um sich nach ein­er the­ma­tis­chen Ein­führung durch die Päd­a­gogen den Geschicht­en der ermorde­ten Kinder zu wid­men. Die Reak­tio­nen nach dem Ausstel­lungs­be­such schwank­ten zwis­chen großer Betrof­fen­heit über die Tragödie, die jedes Einzel­beispiel verkör­pert, und Wut – Wut über die dama­li­gen Täter ein­er­seits und den heuti­gen Umgang der Deutschen Bahn mit ihrer Geschichte ander­er­seits. Während die Deutsche Reichs­bahn damals an den Depor­ta­tio­nen ver­di­ente, ver­langt die Deutsche Bahn heute hor­rende Sum­men für die Ver­mi­etung der Gleise an den “Zug der Erinnerung”.

Der Utopia e.V. hat­te sich dafür einge­set­zt, dass der “Zug der Erin­nerung” auf sein­er Fahrt Sta­tion in Frank­furt (Oder) macht. Vor Ort war er für die Organ­isatoren der Ausstel­lung der lokale Koop­er­a­tionspart­ner. Neben der unter­stützen­den Betreu­ung des Zuges und sein­er BesucherIn­nen war der Vere­in vor allem für die Begleitver­anstal­tun­gen ver­ant­wortlich. Neben der gut besucht­en Eröff­nungsver­anstal­tung am Mittwoch, bei der Bürg­er­meis­terin Kat­ja Wolle, Hans-Rüdi­ger Minow vom Zug der Erin­nerung e.V., Janek Las­sau vom Utopia e.V. sowie Jakub Molchad­s­ki, der Vor­sitzende der Jüdis­chen Gemeinde Frank­furt (Oder), Rede­beiträge leis­teten, fan­den seit Dien­stag Diskus­sions- und Filmver­anstal­tun­gen, eine Stadt­führung sowie ein Konz­ert — mit finanzieller Unter­stützung des Quartiers­man­age­ments im Rah­men des Förder­pro­gramms “Soziale Stadt” — statt. Trotz des auch an diesen For­men der Auseinan­der­set­zung gezeigten Inter­ess­es waren die Besucherzahlen bei den Begleitver­anstal­tun­gen teil­weise ausbaufähig.

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Antifaschismus

Der 8. Mai in Brandenburg/Havel

Anlässlich des 65. Jahrestag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus ver­anstal­tete das Antifaschis­tis­che Net­zw­erk: Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow [AFN] ab 11.00 Uhr eine Kundge­bung am sow­jetis­chen Ehren­mal in Bran­den­burg an der Hav­el und legte dort einen Kranz zum Andenken an die Opfer des Naziter­rors nieder.

 

In einem Rede­beitrag ging ein Vertreter der AFN vor den unge­fähr 50 Kundgebungsteilnehmer_innen auf die his­torische Bedeu­tung des Tages ein. Die Geschichte Bran­den­burgs während der NS Zeit wurde beleuchtet, an die tausend­fach in der städtis­chen Anstalt ermorde­ten psy­chisch Erkrank­ten sowie den in die Ver­nich­tungslager ver­schleppten Mitglieder_innen der jüdis­chen Gemeinde in der Stadt erin­nert und den hun­derten, im Zuchthaus Bran­den­burg hin­gerichteten Wider­stand­skämpfern gedacht. 

 

Gle­ichzeit­ig wurde angesichts der (neo)nazistischen Pro­voka­tio­nen zum Jahrestag der Befreiung – im Stadt­ge­bi­et sowie in den Nach­barorten waren Plakate mit dem Titel „8. Mai – Wir kapit­ulieren nie“ ange­bracht und im Inter­net zu einem Auf­marsch der NPD mit dem Mot­to „Frieden, Frei­heit, Selb­st­bes­tim­mung“ aufgerufen wor­den – an die Teilnehmer_innen appel­liert, dies nicht ein­fach nur hinzunehmen, son­dern sich über die Gefährlichkeit der braunen Ide­olo­gie bewusst zu wer­den, sich gemein­sam mit weit­eren Inter­essierten und Engagierten zu find­en und entschlossen gegen die Etablierungsver­suche der (Neo)nazis zu handeln.

 

Dass dies in Bran­den­burg an der Hav­el dur­chaus notwendig ist, bezeu­gen die jüng­sten Dro­hun­gen des sich für die Stadt zuständig füh­len­den NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe, der hier den Auf­bau eines Ortsver­ban­des plant. „Für volks­feindliche Akteure“, werde dann „die Luft … dünn“, so die Partei auf ihrer Internetseite.

 

Einen weit­eren Ver­such sich hier fest zu etablieren demon­stri­erte der NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe dann am Nach­mit­tag des 8. Mai durch einen polizeilich abgeschirmten Auf­marsch im nördlichen Stadt­ge­bi­et. Dabei zogen unge­fähr 200 (Neo)nazis aus Bran­den­burg, Berlin und Sach­sen-Anhalt, aus­ge­hend von der Bahn­hal­testelle Bran­den­burg-Alt­stadt, durch das Neubau­vier­tel Hohen­stück­en, hin zur Bahn­hal­testelle Bran­den­burg-Gör­den und forderten dabei immer wieder nach „national(en) Sozial­is­mus“ als Alter­na­tive zur Demokratie der Bundesrepublik.

 

Bei zwei Zwis­chenkundge­bun­gen sprachen unter anderem der stel­lvertre­tende bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende der NPD, Ron­ny Zasowk aus Cot­tbus, der Vor­sitzende der JN Sach­sen-Anhalt, Andy Knape aus Magde­burg, sowie Beat­rice Koch aus Nauen/Neuruppin für den NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe. Alle Red­ner ver­sucht­en dabei die Geschichte zu ver­drehen und darauf auf­bauend ihre völkischen, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Aktiv­itäten und ihr Engage­ment gegen die Bun­desre­pub­lik und ihre ver­fas­sungsmäßige Grun­dord­nung zu rechtfertigen.

 

Zeit­gle­ich ver­sam­melte sich das bürg­er­liche Bran­den­burg weit ab, ver­steckt in einem kleinen Park am Stadtkanal um sich dort gegen „Extrem­is­mus“ zu posi­tion­ieren. Zuvor hat­te das Bünd­nis ab 13.00 Uhr eine Kundge­bung am sow­jetis­chen Ehren­mal sowie einen Fahrrad­ko­r­so durchge­führt, der die (Neo)nazis fern der Innen­stadt hal­ten sollte.

 

Doch dies gelang nur teil­weise. Nach der offiziellen Beendi­gung des NPD Auf­marsches an der Bahn­hal­testelle „Bran­den­burg – Gör­den“ fuhren die (Neo)nazis getren­nt, zum einen mit der Region­al­bahn aus Rathenow und zum anderen mit der Straßen­bahn Rich­tung Bran­den­burg­er Haupt­bahn­hof. Die (Neo)nazis, die mit der Straßen­bahn fuhren, ver­ließen diese jedoch bere­its in der Ste­in­straße und marschierten von dort spon­tan durch die Innen­stadt, über die St Annen­straße bis zur Bahn­hal­testelle „Bran­den­burg – Hauptbahnhof“. 

 

Am Haupt­bahn­hof war zuvor bere­its die Region­al­bahn aus Rathenow mit den anderen (neo)nazistischen Veranstaltungsteilnehmer_innen angekom­men und von unge­fähr 30 Antifaschist_innen mit Ban­nern, Fah­nen und den Rufen „8.Mai – Naz­ifrei“ emp­fan­gen wor­den. Obwohl diese Aktion abso­lut friedlich und gewalt­frei ver­lief, drängten eiligst zusam­menge­zo­gene Mannschaften der Bere­itschaft­spolizei die Antifaschist_innen äußerst rabi­at ab und ris­sen auf Befehl des örtlichen Polizeiführers deren antifaschis­tis­che Ban­ner nieder. Die Staat­srä­son stand hier ein­mal mehr über dem Gewissen.

 

Neben den Ver­anstal­tun­gen in Bran­den­burg an der Hav­el fan­den auch in Prem­nitz und Rathenow Ver­anstal­tun­gen anlässlich des Tages der Befreiung statt. In Prem­nitz fand um 10 Uhr eine Kundge­bung am Denkmal der Opfer des Faschis­mus statt, in Rathenow legten Vertreter_innen der Stadtverord­neten­ver­samm­lung und der Parteien um 14.00 Uhr Kränze am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof nieder. Eine Kranznieder­legung der Antifa West­havel­land am sel­ben Ort fol­gte, wegen der Über­schnei­dung mit den Ver­anstal­tun­gen in Bran­den­burg an der Hav­el, dann um 18.00 Uhr.

 

Zahlre­iche weit­ere Fotos gibt es hier.

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Antifaschismus

1.Mai Auswertung – Oranienburg

Nach­dem be­kannt wurde, dass der größ­te Neo­na­zi­auf­marsch an die­sem Tag in Ber­lin-?Pan­kow mar­schie­ren wird, war für uns klar das Ora­ni­en­burg nicht un­wich­tig sein wird, was die An­­fahrt-? und Ab­fahrt von Neo­na­zis angeht.

Aus die­sem Grund ver­kleb­ten wir in den Tagen vor dem 1.?Mai ge­zielt meh­re­re Hun­dert an­ti­fa­schis­ti­sche Auf­kle­ber um den an­kom­men­den Neo­na­zis zu zei­gen, „wer die Hosen“ in der Kreis­stadt anhat.

Aus Si­cher­heits­grün­den schlie­fen wir bei Ber­li­ner Ge­nos­s_in­nen, da mit ein­er gro­ßen An­zahl von Neo­na­zis ge­rech­net wer­den konn­te. Am Tag sel­ber waren dann auch 250-?300 Neo­na­zis am Bahn­hof Ora­ni­en­burg an­ge­kom­men. Diese setz­ten sich aus Nie­der­sach­sen, um Tho­mas „Stei­nar“ Wulff , dem Rhein­land um Axel W. Reitz und Ober­ha­ve­ler Neo­na­zis zu­sam­men.
Eine Blo­cka­de des Zuges, wie es am Tag hieß, konn­te nicht be­stä­tigt werden.

In der De­mons­tra­ti­on sel­ber gab es zwei Bran­den­bur­ger Blö­cke. Der erste war von der „Ka­me­rad­schaft Mär­kisch-?Oder­land“(KMOB), der zwei­te vom In­fo­por­tal Pots­dam, einem Netz­werk aus JN und „frei­en Kräf­ten“ aus Pots­dam.
Oder­ha­ve­ler Neo­na­zis lie­fen im Block der KMOB. Wie schon in Neu­rup­pin trug auch hier der ver­ur­teil­te Ge­walt­ver­bre­cher Pa­trick „Schul­le“ Schulz das Front­trans­pa­rent des KMOB. „Schul­le“ saß bis zum Win­ter 09/10 eine 20­mo­na­ti­ge Haft­stra­fe ab, wegen eines Mo­lo­tow-?An­griffs auf das ört­li­che Links­par­tei-?Bü­ro. Vor­her war er Mit­glied in dem auf­ge­lös­tem „Sturm Ora­ni­en­burg“. In­zwi­schen scheint er bei der KMOB ge­lan­det zu sein.

Pa­trick Schulz und ein wei­te­rer Ora­ni­en­bur­ger Neonazis

In der Mitte des Blo­ckes fan­den sich meh­re­re Per­so­nen aus der NPD Ober­ha­vel ein. Der pro­mi­nen­tes­te dürf­te dabei der Ora­ni­en­bur­ger Stadt­ver­ord­ne­te Rei­mar Leib­ner sein. Die­ser fiel erst vor kur­zem auf, da er im an­ge­trun­ke­nen Zu­stand Po­li­zei­be­am­te be­lei­digt und sich gegen einen Platz­ver­weis ge­wehrt haben soll, wäh­rend ein­er Na­zi-?Par­ty im nörd­li­chen Ober­ha­vel. Laut dem Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2009 nah­men an die­ser Pri­va­ten Ver­an­stal­tung 23 Per­so­nen teil.
Rei­mar Leibner

In sei­ner Nähe lief der Nas­sen­hei­der An­dre­as Rot­kohl, der sich be­son­ders in letz­ter Zeit häu­fig in der Öf­fent­lich­keit prä­sen­tiert. Der junge NPD-?ler nahm be­reits letz­tes Jahr an der 1. Mai Ver­an­stal­tung der Ber­li­ner NPD teil. In den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten war er so­wohl in Neu­rup­pin, wie auch in Nauen mit Ober­ha­ve­ler NPD-?ler un­ter­wegs. An­dre­as Rot­kohl ist be­kannt für seine Par­ty­lau­ne, die aber auch schon mal um­schla­gen kann und dann in ver­bo­te­nen Grü­ßen und Kör­per­ver­let­zun­gen endet.
Vor ei­ni­gen Wo­chen, stör­ten Rot­kohl, ge­mein­sam mit 6 wei­te­ren NPD-?lern(dar­un­ter der Kreis­ver­ord­ne­te Ober­ha­vels, Det­lef Appel) eine In­fo­ver­an­stal­tung zum Hit­ler-?At­ten­tä­ter Georg Elser.
An­dre­as Rot­kohl und Alex (Nach­na­me unbekannt)

In sei­ner Nähe lie­fen noch wei­te­re Neo­na­zis aus Ober­ha­vel die al­ler­dings der­zeit noch nicht nam­haft sind. Dar­un­ter ein äl­te­rer NPD-?ler, der bei fast jed­er grö­ße­ren De­mons­tra­ti­on an­we­send ist(Dres­den 14.?02.?2009, Ora­ni­en­burg 23.?03.?2009, Ber­lin 10.?10.?2010, Kö­nigs Wus­ter­hau­sen 06.?12.?2009)
Un­be­kann­ter NPD­lerun­be­kann­ter NPDler

In der letz­ten Rei­he des KMOB-?Blocks lief die „alte“ Garde des Neo­na­zis­mus in Ora­ni­en­burg. Der Bar­ni­mer Neo­na­zi Chris­ti­an Ba­naskie­wicz, ehe­ma­li­ger Füh­rungs­ka­der des MHS und Mit­be­grün­der der JN Ora­ni­en­burg, lief in ein­er Rei­he mit dem Stütz­punkt­lei­ter der JN Ora­ni­en­burg, Mar­kus Schmidt.
Mar­kus Schmidt sitzt als Stütz­punkt­lei­ter auch im Kreis­vor­stand der NPD Ober­ha­vel, lässt sich aber sel­ten in Par­tei­ar­beit ein­bin­den. Ak­ti­ver ist er da schon eher bei Sa­scha Steins HDJ-?Kli­cke in Ober­ha­vel und bei Se­bas­ti­an Rich­ters Spree­lich­ter aus der Lau­sitz. Für die Spree­lich­ter trug er im ver­gan­gen Jahr auch die Fahne bei einem Na­zi­auf­marsch in Lu­cken­wal­de. Er wirkt un­schein­bar, ist aber in­for­mell wie real die Füh­rungs­fi­gur in dem Teil der Ober­ha­ve­ler Neo­na­zi­sze­ne, wel­che sich nicht an die NPD bin­den.
Chris­ti­an Ba­naskie­wiczMar­kus Schmidt

Da die Neo­na­zis – egal wel­chen Or­ga­ni­sa­ti­ons­grad – in Ober­ha­vel kaum bis keine Au­ßen­wir­kung haben, schei­nen sie sich be­son­ders als De­mo­tou­ris­ten her­vor­he­ben zu wol­len um even­tu­el­le Ver­bin­dun­gen auf­zu­bau­en. Bei fast jedem Neo­na­zi­auf­marsch in Ber­lin und Bran­den­burg waren Ver­tre­ter der hie­si­gen Neo­na­zi­sze­ne anwesend.

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Antifaschismus

200 Nazis in Brandenburg/Havel

INFORIOT Rund 200 Neon­azis haben am Sam­stag in Brandenburg/Havel weit­ge­hend ungestört demon­stri­eren kön­nen. “Frieden, Frei­heit und Selb­st­bes­tim­mung” war das schein­heilige Mot­to der durch die NPD angemelde­ten Veranstaltung.

Inhaltlich woll­ten die Recht­en den Jahrestag der Befreiung vom Faschis­mus — dem Tag der Kapit­u­la­tion Deutsch­lands 1945 — als Unglücks­da­tum der deutschen Geschichte darstellen. “Beset­zt und nicht befre­it” war beispiel­sweise auf dem Front­trans­par­ent zu lesen. Immer wieder skandierten die Recht­en Parolen wie “Nationaler Sozial­is­mus — Jetzt”.

Das Gros der Teil­nehmenden stammte aus Bran­den­burg sowie aus Berlin und Sach­sen-Anhalt. Die Route führte durch das Neubauge­bi­et in Gör­den im Nor­den der Havel­stadt. Zu den Red­nern gehörten Andy Knape, Chef der “Jun­gen Nation­aldemokrat­en” in Sach­sen-Anhalt, sowie Ron­ny Zasowk, NPD-Funk­tionär aus Cottbus.

Direk­ten Protest gegenüber den Neon­azis wurde während der Demon­stra­tion nur vere­inzelt geäußert. Lediglich am Haupt­bahn­hof gelang es etwa 30 Antifas, den abreisenden Recht­en laut­stark “8. Mai — naz­ifrei” ent­ge­gen zu rufen. Die Polizei ver­hin­derte die Protestrufe jedoch nach nur weni­gen Sekun­den durch rup­piges Ein­schre­it­en — “poli­tis­che Mei­n­ungsäußerun­gen” wollte sie nicht dulden.

Zuvor hat­te es eine antifaschis­tis­che Kranznieder­legung am sow­jetis­chen Ehren­mal in der Ste­in­straße sowie einen Fahrrad­ko­r­so durch die Innen­stadt gegeben. Am The­ater­park, abseits vom Geschehen also, fand ein mäßig besucht­es “Bürg­er­fest” gegen die Nazidemon­stra­tion statt, bei dem Bands spiel­ten. Organ­i­sa­tio­nen vom Ver­fas­sungss­chutz und der Polizei bis hin zu SPD und Linkspartei waren mit Infos­tän­den präsent. (Zu den Gege­nak­tiv­itäten siehe den Vor­ab­bericht des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erks Brandenburg/Havel.)

Über eventuelle Fes­t­nah­men ist bish­er nichts bekannt.

In Brandenburg/Havel befand sich während des NS-Regimes die “Lan­despflegeanstalt”, in der nach Nazi-Lesart “unwertes Leben” sys­tem­a­tisch ver­nichtet wurde. Psy­chisch kranke Men­schen wur­den dort in ein­er Gaskam­mer getötet. Es sind tausende Morde an dieser Stätte des Naziter­rors belegt. Eben­falls war (und ist) in Gör­den, wo die Neon­azis am Sam­stag marschierten, ein Zuchthaus ange­siedelt, in dem zwis­chen 1933 und bis zum Kriegsende über 1700 Geg­n­er des Nation­al­sozial­is­mus ermordet wurden.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Punks planen Chaostag(e) in Prenzlau

Anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus gibt es in der Uck­er­mark mehrere Gedenkver­anstal­tun­gen. Sog­ar Pren­zlaus Punks zeigen sich von ihrer spaß-poli­tis­chen Seite.

Am Sonnabend, dem 8. Mai, um 9.30 Uhr, wird der Bürg­er­meis­ter der Stadt Pren­zlau, Hen­drik Som­mer, am pol­nis­chen Gedenkstein auf dem Städtis­chen Fried­hof eine Ansprache hal­ten und ein Gesteck nieder­legen. Im Anschluss daran wird im Stadt­park am sow­jetis­chen Ehren­mal ein Kranz niedergelegt.


Aufruf zu den Chaosta­gen in Pren­zlauscreen­shot: ipr

In Schwedt find­et eine öffentliche Gedenkver­anstal­tung mit Kranznieder- legung um 10:00 Uhr am sow­jetis­chen Ehren­mal auf dem Neuen Fried­hof statt. Die Worte des Gedenkens spricht dort Anke Grodon, Lei­t­erin der städtis­chen Museen der Stadt Schwedt/Oder.

Pren­zlaus Punks haben für den 8. Mai einen ganz beson­deren Tag der (indi­vidu­ellen) Befreiung aus­gerufen. Sie pla­nen in der Pren­zlauer City soge­nan­nte Chaostag(e). Los­ge­hen soll es um 12:00 Uhr am Haupt­bahn­hof. Ab 14:00 Uhr ist Work­shop mit dem The­ma „Wie würft man weit­er Steine!?!“ vorge­se­hen. Gegen 16:00 Uhr ist Kul­tur­saufen ange­sagt und enden sollen die Feier­lichkeit­en mit einem Fack­elumzug um 20:00 Uhr. Immer­hin haben auf der Web­site “abgefuckt.de” 17 Bunte ihr Kom­men angemeldet.

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Antifaschismus

Aktuelle Infos zum NPD Aufmarsch am 8. Mai in Brandenburg an der Havel

Für den 8. Mai 2010 hat der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe in Bran­den­burg an der Hav­el einen Auf­marsch im Stadt­ge­bi­et angemeldet und bewirbt diesen, seit ger­aumer Zeit im Inter­net und durch A5-große Handzettel als Post­wurf­sendung. Unter­stützt wird die Parteisek­tion dabei bish­er durch den NPD Lan­desver­band Bran­den­burg, dessen Kreisver­bände, den JN Lan­desver­band Sach­sen-Anhalt sowie diverse „freie“ nation­al­is­tis­che Grup­pen aus Bran­den­burg und Berlin, die eben­falls für den geplanten Aufzug werben.

Die von der NPD erwartete Teil­nehmerzahl von unge­fähr 200 (Neo)nazis, die ver­mut­lich über­wiegend über die Bah­n­verbindung Magde­burg – Bran­den­burg – Pots­dam – Berlin – Frankfurt/Oder (Regional­ex­press RE 1) und die Märkische Region­al­bahn (MR 51) von Bran­den­burg nach Rathenow zum bewor­be­nen Tre­ff­punkt, die Bahn­hal­testelle Brandenburg/Altstadt, anreisen wer­den, scheint somit real­is­tisch zu sein.

Als Schleusungspunk­te fungieren dann ver­mut­lich die Haupt­bahn­höfe in Bran­den­burg an der Hav­el und in Rathenow (Anbindung an den Regional­ex­press RE 2).

Die genaue Marschroute der (Neo)nazis von ihrem Aus­gangspunkt Bran­den­burg-Alt­stadt zum anvisierten End­punkt Ban­den­burg-Haupt­bahn­hof ist hinge­gen noch offen. 

Einen Marsch durch die Innen­stadt will jedoch das bürg­er­liche Bünd­nis aus Stadt, DGB, VVN-BdA, evan­ge­lis­che Kirche, Bünd­nis für Fam­i­lie, Kinder­schutzbund, Human­is­tis­ch­er Ver­band und Jugend­kul­tur­fab­rik (Juk­u­fa) möglichst nicht zulassen und hat­te bere­its vor ger­aumer Zeit eigene Ver­anstal­tun­gen anlässlich des „Tages der Befreiung“ angemeldet.
Um 13.00 Uhr ist z.B. eine Kundge­bung mit Rede­beiträ­gen und Kranznieder­legung am sow­jetis­chen Ehren­mal in der Ste­in­straße Ecke Kurstraße geplant.

Ab 13.30 Uhr wird es einen Fahrrad­ko­r­so durch die Innen­stadt geben, für den fol­gende Streck­en­führung geplant ist: Ste­in­straße (Stein­tor­turm), Jacob­straße, Bauhof­s­traße, Neuen­dor­fer Straße, Nico­laiplatz, Plauer Straße, Rit­ter­straße, Haupt­straße, Neustadt-Markt, Ste­in­straße, Theaterpark.

Im The­ater­park ist dann ein Bürg­er­fest mit Stän­den und Live­musik geplant. Hier wird es auch eine Möglichkeit geben, bei der Inter­essierte Infor­ma­tio­nen zum aktuellen Stand des (Neo)naziaufmarsches sowie Info­ma­te­r­i­al erhal­ten wer­den.
Weit­ere Ver­anstal­tun­gen oder Aktio­nen sind in Pla­nung, ein Über­sicht­s­plan zur besseren Ori­en­tierung im Stadt­ge­bi­et kann hier (pdf) run­terge­laden werden.

Der Notruf des Ermit­tlungsauss­chuss­es (EA) wird ab 11.00 Uhr geschal­tet und ist über fol­gende Tele­fon­num­mer: 0331/9510714 erreichbar. 

Eine druck­bare Ver­sion eines Fly­ers find­et ihr hier.

[AFN] Antifaschis­tis­ches Net­zw­erk: Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow, 2010.05.06

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Cottbus: Anhaltende Gewalt gegen alternative Jugendliche

Inner­halb kürzester Zeit erfuhr die Opfer­per­spek­tive von mehreren Angrif­f­en. Sie alle richteten sich gegen alter­na­tive Jugendliche.

Mitte Feb­ru­ar gelang es, in Dres­den den größten Neon­azi­auf­marsch in Europa erfol­gre­ich zu block­ieren. Durch das Engage­ment Zehn­tausender kon­nte der soge­nan­nte Trauer­marsch der recht­en Szene ver­hin­dert wer­den, der in der säch­sis­chen Elb­metro­pole seit Jahren am Jahrestag der Bom­bardierung der Stadt im Zweit­en Weltkrieg organ­isiert wird. Zwei Tage später fand in Cot­tbus aus gle­ichem Anlass eine – wen­ngle­ich sehr viel kleinere – von der NPD angemeldete Demon­stra­tion statt. Rund hun­dert Neon­azis ver­sam­melten sich am Bahn­hof der Stadt.

Bere­its einige Tage vor dem »Trauer­marsch« in Cot­tbus war ein Lokalpoli­tik­er der Partei DIE LINKE im Inter­net mas­siv bedro­ht wor­den. Er hat­te während der Tagung des Stadt­par­la­ments am 27. Jan­u­ar das Ver­hal­ten der zwei NPD-Abge­ord­neten scharf kri­tisiert. Die bei­den NPD-Vertreter Ron­ny Zasowk und Frank Hüb­n­er waren bei ein­er Schweigeminute für die Opfer des Holo­caust demon­stra­tiv sitzen geblieben. Nach diesem öffentlichen Protest war in Inter­net­foren eine wüste Het­ze gegen den LINKEN-Poli­tik­er ges­tartet wor­den, die bis zu Mord­dro­hun­gen reichte.

Welle der Gewalt nach Neonazidemonstration im Februar

Am Abend des »Trauerzugs« der Neon­azis am 15. Feb­ru­ar grif­f­en etwa 15 Rechte einen jun­gen Mann an und schlu­gen mit Flaschen auf ihn ein. Am Boden liegend trak­tierten sie ihn mit Fußtrit­ten. Später am Abend beobachteten Jugendliche, die sich im linken Tre­ff­punkt Zelle 79 aufhiel­ten, eine große Gruppe Rechter, die sich dem Haus näherten – offen­bar in der Absicht, das Alter­na­tivzen­trum anzu­greifen. Die Polizei griff rechtzeit­ig in das Geschehen ein.

In der Wahrnehmung alter­na­tiv­er Jugendlich­er treten die Neon­azis seit der Demon­stra­tion am 15. Feb­ru­ar aggres­siv­er und sicht­bar­er auf. Sie bericht­en von zunehmenden Ein­schüchterungsver­suchen auf der Straße, in Schulen und Aus­bil­dungszen­tren. Es gibt musternde Blicke bei Zufalls­begeg­nun­gen auf der Straße, Jugendliche wer­den fotografiert und mit Sätzen wie »Warst du auf der Antifa-Demo? Pass auf!« bedro­ht. Autos mit Recht­en patrouil­lieren an alter­na­tiv­en Tre­ff­punk­ten oder stop­pen demon­stra­tiv vor den Wohn­häusern ihnen bekan­nter link­er Jugendlich­er. Im Sozialen Net­zw­erk Stu­di­VZ erscheinen Dro­hein­träge gegen namentlich genan­nte jugendliche Antifas. Mehrmals schon ran­nten kleine Grup­pen Rechter einzel­nen Jugendlichen hinterher.

Drei Tage nach dem Neon­azi­auf­marsch war­fen am 18. Feb­ru­ar in Drebkau bei Cot­tbus Unbekan­nte nachts die Scheibe eines Asia-Mark­ts ein und zün­de­ten das Geschäft an. Der Markt bran­nte kom­plett aus. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit war das Geschäft von Recht­en attack­iert wor­den. Die Polizei schließt einen poli­tis­chen Hin­ter­grund nicht aus.

Am 20. Feb­ru­ar wurde eine junge Frau im Cot­tbuser Stadtzen­trum von zwei jun­gen Män­nern geschla­gen und getreten. Drei Tage später beschimpften Rechte in der Puschk­in­prom­e­nade einen 19-Jähri­gen auf dem Weg zur Schule als »Zecke«. Die Angreifer, die szene­typ­is­che Klei­dung tru­gen, schlu­gen mehrfach auf den Schüler ein. Der her­beigerufe­nen Polizei gelang es nicht, die Täter festzunehmen.

Nach ein­er kurzen Ruhep­hase wurde am Abend des 8. April in der Nähe des Puschk­in­parks ein Jugendlich­er von ein­er Gruppe Rechter vom Fahrrad geris­sen und mit einem Schlag­stock attack­iert. Wenig später bedro­hte ein Rechter Jugendliche im Park und ver­suchte sie mit einem Schlag­stock anzu­greifen. Die Grü­nan­lage wird seit Jahren ins­beson­dere von alter­na­tiv­en Jugendlichen in ihrer Freizeit genutzt. Immer wieder kam es zu Bedrohungen.

Gewaltbereite Szenerie

Die Neon­azistruk­turen in Süd­bran­den­burg kon­nten sich über lange Zeit fast ungestört entwick­elt. In ihnen wach­sen immer wieder neue AktivistIn­nen der recht­en Szene her­an, die ihre men­schen­ver­ach­t­en­den Ziele auch mit Gewalt verfolgen.

In Cot­tbus existiert eine aktive Neon­aziszene. Aus dem Stadt­bild sind Rechte nicht wegzu­denken. Das ist nichts Neues, doch das Aus­maß von Gewalt und Ein­schüchterun­gen seit der Demon­stra­tion im Feb­ru­ar ist beun­ruhi­gend. Die rechte Szene selb­st ist in vie­len Bere­ichen des gesellschaftlichen Lebens präsent, die jet­zige Gewalt nur eine Facette des Problems.

Im Cot­tbuser Stadtzen­trum resi­diert in der Tauben­straße der Szeneladen The Dev­ils Right Hand. Die Anfang der 1990er Jahre in Sprem­berg gegrün­dete Recht­srock­band Frontalkraft ist in Cot­tbus gut ver­ankert. Eine rel­e­vante Min­der­heit der Fans des Zweitligis­ten FC Energie Cot­tbus pflegt Verbindun­gen in die Neonaziszene.

Seit den Kom­mu­nal­wahlen im Jahr 2008 ist die NPD mit zwei Verord­neten im Cot­tbuser Stadt­par­la­ment vertreten. Frank Hüb­n­er war schon zu DDR-Zeit­en Mit­glied ein­er neon­azis­tis­chen Wehrsport­gruppe. Ron­ny Zasowk ist Vor­sitzen­der des NPD-Kreisver­ban­des Spree­wald und gilt als auf­streben­der Kad­er der NPD. Die Partei tritt immer wieder mit Infor­ma­tion­sstän­den in Cot­tbus und Umge­bung in Erschei­n­ung, zulet­zt am 13. März in Burg, eine Woche später auf dem Vor­platz der Cot­tbuser Stadthalle.

Eine beson­dere Rolle spielt die Süd­bran­den­burg­er Kam­er­ad­schaftsstruk­tur Spreelichter. Sie ist maßge­blich in Cot­tbus aktiv und betreibt eine mod­ern gestal­tete Web­site, die mit ihren kurzen Video­clips, Aktions­bericht­en und anderen Veröf­fentlichun­gen weit über die Region hin­ausstrahlt. Eine Art Marken­ze­ichen ist ihre ständig wieder­holte Botschaft »Demokrat­en brin­gen uns den Volkstod«.

Die Parole ist in Cot­tbus nicht nur durch Aufk­le­ber und Sprühereien weit ver­bre­it­et. Ende Feb­ru­ar prangte sie meter­hoch an einem abriss­fer­ti­gen Hochhaus in Cot­tbus-Sach­sendorf. Beim Karneval­sumzug am 14. Feb­ru­ar führten mit Tier­masken verklei­dete Kam­er­ad­schaftsmit­glieder ein Trans­par­ent mit der Parole mit sich. Im Herb­st ver­gan­genen Jahres störten sie eine Wahlkampfver­anstal­tung der Linkspartei. Zu den Aktiv­itäten der Kam­er­ad­schaft gehören regelmäßig Schu­lun­gen, Heldenge­denken mit Fack­eln und Son­nen­wend­feiern. Dies alles soll auf die rechte Szene fes­ti­gend wirken.

Nicht zum ersten Mal häufen sich Vor­fälle rechter Gewalt in Cot­tbus. 2005 wurde eine Antifa-Ver­anstal­tung im Jugend­klub Frageze­ichen über­fall­en, 2007 eine Par­ty am gle­ichen Ort. Vor drei Jahren kam es immer wieder zu Angrif­f­en auf aus­ländis­che Studierende, Flüchtlinge und Migran­tInnen. Im Früh­jahr 2007 häuften sich eben­falls Angriffe, Bedro­hun­gen und Pöbeleien gegen alter­na­tive Jugendliche im Puschkinpark.

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Nach durchzechter Nacht

Tem­plin (ipr) Aus bish­er unbekan­ntem Grund haben zwei 24- und 25-jährige Män­ner am Don­ner­stagfrüh ver­gan­gener Woche in Tem­plin einen 21-Jähri­gen ver­prügelt. Bei dem Opfer dieser Gewalt­tat han­delt es sich um einen Men­schen mit Behin­derung. Die bei­den Tatverdächti­gen sym­pa­thisieren nach Infor­ma­tio­nen der Polizei mit der recht­en Szene.

Zum Grad der Behin­derung wollte San­dra Urland von der Press­es­telle der Polizei des Schutzbere­ich­es Uck­er­mark keine Auskun­ft geben. Allerd­ings soll die Behin­derung nicht offen­sichtlich sein.

Dass es sich bei dem 25-Jähri­gen gegen den bere­its am Fre­itag Haft­be­fehl erlassen wor­den war um den in Berlin wohnen­den Nino S. han­delt, der eine Woche zuvor vor dem Amts­gericht Pren­zlau eben­falls wegen ein­er gefährlichen Kör­per­ver­let­zung zu sechs Monat­en Haft auf Bewährung verurteilt wor­den war, wollte San­dra Urland eben­falls nicht bestätigen.

Nur leicht verletzt

Der Geschädigte war kurz vor 8 Uhr zu Fuß in der Robert – Koch – Straße unter­wegs, als er plöt­zlich und ohne ersichtlichen Grund von den bei­den Män­nern ange­grif­f­en wurde. Sie ris­sen ihm den Ruck­sack von den Schul­tern und schlu­gen auf ihn ein. Am Boden kauernd wurde ihm dann auch noch von einem der Bei­den in den Bauch getreten. Anschließend flüchteten die Tatverdächti­gen. Der junge Mann wurde bei dem Über­griff glück­licher­weise nur leicht verletzt.

Im Zuge der Nah­bere­ichs­fah­n­dung gelang es der Polizei, die bei­den stark alko­holisierten Tatverdächti­gen zu stellen. Bei­de waren in der Ver­gan­gen­heit bere­its mehrfach polizeilich in Erschei­n­ung getreten. Gegen sie wird nun wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ermit­telt. Der 24-Jährige wurde nach Aus­nüchterung, sowie Beendi­gung der polizeilichen Maß­nah­men wieder entlassen.

Inforiot