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(Anti-)Rassismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Haftstrafen nach Überfall in Premnitz

Mit einem Schuld­spruch endete heute der Prozess gegen die drei Prem­nitzer (Neo)nazis Alexan­der Michael Kneschke, Kevin Torsten Bergn­er und Peer Son­ntag vor dem Amts­gericht Rathenow.

In der Bewe­is­führung wurde den Angeklagten nachgewiesen in der Nacht zum 25. Okto­ber 2009 einen Punk nach ein­er zunächst ver­balen Auseinan­der­set­zung in ein­er Diskothek im bran­den­bur­gis­chen Prem­nitz (Land­kreis Havel­land) tätlich ange­grif­f­en und ver­let­zt zu haben. Das Opfer erlitt dabei unter anderem Frak­turen im Kopf- und Fußbereich.

Während der Ver­hand­lung bestrit­ten die Angeklagten die ihn ange­lasteten Straftat­en. Der von ihnen bestellte Vertei­di­ger dif­famierte das Opfer und unter­stellte dem Gericht (erfol­g­los) das dies „kein rechtlich­es Ver­fahren“ sei.

Der Punk und eine weit­ere Zeu­g­in überzeugten dage­gen durch die wahrheits­gemäße Wieder­gabe des Tat­geschehens und die glaub­würdi­ge Iden­ti­fika­tion der Täter.

Und die sind in Prem­nitz und darüber hin­aus keine Unbekannten.

Der 21 Jährige Zeitar­beit­er Alexan­der Michael Kneschke gehört seit spätestens 2005 dem (neo)nazistischen Milieu in Prem­nitz an, beken­nt sich zu den so genan­nten „Nationalen Sozial­is­ten Prem­nitz“ und unter­stützt Aktio­nen und Ver­anstal­tun­gen des NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe. Daneben fiel er in der Ver­gan­gen­heit auch durch die Beteili­gung an gewalt­täti­gen Über­grif­f­en, so am ver­sucht­en Bran­dan­schlag auf den Prem­nitzr Jugend­club im Jahr 2005, auf. Hier­für wurde er am 18. April 2007 wegen Verabre­dung zum Mord in Tatein­heit mit schw­er­er Brand­s­tiftung zu ein­er Frei­heitsstrafe von einem Jahr und acht Monat­en, aus­ge­set­zt zur Bewährung, verurteilt. Zu dem gilt als erwiesen das Kneschke der Drahtzieher hin­ter der zur Zeit inak­tiv­en so genan­nten „Red­watch“- Inter­net­seite steckt, bei der zahlre­iche „Antifaschis­ten“, darunter auch das aktuelle Opfer, mit Namen und Foto abge­bildet waren und denen dort, mehr oder weniger indi­rekt, mit Gewalt gedro­ht wurde.

Der 32 Jährige arbeit­slose Arbeit­slose Kevin Torsten Bergn­er ist seit Anfang der 1990er Jahren im (neo)nazistischen Milieu in Prem­nitz ver­ankert und gehörte, bis zu deren Ver­bot im April 2005, der so genan­nten Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“ an, mit deren weit­eren Mitglieder_innen er gemein­sam u.a. am (Neo)naziaufmarsch am 13. Feb­ru­ar 2005 in Dres­den teil­nahm. Haupt­säch­lich fällt er aber durch Roheits­de­lik­te auf, die zu zahlre­ichen Verurteilun­gen in den 1990er und Anfang der 2000er Jahre führten. Am 29. März 1999 wurde Bergn­er beispiel­sweise wegen eines bru­tal­en Über­falls auf einen Tre­ff­punkt jugendlich­er Punks am 30. Jan­u­ar 1998 recht­skräftig verurteilt.

Der 24 Jährige Sol­dat Peer Son­ntag bestritt auf der Anklage­bank Mit­glied des vom Gericht als „rechts“ beze­ich­neten (neo)nazistischen Milieus zu sein. Von ihm existieren jedoch fotografis­chen Auf­nah­men, die ihn als Teil­nehmer ein­er NPD Ver­anstal­tung am 16. Juni 2007 in Rathenow zeigen. Zu dem zeugte ein Heck­aufk­le­ber seines Pkw mit der Blut unter­legten Auf­schrift „No Go Area Zone Sup­port­er“ ein­deutig zu welchem Milieu er sich zuge­hörig fühlt.

Das Gericht hat­te nach der Bewe­is­führung und der erwiese­nen Schuldigkeit der Angeklagten nur noch die Urteile zu fällen.

Alexan­der Michael Kneschke wurde, auch in Anbe­tra­cht sein­er zahlre­ichen Vorstrafen, zu ein­er Frei­heitsstrafe zu einein­halb Jahren ohne Bewährung verurteilt.

Kevin Torsten Bergn­er wurde zu ein­er Frei­heitsstrafe von zwölf Monat­en, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung, verurteilt, weil in seinem Bun­deszen­tral­reg­is­ter­auszug nur eine Verurteilung wegen Belei­di­gung aus dem let­zten Jahr ver­merkt war. Selb­st das Gericht war über diese selt­same Ver­ringerung der Vorstrafen ihres noch gut bekan­nten „Kun­den“ aus den 1990er Jahren sehr ver­wun­dert, beließ es jedoch bei der Bewährungsstrafe.

Peer Son­ntag wurde zu ein­er Frei­heitsstrafe von neun Monat­en, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung, verurteilt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Links zum The­ma:
http://www.opferperspektive.de/Home/1006.html
http://de.indymedia.org/2009/10/264537.shtml
SPAMVERMEIDUNG.antifa_westhavelland@yahoo.de   http://westhavelland.wordpress.com

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Antifaschismus

Neonazis attackieren Parteibüros

Zwölf Attack­en ereigneten sich 2008, 18 ein Jahr später. 2010 wur­den bis­lang elf Angriffe gezählt.

Der jüng­ste Anschlag erfol­gte am 4. Juni 2010 in Pritzwalk – dort wur­den die Scheiben der Gebi­ets­geschäftsstelle der Partei einge­wor­fen. Drei Wochen später bek­lebten unbekan­nte Täter sämtliche Fen­ster der Geschäftsstelle in Jüter­bog mit recht­en Parolen.

Wie in Pritzwalk han­delt es sich zumeist um einge­wor­fene Fen­ster­scheiben. Die Täter hin­ter­lassen aber auch Hak­enkreuze oder wer­fen Farbbeu­tel. Fast immer ereignen sich die Angriffe in der Nacht. In allen gezählten Fällen gehen die Betrof­fe­nen von ein­er extremen recht­en Moti­va­tion aus. Die Kreis­geschäftsstelle der Partei Die Linke in Königs Wuster­hausen ste­ht offen­bar beson­ders mas­siv im Fokus mil­i­tan­ter Rechter. Dort gab es seit März 2009 ins­ge­samt sieben Angriffe.

Aus Kapaz­itäts­grün­den erfol­gte eine Anfrage nur bei den 35 Parteibüros der Linken im Land. Es ist jedoch davon auszuge­hen, dass nicht nur Ein­rich­tun­gen der Linken von recht­en Anschlä­gen betrof­fen sind. Das zeigt ein Vor­fall vom 22. Sep­tem­ber 2009. Ein 24-Jähriger beschimpfte und belei­digte damals Mitar­beit­er der SPD-Geschäftsstelle in Eber­swalde, ran­dalierte im Büro und zeigte anschließend den Hit­ler­gruß. Bere­its im Dezem­ber 2005 war­fen Neon­azis im Büro der SPD-Land­tagsab­ge­ord­neten Mar­ti­na Münch die Fen­ster­scheiben ein. Zu dem Anschlag bekan­nte sich ein »NS-Aktions­bünd­nis Cottbus«.

Anlass für die Ad-hoc-Recherche ist die anges­pan­nte Sit­u­a­tion in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Dort wur­den im April auf ein­er NPD-nahen Inter­net­seite die Adressen der Büros aller demokratis­ch­er Parteien veröf­fentlicht. Seit der Pub­lika­tion der Adressen wur­den 17 der gelis­teten Parteibüros ange­grif­f­en. Das ARD-Mag­a­zin Report Mainz berichtete Anfang Juni darüber. Die ARD-Recherchen ergaben eine Zahl von 95 Anschlä­gen seit 2009 im gesamten Bundesgebiet.

Siehe auch Neon­azis attack­ieren Büros von Abgeordneten

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(Anti-)Rassismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Prozess nach rassistischer Gewalttat in Potsdam

Der junge Mann soll am 17. Juni 2009 im Stadt­teil Schlaatz auf offen­er Straße einen Asyl­be­wer­ber mit den Worten »Scheiß-Afrikan­er« und »Nig­ger« belei­digt und mehrmals geschla­gen haben.

Der aus Nige­ria stam­mende Betrof­fene hat bis heute unter den Fol­gen des Angriffs zu leiden.

Prozesster­min Don­ner­stag, 1. Juli 2010, 13:30 Uhr, Amts­gericht Pots­dam, Jus­tizzen­trum, Saal 24

Infor­ma­tio­nen Christoph Schulze
Tele­fon 0151 59100086

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Arbeit & Soziales

Kulturfrühstück in Innenstadt

Am ver­gan­genen Son­ntag haben Bewohner­In­nen und Sym­pa­thisan­ten des Wohn­pro­jek­tes Tornow­strasse (Pots­dam-Her­mannswerder) ein Kul­turfrüh­stück auf dem Pots­damer Luisen­platz ange­boten. Damit woll­ten sie der Öffentlichkeit auf ihr dro­hen­des Aus hinweisen.

Das Wohn­pro­jekt beste­ht nun schon seit mehr als 10 Jahren auf der Insel Her­mannswerder. Dort im Grü­nen gibt es eine Gemein­schaftswohn­baracke mit Gemein­schaft­sräu­men und san­itären Anla­gen und auf dem Gelände einen Bauwa­gen­platz. In dem gesamten Wohn­pro­jekt leben 13 Erwach­sene und 8 Kinder. Vor Ort wird unter anderem seit ger­aumer Zeit ein­mal im Monat ein Kul­turfrüh­stück ange­boten, eben ein gemein­sames Früh­stück­en mit Kul­tur­pro­gramm, und außer­dem gibt es dort die Möglichkeit Kanus für preiswertes Geld auszulei­hen. Getra­gen wird das Wohn­pro­jekt von zwei Vere­inen. Seit mit­tler­weile zwei Jahren gibt es nun mit der Stadt Pots­dam Auseinan­der­set­zun­gen um das Are­al und das Wohn­pro­jekt. Laut dem Flächen­nutzungs­plan ist das Gelände als Grün­fläche einge­tra­gen, eine Nutzung als Wohn­fläche also nicht vertret­bar. Beson­ders die Wagen­burg ist der Pots­damer Stadtver­wal­tung ein Dorn im Auge. So wurde von Seit­en der Stadt eine Besei­t­i­gungsanord­nung an die Bewohner­In­nen ver­sandt. Dage­gen sind diese nun mit ein­er Klage vorge­gan­gen, was zumin­d­est erst ein­mal Zeit mit sich bringt. Doch bis Sep­tem­ber 2012 muss nun eine Lösung gefun­den wer­den, denn zu diesem Zeit­punkt soll die Nutzung durch Ver­mi­etung auslaufen.

Auf dem Luisen­platz fungierte die Lade­fläche eines LKW als Bühne für Pro­gramm und Infor­ma­tio­nen zum aktuellen Stand. Von einem großen Verpfle­gungszelt kon­nten sich die ver­schiede­nen Anwe­senden, darunter auch zahlre­iche Touris­ten, gegen eine Spende mit aller­lei veg­a­nen und veg­e­tarischen Sachen verkösti­gen. Sport­geräte wur­den bere­it gestellt und/oder men­sch kon­nte auf den zahlre­ichen Sitz­gar­ni­turen Platz nehmen. Auch der Pots­damer Umson­st­laden aus dem Wohn­pro­jekt der Char­lot­ten­strasse war präsent. Auf eini­gen Infotafeln kon­nten sich inter­essierte Men­schen über das Haus­pro­jekt und die alter­na­tive Szene Pots­dams informieren. Neben­bei spielte eine Lie­der­ma­cherin auf der impro­visierten Bühne. Die Öffentlichkeit war sichtlich ange­tan von der Szener­ie. Bleibt nur zu hof­fen, dass die Tornow­strasse erhal­ten bleibt und sich die Szene kämpferisch an deren Seite stellt.

Autonome und selb­st­bes­timmte Räume erkämpfen! 

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(Anti-)Rassismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Premnitzer Neonazis wegen brutalem Überfall vor Gericht

Den zum Teil ein­schlägig vorbe­straften Neon­azis wirft die Staat­san­waltschaft gefährliche Kör­per­ver­let­zung vor. Sie sollen in der Nacht zum 25. Okto­ber 2009 in Prem­nitz (Havel­land) einen Punk aus ein­er Gruppe her­aus bru­tal zusam­mengeschla­gen haben.

Am Tattag besuchte der Punk mit zwei Fre­un­den eine Dis­co. Schon in der Diskothek war er von dem Angeklagten Peer S. wegen sein­er poli­tis­chen Ein­stel­lung in Diskus­sio­nen ver­wick­elt und immer wieder kör­per­lich ange­gan­gen wor­den. Die Sit­u­a­tion dro­hte vor dem Lokal zu eskalieren. Um weit­eren Auseinan­der­set­zun­gen zu ent­ge­hen, ver­lies der Betrof­fene mit seinen Fre­un­den den Ort des Geschehens. In unmit­tel­barere Nähe der Diskothek wurde er jedoch von ein­er ver­mummten Per­son zu Boden geris­sen. Hinzuk­om­mende Angreifer trat­en und schlu­gen auf ihn ein. Der Punk ver­let­zte sich bei dem Über­fall schw­er und musste mit ein­er eingeschla­ge­nen Nase, gebroch­en­em Fuß und Hämatomen im Kranken­haus behan­delt wer­den. Seine Beglei­t­erIn­nen wur­den bei dem Angriff leicht verletzt.

Laut Ermit­tlun­gen der Staat­san­waltschaft griff der Haup­tangeklagte Alexan­der K. den Punk als Erster an und schlug bru­tal auf ihn ein. Alexan­der K. ist kein Unbekan­nter in der regionalen recht­en Szene. Bere­its 2007 wurde er vom Landgericht Pots­dam wegen Verabre­dung zum Mord in Tatein­heit mit schw­er­er Brand­s­tiftung verurteilt. Mit anderen Recht­en hat­te er einen Über­fall auf den Prem­nitzer Jugend­klub geplant. Hier tre­f­fen sich vor allem alter­na­tive Jugendliche. Die Neon­azis woll­ten den Klub mit Molo­tow­cock­tails angreifen und die BesucherIn­nen ver­prügeln. Weit­er Verurteilun­gen wegen Ver­stoß gegen das Waf­fenge­setz, Kör­per­ver­let­zung und Bedro­hung fol­gten. Derzeit ste­ht Alexan­der K. unter Bewährung. Die hier ver­han­delte Tat wurde nur einen Monat nach sein­er let­zten Verurteilung verübt.

Laut Infor­ma­tio­nen der Antifa soll Alexan­der K. Mit­glied der Prem­nitzer Kam­er­ad­schaftsszene sein und die NPD aktiv unter­stützten. Zudem soll er die erst kür­zlich abgeschal­tete regionale Anti-Antifa-Seite betrieben haben. Auf der Inter­net­seite waren Infor­ma­tio­nen über ver­meintliche Linke und AntifaschistIn­nen samt Porträt­fo­tos, Namen und Wohnan­schrift zusammengetragen.

Auch der Mitangeklagte Kevin B. wurde bere­it mehrfach wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung verurteilt. Seine Opfer sind vorzugsweise Punks. Zulet­zt im April 2009 soll er einen Punk in einen örtlichen Super­markt ver­fol­gt und dann geschla­gen haben.

Prozesster­min 30. Juni, 10 Uhr, Amts­gericht Rathenow, Saal 1, Raum 2.13

Infor­ma­tio­nen Judith Porath
Tele­fon 0151 59100082

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Spontandemo in der Innenstadt

Anlässlich des bevorste­hen­den Nazi­auf­marsches wurde nochmal die Antifaschis­tis­che Botschaft der Jugend laut­stark skandiert und um die Teil­nahme der Bevölkerung an Gege­nak­tiv­itäten am näch­sten Tag zu beflügeln.

Anlässlich des am 26.06.10 erwarteten Nazi­auf­marsches kam es am Vor­abend von einem angekündigten Kiezs­pazier­ganges zu ein­er Spon­tandemon­stra­tion in der Innen­stadt Fin­ster­waldes (Süd­bran­den­burg). Gegen 21uhr wurde in der Leipziger Straße ges­tartet. Unter laut­en kämpferischen Sprechchören zogen Ca.70 Leute teils ver­mummt durch die Naunen­dor­fer Straße und began­nen Feuer­w­erk­skör­p­er zu zün­den. Nun ging es weit­er über den Mark­t­platz wo auch die bewährten Ben­galis­chen Fack­eln zum Ein­satz kamen. Gle­ichzeit­ig kon­nte Men­sch sich an bun­ten Rauchtöpfen erfreuen. Am ende des Mark­t­platzes geri­eten dann wohl die Besuch­er bzw. Mitar­beit­er der Nova Lounge(Juppiebar) ins schwitzen und ran­nten gle­ich zu ihren Fahrzeu­gen um diese in Sicher­heit zu brin­gen. Weit­er ging es nun auf die Berlin­er Straße und generell durch die Innen­stadt. Nach­dem einige Eck­en mitgenom­men wur­den kam Men­sch auch bald wieder am Mark­t­platz an. Zugle­ich wurde dort die spon­tane Zusam­menkun­ft von mehreren Polizeifahrzeu­gen eingekreist. Gegen­wär­tig löste sich alles sehr zügig auf und zer­streute sich unmit­tel­bar. In der Periph­erie kam es dann noch zu 2 Per­so­n­en­fest­stel­lun­gen wegen ange­blich­er Beteili­gung an ein­er ille­galen Ver­samm­lung sowie des abbrennes von Feuer­w­erk­skör­pern. Ins­ge­samt dauerte das lustige Spek­takel rund 20 Minuten. Ben­ga­los, Rauchtöpfe und Feuer­w­erk­skör­p­er hiel­ten die Leute gut auf trapp und erzeugten eine allum­fassend kämpferische Atmosphäre.

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Antifaschismus

Der lange Februar der Antifa

Aus­ge­lassene Stim­mung herrschte am 29. Mai dieses Jahres unter den 500 sehr zivilen Unge­hor­samen in der Kle­in­stadt Bernau. Unter dem Mot­to Bran­den­burg naz­ifrei hat­te sich ein erstaunlich bre­ites Bünd­nis gegen einen Auf­marschmarathon der lokalen Kam­er­ad­schaft gebildet und es geschafft, die Nazis am Bahn­hof festzusetzen.

2010 scheint ein schlecht­es Jahr für auf­marschfreudi­ge Nazis zu wer­den. Durch den Erfolg der Block­ade von Dres­den im Feb­ru­ar inspiri­ert, haben sich zahlre­iche Bünd­nisse auf das Block­adekonzept mit dem Aktion­skon­sens von Dres­den ein­ge­lassen. In Lübeck, Berlin, Erfurt und zahlre­ichen weit­eren Städten mussten die Nazis nach weni­gen Metern umkehren. Zeit also, das Block­adekonzept ein­er gründlichen Reflex­ion zu unterziehen.

Eine zen­trale Frage, die sich nicht nur auf der Bilanz- und Strate­giekon­ferenz in Jena stellte, lautet: Ist mit den Block­aden ein Paten­trezept gefun­den, um Nazi­aufmärsche zu ver­hin­dern oder gar das Erstarken der extremen Recht­en zu stoppen?

Grund­sät­zlich gilt: Ker­nele­mente des Block­adekonzepts sind die öffentliche Ankündi­gung der Block­aden, ein bre­ites poli­tis­ches Bünd­nis und eine akribis­che organ­isatorische und tak­tis­che Vor­bere­itung der Aktion selbst.

Durch einen klaren Aktion­skon­sens soll eine bre­ite Beteili­gung ermöglicht wer­den und poli­tis­ch­er Druck auf die Ver­ant­wortlichen in den Staat­sap­pa­rat­en aus­geübt wer­den. In diversen Work­shops wur­den bei der Kon­ferenz in Jena diese und weit­ere Aspek­te des Block­adekonzepts vorgestellt und disku­tiert. Ein Wis­senstrans­fer und ‑aus­tausch zur Funk­tion von Aktion­sräten, Medi­en­ar­beit, Busor­gan­i­sa­tion, Bezugs­grup­pen und Fünf-Fin­ger-Tak­tik stand hier­bei im Zen­trum. Wie kön­nen Bünd­nisse gebildet wer­den, welche Tak­tik haben Polizei und Jus­tiz gegen Block­aden? Diese Erfahrun­gen sollen nun in einem bald erscheinen­den Block­ade-Read­er fest­ge­hal­ten werden.

Die Unter­schiedlichkeit der Bünd­nis­part­ner­In­nen wird sowohl bei den the­o­retis­chen Aus­gangspunk­ten und als auch bei den Per­spek­tiv­en deut­lich. Auf der einen Seite ste­ht eine starke Bezug­nahme auf das von Haber­mas pop­u­lar­isierte Ver­ständ­nis von zivilem Unge­hor­sam (ZU). Dem­nach ist ZU eine Protest­form des Bürg­ers gegen einen unhalt­baren Zus­tand, bei dem bewusst und unter Akzep­tanz der juris­tis­chen Kon­se­quen­zen gegen gel­tendes Recht ver­stoßen wird. Grund­lage des Haber­mass­chen Begriffs vom ZU ist jedoch die grund­sät­zliche Anerken­nung der Legit­im­ität der staatlichen und poli­tis­chen Ord­nung. Haber­mas tren­nt so den Wider­stand der Rev­o­lu­tionärIn­nen vom Unge­hor­sam der BürgerInnen.

Die Protestform gegen einen unhaltbaren Zustand

Die Inter­pre­ta­tion des ZU durch Haber­mas ist in der BRD hege­mo­ni­al. Sie liefert den the­o­retis­chen Rah­men der seit Dres­den in der Öffentlichkeit neu ent­flammten Debat­te um die Legit­im­ität dieser Protest­form. Das Aushängeschild der ord­nungsstaats­fa­natis­chen Recht­en, Eckard Jesse, sprach in der FAZ (6.5.10) von ein­er “block­ierten Demokratie” und geißelte die Rechtsver­let­zung aus Gewis­sens­grün­den. In der lib­eralen Presse von taz bis FR wurde die Gegen­po­si­tion, beson­ders nach den schar­fen Angrif­f­en auf Thierse nach dem 1. Mai, mit der Begrün­dungslogik von Haber­mas vertreten. Obwohl die radikale Linke maßge­blich­er Organ­isator der ver­schiede­nen Massen­block­aden war, fehlt es an ein­er sin­nvollen Inter­ven­tion in diese öffentliche Debat­te. Diese “Sprachlosigkeit” speist sich aus ein­er man­gel­nden the­o­retis­chen Fundierung eines eige­nen Begriffs von zivilem Unge­hor­sam, der dynamis­ch­er ist und die Radikalisierungs­funk­tion kollek­tiv­er Regelver­stöße betont.

In der Antifa-Szene ist das Echo auf den Erfolg des Block­adekonzepts geteilt. Ein­er­seits sehen viele den realen Effekt — frus­tri­erte Nazis und Mobil­isierungser­folge der Antifa — und organ­isieren fed­er­führend die lokalen Block­aden. Ander­er­seits gibt es ein Rumoren über die man­gel­nde Action - es ist für eine sich radikal gerierende jugend­kul­turell ori­en­tierte Bewe­gung ja auch nicht ger­ade ein großer Wurf, sich hinzuset­zen, beson­ders, wenn der Sitz­nach­bar ein Bürg­er­meis­ter sein kön­nte. Tat­säch­lich ist die Befürch­tung ein­er Inte­gra­tion in die “Zivilge­sellschaft” und den Staat­san­tifaschis­mus der Berlin­er Repub­lik nicht von der Hand zu weisen. Diese Inte­gra­tions­ge­fahr beste­ht jedoch bei allen poli­tis­chen Kämpfen. Wenn der gesellschaftliche Kon­flikt um Block­aden befriedet wäre und die Naziprob­leme behoben, kön­nte sich die radikale Linke sich­er auch stärk­er anderen The­men zuwenden.

Den­noch liegt in den Block­aden ein wichtiger poli­tis­ch­er Impuls. AktivistIn­nen ver­schieden­er Couleur ler­nen sich ken­nen, bauen Vorurteile ab, stre­it­en und ler­nen sich bei aller Unter­schiedlichkeit in ein­er gemein­samen Aktion zu ver­trauen. Von entschei­den­der Bedeu­tung wird es aber sein, das Moment der Sub­ver­sion durch die Block­aden aufrechtzuer­hal­ten. Das Bege­hen und Erleben eines kollek­tiv­en Regelver­stoßes ist ein emi­nent poli­tis­ch­er Akt. Nicht blin­d­lings nach den Buch­staben des Geset­zes zu han­deln, son­dern aus poli­tis­chen Motiv­en Recht und Gerechtigkeit abzuwä­gen ist eine wichtige Erfahrung.

Die For­men eines kollek­tiv­en Regelver­stoßes brin­gen etwas Bewe­gung in die ver­regelte und kon­flik­tscheue poli­tis­che Kul­tur der BRD. Studierende haben mit Gebühren­boykot­ten und “Banküber­fällen” bere­its einen Trans­fer zum Sozialen Unge­hor­sam ver­sucht. Aber auch in anderen Bere­ichen bieten sich kon­fronta­ti­vere Kon­flik­t­for­men an — zum Beispiel beim kom­menden Cas­tor-Trans­port oder den Protesten gegen das aktuelle Sparpaket der Regierung. Die Erfahrun­gen der Antifa-Bewe­gung kön­nen dabei frucht­bar gemacht wer­den. Ein anschlussfähiges radikalisieren­des Aktion­sreper­toire, auch über die bish­eri­gen Massen­block­aden hin­aus, wird bei diesen Protesten nötig wer­den. Dazu bedarf es ein­er The­o­retisierung der Prax­is und ein­er Her­stel­lung ein­er Sprech­fähigkeit der radikalen Linken in diesen Protesten.

Hen­ning Obens

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Antifaschismus

NPD kündigt kurzfristig Demo für Samstag in Finsterwalde an

Fin­ster­walde - Auf ihrer Inter­net­seite kündigt der NPD Lan­desver­band Bran­den­burg eine Demon­stra­tion unter dem „Deutsches Geld für deutsche Auf­gaben! Sozial­räu­ber stop­pen!“ am kom­menden Sam­stag, den 26. Juni, im süd­bran­den­bur­gis­chen Fin­ster­walde an. Der Auf­marsch ist der erste nach knapp 19 Jahren. 

Trotz der kurzfristig Ankündi­gung wollen Antifaschist_innen vor Ort aktiv wer­den und bit­ten um Unter­stützung. Die Nazis tre­f­fen sich um 9. 30 Uhr am Bahn­hof Finsterwalde.

 

Ab 10 Uhr will die Stadt Fin­ster­walde ein Fest auf dem Mark­t­platz unter dem Mot­to „Fin­ster­walde zeigt Gesicht – für Demokratie und Tol­er­anz“ ver­anstal­ten. Antifaschist_innen in der Region rufen auf, den Nazis bere­its am Bahn­hof entgegenzutreten.


Achtet auf aktuelle Ankündigungen. 

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(Anti-)Rassismus (Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Öffentlichkeit für „Lange Kerls“ lautstark verhindert

Für den let­zten Sam­stag, den 19.06.2010, kündigte die Pots­damer Riesen­garde „Lange Kerls“ ihre so genan­nte öffentliche Rekru­tierung  Am Kutschstall/ Neuen Markt in Pots­dam an, um ihr 20-jähriges Beste­hen zu feiern und neue Mit­glieder anzuwer­ben. Voraus­set­zun­gen sind die Größe ab 1,88m und „gute Zäh­nen“ um auf Papier­pa­tro­nen kauen zu kön­nen. Gesucht wurde mit dem ras­sis­tis­chen Ter­mi­ni auch noch ein „Mohren-Pfeif­fer“, der die Quer­flöte beherrsche.

Um wieder ein­mal, wie vor knapp über zehn Jahren, den Auftritt der „Lan­gen Kerls“ zu stören, riefen Pots­damer Grup­pen dazu auf, kreativ gegen die Preußenanhänger_innen zu protestieren. Der laut­starke Protest formierte sich aus dem Klang ein­er Sound­mas­chine, dem Tröten von Vuvuze­las und Rufen „Nie wieder Preußen!“, sodass sich um die Mit­tagszeit über 30 Protestler_innen und 15 „Lange Kerls“ und ihre Fans gegenüber­standen.  Nach Angaben des RBB wurde wohl But­ter­säure in den Hof geschüt­tet, sodass sich ein stark­er Ges­tank ausbreitete.

Aufgestellt in zwei Rei­hen schienen noch anfangs die selb­st ernan­nten Sol­dat­en Friedrichs vom Ges­tank, den Parolen und Geblase recht unbeein­druckt. Nach Aus­sagen eines „Lan­gen Kerls“ sollte ihre Gelassen­heit ihre „preußis­che Tol­er­anz“ demon­stri­eren- was schließlich damit endete, dass sie zwis­chen­zeitlich stille Beobachter des bru­tal­en Vorge­hens der Polizei gegen die Protestieren­den wurden.

Auf­grund des hohen Geräusch­pegels mussten sie wohl oder übel ihrer Preußen­ro­man­tik im Gewölbe­saal am Kutschstall nachge­hen. Die anwe­senden Polizist_innen ver­hiel­ten sich während­dessen alles andere als deeskalierend.
Mit Schlä­gen und Trit­ten wur­den die Protestieren­den aus dem Gang des Hofes gedrängt, sodass eine Sitzblock­ade ent­stand, die mit Würge­grif­f­en und Ton­faschlä­gen geräumt wurde. Schließlich wur­den einige Per­son­alien fest­gestellt.
Platzver­weise wur­den erst bei der Sitzblock­ade vor dem Hof aus­ge­sprochen, sodass das gewalt­same Zurück­drän­gen der Polizei aus dem Hof unver­hält­nis­mäßig war.

Es ist von Glück zu sprechen, dass bei diesem Polizeiein­satz nie­mand kör­per­lich schw­er ver­let­zt wurde.
Den­noch kann diese Aktion als erfol­gre­ich gew­ertet wer­den, da wieder ein­mal ein preußisch-mil­i­taris­tis­ches Schaus­piel der „Lan­gen Kerls“ in Pots­dam keine bre­ite Öffentlichkeit errin­gen kon­nte und dage­gen ein Zeichen geset­zt wurde.

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(Anti)militarismus

Öffentliche Rekrutierung der “Langen Kerls” gestört

Am 19. Juni woll­ten die soge­nan­nten „Lan­gen Kerls“ eine öffentliche Rekru­tierung auf dem Pots­damer Kutschstall abhal­ten. Diese öffentliche Insze­nierung preußis­chen Mil­i­taris­mus‘ ist keines­falls eine päd­a­gogis­che, „anfass­bare“ Form der Geschichtsver­mit­tlung, son­dern Geschicht­sklit­terung auf Höch­st­stand. Und so fand sich eine Gruppe von fün­fzig Potsdamer_innen zusam­men um die öffentliche Insze­nierung preußisch-deutschen Geschicht­sre­vi­sion­is­mus zu verhindern.

Mit Trans­par­enten block­ierten sie den Blick der Zuschauer_innen auf die Lan­gen Kerls und verun­möglicht­en ihnen somit die ungestörte Fort­set­zung ihrer Rekru­tierung. Die anwe­senden Beamt_innen, vor allem diejeni­gen in Ziv­il, zogen sich zwar schon ein­mal ihre Leder­hand­schuhe über, beschränk­ten sich aber auf das Abfil­men der Proteste. Sie dürften eben­so wie die Lan­gen Kerls sehr viel Freude daran gehabt haben, denn der gesamte Kutschstall roch erbärm­lich nach Buttersäure.

Der reale Kern an der Darstel­lung der lan­gen Kerls ist wohl einzig die, immer wieder betonte, Orginal­ität­snähe der Kostüme. So gin­gen in Preußen zur Zeit der Lan­gen Kerls kaum eine Rekru­tierung ohne Zwangs­maß­nah­men voran. Auf den Alko­hol, welchen sich die preußis­chen Sol­dat­en genehmigten, standen damals empfind­liche Strafen. Gegen zwölf Uhr ver­ließen die Lan­gen Kerls ihren Posten um Mit­tag zu essen. Dabei sprachen sie auch den Protestierer_innen eine Ein­ladung aus, die kön­nten sich ein­mal „ordentlich durch­schnor­ren“ auf Kosten der „preußis­chen Tol­er­anz“. Schon die Wort­wahl macht deut­lich, wie weit es her ist mit dieser Toleranz.

Was dann fol­gte ist ein Parade­beispiel für die Unfähigkeit der Pots­damer Polizei. Den Linken, welche die Ein­ladung zum Mit­tags­mahl annehmen woll­ten, wurde die Tür vor der Nase zugeschla­gen. Gegen die dann ein­set­zen­den Empörungsrufe, ging der Ein­sat­zleit­er der Polizei gemein­sam mit zwei sein­er Kol­le­gen äußerst rabi­at vor. Inner­halb weniger Sekun­den vari­ierte er seine „Tak­tik zur Beruhi­gung der Lage“ von der ein­fachen Bitte die Musik abzustellen hin zum unkon­trol­lierten Schub­sen und Treten der Protestierer_innen. Von dem dann entste­hen­den Tumult waren wohl auch die anderen Beamt_innen über­rascht, sie zück­ten ihre Schlagstöcke, bzw. Ton­fas und began­nen ihrem Ein­sat­zleit­er nachzueifern. Daraufhin set­zten sich die Linken unter Rufen wie „Nie wieder Preußen“ auf den Boden. Dies war zumin­d­est kurzzeit­ig dazu geeignet, die Lage zu deeskalieren und Über­sichtlichkeit herzustellen. Aber auch damit waren der Ein­sat­zleit­er und seine Scherg_innen überfordert.

Der Ein­sat­zleit­er besann sich noch (nach Hin­weis durch die Protestier_innen), dass er die Ver­anstal­tung erst als been­det erk­lären muss um kör­per­liche Gewalt einzuset­zen. Bei der Räu­mung der Sitzblock­ade allerd­ings, war alles Fach­wis­sen schon wieder dahin. Zivil­beamte schlu­gen mit ihren Schlagstöck­en auf die Arme sitzen­der, pas­siv Wider­stand leis­ten­der Men­schen, es gab mehrere Beamt_innen welche durch Würge­griffe oder Griffe in die Augen­höh­le ver­sucht­en die Linken aus der Tor­e­in­fahrt des Kutschstalls zu ent­fer­nen. Let­z­tendlich gelang ihnen das auch. Bemerkenswert ist auch eine Beamtin, welche wohl als einzige die Sinnlosigkeit der Gewalt bemerk­te und rief: “Warum lassen wir sie nicht ein­fach sitzen?“. Dazu sagt Sarah Beck­ett vom ak_antifa_potsdam: „Es ist dem reinen Zufall zu ver­danken, dass die Teilnehmer_innen der Sitzblock­ade keine schw­er­eren Ver­let­zun­gen davonge­tra­gen haben bei ihrem Ver­such der Glo­ri­fizierung des preußis­chen Mil­i­taris­mus mit friedlichen Mit­teln etwas entgegenzusetzen.

Bis auf die völ­lige unnötige Eskala­tion am Ende der Ver­anstal­tung durch die Pots­damer Polizei, sehen wir die Aktion allerd­ings als vollen Erfolg an. Wir kon­nten ver­hin­dern, dass die Lan­gen Kerls unkom­men­tiert eine Art preußis­ches Dis­ney­land nach­spie­len und den wahren Kern ihrer hochgelobten preußis­chen Tol­er­anz als gewalt­täti­gen Auss­chluss von Kritiker_innen entlarvt.“

Inforiot