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Antifaschismus

Strausberg blockierte

INFORIOT Am Sam­stag, dem 19. Juni wurde in Straus­berg eine Nazidemon­stra­tion der „Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) durch das Bünd­nis „Bran­den­burg naz­ifrei“ zusam­men mit vie­len Unter­stützerIn­nen ver­hin­dert. Eine friedliche Sitzblock­ade von 300 Men­schen stoppte die Recht­en nach weni­gen hun­dert Metern. Für die Nazis hieß das: Kehrt marsch – nur einen Bruchteil ihrer geplanten Strecke von mehreren Kilo­me­tern kon­nten sie absolvieren.

Drit­ter ver­hin­dert­er Naziaufmarsch

Somit sind inner­halb weniger Wochen drei von vier bish­eri­gen Ter­mi­nen in der KMOB-Demor­ei­he durch Nor­dost­bran­den­burg dank der Protes­tak­tio­nen verun­möglicht worden.

In Bernau gab es eben­falls eine erfol­gre­iche Block­ade. In Eber­swalde hinge­gen verzichtete die KMOB angesichts des angekündigten Wider­stands gle­ich ganz auf die Anreise. Nur in Bad Freien­walde kon­nte die KMOB laufen – das rück­sicht­slose und stel­len­weise bru­tale Vorge­hen der Polizei dort behin­derte offen­siv­en antifaschis­tis­chen Protest.

110 Neon­azis – bei den Gegen­protesten ins­ge­samt 500 Menschen

Am Sam­stag in Straus­berg hat­ten sich mit­tags indes rund 110 Rechte am Bahn­hof Vorstadt ver­sam­melt. Ihnen ent­ge­gen stell­ten sich ins­ge­samt rund 500 Men­schen. Die Polizei (mit mehreren Hun­dertschaften im Ein­satz) hat­te das Bahn­hof­s­gelände mit Ham­burg­er Git­tern akribisch abgesperrt.

Von ein­er Kundge­bung in der Nähe aus wur­den die Neon­azis zunächst mit laut­en „Nazis raus“-Rufen in Emp­fang genom­men. Erste Ver­suche, die Recht­en gle­ich am Bahn­hofvor­platz mit­tels Men­schen­block­aden zu stop­pen, scheit­erten am erneut sehr groben Gebaren der Polizei, die unter anderem Pef­fer­spray einsetzte.

Die Neon­azis liefen los und san­gen höh­nisch: „Wo bleibt euer Widerstand?“

Rund 300 Per­so­n­en blockierten

Der antifaschis­tis­che Wider­stand kam dann, schneller und stärk­er als sich die Neon­azis wohl hät­ten träu­men lassen. Gle­ich um die Ecke, an der Kreuzung Land­hausstraße-Thäl­mannstraße, wurde block­iert. Die Men­schen­menge dort wuchs schnell auf bis zu 300 Per­so­n­en an. Darunter waren junge Antifas aber auch viele Bürg­erIn­nen und VertreterIn­nen von Parteien und Vere­inen. Ihr schloss sich in 50 Metern Ent­fer­nung eine zweite Block­ade mit etwa 40 Men­schen an.

Schnell wurde klar: Die Menge war zu groß, um von der Polizei ohne weit­eres geräumt wer­den zu kön­nen. Frus­tri­ert dreht­en die Neon­azis um, ließen sich von der Polizei zum Tre­ff­punkt zurück­führen – und kurz vor 14 Uhr ging es ab nach Haus. Jubel und Applaus gin­gen durch die block­ierende Menge, als dort die Nachricht vom Sieg ankam.

Über­griffe der Polizei nach erfol­gre­ich­er Blockade

Ein Wer­mut­stropfen ist, dass die Polizei darauf bestand, die Per­son­alien aller Block­ieren­den aufzunehmen. Die Men­schen woll­ten ihren Erfolg gebührlich feiern, wur­den wegen der ausste­hen­den Iden­titäts­fest­stel­lung aber am Block­adepunkt fest­ge­hal­ten. Über einen län­geren Zeitraum wurde verhandelt.

Schließlich räumte die Polizei dann die Block­ade, die inzwis­chen gar keine mehr sein wollte. Dabei kam es zu etlichen Über­grif­f­en und Gewalt­tat­en seit­ens der Polizei. Teil­weise wur­den die ehe­ma­li­gen Block­ieren­den mit Polizeigrif­f­en ange­gan­gen, über die Straße geschleift und niedergehalten.

Bilanz der Polizei

(Update vom 21. Juni) Nach Angaben der Polizei wur­den nach der Block­ade die Per­son­alien von 230 Per­so­n­en aufgenom­men und 50 Platzver­weise aus­ge­sprochen. Acht Men­schen seien in Gewahrsam genom­men wor­den. Sieben Anzeigen wegen ver­schieden­er Vor­würfe wur­den aufgenom­men. Darunter ist eine Anzeige „wegen öffentlich­er Auf­forderung zu Straftat­en in Verbindung mit einem Ver­stoß gegen § 21 des Versammlungsgesetzes“.

Weit­ere rechte Demo in Manschnow

Für Sam­stag waren in der Region zwei weit­ere extrem rechte Ver­samm­lun­gen angekündigt: Das Som­mer­fest der DVU sowie eine Son­nen­wend­feier in der Uckermark.

Ihre vor­läu­fig let­zte Demon­stra­tion hat die KMOB für den kleinen Ort Man­schnow (Küstriner Vor­land) am 10. Juli angekündigt. Auch dort wird es Protes­tak­tio­nen vom Bünd­nis „Bran­den­burg naz­ifrei“ geben.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Termin für neuen Prozess um den Mord an dem Templiner Bernd K. steht fest

Am 28. Juli 2010 find­et vor dem Landgericht Neu­rup­pin die neue Hauptver­hand­lung gegen den Tem­plin­er Recht­sex­trem­is­ten Sven P. wegen der Tötung der Arbeit­slosen Bernd K. statt. Das teilte die Gerichtssprecherin Iris Le Claire mit. Der Prozess muss neu aufgerollt wer­den, weil der Bun­des­gericht­shof im Jan­u­ar die Höhe der ver­hängten Jugend­strafe gegen Sven P. aufge­hoben hat­te. Für den Mit­täter Chris­t­ian W. hat­te das Gericht das Urteil bestätigt.

Nach Auf­fas­sung der ober­sten Richter sei es nicht auszuschließen, dass der Tat­beitrag von Chris­t­ian W. tat­säch­lich größer war, als sich in der Beweisauf­nahme fest­stellen ließ. Daher habe das Landgericht im Rah­men der Strafzumes­sung nicht zulas­ten von Sven P. unter­stellen dür­fen, dass dieser als Allein­täter gehan­delt habe. Das bedeutet, dass die Verurteilung wegen Mordes Bestand hat, aber über die Höhe der Jugend­strafe neu zu ver­han­deln und entschei­den ist. Trotz­dem kann Sven P. auf ein milderes Urteil hoffen.

Der 19-jährige Sven P. wurde wegen Mordes zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der drei Jahre ältere Chris­t­ian W. muss wegen Bei­hil­fe zum Mord neun Jahre und drei Monate hin­ter Git­ter. In sein­er Urteils­be­grün­dung hat­te der Vor­sitzende Richter Gert Weg­n­er damals erk­lärt, die „Tat ist nicht in Worte zu fassen“. Er sprach von ein­er „unbe­grei­flichen Bru­tal­ität“. Mit Fußtrit­ten und Schlä­gen war das betrunk­ene Opfer bis zur Bewusst­losigkeit mis­shan­delt wor­den. Nach dem Blu­trausch ver­sucht­en die Täter, den 55-jähri­gen Mann anzuzünden.

Bernd K. wurde grausam mis­shan­delt und getötet, weil die Täter sich als Her­ren über Leben und Tod auf­spiel­ten und sich anmaßten, sein Leben als „min­der­w­er­tig“ und „ver­acht­enswert“ zu betrachten.

In sein­er Begrün­dung hat­te sich das Gericht auch auf das Geständ­nis von Chris­t­ian W. gestützt. Von ihm waren bei der Polizei Einzel­heit­en der Tat preis­gegeben wor­den. Sven P., der die höch­ste Strafe erhielt, schwieg bis zum Schluss. Lediglich am let­zten Ver­hand­lungstag hat­te der Anwalt eine Erk­lärung von Sven P. ver­lesen, wonach der das Opfer in der Tat­nacht am 22. Juli 2008 “nur leicht anges­tupst” haben will und dass Bernd K. noch gelebt haben soll als er die Werk­statt verließ.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Linker Fläming United (LFU): Antifaschistisches Aktionswochenende ein voller Erfolg

In den let­zten Monat­en war es hier zu Mord­dro­hun­gen und Sachbeschädi­gun­gen gegen ort­san­säs­sige Antifaschist_innen und Bran­dan­schlä­gen unter anderem auf das „Haus der Demokratie“ gekommen.

Das Aktionswoch­enende begann mit ein­er Ver­anstal­tung des Poli­tik­wis­senschaftlers Rolf Göss­ner, Vizepräsi­dent der Inter­na­tionalen Liga für Men­schen­rechte, zum The­ma „Staatlich­er Umgang mit Neon­azis“, an der 70 Men­schen teil­nah­men. Er kri­tisierte die Tätigkeit von Geheim­di­en­sten und das Ver­bot von Nazi-Organ­i­sa­tio­nen als anti­demokratisch und poli­tisch nicht zielführend. Stattdessen forderte er ein stärk­eres Engage­ment der Bürger_innen gegen Nazis, wie beispiel­sweise Sitzblock­aden von Nazidemon­stra­tio­nen. LFU-Sprech­er Nathan Rosen­thal: „ Uns freute beson­ders die rege Teil­nahme von Zossen­er Bürger_innen.“

Am Sam­sta­gnach­mit­tag fol­gte eine bunte und friedliche Demon­stra­tion unter dem Mot­to „NS-Ver­her­rlichung und Ver­harm­lo­sung den Boden entziehen!“, mit der 180 Per­so­n­en, darunter viele Zossener_innen, ihren Protest gegen die braunen Umtriebe in Zossen und Umge­bung auf die Straße tru­gen. In Rede­beiträ­gen wurde auf Nazistruk­turen in Bran­den­burg, die men­schen­rechtswidrige Res­i­den­zpflicht für Asylbewerber_innen und staatliche Folter von Abschiebe­häftlin­gen durch wieder­holte stun­den­lange Fes­selun­gen eingegangen.

Während der Demo gab es mehrere Aktio­nen ort­san­säs­siger Neon­azis. So fotografierte unter anderem Michael Brumme aus ein­er Woh­nung in der Berlin­er Straße Teilnehmer_innen der Demon­stra­tion mit ein­er hoch auflösenden Kam­era ab. LFU-Sprech­er Nathan Rosen­thal dazu: „Dies ist ein weit­er­er Ver­such, Antifaschist_innen einzuschüchtern. In der Ver­gan­gen­heit taucht­en der­ar­tige Fotos oft auf Schwarzen Lis­ten der Neon­azis auf und es wurde zu Gewalt aufgerufen.“

Der Höhep­unkt des Woch­enen­des war das Open Air-Konz­ert mit den bekan­nten Bands „Tur­bostaat“, „Antilopen­gang“ und dem „Tocotronic“-Sänger Dirk von Lowt­zow, zu dem 300 Besucher_innen vor allem aus Zossen und Umge­bung kamen. Nathan Rosen­thal: „ Wir waren ein wenig über­rascht, dass trotz des schlecht­en Wet­ters so viele Men­schen mit uns feierten.“ Viele der Konzertbesucher_innen blieben in bere­it­gestell­ten Zel­ten über Nacht.

Gegen Mit­ter­nacht kam es zu einem Zwis­chen­fall auf der Berlin­er Straße in unmit­tel­bar­er Nähe des Campgelän­des. Dort hielt die Polizei eine Gruppe von etwa 15 Recht­sradikalen auf und erteilte Platzver­weise. Diese hat­ten sich zuvor auf ein­er Pri­vat­par­ty des Zossen­er Neon­azis Christoph Schack aufge­hal­ten. LFU-Sprecherin Melanie Pät­zoldt: „Da antifaschis­tis­che Ver­anstal­tun­gen in der Ver­gan­gen­heit immer wieder Ziel der Zossen­er Neon­az­ibande waren, gehen wir davon aus, dass auch hier min­destens Störver­suche geplant waren.“ Schon 2006 grif­f­en bewaffnete Zossen­er Neon­azis eine Ver­anstal­tung zu Recht­sradikalis­mus in Tel­tow-Fläming an. Zulet­zt wurde das Shoa-Gedenken am 27. Jan­u­ar 2010 mas­siv durch „Lüge! Lüge!“-Rufe gestört.

LFU-Sprecherin Melanie Pät­zoldt: „ Zusam­men­fassend lässt sich sagen, dass das Aktionswoch­enende ein voller poli­tis­ch­er Erfolg war. Den Neon­azis kon­nte ein Woch­enende lang der öffentliche Raum weit­ge­hend ent­zo­gen wer­den. Beson­ders freute uns die Teil­nahme von Zossen­er Bürger_innen an den Ver­anstal­tun­gen. Ent­ge­gen der absur­den Panikmache durch Bürg­er­meis­terin Schreiber ver­lief das Woch­enende friedlich. Es wurde gezeigt, dass es auch in Zossen möglich ist, ein sol­i­darisches, unkom­merzielles Fes­ti­val zu ver­anstal­ten, auf dem sich alle Anwe­senden wohl fühlten und ein entschlossenes Zeichen gegen Neon­azis setzten.“

Nathan Rosen­thal, Melanie Pät­zoldt (Sprecher_innen des Linken Fläming United)

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Bundespolizei hilft 24-Jährigem ins Gefängnis

Cottbus/Berlin — Sel­tene Hil­festel­lung hat die Bun­de­spolizei einem 24 Jahre alten Mann gegeben: Sie ver­schaffte ihm am Fre­itagabend Zutritt ins Gefäng­nis in Cot­tbus-Dissenchen. Er sollte dort eine vier­monatige Haft­strafe antreten, wurde aber abgewiesen, weil er nur eine Kopie seines ver­lore­nen Per­son­alausweis­es zeigte, wie die Bun­de­spolizei am Dien­stag in Berlin mit­teilte. Der wegen Kör­per­ver­let­zung verurteilte Eisen­hüt­ten­städter wandte sich daraufhin an die Bun­de­spolizei. Die Beamten stellte seine Iden­tität zweifels­frei fest und sorgten dafür, dass er doch noch pünk­tlich in die Jus­tizvol­lzugsanstalt kam.

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Dorffest in Wallmow

In der Nacht zum Son­ntag des vor­let­zten Woch­enen­des (06.06.2010) war die Polizei mit mehreren Ein­satzwa­gen in Wall­mow präsent. Auf dem jährlich stat­tfind­en­den Dorffest waren gegen 22:00 Uhr eine Gruppe von jun­gen Män­nern aufge­taucht, die auf­grund ihres Äußeren der recht­en Szene zuzuord­nen waren.

Bekan­nt war den Dorf­be­wohn­ern lediglich Mar­tin W., der im let­zten Jahr an ein­er rechts­gerichteten Gewalt­tat in Wall­mow beteiligt war und im Feb­ru­ar diesen Jahres dafür vor dem Amts­gericht Pren­zlau zu ein­er Geld­strafe verurteilt wurde.

Im Nu hat­ten es die Recht­en durch ihr – nach Augen­zeu­gen­bericht­en – provozieren­des Auftreten geschafft, die Fest­stim­mung gegen Null zu fahren. Einige Dorf­be­wohn­er befürchteten Krawall und alarmierten die Polizei. Die kam dann auch zügig, weil neben den Glatzen auch vier Leute dabei waren, die T‑Shirts mit der Auf­schrift “Oder­front” tru­gen. Nach Auskun­ft der Press­es­telle der Polizei des Schutzbere­ich­es Uck­er­mark stell­ten die Ein­satzkräfte acht Per­so­n­en fest, die dem äußeren Erschei­n­ungs­bild nach der recht­en Szene zuzuord­nen waren. Bei den betr­e­f­fend­en Per­so­n­en wur­den laut Polizei Iden­titäts­fest­stel­lun­gen sowie Gefährder­ansprachen durchge­führt. Allerd­ings kam es nach Aus­sage der Press­es­telle zu kein­er­lei straf­baren Hand­lun­gen oder Störungen.

Nach Recherchen von gegenrede.info gehörten auch zwei Män­ner aus dem Umfeld der Freien Nation­al­is­ten Uck­er­mark (FNUM) zu der Gruppe mit den Oder­front-T-Shirts, Andreas K. und Christoph L. aus Schwedt. Gemein­sam mit dem drit­ten Oder­frontler David K. waren sie schon in diesem Jahr auf der recht­sex­tremen 1. Mai-Demon­stra­tion in Berlin gesichtet wor­den. Ob es sich hier­bei um einen ern­sthaften Ver­such han­delt, eine “freie Kam­er­ad­schaft” in Schwedt aufzubauen, ist derzeit noch unklar. Der vierte Oder­frontler war der ehe­ma­lige Wall­mow­er Mar­tin W., der mit­tler­weile eben­falls in Schwedt wohnt. Über einen Bericht auf gegenrede.info zur Sit­u­a­tion in Wall­mow von Feb­ru­ar 2010 anlässlich des Gericht­sprozess­es bei dem Mar­tin W. auf der Anklage­bank saß [siehe auch], gibt es derzeit eine Debat­te mit dessen Mut­ter im Forum.

Später kam dann auch ohne Krawall der Kranken­wa­gen zum Ein­satz. Christoph L. soll seinem Jap­py-Pro­fil­na­men “niemal­sleer” alle Ehre gemacht haben und so betrunk­en gewe­sen sein, dass er — fol­gt man den Augen­zeu­gen­bericht­en – reg­los am Boden lag und ins Kranken­haus gebracht wer­den musste. Die Sorge um den Kam­er­aden ließ dann auch die Truppe wieder abreisen, ver­muten Ein­wohn­er. Die Polizei wollte lediglich bestäti­gen, dass eine der betr­e­f­fend­en Per­so­n­en auf­grund eines medi­zinis­chen Prob­lems durch Ret­tungskräfte ins Kranken­haus gebracht wer­den musste.

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Polizei stürmt Antifa-Lautsprecherwagen

INFORIOT Am ver­gan­genen Sam­stag beteiligten sich rund 250 Men­schen in Bad Freien­walde an Protesten gegen einen Auf­marsch der Nazi-Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im (KMOB).

Das Bünd­nis Bran­den­burg Naz­ifrei, die Stadt Bad Freien­walde und viele Vere­ine und Ini­tia­tiv­en hat­ten zu einem “Fest der Vielfalt” und zur antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion mit 100 Teil­nehmenden nach Bad Freien­walde geladen. Sowohl die Demon­stra­tion als auch das Fest wur­den durch die Polizei gestört.

Antifa-Laut­sprecher­wa­gen von der Polizei gestürmt

Bere­its vor dem 12. Juni sig­nal­isierte der Polizei-Ein­sat­zleit­er, was er von friedlichem Protest gegen Nazis hält. Er ließ im Vor­feld ver­laut­en, er werde „dreck­ige Block­aden“ sofort gewalt­sam unterbinden. Eine Kundge­bung des Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit Bran­den­burg wurde am Bahn­hof nicht gestattet.

Am Sam­stag war die Polizei mit einem riesi­gen Aufge­bot in der Stadt: Das friedliche Fest am Mark­t­platz wurde mas­siv durch Polizeiab­sper­run­gen eingekesselt und mit mehreren Kam­eras abge­filmt. Die Polizei sprach all jenen, die den Bere­ich ver­lassen woll­ten, ohne Begrün­dung Platzver­weise aus.

Höhep­unkt der Polizei­willkür: Die Mod­er­a­torin der Antifa-Demo wurde aus dem Laut­sprecher­wa­gen gezo­gen, da diese an friedliche Block­aden, wie zwei Wochen zuvor in Bernau, erin­nerte. Die Polizei sah darin anscheinend einen Aufruf zu Straftat­en. Nur durch das Ein­schre­it­en mehrerer AnwältIn­nen wurde die Inge­wahrsam­nahme der Frau ver­hin­dert. Ins­ge­samt gab es an diesem Tag nach Polizeiangaben 60 Platzver­weise und 27 „Iden­titäts­fest­stel­lun­gen“.

70 bei Neonazi-Demo

An den bei­den vorheri­gen Woch­enen­den wur­den im Barn­im zwei Nazi­aufmärsche der KMOB ver­hin­dert. In Bad Freien­walde entsch­ied man sich für ein Fest auf dem Mark­t­platz, um den Nazis den Weg in die Innen­stadt zu ver­wehren. Der Auf­marsch der Nazis musste somit durch weniger pres­tigeträchtige Gebi­ete geschickt wer­den. Demon­stri­eren woll­ten sie für ein „freies Jugendzen­trum“, statt der 150 angekündigten, kamen jedoch ger­ade ein­mal 70 Mit­glieder und Sym­pa­thisan­tInnen der KMOB.

Darunter waren wie immer Aktivis­ten der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft „Front­bann 24“ aus Berlin, Aktivis­ten der NPD Märkisch Oder­land sowie weit­ere vere­inzelte Nazis aus Berlin, den Land­kreisen Barn­im, Uck­er­mark, Märkisch Oder­land und Oder-Spree. Gerufen wur­den Parolen wie „Nie wieder Israel“, „Juden raus aus Palästi­na“ oder auch „Nationaler Sozial­is­mus — Jetzt!“

Nach Angaben der Neon­azis und auf gegenrede.info habe eine Per­son mit einem Luft­gewehr einen Schuss auf die Demon­stra­tion abgegeben und einen Recht­en ver­let­zt. (Update: Auf gegenrede.info heißt es inzwis­chen in einem ergänzen­den Kom­men­tar: Wed­er Polizei noch Staat­san­waltschaft gehen zum jet­zi­gen Zeit­punkt von ein­er poli­tisch motivierten Tat aus. Es war ein Anwohn­er, der gen­ervt gewe­sen sein und aus dem Keller her­aus geschossen haben soll.)

Offi-Mitar­beit­er lädt Nazis ein

Bei ein­er Zwis­chenkundge­bung het­zte ein Red­ner der Neon­azis gegen das Jugendzen­trum „Offi“ in Bad Freien­walde. Daraufhin trat ein Mitar­beit­er des Offi an das Mikro­fon der recht­en Demon­stra­tion und hielt eine skan­dalöse Rede. Er wies darauf hin, dass die Neon­azis sein­er Ansicht nach im Offi willkom­men seien.

Viele Ziele wür­den sowohl Offi als auch die Neon­azis teilen. Let­ztere soll­ten sich lediglich etwas weniger völkisch und radikal insze­nieren, da sie son­st viele „Bürg­er“ ver­schreck­en würden.

Der Mitar­beit­er, der sich als Lehrer vorstellte, hat offen­bar eigen­mächtig und spon­tan agiert. Andere Mitar­beit­er und engagierte Jugendliche des Offi waren schock­iert, als sie von der Aktion erfuhren. Das Offi selb­st war maßge­blich an der Organ­i­sa­tion der Proteste gegen den Nazi­auf­marsch beteiligt. 

Hin­ter­gründe: Auf­marsch zum Jahrestag des Nazi-Brandanschlags

Für die alter­na­tive Jugend­szene in Bad Freien­walde ist der 12. Juni nicht irgen­dein Tag: In der Nacht vom 12. zum 13. Juni 2008 steck­te der Nazi Mar­cel Stechert das alter­na­tive Jugendzen­trum „Maquis“ in Brand. Im Jahr darauf organ­isierte die KMOB eine Mah­nwache „gegen linke Gewalt“.

In diesem Jahr demon­stri­erten sie „für ein freies Jugendzen­trum“ — bei­de The­men bezo­gen sich auf den Jahrestag der Brand­s­tiftung und zeigen, mit welch­er Dreistigkeit Nazis ver­suchen die Real­ität mit pop­ulis­tis­chen Parolen zu verdrehen.

Noch zwei weit­ere Demon­stra­tio­nen hat die KMOB angekündigt. Am 19. Juni will sie in Straus­berg und am 10. Juli in Man­schnow (Küstriner Vor­land) marschieren. Am 19. Juni soll in der Region außer­dem das Som­mer­fest der DVU stattfinden.

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Nazi-Demonstration in Bad Freienwalde für ein freies Jugendzentrum

 

Nur wenige Kam­er­aden aus den recht­en Szenen der Uck­er­mark, des Barn­im, des Märkisch-Oder­lan­des und Berlins waren am gestri­gen Sam­stag dem Aufruf der “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im” (KMOB) nach Bad Freien­walde gefol­gt, um laut skandierend für ein freies Jugendzen­trum durch den ältesten Kur- und Bade­ort der Mark Bran­den­burg zu ziehen. Räum­lich getren­nt davon haben etwa 250 Men­schen gegen den Auf­marsch der Nazis protestiert.

Im drit­ten Anlauf hat es damit die KMOB geschafft, eine von ursprünglich sieben vorge­se­he- nen Demon­stra­tion durchzufüh- ren. Nach­dem bere­its zwei Aufzüge wieder abge­sagt wur­den, dann vor zwei Wochen die erste Demon­stra­tion durch Bernau am Wider­stand der Gegen­demon­stran­ten scheit­er- te und man vor ein­er Woche in Eber­swalde gar nicht erst antrat, fall­en jet­zt natür­lich die Jubelgesänge der KMOBler entsprechend großar­tig aus.

Heut war es soweit. Die KMOB kon­nte sich sich den geplanten Block­aden des Anti­deutschen Bünd­niss­es kraftvoll ent­ge­genset­zen. Ihre geplante Gegen­demon­stra­tion war mehr als lach­haft und ver­lief anscheinend recht früh im Sande. Unsere Demon­stra­tion für ein freies Jugendzen­trum kon­nte plan­mäßig und gewalt­frei durchge­set­zt wer­den was auch dankbar gegenüber der Polizei angenom­men wurde, wobei wir hier noch einen Dank an die Sicher­heit­skräfte aus­richt­en möchten.”

In Bad Freien­walde war der Aufzug der Nazis und die Gegenkundge­bung bere­its im Vor­feld räum­lich voneinan­der getren­nt wor­den. Die Polizei wollte und kon­nte durch dieses Vorge­hen eine Block­ade wie vor zwei Wochen in Bernau ver­hin­dern. Nur spo­radisch gelangten einzelne Gegen­demon­stran­ten an die Marschroute der Nazis.

Die Ini­tia­tive “Bran­den­burg Naz­ifrei” hat­te bere­its vor der Ver­anstal­tung kri­tisiert, dass die Polizei Proteste in Ruf- und Sichtweite zu den Neon­azis unter­sagte. Zwar müsse die demokratis­che Gesellschaft es ertra­gen, wenn Recht­sex­treme das Demon­stra­tionsrecht in Anspruch nehmen. Es sei aber nicht hin­nehm­bar, dass die Polizei die Feinde der Demokratie von jedem demokratis­chen Protest abschirme.

Die etwa 60 marschieren­den Nazis skandierten Sprüche wie: “Wir kriegen euch alle” und “Eure Kinder sind wie wir!”. Man formierte sich in Dreier­rei­hen damit über­haupt so etwas wie ein Demon­stra­tionszug erkennbar wurde.

Wie die Polizei mit­teilte, ver­liefen die angemelde­ten Ver­samm­lun­gen störungs­frei. Die Beamten sprachen ins­ge­samt 60 Platzver­weise aus und stellte von 27 Per­so­n­en die Iden­tität fest. Außer­dem wur­den drei Anzeigen aufgenom­men. Die Teil­nehmer der Gegenkundge­bung seien deut­lich in der Überzahl gewe­sen, sagte ein Sprecher.

Was eine Per­son ver­an­lasst hat, einen als Ord­ner einge­set­zten Nazi mit einem Luft­druck­gewehr zu beschießen, ist bis­lang noch ungek­lärt. Zum Glück musste der Beschossene keine größeren Ver­let­zun­gen hinnehmen.

Demokratie un(d) Verständnis

Die mit 60 Per­so­n­en recht geringe Teil­nehmerzahl erk­lärt sich möglicher­weise mit der für viele über­raschen­den Absage der Demon­stra­tion in Eber­swalde. Vor ein­er Woche hat­te man das Nichter­scheinen damit begrün­det, dass an “jen­em schö­nen Tage auch das Stadt­fest in Eber­swalde” stat­tfand. Man hätte sich deshalb kurz­er­hand entschlossen, “die braven Bürg­er der Kreis­stadt Eber­swalde in Frieden feiern” zu lassen. Deshalb wäre man dem Aufruf der Hildesheimer Kam­er­aden gefol­gt, sie bei ihrer Demon­stra­tion zu unterstützen.

Diese Absage hat­te zu hefti­gen Reak­tio­nen von recht­en Kam­er­aden auf der KMOB-Web­site geführt, die vergebens nach Eber­swalde gereist waren. Einige hat­ten angekündigt, dem Aufruf nach Bad Freien­walde nicht zu folgen.

Wie nicht anders zu erwarten, sind mit­tler­weile die kri­tis­chen Stim­men auf der Web­site der KMOB gelöscht wor­den. Einige rechte Kam­er­aden hat­ten gefordert, eine der­ar­tige Debat­te nicht vor den Augen der Öffentlichkeit zu führen. Gegenrede.info erlaubt sich die Texte zu Doku­men­ta­tion­szweck­en wieder zur Ver­fü­gung zu stellen.

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Otto B. schrieb am 14.06.2010
Guten Tag Schreiber­ling,
Die ver­drehte Art der Berichter­stat­tung lässt drauf zurückschließen dass die Meth­o­d­en aus der Sta­sidik­tatur bei ihnen nicht aufhören wer­den. oder waren die “60” marschieren­den NAZIs, die jeni­gen die 60 Platzver­weise und 3 Anzeigen beka­men?
Zum The­ma “Zum Glück musste der Beschossene keine größeren Ver­let­zun­gen hin­nehmen.”
Die Ver­let­zung die durch eine Schuss­waffe ent­stand wird weit­er­hin von Ärzten beobachtet und scheint nicht so harm­los zu sein wie sie es in Ihrem Text beschreiben.
Dem Täter der ver­mut­lich dem Linksradikalen Spek­trum zuge­ord­net wer­den kann, wird sich der Strafrechtlichen­ver­vol­gung nicht entziehen kön­nen.
Genau­so hoffe ich dass die Ermit­tler die Vor­fälle der Antikap­i­tal­is­mus Demo in Berlin (12.06.2010) zu einen schnellen und Aufk­lären­den Ergeb­nis kom­men. 16 Polizeibeamte und mehrere Unbeteiligte wur­den durch Zün­dun­gen von mehreren selb­st­ge­baut­en Sprengsätzen zum Teil schw­er ver­let­zt, auch diese Täter wer­den den Linksradikalen Spek­trum zu geord­net.
Und mal sehen ob dann noch die Poli­tik­er die Gefahr von Linken Chaoten weit­er kleinre­den und Finanzieren wollen. Experten hal­ten fest das Die Gewalt die von Link­sex­trem­nis­ten in der BRD aus­ge­ht erweisender maßen in den let­zten 4 Jahren (2006–2010) bis zu 60% zugenom­men hat.
Wenn das nicht mal Grund genug zum Umdenken ist!

Natür­lich wird gegen den Schützen wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ermit­telt. Laut Staat­san­waltschaft gab es aber keine Ver­an­las­sung, den Mann über Nacht in Polizeige­wahrsam zu nehmen. Er hat die Tat ges­tanden. Er hat einen fes­ten Wohn­sitz, und die Ver­let­zung ist nicht erhe­blich (leichte Rötung der Haut).
Wed­er Polizei noch Staat­san­waltschaft gehen zum jet­zi­gen Zeit­punkt von ein­er poli­tisch motivierten Tat aus. Es war ein Anwohn­er, der gen­ervt gewe­sen sein und aus dem Keller her­aus geschossen haben soll. Das ist schlimm genug!! Hier bleibt gegenrede.info dran.
Bei den Platzver­weisen gab es kein Auflis­ten. Es haben laut Polizei Recht­sex­trem­is­ten und Gegen­demon­stran­ten Platzver­weise erhal­ten. gegerede.info geht davon aus, dass es mehrheiltich Gegen­demon­stran­ten waren.
Die Gewalt­diskus­sion mit Prozentzahlen zu führen ist absurd. Bis zu 60% kann heißen: vorher waren es drei und jet­zt sind es fünf Gewalt­tat­en. Wer gegenrede.info liest, der weiß, wer in den ver­gan­genen Jahren in der Uck­er­mark Gewalt aus­geübt hat, bis hin zum Mord!
Sowohl KMOB als auch FNUM als Grup­pen gel­ten im Moment als nicht gewalt­bere­it. Das kann man über die FNUM bei gegenrede.info auch nach­le­sen. Trotz­dem haben einzelne Mit­glieder mas­sive Gewalt­prob­leme. gegenrede.info hat darüber bish­er und wird darüber auch in Zukun­ft bericht­en (redak­tion).

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Antifaschismus

Antifa rockte und demonstrierte in Zossen

INFORIOT Am Sam­stag und Son­ntag fand ein antifaschis­tis­ches Aktionswoch­enende in Zossen statt, welch­es vom Bünd­nis “Link­er Fläming Unit­ed” organ­isiert wor­den war. Mehrere hun­dert Men­schen beteiligten sich an den unter­schiedlichen Aktio­nen und Veranstaltungen.

Auf­takt war eine Diskus­sion mit dem Pub­lizis­ten Rolf Göss­ner, der kri­tisch über die Arbeit des Ver­fas­sungss­chutzes im Umgang mit der extremen Recht­en, ins­beson­dere über die V‑Leute-Prob­lematik, reflek­tierte. Etwa 30 Per­so­n­en waren bei dieser Ver­anstal­tung im zukün­fti­gen, neuen “Haus der Demokratie” anwesend.

Am Sam­sta­gnach­mit­tag fol­gte eine Demon­stra­tion vom Zossen­er Bahn­hof. Nach den dor­ti­gen, recht über­triebe­nen Vorkon­trollen der Polizei zogen rund 230 Per­so­n­en durch das Stadt­ge­bi­et, um laut­stark auf die Präsenz von Neon­azis in Zossen aufmerk­sam zu machen.

Die Demon­stratIn­nen riefen Parolen wie “Bran­den­burg — naz­ifrei!”. Die Rede­beiträge set­zten sich nicht nur mit Neon­azis­mus auseinan­der, son­dern the­ma­tisierten beispiel­sweise auch die diskri­m­inierende “Res­i­den­zpflicht” für Flüchtlinge. An eini­gen Weg­punk­ten fotografierten Rechte den Demon­stra­tionszug aus ihren Woh­nun­gen heraus.

Abends ver­sam­melten sich etliche hun­dert Leute auf ein­er Wiese gegenüber der Ruine des ehe­ma­li­gen, im Jan­u­ar von Neon­azis niederge­bran­nten “Haus der Demokratie”. Dort gab es ein kosten­los­es Konz­ert mit einem Soloauftritt von Tocotron­ic-Sänger Dirk von Lowt­zow, mit Tur­bostaat und der Antilopen­gang.

Auf dem Konz­ert­gelände wurde über Nacht gecampt. Für den Son­ntag stand noch eine Stadt­führung über his­torischen Antifaschis­mus und jüdis­ches Leben in Zossen auf dem Programm.

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Da steh’n da drei Nazis auf ’nem Hügel…”

Als Rainald Grebe sein Lied “Bran­den­burg” schrieb, kam auch er an einem Prob­lem nicht vor­bei: Recht­sradikalis­mus in Jugend­kul­tur, Öffentlichkeit und bis Sep­tem­ber 2009 auch im Land­tag. Es ist nicht zu leug­nen, dass es im ach so idyl­lis­chen Berlin­er Hin­ter­land ein mas­sives Prob­lem mit Nazis jeglich­er Schat­tierung gibt — vom alten “Reichs­bürg­er” über äußer­lich bürg­er­liche Parteifunktionär_innen und Mit­glieder in straff organ­isierten Kam­er­ad­schaften bis hin zu den sich als mod­ern und alter­na­tiv geben­den “Autonomen Nation­al­is­ten” (kurz AN).
Während die DVU sich nach 10 Jahren im Land­tag im let­zten Jahr mit ein­er schw­eren Wahlnieder­lage auseinan­der­set­zen musste und im Nieder­gang begrif­f­en zu sein scheint, haben ger­ade die AN-Struk­turen in Bran­den­burg (wie auch ander­swo) regen Zulauf. Im let­zten Jahr melde­ten Per­so­n­en aus dem Spek­trum der “Freien Kräfte Tel­tow-Fläming” eine Demo in Luck­en­walde an, um gegen das Grundge­setz auf die Straße zu gehen. Die Stadt plante als Reak­tion darauf ein “Fest des Grundge­set­zes” — mit anderen Worten also ein klas­sis­ches “Bratwurstessen gegen Rechts” fernab der Neo-Faschist_in­nen. Damit woll­ten wir als Falken uns nicht zufrieden geben und grün­de­ten gemein­sam mit Sol­id TF-Nord, der Antifa TF und anderen Grup­pen und Ver­bän­den das Bünd­nis “Link­er Fläming Unit­ed”, um gemein­sam eine Gegen­de­mo auf die Beine zu stellen und unseren Protest für alle sicht­bar auf die Straße zu tra­gen. Als betont bunter und vielschichtiger Zug bewegten wir uns durch die Stadt und kon­nten ins­beson­dere auch poli­tisch eher weniger Inter­essierte zu unser­er Demo mobil­isieren, darunter auch viele Schüler_innen des örtlichen Gym­na­si­ums, an dem wir kurz vorher einen Schul­pro­jek­t­tag zum The­ma “Recht­sradikalis­mus” ver­anstal­tet hat­ten. Lei­der gelang es uns nicht die Nazis am Laufen zu hin­dern oder wesentlich zu stören, da wir von der Stadt prak­tisch keine Unter­stützung erhiel­ten und wir uns mit strik­ter polizeilich­er Repres­sion kon­fron­tiert sahen, die uns schlussendlich durch die Außen­bere­iche Luck­en­waldes schick­te und uns schließlich zwei Stun­den lang einkesselte.
Während der Vor­bere­itung lern­ten wir auch Mit­glieder der Bürg­er_in­nen-Ini­tia­tive “Zossen zeigt Gesicht” ken­nen. Zossen ist eine Kle­in­stadt nordöstlich von Luck­en­walde, nicht weit ent­fer­nt von Königs-Wuster­hausen. In der Stadt gibt es eine fest etablierte recht­sradikale Jugend­kul­tur, für alter­na­tive Jugendliche gibt es wenig bis gar keinen Raum sich zu ent­fal­ten oder auch nur sich­er zu bewe­gen. Um dage­gen etwas zu tun, grün­de­ten einige Engagierte die oben genan­nte BI. Men­sch würde annehmen, dass ein so klas­sisch-bürg­er­lich­es Engage­ment von der Stadt unter­stützt und in Schutz genom­men wird, ja sog­ar als Aushängeschild der Kom­mune genutzt wird. Nicht so in Zossen. Nach diversen Vor­fällen, die von Far­beiern bis zu Mord­dro­hun­gen gegen Men­schen aus der BI reicht­en und schließlich der mas­siv­en Störung ein­er von der BI organ­isierten Gedenkver­anstal­tung für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus, teilte die recht­skon­ser­v­a­tive Bürg­er­meis­terin Michaela Schreiber (Plan B) mit, dass sie nicht nur die “Anwe­sen­heit” von “Rechts- son­dern auch von Link­sex­trem­is­ten” bedauere. Zudem warf sie der BI auch noch vor, zu “linkslastig” zu sein und damit eine Teilschuld an der Gewalt zu tra­gen.
Von dieser Hal­tung ließ die BI sich jedoch nicht abhal­ten und eröffneten im Sep­tem­ber let­zten Jahres das “Haus der Demokratie”, das sowohl als Tre­ff­punkt und Infor­ma­tion­szen­trum dienen sollte, als auch als Raum für ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen. Kurz darauf brachen das erste Mal Ange­hörige der örtlichen Nazi-Szene in das Haus ein und ran­dalierten. Ein Sprech­er der BI, Jörg Wanke, wurde an Hauswän­den mas­siv bedro­ht und als “Linke Sau” beschimpft, anderen die Scheiben einge­wor­fen. Die recht­sradikalen Aktio­nen gipfel­ten schließlich in der Nacht vom 22. zum 23. Jan­u­ar mit einem Bran­dan­schlag auf das “Haus der Demokratie”, in dessen Folge das Haus voll­ständig nieder bran­nte. Dabei wur­den nicht nur die Mate­ri­alien der BI ver­nichtet, son­dern auch eine Ausstel­lung zum jüdis­chen Leben in Zossen und eine an diesem Tag erst dort angekommene Ausstel­lung zur Res­i­den­zpflicht für Asyl­suchende. Als kurz darauf eine Gedenkver­anstal­tung anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz auf dem städtis­chen Mark­t­platz stat­tfand, war die Stadt nicht bere­it Strom zur Ver­fü­gung zu stellen, was fre­undlicher­weise die Kirchenge­meinde über­nahm, die auch ihre Räum­lichkeit­en für ein anschließen­des Zeitzeu­genge­spräch nutzen ließ. Bei der eigentlichen Ver­anstal­tung auf dem Mark­t­platz wur­den die Teil­nehmenden von der Polizei kon­trol­liert und bewacht, während eine Gruppe von unge­fähr 15 Nazis auf der anderen Straßen­seite unge­hin­dert stören durfte und von der Polizei unbe­hel­ligt den Holo­caust mit “Lüge, Lüge”-Rufen leugnete und in eini­gen Fällen sog­ar den Hit­ler­gruß zeigte.
Spätestens damit sollte für alle klar sein, dass es so in Zossen nicht weit­erge­hen kann. Unser Bünd­nis “Link­er Fläming Unit­ed” struk­turi­erte sich neu und trifft derzeit Vor­bere­itun­gen für ein antifaschis­tis­ches Camp unter dem Mot­to “Schon wieder Zossen?! — NS-Ver­her­rlichung und ‑Ver­harm­lo­sung  den Boden entziehen!” mit­ten in der Stadt, das vom 12. zum 13. Juni stat­tfind­en wird. Ange­fan­gen von ein­er großen Bünd­nis­de­mo, die nicht nur Recht­sradikalis­mus, son­dern auch The­men wie Sozial­ab­bau und Asylpoli­tik auf­greifen soll, über ein abendlich­es Konz­ert mit Tur­bostaat und dem Tocotron­ic-Sänger Dirk von Lowt­zow, das den Auf­takt zu ein­er infor­ma­tiv und kul­turell reich­halti­gen Nacht mit Lesun­gen und Liedermacher_innen darstellt, bis hin zu einem gemein­samen großen Früh­stück und einem Stadtrundgang zum The­ma “Jüdis­ches Leben in Zossen” mit fachkundi­ger Begleitung, sollte für jede_n etwas dabei sein.
Und es sollte auch jede_r dabei sein, wenn es gilt Nazis in ihre Schranken zu weisen und das nicht nur bei den großen Events in Dres­den oder Berlin, son­dern auch unmit­tel­bar vor der Haustür in Bran­den­burg.
Also hoffe ich, ihr kommt scharen­weise nach Zossen, um mit uns allen gemein­sam klar zumachen, dass die Zeit für Nazis in Zossen abge­laufen ist und ihre men­schen­ver­ach­t­en­den Vorstel­lun­gen in dieser Stadt keinen Platz mehr find­en.
Sol­i­darisiert euch mit uns zusam­men mit den Leuten aus der BI und all jenen, die sich in der Stadt bedro­ht fühlen und beweisen wir ihnen, dass sie nicht alleine sind!
Gemein­sam für eine Gesellschaft ohne Ras­sis­mus, Sex­is­mus, Anti­semitismus und kap­i­tal­is­tis­chen Verwertungszwang!

Nach Dres­den und Berlin nun auch Zossen nazifrei!

 

Fußnote:

Der Autor ver­wen­det den Begriff “Recht­sradikale” bewusst, um sich vom Extrem­is­mus­be­griff zu lösen, der in erster Lin­ie eine Erfind­ung des Ver­fas­sungss­chutzes ist und nicht etwa eine wis­senschaftlich brauch­bare Kat­e­gorie. Außer­dem hält der Schreibende den Begriff für sehr zutr­e­f­fend und genau, weil eine radikale Umset­zung rechter Vorstel­lun­gen (Ungle­ich­w­er­tigkeit­en / Herrschaftsver­hält­nisse aller Art erhal­ten und ver­schär­fen) in ein­er Dik­tatur enden muss, die den Ide­alvorstel­lun­gen alter und neuer Nazis entspricht. Davon ist “linksradikal” klar abzu­gren­zen, eine radikale Umset­zung link­er Ideen (Frei­heit, Gle­ich­heit, Sol­i­dar­ität und Kekse für alle) führt nach Mei­n­ung des Autors schlussendlich zur befre­it­en Gesellschaft. (In der es natür­lich allen freigestellt ist, ob sie Kekse wollen oder lieber was anderes 😉

Anson­sten ist die Begriffs­find­ung natür­lich nicht abgeschlossen und die hier ver­wen­de­ten Begriffe entsprechen den Vor­lieben des Autors.

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Antifaschismus

Linker Fläming United veranstaltet antifaschistisches Aktionswochenende in Zossen

Das antifaschis­tis­che Bünd­nis Link­er Fläming Unit­ed ver­anstal­tet am 12. und 13. Juni ein antifaschis­tis­ches Aktionswoch­enende in Zossen (Tel­tow-Fläming) mit Demon­stra­tion, kosten­losem Konzert,Zeltcamp und einem geführten Stadtrundgang.

Seit der Holo­caustleugn­er Rain­er Link im Novem­ber 2008 eine Stolper­stein­ver­legung zum Gedenken an jüdis­che Shoa-Opfer vor seinem Inter­net-Cafe in der Berlin­er Straße hand­grei­flich störte, ver­schwand die Stadt Zossen nicht mehr aus den Schlagzeilen.
Nazis störten in den darauf fol­gen­den Wochen und Monat­en immer wieder antifaschis­tis­che Gedenkkundge­bun­gen, dro­ht­en lokalen Antifaschis­ten mit Mord und verübten im Jan­u­ar 2010 einen Bran­dan­schlag auf das Zossen­er Haus der Demokratie. Hauptzielscheibe der nicht abreißen­den Angriffe und Ein­schüchterungsver­suche sind die Mit­glieder der 2009 gegrün­de­ten Bürg­erini­tia­tive “Zossen zeigt Gesicht”, die sich couragiert gegen die
immer gewalt­bere­it­er auftre­tenden Nazis stellen.

Zossen ist unbe­stre­it­bar zu einem Schw­er­punkt von neo-nation­al­sozial­is­tis­chen Aktiv­itäten und Organ­isierungs­be­stre­bun­gen im Land­kreis Tel­tow-Fläming gewor­den. Das hat auch die NPD erkan­nt, die seit eini­gen Wochen in der Region Zossen ver­stärkt um Mit­glieder wirbt. Diesen untrag­baren Zustän­den wollen wir nicht länger taten­los zuse­hen. Deshalb ver­anstal­ten wir am 12. und 13. Juni unter dem Mot­to “Schon wieder Zossen?! NS-Ver­her­rlichung und ‑Ver­harm­lo­sung den Boden entziehen!” ein antifaschis­tis­ches Aktionswoch­enende in der Zossen­er Innenstadt.

Zum Auf­takt des Woch­enen­des find­et am Sam­stag um 13 Uhr in der Fis­ch­er­straße 26
(zukün­ftiges Haus der Demokratie und ehe­ma­lige Kfz-Zulas­sungsstelle) eine Info-Ver­anstal­tung mit Dr. Rolf Göss­ner (Vizepräsi­dent der Inter­na­tionalen Liga für Men­schen­rechte) zum The­ma “Staatlich­er Umgang mit Neon­azis­mus und rechter Gewalt (ver­bi­eten, unter­wan­dern, ver­drän­gen) im Kon­flikt mit antifaschis­tis­chen Grund­sätzen und Aktio­nen” statt. Anschließend startet um 15.30 Uhr unter dem Mot­to “NS-Ver­her­rlichung und ‑Ver­harm­lo­sung den Boden entziehen” eine bunte Bünd­nis-Demon­stra­tion vom Bahn­hof Zossen, auf der es auch einen Tech­no-DJ-Laut­sprecher­wa­gen geben wird. Zum Abschluss des ersten Aktion­stages feiern
wir ab 18 Uhr auf dem Gelände Kirch­straße 3 (gegenüber der ehe­ma­li­gen Kreisver­wal­tung) ein kosten­los­es Open-Air-Konz­ert mit dem Tocotron­ic-Sänger Dirk von Lowt­zow, den Flens­burg­er Punkrock­ern Tur­bostaat und der
Antilopen­gang (Hiphop).

Wer danach noch nicht genug hat, kann kosten­los im Zelt­camp über­nacht­en, Iso­mat­te und Schlaf­sack müssen selb­st mit­ge­bracht wer­den. Am Son­ntag­mor­gen früh­stück­en wir gemütlich im Camp und führen ein antifaschis­tis­ches Ver­net­zungstr­e­f­fen durch. Zum Abschluss des Woch­enen­des führt uns der Zossen­er Kurt Liebau dann ab 13 Uhr auf einen Stadtrundgang zur Geschichte des Antifaschis­mus und des jüdis­chen Lebens in Zossen, einem Zeit­en­sprünge-Pro­jekt des Vere­ins Bil­dung und Aufk­lärung Zossen (BAZ e.V.) in Zusam­me­nar­beit mit der Geschwis­ter-Scholl-Gesamtschule Daben­dorf und dem Leo-Jugendfreizeitverein.

Nach Dres­den und Berlin, Bernau und Eber­swalde nun auch Zossen nazifrei!

Inforiot