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Antifaschismus

Unsere Stadt — Unsere Regeln! Naziaufmärsche verhindern!

Am 12. Juni 2010 wollen Neon­azis der so genan­nten “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ (KMOB) durch Bad Freien­walde marschieren. Das Mot­to lautet dabei “Für ein Freies Jugendzen­trum“. Dies ist eine mas­sive Dreistigkeit gegen die alter­na­tive Sub­kul­tur, deren alter­na­tives Jugendzen­trum vor nun­mehr zwei Jahren von einem ehe­ma­li­gen KMOB-Aktivis­ten niederge­bran­nt wurde, sowie gegen alle Vere­ine, Zen­tren und Insti­tu­tio­nen die sich in unser­er Stadt für Jugen­dar­beit und ‑förderung einsetzen.

 

Hin­ter dieser ver­meintlich harm­losen Parole ste­ht die Forderung eines “Nationalen Jugendzen­trums” — eine Forderung, für die Neon­azis seit Jahren auf die Straßen gehen. Um den Bürger_innen gegenüber aber sym­pa­this­ch­er zu erscheinen, tauschen sie das abge­drosch­ene “nation­al” in “frei”. Ein Jugendzen­trum, basierend auf der Ide­olo­gie der recht­en Szene, würde Men­schen auss­chließen, die nicht in dieses Welt­bild passen. Es gin­ge nicht darum die freie Per­sön­lichkeit­sent­fal­tung zu fördern, son­dern eine gezielte Bee­in­flus­sung und Schu­lung von Jugendlichen vorzunehmen.

 

Unsere Demon­stra­tion ori­en­tiert sich an dem Aktion­skon­sens des Bünd­niss­es “Bran­den­burg Naz­ifrei — kein Ort für rechte Pro­pa­gan­da“. Wir wer­den den Neon­azis die Straße nehmen und ihnen mit allen Mit­teln verdeut­lichen, dass sie hier wed­er akzep­tiert noch toleriert werden.

 

Unsere Stadt — Unsere Regeln! Nazi­aufmärsche verhindern!

 

 

Antifa Bad Freien­walde — [08.05.2010]

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Zur Demon­stra­tion ruft auch das Bünd­nis “Bran­den­burg Naz­ifrei” auf, dass sich als Auf­gabe geset­zt hat, gegen alle Aufmärsche der KMOB vorzugehen.

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Ein unscheinbarer Laden

Seit ei­ni­gen Jah­ren gibt es im Ober­ha­ve­ler Städt­chen Hohen Neu­en­dorf eine Knei­pe, wel­che keine Be­rüh­rungs­pro­ble­me mit Neo­na­zis hat und ei­ni­ge füh­ren­de Neo­na­zi­ak­ti­vis­ten. An­fang des Jah­res wur­den wir durch ört­li­che Ju­gend­li­che und An­ti­fa­schis­t_in­nen auf diese Zu­stän­de ver­stärkt auf­merk­sam ge­macht. Haupt­punkt ist dabei die „Wi­kin­ger­knei­pe – Der Ham­mer“, wel­cher von Mit­tel­alter­freun­den, aber auch von Neo­na­zis ge­nutzt wird.

Bei der Kom­mu­nal­wahl 2008 konn­te die NPD mit 2,2 Pro­zent der Stim­men einen Sitz im Ge­mein­de­par­la­ment von Hohen Neu­en­dorf er­rei­chen, wel­ches durch den Neo­na­zi­an­walt und ehe­ma­li­gen stell­ver­tre­ten­den Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der Ber­li­ner Re­pu­bli­ka­ner – Ri­chard Mios­ga – be­setzt wurde. Da Mios­ga nach Ber­lin zog, ver­lor nicht nur er, son­dern auch die NPD ihr Man­dat. Die NPD hat damit auch ein wich­ti­ges Stand­bein in Hohen Neu­en­dorf ver­lo­ren. Die neo­na­zis­ti­sche Par­tei ist al­ler­dings nur der of­fen­sicht­li­che, sicht­ba­re Teil der Neo­na­zi­sze­ne in Hohen Neuendorf.

Der Ham­mer
Das Zen­trum des rech­ten Trei­bens scheint nach Aus­sa­gen von Ju­gend­li­chen, An­ti­fas und Zi­vi­l­en­ga­gier­ten die „Wi­kin­ger­knei­pe Ham­mer“ in der Fried­rich­stra­ße zu sein. Dort an­säs­sig ist auch der Ver­ein Mjöl­nir e.V.. „Mjöl­nir“ ist der Ham­mer des nor­di­schen Got­tes Thor, nach dem auch die Knei­pe be­nannt ist.

In der Knei­pe: Auf jed­er Wand, auf jedem Glas, über­all ist der „Thors­ham­mer“ zu sehen. Auf der (in­zwi­schen ab­ge­schal­te­ten) Web­site der Knei­pe konn­te men­sch ein Bild sehen, wo über einem Durch­gang neben Mjöl­nir auch ein la­tein­ame­ri­ka­ni­scher Traum­fän­ger und die „Schwar­ze Sonne“ zu sehen waren.

Die „Schwar­ze Sonne“ wird gern in der eso­te­ri­schen und neo­na­zis­ti­schen Szene als ok­kul­tes Ob­jekt ge­nutzt. Sie zeich­net sich durch die Ver­wen­dung von 12 Sig-?Ru­nen in einem Kreis aus. Die­ses Sym­bol wurde be­kannt, da es in den Boden der Nord­rhein-?West­fä­li­schen „We­wels­burg“ ein­ge­las­sen wor­den ist.

Diese Burg war ein sym­bol­träch­ti­ger Ort für die Waf­fen-?SS, be­son­ders für den Eso­te­ri­ker Himm­ler. Die „Schwar­ze Sonne“ ist kein ger­ma­ni­sches Sym­bol, wie viele be­haup­ten, son­dern eine Er­fin­dung der SS. Der Be­griff „Schwar­ze Sonne“ stammt daher auch nicht aus alten ger­ma­ni­schen Zei­ten, son­dern aus der Fed­er, des ös­ter­rei­chi­schen Nazis und Mit­glieds der SS Wil­helm Landig.

Quer­ver­bin­dun­gen zu neo­na­zis­ti­schen Struk­tu­ren
Kom­men wir zu­rück zur Ha­vel­stadt und dem lo­ka­len „Ham­mer“. Be­reits vor ei­ni­gen Jah­ren be­schrie­ben Schü­ler_in­nen des Ma­rie-?Cu­rie-?Gym­na­si­ums wäh­rend ein­er Pro­jekt­wo­che die Knei­pe als Na­zi­treff­punkt. Nach einem Ein­spruch des Wir­tes, Rene Wer­ner, beim Schul­di­rek­tor, knick­te die­ser ein und die „Re­cher­chen“ der Ju­gend­li­chen muss­ten aus der Aus­stel­lung ent­fernt werden.

Der Wirt sel­ber hat gute Ver­bin­dun­gen zu Mit­tel­al­ter­ver­ei­nen aber auch zu Neo­na­zis. So ließ er die Ham­mer-? T-?Shirts im On The Streets in Hen­nigs­dorf dru­cken. Der On The Streets ist ein neo­na­zis­ti­sches Be­klei­dungs­ge­schäft, wel­ches seit knapp 8 Jah­ren in Hen­nigs­dorf an­säs­sig ist und vom ehe­ma­li­gen Sän­ger der Neo­na­zi-?Band Spree­ge­schwa­der – Alex­an­der Gast – be­trie­ben wird.

Neben meh­re­ren Mit­tel­al­ter-? und Wi­kin­ger­freun­den gibt es eine klar neo­na­zis­ti­sche Grup­pe, die den Ham­mer re­gel­mä­ßig nutzt. Die Hei­mat­treue Deut­sche Ju­gend (HDJ) wurde am 31.?03.?2009 durch das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um ver­bo­ten. Der Grund war, dass sie in der Tra­di­ti­on der ver­bo­te­nen Wi­king-?Ju­gend und der Hit­ler­ju­gend, Ju­gend­li­che und Kin­der erzog. Dies be­deu­te­te mi­li­tä­ri­schen Drill, Tren­nung nach Ge­schlech­tern und die Ver­wen­dung von Na­zi­sym­bo­lik. Bei Zelt­la­gern hie­ßen daher Zelte „Füh­rer­bun­ker“ und auf Tisch­de­cken waren zum Bei­spiel Ha­ken­kreu­ze auf­ge­malt. Auch pa­ra­mi­li­tä­ri­sche Übun­gen bis hin zu Tö­tungs­übun­gen sind durch Jour­na­lis­t_in­nen do­ku­men­tiert. Ei­ni­ge Namen sind dabei aus der bun­des­wei­ten Na­zi-?Pro­mi­nenz, wie Se­bas­ti­an Rich­ter (JN-?Bun­des­vor­stands-?Mit­glied), Sa­scha Stein (ehe­ma­li­ger Chef der Wi­king-?Ju­gend Ber­lin-?Bran­den­burg), Holle Böhm (ehe­ma­li­ge Che­fin der „Mä­dels“ der HDJ) und Wolf­ram Nah­rath (ehe­ma­li­ger Füh­rungs­ka­der der Wi­king Ju­gend und ein­er der pro­mi­nen­tes­ten Neo­na­zi­an­wäl­te Deutschlands).

Alle diese Per­so­nen leben bis auf Nah­rath (Bir­ken­wer­der) in Hohen Neu­en­dorf. Nach Hin­wei­sen durch un­po­li­ti­sche/nicht-?rech­te Ham­mer­nut­zer_in­nen tref­fen sich in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den (meist frei­tags) Sa­scha Stein und an­de­re ehe­ma­li­ge HDJ-?Mit­glie­der im Ham­mer, um über eine Re-?Or­ga­ni­sie­rung zu spre­chen. Al­ler­dings ver­scho­ben sich in letz­ter Zeit die The­men und Haupt­ak­ti­ons­feld ist nun die An­ti-?An­ti­fa-?Ar­beit.

Sa­scha Stein be­trieb bis zum Win­ter letz­ten Jah­res in Ora­ni­en­burg ein Sur­vi­val-?Ge­schäft, wel­ches er al­ler­dings auch nutz­te, um Ju­gend­li­che in ein­er Ka­me­rad­schaft zu for­mie­ren. Diese soll­te den Namen „Kampf­trupp“ tra­gen. Nach­dem er damit schei­ter­te, be­rei­te­te er sich schein­bar dar­auf vor, die HDJ nach ihrem Ver­bot heim­lich zu re­or­ga­ni­sie­ren. Ein Hin­weis dafür sind Tref­fen in sei­nem ehe­ma­li­gen Laden in der Ora­ni­en­bur­ger Lehnitz­stra­ße. Dar­über hin­aus gibt es In­di­zi­en und Hin­wei­se, dass die HDJ ge­mein­sam mit dem Frei­bund ein Pfingst­camp im Ober­ha­ve­ler Krem­men ab­ge­hal­ten hat. Aus Froh­nau fuh­ren meh­re­re Neo­na­zis in Kluft der Bünde in Rich­tung Oranienburg.

Für wei­te­re Re­kru­tie­run­gen hat er eine Web­site zum The­ma „Sur­vi­val­trai­ning“ wie­der hoch­ge­fah­ren und ver­sucht so an Kon­tak­te zu kom­men. Nach bis­he­ri­gen In­for­ma­tio­nen nutz­te er sein Ob­jekt um Trom­mel­übun­gen zu ver­an­stal­ten, wel­ches be­reits zu ein­er Raz­zia im März 2010 führ­te.?Darüber hin­aus sind auch an­de­re neo­na­zis­ti­sche Gäste im Ham­mer, wie etwa junge Neo­na­zis aus Ber­lin-?Lich­ten­berg. Eine Ver­bin­dung zwi­schen die­sen Orten be­steht durch die HDJ und der Freund­schaft der Ora­ni­en­bur­ger JN und der ehe­ma­li­gen Ka­me­rad­schaft Tor bzw. ihren Nachfolgeprodukten.

Dar­über hin­aus fin­den sich auch Ein­zel­per­so­nen aus Hohen Neu­en­dorf ein, die kei­nen Hehl aus ihrer neo­na­zis­ti­schen Ge­dan­ken­welt ma­chen. Ein­er der obe­ren davon ist Chris­ti­an „Hei­di“ Hei­din­ger. Die­ser pro­llt im Ham­mer mit sei­nem Schwar­ze-?Son­ne-?Tat­too auf der Brust rum.

Wenn men­sch nicht sein Tat­too sieht, klei­det sich Hei­di mit Kla­mot­ten die aus Neo­na­zi­pro­duk­tio­nen stam­men oder aus­schließ­lich über Neo­na­zi­versän­den zu fin­den sind. Dass er nicht nur Kon­su­ment und Teil ein­er neo­na­zis­ti­schen Sub­kul­tur ist, zeig­te er öf­fent­lich am 10.?10.?2009, als er in Ber­lin an einem Neo­na­zis­auf­marsch teilnahm.

Auf un­se­rer Seite schrieb er erst noch, er sei „kein nazi, auch wenn [er] eine glat­ze trage“ und meint „den Ham­mer kenne ich, auch wenn ich nur mal ge­le­gent­lich mal rein schaue“ um dies bei einem spä­te­ren Post wie­der zu re­vi­die­ren mit der Aus­sa­ge “also ich ge­hö­re zum in­ven­tar des ham­mers und kenne rene sehr gut […] und ich ste­he zu dem was ich trage“. Und da­nach wis­cht er sei­nem „Fre­und“ Rene noch eine aus indem er schreibt, dass er „die t-?hem­den bei on the streets hat dru­cken lassen“.

Auch Hei­dis Freun­din „Nicol“ mel­de­te sich auf un­se­rem Blog zu Wort um das men­schen­feind­li­che Welt­bild der Ham­mer­gäs­te zur Schau zu tra­gen; Zitat: “ich als Mut­ter bin auch gegen Pä­do­phi­le und ich ver­tre­te auch diese Mei­nung das es für sol­che Men­schen keine Gnade geben soll­te“. Ni­co­le ver­hält sich dabei wie ihr Fre­und, nur sie ru­dert nicht nach vorne son­dern zu­rück: “Meine beste Freun­din hat einen dun­kel­häu­ti­gen Fre­und und ich ver­ste­he mich bes­tens mit ihm [au­ßer­dem wün­scht sie] nie­man­den den Tod“.

Quer­ver­bin­dun­gen gibt es auch zum ört­li­chen Rug­by­ver­ein. Rene Wer­ner ist Mit­glied bei Rug­by­u­ni­on, wenn auch kein ak­ti­ves und der Ham­mer war vor der Um­be­nen­nung das Stamm­lo­kal der Spie­ler und ihrer Freun­de. Ein­er der Rug­by­spie­ler, der immer noch im Ham­mer ver­kehrt, ist An­dre­as Brecht.

Dass er zum „Ham­mer­in­ven­tar“ ge­hört zeigt er durchs of­fe­ne Tra­gen der Ham­mers­hirts. Im Ham­mer sel­ber post er laut Gäs­ten damit rum, dass er mal einen Mi­gran­ten zu­sam­men­ge­schla­gen hat und är­gert sich, da er die­sem immer noch Schmer­zens­geld zah­len muss. Von Reue oder Re­fle­xi­on keine Spur.

Neben die­sen gibt es auch viele na­ment­lich un­be­kann­te Neo­na­zis, die ihre Ge­sin­nung auf T-?Shirts nach Außen tra­gen. Dabei sind T-?Shirts von neo­na­zis­ti­schen Bands wie „Blue Eyed De­vils“, „Ex­tre­me Hat­red“ zu sehen oder an­de­re Be­kennt­nis­se wie „Ar­beit macht frei“, „Too white for you“, dem Ge­dicht „U-?Boot“ aus dem 1. Welt­krieg und na­tür­lich der fast kom­plet­ten Samm­lung an Thor Stei­nar Klamotten.

Mit­tel­al­ter­ge­schich­ten

Der Ham­mer und seine Prot­ago­nis­ten sind auch gern ge­se­he­ne Gäste bei ver­schie­de­nen Mit­tel­alt­er­fes­ten in Bran­den­burg und in Ber­lin. Be­son­ders der Ber­li­ner Micha­el „Der Ger­ma­ne“ Riet­schel gibt ihnen trotz Kri­tik ver­schie­de­ner Sip­pen und Ver­ei­ne immer wie­der ein Po­di­um. Bei dem von Riet­schel or­ga­ni­sier­ten „5. Wi­k­in­ger-? und Mit­tel­al­ter­spek­ta­kel“ in Ber­lin-? Pan­kow im April 2010 zier­te das Logo des Ham­mers sog­ar das Wer­be­pla­kat, ob­wohl Sip­pen und Ver­ei­ne den Ham­mer kri­ti­sie­ren, vor allem weil er immer wie­der Neo­na­zis aufs Fest zieht, dar­un­ter Au­to­no­me Na­tio­na­lis­ten, NPD-?Ka­der, und un­or­ga­ni­sier­te Neonazis.

Nach­dem wir den Laden ver­bal an­grif­fen, indem wir ihn in einem Re­de­bei­trag er­wähn­ten, lösch­te der Wirt nicht nur die Seite der Knei­pe, son­dern in­zwi­schen auch die Seite des Ver­eins Mjöl­nir e.V. Auch auf un­se­rer Web­sei­te agier­te Rene Wer­ner, indem er uns mit „recht­li­chen Kon­se­quen­zen“ droh­te, so­fern wir un­se­ren Re­de­bei­trag nicht von un­se­rer Home­page ent­fer­nen würden.

An­de­re „Ham­mer-?Gäs­te“ konn­ten sich auch öf­fent­lich zu Wort mel­den und zeig­ten Wi­der­sprüch­lich­kei­ten beim The­ma Neo­na­zi­gäs­te („wir fei­ern mit allen“ bis „hier gibt‘s keine Neo­na­zis“) und der Ge­schich­te der Sym­bo­li­ken (im Kon­kre­ten der Schwar­zen Sonne). Ge­ra­de das Ar­gu­ment des „hier fei­ern Rech­te, Linke und Aus­län­der ge­mein­sam“ zeugt von ein­er Ak­zep­tanz von Neonazis.

Sehr eng be­freun­det ist Rene Wer­ner mit dem 1. Vor­sit­zen­den des Sem­no­nen­bund, Rico Krü­ger. Rico Krü­ger ziert auf sei­nem Ober­arm eine Schwar­ze Sonne und ist bei vie­len Par­tys und Kon­zer­ten im Ham­mer zu Gast. Der Sem­no­nen­bund aus Nauen ist in der Öf­fent­lich­keit be­liebt, da er die Zeit des ger­ma­ni­schen Stam­mes der Sem­no­nen his­to­risch auf­ar­bei­tet. Da­durch wer­den sie für Ver­an­stal­tun­gen ge­bucht, in denen es um die Dar­stel­lung der Wi­kin­ger und Ger­ma­nen geht.

Dabei ern­ten sie durch­weg po­si­ti­ve Re­so­nanz von Sei­ten des Naue­ner Bür­ger­meis­ters, dem Ju­gend­klub „Was­ser­werk“ in Hohen Neu­en­dorf oder auch in den Lo­kal­zei­tun­gen wie der Mär­ki­schen All­ge­mei­nen Zei­tung. Auch wenn der Sem­no­nen­bund aus un­se­rer Sicht keine neo­na­zis­ti­sche Grup­pe dar­stellt, so gibt es hier mit der Per­son Rico Krü­ger Ver­bin­dun­gen zwi­schen der Mit­tel­al­ter und der Neonaziszene.

 

Der Ham­mer ist ein Sam­mel­be­cken für über­zeug­te Neo­na­zis, rech­ten Mit­tel­alter­freun­den und ver­sucht sich dabei neu­tral zu geben, um nicht auf­zu­fal­len. Wir wer­den dafür sor­gen, dass diese Stra­te­gie nicht aufgeht.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Antrag auf Dezentralisierung der Asylsuchenden erneut abgelehnt

Mit großer Ent­täuschung und Empörung hat der Vere­in Utopia zur Ken­nt­nis nehmen müssen, dass der erneut in der Frank­furter Stadtverord­neten­ver­samm­lung gestellte Antrag auf die dezen­trale Unter­bringung der bish­er noch im Asylbewerber_innenheim Seeficht­en leben­den Migrant_innen abgelehnt wurde. Begrün­det wurde dies vor allem mit der nicht vohan­de­nen rechtlichen Grund­lage für die Unter­bringung dieser in Wohnungen.

Dies entspricht jedoch nur teil­weise der Wahrheit. Laut dem bun­desweit gel­ten­dem Asylver­fahrens­ge­setz und dem Aufen­thalts­ge­setz ist die Unter­bringung von Men­schen mit dem Sta­tus „asyl­suchend“ in soge­nan­nten Gemein­schaft­sun­terkün­ften – dies meint das Asylbewerber_innenheim Seeficht­en – nach bere­its 3 Monat­en zu über­prüfen. Das Bun­des­ge­setz lässt hier bere­its Spiel­räume zu, was die darauf fol­gende Wohn­si­t­u­a­tion bet­rifft: “Hier­bei sind sowohl das öffentliche Inter­esse als auch die Belange des Aus­län­ders zu berück­sichti­gen.”. Migrant_innen mit dem Sta­tus der Dul­dung müssen nach Bun­des­ge­setz nicht in Gemein­schaft­sun­terkün­ften unterge­bracht wer­den. Warum dies in Frank­furt trotz­dem geschieht, entzieht sich jedem Verständnis.

Dass das Wohnen im Asylbewerber_innenheim Seeficht­en nicht men­schen­würdig ist, scheint einem Großteil der Stadtverord­neten nicht klar zu sein. Es ist fraglich, ob sie sich die Zustände dort je wirk­lich vor Augen geführt haben. Denkbar wäre, dass die Stadtverord­neten einen genaueren Ein­blick in das Leben der Flüchtlinge dadurch gewin­nen wür­den, wenn sie für einen Zeitraum von min­destens drei Monat­en ihren Wohnort nach Seeficht­en verlegten.

Die Flüchtlinge leben dort abgeschieden von der Frank­furter Gesellschaft in einem tris­ten, aus drei Wohn­blöck­en beste­hen­den Gebäudekom­plex, der mit einem hohen Zaun umgeben ist. Die  unterge­bracht­en Men­schen sind der ständi­gen Kon­trolle durch den ansäs­si­gen Sicher­heits­di­enst aus­ge­set­zt. Die gemein­schaftlich zu benutzen­den san­itären Ein­rich­tun­gen und Küchen sind teil­weise in einem des­o­lat­en Zus­tand. Die Zim­mer sind 12 m² groß und laut Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz für zwei Per­so­n­en angedacht. Da das Heim derzeit nicht voll belegt ist, haben die Flüchtlinge diese Zim­mer meist für sich allein zur Ver­fü­gung – ein schwach­er Trost.

Es scheint somit klar, woran die Dezen­tral­isierung der in Seeficht­en verbliebe­nen Flüchtlinge bish­er scheit­ert – an der Finanzierung. Dass hier ein Leben in Würde gegen Geld abge­wogen wird, ist verurteilenswert und zeugt von einem struk­turellen Ras­sis­mus in Teilen der Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Der Gebäudekom­plex ist näm­lich im Besitz des Lan­des Bran­den­burg; dieses kofi­nanziert die Unter­bringung der Flüchtlinge in Seefichten.

Mit der Ablehnung des Antrags auf Dezen­tral­isierung scheint auch der Diskus­sion um mögliche Alter­na­tiv­en ein Ende bere­it­et zu sein. Denkbar wäre beispiel­sweise die Erhal­tung des Heims für neu ank­om­mende Asyl­suchende und deren Unter­bringung dort für eine Zeit von max­i­mal drei Monat­en. Anschließend sollte diesen dann eine eigene Miet­woh­nung zur Ver­fü­gung gestellt werden.

Utopia e.V. fordert daher die erneute Auseinan­der­set­zung mit der Dezen­tral­isierung der Migrant_innen. Eine Unter­bringung aller Bewohner_innen in Woh­nun­gen muss sofort erfol­gen. Die dor­tige Wohn­si­t­u­a­tion ist nicht länger trag­bar. Den Migrant_innen muss außer­dem die Möglichkeit gegeben wer­den, nach den oft trau­ma­tisieren­den Erfahrun­gen in ihren Heimatlän­dern Zugang zu einem Leben inmit­ten der Frank­furter Gesellschaft zu find­en. Solange dies nicht geschieht, bleibt das Gerede von einem „Fre­undlichen Frank­furt“ nur ein leeres Versprechen.

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Antifaschismus

Alte Malzfabrik kurzzeitig besetzt

In der Nacht vom Sam­stag zum Son­ntag wurde in Bad Freien­walde die Rück­seite der alten Malz­fab­rik, in der Karl-Marx-Straße 7, kurzzeit­ig beset­zt. Diese Aktion soll sowohl die Forderung nach einem alter­na­tiv­en Jugendzen­trum als auch die Erin­nerung an den Bran­dan­schlag von Neon­azis im Jahre 2008, erin­nern. Zudem soll durch die klare antifaschis­tis­che Akzen­tu­ierung verdeut­licht wer­den, dass es ein mas­sives Neon­aziprob­lem in der Stadt gibt, dem vor allem mit der Stärkung ein­er erneuten alter­na­tiv­en Jugend­kul­tur ent­ge­gengewirkt wer­den kann.

Wir sprachen daher mit Ben von der Ini­tia­tive “Für alter­na­tive (Frei-) Räume“.

Antifa Bad Freien­walde: Hal­lo, was habt Ihr gemacht und warum?

Ben: Hal­lo, wir haben in der Nacht vom Sam­stag zum Son­ntag die Rück­seite der alten Malz­fab­rik, in der Karl-Marx-Straße 7, scheinbe­set­zt, sprich wir haben das leer­ste­hende Objekt betreten und an diesem poli­tis­che Trans­par­ente ange­bracht um unsere Forderun­gen nach außen zu tra­gen. Mit dieser Aktion wollen wir uns für ein alter­na­tives Jugendzen­trum in der Stadt stark machen, und das aus ver­schiede­nen Grün­den: In Bad Freien­walde und Umge­bung gibt es seit mehreren Jahren eine stark präsente Neon­azi-Szene, die offen und gewalt­tätig gegen ver­meintlich poli­tis­che Gegner_innen oder gegen eine bes­timmte Gruppe von Men­schen auf­grund deren Äußeren vorge­ht. Unser­er Auf­fas­sung nach, kann nur die Förderung und Stärkung von alter­na­tiv­en, antifaschis­tis­chen Jugend­kul­turen die von Neon­azis angestrebte rechte Hege­monie erfol­gre­ich zurückdrängen.

Außer­dem lehnen wir die kap­i­tal­is­tis­che Ver­w­er­tungslogik, die eben solche Erschei­n­ungs­for­men repro­duziert, ab. Wir wollen einen nichtkom­merziellen Freiraum schaf­fen, in dem wir uns aus­pro­bieren, selb­stor­gan­isiert leben und alter­na­tive, emanzi­pa­torische Gesellschaftsmod­elle entwick­eln kön­nen. Diese Aktion richtet sich also auch gegen die herrschen­den Verhältnisse.

Antifa Bad Freien­walde: Habt ihr bewusst dieses Datum gewählt oder war das eher zufällig?

Ben: Wir haben uns für den 05. Juni 2010 entsch­ieden. Nicht zulet­zt um gegen den geplanten Auf­marsch von Neon­azis der so genan­nten “Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im“ am 12. Juni zu wer­ben. Sie fordern ein “Freies Jugendzen­trum“, welch­es bess­er als “nationales Jugendzen­trum“ begrif­f­en wer­den kann. Damit knüpfen sie an berlin-bran­den­burg­weite Kam­pang­nen von Neon­azis an, die zum Ende des Jahres in Berlin oder wahlweise in Königs Wuster­hausen in regelmäßi­gen Abstän­den, in Form von Demon­stra­tio­nen, durchge­führt werden. 

Natür­lich spielt auch der Jahrestag des Bran­dan­schlags auf das alter­na­tive Jugendzen­trum “Maquis“ eine große Rolle in der Durch­führung unser­er Beset­zung. Das Ereig­nis wird von den Nazis der KMOB ver­schwiegen und das ist unser­er Ansicht nach mehr als dreist!

Antifa Bad Freien­walde: Was erhofft ihr euch von eur­er Aktion im Speziellen?

Ben: Zum einen soll natür­lich die Bevölkerung Freien­waldes dafür sen­si­bil­isiert wer­den, dass ein Bedürf­nis nach einem solchen Zen­trum unter den Jugendlichen beste­ht. Natür­lich gibt es bere­its ein Jugendzen­trum in Freien­walde, aber dies entspricht nicht in allen Hin­sicht­en unseren Vorstel­lun­gen von frei­heitlichem und autarkem Han­deln. Zum anderen sollen die Nazis der KMOB merken, dass sie ihre Ansprüche hier kein Vor­recht besitzen — im Gegen­teil. Während sie nur davon reden, beziehungsweise durch die Stadt spazieren wollen ohne in der Lage zu sein spez­i­fis­che Inhalte zu ver­mit­teln, schre­it­en wir zu Tat­en und set­zen somit Zeichen.

Antifa Bad Freien­walde: Ein ähn­lich­es Zeichen soll auch die von uns organ­isierte antifaschis­tis­che Demon­stra­tion sein. Wie ste­ht ihr dazu, da du ger­ade von “durch die Stadt spazieren“ gesprochen hast?

Ben (lacht): Ja, da hast du recht. Aber ich habe mir bere­its euren Aufruf durchge­le­sen und stimme euch voll und ganz zu. Ich habe den Ein­druck, ihr geht auf die Straße um eine Botschaft zu ver­mit­teln, eine ähn­liche wie wir sie haben und deswe­gen werde ich mich auch an der Demo beteiligen.

Antifa Bad Freien­walde: Das freut uns natür­lich zu hören. Wir wün­schen euch viel Erfolg bei euren zukün­fti­gen Aktio­nen und hof­fen, ihr kön­nt eure Ziele erre­ichen. Vie­len Dank, dass du dir Zeit für das Inter­view genom­men hast!

 

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Antifaschismus

Kein Heimspiel für Nazis in Bad Freienwalde

Am Sam­stag, den 12. Juni wollen Neon­azis durch Bad Freien­walde marschieren. Das Bünd­nis Bran­den­burg Naz­ifrei ruft Bürg­erin­nen und Bürg­er aus Märkisch Oder­land und Barn­im zum Protest auf. Drei Protestver­anstal­tun­gen sind geplant: Die Stadt Bad Freien­walde hat auf der Karl-Marx-Straße und der Königsstraße (Mark­t­platz) eine Ver­anstal­tung angemeldet unter dem Titel “Fest der Vielfalt”. Von 10.00 Uhr an zeigen Vere­ine und Insti­tu­tio­nen, Bürg­erin­nen und Bürg­er bei einem bun­ten Fest ihre Ablehnung des Nazi-Auf­marsches. Das lan­desweite Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit hat, eben­falls ab 10.00 Uhr, in Ruf- und Sichteite der Neon­azis, die sich am Bahn­hof sam­meln wollen, eine Kundge­bung angemeldet. Die Antifa Bad Freien­walde plant zudem eine Demon­stra­tion, die um 10.00 Uhr am Mark­t­platz starten soll. Alle Ver­anstal­tun­gen find­en unter dem gemein­samen Dach des Bünd­niss­es Bran­den­burg Naz­ifrei statt und sollen dazu beitra­gen, den Auf­marsch zu ver­hin­dern. Sie bieten allen Bürg­erin­nen und Bürg­ern die Möglichkeit, sich in unter­schiedlich­er Weise gegen recht­sex­treme Pro­pa­gan­da und für vielfältige Kul­tur zu engagieren. An den ver­gan­genen zwei Woch­enen­den scheit­erten bere­its zwei Auf­marschver­suche der Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im in Bernau und Eber­swalde auf Grund des entsch­iede­nen Wider­stands von Demokratin­nen und Demokrat­en. Da die führen­den Mit­glieder der Neon­az­itruppe aus Bad Freien­walde stam­men, ruft das Bünd­nis Bran­den­burg Naz­ifrei die Bürg­erin­nen und Bürg­er der Land­kreise Märkisch Oder­land und Barn­im beson­ders dazu auf, den Nazis zu zeigen, dass sie nir­gend­wo willkom­men sind — auch nicht in Bad Freienwalde.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Marcel Guse: Portrait eines nationalsozialistischen Stadtverordneten

Pots­dam- Im fol­gen­den Text wer­den wir die poli­tis­che Lauf­bahn und die dahin­ter ste­hende offen nation­al­sozial­is­tis­che Ide­olo­gie des NPD-Stadtverord­neten Mar­cel Guse beschreiben.
Inner­halb kurz­er Zeit entwick­elte sich Mar­cel Guse zu ein­er aktiv­en Per­sön­lichkeit der neon­azis­tis­chen Szene Pots­dams und des Umlan­des. Zurzeit ver­fol­gt er eifrig das Ziel der „Zusam­men­führung der vie­len zer­streuten nationalen Kräfte“ in Pots­dam, sowie „die Gewin­nung neuer Mit­stre­it­er“ für die NPD.

HERKUNFT
Seine poli­tis­che Lauf­bahn begann der Nieder­sachse bei der Bran­den­burg­er DVU. So beteiligte er sich spätestens seit dem Jahr 2008 an ver­schiede­nen DVU-Stän­den in Tel­tow-Fläming. An der Seite des ehe­ma­li­gen DVU- Stadtverord­neten Gün­ther Schwem­mer sam­melte er z.B. Unter­schriften gegen das geplante Asyl­suchen­den­heim im Pots­damer Stadt­teil Schlaatz und organ­isierte die monatlich stat­tfind­en­den Stammtis­che der DVU. Der recht großmäulig und selb­st­be­wusst agierende Guse trat außer­dem zusam­men mit NPD-Bun­desvor­standsmit­glied Man­fred Börm (Raum Lüneb­urg) als selb­st ernan­nter Per­so­n­en­schützer auf, als Udo Voigt verge­blich ver­suchte ein „Gruß­wort“ an die Pots­damer Stadtverord­neten­ver­samm­lung im Zuge der Kom­mu­nal­wahlen 2008 zu richt­en. Börm ist langjähriges Mit­glied der NPD und leit­et einen so genan­nten „Ord­nungstrupp“, welch­er NPD-Ver­anstal­tun­gen absichert. In den 70er Jahren wurde er wegen des bewaffneten Angriffs auf ein NATO-Lager verurteilt und war bis zu deren Ver­bot Mit­glied der „Wik­ing-Jugend“ und der ter­ror­is­tis­chen „Wehrsport­gruppe Wolf“. Der plöt­zliche Tod Schwem­mers Ende Mai 2009 ver­half Guse zu ein­er Posi­tion in der ersten Rei­he und dem einzi­gen DVU-Sitz im Pots­damer Stadt­par­la­ment. Er rück­te nach und set­zte da an, wo Schwem­mer aufge­hört hat­te. Im Stadt­par­la­ment stellte er nun Anfra­gen zur man­gel­nden Denkmalpflege von Kriegs­gräbern für deutsche Sol­dat­en, forderte die Aufk­lärung über die Partei „die Linke“ und deren ange­bliche SED Ver­gan­gen­heit, äußerte seine Angst vor „hem­mungslos­er Über­frem­dung“ und provozierte in Sitzun­gen, gab sich jedoch der DVU-Lin­ie treu. Darüber hin­aus beteiligte sich Guse, dessen Alter deut­lich unter dem Durch­schnitt der DVU liegt, maßge­blich an der Grün­dung der DVU-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Rechte“. Das Grün­dungstr­e­f­fen fand am 5. Juli 2009 unweit von Pots­dam statt und Guse wurde zum stel­lvertre­tenden Bun­desvor­sitzen­den ernan­nt. Er ver­fasste Flug­blät­ter im Namen der DVU und verteilte diese. Zur Wahlkamp­fab­schlusskundge­bung der DVU am 20. Sep­tem­ber 2009 trat er neben der Bran­den­burg­er DVU-Frak­tionsvor­sitzen­den Liane Hes­sel­barth als Red­ner auf und ver­suchte zum Schluss Aufmerk­samkeit durch hero­is­ches Schwenken der Deutsch­land­fahne zu erhaschen.

AKTUELL
Kurz nach­dem die (schlecht­en) Wahlergeb­nisse der DVU bekan­nt gegeben wur­den,   verkün­dete Mar­cel Guse auf der nation­al­is­tis­chen Web­site „gesamtrechts“ seinen Über­tritt zur NPD. Er beteuerte, dass er dies nicht auf­grund der Wahlergeb­nisse tue. In sein­er Erk­lärung heißt es: „Das ist geschehen, weil die NPD für Recht­sex­treme die besseren Möglichkeit­en bietet, Poli­tik zu machen.” Außer­dem sagte er gegenüber der Taz: “Die NPD ist die Zukun­ft, die DVU nur noch ein zweite CSU.” Seit­dem ist die DVU in Pots­dam nicht mehr in Erschei­n­ung getreten. Die Domain ihres Stadtver­ban­des ste­ht mit­tler­weile zum Kauf im Inter­net. Mit dem Über­tritt sitzt Guse nun als NPDler in der Pots­damer            Stadtverord­neten­ver­samm­lung und fällt immer wieder durch anti­semi­tis­che   Zwis­chen­rufe oder anderes neon­azis­tis­ches Ver­hal­ten auf .

Im Jan­u­ar 2010 grün­de­ten u.a. Mar­cel Guse und Daniel Hintze, unter dem Dach des Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe, den Pots­damer NPD-Stadtver­band, dessen Vor­sitz durch Guse beset­zt ist. Auf dem Foto der Grün­dungs­feier ist zu sehen, wie Mar­cel Guse dem Vor­sitzen­den des NPD-KV Hav­el-Nuthe, Michel Müller, die Hand schüt­telt. Dieser ist ein vorbe­strafter Gewalt­täter und saß mehrfach wegen poli­tisch motiviert­er Gewalt­de­lik­te auf der Anklage­bank.
Ein erster NPD-Stammtisch mit weit­eren Vertreter_innen aus Pots­damer Neon­azi-Grup­pierun­gen ließ nicht lange auf sich warten, und diente zur lokalen Ver­net­zung der Neon­azi-Szene. Dabei zeigt Guse kein­er­lei Berührungsäng­ste bei der Zusam­me­nar­beit mit offen nation­al­sozial­is­tis­chen Kam­er­ad­schaften in Pots­dam. Warum auch? Er selb­st tritt offen ein für die Forderung nach einem „Nationalen Sozial­is­mus!“. Er verteilte mit den „Freien Kräften“ gemein­sam Fly­er gegen das Asyl­suchen­den­heim am Schlaatz, er besucht mit ihnen Demon­stra­tio­nen und ver­linkt ihre Home­pages auf der Seite der NPD Havel-Nuthe.

IDEOLOGIE
Auch virtuell ist Guse neon­azis­tisch unter­wegs. Auf der Home­page des NPD- Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe sind viele sein­er selb­st ver­fassten Berichte (u.a. über die Stadtverord­neten­ver­samm­lun­gen) veröf­fentlicht. Dabei ist er sich auch nicht zu fein Adolf Hitler “aus aktuellem Anlass” zum Geburt­stag zu grat­ulieren.
In dem einen oder anderen Bericht sind auch Zitate vom neon­azis­tis­chen Lie­der­ma­ch­er Frank Ren­nicke und sog­ar von Joseph Goebbels zu find­en. “Der Idee [der NSDAP] entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns ver­has­ster als der rechtsste­hende nationale Besitzbürgerblock.”[1] Wobei er den in Klam­mern geset­zten Teil durch Sternchen erset­zte, wohl aus Angst vor Repres­sion. So veröf­fentlicht er auch biographis­che Anek­doten über seinen Groß­vater, bei dem er meinte auf alten Fam­i­lien­fo­tos einen „Dop­pel­blitz am Kra­gen“ erkan­nt zu haben: „Ich bin so stolz auf Opa Erich” [2]. Nur zwei Wochen zuvor schrieb er: „In tiefer Dankbarkeit verneigen wir uns vor den tapfer­en deutschen Sol­dat­en aller Waf­fen­gat­tun­gen und vor den europäis­chen Kriegs­frei­willi­gen, die auf deutsch­er Seite kämpften und im großen Völk­er­rin­gen ihr Leben in die Waagschale legten. Ewig lebt der Toten Tatenruhm!“[3] Dieser Ide­olo­gie fol­gend, fordert er auch die Rev­i­dierung der Oder-Neiße-Gren­ze mit recht drastis­chen Worten. Ihm sei es egal, ob „ein pol­nis­ch­er Präsi­dent (…) samt Gefolge ins Gras beißt“, da ihn nur die Frage inter­essiere, „wann kehrt die Heimat mein­er Vor­fahren wieder heim ins Reich“. Diese Aus­sage war dann wohl selb­st der NPD Hav­el-Nuthe zu ein­deutig und so nahm sie den Text nach weni­gen Tagen wieder von ihrer Seite. Auch son­st macht Guse aus seinem Herzen keine Mörder­grube. So schreibt er über einen Aus­flug von Pots­damer Neon­azis nach Berlin, dass diese in Zweier­rei­hen durch das Bran­den­burg­er Tor gelaufen seien, „dies­mal noch ohne Fack­eln und dazuge­hörigem Fah­nen­meer“. [4] Auch die bei Neon­azis übliche Wel­tun­ter­gangsstim­mung fehlt bei Guse nicht: „Die Zeichen ste­hen auf Sturm. Die Zeichen ste­hen auf Bürg­erkrieg. Nur eine deutsche Volks­ge­mein­schaft kann einen solchen Bürg­erkrieg gewin­nen.“ [5]. Mit Abstand am offen­sichtlich­sten tritt die nation­al­sozial­is­tis­che Ide­olo­gie Gus­es allerd­ings zu Tage, wenn er seine Texte Mal um Mal mit der Forderung nach einem „Nationalen Sozial­is­mus“ beendet.


ÖFFENTLICHE AUFTRITTE

Auf den Neon­azi-Demon­stra­tio­nen in Neu­rup­pin Ende März und am 01. Mai in Berlin war zu beobacht­en, dass Guse auch in Sit­u­a­tio­nen auftritt, in denen es zu Gewalt­tätigkeit­en von Seit­en der Demonstrationsteilnehmer_innen kommt. So war er, in bei­den Fällen bek­lei­det mit schwarzen Leder­hand­schuhen, in Rangeleien und Schub­sereien mit Polizist_innen bzw. Journalist_innen involviert. Die Sit­u­a­tion in Neu­rup­pin wurde später auf der Home­page der NPD mit den Worten beschrieben, dass der „Nationale Wider­stand zum Sturm auf die Vater­land­slosen überg­ing (…)”. Sich zunehmend steigernde, offene Gewalt­tätigkeit gehört also eben­falls in das Ver­hal­tensreper­toire des Mar­cel Guse.

FAZIT
Dieser Text zeigt die ein­deutig nation­al­sozial­is­tis­chen Aktiv­itäten Mar­cel Gus­es auf. Er ist in Pots­dam eine ide­ol­o­gis­che Führungs­fig­ur der lokalen neon­azis­tis­chen Szene. Seine p
oli­tis­chen Inhalte sind men­schen­ver­ach­t­end. Sein Werde­gang und seine bish­er for­mulierten poli­tis­chen Ziele deuten darauf hin, dass er sein Leben nach dieser Ide­olo­gie aus­richtet und fol­glich anzunehmen ist, dass er nicht nur die Stadtverord­neten­ver­samm­lung als Bühne nutzt, son­dern auch andere soziale Bere­iche. So soll­ten sowohl die Abend­schule, die er besucht, als auch die soziale Wohnein­rich­tung für Senior_innen Kur­sana Res­i­den­zen GmbH/ Haus Gabriel in Pots­dam, bei der angestellt ist, sich dieser Gefahr bewusst sein.

[1] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2529
[2] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2621
[3] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2325
[4] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2248
[5] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2112
[6] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=2529

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Antifaschismus

Eberswalde blieb nazifrei

INFORIOT Keine Nazide­mo: Die zweite schwere Schlappe inner­halb ein­er Woche musste die Neon­aziszene in Nor­dost-Bran­den­burg ein­steck­en. Am Sam­stag (dem 5. Juni) wollte die “Kam­er­ad­schaft Märkisch-Oder Barn­im” (KMOB) in Eber­swalde demon­stri­eren. Das Bünd­nis “Bran­den­burg Naz­ifrei” (ein Zusam­men­schluss von Antifa­grup­pen, Zivilge­sellschaft und Parteien) hat­te zu Block­adeak­tio­nen aufgerufen.

Die Neon­azis kamen dann erst gar nicht. Am Vortag der Demo hat­ten sie wegen des zu erwartenden Wider­stands ihren Aufzug abge­sagt. “Das ist eine empfind­liche und pein­liche Nieder­lage für die Recht­en”, freute sich die Sprecherin von “Bran­den­burg Nazifrei”. 

Die etwa 300 Men­schen, die für die antifaschis­tis­che Block­ade angereist waren, feierten in bester Laune und bei schön­stem Som­mer­wet­ter am Eber­swalder Bahn­hof ihren Erfolg: Wieder eine Nazide­mo verhindert.

Am Woch­enende vorher, am 29. Mai, hat­te die KMOB ver­sucht, in Bernau zu demon­stri­eren. Die 90 Neon­azis kon­nten damals angesichts ein­er 500 Men­schen starken Block­ade keinen einzi­gen Meter laufen.

In Eber­swalde erschienen am Rand nur vere­inzelt diejeni­gen Recht­en, die offen­bar die Nachricht von der eige­nen Demoab­sage nicht erre­icht hatte.

Die Polizei nahm am Rande der antifaschis­tis­chen Kundge­bung eine Per­son aus noch unbekan­nten Grün­den in Gewahrsam. Son­st kam es zu keinen größeren Zwischenfällen.

Die KMOB hat für die näch­sten Wochen noch drei weit­ere Demon­stra­tio­nen angekündigt: Am 12. Juni in Bad Freien­walde, am 19. Juni in Straus­berg und am 10. Juli in Man­schnow (Küstriner Vor­land). “Bran­den­burg Naz­ifrei” hat auch in diesen Orten Proteste angekündigt.

Die Demon­stra­tion der KMOB in Eber­swalde hat­te unter dem zynis­chen Mot­to “Gegen linke Gewalt” ste­hen sollen. Denn das Demo­da­tum fiel auf das Woch­enende nach dem zehn­ten Jahrestag des Mordes an Falko Lüd­ke — der linke Punk war am 29. Mai 2000 von Neon­azis in Eber­swalde ermordet worden.

Die Demon­stra­tion in Bad Freien­walde soll indes unter dem nicht min­der zynis­chen Mot­to “Für ein freies Jugendzen­trum” stat­tfind­en — das Datum ist der zweite Jahrestag des Bran­dan­schlags auf das alter­na­tive Jugendzen­trum Maquis in Bad Freien­walde, das in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2008 von einem Neon­azi niederge­bran­nt wurde.

Die Demo in Man­schnow hinge­gen soll sich “gegen Kinder­schän­der” richt­en. In Gor­gast, ganz in der Nähe von Man­schnow, wurde vor weni­gen Tagen ein behin­dert­er Jugendlich­er sex­uell miss­braucht — die mut­maßlichen Täter gehören der Neon­aziszene an.

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Antifaschismus Arbeit & Soziales

10 Jahre ‑Boumannsräumung — Der Kampf geht weiter!

Am 01. Juni 2010 fan­den sich ca. 100 Men­schen vor dem ehe­ma­li­gen „Boumanns“ zu einem spon­ta­nen Konz­ert und Essen zum Selb­stkosten­preis zusam­men. Das „Boumanns“ in der Kur­fürsten­straße 5 wurde vor 10 Jahren, nach einem Zim­mer­brand im Seit­en­flügel, von Stadt und Polizei geräumt. Dies geschah trotz
gegen­seit­iger Absprache zwis­chen den Bewohner_innen und dem Besitzer des Hauses. 

Das „Boumanns“ hat­te sich nach zahlre­ichen Räu­mungen etlich­er beset­zter Häuser in der Innen­stadt, Ende der Neun­ziger Jahre, zu einem Kul­turzen­trum entwick­elt und wurde im Jahr 2000 bru­tal geräumt. In Folge dessen, kam es in der bran­den­bur­gis­chen Haupt­stadt, über einen lan­gen Zeitraum, immer wieder zu aus­nah­mezu­s­tand­sähn­lichen Szenar­ien. Damals ging die Polizei rück­sicht­s­los und marzialisch gegen Demonstrant_innen vor. Diese wur­den teil­weise mit vier Tagen Vor­beugege­wahrsam bestraft.

Die Kundgebungsteilnehmer_innen führten unter anderem ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „10 Jahre Boumannsräu­mung. Die Polizei – Dein Fre­und und Schlächter“ mit sich. Dass dieser Satz, damals wie heute passend ist, stell­ten die anwe­senden Beamt_innen umge­hend unter Beweis. Nach­dem das Konz­ert so gut wie been­det war, schritt die Polizei ein und wurde hand­grei­flich. Die Beamt_innen ver­sucht­en der Band hab­haft zu wer­den sowie die restlichen Teilnehmer_innen mit Schlä­gen und Schub­sen zu vertreiben. 

Eine Frau, die heute in der Kur­fürsten­straße 5 wohnt, war von dem Konz­ert pos­i­tiv über­rascht und tanzte spon­tan mit. Ihre Kinder klatscht­en von den Fen­stern aus Beifall. Diese Reak­tion schlug jedoch in verängstigte “Mama, Mama!”-Rufe um, als die Polizei zur Tat schritt. 

Trotz des brachialen Endes der Ver­anstal­tung waren viele Umher­ste­hende zufrieden mit der Aktion. So wurde ein­hel­lig fest­gestellt, dass auf kreative Art und Weise, die Kri­tik an der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungslogik und das Opfern ein­er lebendi­gen Stadt gegenüber dem Preussendog­ma rüberge­bracht wurde. Andere äußerten sich aber auch über die skan­dalöse Miet­preis­poli­tik der Stadt. Wie z.B. im Falle des als „Schand­fleck“ tit­ulierten Babels­berg­er Kar­rees, um dessen Sanierung inzwis­chen eine öffentliche Debat­te ent­bran­nt ist. „Wenn das so weit­er geht, dann passieren hier noch ganz andere Dinge!“, teilte eine Debat­tierende ihren Zuhörer_innen mit.

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Antifaschismus

10 Jahre Falko Lüdke

Am 31. Mai jährt sich der Todestag von Falko Lüd­ke zum 10. mal. Er ist nach Amadeu Anto­nio das zweite Opfer von rechter Gewalt in Eber­swalde. Bis heute ist die Tötung von Falko Lüd­ke aber nicht annäh­ernd so bekan­nt, wie die Ermor­dung von Amadeu Anto­nio. Selb­st weite Teile der engagierten Zivilge­sellschaft Eber­swaldes, ken­nt sich mit den Umstän­den von Falko Lüd­kes Tod nicht aus. Nun will aber die Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im (KMOB) am 5. Juni einen Auf­marsch gegen „Linke Gewalt“ in Eber­swalde durch­führen. Aus­gerech­net dort, wo Recht­sex­treme zwei Todes­opfer zu ver­ant­worten haben. Neben der Auseinan­der­set­zung mit der Ermor­dung von Amadeu Anto­nio gibt es deshalb auch eine Auseinan­der­set­zung mit dem Tod von Falko Lüd­ke. Sie soll zeigen, dass Falko Lüd­ke ein­er poli­tisch motivierten Tat zum Opfer fiel und dass sein Tod auf­grund sein­er Zuge­hörigkeit zur Punk-Szene bis heute ver­harm­lost wird. Am Mon­tag fand deshalb eine Trauerkundge­bung an der Bushal­testelle Spechthausen­er Straße statt, um der Ermor­dung Falkos zu gedenken.

Die Tat

Falko Lüd­ke starb am 31.05.2000, nach­dem er von Mike B., einem ihm bekan­nten Mit­glied der recht­sex­tremen Szene Eber­swaldes, an der Bushal­testelle Spechthausen­er Straße, vor ein Taxi gestoßen wurde.

Falko sprach B. während ein­er Fahrt mit dem O‑Bus auf seine etwa 8 Zen­time­ter große Hak­enkreuztä­towierung am Hin­terkopf an und ver­wick­elte B. in eine Diskus­sion über dessen recht­sex­treme Gesin­nung. Bei­de ver­ließen den O‑Bus an der Hal­testelle Spechthausen­er Straße. B. lud Falko dann auf ein Bier im Hin­ter­hof des bere­its abgeris­se­nen Haus­es Nr.5, direkt hin­ter der Hal­testelle, ein, um dort mit ihm weit­er zu disku­tieren. Als Falko ablehnte kam es zu einem Handge­menge, wobei Falko Lüd­ke mit den Rück­en zur Straße stand und B. mit den Rück­en zu den Häusern. Bei­de bewegten sich immer mehr in Rich­tung Straße bis B., Falko so heftig gegen die Brust schlug, dass dieser nach hin­ten auf die Straße stolperte und von einem Taxi erfasst wurde. Falko Lüd­ke starb noch am sel­ben Abend an seinen Ver­let­z­tun­gen Auf­grund dieses Tather­gangs wurde B. zu ein­er Gesamt­frei­heitsstrafe von vier Jahren und sechs Monat­en verurteilt.

Eine poli­tisch motivierte Straftat 

Falko Lüd­ke war ein link­er Punk. Er hat sich als solch­er nicht mit dem Vorhan­den­sein von Recht­sex­tremen in Eber­swalde abge­fun­den, und sich offen­siv gegen die Recht­en einge­set­zt. Punks gehören qua­si zu den natür­lichen Fein­den der Recht­sex­tremen, da diese nicht nur zu ihrer Geg­n­er­schaft zählen, son­dern auch nicht zum Bild eines ordentlichen Deutschen passen. Ein Die Tötung von Falko Lüd­ke hat­te deshalb einen poli­tis­chen Hin­ter­grund. Dies wurde sog­ar gerichtlich fest­gestellt, denn das Gericht hat­te sich nicht nur mit dem Tather­gang auseinan­der geset­zt, son­dern auch mit der Frage, ob Falko Lüd­ke den Täter unnötig provoziert hat­te. Das Gericht stellte fest, dass die „Agi­tierung“ des Täters keine Pro­voka­tion son­dern Zivil­courage war, denn es han­delte sich hier um „berechtigte Vor­be­halte“, schließlich trug B. seine Hak­enkreuztä­towierung offen und war der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen.
Die Tat­sache, dass Falko Lüd­ke nach einem Akt der Zivil­courage gegen Recht­sex­trem­is­mus zu Tode gekom­men ist spielt bis heute keine Rolle. Falko Lüd­ke ist den meis­ten Eber­swaldern bis heute sowieso kaum ein Begriff. Schließlich wurde die Tat von der Eber­swalder Öffentlichkeit ver­harm­lost und ent­poli­tisiert. Die Tötung von Falko Lüd­ke wurde als Rangelei zwis­chen zwei gewalt­bere­it­en Rand­grup­pen dargestellt, der poli­tis­che Gehalt wurde abgestritten.

Die Ver­harm­lo­sung und Ent­poli­tisierung erlaubt die Ver­drän­gung und ges­tat­tet das Ignori­eren von Recht­sex­tremen in Eber­swalde und der Region drumherum.

Ver­harm­lo­sung als Zeichen von latent recht­sex­tremen Ein­stel­lun­gen in der Bevölkerung

Ähn­lich wie bei Dieter Eich, der nur eine Woche vorher von Recht­sex­tremen in Berlin-Buch ermordet wurde, gehörte Falko Lüd­ke zu ein­er sozial-mar­gin­al­isierten Rand­gruppe. Dieter Eich galt als sog. „Alki“, er war ein „arbeit­slos­er Assi“ ohne Wert für die Mehrheits­ge­sellschaft. Der recht­sex­treme Hin­ter­grund und damit der poli­tis­che Gehalt sein­er Tötung wurde nach­haltig ver­drängt. Denn in weit­en Teilen der Bevölkerung sind Erwerb­slose wie Dieter Eich eben nur „arbeits­faule Sozialschmarotzer“.

Und Falko war eben „nur ein Punk“. Die Vor­be­halte der Recht­sex­tremen gegen Punks sind eben­falls bis in die Mitte der Gesellschaft ver­bre­it­et. Punks sind dem­nach dreck­ig, sie neigen ange­blich zum Alko­hol- und Dro­genkon­sum, sie sind arbeitss­cheu und undiszi­plin­iert. Kein vernün­ftiger Bürg­er würde mit bun­ten Haaren und zer­ris­se­nen Hosen rum­laufen und so ein „Hot­ten­tot­ten-Krach“ als Musik beze­ich­nen. Deshalb sind Punks nicht nur für die Nazis, son­dern für die meis­ten Bürg­erin­nen und Bürg­er „Zeck­en“, die die Gesellschaft aussaugen.

Die Recht­sex­tremen hinge­gen gel­ten für viele in der Mitte der Gesellschaft zwar eben­falls als gewalt­bere­ite Rand­gruppe „die vielle­icht keine Ahnung vom Krieg hat“ sie sind aber im Gegen­satz zu den linken Punks wenig­stens als „pünk­tlich, ordentlich und höflich“ ange­se­hen. Sie „wür­den der Oma einen Platz im Bus freimachen“, wie ordentliche Deutsche eben. Außer­dem hät­ten die Nazis „ja irgend­wie Recht“, wenn sie über Aus­län­der und sog. „Kinder­schän­der“ reden. Das sind nur einige der Sprüche die man sich in Diskus­sio­nen mit Bekan­nten und Ver­wandten anhören muss. Das die Tötun­gen von Dieter Eich und Falko Lüd­ke ent­poli­tisiert, ver­drängt und ver­harm­lost wer­den, so dass sie bis heute kaum als recht­sex­treme Gewalt­tat­en wahrgenom­men wer­den, ist ein Zeichen für latent recht­sex­treme Ein­stel­lun­gen in weit­en Teilen der Bevölkerung.

Auch auf­grund dieser Schieflage im öffentlichen Mei­n­ungs­bild, wird die Bedeu­tung der Eber­swalder Punkszene, sowie das nicht hoch genug einzuschätzende ehre­namtliche Engage­ment, in und um den Jugend­kul­turvere­in Exil, welch­es durch Ange­hörige der Eber­swalder Punkszene geleis­tet wird, bis Heute unter den Tep­pich gekehrt. Vielle­icht hat die inten­sive Auseinan­der­set­zung mit den Tod von Falko Lüd­ke zur Folge, dass es eine ehrliche und wahrheits­gemäße Auseinan­der­set­zung mit den Tod von Falko Lüd­ke gibt und die Bedeu­tung der Tat für Eber­swalde richtig erfasst wird.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Versuchter Brandanschlag in Zossen

Die Polizei ermit­telt derzeit wegen ver­suchter Brand­s­tiftung. Die Täter_innen woll­ten anscheinend mit­tels Feuer­w­erk­skör­pern das Auto in Brand steck­en.
Ein recht­sradikaler Hin­ter­grund scheint hier wahrschein­lich — zum einen weil es sich um das Auto eines gegen Nazis engagierten Men­schen han­delte, zum anderen vor dem Hin­ter­grund des Bran­dan­schlags vom 22. Jan­u­ar dieses Jahres, bei dem ein Mit­glied der recht­sradikalen Szene aus Zossen das Haus der Demokratie der genan­nten Bürg­erini­tia­tive völ­lig nieder­bran­nte. Da am 12. und 13 Juni, also in weniger als zwei Wochen, in Zossen ein antifaschis­tis­ches Aktionswoch­enende des Bünd­niss­es Link­er Fläming Unit­ed stat­tfind­et, liegt der Ver­dacht nahe, dass hier Recht­sradikale ver­suchen, couragierte Einwohner_innen zu verun­sich­ern und mas­siv zu bedro­hen, damit diese von ihren Aktiv­itäten Abstand nehmen. Es ist also mehr als deut­lich, dass diese Bürg­erini­tia­tive, die seit ger­aumer Zeit immer wieder Ziel recht­sradikaler Bedro­hun­gen und Aktiv­itäten war, drin­gend Unter­stützung braucht — und zwar nicht nur von Promi­nenz wie Iris Berben und Dieter Hildebrandt(so geschehen let­zte Woche Mittwoch in der Akademie der Kün­ste, Berlin), son­dern ganz prak­tisch von allen Antifaschist_innen.

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