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Holocaustgedenktag in Zossen: Antifa demonstriert spontan.

Am gestri­gen Don­ner­stag demon­stri­erten in der Zossen­er Innen­stadt (Tel­tow — Fläming) rund 50 Antifaschistin­nen. Anlass war der 66. Jahrestag der Befreiung des Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagers Auschwitz — Birke­nau durch die Rote Armee.

Zur Erin­nerung an diese Befreiung, zum Gedenken an die Opfer, aber auch zur kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie, etablierte sich dieser Tag inter­na­tion­al als „Holo­caustge­denk­tag“.

Aus­ges­tat­tet mit Trans­par­enten, Schildern und Fah­nen zogen die Demon­stran­tinnen über den Mark­t­platz bis hoch zum Gerichts­ge­bäude und dann zurück zum Bahn­hof. Auch einige Zossen­er Bürg­erin­nen, die vorher an der öffentlichen Gedenkver­anstal­tung vor dem Rathaus teil­nah­men, schlossen sich dem an. Der Demon­stra­tionszug machte laut­starkauf die latente Bedro­hung durch (Neo-)Nazis in der Region aufmerk­sam. Ger­ade am Holo­caustge­denk­tag störten in den ver­gan­genen Jahren (Neo-)Nazis immer wieder das Gedenken durch „Lüge, Lüge“ Rufe, Hit­ler­grüße und das Sin­gen nation­al­sozial­is­tis­chen Lieder. 2010 bran­nten diese, im Vor­feld des Holo­caustge­denkens, sog­ar das „Haus der
Demokratie“ nieder.

Nathan Rosen­thal, ein­er der Organ­isatoren und Sprech­er des „Linken Fläming Unit­ed“ dazu: » Wir woll­ten mit der Demo vor allem ein gedenkpoli­tis­ches Zeichen set­zen, um an die Opfer des deutschen Faschis­mus erin­nern, aber auch verdeut­lichen, dass Faschis­mus nicht nur ein Phänomen der Ver­gan­gen­heit ist. Die Kle­in­stadt Zossen ist z.B. ein Schw­er­punkt des organ­isierten Neon­azis­mus im Umland von Berlin. Kri­tis­che Bügerin­nen und Bürg­er vor Ort soll­ten es als ihre Auf­gabe begreifen, diesem Prob­lem entschlossen ent­ge­gen­zutreten und sich mit Betrof­fe­nen zu sol­i­darisieren. Nur so
kann mit­tel­fristig das gesellschaftliche Prob­lem adäquat bekämpft werden«.

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Antifaschismus

Es hat sich ausgehämmert

Das Jahr 2011 konn­te in­zwi­schen nicht bes­ser für die An­ti­fa Grup­pe Ora­ni­en­burg star­ten. Uns wurde be­rich­tet, dass die „Wi­kin­ger­knei­pe – Der Ham­mer“ in Hohen Neu­en­dorf ge­schlos­sen wurde. An der Tür fand sich ein Zet­tel: „ge­schlos­sen da Chao­ten unser Ge­bäu­de be­schmiert haben“ . Hin­ter­grund war ein Farb­beu­te­lan­griff in der Nacht zum 21.?07.?2010, bei dem es ein Be­ken­ner­schrei­ben aus Ber­lin gab.

Der Grund für den Far­b­an­griff lag in ein­er Ver­öf­fent­li­chung un­se­rer­seits, da im und um dem Ham­mer herum neo­na­zis­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten do­ku­men­tiert wer­den konn­ten. Neben T-?Shirt von ex­trem rech­ten Ver­sän­den und Bands, waren auch Shirts mit der Auf­schrift „Ar­beit macht frei“ oder „too white for you“ (zu weiß für dich) zu sehen. An den Wän­den hin­gen „Schwar­ze Son­nen“, hin­ter der Theke stand ein sich be­ken­nen­der Neo­na­zi und An­woh­ner_in­nen be­schwer­ten sich über NPD-?Auf­kle­ber wel­che zwi­schen Bahn­hof und Knei­pe ge­klebt wur­den. In­ter­es­sant war na­tür­lich auch, dass die ers­ten Mer­chen­di­sing­kla­mot­ten des Ham­mers beim Neo­na­zi­laden „On The Streets“ in Hen­nigs­dorf ge­druckt wur­den und auf den Kla­mot­ten auch noch Wer­bung für die Web­sei­te des „OTS zu fin­den war. Das und viele klei­ne­re Hin­wei­se brach­ten uns auf den Trich­ter hier näher zu forschen.

Die Re­ak­tio­nen auf den von uns ver­öf­fent­lich­ten Text waren z.T. zu er­war­ten, aber es gab auch po­si­ti­ves. Ein Ber­li­ner Ver­an­stal­ter gab dann öf­fent­lich an, „den Kon­takt total ab[zu]bre­chen und auch keine Wer­bung mehr vom Ham­mer auf [sei­nen] Pla­ka­ten oder sons­ti­ges [zu]ma­chen“ (was wir Be­für­wor­ten und auch gern un­ter­stüt­zen). Der ört­li­che Rug­by­ver­ein prüf­te be­stimm­te Mit­glie­der auf ihre Ge­sin­nung und kom­men­tier­te dies mit den Wor­ten, wir „dis­tan­zie­ren uns […]von jedem der na­zis­ti­sches Ge­dan­ken­gut ver­brei­tet oder Aus­lebt – erst recht […] in un­se­rem Ver­ein“. Auch die Ge­rüch­te­kü­che bro­del­te stark. So wurde uns mit­ge­teilt, dass die JN ihren Abend im Ham­mer aus „Angst vor An­grif­fen durch die An­ti­fa“ nun wo­an­ders ver­an­stal­ten wür­den und der Wirt, Rene Wer­ner, immer mehr in fi­nan­zi­el­le Pro­ble­me käme. Er ließ al­ler­dings nichts un­ver­sucht um sein Ge­schäft zu ret­ten. Mehr­fach log er dabei auf Mit­tel­al­ter­märk­ten, wenn es zu Dis­kus­sio­nen kam. So be­haup­te­te er, es gäbe ak­tu­ell keine Neo­na­zis in sei­ner Knei­pe und er hätte Chris­ti­an Hei­din­ger vor mehr als drei Jah­ren aus der Na­zi­sze­ne ge­holt, was durch ein Foto von einem Na­zi­auf­marsch im Herb­st 2009 in Ber­lin wie­der­legt wer­den konn­te. Gleich­zei­tig ver­such­ten Neo­na­zi­kräf­te aus dem Um­feld der HDJ/JN In­for­ma­tio­nen über die An­ti­fa Ora­ni­en­burg zu sam­meln, was daran schei­ter­te, dass sie wed­er in Hen­nigs­dorf, noch in Bir­ken­wer­der und auch nicht in Ora­ni­en­burg auf Ju­gend­li­che tra­fen, die brauch­ba­re Ant­wor­ten gaben.

Neben die­sen, eher Hin­ter­grund, ver­such­te Rene Wer­ner den Laden durch „un­po­li­ti­sche“ Kon­zer­te am Leben zu er­hal­ten. Aber auch hier wurde es wie­der ein­mal krude. Unter den Bands waren auch die „Spiel­leu­te Da­e­mo­ni­cus“ mit dem Tromm­ler Tho­mas „Eddi“ Laf­renz. Er äu­ßer­te sich uns ge­gen­über mit die­sen net­ten Formulierungen:

und ihr Fut­zis von der An­ti­fa seid eben­falls ein­ge­la­den[…]So­lan­ge ihr euch auf­regt werde ich […] Thor Stei­nar tragen“.

Was wir zu die­sem Zeit­punkt noch nicht wuss­ten ist, wer Tho­mas Laf­renz ist.

Tho­mas Laf­renz ist im pri­va­ten Leben also ein Tromm­ler in ein­er ge­wöhn­li­chen Mit­tel­al­ter­band und tritt an­schei­nend ge­le­gent­lich in rech­ten Läden auf, dies schon im vorn­her­ein ver­tei­digt und schein­bar auch Thor Stei­nar mag. In­ter­es­sant wird aber wo und für wen er ar­bei­tet. Er ist der Ju­gend­ko­or­di­na­tor des DRK Gran­see und be­treut im Auf­trag der Stadt und des Amtes Gran­see fünf Frei­zeit­ein­rich­tun­gen für Ju­gend­li­che. Tho­mas Laf­renz ist die Spit­ze eines Eis­ber­ges was Ju­gend­so­zi­al­ar­beit in Ober­ha­vel und den bil­li­gen­den – gar un­ter­stüt­zen­den – Um­gang mit neo­na­zis­ti­schen Ju­gend­li­chen angeht.

Nach un­se­rer Ver­öf­fent­li­chung über den Ham­mer und den Ver­ein „Mjöl­nir e.V.“ konn­ten diese immer noch einen Stand auf einem Mit­tel­al­ter­markt im Bir­ken­wer­der Ju­gend­klub „C.O.R.N.“ ver­an­stal­ten. Zwar dis­tan­zie­ren sich die Ver­ant­wort­li­chen in Ein­zel­ge­sprä­chen, doch zu ein­er Stel­lung­nah­me, beim Um­gang mit Neo­na­zis wie den in­zwi­schen ver­ur­teil­ten An­dre­as Ro­kohl oder dem Ro­kohl-?An­häng­sel Alex Hoff­mann (der eine half beim Wie­der­auf­bau des C.O.R.N. als Azu­bi, der an­de­re konn­te sei­nen Zi­vil­dienst im Klub ab­leis­ten), konn­te man sich bis­her nicht durch­rin­gen. Im Hen­nigs­dor­fer Ju­gend­klub Kon­rads­berg spiel­te am 12.?September 1992 die Band Land­ser ihr ers­tes Kon­zert Wir wol­len aber nicht mit alten Ka­mel­len um­her­wer­fen, doch auch die Hen­nigs­dor­fer An­ti­fa­schis­ti­sche In­itia­ti­ve hat­te viele Jahre nach die­sen Kon­zert immer noch mas­si­ve Pro­ble­me mit der oft kri­ti­sier­ten „ak­zep­tie­ren­den Ju­gend­ar­beit“ die hier an den Tag ge­legt wurde und Neo­na­zis samt ihren Kla­mot­ten Raum bot, indem diese unter an­de­rem bei einem „Rock gegen Rechts“ den Ein­lass über­nah­men.
Ein po­si­ti­ves Bei­spiel dabei ist das Pro­­jekt-? und Event­ma­nage­ment für Ju­gend­li­che in Ora­ni­en­burg (Pro­Ju), wel­ches im letz­ten Jahr viele Se­mi­na­re und Ver­an­stal­tun­gen zu den The­men Neo­na­zis­mus und De­mo­kra­tie­bil­dung or­ga­ni­siert hat. Ge­ra­de weil die Ver­an­stal­tun­gen, mit z.T. Bun­des­pro­mi­nenz, in einem Ju­gend­klub statt­fan­den, zeigt sich hier ein po­si­ti­ver Weg.

Es gibt den­noch kaum Ju­gend­frei­zeit­ein­rich­tun­gen in Ober­ha­vel, wel­che sen­si­bel mit dem The­ma Neo­na­zis um­ge­hen, wenn sie diese über­haupt über Lip­pen­be­kennt­nis­se hin­aus­ge­hend the­ma­ti­sie­ren. Wenn das Pro­blem Neo­na­zis in Ju­gend­klubs nicht end­lich mal an­ge­gan­gen wird, kann Ober­ha­vel im Jahr 2015 das 30-?jäh­ri­ge Ju­bi­lä­um fei­ern, als Land­kreis mit der längs­ten durch­ge­hend ak­ti­ven neo­na­zis­ti­schen Ju­gend­sze­ne der ehe­ma­li­gen DDR-?Län­der.

Bild­quel­len:
1. T-?Shirt „Ar­beit macht frei“ (Bild von der ehe­ma­li­gen Ham­mer-?Sei­te)
2. T-?Shirt „Too white for you“ (Bild von der ehe­ma­li­gen Ham­mer-?Sei­te)
3. Schwar­ze Sonne (Bild von der ehe­ma­li­gen Ham­mer-?Sei­te))
4. On The Streets (Bild von An­ti­fa)
5. Chris­ti­an Hei­din­ger (Bild von An­ti­fa)
6. An­dre­as Ro­kohl (Apa­biz e.V.)
7. Alex­an­der Hoff­mann (Apa­biz e.V.)

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Antifaschismus

Chronik neonazistischer Aktivitäten in Potsdam und Umgebung

Jeden Monat ver­bre­it­en Neon­azis in Pots­dam und Umland ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Gedankengut durch zahlre­iche Inter­net­pub­lika­tio­nen oder verteilte Pro­pa­gan­da auf den Straßen (rund 2 Pro­pa­gan­daak­tio­nen pro Monat). In dieser Chronik sind vor allem die Aktiv­itäten der NPD, «Alter­na­tiv­en Jugend Pots­dam (AJP)» und «Freie Kräfte Pots­dam (FKP)» aufge­führt und mit Dat­en über ras­sis­tis­che Gewalt in Pots­dam und Umland ergänzt.

Diese Chronik kann nicht als voll­ständi­ger Bericht des Jahres 2010 gese­hen wer­den, da sehr oft Betrof­fene von Neon­azi-Gewalt oder ras­sis­tis­ch­er Gewalt ihre Erfahrun­gen aus Angst nicht äußern und sie somit nicht öffentlich gemacht wer­den. Die Chronik ist ein Ver­such, neon­azis­tis­che Aktiv­itäten im Raum Pots­dam und Umland zu erfassen. Dabei dienen zahlre­iche Berichte aus der «Pots­damer Neusten Nachricht­en», der «Opfer­per­spek­tive» und der «[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam (AALP)» als Daten­grund­lage. Eben­falls sind aber auch Aktio­nen und Berichte der Neon­azis selb­st mit aufgeführt.

Kurz gefasst:Die DVU ist tot, die NPD sprang aus ihren Startlöchern

Seit Anfang Jan­u­ar 2010 sind enorme Aktiv­itäten der NPD in Pots­dam und Umge­bung zu verze­ich­nen. Nach den Land­tagswahlen im Herb­st 2009 ver­lor die DVU in Pots­dam nicht nur ihre Sitze im Bran­den­burg­er Par­la­ment, son­dern auch viele Anhänger_innen und Funktionär_ innen an die NPD. So entsch­ied sich auch Anfang des Jahres der Stadtverord­nete Mar­cel Guse von der DVU zur NPD zu wech­seln. Er grün­dete daraufhin im Jan­u­ar 2010 den Pots­damer NPD-Stadtver­band. Seit dieser Zeit kön­nen immer wieder seine lan­gen und sin­n­freien Texte auf der Inter­net­seite der «NPD Hav­el-Nuthe» aufgerufen wer­den. Aus sein­er neon­azis­tis­chen Weltan­schau­ung macht er dabei kein Geheim­nis. Doch nicht nur durch «Inhalte» ver­sucht die NPD in Pots­dam präsent zu sein, auch wird seit Jahres­be­ginn ein monatlich­er Stammtisch der NPD abge­hal­ten. Dabei wird vorzugsweise ver­sucht «promi­nente» Referent_innen einzu­laden. Hier­bei ist festzustellen, dass der monatliche Stammtisch der gesamten Pots­damer Neon­aziszene eine Plat­tform für Aus­tausch, Ver­net­zung und gemein­same Aktio­nen liefert. Neben Verteilen ihrer Pro­pa­gand­ablät­tern («Pots­damer Fack­el» und «Wahrheit für Bran­den­burg») gehört wohl zu ihrem größten Event der «Preußen­tag» am 2.Oktober 2010, bei dem auch die Pots­damer Neon­azi-Band «Preußen­stolz » auftritt.

Die «Alter­na­tive Jugend Pots­dam» wie auch die «Freie Kräfte Pots­dam», zu let­zter­er zählt auch die neon­azis­tis­chen Plat­tform «Info­por­tal Pots­dam», sind vor allem pro­pa­gan­dis­tisch — mit Plakat­en, Aufk­le­bern, Sch­ablo­nen­sprühereien oder Tran­spi­ak­tio­nen — auf den Straßen unter­wegs. Auch von ihren Krei­de­malereien kon­nten sie sich nicht tren­nen. All diese Aktiv­itäten waren auch schon 2009 zu beobacht­en. Was nur zum ver­gan­genen Jahr noch hinzukommt ist ihr unsäglich­er Drang zur Selb­stin­sze­nierung, wie durch ihre großen Inter­ne­tankündi­gun­gen zum 14.04.2010, der «Nacht von Pots­dam». Zu ein­er anderen the­atralis­chen Aktion zählt ihr Posieren mit weißen Masken vor Pots­damer Wahllokalen Mitte Sep­tem­ber, bei der sie sich sowohl inhaltlich als auch ästhetisch der Aktions­for­men süd­bran­den­bur­gis­ch­er Neon­azis bedienten.

Pots­damer Neon­azis, egal ob NPD, «AJP» oder «FKP», hal­ten nicht nur bran­den­burg­weit Tre­f­fen ab, son­dern beteili­gen sich auch bun­desweit an Neon­azi-Demon­stra­tio­nen, wobei die Ver­net­zung mit gle­ich­gesin­nten Brandenburger_innen im Vorder­grund steht. 

Im Jahr 2010 gab es bei der Aktiv­ität der Neon­azis klare Schw­er­punk­te während der Monate Feb­ru­ar und Mai. Die Aktiv­itäten lassen sich durch die his­torischen Dat­en der Bom­bardierung Dres­dens, der «Nacht von Pots­dam» und dem Tag der Befreiung leicht zuord­nen. Ger­ade in diesen Tagen wurde großflächig Pro­pa­gan­da verteilt und Aktio­nen bzw. Aufmärsche unter­stützt und ini­ti­iert. Ein weit­er­er Schw­er­punkt neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten stellt der Monat Sep­tem­ber dar, in dem ver­sucht wurde eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Pots­dam durch zahlre­iche Aktio­nen zu behin­dern. Außer­dem wurde die Ober­bürg­er­meis­ter­wahl zum Anlass von Aktio­nen. Ins­ge­samt sind für das Jahr 2010 viele neon­azis­tis­che Aktiv­itäten zu verze­ich­nen, die vor allem durch zahlre­iche und großflächige Pro­pa­gan­daak­tio­nen zu beschreiben sind. Weit­er­hin sind die his­torischen Dat­en und neon­azis­tis­che Aufmärsche in Deutsch­land immer wieder auss­chlaggebend für Aktiv­itäten. Eben­so die zunehmende lokale Ver­net­zung, durch zum Beispiel den NPD Stammtisch,macht es Neon­azis in Pots­dam möglich, das ganze Jahr über präsent zu sein.

 

Jan­u­ar
Anfang Jan­u­ar: Der NPD-Stadtver­band Pots­dam grün­det sich. (Quelle: NPD)

16.01.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Magde­burg. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP», «AJP» und NPD (Quelle: AALP)

23.01.2010 – Ver­net­zungstr­e­f­fen mit Neon­azis aus Bran­den­burg (Quelle: «AJP»)

30./31.01.2010 – 1. Stammtisch der NPD Pots­dam. Die Pots­damer Neon­aziszene trifft sich auf Ein­ladung der NPD Pots­dam. (Quelle: NPD)

Feb­ru­ar
07.02.2010 – Die «FKP» und «AJP» fahren in das ehe­ma­lige Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen und bericht­en in geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Manier von ihrem «Aus­flug» auf ihren Internetseiten.(Quelle: «AJP», «FKP»)

12.02.2010 – Die «AJP» sprühen einen 30m lan­gen geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Schriftzug an eine Mauer an der Bun­desstraße 2. The­ma ist die Bom­bardierung Dres­dens im Zuge des 2. Weltkrieges. (Quelle: AALP)

13.02.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Dres­den. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP», «AJP» und NPD (Quelle: AALP)

13.02.2010 – Ein deutsch­er Staats­bürg­er wurde aus ras­sis­tis­chen Motiv­en Opfer ein­er Kör­per­ver­let­zung. Es kon­nte ein Tatverdächtiger ermit­telt wer­den. Nähere
Angaben liegen nicht vor. (Quelle: LKA)

14.02.2010 – Geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Gedenkak­tion der «FKP» und «AJP» auf dem alten Markt. The­ma ist die Bom­bardierung Dres­dens im Zuge des 2. Weltkrieges. (Quelle: «AJP», «FKP»)

20.02.2010 – Ein 34-jähriger Kameruner wurde auf dem Pots­damer Haupt­bahn­hof von einem 31-jähri­gen Betrunk­e­nen ras­sis­tisch beschimpft und unter dem Ruf «Ich steche dich ab!» mit einem Mess­er bedroht.(Quelle: dpa, 25.02.2010; Polizei)

23.02.2010 – Pro­pa­gan­daak­tion der «FKP» zum Todestag von Horst Wes­sel. Es wur­den zahlre­iche Sch­ablo­nen­sprühereien mit dem Kon­ter­fei des Nazi-Märthyr­ers und weit­ere größere Parolen in Fahrland, Mar­quardt, Wald­stadt, Rehbrücke und am Stern ange­bracht. (Quelle: AALP)

27./28.02.2010 – 2. Stammtisch der NPD Pots­dam. Dies­mal sprach ein «Wort­führer des JN-Stützpunk­tes Pots­dam […] Er informierte […] über die Arbeit des Stützpunk­tes» (Quelle: NPD)


März

07.03.2010 – Die «AJP» fahren in das Marien­bad in Bran­den­burg und bericht­en davon auf ihrer Inter­net­seite. Dabei leug­nen sie den Holo­caust. (Quelle: AALPAJP»)

20./21.03.2010 – 3. Stammtisch der NPD Pots­dam. Mit dabei der dem NPD Kreisver­band Ober­hav­el ange­hörende Thomas Salomon. (Quelle: NPD)

27.03.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Neu­rup­pin. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP», «AJP» und NPD


April

07.04.2010 – Ein libane­sis­ch­er Fam­i­lien­vater wurde in einem Einkauf­cen­ter von einem 45-Jähri­gen ange­grif­f­en. Der Täter schlug dem 32-Jähri­gen ins Gesicht und bedro­hte sein Opfer, dessen Frau und zwei Kinder mit ein­er Pis­tole­nat­trappe. Die Polizei nahm den Angreifer fest.(Quelle: PNN, 08.04.2010, OPP)

11.04.2010 – Die «FKP», «AJP» und NPD laden zeit­gle­ich ein Update bzgl. der «Nacht von Pots­dam» hoch. Darin betra­cht­en sie, mit einem geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Blick, die Bom­bardierung Pots­dams am 14.04.1945.(Quelle: AALP)

12.04.2010 – Pro­pa­gan­daak­tio­nen der «FKP» und NPD bzgl. der «Nacht von Pots­dam». Sie putzen Kriegsdenkmäler.(Quelle: AALP)

12.04.2010 – Pro­pa­gan­daak­tio­nen in den Stadt­ge­bi­eten Zen­trum-Ost, dem Stern, Drewitz und der Wald­stadt. Hier­bei wer­den zahlre­iche Aufk­le­ber bzgl. der «Nacht von Pots­dam» verklebt und Parolen auf Straßen und Wände geschrieben. (Quelle: AALP)

13.04.2010 – Neon­azis verteilen den Pots­damer NPD-Pro­pa­gandafly­er «Pots­damer Fack­el» in Potsdam-West.(Quelle: AALP)

20.04.2010 – Die «AJP» nimmt an ein­er Mah­nwache in Nauen teil. The­ma ist die Bom­bardierung der Stadt am 20.04.1945. (Quelle: AJP)

29.04.2010 – Plakatak­tion für die Mobil­isierung zum 01.Mai/Berlin in Potsdam-Nord

Mai
01.05.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Berlin. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «AJP» und NPD.(Quelle: AALP)

01.05.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Hoy­er­swer­da. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «FKP» und NPD. (Quelle: AALP)

05.05.2010 – Plakatak­tion der «FKP» und «AJP» zum 08.Mai 1945 mit der Auf­schrift «8.Mai – wir kapit­ulieren nie!» in Fahrland, Mar­quardt, Satzko­rn, Groß-Glienicke, Drewitz, Schlaatz, Wald­stadt, Rehbrücke und dem Stern sowie der Stadt Brandenburg.

08.05.2010 – Neon­azi­auf­marsch in Bran­den­burg. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «AJP», «FKP» und NPD. (Quelle: Antifa Westhavelland)

09.05.2010 – Die «AJP» bringt über 100 neon­azis­tis­che und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Sch­ablo­nen­sprühereien in Fahrland, Neu-Fahrland Mar­quardt und Groß-Glienicke an. Die Polizei nimmt daraufhin Ermit­tlun­gen wegen des Straftatbe­stands der Volksver­het­zung auf.(Quelle: AALP, PNN 10.05.2010)

13.05.2010 – Neon­azis aus Pots­dam beteili­gen sich an ein­er Pro­pa­gan­daak­tion auf der 20. Bran­den­bur­gis­chen Land­wirtschaft­saustel­lung im Erleb­nis­park Paaren und verteilen NPD Flug­blät­ter. (Quelle: NPD)

15./16.05.2010 – Neon­azis beschmieren am Stern das Bürg­er­büro des Linke-Poli­tik­ers Hans Jür­gen Schar­fen­berg mit ein­er Dop­pel­si­grune und mehreren Hak­enkreuzen. (Quelle: PNN)

22./23.05.2010 – 4. Stammtisch der NPD Pots­dam. Der JN/»Spreelichter» Kad­er Sebas­t­ian Richter war zu Besuch und sprach zum The­ma »Dieses Sys­tem bringt uns den Volk­stod!» (Quelle: NPD)

29.05.2010 – Ver­suchter Neon­azi­auf­marsch in Bernau. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der «AJP» und NPD.

Juni
Anfang Juni: Mar­cel Guse hält einen völkischen und anti­semi­tis­chen Vor­trag vor Neon­azis in Bran­den­burg an der Hav­el und bere­it­et sie damit auf einen «möglichen Bürg­erkrieg» vor. (Quelle: NPD)

13.06.2010 – Die «AJP» fährt auf den Wald­fried­hof in Halbe (Quelle: «AJP»)

26./27.06.2010 – 5. Stammtisch der NPD Potsdam.(Quelle: NPD)

Juli
07.07.2010 – Nach dem WM-Fußball­spiel Deutsch­land- Spanien wurde am Haupt­bahn­hof ein Regierungsvertreter aus dem Jemen durch einen Schlag gegen den Kopf ver­let­zt. Der Angreifer zeigte dabei den soge­nan­nten Hit­ler­gruß. Der Tatverdächtige wurde in Gewahrsam genom­men. (Quelle: Polizei; OPP)

Mitte Juli: Die NPD Pots­dam verteilt die Bran­den­burg­er NPD-Pro­pa­gan­dazeitung «Wahrheit für Bran­den­burg» in Michen­dorf. (Quelle: NPD)

24.07.2010 – 6. Stammtisch der NPD Pots­dam. Nach dem Vor­trag eines Neon­azis der JN Pots­dam wird über den «Volk­stod» disku­tiert. (Quelle: NPD)

31.07.2010 – Ver­net­zungstr­e­f­fen mit Neon­azis aus Bran­den­burg (Quelle: «AJP»)

August
19.08.2010 – Die NPD Pots­dam verteilt die Bran­den­burg­er NPD-Pro­pa­gan­dazeitung «Wahrheit für Bran­den­burg» in Pots­dam und Tel­tow. (Quelle: NPD)

Sep­tem­ber
01.09.2010 – Pro­pa­gan­daak­tion im Stadt­teil Schlaatz bzgl. der Antifade­mo am 25.09.2010. Unter anderem wer­den auch Hak­enkreuze und durchgestrich­ene David­sterne auf die Straße gemalt und zahlre­iche Neon­azi­aufk­le­ber verklebt. (Quelle: AALP)

04./05.09.2010 – 7. Stammtisch der NPD Pots­dam. Neben inter­es­san­ten Fak­ten zum deutschen Bauern­tum wird sich ordentlich über die «viele[n] Kam­er­aden aus freien Struk­turen» gefreut, die ange­blich zum Stammtisch erschienen. (Quelle: NPD)

07.09.2010 – Neon­azis der «AJP» ent­fer­nen Plakate für die Antifade­mo am 25.09.2010 in den Stadt­teilen Fahrland, Neu Fahrland, Mar­quardt, Satzko­rn, Born­im und Born­st­edt. (Quelle: «AJP»)

Mitte Sep­tem­ber: Mar­cel Guse verteilt mit weit­eren Neon­azis die Bran­den­burg­er NPD-Pro­pa­gan­dazeitung «Wahrheit für Bran­den­burg» in Treuen­bri­et­zen. (Quelle: NPD)

13.09.2010 – Mar­cel Guse – als par­la­men­tarisch­er Arm der Anti-Antifa – stellt eine Anfrage an den Ober­bürg­er­meis­ter bzgl. d
er Antifade­mo am 25.09.2010. Dadurch ver­sucht er Infor­ma­tio­nen über den_die Anmelder_in sowie die Route der Demon­stra­tion zu erlangen.(Quelle: AALP)

14.09.2010 – Im Umfeld der «Datscha», in der an dem Abend eine Infover­anstal­tung zur Antifade­mo am 25.09.2010 stat­tfind­et, wer­den zahlre­iche Neon­azi­aufk­le­ber verklebt. (Quelle: AALP)

19.09.2010 – Neon­azis der «FKP» ver­mum­men sich mit weißen Masken und zeigen vor ver­schiede­nen Wahllokalen in Pots­dam eine Trans­par­ent mit der Auf­schrift «Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod». (Quelle: «FKP»)

22.09.2010 – Neon­azis­tis­che Plakatak­tion der «AJP» in Pots­dam-Nord mit der zen­tralen Parole «Für nationalen Sozial­is­mus». (Quelle: AALP)

23.09.2010 – In der Wald­stadt II wer­den vor mehreren Woh­nun­gen ver­meintlich link­er Jugendlich­er Nazi­parolen geschrieben und dadurch ver­sucht sie ein zu schüchtern. (Quelle: AALP)

25.09.2010 – Die «AJP» besprühen die Fach­hochschule Pots­dam mit der Parole «NS Jet­zt». (Quelle: AALPPNN)

25.09.2010 – Neon­azis sprühen und kleben – «Sum­mer Of Hate Reloaded» – großflächig ent­lang der Route der Antifade­mo (Quelle: Antifa West­havel­land, AALP)

Okto­ber
02.10.2010 – Die Pots­damer Band «Preussen­stolz» tritt beim ersten «Preußen­tag» der NPD in Finow­furt auf. (Quelle: NPD)

16./17.10.2010 – 8. Stammtisch der NPD Pots­dam. Mit dabei, der NPD-Kreistagsab­ge­ord­nete aus dem Land­kreis Havel­land, Dieter Brose. (Quelle: NPD)

18.10.2010 – «Die Demokrat­en brin­gen uns den Volk­stod » heißt die neuen Internet(unter)seite der «FKP» welche sie auf ihrer Home­page ein­gerichtet haben. Die Seite soll den Start ein­er gle­ich­nami­gen Kam­pagne markieren. (Quelle: «FKP»)

Novem­ber
13.11.2010 – 9. Stammtisch der NPD Pots­dam. Mit der Floskel «Volks­ge­mein­schaft statt Klassenkampf» lässt sich der Inhalt dieser Ver­anstal­tung, bei der dies­mal Ralph Tegeth­off zu Gast war, wohl aus­re­ichen zusam­men­fassen. Dieser war in der ver­bote­nen «FAP» aktiv und wurde unter anderem dadurch bekan­nt, da er 1983 beim hantieren mit ein­er Rohrbombe festgenom­men wurde. (Quelle: NPD)

14.11.2010 – Drei Neon­azis verteilen den Pots­damer NPD-Pro­pa­gandafly­er «Pots­damer Fack­el» im Wohnge­bi­et Zen­trum-Ost (Quelle: NPD)

14.11.2010 – Mar­cel Guse ist zu Gast bei der NPD-Augs­burg und hält dort einen Vor­trag. (Quelle: NPD)

17.11.2010 – Pots­dam – Zwei Män­ner belei­digten in der Straßen­bahn einen Flüchtling ras­sis­tisch und bespuck­ten ihn. Als ein­er der Män­ner den Keni­an­er zu schla­gen ver­suchte, kon­nte der Ange­grif­f­ene auswe­ichen. Obwohl ein Mann mit Migra­tionsh­in­ter­grund ver­suchte, einzu­greifen, kon­nten die Täter unbe­hel­ligt die Tram ver­lassen. (Quelle: Polizei, OPP)

21.11.2010 – Die «FKP» ver­anstal­ten zusam­men mit den «Spreelichtern» und «Freien Kräften» aus Leipzig eine Gedenkver­anstal­tung auf dem Sol­daten­fried­hof in Jüter­borg. (Quelle: APAP)

27./28.11.2010 – 10. Stammtisch der NPD Pots­dam. Es wer­den ver­schiedene Gedichte vor­ge­tra­gen und erk­lärt, warum dem dro­hen­den «Volk­stod» nur durch «Fam­i­lien­grün­dun­gen und eine vor­bildliche Lebens­führung» begeg­net wer­den kann. (Quelle: NPD)

Dezem­ber
Anfang Dezem­ber führt die NPD Pots­dam, ihren eige­nen Angaben zufolge, mehrere kleinere Gedenkver­anstal­tun­gen «zu Ehren unser­er vor dem Feind gebliebe­nen Sol­dat­en» in Pots­dam und Umge­bung durch. (Quelle: NPD)

07.12.2010 – Die NPD Pots­dam verteilt den Pots­damer NPD-Pro­pa­gandafly­er «Pots­damer Fack­el» und het­zt darin in ras­sis­tis­ch­er und wohl­stand­schau­vin­is­tis­ch­er Manier gegen Asylsuchende.(Quelle: NPD)

25./26.12.2010 – 11. Stammtisch der NPD Pots­dam. Dies­mal wurde sich der in Hen­nigs­dorf wohnende Maik Ham­pel ein­ge­laden. Dieser war Anfang der 1990er Jahre Mit­glied in der inzwis­chen ver­bote­nen «Nation­al­is­tis­chen Front». (Quelle: NPD)

Ende Dezem­ber – «Jahresab­schlussver­anstal­tung» der NPD Potsdam

 

kon­takt: apap@activist.com

https://inforiot.de/adresse/antifaschistisches-pressearchiv-potsdam-apap

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(Anti-)Rassismus

Für eine menschliche Flüchtlingspolitik in Potsdam

Am Son­ntag macht der Lie­der­ma­ch­er Heinz Ratz auf sein­er „Tour der  Tausend Brück­en“ Sta­tion in Pots­dam mit einem Konz­ert in der Fab­rik in  der Schiff­bauer­gasse. Unter­stützt wird er dabei von Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs, worüber wir uns sehr freuen! Heinz Ratz singt für eine men­schliche  Flüchtlingspoli­tik. Dafür stand auch Jahre lang die Poli­tik Jann Jakobs. Pots­dam war Vor­re­it­er im Land Bran­den­burg in wesentlichen Fra­gen der Flüchtlingspoli­tik: Sie war die erste Stadt, die das diskri­m­inierende Gutschein­sys­tem abschaffte, die sich für die Abschaf­fung der Res­i­den­zpflicht ein­set­zte, eine dauer­hafte Bleiberecht­sregelung forderte und sich offen zeigte für die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Wohnungen.

Lei­der müssen wir in den let­zten zwei Jahren fest­stellen, dass sich die Sit­u­a­tion für Flüchtlinge in Pots­dam durch restrik­tives Ver­wal­tung­shan­deln der Pots­damer Aus­län­der­be­hörde verän­dert. Das bet­rifft ins­beson­dere den Umgang mit gedulde­ten Men­schen, die sich schon lange in Deutsch­land aufhal­ten. Hier nutzt die Aus­län­der­be­hörde ihren Spiel­raum nicht zugun­sten der Betrof­fe­nen, son­dern ver­fol­gt eine Geset­zesin­ter­pre­ta­tion, die zu merk­würdi­gen Auswüch­sen führt: So wurde einem Inder, der im let­zten Jahr frei­willig aus­reisen wollte, diese frei­willige Aus­reise ver­weigert und in eine Abschiebung umge­wan­delt, um eine Wiedere­in­reis­es­perre durchzuset­zen. Gegen Flüchtlinge, die unter falschem Namen ein­gereist sind, wer­den Strafver­fahren ein­geleit­et, wenn sie ihre Iden­tität offen­le­gen. Men­schen, die aus human­itären Grün­den einen befris­teten Aufen­thalt­sti­tel erhal­ten, warten Monate lang auf die  Ver­längerung. „Wir sehen Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs in der Ver­ant­wor­tung dafür,  dass die Aus­län­der­be­hörde Pots­dam zu einem maßvollen Han­deln find­et und sind nach den jahre­lan­gen guten Erfahrun­gen opti­mistisch, dass Herr Jakobs dieser Ver­ant­wor­tung auch gerecht wird“, so Kay Wen­del vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

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Antifaschismus

Bericht — Antifa Demo in Spremberg

Sprem­berg- Am ver­gan­genen Sam­stag, 15. Jan­u­ar, fand in Sprem­berg (Süd­bran­den­burg / bei Cot­tbus) unter dem Mot­to „Nazi­ak­tiv­itäten in Sprem­berg stop­pen! – Linke Freiräume erkämpfen!“ eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion statt. Der Demon­stra­tion, zu der die Antifa Sprem­berg und die Antifa Cot­tbus aufgerufen haben, fol­gten ca. 150 Antifaschist_Innen und Bürger_Innen.

Anlass der Demon­stra­tion ist die ansteigende rechte Gewalt in der Region und beson­ders in Sprem­berg. Im Jahr 2010 kam es monatlich zu kör­per­lichen Angrif­f­en auf alter­na­tive und nicht rechte Jugendliche in Sprem­berg. Beson­ders oft kam es zu Über­grif­f­en auf Per­so­n­en aus dem Umfeld des linksori­en­tierten „Pirat­en e.V.“. Nicht nur die Mit­glieder des Vere­ins son­dern auch ihre Vere­in­sräume wur­den oft zum Angriff­sziel. Es wur­den Scheiben eingeschla­gen, in den Innen­hof einge­drun­gen und ran­daliert. Die Kon­se­quenz dieser Über­fälle war die Kündi­gung der Räume durch den pri­vat­en Ver­mi­eter. Somit stand der let­zte alter­na­tive Tre­ff­punkt der Stadt kurz vor dem aus. Durch ein ziv­il-gesellschaftlich­es Engage­ment kon­nte der Ver­trag um einige Zeit ver­längert wer­den. Um dieser Ten­denz der recht­en Gewalt etwas ent­ge­gen­zuset­zen wurde gemein­sam mit bürg­er­lichen Kräften der Stadt eine Demon­stra­tion organ­isiert. Ziel war es zu zeigen das Opfer rechter Gewalt nicht alleine gelassen wer­den und um ein entschlossenes State­ment gegen alte und neue Nazis zu setzen.

Die Demon­stra­tion ver­lief friedlich aber den­noch kämpferisch durch die Innen­stadt von Sprem­berg. Mit Flug­blät­tern, mehreren Kundge­bun­gen mit Rede­beiträ­gen wur­den Spremberger_Innen auf die Nazi-Aktiv­itäten in ihrer Stadt aufmerk­sam gemacht. Eben­so wurde gezeigt das rechte Gewalt nicht unbeant­wortet bleibt und nicht tot­geschwiegen son­dern the­ma­tisiert und bekämpft wird. Es fol­gten Sol­i­dar­itäts­grüße nach Magde­burg und Aufrufe sich in Dres­den an den Block­aden, am 19. Feb­ru­ar,  zu beteiligten. Ins­ge­samt kann ver­merkt wer­den, dass über die gesamte Demon­stra­tion hin­weg   rege Aufmerk­samkeit bei den Bewohner_Innen Sprem­bergs erzielt wer­den konnte.

Am Rande der Demon­stra­tion kam es immer wieder zu Pro­voka­tio­nen durch Neon­azis. Schon auf dem Demon­stra­tionstr­e­ff­punkt, dem Sprem­berg­er Mark­t­platz, taucht­en bekan­nte Neon­azis auf und ver­sucht­en zu provozieren. Hier­bei kam es zu Rangeleien, die durch Cot­tbuser Polizis­ten in „Ziv­il“ unter­bun­den wurden.

Immer wieder ließen sich jedoch am Rande des Aufzuges auf­fäl­lige Pho­tographen und Neon­azis blick­en, die durch ein­schre­it­en der Demo-Teil­nehmer_In­nen erkan­nt und des Ortes ver­wiesen wur­den. Ein weit­er­er Zwis­chen­fall ereignete sich kurz vor dem Ende der Demon­stra­tion, als ein junger Antifaschist in ein­er Lokalität vor mehreren „Gästen“ attack­iert wurde. Daraufhin besucht­en mehrere Antifaschis­ten die Räum­lichkeit­en und erkan­nten Neon­azis, wo es zu ein­er weit­eren Auseinan­der­set­zung kam, die durch ein­stür­mende Polizei-Ein­heit gestoppt wurde. Während­dessen wur­den weit­ere Neon­azis in unmit­tel­bar­er Demo-Nähe gesichtet, die eben­falls die Demon­stra­tion angreifen woll­ten jedoch ließen diese von ihrem Plan ab als sie sich der Überzahl an Demonstrant_Innen gegenüber sahen und ergrif­f­en die Flucht. Die anwe­senden Polizei-Ein­heit­en und die Vielzahl der Polizis­ten in „Ziv­il“ aus Cot­tbus hiel­ten sich weitest­ge­hend zurück. Laut dem „Ermit­tlungsauss­chuss-Cot­tbus“ gab es keine Festnahmen.

In den Abend­stun­den kam es in Sprem­berg zu weit­eren Über­grif­f­en. Die Vere­in­sräume des alter­na­tiv­en „Pirat­en e.V.“  wur­den wieder­holt zur Zielscheibe rechter Gewalt.  Zwei mal wur­den die Räum­lichkeit­en durch ca. 20 Neon­azis mit Böllern und Rauch­bomben bewor­fen und es wurde ver­sucht in den Innen­hof des Haus­es zu gelan­gen. Ohne Erfolg. Laut Polizei wur­den beim zweit­en Angriff sieben Neon­azis festgenom­men, gegen die wegen „Land­friedens­bruchs“ ermit­telt wird. Es ist ver­wun­der­lich wie selb­st der son­st so fleißig in alle Rich­tun­gen ermit­tel­nde Staatss­chutz solche Angriffe nicht vorherse­hen konnte.

Polizeiliche Willkür und Repres­sion gegenüber linken Aktivisten_Innen sind allen bekan­nt, doch bei Neon­azis drückt man sicht­bar das rechte Auge zu. In Pub­lika­tio­nen wie „Ver­fas­sungss­chutzbericht“ protzen die Dien­ste mit ange­blichem Hin­ter­grund­wis­sen, Recherche-Arbeit und Infor­ma­tio­nen von Spitzeln aus der Szene, doch das ein­fach­ste wird wohl nicht getan.

Schon vor Wochen veröf­fentlicht­en Neon­azis aus Sprem­berg auf ihrem Blog den Spruch „WER UNS DIE HAND REICHT, DEM REICHEN WIR SIE AUCH. WER UNS DIE FAUST BALLT DEM BRECHEN WIR SIE AUF!“ in Bezug auf die bevorste­hende Antifa-Demo in ihrer „Heimat­stadt“. Wem doch real die Faust gebrochen wurde ist mehr als streitbar.

Diese Vor­fälle, wie provozierende Neon­azis vor, während und nach der Demon­stra­tion und die bei­den Angriffe auf das Vere­in­shaus zeigen noch ein­mal deut­lich wie wichtig antifaschis­tis­ches Engage­ment in Sprem­berg und Umland ist. Es ist selb­stver­ständlich das diese Demon­stra­tion nur eine Aktion von vie­len war. Weit­er­hin ste­ht unser­er Region ein Nazi­auf­marsch am Dien­stag dem  15.02., dem Tag der Bom­bardierung von Cot­tbus durch Alli­ierte im zweit­em Weltkrieg bevor. Es ist wichtig den Neon­azis aus der Region einen Strich durch die Rech­nung zu machen und diesen Auf­marsch zu verhindern!

Süd­bran­den­burg antifaschis­tisch rock­en! Am 15.02. auf nach Cot­tbus – Nazi­auf­marsch verhindern!

(Antifa Sprem­berg) (Antifa Cottbus)

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zossen im Januar 2011? Holocaustgedenktag!

Am 27. Jan­u­ar jährt sich zum sech­sund­sechzig­sten Mal die Befreiung des Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagers Auschwitz-Birke­nau durch die Rote Armee. Das KZ Auschwitz ste­ht sym­bol­isch für den ökonomisch und gesellschaftlich zugerichteten Massen­mord an Mil­lio­nen vor allem jüdisch markiert­er Men­schen zur Zeit des deutschen Faschis­mus. Zur Erin­nerung an diese Befreiung, zum Gedenken an die Opfer, aber auch zur Mah­nung und kri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie etablierte sich dieses Datum weltweit als „Inter­na­tionaler Holo­caustge­denk­tag“.    
Um diesen Tag eben­falls in Tel­tow — Fläming angemessen gestal­ten zu kön­nen, organ­isiert die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“ zusam­men mit linken Grup­pen seit 2009 eine Gedenkkundge­bung mit anschließen­der Schweigeminute auf dem Zossen­er Mark­t­platz. In der Region spielt Zossen hier­bei eine beson­dere Rolle: Die let­zte Gedenkver­anstal­tung war über­schat­tet von dem, von lokalen (Neo)Nazis verübten, Bran­dan­schlag auf das „Haus der Demokratie“, zudem wurde das Gedenken von ca. 15 Nazis durch die laut­starke Leug­nung des Holo­causts, sowie Hit­ler­grüßen gestört. Auf­grund dieser Geschehnisse und ein­er unkri­tis­chen Bürg­er­meis­terin, welche die offen­sichtliche Bedro­hungslage durch organ­isierte (Neo)Nazis in der Kle­in­stadt ver­harm­loste, erfuhr Zossen zu Recht bun­desweit neg­a­tive medi­ale Präsenz.
Ger­ade deshalb und in Anbe­tra­cht his­torisch einzi­gar­tiger Ver­brechen des deutschen Faschis­mus, welche sich nie wieder­holen dür­fen und der kri­tis­chen Erin­nerung bedür­fen, wollen wir auch in diesem Jahr gemein­sam mit vie­len Zossen­er Anwohner­in­nen ein gedenkpoli­tis­ches Zeichen set­zen, wobei wir wed­er alte noch neue Nazis tolerieren wer­den. Zossen: Keine Home­zone für Faschisten! 

Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel“.
[Schwur von Buchen­wald — 1945 ]

Gedenkkundge­bung Mark­t­platz                                                                                  Vor­trag
27.01.2011, um 18 Uhr                                                                                                   19 Uhr

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Klima & Umwelt

Castor-Transport am 16.–17. Februar nach Greifswald — Biesenthal stellt sich quer

Biesen­thal — Am 16. und 17. Feb­ru­ar soll der näch­ste Cas­tor-Trans­port nach Lub­min bei Greif­swald rollen. Starten wird der Zug in Karl­sruhe. Voraus­sichtlich fährt der Cas­tor wie im Dezem­ber 2010 über Magde­burg, Sten­dal,  Wit­ten­berge, Lud­wigslust und Ros­tock, aber auch die Strecke über Berlin und Biesen­thal ist möglich. Wir bere­it­en deswe­gen Protest- und Block­adeak­tio­nen an der Strecke zwis­chen Bernau und Eber­swalde vor, genauere Infor­ma­tio­nen dazu wer­den wir Anfang Feb­ru­ar bekan­nt­geben. Wir wollen zeigen, dass wir den Weit­er­be­trieb der
Atom­an­la­gen nicht wider­spruch­s­los hin­nehmen und auch der Trans­port von Atom­müll über­all mit Wider­stand begleit­et wird. Sollte der Cas­tor nicht über Biesen­thal fahren schließen wir uns den Protesten und Block­aden in Greif­swald an.

Aktion­s­gruppe Stopp-Cas­tor-Biesen­thal
stopp-castor-biesenthal@gmx.de

Mehr Infor­ma­tio­nen zum Transport:

http://lubmin-nixda.de/
http://www.contratom.de/

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Antifaschismus Law & Order

Oberhaveler Neonazi verurteilt

Am gest­ri­gen Diens­tag fand um die Mit­tags­zeit ein Pro­zess gegen den NPD-?ler An­dre­as Rot­kohl [1] am Ora­ni­en­bur­ger Amts­ge­richt. Er wurde an­ge­klagt einen Jour­na­lis­ten im April be­lei­digt zu haben.

Die Tat wurde bei ein­er Ver­an­stal­tung der Cou­ra­ge-?El­ser-?In­itia­ti­ve Ora­ni­en­burg [2] be­gan­gen.
Wäh­rend im Saal des Bür­ger­zen­trums Georg Elser vor­ge­stellt wer­den soll­te, stell­ten sich meh­re­re Neo­na­zis vor die Schei­ben. Dabei hiel­ten sie Schil­der hoch auf denen Namen von Op­fern des El­ser-?An­schla­ges zu lesen waren. Unter den Neo­na­zis be­fan­den sich die NPD-?Ab­ge­ord­ne­ten Rei­mar Leib­ner[3] und Det­lef Appel[4], die NPD-?ler An­dre­as Rot­kohl und Burk­hard Sah­ner[5], sowie min­des­tens zwei un­be­kann­te Neonazis.

Als der Jour­na­list An­dre­as Rot­kohl auf seine Ak­ti­on an­sprach, er­wi­der­te die­ser laut OGA[6]: „Dich hat man da­mals ver­ges­sen.“ Für die­sen Aus­spruch wurde Rot­kohl nun mit ein­er Geld­stra­fe von 1750 Euro be­straft. Bei einem Pro­zess im März 2009[7] konn­te er ein­er Ver­ur­tei­lung noch entgehen.

Bei der Ver­hand­lung am Diens­tag war Rot­kohl nicht al­lei­ne. Er wurde von 6 Neo­na­zis ge­schützt. Dar­un­ter waren Lore Lier­se[8], Burk­hard Sah­ner und vier Un­be­kann­te, von denen zwei[9] am 1.?Mai mit Leib­ner, Sah­ner und Rot­kohl am Na­zi­auf­marsch in Ber­lin teilnahmen.

 

[1] An­dre­as Rot­kohl; Foto: Apa­biz e.V.
[2] Mär­ki­sche All­ge­mei­ne, 12.?04.?2010
[3] Rei­mar Leib­ner; Foto: Apa­biz e.V.
[4] Det­lef Appel; Foto An­ti­fa Ber­nau
[5] Burk­hard Sah­ner; Foto: Apa­biz e.V.
[6] Ora­ni­en­bur­ger Ge­ne­ral­an­zei­ger, 11.?01.?2011
[7] Mär­ki­sche All­ge­mein, 20.?03.?2009
[8] Ar­ti­kel über Lore Lier­se
[9]Un­be­kann­te am 1.?Mai; Fotos: Antifa

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Antifaschismus

PREMNITZER NEONAZIS STEHEN IN POTSDAM VOR GERICHT

Pots­dam — Vor dem Landgericht Pots­dam find­et am Mittwoch, den 12. Jan­u­ar 2011, die Beru­fungsver­hand­lung gegen zwei Mit­glieder der recht­en Szene in Prem­nitz (Havel­land) statt. Die zum Teil ein­schlägig Vorbe­straften waren in erster Instanz wegen gemein­schaftlich began­gener Kör­per­ver­let­zung zu Haft­strafen zwis­chen neun Monat­en und einem Jahr und sechs Monat­en sowie zu Schmerzens­geldzahlun­gen an den Geschädigten verurteilt wor­den. Gegen das Urteil legten sie Beru­fung ein.

Die zwei Angeklagten Alexan­der K. und Peer S. hat­ten, gemein­sam mit dem bere­its recht­skräftig verurteil­ten Kevin B., im Okto­ber 2009 einen Punk nach einem Diskobe­such zusam­mengeschla­gen und schw­er ver­let­zt. Das Gericht stellte in erster Instanz fest, dass der ver­mummte Alexan­der K. den Punk völ­lig grund­los ansprang und zu Boden riss. Am Boden liegend
trat­en Kevin B. und der Mitangeklagte Peer S. auf den Geschädigten ein. Der Punk musste mit ein­er Nasen­be­in­frak­tur, gebroch­en­em Fuß und Hämatomen im Kranken­haus behan­delt wer­den. Noch heute lei­det er unter den Verletzungsfolgen.

Vor allem der Angeklagten Alexan­der K. ist kein Unbekan­nter. Er ist bere­its wegen rechter Gewalt­de­lik­te ein­schlägig vorbe­straft. Alexan­der K. ist seit langem Mit­glied der Prem­nitzer Kam­er­ad­schaftsszene und unter­stützt aktiv die NPD. 2007 wurde er wegen Verabre­dung zum Mord in Tatein­heit mit schw­er­er Brand­s­tiftung vom Landgericht Pots­dam verurteilt. Gemein­sam mit anderen Recht­en hat­te er geplant, mit Molo­tow­cock­tails den von alter­na­tiv­en Jugendlichen besucht­en Prem­nitzer Jugend­klub Pre­Ju zu über­fall­en. Laut Antifa war K. auch der Betreiber der regionalen Anti-Antifa-Seite im Inter­net. Auf ihr wur­den Infor­ma­tio­nen über ver­meintliche Linke und AntifaschistIn­nen samt Porträt­fo­tos, Namen und Wohnan­schrift zusammengetragen.

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Antifaschismus

Gewöhnlich – ungewöhnlich ?!

Seit ge­ra­de ein­mal 2004 ist Lore Lier­se in der neo­na­zis­ti­schen NPD Mit­glied, ist aber umso ak­ti­ver und un­ver­zicht­ba­rer als an­de­re Mit­glie­der. Grund hier­für ist, dass sie in vie­len so­zia­len Netz­wer­ken ist und dabei eine Mi­schung von Po­li­tik und „nor­ma­ler“ Welt. Doch be­gin­nen wir die Vor­stel­lung Chronologisch.

Die am 09.?12.?1955 ge­bo­re­ne Müh­len­be­cke­rin (wohnt in der Berg­stra­ße 2) ist drei­fa­che Mut­ter und en­ga­gier­te sich auch vor ihrem NPD-?Ein­tritt po­li­tisch in der Re­gi­on. In der DDR en­ga­gier­te sie sich in di­ver­sen Ge­werk­schaf­ten und bekam so ein Ar­beits­ver­bot. Sie ar­bei­te­te als Zahn­tech­ni­ke­rin in Ber­lin-?Wei­ßen­see. Spä­ter ließ sie sich von der „AG Müh­len­beck“ in den Ge­mein­de­rat von Müh­len­beck wäh­len, in wel­chem sie seit 2003 sitzt. Pri­vat muss­te sie ihren Beruf auf­ge­ben und er­öff­ne­te mit ihrer Toch­ter Me­la­nie eine Zoo­hand­lung in Müh­len­beck (Haupt­stra­ße 6, „Tier­stüb­chen Müh­len­beck), und er­wei­te­re ihr Ge­schäft um einen Hun­de­fri­sör­la­den in Ber­nau (Frie­denstha­ler Platz 36, „Tier­stüb­chen und Hun­de­freund“). Mit ihrer Toch­ter Me­la­nie fing sie nun an Hunde zu züch­ten (Schnaut­zer). Dies ist die Ak­ti­vi­tät die ihr Pri­vat­le­ben be­stimmt. So ist sie Orts-?Vor­sit­zen­de des „Pin­scher-?Schnau­zer-?Klub 1985 e.V.“ und hat damit einen fes­ten Stand in der Hun­de­züch­ter­sze­ne. Auf eine An­fra­ge be­züg­lich des Vor­sit­zes durch ein NPD-?Vor­stands­mit­glied re­agier­te der Ver­ein nicht. Sie be­treut bis zu drei Beep­world­sei­ten und nimmt an meh­re­ren Mes­sen im Jahr teil (zu­letzt am 8.?12. bei der Hip­po­lo­gi­ca in Ber­lin). Auch re­gio­nal ist sie auf die­sem Ge­biet be­son­ders aktiv. In meh­re­ren Foren be­schreibt sie, wann sie wo mit Freun­den Hunde aus­führt. Dabei be­wirbt sie auch den „Tier- und Frei­zeit­park Ger­men­dorf“. In einem Forum schreibt hier­zu ein User: „an sich ein schö­ner Park, aber die vie­len an Thor Stei­nar Kla­mot­ten er­kenn­ba­ren Nazis im Diens­te der Fress­bu­den lässt mich nur kot­zen.“(QYPE.?de)

In vie­len so­zia­len Netz­wer­ken agiert sie unter dem Namen „Zoo­frau“ wel­cher auch auf eine Web­sei­te ver­weist. 2003/2004 kam sie in fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten durch fal­sche Steu­er­be­ra­tung. Mit 60000 Euro Schul­den ver­lor sei Haus, Ge­schäft und bekam Ge­wer­be­ver­bot. Sie woll­te durch Brie­fe an Kom­mu­ne und Par­tei­en Hil­fe er­hal­ten – die ein­zi­gen (laut ihrer Aus­sa­ge) war die NPD, die re­agier­te. Aus die­sem Grund trat sie 2004 in die NPD ein und er­klär­te ihr neues Ziel „Egal, wo – erst­mal die Deut­schen“.

Sie ist eine Per­son, wel­che ver­sucht der NPD ein bür­ger­li­ches Ant­litz zu geben, wes­halb sie sich über Det­lef Appel echauf­fier­te, nach­dem er eine Hetz­re­de gegen Aus­län­der in Ora­ni­en­burg hielt (Fe­bru­ar 2010). In den sechs Jah­ren hat sich Lore Lier­se in den Vor­stand der NPD Ober­ha­vel rein­ge­ar­bei­tet und ist die Lei­te­rin des kom­mu­nal­po­li­ti­schen Ar­beits­krei­ses in­ner­halb des Lan­des­vor­stan­des der NPD.

Nach außen ist sie nicht die ak­tivs­te, so nahm sie in den letz­ten Jah­ren nur an zwei Kund­ge­bun­gen teil und be­ob­ach­tet de­mons­tra­tiv die tra­di­tio­nel­le An­ti­ra­de­mo in Ora­ni­en­burg (2007). Die eine Kund­ge­bung fand in Müh­len­beck statt und wurde von ihr an­ge­mel­det (27.?01.?2009), die an­de­re fand im ha­vel­län­di­schen Nauen statt (20.?04.?2010). Auch einen Info­stand in den Ora­ni­en­bur­ger Ha­vel­pas­sa­gen führ­te sie durch (30.?07.?2009). An der in­ter­nen Ar­beit nimmt sie eben­falls sehr en­ga­giert teil. Sie nahm an der Grün­dungs­ver­an­stal­tung des KV Bar­nim-?Ucker­mark teil und hielt eine Rede (28.?12.?2006), sie mie­te­te ein Lokal in Krem­men für eine par­tei­in­ter­ne Ver­an­stal­tung an(05.?10.?2007), des wei­te­re nahm sie an ein­er Schu­lungs­ver­an­stal­tung in Bir­ken­wer­der teil (25.?07.?2008).

Durch ihre Ak­ti­vi­tä­ten, ihrem all­ge­mei­nen Stan­ding und ihrer Bür­ger­lich­keit war auch klar, dass die NPD sie bei der Kom­mu­nal­wahl im Sep­tem­ber 2008 auf ihre Liste schrei­ben wird. Dabei wurde sie nicht in den Kreis­tag, aber in die Ge­mein­de­ver­tre­tung von Müh­len­beck ge­wählt (347 Stim­men). Bei der Land­­tags-? und Bun­des­tags­wahl 2009 stand sie eben­falls auf der Liste und war sog­ar die Di­rekt­kan­di­da­tin für Ober­ha­vel für den Bundestag.

Po­li­tisch wich­tig ist Lore Lier­se neben der na­tio­na­len „Auf­ga­be“ auch die Auf­ga­be, die NPD ge­ra­de für Frau­en at­trak­tiv zu ma­chen. Als Stel­la Häh­nel (Pres­se­spre­che­rin LV Ber­lin, Ring Na­tio­na­ler Frau­en, Mit­glied im BV) ein Haus­ver­bot im Fa­mi­li­en­zen­trum Hohen Neu­en­dorf er­hielt(vor­her ar­bei­te­te sie dort eh­ren­amt­lich), ver­teil­te Lore Lier­se Fly­er und ver­öf­fent­lich­te Le­ser­brie­fe in den lo­ka­len Zei­tun­gen um ihrer Ka­me­ra­din den Rü­cken zu stär­ken. Sie ver­band schon früh eine Freund­schaft zu Häh­nel, sowie zur Lich­ten­ber­ger NPD-?Ab­ge­ord­ne­ten Ma­nue­la Tön­hardt. Dies war dann der Grund im Früh­jahr 2008 den Ring na­tio­na­ler Frau­en zu grün­den. An­we­send waren, laut Selbst­aus­kunft, bis zu 30 Frau­en und als Lan­des­vor­sit­zen­de wurde die Hen­nigs­dor­fe­rin Chris­tel Laske gewählt.

Auch in Zu­kunft ver­sucht Lore Lier­se mit ihrer Hun­de­zucht „nor­mal“ zu ar­bei­ten. Dass ein Vor­stands­mit­glied der NPD dabei ein Hob­by hat, wo es um „reine Ras­sen“ geht ist dabei nur die Spit­ze des Eis­ber­ges. In­zwi­schen kün­digt sie an, einen Stand für ihren Laden auf der Bran­den­bur­ger Land­wirt­schafts­mes­se 2011 auf­zu­stel­len. Eine sol­che Ak­zep­tanz von Neo­na­zis in der Ge­sell­schaft darf nicht ein­fach so hin­ge­nom­men werden.

An­ti­fa Grup­pe Ora­ni­en­burg – Ja­nu­ar – 2011

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