Kategorien
Klima & Umwelt

Castor-Sammel-Prozess nach 6,5 Stunden vertagt

Fort­set­zung­ster­min am 4. 4., 10 Uhr am AG Pots­dam, Jäger­allee 10–12, Saal 21

Wegen zwei erfol­gre­ichen spek­takulären Block­adeak­tio­nen in Hes­sen und der Pfalz musste sich am heuti­gen Mon­tag ein Aktivist vor dem Amts­gericht Pots­dam vertei­di­gen — Knapp 3 bzw. 5 Jahre nach den Vorkomm­nis­sen. „Teils zeigte Rich­terin Ahle Ver­ständ­nis für die Unver­hält­nis­mäßigkeit der Strafver­fol­gung. Das ältere Ver­fahren aus der Pfalz von 2008 hat sie zu Beginn der Ver­hand­lung von sich aus eingestellt. Hätte sie mir vor­ab einen Hin­weis darauf gegeben, hätte ich mir viel Aufwand sparen kön­nen. Bzgl. des anderen Vor­wurfs wurde mir ange­boten, über eine Reduk­tion des Bußgeldes zu reden. Angesichts des enor­men bish­eri­gen Aufwan­des lehne ich dies ab. So ‘was hätte, wenn dann, eher kom­men müssen. Jet­zt bin ich hier und führe das Ver­fahren zu Ende.“ So Christof, der Betrof­fene. Nach ein­er 1,5‑stündigen Zeu­gen­vernehmung und etlichen Beweisanträ­gen seit­ens der Vertei­di­gung beschränk­te die Rich­terin den Vor­wurf in der übri­gen Sache auf das – ver­mut­lich fahrläs­sige — unbefugte Betreten der Bah­nan­la­gen – in der Regel mit max. 25€ bußgeld­be­wehrt. Eine betrieb­sstörende Hand­lung hielt sie für nicht nachweisbar.

Die bei­den entschei­den­den prozes­sualen Anträge hat Frau Ahle ver­wor­fen. Ein 6‑seitiger Befan­gen­heit­santrag, der in  8 Fällen dar­legte, warum der Betrof­fene die Rich­terin für vor­ein­genom­men hält und ein Antrag auf Aus­set­zung der Hauptver­hand­lung, da ent­ge­gen der geset­zlichen Bes­tim­mungen der Zeuge dem Betrof­fe­nen nicht rechtzeit­ig namhaft gemacht wurde. Erst am Sam­stag erhielt der Betrof­fene Post, die wed­er notwendi­ge Angaben zur Per­son des Zeu­gen erhielt, noch als rechtzeit­ig ange­se­hen wer­den kann.  „Frau Ahle ver­warf den Befan­gen­heit­santrag — ohne für die Entschei­dung eine Pause zu benöti­gen — da er einzig und allein der Prozessver­schlep­pung diene. Auf die Begrün­dung ging sie kein Stück ein. Die in der Straf­prozes­sor­d­nung vorgeschriebene Aus­set­zung ver­warf sie mit dort expliz­it aus­geschlosse­nen Grün­den, um die Ver­hand­lung nach ihren Vorstel­lun­gen durchziehen zu kön­nen.“ so der Beschuldigte. „Von ein­er ergeb­nisof­fe­nen Ver­hand­lung kann also nicht die Rede sein. Sie betonte auch mehrfach, dass sie die Sache am heuti­gen Tag zu Ende brin­gen will und führte Die Ver­hand­lung sog­ar weit über die Geschäft­szeit hin­aus – am Ende ohne ihre Prak­tikan­tin und Pro­tokol­lan­tin weit­er, obwohl abse­hbar war, dass ohne weit­ere Beweis­mit­tel eine Verurteilung nicht in Betra­cht kommt.“

Der Polizeizeuge erin­nerte sich nach all der Zeit nur an weniges. Allerd­ings meinte er, sich genau an die Brücke und die ange­blich dort ange­brachte Beschilderung erin­nern zu kön­nen. Ob der das Betreten des Fußweges auf der Brücke ver­boten und dies erkennbar ist, ist essen­ziell für die Sache. Auf zig­fache Nach­frage der Vertei­di­gung musste er dann aber doch manche Aus­sagen wider­rufen. Spätestens nach einem Beweisantrag, der mit­tels Fotos belegte, dass etliche für die Sache wichtige Angaben des Beamten nicht der Wahrheit entsprachen, muss die Glaub­würdigkeit dessen min­destens als zweifel­haft beurteilt werden.

Dies hin­derte Rich­terin Ahle nicht daran, weit­er­hin ein Ende des Ver­fahrens mit Verurteilung am heuti­gen Tag anzus­treben. Davon, dass dies nicht nur auf­grund der rechtlichen Bew­er­tung, son­dern auch auf­grund der man­gel­haften Beweis­lage untun­lich ist, kon­nte der Betrof­fene die Rich­terin erst gegen 16:30 überzeu­gen. Die Hauptver­hand­lung in dem schon leeren Gericht wurde unter­brochen und ein Fort­set­zung­ster­min für den 4. April, 10 Uhr anber­aumt. Ob und welche Zeu­gen dafür geladen wer­den, ist noch nicht bekannt.

Es mag für viele nicht nachvol­lziehbar sein, weswe­gen ich mich auf das Ange­bot ein­er deut­lichen Reduk­tion des Bußgeldes zu Beginn der Ver­hand­lung nicht ein­ge­lassen habe, aber mein Gerechtigkeitswille und von mir aus auch Trotz ist größer als die Trägheit. Der poli­tisch motivierten Ver­fol­gung dafür, dass ich mich für eine intak­te Umwelt ein­set­ze, werde ich mich nicht beu­gen. Ger­ade angesichts des Trends zum Atom­ex­port z.B. durch die Uranan­re­icherungsan­lage Gronau und der Bren­nele­mente­fab­rik Lin­gen kann ich nicht an das Gerede von einem Atom­ausstieg glauben“, so der Betroffene.

Nach ein­er inter­nen Reform der Bun­de­spolizei 2009 – also erst nach einem der ver­han­del­ten Vor­fälle – wer­den sämtliche Ord­nungswidrigkeit­en im Bere­ich der Bah­nan­la­gen in Pots­dam ver­han­delt. Somit wird das Recht auf den geset­zlichen Richter und Zugang zu Gericht, also der grundge­set­zlich garantierte „effek­tive Rechtss­chutz“ mit Füßen getreten, meinen die Aktivis­ten und macht­en dies erst let­zten Monat am Bran­den­burg­er Tor – einem der Wahrze­ichen Pots­dams deut­lich. Sie klet­terten die Säulen empor und hissten Trans­par­ente. „Wir wür­den andere Orte für die poli­tis­che Auseinan­der­set­zung wählen, aber wenn das Gericht uns zum Tanz ein­lädt, dann kom­men wir! Wir lassen uns nicht krim­i­nal­isieren. Der Protest gegen die Atom­kraft ist legit­im!“ erk­lärt Karsten, ein­er, dessen Ver­fahren zwecks Beteili­gung an der Klet­ter­ak­tion zum Cas­tor ’10 mit­tler­weile eingestellt wor­den ist.

Infor­ma­tio­nen zum Prozess: http://nirgendwo.info/
Infor­ma­tio­nen zur Aktion ’10: http://nirgendwo.info/info/fuldatal-bruckenaktion/
Infor­ma­tio­nen zur Aktion ’08 und den bish­eri­gen Prozessen dazu: http://bloxberg.blogsport.de/

 

Kategorien
Antifaschismus

Danny Eichelbaum: Saubermann mit braunen Flecken

Am 24. März wird ein neuer Lan­drat im Kreis Tel­tow-Fläming (Bran­den­burg) gewählt. Für die CDU tritt ihr Kreisver­bandsvor­sitzen­der und Land­tagsab­ge­ord­neter Dan­ny Eichel­baum an. In sein­er Wahlwer­bung ver­spricht der 39-Jährige Recht­san­walt einen poli­tis­chen Neuan­fang, frischen Wind und vor allem mehr Trans­parenz. Im Gegen­satz zu dieser Wahlkampfrhetorik befind­en sich in der poli­tis­chen Biogra­phie Eichel­baums jedoch in-trans­par­ente Abschnitte. In Recherchep­ub­lika­tio­nen aus den 90er Jahren, die Neon­azistruk­turen in Bran­den­burg aufgedeckt haben, wird der heutige Lan­dratskan­di­dat mit gewalt­täti­gen Neon­azis in Verbindung gebracht.

Als junger Stu­dent trat der heutige Kreistags­frak­tionsvor­sitzende, aus Verehrung des Poli­tik­stils Hel­mut Kohls, in die CDU ein. Zu dieser Zeit bran­nten in zahlre­ichen Städten Deutsch­lands, auf­grund ras­sis­tis­ch­er Pogrome, Asyl­be­wer­ber­heime und die CDU Regierung hat­te die fak­tis­che Abschaf­fung des Grun­drechts auf Asyl mitzu­ver­ant­worten. Ein Recht­sruck zog sich durch die ganze Repub­lik. Auch in der bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt Luck­en­walde (TF) wur­den zu dieser Zeit Asyl­be­w­erIn­nen von Neon­azis durch die Straßen gehet­zt und deren Unterkün­fte ange­grif­f­en. Was hat das mit Eichel­baum zu tun? In sein­er Funk­tion als Kreisvor­sitzen­der der Jun­gen Union TF inte­gri­erte der aus Jüter­bog stam­mende Eichel­baum Mitte der 1990‘er Jahre den Luck­en­walder Neon­azi Bert Lind­ner als seinen Stel­lvertreter in die CDU-Partei­ju­gen­dor­gan­i­sa­tion. Lind­ner war führen­des Mit­glied der später ver­bote­nen Neon­azior­gan­i­sa­tion “Nation­al­is­tis­che Front — NF” und deren Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tio­nen. Mit­glieder des NF hat­ten unter anderen den Mord an den Lud­wigs­felder Obdachlosen Rolf Schulze am 7. Novem­ber 1992 zu ver­ant­worten. Auch Lind­ner war als Ras­sist und neon­azis­tis­ch­er Gewalt­täter nicht nur bei der Luck­en­walder Bevölkerung, son­dern eben­so bei der Polizei bekan­nt. Ger­ade Eichel­baum muss von diesen Aktiv­itäten seines Parteikol­le­gen Ken­nt­nis gehabt haben. Es gibt keine Infor­ma­tio­nen dazu, dass Eichel­baum selb­st Teil der recht­en Szene war. Seine Zusam­me­nar­beit mit Lind­ner zeigt aber, dass er keine Berührungsäng­ste mit dieser hat­te. In ein­er Zeit als es vor allem in ost­deutschen Städten zahlre­iche Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt gab, bot Eichel­baum als JU Vor­sitzen­der somit einem führen­den Neon­azis die Möglichkeit, sich in ein­er bürg­er­lichen Partei zu organ­isieren. Lind­ner ist heute stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der der CDU in Luckenwalde. 

Auch heute lässt sich nach­weisen, dass Lan­dratskan­di­dat Eichel­baum rechts-kon­ser­v­a­tiv­en und nation­al­is­tis­chen Kreisen offen gegenüber­ste­ht. Zum einen bekan­nte er sich in der Ver­gan­gen­heit offen zu sein­er Mit­glied­schaft in ein­er recht­en Burschen­schaft — diese nation­al­is­tis­chen Män­ner­bünde sind seit langem für ihre ide­ol­o­gis­che Nähe zum Nation­al­sozial­is­mus bekan­nt. Als aktuelleres Beispiel kann zum anderen Eichel­baums Stel­lung­nahme gegenüber der recht­en und anti­demokratis­chen Wochen­zeitung “Junge Frei­heit” vom Jan­u­ar 2012 ange­führt werden. 

Zu all diesen unrühm­lichen Aspek­ten sein­er poli­tis­chen Biogra­phie hat Eichel­baum nie öffentlich Stel­lung bezo­gen. Ger­ade in Anbe­tra­cht sein­er Kan­di­datur, wäre es notwendig, dass er darüber detail­lierte Aufk­lärung leis­tet. Die von ihm im Wahlkampf geforderte Trans­parenz muss er fol­glich zuerst bei sich selb­st anwenden. 

Quellen:

Hin­ter den Kulis­sen…: “faschis­tis­che Aktiv­itäten in Bran­den­burg” — Aus­gabe 1993 — S.40–41 — “Luck­en­walde: die Naziszene hat sich festgesetzt” 

…hin­ter den kulis­sen — Aus­gabe 3/95 — S.25–26 — “Des Kan­zlers braune Kinder: NF-Kad­er in der JU-Luckenwalde” 

…hin­ter den kulis­sen — Aus­gabe 4/95 — S.40 — “Naz­itr­e­f­fen in Luckenwalde”

Kategorien
Antifaschismus

Jens Knöchel — Potsdamer Neonazi als Bundesfreiwilligendienstler

Am 8. März 2013 berichteten die “Märkische All­ge­meine Zeitung” und die “Pots­damer Neueste Nachricht­en” über den Bun­des­frei­willi­gen­di­enst (BFD) in Pots­dam. [1] Als Beispiel für einen “opti­malen” Bun­des­frei­willi­gen­di­en­stler wird der 36-jährige Pots­damer Jens Knöchel befragt. Er gibt an, “gern draußen in der Natur” zu sein und möchte sich beru­flich neu ori­en­tieren. Zuvor war er im Baugewerbe tätig.
Was MAZ und PNN möglicher­weise nicht wis­sen, ist, dass sie dadurch mal wieder einen Neon­azi als Sauber­mann präsen­tieren.
Jens Knöchel ist seit spätestens 2005 in der Pots­damer Neon­aziszene unter­wegs.
Er besuchte zusam­men mit Berlin­er und Pots­damer Neon­azis die “Chamäleon-Prozesse” am Amts­gericht Pots­dam im Früh­som­mer 2005. Damals ver­sucht­en die Neon­azis durch mas­sive Präsenz, antifaschis­tis­che Prozessbeobachter_innen sowie Zeug_innen einzuschüchtern. Im Zuge dessen kam es auch zu gewalt­täti­gen Über­grif­f­en. Jens Knöchel war an diesen Aktio­nen direkt beteiligt.
Knöchel nahm an mehreren Neon­azi­aufmärschen teil. Zu sehen war er unter anderem am 03.03.2003 in Halbe, am 16.06.2006 in Rathenow, am 21.10.2006 in Berlin, am 06.10.07 in Königs Wuster­hausen, am 01.12.2007 in Berlin-Rudow sowie am 29.12.2007 in Sten­dal. Auch wenn er seit­dem weniger an neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen teil­nahm, zog er sich nicht aus der Pots­damer Neon­aziszene zurück. Im April 2011 etwa bepö­belte er einen antifaschis­tis­chen Jugendlichen in der Nähe des Hauptbahnhofes.

Zum wieder­holten Male berichteten die lokalen Medi­en also über Per­so­n­en, die ein­deutig der neon­azis­tis­chen Szene zuzurech­nen sind. Bere­its im let­zten Früh­jahr wiesen wir auf den Neon­azi und Cheer­leader Mario Schober sowie den Neon­azikad­er und Ama­teur-Fußballer Thomas Pecht hin, über die die Pots­damer Presse unre­flek­tiert berichtete. [2]
Auch dies­mal wäre es möglich gewe­sen, durch das Nutzen ein­er Inter­net­such­mas­chine Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen über Jens Knöchel zu erlan­gen und somit die Berichter­stat­tung anzu­passen. Beispiel­sweise wird in der drit­ten Aus­gabe der Antifaschstis­chen Recherche-Broschüre “Fight Back” über Knöchel und sein neon­azis­tis­ches Umfeld (“Anti-Antifa Pots­dam”) berichtet. [3]

Das ist mein Ding”

Das Inter­esse von Knöchel am BFD beim “Team Gar­tendenkmale” lässt sich im Kon­text der Aktiv­itäten der Pots­damer Neon­aziszene dur­chaus ernst nehmen und in einem entsprechen­den ide­ol­o­gis­chen Rah­men betra­cht­en. So gehören Putza­k­tio­nen von Kriegs­denkmälern seit Jahren zum Aktion­sreper­toire der hiesi­gen Szene. Diese wer­den dann entsprechend pro­pa­gan­dis­tisch im Inter­net auf­bere­it­et; zum Beispiel bezüglich der Bom­bardierung Pots­dams am 14.04.1945. Hierzu schrieben die “Freie Kräfte Pots­dam” am 14.04.2011: “Deshalb war es uns wichtig, vor der Bomben­nacht die auf den Neuen Fried­hof ste­hen­den Mah­n­male zu reini­gen. Um unseren Toten am 14.April würdig zu gedenken […] Wir reinigten mit Wass­er und Bürste das Denkmal und schnit­ten die über­ra­gen­den Äste ab. […] Bei den seitlich ste­hen­den Gran­itkreuzen sam­melten wir wild umher­liegende Äste auf, und entsorgten sie fachgerecht.
Das zweite Bombenopfer­ehren­feld liegt nicht weit ent­fer­nt […] Wir reinigten auch dieses Denkmal von oben bis unten, denn nie­mand son­st macht sich die Arbeit. […] Es kann kein Denkmal oder Grab­stein die wahrhafti­gen Leis­tun­gen unser­er Ahnen wider­spiegeln. Denkmäler sind nicht nur Mah­n­er son­dern auch Danksa­gun­gen an unsere Toten.” [4]
Knöchels Äußerung – “Das ist mein Ding”[5] – dürfte ver­mut­lich nicht nur auf seine Tätigkeit­en beim BFD, son­dern auch auf die Aktions­form sowie inhaltliche Aus­rich­tung der “FKP”, zutr­e­f­fen.
Das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam zählt in seinen Chroniken in den ver­gan­genen drei Jahren min­destens 40 Aktio­nen, die einen Bezug zu Gedenkver­anstal­tun­gen haben. Darunter Putza­k­tio­nen, Pro­pa­gan­daak­tio­nen, Demon­stra­tionsteil­nah­men und interne Kundge­bun­gen. [6]

[1] http://www.pnn.de/potsdam/731549/ und http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12482568/60709/Landeshauptstadt-vergibt-erneut-Gaertner-Stellen-fuer-den-Bundesfreiwilligendienst.html
[2] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/; http://arpu.blogsport.eu/2012/02/22/neonazi-mario-schober-mehr-als-unglaubwurdig-verein-verharmlosend/; http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/; http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
[3] http://apap.blogsport.eu/files/2013/02/fight_back_03.pdf
[4] http://infoportal-potsdam.net/ab11.html
[5] http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12482568/60709/Landeshauptstadt-vergibt-erneut-Gaertner-Stellen-fuer-den-Bundesfreiwilligendienst.html
[6] http://apap.blogsport.eu/

Kategorien
Klima & Umwelt Law & Order

Sammel-Prozess in Sachen Castor

Pots­dam — Wegen zwei erfol­gre­ichen spek­takulären Block­adeak­tio­nen in Hes­sen und der Pfalz muss sich am Mon­tag ein Aktivist vor dem Amts­gericht Pots­dam vertei­di­gen. „3 bzw. 5 Jahre nach den Vorkomm­nis­sen, nach­dem Par­al­lelver­fahren bei der anderen zuständi­gen Rich­terin bere­its eingestellt wur­den, hält Rich­terin Ahle es für nötig, zu unter­suchen, ob dabei nicht doch Ord­nungswidrigkeit­en began­gen wor­den seien. Schon 3 Mal stand ich für meine kör­per­liche Anwe­sen­heit ’08 in der Nähe eines Beton­block­es auf der Cas­torstrecke vor Gericht. Eine Straf­barkeit kon­nte nie fest­gestellt wer­den und nun, fast 5 Jahre danach, soll ich wegen dieses 150€-Bußgeldes schon wieder nahezu 500km quer durch die Repub­lik reisen. Dass muss man sich mal vorstellen!“ so Christof, der Betrof­fene. „Es mag für viele nicht nachvol­lziehbar sein, weswe­gen ich das Geld nicht ein­fach zahle, aber mein Gerechtigkeitswille und von mir aus auch Trotz ist größer als die Trägheit. Der poli­tisch motivierten Ver­fol­gung dafür, dass ich mich für eine intak­te Umwelt ein­set­ze, werde ich mich nicht beu­gen. Ger­ade angesichts des Trends zum Atom­ex­port z.B. durch die Uranan­re­icherungsan­lage Gronau und der Bren­nele­mente­fab­rik Lin­gen kann ich nicht an das Gerede von einem Atom­ausstieg glauben“

Nach ein­er inter­nen Reform der Bun­de­spolizei 2009 – also erst nach einem der ver­han­del­ten Vor­fälle – wer­den sämtliche Ord­nungswidrigkeit­en im Bere­ich der Bah­nan­la­gen in Pots­dam ver­han­delt. Somit wird das Recht auf den geset­zlichen Richter und Zugang zu Gericht, also der grundge­set­zlich garantierte „effek­tive Rechtss­chutz“ mit Füßen getreten, meinen die Aktivis­ten und macht­en dies erst let­zten Monat am Bran­den­burg­er Tor – einem der Wahrze­ichen Pots­dams deut­lich. Sie klet­terten die Säulen empor und hissten Trans­par­ente. „Wir wür­den andere Orte für die poli­tis­che Auseinan­der­set­zung wählen, aber wenn das Gericht uns zum Tanz ein­lädt, dann kom­men wir! Wir lassen uns nicht krim­i­nal­isieren. Der Protest gegen die Atom­kraft ist legit­im!“ erk­lärt Karsten, ein­er, dessen Ver­fahren zwecks Beteili­gung an der Klet­ter­ak­tion zum Cas­tor ’10 mit­tler­weile eingestellt wor­den ist.

Bei dieser Aktion hin­gen südlich von Kas­sel 2 Kletterer_innen an Seilen von ein­er gut 70m hohen ICE-Brücke wenige Meter über der Trans­port­strecke. Dem Betrof­fe­nen im Prozess wird vorge­wor­fen, auf der Brücke die Seile der Kletterer_innen gesichert zu haben und sich damit unbefugt auf den Bah­nan­la­gen aufge­hal­ten zu haben und eine betrieb­sstörende Hand­lung vorgenom­men zu haben. Nur ein Polizist ist – nach einigem Hin und Her — als Zeuge geladen und der­fand bis­lang in der Akte über­haupt keine Beach­tung. „Es scheint, als solle gar nicht inhaltlich ver­han­delt wer­den. Wie soll ein Zeuge, der mich – einem Form­blatt zufolge — lediglich dem Gewahrsam zuge­führt hat, Aus­sagen über all die juris­tis­chen Details, auf die es ankommt, tre­f­fen kön­nen? Dass für mich und meine Unter­stützer dafür etliche Tage an Arbeit draufge­hen, scheint Frau Ahle nicht zu stören!“ so Christof.

Der zweite am Mon­tag ver­han­delte Fall führt das gerichtlich Treiben ad absur­dum. 2008 soll Christof sich bei ein­er Beton­block-Anket­tak­tion bei Berg/Pfalz als Unter­stützer auf den Gleisen aufge­hal­ten haben. Damals wurde die Fahrt des Cas­torzuges um 12 Stun­den verzögert. Mit deut­lich mehr Verzögerung – näm­lich bis jet­zt – ging das juris­tis­che Nach­spiel voran. An mehreren Prozesster­mi­nen wurde bere­its ver­sucht, den Betrof­fe­nen in der Sache zu verurteilen – bis­lang erfol­g­los. Christof dazu: „Bere­its 2010 wur­den uns Ein­stel­lun­gen der Ver­fahren ver­sprochen — eine glat­te Lüge. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass Gerichte die Priv­i­legien der Herrschen­den absich­ern und die Atom­mafia in ihrem Treiben stützen, aber es macht doch immer wieder wütend.“

18. März, 10 Uhr am Amts­gericht Pots­dam, Jäger­allee 10–12, Saal 21

Kategorien
Antifaschismus

Potsdamer Neonazis und die Marke „Fourth Time“

Das Label wurde in Tel­tow gegrün­det und im Juli 2011 paten­trechtlich einge­tra­gen. [1] Die ästhetis­che Auf­machung sowie ver­schiedene Motive erin­nern schnell an bekan­ntere neon­azis­tis­che Bek­lei­dungs­marken wie „Thor Steinar“ oder „Eric and Sons“. Wie diese Marken, will auch „Fourth Time“ durch den Ver­trieb von Klei­dung mit neon­azis­tis­chen Inhal­ten Geld ver­di­enen. Anhalt­spunk­te für eine deut­liche Verbindung ins neon­azis­tis­che Milieu liefert „Fourth Time“ genügend.

So ist die Marke, außer über den eige­nen Online-Ver­sand, bish­er nur in einem Ladengeschäft und dessen Inter­netver­trieb der Neon­aziszene in Apol­da (Thürin­gen) erhältlich. Dort kön­nen unter anderem die Marken „Ans­gar Aryan“, „Thor Steinar“ und „Erik and Sons“ erwor­ben wer­den. [2] Auch die über die T‑Shirts trans­portierten Inhalte, unter Berück­sich­ti­gung ver­schieden­er Diskurse (Ver­schwörungs­the­o­rien, nordis­che Mytholo­gie, Revi­sion­is­mus) von und über Neon­azis, sprechen eine deut­liche Sprache. So wer­den in einem Motiv mit dem Titel „Neuschwaben­land“ Bezüge zu neon­azis­tisch-eso­ter­ischen Ver­schwörungs­the­o­rien geliefert. Diese ver­weisen auf eine Expe­di­tion der Nazis in die Antark­tis 1938/39 und das dabei ange­blich neu ent­deck­te „Neuschwaben­land“, um welch­es sich ver­schiedene Mythen und Ver­schwörungs­the­o­rien ranken. Eben­so bedi­ent das Motiv „Mit­ter­nachts­berg“ nordis­che Mythen, wonach der Berg ange­blich eine Sam­mel­stelle für alle Tapfer­en ist, die sich nach dem Tod auf den Weg nach Wal­hal­la machen. Die neon­azis­tis­che Band „Von Thron­stahl“ wid­mete diesem Berg eben­falls einen Song. Das T‑Shirt „Krabbenin­sel – Deutsche Com­pag­nie“ verdeut­licht die Sehn­sucht nach Kolonien und illus­tri­ert die bran­den­bur­gis­che Annex­ion der Vieques Insel im heuti­gen Puer­to Rico von 1689 bis 1693. Eben­falls im Sor­ti­ment befind­en sich eine Hom­mage an Richard Löwen­herz, welch­er den 3. Kreuz­zug gegen die Mus­lime anführte, und an Leonidas von Spar­ta. Mit der Beschrei­bung „Keine Kapit­u­la­tion, wie stark der Feind auch sei.“ wird an den Wider­standswillen und die Gewalt als Möglichkeit der Durch­set­zung poli­tis­ch­er Ziele appel­liert. Einen ähn­lichen Bezug kann der_die geneigte Betrachter_in auch in dem Wikinger­mo­tiv „War­räge – Leben ist Kampf“ herstellen.

Die Köpfe vor und hin­ter der Marke

Über die in Tel­tow wohn­hafte Inhab­erin Andrea Bertel­mann liegen bish­er keine Infor­ma­tio­nen vor, die auf eine entsprechende Szenezuge­hörigkeit schließen lassen. [3] Anderes lässt sich hinge­gen über das zen­trale Mod­el auf der Start­seite, Fotograf bzw. Lay­outer und den Darsteller auf den ange­bote­nen Presse­fo­tos sagen.

Alle drei, aus Pots­dam stam­mend oder momen­tan dort ansäs­sig, sind entwed­er entsprechend öffentlich bekan­nt oder posi­tion­ieren sich ein­schlägig. Beim ersten der drei, dem Mod­el auf der Start­seite der Home­page, han­delt es sich um Gabor Grett. Dieser ist seit 2006 in der Pots­damer Neon­aziszene unter­wegs und seit dem immer wieder auf Neon­azi­aufmärschen region­al und über­re­gion­al zu sehen gewe­sen. Im Jahr 2008 taucht­en dann Bilder von Grett auf, auf denen er gemein­sam mit weit­eren Per­so­n­en mit Base­ballschläger, Machete, Schuss­waffe und er selb­st mit Ton­fa und Hit­ler­gruß posierte; woraufhin die Pots­damer Staat­san­waltschaft wegen Ver­stoß gegen das Waf­fenge­setz ermit­telte. [4] Darüber hin­aus war Grett mehrmals an gewalt­täti­gen Angrif­f­en auf alter­na­tive Jugendliche beteiligt. Im Dezem­ber 2011 wurde er dabei beobachtet, wie er mut­maßliche Teilnehmer_innen eines antifaschis­tis­chen Stadtspazier­gangs in Pots­dam-Wald­stadt fotografierte. Die dabei von ihm geschosse­nen Bilder taucht­en dann einige Tage später im Inter­net auf der Home­page der „Freie Kräfte Pots­dam“ (FKP) auf, zu denen er zu zählen ist. [5] Mit diesen gemein­sam organ­isierte er zulet­zt am 25.03.2012 eine Kundge­bung in Pots­dam-Grube. [6] Die „FKP“ ver­anstal­teten, laut aktueller Chronik des Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam, sechs Fack­e­laufmärsche im ver­gan­genen Jahr. [7] Bei diesen ver­mummten sich die teil­nehmenden Neon­azis meist mit weißen Masken; wie es für die Aktions­form, die sie den mit­tler­weile ver­bote­nen „Spreelichtern“ entlehn­ten, charak­ter­is­tisch war.

Diese weißen Masken sind auch wiederkehren­des Motiv des Fotografen, der Grett wieder­holt ablichtete, und auch für die Anfer­ti­gung und Bear­beitung der Fotos für „Fourth Time“ ver­ant­wortlich ist. Der 25-jährige Ben­jamin Müller fotografiert seit eini­gen Jahren und ist auf ver­schiede­nen Inter­net­plat­tfor­men („deviantart“, „mod­el-kartei“, „tat­toomod­els“, „tat­toos­in­gles“ und „face­book“) unter dem Pseu­do­nym „Burny“ bzw. „Burny37“ aktiv. [8] Hier präsen­tiert er seine Arbeit­en und ver­bre­it­ete dort zum Teil auch Neon­azipro­pa­gan­da. Diese kommt z.B. in Form von neon­azis­tis­chen T‑Shirts, die sein Mod­el Grett trägt, daher oder durch seine Online­fre­und­schaft zur Neon­azi­größe Uwe Men­zel. Auch zahlre­iche weit­ere Neon­azis aus den Pots­damer Struk­turen, wie z.B. Tom Singer, Chris­t­ian Helm­st­edt und eben Gabor Grett, sind auf seinen Seit­en zu finden.

Immer wieder ist auch Sebas­t­ian Glaser zu sehen, mit dem Müller in Pots­dam und Umge­bung gemein­sam Dirt-Bike und Down­hill fährt. [11] Gerüchte über Glasers Ausstieg aus der Neon­aziszene kön­nen zurück­gewiesen wer­den, da es dazu, außer der Tat­sache, dass Glaser seit ein paar Jahren nicht mehr auf Neon­azi­aufmärschen zu beobacht­en war, derzeit keine Anhalt­spunk­te gibt. Öffentliche State­ments sein­er­seits blieben, bis auf Pöbeleien gegenüber alter­na­tiv­en Jugendlichen, bis jet­zt aus. Auch Neon­azisym­bo­l­iken (Tat­toos, T‑Shirts) gehören weit­er­hin zu seinem All­t­ag. Ben­jamin Müller fotografiert darüber hin­aus offen­sichtlich auch für ver­schiedene weit­ere Labels, Ver­sände und Kalen­der. Dazu gehören u.a. der Fahrrad-Online-Ver­sand „Propheus“ und das „MyOwn Tattoo&Piercing“ Geschäft in Potsdam.

Bei der drit­ten Per­son, die für die Presse­fo­tos von „Fourth Time“ ihr Gesicht zur Ver­fü­gung stellt, han­delt es sich um den Musik­er Sacha Korn. Die Plat­tform „netz-gegen-nazis“ schreibt über den aus Pots­dam-Babels­berg stam­menden Recht­sRock­er: „Mit der bewussten Zurück­hal­tung in sein­er Musik bere­it­et Sacha Korn einen niedrigschwelli­gen Ein­stieg in eine geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che, chau­vin­is­tis­che, frem­den­feindliche, homo­phobe, recht­sex­treme Gedanken­welt.“ [9] Seine Kind­heit und Jugend ver­brachte Korn bis Mitte der 90er Jahre in Tel­tow. [10] Mit Blick auf diese Zeit und Region ver­wun­dert es kaum, dass Korn Kon­tak­te ins Neon­az­im­i­lieu knüpfen kon­nte. Vielle­icht genau deshalb taucht dieser nun auf den Presse­fo­tos von „Fourth Time“ auf.

Verbindun­gen der Pots­damer und Tel­tow­er Neonaziszene

Dass die Inhab­erin von „Fourth Time“ in Tel­tow wohnt, scheint erst ein­mal nicht sehr rel­e­vant. Neben Sacha Korns Verbindung in die Stadt gibt es jedoch weit­ere Verbindun­gen zwis­chen der Pots­damer und Tel­tow­er Neon­aziszene. Bis zur Schließung der Großraum-Diskothek „Music­parc Tel­tow“ im Juli 2011 waren Pots­damer und Tel­tow­er Neon­azis dort regelmäßig, zahlre­ich und über mehrere Jahre hin­weg unter den Besucher_innen und dominierten dadurch viele der dort stattge­fun­de­nen Par­tys. Auf hun­derten Bildern im Inter­net entste­ht das Szenario ein­er krassen Hege­monie der dort feiern­den Neon­azis; zu sehen anhand von Motiv­en unzäh­liger Neon­azi-Klam­ot­ten und Grup­pen­bildern, welche nach den Par­tys stets im Inter­net zu find­en waren. Mar­vin Hoff­mann – Gitar­rist der Pots­damer Recht­sRock-Band „Preussen­stolz“ kommt eben­falls aus Tel­tow; daraus ist zu schließen, dass sich die jew­eili­gen Neon­az­imusik­szenen ken­nen und Kon­tak­te pfle­gen. Mit­tler­weile wurde die zuvor in Tel­tow befind­liche Kon­tak­tadresse im Impres­sum der Web­site zu ein­er Anschrift in Berlin-Kreuzberg geän­dert, Erfül­lung­sort und Gerichts­stand befind­en sich jedoch weit­er­hin in Teltow.

Mit dem Wis­sen um diesen neon­azis­tis­chen Kon­text lassen sich auch der Marken­name „Fourth Time“ sowie der Ausspruch „… und es begann das Vierte Zeital­ter“ auf der Web­site klar einord­nen. [11] Die Anspielung auf das ersehnte kom­mende Vierte Reich sollte, so illu­sorisch und größen­wahnsin­nig sie auch erscheint, genau­so wie die gesamte Erschei­n­ung der Marke ernst genom­men werden.

[1] http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/klamotten-fuer-den-zeitgemaessen-szene-style und http://www.tmdb.de/de/marke/FOURTH_TIME_CLOTH__,DE302011038801.html
[2] http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/klamotten-fuer-den-zeitgemaessen-szene-style; http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/ansgar-aryan-mode-mit-mehr-als-nordischem-mythos-9371; http://investigatethorsteinar.blogsport.de/ und http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/erik-and-sons-neonazis-stehen-auf-einheitskleidung
[3] http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/klamotten-fuer-den-zeitgemaessen-szene-style
[4] http://www.pnn.de/potsdam/109679/
[5] http://arpu.blogsport.eu/2011/12/07/potsdamer-neonazis-veroffentlichen-wieder-fotos-von-vermeintlichen-antifaschist_innen/
[6] http://arpu.blogsport.eu/2012/04/12/neonazis-unter-alt-neuem-namen-die-sektion-potsdam/
[7] http://apap.blogsport.eu/2013/01/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-2012/
[8] http://burny37.deviantart.com/
[9] http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/rechtsextremismus-im-patrioten-pelz-sacha-korn-8552
[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Sacha_Korn
[11] siehe Web­site von „Fourth Time“

Blick nach Rechts” hat eben­falls einen aktuellen Artikel über die Mode­marke “Fourth Time” verfasst.

Kategorien
Antifaschismus

Von Spartas König zur „Reichsflugscheibe“

 

Die Geschäft­sidee ist keineswegs neu: Klei­dung mit nordis­ch­er Sym­bo­l­ik und ver­steck­ten oder zwei­deuti­gen Inhal­ten zu über­höht­en Preisen sind seit „Thor Steinar“ nicht nur in der recht­en Szene bekan­nt. Die Codes kön­nen meist nur Sze­neange­hörige entz­if­fern und sich so auf offen­er Straße erken­nen, ohne gle­ich als Recht­sex­trem­is­ten wahrgenom­men zu wer­den. Wenige Jahre später fol­gten mit „Erik & Sons“ und „Ans­gar Aryan“ poli­tisch ein­deutigere Kopi­en, da „Thor Steinar“ für Neon­azis nicht mehr nahe genug an der Szene war. Das Konzept und der Stil sind gle­ich geblieben, unter anderem mit dem Verkauf über den NPD-nahen „Deutsche Stimme Ver­sand“ haben sich „Erik & Sons“ und „Ans­gar Aryan“ ein­deutig posi­tion­iert. Alle drei genan­nten Marken sind regelmäßig auf recht­sex­tremen Aufmärschen zu ent­deck­en. Ein ähn­lich­es Verkauf­skonzept ver­fol­gt offen­sichtlich die noch junge Marke „Fourth Time“.

Nach eige­nen Angaben wurde sie im August 2011 in Tel­tow gegrün­det, das Logo schon im Juli marken­rechtlich geschützt. Anfang dieses Jahres ver­legte die Fir­ma nun ihren Sitz nach Berlin-Kreuzberg in ein run­tergekommenes Miet­shaus. Etabliert hat sich die Marke sei­ther aber noch nicht, lediglich im recht­sex­tremen „Strike Back Shop“ im thüringis­chen Apol­da ist „Fourth Time“ bish­er erhältlich. Das dies nicht nur dem modis­chen Stil zu ver­danken ist, wird schnell deutlich.

Selb­stopfer­kom­man­do ‚Leonidas’“

Mit einem T‑Shirt mit der Auf­schrift „Neuschwaben­land“ und so genan­nten „Reichs­flugscheiben“ als Motiv spielt die Marke bewusst auf die vor allem bei den selb­st ernan­nten „Reichs­bürg­ern“ beliebte Ver­schwörungs­the­o­rie an, wonach sich einige Nazis nach dem Krieg in einem geheimen Stützpunkt in der Antark­tis zurück­ge­zo­gen hätten.

Weniger ein­deutig geben sich Motive wie das „Leonidas“-Shirt. Auf den ersten Blick bezieht es sich auf den König von Spar­ta (490 – 480 v. Chr.), der auch aus dem Film „300“ bekan­nt ist. Allerd­ings soll es im Zweit­en Weltkrieg auch ein so genan­ntes „Selb­stopfer­kom­man­do Leonidas“ der Waf­fen-SS gegeben haben. Obwohl es his­torisch umstrit­ten ist, existiert zumin­d­est solch ein Mythos. Das Motiv so zu inter­pretieren ist nicht weit herge­holt, ver­weisen die Mach­er der Marke auf ihrer Face­book-Seite selb­st auf ebendiese SS-Ein­heit: „… wie stark der Feind auch sei! *Selb­stopfer­kom­man­do ‚Leonidas’“, heißt es dort zu dem Motiv. Die Zeile „Wie stark der Feind auch sei“, die sich eben­falls auf dem Shirt find­et, ist zudem der Titel ein­er indizierten Plat­te des ver­stor­be­nen recht­sex­tremen Lie­der­ma­ch­ers Michael Müller. Bei­des dürfte in recht­en Kreisen bekan­nte Fak­ten sein.

Ähn­lich ver­hält es sich mit dem Motiv „Mit­ter­nachts­berg“. Dabei han­delt es sich um einen Begriff aus der nordis­chen Mytholo­gie. Es soll „Sam­mel­stelle für alle Tapfer­en, die sich nach dem Tod auf den Weg zum Mit­tel­re­ich (Wal­hall) machen“ sein. Auf der „Fourth-Time“-Facebook-Seite heißt es ergänzend dazu: „Über dem Mit­ter­nachts­berg strahlt die Schwarze Sonne“, ein in der recht­en Szene beliebtes Sym­bol, dass schon Hein­rich Himm­ler in die geplante „SS-Kult­stätte“ Wewels­burg ein­bauen ließ. Erwäh­nenswert ist zudem, dass es sich bei „Mit­ter­nachts­berg“ um einen Titel der extrem recht­en NSBM-Band „Von Thron­stal“ handelt.

Pots­damer Neon­azi posiert auf der Website

Diese Prinzip lässt sich bei weit­ere Motiv­en find­en, so ist „Krabbenin­sel – Deutsche Com­pag­nie“ offen­bar ein pos­i­tiv­er Bezug auf die deutsche Kolo­nial­herrschaft der Insel Vieques und bei „Löwen­herz“ ist nicht der mit­te­lal­ter­liche König Richard gemeint, son­dern das gle­ich­namige Lied der Recht­srock-Kapelle „Divi­sion Ger­ma­nia“, wie „Fourth Time“ auf Face­book mit Auszü­gen aus dem Lied­text klarstellt.

Bei diesen Botschaften wirkt es nur kon­se­quent, dass es sich bei dem in „Fourth Time“-Kleidung posieren­den jun­gen Mann auf der Web­site um den stadt­bekan­nten Pots­damer Neon­azi Gabor G. han­delt, der von Szeneken­nern den „Freien Kräften Pots­dam“ zugerech­net wird und regelmäßig an recht­en Aufmärschen teilnimmt.

Seit Anfang des Jahres wirbt „Fourth Time“ auf sein­er Web­site nun auch mit dem Berlin­er Musik­er Sacha Korn, der in der Rubrik „Presse­fo­tos“ in Klei­dung der Marke posiert und seine Musik „patri­o­tisch“ nen­nt. Drei sein­er Lieder fan­den sich 2011 auf ein­er NPD-Schul­hof CD und in einem Wahlwerbespot der Partei. Damals bestritt er eine aktive Beteili­gung, dis­tanzierte sich und erk­lärte, dass die NPD über Lizen­zverkäufe an die Lieder gekom­men sei. Später gab Korn allerd­ings dem Mag­a­zin der Jun­gen Nation­aldemokrat­en „Hier und Jet­zt“ ein Inter­view. Nach eige­nen Angaben behan­delt er musikalisch „The­men wie Iden­tität, Schuld­kult, Patri­o­tismus und Nation“. Inhaltlich ste­ht Korn der Partei also offen­bar doch weniger fern, als er es gerne ausse­hen lassen würde. Sein Engage­ment für die rechte Nach­wuchs­marke „Fourth Time“ zeigt das deut­lich. (Von Theo Schneider)

 

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Zunahme rassistischer Angriffe in Brandenburg

Für das Jahr 2012 hat der Vere­in Opfer­per­spek­tive 95 rechtsmo­tivierte Gewalt­tat­en im Land Bran­den­burg gezählt. Die erfassten Straftat­en richteten sich nach Ken­nt­nis der Beratungsstelle gegen min­destens 146 Per­so­n­en. Im Ver­gle­ich zum Vor­jahr wurde ein Anstieg der Gewalt­tat­en doku­men­tiert, 2011 waren 84 Fälle rechter Gewalt reg­istri­ert worden.

Es wur­den 60 Kör­per­ver­let­zun­gen, 23 ver­suchte Kör­per­ver­let­zun­gen und Bedro­hun­gen, fünf Raub­de­lik­te, drei Brand­s­tiftun­gen und vier Sachbeschädi­gun­gen reg­istri­ert. Der Anteil der ras­sis­tisch motivierten Gewalt­tat­en erhöhte sich auf fast 50 Prozent. Gle­ichzeit­ig wur­den etwas weniger Angriffe gegen nicht-Rechte Jugendliche und alter­na­tive Men­schen verze­ich­net. In 46 der 95 Fälle wur­den Flüchtlinge und Migran­tInnen ange­grif­f­en. 31 Angriffe wur­den aus Hass auf poli­tis­che Feinde began­gen. 15 Über­griffe richteten sich gegen alter­na­tive Jugendliche. In zwei der 95 Fällen han­delte es sich um Angriffe auf ver­meintlich sozial benachteiligte Per­so­n­en. Ein Angriff wurde aus homo­phoben Motiv­en begangen.

Wie in den Vor­jahren ergibt sich ein regionaler Schw­er­punkt im Süden Bran­den­burgs. Seit Jahren sind Cot­tbus und Spree-Neiße ein Schw­er­punkt rechter Gewalt. Allein in Sprem­berg wur­den im let­zten Jahr sechs rechte Angriffe verübt. Alle Täter lassen sich der organ­isierten Neon­aziszene zuord­nen. Ein beson­ders bru­taler Über­griff ereignete sich in der Nacht vom 12. Mai 2012 in Sprem­berg. Fünf Jugendliche wur­den vor einem Jugend­club von min­destens sechs Per­so­n­en ange­grif­f­en. Die mit Teleskop-Schlagstöck­en bewaffneten Recht­en schlu­gen die Scheiben ihres Autos ein und ver­sucht­en, einen der Jugendlichen aus dem Auto zu zer­ren. Alle Betrof­fe­nen erlit­ten Schnit­twun­den und Prel­lun­gen, einem Jugendlichen wurde die Hand gebrochen. Die Angriffe organ­isiert­er Neon­azis ver­wan­deln Sprem­berg für die Betrof­fe­nen in eine Angst­zone. Die Gewalt zielt nicht nur auf alter­na­tive Jugendliche: Nach einem Bericht über Neon­azi­ak­tiv­itäten in der Region wur­den an der Redak­tion der Lausitzer Rund­schau Tierin­nereien ange­bracht und Neon­azi­parolen gesprüht.

Beson­ders beun­ruhi­gend sind auch die Aktiv­itäten der mil­i­tan­ten Neon­azi­gruppe »Nationaler Wider­stand Berlin« in Bran­den­burg. Anfänglich waren es Hak­enkreuzschmiereien auf Stolper- und Gedenksteinen für die Opfer des Faschis­mus. Vor dem Haus eines Jugendlichen in Storkow wur­den im Som­mer die Worte »Game Over« und sein Name gesprüht. In der Nacht vom 9. Okto­ber 2012 wurde das Flüchtling­sheim in Waß­manns­dorf ange­grif­f­en, hier hin­ter­ließen die Täter ein Hak­enkreuz und den Schriftzug »Ros­tock ist über­all«. Bei allen Aktio­nen wurde sich durch das Hin­ter­lassen des Schriftzugs »NW-Berlin« zu den Tat­en bekan­nt. Die Angriffe auf Flüchtling­sheime und Wohn­häuser zeigen, wie unan­greif­bar sich die Täter fühlen.

Kategorien
Antifaschismus Law & Order

Weitere Repression gegen Antifaschist_Innen

Neu­rup­pin — Die staatlichen Repres­sionsver­suche gegen engagierte Antifaschist_Innen hören nicht auf. Am 24.09.2011 wurde in Neu­rup­pin eine Sitzblock­ade durch die Polizei bru­tal geräumt. Es gab mehrere Ver­let­zte – sog­ar mit Knochen­brüchen. Die Antifaschist_Innen wur­den dann in eine Seit­en­straße gedrängt und die Nazis nur wenige Meter an ihnen vor­beige­führt. Die Ereignisse schlu­gen Wellen und sog­ar der Land­tag beschäftigte sich damit.

Trotz der Infor­ma­tion in der Presse, dass die Ver­fahren (es waren mehrere Hun­dert) eingestellt wer­den, sind uns min­destens zwei Per­so­n­en bekan­nt, die aktuell von Repres­sion betrof­fen sind. Ein junger Mann hat einen Straf­be­fehl über 517,00€ erhal­ten, wegen ange­blichem Wider­stand gegen Voll­streck­ungs­beamte und ver­suchter Kör­per­ver­let­zung. Der infla­tionäre Gebrauch dieser Vor­würfe durch die Polizei ist eben­so grotesk wie sys­tem­a­tisch. Indem sie behaupten ange­grif­f­en wor­den zu sein, legit­imieren die Polizist_Innen gle­ichzeit­ig ihre eigene Gewalt­tätigkeit als notwendi­ge, polizeiliche Zwangs­maß­nahme. Damit entziehen sich die Beamt_Innen möglichen Strafver­fol­gung, die ohne­hin nur min­i­mal­ste Chanchen hat zur Anklage zu kom­men – von Verurteilung ganz zu schweigen…

Ein weit­er­er junger Mann muss sich vor dem Amts­gericht eben­falls wegen ange­blichem „Wider­stand“ verantworten.

Die Rote Hil­fe Neu­rup­pin erk­lärt ihre Sol­i­dar­ität mit allen Betrof­fe­nen staatlich­er Repres­sion an diesem Tag. Wir wer­den 50% aller Kosten tra­gen, die den Bei­den durch die Krim­i­nal­isierungsver­suche des Staates aufer­legt wer­den (dazu gehören Strafe, Gerichts- und Anwalt­skosten im Falle eines Prozess­es). Soll­ten weit­ere Per­so­n­en betrof­fen sein, bit­ten wir diese sich bei uns zu melden: neuruppin@rote-hilfe.de

Antifaschis­mus ist notwendig!
Zivil­courage ist gefordert!
Zivil­er Unge­hor­sam ist legit­im!
Gemein­sam gegen die Ein­schüchterungsver­suche des Staates!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Gender & Sexualität Law & Order

Demonstration am 8. März

Am inter­na­tionalen Frauen­tag demon­stri­eren Flüchtlings­frauen und ihre Unter­stützerin­nen und Unter­stützer in Pots­dam zum bran­den­bur­gis­chen Sozialmin­is­teri­um um men­schen­würdi­ges Wohnen für Flüchtlings­frauen und ihre Kinder einzu­fordern. Die Flüchtlings­frauenor­gan­i­sa­tion ‘Women in Exile’1 fordert seit langem das Recht auf Pri­vat­sphäre für Flüchtlings­frauen in Bran­den­burg ein: „Frauen in den soge­nan­nten Gemein­schaft­sun­terkün­ften kämpfen dort um etwas, was wir dort nicht find­en kön­nen: Ein Zuhause, ein sicher­er Ort für uns und unsere Kinder.“ so Elis­a­beth Ngari, eine der Grün­derin­nen der Flüchtlings­frauen­gruppe ‘Women in Exile’. “Es ist unmöglich, die Lebens­be­din­gun­gen in soge­nan­nten Heimen so zu verbessern, dass sie zu annehm­baren Unterkün­ften wer­den.“ ‘Women in Exile’ kri­tisiert die Lan­desregierung, die trotz zahlre­ich­er Lip­pen­beken­nt­nisse offen­sichtlich wenig tut, um die Unter­bringungssi­t­u­a­tion von Flüchtlin­gen in Bran­den­burg zu verbessern. Seit dem Früh­jahr 2011 macht Sozialmin­is­ter Baaske immer neue Ver­sprechun­gen und der Land­tag immer neue Beschlüsse, die die Landes­regierung auf­fordern, die Unter­bringungssi­t­u­a­tion von Flüchtlin­gen men­schen­würdi­ger zu gestal­ten. Aber nichts davon wird in die Real­ität umge­set­zt: Die Lager sind total über­füllt, die Wohn­si­t­u­a­tion ist katas­trophal und die Enge führt zu enor­men Belas­tun­gen und Span­nun­gen unter den Bewohner­In­nen. Die ‘Mindestbe­dingungen für den Betrieb von Gemein­schaft­sun­terkün­ften’, die seit April 20011 geän­dert wer­den sollen, gel­ten unverän­dert bis Ende 2013 fort. Und immer noch wer­den neue Sam­melun­terkün­fte nach den gle­ichen Vor­gaben ein­gerichtet. Deshalb demon­stri­ert ‘Women in Exile’ gemein­sam mit anderen anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tiv­en vor dem Sozialmin­is­teri­um, um Min­is­ter Baaske an seine Ver­sprechen zu erin­nern und ihre Ein­lö­sung einzu­fordern. Mehr Infor­ma­tion über Women in Exile unter http://womeninexile.blogsport.de

Kategorien
Antifaschismus

Rechter Fotograf verurteilt

Am 5. März wurde der Neon­azi Mike T. aus Kö?nigs Wuster­hausen nach ins­ge­samt drei Ver­hand­lungsta­gen vom Amts­gericht in Königs Wuster­hausen zu ein­er Geld­strafe zur Bewährung sowie zur Tra­gung der Prozesskosten verurteilt.

Er war angeklagt, anläßlich ein­er NPD-Kundge­bung am 18. Sep­tem­ber 2010 in Berlin-Schö?neweide Fotos eines freien Jour­nal­is­ten gemacht zu haben. Diese habe er dann auf der Seite der Kam­er­ad­schaft “Freien Kräfte KW” (fk-kwh.net) verö?ffentlicht. Die fragliche Inter­net­seite ist inzwis­chen offline.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Inforiot