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Nauen: Stadtverordnetenversammlung stimmt über Grundstück für Asylunterkunft ab / Ausländerfeindliche Parolen im Publikum führen zur Saalräumung / Neonazis provozieren vor dem Gebäude

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Eine öffentliche Stadtverord­neten­ver­samm­lung ist am frühen Don­ner­stagabend völ­lig eskaliert. Dutzende Sym­pa­thisan­ten der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ hat­ten durch die per­ma­nente Unter­brechung der Sitzung und das Skandieren von aus­län­der­feindlichen Parolen die Räu­mung des Pub­likums­bere­ich im Sitzungssaal provoziert. Außer­halb des Gebäudes sam­melten zudem NPD Funk­tionäre, die auch ein Ban­ner der „Nein zum Heim“ Kam­pagne mit sich führten, sowie Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ weit­ere Per­so­n­en um sich und ver­sucht­en die Stadtverord­neten­ver­samm­lung von draußen, durch das Schla­gen gegen die Scheiben sowie das Rufen von Losun­gen zu stören.
Aus­gangssi­t­u­a­tion
Hin­ter­grund des Tumults war die geplante Abstim­mung der Stadtverord­neten zum Verkauf eines Grund­stück­es am Nauen­er Walde­mar­damm an den Land­kreis Havel­land, damit dieser dort eine Unterkun­ft für Asyl­suchende bauen kann.
Eine erste Abstim­mung zu dem Fall war bere­its am 26. Jan­u­ar 2015 gescheit­ert, da einige Abge­ord­nete das Vorge­hen der Stadt als intrans­par­ent kri­tisierten. Anschließend wurde ein neuer Ter­min auf den heuti­gen Tag verlegt.
Allerd­ings fand die heutige Sitzung, nicht wie son­st üblich, im Rathaus statt, son­dern wurde auf­grund des erhe­blichen öffentlichen Inter­ess­es in den Evan­ge­lis­chen Gemein­de­saal in der Ham­burg­er Straße verlegt.
Außer­dem lud der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, Hart­mut Siegel­bert (SPD), die Bürg­erini­tia­tiv­en „Nein zum Heim in Nauen“ und „Zukun­ft Nauen“ bzw. deren Sprech­er ein, um in ein­er geplanten Bürg­er­sprech­stunde mit ihnen in Dia­log zu treten. Diese Ini­tia­tiv­en hat­ten ihr kom­men im Vor­feld ohne­hin durch eine mas­sive Plakatak­tion am ver­gan­genen Sam­stag angekündigt. Allerd­ings war offen­bar nie­mand aus der Stadt auf eine so rege Anteil­nahme von Bürger_innen vor­bere­it­et. Lediglich 150 Per­so­n­en kon­nten deshalb nur, neben den Stadtverord­neten, herein­ge­lassen wer­den. Die übri­gen 50 Bürger_innen blieben vor der Tür und ver­sam­melten sich dann vor der Fen­ster­front des Sitzungssaales.
Ablauf der Sitzung
Dann begann die eigentliche Stadtverord­neten­ver­samm­lung mit der Ein­leitungsrede des Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann (SPD). Da der Stadt im Hin­blick auf die Suche nach einem geeigneten Grund­stück für den Bau ein­er Unterkun­ft für Asyl­suchende Intrans­parenz vorge­wor­fen wurde, erläuterte Fleis­chmann den bish­eri­gen Entschei­dung­sprozess sehr detail­liert. Seinen Angaben zu Folge habe die Stadt Nauen wed­er Wohn­raum noch geeignete Gebäude für die Unter­bringung von Asylbewerber_innen. Deshalb wur­den alle in Frage kom­menden Liegen­schaften hin­sichtlich der Pro- und Kon­trakri­te­rien geprüft. Dabei han­delt es sich um ins­ge­samt 16 Grund­stücke: u.a. der Sägew­erk­splatz, das ehe­ma­lige Gaswerk, der Bahn­hofsvor­platz, der Goetheweg, die Oranien­burg­er Straße, Am Bah­n­damm, der Walde­mar­damm, der Liet­zow­platz, das Gewer­bege­bi­et Nauen-Ost, zum Kirch­berg (im OT Berge), die Gäert­nerei (im OT Groß Behnitz), in Quer­ma­th­en (im OT Groß Behnitz), der Bren­nerei­weg (im OT Ribbeck), die Briese­langer Straße (in der Wald­sied­lung) sowie der Falken­berg (eben­falls Waldsiedlung).
Als geeignet­sten hat­te die Stadt dann den Stan­dort Walde­mar­damm 20 ausgewählt.
Bei sein­er Aus­führung wird der Bürg­er­meis­ter immer wieder vom Pub­likum unter­brochen. Ein vernün­ftiges referieren ist kaum noch möglich, doch Fleis­chmann macht weit­er. Er wirkt hil­f­los, ver­sucht beschwichti­gend auf die Pro­voka­teure im Pub­likum einzuge­hen. Doch die haben anscheinend gar kein Inter­esse an einem vernün­fti­gen und sach­lichen Sitzungsablauf. Draußen vor dem Fen­ster ist die dort postierte Menge eben­falls unruhig. Anges­timmt vom Neu­rup­pin­er Stadtverord­neten Dave Trick (NPD) und dem ehe­ma­li­gen Nauen­er Stad­trat Maik Schnei­der (NPD) sowie Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ wer­den dort nun Parolen, wie „Nein zum Asy­lanten­heim“ und ähn­lich­es skandiert. Dazu schla­gen die draußen befind­lichen Per­so­n­en im Takt ihrer Losun­gen mit den Fäusten gegen die Fen­ster­front, so dass diese dro­ht aus der Ver­ankerung zu fall­en. Maik Schnei­der zeigt zu dem ein Ban­ner mit der Auf­schrift: „Asyl­be­trug ist kein Men­schen­recht – Nein zum Heim“.
Nur mit Mühe kann Detlef Fleis­chmann dann seinen Vor­trag kurzzeit­ig fort­set­zen. Als er aber von sein­er Idee ein­er gelebten Willkom­men­skul­tur spricht, wird er wiederum vom Pub­likum in unfleglich­er Weise unterbrochen.
Anschließend ver­suchte der Havel­ländis­che Lan­drat Burkhard Schröder (SPD) seinen Rede­beitrag zu hal­ten. Doch auch er hat mit dem ungemütlichen Nauen­er Pub­likum zu kämpfen. Selb­st als Schröder erk­lärt kein „Gut­men­sch“ zu sein und hier – im Hin­blick auf die Auf­nahme von Flüchtlin­gen – nur seine Pflicht zu tut, lässt ihn kein­er ausre­den. Immer wieder wird dazwis­chen gere­det. Schröder will nun mit den pos­i­tiv­en Erfahrun­gen im Land­kreis Havel­land punk­ten, als er wieder unter­brochen wird: „Alle Ein­rich­tun­gen…“. „…wer­den abge­fack­elt“, murmelt eine Bürg­erin vor sich hin. „…machen keine Prob­leme“, been­det der Lan­drat seinen Satz.
Schließlich geht die Ver­samm­lung nun direkt in eine Bürg­er­sprech­stunde über, bei der zunächst der Bürg­er Den­nis Nau­mann von der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ das Wort ergreift. Er weiß, dass er die Mehrheit, der im Saal sitzen­den Bürger_innen, hin­ter sich hat und zeich­net ein sehr drama­tis­ches Bild. Schule, Kinder­garten, Wohnge­bi­et, Klein­gar­te­nan­lage, Gara­gen – alles wäre ange­blich zu Nahe an der kün­fti­gen Unterkun­ft für Asyl­suchende. Das Grund­stück sei damit untrag­bar für das Umfeld und schaffe nur „soziale Bren­npunk­te“. Kräftiger Applaus hallt durch den Saal. Die Stim­mung ist anges­pan­nt, das emo­tionale Hoch der Heimgegner_innen ist deut­lich zu spüren.
Der Bürg­er Heiko Kürch­n­er, eben­falls von der Bürg­erini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“, ver­sucht anschließend daran anzuknüpfen und die heutige aus­führliche Infor­ma­tion der Stadt zum Heim als den Erfolg sein­er Ini­tia­tive darzustellen. Wiederum wird applaudiert. Dann wird Kürch­n­er frech und ver­sucht den Vor­sitzen­den der Stadtverord­neten­ver­samm­lung gegen den Bürg­er­meis­ter auszus­pie­len. Bei­de ver­suchen sich dann auch noch zu recht­fer­ti­gen und geben kein gutes Bild als Entschei­dungsträger ab.
Schließlich wird die Ver­anstal­tung völ­lig zur Farce als ein junger Mann das Mikro­fon ergreift und fragt: was ihm die Asylbewerber_innen eigentlich brächt­en. „Die kriegen Begrüßungs­geld und fahren alle Mer­cedes“, glaubt er zu wis­sen. Nun wer­den alle Klis­chees bedi­ent, ein Mann raunt im Pub­likum, dass die Flüchtlinge nur Krankheit­en brin­gen, eine Bürg­erin beschw­ert sich, dass sie andern die Arbeit weg­nehmen würden.
Diesem und ähn­lichen „Argu­menten“ will eine junge Frau begeg­nen, die sich zwis­chen­zeitlich das Mikro­fon geschnappt hat. „Asyl­suchende bekom­men gar keine Arbeit­ser­laub­nis“, ver­sucht sie der aufgewühlten Sym­pa­thisan­tin zu ent­geg­nen. Doch die Bürg­erin reagiert ablehnend, will sich nicht belehren lassen. Stattdessen wird nun die junge Frau heftig ver­bal attack­iert. Außer­dem wer­den nun auch im Saal lau­thals Parolen, wie „Aus­län­der raus“ oder „Wir wollen kein Asy­lanten­heim“, gegrölt.
Dann hat auch der Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung die Nase voll und ord­net an den Sitzungssaal für die Öffentlichkeit zu räu­men. Doch auch hier man­gelt es an Durch­set­zungs­fähigkeit. Erst nach langem überre­den, erst durch den Wach­schutz, dann durch zwei Polizeibeamt_innen und schließlich dem Bürg­er­meis­ter sel­ber, sind die let­zten Sym­pa­thisan­ten der Bürg­erini­tia­tive bere­it den Saal zu verlassen.
Sie gesellen sich zu den anderen Per­so­n­en, welche die ganze Zeit über draußen waren und immer noch vor der Fen­ster­front ste­hen. Aber­mals wer­den Parolen gebrüllt.
Erst als die Polizei Ver­stärkung erhält, gelingt es die Stör­er zu zer­streuen. Als erstes wurde dabei der mut­maßliche Rädels­führer Maik Schnei­der des Grund­stück­es ver­wiesen. Dann fol­gten die restlichen Stör­er, darunter auch Dave Trick und weit­ere Neon­azis aus den „Freien Kräften“.
Sie sam­melten sich noch kurz vor dem Tor und pöbel­ten gegen Journalist_innen, bis sie schließlich verschwanden.
Stadtverord­neten­ver­samm­lung stimmt für Grundstücksverkauf
Die Stadtverord­neten tagten inzwis­chen unter Auss­chluss der Öffentlichkeit weit­er. Bei der Abstim­mung über den Verkauf des Grund­stücks für die kün­ftige Asyl­suchen­de­nun­terkun­ft an den Land­kreis sprachen sich schließlich 13 Abge­ord­nete dafür aus, zehn enthiel­ten sich, ein Abge­ord­neter stimmte dagegen.
Die NPD ist übri­gens mit ihrem Abge­ord­neten Erik Brün­ing in der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung vertreten. 

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Für die Freiheit – für das Leben! Demonstration für Solidarität mit Geflüchteten

Anlässlich der geplanten Kundge­bung von Neon­azis und Rassist_innen am kom­menden Sam­stag rufen das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und andere städtis­che Ini­tia­tiv­en zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Für die Frei­heit – für das Leben! Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten“ auf. Die Auf­tak­tkundge­bung mit Musik und Redebeiträgen
begin­nt um 10:00 Uhr auf dem Bahn­hofsvor­platz. Im Anschluss wird der Demon­stra­tionszug laut­stark und bunt durch die Innen­stadt laufen, um ein entschlossenes Zeichen gegen Ras­sis­mus und Aus­gren­zung zu set­zen. An der Friedens­glocke wer­den die Proteste durch Sol­i­dar­ität­serk­lärun­gen und ein kul­turelles Rah­men­pro­gramm begleitet.
In Zeit­en, in denen das ohne­hin schon mar­ginale Recht auf Asyl und die UN-Men­schen­recht­skon­ven­tion wieder öffentlich in Frage gestellt wer­den, ruft das Bünd­nis alle Bürg­erin­nen und Bürg­er guten Wil­lens auf, ein deut­lich­es Zeichen für demokratis­che Ver­ant­wor­tung zu set­zen. Flucht und Migra­tion sind, im Gegen­satz zu Ras­sis­mus, kein Ver­brechen! Geflüchtete haben ein Recht – auch über die sym­bol­is­che Sol­i­dar­ität am komme­nen­den Sam­stag hin­aus – auf prak­tis­che Unter­stützung sowie demokratis­che und kul­turelle Teilhabe.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ set­zt auf den zivilge­sellschaftlichen Schul­ter­schluss von zahlre­ichen Ini­tia­tiv­en und allen demokratis­chen Kräften für den kom­menden Sam­stag. „Frank­furt ist mit sein­er Anbindung nach Polen eine weltof­fene und tol­er­ante Stadt. Frank­furt ist kein Platz für Nazis. Ich freue mich, das ein bre­ites Bünd­nis aus der Stadt dazu aufgerufen hat, dieses Sig­nal auszusenden und unter­stütze dieses Anliegen. Deshalb werde ich am Sam­stag auch selb­st in Frank­furt sein.“, so beispiel­sweise der stel­lvertrende Ministerpräsident
Hel­muth Markov.

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Antifaschismus

Weitere NPD-Runde in Oranienburg

INFORIOT Zum drit­ten Mal zogen Rassist*innen und Neon­azis unter Vor­wand ein­er “gerecht­en Asylpoli­tik” durch Oranien­burg. Auf bei­den Seit­en gin­gen die Teilnehmer*innenzahlen zurück. An dem „Anbendspazier­gang“ nah­men unge­fähr 200 Per­so­n­en teil. Da das Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ jedoch zuerst eine Strecke über die Bernauer Straße zum Schloss angemeldet hat­te, war der „Abendspazier­gang“ gezwun­gen, seine Route in die Neustadt zu ver­legen. An der Bünd­nis­demon­stra­tion von “Ober­hav­el Naz­ifrei” unter den Mot­to „Ober­hav­el für alle” — Oranien­burg ist anders.weltoffen.bunt!“ nah­men unge­fähr gle­ichviele Men­schen teil. Das Bünd­nis “Ober­hav­el Naz­ifrei” hat­te für eine Willkom­menkul­tur im Land­kreis demonstriert.

Demonstration des Bündnisses Oberhavel Nazifrei unter den Motto "Oberhavel für Alle! - Oranienburg ist andert. weltoffen. bunt"
Demon­stra­tion des Bünd­niss­es Ober­hav­el Naz­ifrei unter den Mot­to “Ober­hav­el für Alle! — Oranien­burg ist andert. weltof­fen. bunt”

Erneut nah­men bekan­nte NPD Mit­glieder und Neon­azis aus dem Hooli­gan-Milieu an dem „Abendspazier­gang“ teil. Unter ihnen auch der Stadt- und Kreistagsverorn­dete Detlef Appel, sowie der Vel­tener Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki und Reimar Leib­n­er. Auch über­nah­men bekan­nte NPD/JN Mit­glieder Auf­gaben der Demon­stra­tion und wirk­ten mit den Anmelder Car­lo-Eik Christopeit sehr ver­traut. Erneut wurde die Tech­nik durch die NPD/JN betreut, an dem Ord­ner­di­enst beteiligte sich das NPD Mit­glied Sebas­tain Blöhe, welch­er seine Ord­nerbinde in laufe der Demon­stra­tion abnahm. Eben­falls trat erneut das JN/NPD Mit­glied Mar­tin Ulbricht als Red­ner auf. In sein­er Rede sprach Ulbricht Geflüchteten ihre Grun­drechte ab und kostru­ierte eine „noch nie dargewe­se­nen Asylflut“. Eben­so hat er wieder behauptet, dass Schüler*innen der Torhorst-Gesamtschule und dieses Mal auch des Runge-Gym­na­si­ums für die Teil­nahme an der Gegen­demon­stra­tion schul­frei bekä­men. Tage zuvor hat­ten die Torhorst Schüler*innen hieru eine Richtig­stel­lung geschrieben und die Behaup­tung demen­tiert — die Neon­azis scheint dies nicht zu interessieren.
Demonstration der Heimgegener*innen
Demon­stra­tion der Heimgegener*innen

„Wie sind Deutsche. Wir sind ruhig“
Der Anmelder Car­lo-Eik Christopeit rief zu seinem „friedlichen“ Aufzug auf mt den Worten: „Wir sind Deutsche. Wir sind ruhig“. Doch bere­its zum Auf­takt der Demon­stra­tion kam es zu ein­er kleiner­er Rangelei, bei der Versammlungsteilnehmer*innen einen Pres­sev­ertreter angin­gen. Am Rande der Willkom­mens­demon­stra­tion zeigte ein Neon­azi den Hit­ler­gruß. Er wurde vorüberge­hend in Gewahrsam genom­men. Im weit­eren Ver­lauf stieß die Ver­anstal­tung der Heimgegener*innen auf 0 Gegen­wehr, allerd­ings liefen die Neon­azis und Rassist*innen zum Teil durch unbe­wohntes Gebi­et. Zum Abschluss wurde erneut ein offenes Mikrophon ange­boten. Als eine Red­ner­in trat Melanie G.auf, die in ihrere Rede ein Ende der „Schuld­kul­tur“, einen Begriff, der eher in recht­en Kreisen ver­wen­det wird, forderte. Im Ein­gang ihrere Rede kon­sta­tierte sie aber, dass sie und die Teilnehmer*innen des “Abendspazier­ganges” keine Neon­azis seien. Ein ander­er Red­ner forderte ein härteres durch­greifen bei „Kinder­schän­dern“ in der Poli­tik. Eine weit­ere Frau griff die ver­meintliche Falschbe­haup­tung der „Nein zum Heim in Oranienburg“-Seite auf, die über ange­blich desasteröse Zustände in der Sam­melun­terkun­ft in Hen­nigs­dorf in einem mut­maßlich gefälscht­en Leser­brief berichtete. Für den 04. März wurde eine weit­ere Demon­stra­tion angekündigt.
Bilder: hier und hier.
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Sonstiges

Oberhavel Nazifrei“ demonstriert für eine „Willkommenskultur“

Titelbild
Unter dem Mot­to „Ober­hav­el für alle – Oranien­burg ist anders. Weltof­fen. Bunt!“ demon­stri­erten heute 200 Men­schen in Oranien­burg (Land­kreis Ober­hav­el) für die Unter­bringung von Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den in der Stadt sowie eine vielfältige Willkom­men­skul­tur. Zu der Ver­anstal­tung aufgerufen hat­te ein über­parteilich­es Bünd­nis aus Parteien, wie SPD, die Grü­nen und DIE.LINKE, und Ini­tia­tiv­en, wie dem „Tol­er­an­ten Bran­den­burg“ und „Willkom­men in Ober­hav­el“. Die Demon­stra­tion richtete sich auch gegen den zeit­gle­ich stat­tfind­en­den, drit­ten „Abendspazier­gang“ von Asylgegner_innen, Hooli­gans, Neon­azis und Rassist_innen. An diesem beteiligten sich heute unge­fähr 200 Personen.
Kon­tro­verse Diskus­sion zu Abendspaziergängen
Die „Abendspaziergänge“ wer­den mit­tler­weile auch von den regionalen Medi­en kri­tisch hin­ter­fragt. Nico Scu­teri vom Mobilen Beratung­steam für Gemein­we­sen­ber­atung, ein Experte für Recht­sex­trem­is­mus im Land­kreis Ober­hav­el, hat­te in einem Inter­view mit der MAZ darauf hingewiesen, dass diese Ver­anstal­tun­gen klar als „recht­sex­trem“ zu werten sind, da NPD und JN Funk­tionäre nicht ein­fach nur mit­laufen, son­dern auch an der Logis­tik der Ver­samm­lung beteiligt sind, in dem sie Laut­sprecher­wa­gen, Ord­ner und Redner_innen stellen. Dem Wider­sprach allerd­ings unlängst der Vel­tener Stadtverord­nete Robert Wollins­ki (NPD). Nach seinen Erken­nt­nis­sen, war die JN über­haupt nicht und einige NPD Mit­glieder nur als Mitläufer aktiv. Jedoch ist die Seriosität solch­er Aus­sagen höchst zweifel­haft. Da selb­st der poli­tisch zuvor noch nicht aufge­fal­l­ene Anmelder der Abendspaziergänge, Car­lo-Eik Christopeit, zugab von einem bekan­nten JN Sym­pa­thisan­ten bei der Anmel­dung berat­en wor­den zu sein. Dieser soll im Übri­gen beim zweit­en Abendspazier­gang auch als Red­ner aufge­treten sein. Wollinskis Wider­spruch ist somit als Desin­for­ma­tion zu Werten, um die Anbiederung der extremen Recht­en an die bürg­er­liche Mitte der Gesellschaft zu verschleiern.
Auch aktuell set­zt sich diese Ver­schleierungstak­tik fort. So rief die Bürg­erini­tia­tive „Nein zum Heim in Oranien­burg“, ein­er mit der NPD ver­wobe­nen Social­me­dia-Kam­pagne, anstatt der Parteior­gan­i­sa­tion zur Teil­nahme am heuti­gen „Abendspazier­gang“ auf.
Wieder Neon­azis im Gefolge
Insofern ist es wenig ver­wun­der­lich das auch wieder mehrere Neon­azis am Aufzug teil­nah­men, darunter die NPD Stadtverord­neten Robert Wollins­ki aus Vel­ten und Detlef Appel aus Oranien­burg. Weit­er­hin wur­den auch Aktivist_innen aus dem Oranien­burg­er JN Spek­trum erkan­nt. Deut­lich geringer war hinge­gen die Anzahl auswär­tiger Neon­azis. Von diesen wurde nur Einzelper­so­n­en aus dem Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin und Berlin erkannt.
Statt der offen­sichtlichen Vere­in­nah­mung durch das neon­azis­tis­che Milieu kristallisiert sich immer mehr eine ver­schworene Gemein­schaft von Asylgegner_innen, Hooli­gans, Neon­azis und Rassist_innen her­aus, die sich unter bürg­er­lichem Antlitz auf das The­ma Asyl eingeschossen hat.
Alle Rede­beiträge gin­gen in diese Rich­tung. Manche gaben einen objek­tiv-kri­tis­chen Blick vor, andere bein­hal­teten auss­chließlich dumpfe Polemik gegen Flüchtlinge und Asyl­suchende. Von den sieben Reden waren aber lediglich zwei Beiträge rhetorisch bemerkenswert, in denen unter­schwellig auch neon­azis­tis­che Ide­olo­gie trans­portiert wurde. Diese Reden hat­ten völkische und revi­sion­is­tis­che Züge. Beson­ders bemerkenswert war dies­bezüglich der Rede­beitrag ein­er jun­gen Frau, die zunächst betonte nach 1945 geboren zu sein und nichts mit Konzen­tra­tionslagern zu tun zu haben, um dann vehe­ment ein Ende der aus ihrer Sicht damit ver­bun­de­nen so genan­nten „Schuld­kul­tur“ zu fordern. Und das in ein­er Stadt in eines der ersten Konzen­tra­tionslager Nazideutsch­lands errichtet wurde.
Ober­hav­el Naz­ifrei beset­zt Route
Zwar kon­nte der „Abendspazier­gang“ auch ein drittes mal rel­a­tiv ungestört durch Oranien­burg ziehen, jedoch sorgte das Bünd­nis „Ober­hav­el Naz­ifrei“ dafür, dass dies nicht auf der son­st üblichen Route geschah. Die „Abendspaziergänger_innen“ hat­ten schlechtweg vergessen ihre Ver­anstal­tung rechtzeit­ig anzumelden, so dass die Befürworter_innen ein­er Willkom­men­skul­tur ihnen bei der Anmel­dung ein­er Demon­stra­tion zuvor kom­men kon­nten. Der oblig­a­torische „Abendspazier­gang“ in der Innen­stadt fiel somit aus. Stattdessen mussten die Teilnehmer_innen dieser Ver­samm­lung eine recht unat­trak­tive Strecke, qua­si ein­mal rund um die Bahn­hal­testelle herum, nehmen.
Kleine Zwis­chen­fälle am Rande
Sichtlich gefrostet kon­nten sich dabei auch wieder einige aggres­sive Demon­stran­ten des „Abendspazier­gangs“ nicht beherrschen und ver­sucht­en Pressevertreter_innen anzu­greifen. Die Polizei ver­hin­derte dies, gab aber auch den Hin­weis an die Presse sich auf Dis­tanz zur Demon­stra­tion zu hal­ten, da son­st die Sicher­heit nicht garantiert wer­den könne.
Ein weit­er­er Zwis­chen­fall ereignete sich in unmit­tel­bar­er Nähe der Willkom­mens­de­mo, dort ver­suchte ein junger Mann durch das Zeigen des „Hit­ler­grußes“ zu provozieren. Gegen ihn wird jet­zt wegen Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen ermittelt.
weit­ere Fotos: hier und hier

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Wieder einmal: Frankfurt (Oder) ist kein Ort für Nazis!

Wir waren schock­iert, als am 17.01.2015 etwa 250 Men­schen gegen Geflüchtete und für eine strik­tere Asylpoli­tik auf die Straße gin­gen. Dies war ein­er der größten recht­en Aufmärsche der let­zten Jahre in Bran­den­burg. Die Teil­nehmenden stammten größ­ten­teils aus einem Spek­trum mit gefes­tigtem neon­azis­tis­chen Welt­bild. Es gab dem­nach viele Über­schnei­dun­gen zu „typ­is­chen“ Demon­stra­tio­nen der Extremen Recht­en, die in der Ver­gan­gen­heit vor allem durch die NPD organ­isiert und ver­anstal­tet wur­den. Etwa 70 Teilnehmer*innen kamen aus Frank­furt (Oder) selb­st und sind bzw. waren aktiv in diversen neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen: von recht­en Kam­er­ad­schaften über gewalt­bere­ite Hooligans
bis hin zu recht­en Rock­ern. Anwe­send war beispiel­sweise Sven Lemke, der 1997 einen Polen mit einem Vorschlagham­mer angriff und ver­let­zte. Oder auch diejeni­gen, die 2007 den Syn­a­gogenge­denkstein schän­de­ten. Anwe­send war auch Alexan­der Bode aus Guben, der einen Algerier 1999 zu Tode het­zte; sowie Maik Emminger, der Brud­er ein­er der Angeklagten im NSU-Prozess und selb­st aktiv­er Neon­azi und Aktivist bei “Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung”. Das hat viele bürg­er­liche Rassist_innen, die „nur“ ein biss­chen PEGIDA spie­len woll­ten, zögern
lassen. Umso erschreck­ender ist allerd­ings, dass auch viele junge Frankfurter*innen im Schu­lal­ter mitliefen: So wurde der Auf­marsch für die Neon­azi-Szene zu einem Event der faschis­tis­chen Jugendarbeit.
Am 17.01.2015 waren also rechte Gewalt­täter in der Oder­stadt unter­wegs und kon­nten ihre Het­ze auf die Straße und die Köpfe junger Men­schen tra­gen. Der erneute Ver­such der Gruppe „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ am 14.02.2015 ist ein Zeichen dafür, das die Neon­azis durch den nicht vol­lends block­ierten Auf­marsch vom 17.01.2015 Ober­wass­er bekom­men haben.
Uns bleibt nur eines übrig: Am Sam­stag wer­den die demokratis­chen Kräfte im bre­it­en Schul­ter­schluß zeigen, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Nazis ist und dass Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten unsere Antwort auf Ras­sis­mus und Faschis­mus ist. Wir hof­fen auf bre­ite Zus­tim­mung in der Bevölkerung!
Tre­ff­punkt ist der Bahn­hof um 10:00 Uhr. Wir gehen mit unser­er Demon­stra­tion „Für die Frei­heit! — Für das Leben! Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen“ nach der Auf­tak­tkundge­bung durch die Innen­stadt und wer­den uns den Neon­azis, welche ihre Kundge­bung am Holz­markt abhal­ten wollen, laut­stark entgegenstellen.

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Antifaschismus

BraMM: Aller guten Dinge sind 3…

Wie auch schon bei den let­zten Spaziergän­gen der BraMM, hat sich auch zu dieses Mal die Teilnehmer_innenzahl reduziert. Dem Aufruf der von den Repub­likan­ern ges­teuerten Ver­anstal­tung fol­gten cir­ca 70 bis 80 Per­so­n­en. Obwohl BraMM sich von Men­schen, die nicht auf den Grund­festen der Demokratie ste­hen, zu dis­tanzieren ver­sucht, stell­ten Neon­azis mehr als die Hälfte der Teilnehmer_innen. So nah­men wieder NPDler_innen aus dem Raum Bad Belzig und
Prem­nitz — Rathenow teil. Auch die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ war mit einem Trans­par­ent und zwei Schildern vor Ort. Des Weit­eren nah­men Per­so­n­en aus dem Umfeld der islam­feindlichen Inter­net­präsenz PI-News mit einem Trans­par­ent teil. Die Inhalte dieser sind von zahlre­ichen recht­spop­ulis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Inhal­ten geprägt. Auch war wieder der Totschläger Sascha L. und fünf weit­ere Neon­azis aus der Havel­stadt vor Ort. Abgerun­det wurde das neon­azis­tis­che Spek­trum durch fünf bis zehn Per­so­n­en aus dem lokalen Hooli­gan­m­i­lieu. Somit wurde die selb­st geset­zte Maxime sich gegenüber von Per­so­n­en die „Krawall machen oder extrem­istis­ches Gedankengut abson­dern“ zu dis­tanzieren nicht umge­set­zt. Auch wenn in einem Rede­beitrag erwäh­nt wurde, man ste­he zum Asyl­recht, kann dies kaum als glaub­würdig gel­ten, da die meis­ten Teilnehmer_innen aus dem neon­azis­tis­chem Spek­trum kamen und „Angst“ vor ein­er fan­tasierten „Über­frem­dung“ haben. Die Veranstalter_innen geben den Neon­azis somit eine Bühne und das obwohl die Repub­likan­er sich von neon­azis­tis­chen Parteien und Grup­pen distanzieren.
Dynamis­ch­er Gegenprotest
Der Gegen­protest hat sich, eben­so wie schon eine Woche zuvor, weit­er­en­twick­elt. Nach­dem die BraMM-Spazier­er_in­nen ihren Auf­tak­tort ver­lassen hat­ten, säu­berten die Men­schen sym­bol­isch den Platz. Auch war die Stim­mung durch den Auftritt der Band Patch­work aus­ge­lassen. Die Men­schen zeigten deut­lich, dass sie auch die näch­sten Mon­tagabende bere­it sind sich gegen BraMM zu positionieren.
Dass Protest nicht nur inner­halb der polizeilichen Regeln möglich ist, zeigten cir­ca zehn entschlossene Antifaschist_innen, indem sie sich wenige Meter vor dem Spazier­gang auf die Straße set­zten. Die Polizei räumte die kurze Block­ade daraufhin mit Gewalt und drängte die Per­so­n­en in eine Neben­straße. Diese Aktion zeigt deut­lich, dass nicht alle Brandenburger_innen es weit­er hin­nehmen wer­den, dass Rassist_innen und Neon­azis durch die Havel­stadt marschieren. Wir find­en das Engage­ment der Stadt­führung und der Bürger_innen her­aus­ra­gend und wer­den auch in Zukun­ft die Aktio­nen dieser unter­stützen. Gle­ichzeit­ig möcht­en wir jedoch darauf hin­weisen, dass Protest nicht nur auf sta­tionäre Ver­anstal­tun­gen beschränkt bleiben muss son­dern so vielfältig erscheinen kann wie die Men­schen die ihn tragen.
19. Todestag von Sven Beuter
Am 20. Feb­ru­ar jährt sich zum 19. Mal der Todestag von Sven Beuter. Er gehörte in den 1990er Jahren zur alter­na­tiv­en Szene der Stadt und wurde wieder­holt Opfer von neon­azis­tis­chen Über­grif­f­en. In der Nacht vom 15. auf den 16. Feb­ru­ar traf er in der Graben­straße auf Sascha L. Nach ein­er kurzen ver­balen Auseinan­der­set­zung schlug der bul­lige Naziskin auf Sven Beuter ein und ver­let­zte ihn der­art schw­er, dass er fünf Tage später im Kranken­haus ver­starb. L. wurde zu siebenein­halb Jahren Gefäng­nis verurteilt, anschließend zog er in die Schweiz. Spätestens im Jahr 2012 er nach Deutsch­land zurück gekehrt. Sei­ther ist er wieder in der Szene aktiv und nimmt an zahlre­ichen Neon­aziver­anstal­tun­gen in der ganzen Repub­lik teil.
Anlässlich des Todestages von Sven Beuter wird es einen Gedenkspazier­gang von seinem Wohnort in der Müh­len­torstraße 13 über die Graben­straße, dem Ort des Angriffs, bis in die Havel­straße, dort find­et sich die Gedenkplat­te für Sven Beuter, geben. Tre­ff­punkt ist um 18 Uhr in der Müh­len­torstraße 13.
Nie­mand ist vergessen!

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Flucht & Migration

Eine eigene Wohnung – so früh wie möglich.

Am 12. Feb­ru­ar ste­ht in der Frank­furter Stadtverord­neten­ver­samm­lung das von der Ver­wal­tung aus­gear­beit­ete Unter­bringungskonzept zur Abstim­mung. Es sieht vor, Flüchtlinge dezen­tral in Woh­nun­gen statt in Sam­melun­terkün­ften unterzubrin­gen. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg begrüßt diesen Schritt in die richtige Richtung.
Am Rande des „Asyl­gipfels“ am 23. Jan­u­ar hat­te der Vor­sitzende des Land­kreistages Wolf­gang Blasig noch verkün­det: „Die Frage von Woh­nun­gen stellt sich nicht mehr.“ Angesichts der steigen­den Flüchtlingszahlen sei eine Unter­bringung nur noch in Gemein­schaft­sun­terkün­ften zu bewerkstelligen.
Die SVV Frank­furt straft ihn Lügen: Ori­en­tiert am Bericht der Lan­desregierung zum Unter­bringungskonzept aus dem Jahr 2013 sollen Asyl­suchende nach zwölf Monat­en in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Woh­nun­gen unterge­bracht wer­den, Flüchtlinge mit beson­derem Schutzbe­darf nach drei Monat­en. Das Wohnen in der Gemein­schaft­sun­terkun­ft solle der
Vor­bere­itung eines selb­st­ständi­gen Lebens in Woh­nun­gen dienen, nicht wie bish­er der bloßen Verwahrung.
Der Vorstoß der SVV Frank­furt ist beson­ders vor dem Hin­ter­grund erfreulich, dass 2013 die Ver­suche der Lan­desregierung, ein Lan­desun­ter­bringungskonzept zu entwick­eln, gescheit­ert sind, obwohl drin­gen­der Hand­lungs­be­darf besteht.Das Deutsche Insti­tut für Men­schen­rechte hält die län­gere Unter­bringung in Sam­melun­terkün­ften für nicht men­schen­recht­skon­form. Anlässlich des „Asyl­gipfels“ hat auch der Flüchtlingsrat in einem Offe­nen Brief, der von mehr als 100 Ini­tia­tiv­en, Organ­i­sa­tio­nen und engagierten Einzelper­so­n­en unterze­ich­net wurde, ein Ums­teuern in der Unter­bringungspoli­tik gefordert. Abgele­gene Masse­nun­terkün­fte in still­gelegten Kaser­nen mit bis zu 400 Plätzen, wie
jet­zt im Land­kreis Dahme-Spree­wald geplant, führen in die Iso­la­tion und erzeu­gen Konflikte.
Kri­tisch sieht der Flüchtlingsrat das in Frank­furt vorge­se­hene Ver­fahren, wonach die Genehmi­gung zum Auszug aus der
Gemein­schaft­sun­terkun­ft von Empfehlun­gen der Sozialarbeiter/innen abhän­gen soll. Eine solche Auf­fas­sung wider­spricht dem Ver­ständ­nis von Wohnen als Men­schen­recht und zeugt von ein­er bevor­munden­den Haltung.
Andere Kom­munen verzicht­en auf der­ar­tiges Schönre­den der Sam­melun­terkün­fte. So stellt der Bürg­er­meis­ter von Treb­bin Thomas Berg­er fest: „Bei der Unter­bringung in vorüberge­hen­den Sam­melun­terkün­ften stehlen wir diesen Men­schen nur Leben­szeit, die sie wesentlich sin­nvoller für eine schnelle Inte­gra­tion bei uns nutzen kön­nen.“ Der Flüchtlingsrat hofft, dass sich andere Land­kreise und Kom­munen diese Ansicht zu eigen machen.
*Pressean­fra­gen:* Gabi Jaschke, Tel. 0176 45 64 75 80, Kay Wen­del, Tel.
0170 9 65 90 42

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Sonstiges

Brandenburg an der Havel: Proteste gegen rechte Montagsspaziergänge gehen weiter

Titelbild
Anlässlich ein­er Demon­stra­tion der von den recht­skon­ser­v­a­tiv­en REPUB­LIKAN­ERn (REP) gelenk­ten Ini­tia­tive der „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung“ (BraMM) in Bran­den­burg an der Hav­el kam es wieder zu Protesten und Protestaktionen.
Vielfältige Proteste/Sitzblockade in der Jacobstraße
An ein­er Gegenkundge­bung auf dem Neustädtis­chen Markt beteiligten sich unge­fähr 200 Men­schen, unter ihnen die Ober­bürg­er­meis­terin der Stadt Bran­den­burg an der Hav­el, Dietlind Tie­mann (CDU).
Gegenüber dem Start­punkt des BraMM-Aufzuges ver­sam­melten sich außer­dem unge­fähr 50 Linksalter­na­tive um ihren Unmut über diese Ver­anstal­tung in Hör- und Sichtweite kundzu­tun. Allerd­ings wurde dies durch die Polizei de fac­to ver­hin­dert. Die Beamt_innen postierten mehrere Trans­port­fahrzeuge und Bere­itschaft­spolizeiein­heit­en zwis­chen BraMM-Demo und Gegendemonstrant_innen, so dass ein Protest auf Augen­höhe so nicht möglich war. Ein Teil der Protestierer_innen mussten zu dem diesen Bere­ich auf Anord­nung ver­lassen, darunter auch eine Gruppe junger Leute, die sich als Araber verklei­det hat­ten um ver­meintliche Islamisierungsäng­ste zu persiflieren.
In der Jacob­straße scheit­erte zudem der Ver­such ein­er Block­ade des BraMM-Aufzuges. Als sich unge­fähr zehn Jugendliche dort auf die Straße set­zten und sich ein­hak­ten, stürmte sofort eine Gruppe der Bere­itschaft­spolizei auf sie zu. Ohne große Ver­hand­lun­gen wurde die Block­ade umge­hend aufgelöst und die Blockierer_innen in eine Seit­en­gasse abge­drängt. Weit­ere direk­te Aktio­nen an der Strecke gab es nicht.
Lediglich am Start­punkt des BraMM-Aufzuges ver­sam­melte sich noch ein­mal die Koor­dinierungs­gruppe für Tol­er­anz und Demokratie in Bran­den­burg an der Hav­el, um den Antreteplatz unter dem Mot­to „BraMM aus der Stadt fegen“ sym­bol­isch zu kehren.
BraMM stagniert/Neonazis dominieren
Tat­säch­lich wer­den die Teilnehmer_innen des BraMM-Aufzuges immer weniger. Waren es am 26. Jan­u­ar 2015 immer­hin 150 und am 2. Feb­ru­ar 2015 noch 100 Per­so­n­en, sank die Zahl heute weit­er auf unge­fähr 80, darunter ins­ge­samt höch­stens 30 „Bürger_innen“, die Bran­den­burgs REPUBLIKANER Chef Heiko Müller mobil­isieren konnte.
Die Mehrheit der Veranstaltungsteilnehmer_innen (unge­fähr 50) wur­den als Sympathisant_innen des neon­azis­tis­chen Milieu aus Bran­den­burg an der Hav­el, Bad Belzig, Prem­nitz, Rathenow und Pots­dam erkannt.
Die NPD war durch ihren mit­telmärkischen Kreistagsab­ge­ord­neten André Schär vertreten, die neon­azis­tis­che Bewe­gung „Ein Licht für Deutsch­land“ durch ein Ban­ner und mehrere Plakate. Aus Pots­dam war zudem der Sänger der Naziskin­band „Preussen­stolz“, Patrick D., angereist und aus Bran­den­burg an der Hav­el durfte Totschläger Sascha Lücke nicht fehlen.
Fotos: hier

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurter_innen vollziehen den zivilgesellschaftlichen Schulterschluss gegen Rassismus: „Wir sind viele!“

Erneut ist die lokale und über­re­gionale Unter­stützung groß: So unter­stützen fast 50 Grup­pen und Ini­tia­tiv­en sowie etliche Einzelper­so­n­en den Aufruf vom Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. „Wir freuen uns, dass auch der stel­lvertre­tende Min­is­ter­präsi­dent des Lan­des Bran­den­burg Hel­muth Markov den Aufruf zum wieder­holten Male unter­stützt“, so Janek Las­sau, Press­esprech­er des Bündnisses.
Über 50 Mil­lio­nen Men­schen sind derzeit weltweit auf der Flucht. 173.000 Geflüchtete beantragten in Deutsch­land, einem der reich­sten Län­der der Welt, 2014 Asyl. Nur gut 30 Prozent von ihnen gewährt die Bun­desre­pub­lik Schutz. In Frank­furt (Oder) sind es ein paar hun­dert Men­schen, die vorüberge­hend oder dauer­haft Bürger_innen dieser Stadt sind oder wer­den. Die Rassist_innen entziehen sich nicht nur der völk­er­rechtlichen und human­itären Ver­ant­wor­tung gegenüber diskri­m­inierten Min­der­heit­en, poli­tisch Ver­fol­gten sowie Flüchtlin­gen aus Kriegs- und Krisen­ge­bi­eten. Sie het­zen gegen eine ver­meintliche „Asyl-Flut“ und fürcht­en sich mit ihrem nation­al­sozial­is­tis­chen Welt­bild vor ein­er ver­meintlichen „Über­frem­dung“. Durch ihre Het­ze bew­erten sie Men­schen­leben in „wertvoll“ und „weniger wertvoll“. So wird deut­lich: Ras­sis­mus ist keine Mei­n­ung, son­dern ein Verbrechen!
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und die bei­den städtis­chen Ini­ta­tiv­en rufen für den 14. Feb­ru­ar und für die anderen 364 Tage im Jahr zu Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten auf. Die drei Frank­furter Organ­i­sa­tio­nen sind überzeugt, dass sich Demokrat_innen aller Couleur und mit
unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en, auch über den kom­menden Sam­stag hin­aus, gemein­sam für die Rechte und Forderun­gen von Geflüchteten und einen antifaschis­tis­chen Kon­sens in der Gesellschaft ein­set­zen kön­nen. Ob Asylver­fahrens­ber­atung, Ras­sis­muskri­tik, Deutschunter­richt oder psy­chosoziale Betreu­ung – eine Frank­furter Willkom­men­skul­tur muss sich nach dem bre­it­en zivilge­sellschaftlichen Schul­ter­schluss daran messen lassen, wie weit sie die Bedürfnisse der Geflüchteten als gemein­sames Vorhaben begreift.

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Law & Order

Freischlag für Polizisten

Rück­blick: 24.09.2011, Neu­rup­pin. Anlässlich eines Nazi­auf­marsches in der Stadt kommt es zu friedlichen Sitzblock­aden gegen diesen. Ein Neu­rup­pin­er im Rentenal­ter ist für das “Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt” als Ord­ner tätig. Er wird von zwei Polizis­ten aufge­fordert, den Kreuzungs­bere­ich auf dem die Block­ade stat­tfind­et, zu ver­lassen. Dabei stand die Per­son am Rande der Block­ade und erk­lärte ihre Auf­gabe wäre die Deeskala­tion der Sit­u­a­tion. Sie wird trotz­dem aufge­fordert, zwecks Iden­titäts­fest­stel­lung in den Bere­ich des polizeilichen Kessels mitzukom­men. Nach ver­balem Wider­spruch dage­gen wird die Per­son von bei­den Beamten gegrif­f­en und abge­führt. Als der ver­bale Protest nicht aufhört, ver­set­zt ein­er der Beamten ihm einen Faustschlag in die Rip­pen. Die betrof­fene Per­son fotografiert den schla­gen­den Polizis­ten und stellt Strafanzeige gegen ihn.
Es verge­hen einige Jahre und schließlich kommt es zum Prozess gegen den Schläger. In der Ver­hand­lung bestre­it­et er die Vor­würfe. Das Amts­gericht Neu­rup­pin verurteilt ihn erstin­stan­zlich zu ein­er Geld­strafe von 60 Tagessätzen zu je 50,00€ (ins­ge­samt 3.000,00€). Der Polizist legt Revi­sion ein und der Fall wird an das Landgericht verwiesen.
Heute, am 09.02.2015 fand dieses Ver­fahren statt. Gle­ich zu Beginn der Ver­hand­lung zeich­nen sich Absprachen zwis­chen der Vertei­di­gung und der Staat­san­waltschaft ab. Der Beamte geste­ht dann die Vor­würfe und begrün­det den Vor­fall mit “ein­er Sicherung, die ihm kurzzeit­ig durchgek­nallt sei”. Im Tausch gegen dieses Geständ­nis wird eine Ein­stel­lung des Ver­fahrens gegen Zahlung ein­er Geld­summe (siehe §153a) in Aus­sicht gestellt. Nach Beratung kom­men die Richter zum Urteil, dass dieser Vorge­hensweise zuzus­tim­men ist, da die Schuld ger­ing (“nur” eine Prel­lung des Rip­pen­bo­gens bei einem Rent­ner) und dem öffentlichen Inter­esse mit der Geldzahlung genüge getan wäre. Es sei ange­merkt, dass die öffentliche Sitzung gut besucht war. Der Beamte zahlt jet­zt also 3.000,00€ an einen Hos­pizvere­in und darf sich weit­er­hin als nicht vorbe­straft beze­ich­nen. Dien­stliche Kon­se­quen­zen wird es für ihn wohl nicht geben.
Das Urteil ist ein Schlag ins Gesicht für alle Men­schen, die sich Neon­azi­aufmärschen in den Weg stellen. Wir erwarten und haben in der Ver­gan­gen­heit allerd­ings kein anderes Ver­hal­ten von der deutschen Jus­tiz beobachtet. Ver­fahren gegen Polizeibeamte wer­den nicht zur Verurteilung gebracht.
Trotz­dem hal­ten wir es für notwendig, auf die offen­sichtliche Ver­tuschung von “ungerecht­fer­tigter Gewal­tan­wen­dung” durch Polizeibeamte aufmerk­sam zu machen. An diesem Fall ist exem­plar­isch zu sehen, wie Beamte – selb­st wenn sie ihre Straftat­en zu geben – von der Jus­tiz geschont wer­den. Zwar muss der Beamte eine Geld­strafe zahlen – der Fall wird aber in der Öffentlichkeit verz­er­rt wahrgenom­men. Nochmal: Da geste­ht ein Polizist eine Kör­per­ver­let­zung (zumal noch in ein­er Sit­u­a­tion ohne jede Rechts­grund­lage) und das Ver­fahren gegen ihn wird trotz­dem eingestellt! Polizeige­walt wird so zum pri­vat­en Prob­lem der Betrof­fe­nen und nicht etwa Teil der öffentlichen Sta­tis­tiken. Wer dann über Polizeige­walt sprechen möchte, kriegt dann zu hören: “Polizeige­walt? Welche Polizeige­walt? Es gibt doch fast keine Verurteilun­gen.” Genau das ist das Prob­lem! Die deutsche Jus­tiz ist schlicht nicht bere­it, ihre Polizeibeamten für deren Gewal­texzesse zur Ver­ant­wor­tung zu ziehen.
Mit Hin­blick auf den anste­hen­den soge­nan­nten “Tag der deutschen Zukun­ft” am 06.06.2015 durch Neon­azis in Neu­rup­pin hal­ten wir es für ein fatales Sig­nal an gewalt­bere­ite Polizis­ten und alle Men­schen, die es nicht hin­nehmen wollen, dass Faschis­ten ohne Wider­stand aufmaschieren.

Inforiot